Wörterbuch der westmünsterländischen Mundart
1363 Lemmas
Raa → Radd
Raab m. Raps. Wi häbbt vandaage Raab häckselt. → Raps
Raabe, Raaben-, raaben- → Raawe, Raawen-, raawen-
Raabgaffel f. Holzgabel (Arbeitsgerät zum Aufladen von Raps od. zum Wenden des Flachses bei der "Flachsröste", → rööten)
raabig → raapig
Raabkooke(n) m. gepreßte Rapssaat als Futter. → Olliekooken
Raab-ollie m. Rapsöl, Öl aus Rapssamen (wurde z.B. zum Backen von Buchweizenpfannkuchen u. als Heilmittel gebraucht). → Olliesaod, Lien-, Rööw-ollie
Raab-olliekruuke f. Krug für Rüböl (aus Steinzeug)
Raab-ollielämpken Öllampe (für Rüböl)
raabraakt "gerädert", in der Wendg. Ik bün so möö, as wann 'k raabraakt bün.
Raabsaod n. Rapssamen
Raade f. (Raaden) Kornrade (violett blühendes Unkraut). → Bolle.
Zs.: Kaorn-
Raadel (Ot, Sü, We, Bor, Rae); Räädel (Hei) f. (Raadels; Räädelken) Karfreitagsratsche (Lärminstrument, das in der Karwoche die Glocken ersetzte u. von den Meßdienern zum Eiersammeln benutzt wurde). → Kraake 1, Rättel, Takträädel
Räädel n. (Räädels, Räädelken) Rädchen mit Griff zum Kopieren von Schnittmustern. → uuträädeln
Raadeljunge m. (Sü, We, Bor, Rae) Junge, der das Lärminstrument in der Karwoche betätigt
räädeln (St, Sü, Hei, Rae) mit der Karfreitagsratsche durchs Dorf ziehen
rääden → reeden
Räägen, Räänge(n) m. Regen. Bekannte Anzeichen für Regenwetter finden sich in Wendungen mit dann giff't Räägen, z.B. Wann 'n Väänedamp rück. Wann 't wilde Föör in de Panne schleet (under de Panne löpp). Wenn de Froulöö loopt (un de Blaagen singt, → Wiew). Wenn Froulöö sik't Gatt wörmt. De Froulöö praot't 'n Räägen loss (wenn die Frauen zusammenstehen u. tratschen). → Banke, daaleschlaon, Fessewind, flöistern, froh 1, Geetling, Gesichte, Gröss, Haamerschlagg, harunderschlaon, Hohn n., Hund, Iewer, Karkentaorn, Katte, katten, klaatern 1, kläppen, Kräie, Krampsodder, kriöölen, Lachduuwe, langhäörig, lecken 2, lecken 3, Ledder, leege, Liekdaorn, lööpsk, Maontied, Mieg-ampe, Moddegatt, Morgenrood, Mott, Nüst, Pedde, praoten, Pütt, Rattenfallenkäärl, Recke, reern, Root, schooien, schweeten, Solder, Specht, Steen, Ssuckerij, Steen, stinken, Sünne, Waatervoggel, Weerglass, weh, wild, Wind, witt.
Zs.: Aobend-, Fissel-, Gold-, Ies-, Land-, Luuse-, Mäi-, Mott-, Newwel-, Plass-, Schmuddel-, Schnee-, Schnuuw-, Stoff-, Stott-, Suddel-, Sünnen-
räägen → räängen
Räägen- auch: Räänge(n)-
Räägenbiese f. Regenbö
Räägenboggen, -boogen m. Regenbogen
Räägenboggenfarwen (Pl.) Regenbogenfarben. Dat Ooge schinnt in alle Räägenboggenfarwen ("blaues Auge", → blund u. blau).
Räägenbööie f. Regenschauer
Räägendagg m. Tag mit anhaltendem Regen
räägendich(t) regendicht
Räägendroppen m. Regentropfen
Räägenfatt n. Regentonne. → Räägentunne
Räägengotte f. Regenrinne
Räägenjaor n. regenreiches Jahr
Räägenlaaken n. (Ot, St, Sü, Bor, Rae) Regentuch, Kopfmäntelchen, Plane gegen Regen
Räägenlock n. Ort, an dem es oft regnet. → Weerlock
Räägenmantel m. Regenmantel
Räägenrenne f. Regenrinne
Räägenpieper m. Sandregenpfeifer. → Vääne-, Waatertüüte
Räägenschirm, -scherm m. Regenschirm (mod.). → Paraplüü
Räägenschuur n. Regenschauer, Regenböe
Räägenschwarke f. Regenwolke
Räägentunne f. Tonne für Regenwasser (Es wurde als Spülwasser für die Wäsche gesammelt.)
Räägenwaater n. Regenwasser. → Väänewaater
Räägenweer, -wäär n. Regenwetter. He süht uut as dree Daage Räägenweer (verdrießlich).
Räägenwelpe, -welte f. (Vr) Moorvogel, großer Brachvogel. → Tüütewelpe, Väänetüüte
Räägenwolke f. Regenwolke
Räägenworm m. Regenwurm (mod.). → Piere
räägnerig regnerisch. → räängs
Räägnerij f. anhaltender Regen
Raake f. (Raaken) Feuerloch des offenen Herdfeuers (wurde zum Kochen, Backen od. Erhitzen benutzt). de Melk in de Raake setten (Milch erwärmen). → Föörkuhle, Pottgatt, scheern 1, toraaken.
Zs.: Föör-
rääkeln → reekeln
raaken 1. zusammenscharren (z.B. die Asche im Feuerloch).
2. berühren, anrühren; (an jd., etw.) geraten. Ik hadde den Hund bolle raakt met'n Steen (fast getroffen). Wi raakt us nich (Wir tun uns nichts, stören uns gegenseitig nicht). Denne kaas met'n Spierken raaken (De is gau raakt) (Er ist schnell beleidigt, → Haorn). Dao was he an den Verkehrten raakt (an den Falschen geraten). Wahr di, et raakt di (Vorsicht, es wird gefährlich, z.B. beim Holzaufladen). → geraoden.
3. geben, herreichen. Raak mi äs de Botter! → Kiewe, reeken
rääken rechnen; gegeneinander abwägen. He häff daor met rääkt (hat darauf vertraut). Daor kaas noch met wat rääken (Drohung, → gefaßt). Daor mütt wi nich up rääken. Wenn t Geld nich rääks, dann is't ümsüss (wenn etw. sehr teuer ist). Et kümp ait wat, waor du nich met rääks (Es kommt immer etw., womit man nicht rechnet). Se rääkt sik rieke un schiet't sik arm (anfangs planen, aber dann reicht es nicht). Wi willt't nich äs ne Visiete rääken (wenn jd. nur kurz bleibt). Ih mut't so rääken: öwwerall is wat (Jeder hat seine Not). Se bünt all an de Jaoren, dao mutt'm met alls rääken (von sehr alten Leuten). → Doodenvoggel, Maoltied, rieke, vull.
Zs.: lieke-
Rääkenbook n. Rechenbuch
Rääkenfehler m. Rechenfehler
Rääkenheft n. Rechenheft
Rääkenlaa(de) f. (St, Sü, Ge) Rechentafel, Schiefertafel
Rääkenmester m. Rentmeister, Kassenwart; Amt in der Nachbarschaft. → Rentmester
Rääkenmaschien(e) f. russische Rechenmaschine, Rechner mit zehn Perlen pro Reihe, Abakus
Rääkensied(e), -siete f. karierte Rückseite der Schiefertafel zum Rechnen
Rääkenstunde, -stunne f. Rechenstunde in der Schule
Rääkentaofel f. Rechentafel, Schiefertafel. → Läitaofel
Rääken-upgaabe, -gaawe f. Rechenaufgabe
Rääker m. Rechner. ne ganz fienen Rääker (wer sehr genau rechnet)
Rääkerij f. Gerechne, Rechnerei. Bi de ganze Rääkerij kümp nix haruut.
Raak-kuhle f. Feuerloch im Herdfeuer. → Raake
Rääknung f. Rechnung. .n Streckel döör de Rääknung maaken (einen Strich durch die Rechnung machen).
Zs.: Af-
Raamääker, -maaker m. Wagenbauer, Stellmacher. → Stellmääker
Raamääkersholt n. Holz für den Wagenbauer (Spaltholz, bes. Eiche, Esche)
Räänge(n), Räänge(n)- → Räägen, Räägen-
räängen, räägen regnen. Et räängt em van'n Kopp (Er schwitzt). Et räängt, dat't män so dügg (migg) (Es regnet stark). Et räängt Döppe up't Waater (Es regnet tüchtig). Wenn't vull räängt, is't gudd Wäär föör de laaten Kiekföske. He lött de Lippe hangen, dat et em de bolle in räängt (Er ist verdrießlich, niedergeschlagen, → Lippe). • Wenn't nich räängt, dann dröppelt't (Wenn das Geschäft nicht flott geht, auf die Frage Wo geht't?). → arbäiden, Baromeeter, Been, geeten, Haamerschlagg, Hemds-schlippe, Hölle, Hundsdaage, Kattenkopp, meeste, Missen, Pastoor, stotten, stuuwen 2, trouen, uphäörn, Wind.
Zs.: schnuuw-
räängs (Vr, St, Sü, Ge, Ra, Hei) regnerisch. räängs Weer
raanßeln → ranzeln
Raaper(t) m. wer Geld zusammenrafft, Geizhals. → Raffkert, Schraapert
raapig, raabig habgierig, geizig. → rappig
raar, raor 1. selten, knapp (alt). → betöönt, knapp, selten. De Kollen bünt raar wodden (knapp geworden). Moss di män 'n bettken raar maaken (dich selten sehen lassen, als ob du keine Zeit hättest).
2. eigenartig, selten, komisch, unwohl. Dat Ding süht raar uut. Dat is so ne Raaren. raar Wäär (komisches Wetter). sik raar föhlen. Mi is so raar tomoote (Ich fühle mich schlecht). Et kann sik monks raar häbben in de Welt. Ne Ente is 'n raaren Voggel, föör een te völle un föör twee te minn. → aardig, Dood, eeklig, frömd, häbben
Räär-, räärn → Reer-, reern
Raaspeeke → Raddspeeke
raaßeln → ranzeln
räätern unaufhörlich schwätzen. → schnäätern
Raawe, Raabe m. (Raaben) Rabe. Wenn't Aos ligg in'n Graawen, dann roopt alle Raawen (Spott bei Schadenfreude). → Graawen
Raawen-, raawen- auch: Raaben-, raaben-
Raawen-aos n. gemeine, hinterhältige Person
Raawenbitter m. "Ravenbitter", Sorte Magenbitter (Vredener Spezialität)
raawendüüster (St, Sü, Ge, We, Hei, Rae) sehr dunkel. → pickedüüster
raawenschwatt pechschwarz
rääwig (St) ranzig (vom Speck). → gänstrig
Rabarber m. Rhabarber, Pestwurz, Ampfer.
Zs.: Buurn-, wilden
Rabarberbladd n. Rhabarberblatt. *´n Rababerbladd to´t Köhlen under´n Sünnhood bi´t Höien *
Rabarberstengel m. Rhabarberstengel
Rabatte f., Rabatt n. (Rabatten) Gartenanlage, Rabatte. Dat Rabatt is toröit met Ruut. in de Rabatten wenn. (verloren sein). Miene Schlöttel bünt doch stäörig in de Rabatten.
Zs.: Arften-, Bloomen-, Börger-, Buurn-, Fiezebohnen-, Groote- Bohnen-
Rabattenpranger(t) m. leichtsinnige Person
Rabattenspringer m. (Ot, St, Sü, Ge) leichtsinnige Person; wendiges, leichtfüßiges Kind; Person, die quer durch den Garten geht (abw.)
Rabattenteckel m. (Ot, Vr, St, Ge) läufiger Hund; Person, die quer durch den Garten geht (abw.)
Rabatz m. 1. Ärger, Unannehmlichkeiten; Streit. Daor häbb'ke lellk Rabatz met kreggen.
2. Lärm, laute Veranstaltung
Rabau-appel, Rabauk(appel), Rabaul m. graue Reinette (grau-grüne Apfelsorte, deren Aroma sich erst nach längerem Lagern entfaltet). Ne Rabau-appel mott bes Middewinter liggen (etw. muß alt genug sein, z.B. von Mädchen). → griese Renette, öwwerjäörig
Räbbel m. 1. Flachsbreche. → Braake 1.
2. Mund. He kann 'n Räbbel nich hollen. He häff 'n Räbbel loss (loses Mundwerk). Wat 'n Räbbelken (klatschsüchtige Person). → Bäbbel, Häbbel, Räppel 2
Räbbeldööse, -doose f. (Ot, Vr, St, Sü We, Bor) wer viel u. schnell redet
Räbbelgatt (Ot, Vr, St); Räppelgatt (Ge) n. geschwätziges Kind, Mädchen
Räbbelkaore f. (Ot, Vr, St, Sü, Bor) geschwätzige Frau
Räbbelkunte (Ot, Vr, St, Bor, Rh); Räppelkunte (Ge) f. geschwätzige Frau
rabbeln, räbbeln 1. zupfen.
2. schnell sprechen, in einer Tour reden. → raddeln
Räbbelschüüte f. geschwätzige Frau
Räbbeltaske, -tasse f. geschwätzige Frau
rabiaat unverschämt, frech
rabotten → rafottken
rabraaken loslegen; wüst arbeiten.
Zs.: loss-
Rabunkel n. (Rabunkels) Geschwür, z.B. "Gerstenkorn" am Auge. → Karbunkel
Rachen m. (Rachens) Rachen. em dat Geld in'n Rachen (Hals) schmieten (ihn z.B. für unnötige Arbeit bezahlen)
rachmeesen (Rae) sammeln (bes. verdorrtes Holz)
Racker → Rackert
rackern schnell u. schwer arbeiten
Racker(t) m. zähe od. ungestüme Person, Bösewicht, Draufgänger, Rowdy. .n taoen Rackert (wer sich abmüht, zuviel arbeitet, z.B. bei Akkordarbeit)
Radau m. Lärm, Radau, Krawall
Radaumääker, -maaker m. wer Krach macht, Unruhestifter
Radd n. (Raa, Raade; Räddken) 1. Rad (z.B. vom Wagen, Spinnrad). met'n Räddken määten (z.B. Meßrad des Schmiedes zum Ausmessen des Flacheisens für Reifen). • Em is 'n gudd Radd an'n Waagen loopen (Er hat Glück gehabt). • Em is 'n gudd Radd van'n Waagen loopen (Er hat einen guten Mitarbeiter verloren). • De löpp ook noch maol 'n Radd an'n Waagen (wer meint, auf niemanden Rücksicht nehmen zu müssen, sich alles leisten zu können). .n Radd up'n Palmstock (best. Gebäck, → Palmradd). De häff 'n Räddken in de Träöte ("Zäpfchen-R"). → Bollerwaagen, döggen, fiewte, Footvolk, Gemen, Hubbel, kraaken, Lüns, Weel.
2. Fahrrad. He sitt up't Radd as ne Aape up'n Päcksken Tebak (ungeschickt). → Fietse.
Zs.: Ächter-, Bollerwaagen-, Döwwel-, Dräi-, Glücks-, Gummi-, Kamm-, Kaoren-, Klinken-, Knapp-, Kooken-, Luft-, Määt-, Melk-, Möllen-, Palm-, Ploog-, Schuss-, Schuuwkaoren-, Schwung-, Speeken- , Spinn-, Staol-, Stern-, Stüür-, Stuuten-, Twee-, Vöör-, Waagen-, Weel-
Radd-asse f. Radachse
Raddbremse f. Radbremse
Räddel m. (Räddels; Räddelken) (Ot, Vr, Ge, We, Hei) der feste Rand des ungepflügten Landes, auf dem das kleine Pflugrad lief. → Rewwel, Höwwel
raddelig (Vr) struppig (z.B. vom Fell des Hundes). Wat soog de raddelig uut.
raddeln, räddeln reden, schwatzen, schnell sprechen. → rabbeln
Raddeltaddel m. (Bor, Hei) Plunder, wertloses Zeug. → Pröttel
radderig (St, Ra, Bor, Rae, Rh, Bo). rodderig (Ge) ausgezehrt, mager, schmächtig, unterernährt. so'n radderig Aos (ein mageres Luder, Mensch od. Tier). → ratzig
raddföhrn, -führn radfahren. → fietsen
Raddkooke(n) m. (Bo) runder, in einer Form gebackener Kuchen. → Rodonkooken
Raddlöchte f. Fahrradlampe
Raddmantel m. 1. weiter, radförmiger Mantel, Cape.
2. Fahrradmantel, Bereifung
Raddpartie f. Fahrradtour, -ausflug. ne Raddpartie maaken
Raddpatt m. Fahrradweg. → Fietsenpatt
Raddprussioon(e) f. Pilgerfahrt mit dem Fahrrad (z.B. nach Kevelaer)
raddschlaon radschlagen. → Ratzeköpper
Raddspeeke, Raaspeeke f. Radspeiche
Raddspoor, -spöör n. Radspur, Wagenspur
Raddwegg m. Fahrradweg. → Raddpatt
radeern radieren
Radewuu f. (Vr, Sü) kurze Rast
Radiesken n. Radieschen. He sall sik de Radieskes (de Erpel) van under bekieken (wird tot sein).
radikaal, rattikaal gänzlich, vollständig. De Engelkes pisst sik vandaage ook radikaal uut! (vom Dauerregen). Up de Hochtied häbbt se rattikaal alls upefrääten. Dat is ne ganz Rattikaalen (nimmt auf nichts Rücksicht).
Raesfeld. Raosfeld ON Raesfeld. Raosfeldske Fossenstätte (Ortsneckerei aus Erle u. We über den schlechten Boden in Rae, auf dem Windhalm wuchs)
raffen → raffken
raffineert schlau, gewitzt
raffken, raffen habgierig zusammenraffen, zugreifen; geizen. → grappken, schraapen
Raffker(t) m. habgierige Person. → Raapert
rafottken, rabotten; rafüttken (St, Sü). rafuttken (Bo) 1. ausgelassen, übermütig spielen, herumtollen. de Blaagen bünt an't Rafottken.
2. herumarbeiten ohne Ergebnis. He ligg daor te rafottken. → fottken
Rafottkert; Rafüttkert m. (St, Sü) übermütige, unruhige Person, wer überall zugleich ist
Rahm n. (Rahmens; Rähmken) Fenster (alt). → Fenster, Rahmen, Ruute 1
Rahmen m. (Rahmens; Rähmken) 1. Rahmen, z.B. Gerüst zum Aufpacken des Fuders (bes. für Roggen). dat Foor breed up'n Rahmen packen (wenn das Fach des Wagens voll war, packte man nicht mehr längs, sondern quer). Et mott in'n Rahmen bliewen (Es hat seine Grenzen).
2. Fensterrahmen, Fenster. döör'n Rahmen kieken (aus dem Fenster sehen). en fain Beld in'n Rahmen (wenn jd. im Fenster liegt). → Rahm.
Zs.: Belder-, Blind-, Block-, Föör-, Glass-, Guss-, Holt-, Keller- , Kiek-, Köcken-, Luur-, Nickel-, Scheer-, Schlicht-, Schuuw-, Speegel-, Stick-
rahmen einrahmen; Rahmen machen
Rahmenholt n. Holz für Wagengerüst (meist Esche). → Raamääkersholt
Raibach m. Reibach, Profit, Gewinn
Räier; Räiger (Ge) m. (Räiers) Reiher, Fischreiher. He spijt as ne Räier (von starkem Erbrechen).
Zs.: Fisk-, Koh-
räiern sich übergeben, erbrechen. → gööbeln
Räiernüst, -nüss n. Reihernest
Räiger → Räier
räin sauber, rein; echt, rechtmäßig. De schlaopt sik räin (z.B. Kinder, die sich nicht waschen). Ne gudde Frou un ne gudde Katte, de hollt't Huus räine (St). Wann't Hatt maor räin is, sagg Kampmanns Mooder, as se ne äösige Brünte vöörhadde. Dat is kiene räine Botter (keine echte Butter; das ist nicht rechtmäßig). Praot di räin uut! Sägg dat räin haruut (Sprich dich aus, ohne Umschweife). De Frou was so maager, de konn sik achter'n Bessenstell 'n räin Hemd antrecken (Ortsneckerei über das Rachen-R in Rh, → Rieserbessem). De will wi äs räinen Wien inschenken (die Meinung od. die Wahrheit sagen, zurechtweisen). Dat is noch nich in't räine (Das ist - z.B. rechtlich - noch nicht in Ordnung, noch nicht endgültig). Büs du met em in't räine? met sik sölws in't räine kommen. met de Karke (usse Häärgott) in't räine kommen (sich versöhnen mit der Kirche, mit Gott). De Koh is nich räin wodden (hat die Nachgeburt nicht ausgestoßen, → Fuul). → Huud, Jungen, klaor, Luft, Ooge, ruhig, schoone, wahrn.
Zs.: ast-, bessem-, haasen-, natuur-, un-
Räinefaarn, -faan(e) m. (Vr, St, Sü, Bor, Hei, Bo) Rainfarn. → Buurnwormkruud, Faornt
Räinefaa(r)nstee m. (Vr, St, Sü, Bor, Hei, Bo) Tee aus Rainfarn (gegen Wurmerkrankung). → Wormtee
Räinefaornt f. (Sü) Rainfarn
räin(e)maaken saubermachen, reinigen. → klaor-, schoonemaaken
räinewegg 1. ganz u. gar, völlig. Ik häbb mi räinewegg vertwollen (gänzlich verirrt).
2. klar, deutlich. Ik sägg di dat räinewegg.
räinigen reinigen
räinlik reinlich. .n räinlik Määschke. → prick
räinmaaken → räinemaaken
räinrassig reinrassig. ne räinrassige Duuwe
Räinstrup → Ramsdorf
Räise f. (Räisen) Reise. up Räise gaon. Ik bün bedrööwt (bedretten, beschetten) van de Räise kommen (zu Schaden gekommen, Erwartungen wurden nicht erfüllt). → Köln.
