Wörterbuch der westmünsterländischen Mundart
1631 Lemmas
wa. → wat
Waabel, Waawel; Wawwel (Ra). Warwel (Hei, Rae, Rh, Bo) m. (Waabels) drehbares Kettenglied. → Dräiwarf f., Schaakel, Warf f.
Zs.: Ketten-
Waag(e) → Waagen
Wääge → Wegg
Wäägeblaa (Pl.) (Rh, Bo) Wegerich. → Wäägerik, Wäägeriksbladd
Wäägebou m. Wegebau
Wäägebreed m. Breitwegerich. → Wäägerik
Wäägegeld 1 n. Wegegeld, Zollabgabe. → Poreer-, Straotengeld
Wäägegeld 2 n. Wiegegeld (für Tiere; wurde z.B. an der Bahnhofswaage entrichtet)
Wäägekrüüs n. 1. Heiligenbild am Weg. → Hillgenhuus, Statsjoon.
2. Wegweiser. → Handwieser.
3. Kreuzung von zwei Wegen
Wäägelatte f. Wiegelatte, lange gerade Latte zum genauen Einebnen von Sand (mit Wasserwaage geprüft, Werkzeug des Fliesenlegers, Maurers, Pflasterers)
Waagen, Waage m., Waage f., Waag n. (Waagens; Wäägesken) Wagen, Ackerwagen. Ne Waagen maaken, daor was acht bes vettehn Daage Arbäid an, aone Maschienen. Wenn de Buur en Huus bouen woll, dann moch he eers en nijen Waagen koopen to't Steene- un Holt-föhrn. ne Frou uut'n Waagen (Zigeunerin). De bünt uut'n Waagen sprungen (Gesindel, Asoziale, → Packvolk, toloopen). • Se lött sik an'n Waagen föhrn (läßt sich etw. antun, Schaden zufügen, ohne sich zu wehren, → Kaore). • Dat is sien Waage un Ploog (sein Ein u. Alles, seine Lieblingsbeschäftigung). → Frou, kraaken, packen, Radd, Schmeer, schmeern, schwaor, staon.
Zs.: Ächter-, Acker-, Bäcker-, Ballen-, Beer-, blauen, Boller-, Bou-, Bruuds-, Buurn-, Dooden-, Feern-, Flack-, Flechten-, Geschäfts-, Gest-, Gummi-, Hand-, Hemmels-, Höi-, Holt-, Hotte-, Hunde-, Huuwe(n)-, Jaggd-, Kasten-, Kinder-, Kipp-, Kisten-, Köcken-, Koh-, Kott-, Kutsk-, Lang-, Last-, Ledder-, Lieken-, Melk-, Mest-, Pack-, Packvolk-, Plaan-, Ploog-, Pötte-, Puppen-, Rengsten-, Ricken-, Rungen-, Säidel-, Saod-, Ssigöiner-, Stroh-, Torf-, Treck(e)-, Veh-, Vöör-
wäägen 1 (wäägt; woog, woogen; wäägen) 1. wiegen, (Gewicht) abwiegen. Den Schinken woog fiew Pund. Ik häbb mi wäägen.
2. abwägen.
Zs.: Botter-
wäägen 2. weggen (Wes, Ot) wegen, aufgrund von. Dat is wäägen daomaols (z.B. Rache für damals). wäägen at (dat) (weil; nämlich). Ik konn nich kommen, wäägen at ik krank was. → upnemmen.
Zs.: ährnt-, des-, dient-, mien(e)t-, sien(e)t-, uhnt-, usset-, van-
Waagen-arm m. Schere für die Deichsel, die mit zwei Streben am Vorderwagen befestigt ist. → Intange, Langwaagen
Waagen-asse f. Wagenachse. ne ieserne Asse van neggenßig Pund (wurde nach Gewicht verkauft)
Waagenboom m. Rundholz auf dem beladenen Erntewagen. → Saod-, Wessboom
Waagenboss m. Eisenhülse auf den Enden der Wagenachse. Wenn den Waagen-boss de nich vöör is, löpp di't Radd dr'af. → Boss 1
Waagenbouer m. Stellmacher für Kutschen. → Fienstellmaaker
Waagenbredd n. Unterbrett des Ackerwagens. Wenn de Waage läög was, mochen we met de Forke up de Waagenbrää houen (Erntebrauch: Zeichen, daß der Wagen leer, die letzte Garbe eingefahren war, → Stoppelhahn). → Underlääger
Waagenbuur m. (Ra) spannfähiger Nachbar, der den Leichenwagen u. den Hochzeitswagen fahren u. die Pferde stellen muß. → Doodenbuur, Föhrnaober
Waagendissel f. Wagendeichsel
Wäägendrieter m. (Vr, St, Sü, Ge, We, Ra, Bo) Gerstenkorn am Auge. → Gastenkaorn, Rabunkel, Wegg
Waagenfett n. Wagenschmiere. → Waagenschmeer
Waagenflechte f. Seitenbrett zum Erhöhen des Kastenwagens (leiterartiger seitlicher Aufsatz). → Bi-, Siedenplanke, Upsetter
Waagenhubbel m. Wagenreifen
Waagenledder, -liere f. Seitenbrett des Ackerwagens. → Bouwaagenledder, Siedenbrää
Waagenliene f. 1. Leine für das Zugpferd des Wagens.
2. Seil zum Befestigen des Rundholzes auf der Fracht. → Waagenboom, -seel
Waagenradd n. Wagenrad. → Advekaot
Waagenremiese f. Wagenschuppen, Gebäude zum Unterstellen von Fahrzeugen. → Schirmschoppe
Waagenrunge f. Steckholz als Seitenbrettstütze des Wagenaufbaus (immer paarig)
Waagenscheed n. (Vr, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae) hohes Endstück aus Latten am Kastenwagen (bes. bei Wagen zum Transport von Mischtorfbriketts, → Klüün)
Waagenschmeer m'n. Wagenschmiere (Hundefett, Staufferfett, ersatzweise auch Talg). Sommerdagg satten ganze Kladdens van Waagenschmeer vöör'n Boss (Bei häufigem Gebrauch quoll das steife Fett aus der Buchse der Radnabe). → Teer
Waagenschoppe f. Wagenschuppen. → Een, Loose, Remiese, Schirmschoppe, Waagenremiese
Waagenschott n. (St, Ge, Bor, Rae) Spiegelholz (formbeständiges Holz, z.B. Eichenbrett, das durch Spalten eines Eichenstammes entsteht)
Waagenseel n. Wagenseil, dickes Hanfseil zum Befestigen der Fracht auf dem Erntewagen (wurde an den Seitenbrettern befestigt u. über der Fracht festgezurrt). → Ächter-, Höiseel, Katroll, losshelpen, Taakel
Waagensolder m. (Rh) Boden des Kastenwagens (aus Brettern). → Underlääger, Waagenbredd
Waagenspoor, -spöör n. Spurrille, Wagenspur auf unbefestigten Wegen. döör't Waagenspöör föhrn. • Vöör nije Wäärdshüüser un olle Waagenspöörs mott'm sik (gudd) in Acht nemmen. De is so schmall in't Gesichte, de kann uut't Waagenspoor suupen (so spitz u. schmal, → Ssegge). Bi de Böör vöör de Döör in't Waagenspöör ligg ne kaputte Göör; well daor up tredd, de dööt nich mehr met! (Abzählvers, Ra, → uut-tällen). → Footpatt
Waagenstell n. Gesamtunterlage des Kastenwagenaufbaus (Vorder- u. Hinterwagen). → Assenkloss, Dräikranz
waagenswied (Ge, We, Bor, Rae, Bo) wagenweit. → wiedwaagenloss
waagenwiese wagenweise, Wagen für Wagen. Dat Kaorn wodde waagenwiese inföhrt.
Waagenwippe f. Wagenheber, hölzerner Hebel zum Anheben des Wagens (um die Räder abnehmen u. schmieren zu können). De Waagenwippe deen se under'n Waagen schuuwen; daor konn man sik alleen met helpen. → Böörboom, Hääwel, Holtwippe, Krackhaol
Wäägererk m. Wegerich. → Voggelrerk, Wäägerik
Wäägerik, Wäägerich, Wäägerk m. Wegerich, Huflattich, Vogelknöterich (Heil- u. Gewürzkraut). → Wäägebladd, -breed, -rerk, -trää
Wäägeriksbladd n. Wegerich, Breitwegerich. → Wäägebladd, Wäägerik
Wäägeträä m. (Rh) Wegerich
Wääk (Vr). Wädderk (Ge). Wäddek (Hei). Wärk (St, Sü, Ge, Wes, Ra, Bor). Waich (Rh) m. (Wääke) Enterich, Erpel. → Ente 2
Waake f. (Waaken) Wache. Waake hollen bi'n krank Määske (einen Kranken pflegen, versorgen). → waaken.
Zs.: Dooden-, Nacht-
Wääke f. (Wääke(n)) Woche. He kümp in dree Wääke. Dat was vöör'n paar Wääke. Et is ne kaputte Wääke (Woche mit Feiertag). → Dagg, Hohn n., Köln, Kopp, Maondagg, Maondaggsweer.
Zs.: Fest-, Honnig-, Juubel-, Midde-, Neggen-, Sess-, Spinn-, Still-, stille
Waakel. Wääkel (Rh) m. Wacholder
Waakel- auch: Wääkel-
Waakelbääse, -beer(e) f. Wacholderbeere (beliebtes Hausmittel als Tee od. Sirup; Gewürz z.B. für Weißkohl). → Waakelbääsen deen se in´n Buuskohl.
Waakelbääsen- auch: Waakelbeer(e)n-
Waakelbääsentee m. Tee aus Wacholderbeeren (Heilmittel z.B. gegen Erkältung . mit schwarzer Lakritze, Salmiak u. Süßholz . od. als harntreibendes Mittel). Un willt de Niern neet mehr good dat Waater filteriern, ik raode dij, dann doo't met Waakelbääsentee probiern (aus einem Teelied, Bo).
Waakelboom m. (St, Bor, Bo) Wacholderbusch
Waakelbuss, -busk m. 1. Wacholdergehölz.
2. Wacholderbusch. den Bruudswaagen met Waakelbüske mooimaaken (den Brautwagen mit Wacholderzweigen schmücken, → Mäiboom)
Waakelholt n. Wacholder
Waakelnatt n. (Vr, St, Sü) Wacholderschnaps
Waakelstruuk m. Wacholderstrauch
Waakeltack n. Wacholderzweig, -ast
Waakeltoog n. Wacholderzweig. Fääte wodden uutkockt met Waater van Waakeltööger (Desinfizieren von Bierfässern). .n Waakeltöögsken an de Dööre (Zeichen für Alkoholausschank, ohne Konzession, → Vertapp)
waaken 1. wachen, Wache halten. Et wodden munks Wääken (Daage) bi de Füllmääre waakt (um beim Abfohlen zugegen zu sein).
2. pflegen, versorgen. .n krank Kind waaken. → up-passen, Waake.
Zs.: dooden-, nacht-
Wääkenbladd n., -bläddken Wochenblatt, -zeitung
Wääken-end(e) n. Wochenende
wääkenlang wochenlang
Wääkenlohn m. Wochenlohn
Wääkenmarkt m'n. Wochenmarkt
Waakhund m. Wachhund
Waakster f. (Bo) Pflegerin; Hebamme. → Wiesemoor
Wäälde, wäälig, Wääligkäit → Wellde, wellig, Welligkäit
wäänig → wennig
Wäär, Wäär-, wäär- → Weer, Weer-, weer-
Wäärd 1. Wiärd (St, Sü) m. Wert. Daor legg wi kinn Wäärd up. Daor häbbt de kinn Wäärd van hat (Darauf haben sie keinen Wert gelegt).
Wäärd 2. Wiärd (St, Sü) m. (Wäärde) Wirt. Man lährt nich ähr kennen den Wiärd, as män de met ümgeht an'n Heerd (St). → Karmis, Tapper
wäärd, weerd. wiärd (St, Sü) wert. So'n Päärd was jao noch mähr weerd as 'n Määske (un dree Kohne)! (über Wertschätzung der Pferde, iron.). Dat is kinn Pund Wost wäärd! (heftige Ablehnung). Dat is nich mähr völle wäärd. Dat is kinn Küürn wäärd (Das ist nicht der Rede wert). Et was mi doch nich völle wäärd (Es fiel mir schwer, war mir unangenehm). → anhollen, beschienen, Blanken, doon, Möite.
Zs.: achtens-, annemmens-, dankens-, ehrn-, fraogens-, hengaons-, lehnens-, nemmens-, nöögens-, nöömens-, puchens-, ümbrengens-, wahrns-, weerbrengens-
Wäärd- auch: Wiärd-
Wäärdg(e)räi n. Wertsachen
wäärdig, wäärig, weer(d)ig ertragreich, wertvoll. Daor ligg wäärdige Grund (Boden, der etw. einbringt, z.B. Baugrund). Dat Füll was weerdig (war wertvoll).
Wäärdsaaken (Pl.) Wertsachen
Wäärdschup, -schop f. Wirtschaft, Gasthaus; Ausspannwirtschaft. Bi alle Wäärdschuppen stunnen eekene Päöle, een Meeter hooge un Ringe dran, to't Peerde-anbinnen. Een Schnäpsken in de Wäärdschup drinken, dao wödds mähr Nijs gewahr, as 'n heelen Stuuten ääten met Mooder in't Huus. → Angaonshuus, bekieken, Gasthuus, häbben, Waagenspöör, Wirtschaft.
Zs.: Uutspann-
Wäärdslöö (Pl.) Wirtsleute
Wäärdsmann m. Wirt
Wäärds-stommen, -stowwen m. Gaststube. → Gast-stommen
Waare f. (Waaren) 1. Ware. Et is alles Waare nao Geld! (Was man billig kauft, taugt auch meist nicht viel).
2. Töpferware. Daor was Salt up de Waare (Salzflecken auf dem Steinzeug).
Zs.: Frack-, Koloniaal-, Meeter-, Schamott-, Tüntel-, Winkel-
Waarenboom m. Rundholz am Webstuhl zum Aufrollen des fertigen Gewebes. → Wääwersboom
wäärn → weern
waarschou(w)en. waarschauen (Rh, Bo) warnen, verwarnen; drohen. Ik häbb em tweemaol waarschout, nu mott he't sölws wetten! → dröien
Wäärte, Wäärten- → Weerte, Weerten-
Waase f. (Waasen) Vase.
Zs.: Bloomen-, Karkhoffs-
Wääseke → Weseke
Waasem, Waasen m. aufsteigender Dunst, Dampf, Wasserdampf. → Damp, Schwaaden
waasen dampfen, Wasserdampf bilden. Den Pott is an't Waasen.
Waasenplass m. (Ot, Vr, Rae) Kadaverplatz. → Fillkuhle
waasig dunstig, voller Wasserdampf
Wääske → Weseke
Waater n. (Waaters; Wääterken) 1. Wasser. Met Waater kanns 'n besten Koffie kaputtmaaken. Wi kommt van't Waater-suupen af (wenn man sich beim Trinken animieren will). He wödd up Waater un Brood satt. Dat sall wall an't Waater liggen (von Nachwuchs, → Panne). Ik häbb mi ne Hand vull Waater döör't Gesichte schmetten (habe mich kurz gewaschen, erfrischt). • He is met alle Waaters wasket (ist durchtrieben, raffiniert, → knappen). • Daor helpt di kinne Hand Waater an (Es führt kein Weg daran vorbei). Daor is kinne Hand Waater an (Er kann ihm das Wasser nicht reichen, er ist weit unterlegen). In't Feld stonn alls under Waater (war alles überschwemmt). He föllt met't Gatt in't Waater (in'n Dreck) (Er hat Pech). He höllt sik bowwen Waater (kann geschäftlich, finanziell überleben). He häff 't Waater bomm de Oogen staon (Er ist fast bankrott). • Daor geht noch völle Waater döör de Bääke (döör'n Rien) (Das dauert noch lange Zeit). Ne Pröim in de Mund, ne Wiss in de Kunt un dann te Waater! (Man badete ungern: Körperöffnungen verschließen, damit kein Wasser hineinläuft, scherzh.). Ik kann´t Waater nich äs in de Klumpe verdräägen, völl wenniger in´n Buuk. → afwasken, anbrengen, Baadebuxe, bääden, blank, dosken, Fost, fussen, Gott, glücklik, Helligkäit 1, Hund, Kiekfosk, Korw, laate, leeden, Luus, Maone, Morgenrood, natt, Peerd, Pütt, Riekdum, riepe, Rügge, Säängen, Schnee, singen, spöiten, targen, twingen, verdrinken, verläägen, Wind.
2. Gewässer (z.B. Quelle, Bach, Wasserader, Teich). öwwer't groote Waater (nach Übersee, → Kolk). Se ligg up't Waater (Sie wohnen auf einer Wasserader). → loopen.
3. Körperflüssigkeit (Tränen, Speichel, Schweiß, Fruchtwasser, Urin). He häff 't Waater hooge (is dicht an't Waater bout) (Er ist zum Weinen geneigt, Wortspiel mit Bed. 1 u. 3). Mi löpp 't Waater üm de Tande (in'n Beck binander) (Mir läuft das Wasser im Munde zusammen). Dat Waater is wegg, de eerste Blaose is de a. west (Das Fruchtwasser ist abgegangen, Anzeichen für die Geburt). De Koh lött (mäck) Waater. Wann old wäärn wuss, laot 't Waater uut'n Buuk un 'n Buuk uut't Waater (Bed. 3 u. 1). → basten, Dokter, Knee.
Zs.: Af-, Bääk-, Barken-, Bölk(e)-, Bröi-, Döddel-, Dööp-, Dreck-, Drink-, Drops-, Eek-, Eggel-, Erpelschällens-, Fett-, Flees-, Friss-, Gottengatts-, Grund-, Hahnen-, Hoog-, Ies-, Ieser-, Kalk-, Kanaol-, Kernseepen-, Koffie-, Köhl-, Kribbel-, Küür-, Ledde-, Lieken-, Lööt-, Löske-, Mensken-, Modde-, Moos-strunk-, Oogen-, Öwwel-, Öwwer-, Pannass-, Peerdeköttels-, Praote-, Promille-, Prütt-, Pümpel-, Räägen-, Roggen-, Rood-, Ruuke-, Sabbel-, Saft-, Salt-, Schnee-, Schrubb-, Seepen-, Sette-, Sooda-, Spinaot-, Splenter-, Spööl-, Sprääk-, Spraok-, Ssiepel-, Ssucker-, Ssuckerijs-, Stüwwe-, Suur-, Treck(e)-, Tuffel-, Tüür-, Vääne-, Waske-, Wij-, Woste-
Waaterback m. Wassergefäß, Wassertrog; Waschschüssel; Tränke für Vieh auf der Weide. → uuthöllen
Waaterblaose f. 1. Wasserblase.
2. Fruchtblase. De Waaterblaose is knappt (Blasensprung kurz vor der Geburt). de eerste un de twidde Waaterblaose. → Beenblaose, Flööß, Glückshuud
Waaterbloome f. im Wasser wachsende Blume
Waaterbüsse f. Wasserkanne. → Waatertöite
Waaterdamp m. Wasserdampf
waaterdich(t) wasserdicht. waaterdichten Putz föör'n Keller
Waaterdokter m. Homöopath, Heilpraktiker, der nach dem Urin diagnostiziert. → Bütten-, Knocken-, Piss-, Striekedokter
Waaterdöörlaot m. Wasserdurchlaß, Wasserrohr (unter der Weidezufahrt). → Düüker
Waaterdroppen m. Wassertropfen
Waaterdruck m. Wasserdruck. Bi Waaterdruck in'n Keller wodden Klinker met de Rundung nao unden hen leggt (wenn das Grundwasser von unten drückte).
Waaterdüppe f. Wasserkanne, Blechkanne für Wasser. → Waatertöite
Waater-emmer m. Wassereimer. → Hänger
Waaterfarwe f. Wasserfarbe
Waaterfatt n. Wasserfaß (für Regenwasser). → Waatertunne
Waaterflacken m. (Bo) Wasserflecken
Waaterfläske, -flässe f. Wasserflasche
Waaterflöite f. Tonflöte mit bauchigem Wasserbehälter. → Nachtigall
Waaterflööte f. große Wanne. → Waaterback
Waaterfoor(e), -fuur(e) f. mit Wasser gefüllte Furche (in feuchtem Acker)
Waaterfuuge f. sehr dünne Fuge mit wenig Mörtel. → Berlien, Knirschfuuge
Waatergääl n. zu dünnes Bier (das zu wenig Malz enthält, scherzh.). → Hoppenbitter
Waatergäil m. wilder Spörgel (Unkraut, das wie Spörgel aussieht). → wilden Spörrie
Waatergeetling m. Schwarzdrossel (kündigt Regen an). → schwatten Geetling
Waaterglass n. Wasserglas
Waatergotte f. Kanal; Wassergraben
Waatergötte f. Wasserguß
Waatergraawen, -ben m. Wassergraben
Waatergröss, -gräss n. Wasserquecke
Waaterhahn m. (Bor, Rae, Rh, Bo) Wasserhahn. → Waaterkraan
Waaterholt n. schnellwüchsiges Holz, z.B. Pappel, Weide, Schwarzerle
Waaterhohn n. Teichhuhn, Wasserhuhn, Bläßhuhn. → Bääken-, Blässhohn, Bläss-tüüte, Waatertippken
wääterig 1. wäßrig, dünnflüssig. wääterig Ääten. De Peere is wääterig (überreif). De Mönne is in'n Sommer wääteriger, in'n Winter häff de faster Flees. Wiss mi blooß den Mund (den Beck) wääterig maaken (den Mund wäßrig machen, auf den Geschmack bringen, verführen). → vöörschmieten.
2. von der Sonne: fahl, blaß. De Sünne schinnt so wääterig (vor Gewitter, → Waatersünne).
3. vom Pferd: lahm durch Überernährung. De Peerde bünt wääterig. → rehlamm, Verschlagg 2
Waaterjück, -jöck n. Schultertrageholz für zwei Wassereimer
Waaterjüffer f. (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Hei, Bor) Libelle. → Glassschnieder, Rüggeschwemmer, Waaterlööper
Waaterkäätel, -kettel m. Wasserkessel. → Koffiekäätel
Waaterkalk m. Wasserkalk (fertiger Kalk, der nicht mehr gelöscht od. eingesumpft wird, im Ggs. zu → Stück-, Sumpfkalk). Se bruukten fröhr vull Waaterkalk up de Fluure, de was ieserhatt. → uutglieken
Waaterkalw n. junges Kalb, das mit Magermilch aufgezogen wird. → Wälterkalw
Waaterkamp m. (zu) feuchtes Stück Land, Acker in einer Niederung. → Halsgatt
Waaterkanne f. Wasserkanne
Waaterkante f. 1. Richtung, aus der der Regen kommt. → Waaterwind.
2. zum Wasser gelegene Seite
Waaterklocke f. Glockenklang, -schall, den man nur bei feuchtem Wetter hört. de Waaterklocke van Ammeln. → Rekken
Waaterklööre f. wäßrige Farbe. Wenn de Sünne ne Waaterklööre häff, giff't Unneweer (wenn die Sonne einen weißen Schleier hat, → Waatersünne).
waaterkold naßkalt. Et is waaterkold Weer. → finger-, füchtkold
Waaterkolk m. Teich, Tümpel (in der Weide); stehendes Gewässer. → Suupkolk
Waaterkölde, -költe f. Kälte bei feuchtem Wetter
Waaterkopp m. 1. Wasserkopf; dicker Kopf.
2. Dummkopf
Waaterkraan m. (Ot, Vr, St, Sü, Ge, We, Ra) Wasserhahn. Den Waaterkraan dröppelt. → Pumpenkraan, strullen, Waaterhahn
Waaterkranz, -kraa(n)s m. "Wasserkranz", Hof um den Mond. De Maone häff ne Waaterkraas, et giff Räägen.
Waaterkruud n. (Vr) Sumpfknöterich (pfirsichblätterig). → Waaterrerk
Waaterkruuke f. 1. Wasserkrug. → Steenkruuke.
2. Wärmflasche (mit heißem Wasser gefüllter Behälter aus Steinzeug, Holz od. Metall)
Waaterkuhle f. Kuhle mit stehendem Wasser; ausgetorfte Kuhle im Moor. → Väänekuhle
Waaterkumme f. Wasserschüssel, -trog
Waaterküümen, -küüwen m. Wasserkübel
Waaterlaoge f. fester, waagerechter Streifen in Brot, Kuchen. → Waaterstriepen
Waaterlellie, -lilje f. Wasserlilie
Waaterlinse f. kleine Wasserlinse. → Entenflott
Waaterlock n. 1. Wasserlache, Pfütze; mit Wasser gefüllte Senke, Grube. De Blaagen leepen met bloode Beene döör't Waaterlock.
2. Westen. De Wind kümp uut't Waaterlock (von Westen). → Karkentaorn, leegen Wind, Waaterwind
Waaterlodde f. Wasserschößling (einjähriger Trieb, senkrechter Schößling an Bäumen u. Sträuchern). → Waater-ries, -wedde
Waaterloop m. 1. Wasserlauf, Wassergraben.
2. Fläche des Dachziegels (im Ggs. zu → Krempe, Öwwerdecker). → Bladd
Waaterlööper m. (Bo) Libelle. → Waaterjüffer
Waaterlöppe f. Wasserlauf, Bach. → Loopgotte, -graawen
Waatermaone f. Mond mit Hof (Anzeichen für Regenwetter od. Wetterumschwung). → Waaterkranz
Waatermiere f. Sumpfsternmiere
Waatermölle f. Wassermühle. → Mundwark, Windmölle
Waatermoss n. Wassermoos (z.B. am Brunnen, in Weiden u. im Moor wachsende lange Moossorte; wurde beim Abdichten von Drainagerohren verwendet, damit Wasser, aber kein Sand durch die Ritzen kam)
waatern Wasser lassen, pinkeln
wäätern wässern. den Schinken wäätern. de Botter wäätern
Waaternaod f. wasserdichte Naht (am Schuh). Waaterdichte Schoh ha'en ne Waaternaod met ne Schwieneblaose (Eine Schweineblase lag zwischen den Sohlen.)
waaternatt ganz durchnäßt. He was waaternatt eschweet.
Waaternettel f. Kunigundenkraut (Korbblütler)
Waater-odder f. Wasserader. Waater-oddern sööken. → Waaterwelle, Welle 1
Waaterpääper m. (Bo) Wasserpfeffer (Knöterichart). → Kriegspääper, wilden Pääper, Waater-rerk
Waaterpapp m., -päppken mit Wasser verdünnte Milchsuppe. De kümp macklik (noch froh genugg) an'n Waaterpapp (Sie wird ihre Erfahrungen machen; bes. vom frühen Heiraten).
Waaterpass m. Wasserwaage. → Waaterwaoge
Waaterpeer(e) f. Birnensorte (saftig, mittelgroß). → Honnig-Ssuckerhonnigspeere
Waaterplacke(n) m. 1. Wasserflecken.
2. Wasserlache, Pfütze
Waaterplante f. Wasserpflanze
Waaterpott m., -pöttken Wassertopf, -gefäß. .n Waaterpöttken in de Duuwenkoue (Tränke im Taubenkäfig)
Waaterpruume f. Pflaumensorte (sehr saftig)
Waaterpulle f. Wasserflasche
Waaterpumpe f. Wasserpumpe
Waaterpütt m. Brunnen
Waaterquecke, -queckwe f. Binsenquecke, Bandgras (queckenartige Grassorte). → Bandgröss, Meddel
Waater-ranke f. Bittersüß
Waater-ratte f. Wasserratte. → Ahaus, holl
Waater-ries, -er n. Wasserschößling. → Waaterlodde
Waater-rerk m. Sumpfknöterich, Wasser-, Wiesenknöterich (pfirsichblätterig, an feuchtem Standort). → Waaterkruud, -pääper
Waater-rohr, -röhr, -rühr n. Wasserrohr
Waater-ruut n. Sumpf-, Wiesenunkraut
Waatersack m. 1. kleiner Porzellanbehälter für Speichel unter dem Pfeifenkopf. → Lüllepöttken, Piepenfoot.
2. Schwellung am Euter der Kuh (in der Tragezeit; Anzeichen für gute Milchleistung)
Waaterscheed n. (Vr, St, Sü, Rae, Rh, Bo) Wassergraben auf der Grenze (zweier Grundstücke)
Waaterschipp n. Warmwasserbehälter am alten Kochherd. → Schipp 2
Waaterschlagg m. 1. Sandsteinsockel (am Bauernhaus).
2. mit Wasser gefüllte Senke. ne Waaterschlagg in de Wäide
Waaterschlänke f. mit Wasser gefüllte Senke (im Acker, in der Weide)
Waaterschlaoge f. fester waagerechter Streifen in Brot, Kuchen. → Waaterstriepen
Waaterschlatt n. 1. wasserreiche Niederung.
2. mit Wasser gefüllte Senke
Waaterschlott n. Wasserschloß
Waaterschnee m. wäßriger Schnee. → Plackschnee
Waaterschneppe f. Pfuhlschnepfe
waaterschüü, -schöi wasserscheu
Waaterschwalwe f. Uferschwalbe
Waatersööker m. Wünschelrutengänger (der eine Wasserader sucht). → Wellensööker
Waaterspecht m. Wasserspecht, Eisvogel
Waaterspeegel m. Wasserspiegel
Waaterspill n. Wasser (abw.). Is dat 'n Waaterspill! (z.B. bei Überschwemmung).
Waatersprütze f. Wasserspritze (der Feuerwehr). → Brandsprütze
Waaterstand m. Wasserstand. Den Waaterstand in de Pütte is leege.
