Wörterbuch der westmünsterländischen Mundart
5447 Lemmas
Sääbel; Säöbel (Vr) m. (Sääbels) Säbel; Schwert (z.B. der Schützenoffiziere). → Börger-rabatten
Sääbel-, sääbel- auch: Säöbel-, säöbel-
Sääbelbeene (Pl.) O-Beine. → O-Beene
sääbelbeenig o-beinig
sääbeln; säöbeln (Vr) säbeln; schneiden (mit stumpfem Messer)
Saage f. (Saagen) Säge. De Saage is ganz betahlt, dann könn wi se ook ganz bruuken (könn wi ook lang döörtrecken) (wenn jd. nicht fest genug durchzieht beim Bäumesägen). → Bladd, Kunte.
Zs.: Afsett-, Band-, Böggel-, Boom-, Brää-, Brumm-, Draod-, Elling-, Flack-, Furnier-, Gatter-, Geerungs-, Graot-, Hand-, Ieser-, Klampen-, Klubb-, Klump-, Kott-, Kräis-, Kuhl-, Lodder-, Löggen-, Löi-, Planken-, Rügge-, Schrott-, Schülp-, Schwaif-, Spann-, Stääk-, Stich-, Stoot-
Saagebladd n. Sägeblatt
Saagebuck m. 1. Sägebock, Gestell zum Sägen von Brennholz.
2. unausstehliche, sture Person. → Buck
Saagefiele f. Feile zum Schärfen der Säge (Feile des Schmiedes od. Sägenschärfers). → Dreekantfiele
Saagegatter n. 1. Ein- od. Mehrblattsäge zum Zersägen von Baumstämmen zu Brettern od. Balken (mit mechanischem Antrieb). → Queergatter.
2. Gatter zum Zersägen von Holz; Sägegatter der Sägemühle
Saagehaol n. verstellbarer Kesselhalter in Sägeform über dem Herdfeuer (Die Sägezähne halten einen Riegel in einer gewünschten Höhe fest). → Haol-ieser, Schott-, Tackenhaol
Saagekrüllen (Pl.) Sägespäne
Saagekuhle f. Grube mit Gestell zum Zersägen von Bäumen, Balken u. Brettern in Handbetrieb. Wenns under in de Saagekuhle stönns, dann föll di dat Saagemähl in't Gesichte. → Kuhlsaage
Saagemähl n. Sägemehl
Saagemölle f. Sägemühle, Sägewerk. ne Saagemölle met Damp bedriewen (mit Dampfmaschine). → Gatter, Kräis
Saagemöller m. Besitzer u. Betreiber eines Sägewerks
saagen 1. sägen. Se saagt all an mienen Boom (Ich bin geschwächt, z.B. durch Krankheit; ich werde nicht mehr lange leben). Van dick Holt saagt wij Plänke, wo kriegt wij et up? (wenn man über seine Verhältnisse lebt, Bo). Wat sall ik dr' van saagen, Planken bünt de nich an (wenn man seine Meinung nicht deutlich sagen will; Wortspiel mit saagen u. hochdeutsch sagen, → säggen).
2. sägend hin- u. herbewegen. Dat Peerd saagt met'n Toom (bewegt die Zügel hin u. her).
Zs.: kaputt-, kott-, kuhl-
Säägen m. (Rae, Rh, Bo) Fischnetz, Zugnetz. → Fiskebüül, Stääkhaamer
Säägen, Säägens- "Segen" → Säängen, Säängens-
Saage(n)setter m. Schränkeisen, Werkzeug zum Schränken der Säge. → Schränk-ieser
Saagerij f. Sägewerk
Saageschnieder m. (St, Sü, Ge, We, Ra, Bor, Rae, Bo) Brettschneider
Saagesetter → Saagensetter
Saagespäöne (Pl.) Sägespäne (von Kettensägen). → Krülle
Saagestää f. Sägestelle
Saagetand m. Zahn der Säge. de Saagetande setten (schränken)
säägnen → säängen
Saago n. Sago. → Kiekfösken-äier
Saagomelk f. Milch mit Sago
Saagopapp m. Milchbrei aus Sago
Saake, Saak f. (Saaken) Sache; Angelegenheit. Nu bün ik de Saake owwer leed! Dat is so ne Saake. in dat Stück van Saaken (in dieser Angelegenheit). → bruuken, Saaks, Spier, Stück, sücke.
Zs.: Börger-, Frouen-, Froulöö-, Geld-, Gloowens-, Glück-, Houpt-, Klack(s)-, Köcken-, Nääben-, Nipp-, Oogenblicks-, Schlicker-, School-, Sewwen-, Silwer-, Spöll-, Uur-, Wäärd-
sääker, Sääkerhäid → seeker, Seekerhäid
Saaks in der Wendg. nich völle (vull) Saaks (nichts Besonderes, nicht von Bedeutung). Dat is nich völle Saaks! → Belang, inbetangsie, Sopps
Sääle → Seele
säälig → sellig
säämig seimig (von Mehlsuppe, Milchsoße). ne säämigen Papp
Säängen, Säägen m. (Säängen) Segen. He häff'n lesten Säängen noch ääben metekreggen (kam sehr spät zur Kirche). Völle Kinder, völle Säängen. Daor was Gotts Säägen bi, sagg de Buur, dao kreeg de Koh dree Kalwer (Ra). • Gotts Säägen is so good in't Waater as in'n Wien (Man soll anspruchslos sein). Räägen in'n Mäi is 'n warmen Säägen. Waor den Mestwaage nich henkümp, daor is ook kinn Säägen (St, → Aawergloowen). Wenn die Liene under'n Statt is, dann giff't 'n Säägen (Unart von Pferden: Wenn die Pferdeleine angelegt wird, lassen sie Wasser, → Lienenfänger). vöör'n Säägen uut de Karke gaon (Geschlechtsverkehr abbrechen). → Mest, Noppe, Süüper.
Zs.: Acker-, Bruuds-, Huus-, Sommer-
säängen, säägnen segnen; weihen. dat Huus säängen (z.B. am Weihnachtsvorabend). Se is gudd met Kinder esäägnt (reich mit Kindern gesegnet). Ne Roosenkranz, dat was 'n gesäägnt Dingen (geweihter Gegenstand). sik säängen (sich bekreuzigen). Daor häff he sik good met esäängt (Damit hat er sich selbst gut bedacht, → Wijwaater). → Krüüs, Mooder, Palm
Säängens-, auch: Säägens-
Säängens-altaor m'n. Segensaltar (bei Prozessionen)
Säängensbeld n. Bildstock, Station bei Prozessionen
Saanke-, saankig → Ssaanke-, ssaankig
Saaras m. Nichtsnutz; Satan, Bösewicht. → Undocht
Saataan m. Satan, Teufel. Den Saataan ook! Saataan met de Biele! (Zum Teufel). → Düüwel
Sabbat m. Sabbat; Samstag, Feiertag (scherzh.). Nu is Sabbat! (Schluß jetzt, Drohung).
Sabbat "Gewand" → Sabbes
Sabbel-äärs m. Schwätzer, klatschsüchtige Person
Sabbelerij f. Geschwätz, sinnloses Gerede
Sabbelfritz(e) m. schwatzhafte Person. → Schwabbelfritze
Sabbelkaore f. schwatzhafte Person
Sabbelkopp m. schwatzhafte Person; Dummkopf
Sabbelkunte f. schwatzhafte Person
Sabbelmuule f. schwatzhafte, klatschsüchtige Person
sabbeln 1. sabbeln, Speichel fließen lassen. He sabbelt in de Piepe. → sabbern.
2. lutschen, lecken (mit fließendem Speichel). → sabben.