Zs.: Rund-
Räisedagg m. Reisetag
räisefäär(d)ig, -feer(d)ig reisefertig
Räisegeld n. Reisegeld
Räisekoffer m. Reisekoffer, kleiner viereckiger Reisekorb (um 1900)
räiseln 1. rieseln, abfallen, bes. von Körnern aus überreifen, trockenen Ähren. De Rogge räiselt.
2. üppig säen, (Korn) verschütten; verschwenden
räisen (ver)reisen. Daor wo'k wall met nao Peetrus räisen (Met denne ha. ik wa. räisen mocht) (wenn ein guter Mensch gestorben ist).
Räise-onkel m. Reisender, Vertreter, Hausierer. De Räise-onkels frühr, de kweemen faake met'n Kutskwaagen.
Räisesack m. Reisesack, -beutel
Räisetante f. Frau, die gerne reist
Räisetaske, -tasse f. Reisetasche
Raiskes (Pl.) (Bo) Krämpfe bei Säuglingen. → Termiene
Räister → Reester
Raitstock m. (Bo) Teil der Drehbank. → Hand-uplaage
Raistrup → Ramsdorf
Ramm n., Ramme f. (Ramme) Krampf, bes. in der Beinmuskulatur, Gliederreißen, Gicht. Ramm in'n Poot. Ramme in't Been (z.B. eingeschlafenes Bein). → Kramp
Rammbäär, -beer m. Rammbär, Holzklotz mit Griffen zum Einschlagen z.B. von Rohren
Rammbuck 1 m. Prellbock am Eisenbahngleis
Rammbuck 2 m. störrisches Stück Vieh. → Rammler
rammdöösig, -däösig benommen, verwirrt, verrückt, dumm; nervös. He mäck mi ganz rammdöösig.
Ramme f. (Rammen) Ramme, Fallklotz. → Rammbäär
Ramme "Krampf" → Ramm
Rämmel → Rammler
Rämmel-appel m. (Rh) Prinzenapfel. → Rappel-appel
Rammelbuude f. Abstellraum; unordentliche Werkstatt
Rammeldööse, -doose f. 1. Kinderspielzeug, das Lärm macht, Rassel.
2. Sammelbüchse.
3. unruhige Frau, die viel unterwegs ist. → Rammeltaske
rammelig unordentlich, grob, ungehobelt. Du rammeligen Buur!
Rammelkaore f. unruhige Frau
rammeln poltern, rumpeln, rumoren, klopfen. Wat rammelt in den Buuk? → rappeln). He frijt, dat't män so rammelt ("was das Zeug hält"). Wenn du dat döös, dann häs du dat Rammeln in de Pötte un dat Schmieten in de Glaase (Lärmanstiften, Streit).
rämmeln brünstig sein; begatten (von Kaninchen). → räppeln
Rammelschüüte f. unruhige, redselige Frau. → Räbbelschüüte
Rammeltaske, -tasse f. unruhige Frau, die viel unterwegs ist. → Loopschüüte
rammelvull sehr voll
rammen einrammen, heftig stoßen
Rammler, Rämmler, Rämmel m. 1. männl. Hase od. Kaninchen (alt). → Haasen-, Kanienenbuck.
2. Kater (alt, Bor, Bo). → Hengstkatte, Kaater. → Bolts
Zs.: Kanienen-, Kanickel-, Katten-
Rammlock n. Loch, in das das Saugrohr der Pumpe eingelassen wird
Rammpaol m. angespitzter Pfahl, der eingerammt wird
Rammpumpe f. Wasserpumpe aus Gußeisen (wurde eingerammt)
Rampe (Rampen) f. Rampe
Rams 1 m. (Vr, St, Sü, Rae, Rh, Bo) magere Person, mageres Tier. He is so maager as ne Rams. ne maageren Rams van ne Deern
Rams 2, Ramsch m. 1. Ausschußware, billiges Zeug, Ramsch.
2. in der Wendg. in eene Rams (in "Bausch u" Bogen., alles zusammen). in eene Rams koopen. → Ruuse
Ramsdorf. Ramstrup, Ramsdrop (Vr); Ranstrop (Ra). Rai(n)strup (Sü, Ge, We, Bor, Rh, Bo) ON Ramsdorf. In Ramsdrop loopt jeeden Morgen fiewtig Ploddenkräämers af. Ranstropske Plodden. Ramsdrop is ne Ploddenstadt (Ortsneckerei auf die Textilfabrik in Ra). → Ploddenkäärl, -lock, -kreemer, -stadt, Stadtlohn
ramsken ergattern; zufällig passend finden, günstig kaufen. Dat häbb ik noch ääben ramsket.
Ramsmelk f. (Rh) Magermilch zum Verfüttern. → Ündermelk
ran heran. → heran, Speck
Rand m. (Ränder; Rändeken) 1. Rand; unteres Ende von Gegenständen. den Rand van de Hüüwe (Untersatz des Bienenkorbes).
2. Ende, Äußerstes. Et was bes an't Rändeken (bis zum Äußersten, kaum noch erträglich). He was kott an't Rändeken (beinahe tot).
3. Mund. Holl dienen Rand! → Band, Nüst, Schmand.
Zs.: Bödden-, Emmer-, Gold-, Heft-, Krimmert-, Kuhlen-, Plaggen-, Pütten-, Schussee-, Sollen-, Straoten-, Teller-, Wegg-
randaleern randalieren, lärmen, toben
randen mit einem Rand versehen
Randmess, -er n. flaches Messer des Schusters zum Schneiden der Sohlenränder. → Schnitt-ieser, -mess
Randstück n. Randstück (z.B. seitliche Kruste, → Siedenkoste)
randverkant, rand-van-kant alles, restlos. randverkant up-ääten. → ratzekatz
randvull bis oben hin voll. → flöppenvull
Rang m. (Ränge) Rang. nao Rang un Gerechtigkäit.
Zs.: Vöör-
rangeln sich balgen (albern)
Rängesken (Sü, Bor) Kapuzinerkresse. → Klämmerken.
Zs.: Gold-
rank dünn, biegsam, geschmeidig
Ranke f. (Ranken; Ränksken) Ranke; Efeu. → Äiloof.
Zs.: Brümmelbääsen-, Düüwels-, Hoppen-, Waater-
ranken ranken, sich schlingen. Gao nao binnen met diene Gedanken, laot se stillekes ranken (Bo).
rannen → rennen
Rannepeeter m. (Hei) Kreisel für Jungen. → Hack-kloot
Ranstrop → Ramsdorf
ranzeln, raa(n)ßeln (Ot, Sü, Ge, Rae, Rh, Bo) schimpfen, anschnauzen
ranzig ranzig (mod.). → gänstrig
Raod m. Rat, guter Rat. Daor is wall Raod föör (Daor weet ik Raod an) (Dagegen läßt sich wohl etw. machen). Se wuss sik kinn Raod mähr. Raod nemmen (beratschlagen, aufpassen). → Bookwäitensaod, Daod, inhollen.
Zs.: Amts-, Bi-, Gehaim-, Gemeende-, Huus-, Karken-, Land-, School-, Stadt-, Verschöönerungs-, Zier-
Räödelgatt n. geschwätzige Person, bes. Kind
räödelig geschwätzig, redselig (z.B. nach Alkohol-, Kaffeegenuß)
Räödelkunte f. geschwätzige Person
räödeln lallen, plappern (von munteren Kleinkindern); gackern. De Höhner räödelt (wenn Hühner gesund sind u. gut legen). → kackeln, krouen, räötern
raoden, raon (rödd; reed, reeden; raoden) (jd.) raten, einen Rat geben. Daor rao ik ook noch ne Dagg (de Wääke) met! (Ich bestimme auch noch mit). → afraoden.
2. erraten. Dat kann'k nich raoden. Knicker(s) raoden (Ratespiel: abschätzen, wie viele Knicker in der geschlossenen Hand sind). Käiser Kardel hadde 'n Hund. Ik legge di den Naamen in den Mund. Raod äs, wu hett de Hund? (Antwort: Rodes, Raod-äs). → Gaffel, Lampe, Maote, Pricke, Rouert.
Zs.: miss-
Raodhuus n. Rathaus. Wann ih van't Raodhuus kommt, bün ih klööker, as wann ih hengaot (iron.). He häff ne Kopp as 'n Raodhuus (as ne Mutthoop) (hat viel zu behalten u. zu bedenken). → Amt
raodsaam, -sam ratsam. Dt is mi nich raodsaam genugg (Das möchte ich anders machen).
Räödsel n. Rätsel. Et was mi 'n Räödsel (unerklärlich).
Raom, Rohm m. Rahm, Sahne. Dann is 't beste Räömken dr' af (Dann ist das beste schon weg, → Nijlaot, Schmand).
Zs.: Botter-
Raom- auch: Rohm-
Raombotter f. Butter aus der Kirne (noch ungewaschen u. nicht geknetet)
Raompott m. Gefäß, in dem Rahm zum Buttern aufbewahrt wird. De Melk in den Rohmpott wodde suur. Ne ollen iesernen Pott met Glood, daor kamm den Raompott up (kirnen am Herdfeuer). → Schmandpott
raon → raoden
raor → raar
Raosebüül m. Draufgänger, ungestüme Person, die Unruhe erzeugt
Raoseding(en) n. schnelles Fahrzeug
Raosejaore (Pl.) Flegeljahre, Pubertät. → Buller-, Fläägeljaore
Raosekaste(n) m. schnelles Fahrzeug
raosen 1. rasen, schnell laufen, toben. De Wind raost üm't Huus.
2. lärmen, Krach machen. Wat'n Raosen!
3. schimpfen; jähzornig, von Sinnen sein.
Zs.: band-
Raoserij f. Raserei; Lärm, Toberei
Raosetied f. Flegeljahre, Pubertät
Raosfeld → Raesfeld
räösig unruhig. räösig Weer (windig)
Raosk, Räösk → Rhade
raosken rufen (vom Kuckuck). Laot den Kuckuck raosken (im Heischelied zu Palmsonntag). → Palmpaosken
räötern (Rae) unaufhörlich schwätzen. → räödeln
Rapp n. in Wendungen wie Rapp un Ruut (Stroh u. Unkraut zusammen; alles zusammen). Dat Faaselfarken wodd foort met Rapp un Ruut (mit minderwertigem Futter). Daor wöss Rapp un Ruut döörmerkaare (gut u. schlecht durcheinander). Se fratten Rapp un Ruut (nicht wählerisch im Essen). Rou un Rapp (einfaches Futter, Essen). → gruusfrääterig, Kapp, Roufoor, Schuud, Sspipp
rapp 1 (Vr, St, Sü, Ge, Hei, Rae, Rh, Bo); ropp (Bo) beschädigt, kaputt. De Klumpe bünt rapp (beschädigt). Dat Fatt is rapp (undicht, leck, ausgetrocknet). → frack, leck, rappelig
rapp 2 1. wendig, pfiffig, rege; geschwind.
2. geizig, gewinnsüchtig. → rappig
Rappe m. (Rappen) Rappe, schwarzes Pferd
Rappel m. 1. Unfestigkeit. Daor is Rappel drin (Es ist kein Halt darin).
2. innere Unruhe, Nervosität. Se häbbt de Blaagen up'n Rappel (nervös, durcheinander).
Räppel 1 m. (Räppels; Räppelken) (Vr, Sü, Bor, Hei) männl. Kaninchen. → Rammler, Reckel
Räppel 2 m. (Räppels; Räppelken) Karfreitagsratsche → Kraake 1). Räppelken (Kinderspielzeug, das Lärm macht, Rassel). Laot dat Kind dat Räppelken, et häff blooß eene! (Laß ihm doch seinen Spaß). Räppelkes (zwei Paar längliche Fingerhölzer, Geschicklichkeitsspiel, klingen wie Kastagnetten, Bo). → Rammel-, Rappeldööse
Rappel-appel m. (Ot, Vr, St, Sü, Ge) Prinzenapfel (dicke, gelbe Apfelsorte, die Kerne "rappeln" im Gehäuse des reifen Apfels). → Rammel-, Wien-appel
Rappeldööse, -doose f. 1. Kinderspielzeug, das Lärm macht, Rassel. → Räppel.
2. geschwätzige, nervöse Frau. → Räbbel
rappeldrööge sehr trocken. Dat Holt is rappeldrööge (Das Holz ist so trocken, daß es beim Aneinanderstoßen klappert). → öwwerdrööge
Räppelgatt → Räbbelgatt
Rappelgeld n. Kleingeld
rappelig 1. unruhig, nervös, wild, unbeherrscht; geistig verwirrt, verschüchtert, verkalkt; albern, geschwätzig. → braddelig.
2. trocken, brüchig, zerbrechlich (Hei, Bo). → rapp 1
Rappelkaore f. nervöse, unruhige Person
Rappelkaste(n) m. Telefon (scherzh.)
Rappelkiste f. alter, klapperiger Gegenstand, z.B. Fahrrad
Rappelkopp m. geschwätzige, hitzköpfige, jähzornige Person
rappelköppig, -koppig nervös, verwirrt; jähzornig
rappelköpps nervös, verwirrt (im Kopf), verrückt. Ik wodd de rappelköpps van (verrückt, z.B. vom Lärm).
Räppelkunte → Räbbelkunte
rappelmaager sehr mager (bes. von Vieh). → brandmaager
rappeln, räppeln klappern, geräuschvoll aneinanderstoßen (z.B. von Kernen im reifen Apfel, von nicht festsitzenden Wagenrädern); rasselnd bewegen, rasseln (z.B. mit der Karfreitagsratsche); poltern, rumoren. met de Tande rappeln (mit den Zähnen klappern). De Stadtlohnsken Kaoren, de rappeln so, de laggen loss up'n Assenkloss. • Wenn olde Beeste bisst, dann rappelt de Klouen (von älteren Personen, scherzh.; wenn alte Kühe unruhig hin-, u. herlaufen, klappern die Klauen). Hennerik, oh Hennerik, wat rappelt in dienen Buuk, dat dööt de suure Kaarnemelk, de will nich weer haruut (Buttermilch liegt schwer im Magen, Kindervers). → bullern, rammeln
räppeln, räppen (Ot, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae) 1. klettern (z.B. auf Bäume, Leitern, Dächer).
2. besteigen, brünstig sein. De jungen Büllkes bünt ook all an't Räppeln (steigen aufeinander). → rämmeln
Rappelschnuute f. schwatzhafte, nervöse Person
räppen → räppeln
rappig (Vr, St, Sü, We, Bor, Hei) geizig, gewinnsüchtig. → grappig 2, raapig, rapp 2, schraapig
Rappklumpe(n), -klump m. Holzschuh mit gespaltener Kappe, der beim Laufen klappert (wurde auf dem Weg zur Hebamme benutzt; das geräuschvolle Laufen diente als Signal, daß es eilig war). Et wödd hooge Tied, he mutt met den Rappklump loss. De sall noch wall met'n Rappklump loopen (als werdender Vater). met'n Rappklump danzen (Hochzeitsbrauch: Nachts auf dem Heimweg von der Hochzeit, wenn die Braut nach Hause u. ins Bett gebracht wurde, machten die jungen Männer Lärm mit beschädigten Holzschuhen). → Geetklumpen
Rapplement n. (Vr, St, Sü, Ge, Rae) Rüffel, Rüge, Verweis, Strafpredigt. Rapplement hollen (ein deutliches Wort reden)
Rapp-putz m. Mauerverputz aus Kalkmörtel (wurde mit einem großen Brett grob aufgetragen). → Beesen-, Rouputz
rappschöttlig unruhig, zappelig, nervös. Wat büs doch weer rappschöttlig, kaas nich stille sitten!
Raps m. Raps. → Raab
Rapsflackte f. (Rh, Bo) Ackerstück, auf dem Raps angebaut wird
Rapskääfer m. Rapskäfer (Schädling)
Raps-stroh n. Rapsstroh
Raps-stück n. Ackerstück, auf dem Raps angebaut wird
Raseer-apparaot m. Rasierapparat. → Scheer-apparaot
Raseerer m. (Sü, Bor, Hei, Rae) Friseur. → Scheerbaas
Raspe f. (Raspen) (Vr, St, Sü, Ge, Bor, Rae) Karfreitagsratsche. → Kraake 1
Raspel f. (Raspels) Raspel, Feile für Holz u. Leder. ne Raspel to't Uutputzen van'n Schoh (zum Glätten des Schuhleders, Schusterwerkzeug).
Zs.: Holt-, Hoow-
raspeln raspeln, (Holz) feilen.
Zs.: wegg-
Rasse f. (Rassen) Rasse, z.B. von Pferden
Rassehund n. Rassehund
Rass(e)peerd n. Reitpferd, Warmblut
Rasshengs(t) m. Warmbluthengst. → Rassmann
rässig rassig, schönwüchsig.
Zs.: räin-
Rassmann m. 1. Kutschpferd, Reitpferd, Warmblut. Rassmänner wäärd öller as 'n normaal Peerd.
2. flottes, schlankes, langbeiniges Mädchen
Rasspeerd → Rassepeerd
Rast f. Ruhepause. Röst un Rast is halwe Mast (Wer sich ausruht, setzt Fett an). → Röste
rasten ausruhen, rasten, schlafen. ääben van de Beene rasten. → rösten 1
Ratse f. (Ratsen) (Rh, Bo) Riß, Verletzung. He häff ne Ratse in de Bux (in't Gesicht). → ratsken
Ratske f. (Ratsken) (Ge, Ra) Karfreitagsratsche. → Kraake 1
rats(k)en ratschen, ritzen, leicht schneiden. He häff sik an'n Draod ratsket. so ääben ratsket (gestreift, verletzt).
Zs.: kaputt-
Ratte f. (Ratten) 1. Ratte. Waor Ratten bünt, daor bünt ginn Müüse. He süht de Ratten a. met de Sünnenschirmkes loopen (Er ist so vorsichtig, betulich). Ähr könnt de Ratten in de Buxe kruupen (Sie läßt sich nicht stören, sieht u. hört nichts). so geck as ne Ratte (verliebt, mannstoll).
2. Filet, Lendenmuskel beim Schwein, mit dem der Schlachter den Kindern Angst machte. → Muus.
Zs.: Balken-, Grund-, Huus-, Lääse-, Waater-
Rättel f. (Rättels) (Bor) Karfreitagsratsche. → Kraake 1, Raadel
Rattenfalle f. Rattenfalle, Drahtfalle für Ratten
Rattenfallenkäärl, -kerl m. Hausierer mit Drahtfallen für Ratten u. Mäuse. Wenn de Rattenfallenkäärls loopt, giff't Räägen.
Rattenfänger m. Rattenfänger
Rattengang m. von Ratten gewühlter Gang in der Erde
Rattengift, -giff n. Rattengift. Wat'n Rattengift! (z.B. beim Schnapstrinken).
Rattenjagg(d) f. Rattenjagd
Rattenkapelle f. (St, Sü, Ge) Kastenfalle für Ratten
Rattenklooster n. Kastenfalle für Ratten (wurde im First des Daches aufgestellt; bei Sturm sammelten sich die Ratten in der Falle, die Enden wurden verriegelt, u. die Ratten waren gefangen).
Rattenkooje f. (Sü, Hei, Rae) Kastenfalle für Ratten. → Rattenklooster
Rattenköttel m. Rattenkot
Rattenlock n. Rattenloch
Ratten-nüst, -nüss n. Rattennest
Ratten-örgel m'n. Frau, die viel redet
Rattenstatt m. 1. Rattenschwanz.
2. lange konische Rundfeile. → Rundfiele
Rattentüüg n. Ratten (alle zusammen, abw.)
Rattenverlies n. (St, Sü) Kastenfalle für Ratten. → Rattenklooster
Rattenvolk n. Ratten (alle zusammen, abw.)
Rattenwonnung f. Kastenfalle für Ratten. → Rattenklooster
rattikaal → radikaal
Ratz m. Kleinigkeit; ein wenig. Se häbbt nen Ratz Rogge staon laoten. Den Ratz kaas du noch wall ääten (das bißchen). Et was mon ne Ratz (z.B. ging flott bei der Arbeit).
ratz ganz u. gar, gänzlich, vollständig. Et is ratz an de Sied (Es ist ganz weg). He is ratz van't Passeel (ratz van de Wiese) (Er verliert die Richtung, Vernunft; ganz aus der Fassung). → knatts, totaal
Ratze → Ratse
ratzekahl sehr kahl. De Wäide is ratzekahl (ganz abgeweidet).
ratzekatz alles. Se hadden't ratzekatz up-gääten, 't was so lecker. → radikaal, randverkant
Ratzekopp, Ratzeköpper m. (St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rh, Bo) Purzelbaum. Ratzeköppers maaken (radschlagen, Purzelbäume schlagen). → Koppsdebolter, Pusselboom, Tummelent
ratzen stehlen, unbemerkt wegnehmen. Appels ratzen. → ratsken, stiebitzen 2
ratzig (Sü, Ge, Hei) mager, schmächtig. → radderig, ritzig
ratzwegg ganz u. gar. → ratz
Reaal, Regaal n. (Regaale) Regal, Gestell
reaal → reell
Rebbel → Rewwel
rebberebberebb im Vers eines Kinderspiels. → Klümpken-rebben
rebelleern rebellieren
rebells(k) widerspenstig; frech. Wat häbbt de rebellske Blaagen! → upstrinäötsk
Rebullie f. (Vr, St, Bor) Lärm, Radau. Daor was ne Tropp Jungs, de määken vull Rebullie.
Rech, rech, Rechs-, Rechens → Recht, recht, Rechts-, Rechtens
rechs, Rechs → rechts, Rechts-
Rechsel n. (Vr, Rae, Rh) Regel beim Knickerspiel: Es wird ein Viertelkreis rechts um den Knicker des Gegners gezogen. → Linksel
Recht, Rech n. Recht, Anrecht. Du sass ook to dien Recht kommen (Du sollst deinen Willen haben). • Du häs Recht, dann häbb ik mien Frää (Du hast recht u. ich meine Ruh). Recht häbben van (ein Anrecht haben auf). van Rechts wäägen (von Rechts wegen, offiziell; eigentlich). Ik weet nich, wu de van Rechts wäägen nöömt wödd. Van Rechts wäägen stonn em dat to. → Häbberecht, Käiser.