Waatersteen m. (Vr, St, Sü, Ra, Hei, Bor, Rae, Bo) Schieferstein zum Schärfen der Rasiermesser. → Aftreck-, Sand-, Schliepsteen, schliepen
Waaterstraol m. Wasserstrahl
Waaterstriepe(n) m. fester, waagerechter Streifen in Brot, Kuchen, fester Teigstreifen in schlecht gebackenem Brot (entsteht z.B. durch Beigabe von minderwertigem Mehl od. Kartoffeln). → Banke, Speckschicht, Waaterlaoge, -schlaoge
waaterstriepig von festen waagerechten Teigstreifen durchzogen (Brot, Kuchen). Den Stuuten is waaterstriepig. → glaaserig, striepig
Waatersucht f. Wassersucht. Schaope häbbt de Waatersucht.
Waatersump m. Trog für Wasser
Waatersünne f. fahle u. doch grelle Sonne (vor Gewitter; die Sonne scheint durch dicke Wolken). → Sünne, wääterig
Waatersuppe f. wäßrige Suppe
Waatertaorn, -turn m. Wasserturm
Waatertippken (Ge, Bor) Teichhuhn. → Waaterhohn
Waatertöite f. Wasserkanne
Waatertrogg m. Trog für Wasser (z.B. als Viehtränke)
Waatertunne f. Wassertonne (für Regenwasser)
Waatertüüte f. Regenpfeifer. → Väänetüüte
Waatervoggel m. 1. Vogel, der Regen ankündigt (Schwarzdrossel, Singdrossel). Den schwatten Geetling un den Liesdaorn, dat bünt richtige Waatervöggel. Wenn den Waatervoggel flöit, giff't Räägen. → Geetling, Liesdaorn, Ssippe.
2. Wasservogel
Waaterwaoge f. Wasserwaage. → Waaterpass
Waaterwarf m. (Wes, Ot, Vr, Sü, Ge) in feuchter Niederung wachsende Weidenart; verkrüppelte Weide. Waaterwarf wöss in Waaterschlänken.
Waaterwedde f. Wasserschößling. → Waaterlodde
Waaterwelle f. Wasserader; Wasserquelle. → Waater-odder, Welle 2
Waaterwilge f. in feuchter Niederung wachsende Weidenart. → Waaterwarf
Waaterwind m. Westwind, der Regen bringt. Wat is dat doch ne Waaterwind! → leegen Wind, Waaterkante, -lock
Waaterwottel f. Lerchensporn (Frühlingsstaude). → Wullwottel
Wääw-aard f. Webart, Gewebe
Wääwedamp m. (Vr, St, Bor, Rae, Rh, Bo) Dampfwebstuhl
Wääwefehler m. Webfehler (In Lohnweberei hergestelltes Leinen wurde auf Webfehler hin durchgesehen u. entspechend bewertet.)
Wääwekaamer f. Webstube (z.B. Nebenraum im Bauernhaus). → Spinnstommen.
Zs.: Damp-
Waawel → Waabel
Wääwelaa(de) f. Weblade (am mechanischen Webstuhl)
Wääwemester m. Webmeister
wääwen weben. Groote Buurn deen nich wääwen, dat deen kläine Löö, üm Geld te verdeenen.
Wääwer m. Weber.
Zs.: Hand-, Hand-dook-, Huus-, Linnen-, Pellen-, Tou-, Wull-
Wääwerij f. Weberei.
Zs.: Gebild-, Hand-, Huus-
Wääwerknecht m. (Rh, Bo) Weberknecht. → Glaasenmääker, Stoppnaodel
Wääwersboom m. Rundholz zum Aufrollen des Gewebes. → Waarenboom
Wääwerscheere f. Weberschere (in der Form einer Schafschere)
Wääwerschipp n., -schippken Weberschiffchen, Wurfspule. → Schmietspoole
Wääwerschotte, -schötte f. Ne Wääwerschotte uut witten of blau-en Nessel
Wääwersknüppe f. Weberknoten
Wääwerskrankhäid f. Schwindsucht. → Schwindsucht, Tehringe
Wääwerslohn m. Lohn des Webers
Wääwerspiepe f. Webspule im Schützen (mit Schußgarn gefüllter Kops)
Wääwerstohl m. (St, Sü) Webstuhl. → Wääwetou
Wääwerstöite f., -töitken Kaffeeflasche (die der Weber mit zur Arbeit nahm). → Fabriekskruuke, Koffietöite
Wääw(e)tou, Wääwgetou, Wääwetöi m'n. Webstuhl (für die Lohnweberei). Daor is Dagg un Nacht dat Wääwtou gaone, wenn den Vaader dr'uut göng, is de Mooder weer drin gaone. → Huuswääwerij, Töi
Wääwsel n. Gewebe
wabbelig weichlich, gallertartig. → quabbelig, schwabbelig
wabbeln hervorquellen, weichlich hervortreten. → quabbeln
Wacht, Wach f. 1. Wache.
2. in der Wendg. de Wacht ansäggen (drohen).
Zs.: Lieken-
Wächter m. Wächter.
Zs.: Faaden-, Nacht-
Wachte-, wachten, Wachterij → Wochte-, wochten, Wochterij
Wach-to Jägerruf (Hetzruf)
Wackeler(t) m. (Ge) wer hinkt, humpelt. → Haake-, Hinkebeen
wackelig wackelig; unsicher. wackelig Weer (unbeständiges Wetter). → wankelig
wackeln wackeln. Solange at't wackelt, föllt't nich üm (z.B. schwankende Leiter, Baugerüst, iron.). → blind
wacker 1. wach. wacker maaken (1. wecken. 2. antreiben zur Arbeit). Büs all wacker? (Antwort:) Dat was 't eerste all van Morgen (scherzh.). He mutt noch wacker maakt weern (Er ist dümmlich).
2. aufgeweckt, behende, klug. 'n wacker Maiken. Fuusel mäck den Verstand wacker un kreggel.
Zs.: hell
wackerig 1. wach. Ik kann de Blaagen nich wackerig kriegen.
2. aufgeweckt, behende, klug. ne wackerigen Käärl
Wackmann m. (Wes, Vr, Ra, Hei, Rae) Backstein, gebrannter Lehmziegel. → Backmann
Wädde(r)k → Wääk
Waddewall, Waddewarr → Weddewall
Waffel f. (Waffeln) Waffel (Kuchen- od. Plätzchenart)
Waffel-ieser, -n n. Waffeleisen
Wagon → Wegon
wahne, wahn 1. heftig, wütend, zornig, aufgeregt. → wahnig.
2. ungeheuer, sehr; besonders, außergewöhnlich. Dat is wahn düür! Wahn Pläseer! (Viel Spaß). Et gong de wahne heer (Es ging hoch her). → hellsk, nucks, schlumpig, unbesuust
wähnen → wönnen
wahnig böse, gehässig; hitzköpfig, aufgeregt, wütend. → giftig, hellig, Spinne, ustrinäötsk
wahnschaapelig, wahnschaapen, wahnschaawig, wahnschappen 1. schief; durcheinander. en wahnschaapen Dingen. Dat sitt daor so wahnschaapelig an'n Stell. Wat häs 't Spill doch weer wahnschaawig an (z.B. von unordentlicher Kleidung).
2. ungeschickt; tölpelhaft, unbeholfen. Häbb di nich so wahnschaapen! Wat stehs de wahnschaapen bi (unbeholfen, verlegen). Et kümp de so wahnschaawig uut (ungeschickt beim Sprechen).
Wähnßel, Wäi(n)ßel, Wennßel n. (Vr, St, Sü, Ge, Ra, Hei, Rae) Angewohnheit. → Anwähnßel, Angewönnte
wahntruuen, -trouen, wanntruuen, -trouen, wanktruuen, -trouen mißtrauen
wahntruuig, -trouig, -tröig, wanntruuig,
-trouig, -tröig, wanktruuig, -trouig,
-tröig mißtrauisch
Wahr n. (Wes, Ot, Vr, St) in der Wendg. Wahr häbben in (up) (achten auf; bewahren, schonen). De Kinner häbbt kinn Wahr in't Gräi (achten nicht auf die Sachen).
wahrig aufs Bewahren bedacht. De Ollen wassen lück wahrig, de mochen nix an de Sied maaken.
Währinge f. (St, Sü, Ge, Ra) nähere Umgebung, Nähe. Dat is flack in de Währinge. → Büürte
wahrn 1. bewahren, achten (auf); sorgsam behandeln, schonen; aufbewahren. Usse Vaader häff de olle Breewe gudd wahrt. Well wat wahrt, de häff wat (Wer sparsam, schonend mit den Sachen umgeht). Wahr dien Geld, up'n ollen Dagg häs nix. Kinner wahrn (Kinder hüten). He mutt sik binnen de Pöste wahrn (muß noch im Hause bleiben u. sich schonen). De wahrt di de Oogen wall räin (klaor) (Bei dem sei vorsichtig). Ik sall di wahrn! (Drohung, Zurechtweisung). → Äi, häbben, Köttel, up-passen.
2. sik wahrn (sich hüten, in Acht nehmen, vorsehen). Wahrt uh! (Vorsicht). Ik sall mi wahrn! (Ich werde mich hüten). Daor mö. ih uh vöör wahrn! Ik wahr mi de van af (Da bin ich vorsichtig). Muss di uut de Wegg wahrn! (nicht vor die Füße laufen, im Weg stehen). → af, Blitz, Buuk, Ossen, raaken.
Zs.: Puggen-, wegg-
währn, wehrn dauern, währen. → duurn
wahrnswäärd aufhebenswert. De olle Klocke is wahrnswäärd.
Währung f. Währungsreform (1948). Dat was nao de Währung.
Waich → Wääk
Wäid-äide, -ääg(e)de f. Gliederegge für vermooste Weiden. → Ketten-, Moss-, Wiesken-äide
Wäide 1 f. (Wäiden) Weide, Viehweide. He häff 't Land to Wäide maakt. → Wieske.
Zs.: Appel-, Bääk-, Beesen-, Bleek-, Bullen-, Driew-, Farken-, Güsten-, Höi-, Jungveh-, Kalwer-, Koh-, Mäi-, Mass-, Meddel-, Melk-, Metten-, Nao-, Peerde-, Pruumen-, Puggen-, Schaops-, Schnie-, Schwiene-, Sseggen-, Starken-, Updriewers-, Veh-, Well-
Wäide 2 f. (Wäiden) Weide (Baumart). → Stüwwe, Wilge, Wäidenstüüwe.
Zs.: Kopp-, Stuuk-, Stüüw-
Wäide-arf m., -arwe f. Grasnarbe, bewachsener oberer Boden der Weide mit Wurzeln
Wäidebees(t) n. Tier, das auf die Weide kommt (z.B. mageres Rind od. Kuh mit Euterkrankheit)
Wäidebullen m., -bülleken Jungbulle (wurde im Sommer auf die Weide getrieben). Dat is noch so'n Wäidebülleken (z.B. unreifer Junge).
Wäidedeew m. Viehdieb. → Vehdeew
Wäidedier, -deer n. Tier, das auf die Weide kommt. → Wäidebeest
Wäidedießel f. Distel in der Weide. → Stääkdießel
Wäidedraod m. glatter Eisendraht (zum Einzäunen der Weide). up de Iesbahn schliern met Wäidedraod under de Klumpe
Wäidegröss, -gräss n. Gras in der Weide; für Weiden geeignetes Gras
Wäidegrund m. Weiden als Grundbesitz
Wäidekättken (Rh) Weidenkätzchen. → Katte, Miesekatte, Stättkes
Wäideklamme(r) f. Krampe zum Befestigen des Weidedrahtes an den Holzpfählen
Wäidekoh f. Kuh, die für einen Sommer auf die Weide getrieben u. dann geschlachtet wird (wird nicht mehr gedeckt). Wäidekoh mäck 't Hecke to (Spottvers, wenn jd. das Hemd aus der Hose hängt, → Hemd). → Schlachtekoh
Wäideland n. Weideland
wäiden weiden, grasen. → Heiden, Tuun
wäiden "jäten" → weeden
Wäidenholt n. Weidenholz (Material des Holzschuhmachers)
Wäidenstüüwe f. Kopfweide, gestutzte Weide. → Koppwäide
Wäidepaol m. Weidepfosten. → Schleddenpaol
Wäidepeerd n. 1. Jungpferd (wurde im Sommer auf die Weide getrieben).
2. auf der Weide gehaltenes Pferd (lebt nur vom Gras, bekommt keinen Hafer, hat daher nicht die volle Kraft)
Wäidepost, -poss m. Weidepfahl. → Schleddenpost
Wäideritt n. Eingang od. Einfahrt zur Weide (Tor aus Draht, im Ggs. zu → Hecke, Schleeteritt)
Wäidetuun m. Weidezaun (Drahtzaun, seit dem 20. Jahrhundert)
Wäidetuunpöttken (Rh) Halterung des Weidezaundrahtes
Wäideveh n. 1. Jungvieh (das im Sommer auf die Weide getrieben wird).
2. Vieh auf der Weide (weniger kräftig)
Wäideworm m. 1. Larve der Wiesenschnake (Tipulafliege, Dasselfliege). De Wäideworm fratt den Arf in de Wäide kaputt. De Buurn määken Löcker van ne Spitt Deepte in de Wäide, dat de Wörmer daor in feelen. → Dasselfleege, Droad-, Mäi-, Wieskenworm.
2. Pilz in der Weide
wäien. waien (Ge, We, Ra, Rae) 1. wehen. De Wind wäit. Wenn't sall dijen, mutt't suusen un wäien (Wenn die Saat aufgehen soll). So as de Wind wäit, wäit ook sien Jass (Er ist wankelmütig, "hängt sein Fähnchen nach dem Wind", → Fahne). → wassen.
2. schwingen, wiegen, schaukeln (bes. von dünnen Bäumen im Wind). Wat wäit de Barken! → schwaien, weegen
wäigern verweigern, sich weigern. He wäigert, dat Wark te doon.
Waikselholt n. (Wes, Ot, St, Ge, Ra, Rae, Rh) Holz der Weichselkirsche (Holz für Pfeifenrohre, um 1900). → Prüeerholt
Wäine, Wäine- → Wende, Wende-
wäinig → wennig
Wäi(n)ßel → Wähnßel
Wäite, Wäiten. Weete (Wes) f. Weizen. Wäite, de dijt nich bi us. Föör Wäite is de Grund hier te schlecht (licht, schrao). → Tarwe.
Zs.: Book-, Gift-, Muuse-, Sommer-, Witt-
wäiten. weeten (Wes) aus Weizen. wäitenen Pannekooken. wäitene Semmel (Weizenkleie).
Zs.: witt-
Wäiten- auch: Weeten-
Wäiten-aore f. Weizenähre
Wäitendeeg m. Weizenteig. → Stuutendeeg
Wäitengaste f., -gast m. Hocke aus Weizengarben
Wäitenjaor n. Jahr, in dem der Weizen gut gedeiht
Wäitenkaff n. Weizenspreu
Wäitenkaorn, -kurn n. Weizenkorn
Wäitenland n. Weizenacker. Wäitenland moch gudde Grund wenn'.
Wäitenmähl n. Weizenmehl. → Stiewsel
Wäitenpannekooke(n), -kook m. Weizenpfannkuchen
Wäitenpapp m. mit Weizenmehl angedickte Milchsuppe
Wäitenpeer(e) f. Birnensorte (reif zur Zeit der Weizenernte)
Wäitenschnaore f. Weizenähre
Wäitensemmel m. Weizenkleie
Wäitenstoppel (Pl.) Stoppeln des Weizenfeldes
Wäitenstroh n. Weizenstroh
Wäitenstück n. Stück Land mit Weizen
Wäitenstuute(n) m. Weißbrot
Walburga PN Walburga. → Burga
Waldkante, waldkantig → Wannkante, wannkantig
walken 1. walken (bei der Filzherstellung).
2. kneten, vermengen; massieren. de Koh met Stroh walken (den Leib mit Stroh massieren, bei Blähungen).
Zs.: hand-
Wall m. (Wälle, Wölle; Wälleken) 1. Wall, erhöhte Einfriedung (z.B. der Stadtbefestigung), Umzäunung. dat Gatt vöör'n Wall (Tuun) setten (schmieten) (sich widersetzen, querstellen).
2. Wallhecke (Hecke auf einem Erdwall, mit verschiedenen Sträuchern u. Bäumen bewachsen). Steene un Stubbens uut´t Feld kammen in´n Wall. dat Schlaggholt van de Wälle. → Haorn, Schlaggholtswall, stüüwen, Wallhegge.
Zs.: Eerd-, Schlaggholt(s)-, Steen-
wall 1. wohl, sicher, schon, gewiß. Dat sall wall so wenn. (Das wird wohl stimmen). Dat is wall waor! (ist sicher wahr). Dat kann't wall lieden (Das kann es wohl aushalten, das ist noch möglich, z.B. finanziell). De is wall so völle (Die ist wohl tüchtig; "ist nicht ohne"). Dat bliff mi wall (Das ist mir gewiß).
2. zwar. He will wall, maor he kann nich.
3. ja, jawohl. He sägg van wall (Er behauptet es wenigstens).
4. gut, wohlbehalten (alt). → gudd. He föhrt wall. → sachte.
Zs.: gudd-un-, jao-, of-, so-, wisse-
Wallach; Wallack (We, Ra, Hei) m. (Wallache) Wallach (mod.). → Ruun. → dattigjäörig, treckfaste
Wallachai, Wallemachai f. abgelegene, einsame Gegend; Wildnis, Gegend mit dichtem Wald u. Gestrüpp. → achter-afs, Poosemuckel
Wallack → Wallach
Wall-eeke f. Eiche in einer Wallhecke (hat kein hochwertiges Holz, hat viel Splintholz, im Ggs. zu einer im Wald gewachsenen Eiche, → Buss-eeke)
Wallemachai → Wallachai
Wallfahrt, -faort f. Wallfahrt. ne Wallfaort nao Kääwel maaken
Wallhegge f. Wallhecke (Hecke auf einem Erdwall, mit verschiedenen Sträuchern u. Bäumen bewachsen). → Wall
Wallheggenholt n. Schlagholz aus der Wallhecke. Wallheggenholt uut frije Hand of öwwer'n Buuk buusken. → Schlaggholt
Wallhengs(t) m. (Vr, Bor) verkrüppelte Eiche in einer Wallhecke. → Wallpässling
Wallhoff m. Hof, der von Wallhecken um-geben ist
Wallnötte f. Walnuß
wallnötten aus Walnußholz
Wallnöttenboom m. Walnußbaum (war früher auf jedem Bauernhof, die Blätter halten Mücken u. Fliegen fern). Eenen Wallnöttenboom drägg nich, de mutt met mähr staon (muß wegen der Bestäubung zu mehreren stehen).
Wallnöttenholt n. Walnußholz (Material des Schreiners, z.B. für Furnier)
Wallnöttenschälle f. Walnußschale
Wallpässling m. (Wes, Ot, Vr, Sü, Ge) verwachsene Eiche in der Wallhecke (verkrüppelt, zu viel Astwerk in der Krone). → Eekenpässling, Wall-eeke, -hengst
Wallprüügel m. verwachsene Eiche in der Wallhecke. → Sünnenprüügel
Walm m. (Walme) abgeschrägter Dachgiebel.
Zs.: Krüppel-
Walmdack n. Walmdach, Dach mit schrägen Giebeln. → Krüppelwalm, Toppdack
walmdrööge sehr trocken. → korkdrööge
Wälter f. Butterrolle (rundes, längliches Stück Butter von neun Pfund, das die Braut als Geschenk bekam). → Bruudsbotter, Welle 2
Wälterkalw n. (Wes, St, We, Rae, Bo) junges Kalb, das mit Magermilch aufgezogen wird. → Waaterkalw
Wälterlööpen n. (Sü, Ge, Rae) Gefäß, mit dem Kälbern das Futter zugeteilt wird (geküfert, mit Griffdaube)
wältern rollen, wälzen. Dat Peerd is an't Wältern (rollt auf dem Boden). sik wältern (sich wälzen). He wältert sik in Bedde (in't Bedde hen un heer). Wenn ne Hund sik wältert, dann giff't Ver-änderung van Weer (ander Weer). He wältern sik vöör Pleseer (Er krümmt sich vor Lachen, → keggeln).
Wälterplass m. Platz, an dem sich ein Pferd gewälzt hat (Aberglauben, dort seien böse Geister, Bo)
Walz f. in der Wendg. up de Walz wenn. (unterwegs sein). He is up de Walz. → Patt, Ritt 2, Wanderschup
Walze f. (Walzen) Walze (mod.). → Wolter.
Zs.: Damp-, Krass-
Walzer m. (Walzers) Walzer. Den Bruudsdanz was alltied ne Walzer.
Wamme f. (Wammen) Hängefalte zwischen Kehle u. Brust (beim Rind); Doppelkinn bei weibl. Kaninchen
wammengaar (Wes, Vr, St, Ge) fast gar
Wampe, Wampke f. (Wampen) dicker, vorstehender Bauch (derb). He häff ne Wampe dranstaon! He dööt sik düftig wat in de Wampe (ißt gut). Wat häff he sik de Wampe weer vullschlaone (Was hat er gierig u. viel gegessen). → Fräätepänzen, Pänze
Wams n. (Wämse; Wämsken) Joppe, Jacke. Kriss glieks wat up't Wams! (Prügel). → Jööl.
Zs.: Dick-, Fett-, Fuul-, Löi-, Lüster-, Plodder-
wamsen, wämsen fest schlagen; prügeln. den Töörpinn in de Grund wämsen.
Zs.: fuul-, löi-
Wand f. (Wände) Wand. Den ganzen Dagg tüsken de veer Wände sitten, dat is verkehrt. He will ook immer met'n Kopp döör de Wand (Er ist ein Dickkopf). De Wände häbbt Aorne. Du moss't weeten, du schlöpps an de Wand! (St). → Düüwel, Frijer, Müüre.
Zs.: Achter-, Binnen-, Buuten-, Flecht-, Gewwel-, Hoow-, Middel-, Pliester-, Sied(en)-, Sprenkel-, Stand-an-de-, Tüsken-, Twass-, Vöör-
Wand n. (Wände; Wändeken) (Bor) Tuch (Stück Leinen od. Baumwolle). Dat Kind wodde in'n Wändeken wickelt (Der Säugling wurde in ein Moltontuch gewickelt, → Pucke).
Wandaalen (Pl.) in der Wendg. as de Wandaalen (z.B. laut, wild, ungestüm). Se fiert as de Wandaalen. De Blaagen häbbt sik as de Wandaalen.
Wandbeld n. Wandgemälde
Wandel-, wandel- auch: Wannel-, wannel-
wandelbaor veränderlich
wandeln, wanneln hin u. zurück gehen (dieselbe Strecke); spazieren gehen. He is doch ne wandelnde Juu! (Er ist sehr unruhig, unstet).
Wandelstock m. Spazierstock. → Daggstock
Wandeltrappe f. Wendeltreppe
Wander- auch: Wanner-
Wandergesell(e) m. Handwerksbursche auf der Wanderschaft. → Handwerksburschke
Wanderschläöper m. Wanderbursche
Wanderschup, -schop f. Wanderschaft. He is up Wanderschup (unterwegs, → Ritt 2). → Rucksack
Wandhaaken, -haok(en) m. Haken in der Wand (z.B. auf der Tenne für Harken u. Schaufeln)
Wandkant(e) → Wannkante
Wandkrüüs n. Wandkreuz
Wandlampe f. Wandlampe (z.B. Petroleumleuchte mit Spiegel). → Speegel-, Siedlampe
Wandlöchte f. Wandleuchte
Wandluus f. Wanze. → Wanze
Wand-rullen (Bor) best. Murmelspiel gegen eine Wand. → Müürkenrullen
Wandschapp m. Wandschrank
Wandschooner m. Wandschoner (z.B. hinter dem Kochherd). In de Köcken stonn ne Kockmaschiene un ne Wandschooner met'n Nickelrahmen.
Wandspeegel m. Wandspiegel
Wandung f. Wandung (z.B. eines Gefäßes). → stottern.
Zs.: Binnen-
Wange f. (Wangen; Wängesken) 1. Backe, Wange. → Backe, Kiewe.
2. seitlicher Teil eines Gegenstandes (z.B. Abschlußteil der Tür, Treppe).
Zs.: Trappen-
wankelig schwankend; unbeständig; wankelmütig. Et is wankelig Weer. → wackelig
Wankelmood m. Wankelmut
wankelmöödig wankelmütig
wankeln schwanken; unschlüssig sein
wanktruuen, -trouen, wanktruuig, -trouig, -tröig → wahntruuen, wahntruuig
wann 1. wann, zu welcher Zeit. Wann kümms nao Huus? → dann, wanneer.
2. wenn; falls. Puup äs, wann neet kanns! (Bo). → as, wenn
Wanne f. (Wannen; Wänneken) 1. Kornfege (flacher Korb zum Trennen von Korn u. Spreu durch Schütteln u. Luftzug). uut de Wanne bääden (Kinderspiel, → Wannen-springen). → Bucht 3, Kaff 1, Saodwanne, Spier, ünderste.
2. Wanne, Bottich. → Flööte 1, Tubbe.
Zs.: Häcksel-, Kaff-, Pulle-, Saod-, Schäll-, Spais-, Spööl-, Ssenk-
wanneer, wenneer wann, zu welcher Zeit. Wanneer komm ih dann? Siet wanneer is dat so? Kaas kommen, wanneer (at) du wuss. → kiddeln, wann
wanneer(s), wanneheers → wanners
Wannel-, wannel-, wanneln → Wandel-, wandel-, wandeln
Wannemölle f. Kornreinigungsmaschine, Windfege zum Reinigen von Korn, das mit dem Dreschflegel gedroschen wurde (mit Handkraft od. elektrisch angetrieben). Denne geht de Muule as ne Wannemölle (Der redet viel u. schnell). → Kaff-, Saodmölle, Triöör
wannemöllen Korn mit der Kornfege reinigen. Nao't Dosken wann. de Buurn an't Wannemöllen.
wannen Korn mit der Kornfege reinigen. Wenn de Buurn beginnt te wannen, dann häbbt se't Dosken daon (1. wenn jd. sagt Wann'k dat doch anders maakt hä'e, bes. zu Kindern. 2. wenn man z.B. nach einem Streit den richtigen Zeitpunkt findet, um Frieden zu schließen, → Mannslöö). → Achterkaorn, Afkräntsel, Kaff 1, möllen
Wannen-springen (St, Ge, We, Rae, Bo) Kinderspiel (bes. für Jungen, z.B. am Pfingstfest): Eine Schüssel mit Wasser wird auf das flache Ende der Kornfege gestellt; ein Kind muß so geschickt auf das andere Ende springen, daß die Schüssel in hohem Bogen über das Kind fliegt, ohne daß es naß wird.
Wannenläpper m. Hausierer, der auf die Höfe kam u. die Kornfegen reparierte
Wannemääker, -maaker m. Hersteller von Kornfegen. → Möllenbouer, Saodwanne, Stümper
wanners, wanneers, wanner, wanneer, wanneheers, wanns irgendwann, eines Tages; bald, in Kürze. Se kümp wall wanners trügge. Komm ih noch wanns ne Kehre weer? (Kommt ihr bald mal wieder; familiärer Abschiedsgruß). He häff dat wall äs wanneer daone (irgendwann). Et süht uut, as wann 'n Räägen wanners uphäört. → eentieds.
Zs.: all-
Wannkant(e), Waldkant(e), Wandkant(e) f. Waldkante, Rindenseite am Brett (bei nicht winklig beschnittenen Balken od. Brettern)
wannkantig, waldkantig, wandkantig von Brettern, Holz: mit der Rinde, unbesäumt. wandkantig Holt. → unbesöömt
wanns → wanners
wanntruuen, -trouen, wanntruuig, -trouig, -tröig → wahntruuen, wahntruuig
want (Vr); wänt (Ra) denn. Wi mutt't vandaage noch mäien, want süss wödd't te laate. → denn
Wanze f. (Wanzen) Wanze. → anstääken, Untüüg, Wandluus
wao, wao- → waor 2, waor-
Waofeldook, Waopeldook m'n. gewürfeltes Leinen (für Handtücher). .n ruuten Waofeldook
Waoge f. (Waogen) 1. Waage. ne Waoge föör Gaorn (Waage für das Garn). De Koh bregg (hällt) sessduusend Pund up de Waoge (wiegt 6000 Pfund). Dat mutt alle öwwer de Waoge (muß gewogen werden). van de Waoge haalen (im Laden kaufen. Ach Gott, wat bünt de arm, de alls van de Waoge häbben mütt´t). Dat höllt sik de Waoge. He legg jeede Waord up de Waoge (Er nimmt alles sehr genau). in de Waoge (waagerecht). De Kaore dröff nich genau in de Waoge liggen; wenn de belaan is, dann mutt de spöllen in de Hande (muß um den Schwerpunkt federn, → anschlaon, spöllen). → ieken.
2. Doppelschwengel an der Deichsel des Zweispänners (Vorrichtung auf der Deichsel für das Doppelgespann; daran sind zwei einfache Schwengel für die Zugketten befestigt). → Disselwaoge, Düppelschläägel.
Zs.: Botter-, Dissel-, Gaorn-, Gest-, Gold-, Hand-, Knipp-, Köcken-, Ploog-, Schaolen-, Sett-, Sperr-, Sprung-, Teller-, Veh-, Waaterwaogen;
wäögen (Rh, Bo) wagen; riskieren. Lao we dr' äs eenen an waogen (Laßt uns mal was riskieren, z.B. beim Trinken). Sall ik't waogen? (Soll ich mich trauen). en Ooge dran waogen (ein Auge zuwerfen). → riskeern, Roosenkranz, sachte
waogerech(t) waagerecht. → loot-, uprecht
Wäögert m. waghalsige, leichtsinnige Person
Waoghals m. waghalsige, leichtsinnige Person. → Maog
waoghalsig waghalsig, leichtsinnnig. → riskant
Waogschaole f. Waagschale
Waopeldook → Waofeldook
Waopen n. (Waopens) Wappen
waor 1 wahr, wahrhaftig, wirklich; echt. Et is ehrlik waor. So waor as ik hier sitt! (Beteuerung). Of't alle waor is? (Ob das wohl stimmt). → aowat, basten, dood, flüstern, gesund, glücksellig, waoraftig.