3. undeutlich sprechen; unüberlegt daherreden; schwatzen, tratschen. He sabbelt sik wat in'n Baord (redet unverständlich). Dann deen se noch lück sabbeln metnander. → schwabbeln, süwweln 2, terechte
Sabbelscheese f. Schwätzerin
Sabbelschnuute f., -schnuuten m. Schwätzerin
Sabbeltante f. Schwätzerin
Sabbeltriene f. Schwätzerin
Sabbelwaater n. (Wes, St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae) Schnaps. → Küürwaater
sabben; sabbken (We, Bor) lutschen, lecken (mit fließendem Speichel). → Dummen, sabbeln
Sabber m. (Wes, St, Sü, Bor, Rae, Rh, Bo) fließender Speichel, Spucke
sabbern sabbeln, Speichel fließen lassen (von Kleinkindern od. Priemern). → lüllen, sabbeln
Sabbes, Sabbat, Schabbat, Schabbes m. langes, feines Gewand, langer Rock, Festkleid, Kaftan. Sünte Klaos, den hilligen Mann, treckt sienen besten Sabbat an (Kindervers). → Tabbert
sabbken → sabben
sacht → sachte
Sacht-, sacht- auch: Sach-, sach-
sacht(e) 1. sanft, zart; leise; vorsichtig, behutsam. Moss de lück sachte met ümgaon! → bibrengen, Dood.
2. ruhig. Dat kann'k sachte waogen (Das kann ich ruhig wagen, da kann nicht viel passieren). Dat magg sachte (Das kann sein; allerdings). sacht Weer (windstill, warm, → schlock). Sachte van den Stall föhrt den ganzen Dagg wall (von Pferden: nicht zu hastig anfangen). → maaken, vöörbrengen.
3. besonnen, bedacht; geduldig, langmütig. ne sachten Käärl. Man wödd lück sachter, wenn'm ölder wödd. Daor konn he sachte achter gaon (Er weiß sich zu helfen).
sachte Seepe f. Schmierseife. → grööne Seepe
sachte-an langsam, ruhig an. Lao't sachte-an kommen! (Immer mit der Ruhe). Doo't sachte-an (Nicht so eilig; Abschiedsgruß). → druck
Sachteträäder m. "Leisetreter", wer seine Sache im Stillen vertritt, seine Meinung für sich behält
Sachtigkäit f. Sanftheit; Weichheit, Milde
sachtmöödig, -möötig sanftmütig
Sachtpenning m. 25 Pfennig
sachtsinnig sanft, ruhig, besonnen. Et göng en bettken sachtsinniger to (Es ging etw. gemütlicher zu). Dao wodde he ganz sachtsinnig (kleinlaut).
Sack m. (Säcke; Säcksken) Sack (z.B. Jutesack für Korn u. Kartoffeln, Mehlsack aus Leinen). Häbb ih bi uh Säcke vöör de Döören hangen? (Wi häbbt kinne Säcke vöör de Döören) (wenn jd. die Tür nicht zumacht, bes. zu Kindern, → bööten, Haaken, Klinke, leste, Sommer, Telt). Et häng em as 'n Säcksken üm't Liew (zu weite Kleidung). Wenn de bäiden in eenen Sack stopps un drup höis, treffs alltied 'n Richtigen (heftige Ablehnung)). Dou natten Sack! (Du Dummkopf, Bo). Den Sack feel van sölwen dr'af (der Hodensack der Lämmer nach dem Kastrieren, → afbinden, Büül). ne Sack van ne Käärl (grobe, plumpe Person). in (met) Sack un Pack (met Sack un Salt) ("mit Sack u" Pack., → Keggel 2). → Buck, Floh, Katte, Kuckuck, Öwwerdaod, Piepe, Salt, Saod, Sülte, Timpen, treffen, Zentner.
Zs.: Appel-, Arften-, Baali-, Bedde-, Bookwäiten-, Bulster-, Dick- , Driet-, Duudel-, Erpel-, Feern-, Flöit-, Foor-, Foot-, Fräät-, Geld-, Guaano-, Haagel-, Haawer-, Häcksel-, Hanf-, Höi-, Jammer-, Kaff-, Koffie-, Kaorn-, Kartolter-, Klaower-, Klewwern-, Kloot-, Knapp-, Kollen-, Kruup-, Linnen-, Lump-, Mähl-, Matten-, Miet-, Muuse-, Natt-, Pannassen-, Papier-, Plodden-, Plump-, Praot(e)-, Probaals-, Puck-, Putt-, Räise-, Roggen-, Rott- , Ruck-, Ruup-, Ruut-, Säi-, Salt(e)-, Sand-, Saod-, Schlacken-, Schlaop-, Schüür-, Stink-, Stroh-, Ssement-, Ssiepel-, Suup-, Trääd-, Treck-, Tuffel-, Tweehundertpund-, Waater-
Sackastie → Sackerstij
Sackbinder, -binner m. Sackbinder. → Hielkenmääker
Sackdook m'n. Taschentuch. → Knüpp-, Schnotter-, Taskendook
Sackdrääger m. Sackträger (Amt beim nachbarschaftlichen Dreschen: er trug Kornsäcke auf den Dachboden.)
sackdüüster (St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae) stockfinster. → pickedüüster
sacken 1 einen Sack füllen
sacken 2 sacken, sinken. en Stück Grund sacken laoten (Sand, Erde abgraben). Se häbbt den Käärl sacken laoten (beerdigt, begraben). De Sünne sackt (geht unter). • Wenn de Sünne sackt nao Westen, wödd't föör de Löien am besten ("Am Abend werden die Faulen fleißig", → Flucht 3, löi). → basten, Doodengrääwer, Hosse, Stadtlohn, verplacken.
Zs.: wegg-
Sackerstij, Sackastie f. Sakristei (mod.). → Garwkaamer
Sack-käätel, -kettel m. Absatzkessel, Kessel für den Kochherd
Sack-kaore f. Sackkarre (zum Transport von Korn- od. Mehlsäcken)
Sack-kniepe f. (St, Sü, We, Bor, Rae, Rh) Halterung für Säcke in der Mühle. → Sacktange
Sack-körwken (St, Sü, Bor, Rae) kleiner Vogelkorb zum Transportieren
Sacklinnen n. Sackleinen, grobes Leinen, Jute (z.B. für Mehlsäcke)
sacklinnen aus Sackleinen od. Jute. ne sacklinnene Schotte
Sack-loopen Sacklaufen, Sackhüpfen (Kinderspiel)
Sacknaodel, -naole f. Sacknadel, Packnadel zum Stopfen von Säcken
Sackschotte, -schötte f. Sackschürze, Arbeitsschürze aus Sackleinen (für Stall u. Garten). → Schloowe
Sacktange f. Halterung für Säcke in der Mühle. → Sack-kniepe
Sack-taske, -tasse f. Tasche aus Sackleinen (z.B. Arbeitstasche des Torfstechers, Butterbrottasche, Schultasche). → Botterramstaske, Schlackensack, Tien-ührken
Sacktimp(en) m. Sackzipfel. Doo ne Erpel in'n Sacktimpen, dann kaas den Sack bääter anpacken!
sackwiese sackweise. den Roggen sackwiese up'n Bönne dräägen
Safojen → Safroi
Safraon m. Safran (Gewürz u. Farbstoff für Kuchen)
safraongääl, -geel safrangelb
Safroi, Safroje (Rh, Bo); Safojen (St) m. Wirsingkohl (aus Savoyen). → Schlabberkabbes, Wirsing
Saft m. (Säfte; Säfteken) Saft. → schmoorn, Ssapp.