Zs.: Brou-, Ehrn-, Fiske-, Höwwe-, Huus-, Jaggd-, Naober-, Ölders- , Stüwwe-, Un-
recht, rech 1. richtig, recht. recht gudd wetten (ganz, völlig wissen). He ett so recht nich (Er ißt nicht so gut). Buusken wödd vandaag recht nich mähr daone (Reisigbündel werden heute fast nicht mehr gemacht). de rechte Pääte (der erste Pate, Hauptpate). rechten Ollie (Speiseöl, im Ggs. zu Schmieröl). De eerste Melk kreeg dat Kalw, daor moss't dat Kalw recht van häbben (davon mußte es hauptsächlich leben). Dat soll recht wat weern (etw. Besonderes). so recht un schlecht. • Wann de rechte Joosepp kümp, sägg Maria "Jao". • Alls, wat recht is, owwer de Pastoor häört nich in de Schuuwkaore (von unpassender Arbeit). .t rechte Wark to rechte Tied. → Ääten, billig, Naamen, sööken, Sünte Viet.
2. auf der rechten Seite befindlich. rechter Hand. He kick met't rechte Ooge in de linke Westentaske (Buxentaske) (Er schielt).
Zs.: flucht-, lienen-, loot-, piel-, reegel-, senk-, un
rechtdöör 1. geradenwegs, geradeaus. → liek-uut.
2. korrekt. He is rechtdöör (aufrecht, korrekt).
Recht-eck n. Rechteck
recht-eckig rechteckig
rechtefaort jetzt, neuerdings, gegenwärtig, heutzutage. Daor kann'k rechtefaort kien Staot met bedriewen (Die Sache ist zur Zeit nicht in Ordnung). Dat Nije dögg rechtefaort doch meestied nich! Rechtefaort dööt man dat nich mähr (Es ist kein Brauch mehr). → teggenwaorig
Rechtens, Rechens in der Wendg. üm Rechens spöllen (mit Gewinn u. Verlust). nich üm Rechens spöllen (Gewinn wird nach dem Spiel zurückgegeben).
rechtentied; rechtertied (Bor). recht-tied (St) rechtzeitig, zeitig. He kümp rechtentied. → recht-tiedig
rechterhand rechts, rechterhand. *Den Schmitt steht alltied tüsken Föör und Amboss, so dat dat käntige Haorn rechterhand is. *
rechtertied → rechtentied
rechtfäär(d)ig, -feer(d)ig gerecht, gerechtfertigt. De Straofe was nich rechtfeerdig (ungerecht).
rechthäbberig rechthaberisch
Rechtigkäit f. Genauigkeit. Daor is kinn Rechtigkäit an (Das ist nicht akkurat). → Richtigkäit
rechtlik rechtlich
rechts, rechs rechts. rechts üm. rechts harüm. sik rechts hollen. → links
Rechts- auch: Rechs-
Rechtsbohr n. Bohrer für den rechten Schuh an der Holzschuhbohrmaschine (läuft rechts herum)
Rechtsfüüster m. Rechtshänder
Rechtshänder m. Rechtshänder
Rechtschriewen, -ben Rechtschreiben. In Rechtschriewen was he gudd.
Rechtspoot m. Rechtshänder
recht-tied → rechtentied
recht-tiedig rechtzeitig
recht-to geradewegs. He kann mähr as recht-to (kann mehr als andere). → lieke-to
recht-up steil; aufrecht, korrekt
recht-uut geradeaus, geradenwegs
Recke 1, Reck n. (Recken; Recksken) lange hölzerne Stange (im Hühnerstall), Hühnerstange. dat Reck van't Schlopp (Geländer der Bodenluke). Wenn de Hohner nich up't Recke willt, dann giff't de andere Daage Räägen. He is van't Recke follen. He lagg dood under't Recke (Er ist plötzlich gestorben). Is all wall ährer ne Hahn west, de häff aowends noch düftig kräit un lagg .s morgens dood under't Reck. → Buurn-öhme, Fäckel, Hohn n., luurn.
Zs.: Büssen-, Flinten-, Hohner-, Kalwer-, Lää-pel-, Melk-, Piepen-
Recke 2 n. (Recken) Maß der ausgestreckten Arme
Reckel m. (Reckels) 1. männl. Kaninchen (alt, Bo). → Rammler, Räppel.
2. männl. Hund; grobe Person. ne Reckel van ne Buur (eigensinnig, querköpfig). Wann du twee Buurn häs un eenen Reckel, dann sägg män, du häs dree Reckels (grob). Wann ih twölw Hunde un eenen Buur in'n Sack stoppt, dann kommt dattehn Reckels weer ruut (Wortspiel, St, → Knewwel). → frömd.
Zs.: Band-, Buurn-, Schubbe-
reckeln von Hunden: Geschlechtsverkehr ausüben.
Zs.: band-
Recken n. (Reckens) Seitenbrett vom Kastenwagen. → Runge.
Zs.: Waagen-
Recken ON → Rekken
recken 1. recken, strecken, dehnen, weiten. den Strickstrump recken (Gestricktes in die Länge od. Breite ziehen). Dat moss 'n bettken in de Längte recken, dann päss't. Eenes Daages reck'm de Beene van sik (stirbt man). sik recken (sich rekeln).
2. sich weiten, weiter werden. De Bänder reckt (Die Nabenbänder werden weiter). → längen, strecken, wieden.
Zs.: Nössen-
Reckenspaol m. (Rh) Weidepfahl
Reckenspost, -poss → Reckpost
Reckenstuun m. (Rh) Weidezaun. → Frücht-tuun
Reckert → Reekert
Reckpost, -poss; Reckenspost, -poss (Rh) m. Weidepfahl. → Früchtpost
Reckske → Rekken
redden 1. retten; (etw.) schaffen. Dat hä' we weer redd! (Das wäre geschafft). De könnt dat macklik aone mi redden (z.B. wenn man beim Fest nicht mitmacht). He häff't redd't (Er hat es geschafft; ist gestorben).
2. in der Wendg. sik redden (sich helfen, zurechtkommen). De redd sik daor wall met (Das schafft er wohl alleine, damit wird er wohl fertig). Dat redd sik wall ümschlieks (Das wird wohl in Ordnung kommen). De könnt sik gudd redden (Sie kommen gut zurecht, haben ein gutes Auskommen).
Redder m. Retter
Reddik → Rerk
Ree → Rhede
Reed m. (Reedken) 1. Riedstaude, Schilf, Röhricht (wurde benutzt z.B. als Dachstroh, für die Stangen der alten Regenschirme od. als Weberblatt). → Löös, Rohr.
2. Weberblatt (am mechanischen Webstuhl). → Reedkaom
Reed-dack n. mit Ried gedecktes Dach. → Strohdack
Reed-decke f. untergenagelte Matte, unter die der Putz gezogen wird (zum Verputzen der Zimmerdecke)
Reed-decker m. Rieddachdecker
Reede f. (Reeden) Rede.
Zs.: Fest-, Uut-
Reede → Rhede
reeden; rääden (St, Sü, Ge) reden. Kinder un daore Löö reedet de Waorhäid.
Reedgeld n. (Vr) Bargeld
Reedkaom m. Weberblatt, Kamm am Webstuhl aus Ried (wurde früher mit Pech verbunden, heute aus Stahl)
reedlik, reelik 1. korrekt, verläßlich, redlich, gerecht. ne reeliken Käärl.
2. ordentlich, reichlich, tüchtig, viel. Daor is reelik wat an te verdeenen. Dat brach reelik Geld an. Dat was reelik billiger (viel billiger).
3. einfach, bequem, schnell zu erledigen. Dat is so reelik Wark. Et is reelik gudd gaone. De kann de reelik gudd met gewährn (sehr gut damit fertig werden).
Reedmess, -er n. breites Messer des Rieddachdeckers
Reednaodel, -naole f. dünne Nadel aus Weidenrute od. Draht mit Haken daran (damit zog der Dachdecker den Faden um die Dachlatten herum durch das Stroh). → Strohdeckernaodel.
2. dünne Nadel mit einer Öse daran als Einfädelhilfe am Webeblatt. → Reedkaom
Reedpiepe f. Halm, Stengel von Ried, Schilfrohr. Reedpiepken in de Kinnerpulle (Der Halm verhinderte das Auslaufen im Liegen u. ermöglichte das Trinken).
Reedschnieder m. 1. Gerät zum Schneiden des Dachstrohs. → Strohschnieder.
2. wer Dachstroh schneidet
reedsellig, -säälig gesprächig, redselig (z.B. nach Genuß von Alkohol). → räödelig
Reedstock m. Rohrstock
Reedstohl m. Rohrstuhl, Binsenstuhl. → Korwstohl
Reefholt n. (St, Sü) Töpferschiene mit Rillen zum Anbringen der Wulste auf Gefäßen
Reefken (St, Sü) Rillen am Ober- u. Unterrand von Töpfen, Krügen (oft blau angelegt)
Reegel f. (Reegels) Regel. in de Reegel (im allgemeinen). Et is good, dat in de Reegel de Hund äher bleckt, as he bitt (Man soll trotzdem auf der Hut sein, Bo).
reegelmäötig regelmäßig
reegeln regeln, in Ordnung bringen. De Saake kann ik wall ääben reegeln. Dat reegelt sik alleene.
reegelrech(t) ganz u. gar, völlig, regelrecht. Den Buurnhoff was reegelrecht verkommen. reegelrecht uuteschmacht (ganz verhungert).
reegen, sik sich regen. → Flucht 3, Knecht
reekeln, rääkeln, sik sich rekeln. Dat Farken reekelt sik.
reeken reichen; geben. De Köhe reekt under'n Draod wegg (langen unter dem Zaun her, um zu fressen). hoog reeken (hoch u. weit reichen, sich strecken). met't drööge Holt nao'n Hemmel reeken (mit dem Flegel dreschen). • Wenn ähr 'n kläinen Finger reeks, dann nemmt se de ganze Hand (Sie ist habgierig). → löi, Reken
Reeker(t), Recker(t) m. hoch aufgeschossener Baum; aufgeschossene Person. ne langen Reekert
reell, reaal ehrlich, zuverlässig, korrekt. De Handwerkers, dat wassen reelle Löö.
reelik → reedlik
Reemen; Reem (Rh, Bo) m. (Reemens; Reemken) Riemen, schmaler Streifen; Treibriemen. ne Reemen Speck un ne Tratt Mettwoste (Speck so breit wie ein Riemen, Mettwurst von der Länge eines Schrittes). • Van andermanns Läär is gudd Reemens schnien (Sachen anderer Leute kann man gut verteilen, verschenken). Wi hadden daor so ne Reemen liggen (schmale, handtuchartige, z.T. nur 4 m breite Parzelle). den Reemen up de Mölle schmieten (abfahren, anfangen mit der Arbeit, scherzh.). de Reemens richtig lang trecken (schwer ins Geschirr gehen). • Van't Reemens-lecken kommt de Hunde an't Läär-frääten (Vom Naschen kommt man zum Stehlen).
Zs.: Aftreck-, Anspann-, Binde-, Bladd-, Bost-, Buuk-, Buxen-, Drääge-, Dracht-, Driew-, Gewehr-, Kehl-, Kipp-, Knee-, Leer-, Nacken-, Näi-, Nössen-, Rügge(n)-, Sattel-, Schlagg-, Schmacht-, Schoh-, Schuft-, Schulder-, Sellen-, Spann-, Striek-
Reemen-afschnieder → Reemenschnieder
Reemenfabriek f. Fabrik, in der Treibriemen aus Rindsleder hergestellt wurden. De Reemenfabriek meek Driewreemens.
Reemengaobel f. gabelförmiges Eisen zum Verschieben des Treibriemens
Reemenschnieder, Reemen-afschnieder m. 1. Weißgerber.
2. Betrüger
Reemschiewe, -be f. Riemenscheibe, Riemenantrieb (z.B. in der Weberei)
Reemschlott n. Riemenschloß (Maschinenteil, z.B. der Baumwollspinnmaschine)
Reemsgatt n. Loch in der Hoftür für einen Lederriemen od. ein Band, mit dem der Riegel innen angehoben wird
Reepe 1 f. (Reepen) Zugseil, Stück Tau an einer Kette am Geschirr (an Kutschen für Pferde, die angelernt wurden). → Treck-kette
Reepe 2; Reppe (Rh, Bo) f. (Reepen) Flachsriffel (Eichenbrett mit kantigen Eisenzinken zum Abreißen der Samenkapseln vom Flachsstengel).
Zs.: Flass-
reepeln, reepen; reppen (Rh, Bo) riffeln; von Flachs: Samenkapseln abstreifen
Reepenrock m. (St, Hei) Reifrock, festlicher Rock der Frau
Reepschlääger m. Seiler. → Touschlääger
Reer- auch: Räär-
Reerbeck m. Schreihals. → Bläärbeck
Reerhals m. Schreihals. → Schräihals
Reerk → Rerk
Reermuule f. Schreihals
reern, räärn brüllen, schreien, lärmen, heulen, laut weinen. Dat Veh reert van Schmach (brüllt vor Hunger). Wenn de Koh nao'n Bullen mott, dann reert se 'n ganzen Dagg. De Blaagen reert so, et giff Räägen. De Quecke reert up't Land (Die Quecke "ruft"; es gibt sehr viel Unkraut im Acker, → knuck). → Dummhäid, Fuulhäid, geern 1
Reester. Räister (Wes, Ot, Hei) n. Streichbrett, Pflugeisen, mit dem die Erdschollen gewendet werden. → Spitzschaar.
Zs.: Ploog-
reeten → rieten
Reeter m. (St, Hei, Rae) Schneidezahn bei Tieren. → Schnie-, Vöörtand
refemäärt → refermeert
refendeern → rewendeern
refermeert, refemäärt reformiert. de Refemäärten. → Fienen, gerefermeert
Regaal → Reaal
regeern regieren, beherrschen, bewältigen. Dat kann'k nich regeern (nicht bewältigen, zu übermächtig). Wat regeert di dann? (Was fällt dir ein). → Häär
Regeerung f. Regierung
Regement n. Regiment. Se häff dat Regement in't Huus (Sie hat das Sagen im Haus). → Gesagg, Ruuder.
Zs.: Wiewer-
Regementskanne f. große Kaffeekanne
Register n. Register. He häff 'n ganz Register up'n Puckel (Sündenregister, hat einiges "ausgefressen").
Zs.: Dööp-, Sünden-
Regulaatoor m. Pendeluhr, Wanduhr mit Feineinstellung (kam um 1850 auf)
reguleern regulieren, in Ordnung bringen. dat Waater reguleern
Reh f. Fohlenrehe (Huflederhautentzündung). → Rehkrankhäid, Verschlagg 2, wääterig.
Zs.: Hoow-
Reh n. (Rehe) Reh.
Zs.: Schmall-
reh (Ot, Vr, Ge, Bor) steif, lahm, schlapp. → rehlamm
Rehbeen n. (Ot, Vr, St, Sü, Hei, Rae) Rehbein; dünnbeinige Person
Rehbrao(de)n m. Rehbraten
Rehbuck m. Rehbock
Rehjagg(d) f. Rehjagd
Rehkalw n., -kälwken Rehkitz (alt) → Rehkitz
Rehkitz n. Rehkitz (mod.). → Rehkalw
Rehkrankhäid f. (Ot, Vr, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae) Fohlenrehe, Hufkrankheit bei überernährten Pferden od. bei Stuten, die ein Fohlen bekommen (war schwer auszuheilen). Dicke Peerde kreegen bi dat Füllkriegen wall äs de Rehkrankhäid. → Reh f.
Rehlääwer, -ber f. Rehleber
rehlamm (Ot, Vr, Sü, Ge, Bor) lahm durch Fohlenrehe, Überernährung; steif, schlapp
Rehposten m. Bleikugel, grober Schrot. → growwen Haagel
Rehstrick n. Schlinge zum Fangen von Rehen
Reken. Reeken ON Reken (Groß- u. Klein-Reken). In Reeken, dao is nix te weeken as hatte Knabbeln in suurn Wien; de Donner magg in Reeken sien! (Ortsneckerei aus Lette). In Kläin-Reeken häbbt se den kotten öwwer den langen (von den Röcken, Ortsneckerei aus der Umgebung von Reken). Ik bün van Groot-Reeken (wenn man weit reichen muß, z.B. bei Tisch, Bor, → reeken). Reekske Bleesekes. Reekske Bleesekenmääker (Ortsneckerei aus Ge, Ra, We, Hei: Sie reizten die Rekener damit, daß sie den Ton der Stechfliege nachahmten; führte oft zu Schlägerei).
Rekken ON Rekken, NL. de Recksken Waaterklocken (sagte man in Vr- Wennewick, wenn man bei Westwind die Glocken von Rekken hören konnte). → Domineer
reklameern 1. reklamieren, bemängeln.
2. vom Militärdienst befreien, "u.k. stellen". He wodde reklameert.
Rektoraatschoole f. Rektoratsschule, Mittelschule
Rektoornschoole f. von geistl. Rektor geleitete Rektoratsschule. → Studentenschoole
Reljoon f. Religion
Reljoons-stunde f. Religionsstunde in der Schule
reljöös religiös
relk vertrocknet, welk (z.B. Laub, Gras). → welk
relken antrocknen (z.B. von geschnittenem Gras). Dat Gröss is all relkt.
Relle. Rölle (Bor, Hei, Rae) f. (Rellen) unterirdischer Gang, z.B. Maulwurfsgang, Kaninchen-, Fuchsbau. → Rille.
Zs.: Fossen-, Göören-, Hamster-, Kanienen-
Remester m. energische, herrschsüchtige, laute Person
remestern 1. unruhig, nervös sein, arbeiten. De Blaagen bünt weer an't Remestern (zappeln, können nicht stillsitzen). 2. vorlaut sein, schulmeistern. Du häs hier nix te remestern!
Remiese f. (Remiesen) Gebäude zum Unterstellen von Fahrzeugen, Wagenschuppen. → Schirm-, Waagenschoppe.
Zs.: Waagen-
Remme f. (Remmen) Handbremse, z.B. am Fahrrad. → Bremse 2
remmen bremsen. → bremsen
Rempempel, Remtempel m. verschiedene ungeordnete Dinge, "Krimskrams", Allerlei. He häff 'n heelen Rempempel up't Papier staon. He praot sik ne Remtempel terechte (Er redet unsinnig, ohne Zusammenhang). → Kraom 1
rempempeln Unordnung machen; wild od. laut sein. Liggs daor te rempempeln!
Remonte m. (Remonten) junges Pferd beim Militär, das noch nicht belastbar ist (drei bis fünf Jahre alt); Jugendlicher, der die Arbeit noch nicht richtig im Griff hat
Remtempel → Rempempel
Renette f. (Renetten) Reinette, Apfelsorte Rabau-appel, rooden Stern.
Zs.: Gold-, griese, grööne, Stern-,
Rengel m. (Rengels) 1. Knüppel, dicker Stock, schwerer Spazierstock (Ot, St, Bor).
2. grober, rüpelhafter Junge. socke Rengels van Jungs. → Brengel, Prengel, Rüngel
Rengste f. (Rengsten) (Ge) Seitenbrett am Erntewagen (immer paarig). → Bouwaagenledder.
Zs.: Jaggd-
Rengstenwaage(n) m. (Ge) Erntewagen mit Seitenbrettern, Ackerwagen. → Bou-, Rungenwagen
Renne f. (Rennen) Rinne, Rille, flache Ausschachtung zum Ableiten von Wasser. → Dackgotte, -renne.
Zs.: Dack-, Göören-, Räägen-, Ssenkrennen.
rannen (Hei, Rae, Rh, Bo) (rennt; rannte, rannten; gerannt) rennen.
Zs.: fast(e)-, loss-, wegg-
Renner m. Rennpferd; wilde Person
Rennpeerd n. Rennpferd
renommeern sich brüsten, angeben, renommieren. Wenn daomaols Visiete kömm, dann wodde renommeert un diskoteert.
Rentäi f. Rentei, fürstliche Verwaltung. De Rentäi van Stadtlohne häff de Kottens under sik (die Domänen).
Rente f. (Renten) Rente. He is in Rente gaon (pensioniert).
renteern, sik sich lohnen. Dat renteert sik.
Renten-older n. Rentenalter
Rentmester m. Schatzmeister, Kassenwart; Amt in der Nachbarschaft. → Rääkenmester
Rentner m. Rentner. Et is nümms so druck as ne Rentner.
Reparatuur f. Reparatur. Froulöö bünt mooie Dinger, wenn de blooß nich so vull Reparatuur an was (von teuren Frisuren, teurer Kleidung der Frauen).
repareern reparieren. He was met de Kaore an't Repareern.
Reppe → Reepe
reppeln → räppeln
reppen → reepeln
reppes → ripps
Rerk, Reerk; Reddik (St, Sü, Rh) m. Gemeiner Knöterich.
Zs.: Voggel-, Waater-
Reseeda f. Reseda (Gartenblume)
reselfeern, resselfeern, sik sich entschließen; sich beeilen bei der Arbeit. Reselfeer di äs 'n bettken! (Beeile dich, arbeite mit Verstand, z.B. zum Lehrjungen).
reselfeert, resselfeert resolut, entschlossen, mutig. → trankiel
reseluut, resoluut, ressoluut energisch, resolut, selbsbewußt, flink, entschlossen. Se was 'n resoluut Froumääsk. Se pock de Kohtitten nett so resoluut an äs den Suppenpott.
resenaobel (St, Sü, Ge) vernünftig, ordentlich. .n resonaobel Deernken
Reserwe f. Reserve. een in Reserwe häbben (z.B. beim Kartenspiel)
Reserwebeld n. Andenken an den Militärdienst
Reserwist m. ausgedienter Soldat. → Uutgedeenten
Reserwistenpiepe f. lange Tabakspfeife (bemalter Porzellankopf mit Stiel aus Horn u. Regimentsabzeichen als Erinnerung an den Militärdienst). → Offizierspiepe
reskant, reskeern → riskant, riskeern
resoluut → reseluut
resoneern quengeln, nörgeln
Respekt m. Achtung, Respekt
Respektspersoon f. Respektsperson (z.B. Lehrer, Pastor). Den Magister is ne Respektspersoon, daor moss de Kippse vöör afnemmen!
resselfeern, resselfeert → reselfeern, reselfeert
ressoluut → reseluut
Rest m. (Reste; Restken) Rest.