Zs.: un-
waor 2, wao, wo 1. wo; wohin. Waor is Vaader? Wo woss hen? Waor de dat blooß van häbbt! (wenn die Kinder die gleichen Unarten haben wie die Eltern, iron.). Dat was daor, waor ik upjungt bün.
2. als, während, da. Waor ik uut de Schoole kweem, fong den Krieg an. Dat was daomaols, wo den Öllsten wegg-gaone was. → as, dao, tuun.
Zs.: anders-, argens-, nargens-
waor- "wo" auch: wao-, wo-
waoraftig, waorachtig wahrhaftig
waoran woran
waor-anders, -anners anderswo, woanders. He is met siene Gedanken ganz waor-anders. Dat is waor-anners nett so. → anderswaor
waorbi wobei
Waord. Wuord (St, Sü). Wurd (Rae, Rh, Bo) n. (Wäörde; Wäördken) Wort. de Waorde gebruuken (reden, die Meinung sagen). en Waord wesseln (miteinander sprechen). Bi'n Diss häbbt de Grooten dat Waord (Bei Tisch dürfen nur die Erwachsenen sprechen). • Met goode Wurde kaas du völle doon (Bo). Eerst met'n gudd Waord helpen, dann met de Hande, dann met Krüüden, dann eerst met Medzien, un antlest met't Mess (Regel für ärztliche Hilfe). • En gudd Waord findt sien Ort (findet guten Boden). Doot nao miene Waorde, owwer nich nao mien Warken , sägg de Pastoor (St). Man soll em doch 'n Waord gönnen (Man soll ihm doch eben Bescheid sagen, ihn eben ansprechen). Kaos mi daor nich 'n Waord van säggen (gönnen)? He kann 't Waord wa. quiet (He kann (gudd) van de Wäörde kommen) (Er ist redegewandt). He kann nich gudd van't Waord (Er ist still, zurückhaltend). De kümp schlecht van de Wäörde (Man mutt em dat Waord uut'n Beck (Buuk) haalen) (Er ist sehr schweigsam). He kann de boll kinn Waord uut kriegen (Es hat ihm die Sprache verschlagen). Kriss kinn Waord tüsken (wenn jd. immer redet). Froulöö willt immer't leste Waord häbben, un wenn se et nich nücks säggt, dann säggt se et sinnig (wenn sie es nicht laut sagen, sagen sie es leise, Ge). He häff 'n Waord, daor kaas 'n Ossen anbinden (hat ein großes Mundwerk). Daor bruuks kinn Waord üm te verleesen (Das ist nicht erwähnenswert). Nümms häff mähr 'n gudd Wäördken föör em öwwer. He mäck (dööt) sien Waord (Er redet mutig). Een Waord giff dat andere (bei Streit, Wortgezänk od. beim Erzählen). Denne, de fallt de Waorde uut'n Beck as de Koh de Driete uut't Gatt (Er redet grob). He häff daor äs 'n Wäördken to säggt (hat deutlich seine Meinung gesagt, hat geschimpft). Dat kaas met Wäörde nich beschriewen (Das ist unbeschreiblich). He dräit di 't Waord in'n Mund üm (Er ist betrügerisch, verdreht die Wahrheit). Dat is´n waor Waord (Das stimmt genai; Bestätigung, Bekräftigung). → Gedanke, Geföhl, Gott, groot, lellk, Lippe, metpraoten, Praote, scheew, schlickern, Schüppen-Könning, sprääken, verläägen, Waoge, wesseln.
Zs.: Du-, Ehren-, Frömd-, Jao-, Macht-, Schänn-, Spröck-, Wessel-
Waord- auch: Wuord-, Wurd-
Waordenbook; Würderbook (Rh, Bo) n. Wörterbuch
wäördlik. wüördlik (St, Sü). würdlik (Rae, Rh, Bo) wörtlich
waordöör wodurch
Waordwarks, -werks n. Wortschwall
Waordwessel, -wissel m. Wortwechsel, Wortgefecht; Widerrede. De häbbt ne Waordwessel hat (Streit). → Wesselwaord
waorföör wofür; weshalb. Waorföör häs di de Möite maakt?
Waorhäid f. Wahrheit. Wenn'k de Waorhäid sall säggen . (Wenn ich ehrlich sein soll, z.B. zu Beginn eines Gesprächs). Ik häbb em richtig de Waorhäid säggt (Ich habe ihm gehörig die Meinung gesagt). met Fraogen achter de Waorhäid kommen. met Löggen achter de Waorhäid kommen (mit falschen Behauptungen die Wahrheit herauslocken). Wu geht man met Löö üm, well de Waorhäid säggt? (Die Wahrheit ist nicht immer angenehm). Ne hadde Waorhäid könn ich bääter sachte säggen. (St)• Well de Waorhäid sägg, kann nich harbargen (find kinne Ligge) (macht sich unbeliebt). met de Waorhäid te kott kommen (flunkern, lügen). Waorhäid geht nich met de Sünne under. Denne lügg blooß, wenn he met de Waorhäid te kott kümp (iron.). • De halwe Waorhäid is noch schlechter as loggen. De sägg blooß de Waorhäid, wenn he sägg "O Herr, ich bin nicht würdig" (Ablehnung, scherzh.). → Waorigkäit
waorheer 1. woher, von wo. Waorheer komm ih dann?
2. irgendwoher, von irgendwo. Dat Geld mutt doch waorheer kommen!
waorhen wohin
Waorigkäit f. Wahrheit. He häff mi dat föör wisse (faste) Waorigkäit vertällt. → Waorhäid
waorin worin
Waorlech(t) n. (Vr, St, Bor, Hei) Irrlicht. → Dwaolecht, Quaollecht
waorlik wirklich, tatsächlich
waormet womit. Waormet kann'k deenen?
waormögglik womöglich; vielleicht
waornao 1. wonach. Waornao rück dat hier so?
2. nach (irgend) etwas. Dat süht nu waornao uut (Jetzt sieht es gut aus).
waornemmen wahrnehmen
waoröwwer worüber. Ik weet nich, waoröwwer se küürt häbbt.
waorsäggen wahrsagen. → vöörheer
waorschienlik wahrscheinlich
Waortel → Weerte
waorto wozu. Waorto kann dat gudd wenn.? (Was soll das).
waorüm(me) 1 warum. → boso, waorföör, woso.
waorüm(me) 2 worum, um was. Ik weet nich, waorüm et gong (worum es sich handelte).
waor-up worauf
waor-uut woraus
waorvan wovon. Waorvan kann dat hier so stinken?
wappken schwingen, hin- u. herbewegen, ausschwenken; schwanken. → schwucken
Wappkert m. 1. kräftiger Schlag, Stoß; Ohrfeige. → Plackert, Schmackert.
2. kräftige Person; großes Tier od. Ding. ne Wappkert van ne Käärl. → Kawänsmann
Wappse f. (Wappsen) (Ge, Bor, Rae) Klaps, leichter Schlag. → Kläppse
Warf m. (Warfen) Krüppelweide, Zwergweide, Kriechweide. fienen Warf un growwen Warf (zwei Sorten). Van wilden Warf deen se gäärn Buuskenwedden van haalen. Ne Koh, de nich nerken woll, kreeg de Spitzen van'n Warf (Heilmittel bei Kühen, die nicht wiederkäuen).
Zs.: leegen, Waater-
Warf f. (Warfe) drehbares Element an der Kette. → Gewarf, Kettenwarf, Waabel.
Zs.: Dräi-, Ketten-
Warfhängsel n. (Vr) drehbares Element an der Kette
Warfhegge f. (Ot, Vr, St, Sü, Ge) Hecke aus Krüppelweiden. In de Warfhegge, daor häff 'n Spook in sääten.
Warfholt n. 1. Gehölz aus Krüppelweiden.
2. Holz der Krüppelweide
Warfstruuk m. Strauchweide; Gestrüpp von Krüppelweiden
Wariaatoor m. (Wariaatooren) (Ot, St, Rae, Bo) stufenloses Getriebe der Doppelschlagmaschine (in der Baumwollspinnerei)
Wark. Werk (Wes, Bor, Rae, Bo) n. 1. Arbeit. Wi mütt't 't Wark doon! (Wir müssen jetzt an die Arbeit, z.B. füttern u. melken). He was gudd an't Wark (Er konnte gut arbeiten). Et is ne Käärl in't Wark (Er arbeitet tüchtig). De Be-amten willt alle Wark hollen (wollen zu tun haben). • Blesse mott 't Wark doon, un Foss krigg 'n Haawer (Ein Pferd für die Arbeit, eins für Besuch von Stadt u. Markt). • An't Wark häff he ne Bröör an dood (Er ist sehr faul). → Arbäid, faste, Gott, leew, Puckel, recht, Tand, Tied, vööran.
2. in der Wendg. He is so richtig in sien Wark ("in seinem Element").
3. Werk. .n good Wark doon.
Zs.: Allermanns-, Aobend-, Äöse-, Armoods-, Arm-, Back-, Beene-, Behelpens-, Binnen-, Blaagen-, Blind-, Bost-, Bou-, Buurn-, Buuten-, Dagg-, Donnemanns-, Düüwels-, Fack-, Fietke-, Flecht-, Flick-, Fohr-, Föttke-, Froh-, Froulöö-, Gang-, Gebunds-, Gesellen-, Gold-, Hand-, Holt-, Huus-, In-, Jungs-, Kanten-, Kinder-, Klööter-, Klüngel-, Kunst-, Lääwens-, Lährjungens-, Lööt(e)-, Mäi-, Mannslöö-, Maondaggs-, Mensken-, Mönnekes-, Morgen-, Mund-, Muul-, Müür-, Nacht-, Näi-, Natt-, Oogenblicks-, Pliester-, Röhr-, Schick(e)-, Schlie-, Schluuder-, Schmedde-, School-, Sommer-, Spill-, Spöll-, Stock-, Stohl-, Stopp-, Strick-, Struuk-, Tick-, Torf-, Uhr-, Vääne-, Veerkant-, Winter-, Wottel-, Wunder-
Wark "Harzkügelchen" → Wirk
Wärk → Wääk
Wark- auch: Werk-
Warkbredd n. Brett, auf dem der Schuster das Oberleder u. Flicken zuschnitt (Er hatte das Brett auf den Knien). → Schniebredd
Warkedagg → Warkensdagg
warkelik → warklik
warken. werken (Wes, Bor, Rae, Bo) arbeiten. → arbäiden, bucken, Puckel, trouen.
Zs.: boll-, bou-, buur-, dood-, fatt-, kaputt-, tick-
Wark(en)sdagg, Warkedagg m. Arbeitstag. → Wörkeldagg
Warker. Werker (Wes, Bor, Rae, Bo) m. Arbeiter.
Zs.: Buur-, Dood-, Hand-, Hatt-
Wark-kloot m. (St, Rae) Kreisel für Jungen. → Hack-kloot
warklik, warkelik; werklik (Wes, Bor, Rae, Bo). würklik (Bor, Bo) wirklich. Is dat warklik waor? Dat is mi ja würklik te dumm!
Warklik-käit; Werklik-käit (Wes, Bor, Rae, Bo). Würklik-käit (Rh, Bo) f. Wirklichkeit. He dööt vöör de Löö so mooi, in Warklik-käit häff he't achter de Aorne.
Warklöö (Pl.) Arbeiter
Warkmääker m. wer viel Arbeit macht. Du büs ne mooien Warkmääker (zu einem Kind, das sicht oft schmutzig macht).
Warks. Wiärks (St, Sü). Werks (Wes, Bor, Rae, Bo) n. Sache, Angelegenheit (abw.) Wat'n Warks was dat! De schmiet't ähr Werks bineene (Sie wollen heiraten, → Pröttel).
Zs.: Gold-, Waord-
Warksdagg → Warkensdagg
Warkschotte, -schötte f. Arbeitsschürze
Warkstää f. 1. Werkstatt. → Schuusterbuude, Dräi-, Timmerkaamer.
2. Arbeitsstelle.
Zs.: Schohmääkers-
warkstellig (Wes, Vr, St, Rae, Rh) in der Wendg. warkstellig maaken (bewerkstelligen). → bewarkstellen
Warktüüg n. Arbeitskleidung; Werkzeug
Warkvolk n. Arbeiter (alle zusammen)
warm 1. warm. Dat warme Suupen kamm in'n Küümen met'n bettken Mähl debi öwwerhen. de warme Kaamer (Wohnzimmer, das im Winter geheizt war, → Ächter-, Winterkaamer). Wi sitt't hier drööge un warm (warm un drööge). Et is so warm, dat de Ääksters gaapt up de Bööme (Es ist sehr warm, → Ääkstert). Dat sall uh wall nix te warm wenn. (Es wird wohl kalt sein). Dann legg di warm wegg (dann finds di warm weer)! (abendlicher Abschiedsgruß, → weggpacken). Ik doo't leewer met warme as met kolle Hande wegg (dann bruuk ih't mi ook nich nao te rüümen) (verschenke es lieber zu Lebzeiten, → kold). met warme Hande verdeelen. Wi sitt't de warm (fain) bi (Wir sind reich, haben das Erbe). He sitt de nich warm bi (Er ist arm). Daor kaas nich warm bi weern (Mit ihm bekommt man keinen Kontakt). dat Huus warm afbrääken (durch Brandstiftung vernichten; Versicherungsbetrug, der mit der Einführung der Brandversicherungskasse aufkam). → Buuk, dampen, freesen, Gedanken, Knee, kold, Küüte, Säängen.
2. glühend (von Eisen). Dat Ieser is warm. → roodwarm.
Zs.: dunkelrood-, faske-, fuske-, hand-, koh-, lou-, piss-, rood-, tuttke-, witt-
Warmbeer, -bier n. Biersuppe (aus dunklem, selbst gebrauten Bier); Abendessen, z.B. bei der Einladung zur Taufe). → Beerpapp
Warmblood n. Warmblutpferd
warmbruusen (Vr, St, Sü, Hei, Rae) von Bienen im geschlossenen Bienenkasten: brausen (in best. Ton) u. sich erhitzen (Es fehlt an Sauerstoff, der Honig in den Waben erhitzt sich u. schmilzt, die Bienen gehen ein). → bruusen 2
warmloopen warmlaufen, heißlaufen. → heetloopen
warm-maaken erwärmen, heizen, erhitzen. den Ommen warm-maaken. dat Iesen warm-maaken (glühend machen). → heetmaaken
Warre → Weere
Warwel → Waabel
Waskbecken → Waskebecken
Wask(e)- auch: Wass(e)-
Waskeback m. Waschschüssel (meist oval, emailliert, mit Seifenablage). → Waskekumme, -napp, -schöttel
Wask(e)becken n. Waschbecken
Waskebödde f. Waschbottich (aus Holz). → Büükefatt
Waskebredd n. Waschbrett (geriffeltes Holzbrett zum Wäschewaschen). de Hande so rou as 'n Waskebredd. → Wöskebredd
Waskebrügge f. hölzernes Gestell, Holzbrücke zum Spülen der Wäsche (am Bach, Wasserlauf). → Spöölbrügge
Waskebuck m. hölzernes Gestell für das Waschfaß. → Büükschraagen, Schäämel
Waskebüsse f. Waschkessel zum Kochen von Wäsche. Ne vertinnte Waskebüsse was so groot as ne Weckpott. → Waskefatt, Wöskekäätel
Waskedagg m. Waschtag, Tag der großen Wäsche. → büüken, groote Wöske
Waskedook, Waskeldook m'n. 1. Spültuch. → Schlätt, Schöttel-, Spööldook.
2. Waschlappen. → Wasklappen
Waskedookspöttken Topf zum Auskochen der Spültücher (geschah einmal pro Woche)
Waske-emmer m. Wascheimer, -faß
Waskefatt n. Waschkessel, Waschbottich (geküfert, auf hölzernen Beinen). → Büükefatt
Waskeflööte f. Waschfaß; verzinkte ovale Wanne für die Wäsche
Waskefrou f. Waschfrau (half auf den Höfen bei der großen Wäsche)
Waskekaamer f. Waschraum, Waschküche (im Bauernhaus zumeist zwischen Küche u. Tenne; dort wurde gewaschen u. gekirnt). In de Waskekaamer stonn de Kaarne, en Waskefatt un de Pumpe. → Büssenrecke, Büük-kaamer
Waskekleed n. waschbares Sommerkleid aus leichtem Baumwollstoff
Wask(e)köcke(n) f. Waschküche
Waskekumme f. Waschschüssel. → Waskeback
Waskeküümen, -küüwen n. großes hohes Gefäß (für die Wäsche od. zum Reinigen des Schlachtschweines, geküfert). Dat kockende Waater kweem in'n rund Waskeküüwen frooger, un dat ganze Schwien drin, dann gäng't an't Schrubben. Mooder häff us rieges-an in't Waskeküümen estoppt (hat die Kinder am Abend der Reihe nach gewaschen). → Büüke-, Wöskeküümen
wasken. wassen (Rae, Rh, Bo) (wasket, wäsket; waskte, waskten; wosken, wasken, wasket) waschen. Nich so vull wasken, dat is nich gudd föör de Wulle. Tweemaol in't Jaor wädt de Beene wasket: Oostern un wenn't nao Kääweler geht (scherzh., Sü). Wenn dood büss, wödd di 'n Kopp nich mähr ewassen (Bo). Ik häbb em (düftig) 'n Kopp wosken (deutlich die Meinung gesagt). Eene Hand wäsket de annere. Dat is´n gewasket Schwien, dat dööt´t nich gudd (Betrug: Kränlöiche Schweine sind schorfig u. werden vor dem Verkauf gewaschen). → Farken, tweemaol, Veerhochtieden, Waater.
Zs.: sudde-, wegg-
Waskenapp m. Waschschüssel. → Waskeback
Waskepott m. Waschkessel. → Wöskepott
Waskeschäämel m. hölzernes dreibeiniges Gestell für das Waschfaß. → Waskebuck
Waskeschöttel f. Waschschüssel. → Waskeback
Wasketöite f. Wanne zum Einweichen der Wäsche
Wasketrogg m. Bottich zum Einweichen der Wäsche
Waskewaater n. Waschwasser
Waskewiew n. 1. Waschfrau. → Waskefrou.
2. Frau, die viel herumerzählt, Tratsch verbreitet; geschwätzige Person.
3. unmännliche, schwächliche Person
Waskgestell n. Gestell für das Waschfaß. → Büükschraagen
Waskhook m. Raum, in dem gewaschen wird (Nebenküche, in der der Spülstein steht); Waschecke. → Kaarne-, Spöölhook
Wask-kommoode f. Waschkommode
Wasklampett n. Waschgarnitur. → Lampett
Wasklappen m. Waschlappen; Spültuch. He is so schlapp as 'n Wasklappen (Waskdook).
Waskpulwer n. Waschpulver. → Seepenpulwer
Wass n. Wachs. Wat was Wass, ähr (vöör) at't Wass was? (Rätsel: Wachs der Bienenwaabe, → Bijenschweet, Rööte). → inwassen.
Zs.: Bijen-, Käärßten-
Wassdook m'n. Wachstuch (als Tischdecke)
Wassdum, -doom n. Wachstum; Wuchskraft. In de Bloomen, daor sitt noch wall Wassdoom in.
wassen (wöss; woss, wossen; wassen) wachsen. Dat is ne Boom, well noch wall wassen will (wuchskräftig). Wenn de Knollen in de Wind wäit, dann wasst se (von Stoppelrüben). Den Grund is ewassen (ist fest, im Ggs. zu → upkaorn). He is noch in't Wassen (Er wächst noch). De Blaagen wasst de so up loss (werden schnell groß). He häff 't Wassen in de Beene (Bassen) (Muskelschmerzen vom Wachsen). Upstooten, dann wöss 't Hatte (wenn Kinder aufstoßen od. Schluckauf haben). Dat wöss so drin, as de Kroose in'n Appel (Unarten u. Charakterzüge vererben sich). Dat wöss mi in'n Beck (Ich kann es nicht essen, ekele mich, mag es nicht). Wat uut di wall wöss? (Was aus dir wohl einmal wird, zu Kindern). bi't Wassen van de Maone (wassende Maone) (bei zunehmendem Mond, → lossnüürn). ´s Harws mutt´t wassen, ´s Mäis kann´t wassen (von Obstbäumen, die man besser im Herbst pflanzt). De wöss jao mächtig up de Eerde to (wird ja merklich älter, weniger). → Blaag, kniepen, Kohstatt, Oostern, Verstand.
Zs.: dood-, fast(e)-
wassen "waschen" → wasken
wassend gedeihlich. wassend Wäär (warmes u. feuchtes Wetter, günstig für junge Saat). wassenden Räägen (warmer Regen). → gäil, Mäiräägen, wellig.
Zs.: halw-, vull-
Wasskäärß(t)e f. Wachskerze (im Ggs. zu der billigeren Talgkerze, → Ungelkäärßte)
Wasslett n. (Bo) (Wasslette) Spültuch; Waschlappen. → Schlätt
Wassrest m. Wachsrest (z.B. beim Honigpressen)
wat, wa. 1. was. Wat ih doch säggt! Wat ne Käärl! Wat 'n Hüüser! (Was für Häuser, z.B. groß, schön). Wat dann? (was nun). Wat is di? (Was hast du). Wat is, wenn he nich kümp? Wat föör'n Ding (Wat van'n Ding) is dat dann? (was für ein Ding). Wat häff he dao doch! (Kartenspielausdruck). Ik weet ook nich, wat se debi hadden (was sie daran fanden). Wat usse Mooder is, de kann noch vull vertällen (Was unsere Mutter angeht, betrifft). → Wass.
2. etwas; irgendetwas. Dat is noch wall wat föör di (etw. für dich). Un immer, wenn wi lossgaot, dann is de wat (kommt etw. dazwischen). Daor is wat van an (Es ist wohl etw. dran). Et is nich üm wat dann (Das ist ein Dankeschön wert, es ist schon etwas Besonderes).
3. (betont) etwas, ein wenig; einige. Daor is noch wat Melk in'n Emmer. wat Löö (einige Leute). We hadden noch wat Eeken staon. Bi wat Peerde wodd de Liene üm'n Naaben daon, dat se nich weggloopen konnen (bei einigen Pferden). Wat will de wenn. (Irgendein Unglück trifft jeden).
Zs.: meest-, so-
wat-giffste-wat-häste. wat-hässe-wat-kasse (Bo) sehr schnell, "im Handumdrehn". → häste-mij-neet-esehn, mi-nix-di-nix
Watte f. Watte
Wattel f. (Wattels) Wachtel. Ne Wattel häbb ik hier a. Jaorn nich mehr sehn. → Quattel
Watterock m. (Bo) langer Unterrock (doppelseitig mit Watteeinlage gesteppt, für den Winter). → Stepprock
wat-tewäägen(s), -teweggen(s) → watwäägens
Wattholtbusk, -buss m. (Vr, Ra, Rae) Weiden- od. Erlenstrauch (auf feuchtem Boden)
watwäägen(s), -weggen(s), wat-tewäägen(s), -teweggen(s) hier u. da, an manchen Stellen. Öwwerall is wat, un watweggens is tweemaol wat (Überall gibt es Sorgen u. in manchen Familien große Sorgen).
Wawwel → Waabel
we → wi
weck welk, vertrocknet. De Bloome is weck. → anwecken, foos, weckig, welk
wecke. wöcke (Ra, Hei, Rae, Rh, Bo) welche. Wecke Löö wann. daor? Dat bünt de wecke! (Das sind aber auch welche; "das sind mir die richtigen"). → bonne, well, wonne
wecken wecken
weckerig welk; schwammig, weich (z.B. durch Fäulnis). De Ssiepel bünt weckerig. → weck
Weckglass n. Weckglas. → Inmaaksglass
Weckpott m. Einkochtopf. → Waskebüsse
Weckring m. Gummiring zum Abdichten von Weckgläsern
Wedde f. (Wedden; Weddeken) Weidenzweig, Weidengerte, -rute (zum Körbeflechten, zum Einbinden der Reisigbündel u'a.); dünner Zweig (z.B. von Eiche, Birke). Buusken in de Wedden binden (Die Gerten werden gedreht, bis sich eine Öse bildet). Den Dackdecker bruukt Wedden to't Fass-tobinnen (zum Zubinden des Firstes am Dach). Wellensööken met ne Wedde (als Wünschelrutengänger, → Wellensööker). Wedden mutt man daor haalen, waor se staot (Es war kein Diebstahl, → Weddendeew). Ne Wedde, nen Stell un 'n Froumensk, de mutt't nommen weern, wao se bünt, un henbracht weern, wao se schellt (Wedden un Froulöö kass sööken, wo's wiss (wenn jd. weit von zu Hause nach einer Frau sucht). De dräit sik as ne Wedde (ist gelenkig, → schwack). wilde Wedden (selbst ausschlagende Weidenruten; Weidengerten aus der freien Natur, im Ggs. zu → tamm). → Buuske, Garre, Roode 1 f., spraakeln, Staff.
Zs.: Aor-, Buusken-, Eerd-, Flees-, Korw-, Spraakel-, Waater-
Weddefrou, Widdefrou, Wittfrou f. Witwe. Ne Weddefrou häff 'n lang Kleed an, daor träädt se alle up (Eine Witwe muß Kritik u. Nachrede ertragen, → Kiste, Schleppe 1, Weddewenschläier).
Weddekäärl, -kerl, Widdekäärl, -kerl m. Witwer
weddelig (Ot, Vr, St, Sü) widerspenstig, bockig, querköpfig; unruhig, nervös. Wat'n weddeligen Gast! → spradderig, wibbelig, wisperig
Weddem → Wemme
Weddemann, Widdemann, Wittmann m. Witwer. → Narr
wedden aus Weidengerten (geflochten). ne weddene Pannekookenschöttel
wedden "jäten" → weeden
Weddenboom m. Weidenbaum
Weddenbunge f. aus Weidengerten geflochtene Fischreuse
Weddenbuss, -busk m. Weidengehölz
Weddendeew m. wer Weidenzweige wegnimmt (galt nicht als Diebstahl, → Wedde). Nen Weddendeew häff Gott leew.
Weddenkorw m. aus Weidengerten geflochtener Korb
Weddenpiets(k)e f. Weidengerte als Peitsche
Weddenschüüte f., -schüütken aus Weiden geflochtener ovaler, flacher Korb (zum Kartoffelschälen). → Erpel-, Schällschüüte, Schüütkorw
Weddenstrubbe(n) m. Weidengestrüpp; verkrüppelte, verwachsene Weiden (an Gräben, Wegrändern). → Wilgenstrubben
Weddenstubben m. Weidenstumpf
Weddenstüüwe f. gestutzte Weide
Weddepien(e) f. (Ot, Vr, St, Sü) ausstrahlende Schmerzen bei Wetterfühligkeit, Wetterumschlag (z.B. Kopfschmerzen, Gliederreißen, Nerven-, Phantomschmerzen). → Büttepiene, Weer
wedder, Wedder-, wedder- → weer, Weer-, weer-
wedderlik widerlich, eklig, abstoßend. Et is wedderlik sööt. Wat stinkt dat wedderlik! Wat ne wedderliken Käärl! → duuns, eeklig, fies, peggelik, stänns
Weddestrübbe → Weerstrübbe
Weddewall; Weddewarr (Bor). Waddewall, Waddewarr (St, Hei, Bo).
Weddewagg (Ge). Widdewall (St). m. Pirol. → Pingstervoggel, riek
Weddewe f. (Weddewen) Witwe. → Schleppe 1, Weddefrou
Weddewenschläier m. Witwenschleier. Ne Weddewenschläier, daor tredd jeeden dummen Daibel up herüm, well daor nix up te sööken häff (Ge, → Schleppe 1, Weddefrou).
Weddewer m. Witwer. → Weddekäärl, -mann
Weedeme → Wemme
weeden, ween (Ot, Vr, St, Ge, We, Ra, Rae, Rh, Bo); wedden, wäiden (Vr, St) (Unkraut) mit den Händen ausreißen, jäten (auf den Knien, im Ggs. zu → schlichten, mit der Egge od. Hacke). Ruut weeden. ganze Stücke Wotteln ween. Well in sienen eegenen Hoff genugg te weeden häff, süht dat Ruut bij'n Naober neet (Jeder soll sich um seine Angelegenheiten kümmern, Bo, → andermanns). → ruuen, uuttrecken
weeder, weeder- → weer, weer-
Weege f. (Weegen) Wiege (Kastenwiege mit Himmel). De Weege stonn kott bi't Föör in de Köcken. Daor wödd de Weege ook nich kold (ein Kind nach dem anderen; die ältesten heiraten, wenn die jüngsten kaum geboren sind). Daor steht de Weege noch nich still (Sie bekommen noch Kinder). Well old trout, de mutt de Brille upsetten, wenn he't Kind will sehn in de Weege. Dat is em in de Weege leggt (Das ist ihm angeboren). → kacken, Katte.
Zs.: Kasten-, Kinder-, Korw-
weegen wiegen, wiegend hin-, u. herbewegen; schaukeln. dat Kind weegen. De Oomas deen vull weegen in de Köcken: met'n Foot weegen, dann konn'm de noch Erpel bi schällen. De Bööme weegen sik in'n Wind. → büngeln, pussen, röideln, wäien
Weegenfoot m. Wiegenfuß, Wiegengestell (aus Eiche)
Weegenkind n. Wiegenkind, Säugling
Weegenkorw m. Wiegenkorb (aus Weiden geflochten)
Weegenleed n. Wiegenlied
Weegenstroh n. Wiegenstroh. He häff 't Weegenstroh noch achter de Aorne sitten (noch an de Hacken sitten, noch ant 't Gatt hangen) (Denne schlöppt dat Weegenstroh noch nao) (Er ist unreif, jung, ist ein "Grünschnabel", → Grööngaapert).
week 1. weich. week gekockte Äier. Den Grund is so week as Papp (naß, aufgeweicht). Du büs noch lück week vöör'n Nibben (noch kränklich, blaß, → witt). weeke Dießel (Distelart). → Geföhl, Heek.