Zs.: Appelsienen-, Brümmelbääsen-, Hinnebääsen-, Jansbääsen-, Kassen-, Pudding-, Sünt-Jansbääsen-
Saftwaater n. Konzentrat aus Beeren (z.B. Himbeeren, Brombeeren) mit Wasser. Saftwaater is 'n leckeren Drank teggen den Dost. → Puddingsaft
säggen (säggt; sagg, saggen; säggt) sagen. Wat wiss daormet säggen? (Wie meinst du das). Ik kann de wat van säggen (Ich weiß Bescheid). Wat sa'k säggen! (Ich weiß nicht). Soss't nich säggen! (Was du nicht sagst, erstaunlich). Maggs't noch wall säggen! (Jawohl, stimmt, meist ärgerlich gesagt). Wat ik di noch säggen woll - (übrigens). to di gesäggt (im Vertrauen gesagt). Kann mi doch eene säggen, wat he will! (Ich bleibe bei meiner Meinung, glaube es nicht). Ih könnt mi säggen, wat ih willt, ik gao nao Bedde! Ik will jao nix säggt häbben, maor - (behutsame Kritik). Ik häbb mi säggen laoten (weiß vom Hörensagen). so as se säggt häbbt (wie man sagte). Dat was gaar nich usse Säggen (Das war nicht so gemeint). Dat säi (sägge) mon sicher! (Bekräftigung). Daor moss wat bi säggen! (Dabei muß man schimpfen od. fluchen, damit es klappt). He lött sik wat säggen (nimmt einen Rat, eine Lehre an). He lött sik nix säggen (macht, was er will). Ik sall di't wall säggen! (Zurechtweisung). Se könnt de nix mähr an säggen (Er gehorcht nicht). Se häff dat Säggen in Huuse (das Sagen, Regiment, → Regement). De häff nix te säggen (Er kann nicht mitbestimmen). Dat häff nix te säggen (Das besagt nichts). Wat dat te säggen häff, weet ik nich (was es bedeutet). Dat häff wat te säggen (Das ist schwierig). Et ha. wat te säggen, bes alle Blaagen uut't Bedde wann. (Es war anstrengend, viel Arbeit). De eerste Tied hadde dat so wat te säggen (Zuerst hatte es Schwierigkeiten gegeben). Se häbbt sik nix mähr te säggen (sind verfeindet). He sägg ook nix mähr (Er ist tot). Et häff wat te säggen met´n old Wiew te eggen, met me junge Däärne te schlichten, dann magg de Düüwel de Äide lichten (Spottvers). → Essel 1, glööwen, häbben, Müüre, nix, Peerdeköttel, saagen, so, teggen, Telegraafenmast, Waorhäid.
Zs.: dood-, gudd-, loss-, waor-
Säggenaamen m. Beiname, zusätzlicher Name, weder Vor- noch Zuname, mit dem jd. benannt wird
saibern, saibeln sabbeln, Speichel fließen lassen. → sabbern
Said- → Saiden-
Säidel n. (Säidels) Segel, gewölbte Plane zum Abdecken von Karre, Wagen. He häff't Säidel weer gudd vull hat (war betrunken). Se häbbt em under't Säidel uut'n Huuse haalt (mit dem Tuch zugedeckt, auf der Bahre; er ist gestorben). → Verdeck.
Zs.: Windmöllen-
Säidelkaore f. Planwagen, zweirädriger Wagen mit Segeltuchverdeck. → Doodenkaore, Säidelwaagen
Säidelwaage(n) m. Planwagen, mit Segeltuch bespannter Transportwagen (mit eisenbereiften Rädern, meist mit einem Pferd; hatte z.B. der Topfhändler; wurde auch als Leichenwagen benutzt). → Huuwekaore, Kutsk-, Plaan-, Pötte-, Saodwaagen, Stootkaore
Saiden (Vr, St, Sü). Saide (Rh). Said (Wes, Ot, Ge, We, Ra, Bor, Hei) m. (Saiden) Kniesense, Kurzsense zum Mähen von Korn (wurde mit der rechten Hand geführt, während die linke Hand das gemähte Getreide zusammenraffte). Man moch faake den Saiden naokieken, wenn he schlee was, moch'm haarn. met den Saiden in't Saod schlaon. → Sicht m.
Zs.: Bou-, Heed-, Plaggen-
Saiden- auch: Said-
Saidenbladd n. Klinge der Kniesense
Saidenhaaken, -haok(en) m. Mahdhaken, Haken zum Schärfen der Kniesense u. zum Ausrollen der Garben. → Strickhaaken
Saidenhubbel m. Eisenring am Unterende des Schaftes der Kniesense (zum Befestigen der Klinge am Stiel). → Aor 1
Saidenschnaod m. Schaft der Kniesense
Saidenstrick n. Mahdhaken. → Saidenhaaken
Säidook m'n. Sätuch, Saatbeutel. → Säischääpel, Saodlappen
säien. saien (Ge, Ra, We, Rae) säen; streuen. Kunst säien (Kunstdünger streuen). Säi Haawer, Gaste, Lien! (So wurde der Ruf des Pirols gedeutet). • Eerst säien, dann mäien (Erst arbeiten, wenn man etw. erreichen will). → döörloopen, dünne, Krüüs, leew, Lien, mäien, Roggen, wesseln
Säifatt n. Säkorb, Saatbeutel. → Säischääpel
Säigeld n. (St, Sü, We, Bor) "Sägeld", Hochzeitsbrauch: Dem Bräutigam wird das Säen beigebracht, er muß dafür Geld entrichten
Säihaawer m. Saathafer. → Saodhaawer
Säihüüwe f. Säkorb. → Säischääpel
saiken, saikern Wasser lassen. → miegen
Saikert m. wer Wasser läßt; unangenehme Person. → Miegert, Pisser
Säikorw m. Säkorb. → Säischääpel
Säiküümen, -küüwen n. Säkorb. → Säischääpel
Säilööpen; Säiloop (Ge) m. Säkorb. → Säischääpel
Säimaschien(e) f. Sämaschine
Säiroggen m., -rogge f. Saatroggen. → Saodroggen
Säisack m. Sätuch, Saatbeutel. → Saodlappen
Säisaod n. Saatgut, Saatgetreide (bes. Roggen) im Ggs. zu → Broodsaod
Säischääpel, -scheppel m. Säkorb, aus dem das Saatgut von Hand auf den Acker gesät wurde (aus Stroh geflochten, später aus Weißblech, der Körperform angepaßt, mit Tragegurt um den Nacken).De häe so´n Säischääpel Witt üm (hatte einen weißen Kragen um, war reich, modisch gekleidet). → Saodlappen
Säiße, Säiß f. (Säißen) Sense; eiserne Klinge der Sense. De Säiße hong bolle immer in'n Peerboom. • En jung Froumääs un ne scharpe Säiße dröffs nich uutlehnen, de kriggs dick weer (de eene kriss dick, de andere schlee weer) (bekommt man stumpf zurück, → Flinte). → Gröss-ieser, Saiden, Schwaaden.
Zs.: Däörnen-, Graawen-, Gröss-, Heed-, Plaggen-, Ströien-
Säißenbladd n. Klinge der Sense
Säißenboom m. Sensenstiel
Säißenhaamer m. Hammer zum Dengeln der Sense
Säißenhacke f. hakenförmiges Ende des Sensenblattes zum Befestigen am Schaft. → Hääkel
Säißenhoop m. Eisenring am Sensenschaft zum Befestigen der Klinge
Säißenhubbel m. Eisenring am Sensenschaft zum Befestigen der Klinge
Säißenkäärl, -kerl m. Hausierer, der mit Sensen handelte
Säißenkrücke f. unterer Griff am Sensenschaft
Säißenpatt 1 m. Fußspur des Mähers
Säißenpatt 2 m. (Vr, St, Sü, Ge, Ra) Schnitt der Sense, Dengelstreifen. → Haarpatt
Säißenrüggen m., -rügge f. Rücken der Sensenklinge (Begrenzung des Blattes u. Verstärkung gegenüber der Schneide)
Säißenschnedde f. Schnitt der Sense. → Säißenpatt 2
Säißenspitze f. spitzes Ende der Sensenklinge
Säißenstaff m. Sensenstiel
Säißenstell, -en m. Sensenstiel
Säißenstrick n. Wetzbrett, kurze Latte, beidseitig mit Schleifsand versehen, die an der Sense befestigt wird, damit sie schnell zum Schärfen der Schneide zur Hand ist. → Strick
Säi-ssiepel f. Zwiebelart, die ausgesät wird
Säitied f. Säzeit, Frühjahr. → Mäi
Sakrament n. (Sakramente) Sakrament. De Sakramente brengen (die Sterbesakramente austeilen, → versehen). doodmaaken aone Sakramente (schwarz schlachten, scherzh.)
salbern → salwern
Saldaot, Saldaoten- → Soldaot, Soldaoten-
Salm m. (Salme) (St, Sü, Ge, Bor, Rae, Rh, Bo) Lachs
Salpeeter m. Salpeter (Damit wurde die Wurst rot gefärbt.)