Zs.: Öwwer-, Wass-
resteern übrig bleiben (bes. beim Bezahlen von Schulden). Daor resteert noch wat.
restoreern, resteweern restaurieren
retereern → rütereern
Rette f. (Retten) Riß.
Zs.: Ies-
retuur zurück. He soll män maaken, dat he retuur kümp. → trügge
Reweer m. (Reweers) Jackenaufschlag, Revers
Reweer n., Rewier Revier, z.B. Jagdrevier
Rewell n., Rewellje f. Lärm, Alarm. Wat maakt de Blaagen Rewell in de Schoole. Rewellje maaken (blaosen) (wecken, Alarm schlagen, aufscheuchen). → Lawaai, Rebullie
Rewelutsjoon f. Revolution
rewendeern (Vr, St, Hei); refendeern (Ge) genau nachsehen, überprüfen, untersuchen, inspizieren. He wodde van de Kommiesen rewendeert. Unna kümp to't Rewendeern (Durchsuchung der Höfe z.B. auf Schwarzschlachtung hin während der Nazizeit). → Rookfang
Rewolwer, Rewölwer m. (Rewolwers) Revolver
Rewolwerbläddken Boulevardzeitung
Rewwel, Rebbel, Röwwel m. (Rewwels; Rewwelken) Rille, z.B. Wagenspur, längliche Erhöhung mit scharfer od. hoher Kante. den lesten Rewwel (die letzte Reihe Getreide, die noch stehen blieb). ne Rewwel Schnee. ne Rewwel Sand (vom Wagen abgekippter Sandhaufen). → Höwwel, Räddel, Ribbe.
Zs.: Sand-, Schnee-
Rhade. Rao ON Rhade. Räöske Kodden (Ortsneckerei aus Bor, wo man Puggen statt Kodden für "Ferkel" sagt)
Rhede. Ree(de) ON Rhede. Reese Knollen un Bookelse Pannekooke (Ortsneckerei aus Bo). Dat Reese Hündeken häff em ebetten (Er ist angeheitert, Ortsneckerei aus der Umgebung von Rh). → Bocholt
Ribbe f. (Ribben; Ribbeken) 1. Rippe. gesaltene Ribben (Rippen aus der Pökel). Moos met'n Ribbeken un Wotteln met'n Bisseken, dat schmeck good (Rh). Moos met'n Ribbeken, Wost met'n Pinneken (Grünkohl mit Rippchen, Wurst mit einem Glas Schnaps). em in de Ribben stooten (ermuntern, einen Rippenstoß geben). He mott wat in de Ribben häbben (etw. zu essen). He krigg gudd wat achter de Ribben (bekommt gut zu essen). Dat steht in de Ribben (Fettes Essen sättigt). Denne kaas up de Ribben Meddagg lüüden (sehr mager). wat an de Ribben kriegen (verhauen werden). Man kann sik 't Geld doch nich uut de Ribben schnieden. → Fell, Ganseschmolt, Speck, uutlehnen, Vaader-unser.
2. Streifen. Se häff Ribben in't Gesicht (Striemen vom Schlaf, → Striepen).
3. rippenartiger Aufwurf, Riegel, Brett, Schwelle. ne Ribbe föör'n Balken (Balken für den Bretterboden). ne Ribbe staon laoten (beim Torfstich: einen Riegel gegen Wassereinbruch stehen lassen, → Rümpel). de Grund an Ribben schmieten (Erde in Reihen aufwerfen beim Urbarmachen von Feuchtland). → Rewwel.
Zs.: kotte, Schaops-
ribbeln → riffeln
Ribbenbröcke f. Rippenbruch
Ribbenbutt n. Rippenknochen
Ribbenfell n. Rippenfell
Ribbenflees, -fleesk n. Rippenfleisch
Ribbenknocken m. Rippenknochen
Ribbenkorw m. Brustkorb
Ribbenspeck n. Rippenspeck
Ribbenstoot, -stott m. Rippenstoß. → Schubs
Ribbenstück n. Rippenstück (Teil des Schlachtschweins). → kotte Ribbe
ribben → rippen
Ribberebbken kurzer Reim
rich → richt
Richel; Richele (Bo) f. (Richels; Richelken) Lattengestell für Zierteller am Rauchfanggesims; Wandgestell zum Aufstellen von Geschirr (Tellern, Schüsseln, Töpfen). → Boosem, Schöttelschapp.
Zs.: Flinten-, Gewehr-, Teller-
Richelken, Riekelken (Vr, St, Ge, Hei, Rh, Bo) Schlüsselblume, Primel. → Schlöttelbloome
Richelkespriemel f. (Bo) Schlüsselblume
richt, rich vom Weg: kurz, direkt. richt gaon (querfeldein gehen). Hier is't vull richter (viel näher, kürzer, ein Richtweg). De richste Wegg is ait de köttste.
Richtboom m. Baum beim Richtfest (an den Dachfirst genagelte Birke). → Mäiboom
Richte f. Richtung; kurzer Weg, Richtweg. Hier geht't in de Richte (Hier führt der abkürzende Weg entlang).
Zs.: An-
Richtemaol n. Festessen beim Richtfest (nach dem Aufrichten der Dachsparren, z.B. für die Nachbarschaft). → Huus-böörn, Pannemaol
richten richten, ausrichten, gerade machen (z.B. Eisen, Wagenachsen). en Huus richten (ein Haus richten, das Hausgerüst u. die Dachsparren errichten). sik richten nao (sich richten nach). Ik kann mi nao uh nich richten, ik mott wat doon (Abschiedsgruß od. scherzh. zu jd., der sich ausruht). → lüüden, Schnieder 1
Richter m. 1. Richter.
2. Amtsinhaber in der Nachbarschaft, Ältester. → Klääger
Richtfest n. Richtfest
richtig richtig, gut, ordentlich. Se häff alls up'n richtigen Plass. Dat häff he richtig (Er hat recht). → Arbäid, Kopp, ticken, Tier
Richtigkäit f. Richtigkeit; Ordnung. Dat häff (krigg) alls siene Richtigkäit. → Rechtigkäit
Richtkranz, -kraa(n)s m. Kranz auf dem Dach beim Richtfest
Richtlatte f. Richtlatte, Hilfe beim Verputzen. → Putzleere
Richtkroone f. Richtkranz
Richtwegg m. Richtweg, Abkürzung
Rick n. (Ricken) (St, Sü, Ge, Bor) kleines Bündel Flachs
Ricke f. (Ricken) weibliches Reh
Rickenwaage(n) m. (Vr, St, Rae) Wagen mit waagerechten Seiten
riddern (St, Ge, Bor, Rae, Hei) zittern. riddern un böwwen. → ruddern
Riebe, Riebe-, rieben → Riewe, Riewe-, riewen
Ried- auch: Rie-
Riedbahn(e) f. Reitbahn
Riedbux(e) f. Reithose
rieden, rien (ridd; reed, reeden; redden) reiten. De reeden up Küje as up'n Peerd (Jungen ritten auf den Kühen). He ha. ne Buck bi redden (schotten) (einen Fehler, eine Dummheit gemacht). • Well vöör dattig Jaor ridd, mott nao dattig Jaor te Foote gaon. • Well jung ridd, mutt old te Foote gaon (Wer in der Jugend ein aufwendiges Leben führt, wird später verarmen). → schlee, Werth, Wessum.
Zs.: wegg-
Rieder m. Reiter
Riedersmann m. Reiter
Riedpeerd n. Reitpferd
Riedpiets(k)e f. Reitpeitsche
Riedsattel m. Reitsattel
Riedschoole f. Reitschule
Riedstall m. Reitstall
Riedstewwel m. Reitstiefel
Riedtüüg n. Hose u. Stiefel als Reitkleidung
Riedwegg m. Reitweg
riegas-an → rieges-an
Riege f. (Riegen) 1. Reihe; Ordnung. in Riegen potten (in Reihen pflanzen). in eene Riege stellen. ne Riege schmieten (beim Knickerspiel: eine Reihe werfen). de Riege nao (der Reihe nach). Nu is de Riege an Uh (Jetzt sind Sie dran). Dat was uut de Riege (die Ausnahme). in de Riege maaken (brengen) (in Ordnung bringen, bezahlen; Testament machen). up de Riege kriegen (zustande bekommen, ordnen, gelingen). kott up de Riege (kurz nach einander). Riege up hollen (Ordnung halten). He kann't gudd up de Riege kriegen (kann gut reden). Se häff se wa. alle, owwer nich alle up de Riege (von einer komischen Frau, Wortspiel). De häff sewwen Haore un dattehn Riegen (sieben Haare u. dreizehn Scheitel, spottend von sich lichtendem Haar).
2. von Gelenken, Gliedmaßen: uut de Riege (verrenkt, verstaucht, ausgekugelt, → verspringen). in de Riege setten (einrenken, → terechtesetten). Ik häff mien Liew so recht nich in de Riege (etw. unpäßlich, kränklich). Ik häbb den Buuk in de Riege (bin satt).
3. eine Reihe von, viele. ne ganze Riege van Jaoren.
Zs.: Boom-, Erpel-, Tuffel-
Riegel m. (Riegels) Riegel (z.B. an der Tür, am Schrank). He kamm achter Schlott un Riegel. → Gründel
Riegelpaol m. Pfahl eines Bretter- od. Lattenzaunes
riegen 1. einrenken. Butten riegen
2. in der Wendg. sik riegen (in Ordnung kommen; in die Reihe bringen, ordnen, regeln). Et riegt sik alls, Johanna. Et sall sik wall riegen (Es wird wohl in Ordnung kommen). sik riegen an'n Disk (sich nach der Tischordnung setzen, → schicken). Riegt uh, sägg de Buur, daor ha. he män eene Koh in'n Stall. → Brood
Riegen-scheeten Knickerspiel (Die Knicker wurden in Reihen gelegt.)
riegenwiese; riehenwiese (St) reihenweise
riegerswegg → riegeswegg
rieges-an, riegas-an, riegers-an reihenweise, der Reihe nach. Riegas-an, usse Froulöö bünt alle gudd (vom Heiraten: bei der Ältesten anfangen, → Pannekooken).
riegesnao der Reihe nach. De Kohnen mochen doch riegesnao staon up ähren Plass. → achterneene
riegesrund der Reihe nach. Et geht riegesrund.
riegeswegg, riegerswegg der Reihe nach
riehenwiese → riegenwiese
Riek n. (Rieke) Reich, Herrschaft. Ik häbb 't Riek föör mi alleene (Ich bin allein zu Hause).
Zs.: Hemmel
riek → rieke
Rieka PN Henriette. → Henrieka
riekdäönig verschwenderisch
Riekdum, -doom m. Reichtum. Nao grooten Riekdum süht dat hier nich uut (von ärmlichen Verhältnissen). • Waater is 'n kläinen Riekdum un ne groote Verläägenhäid (bei Dürre). • Riekdum kümp van'n Behelp (wenn man sparsam ist). Je grötter den Riekdoom, je grötter dat Unglück. → Kaptaol
riek(e) reich. He is so riek, dat he bölkt (sehr reich, → bölkerieke). He häff rieke Bööker (vom Kaufmann, der viele Außenstände hat, → uutstaon). Rieke rääken un arm frääten (nicht im voraus den Verdienst berechnen, keine zu hohen Erwartungen stellen). • Wo kann ik riek wessen, sägg de Buur, ik häbbe noch mähr miene eerste Frou (Ra). • Well met Arbäid rieke wödd, wödd melääwen nich weer arm. • Rieke Löö Kinner un kläine Löö Ossens bünt froh groot (Kinder reicher Leute heiraten früh). • Rieke Löö häbbt fette Katten. Rieke Löö kenn ih nao ähren Dood. Wann't de Rieken afkoopen un de Armen afloopen konnen, göng keen Määske dood. Rieke Frou, laot de Küh uut! (So wurde der Gesang des Pirols gedeutet, St). → argern, arm, bekoopen, Bruud, dumm, gewwen, gliek, Grund, Könning, nooit, prozessen, Ringelduuwe, Taske, wiesmaaken.
Zs.: bölke-, öwwer-, schatt-, steen-, stink-
Riekelken → Richelken
rieklik reichlich, im Überfluß, verschwenderisch. De Appel wann. nich mähr so rieklik in't Fröhjaor. De häbbt't rieklik up'n Diss. rieklike Löö (verschwenderische Leute). → Fisk
Rieks (Vr, St, Ge) PN Heinrich. → Hinnerk
Rieksdaaler m. Reichstaler. → Daaler
Riem → Riemßel
Riemel m. (Rae, Rh, Bo) Rauhreif. → Rouriepe.
Zs.: Rou-
riemeln (Rae, Rh, Bo) mit Rauhreif bedecken. → riepen 1
riemeln "reimen" → riemen
Riememääker, -maaker m. Versemacher, Dichter
riemen; riemeln (Bo) reimen; Gedichte machen. Schohmääkers Jan kann riemen un dichten, aone 't Gatt van'n Stohl te lichten (Juxvers). sik riemen (sich reimen, zusammenpassen)
Riemßel n., Riem m. (Ot, St, Sü, Ge, We) Reim. Dat häbbt se gudd in'n Riem esatt.
Rien FlußN Rhein. → Badde, Waater
rien → rieden
Rienländer, -länner m. 1. vom Rhein stammend.
2. Rheinländer (Tanz)
riep → riepe
Riepe f. Reife
riep(e) reif. Sünt Jans is't Waater riepe (Nach dem 24. Juni ist das Wasser zum Fischen u. Baden geeignet). Den Räägen is noch wa. riepe (Es kann aus jeder Wolke regnen). De Tied is riepe (Es ist soweit). Dat Schweer is riepe (Das Geschwür bricht durch). • Wat 'n eenen riepe is, dat blöit 'n andern (Das Schicksal, das den einen trifft, droht auch dem andern; man soll den Mund nicht so voll nehmen über andere Leute). Riepe Peern flaatst händig kapott (Bo). → blöien.
Zs.: dood-, döör-, froh-, legge-, hoog-, nood-, öwwer-, plück-, schlagg-, trouens-, un-
riepen 1 mit Rauhreif bedecken, leicht frieren (vom Boden). → gieseln.
Zs.: rou-
riepen 2 reif werden, reifen. De Rogge riept (ein best. knackendes Geräusch bei reifem Roggen).
Zs.: nood-
rieplik reiflich, in der Wendg. Dat mo'k mi rieplik öwwerleggen.
Ries m. Reis. Ries met Ssucker un Kaneel (met Pruumen) (Nachspeise z.B. beim Hochzeitsessen). Arftensuppe un dicken Ries (Abendessen am Tag der Kindtaufe, bis ca. 1920).
Zs.: dicken, Melk-
Ries n. Rieser (Ra, Rae, Rh, Bo) (Riese; Rieseken) Gerte, Reisig, einzelner grüner Zweig. Up't leste Foor Rogge kamm 'n Ries up te staon (Erntebrauch). → Quadde, Stoppelhahn.
Zs.: Arften-, Barken-, Bessen-, Braom-, Buusken-, Schaa(n)ßen-, Waater-
Riese m. (Riesen) Riese, riesige Person
Riesekaste f. (Ot, Vr, St, Rae) Gärschrank der Backstube. → riesen 2
rieseln → riesen 1
Rieselsand m. feiner Sand (der durch die Hände rinnt). → Mahl-, Wellsand
riesen 1; rieseln (Bor, Bo) nadeln, Nadeln fallen lassen (von Nadelhölzern). → höideln, riesken 2
riesen 2 (riest; rees, reesen; ressen (sth. s)) (Vr, St) aufgehen von Teig, Pfannkuchenteig. → dijen, Riesekaste
riesengroot sehr groß. .n riesengroot Lock. ne riesengrooten Käärl
Rieser → Ries n.
Rieserbessem, -n m. Reisigbesen aus Besenheide od. Birkenreisern, feinerer Besen. Dat Schlachteschwien konn sik achter'n Rieserbessen verstoppen (sehr mageres Schwein, scherzh., → räin, Schüppenstell). → Däälbessem
riesken 1 (Vr, Ge) schnell fahren. met de Fietse riesken. → riesten, röisken
riesken 2 gleiten, rieseln. Ik laot den Sand döör de Hande riesken. → glieden, höideln, mahlen, riesen 1, röisken, sichten, süüseln.
Zs.: wegg-
Riesmelk f. Milchreis, Milchsuppe mit Reis
Riespapp m. dicker Milchreis als Pudding u. Nachtisch. Van Riespapp dööt mi de Buuk so seer, ik äät melääwen kinn Riespapp mehr. In 'n Hemmel, daor giff 't Riespapp met goldene Lääpels (zu Kindern). → dicken Ries
Ries-suppe f. Reissuppe (z.B. Brühe aus Schweinefleisch mit Reis)
Rieste f. (Riesten) Reihe, best. Maß, Anzahl. ne Rieste Klumpe (zehn Paar Holzschuhe auf dem Stock aufgereiht). → Rijstock. ne Rieste Flass (Flachsdocke, kleines Bündel Flachs für die Tauröste). ne heele Rieste Löö (sehr viele Leute). Daor kwamm ne heele Rieste Vöggel an fleegen. → Schwicht
riesten (zu) schnell laufen od. gehen. → riesken 1.
Zs.: wegg-
Riester m. (Riesters; Riesterken) Flicken auf dem Oberleder des Schuhs. Daor sett ik ääben en Riester up. → Lappen
Riete f. (Rieten; Rietken) Feldrain, schmaler Grasstreifen am Rand des Ackers. an de Riete Koffie drinken (bei der Feldarbeit). → Aanewende, Hegge, Weggrand.
Zs.: Boom-, Grössrieten.
reeten (St, Sü, Ra) (ritt; reet, reeten; retten) reißen, einreißen. Dat höllt nich lange, dat ritt. Dat rett in't Geld. → saor, schöörn.
Zs.: kaputt-, kott-, loss-, wegg-
Rietmaote f. Reißmaß. met de Rietmaote antrecken (mit dem Reißmaß anzeichnen, bei verschiedenen Handwerkern, z.B. Schreiner, Schlosser). → Krassmaote
Rietnaodel, -naole f. Reißnadel (Schreinerwerkzeug)
Riet-uut "Reißaus", in der Wendg. Riet-uut nemmen (weglaufen). He häff Riet-uut nommen. → Haasenpatt, uutrieten
Riewe, Riebe f. (Riewen; Riewken) Reibe. ne Riewe föör Erpel of Wotteln. 'n Riewken föör Muskaatnötten.
Zs.: Erpel-, Tuffel-, Wottel-
riewe verschwenderisch, nicht sparsam, mit vollen Händen ausgebend. He geht de riewe met üm. Se was riewe in't Gelduutgebben. He häff 't nich te riewe (hat Geld nicht zu üppig). • Getällt Geld un geschnedden Brood is riewe (beide geben sich leicht u. schnell aus, Bo, → gau, huushollen). riewe Tieden (Zeiten, in denen es einem gut ging, z.B. vor dem Krieg). → balldiesig, schmetts, schrao, verdoosaam, Wegg, schääpels-, zentnerwiese.
Riewe- auch: Riebe-
Riewekooken → Riewepannekooken
riewen, rieben (riewt; reew, reewen; rewwen) reiben. Usse Mooder reew de Erpel föör'n Riewekooken. Jan-Bäärnd, de riewte, un Äölken, dat bock; daor scheet sik usse Janbernd vöör Fröide in'n Rock (Spottvers, gesungen beim Pfannkuchenbacken). He reew em dat under de Nösse (machte ihm Vorhaltungen). → friewen, Gesicht.
Zs.: kaputt-
Riewe(panne)kooke(n) m. Reibekuchen, Kartoffelpfannkuchen. → Erpelpannekooken
Riewer m. bes. dicke Kartoffel, im Ggs. zu → Pötter, Schwieneerpel
Riew-ieser, -n Reibe (für Kartoffeln)
Riewsel n. Geriebenes, Späne
Riewsteen m. Glättstein zum Leinenglätten am Webstuhl
Riffel m. (Riffels) Rille, kleine längliche Erhöhung. In de Lohmölle was ne Trummel met Riffels. → Rewwel.
Zs.: Flass-
Riffelmaschienken (Vr, St, Hei, Rae, Rh) Gerät zum Plissieren der Haubenränder.
riffeln, ribbeln Gestricktes auflösen. → uutriffeln.
Zs.: loss-
Rijdraod m. Reihfaden
Rije f. (Rijen) Riegelholz, Querholz; Riegel im Fachwerk (die die einzelnen Gebinde zusammenhalten).
Zs.: Hilden-
rijen reihen; vorläufig nähen
Rijfaa(de)n m. Reihfaden. → Rijdraod
Rijgaorn n. Reihfaden, Reihgarn
Rijgröss, -gräss n. grobes, hartes Gras, Raigras, Wiesenloch
Rijmüür(e) f. Zwischenmauer im Haus, dünne Trennwand (Mauerwand aus ca. 12 cm breiten Ziegelsteinen). → Halwsteens-, Klampsteens-, Steensmüüre
Rijstock m. (Ot, Vr, St, Sü, Bor, Rae) Stock zum Aufreihen der Holzschuhe. → Rieste
Rijwark n. Fachwerk(wand), mit Lehmflechtwerk gefüllt od. mit Ziegeln ausgemauert
Rille f. (Rillen; Rilleken) Rille, Furche; kleiner Graben; Schlitz. Rillen trecken föör Arften (fingerbreite Furchen zum Erbsenlegen). → Relle.