2. milde (vom Wetter). ne weeken Winter. → Karkhoff, schlock.
Zs.: botter-, driete-, windel
weekbecks(k) empfindlich am Maul, Gebiß (von Pferden). → hattbecks, weekmuulig. En weekbecks Peerd kaos met'n Stangentoom nich föhrn.
Weeke f. Einweichwasser; Einweichvorgang. de Wöske in de Weeke setten (in Soda einweichen). De Wöske steht in de Weeke. Potteerde in de Weeke setten (den Ton wässern; dauerte ca. eine Woche). → Rotte, Sooda
weeken einweichen, weich machen. Knabbeln weeken. de Wöske dree Daage weeken laoten. → Reken
weekhattig weichherzig
Weekholt n. Weichholz (von verschiedenen Nadelhölzern, z.B. Kiefern-, Tannenholz). Kläine Löö bünt völle in Weekholt begraawen (in einem Tannenholzsarg). → Spint 2, Splint 1
weeklig weichlich; empfindsam
weekmelkig leicht zu melken. Bi weekmelkige Köje strüllt de Melk uut't Geer bi't Driewen.
weekmöödig, -möötig warmherzig; von zartem Gemüt
weekmuulig empfindlich am Maul (von Pferden). → hattmuulig, weekbecks
weekseerig (Vr, St, Sü, Ra) empfindsam, mitfühlend; empfindlich, wehleidig, weinerlich. Dat is so ne Weekseerige, as de met'n Finger nao wiss, dann miaut se all.
Weel n. (Weels; Weelken) 1. Rad. → Radd.
2. Spinnrad. dat Weel nao Huus hen dräägen (das Spinnrad nach Hause tragen zum Urlaub der Mägde, → Spinnwääken). → Rocken, Spinneweel, Spinnradd, Sünte Micheel.
Zs.: Flass-, Puppen-, Spinne-, Spool-, Wull-
Weelband n. Fahrradreifen; Wulstreifen (am alten Fahrrad)
Weelradd n. Spinnrad
Weelspille f. eiserne Spindel am Spinnrad
Weeme → Wemme
ween → weeden
weenig → wennig
Weer, Wäär n. Wetter; Witterung. Wat'n Weer vandaage! Ääben nao't Wäär kieken (nach dem Wetter sehen: morgens u. abends). Weer of kinn Weer! (Das Wetter spielt keine Rolle). Se stonn buuten in Wind un Weer. Daor dööt noch kinn Wind of Weer wat an (Er hat eine robuste Natur). Ik häbb 't Wäär in de Bütte (Ich fühle Schmerzen, es gibt anderes Wetter, → Weddepiene). Et is kinn gudd Weer föör nijsgierige Löö (Nebel). → ändern, baller-achtig, bedrööwt, blaakig, buusken, gaar 1, Gang, gerecht, Kalender, Kranz, Kring, mooi, Mügge, Pott, räängen, räängs, raar, Ruusen, schrao, staon, twee, undergaon, Wind.
Zs.: Allerhilligen-, Aol-, Äöse-, Aprill-, Biesen-, Dou-, Dreck-, Driet-, Düüwels-, Fost-, Frijdaggs-, Giesel-, Gotts-, Haagel-, Häärgotts-, Harwst-, Höi-, Hunde-, Koffie-, Maondaggs-, Miege-, Muuse-, Newwel-, Räägen-, Rott-, Schiet-, Schmuddel-, Schnee-, Sogge-, Sommer-, Strööpers-, Sunndaggs-, Sünnen-, Sünte-Jans-, Un- , Winter-
weer, wedder, weeder wieder; von neuem; zurück. Ik bün de weer (bin wieder da). Ik bün de a. weer! (Entgegnung:) Öwwer hundert Jaor nich mähr (wenn jd. etw. vergessen hat u. zum zweiten Mal kommt). Dann mochs de weer bi (Dann mußte man von neuem beginnen). → hen, teggen
Weer- auch: Wäär-
weer- auch: wedder-, weeder-
Weerböis n. unruhige, nervöse Person
Weerbossel, -bössel m. 1. Wirbel im Haar; widerspenstiges Haar. → Weerstrübbe.
2. unruhiges Kind; nervöse Person
weerbrengen, -breggen zurückbringen. → haalen, lehnen, trüggebrengen
weerbrengenswäärd wert, zurückgebracht zu werden. → lehnenswäärd
Weerbüül m. unruhige Person
Weerbux(e) f. unruhige Person
Weerd, weerd, Weerd- → Wäärd, wäärd, Wäärd-
Weerde → Werth
weerdoon zurückgeben; erwidern. Kann ik uh äs 'n Gefallen weerdoon?
Weere (Vr, St, Sü); Warre (Ot, Vr, St, Rae, Rh, Bo). Wirre (Bo) f. in der Wendg. in de Weere (verwickelt, verhaspelt, durcheinander). in de Wirre brengen (verwirren, verhaspeln). Dat Klüüwen is in de Weere. De Ketten satten in de Warre. He is demet in de Weere (ist geistig verwirrt). → Otte 2, vermusseln, verweern 1
Weer-eggel m. unruhiges Tier; unruhige, nervöse Person; wild herumtobendes Kind. → Weerpaol
Weererij f. Verwirrung, Unordnung, Durcheinander
Weerfahne f. Wetterfahne. → Windwieser
weerfinden, -finnen wiederfinden. → Spraoke, warm
weerföhlig wetterfühlig, wetterlaunisch. → weerluunsk
weergewwen, -gebben zurückgeben; wiedergeben. → Lehrgeld
Weerglass n. Wetterglas (Art Barometer, steigt bei Tiefdruck). Wenn't Weerglass stigg, dann räängt, dat't migg. → Baromeeter
weerhaalen wiederholen, zurückholen. Ih mött't uh män weerhaalen! (Einladung zum Gegenbesuch). → Schaaden, uhe, wied.
Zs.: Korw-
Weerhahn m. Wetterhahn, Windanzeiger auf dem Dach. → Hahn
weerhelpen Hilfe, Gefälligkeit erwidern. Besten Dank! (Entgegnung:) Nix, besten Dank, halwen Dagg weerhelpen! (wenn jd. sich nur mit Worten bedankt, → Dank, Döörenklinke).
weerig. wierig (Rh, Bo) unruhig, nervös; rührig, geschäftig, rege. Junge Peerde wodden weerig bi't Hoow-uutbraanen. De is so weerig as ne Muus an't Bänneken. → bisserig, krabbelig, röhrig, spradderig, Underliew, upröhrig
Weerigkäit; Wierigkäit (Rh, Bo) f. Unruhe, Nervosität
Weerkäärß(t)e f. Königskerze (Rachenblütler). → Könningskäärßte
Weerkante f. Wetterseite, Windseite (Westen)
weerkommen wiederkommen, zurückkommen, zurückkehren. Et is noch nümms weerkommen (nach dem Tode). De könnt nich weggkommen un nich weerkommen (sind langsam, unbeholfen, kommen nicht voran). Weerkomm(en)! (Abschiedsgruß; Einladung zum Gegenbesuch). Dat is föör't (gudde) Weerkommen (kleines Kundengeschenk). → Houpt, Kraane, üm, Wottelsaod
Weerkopp m. unruhige, nervöse Person
weerkrank wetterfühlig, wetterlaunisch. Met Ümschlagg van Weer deen em alle Bütte weh, dann was he weerkrank. → weerluunsk
weerkriegen zurückbekommen. Wi wann. blij, dat wi Hölpe weerkreegen (Nachbarschaftshilfe). Ik sall di wall weerkriegen! (Ich werde es dir heimzahlen). → Häär, Veddermann
Weerlöchten n. Wetterleuchten. → löchten
Weerlock n. Ort, an dem oft schlechtes Wetter ist. → Räägenlock
weerluuns(k), -lüüns(k) wetterfühlig; wetterwendisch; launenhaft. Dat Peerd was weerluuns. → weerföhlig, -krank
Weermoot m. Wermut. → Als, Alstentee, Quecke 2
weern, wäärn. wiärn (St, Sü) (wödd; wodd, wodden; wodden) werden. groot weern (groß werden; aufwachsen, → upjungen). Wat is den Jungen groot wodden! bääter weern (genesen). He wödd a. weer bääter. Uut de Kinder sall äs wat weern. Uut em wödd nooit wat. Daor kaas so richtig wat bi weern! (wenn man ein schlechtes Geschäft gemacht hat, iron.). Dat wödd nix mähr (Er ist sterbenskrank). Nu wödd't wat (Nun gelingt es). Et wödd nett, wat't will (Es endet, wie es will). Daor wödd Brood bi gääten! (Ihr müßt Schwarzbrot dazu essen). → gewahr, old, tebaas, wies
weernemmen zurücknehmen; wiedernehmen. → Steefdochter
weernöögen rückeinladen, gegeneinladen. Bi de Visiete häbb wi ähr faort weernöögt.
Weerpaol m. unruhiges Tier; unruhige, nervöse Person. Wat ne Weerpaol van ne Junge! → Weer-eggel
Weerpott m. unruhige, nervöse Person
weersehn wiedersehen. Wenn'k de noch äs weersoog! → Statt
Weersied(e), -siete f. Wetterseite, Windseite. → Weerkante, West-, Windsiede
Weerskante f. Gegenseite, gegenüberliegende Seite. an de Weerskanten van de Straote (zu beiden Seiten der Straße). an Weerskanten (an beiden Seiten). van Weerskanten (von beiden Seiten). He konn nao Weerskanten uut (hatte zwei Möglichkeiten offen). → Mess, Müürensiede, Stääknäägel, tweesiedig
weerspäönig (Wes, St, Sü, Ge, Bor, Hei) widerborstig, widerspenstig, bockig
weerspr´ä´äken widersprechen. → teggenpraoten
Weerstecke f. (St, Sü, Ge, We, Rae) Widerschein der Sonne; pralles Sonnenlicht
Weerstrübbe, -strubbe, Weddestrübbe, -strubbe f. Wirbel im Haar; widerspenstiges Haar. Farken met Weerstrübben, de maakt sik, sä"en olle Löö" He is so twassen as ne Weddestrübbe (sehr eigensinnig). → Dräll 2, Weerbossel
weerstrübbig mit widerborstigem Haar, voller Wirbel im Haar
Weert, Weerte ON → Werthe
Weerte, Wäärte (Vr, Ra, Bor, Hei). Wiärte (St, Sü). Wierte (Bor).
Waortel (Ge) f. (Weerten) Warze. Weerten met'n Porg-ieser dr'af braanen. Wenn ne Weerte an'n Dooden hölls, dann geht de wegg. met Melk van de Hundepölle de Weerten instrieken. → Fratte, Knüppe, strieken
Weerten- auch: → Wäärten-, Wiärten-, Wierten-
Weertenkruud n. (St, Sü, Ge, We, Ra) Schöllkraut (gegen Warzen). → Bullen-, Fratten-, Gallenkruud
Weerteeken n. Wetterzeichen; Regenbogen
Weer-ümschlagg m. Wetterumschwung
Weese f. (Weesen) Waise
Weesenhuus n. Waisenhaus
Weesenkind n. Waisenkind
Weete, weeten, Weeten- → Wäite, wäiten, Wäiten
weeten, wetten (weet; wuss, wüssen; wetten) wissen; Bescheid wissen, kennen; können; verstehen. Dat so'k nich wetten (Das ist mir nicht bekannt, fällt mir nicht ein). Se wuss dat nich bääter (Se ha. de nich bääter van wetten) (Sie wußte es nicht besser). Se mutt et wetten! (Sie muß es ja wissen). Nich dat ik weet (wüss) (Nicht daß ich wüßte). He weet nich, wat he sall (Er ist unentschlossen). Se weet nich, wat se will (Sie ist wählerisch). Daor weet he nix van (1. Darüber weiß er nicht Bescheid. 2. Daraus macht er sich nichts). Dat was vull mähr at'm weet (viel mehr als man denkt). Se will de nix van wetten. Dat is alls, wat ik devan weet. Ik weet em wonnen (weiß, wo er wohnt). Wees du mi kinne gudde Koh te koopen? (Weißt du nicht, wo ich eine gute Kuh kaufen kann). Ik woll't uh ääben wetten laoten (eben Bescheid geben). Se weet an te packen (Sie kann gut zupacken). He häff sik wetten te helpen (hat sich zu helfen gewußt). Se weet, wo se't doon mutt (Sie ist tüchtig, klug). bi mien Wetten (soweit ich weiß). Se will dat nich wetten vöör de Löö (nicht wahrhaben). Wi droffen ook nich alls wetten (Wir wurden nicht aufgeklärt, → nargens). Se willt't alle wetten (z.B. Erfahrungen vor der Ehe). He wuss wa. gäärn mähr (Er ist neugierig). Wees wat, de Koh häff´n Gatt, wees noch mähr, de Koh häff´n Geer, wees noch´n bettken, de Koh häff´n Stättken (Gättken) (Kindervers). Wenn dat men wees (Bestätigung einer Meinung). → arbäiden, bääter, Balken, Bescheed, Blaag, blaosen, bleek, bücken, Dagg, doon, dranto, drinken, Düüwel, eerste, gaar 1, Gatt, glööwen, hundert, jung, laate, Lock, Möllenkolk, old, öwwerschlaon, Pries, säggen, stark, Stuuten, verschlieten, verwachten, Voggelnüst, völle, vöörkommen, Wand f., wollen, wonnen.
Zs.: öwwer-een(s)-
Weetenschup, -schop → Wettenschup
Weetken Verstand. Gudd, dat se ähr Weetken häbbt (von Kleinkindern; wenn sie zu fragen beginnen, zeigt sich, daß Verstand haben).
Wegg m. (Wääge, Weggsken) Weg (z.B. Feldweg, Heimweg); Wegstrecke. De Schäöre kamm in de Wääge (Töpfereiabfall zum Auffüllen von Schlaglöchern, → Schlacke, Schutt). Ih weet't de Wegg alleene wall (wenn man jd. nicht zur Tür begleitet). Ik sall di den Wegg wall wiesen! (Zurechtweisung). De löpp em daor in de Wääge (ist ihm hinderlich, im Weg). Loop mi doch nich in de Wääge! (z.B. zu lästigem Kind). He steht sik sölws in de Wääge (Er ist unbeholfen, verlegen, ungeschickt). Se häff nix in de Wääge sitten (Sie ist schlank, hat kein Pfund zu viel). Denne legg ik ook noch äs wat up'n (in'n) Wegg (Den werde ich auch noch mal ärgern, behindern). Denne kaas bääter uut'n Wegg gaon! (Er ist schwierig, unangenehm, → uutpacken, wahrn). Ih solln uh uut'n Wegg gaon (z.B. zu streitenden Personen). He geht ähr uut'n Wegg (Er meidet sie). Den Wegg mütt wi alle gaon (sterben). Lao we dat gau ääben uut de Wääge maaken (z.B. eine Arbeit schnell erledigen). He häff 't Geld nich te riewe in de Wääge liggen (hat nicht zu viel Geld, → Boom, Geld). De Blaagen gaot ähre Wääge (gehen ihren Weg, werden selbständig). Denne mäck wall sienen Wegg (Er ist lebenstüchtig, weiß sich zu helfen). He will kinn gudde Wääge in (Er gerät auf die schiefe Bahn, → Biesterbahne). He konn an eene Wääge vertällen (in eins, ohne Unterbrechung). Daor häff he weer an'n Wegg dretten (kackt) (Du häs an'n Wegg dretten) (zu jd., der ein Gerstenkorn am Auge hat, → Schweer, Wäägendrieter). Krankhäit (Mallöör) kass nich uut´n Wegg gaon (kann man nicht vermeiden). Met dree Mann kaas a´wat uut de Wääge setten (etwas schaffen). → eene, graade, kommen, kündig, leggen, Room, schääl, Schmette, Steenschmette, tewääge, timmern, upgraawen, vöörbi.
Zs.: Af-, Aos-, Asken-, Binnen-, Buurn-, Buuten-, Dooden-, Driet-, Driew-, Feld-, Fietsen-, Fohr-, Foot-, Gaorden-, Gemeens-, Groowen-, Heede-, Heel-, Hen-, Kark-, Karkhoffs-, Kastanjen-, Kies-, Knüppel-, Koll-asken-, Krüüs-, Lääwens-, Land-, Lehm-, Liek-, Mahlsand-, Mark-, Middel-, Modde-, Nääben-, Öwwer-, Pannschööre(n)-, Post-, Prussioons-, Radd-, Richt-, Ried-, Rott-, Sand-, Schlacken-, Schliek-, Schmeer-, Schmuggel-, Schotter-, Sieden-, Sinner-, Sommer-, Steen-, To-, Trügge-, Twass-, Üm-, Up-, Uut-
wegg weg. Se is vull wegg (z.B. oft verreist). De meersten bünt all wegg (Die meisten sind schon gegangen). De is a. lange wegg (z.B. vergeben, verheiratet). Dann is dat a. vöör de Fööte wegg (Dann ist das schon mal weggeräumt). Karmis moch 't Gewass wegg wenn. (abgeerntet sein, Bauernregel). Wi bünt de a. en gudden End met wegg (Wir haben schon ein gutes Stück geschafft). Wi bünt bi de arme Löö wegg (Wir gehören nicht mehr zu den armen Leuten, scherzh.). Du häs't noch nich wegg (Du hast es noch nicht begriffen). Wat wegg is, is wegg. Wegg met de Quaaterij! (Schluß jetzt, Ruhe). Wegg! (beim Kartenspiel: Ich passe). He ha. ne kläinen wegg (hatte z.B. einen Schwips). De Jungs häbbt alle mähr van Vaader wegg (haben die gleiche Art, etw. Ähnliches, → gaar 1, Schlagg m'n., schlaon). He häff't wegg van Wittkamp sienen Schwatten (sagt man, wenn etw. fertig ist; vom Decken der Pferde, Wortspiel, Vr, St). → futt, Greete, gudd, heer, Kreemer, nooit, quiet, vandann, Welt.
Zs.: blind-, buurs-, döör-, drieste-, eenfack-, egaal-, flott-, frij-, gemeen-, gewohn-, gladd-, heel-, juuds-, kott-, olderwets-, öwwer-, räine-, rieges-, rou-, rund-, schlecht-, stillekes-, stump-, vöör-, wisse-
wegg-ääten, -etten wegessen; durch Essen beseitigen. → Buukpiene
wegg-arbäiden, sik sich herausarbeiten, selbständig machen (vom Pächter)
Wegg-arbäider m. Straßenarbeiter. Ne Wegg-arbäider dee de Fietsenpättkes upmaaken. → Schusseekrässer, Straotenkäärl
Wegg-arbäiders-schweet m. "Schweiß von Straßenarbeitern". Wegg-arbäiders-schweet sall öwwerall gudd föör wessen, blooß daor is schlecht an te kommen (ist selten u. knapp, Spott auf die Faulheit der Straßenarbeiter). → Schusseekrässer
weggbäiern wegläuten, in der Wendg. dat olle Jaor weggbäiern (Silvesterbrauch: best. Geläut um 24 Uhr zum Jahreswechsel)
weggbieten wegbeißen, vertreiben durch Beißen. Eene Pugge bitt de andere wegg.
weggbissen (sth.s) unruhig weglaufen, hin- u. herlaufen. De Kohne bisst wegg bi Unneweer.
weggblaosen wegblasen, -pusten
weggbliewen, -ben wegbleiben, fehlen. Daor könn wi nich gudd weggbliewen (z.B. bei best. Verpflichtung). He is weggblewwen (gestorben).
weggböögen, -beegen umbiegen, wegbiegen
weggbössen vertreiben, verjagen, verscheuchen; hinauswerfen. Ik sall di äs weggbössen!
weggbrääken, -brecken 1. abbrechen, wegbrechen.
2. zusammenbrechen; einstürzen. Et was so weggebrocken.
weggbraanen, -brannen abbrennen, verbrennen. → verbraanen
weggbrengen, -breggen 1. wegbringen.
2. zurückbringen. He häff twee Stücke Dooks nao Geschker weggbracht. → Gatt, Koffie.
Zs.: Buck-, Koffie-
weggbröckeln, -brocken abbröckeln. Den Putz bröckelt all wegg.
weggdoon 1. wegtun, vernichten. Moss dat gudde Ääten nich weggdoon! → Häär.
2. weggeben, verschenken. dat Arwe met warme Hande weggdoon (zu Lebzeiten das Erbe abgeben, verteilen). → wegggewwen
weggdosken, -dösken wegdreschen, zu Ende dreschen. Gau 'n Föörken weggdosken! → afdosken, uutdosken
weggdräägen wegtragen
weggdriewen, -ben wegtreiben, forttreiben. Dat den Fiskekorw nich weggdreew, kamm daor 'n Tou an.
weggdrinken wegtrinken
weggdrucken, -drücken wegdrücken, -stoßen
Weggen m. (Weggens) süßes Weißbrot mit Rosinen (selbstgebacken; Geschenk der Paten bei der Taufe); weiches Milchbrötchen. → Kraomstuuten, Peerdeköttel, Pilleweggen, Plass 1.
Zs.: Korinten-, Kraom-, Pille-
weggen, sik sich bewegen; sich regen. Daor weggen sik ook dicke Bööme (bei Sturm). → röhrn
weggen "wegen" → wäägen 2
weggfäägen 1. wegfegen. → weggkehrn.
2. schnell weglaufen
weggfallen entfallen, unterbleiben
weggfielen wegfeilen
weggfleegen davonfliegen. Dat Linnen wodd an Piggen öwwer't Heed spannt, dat et liggen bleew un nich weggfloog (bei der Wäschebleiche).
weggföhrn, -führn 1. abtransportieren. de Runkeln weggföhrn van't Land. → verföhrn, weggkaorn.
2. abfahren; wegfahren; verreisen. Ik was te laate, un daor is mi 'n Zugg weggföhrt.
weggfrääten, -fretten wegfressen; ganz u. gar auffressen. De Farken häbbt alls weggfrääten.
Wegg-gang m. Weggang, Fortgehen. Nao mienen Wegg-gang was vull ver-andert (nachdem ich weggegangen war).
wegg-gaon weggehen, fortgehen. Daor gaot di de Müüse met wegg (Das fressen die Mäuse). Wi gaot so nich weer wegg (Wir gehen nicht unverrichteter Dinge zurück). Dat geht wegg as Bookwäitenpüfferkes (geht sehr gut weg, verkauft sich schnell). Et geht mi so gau wegg (Durchfall). → schmächtrig, sölws
wegg-gasken, -gassen schnell weglaufen, ausreißen, fliehen
wegg-geeten weggießen, ausgießen
wegg-gewwen, -gebben weggeben; verschenken. → weggdoon
wegg-graawen, -ben vergraben
wegg-griepen wegnehmen; entreißen. He gripp mi dat wegg, as wenn't 'n Goldstück is. → weggkriegen
wegghaalen 1. fortholen, abholen; hervorholen. He heel hier de Stöhle wegg un dee se daor weer verkoopen. Se häbbt em kott vöör'n Dood wegghaalt (gerettet).
2. in der Wendg. sik wat wegghaalen (sich etw. einfangen, z.B. eine Krankheit). → updoon
wegghangen aufhängen, forthängen. en Strüüksken wegghangen to't Dröögen. He häff sik wegghongen (hat sich erhängt). → Bund n.
wegghasseln (St, Ge, Bor, Hei) wegrollen, -kullern
wegghessen wegjagen, -hetzen
wegghollen fernhalten; verbergen. Dat bünt kiene Gudden, moss di daor 'n bettken wegghollen. → weggwahrn
wegghöö(de)n, sik (Vr, St, Ra, Hei, Rae) sich hüten (vor). Höö di bi't Föör wegg! → weggwahrn
wegghouen wegschlagen, -hauen
wegghüpp(k)en forthüpfen
weggjaagen 1. davonjagen; wegfliegen; schnell wegfahren. Kaff jögg wegg uut de Wanne. He is met de Fietse weggejaggt.
2. vertreiben, verscheuchen. Den Wind häff mi 't ganze Höi weggjaggt. → weggbössen, -löchten
weggkaorn mit der Karre abtransportieren. Wi mütt't Steene weggkaorn.
weggkehrn, -kährn wegfegen
weggkieken wegschauen. Manks mutt'm ook weggkieken können (etw. übersehen; großzügig sein). → bineenekniepen, weggluurn
weggknooien verstecken, verschwinden lassen. Lao we de Pulle gau ääben weggknooien!
weggkommen abhanden kommen, verlorengehen; wegkommen. De Dräibank is ook weggkommen (wurde auch abgeschafft). De Papiern van't Gericht bünt weggkommen (sind verloren). Dat is met de Bomben alle weggkommen (zerstört). Dat Höi was nich gudd weggkommen (war verregnet). Du büs ja gudd weggkommen! (Du hast Glück gehabt z.B. beim Erben). Maak, dat du weggkümms! (Hau ab). → weerkommen
weggkrassen ab-, wegkratzen. → afkrassen
weggkreemern, -kräämern weggehen, sich wegschleichen. He kreemert so wegg. → afkreemern, weggmaaken
weggkriegen 1. wegbekommen, abbekommen. Se konn 'n Dreck nich weggkriegen. Se könnt dat Gräi van Jaor nich weggkriegen (können nicht ernten).
2. wegnehmen. Se kriegt em alls wegg. → weggriepen.
3. (etw.) abbekommen. He häff't weggkreggen (hat z.B. eine Erkältung bekommen). → Schampert.
4. wahrnehmen; begreifen. Nu häff se't doch noch weggkreggen (begriffen). → wegg
weggkruupen fortkriechen
wegglaoten weglassen, auslassen. → uutlaoten
weggleggen 1. weglegen, fortlegen. Ik häbb't te gudd weggleggt un kann't nich finden. → verleggen. Well´t wegglegg as ne Häär, de find´t wwe as ne Bäär (Bäädeler) (Wer z.B. die Kleidung unordentlich ablegt, der findet sie zerknittert und schmutzig wieder).
2. zurücklegen, aufbewahren. Ik sall't föör di noch weggleggen.
3. von Hühnern: (Eier) verstecken, nicht ins Nest legen. De Hohner häbbt de Äier weggleggt.
wegglöchten fortjagen, vertreiben (durch Lichtanzünden). Wu faake ik daor aobends wecke wegglöcht! → weggjaagen
weggloopen auslaufen, weglaufen; entlaufen. De Mähre leep monks de Melk a. wegg, un de Fülle stonnen in'n Stall te springen vöör Schmacht. De Arbäid löpp mi nich wegg. → Häärgott
Wegglööper, -looper m. Ausreißer. → Uut-brääkert
wegglüüden die Totenglocke läuten. → verlüüden
weggluurn wegschauen. Ääben weggluurn, wat'm nich sehn will. → weggkieken
weggmaaken 1. wegräumen, beseitigen. den Dreck weggmaaken.
2. sik weggmaaken (sich davonmachen). → weggkreemern, -päölen, -scheern, -stählen
weggmäien abmähen. → afmäien, Plagge
Weggmänneken Wegwarte. → Ssuckerijswottel
weggnemmen wegnehmen. Se häbbt mi de Fietse weggnommen (gestohlen). → Wind
weggniefeln abspenstig machen, (durch eine List) wegnehmen. → afniefeln
weggpacken 1. verpacken, einpacken. → verpacken.
2. wegpacken, an eine andere Stelle packen. Pack di warm wegg, dat di morgen heel weerfinds (abendlicher Abschiedsgruß; Wortspiel mit beiden Bedeutungen).
weggpäölen weggehen, sich davonmachen. → weggmaaken
weggpissen, sik "sich verdrücken", schnell od. heimlich weggehen. Dann pisste he sik so wegg aone te betahlen. → verpissen
weggplüüstern wegscheuchen, -jagen. de Hohner weggplüüstern
weggproff(k)en gierig aufessen; mühsam hinunterwürgen. He profft dat ganze Ääten wegg.
weggpümpeln verschütten, auskippen. He pümpelt nett wat wegg (trinkt viel, scherzh.).
weggputzen 1. putzen, säubern.
2. schnell u. viel verzehren. → verputzen
weggpuusten, -puußen wegpusten. → Brügge
Weggrand m. Wegesrand. → Riete, Schussee, Straotenrand
weggraspeln wegraspeln (z.B. vorstehende obere Zähne bei Pferden). den Öwwertand weggraspeln. → Äinbiss
weggrennen, -rannen wegrennen
weggrie(de)n wegreiten
weggriesten (Vr, St, Hei, Rae) ausreißen, fliehen
weggrieten, -reeten wegreißen; abreißen
weggrullen fortrollen, wegrollen. ne Knicker weggrullen (anstoßen)
weggrüümen wegräumen. Muss dat Gudde met't Schlechte weggrüümen (z.B. ein Haus od. Tier so nehmen, wie es ist, → verschlieten). → afrüümen
weggsacken 1. wegsinken, einsacken. Den Waagen sackt wegg (fährt sich fest). → versacken.