Salt; Solt (Wes, Ot, Ge, Bor) n. Salz, Kochsalz. De Buurn heelen dat Salt in steenene Pötte. Salt in de Pottebackerij (Industriesalz des Töpfers). Soss 'n Haasen gawwe lück Salt up'n Statt ströien (leggen) (zu Kindern, wenn sie den Osterhasen fangen wollen). Dao hä' ih met Salt an spoort (Das Essen ist nicht gut gewürzt). • He kümp met't Salt, wenn't Äi (wenn de Suppe) up is (Er kommt zu spät). Wat häbb ih lecker Salt, ik nemm mi noch 'n Äi (bei Tisch, Jux). • Wat Löö lährt man nich ährer kennen, bes at man ne Sack Salt demet gääten häff (lernt man erst nach vielen Jahren kennen). • De mött't äs eers ne Sack Salt metneene gääten häbben (um miteinander vertraut zu werden). De verdeent dat Salt nich in den Papp (in'n Pott) (1. Sie haben geringes Einkommen. 2. Sie taugen nichts). • Se gönnt sik 't Salt in'n Pott nich (mißgünstig). • Dat is't Salt in'n Pott nich (dat Salt in den Papp nich) (geringfügig, nicht die beste Lösung). • Ik häbb hier noch wat in't Salt liggen (habe hier noch etw. gut zu machen). Wenn 't Salt drööge wödd, giff't Fost (Frost, Wetterregel). He ligg in't Salt ("hat einen Kater", → Peckel). Dat ligg in´t Salt (Das wollen wir nicht weiter verfolgen). → Brünen, inmaaken, Laoge, Sack.
Zs.: Asken-, Botter-, Gewerbe-, Glauber-, Klaower-, Peckelsalt;
solt (Wes, Ot, Ge, Bor) salzig. Dat Ääten is te salt (versalzen). In de dicke Darme wodde Mett indaon, un dat wodde en bettken salter maakt (salziger). → kreggel
Salt- auch: Solt-
Salt-äi n. Solei
Saltdamp m. weißer Salz- od. Chlordampf beim Salzbrand in der Töpferei
Salteback m. Pökelfaß. → Flees-, Peckel-, Saltefatt
Salt(e)fatt n. 1. Pökelfaß. → Salteback.
2. Salztöpfchen, -napf. → Saltpöttken
Saltekaste(n) m. 1. Pökelfaß.
2. Kasten zum Aufbewahren von Salz
Salteküümen, -küüwen n. Pökelfaß
Saltelock n. Zugloch am Steinzeugbrennofen (meist drei Reihen mit verschließbaren Öffnungen). → Flammlock, toleggen
salten; solten (Wes, Ot, Ge, Bor) 1. salzen.
2. den Töpferofen absalzen. Ih mott salten, wenn ih Flamme häbbt, süss krieg ih't de gaar nich in.
Salt(e)sack m. Salzsack (bes. lose gewebter Jutesack; alte Salzsäcke wurden gern als Wischlappen genommen, z.B. zum Reinigen des Backofens.)
Salteschleew m. Salzlöffel des Steinzeugtöpfers zum Absalzen des Brennofens (ca. 2 m langer Holzstiel)
Saltfatt → Saltefatt
Saltetrogg m. Pökelfaß, Salztrog
Saltgurke f. Salzgurke. → Ssucker-, Suurgurke
Saltheering, -hääring m. Salzhering
Salthüüsken (Bo) Salzkasten
Saltkorn, -kurn n. Salzkorn
Saltlääpel, -leppel m. Schöpflöffel für Salz. → Saltschepper
Saltlappen m. in Salzwasser getränkter Lappen (gegen Halsschmerzen). → Hals-ümschlagg, Schmoltlappen, Schweetwulle
Saltlööpen m. Gefäß zum Aufbewahren von Salz
Saltpöttken Salztöpfchen, Salzschale aus Zinn
Saltsack → Saltesack
Saltschepper m. Schöpflöffel für Salz. → Saltlääpel
Saltwaater n. Salzwasser, Lake. → Peckel
Salwe f. (Salwen) Salbe. → instrieken.
Zs.: Brand-, Fett-, Oogen-, Quecksilwer-, Ssenk-
Sälwe f. (Sü, Rae, Rh, Bo) Wiesensalbei (wurde als Aufguß zum Gurgeln bei Halsentzündung od., in Milch gekocht, bei Zahn- u. Magenschmerzen gebraucht)
salwen salben
Sälwenblaa (Pl.) Blätter von Salbei (wurden gegen Zahnschmerzen gekaut)
Sälwenbuss, -busk m. Salbeistaude
Salwendöösken kleine Spanschachtel od. Blechdose für Salbe. → Blickdööse
Sälwenmelk f. Gartensalbei (Gewürzkraut)
Salwenpott m., -pöttken Salbentopf für Apotheken (aus Steinzeug, Glas, Porzellan, mit Abkantung zum Zubinden). → Dummenpöttken
Sälwentee m. Salbeitee (Heilmittel)
salwern, salbern (Ot, St, Sü, Bor, Hei, Rae) herumdoktern (z.B. eine Wunde mit verschiedenen Mitteln behandeln). → doktern.
Zs.: quack-
Sammelbüsse f. Dose für eine Geldsammlung
Sammelgeld n. gesammeltes Geld, Kollekte
sammeln sammeln, zusammentragen. → gaddern, lääsen
Sammet, Samt m. Samt. De könnt´t maaken, de gaot in Samt un Siede (sind reich). → sammten
Sammet- auch: Samt-
Sammetband n. Samtband
Sammethans(k)en, -haa(n)sken (Pl.) "Samthandschuhe", bes. in der Wendg. nich met Sammethaansken anpacken (nicht schonen u. vorsichtig umgehen mit). → Glasanten
Sammetkleed n. Samtkleid
Sammetmüske, -müsse f. Haube aus Samt
Samt, Samt- → Sammet, Sammet-
samten aus Samt. samten Tüüg (Samtstoff). → Sammet
Sand m'n. 1. Sand. witten Sand (feiner weißer Streusand für Holzfußböden, → Köckensand). Sand in de Köcken sträien (war Arbeit am Samstag). Dat Sand häbb wi van'n Bülten haalt. den Kopp in'n Sand stääken (den Kopf in den Sand stecken, nicht sehen wollen).
2. Sandgebiet im Westmünsterland, im Ggs. zu → Kläi. Se kümp van'n Sand (aus dem Sandgebiet). • Van'n Sand nao'n Kläi, dat is as dräi (dree), van'n Kläi nao'n Sand, dat is ne Schand. • Van´n Kläi up´n Sand, dat is ne groote Schand. (Ins Kleigebiet zu heiraten ist eine dreifache Verbesserung, ins Sandgebiet eine starke Verschlechterung). Van´n Sand up´n Kläi, dat is´n groot Geschräi (wegen der Herkunft der Braut). → Been, Buurndeerne, Fläägel, Flasterer, fraasken, Land, schüürn.
Zs.: Aor-, Bült-, Driew-, Feld-, Flugg-, Grind-, Jach-, Kanickel-, Kanienen-, Kies-, Köcken-, Kruul-, Mahl-, Messel-, Möll-, Müür-, Riesel-, Schmeer-, Schüür-, Schwemm-, Sinkel-, Spöll-, Ssucker-, Ströi-, Stuuw-, Süü-, Well-, witt
Sandbülte(n) m. Sandhügel. Et is ne schieren Sandbülten, daor wöss nix up (unfruchtbarer Sandboden).