Zs.: Erpel-
rillen Rillen machen; reihenweise säen. Erpel rillen (Kartoffeln häufeln). → drillen
rimperig runzelig, faltig. Wat häff he 'n rimperig Gesichte! → foolig, verbruusket
rin "hinein" → harin
Rind n. (Rinder; Rindken) junge Kuh, vom Zeitpunkt, da sie zum ersten Mal tragend wird, bis zum zweiten Kalben. Dat Rind is melk wodden. → Kalw, Kalwskoh, Naober, Starke
Rinderpest f. ansteckende Rinderkrankheit
Rindflees, -fleesk n. Rindfleisch. Rindflees met Backpruumen (Teil des Hochzeitsessens). • Sewwen Pund Rindflees giff ne gudde Suppe. • Van'n Ossen kann'm nich mähr verlangen as 'n Stück Rindflees.
Rindflees- auch: Rindfleesk-
Rindfleesbröie f. Rindfleischbrühe
Rindfleesnatt n. (Vr, St, Ge, Hei, Bo) Brühe, in der das Rindfleisch gekocht worden ist
Rindflees-suppe f. Rindfleischsuppe. Bääter is bääter, sagg de Frou, daor dee se Melk in de Rindflees-suppe (We).
Rindleer, -läär n. Rindsleder
Rindsfilee n. Rinderfilet
Rindveh n. Rindvieh
Ring m. (Ringe; Ringesken) Ring. an jeeden Finger ne Ring (Zeichen von Reichtum). Se häff all Ringe (Kringe) üm de Häörne (Sie hat schon Ringe um die Hörner; das Alter der Kühe wird nach der Zahl der Ringe um die Hörner bemessen; scherzh. von einer alten, runzeligen Person). Wenn't under'n Ring schwatt wödd, dann häs wat in de Huud (unter dem Fingerring, auch z.B. von der "Regel" der Frau, → püük). → sunndaags
Zs.: Aol(s)-, Aor-, Appel-, Drääge-, Fastel-, Finger-, Gülden-, Hohner-, Hunde-, Jaor-, Kockmaschienen-, Näi(e)-, Pütten-, Schlöttel-, Trou-, Tunnen-, Weck-
Ring-appel m. getrocknete Apfelscheibe für Backobst. → Appelring, Back-, Stück-appel
Ringdöösken Dose zum Ablegen des Ringes
Ringelbloome f. Ringelblume. → Goldbloome
Ringelduuwe, -be f. Ringeltaube. Dat bünt Ringelduuwen, sagg de Buur, daor hadde he teggen ne rieken Käärl ne Prozess wunnen (seltener Glücksfall; Ringeltauben sind selten). Buckwäite is 'n Ringeldüüwken, sägg de Buur, man häff se nich ähr sicher, as wenn'm se in'n Sack häff. → Holtduuwe
Ringelingeling m. (Hei, Rh, Bo) Ringfinger (im Kindervers)
Ringelklaower m. Hornklee. → Röiklaower
Ringelnatter f. Ringelnatter
Ringelpiepe f. große gebogene Tabakspfeife. → Fohrmannspiepe
Ringel-Rangel-Roose Vers zu einem Kreisspiel
Ringelwolte(r) f. Ackerwalze (die die Krume zerkleinert)
ringen 1 1. mit einem Ring versehen (Bullen einen Ring durch die Nase ziehen; Hühner mit einem Ring am Bein versehen, damit sie von denen des Nachbarn zu unterscheiden sind).
2. ringförmig aufstellen, Torfringe bilden. → bülten, tunnen
ringen 2 (ringt; rang, rangen; gerungen) ringen, kämpfen
Ringfinger m. Ringfinger
Ring-jaagen (Wes, Hei) Reifenschlagen. → Band-jaagen, Jaageband
Ring-ommen, -owwen(t) m. Ringofen der Ziegelei. → Steen-ommen
Ringpott m. Sackkessel, Eisentopf, der tiefer in der Feuerung des Kochherdes hängt. → Papp-pott
rings (Ot, Vr, St, Sü, Ge Rae) drehwüchsig (Fehler im Stammholz). → windsk 1
Ringschlöttel m. Ringschlüssel (Werkzeug z.B. zum Öffnen der Mutter am Kutschwagenrad)
Ringschmeerlaager n. Ringschmierlager (Teil der Transmission z.B. in alter Schrotmühle, Kreissäge; eine Art Kugellager: statt Kugeln liegen Ringe im Lager, um das Öl nach oben zu befördern). blanke Olliepöttkes met Ringschmeerlaager
Rinnsel n. (Rinnsels) Gerinnsel. → stölpen 2
rioolen tief umgraben, z.B. Unkraut in die Furche legen; pflügen. → kuhlbouen
Rioolsploog m. (St, Sü, Ge, Bor, Rae) Beetpflug zum tiefen Pflügen vor der Einsaat
rippen, ribben (Vr, St) abmagern
rippes → ripps
rippig mager. ne rippige Koh
Ripps m. (Rippsken) mageres Vieh, magere Person. ne Ripps van ne Koh. Dat was mon so'n Rippsken (mageres Kind).
ripps, rippes, reppes tot, verloren, unbrauchbar. reppes gaon (sterben, wird hergeleitet von RIP - requiescat in pace). → Ripps
risk (St, Sü, Ge, Rae) aufrecht, selbstbewußt. He geht risk up'n End (gerade, stolz).
riskant, reskant 1. gefährlich. ne reskante Saake.
2. mutig, waghalsig
riskeern, reskeern mutig sein, wagen. He riskeerde Liew un Lääwen. → henhollen
Rispe f., Rispel n. (Rispen) (Sü, Bor, Hei, Rh, Bo) Kartoffelschälkorb, flacher ovaler Weidenkorb ohne Bügel (auch für Rüben). → Schällschüüte
Rispelbredd n. Schalbrett (roh am Gatter gesägt)
rispeln aufrauhen
rispen durchhecheln. Flass rispen. → döör-rispen
Riss m. (Risse) 1. Zeichen auf Brettern, Bauholz od. Bäumen beim Behauen (schwarzer Strich auf weißem Feld). De Boom is up Riss (gezeichnet).
2. Riß. De Planken häbbt Risse nao't Saagen. Risse un Löcker in'n Disk. → Boste, Ritz.
Zs.: Haar-
Rissel n. (Rissels; Risselken) (Rh, Bo) abgetrennter Streifen, schmaler Stoffrest (z.B. beim Zuschneiden abfallender Rest, wurde als Strumpfband verwendet); Randstück beim Backen von → Beschüüte auf dem Backblech
rissen → ritzen
Ritt 1 n. (Ritte) Einfahrt zu einem Grundstück (am Hof, an einer Acker- od. Weideeinfriedung); Durchfahrt durch eine Wallhecke. Maak't Ritt äs loss! → Fohrlock, Hecke.
Zs.: Af-, Fohr-, Göör(en)-, Schleeter-, Wäide-
Ritt 2 n., 1. Wegstrecke. He häff 'n ganz Ritt afsehn (ein ansehnliches Stück zurückgelegt). → Ruck.
2. in der Wendg. He is immer up Ritt (immer unterwegs). → Patt, Walz
Ritt(e)paol m. Eckpfahl an einem Tor od. an einer Weideeinfriedung
Ritz m. (Ritzen) 1. Ritz.
2. Zeichen auf Bäumen in der Forstwirtschaft. → Riss
Ritze f. (Ritzen) Ritze. De Wind jägg döör alle Ritzen.
ritzen, rissen anzeichnen (z.B. Bäume, Bretter); einteilen, vorstechen beim Torfstich. → afklämmen, anteeknen, uutschriewen
Ritzhaaken, -haok(en) m. U-förmiges Messer zum Anzeichnen der Bäume (zum Einritzen der Rinde). → Blässhaaken
ritzig 1 (Ot, Vr, Sü, Bor, Hei, Rae) mager, von leichtem Körperbau. De Peerde wann. ritzig (fienbüttig, rassig) (von Reitpferden). → ratzig
ritzig 2 (Ge) aufsässig. → upstrinäötsk
Ritzmess, -er n. 1. Haumesser zum Anzeichnen der Bäume (zum Einritzen der Rinde). → Blässmess.
2. Schnitzmesser (z.B. zum Schnitzen von Verzierungen an Truhen, Giebeln)
Robbe → Rowwe
robust grob, rauh, robust
Röchel, Röckel n. (Vr, St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae) Rochett, halblanges Priestergewand (bei der Beichte), Talar. → Albe, Talaar
röcheln röcheln. → qualstern
Röchte f. in der Wendg. in de Röchte (nach oben, empor). He kick in de Röchte. → Ende, Höchte
Rochus m. Ärger, Wut, Haß. He krigg ne Rochus drup.
Rock m. (Röcke; Röcksken) 1. Rock, Jakett, Sonntagsrock. Up'n schwatten Rock süht'm alls up (von Fehltritten der schwarz gekleideten Priester). De ha. ne gröönen Rock an (Forstwärter). ne alldaggsen Rock (Werktagsrock). Ne ümgewennten Rock is selääwen kinne nijen (Aus einem gewendeten Rock wird kein neuer, wer seine Meinung gänzlich ändert, z.B. Konvertit). Hier verschliet't se mähr Röcke as Kiels (Faule Gesellen in einer Werkstatt verschleißen mehr Sonntagsröcke als Arbeitskittel). Man versöch, sienen Rock (sien Jass) an't beste Hecke up te hangen (vom Einheiraten). → Ammeloe, Kiel 1, näöger, schwatt.
2. Frauenrock. Rock un Schooßtallje (zweiteiliges Kleid, → Mix). Se nammen den Rock van't Kleed up'n Arm, dat he nich schmeerig wodd. Dat is alleen wat föör Röcke (Weibersache). → Buxe, Gericht 1, Noppe, riewen.
Zs.: Aapen-, Anstands-, Binde-, Bost-, Foolen-, Froulöö-, Gries-, Hemd-, Hubbel-, Kleeder-, Kommiss-, Kommßeer-, Nück-, Öwwer-, Pij- , Plissee-, Reepen-, Schlipp-, Soldaoten-, Stepp-, Under-, Vöör-, Watte-, Wull-
rock (Vr) lose, undicht, brüchig. Dat Fatt is rock (Die Bänder u. Dauben sind lose, das Faß ist undicht). → frack, rapp 1
Rocke → Rocken
Röcke m'f. Geruch. An dat Flees is all Röcke an (verdorben). Se mossen alle eenen drinken, dat se eenen Röcke kreegen (damit sie denselben Geruch bekamen). • Se häbbt eenen Röcke (Sie sind miteinander vertraut). Daor is Röck an (Das ist anrüchig). → Driete.
Zs.: Aos-, Brand-, Fiske-, Ssiepel-
Röckel → Röchel
rockeln → ruckeln
Rocken, Rocke m. (Rockens) Spinnrocken, gedrechselter Stock am Flachsspinnrad. → Dießen, Wocke.
Zs.: Spinn-
Rockenstock m. Stock, auf den die Flachspuppe gewickelt wurde
Rockflippse f. (St, Sü, Ge, We, Bor, Hei, Rae) Rockzipfel. met fleegende Rockflippsen (mit Schwung, in Eile)
Rockfoole f. Rockfalte
Rockfooringe f. Rockfutter
Rock-ies n. (Vr, St, Bo) Windeis, dünne, brüchige Eisschicht, die nicht trägt, bes. in der Wendg. • Pass up, dat nich up't Rock-ies terechtekümms (daß du nicht auf die schiefe Bahn kommst). → Holl-, Wind-ies, Biesterbahne
Rockschlippe f. Rockzipfel, Rockschoß
Rockschotte, -schötte f. Schürze ohne Oberteil
Rocksoom m. Rocksaum
Rocktaske, -tasse f. Rocktasche
Rocktimp(en) m. Rockzipfel. He häng Mooder an'n Rocktimpen (Er ist anhänglich).
Roddehacke f. Rodehacke, Spitzaxt
rodden, rotten 1. roden (z.B. Baumstümpfe, Sträucher, Wallhecken). Büske rodden (Wälder roden).
2. Kartoffeln ernten
Rodder, Rödder m. (Kartoffel-)Roder, Maschine zum Ernten von Kartoffeln (od. auch Steckrüben).
Zs.: Erpel-, Stell-
rodderig → rudderig; radderig
Roddorrie! o Gott! (Ausruf des Erstaunens, Fluch). → Goddorrie
Rodonkooke(n), -kook m. runder, in einer flachen Springform gebackener Kuchen, Rodonkuchen. → Napp-, Pott-, Raddkooken
Rodonkookenform f. Kuchenform. → Nappkooken
Roggen m., Rogge f. (Röggsken) Roggen. Et wodde Tied van Rogge säien (bis zum 10. Oktober). frohe un laate Rogge (früher u. später Roggen). Van'n Roggen säggt se wall: Veertien Daage blöien, veertien Daage gröien, veertien Daage striepen, veertien Daage riepen (vom Blühen, Wachsen u. Reifen des Roggens von Ende Mai bis zur Ernte). Roggen sai wi nich vull; ne diättig Muorgen, de mai wi auk alle met'n Siech! (Spottvers aus Vr auf die Angebereien des "Kleigebietes" in Kernmünsterländer Mundart). → Haawer, laate, Mäi, pöllen, quäddelig, schüppen 1, schwaien.
Zs.: Back-, Erpel-, Feld-, Foor-, Karken-, Mieten-, Runkel-, Säi-, Saod-, Schnie-, Sommer-, Winter-
Roggen-aore f., -aor n. Roggenähre
Roggenbloome f. Kornblume (alt). → Kaornbloome. De Roggenbloomen mött't in de Bookwäitenfoore stuuwen (Bauerregel: Buchweizen erst säen, wenn die Kornblumen stäuben, um den 25. Mai). → Tremse 1
Roggenbou m. Roggenernte
Roggenbrood n. Roggenbrot (mod.). → Brood
Roggendeeg m. Roggenteig, Schwarzbrotteig
Roggengarwe f. Roggengarbe
Roggengaste f., -gast m. zum Trocknen aufgestellte Roggengarben
Roggenjaor n. Jahr, in dem der Roggen gut gedeiht
Roggenkaff n. Roggenspreu
Roggenkaorn, -kurn n. Roggenkorn
Roggenkien m. Roggenkeim
Roggenklampe(n), -klamp m. Roggenstapel (auf dem Dachboden)
Roggenland n. Roggenacker
Roggenmähl n. Roggenmehl. gebüült Roggenmähl met Alaun to't Tappßeern. → schrotten
Roggenmäier m. (Vr, St, Sü, Ge, We, Hei, Bo) Arbeiter mit Kniesense im Ernteeinsatz (Früher kamen Kolonnen von Arbeitern zur Ernte, bes. aus Holland.)
Roggenmiete f. freistehender, gepackter Haufen von Roggengarben (stand in Hofnähe, bis zum Dreschen)
Roggenpapp m. mit Roggenmehl angedickte Milchsuppe (wurde in Suppennäpfen aufgetischt)
Roggenpeer(e) f. frühe Birnensorte (klein, rund, grau-grün)
Roggenpries m. Preis des Roggens
Roggenpüppken (St, Ge, We, Bo) Roggengarbe (wurde bei kleineren Höfen zum besseren Trocknen einzeln aufgestellt). dat leste Roggenpüppken (Erntebrauch: Die letzte Garbe wurde anders gebunden als die übrigen; ein strammes Seil in der Mitte gab ihr eine schöne Form). → Gaste 1, Puppe
Roggensack m. Sack mit Roggen
Roggenschnaore f. Roggenähre
Roggenschrott m. Roggenschrot
Roggensemmel m. Roggenkleie
Roggenspier m. Roggenhalm
Roggenstoppel (Pl.) Stoppeln des Roggenfeldes
Roggenstroh n. Roggenstroh. → Beddestroh
Roggenstück n. Stück Land mit Roggen
Roggenstuute(n) m. Mischbrot (halb Weizen-, halb Roggenmehl)
Roggen-upschlagg m. wildes Ausschlagen von Roggen (Bei überreifen Ähren fallen die Körner beim Ernten auf den Acker u. schlagen wieder aus, auch bei liegengebliebenem Korn.)
Roggenverbou m. Roggenanbau
Roggenwaater n. Schnaps aus Korn
roh roh. Maikes, ih möggt ook leewer rohen halwen Kopp as gekockten (lieber einen Kuß, Wortspiel).
rohgaar (Vr, St, Sü) nicht gar
Rohm, Rohm- → Raom, Raom-
Rohr, Röhr. Rühr (Rh, Bo). n. (Röhrs; Röhrken) 1. Rohr. An't Ritt was 'n Rohr kaputt (ein Durchlaßrohr an der Einfahrt zum Acker). Röhrs leggen un Grääwens schmieten (z.B. beim Straßenbau, drainieren).
2. Halm, z.B. Binsenrohr. → Reed.
Zs.: Af-fall-, Damp-, Dräng(e)-, Fall-, Melk-, Pütten-, Toon-, Waater-
Röhr- auch: Rühr-
Röhr-äi n. (Hei) Rührei. → Äierbotter
Röhrbund m. (Bo) verfeinerte Art des Rodonkuchens (aus Butter, Eiern, Zucker u. Gewürzen, feinem Mehl, Hefe, Rosinen u. Mandeln). → Raddkooken
Röhre f. (Röhren; Röhrken) 1. Röhre, Rohr.
2. Hohleisen, Werkzeug z.B. des Drechslers (Bo). in (döör) de Röhre kieken (nichts mitbekommen)
rohren Rohre verlegen
Rohrhaaken, -haok(en) m. Gerät, mit dem Gräben gezogen u. Drainrohre gelegt werden
röhrig. rührig (Rh, Bo). 1. rührig, tätig, fleißig, rege. Wat bünt se röhrig (betriebsam).
2. unruhig. So röhrig was dat, se wodd de wacker van. → weerig
röhrn. rührn (Rh, Bo). rüörn (St, Sü) rühren, bewegen. den Koffie röhrn (umrühren). de Aske röhrn (stochern). De konn de Muule röhrn (geradenwegs die Meinung sagen). sik röhrn (sich rühren, bewegen, regen). Röhr di! (Beweg dich mal). He röhrn sik noch 'n bettken (bewegte sich noch schwach). Dann was de Köcken so vull, kaos di nich röhrn. Kaas di nich röhrn of weggen. Se konnen sik gudd röhrn (lebten in guten Verhältnissen). He mutt 't Geld röhrn (hat zuviel Geld). → Aobend, Driete, Finger, Hundeschott, Hundestatt, Papp, prööwen, Schüppe.
Zs.: dood-
Röhrpott m. Topf zum Anrühren von Mehlspeisen
Röhrschleet n. Stange zum Rühren der Jauche vor dem Herauspumpen (Fichtenstange mit Brett daran). → vöörkopps
Röhrstange f. (Ot, St, Ge) Schürhaken für die Glut im Backofen
Rohrstock m. Rohrstock. → Klopp-pietske, Reedstock
Rohrstohl m. Rohrstuhl (im Ggs. zu → Beesenstohl)
Röhrwark, -werk n. Rührwerk (z.B. Teil der Jauchepumpe, machte den Bodensatz flüssig, damit die Pumpe nicht verstopfte)
Röiber-un-Schandiet (Schandarm) m. Kinderspiel. → Kommiesen-jaagen
Röide, Röie (Vr, St); Rüüde f. Räude, Ausschlag.
Zs.: Näägel-, Sommer-
Röidel f. (Röidels; Röidelken) 1. (Kinder-) Schaukel. → Bummel 1, Büngel 1, Roile.
2. Tauschhandel
röideln 1. schaukeln. → bummeln, röilen.
2. tauschen, Gegenstände vertauschen, 'kungeln. (bes. von Kindern). → kungeln
röiden → röien
Röidenmilbe f. (Ot, Vr, St, Hei, Rae) Rinderkrankheit, Ausschlag beim Vieh
Röie, Rüie f. Reue
Röie "Räude" → Röide
röien 1 (Vr, St, Ge); röiden (Rae) 1. entlang kriechen, den Boden bedecken, wuchern (von Pflanzen). Den Röiklaower röit so (Der Hornklee nimmt schnell eine große Oberfläche an). → gröien.
2. rieseln. Dat röit em öwwer de ganze Huud, ("läuft ihm den Rücken hinunter"). → Röierij
röien 2, rüien (be)reuen. Dat röit mi.
Röierij f. Jucken; leichter Ausschlag mit Schuppenbildung an den Beinen der Pferde, unsaubere Haut (meist bei Kindern). ne Röierij up de Huud (Gänsehaut, es rieselt kalt den Rücken hinunter). → Hundekring, Mouke, Röide, Rouerij, Schöikerij
Röiklaower m. Gemeiner Hornklee, Sumpfschotenklee (Kleesorte, die sich schnell ausbreitet u. den Boden bedeckt). → Hahnen-, Ringelklaower, röien 1
Röile f. (Röilen) (Bo) (Kinder-)Schaukel. → Röidel
röilen (Bo) schaukeln. → röideln
Röiske f. (Röisken) wildes, unruhiges, ausgelassenes Mädchen. → Röiskert
röisken, röiskern 1. laut sein, lärmen (z.B. mit Gefäßen).
2. schnell herumrennen, laufen, fahren. hen un weer röisken (einmal hierhin, einmal dahin). → riesken.
3. wild, ausgelassen toben od. spielen, nervös sein; hart arbeiten. He röisket sik alls van de Huud (Er rackert sich ab). → böönern.
4. zittern (Bo). → röistern
Röisker(t) m'f. wilde, laute Person, die immer unterwegs ist, nicht still sitzen kann (Junge od. Mädchen)
röisterig (Ra) naßkalt, trübe, windig. → rüüsterig
röistern 1. zittern, unruhig bewegen (bes. von Blättern). De Blaa van de Pöppeln bünt an't Röistern. → böwwen.
2. übermütig spielen (von Kindern). → röisken
Röiter m. (Röiters) Holzgestell, Trockengestell für Heu, Klee (kam erst 1945 auf).