2. zusammenbrechen, -sacken. → ineenesacken
weggschaffen wegschaffen, zur Seite schaffen
weggschatten Hochzeitsbrauch: die Braut aus der Nachbarschaft entlassen. → in-, uut-, verschatten
weggscheern, sik sich davonmachen. Scheer di wegg! → weggmaaken
weggscheeten wegschießen; weggehen, vergehen. Dat Peerd schött (de Beene) wegg (best. Gangart). Et is all so weggschotten (Die Zeit ist schnell vergangen, es ist spät geworden).
weggschicken fortschicken, zurückschicken. Man kann de Verwandtschup ook noch schlech weggschicken (wenn Verwandte zu Besuch gekommen sind).
weggschjouen, -schouen wegschleppen, mühsam forttragen. Holt uut'n Buss weggschouen. → weggschleppen, -todden
weggschlaon fortholen, wegziehen. Daor schlaot mi kiene tien Peerde weer wegg! (Dort möchte ich immer bleiben).
weggschleppen, -schlöppen fortschleppen
weggschlieken, sik sich wegschleichen. → schliepstatten
weggschliepen abschleifen
weggschliepstatten heimlich davonschleichen. → afschliepstatten
weggschlöörn 1. wegschleppen.
2. verlieren (durch Nachlässigkeit). → verschlöörn
weggschluuten wegschließen, sicher einschließen
weggschmachten abhungern; durch Hungern beseitigen. → Buukpiene
weggschmelten, -schmölten wegschmelzen; dahinschwinden. Den Schnee was weggschmolten
weggschmieten wegwerfen. Geld weggschmieten (verschwenden). Dat soll'm nich so wied weggschmieten! (Das soll man nicht ganz ablehnen, nicht als unmöglich von sich weisen). He schmitt et wied wegg (Er lehnt es nachdrücklich ab). Wat de weggschmitt (fallen lött), daor bruuks di nich nao bücken (Die ist sehr sparsam, geizig). → Dönnte, geppsenwiese, halwdonne, Napp, Spill, Unwiesigkäit, wied
Weggschmieterij f. Verschwendung.
Zs.: Geld-
weggschnappen wegschnappen
weggschnie(de)n wegschneiden, abschneiden
weggschöörn wegreißen, abreißen
weggschüdden, -schudden wegschütten
weggschüürn abscheuern, wegscheuern, abreiben
weggschuuwen, -ben wegschieben; abtransportieren (durch Schieben). → afschuuwen
weggschwemmen, -schwömmen wegschwimmen. Daor seh ik miene Felle weggschwemmen.
weggsehn wegsehen, zur Seite sehen (absichtlich). → weggkieken
weggsetten wegstellen, weglegen; an die Seite stellen
weggspijen wegspucken, ausspucken
weggspöllen "wegspielen", ein letztes Musikstück zum Abschied spielen. de Naobers weggspöllen (dat Bruudspaar weggspöllen) (Brauch bei der Bauernhochzeit: Gäste, Brautpaar mit Musik vom Hof verabschieden). → Wottelbedde
weggspöölen wegspülen
weggspringen wegspringen
weggstääken, -stecken 1. verstecken, an eine andere Stelle bringen. → verstoppen.
2. einstecken (z.B. Rüge, Schläge). He moch 'n Rüffel weggstääken.
weggstählen, -stehlen 1. wegstehlen, wegnehmen.
2. sik weggstählen (sich unbemerkt davonmachen). He häff sik so stiekum weggstollen. → weggmaaken
weggstarwen, -sterwen sterben. He is so weggestorwen (plötzlich gestorben).
weggstellen wegstellen
weggstiebitzen heimlich wegnehmen, klauen. → afstriebitzen
weggstooten wegstoßen; verstoßen
weggstoppen wegstecken; verstecken. → verstoppen, weggstääken
Weggstott m. (Wes, Ot, St, Sü, Hei, Rae) leichter Stoß, Rippenstoß. → Stüüwer 2
weggstötten, -stotten wegschütten, weggießen, abgießen. dat Erpelwaater weggstotten. → afstötten
Weggstottsel n. (Vr) was weggeschüttet wird; etw. Überflüssiges
weggstriebitzen (Ot, Vr, St, Sü, Ge) heimlich davonschleichen. → afstriebitzen
weggstrieken durchstreichen, überstreichen, tilgen
weggstuuken verstauen. He kann örnlik wat weggstuuken (Er kann viel essen).
weggstuuwen, -ben losstieben; schnell wegrennen
weggsuugen wegsaugen. → afsuugen
weggsuupen wegtrinken
weggtodden (mühsam) wegschleppen
weggträä(de)n 1. wegtreten, mit dem Fuß wegstoßen.
2. abtreten, zurücktreten
weggtrecken wegziehen; umziehen. De Schwalwen treckt wegg. He is hier weggtrocken. → ümtrecken, verhüüsen
weggwahrn, sik sich hüten (vor). Moss di bi de Maschiene weggwahrn! → wahrn, wegghollen, -hööden
weggwasken, -wassen auswaschen, wegwaschen
weggwiesen fortweisen
Weggwieser m. Wegweiser. → Handwieser
weggwisken, -wissen wegwischen
Wegun, Wegon, Begun, Wagon m. (Weguns) Waggon (der Eisenbahn)
Weh n. Weh; Schmerz. → Piene
weh weh, in der Wendg. weh doon (schmerzen, weh tun). Mi doot de Butten weh. Wenn de Liek-klaowen weh doot, giff't Räägen. Solange äs di noch wat weh dööt, wees ook, dat lääws. Wenn du öwwer füftig büs un di dööt morgens nix weh, dann büs dood. Em dööt 'n Kopp nich mähr weh (Er ist tot, → Tand). → Dummhäid, Kramps-odder, Ooge, seer
wehe wehe! Wehe (di), dat geht miss!
wehmöödig, -möötig wehmütig
Wehr f. Wehr, Gegenwehr, bes. in der Wendg. sik te Wehr setten (teggen) (sich zur Wehr setzen, wehren). He häff sik te Wehr satt teggen de Kommiesen. → teggen-an.
Zs.: Brand-, Nood-, Teggen-
Wehr n. Wehr (im Fluß). Dat Wehr van de Brügge wodde haruptrocken. → Beer m., Stüwwe.
Zs.: Möllen-
Wehrmann m. Feuerwehrmann
wehrn, sik sich wehren. He wehrt sik met Hande un Beene (Fööte). → hollen
wehrn "währen" → währn
Wehweh n., Wehwehken "Wehwehchen", kleinere Krankheit
welk welk. Up'n Sünte-Klaosteller, daor lagg so'n welk Äppelken up, nett as frühr. → weck, weckerig
well 1. wer. Well was dat? Ik weet nich, well dat daon häff. Van well is dat Book? (Wem gehört das Buch).
2. jemand, irgendeiner. Daor was well in de Köcken. Is daor well? → wecke
Wellboom m. (Rae, Rh, Bo) Ackerwalze (aus Holz). → Boomwolter
Welldaage (Pl.) 1. gute Tage, Tage des Wohllebens; Wohlstand, Luxus. He häff kinne Welldaage sehn (Er ist arm). Bi us was ook kinne Welldaage (Wir hatten es nicht zu üppig).
2. Übermut (durch Kraft, Gesundheit, Wohlergehen). Se wussen sik vöör Welldaage nich te hollen (laoten, bargen). He weet van Welldaage nich, wat he doon sall (waor he hen sall) (Er strotzt vor Kraft u. Gesundheit). Dat döös uut Welldaage (Das machst du aus Übermut. Laß das). Dat dööt se nich uut Welldaage (Das machen sie aus Not). De plaogt de Welldaage (Er ist übermütig, mutwillig, → Haawer). Den eenen plaogt dat Geld un den andern de Welldaage (iron.). → strunzen, wellig
Wellde. Wäälde (Bo) f. 1. Wohlergehen; Üppigkeit.
2. Übermut; Langeweile. → wellig
welldoon wohltun; Gutes tun
Welle 1 f. (Wellen) Quelle; Wasserader; Bach. ne Welle sööken (Wasserader suchen, Wünschelrutengänger). In'n August staot de Wellen (Im Sommer sind die Wasseradern oft trocken). → loopen, Waater-odder.
Zs.: Waater-
Welle 2 f. (Wellen) 1. Rolle; walzenförmiger Gegenstand. ne Welle Botter (Rolle von zwei Pfund zum Verkauf). ne mooie Welle up'n Diss (längliches, schön verziertes Stück Butter, → Bruudsbotter). Wat häff he Wellen up'n Arm (vorstehende Adern).
2. Locke, Welle im Haar. Wellen braanen (ondulieren). → Krülle.
3. Antriebsachse, -welle. ne ieserne Welle an't Spinneweel. → Asse.
Zs.: Botter-, Iesen-, Könnings-
wellen 1 schweißen im Schmiedefeuer. Iesen in't Föör wellen. → anandermaaken, schwaißen
wellen 2 1. brodeln, (mit leisem Geräusch) zu sieden beginnen. Dat Wostewaater moch sachte wellen. → prötteln.
2. hervorquellen, - sprudeln. Dat Waater wellt uut de Grund (z.B. beim Ausschachten eines Brunnens). → siepken
wellen 3 1. walzen.
2. in Locken, Wellen legen. → Wellentange
Wellenscheere f. Ondulierschere. Ne Wellenscheere wodde in't Föör heet maakt, in Papier uutprobeert un dann in de fuchten Haore drückt.
Wellensööker m. Wünschelrutengänger. → Waatersööker, Wedde, Wickeroode
Wellentange f. Brennschere zum Kräuseln der Haare. Ne Wellentange to't Haore-wellen, de deen se heetmaaken in de Maschiene (wurde im Herd erwärmt). → Ondulier-ieser
Wellflees, -fleesk n. Fleisch vom frisch geschlachteten Schwein (bes. Bauchfleisch). → Friss, Frissflees
wellig. wäälig (Bo) 1. üppig (wachsend); wüchsig, fruchtbar, kräftig. Dat Gemöös in'n Gaorden is wellig (wächst gut). wellige Rogge (üppig wachsender Roggen). dat Land wellig maaken (düngen, → mesten). Glööwen mäk sällig, dickääten wellig. Et is wellig Weer (mildes Wetter, bei dem die Saat gedeiht, → schmee). → gäil, quäddelig, verbouen, wassend.
2. lebendig, gesund; übermütig, ausgelassen. De Blaagen bünt wellig van Welldaage (van Wellde) (zu übermütig; unzufrieden, gelangweilt).
Welligkäit, Wääligkäit (Bo) f. 1. Üppigkeit. De Rogge bruust van Welligkäit (ist sehr üppig gewachsen, gut gedüngt, mit Nährstoffen versorgt).
2. Übermut. → Welldaage
Wellmood m. Übermut. → Welldaage
wellmöödig, -möötig übermütig. De Blaagen bünt wellmöödig. → krawalls, moodwillig, trabaals, willmoods
Wellmöödigkäit, -möötigkäit f. Übermut
Wellsand m. feiner Sand; Treibsand, Fließsand (wasserführende Schicht aus weißem Sand; beim Ausschachten eines Brunnens hervorquellender Sand). → Driew-, Schwemm-, Sinkelsand
Wellwäide f. (St, Sü, Ra, Bor, Rae) Weide, in der Wasser aus dem Boden kommt
Wellwieske f. Wiese, in der Wasser aus dem Boden kommt
Welpe f. (Welpen) Welpe, junger Hund.
Zs.: Räägen-, Tüüte-
Welt f. (Welten) Welt; Erde. De Welt is kläin! (wenn sich Bekannte in der Fremde treffen). •• Bääter in de wiede Welt as in den engen Buuk (Blähungen). Blaagen in de Welt setten (Kinder zeugen). He is in de andere Welt (im Jenseits, ist gestorben). up de Welt kommen (geboren werden). bi't Up-de-Welt-kommen (bei der Geburt). Wi bünt up de Welt (un noch nich in'n Hemmel) (bei schlimmem Ereignis, Schicksalsschlag). uut de Welt gaon (sterben). He is völl te froh uut de Welt gaon. De Buusken kommt met Sinne uut de Welt (Reisigbündel werden allmählich nicht mehr gebraucht, hergestellt). Ääben van de Welt! (kurz schlafen, z.B. Mittagsschläfchen halten). He is wegg van de Welt (1. von Sinnen, bewußtlos. 2. tot). Up de Welt un van de Welt, dat kost (vull) Geld (Geburt u. Todesfall kosten Geld). He is nich as de Welt (Er ist zurückgeblieben, geistig nicht mitgekommen). De Welt is kaputt, un de Buurn driet't de in, un wenn se nich rund was, dann dreeten se in de Hööke (Jux, → kaputt). De wonnt an´t Ende van de Welt (sind rückständig). → alle, fäärdig, gewwen, Gott, Hosse, kosten, Maone, old, rund, schicken.
Zs.: Kiek-in-de-
Weltgeestliker m. Pastor, Geistlicher (im Ggs. zum Ordenspriester, → Paoter)
weltlik weltlich. ne weltliken Geestliker (Pastor, → Weltgeestliker)
weltlike Schwester f. Krankenschwester (z.B. beim Roten Kreuz, im Ggs. zur Ordensschwester, → Kloosterschwester). → blaue, witte Schwester
Weluur n. Velours; Wildleder
Weluurhood m. Hut aus Velours. Ne Weluurhood is noch wall ne düüren Hood.
Weluurkraage(n) m. Jackenkragen aus Velours. Well Geld häff, de drägg ne Weluurkraagen.
Wemme, Weddem, Weedeme, Weeme f. Pfarrhaus, Pastorat; Pfarrei (alt). → Pastraote
Wende, Wenne, Wäine f. (Wenden) 1. Acker, der auf einer Seite schräg zuläuft; kleines Ackerstück. de Wende uutbouen (bei schmaler werdendem Acker öfter vorzeitig wenden). Wat sitt daor ne Wäine in, moss den Ploog uutloopen laoten!
2. Pflugwendestelle. → Aanewende, Wendehook.
3. in der Wendg. van Ende bes Wende (ganz u. gar, durch u. durch). Dat Schapp is van Ende bes Wende uut Eeke (aus massivem Eichenholz).
Zs.: Sünnen-
Wende- auch: Wenne-, Wäine-
Wendeboom m. Schwenkarm über dem Herdfeuer. → Wennsuuse
Wendebrügge f. Schemelbrett, Drehscheibe am Vorderwagen (Verlängerung der Deichsel)
Wende-end(e) n. 1. Wendestreifen am Kopfende des Ackers (Wes, Ot, Vr).
2. schräg zulaufendes Ackerstück. → Wende, Wendehook
Wendehaol n. Schwenkarm über dem Herdfeuer; drehbarer Haken für Öllampen. → Wennsuuse
Wendehook m. 1. Wendestreifen am Kopfende des Ackers. → Aanewende, Anschötte 1, Vöörgewende, Vöörhöfft, Wendinge.
2. kleines, schräg zulaufendes Ackerstück
Wende-ieser, -n n. Werkzeug zum Gewindeschneiden, Gewindekluppe. → Dräi-ieser
Wendeltrappe f. Wendeltreppe
wenden, wennen (wendt; wand, wanden; wandt) wenden. Höi wenden met de Harke. Garben wenden (beim Dreschen wenden, damit die Unterseite gedroschen werden kann). Wenden! (Ruf des Knechtes beim Dreschen nach dem ersten Flegelgang; die Magd mußte schnell auf die Tenne kommen u. die Garben umdrehen.)
Wendeploog m. Wendepflug (mit zwei senkrecht übereinander stehenden Pflugscharen; am Ende des Ackers kann nach Umkippen des Scharteiles an derselben Furche zurückgepflügt werden). → Kipp-, Pendelploog
Wender, Wenner m. Heuwendemaschine.
Zs.: Höi-
Wendestriepe(n) m. Wendestreifen am Acker
Wendesüll, Wendesuus(e) → Wennsuuse
Wendfeld ON Wendfeld, Bauersch. von St. Wendfeldske Draodnäägels (Ortsneckerei)
Wendinge, Wenninge f. (Wes, St, Sü, Ge) Wendestreifen, Grasstreifen am Ende des Ackers zum Wenden des Pfluges. → Aanewende, Wendehook
Wendsuuse → Wennsuuse
Weneraobel m. n. Allerheiligstes; Monstranz
wenk (Wes, Vr, St) in der Wendg. wenk staon (standhalten, es aufnehmen mit). He häff em (good) wenk staone (Er hat gut pariert, z.B. schlagfertig geantwortet). → wesseln
wenken → winken
wenn wenn (mod.) → as, wann. Wenn 't Weer bääter wödd, gao wi in't Höi. Wenn't is, kann'k de nix an doon (Wenn es so ist, kann ich es auch nicht ändern). Wenn't (dann) is! (Wenn es denn sein muß, von mir aus). Wenn't wenn. mutt, doo'k dr' ook wat bi. wenn ook (wenn auch, obwohl). → arm, Haasen, kommen
wenn'. wessen (sth.s) (St, Sü, Ge, We, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) (bün, büs, is, bünt; was, wann.; west) sein; existieren, bestehen; geschehen. Is ook a' west, dat mi de Erpel drööge kockt bünt. De kann de wall wenn' (Der kann bestehen, hat gutes Einkommen). Dat kann wenn' (Dat magg wall so wessen)! (Kann sein). Laot't wenn' (Laot dat wessen)! (Laß das sein). Dat bliff so, at't west is! (Das bleibt so, basta). Dat is de west (Das ist kaputt, unbrauchbar). He was de bolle west (Er wäre fast verunglückt). Wenn ik de nich mähr bün . (wenn ich gestorben bin). Mooder ha' noch gudd en paar Jaor wessen konnt (hätte noch leben können). Wat wenn' mott, mott wenn' (Was sein muß, muß sein, → mütten). Dat mutt he west häbben (Das muß er gewesen sein). Andertweggen sall't noch schlimmer west häbben (Anderswo wird es noch schlimmer gewesen sein). Wess still! Wess so gudd un doo mi noch wat in! (Sei so gut u. schenke mir noch etw. ein). → Dagg, Driete, Teggenstand, wenn
Wenne, Wenne- → Wende, Wende-
wenneer → wanneer
wennen "wenden" → wenden
wennen "gewöhnen" → wönnen
Wennen-appel m. Apfelsorte (hell, weiß, fest)
Wenner → Wender
Wennesüll → Wennsuuse
Wennewick ON Wennewick, Bauersch. von Vr. Wennewickske Draodnäägels. Wennewickske Pott-erpel (Ortsneckereien, bes. aus Ammeloe)
wennig, weenig, wäänig; wäinig (Ge, We, Ra, Rae, Rh) wenig. De bünt met wennig tefrääne (sind bescheiden, genügsam). Dat is wenniger (Das ist nicht von Bedeutung). → Botter, Buur, Feebruaar, helpen, lütt, minn, starwen.
Zs.: bitter-
Wenninge → Wendinge
Wennsuus(e), Wendesuus(e), Wendsuuse (Vr, St, Ge); Wendesüll,
Wennesüll (St, Sü) f. Schwenkarm über dem Herdfeuer (mit dem Töpfe u. Kessel vom Herd weg u. auf den Herd bewegt werden); drehbare Vorrichtung für den Viehkessel; drehbarer Haken für Öllämpchen u'a. → Balkenhaol, Dräiboom, Galgen, Wendeboom, -haol
Zs.: Pütt(en)-
Wennßel → Wähnßel
Wepse; Wöpse (Ra, Hei, Rae, Rh) f. (Wepsen) Wespe.
Zs.: Holt-
Wepsen- auch: Wöpsen-
Wepsenbrodd f. Wespenbrut
Wepsen-nüst, -nüss n. Wespennest. in't Wepsen-nüst stääken ("in ein Wespennest stechen", ein heikles Thema anschneiden)
Wepsenstecke f. Wespenstich
Werk, Werk-, werken, werklik, Werklik-käit, Werks → Wark, Wark-, warken, warklik, Warklik-käit, Warks
Werp → Wörp
Wertikoo m'n. (Wertikoos) Vertiko (kleiner, zweitüriger Wohnzimmerschrank mit Zieraufsatz als Anrichte). → Anrichte, Büffee, Kaste
Werth. Weert, Weerte, Weerde 1. ON Gemenwirthe (bei Bor).
2. ON Borkenwirthe (bei Bor).
3. ON Werth (bei Isselburg, Bo). De geht met den Weertsen Pünder (Seine Uhr geht nicht richtig, Bo). In Weerde, daor riedt se up de Peerde. Et steht ründ üm Weerde un schött un schött un schött un tröff doch nix, wat is dat? (Antwort:) Dat is den Weertsen Schlaot, de in'n Sommer in de Höchte schött (Ortsneckerei, Wortspiel). → Anholt
Weseke. Wääske, Wääseke ON Weseke. Ssiepel-Wääske. Wääskeske Ssiepelbuurn (Ssiepelköppe). dat Wääskeske Ssiepel-land (Spott auf Zwiebelanbau in We). Wääskeske Ollieköppe (Olliemöllers) (Spott auf die Ölmühle Vornholt bei We). Wääskeske Sandhaasen. Wääske is 'n Hexenlock (Ortsneckereien). → Oeding, Stadtlohn
Wessboom m. Rundholz auf dem beladenen Erntewagen (ca. 8 m lange u. 15 cm dicke Stange zum Festbinden des Getreide- od. Heufuders, wird vorn mit einer Kette u. hinten mit einem Seil festgezurrt). → böömen, Saod-, Waagenboom, Schluutlaoge, topacken
Wessel. Wissel (Bo) m. Wechsel.
Zs.: Schicht-, Waord-
Wessel- auch Wissel-
Wesselbaas m. Betreiber einer Pferde- od. Geldwechselstelle
Wesselgeld n. Wechselgeld. He hä' (noch) kinn Wesselgeld bi sik (Er steht verlegen da).
Wesseljaore (Pl.) (Rh, Bo) Wechseljahre. → Ümklapp
wesseln. wisseln (Bo) 1. wechseln. Tüsken Säien un Mäien wodde wesselt (wurde das Dienstpersonal auf den Höfen gewechselt). Saoterdaggs moch'm dat Hemd wesseln. De wesselt de Frou noch fääker as 'n Schlips. Se kann de Waorde wa. wesseln (hat ein flottes Mundwerk). → Peerd, Waord.
2. Zahnwechsel haben (bei Pferden, Kühen). Dat Peerd häff noch nich wesselt. → blööten, brääken.
3. schlagfertig antworten, contra geben. He kann gudd wesseln (ist schlagfertig, gewitzt). De kann di wa. wesseln (Der weiß zu antworten). Dat konn se em nich wesseln (Darauf konnte sie ihm nicht antworten). Se kann em met de Muule un met de Knippe wesseln (Sie ist sehr redegewandt, bleibt keine Antwort schuldig). → wenk
Wesselwaord, -wurd n. Widerrede; Zank. → Waordwessel, wesseln
Wessem → Wessum
Wessen n. (sth.s) Wesen, Art, Charakter; Eigenheit, Besonderheit. De häff no. wall 'n gudd Wessen. Dat is sien ganze Wessen (Das ist seine Art). He ha. so'n besünder Wessen an sik. → Aard, Schlagg m'n., Wiese.
Zs.: Leed-
wessen → wenn.
Wessum. Wessem ON Wessum (Holzschuhmacherdorf). Wessum, Wüllen, Ottensteen liggt dreeveerdel Stunns uutneen. De Wessemske Ssegge häff de Ottensteenske Wottel afefrääten (Ortsneckerei). Wessemske Sseggen. Wessemske Schabben. In Wessem kehrt se met'n Bessem. In Wessem, daor riedt se up'n Bessem. In Wessem scheet't se met de Kaggel nao'n Vaggel, dat de Stange bewwet (Spott auf die Mundart von Wes). → Schelm, Schmeerlock, Schund, Wüllen
Weste f. (Westen; Westken) Weste. Se häbbt em dat under de Weste schowwen ("Sie haben es ihm heimgezahlt"). → Kuckuck, tweeriegig.
Zs.: Strick-
Westen m'n. Westen. Wenn de Sünne sackt nao Westen, wödd't föör de Löien am besten ("Am Abend werden die Faulen fleißig", → Flucht 3, fuul, sacken 2).
Westenknoop m. Westenknopf
Westenpand n. (Wes, St, Sü, Ge, Rae, Rh) Rückenteil der Weste
Westentaske, -tasse f. Westentasche (Darin trug man das Kleingeld). Dat betahlt he uut de Westentaske (mit Leichtigkeit, so nebenbei). → recht
West(e)wind m. Westwind. → leegen Wind
Westfäälinger, Westfaale m. Westfale. → Kante
westfääls(k) westfälisch. → fäälsk
Westkant(e) f. Westseite
westlik westlich
Westsied(e), -siete f. Westseite (nicht wettergeschützte Seite). → Hölkeseel, Weersiede
Westwind → Westewind
Wette 1 f. (Wes, Vr, St, Sü, Ra, Hei) Wissen, Kenntnis; Fähigkeit, Können. He häff de kinn Wette van (Er weiß nichts davon). He häff de Wette daorföör (Wissen, Können, Gedächtnis für best. Arbeiten). → Wettenschup 1
Wette 2 f. (Wetten) Wette. üm de Wette loopen. üm de Wette arbäiden. → Wettenschup 2
wett-eggen (St, Sü, Ge) 1. schärfen, wetzen (durch Hin- u. Herstreichen mit dem Wetzstein).
2. diskutieren, streiten (mit Worten). → eggewetten
wetten 1 wetzen, schärfen. Wetten is dat Üpperste (Schärfen des Werkzeugs ist das Wichtigste). Wetten is kinn Letten (Schärfen von Werkzeug ist keine Zeitverschwendung). Wetten, dat konn nich jeeder-eene. den Draod de vöörhen wetten (den Grat am Sensenblatt beseitigen). → dengeln
Zs.: egge-
wetten 2 wetten. Ik will wetten üm ne Fleege, du sass säggen, dat ik leege; ik will wetten üm ne Spaon, daor söllt de fiew-untwintig staon (Spiel zur Unterhaltung: auf eine Tafel werden mit verbundenen Augen 25 Striche gemalt). → Jödde, Pedde
wetten "wissen" → weeten
Wettenschup, -schop 1, Weetenschup, -schop f. Wissenschaft. → Kohsplenter, Wette 1
Wettenschup, -schop 2 f. Wette. Wenn't up ne Wettenschup ankamm, dann moch den eenen of den andern dat Äörtken betahlen. → Wette 2
Wett-ieser, -n n. Wetzstahl (zum Schärfen von Messern)
Wettplanke f. Wetzbrett
Wettstaol m. Wetzstahl
Wettsteen m. Wetzstein (zum Schärfen der Werkzeuge)
wi, we. wij (Rh, Bo) wir. Dat will wi nich. Lao we män gaon. Wi, wi, wi kommt wall hen (Wir kommen wohl durch den Winter; so wurde der Ruf des Stars gedeutet.)
Wiärd, wiärd, Wiärd- → Wäärd, wäärd, Wäärd-
Wiärks → Warks
wiärn → weern
Wiärte, Wiärten- → Weerte, Weerten-
Wibbelbohne f. (Ra, Bor, Hei) Ackerbohne, kleine braune Bohne. → Feld-, Peerdebohne
wibbelig (Vr) unruhig, nervös. → weddelig, wiggelig, wisperig
Wicht n. (Wichter; Wichtken) (Wes, Ge, Bor, Hei) Mädchen. Wat'n mooi Wicht! → Deerne
Wichtenbäffken (Bo) Goldröhrling, Goldpilz
Wichterpruume f. (Wes, Ot, Bor, Bo) Pflaumensorte (blau, schlehenähnlich)
Wichterschoole f. (Ge) Mädchenschule
wichtig wichtig. He dööt sik wichtig.
Zs.: un-
Wicke f. (Wicken) Wicke (Futterpflanze). in de Wicken gaon (verloren gehen; zugrunde gehen; daneben gehen; umkommen). Dat göng in de Wicken (Das ging daneben).
Wickel m. 1. Wickel. in Wickel un Luuren (in Windeln). → Pucke.
2. in der Wendg. bi'n Wickel häbben (kriegen) (am Kragen packen; zurechtweisen). → Schlawittken.
Zs.: Küüten-, Nüürn-, Schmolt-
Wickelgamaske f. Wickelgamasche
wickeln wickeln, einbinden. dat Gaorn wickeln. Roosen wickeln (Papierrosen binden). → Klüwwen
wicken (St) wahrsagen
Wickeroo(d)e f. (St, Sü, We, Ra) Wünschelrute. Den Wellensööker gong met de Wickeroode. → Ruute 2, Wedde
Wicksbossel, -bössel m. Schuhbürste
Wickse f. 1. Schuhfett, Ledertran.
2. Schläge. Wickse kriegen.
3. in der Wendg. Et is (alles) eene Wickse (alles dasselbe, → Memme).
Zs.: Schoh-, Stewwel-
wicksen 1. wichsen, blank putzen, polieren. de Schoh wicksen (war Arbeit am Samstag). → Schosteen.
2. schlagen, prügeln
Widde → Wied'te
Widdefrou, -käärl, -mann → Weddefrou, -käärl, -mann
Widdewall → Weddewall
wied weit; fern, entfernt. Maak de Döör wied loss. He mäck 'n Beck wied loss (redet viel; gibt an). Dat is de nich wied van af (Das ist dicht dran, z.B. an der Wahrheit). • Wat ih 't wiedste weggschmiet't, haal ih 't eerste weer (Der erste Gedanke ist oft der beste, → Napp). • Wied liekt alltied mooi (Von weitem sieht alles schön aus). In veer Wääken is't so wied. Bolle häbb ik't so wied (Bald bin ich fertig). • Iewer un Bissen kümp neet wied (Eile u. Hetze bringen nichts, Bo). Den will wieder (will vorankommen). Met Leegen kümp man am wiedsten (iron.). De bünt lück knieperig, süss wann. de nich so wied kommen. Et was all wied in de Jaortied. He is ook all wied in de Achtzig (weit über achtzig). Den Käärl kaas nich wieder glööwen, as 'n sühs (Er ist unzuverlässig, böse). Wenn dat fäärig is, dann büs ook 'n paar Jaor wieder! (Das dauert sehr lange). He was van wieden te häörn (von weitem, → Kraote). Se bünt van wieden verwandt (→ wiedlöftig). van wieden Sieden kammen de Löö (von allen Seiten, → sied). → Begripp, breed, döggen, drümheer, loopen, Messlersmaote, schmaaken, Schmette, Schuss, Sprung, un, vöörne.