Sandbuur m. 1. Bewohner des Sandgebietes im Westmünsterland.
2. Bauer, der Sand verkauft (Sand wurde als Maurersand od. Küchenstreusand verkauft). → Braombuur, Köcken-, Ströisand, Sand, Sändker, sändsk
sänderig, sännerig sandig; körnig. Up sänderige Grund häbb wi schwatten Haawer anebout. sänderigen Lehm (sandhaltiger Lehmboden)
Sandgrund m. Sandboden
Sandhaase(n) m. "Sandhase", Angehöriger des Infanterieregiments (scherzh.), bes. in Ortsneckereien. → Alstätte, Berg, Dömern, Heiden, Lowick, Lünten, Marbeck, Vreden, Weseke
Sandhoop m. Sandhaufen
sandig, sannig sandig. → sänderig
Sandkaore f. Schubkarre zum Transportieren von Sand
Sandkaorn, -kurn n. Sandkorn
Sändker m. Bewohner des Sandgebietes im Westmünsterland. Wenn ne Sändker up'n Kläi kamm, dat verdroog sik nich. → Sand, Sandbuur, sändsk
Sandkoliek f. Kolik bei Pferden durch sandhaltiges Futter. Peerde kreegen in de kahle Wäiden faake ne Sandkoliek. → Peerdekoliek
Sandkuhle f. Sandloch
Sandlaoge f. Sandschicht (in den Feuerkanälen des Brennofens)
Sandlock n. Sandkuhle, -grube; Vertiefung im Sand
Sandlööper, -looper m. (Wes, St, Sü, Ge, Bor, Rae, Bo) Sanduhr, Eieruhr
Sandmänneken Sandmännchen
Sandpapier, -pepier n. Sandpapier, Schmirgelpapier. → Schüürpapier
Sandpatt m., -pättken kleiner Sandweg
Sandplatt n. Plattdeutsch des Sandgebietes (Westmünsterland). → Kläiplatt
Sandrewwel m. aufgewehte Sanddüne
Sandrüüter m. dreckiges od. lebhaftes Kind (bes. Junge). Wuss ne Sandrüüter weern? (zu tobendem Kind).
Sandsack m. Sack mit Sand
Sandseepe f. Seifenersatz, grobe Seife (im Krieg, Notbehelf)
sänds(k) vom Sandgebiet stammend. dat sändske Platt (Plattdeutsch des Sandgebietes). → kläisk
Sandsteen m. Sandstein, Naturstein (wurde als Schleifstein benutzt). De Äxe dee wi scharp maaken up'n Sandsteen. → Bentheim, Natuur-, Schliepsteen.
Zs.: Baumberger, Kalk-
Sand-ssucker m. Zucker mit Zimt gemischt (für Reisbrei). → dicken Ries
Sand-ströien, -sträien (Vr, St, Sü) Hochzeitsbrauch in der Stadt: Vor der Hochzeit wurde der Weg vom Brauthaus bis zur Kirche mit weißem Sand bestreut.
Sand-uhr f. Sanduhr. → Sandlööper
Sandwegg m. Sandweg, nicht befestigter Weg, Feldweg
Sang m. Gesang.
Zs.: Voggel-
Sänger m. Sänger.
Zs.: Koor-, Vöör-
sännerig, sannig → sänderig, sandig
Säöbel, Säöbel-, säöbel- → Sääbel, Sääbel-, sääbel-
's Aobends → Aobend
Saod n. Samen, Samenkorn, Saatgut; Korn, Getreide. In't Fröhjaor wodden Potteknollen satt, üm Saod devan te trecken (Pflanzrüben, um Samen zu gewinnen). • Wenn se 't Saod män in'n Sack hadden! (Wenn sie es nur geschafft hatten; um Aufräumen z.B. kümmerten sie sich nicht mehr). • Ook old Saod geht noch up (wenn ein älterer Mann mit einer jungen Frau Kinder hat). → Grund, Öwwerdaod, Potteknolle, Spint 1, verlöcht.
Zs.: Bloomen-, Bookwäiten-, Braan-nettel-, Brood-, Dänn-appel-, Deputaat-, Gröss-, Haawer-, Höi-, Howwe-, Klaower-, Knoll-, Lien-, Maon-, Meng-, Molter-, Moster-, Näinaodel-, Nettel-, Ollie-, Raab- , Rööwen-, Runkel-, Ruut-, Schääpel-, Säi-, Spint-, Spörrie-, Untüüg-, Vull-, Winter-, Wottel-
Saod-äide, -ääg(e)de f. leichte Egge mit kurzen Zinken zum Einarbeiten des Saatgutes (im Ggs. zu → Ruut-äide)
Saod-arfte, -erfte f. Saaterbse
Saodbarg, -berg m. Haufen von ungedroschenem Roggen od. Hafer. → Saodkappe
Saodbohne f. Saatbohne
Saodbönne m. Trockenraum für das gedroschene Korn; Vorratskammer für Korn auf dem Dachboden
Saodboom m. 1. vereinzelter Baum zum Aufforsten eines geschlossenen Waldes.
2. samentragender Baum.
3. Rundholz auf dem beladenen Erntewagen (Bor). → Wessboom
saodbouen den Acker zur Saat pflügen, tief pflügen. → kuhlbouen
säöden den überreifen Samen fallen lassen. → höideln
Saod-er(ap)pel m. Pflanzkartoffel
Saod-eske, -esse f. Saatesche, weibl. Esche (ist bes. zäh, wird für elastische Teile verwendet, erkennbar an der weißen Farbe). Et giff Saod-esken, de bünt tao, nett as ne Frou.
Saodfatte f. (St, Sü, Bor, Rae, Rh) Kornscheune
Saodfink m. (St, Sü, We, Bor, Hei, Rae, Rh) Hänfling, Buchfink
Saodg(e)räi n. Saatgut (alles zusammen)
Saodhaawer m. Saathafer. → Säihaawer
Saodhoop m. 1. Haufen von ungedroschenem Getreide auf dem Feld.
2. Einlagerung von Saatgetreide. .n Saodhoop setten. → Fieme, Miete
Saodhüüwe f. Saatgutbehälter (aus Stroh geflochten). → Kaorn-, Saodroof
säödig, säöig von Getreide: gut in Ähren stehend. De Rogge is säöig (wirft viel Korn ab). Wenn't säödig is, dann spöiten dat Saod dr'uut (dann spritzen die Körner beim Dreschen). Voggelfoot un Luusemelde, dat is säödig Kruut.
Säödinge, Säödlinge f. Sämereien; Saatgut für Garten- u. Feldgewächse
Saodkaamer f. Kornspeicher, Raum auf dem Dachboden, wo das Korn gelagert wurde. → Saodbönne
Saodkaorn, -kurn n. Saatgetreide
Saodkappe f. Stapel von ungedroschenem Roggen od. Hafer (in luftdurchlässiger, in der Höhe verstellbarer Überdachung mit einem Mittel- od. vier Eckpfosten). → Haawer-, Kappbarg
Saodkidde f. Reihe von ungedroschenen Getreidegarben
Saodkiste f. Kornkiste
Saodkräie f. Saatkrähe, Nebelkrähe
Saodlaaken n. großes Tuch für Saatgut (kam unter die Windfege, → Kaffmölle)
Saodland n. Ackerland für Getreide; saatfertiger Acker
Saodlapp(en) m. Sätuch, Saatbeutel (alt). → Säischääpel
Saodledder, -lier(e) f. leiterartiges Seitenstück des Erntewagens (paarig). → Bouwaagen-, Höiledder
Säödlinge → Säödinge
Saodlööpen, Saodloop m. Säkorb für die Handaussaat. → Säischääpel
Saodmölle f. Kornreinigungsmaschine, Windfege. → Kaffmölle, Saodwanne
Saodpanne f. Kornschaufel, Getreideschaufel (früher aus Holz)
Saodploog m. Pflug, mit dem der Acker zur Saat gepflügt wird
saodplöögen Acker zur Saat pflügen, tief pflügen. → kuhl-, saodbouen
Saodroggen m., -rogge f. Saatroggen (bes. guter Roggen). → Säiroggen
Saodroof n. (Vr, Ge, Rae) Saatgutbehälter (aus Stroh geflochten) (alt). → Saodhüüwe
Saodrööwe, -be f. Samenrübe
Saodsack m. Sack mit Saatgut
Saodschoofel f. Getreideschaufel
Saodschoppe f. (Rh) Kornscheune
Saodschääpel, -scheppel m. Säkorb. → Säischääpel
Saodschüppe f. Kornschaufel
Saodsewwe n. Sieb für Getreide
Saodsolder, -soller m. Vorratsraum für Korn auf dem Dachboden. → Saodbönne
Saodspieker m'n. Kornspeicher, Kornvorratskammer
Saodspint n. Hohlmaß für Korn (1/4 Scheffel). Se häff 't heele Saodspint loss (tiefes Dekollete, → Schääpelsäi).