Zs.: Draod-, Höi-, Klaower-
Rölle → Relle
Rollööken (St) die erste Flamme am vorderen Salzloch im Töpferofen beim Beginn des vollen Brandes (Zuvor wird zwei Tage lang allmählich aufgeheizt.)
roms → rums
Rondeelken rundes Blumenbeet, Rondell
ronneken, rönneken wiehern; schallend lachen. → frensken, gäiern, göllen, hüülen
Ronnekerij f. Balgerei, Lärm
Rönninge f. Entzündung, bes. Nagelbettentzündung. → Fingerworm, Röide.
Zs.: Näägel-
Roo → Roode
Rööbe, Rööben- → Rööwe, Rööwen-
rood rot. ne Bolten in't Föör rood maaken (zum Glühen bringen). Se wann. alle lück an de roode Kante (fuchsige Haare, → fössig). Roodken schlöög Schwattken vöör't Gatt, daor föng Wittken an te pruußen (Rätsel: Die Flamme schlug an den Topf u. die Milch fing an zu 'niesen.). → Krewsk, Schlips, schwatt, Wostebrood, Zent.
Zs.: blood-, dunkel-, düüster-, föör-, foss-, glöi-, glöönig-, hell-, in-
roode Äierpruume f. Mirabellensorte. → gääle Äierpruume
roode Beete f. rote Beete
roode Büülwost(e) f. Mehlwurst aus Roggenschrot, Schweineblut u. Speckwürfeln (gekocht, früher ohne Darm, zu Kugeln geformt). → Bloodbrood, -kooken, griese Büülwoste
rooden Buuskohl m. (Vr, St, Sü, Ge, We) Rotkohl. → blauen, witten Buuskohl, rooden Kabbes
roode Dounettel f. violette Taubnessel. → witte Dounettel
roode Drüüwkesbääse f. (Vr, St, Sü, Ge, Bo) rote Johannisbeere. → schwatte Drüüwkesbääse, Sünt-Jansbääse
roode Grütze f. gelierter Wasserpudding, Wackelpudding
rooden Kabbes, Kapps m. Rotkohl. → blauen, rooden Buuskohl
rooden Klaower m. roter Klee (gröbere Kleesorte, die geheut wurde, im Ggs. zu → witten Klaower). → tammen Klaower
roode Klawiene f. Apfelsorte (rot). → rooden Tooms-appel
roode Kockwottel f. Möhre, Karotte (als Gemüse). → gääle, witte Kockwottel
roode Kuckucksbloome f. Rote Nachtnelke. → witte Kuckucksbloome
roode Miere f. Ackergauchheil (Primelart)
roode Mirabelle f. Pflaumensorte
roode Panne f. best. rote Dachziegelsorte
rooden Paradies-appel m. Apfelsorte
rooden Steen m. roter Ziegelstein (älter als → witten Steen)
rooden Stern m. rote Sternreinette (Apfelsorte)
roode Sünt-Jansbääse, -beer(e) f. rote Johannisbeere. → blanke, schwatte Sünt-Jansbääse
rooden Tooms-appel m. Apfelsorte (wohl identisch mit → roode Klawiene). → hellen Tooms-appel
roodbackig rotbackig
Roodbaord, -burd m. Rotbärtiger
Roodblick, -bleck n. 1. braunes Eisenwasser (in Gräben bei eisenhaltigem Boden).
2. Kupfer
Roodblickwaater n. Eisenwasser
roodblond rotblond, fuchsig (Haarfarbe)
roodblund rotblau (z.B. Bluterguß). → blund
Roodbööke f. Rotbuche. → Bloodbööke
Roodbost(e) f., -böst(e)ken 1. Rotkehlchen.
2. Männchen des Stichlings. → Gäälboste
roodbruun rotbraun. Den Gewwel wodde roodbruun anestrecken. → Ossenblood
roodbunt rotbunt; rot u. weiß gefleckt (von Rindern). → bunt
Roodbuntveh n. Rotbuntvieh
Rood-daorn, -durn m. Rotdorn. → Wittdaorn
Rood-daornhegge f. Rotdornhecke
Roode 1 f., Rooe (Rooden) Rute (alt). → Garre, Ruute 2, Wedde.
Zs.: Barg-, Brand-, Föör-, Wicke-
Roode 2 f., Rooe (Ge, Hei, Rh) Rute (altes Flächenmaß, 1000 Quadratmeter). → Ruute 3, Schääpelsäi
Roode n., Rooe (Ge, Hei, Rh) "das Rote", Scheidenvorfall od. Senkung bei Kühen, Frauen. dat Rooe sehn laoten.
Roodeländer, -länner m. Rhodeländer (Hühnerrasse von Rhode Island stammend)
Röödeldraod m. dünner geglühter Draht (zum Verbinden z.B. von Baustahl)
röödeln eine Kante (z.B. von Blecheimern) umbiegen; mit Bindedraht zusammenbinden. → bäördeln
Rooden m. 1. Kartoffelsorte. → Borken.
2. roter Likör. → Sööten
Roodfoss m. Rotfuchs (Pferderasse); rothaarige Person
roodglöönig rotglühend
roodhäörig, -haorig rothaarig. → fössig
röödig (Ge, We, Ra, Bor, Rh, Bo) sparsam (im Verbrauch). • Old Brood un dröög Holt bünt röödig. → riewe
Roodkehlken, -kählken Rotkehlchen (mod.). → Roodboste
Roodkopper m. Kupfer. → Gäälkopper
röödlik, roodlik rot, rötlich; gerötet, rostig
Roodloop m. Rotlauf (bei Schweinen). → Föör
Rood-ooge n. Rotauge (kleine Karpfenart). → Bläier
Roodschimmel m. weiß-braun gefleckter Schimmel. → Fleegen-, Stääkschimmel
roodsieden aus roter Seide. .n roodsieden Ümschlaggdook (dreieckiges Schultertuch für den Sommer). → schwattsieden
Roodstättken Hausrotschwanz.
Zs.: Huus-
Roodstraoler m. Infrarotlampe, Rotlichtlampe. Vandaage häbbt se de Roodstraoler bi de Kodden.
Roodtücker(t) m. (Ge) Bluthänfling. → Flassfink
roodwarm rotglühend (von Eisen). → underbraanen, wittwarm
Roodwien m. Rotwein
roodwitt rotbunt (Rinder). dat roodwitte Veh. → bunt, roodbunt
Roodwost(e) f. Blutwurst. → Bloodwoste
Rooe → Roode
Roof n. (Roofen) (Vr, Ge, Rae) Strohkorb, Saatgutbehälter aus Stroh geflochten (alt). → Korw, Mände.
Zs.: Kaorn-, Saod-
rooien 1 (etw.) erreichen, schaffen. Dat häbb wi noch mooie rooit (noch gerade geschafft). → backeläien, ruffken
rooien 2 (Vr, St, Sü, Ge) hereinschwärmen (von Rindvieh, wenn es nicht weiden will od. ausbricht)
Rook m. Rauch. Kien Rook sonder Föör ("Der Schein trügt nicht"). Et giff in alle Köcken Rook (Damp). → Damp, gääl, Schinken.
Zs.: Hee(d)-, Moor-, Ssigaretten-, Ssigarren-, Tabaks-, Vääne-, Wij-
rooken 1. rauchen, dampfen. Den Ommen is an't Rooken. → schmöllen.
2. (Tabak) rauchen (mod.). → schmööken. He rookt de Piepe. Met Löö, well nich rookt, kaas nich met arbäiden (sagen faule Arbeiter: Nichtraucher machen zu selten Pause). Rookt, dat't uh dampt uut'n Kopp, owwer fangt't Suupen nich an (elterlicher Rat). Wat, du rooks nich? Dann büs jao noch schlechter as ne Gaanseköttel, de rookt ja noch (Spiel mit den beiden Bedeutungen). → puupen
Rooker m. Raucher.
Zs.: Gesundhäids-, Kold-
röökerig räucherig
Röökerkaamer → Rook-kaamer
Röökerkaste f. Schrank zum Räuchern von Wurst, Speck usw.
röökern 1. räuchern. Den Schinken kwamm in'n Boosen to't Röökern.
2. qualmen.
3. heizen, aufheizen (z.B. beim Töpferofen: Beginn des Brennens, wobei 12 Stunden in den Aschenlöchern u. 48 Stunden auf der Feuerung gebrannt wird). → Pötter
Rookfang m. (Ot, Vr) Rauchfang. den Rookfang rewendeern un Wöste uphaalen (Fastnachtsbrauch: nach Würsten im Kamin Ausschau halten). → Boosem, Schosteen, Wost-uphaalen
Rookfilter m. Filterpapier für die Pfeife
Rookflees, -fleesk n. getrocknetes Rindfleisch. → Näägelflees
Rook-kaamer, Röökerkaamer f. Räucherkammer
röökloss (Vr, St, Sü, Ge, We, Rae) 1. rücksichtslos, unachtsam, wenig sorgsam. De Löö gaot manks röökloss met de Kinner üm. He gong röökloss vöörbi (ohne Gruß, achtungslos).
2. hinterrücks.
3. unversehens, plötzlich. He kümp röökloss uut de Tied (stirbt plötzlich).
Rook-ommen, -owwen(t) m. Räucherofen. → Röökerkaste
Rookpiepe f. (St) Rauchabzug des Herdfeuers auf dem Dachboden (aus Lehmwand). → Ommenpiepe
Rookspeck m. Räucherspeck
Rooktabak, -tebak m. Tabak (im Ggs. zu Kautabak, → Prüümtabak)
Rookwost(e) f. geräucherte Wurst
Room die Stadt Rom. • Room is nich in eenen Dagg bout. • Van jeeden Buurnhoff geht ne Wegg nao Room (bei falsch angegebenen Wegen, iron.). Den Haawer geht nao Room (gedeiht nicht). • Je kötter bi Room, desto schlechter de Kristen (Je näher jd. an der Kirche wohnt, desto weniger fromm ist er). → Paopst
rooms(k) (römisch-)katholisch, kirchlich, fromm. Dat wann. ganz fiene roomske Löö (gläubige, fromme Leute). De is nich so rooms. → karks, kattolsk
Roop m. Ruf. He ha'n gudden Roop (einen guten Namen). → Röppe.
Zs.: An-, Kuckucks-, Ver-
Rööpe 1; Roope (Bor) f. (Rööpen) Heuraufe für Pferde od. Schafe, Futterkrippe mit Gitterstäben. • Den Essel, de an de Rööpe steht, sall man de Muule nich tobinden.
Zs.: Foor-, Höi-, Peerde-, Schaops-,
Rööpe 2 f. (Rööpen) Niednagel, Abspliß von Haut seitlich am Finger (der schmerzhaft u. hinderlich sein kann), lose Teile der Nagelhaut. de Rööpen afschnien. He häff Rööpen an de Finger. → Strööpe 1.
Zs.: Näägel-
roopen (röpp; reep, reepen; roopen) rufen. de Blaagen roopen (herbeirufen). Wenn usse Häärgott röpp, dann muss de wenn. (vom Sterben). De Könnigin röpp (Die Bienenkönigin ruft vor dem Schwärmen der Bienen, → tüüten). → Kiewitt, Kuckuck, küüs-küüs
Rööpnäägel, -naagel m. (Vr, St, Sü, Ge, Bo) Fingernagel mit abgesplissener Haut. → Rööpe 2, Spleet-, Strööpnäägel
rööpsen (Vr, St) aufstoßen → bölken
röörn → rürsken
Roose f. (Roosen; Röösken) 1. Rose. Rööskes maaken (Papierrosen machen, z.B. zur Hochzeit).
2. rosenartiges Muster, z.B. Henkelansatz am Bügelkorb (rautenförmiger Schmuck am Ansatz des Bügels). → Aor 1, Ooge, Schild.
3. Entzündung. He häff de Roose in't Gäögel (Entzündung am Zahnfleisch). Höisaod nimp de Roose wegg (Heilmittel gegen Entzündung). → Wörmte, Wundroose.
Zs.: Alpen-, Busswind-, Dülmener, Heede-, Heggen-, Jooseefs-, Monnats-, Papier-, Pingster-, Stink-, Stock-, wilde, Wund-
roosen zu Entzündung führen, sich entzünden (nach Verletzung). Döör de Stoppeln loopen, dat roost (barfuß durchs Stoppelfeld laufen, war früher Mutprobe)
Roosenbedde n. Rosenbeet
Roosenbladd n. Rosenblatt
Roosenbuss, -busk m. Rosenstrauch; Kletterrosen am Haus
Roosendraod m. dünner Bindedraht (für Papierrosen, Tannengrün od. Kränze aus Tannengrün für Hochzeiten u'a. Feste). → Karrekassdraod, kränzen
Roosen-ente f. Pfropfenreis beim Veredeln von Rosen
Roosenfarwe f. Rosenfarbe
Roosenhegge f. Hecke aus wilden Rosen
Roosenholt n. Rosenholz (Material des Schreiners als Furnier für edle Möbel)
Roosenklocke f. Schwarzwälder Uhr. → Appelklocke, Quattelschlagg
Roosenknoppe f. Rosenknospe
Roosenkranz, -kraa(n)s m. Rosenkranz. Roosenkranz bääden. Se häbbt em ne Roosenkranz üm de Hande leggt (dem Toten um die Hände gelegt). •• Ih könnt bääter sien Roosenkraas wenn. as sien Peerd (wer bei der Arbeit angetrieben wird). •• Man kann leewer (bääter) sien Gebäädebook as sien Roosenkraas wenn. (Gebetbuch wird selten benutzt). •• Ik was leewer sien Roosenkraas as siene Frou (Er schont seine Frau nicht so wie seinen Rosenkranz, ist nicht fromm). af un to ne Roosenkraas dran waogen (etw. riskieren, iron.). → Kralle 2, Littenij
Roosenkranz- auch: Roosenkraa(n)s-
Roosenkranzkralle f. Perle vom Rosenkranz. Wi häbbt doch van't Jaor so ne schlechten Erappel, nich dicker äs Roosenkranzkrallen.
Roosenkranzmaond m. Rosenkranzmonat, Oktober. → Allerhilligenmaond
Roosenmaondagg m. Rosenmontag (mod.). → Faschlaowend
Roosenpiepe f. Pfeife mit Rohr aus Rosenholz
Roosenstengel m. Stengel der Rose
Roosenstock m. Rosenstock
Roosenstruuk m. Rosenstrauch
Roosentied f. Zeit, zu der die Rosen blühen
roosig rosig, günstig. Dat wann. kinne roosigen Tieden.
Rööster m'n. (Röösters) Rost, Gitter aus Eisen (Rost z.B. vor der Haustür zum Füßeabtreten od. auf dem Kellerschacht; Bratrost, Rost im Herd, Ofen). Den Rööster satt sik dichte (Asche u. Verbranntes verstopfen den Rost im Herd). öwwer'n Rööster trecken (maßregeln, zurechtweisen). → Peckelheering, Rost.
Zs.: Dräi-, Koffie-, Woste-
Röösterstange f. Eisenstange als Teil des Feuerrostes in der Feuerung des Brennofens. → Helle
Root n. (Wes, Ot, Vr, We, Bor, Rae) Ruß. Dat Root treckt nao buuten. Daor sitt ne halwen Finger dick Root up. Wann 't Root blöit in'n Schosteen (As 't Root löpp under de Panne), dann giff't Räägen (Rußniederschlag ist ein Anzeichen für Regen). → Pottschmittsel.
Zs.: Ommen-
Rööte 1. Rüüte (Ot, Sü, Ge, Rae, Bo) f. (Rööten) Bienenwabe mit Honig (wurde z.B. zur Behandlung entzündeter Euter od. beim Pfropfen benutzt). → Wass.
Zs.: Bijen-, Honning-
Rööte 2 f. Flachsröste.
Zs.: Flass-
Rööte- "Wabe" auch: Rüüte-
Röötekaste(n) m. Wabenkasten
Röötekuhle f. Teich, in dem Flachsstengel eingeweicht wurden. → Flasskuhle, rööten, Schewwe
Röötemess, -er n. Messer zum Ausschneiden der Waben aus dem Bienenstock
rööten (Vr, Ge, We) Flachs rösten (Flachsstengel einweichen, damit sich die Bastfasern lösen). Bi't Rööten wodde den Flass ümdräit met ne Raabgaffel.
rööterig rußig
Rööwe, Rööbe f. (Rööwen; Rööwken) Rübe, Futterrübe, Stoppelrübe (Zwischenfrucht nach Roggen). Maak dat nich up de Rööwen! (Verklüngel das nicht). He häff't up de Rööwen bracht (verloren, verjubelt, → Rabatte). He is in de Rööben (ganz durcheinander). → Bisse 2, Knolle, Kristkind, Laurenzius, löi.
Zs.: Foor-, Harwst-, Runkel-, Saod-, Ssucker-, Stääk-, Stoppel-
roowen rauben, räubern
rööwen Rüben ziehen
Rööwe(n)- auch: Rööbe(n)-
Rööwen-appel m. Dauerapfel, der in der Wintereinlagerung der Rüben aufbewahrt wurde
Rööwenbisse f. (Vr) Rübenwurzel
Rööwenblaa(de) (Pl.) Blätter, Krautbüschel der Rübe
Rööwenbotter f. Butter aus Milch von Kühen, die Rüben gefressen haben (hat bitteren Beigeschmack). → Spörriebotter
Rööwengreepe f. Rübengabel
Rööwenkamp m. Rübenacker
Rööwenkruud n. Sirup (alt). → Sierup, Stroop
Rööwenkuhle f. Kuhle zur Wintereinlagerung der Rüben. → Runkelkuhle
Rööwenland n. Rübenacker
Rööwenloof n. Blätter der Rübe. → Rööwenblaade
Rööwenmiete f. Wintereinlagerung der Rüben. → Runkelmiete
Rööwenplante f. Rübenpflanze
Rööwenplücker m. 1. Rübenziehmaschine.
2. wer Rüben zieht, erntet
Rööw(en)ruut n. (Vr, St, Sü, Ge) Stoppelrüben insgesamt (Knollen u. Blätter). Haal äs ääwen 'n Korw vull Rööwenruut!
Rööw(en)saod n. Stoppelrübensamen. → Knollsaod
Rööwenschnieder m. Gerät zum Zerkleinern von Futterrüben
Rööwenstück n. Stück Acker mit Rüben
Rööwentied f. Zeit der Rübenernte
Roowgood n. Raubgut. → Arwgood
Rööw-ollie m. (Rh, Bo) Öl aus Rübensamen, Rüböl. → Raab-ollie
Rööw-olliefläske, -flässe f. (Rh, Bo) Rübölflasche
Rööwsaod → Rööwensaod
ropp → rapp 1
Röppe m. (Ge, Rh, Bo) Ruf. → Roop
Rosiene f. (Rosienen) Rosine
Rosienenbrood n. Rosinenbrot
Rosienenstuute(n) m. Rosinenweißbrot
Rosienenkette, -kedde f. Kette aus Rosinen (hängt am Palmstock)
Rösken, Röske, Rüske f. (Rösken) Binse, Schilf. He böwwede as ne Rüske (zitterte).
Zs.: Holl-, Pick-, Schüür-
Röskenpoll m. (Vr, St, Sü, Ge) Büschel Binsen, das über das Gras einer Wiese hinausragt. → Pickröskenpoll
Röskes-appel m. (Vr, St, Sü) Apfelsorte (klein, gelb mit roten Streifen, gelegentlich finden sich ganz rote u. ganz gelbe Äpfel am gleichen Baum).
Ross-appel m. Pferdeapfel, Pferdemist
Rossbinse f. (Bor, Rae, Rh, Bo) Binse, Teichbinse. → Pickrösken, Rösken
Rössel n. (Rössels) Bauch- u. Nierenfett des Schweines; Schmalz von Schweinen u. a. Tieren, z.B. Hunden (das gegen Schwindsucht helfen soll, → Hundefett). Kaas ähr achter de Rössels kieken (von tiefem Auschnitt, derb). → Floome, Nüürnfett, uuthaamern, uutlaoten
Rössel → Rüssel
Rösselbast, -bass m. (Vr, St, Sü, Hei, Rae, Bo) Haut vom Fett, Nierenfett. Den tröck de Nibben bineene as ne Rösselbast (von gekräuselten Lippen, Bo).
rossen 1 1. nebenbei mit Vieh, bes. Pferden, handeln. He rossen met Peerde.
2. striegeln (bes. Pferde); gründlich reinigen, abschrubben (z.B. das Schwein bei der Hausschlachtung). → afschrubben.
rossen 2 1. kratzen, scharren (von Hühnern). → baaden, kruulen.
2. toben, spielen (bes. von Kindern)
rossen "rosten" → rustern
Rossgang m. Pferdebahn um den Göpel herum (Antrieb, gezogen von einem Pferd, einem Ochsen od. zwei Kühen)
rossig brünstig (von Stuten). → hengstig
rössig rötlich. .n rössigen Baord. → fössig
Rosskaom m. Roßkamm, Pferdebürste, Striegel zum Putzen von Pferden u. Kühen. → Striegel
Rossmölle f. 1. Pferdemühle. → Rossgang.
2. Kinderspiel auf dem Eis: mit dem Schlitten wurde karussellähnlich um einen Pfahl gefahren (Die Leine des Schlittens war an einem Ring am Pfahl befestigt). → Ies-, Prickschledden
rossmöllen mit dem Schlitten um einen Pfahl fahren
Rosstüüß(k)er m. (Vr, St, Sü, Rae) Pferdehändler. → Dräipaol, Peerdehändler
Rost m. (Roste) (Vr, St, Ge, Bor) Rost, Gitter aus Eisen (z.B. vor der Haustür, Bratrost im Herd). → Rööster.
Zs.: Latten-
Rost "Oxidschicht" → Ruster
Röste f. Ruhe, Pause, Rast. Röste hollen (rasten, ausruhen). Lao we us lück Röste andoon. Laot dat Määske met Röste (in Ruhe). → Frää, Rast.