Zs.: back-, hemmel-, knee-, so-, stunden-, waagens
wied-af, -of abseits, abgelegen, weitab. He wonnt wied-af achter'n Buss. → achter-afs, sied-af
Wiede → Wied'te
wieden, wieten weiten, dehnen. den Schoh up de Leeste wieden. → recken
wieder-ääten, -etten weiteressen. → Jödde
wieder-arbäiden weiterarbeiten. Lao we noch 'n Stücksken wiederarb äiden!
wiederbrengen, -breggen weiterbringen, vorwärtsbringen; vorantreiben
wiederdenken weiterdenken, vorausdenken
wiederföhrn, -führn 1 weiterfahren
wiederföhrn, -führn 2 weiterführen. He häff den Hoff wiederföhrt (den Betrieb übernommen).
wiederfusseln (sth.s) weiterbasteln, -tüfteln. He häff noch so lange wiederfusselt, bes he't tegange ha'.
wiedergaon weitergehen. Laot us nich so lange staon, wi mütt't noch 'n Hüüsken wiedergaon (am Schluß von Heischeversen). → Schnieder 1
wiedergewwen, -gebben weitergeben
wiederhelpen weiterhelfen
wiederhen weiterhin. Se woll wiederhen dat Säggen häbben. → wieders
wiederkommen weiterkommen, vorankommen (z.B. wirtschaftlich entwickeln). Met de Deerne kann'm macklik ne Wääke wiederkommen (Sie ist ein sehr nettes Mädchen, → upscheeten).
wiederloopen weiterlaufen
wiedermaaken weitermachen. So dumm wiedermaaken aone Öwwerlegg!
wieders 1. weiter. Wi mött't wieders, et wödd bolle düüster. → wiederhen.
2. weiter, ferner, bes. in den Wendungen wieders nich (weiter nicht). wieders nix (weiter nichts). Dat is wieders nich schlimm. Dat gaff wieders nich völle Besünders. Daor häs di doch wieders nix bi dacht.
wiedersäggen weitersagen
wiederspöllen weiterspielen, im Spiel fortfahren
wiedertrecken weiterziehen. Van't eene Huus trock'm wieder nao't annere.
wieder-up weiter entfernt. De wonnt wieder-up.
wiederverkoopen weiterverkaufen
wiedervertällen weitererzählen. Dat dröffs nich wiedervertällen! Van denne kaas nix van wiedervertällen (Von ihm kann man nichts Schlechtes berichten, er ist in Ordnung). Wat denne sägg, daor kaas nix van wiedervertällen (Er lügt). → naovertällen
Wiedkieker m. 1. Fernglas.
2. Fernseher (scherzh.)
wiedlöftig. wiedlööpig (Bo) weitläufig, weit auseinander, weiträumig. Ne Äxe mutt wiedlöftig anschleppen weern (darf nich zu knapp angeschliffen werden, → andicke). Dat is te wiedlöftig (Das liegt zu weit auseinander). Den Boom häff ne wiedlöftige Kroone (→ kruuse Böömken). Se bünt wiedlöftig verwandt. Et ging de wiedlöftig heer (umständlich). .n wiedlöftig Spill (weiträumig, → ruum)
Wiedsicht f. Weitsicht, Voraussicht
wiedsichtig weitsichtig
wiedsied weit u. breit. Dat was van wiedsied so Moode. → breed, sied, wied
Wied'te, Wiede, Witte, Widde f. Ferne, Weite. Dat häbb ik so van de Witte häört (von Ferne gehört). Dat kaas van de Wied'te a. sehn. dat Wiede nemmen (Reißaus nehmen, → Haasenpatt).
Zs.: Spann-, Spoor-, Under
Wiedwaagenloss ganz weit offen. De Nenndöör steht wiedwaagenloss (Alle vier Türen sind geöffnet, so daß ein beladener Wagen hineinfahren kann). Se schmeeten Döör un Fääster wiedwaagenloss. → sperr-angel-, waagenswied
Wiegelken n. "Veilchen", "Stiefmütterchen" → Viöölken
Wiek → Wirk
wieken (wiekt; week, weeken; weeken) zurückweichen, ausweichen
wieldes währenddessen, während. Wieldes sik ne Klooken bedäch, bedäch sik ook ne Geck (wenn jd. zaudert, → bedenken). → indes, underdes
Wiele f. Weile, Zeitspanne. Dat is a. ne Wiele hen. → Poose, Stoot 2, Tuur.
Zs.: Kott-, Lange-
Wieme f., Wiemen m. (Wiemen) 1. Stange, Regal in der Räucher- od. Fleischvorratskammer für Fleischwaren; Gestänge im Rauchfang (zum Aufhängen der Würste u. Schinken). De Speckbollen un Woste wodden in de Wieme upehongen. → Schinken, Flees-, Speckhaaken, Spiele, Troost, uuthaamern.
2. Stange im Hühnerstall. → Recke.
Zs.: Boosen-, Hohner-
Wiemel m. (Wiemels) Käfer. → Kääfer, Worm
Wiemen → Wieme
Wiemengemöös n. Fleisch (Wurst, Schinken, Speck) aus dem Rauchfang (scherzh.)
Wiemenhaaken, -haoken m. Eisenöse für die Stangen, an denen Würste u. Schinken aufgehängt werden. → Wiemholt
Wiemgaffel f. Gabelholz zum Aufhängen u. Abnehmen von Fleisch, Wurst, Speck, Schinken im Rauchfang. → Fleesgaffel
Wiemholt n. Rundholz im Rauchfang, auf dem die Stangen zum Aufhängen von Würsten u. Schinken liegen. → Schneese, Spiele, Wiemschleet, -stange
Wiemschleet n. Rundholz im Rauchfang, auf dem die Stangen zum Aufhängen von Würsten u. Schinken liegen. → Wiemholt
Wiemschneese f. dünner Stock, an dem Würste u. Schinken im Rauchfang hängen. → Schneese, Spiele
Wiemstange f. Rundholz im Rauchfang, auf dem die Stangen zum Aufhängen von Würsten u. Schinken liegen. → Wiemholt
Wien m. Wein. Wien wodde blooß bi de Bäätern drunken. Wenn de Buur Wien drinkt, dann krigg he Lüüse (Ra). → Gott, räin.
Zs.: Appel-, Bääsen-, Brand(e)-, Haagebutten-, Jansbääsen-, Kranken-, Port-, Quitten-, Rood-, Süüd-, Witt-
Wienachten n., Wienacht f. Weihnachten, Christfest (mod.). → Middewinter. vöör of nao Wienachten (Zeitangabe). Et was daages vöör Wienachten (am Heiligabend). Wienachten häff ook 'n grooten Naamen (Die Bauern halten nicht viel von Weihnachtsbaum u. Geschenken). Wienachten in't Höwweken, Paoßen in't Stöwweken (Wetterregel: Warme Weihnacht bedeutet kalte Ostern, Bo). Se häff Wienachten ("Regel" der Frau, → Spill). → allemann, gröön, Knallen, Velen, witt
Wienachts-aobend, -aowend m. Weihnachtsabend. → Hilligen Aobend, insäängen, Middewinter-aobend
Wienachtsboom m. Weihnachtsbaum. → Dännen-, Kristboom, Zier-raod
Wienachtsdiss, -disk m. Gabentisch zu Weihnachten
Wienachtskäärß(t)e f. Christbaumkerze
Wienachtskooke(n), -kook m. Weihnachtskuchen
Wienachtsleed n. Weihnachtslied
Wienachtsmisse f. weihnachtlicher Festgottesdienst (mit zwei anschließenden stillen Messen). De Wienachtsmisse, dat wann. eegentlik dree Missen.
Wienachtsmorgen m. Weihnachtsmorgen
Wienachtstied f. Weihnachtszeit
Wien-appel m. Rote Sternreinette (Apfelsorte: rot od. gelb, saftig, mit rotweißem Fruchtfleisch). → Pannekooken-, Rappelappel, rooden Stern
Wienbääse, -beer(e) f. Weinbeere. Wienbääsen (Weintraube)
Wien(druuwen)stock m. Weinstock; Weinrebe (z.B. von wildem Wein). Wi hä'en ne Wiendruuwenstock an't Huus.
Wienfatt n. Weinfaß
Wienfläske, -flässe f. Weinflasche
Wienkeller m. Weinkeller
Wienkoop m. (Ge, We, Bor) Miettaler beim Antritt eines Dienstes (Handgeld beim Verdingen des Gesindes); Trinkgeld. → Hand-, Meegeld
Wienpeer(e) f. Birnensorte (bauchig, grün, süß, zum Einmachen geeignet). → Pump-peere
Wienstock → Wiendruuwenstock
Wiensüürken n. (Rae, Rh, Bo) Apfelsorte (grün, säuerlich)
Wientäpperken n. (Bor, Rh) Fliegenschnepper (kleiner Singvogel). → Schnäpper 2
wierig → weerig
Wierkuhle f. (Hei) Lehmkuhle
Wierske, Wiersken- → Wieske, Wiesken-
Wierte, Wierten- → Weerte, Weerten-
wies → wiese
Wiese f. (Wiesen) 1. Weise, Art. → Aard, Moode, Wessen.
2. Weise, Melodie. He kann mooi Wiese hollen (ist sicher im Singen).
3. in der Wendg. He is ganz van de Wiese (durcheinander, verwirrt, aus der Fassung, ohne Vernunft). → Passeel.
Zs.: Lääwenswies(
e) 1. klug, gescheit; vernünftig, ernsthaft. Lao we praoten, as we wies bünt! (Laßt uns vernünftig reden). Dat häbb ik ganz wies säggt (ganz ernst, ohne zu lachen). Dat konn he met't wieseste Gesicht vertällen (mit ganz ernstem Gesicht). Met de Löö bünt kinne wiese Dinge met te praoten (Mit denen kann man nicht vernünftig reden). wies weern (erfahren, in Erfahrung bringen, → gewahr). Büs nich ganz wies! (Du bist wohl verrückt). He is nich gudd wies ("nicht bei Trost"). Mooder, wess du doch te wiese un gao nao Bedde! (Sei doch so vernünftig). De was nich ganz unwies, owwer wies ook nich (hatte z.B. einen Tick; leicht verrückt). → anpacken, bedenken, klook, Nettel, te, vertällen, wisse.
2. geizig, knauserig. ne wiesen Pinn (Geizhals). He is van de wiese Kante. → Bremen, Pinn, Pinsel, unwies.
Zs.: eegen-, nösse-, nümmer-, old-, un-
Wiesefinger m. Zeigefinger
Wiesemoor f. Hebamme. Gau de Wiesemoor haalen! → Böörfrou, Frettken, Frou Spekulier, Heeb-amme, Kindertante, Kindsmöi, Kraommooder, Storkmooder, Waakster
wiesen (wiss; wees, weesen; wessen (sth.s)) zeigen. Ik will di äs ääben wat wiesen. Dann wiest se di de Vöggel up de Bööme ("zeigen einen Vogel"). Dat mutt sik wiesen! Dat sall ik di wiesen! ("Ich werde dir helfen", Zurechtweisung). → Baas, Dööre, Harke, Löggener, Tand, weekseerig, Wegg.
Zs.: wegg-
Wieser m. Zeiger; Uhrzeiger.
Zs.: Hand-, Minüüten-, Stunden-, Sünnen-, Wegg-, Wind-
Wiesepinn n. 1. Besserwisser.
2. Geizhals
Wieshäid f. Weisheit. → Schüümer
Wiesigkäit, Wieslik-käit f. 1. Weisheit, Vernunft, Besonnenheit. He is de Wiesigkäit sölws (Er ist immer besonnen, vernünftig).
2. Sparsamkeit; Geiz.
Zs.: Un-
Wiesius → Wissius
Wieskämper m. (St, Sü, Hei, Rae) Geizhals, in Ortsneckerei. → Ammeloe
Wieskamper(t) m. Besserwisser
Wieske, Wierske f. (Wiesken) (Ge, We, Sü, Bor, Hei, Rae, Rh) Wiese (zur Heugewinnung). Wiesken maaken (Land urbar machen, poldern). → Höi-, Schniewäide, Wäide.
Zs.: Bleek-, Flööt-, Höi-, Kodden-, Mäi-, Meddel-, Schnie-, Well-
Wiesken- auch: Wiersken-
Wiesken-äide, -ääg(e)de f. Wiesenegge, Gliederegge (für vermooste Weiden). → Ketten-, Moss-, Wäid-äide
Wieskenworm m. (Ge, Sü, Bor, Hei, Rh) Larve der Dasselfliege. → Wäideworm
Wieslik-käit → Wiesigkäit
wiesmaaken weismachen, vormachen, vortäuschen. Dat woll he em wiesmaaken. He lött sik nix wiesmaaken. Arbeit macht das Leben süß, dat maakt de Rieken de Armen wies. → vöörmaaken, vöörwies
Wiesmaakerij f. Schwindelei, Betrügerei
Wiesnösse f. (sth.s) Naseweis, Besserwisser
wiesnössig (sth.s). wiesnöösig (Bo) naseweis, vorwitzig. → nösse-, oldwies
wiesverständig, -verstännig vernünftig, klug; sachverständig, sachkundig; ernsthaft. Dat häff he mi wiesverständig vertällt. 'n wiesverständig Määske
wieten → wieden
Wiew n. (Wiewer; Wiewken) Frau, Weib (oft abw.). Käärl un Wiew (Mann u. Frau). Wenn de Wiewer an't Loopen bünt, dann giff't Räägen (→ lööpsk, Räägen, schooien). Kommt twee Wiewer binnen, wödd de daarde döör de Hääkel trocken (vom Tratschen). en old Wiewken (z.B. unmännliche Person). Mien Wiew, mien Wiew! Waor is't, waor is't? Daor sitt't, daor sitt't! (So wurde der Ruf des Singdrosselmännchens gedeutet, wenn die Gefahr vorüber ist, St, → uutkielen). • Muss di 'n old Huus un 'n jung Wiew nemmen, dann häs Dagg un Nacht wat te doon (scherzh.). → Ääksternüst, Afsiede, Baord, Böisterwind, Bookwäitensaod, Düüwel, flicken, mien, Nienhuus Wiewken, nijsgierig, old, Pott, stiew, Tiedverdriew, Wiewer, Wiewken.
Zs.: Bäädel-, Bleck-, Bölke-, Döddel-, Faorn-, griese, Kääkel-, Kindelbeer-, Klaage-, Kommiesen-, Krüüden-, löie, Mann-, Naober-, Newwel-, Polder-, Pollacks-, Quaase-, Quaater-, Quack-, Rott-, Schlaater-, Schlacker-, Schlodder-, Schlöör-, Schnääter-, Schooi-, Spinne-, Ssigöiner-, Staots-, Strunt-, Süchte-, Waske-, witte
Wiewer (Pl.) (Bo) Dornige Hauhechel. → Hatthääkel, Pisser
Wiewerfutt f. "Weibergesäß", im Trinklied. → Schüppe
Wiewer-regement n. "Weiberregiment", Herrschaft der Frau(en)
Wiewersommer m. Altweibersommer, Herbst. → Kraanen-, Oldwiewersommer
Wiewervolk n. Frauen (alle zusammen, abw.)
Wiewken Weibchen, weibl. Tier (bes. Taube, Hase, Kaninchen). → Moor f.
Zs.: Duuwen-, Haasen-, Kanienen-
wiggelig (Bor) durcheinander; unruhig, nervös. → wibbelig, wisperig
wiggeln hin- u. herbewegen, rütteln, schütteln.
Zs.: loss-
Wije f. (Wijen) Weihe. He häff de Wijen kreggen (wurde geweiht).
Zs.: Kark-
wijen weihen, segnen. Den Palm wodde wijt. Daor häbbt se de Karke nijs wijt. De Pastoor is gewijt. → Palmstruuk
Wijrook m. Weihrauch
Wijrookfatt n. Weihrauchfaß
Wijwaater n. Weihwasser, gesegnetes Wasser. Wijwaater nemmen (sich mit Weihwasser segnen). De geht met't Wijwaater nao Huus (Er geht nach dem Gottesdienst nicht mehr ins Wirtshaus, → naobääden). He is so fromm, he kann wall Wijwaater pissen (Er ist scheinheilig fromm). Well 't Wijwaater häff, säängt sik sölws te-eerst (Ausnutzen einer Stelle, → dicht, Krüüs, Seepe).
Wijwaaterbecken n. Weihwasserbecken
Wijwaaterpott, -pulle → Wijwaaterspott, -pulle
Wijwaatersback m. Weihwassergefäß. .n Wijwaatersbäcksken in'n Schlaopstommen. → Wijwaatersnäppken
Wijwaaters-emmer m. Eimer mit Weihwasser (Daraus schöpfte man Weihwasser für zu Hause). Den Wijwaaters-emmer stonn in de Sackerstij.
Wijwaatersfläske, -flässe f. Flasche für Weihwasser (um es mit nach Hause zu nehmen). → Wijwaaterspulle
Wijwaaterskäätel, -kettel m. Weihwasserkessel
Wijwaaterskruuke f. Kanne für Weihwasser (um es mit nach Hause zu nehmen)
Wijwaaterskrüüs n. Kreuzzeichen mit Weihwasser (z.B. beim Eintreten in die Kirche, vor dem Schlafengehen). vöör un nao de Misse 'n Wijwaaterskrüüs nemmen (sich mit Weihwasser bekreuzigen)
Wijwaatersnäppken kleines Gefäß mit Weihwasser (im Schlafzimmer neben der Tür). → Wijwaatersback
Wijwaater(s)pott m., -pöttken Weihwasserbecken; Gefäß mit Weihwasser. In de Schlaopkaamer hong 'n Wijwaaterspöttken.
Wijwaater(s)pulle f. Flasche für Weihwasser. → Wijwaatersfläske
Wijwaatersquast, -quass m. Weihwassersprengel, Aspergill
Wild n. Wild. Fröhr gaff't vull Wild in de Büske. → duuken
wild 1. wild wachsend (nicht gepflanzt od. gesät); wuchernd. wilden Wien. wilde Hinnebääsen (Waldhimbeeren). wild Flees (wucherndes Fleisch, → Höllensteen). → Bookwäiten, Jansbääse, tamm, Wedde.
2. wild; ungeordnet; ungezähmt; ungestüm, unbeherrscht, lebhaft. wilden Verband (nicht regelmäßig gemauerter Verband). Wenn de Blaagen wild bünt, dann giff't Unnewäär. He süht uut as ne halwen Wilden (→ tamm). → Buff, fäägen, frömd, Räägen, tegange
wilde(n) auch: wille(n)
wilden Beerbeen, Bäärbeen m'n. Ackerwinde (Unkraut). → Pisspöttken
wilde Ente, Ante f. Wildente. → Wild-ente
wilde Gans, Gaa(n)s f. Wildgans. De wilde Gaanse fleegt weer (im Herbst, → Kruunekraane). De wilde Gaase verdoot sik nich (Wenn die Wildgänse von Nordost nach Südwest fliegen, gibt es Frost, wenn sie in umgekehrter Richtung fliegen, gibt es Tauwetter, sicheres Anzeichen). → Wildgans
wilden Haawer m. Windhafer. → Flugghaawer
wilde Kasse f. 1. wilde Kirsche.
2. Tollkirsche
wilde Kastanje f. Roßkastanie, im Ggs. zur Eßkastanie, → Äätkastanje, tamme Kastanje
wilde Kodde f. Wildschwein. → Wildschwien
wilden Pääper, Pepper m. Pfefferknöterich. → Kriegs-, Waaterpääper
wilde Pruume f. Schlehe, Schwarzdorn (geeignet für Marmelade). wilde Pruumen to't Upsetten (für selbstgemachten Likör). → Schleese, Schlehbääse, -pruume
wilden Rabarber m. wilder Rhabarber, Pestwurz. → Pumpenbladd
wilde Roose f. Heckenrose. → Haagebutte, Heggenroose
wilde Schwien n. Wildschwein. → Wildschwien
wilden Spörrie m. Wassergeil, wilder Spörgel (selbst ausgesät, Unkraut). → Waatergäil
wilde Ssiepel f. Ackerhornkraut (Lauchgewächs, Gewürz). → Schaopsmiere, Ssiepelbloome
Wild-deew m. Wilddieb. → Strööper.
Zs.: Erz-
Wild-duuwe f. Wildtaube. → Holt-, Ringelduuwe
Wild-ente, -ante f. Wildente. Wild-enten giff't ne Hoop Sorten. → wilde Ente
wildern, willern wildern. → strööpen
wildfrömd wildfremd. Den is mi hier wildfrömd (z.B. ein Auswärtiger, Ausländer).
Wildgans, -gaa(n)s f. Wildgans. → wilde Gans
Wildgewass n. Wildwuchs, von selbst wachsende Pflanzen (nicht gepflanzt od. gesät); aufgeschossene Samentriebe. → Upschlagg, Wildwass
Wildgröss, -gräss n. 1. Unkraut (verschiedene Gräser, z.B. Ruchgras, → Schloffhacke, Windhalm, → Fossenstatt).
2. Wollgras (Vr). → Wullgröss
Wildgrund m. Ödland, nicht urbar gemachtes Land. → Feld-, Heed-, Markengrund
Wildling m. wilder Obstbaum, Wildling (der veredelt wird). ne Wildling uutgraawen un enten. → Wildstamm
Wildschwien n. Wildschwein. → wilde Kodde, wilde Schwien
Wildstamm m. wilder Obstbaum, unveredelter Wildling. ne Wildstamm upstooten, an't Huus daalesetten un dann enten. → Surkstamm, Wildling
Wildwass m. 1. Wildwuchs; wildes Gehölz; von selbst wachsende Pflanzen. → Wildgewass.
2. wucherndes Fleisch (z.B. in einer Wunde, Verwachsung an Knochenbrüchen); Sehnen im Rindfleisch.
3. wild aufwachsende, schlecht erzogene Kinder (scherzh.). Dat is Wildwass, de loopt föör wild harüm.
Wilge; Willinge (Vr) f. (Wilgen) Weidenbaum. → Allerhilligen, Warf m., Wedde.
Zs.: Klump-, Kopp-, Korw-, Stüüw-, Waater-
wilgen aus Weidenholz. Ne wilgene Warf wodde bruukt to't Buuskenbinden. → Dräiwarf m.
Wilgen- auch: Willingen-
Wilgenbast, -bass m. Weidenrinde
Wilgenboom m. Weidenbaum
Wilgenholt n. Weidenholz (Material für Holzschuhe). Häbb ih 'n Winterdagg de Fööte kold, dann treckt Klumpen an uut Wilgenholt (Spruch der Holzschuhmacher). → Warfholt
Wilgen-nüst, -nüss n. "Weidennest", in Ortsneckerei. → Südlohn
Wilgenstrubbe(n) m. Weidengestrüpp, verkrüppelte, verwachsene Weide. → Weddenstrubben
Wilgenstubben m. Weidenstumpf
Wilgenstüüwe f. Weidenstumpf. → Kopp-, Stüüw-wilge
Wilhelma, Wilma, Willemiene PN Wilhelma, Wilhelmine. → Helma, Miena
Wille, Will, Willen m. 1. Wille. Nu häff he sienen Willen kreggen! Dat Kind mott 'n Willen häbben! (iron.). Wenn kläine Kinner ährn Willen kriegt, dann hüült se nich. Se is met den Wille Gotts tefrää (Sie ist mit allem zufrieden). Häär, dien Wille, män kinne Olle met Brille (Den lesten Wille: ne Olle met Brille) (Jux). Kinder van Willen kriegt wat vöör de Brillen, Kinder van Wollen kriegt wat vöör de Bollen (→ Bille). Dat konn ik met besten Willen nich up (beim besten Willen nicht). Dat was nich nao sienen Willen. Se was em te Willen (tat, was er wollte). → Gott, Löö, straofen, uut, vermeeden, vöörne-an.
2. Spaß, Freude, Genuß. He häff de nich lange Wille van ehat. He häff de wall (sienen) Wille van hat. Jao, sass wall dienen Wille an häbben, dat et de ook äs in't Höi räängt is (Schadenfreude). Wat häbb wi nen Wille hat! (Spaß gehabt, z.B. gut gefeiert).
Willebreew m. (Vr, St) Zeugnis; Empfehlungsschreiben
Willem → Wilm
Willemiene → Wilhelma
wille(n) → wilde(n)
Willen → Wille
willen bestimmen. Ik häbb glücklik nix te willen.
willern → wildern
willens gewillt, in der Wendg. willens wenn. (wessen) (geneigt, bereit sein). He was willens, he dee alls, wat se em sä"en"
willig willig, gutwillig. Dat bünt no. wall willige Kinder.
Zs.: frij-, gudd-, mood-
Willinge, Willingen- → Wilge, Wilgen
willkommen willkommen
willmoods mutwillig; absichtlich. De häbbt willmoods wat kaputtmaakt. → wellmöödig
Wilm, Willem PN Wilhelm. falsken Wilm (Haarkrone aus falschem Haar, → Tuuw). → Pappendräier, Tappendräier.
Zs.: Jan-
Wilma → Wilhelma
wimmeln wimmeln. Daor wimmelt't mon so van Fleegen.
wimmersken, wimmerken wimmern. → göösen, höisken
Wimpel m. (Wimpels) Wimpel, dreieckige Fahne
Wimper f. (Wimpern) Wimper.
Zs.: Oogen-
Wind m. (Winde; Windeken) 1. Wind; Windstoß. In de Rogge is de Wind inefollen (De Rogge is van de Wind eschmetten) (vom Wind zu Boden gedrückt, → Lääger n.). • Solange as de Wind sik nich dräit, helpt dat ganze Bääden nix (wenn man um Regen betet, → bääden). Wenn de Wind uut Norden kümp, dann räängt't dree Stunden, dree Daage of dree Wääken. Loopende Wind is Stand van Weer (beständiges Wetter). Wenn de Wind sik legg, dann giff't Räägen. De Wind, de nimp dat Waater wegg (trocknet gut). He krigg den Wind van vöörne ("Der Wind bläst ihm ins Gesicht"; es gibt Schwierigkeiten; auch beim Kartenspiel). • Wenn de nix kinn Wind is, dann häff ook den Hahn up´n Taorn Charakter (von religiösen od. politischen Anfeindungen). An de Schüüre kann kinn Wind of Weer wat an versetten (Die Scheune ist sehr stabil, fest). • An denne, daor dööt noch kinn Wind of Weer wat an (Er ist noch sehr rüstig, kräftig). He häff de Wind van kreggen (Er hat davon gehört). De schlaot alls in de Wind (nehmen keine Ratschläge an). Wat'n Wind! (Wat mäck de 'n Wind; völle Wind un weenig Räägen) (wenn jd. prahlt, angibt, → Hemd, Hoffdööre, bes. in Ortsneckereien, → Ahaus, Anholt, Bocholt, Borken, kläisk, Lünten, Nienborg, Stadtlohn, Vreden, Wüllen). → Äärsbasse, Aprills, Fahne, flöistern, haol, Jass, Lock, loopen, Nösse, Paoskenacht, prozessen, schrao, Schuur 1, stille, teggen, underhen, verkehrt, wäien, wassen, Weer, Wiew.
2. Luft; Blähung. In de Woste moch'm hier un daor met ne Wostepigge instääken, dat de Wind dr' uut gong (daß die Luft herausging; die Würste mußten fest gestopft werden). Ik mutt noch lück Wind up de Fietse häbben (noch etw. Luft aufs Fahrrad pumpen). Ih könnt ja puußen, ih häbbt ja Wind under de Nösse (wenn die Suppe zu heiß ist, → puusten). De Koh häff te vull Wind binnenkreggen (durch falsches Futter, gieriges Fressen, → verfrääten, wind-dicke). Wind in'n Buuk (Blähungen). Dann kriss eene geschmeert, dat kinn Wind of Waater mähr hollen kanns! (grobe Drohung).
Zs.: Af-, Aobend-, Böister-, Buuse-, Dou-, Fessel-, Harwst-, hoogen, leegen, Määrten-, Morgen-, Nord(e)-, Ost(e)-, Rügge-, Schlöcke-, Sieden-, Süüd-, Teggen-, Waater-, West(e)-
Wind-äi n. 1. Windei (Ei ohne harte Schale). Du leggs ook vandaage noch 'n Wind-äi! (zu albernem, ausgelassenen Kind). Dat was 'n Wind-äi (1. Das war unwichtig, unbedeutsam. 2. Das war eine Lüge, eine Fehlinformation). Et giff nich so'n wies Henneken, of et legg ook äs 'n Wind-äi (Auch der Klügste, Vorsichtigste macht mal einen Fehler, → Nettel).
2. Angeber. → Windmääker
Windblaoser, -bläöser m. 1. Ventilator; Warmluftregulator (in der Weberei).
2. Angeber
Windbööie f. Windstoß, Windbö
Windbüül m. Angeber; Schwätzer
wind-dicke von Blähungen angeschwollen. De Koh is wind-dicke (durch Gas im Pansen angeschwollen; man steckt der Kuh eine Rübe, Zwiebel od. Lauchstange in den Hals, damit sie aufstößt, stellt sie vorne hoch u. massiert die Flanken). In de Rööwentied wann. de Köhe faake wind-dicke. → dicke, Dickte, speegeln, uploopen, windsk
Wind-dräier m. drehwüchsiger Baum, Baumstamm (bes. Eiche). → öwwerspäönig, rings, Rundlööper, windsk 1
wind-dröög(e) 1. vom Wind getrocknet. De Wöske is nett winddr ööge.
2. an der Luft getrocknet; luftgetrocknet. wind-drööge Pötte (luftgetrocknete Töpfe; sind lederhart, vor dem Ansetzen der Henkel)
Winde, Winne f. (Winden) Winde, Vorrichtung zum Heben u. Spannen. De Fattstäwwe wodden met ne Winde tesaamentrocken (beim Küfer). → Taakel.