Saodwaage(n) m. Leiterwagen, Erntewagen. De Lieken häbbt se met'n Saodwaagen föhrt. → Dooden-, Säidelkaore, Säidelwaagen
Saodwäite(n) m. Saatweizen
Saodwanne f. flacher geflochtener, einseitig offener Korb mit zwei großen Griffen, zum Reinigen des mit dem Flegel gedroschenen Getreides (Es wurde gegen den Wind hochgeworfen, das Korn fiel zurück in den Korb, die Spreu wurde fortgeweht od. mit einem Gänseflügel zusammengefegt). → Kaff 1, naowannen, Wanne
säöig → säödig
saor. suur (Ot, Bor, Rh, Bo) dürr, verdorrt, vertrocknet; morsch. saor Gröss (dürres Gras). saor Holt (morsches, faules Holz). Dat Toog is saor. De saoren Bööme kommt dr'uut (beim Durchforsten). De Underdrückten un de Saoren, dat was Brandholt föör de Pottebäckers (Unterholz u. morsches Holz des Kiefernbestandes dienten als Feuerholz des Töpferofens). Alles wat saor is, alles wat ritt, alles wat nao binnen wäss, dat mutt wegg (Regel für den Baumbeschnitt). → Tackhaaken.
Zs.: topp-
Säör-, säör- "quengeln" → Ssäör-, ssäör-
säörlik. süürlik (Rh, Bo) ausgetrocknet
säörn. süürn (Rh, Bo) verdorren; trocknen
säörn "quengeln". → ssäörn
Saoterdagg, Saotragg m. Samstag, Sonnabend (Tag, an dem wichtige Putzarbeiten in Haus u. Hof erledigt werden mußten). Den Diss wodde alle Saotragg met Sand schüürt. Saoterdagg vöör Paosken (Karsamstag). → Frij-, Lewwer-, Mäidagg
saoterdaggs samstags. Wi mochen saoterdaggs dat Sträötken schrubben un den Hoff harken. → Stuuten
Saotragg → Saoterdagg
Sapp-, sappig, sappken → Ssapp-, ssappig, ssappken
Sapps → Sopps
Sarg n. (Särge) Sarg (mod.). → Doodenkiste, Kissfatt. → Palmstruuk.
Zs.: Kinder-
Sargdeckel m. Sargdeckel
Sargnäägel, -naagel m. Sargnagel. Dat is mien Sargnäägel (Das ärgert mich sehr).
Sasse f. (Sassen) Lager des Hasen. → Lääger n., Pott.
Zs.: Haasen-
satt 1. satt, gesättigt. Ik ben satt (Ik bün gudd satt wodden) (Ich habe genug gegessen, bei Tisch). De armen Löö häbbt nich alle satt kreggen (satt hat) (konnten sich nicht alle satt essen). Dat Gemöös was to't Satt-ääten daor, van de Wost gaff't blooß 'n Enneken van (Mittagessen früher). De Blaagen wodden bi Visieten satt eküürt (Die Mutter sagte, daß die Kinder nichts mehr nehmen möchten). Waor fiewe bünt, wödd dat sesste ook noch satt (das sechste Kind). Satt is satt, un wenn't ook van Brood un kold Waater is (Satt is satt, un dann is't Ääten daone, St) (Man soll anspruchslos sein). Wenn de Koh satt is, legg se sik daale.* Wenn de Schwiene satt bünt, schmiet´t se den Sump ümme.*
2. betrunken. satt as ne Uule (grob, → donne).
3. reichlich, genug. De häbbt alls satt un genugg. Dat is satt un genugg (Das reicht, beim Anbieten). De Hohner kreegen äs satt, wenn de daosket wodde (bekamen reichlich, → Bruudlachte). •• Bääter eenen Dagg satt, as alle Daage wat (bei Festen). He häff Geld satt (viel Geld). Dat bün ik satt (Das bin ich leid). → Apptiet, behelpen, Gaobel, Kind, knappen, Kooken, lecken 1, up.
Zs.: bastens-, bölke-, öwwer-, papp-, pigge-
Sattel m'n. (Sattels) Sattel.
Zs.: Achter-, Fietsen-, Peerde-, Ried-
Satteldääke, -decke f. Satteldecke, Decke unter dem Reitsattel
Satteldack n. Satteldach
sattelfast(e) sattelfest
Sattelkaamer f. Sattelkammer. → Geschirrkaamer
Sattelküssen n. Sattelkissen
satteln satteln. → schirrn
Sattelreemen m. Sattelriemen
Satteltaske, -tasse f. Satteltasche
Satteltüüg n. Sattelzeug
Sattler m. Sattelmacher; Polsterer
Sattlertange f. Zange des Sattlers, Polsterers
Satz m. (Sätze) 1. Satz, Sprung. De Katte häff ne Satz maakt.
2. Fehler, Dummheit; Streich. Daor häff he ne Satz maakt. → Puudel.
Zs.: Vöör-
Sau f. Sau; schmutzige Person. → Sogge.
Zs.: Pott-
Sau-eggel m. unsaubere Person
sau-eggeln schmutzig reden, zoten
Sauße, Saußen- → Sooße, Sooßen-
Saustengel m. unsaubere Person
Schaa → Schaaden
Schaabe, Schaabe-, schaaben → Schaawe, Schaawe-, schaawen
Schaabernack m. Schabernack. Se häbt em ne Schaabernack spöllt.
Schaa(de) → Schaaden
schaade schade, leider. → Buuk, jammer
Schaaden, Schaade, Schaan, Schaa m. Schaden; Verlust, finanzielle Einbuße. Den eersten Schaan is 'n besten (mit mißlungener Arbeit schnell aufhören, nicht weiter investieren). te Schaa kommen (Schaden erleiden; verunglücken). Wi häbbt noch duusend Mark Schaaden hat, us is ne Starke kaputtgaone (Wir haben 1000 Mark verloren). Daor häbb wi völle Schaan an eledden (up eledden) (großen Verlust gehabt). Monks mott'm ook van'n Schaa lääwen (Schlechtes in Kauf nehmen, um ein anderes Mal Gewinn zu machen). Ih mött't uh 'n Schaaden äs weer uphaalen ('n Schaaden weehhaalen) (Abschiedsgruß nach einem Besuch, → Koffie). Dat häbbt se in Schaan gebben (aufs Spiel gesetzt). • Well den Schaaden häff, bruukt föör den Spott nich te sorgen.
schaaden, schaan schaden. Dat kann nich schaaden! Dat schaadt em nix! (Das gönne ich ihm, schadenfroh). Wat di gudd dööt, kann mi nich schaaden. Bääden kann nich schaaden. → batten
Schaakel m. (Schaakels) Verbindung von Kettengliedern, bewegliches drehbares Kettenglied. → Dräiwarf f., Ledde, Waabel, Warf f.
Zs.: Ketten-, Nood-
Schaakelklamme(r) f. Kettenglied zum Öffnen. → Ketten-, Noodschaakel
schaakeln verhaken od. verstellen (von Ketten)
Schaakelpinn m. Stift zum Sichern des Schubriegels
Schaal m. (Schaals) Halstuch, Schal.