Zs.: Aobend-, Meddaggs-, Un-
Röstedagg m. Ruhetag
Röstekacke f. Ruhepause. He höllt ne Röstekacke (Er sitzt zu lange auf dem WC u. ruht sich dort aus, scherzh.).
röstekacken aus Faulheit zu lange auf dem WC sitzen
rosten → rustern
rösten 1 rasten, ausruhen, Schläfchen halten, verweilen. Wenn ih sitt't, dat röst. Van de Beene, dat röst (beim Hinsetzen). sik rösten (ausruhen). Du soss di äs fääker lück rösten. Wi häbbt us röst. → meddaagen, rasten, töömen
rösten 2 (St, Ge, Rae, Hei, Bo) rösten. Bohnen rösten (grüne, ungeröstete Kaffeebohnen). → braanen
Röster m. Kaffeeröster.
Zs.: Koffie-
rosterig, rostig → rusterig
Rostplacken → Rusterplacken
rott (Vr, St, Sü) in der Wendg. He is nich rott (Er ist raffiniert, nicht auf den Kopf gefallen).
Rott-aos n. gemeine Person
Rottblaag n., -blaage f. lästiges, freches Kind
Rottbüül m. lästiger, frecher Junge, Mann
Rotte 1 f. (Rotten) Abteilung, z.B. beim Gleisbau
Rotte 2 f. Lauge zum Einweichen. in de Rotte setten (stark verschmutzte Wäsche einweichen). → Weeke
rotten verrotten, verfaulen. De Rogge rott up'n Halm (Der Roggen fault auf dem Halm, bei naßkaltem Wetter, dabei wächst Unkraut durch den liegenden Roggen). De Planken, de rotten, of daor satt Schwamm in (von Fußbodenbrettern).
rotten "roden" → rodden
rotterig, rötterig 1. verfault, faulig, morsch. rotterig Holt. De Wottel is rötterig (angefault).
2. wackelig, schief; ungesund, schlecht. en rotterig Kalw (schmächtig, kränklich, abgemagert, steht mit krummem Rücken). rotterig Weer. → radderig, rudderig, usselig.
Zs.: pier-
Rottgatt n. unverschämte Person, Frau
Rottholt n. tote Zweige, Holzstücke (als Brennholz). → Sprockenholt
Rotthook m. schlechtes Stück Land. → Driethook
Rotthoop m. Haufen Unrat, Dreckhaufen. → Mutthoop
Rottkäärl, -kerl m. unangenehme, unverschämte Person
Rottkaore f. schlechte Karre
Rottkopp m. unangenehme, unverschämte Person od. freches Kind
Rottmuffen (Pl.) Deutsche (abw., grob)
Rottsack m. unverschämte Person od. freches Kind
Rott-tüüg n. Unrat, Müll
Rottweer, -wäär n. sehr schlechtes Wetter, Dreckwetter. → Drietweer, rudderig
Rottwegg m. schlechter Weg
Rottwiew n. unangenehme, unverschämte od. verkommene Frau
Rotz m. 1. Pferdekrankheit.
2. Nasenschleim. frech as Rotz. → Rotze
Rotzbaors m. (Bo) kleiner Kaulbarsch. → Schnötterbaors
Rotzbengel n. frecher, vorlauter Junge
Rotze f. Nasenschleim (mod.). → Schnöttert
rotzen 1. eine laufende Nase haben.
2. die Nase putzen; ausspucken, Nasenschleim auswerfen
rotzig 1. voller Nasenschleim. rotzige Nösse (laufende Nase).
2. sehr frech, "rotzfrech"
Rotzlääpel, -leppel m. frecher, vorlauter Junge
Rotznösse f. 1. laufende Nase.
2. frecher, vorlauter Junge
Rou f. (St, Sü) Trauer. Ik bün in de Rou.
rou rauh, grob. rou Weer (stürmisches Wetter). eers met de Biele in't Roue behouen un dann naobielen (behauen). • De rousten Füllen wäärd de gladdsten Peerde (von Mädchen). • Rou bi't Wark, knapp nao de Kark (grobe Kleidung bei der Arbeit, feine zur Kirche). Wat göngen de rou met üm. Dat Röüste is wegg, de Krömmelerij, de laot män liggen (z.B. bei der Ernte: die Hauptsache ist geschafft). Wenn de Farken so schwatt un ruppig up de Rügge un rou (rowwig) achter de Aorne wann´, dann wann´se nich gesund, → Roode n.). → fien, groff, Rapp, Rouert, Waskebredd
Rouball, Rouboll (Vr). Roubolt (Rae) m. Ackerschachtelhalm, Zinnkraut. → Kattenstatt
Roubank(e) f. Rauhbank (bes. langer Hobel, der von zwei Mann mit einem Seil gezogen wird, um Bretter z.B. für Dielen zu glätten). → Ploog, Lang-, Schrubb-, Treckhoobel
Roubast, -bass m. grobe, rauhe, robuste Person
roubästig 1. mit rauher Rinde od. Haut.
2. widerstandsfähig, grob
Roubeen n. grobe Person
roubeenig barsch, grob, resolut
Rouboll, -bolt → Rouball
Roue → Rowwe
rouen rauh machen, (auf)rauhen
Rou-eggel m. (St) ungepflegter Junge; wer grob redet. → Ruut-eggel
Rouerij f. 1. Krankheit an den Beinen von Pferden; unsaubere Haut (bes. bei Kindern). → Röierij.
2. Aufrauhen (von Stoff, Geweben, bes. Flanell mit spezieller Maschine im Textilbetrieb)
Rouert m. der Rauhe, im Rätsel: Rouert sprüng in'n Gaapert (Die Katze sprang in den Backofen).
Roufoor n. Grünfutter, grobes, minderwertiges Futter für das Läuferschwein. Höi, Gröönfoor, dat wodde alle under Roufoor rääkt. → Rapp
Roufost, -foss m. (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Hei, Rae) Rauhreif. Roufost in't Holt wädd kiene dree Daage old. Roufost kold, wädd selten dree Daage old. Wädd he owwer dree Daage old, dann wädd't kold (Wetterregeln). → Giesel
Roufrääter, -fretter m. wer alles ißt (nicht wählerisch)
roufroorn (Ot, Vr, St, Sü, Ge, We, Hei) mit Rauhreif bedeckt. Et häff roufroorne. → rougieseln
Rougiesel m. (Ot, Vr, St, Sü) Rauhreif. → Giesel, Roufost
rougieseln mit Rauhreif bedecken. Et häff rougieselt. → gieseln, riepen 1, rouriepen
rougladd reifglatt
rouhäörig, -haorig rauhhaarig, struppig (vom Winterhaar der Tiere); haarend. ne rouhäörige Katte
rouklaagen (St, Sü, Ge, We, Bor) trauern, kondolieren. De Verwandschup kümp to't Rouklaagen (Zusammenkunft der nächsten Angehörigen od. Nachbarn zum Kondolieren).
Roukralle f. (St) schwarze Koralle (für die Trauerkette). → Bloodkralle, Kralle 2
Rouleer, -läär n. rauhes, unbearbeitetes Leder
Rouputz m. grober Mauerverputz aus Sand u. Kalk. growwen un fienen Rouputz. → groff, Rapp-putz
Rouriemel m. (Rae) Rauhreif
Rouriep(e) m. Rauhreif. → Roufost
rouriepen mit Rauhreif bedecken. Et häff rouriept. → gieseln
Rouschlump m. wer unordentlich arbeitet
Rouspais m. Grobputz. → Fienspais
Roustück n. Trauerkleidung
Routuute(n) m. ungepflegte Person (z.B. ungekämmt, schlecht gekleidet). He löpp as so ne Routuuten harümme.
rouwegg ungenau, oberflächlich; unbedacht. De Jungs kehrn de Dääle so rouwegg.
Rowwe, Robbe, Roue f. (Rowwen) Schorf, eingetrocknete Kruste auf einer Wunde, einem Geschwür; häßlicher Ausschlag, Pickel, Flechte. He häff Robben an'n Beck. He häff de Roue de weer afestott. → Bloodkoste, Liek-klaowe, Narwe, Nijkloue, Schaorpel
Röwwel → Rewwel
röwwer "hinüber" → haröwwer
rowwig schorfig; vernarbt
Rubbel, Ruwwel m. (Rubbels; Rübbelken) 1. Unebenheit, leichte Anhöhe. → Bülten.
2. langer Hobel, mit dem schnell eine große Fläche abgehobelt werden kann. → Schrubbhoobel
rubbelig; rubbelik (Bo) rauh, holperig. rubbelige Schussee (z.B. ungeteerte Straße, Schotterstraße). → holperig, rumpelig
rubberig frostig, schaudernd. Wat'n rubberig Weer! → rudderig
Ruchen m. (Ruchens). 1. dreckiges Tier (z.B. Schwein); dreckiges Kind.
2. unliebenswerte, böse Person
Ruck m. 1. Zug, Stoß.
2. eine Weile, (kurze) Zeit, Abschnitt. Dat is noch ne ganzen Ruck te föhrn. Moss noch ne mooien Ruck maaken (Wegstrecke). → Ritt 2, Ruff, Stoot
ruckeln, rockeln hin- u. herbewegen, erschüttern.
Zs.: loss-
rücken rücken, ziehen. Bööme rücken (Bäume aus dem Wald schleppen).
Zs.: Diss-
Rückfall m. Rückfall. He häff ne Rückfall kreggen (z.B. bei einer Krankheit).
Rucksack m. Rucksack. met'n Rucksack up Wanderschup gaon. → Tornüster.
Zs.: Jaggd-
Rucksackbullen m. Besamungs-, Tierzuchttechniker (scherzh.). → Motoorbullen
rudd unschön, mager, struppig. → rudderig
Ruddbuck m. mageres, häßliches Tier.
rüddeln → rütteln
Rudden m. (Ruddens; Rüddeken) nicht gedeihendes Tier; schlechte, böse, zornige Person. Wat ne Rudden! (z.B. mageres, struppiges Tier). .n Rüddeken van ne Käärl
rudderig, rodderig (Vr, St, Sü, Ge, Hei, Bor) schlecht, nicht gedeihend; struppig, räudig. .n rudderig Kalw. Ik föhl mi rodderig (unwohl). Du rudderigen Käärl! ("Alter Kumpel", scherzh.). rodderig Weer (schlechtes, naßkaltes Wetter). → raddelig, rotterig, ruppig
ruddern, ruddersken (Bor, Rae, Rh) zittern, frieren. → riddern
Rudding im Spruch bei der Einladung zur Hochzeit: Pudding is ne Rudding (Wortspiel). → rudd
Ruff m. (Rüffken) (Vr, St, Sü, We, Bor, Hei) kurze Zeit; Mittagsschläfchen. ne Ruff schlaopen. ääben en Rüffken maaken (1. kurz ausruhen, ca. 10 Minuten. 2. kurze Arbeit verrichten, um weiterzukommen). → Ruck
Rüffel m. (Rüffels) Verweis, Tadel, Abfuhr. He häff 'n Rüffel kreggen. → Afruff, weggstääken
Ruffels‘haawe, -be f. Hobel mit gebogenem Messer zum groben Vorhobeln. → Schrubbhoobel
ruffken (Vr, St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae) 1. ausrupfen, ausziehen (von Pflanzen). Flass wödd ruffket. → ruppen.
2. schnell arbeiten, etw. schaffen (z.B. wenn es eilig ist). Dat häbb wi noch ääben ruffket. → rooien 1
Rügge f., Rüggen m. (Rüggens; Rüggesken) 1. Rücken. Man droff dat Peerd nich de Fracht in de Rügge laan (Man durfte das Pferd nicht durch Vorderfracht auf dem zweirädrigen Karren belasten, → vöörne). up de Rügge in de Köcken (beim Zahnbrecher). met de Rügge teggen de Müüre sitten (kurze Ruhepause). Et leep em kold öwwer de Rügge. den Rüggen lönnen (in de Rügge packen) (den Rücken stärken, Partei ergreifen für). De stönnt met'n gesunden Rüggen → Butt). He häff noch wat in de Rügge (hat noch Reserven). Dat häff he mi kotts (kottens) an de Rügge daone (erinnert, ans Herz gelegt). Dat will di noch de Rügge uploopen (Das wird dir Schwierigkeiten machen). Daor is kinn Egge (Kante) of Rügge an (Er hat keine feste Meinung, ist ohne Charakter). Ligg de Maon up de Rügge, geht 't Waater öwwer de Brügge (von der liegenden Mondsichel). met lieke Rügge arbäiden (möglichst nicht gebückt arbeiten). Denne, de häff´n Puggenbutt in de Rügge (steifen Rücken; arbeitet nicht gern).
2. Rückseite; rückenförmiges Teil. de Rügge van de Säiße (Verstärkung an der Sense). met de Rügge van de Harke (mit der umgekehrten Harke; damit schob man z.B. das Korn nach dem Dreschen mit dem Flegel zusammen). Rüggeskes (Beim Ballspiel an die Wand wird der Ball hinter dem Rücken her gegen die Wand geworfen, z.B. zweimal rechts, einmal links). → Gatt, Hemd, lieke, Määrt, Mügge, olderwetsk, Zentner.
Zs.: Hand-, Nössen-, Säißen-, Schüppen-
Rüggebutt n. Wirbelknochen, Rückenwirbel; Rückgratstück vom Fleisch. → Rüggestrang
Rüggekaom m. Wirbelsäule mit dem anschließenden Fleisch
Rüggeknocken m. Rückenknochen
Rüggelönninge f. Rückenlehne
Rüggemark n. Rückenmark
Rüggen → Rügge
rüggen aus Roggen, Roggenmehl. rüggen Stuuten (Mischbrot). rüggene Semmel (Roggenkleie). rüggen Mähl (Roggenmehl, grob gemahlen, für Schwarzbrot). Dann gaff't Kraftfoor: kläine Erpel met rüggen Mähl. → Lünten
Rüggendeel n. Rückenteil. → Vöörderdeel
Rüggepiene f. Rückenschmerzen
Rüggesaage f. Fuchsschwanzsäge mit viereckigem Blatt u. verstärktem Rücken. → Fossenstatt
Rüggeschwemmer, -schwömmer m. Wasserinsekt. → Waaterjüffer, - lööper
Rüggestrang m. Wirbelsäule, Rückgrat; Stück vom Fleisch des Rückens (wurde mit dem Beil zerhackt)
Rüggestück n. Wirbelsäule mit Fleisch daran
Rüggewind m. Rückenwind
Ruhe f. Ruhe. Et lött mi kiene Ruhe. Ruhe, dat winnt, no män sinnig an! (Immer mit der Ruhe). in Ruh un Frää lääwen. Nu häff de arme Seele Ruh (zu Kindern, wenn alle Süßigkeiten aufgegessen sind) → arm
ruhig; rüig (Vr, St, Sü, Hei, Rae). rüüg (Ge, Ra, We, Bor) ruhig, besonnen. He is so ruhig wodden, de kaas met de Kippse fangen. Kläin un räin, rüig, dat winnt (vom Handel). Laot män rüig angaon! (Keine Eile). Wess maor ruhig, Mooder nimp di so! (Nur keine Aufregung). Bruud, diene rüige Nächte bünt uut. Diene unrüigen fangt an, daorföör schlöpps du bi'n Mann. → Tossen.
Zs.: un-
Rühr, Rühr-, rührig, rührn → Rohr, Röhr-, röhrig, röhrn
Rüie, rüien → Röie, röien 2
rüig → ruhig
Rullbahn(e) f. in der Wendg. up de Rullbahne kommen (auf die schiefe Bahn kommen). → Biester-, Rüngelbahne
Rullboom m. Baumstamm zum Holzaufladen mit Pferd u. Ketten
Rulldöör(e) f. große Schiebetür auf Rollen (bes. bei Scheunen). → Schuuwedööre
Rulle f. (Rullen; Rülleken) Rolle. .n Rülleken Gaorn (Garnrolle, → Kloss, Klümmen). ne Rulle Linnen (Leinenrolle). Rüllekes (z.B. lose Manschetten; Schaftrollen am mechanischen Webstuhl). ne Rulle to't Witteln (Rollenquast des Anstreichers zum Weißen).
Zs.: Deeg-, Gaorn-, Gips-, Kooken-, Kops-, Piepen-, Schabloonen-, Seel-
rullen 1. rollen, rollend bewegen. Dünne Bööme deen se met Ketten up'n Waagen rullen (Baumstämme wurden mit Ketten über die Räder auf den Wagen gerollt). de Müüre rullen (mit Rollenquast streichen). Denne is so dick, de kaas (nao Amsterdam) rullen. → Tapeete.
2. kugeln, kullern. Se liggt in't Höi te rullen (Kinder albern im Heu). sik rullen vöör Lachen → koggeln). → Dübbelken, Jan, Stüüwer.
Zs.: Äier-, Kühlken-, Müürken-, Wand-, wegg-
Ruller m. (Vr, St, Sü, Ge, Rae, Rh, Bo) kleiner Knicker. → Olliebastert, Stöitert
Rullholt n. Teigrolle, Nudelholz. → Kookenrulle
Rullkette, -kedde f. sehr lange Kette mit kleinen, stabilen Gliedern. → Nusskette
Rullkommoode f. Sekretär mit Rollade, Zylinderbüro
Rull-laoge f. Rollage, Abschluß an Mauern. → Rullschicht
Rulloo n. (Rulloos; Rullööken) Rollo aus Stoff; Rolladen
Rullschicht f. Abschluß am Mauerwerk, Schicht z.B. als Türschwelle, Fensterbank (oft aus hochkant gestellten Backsteinen quer zur Wand vermauert)
rüm "herum" → harüm
rumeneern durcheinanderbringen, Unordnung machen. He ligg daor te rumeneern.
Rümlööper m. 1. Drehkreuz an Fußwegen. → Rundlööper.
2. Hausierer, Bettler
Rummel m. 1. Gerümpel, Müll, Abbruchmaterial.
2. viel, große Menge. He brach 'n ganzen Rummel met. 3. Kirmes, Rummelplatz
Rummelerij f. rumpelndes Geräusch. Rummelerij in'n Buuk as bi'n Schuur (Winde im Bauch wie bei einem Gewitter)
Rummelhook m. Abstellplatz drinnen od. draußen; Abstellraum, Rumpelkammer, Müllplatz, Schuttplatz. → Schrotthook
rummelig unordentlich. → rammelig
Rummelkaamer, Rumpelkaamer f. Abstellraum, Rumpelkammer
rummeln rumoren, grummeln. Et rummelt mi in'n Buuk (Bauchgrimmen). → rammeln
Rummelplass m. 1. Mülldeponie. → Schuttplass.
2. Kirmesplatz
Rummelpott m. Takt- u. Lärminstrument beim Heischegang zu Fastnacht. → Fuckepott
Rummeltaske, -tasse f. unordentliche Person. Nao Beddeweddewett, du olle Rummeltaske (im Kindervers, Bo).
rumoorn rumoren, Krach machen. Et rumoort mi in'n Buuk.
Rump m. (Rümpe; Rümpken) 1. Rumpf, z.B. der Mühle; Holztrichter des Mahlganges in der Mühle, über den Steinen; Wagenaufbau.
2. Mieder, Leibchen, gestrickte Unterjacke. → Jumper, Liewken.
Zs.: Buss-, Kaoren-, Möllen-, Mou-, Strick-
Rümpel 1 m. (Rümpels; Rümpelken) (Vr, St, Sü, We, Rae) Erhöhungskante, Schwelle; Weg. Et gaff ook breede Rümpels in't Vääne föör ne Kaore. ne Rümpel staon laoten (beim Torfstich einen Riegel gegen Wassereinbruch stehen lassen). → Drümpel, Rewwel, Ribbe
Rümoel 2 m. Zahnrad in der Mühle, das den Mahlstein dreht
rumpelig holperig. → rubbelig
Rumpelkaamer → Rummelkaamer
rumpeln rumpeln
Rumpott m. Rumtopf
Rump-pott m. bauchiger Tontopf (z.B. für Sauerkraut)
rumpschlump, rumpschlums, rums-schlums unordentlich, ungenau, in Eile. Bi denne is't immer rumpschlump (Er macht nur unordentliche Arbeit). Dat geht alltied so rumschlump to: Eenen Dagg gesund, andern Dagg dood; dat geht monks rumpschlumps (vom plötzlichen Sterben). Rums-schlums, twalw Äier, dattien Küüken (Jux, Rh). → gesund
rump-un-stump (Ot, Vr, St, Sü, Ge) 1. ganz u. gar, radikal.
2. unordentlich gearbeitet
rums, roms rums! (Geräusch des Aufschlagens)
rums-schlums → rumpschlump
rund 1. rund, rundlich. ne runden Lääpel (runder Eßlöffel, bes. Zinnlöffel, → Papp-, Tinnlääpel). Rund is de Welt, rund is dat Geld, un rund is den Pisspott, wenn't Aor dr' af-föllt (Liedvers). → Buurnköcke, platt 1, Welt.
2. rund herum. Dat Peerd rund beschlaon (Das Pferd erhält vier neue Hufeisen). He was se alle rund (besuchte alle der Reihe nach). rund üm de Uhr. Et ging rund as de Koffiemölle (im Uhrzeigersinn, z.B. beim Kartenspiel). Et ging rund (Es war turbulent, z.B. beim Fest). → Huus.
Zs.: halw-, koggel-, rieges-, un-
Rundboggen, -boogen m. Rundbogen
Rundbohr n. Rundbohrer. → Doppbohr
rundbrengen, -breggen austeilen, überallhin bringen. Koffie rundbrengen (Frühstück zum Acker bringen, wenn die Leute weit entfernt vom Hof arbeiteten)
rund-draawen, -ben herumlaufen, -traben. → rundschüngeln
rund-dräien runddrehen, biegen (z.B. Eisen)
Runde, Runne f. (Runden) Runde. ne Runde gebben (eine Runde, z.B. Bier, ausgeben, → Pastoor). ne Runde uutkaarten. so'n bettken öwwer de Runden hen kommen ("über die Runden kommen"). → Ründte, uplaoten
runden, runnen (ab)runden
runder "herunter". harunder
Rundfiele f. Rundfeile. → Rattenstatt
rundföhrn, -führn von einem zum anderen fahren, zu allen Nachbarn der Reihe nach fahren (Einladung, Mitteilung)
Rundgang m. Rundgang
rundgängeln herumlaufen
rundgaon von einem zum anderen gehen. De gong rund längs de Buurn un dee Holt behouen. rundgaon laoten (Verpflichtung abwechselnd wahrnehmen). → Verschott
rundhäörn sich umhören; hören, was die anderen sagen. Ik will äs rundhäörn, wat de Löö säggt.
rundharüm rundherum, ganz u. gar, von allen Seiten. Dat Schapp is rundharüm van Eeke.