Zs.: Bohr-
Winde- auch: Winne-
winden,winnen (windt; wand, wanden; wunden) winden, binden, drehen. ne Kraans winden
Windepaol m. (Wes, St, Sü, Ge) Flechtbock, Flechtstuhl (drehbares Arbeitsgerät des Stuhlmachers). → Stohlpaol
Windfääger m. (Ge) Windfege zum Reinigen von Korn, das mit dem Dreschflegel gedroschen wurde. → Kaffmölle, Triöör
Windfeer(e), -fäär(e) f. Windfeder (rechtwinklig aneinandergefügte Windschutzbretter, die die Dachziegel am Giebel überdecken). → Deck-, Gewwel-, Kant-, Underbredd.
Zs.: Kasten-
Windfeernpanne f. Dachziegelsorte, Ortgangziegel (an Stelle der Windfedern verwendet). → Winkelpanne
Windfette f. kleiner Wirbelsturm. → Fesselwind
Windfleeger m. Papierdrachen. → Draaken 1, Windvoggel
Windfleegertou n. dünner Bindfaden für Drachen. → Draakenband
Windflöggel m. Windflügel (zur Warmluftbewegung in der Weberei, in der Kornfege). → Flucht 1
Windhund m. Windhund. He kann loopen as ne Windhund (sehr schnell).
Windhüülerij f. hörbarer, spürbarer Wind; Heulen des Sturmes
Wind-ies n. dünnes, brüchiges Eis ohne Wasser, bes. in der Wendg. up't Wind-ies terechte kommen (auf Abwege geraten, auf die falsche Bahn kommen). → Biester-, Rüngelbahne, Buller-, Holl-, Rock-ies
windig, winnig windig, böig. → böisterig, jächterig
Windmääker, -maaker m. 1. Blasebalgtreter. → Blaosebalg-, Püüstenträäder.
2. Angeber. → Bläöser, Pucher, Wind-äi, -büül, -mäier
Windmachaier m. Angeber
Windmäier m. (Vr, St, Sü, Ge, We) Angeber
Windmölle f. Windmühle. Wu geht't? (Antwort:) Wenn de Windmölle un de Waatermölle noch löpp, dann geht't wall gudd (Wenn man Winde u. Wasser lassen kann, scherzh.). → Stüwwewaater, Windmölleken
Windmölleken Figur beim Volkstanz, → Kunderdanz: Die Paare tanzen eingehakt bei entgegengesetzter Drehung. → Üm-de-Siene
Windmöllenflöggel m. Windmühlenflügel. → Flucht 1
Windmöllensäidel m. Bespannung des Windmühlenflügels (aus Hanf od. Leinen)
Windmöller m. Betreiber einer Windmühle
Wind-ommen, -owwen(t) m., -öwweken Kochöfchen, Windofen am Herdfeuer zum Warmhalten der Töpfe. → Komfoor
Windpüüster, -püüßer m. Blasebalg der Orgel. → Blaosebalg, Püüster
winds → windsk
winds-af, -of mit dem Wind (nicht gegen den Wind). Knollensaod mogg'm winds-af säien.
windschääl, -scheel windschief
Windschlüüker, -schlucker m. Luftschlucker (Pferd, das den Oberkiefer auf einen festen Gegenstand setzt u. dann deutlich hörbar mit Krafteinsatz Luft schluckt). → Kopper m., Kribbenbietert, Upsetter, Windsüüger
windscheew windschief
Windschuur n. heftiger Wind (ohne Regen)
Windschweepe f. Windstrebe innen an den Sparren eines Daches. → Schwöppenfeere
Windsied(e), -siete f. Windseite, Westseite. → Weersiede
winds(k) 1 drehwüchsig. winds Holt. ne windske Eeke. → Wind-dräier
winds(k) 2 von Blähungen angeschwollen. → wind-dicke.
Zs.: achter-
winds-of → winds-af
Windstaaken m. Stange, die man bei Sturm aus dem Dach steckte, um die Kraft des Windes zu brechen
windstill(e) windstill. Et is te windstille to't Douen.
Windstötte f. Windstoß
Windstreebe f. Windstrebe, Windrispe unter den Dachsparren. → Windschweepe
Windstriepe(n) m. lange, weißliche Wolke, die vorüberzieht
Windsüüger m. Luftschlucker, Pferd, das laut hörbar Luft ansaugt (ohne die Zähne aufzusetzen, → Windschlüüker)
Windvoggel m. Papierdrachen (Kinderspielzeug). → Breew, Draaken 1, Fleeger, Spitzkopp, Windfleeger
Windvoggeltou n. dünner Bindfaden für Drachen
Windwieser m. Wetterfahne. → Weerfahne
Wink m. Wink, kleiner Hinweis. → Schleddenpost
Winkel 1 m. (Winkels) 1. Winkel, Biegung. ne Winkel in de Bääke. ne Winkel schlaon.
2. Winkelmaß. → Winkel-ieser
Winkel 2 m. (Winkels) Kramladen, Lebensmittelgeschäft, "Tante- Emma-Laden". In'n Winkel, daor stonnen de Frouen achter de Teeke. Dat Lääwen is ne Winkel, wao 't alles drin te koopen is. → Geschäft, Koop-laaden, Laaden.
Zs.: Schnieder-, Tüüg-
Winkelhaaken, -haok(en) m. winkelförmiger Riß. He häff sik ne Winkelhaaken in de Buxe schöört. → Klinke 1, Winkelschööre
Winkelhäär, -herr m. Kaufmann, Besitzer eines kleinen Ladens (verkaufte außer Lebensmitteln z.B. Töpfe u. Holzschuhe)
Winkelier m. (Rh) Kaufmann
Winkel-ieser, -n n. 1. Winkelmaß, Winkeleisen (an den Ecken verstärkt, Maß des Schreiners).
2. Gehängehaken (trägt Tür od. Klappe). → Hängselhaaken, Nücke
Winkelkaore f. 1. gedeckter Wagen des fahrenden Kaufmanns, fahrender Lebensmittelladen. He geht met de Winkelkaore (bringt Waren zu den Leuten).
2. von einem Pferd gezogene Karre, mit der Einkäufe gemacht wurden
Winkelmaote f. Winkelmaß
winkeln einkaufen, Lebensmittel besorgen. Gao äs ääben nao'n Laaden en winkeln. De Froulöö göngen sunndaggs hen winkeln. → inkoopen.
Zs.: book-
Winkelpanne f. Dachziegelsorte (z.B. für den Ortgang statt der Windfedern). → Windfeernpanne
Winkelschööre f. winkelförmiger Riß. → Winkelhaaken
Winkelwaare f. Kolonialwaren (z.B. Salz, Zucker, Tabak, Talg, Seife, Soda)
winken, wenken (winkt; wunk, wunken; wunken) winken
winklig rechtwinklig. De Kaore mott sik winklig antrecken bi't Upkippen (Die Sturzkarre muß senkrecht hochgeklappt werden, der Drehpunkt muß weit hinten liegen).
Zs.: un-
Winne, Winne- → Winde, Winde-
winnen (winnt; wunn, wunnen; wunnen) gewinnen. Dat häbb wi wunnen (Das haben wir geschafft, dabei haben wir gesiegt). Daor was nich völl bi wunnen (kein großer Ertrag). → Anhöller, Pott, Tied, Winter
winnen "winden" → winden
Winner m. Gewinner.
Zs.: Nij-jaors-
winnig → windig
Winter m. (Winters) Winter. .s Winters (im Winter). Wann 'n Winter üm häs, dann häs 't Jaor wunnen (dann büs ook all weer 'n Jaor öller) (sagen ältere Leute zueinander). → fraogen, Karkhoff, quackelig, Schnee, Schöppingen, strengen, Velen.
Zs.: Midde-, Nao-, Vöör-
Winter-aobend, -aowend m. Winterabend
Winter-appel m. Winterapfel (Dauerapfel)
Winter-arbäid f. Arbeit für den Winter. Buusken-maaken was Winterarb äid.
Winter-aster f. Winteraster. → Harwst-aster
Winterbeer, -bier n. Herbstbier (wurde um den 27. Juli gebraut, reichte für den Herbst, für die Erntezeit, im Ggs. zu → Mäibeer)
Winterböis n. warme Jacke, Arbeitsjacke für den Winter. Et is kold, Ih mött dat Winterböis antrecken!
Winterbraoke f. im Winter nicht bestelltes Ackerland
winterdaags, -dagg(s) im Winter, zur Winterszeit. Winterdaggs wodde Häcksel schnedden. •• Winterdaags, dann is noch bääter ne Dießel up'n Balken as ne Kohl in'n Gaorn (Wes). → Botter, Doppelkopp, Lecht, schmeern, Schöörfoore, sprocken
Winterdagg m. Wintertag, Tag im Winter. Winterdagg . natt of hatt (Leicht regnend od. frierend ist normales Winterwetter). → Sommerdagg, Wilgenholt
Winterdölle f. (Vr) Birnensorte (grau, länglich, spät)
Winterfell n. Winterfell
Winterfoor(e), -fuur(e) f. für den Winter gepflügte Ackerfurche. He ligg in de Winterfoore (Er pflügt den Acker für den Winter).
Winterfutze f. (Vr, St, Bor) Birnensorte (lang, hart, mit roter Backe, spät)
Wintergaste f. Wintergerste
wintergraawen, -ben für den Winter umgraben, winterfertig umgraben. In'n Harws doo wi den Gaorden wintergraawen.
Winterhaor n. Winterfell, Winterhaar. Wenn de eersten warmen Daage kweemen, dann schmeeten de Peerde de langen Winterhaore af.
Winter-ieser, -n n. 1. Winterhufeisen mit Stollen.
2. Stollen für Hufeisen als Gleitschutz im Winter. → Schruuwstollen
Winterkaamer f. Winterstube (geheiztes Zimmer für die älteren Leute, von November bis März). → Ächterkaamer, warm
Winterkaorn, -kurn n. Wintergetreide (im Herbst gesät, es überwintert)
Winterkloot m. Birnensorte (hart, spät)
Winterkräie f. 1. Nebelkrähe (heute sehr selten). → Newwelkräie.
2. Schüler der landwirtschaftlichen Winterschule (scherzh.). → Winterschööler
Winterloof n. Laub, das im Winter auf den Bäumen bleibt; abgestorbene Blätter an Bäumen u. Sträuchern im Winter
Winterloower, -ber m. Baum od. Strauch, dessen Laub erst nach dem Winter abfällt
winterlööwig, -big im Winter belaubt. winterlööwige Eeken (Eichensorte, die im Winter das Laub nicht abwirft)
Wintermantel m. Wintermantel. Den Wintermantel moch'm an Oostern of stillen Frijdagg uut-trecken, un wenn't noch so kold was.
wintern winterlich werden. Et beginnt te wintern (Beginn der Frostperiode).
Winterpeer(e) f. Birnensorte (hart, mit harter Schale, sehr spät)
Winter-roggen m., -rogge f. Winterrogen
Wintersaod n. Wintersaat. → uutfreesen
Winterschlaop m. Winterschlaf
Winterschoole f. landwirtschaftliche Winterschule, Berufsschule (nur für Jungen, von Oktober bis März, war im Ggs. zur Abendschule, → Aobendschoole, nicht am gleichen Ort, sondern z.B. in Velen, Brünen u. Billerbeck). → Brünen
Winterschööler m. Schüler der landwirtschaftlichen Winterschule. → Winterkräie
Winterstommen, -stowwen m. Winterstube. → Winterkaamer
Wintersünne f. Wintersonne
Wintertied f. Winterszeit
Wintertöns m. Namensfest des Hl. Antonius Abt (17. Januar). Bes Wintertöns gaff't Spinnwääken (Urlaub der Mägde). → kollen Töns
Winterwark, -werk n. Winterarbeit. Dat kläine Geräi maaken was Winterwark föör de Schmedde (kleine Geräte auf Vorrat herzustellen)
Winterweer, -wäär n. Winterwetter (Schnee u. Kälte)
Wipp n. (Wipps; Wippken) Wiesel, bes. in der Wendg. flink as 'n Wipp (sehr flink). → Frettken, Harmken.
Zs.: Springe-
Wipp- auch: Wüpp-
Wippe, Wüppe f. (Wippen; Wippken) 1. Wippe, Kinderwippe; Schaukel.
2. Pedal am Spinnrad. → Trää, Trappbredd.
3. in der Wendg. up de Wippe (auf der Kippe, am äußersten Rand). He steht up de Wippe (ist fast bankrott, hat fast nichts mehr). → Kippe 1.
Zs.: Holt-, Pütt(en)-, Spatzen-, Waagen-
wippen, wüppen wippen, wackeln, vibrieren; auf- u. abbewegen. Ne Kaore mott wippen (muß federn, im Gleichgewicht sein, → spöllen). Den Boom wodde eerst an'n dünnen Ende wüppt un dat Ächterstell wied drunder schowwen (Arbeit mit der Winde, → Kracke 1). He wippt met'n Kopp (nickt; schüttelt den Kopf). He wippt met de Fööte. → fippen, Uule
Wipperken n. (Vr, St, Ge) Spinnrad in best. Form: Das Rad liegt über der Bank. → Puppenweel
Wippfalle f. Kastenfalle mit eingebauter Wippe (so daß die gefangenen Tiere nicht wieder herauskönnen)
Wipphaol n. schwenkbarer Kesselhalter über dem Herdfeuer
Wippkes (Pl.) (Ot, St, Sü, Ge, Rae) Dummheiten, Unsinn. → Spiddewittkes, Wippwappkerij
Wippschinken m. unruhige Person (wer nicht ruhig sitzen kann, bes. Mädchen). Dat is ne Wippschinken van ne Deerne!
Wippstatt m., -stättken 1. Bachstelze. → achter-uut, Boumann 2, Boumesterken, Koh-heerdeken, Ploogdriewer, Quickstatt.
2. unruhige, lebhafte, flinke, geschickte Person. → Spiddewitz
wippstatten, -stattken hin- u. herwackeln, -wedeln (z.B. mit dem Schwanz wedeln)
wippstattig gewandt, flink; geschickt. → händig
wippsterig nervös, unruhig. → wisperig
Wippstock m. Kurbelstock am Spinnrad
Wippwappkerij f. Dummheiten, unnützes Tun; wertlose Dinge, Durcheinander. → Wippkes
Wirk (Vr, Sü, Ge, Ra, Hei); Wiek (Sü, Bor, Hei). Wark (St, Bor) m. (Wirken) Harzkügelchen (an der Kiefer, Tanne). Wirk van ne Dänne. → Hass, Kien m., Tilltappen
Wirre → Weere
Wirrwarr m. Durcheinander
Wirsing, Würsing m. Wirsingkohl. → Safroi, Schlabberkabbes
Wirsing- auch: Würsing-
Wirsing-gemöös n. Wirsinggemüse
Wirtschaft f. Wirtschaft. → polnisch, Wäärdschup.
Zs.: Lodder-
Wisch, Wisch(e)- → Wisk, Wisk(e)-
wiseern anvisieren, in Betracht ziehen. → anwiseern
Wisk, Wisch (Ot, Vr). Wiss (Ra, Bor, Hei, Rh, Bo) m. (Wiske) 1. Strohwisch, Handvoll Stroh; Handvoll Heu, Gras, Reisig. → Waater.
2. Strähne, mehrere Fäden zusammen. ne Wiss Gaorn (eine Lage Flachsgarn). ne Wiss Haor (Haarsträhne). → Fette 2.
3. Stück Papier od. Stoff zum Wischen, Abwischen.
Zs.: Äärs-, Foot-, Löske-, Stroh-
Wisk(e)lappen m. 1. Wischlappen.
2. weibliche Person
wisken. wissen (Rh, Bo) wischen, putzen. Eers de Fööte wisken! (die Schuhe abputzen). De Lehrjunge moch de Fööte wissen (Wenn ein Fremder die Baustelle betrat, mußte der Lehrjunge dessen Schuhe säubern u. durfte ein Trinkgeld kassieren). He wisket sik den Schweet van de Steerne. → Ahaus.
Zs.: wegg-
Wispel m. (Wispels; Wispelken) unruhiges Kind; schwächliches, nicht altersgemäß entwickeltes Kind. De Däärne, dat is ook män so'n Wispelken! → Heemken
wispelig → wisperig
wispeltüürig, wisseltüürig unruhig, zappelig; übervorsichtig, unsicher; wankelmütig
wisperig, wispelig unruhig, nervös; übereifrig. en wispelig Peerd (ein zappeliges Pferd). Wat'n wisperig Käärlken! (richtet trotz großen Eifers nichts aus). → weddelig, wibbelig, wiggelig, wippsterig, wispeltüürig
wispern flüstern, mit Fistelstimme sprechen
Wiss, Wiss(e)- → Wisk, Wisk(e)-
wisse 1. sicher, gewiß. Wisse, wisse! (Ganz bestimmt). Ik kann't nich wisse säggen (Ik weet't nich wisse) (Ich weiß es nicht genau).
2. in Wendungen wie .t nich (ganz) wisse häbben (nicht in Ordnung sein; nicht bei Trost sein, wunderlich, verrückt sein). Du häs't wa. nich wisse! De häff't nich ganz wisse. → püük, singende Misse, spitz
Wissel, Wissel-, wisseln → Wessel, Wessel-, wesseln
wisseltüürig → wispeltüürig
wissen → wisken
wissewall, wissewa. jawohl, gewiß, sicher. Wissewall, dat häbb'ke di ja ook säggt! → gewiss, Ik-sägge-di, jaowall
wissewegg unaufhörlich, unablässig. De Waagens föhrn wissewegg öwwer de Schussee.
Wisshäid f. Gewißheit; Wissen. Ik sall di up de Wisshäid brengen (Ich werde dir helfen, dahinter zu kommen).
Wissius (sth.s); Wiesius PN Aloysius. → Alwiss
wissnöögen (Rae, Rh, Bo) einladen
wissverständig, -verstännig (Vr) vernünftig, verständig
Wist m. (Wiste) (Hei) Zwerg. → Zwerg
witt weiß; hell, blaß, bleich. en witten Hand-dook (Handtuch aus Damast, im Ggs. zu → bunt). ne witte Buxe (weiße Männerhose, Teil der Uniform beim Schützenfest). witte Piepe (Pfeife aus weißem Pfeifenton). witte Jödde (christlicher, unbeschnittener Jude, → kristlik, unbeschnedden). witte Wienachten (Weihnachten mit Schnee). Et is witt tebuuten (weiß von Rauhreif od. Schnee). Et is witt van Räängen (Es regnet in Strömen). en Toog (ne Boom) witt maaken (die Rinde abschälen). He häff ne witte Klööre (blasse Gesichtsfarbe). He süht witten uut (blaß, kränklich, → aftrecken, Kalk, Kalk-emmer, Nibben 2). Schwatt un witt, dat giff Fösse (von der Haarfarbe der Eltern u. Kinder). Se geht ganz in witt (in't Witte) vöör'n Trou-altaor (heiratet in Weiß). He lött 't Witte van de Oogen sehn (Er ist wütend, → holl). • De kick kinn Witt of Schwatt an (Er guckt nicht nach rechts od. links, kümmert sich um nichts). → Aprill, Haamerschlagg, Kodde, rood, Schimmel 1, schwatt, Stadtlohn, Stuuten, underschäiden, uutschlaagen, Wostebrood, ziern.
Zs.: blau-, dood-, haagel-, kriede-, rood-, schnee-, schwatt-
witte Bohne f. weiße Bohne, im Ggs. zu → bruune Bohne
witten Buuskohl m. (Vr) Weißkohl. → blauen, rooden Buuskohl
witte Dounettel f. weiße Taubnessel. → roode Dounettel
witte Drüüwkesbääse, -beer(e) f. weiße Johannisbeere. → blanke Sünt-Jansbääse, schwatte Drüüwkesbääse
witten Kabbes, Kaps m. Weißkohl (mod.). → Buuskohl. Van witten Kabbes wödd Buuskohl maakt.
witten Klaower m. weißer Klee (feinere Kleeart mit kleiner weißer Blüte, im Ggs. zu → rooden Klaower). → Wittklaower
witte Kockwottel f. Kochmöhre (als Futter), im Ggs. zu → gääle, roode Kockwottel
witte Kuckucksbloome f. Lichtnelke. → roode Kuckucksbloome
witte Pääpermünte f. weiße Pfefferminze, Minzkraut. → Mäirool
witt Sand n., witten Sand m. Streusand, feiner weißer Sand (für den Küchenfußboden). → Köcken-, Ströisand
witte Schwester f. (Vr, Ra, Bor) Krankenschwester, weltliche Schwester (im Ggs. zur Ordensschwester, → schwatte Schwester). → blaue, weltlike Schwester
witte Seepe f. weiße Seife (für die Körperwäsche), im Ggs. zu Schmierseife, → bruune, grööne Seepe, Schmeerseepe
witten Steen m. weißer Ziegelstein, Backstein (kam nach dem Zweiten Weltkrieg auf, jünger als → rooden Steen)
witten Sunndagg m. Weißer Sonntag (Sonntag nach Ostern)
witten Torf m. Weißtorf (lockerer Torf, wurde zum Feueranzünden gebraucht, im Ggs. zu → bruunen, schwatten Torf). → lecht
witte Wiewken Spukgestalt, Hexe; Spuk. → griese Wiewken
witt-achtig weißlich. → wittlik
Witt-appel, Wittkes-appel m. Apfelsorte (frühreif, hellgrün bis gelb mit roten Streifen, säuerlich; wird mehlig). → Klaor-appel
Wittblick, -bleck n. Weißblech
Wittbööke → Wittheggenbööke
wittbööken aus Weißbuchenholz. ne wittböökene Hegge. → haagebööken
wittbruun weißbraun. Ne Schimmel met wittbruunen Grund, daor stääken dann so fossige Haore döör (vom Fell des Apfelschimmels, → Rood-, Steckelschimmel).
Wittdaorn, -durn m. Weißdorn. → Haagedaorn, Möllerbruud
Wittdaorn- auch: → Wittdurn-, -duorn
wittdäörnen, -dürnen aus Weißdorn. ne wittdäörne Hegge. → haagebööken
Wittdaornhegge f. Weißdornhecke
Wittdaornholt n. Weißdornholz (Material für Holzschuhe)
Witte → Wied'te
witteln, witten weiß machen, mit Kalk anstreichen, kälken. De Dääle wodden wittelt. → kälken, schwattseln, wittigen
Wittelquast, -quass; Wittequast (Bo) m. Pinsel an langem Stiel zum Kälken, Anstreichen der Wände (im Ggs. zu → Deckenquast)
witten → witteln
Wittfrou → Weddefrou
wittglöönig weißglühend. → roodglöönig
witthäörig, -haorig weißhaarig
Witt(heggen)bööke f. Hainbuche
wittigen (Bor, Hei, Rae) weiß machen, mit Kalk anstreichen, kälken. de Dääle wittigen. den Stall wittigen up stillen Frijdagg (leise Arbeit). → witteln
Wittkes-appel → Witt-appel
Wittklaower m. weißer Klee (mit kleinen weißen Blüten). → Hahnenklaower, Tracht, witten Klaower
Wittkölle f. (St, Sü) weißer Stirnfleck (der Kuh). → Blässe
Wittkopp m. "Weißkopf", Kuh mit weißem Kopf od. Stirnfleck, im Kinderlied Usse Wittkopp bölkt. → Blässe
wittlik weißlich. wittliken Schliek. → witt-achtig
Wittlinnen n. Weißwäsche, weißes Leinen (im Ggs. zu kariertem Leinen, → verschotts)
wittlinnen aus weißem Leinen. ne Kaore met'n wittlinnen Säidel (Karre mit Verdeck)
Wittmann → Weddemann
Wittnäierske f. Weißnäherin
wittnössig (sth.s) blaß an der Nase, mit blasser Nasenspitze
Wittpäppel, -pöppel f. Silberpappel. → Silwerpäppel
wittsieden aus weißer Seide. → schwattsieden
Wittwäite(n) m. Weizen, im Ggs. zu → Bookwäiten
wittwäiten aus (reinem) Weizenmehl. wittwäiten Stuuten (Weißbrot aus Weizenmehl)
wittwarm weißglühend. Dat Iesen is wittwarm. wittwarm maaken (bis zur Weißglut erhitzen; heizen). → roodwarm
Wittwien m. Weißwein
Witz m. (Witze; Witzken) Witz. • Witz un Waorhäid in eenen Pott (halb wahr, halb erfunden). → Grappe, Spass
Witzemääker, -maaker m. Witzbold, Spaßmacher. → Grappen-, Juxmääker
wiwat vivat! Wiwat Mooder! (Glückwunsch). → Drietgatt, Himpämpken
wo (St, Sü, Ge, We, Hei, Rh); wu (Vr, St, Sü, Ge) wie, auf welche Weise. Wo is't (Wo geht't)? (Wie geht's). Wo wied is dat noch? Wu süht dat dann uut! Wo dat dann! (Wieso denn). Wo mooier eene dat maaken konn, wo bääter (je - desto, → bo, je). He weet nich, wu at't nu wall mutt (Er weiß keinen Rat, St). Dat löpp hier nett, wo't will. → bo
wo, wo- "wo", "als" → waor 2, waor-
Woaal m. Voile, halbdurchsichtiger Battiststoff
Woaalschöttken Voileschürze mit Volant. → Sunndaggs-schotte
Wochte- auch: Wachte-
wochten, wachten warten; abwarten. Wocht äs ääben! Up mi wocht nümms (Ich lebe allein). Doo mi män 'n Köppken Koffie, ik kann up de andern nich wochten (Up de andern is kinn Wochten). • Well wachten kann, krigg ook ne Mann (Bor). Blooß wachten, daor kaas nix bi verdeenen! Dood könn ih noch lang noog wenn., dao wocht män noch met (Arzt zum Kranken). Dann mött't wi män doon äs in Stadtlohn: wachten (Wenn sich die Gäste verspäten, → Holland). Dat kaas ook noch best wochten (bequeme, leichte Arbeit). Wanneer könn ih't wochten? (Wann haben Sie Zeit). Ik kann't no nich wochten (Ich habe jetzt keine Zeit). Den Schnee wocht noch up mähr (Wenn es kalt ist u. nur vereinzelt Schnee liegt). → Buurn-öhme, Luuzifer, Mund, Schmacht
Wochterij, Wachterij f. Warterei
Wochthüttken Wartehäuschen, im Spottvers, wenn jd. gepetzt hat, → Klappspaon
Wocke f. (Wocken) Flachsbündel am Spinnrad. → Dießen, Rocken
wöcke → wecke
wodann; wudann (St, Sü, Ge) wieso, weshalb. → woso
wodäönig; wudäönig (St, Sü, Ge) in welcher Weise, wie, warum, wieso. Waodäönig bün ih dann up de Hochtied? (Wieso seid ihr denn auf der Hochzeit). Waodäönig häbb ih dann wat metkreggen? (bei der Beerdigung, wenn man sich den Grund für die Einladung nicht erklären kann). → sodäönig
Wöhle 1 f. (Wöhlen) (Vr, St, Sü, Rae, Bo) Maulwurf. → Gööre
Wöhle 2 f. (Wöhlen) Holzstück, mit dem die Kette zusammengedreht wird. → Andräisknüppel, Dräiknüppel, Knewwel, Spaaken, Wöhlknüppel, Wörgel
wöhlen 1. wühlen; herumkramen. → bossen, kruulen.
2. schwer arbeiten. → wullacken.
Zs.: loss-
Wöhler(t) m. arbeitswütige, übereifrige Person. → Hattwarker, Wullacker
Wöhlknüppel m. (Ge) Holzstück, mit dem die Kette zusammengedreht wird. → Wöhle 2
Wolang m. (Wolange; Wolängsken) Volant (Besatz außen an Wäsche, Kleidung, Kissen u'a.). .n Wolängsken an de Gardiene. dat Wolängsken an de Kappe (unterer Streifen der Kappe, im Nacken angesetzt)
Wolke f. (Wolken; Wölksken) Wolke. Wenn ne Wolke an'n Hemmel is, grötter as 'n Schaop, dann is't kinn Weer to't Roggen-mäien. Kiek äs, wat de Wolken deepe hangt! (Wenn jd. der Hosenboden herabhängt, → Bönne). → Flaaden.
Zs.: Haagel-, Ies-, Schäöpkes-, Schnee-, Stoff-
wolken wogen, sich im Winde wiegen (von reifem Kornfeld, hohem Gras). → schuuwen, schwaien
Wolkenbank(e) f. Wolkenbank
Wolkenbröcke f. Wolkenbruch
Wolkenhemmel m. bewölkter Himmel
wolkig wolkig
wollen (will; woll, wollen; wollt) wollen. Dat wi'k di noch säggen (Das will ich dir noch erzählen). Doot, wat ih willt (→ deteggen). He weet, wat he will (Er ist tüchtig, klug). He weet nooit, wat he will (Er ist ohne Entschlußkraft). Nu lao't äs doon, wat't will! (Abwarten). Nu wödd't doch, wat't will! (Nun wird es doch zu dumm). Wat woss du dann? (Was willst du). Du wiss, du sass, du muss (im Takt beim Schärfen der Sense gesagt, → Papp). Se willt mi wat (Sie wollen mir was tun, anhängen). → bottern, doon, häbben, maaken, willen, wo
Wolt(e) → Wolter
wolten, woltern walzen. dat Spörrieland wolten (den Spörgelacker walzen)
Wolter, Wolte, Wolt f. Walze (bes. Ackerwalze) (alt). → Walze. ne höltene Wolter.