Zs.: Long-, Wull-
schääl, scheel schief. scheel un scheew (ganz schief). schääl kieken (schielen). ne schääle Frou (schielende Frau). well so schääl öwwer de Wääge kick (wer so über die Zäune schielt, wer neidisch blickt). → Armood, Deckel, Haamer, Klaaben.
Zs.: wind-
Schääl- auch: Scheel-
Schaalbredd n. Schalbrett beim Mauern mit Beton. Den Bodden wodde met Schaalbrää beleggt to't Loopen. → Kellerfluure
Schaaldook m'n. Halstuch
Schääle, Scheele f. (Schäälen) Scheitel. He treckt sik de Scheele lieke öwwer'n Kopp.
Schaalenkartuffel f. (Vr, St,) Pellkartoffel. → Pell-erappel
schäälen, scheelen schielen. → schääl
Schaalhaamer m. Hammer des Maurers für die Verschalung (bei der Betonarbeit). → Bill-, Latt-, Messler-, Pickhaamer
Schäälke, Schellke f. (Schäälken) Aufschiebling an der Dachtraufe (kurze zusätzliche Dachsparre an der Traufseite des Hauses; wurde schräg angenagelt, damit die letzten Dachziegel an der Traufe weiter überstehen u. die Mauer nicht vernäßt). → upschäälken.
Zs.: Af-, Up-
schäälken, schellken anlaschen, anstücken (bes. von Hölzern). De Footfette is schäälkt (besteht aus zwei aneinandergefügten Teilen).
Schäälkieker(t) m. wer schielt
Schääl-ooge n. 1. schielendes Auge.
2. wer schielt
Schäälploog m. Pflug zum flachen Pflügen. → Ploogschääler
Schaam f. Scham. → Schaamte
Schäämel m. (Schäämels; Schäämelken) 1. Schemel, Hocker, Stuhl ohne Lehne; schemelartiges Gestell. De Bödde stonn up'n Schäämel (Gestell für den Waschbottich). → Schraagen, Waskebuck.
2. Wagenschemel am vorderen Ackerwagen. den Schäämel, waor de Rungen in loopt (Querstück über der Wagenachse). → Ächterstell, Arm, Schredden, Wendebrügge.
Zs.: Achter-, Dräi-, Foot-, Under-, Vöör-, Waske-
Schäämelbredd n. Brett über dem Wagenschemel (liegt über dem Achsenklotz, darauf liegt der Drehschemel). → Assenkloss, Dräikranz
Schäämelmaote f. Abmessung des Wagenschemels (in Zoll gemessen). Schäämelmaote was dree Foot acht (drei Fuß, acht Zoll).
Schäämelplatte f. Unterlegscheibe auf dem Eisendorn im Wagenschemel (Die Scheiben ermöglichen das Drehen des Vorderwagens.)
Schäämelstock m. Eisendorn, der den Wagenschemel u. Wagenaufbau mit dem Achsenklotz verbindet, mit dem der Vorderwagen gedreht werden kann
schaamen, sik sich schämen; sich genieren. Wi mött't us wat schaamen! Et schaamt sik, wu ih uutseht (Man muß sich schämen, wie ihr ausseht). Schaams di nich? (Entgegnung:) Wat sa'k mi schaamen, ik häbb ja 'n Hemd an (Wortspiel). Wat sa'k mi schaamen, daor häbb'ke noch nooit wat föör kreggen. Ik häbb daor wat maakt, owwer schaamen doo'k mi deswäägen nich! Ih bruukt uh vöör de Gesundhäid nich te schaamen. • Arbäiden schaamt kinn Määske. → Ooge
schaamhaftig schamhaftig, verschämt. → scheneerlik.
Zs.: un-
schäämlik (Bor, Bo) schändlich. Wat en schäämlik Doon! (Man soll sich schämen).
Schaamte; Schäämte (Vr) f. 1. Ehrgefühl, Scham, Scheu. He häff nix kinn Schaamte (schämt sich nicht, ist schamlos).
2. Geschlechtsteil. He häff de Schäämte nich bedeckt. → Gemäckte, Geschaamte
Schaan, schaan → Schaaden, schaaden
Schaa(n)ße. Schai(n)ße (St, Sü, Ge, We). Schanze (Bor, Hei, Rae, Rh) f. (Schaanßen) Reisigbündel als Brennholz (auch mit 1 m langen armdicken Knüppeln, bes. für Töpfer u. Bäcker). Schaanßen binden (Reisigbündel fertigen). → Buuske
schaa(n)ßen. schai(n)ßen (St, Sü, Ge, We). schanzen (Bor, Hei, Rae, Rh) Reisigbündel fertigen. → buusken, kribben
Schaa(n)ßen- auch: Schai(n)ßen-, Schanzen-
Schaa(n)ßenbinder, -binner m. (We, Bor, Hei, Rae) wer Reisigbündel fertigt
Schaa(n)ßenbuck (We, Bor, Hei, Rae); Schanzbuck (Rh) m. Gestell zum Zerkleinern u. Binden von Reisigholz für die Reisigbündelfertigung. → Buusken-, Houbuck
Schaa(n)ßenhiep(e) f. (We, Bor, Hei, Rae, Rh) Hackmesser zum Anfertigen von Reisigbündeln
Schaa(n)ß(en)holt n. (We, Bor, Hei, Rae, Rh) Reisigholz. → Schlaggholt
Schaa(n)ß(en)hoop m. (Bor, Hei, Rae, Rh) Haufen von Reisigbündeln. → Buuskenhoop
Schaa(n)ßenknüppel, -klüppel m. (Bor, Hei, Rae, Rh) dicker Knüppel im Reisigbündel
Schaa(n)ßenries, -er n. (Bor, Hei, Rae, Rh) Zweig, Reis für Reisigbündel
Schaa(n)ßenseel n. (Bor, Hei, Rae) Seil zum Einbinden der Reisigbündel. → Wedde
Schaa(n)ßholt, -hoop → Schaanßenholt, -hoop
Schääpel. Scheppel (Wes, Ot, Ge, We, Ra, Bor, Hei) m. (Schääpels) Scheffel, Hohl-, Kornmaß. Ne Schääpel Roggen wann. veertig Pund (vor Einführung der preußischen Einheitsmaße). → blind, Pedde.
Zs.: Halw-, Kollen-, Saod-
Schääpel-, schääpel- auch: Scheppel-, scheppel-
Schääpelsäi, Schääpelgesäi, Schääpsgesäi n. Scheffelsaat, Fläche, die mit einem Scheffel Getreide besät wurde (unterschiedliche Ackermaße von 850, 1000, 1200 od. 1400 Quadratmetern). Veer Spint wann. een Schääpelsäi. De häff dree Schääpelsäi blood up'n Puckel (tiefes Dekollete, → Saodspint). → Moltersaod, Morgen, nij, old, Roode 2, Spint 1
Schääpelsaod n. (Rh, Bo) Scheffelsaat (Ackermaß)
Schääpelsmaote f. Scheffel, hölzernes Scheffelmaß
schääpelwiese scheffelweise; reichlich. Se koopt den Roggen schääpelwiese. He schmitt den Schlacken schääpelwiese up't Land. → riewe, zentnerwiese
Schääpsgesäi → Schääpelsäi
Schaar n. (Schaars) Pflugschneide, Pflugschar.
Zs.: Dree-, Ploog-, Spitz-, Twee-, Veer-, Vöör-
Schäär-, Schääre, Schäären-, schäärn → Scheer-, Scheere, Scheeren- , scheern
Schaaskebais m. (St, Sü, Ge, Ra) Gasthaus, Wirtschaft
Schaasken; Schaatsken (St, Ge, We, Ra, Hei). Schaaßels (Rae, Rh, Bo). Schassel (Bo) (Pl.) Schlittschuhe.