Rundholt n. 1. Rundholz, rundes Holz (z.B. zum Vorformen der Dachziegel).
2. best. Werkzeug des Stuhlmachers, Schreiners. → Schleet, Strieker
Rund-ieser, -n n. bes. dicker Draht, rund gebogenes Eisen (z.B. für den Griff eines Eimers). → Band-ieser
Rundigkäit f. Rundung, gerundete Seite. De Rundigkäit van'n Gründel was nao buuten.
rundjaagen rund treiben, jagen. Dat Radd wodd in't Waater rundjaggt (zum Abkühlen nach dem Aufziehen des Reifens in der Schmiede)
rundkieken umhersehen, -blicken
rundkloppen rundschlagen, -treiben. De Naabenbänder wodden up't Häörnken rundkloppt (auf dem Amboßhorn).
rundkommen auskommen, z.B. mit dem Geld. Daor komm wi nich met rund. hatt arbäiden, üm rund te kommen. → uutkommen
rundlik rundlich
rundloopen (im Kreise) herumlaufen; von einem zum andern laufen
Rundlööper m. 1. Drehkreuz an einem Fußweg. → Haspel, Rumlööper.
2. drehwüchsiger Baum, Baumstamm. → Wind-dräier.
3. Tier (Schwein, Hund), das krankhaft ständig im Kreise läuft → Begaogen, dull).
4. Bockpflug, fester Einscharpflug. → Stattploog
Rundploog m. Bockpflug. → Buck-, Stattploog
Rundräise f. Rundreise
rundscheppen austeilen. den Papp rundscheppen (verteilen bei Tisch)
Rundschlagg m. 1. Rundschlag (ausholen mit der Faust, dann schlagen).
2. Felgumschwung. Se mäck 'n Rundschlagg an'n Stanketttuun.
rundschlaon rund schlagen, Rundung anbringen. Den lesten End van'n Hubbel wodde up'n Amboss rundschlaon.
rundschüngeln herumlaufen. den Stock an de Hand un dann rundschüngeln (bummeln, spazierengehen)
Ründte f. Runde, Kreis. He keek in de Ründte (rund herum, um sich herum). He löpp in de Ründte (im Kreise). in de Ründte stellen (im Kreis aufstellen).
rundtrillen sich drehen, sich im Kreis bewegen. Den Hackklood trillt rund.
Rundtruufel f. halbrunde Maurerkelle zum Fliesenlegen
rund-üm(me) 1. rund herum. Ik doo mi rund-üm topacken in'n Bedde. rund-üm rund in de Wörmte (rundherum warm, z.B. im Bett). rund-üm tefrää.
2. "über den Haufen". Gao an de Sied, ik loop di rund-ümme!
rund-ümto umher, rund um
Rundung, Ründung f. Rundung Den Stohl ha. ne Rundung. → Rundigkäit
rundvertällen herumerzählen. Moss nich alls öwwerall rundvertällen.
rundwegg rundweg, rundherum
Runge f. (Rungen) Halterung, Stützholz am Aufbau des Ackerwagens (jeweils paarig eingesteckt im Querstück über der Vorderachse, → Schäämel; die "Wagenleitern" liegen dagegen). → Ledder, Recken, Rengste, Waagen.
Zs.: Barg-, Waagen-
Rüngel 1 m. in der Wendg. up'n Rüngel (ziel- u. planlos unterwegs, sich herumtreibend). Se bünt weer up'n Rüngel (Sie sind wieder unterwegs, z.B. die Frauen zum Tratschen). → Schüngel
Rüngel 2 m. (Rüngels) Bengel, grober Junge. → Rengel
Rüngelbahn(e) f. in der Wendg. up de Rüngelbahne kommen (auf die schiefe Bahn kommen). → Biester-, Rullbahne
Rüngeler(t) m. (St, Sü, Ge) wer sich herumtreibt
rüngeln sich herumtreiben; hasten, schnell arbeiten
Rüngelpatt m. (Ra) in der Wendg. up'n Rüngelpatt kommen (auf die schiefe Bahn kommen)
Rüngelschüüte f. wer sich viel herumtreibt, auf Feste geht. → Loopschüüte
Rungenkette, -kedde f. Kette, die zwei Halterungen am Wagenaufbau zusammenhält
Rungenlock n. Loch für das Stützholz im Leiterwagenaufbau
Rungenwaage(n) m. Erntewagen mit Seitenbrettern, seitlichen Leitern; Ackerwagen. → Rengstenwaagen
Runkel f. (Runkeln; Rünkelken) Runkelrübe, Futterrübe. Runkeln planten. Runkeln trecken. Runkel blaaden (die untersten Blätter der Runkel abnehmen, wurden als Viehfutter verwendet). Lämpken van Runkeln (Laternen aus Runkelrüben, zum Nikolaus-, St. Martinsfest) → möllen, Rööwe, Runkelrööwe, uuthöllen, vöörgebben
Runkelbladd n. Blatt der Runkelrübe (als Grünfutter z.B. für Läuferschweine verwendet). met de Schuuwkaore Runkelblaa van't Land haalen
Runkelgreepe f. Gabel mit stumpfen Enden in Korbform (zum Aufladen von Futterrüben, Kartoffeln). → Erpelgreepe
Runkelgröön n. Blätter der Runkelrüben. → Runkelbladd
Runkelhook m. Ecke auf der Tenne für einen kleineren Vorrat an Futterrüben (der im Winter aus der größeren Wintereinlagerung ins Haus gebracht wird)
Runkelkaore f. Karre für Runkelrüben
Runkelkaorn, -kurn n. Saatkorn der Runkelrübe. Runkelkäörner leggen
Runkelkönning m. wer den Vogel abgeschossen hat, aber noch zu jung ist, um Schützenkönig zu werden (Vereinsbrauchtum)
Runkelkorw m. geflochtener Korb mit Henkeln für Runkeln
Runkelkuhle f. Kuhle für die winterfeste Einlagerung von Runkelrüben im Freien. → Runkelmiete
Runkel-land n. Stück Land, auf dem Futterrüben angebaut werden
Runkel-lock n. Vertiefung für die winterfeste Einlagerung von Runkelrüben im Freien. → Runkelkuhle, -miete
Runkel-loof n. Blätter, Krautbüschel der Runkelrübe
Runkelmaschien(e) f. Gerät mit Motorantrieb zum Zerkleinern von Futterrüben
Runkelmiete f. Wintereinlagerung der Rüben (oft am Wald od. an der Wallhecke, wurde mit Stroh, Laub u. Erde abgedeckt)
Runkelmölle f. Gerät zum Zerkleinern von Futterrüben (mit Kurbel, im Handbetrieb). → Muusmölle
Runkelplante f. Runkelrübenpflanze
Runkelpötter, -potter m. Pflanzgerät für Runkelrüben
Runkelroggen m., -rogge, f. später Roggen (der nach dem Abernten des Rübenackers gesät wurde)
Runkelrööwe f. Futterrübe
Runkelruut n. Krautbüschel der Futterrübe. Haal äs ääben ne Kaore Runkelruut.
Runkelsaod n. Samenkörner der Runkelrübe. Runkelsaod leggen. • Runkelsaod geht an sewwen Ende up (Eine Sorte von Runkelsamen ist mehrkammerig, hat mehrere Keimkörner).
Runkelschnieder m. Gerät zum Zerkleinern von Futterrüben
Runkelschüüte f. ovaler Korb für zerkleinerte Runkelrüben
Runkelstück n. Stück Land, auf dem Runkelrüben angebaut werden
Runkeltied f. Zeit der Runkelernte (Mitte Oktober)
Runkelverbou m. Runkelrübenanbau
Runne, runnen → Runde, runden
runner "herunter" → harunder
Runzel f. (Runzels) Runzel
runzelig runzelig, faltig. → rimperig
rüörn → röhrn
rup "hinauf" → harup
ruppen (Sü, Hei, Rae, Bo) rupfen, ausziehen (von Pflanzen). → ruffken, ruuen
ruppig 1. ruppig, struppig. Wat häff he ruppige Diers in'n Stall! (in schlechtem Zustand, → rudderig).
2. unangenehm kalt. ruppig Weer (Sü)
rürsken; röörn (Ra) Federn verlieren, verfedern, mausern (von Vögeln u. Federvieh). → rüüsken
rürskig mausernd. → plüüsterig
Rüsie n. 1. Lärm, Unruhe. Se bünt an't Rüsie maaken.
2. kleine Streiterei. Se häbbt de Rüsie öwwer kreggen. → Rüüserij
Rüsiemääker, -maaker m. wer Streit sucht, stichelt; Aufhetzer, Radaumacher
Rüske → Rösken
Russe m. (Russen) 1. Russe.
2. Russenpony.
3. wildes Kind; widerstandsfähige Person
Rüssel; Rössel (Hei, Bor) m. (Rüssels; Rüsselken) Rüssel.
Zs.: Bijen-
Rüsselkääfer m. Rüsselkäfer (Schädling bes. bei Tannen)
russeln pfuschen. He is an't Russeln bi't Wark. → fusken
Russenponni m. Russenpony, bes. zähe Pferderasse (aus Rußland importiert)
rüsten Gerüst aufbauen, richten; rüsten
Ruster (Vr, St, Sü, We, Rae); Rost (Ge, Bo) m. Rost, Oxidschicht auf Eisen. Dat häff Ruster ansatt.
rusterig; rosterig (St). rostig (Ge, Bor, Bo) rostig, verrostet, rötlich (von Eisen). ne rusterigen Näägel
Rusterkaore f. altes, rostiges Fahrzeug (z.B. Fahrrad, Traktor)
rustern; rostern (St, Bo). rosten (St, Sü, Bo). rossen (Rae) rosten, rostig werden. Et sall di in't Gatt wall neet rosten (Es wird dir sicher bekommen, Bo).
Rusterplacken; Rustplacken (Ot, Wes). Rostplacken (Ge) m. Rostflecken (z.B. in der Wäsche)
rüstig rüstig; rührig; zügig
rütereern, retereern 1. aufrücken, sich der Reihe nach hinstellen (z.B. von Kühen im Stall).
2. weggehen, verschwinden. He moch rütereern (Er mußte weggehen, Arbeitsstelle u. Wohnung verlassen).
ruts Ausruf; Geräusch des Rutschens. Ruts, daor schott he herunder!
rutsen, rutsig → rutsken, rutskig
Ruts(k)bahn(e) f. Rutschbahn (zum Schlittern od. z.B. glatte Straße). → Ies-, Schlierbahne
ruts(k)en 1. rutschen.
2. gelingen. Et rutsket nich. → flutsken, stroopen
ruts(k)ig rutschig. Dat natte Holt was rutskig. → flutskig
Rüttelfalke m. Rüttelfalke, Turmfalke
rütteln, rüddeln rütteln, schütteln
Ruttsack m. Lümmel. Ne Ruttsack van ne Käärl
Rüüde, Rüür, Rüü m. (Rüüden; Rüürken) (junger) Hund. • Rüüens Jankeln un Froulöös Krankeln düürt nich lange. → blecken, Hund, Pastoor.
Zs.: Ketten-
Rüüde .Räude. → Röide
Ruuder n. (Ruuders) Ruder; Regiment. He is Buur wodden un an't Ruuder kommen (Er hat zu sagen, regiert). → Regement
ruu(e)n, ruuwen 1. ausrupfen; Unkraut jäten. Gröss ruuwen (Gras ausreißen, von Vieh).
2. Rüben, Knollen aus der Erde ziehen, ernten. Manks könn ih bes Wienachten ruuen. → Stoppelrööwe, weeden
Ruuf m. (Rüüfe) (Ot, Sü, Ge) Einstieg des Holzschuhs (alt). → Footgatt, Gaape, Intratt
rüüg → ruhig
Ruuk-appel m., -äppelken "Apfel" von einem Zierstrauch (rosa Blüte, die Frucht duftet gut, wurde wegen des Aromas in den Schrank gelegt)
Ruukedaorn, -durn m. Zierstrauch mit duftenden Früchten. → Ruukappel
ruuken (rück; rock, rocken; rocken) 1. riechen, stinken. He rück as 'n Ülk. • Fiske fangt bolle an te ruuken.
2. Geruch vernehmen; schnüffeln. Well 't eerste rück, uut dat Lock krüpp't. Hengste könnt sik nich ruuken, dat währt so lange, dat eene schlapp mäck. Ik kann em nich sehn of ruuken (nicht ausstehen). → Foole, Huud, öwwerall, Schüppe
Ruukevisiete, -vesiete f. erster Besuch der Eltern der Braut bei den zukünftigen Schwiegereltern (um sich zu "beriechen"). → Besehns-, Schnüffelvisiete
Ruukfläske, -flässe f. Riechflakon für Kölnisch Wasser. En Ruukfläsken hadden blooß bäätere Löö.
Ruukseepe f. Toilettenseife
Ruukwaater n. Parfüm
Ruum m. (Rüüme; Rüümken) Zimmer, Raum. van't eerste bes veerte Jaor in eenen Ruum (Klassenzimmer der alten Landschule). Daor is vull Ruum achter't Huus (viel Platz).
Zs.: Banken-, Binnen-, Drööge-, Hoff-, Laade-, Laager-, Maschienen-, Nääben-, School-, Tüsken-, Vöör-, Wonn-
ruum 1. weit, geräumig, weiträumig. ruum Spill. He häff 'n ruum Gewetten (unehrlich; gewissenlos). → gerüümlik, wiedlöftig.
2. reichlich; verschwenderisch. Mooder was met Ssucker nich so ruum. → riewe
Rüümbohr n. Bohrer zum Ausräumen des Holzes aus dem Holzschuh. → Klumpen- Längtenbohr
Rüümbuck m. Zugbock (Werkbank des Holzschuhmachers)
rüümen räumen, aufräumen (z.B. Gräben säubern, Schneisen hauen); schnell arbeiten; vonstatten gehen. Dat is met't Rüümen weggekommen (beim Aufräumen). In'n Winter rüümt so'n Spill nich (z.B. der Hausbau geht nicht voran). He kann demet rüümen (Es geht ihm schnell von der Hand). Dat rüümde met de Arbäid bääter (ging schneller voran).
Zs.: wegg-
Rüümer(t) m. Mann, der Gräben säubert od. schnell mit der Arbeit vorankommt
Rüümhaaken, -haok(en) m. Aushöhlmesser (Werkzeug des Holzschuhmachers zum Aushöhlen des Fußbettes)
rüümig geräumig, weiträumig, mit viel Platz. rüümig bouen. → ruum, rüümlik
rüümlik groß, geräumig. .n rüümlik Huus
Rüümlik-käiten (Pl.) Räume
Rüüm-mess, -er m. Aushöhlmesser (Werkzeug des Holzschuhmachers). → uutrüümen
Rüümstraote f. große Säuberung, in Wendungen wie Rüümstraote maaken (ordentlich aufräumen, Ordnung schaffen). Rüümstraote hollen (Hausputz machen). → Bahne, Bollhuus
rüümstraoten (Vr, St, Sü, Bor, Hei, Rae) aufräumen, großreinemachen
Rüümte f. Raum, Platz. Wi häbbt daor kinn Rüümte vöör.
Ruun, Ruune(n) m. (Ruunen) (Vr, Sü, Rae) Wallach (alt). → Wallach. Dat is ook so nen Ruunen met so nen langen Ruunentand (ein Junggeselle, der noch heiratet, scherzh.).
ruun → ruuen
Ruunentand m. (Vr, Sü) besonderer Zahn bei männl. Pferden (zwischen Schneide- u. Backenzahn)
Ruupe f. (Ruupen; Rüüpken) Raupe; Larve von Schädlingen. → Untüüg.
Zs.: Kabbes-
Rüüpel m. (Rüüpels) Flegel
Ruupen-nüst, -nüss n. Raupennest (z.B. in Obstbäumen). → uutbraanen
Ruupsack m. Lümmel, Rüpel
Rüür → Rüüde
Ruus → Ruust
Ruuse f. 1. in der Wendg. in de Ruuse (in Bausch u. Bogen). in de Ruuse koopen (nach Schätzung, eilig kaufen, z.B. Schlachtvieh nicht nach dem Gewicht, → Rams 2). He kann in de Ruuse ääten (unerhört viel, Ge).
2. Laune, Stimmung, in Wendungen wie Se häff't met Ruusen (so bi Ruusen) (ist launisch). Et löpp (geht) em in de Ruuse (Er ist geistig verwirrt, verrückt, redet durcheinander, z.B. von alten Leuten, → demet, Foot). Dat Wäär häff't met Ruusen (unbeständiges, launisches Wetter). → Pudding, Tuur.
Zs.: Hunde-, Sünt-Jans-
Ruusen (Pl.) gefrorene Unebenheiten, überfrorener Schneematsch
ruusen 1. (etw.) auf gut Glück als Ganzes nehmen; ungefähr abschätzen. He ruust dat ganze Spill (kauft alles zusammen).
2. schnell, ungenau, unordentlich arbeiten. → Loof.
3. rasen, toben
Rüüserij f. (We, Bor) Streiterei, Lärm, Unruhe. → Rüsie
ruusig (Vr, St, Sü, We, Bor, Rae) ungenau, unproduktiv; verschwenderisch. He arbäidt so ruusig.
Rüüske f. (Rüüskes) Rüsche. Rüüskes an'n Kleed
ruusken rauschen. De Wind ruusket. Waater ruusket.
rüüsken 1. rauschen. De rüüsket nett as ne olle Kluckhenne (vom Geräusch eines weiten Rockes).
2. Federn verlieren. → rürsken
Ruust, Ruus f. (Vr, St, Sü) zähe, robuste, burschikose Person (nicht leicht einzuschüchtern). ne Ruust van ne Deerne. → Fruust, Rüütert, Wörgel
rüüsterig 1. naßkalt, trübe, regnerisch, windig. rüüsterig Weer.
2. ungepflegt, schlecht aussehend. → Buurngatt, plüüsterig, röisterig
rüüstig zäh, hart. Dat rüüstige Holt moch dr'uut (beim Holzschuh).
Ruut n. Unkraut (sämtliche Arten). Ruut uut-trecken. Wi gaot in't Ruut (Wir jäten). Dat Ruut steht mi achter't Gatt weer up (Unkrauthacken bei nassem Wetter ist vergebliche Mühe). → Bucht 3, Rapp, ruut, Unbucht, Untüüg, weeden, Wildgröss.
Zs.: Erpel-, Rööwen-, Runkel-, Waater-
ruut heraus. Ik täll uut met ne Hand vull Kruud, un du büs ruut (Abzählvers; Wortspiel mit Ruut u. ruut). → haruut, uut
Ruut-äide, -ääg(e)de f. große Egge mit langen Zinken (um tief zu jäten od. Kartoffellaub auszuziehen). → Saod-äide
Ruutbedde n. Beet, Ecke mit viel Unkraut im Garten
Ruute 1 f. (Ruuten; Rüütken) 1. Raute; Karo. Ruuten was Truuw. He moch de Ruuten bi doon (Karo im Kartenspiel). → Karro.
2. Fensterscheibe im Rahmen (früher kleine, in Blei gefaßte Scheiben). Ruuten insetten (verglasen). Ruuten inschmieten (Scheiben einwerfen). Wat kicks so däämlik döör de Ruuten? Jeede Ruute eene Schnuute (von neugierigen Leuten am Fenster). → blau, Glass, Rahm n.
Ruute 2 f. (Ruuten) (Vr, St) Peitschenstiel; geteilter Riemenstrang, z.B. als Wünschelrute; Ochsenziemer. → Roode 1 f., Wickeroode
Ruute 3 f. (Ruuten) Rute, altes Längenmaß (vor Einführung des Meters). → Roode 2
Rüüte, Rüüte- .Wabe. → Rööte, Rööte-
Ruut-eggel m. 1. Igelpflug, Reihenegge zur Unkrautvertilgung (zwischen Reihen von Kartoffeln, Hackfrüchten, von Pferd od. Mensch gezogen).
2. wilde od. eigensinnige Person. → Rou-eggel
ruuten kariert. ruuten Tüüg (karierter Stoff). ruuten Küssentogg (karierter Kissenbezug). → kareert, Waofeldook
Ruuten-As n. Karo-As
Ruuten-Buur m. Karo-Bube
Ruuten-Daame f. Karo-Dame
Ruuten-Könning m. Karo-König
rüütergaar halbgar
Rüüter(t) m. (Vr, We, Rae) wilder, unvernünftiger Kerl, Rauhbein; wildes Tier. ne Rüütert van ne Jungen. → Ruust.
Zs.: Buss-, Sand-
Ruuthacke f. Unkrauthacke
Ruuthäcker m. Unkrauthacke
Ruuthook m. Stelle voller Unkraut (wenn das Unkraut überhand nimmt, die Frucht kaum zu sehen ist). Wat ha. he daor ne Ruuthook!
Ruutkaore f. Schubkarre für Unkraut
Ruutkorw m. Korb für Unkraut
Ruutkrässer m. Zinkenhäcker, Unkrauthacke. → Ruut-eggel
Ruutlaa(de) f. Schublade unten in der Kornfege (für Unkrautsamen od. zu feine Körner). → Kaffmöllenlaade
Ruutsack m. Sack voller Unkraut, in Ortsneckerei. → Velen
Ruutsaod n. Unkrautsamen. → Untüügsaod
Ruutschnieder m. wilde, unordentliche Person. Du sühs uut as so ne Ruutschnieder!
Ruutspier n., -spierken Unkrauthalm. Man süht doch kinn Ruutspierken mähr in't Saod.
Ruutwaade f. (Bo) Gerät zum Fischen (Netz zwischen zwei Stöcken, oben mit Korkstücken, unten mit einer Bleileine, 2x3 m groß)
ruuwen → ruuen
Ruwwel → Rubbel