Zs.: Acker-, Boom-, Damp-, Ringel-, Schiewen-, Schnie-, Schöör-, Teller-
woltern → wolten
Wönder, Wönder(s)- → Wönner, Wönner(s)-
wonne, wunne welch, was für. Ik weet nich, wonne Käärl at he is. → bonne, wecke
wonnen 1. wohnen. Wi wonnt up't Land. In de Bux, daor kann ik wall in wonnen (Die Hose ist viel zu groß, → versuupen). Dat is ne Käärl, daor kann ik in wonnen (sehr große u. kräftige Person). De weet em wall wonnen (weiß, wo er zu finden ist). He weet mi nich wonnen (1. Er weiß nicht, wo ich wohne. 2. Er schneidet mich bewußt). → Jungen, sitten.
2. bei einer Herrschaft wohnen u. Dienst tun. Se wonnt bi (under) de Schult (ist beim Schulzen als Magd tätig).
wönnen, wennen, wähnen gewöhnen. Daor moss di an wönnen! Wenn't wönnt büs, kaas 't Hangen häbben. Wenn't eenmaol wennt büs, könnt se di 'n Tuunpaol up'n (an'n) Kopp anspitzen. Häs diene Frou all wönnt? (Hast du deine Frau schon eingewöhnt, zu einem Jungvermählten). → Gans, gewönnen, gewönnt, kiddeln
Wönner, Wönder m. Heuerling; Pächter (zur Arbeitsleistung verpflichtet, im Ggs. zu → Pachtbuur). → Liewtüchter, Pächter, Upwönner.
Zs.: An-, Buurn-, In-, Up-
Wönner(s)- auch: Wönder(s)-
Wönnershuus n. Haus eines Kleinbauern, Heuerlings; kleiner Bauernhof. → Buurnkotten, Kaate
Wönnerskotten m. Haus eines Kleinbauern, Heuerlings; Pachthof. → Inwönnerskotten
Wönnerspill n. Haus u. Hof eines Kleinbauern, Heuerlings
Wonnhuus n. Wohnhaus
Wonnkaamer f. Wohnzimmer. → besten Stommen
Wonnkaamer(s)döör(e) f. Wohnzimmertür
Wonnruum m. Wohnzimmer, -raum. De Bowwendööre lagg nao't Norden, un de Wonnrüüme ha'en meest kinn Sünne.
Wonnstommen, -stowwen m. Wohnzimmer. → besten Stommen
Wonnstommendöör(e) f. Wohnzimmertür
Wonnung f. Wohnung, Behausung (mod.). → Behüüsinge.
Zs.: Köster-, Ratten-
Wonsdagg "Mittwoch" → Goosedagg
Woodanskruuke f. (Vr, St, Bo) Bartmannskrug (mit einer Bartmaske gegenüber dem Henkel)
wöö(n)sken → wünsken
wööst 1. öde, unkultiviert; wüst. wööste Placken (Ödlandstellen). dat wööste Unland. Et süht hier lück wööst uut (unaufgeräumt).
2. grob, ungestüm. *ne wöösten Käärl. *
3. viel, sehr, ungeheuer. Wööst vull (sehr viel). → unbesuust
Wööste f. (Wöösten) Ödland; Wüste. Denne sall'm in de Wööste jaagen (De soll in de Wööste gaon) ("dorthin, wo der Pfeffer wächst", → Blocksbarg).
Wöpse f. (Wöpsen) (Hei, Rae, Rh) eigensinniges Kind
Wöpse, Wöpsen- "Wespe" → Wepse, Wepsen-
Wörgefalle f. (Wes, St, Ge, Rae, Bo) Knüppelfalle für Raubwild
Wörgel m. (Wörgels) 1. Bindung des Schlagholzes am Dreschflegel (Verbindung zwischen Schlagholz u. Griff; aus Aalhaut). → Aolenleer, Fläägel-, Klopp-aor.
2. kleiner Knebel (z.B. zum Festzurren von Draht). → Dräipäölken, Wöhle 2.
3. kräftiger, tüchtiger Junge; sich stark fühlender Junge; kleines nettes Kind. → Ruust.
Zs.: Fläägel-
wörgeln 1. sich abmühen, anstrengen; umständlich arbeiten. → musseln 1, örgeln.
2. ohne Appetit, unlustig essen. → ottken.
Zs.: fast(e)-
wörgen, wörgeln würgen. → Strotte
Wörger m. Raubwürger (Vogel)
wörkeldaags, -daggs werktags, an einem Alltag. Wörkeldaggs wodde dööpt, nich sunndaggs.
wörkeldaags(k), -daggs(k) alltäglich, für den Werktag. wörkeldaagsk Tüüg. ne wörkeldaagske Buxe (Alltagshose, Arbeitshose, ohne Taschen). • Ik häbb ne wörkeldaggske Buxe an (habe kein Geld bei mir, → Väänebuxe). Van de sunndaggske Müske häbbt se ne wörkeldaggske Kappe maakt (→ Alldaggskappe). → all-, olldaagsk.
Zs.: halw-
Wörkeldagg m. 1. Alltag, Werktag, Arbeitstag. → All-, Olldagg, Warkensdagg.
2. Alltagskleidung, Arbeitskleidung. Se stonn daor in'n Wörkeldagg. → Sunndagg
Wörkeldaggstüüg n. Werktagskleidung. → Sunndaggstüüg
Worm m. (Wörmer; Wörmken) 1. Wurm; Made; Engerling. Daor sitt 'n Worm in't Holt (Das Holz ist verwurmt, → wormig). → Hölle, Kääfer, Piere, Wiemel.
2. Entzündung. Worm an'n Finger (Nagelbettentzündung, → Finger-, Näägelworm).
Zs.: Aor-, Appel-, Band-, Brood-, Buddel-, Dou-, Dräi-, Draod-, Dunder-, Eekel-, Finger-, Gewitter-, Gliwwe(holt)-, Glöi-, Haor-, Holt-, Keller-, Kladder-, Kniep-, Mähl-, Mäi-, Näägel-, Peerde-, Räägen-, Spool-, Spork-, Wäide-, Wiesken-
Wörme → Wörmte
wörmen wärmen. • Kott bineen, dat wörmt. Beene wörmen, et giff Schnee. → Brand, Brandholt, dicht, Schnee.
Zs.: dood-
Wörmer m. Wärmer.
Zs.: Hals-, Hand-, Koffie-, Liew-, Nössen-, Nüürn-, Puls-, Seelen-
Wörmflässe f. (Rh, Bo) Wärmflasche. → Kruuke
wormig wurmstichig, verwurmt. Dat Holt is wormig. → wormsteckig
Wormkroose f. verwurmtes Kerngehäuse (von Apfel, Birne)
wormkroosig, -kröösig wurmstichig. Den Appel is wormkroosig. → wormsteckig
Wormkruud n. Wurmfarn. → Bandwormwottel, Piernkruud, Räinefaarn.
Zs.: Buurn-
Wormlock n. Wurmloch (z.B. in Holz), Madenloch
Worm-mähl n. Wurmmehl, das aus verwurmtem Holz fällt
Wormpost, -poss m. von Würmern befallener Pfosten, Balken. Ik was de ollen Wormpöste leed! (das verwurmte Fachwerk).
wormsteckig wurmstichig. → pier-rötterig, verwormt, wormig, wormkroosig
Wörmsteen m. Wärmstein (zum Anwärmen des Bettes im Winter)
Wörmte, Wörme f. 1. Wärme. Man kann de Wörmte gudd häbben. → Hohnerküüken, Kölde, rund-ümme, teggen.
2. Entzündung. Ik häbb lück Wörmte in'n Foot. → Hette, Roose.
Zs.: Lungen-, Sünnen-
Wormtee m. Tee aus Rainfarn. bittern Wormtee. → Räinefaarnstee
Wormtüüg n. Ungeziefer, Würmer
Wörp, Werp m. (Wörpen) 1. Maß des Töpfers: 1,5 Pfund Ton (für einen irdenen Topf von zwei bis drei Litern).
2. altes Hohlmaß: zwei bis drei Liter
Worpel m. 1. Würfel.
2. Wurfschaufel
worßeln → wosseln
Worste, Worste- → Woste, Woste-
Wortel, Wortel- → Wottel, Wottel-
Wöske. Wösse (Bor, Rae, Rh, Bo) f. 1. Wäsche, Textilien (Bettzeug, Kleidung); Unterwäsche (Hemd u. Hose). De Wöske wodde noch met de Hande wosken, daorto wodd Seepe un Waater bruukt. Du kicks ja dumm uut de Wöske! → anhööpen, schwaien.
2. Waschen (bes. große Wäsche, → groote Wöske).
Zs.: Bedde-, groote, Karken-, Katten-, Liew-, Morgen-, Stiew-, Under-
Wöskeband n. Wäscheband
Wöskeblau n. Wäscheblau (Blaukugeln zum Bläuen der Wäsche). → Bläusel
Wöskebredd n. Waschbrett (geriffeltes Holz- od. Metallbrett zum Wäschewaschen). → Waskebredd
Wöske-emmer m. Wäscheeimer
Wöskefrou f. Waschfrau
Wöskekäätel, -kettel m. Waschkessel. → Waskebüsse
Wöskeklamme(r) f. Wäscheklammer. → Tüügklammer
Wöskekniepe f. Wäscheklammer
Wöskeknüppel, -klüppel m. Wäschestampfer (Stock, mit dem die Wäsche im Waschkessel gerührt wurde). → Stööter
Wöskekorw m. Wäschekorb (mit Henkeln). → Drääge-, Tüügkorw
Wöskeküümen, -küüwen n. Waschfaß. → Waskeküümen
Wöskeliene f. Wäscheleine. → Dröögedraod, -liene, Wösketuun
Wöskelinnen n. Waschleinen
Wöskepaol m. Pfahl zum Befestigen der Wäscheleine
Wöskepott m. Kessel für die große Wäsche. → Mantel-, Waske-, Vehpott
Wösker → Wöskert
Wöskershee(d) f. Heide zum Anfertigen von Topfreinigern. → Bellheed
Wösker(t) m. 1. Topfbürste (aus Heidekraut gebunden), Topfschwamm; Quast. ne Wöskert to't Klumpe-schüürn. → Pottbessem.
2. kleiner Junge; kräftiger Junge; junger Mann (abw.); burschikoses, munteres Kind.
Zs.: Erpel-, Fatt-, Glaase-
Wöskeschapp m. Wäscheschrank. → Tüügkaste
Wöskeschleew m. Schaumlöffel aus Holz zum Herausnehmen der heißen Wäsche (od. der Kochwürste) aus dem Wasser
Wöskeschrank m. Wäscheschrank
Wöskestämper m. Wäschestampfer (zum Stampfen der gekochten Wäsche, aus Holz od. aus Messing mit Holzstiel)
Wöskestiewe f. Wäschestärke. → Schlichtpapp
Wöskestock m. runder od. flacher löffelförmiger Stock zum Drehen der Wäsche (gehörte zur Waschmaschine von Miele)
Wöskestööter m. Wäschestampfer (moderne Ausführung: zwei ineinander gebaute "Glocken" mit Sogwirkung, aus Kupfer, Messing od. Zink). → Stööter
Wösketange f. hölzerne Zange zum Herausnehmen der heißen Wäsche aus dem Wasser
Wösketrogg m. Wäschebottich. → Wasketrogg
Wösketuun m. Wäscheleine. → Wöskeliene
woso; wuso (St, Sü, Ge) wieso, inwiefern. Wuso dat dann? → boso, waorümme 1
wosseln. worßeln (Rh, Bo) 1. sich abmühen, vor sich hin arbeiten, tüfteln, wühlen. → bosseln, musseln 1, wosten.
2. sik wosseln (sich balgen; ringen).
Zs.: fast(e)-
wössig wüchsig, gedeihend.
Zs.: halw-
Wössling m. junges Tier; junger Mensch.
Zs.: Halw-, Heran-
Woste, Wost. Worste (Rh, Bo) f. (Woste; Wösteken) Wurst. Dat Peerd wödd föör de Woste verkofft (Ein altes Pferd wird zum Schlächter gebracht). De Koh geht in de Woste (Die Kuh wird verwurstet, → Wostekoh). • Usse Häärgott weet alls, owwer wat in de Woste kümp, dat weet he nich. Alls häff 'n Ende, blooß de Wost häff twee (Jux). Wat stehs daor met de Wost in'n Arm? (mit verschränkten Armen, untätig, faul, → Arm). Dat is ne Woste van'n Käärl (ne Käärl as ne Woste) (ein Nichtsnutz, unzuverlässig, → Pund). Ne Schnieder häff de längsten Woste, de geht Oostern dreemaol üm de Kerke herüm (die längsten Därme, Spott auf die Schneider, Ge). Van enne Woste ne Siete Speck maaken (mit wenig Auffwand noch etw. Brauchbares schaffen). • Met ne Woste nao ne Siete Speck schmieten (geschickt verhandeln, um mit wenig Einsatz viel zu erreichen). → Buuk, hell, Hoofd, Hundeschott, Nood, Ribbe, satt, Speck, Troost, verschmeern, wäärd.
Zs.: Äärs-, Blood-, Braom-, Brood-, Büül-, Endekes-, Extrao-, Grütz-, Haol-, Jöösel-, Knack-, Kock-, Lääwer-, Mähl-, Mett-, Plock-, Press-, Rood-, Rook-, Sserwelaat-, Ssiese-, Ssoßießen-, Suur-, Tungen-
Woste- auch: Worste-
Wosteband n. dünner Bindfaden zum Zubinden der Würste
Wostebröie f. Kochwasser der Kochwürste. → Wostenatt
Wostebrood n. Mehlwurst, Blutwurst. roode Wostebrood (aus grob geschrotetem Roggen u. Blut). witte Wostebrood (aus Buchweizenmehl). → Büülkesbrood
Woste(brood)-ssoppe(n) m. Gericht aus gebratener Mehlwurst (bes. als Frühstück im Winter, wurde mit Wasser gebraten, um Fett zu sparen). Woste-ssoppen met Appelstückskes
Wostebrügge f. mit Wurst belegtes Butterbrot
Wostebüül m. 1. Beutel für die Mehlwurst. → Büülwoste.
2. Angeber, Nichtsnutz. → Windbüül
Wostedagg m. zweiter Tag des Schlachtens (an dem die Würste gemacht werden)
Wostedaorn, -durn m. Holzdorn zum Verschließen der Wurst. → Wostepigge
Woste-endeken Wurstzipfel
Wostefrou f. Frau, die beim Wursten hilft
Wostegaobel f. bes. große Gabel mit zwei Zinken (beim Braten benutzt)
Wostegaorn n. (Rh) Bindfaden zum Zubinden der Würste
Wostehaamer m. (Vr, St, Ge, We, Ra) Nichtsnutz; grober Kerl
Wostehaorn, -hurn n., -häörnken, -hürnken Trichter aus Kuhhorn, Messing od. Zink zum Stopfen der Würste mit dem Daumen. Dao schleet doch de Düüwel in't Wostehaorn! (Ausruf der Verwunderung, des Ärgers). Schlao 'n Düüwel in't Wostehäörnken! Ik woll, dat de Düüwel in't Wostehaorn satt! (wenn etw. nicht klappen will). • He is sofuort an't Wostehüörnken stott (Er ist schnell beleidigt, St). → Metthäörnken
Wost(e)käätel, -kettel m. großer Kessel, in dem die Würste gekocht wurden
Wosteköcke(n) f. Wurstküche
Wostekoh f. alte Kuh, die nur verwurstet werden kann (als Bratfleisch ungeeignet)
Wostekranz, -kraa(n)s m. kranzartiges Gestell zum Aufhängen von Würsten im Rauchfang (hing höher als das Trockengehänge für Würste, die man bald verbrauchte, → Krüüsholt). → Wieme
Wostemaschien(e) f., -maschienken Fleischwolf, Wurstmaschine zum Füllen der Därme. → Fleesmaschiene
Wostemölle f. Fleischwolf, Wurstmaschine zum Füllen der Därme
wosten, wösten 1. wursten, Wurst herstellen.
2. umständlich reden od. arbeiten. → wosseln
Wostenatt n. Kochwasser der Kochwürste. Wostenatt, waor 't Koppflees in kockt wödd. → Pannassnatt, Wostebröie
Wostepelle f. Wurstpelle
Wostepigge f. kleiner Holzstab, Dorn zum Verschließen der Wurstenden (für Mettwurst aus Schlehdorn, für Leber- u. Blutwurst auch aus Faulbaumholz; das Holz wurde entrindet, getrocknet, fingerlang spitz zugeschnitten; die Dornen wurden zur Aufbewahrung in die Stuhlmatten od. in ein Stück Torf gesteckt). → Haagedaorn, Schleesenholt, Spatt 1, Tou, Wind, Wostepinnen-öhmken
Wostepiggendaorn, -durn m. Holzdorn zum Verschließen der Wurst
Wostepinne f., -pinneken Holzdorn zum Verschließen der Wurst, Mettwurstenden. → Wostepigge
Wostepinnenblöie, -blöite f. Schlehenblüte (Gewürz). → Schlehblöie
Wostepinnen-öhmken (St, Ge, We, Bor, Rae, Bo) wer die Holzdornen (zum Verschließen der Würste) entrindete
Wosteprofeet m. (Vr, St, Bor, Hei, Rae) Besserwisser. → Broodprofeet
Wosterij f. Wursten, Wurstherstellung (am Schlachttag)
Wosterööster m'n. Wurstrost
Wosteschneese f. Stock, an dem die Würste im Rauchfang hingen. → Schneese
Wostespelde f. (Hei) Dorn zum Verschließen der Wurst
Wostespiele f. (Wes, St, Sü, Bor, Hei, Rae, Bo) Stock, an dem die Würste aufgehängt wurden
Woste-ssoppe(n) → Wostebrood-ssoppen
Wostestück n. Wurststück
Wostetou n. dünner Bindfaden zum Zubinden der Würste
Wostevisiete, -vesiete f. (Ge) Besuch am Abend des Schlachttages. Wenn de Schlachterij gudd un wall an de Sied was, konn de Wostevisiete hollen weern. → Fett-priesen
Wostewaater n. Kochwasser der Würste. → Pannasswaater
Wostkäätel, -kettel → Wostekäätel
Wost-uphaalen Brauch zu Fastnacht: in der Nachbarschaft Würste einsammeln. → Butten-hollen, Büürte, Fuckepott, Rookfang
Wottel. Wortel (Rh, Bo) f. (Wotteln; Wottelken) 1. Wurzel. Queckwen met lange Wotteln.
2. Möhre (Speise- od. Futtermöhre). Vandaage giff't Wotteln (Wurzelgemüse). Dat geht as Wottelafbr ääken (Das geht leicht u. schnell). • Denne sall ik wall de Wottel schraapen! (Dem werde ich gehörig die Meinung sagen, → Lewieten). → Ottensteen, schmieten, spotteln, Wessum.
Zs.: Ääte-, Bandworm-, Bitter-, Boom-, Braaken-, Foor-, Frangen-, gääle, Harwst-, Katten-, Kock-, Krapp-, Paol-, Pinn-, Posse-, Potte-, Präi-, Pump-, Quecke-, Schliem-, Schwatt-, Schweer-, Seepen-, Sööt-, spaanske, Spree-, Ssuckerijs-, Tande-, Tapp-, Veh- , Waater-, Wull-
Wottel- auch: Wortel-
Wottelbedde n. 1. Möhrenbeet, kleines mit Möhren besetztes Stück Land.
2. mehrere Tänze zum Schluß eines Festes (z.B. bei einer Hochzeit: Die Musikanten spielen mehrere Tänze hintereinander, zum Zeichen, daß das Fest beendet ist). → weggspöllen
Wottelbohr n. "Wurzelbohrer", nicht existierender Gegenstand. Haal äs ääben 'n Wottelbohr! (Aprilscherz). → Näinaodelsaod, Wottelsewwe
Wotteldöörgemöös n. Möhreneintopf. → Wottelngemöös
Wottelgatt n. "Wurzelloch", in Ortsneckerei. → Ahaus
Wottelgemöös → Wottelngemöös
Wottelgröön n. Krautbund der Möhre. Wottelgröön föör'n Vehpott. → Moosbladd
Wottelknolle f. Wurzelknolle, Verdickung der Wurzel
Wottelkuhle f. Wintereinlagerung von Möhren (draußen in der Erde). → Kockwottel
Wottel-land n. Möhrenacker, in Ortsneckerei. He kümp van't Ottensteenske Wottel-land.
Wottelmaschienken Gerät, mit dem Möhrensamen in Reihen gelegt werden. → Drillmaschienken
wotteln Wurzeln schlagen
Wottel(n)gemöös n. Eintopfgericht aus Möhren (gekochte Möhren u. Kartoffeln zu Brei gestampft). Wottelgemöös met Appelkompott (met gebraodene Bloodwoste)
Wottelnösse f. Nase aus einer Wurzel (beim Schneemann). → Schneemann
Wottelriewe, -be f. Reibe für Möhren
Wottelsaod n. Möhrensamen. • He kümp met Wottelsaod weer (Er kommt unverrichteter Dinge zurück). • He mott ook öwwerall sien Wottelsaod bi doon (säien) (mitreden, "seinen Senf dazutun", → Äi). → weerkommen
Wottelsewwe n. "Wurzelsieb", nicht existierender Gegenstand. Haal mi äs ääwen dat Wottelsewwe! (Aprilscherz). → Groote-Bohnen-Sewwe, Näinaodelsaod
Wottelstock m. Wurzelstock
Wottelwark, -werk n. Wurzelwerk
wovull, -völle; wuvull, -völle (St, Sü, Ge) wieviel. Man konn nich sehn, wuvull dat west bünt. Den wuvullten Mäi willt se dann trouen? → bovull
wrack, Wrack- "beschädigt" frack, Frack
wreed, Wreedigkäit "rauh, kräftig" → freed, Freedigkäit
Wringe, wringen, Wringer → Fringe, fringen, Fringer
wu → wo
Wucht, Wuch f. Wucht, Druck; Gewalt. dat Holt met Wucht inanderhouen. → Macht
wuchten mit Wucht bewegen (z.B. hochstemmen, fest einschlagen)
wuchtig wuchtig, mit Schwung, Kraft; schwer
wudann, wudäönig → wodann, wodäönig
Wulf m. (Wülfe; Wülfken) 1. Wolf. Schmacht (Hunger) as 'n Wulf un Dost as 'n Peerd.• De Wulf frett ook getällte Schaope.
2. best. Art von Aderlaß. ne Wulf schnieden (Kühe am Schwanz zur Ader lassen, damit sie fettere Milche geben)
Zs.: Eerd-
Wulfsdood m. Eisenhut (Hahnenfußgewächs). → Aadam-un-Eewa, Hundedood
Wulfskruud n. Wolfskraut, Eisenhut (Heilmittel)
Wulfsmelk f. Wolfsmilch (Staude od. Baumpflanze mit giftigem Milchsaft)
Wulftewwe f. Wölfin
wuggeln mühsam arbeiten (ohne Erfolg), nicht vorankommen. → musseln 1
wullacken, wullhacken, wullachen schwer arbeiten, schuften (mit Körperkraft, Schweiß). → dullen, wöhlen
Wullacker, Wullhacker; Wullacher m. wer schwer arbeitet, schuftet; wüster Arbeiter. → Wöhlert
Wullbloome f. (Hei) Wollgras. → Wullgröss
Wullbuur m. Arbeiter in der Baumwollspinnerei (mußte z.B. die Baumwollballen von der Bahn abholen, vor 1940). → Schmeerbuur
Wullbux(e) f. Wollhose, Unterhose aus Wolle. → Strickbuxe
Wulldääke, -decke f. Wolldecke
Wulldook m'n. Schultertuch aus Wolle (dreieckig, für den Winter)
Wulldraod m. Wollfaden
Wulle f. Wolle (Tierhaar, Menschenhaar). • Mannig-eene geht nao Wulle un kümp geschoorn weer nao Huus (Manch einer unternimmt etw. froh u. optimistisch u. kommt enttäuscht od. geschädigt zurück). • Denne will kinne Wulle dräägen (Er ist nicht sehr erfolgreich, obwohl er sich bemüht; er nimmt keine Lehre an; er taugt nichts, ist z.B. ein Trinker). De häbbt sik stäörig in de Wulle (Die zanken sich ständig, → Haor). → afkommen, Flööß, Geschräi, Schaop, Sünt Jans.
Zs.: Boom-, Holt-, Kamm-, Kaschmier-, Lamm-, Schaops-, Schweet-
Wüllen ON Wüllen bei Ahaus. In Wüllen ried't se up Füllen. Wüllske Metten. Wüllsken Wind (Ortsneckereien). Wüllen, Wessem, Ottensteen, daor kommt alle Schappen bineen (Dort treffen sich alle Pferdehändler, Spott aus Ahaus). Wüllen sitt vull Prüllen. Wüllen, Wessem un Ottensteen liggt ne Dreeveerdel Stunde (ne Hahnentratt) uutneen. Wüllen, dat ligg daor, waor de Kohne mooier bünt as de Maiken (Vr). → Ahaus, Schelm, Schmeerlock, Sünt Drees, Wessum
wüllen, wullen wollen, aus Wolle. en wüllen Rümpken (Leibchen aus Wolle). en wüllen Dook (Schultertuch für den Winter).
Zs.: boom-, halw-, schaops-
Wullgaorn n. Wollgarn
Wullgröss n. Wollgras. → Buukhaore, Froulööhaor, Väänefeern, - gröss, -plüüs
wullhacken, Wullhacker → wullacken, Wullacker
Wullhansken, -haa(n)sken m. gestrickter Wollhandschuh
wullig wie Wolle (z.B. dicht gekräuselt)
Wullkleed n. Wollkleid, Winterkleid. .n schwatt Wullkleed (Festkleid). → Blende, Strick-kleed
Wullklüümen, -klüwwen m. Wollknäuel
Wullkrässer m. Karde (Gerät zum Auskämmen u. Auflockern der Wolle vor dem Spinnen). → Krasser
Wull-laaden m. Wollgeschäft
Wullquast, -quass m. (Bo) Wischlappen od. Quast an einer langen Stange (zum Reinigen des Ofens der Bäckerei u. zum Löschen der Glut, wurde im Stadtgraben od. Fluß gereinigt). → Flatske, Schladden
Wullrock m. Wollrock
Wullschaal m. Wollschal
Wullsock m. Wollsocken
Wullstoff m. Wollstoff
Wullwääwer m. (Vr, Hei, Bor) Wollweber
Wullweel n. Wollspinnrad (mit einem Flügel, ohne Stock, im Ggs. zu → Flassweel)
Wullwottel f. Lerchensporn. → Waaterwottel
Wülwerij f. (Wes, Vr, St) Gier
wund wund.
Zs.: dood-
Wunde, Wunne f. (Wunden) Wunde, Verletzung. → siepken, tobraanen, Tuutenpapier
Wunder, Wunner n. Wunder; Verwunderung. Et is 'n Wunner! Et göff mij Wunder (Ich wundere mich, Bo).
wunder, wunner seltsam, merkwürdig, sonderbar, eigenartig. Dat Kind is so wunder (macht einen sonderbaren Eindruck, ist z.B. kränklich). Et gong dr' wunder af (Es ging seltsam zu). Dat is wunder! (Wie ist das möglich). → wunderlik
Wunder-, wunder- auch Wunner-, wunner
wunderbar wunderbar
wunderköppen sich wundern u. mit dem Kopf schütteln. → schüddekoppen
wunderlik, wunnerlik, wünderlik, wünnerlik 1. seltsam. He is so wunderlik wodden. → nüüdlik, sunderbaor, wunder.
2. wählerisch im Essen, anstellerisch. → kaasig 1, ottkerig
wündern, wünnern, wundern, wunnern 1. verwundern, neugierig machen. Dat sall mi doch äs wünnern, wu dat löpp. Dat wündert mi gaar nich! → nijen, vernijen.
2. sik wündern (sich wundern) Daor häbb'ke mi doch öwwer wünnert. Du wiss di wünnern! (Du wirst staunen; Zurechtweisung).
wunders, wunners sehr, besonders, unerwartet. Et häff wunders good egaone (Es ging unerwartet gut). He mennt, he is wunners wat. Dat sall dann wunders wat wessen! (etw. Besonderes). → blixems, miraakels, unbesuust
Wunderwark, -werk n. Wunderwerk
Wundkruud n. Wundkraut, Ehrenpreis
Wundroose f. Entzündung. → Roose
Wunne → Wunde
wunne → wonne
Wunner, wunner, Wunner-, wunner- → Wunder, wunder, Wunder-, wunder-
Wunsdagg "Mittwoch" → Goosedagg
Wunsk, Wuns m. (Wünske) Wunsch
wünsken, wünßen, wöö(n)sken wünschen. → Fierdagg.
Zs.: Nij-jaor-
Wuord, Wuord-, wüördlik → Waord, Waord-, wäördlik
Wupp m. Ruck, Schwung, schnelle Bewegung. Met'n Wupp gong't loss. → Holla-Wuppdich, wuppdich
Wüpp- → Wipp-
wuppdich Hauruck! (Ausruf bei plötzlichem Ruck, schneller Bewegung). → Holla-Wuppdich, kawupp, Wupp
Wüppe, wüppen → Wippe, wippen
wuppen → wuppken
Wupper FlußN Wupper, in der Wendg. öwwer de Wupper gaon (bankrott gehen)
wuppken, wuppen werfen, mit Schwung niederwerfen. → pleern
wuppkern wackeln, rütteln, vibrieren. De Kaore wuppkern so up de Straote. → schüdden
Wurd, Wurd-, würdlik → Waord, Waord-, wäördlik
Würderbook → Waordenbook
Würfel m. (Würfels; Würfelken) Würfel
würfeln würfeln, mit Würfeln spielen
würklik, Würklik-käit → warklik, Warklik-käit
Würsing, Würsing- → Wirsing, Wirsingwuso → woso
wuts(k)en (Wes, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei) eilig laufen, schnell vorbeieilen. → flutsken, schwutsken
wuvull, -völle → wovull