Zs.: Freeske
schaasken 1; schaatsken (Ge, We, Ra, Hei). schaaßeln (Rae, Rh, Bo) Schlittschuhlaufen
schaasken 2 (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Ra, We, Bor, Rh) bummeln, nichts tun; saufen, in Saus u. Braus leben; hausieren, handeln
Schaasken-jaagen (Vr). Schaatsen-jaagen (Ge, We, Ra, Hei).
Schaaßels-jaagen (Rh, Bo). Schaaßeln-jaagen (Rae) Schlittschuhlaufen
Schaaße → Schaanße
schaaßeln → schaasken 1
Schaaßels → Schaasken
schaaßen, Schaaßen- → schaanßen, Schaanßen-
schaatersken schimpfen, keifen. → schaffuutern, schnäätern
Schaatsken, schaatsken, Schaatsken-jaagen → Schaasken, schaasken 1, Schaasken-jaagen
Schaawe, Schaabe f. (Schaawen) 1. Hobel. → Hoobel.
2. Kohlhobel, Krauthobel.
Zs.: Buuskohl-, Frudde-, Kabbes-, Kruud-, Ruffel-, Schwalwenstatt-
Schaawe- auch: Schaabe-
Schaaw(e)bank(e) f. Hobelbank. → Hoobelbanke
Schaawekrüllen (Pl.) Hobelspäne
Schaawemess, -er n. Hobelmesser; Messer zum Schaben
schaawen, schaaben schaben
Schaawsel n. Zusammengeschabtes. → Schraapsel
Schabbat → Sabbes
Schabbe → Schabben
Schabbelünter m. (Wes, Ot, St, Sü, Hei) unansehnliche, schlecht gekleidete Person; Bösewicht, Schuft
Schabben, Schabbe, Schappe m. (Vr, St, Sü, Ge) Händler, Pferdehändler, in Ortsneckereien. → Wessum, Wüllen
Schabbes → Sabbes
schäbbig häßlich, unansehnlich, unschön. Wat ne schäbbige Deerne! He häff ne schäbbige Lache (häßliche Art zu lachen). Wottelgemöös find ik schäbbig (mag ich nicht). He häff mi schäbbig betrocken (gemein betrogen). → kurant, lellk
Schäbbigkäit f. Häßlichkeit. → Lelligkäit
Schabellen(s)kopp, Schabillenkopp m. (Wes, Ot, Vr, Bor) 1. Maske bei der Fastnacht.
2. häßliche, unansehnliche Person
Schabloone f. Schablone, Muster (z.B. des Anstreichers). → vöörteeknen
schablooneern schablonieren, mit Schablone anstreichen. Met dick Papier met Ollie tränkt deen we ganze Wände schabloneern (Malertechnik: In Öl getränktes Papier wird als Schablone benutzt, Wandfarbe darüber gerollt).
Schabloonenrulle f. Schablonenrolle (Anstreicherwerkzeug)
Schaboo m., Schab´ö´öken (St, Sü, Ge, Bor, Rae, Rh, Bo) Jabot (geklöppelte od. gehäkelte Spitzenkrause als Halsschmuck für Damenkleidung u. für Ärmel, Manschetten)
Schabracke f. (Schabracken) 1. altes, baufälliges Haus. → Braake 2, Kafeete.
2. verschlissener od. klappernder Gegenstand (bes. aus Stoff, z.B. alte Gardine, Satteldecke, alter Rock; Rolläden).
3. abgemagertes, abgearbeitetes Pferd. → Kracke 2.
4. alte Frau, die schlecht zu Fuß ist
schachern (nicht ganz ehrlich) handeln, tauschen, kleine Tauschgeschäfte machen. → kungeln
Schach(t) → Schaft
Schachtel f. (Schachteln; Schächtelken) Schachtel (bes. Hauben- u. Hutschachtel). → Dööse.
Zs.: Hood-, Müsken-
schächten koscher schlachten (nach jüdischer Art, ohne Betäubung). → kooscher
Schadden, Schadde m. (Schadden) Torfschicht unter dem Bewuchs; Torfsode mit Heide, Gras u. Wurzelwerk (wurde in den Hochmoorresten gestochen, getrocknet u. als Brennvorrat am Hof aufgestapelt; bes. zum Anmachen des Herdfeuers; geringer Heizwert). Schadden stääken. • He häff de Schadden up'n (in'n) Dröögen ("hat sein Schäfchen im Trockenen", → Schaop). → Blöötling, Heedhacke, Plagge, Sudde 1.
Zs.: Deck-, Eerd-, Torf-
schädden → schännen
Schadden-aske, -asse f. Asche von Torfsoden (sandhaltig; darin wurden Kartoffeln gegart)
Schaddenbahn(e) f. schmale, den Höfen zugeteilte Parzelle im Moorgebiet zum Stechen von Torfsoden
Schaddenkolle f. Torfkohle
Schaddenkuhle f. (Wes, Vr, St) Torfkuhle
Schaddenspaan, -spaon m. dreieckiger Spaten mit langem Stiel zum Torfstechen. → Feldtorf-, Torfspaan
schäddern schrill schreien; schimpfen. → schännen
Schaff n. (Schäffe; Schäffken) (Vr, St, Bor, Hei) Bottich, hölzernes Gefäß mit einer als Handgriff verlängerten Daube. → Lööpen
schaffechtern (Rh) laut reden, diskutieren; schimpfen. → schaffuutern
schaffen schaffen, leisten, bewältigen. He is fain haruut, he häff't schafft (Er ist gestorben). sik te schaffen maaken (sich betätigen, beschäftigen mit).
Zs.: wegg-
schaffielen herumlungern; begehrlich zuschauen; auskundschaften. De Reckels schaffielt hier üm'n Huuse hen (sind läufig). De schaffielt hier üm de Hööke. De Froulöö könnt dat Schaffielen üm de Pötte nich gudd häbben.
Schaffielert m. wer herumlungert, etw. auskundschaftet (wo ein Vorteil zu bekommen ist)
schaffken, schäffken 1. bellen, kläffen (von jagendem Hund).
2. schimpfen. schäffken un blecken. → jaffken, schappken
Schäffkert m. Kläffer, kleiner Hund, der viel bellt. → Kläffert
Schaff´ö´ör → Schufföör
schaff´ü´ütern, schaffuttern; schaffuutersken (St) schimpfen, ausschimpfen; ärgern, zanken; keifen. De häff mi't Gatt düftig vull schaffuttert. → kastijen, schaatersken, schandaalen
Schaft, Schacht, Schach m. (Schäfte) 1. Stange, Stock. De Buusken wodden met ne langen Schaft in de Piepen schowwen (in die Flammkanäle des Töpferofens).
2. Schaft, Griffteil (z.B. am Gewehr, am Stiefel). Den Schohmääker moch den Schaft up de Klumpstewwel upstiften.
3. männl. Glied bei Tieren. → uutschachten.
Zs.: Stewwel-
Schäi → Scheede
Schäid → Scheed
Schäide → Scheede
schäiden, schäin (schäidt; scheed, scheeden; scheeden) trennen, scheiden. He kann sik de gudd van schäiden (vom Geld; er ist verschwenderisch). De häbbt sik schäiden laoten. → af, Büül
Schai(n)ße, schai(n)ßen, Schai(n)ßen- → Schaanße, schaanßen, Schaanßen-
Schakonett m. Jaconet, feinfädige Stoffart, Wollstoff (bes. als Futterstoff für Taschen u. Hüte)
Schall m. Schall, Geräusch
schall (St, Ge) von der Luft: kalt u. trocken. Bi schalle Lucht wädd de Hande spröö (spröde).
Schallamorski m. Apfelsorte "Scharlamorski". → Ossen-äärs
Schällbäitel, -bäidel m. Werkzeug mit halbkreisförmiger Schneide zum Abschälen der Baumrinde (bes. der Eichenrinde für die Gewinnung von Eichenlohe). → Blässbäitel, Eekschäller, Lohmess
Schällbiele f. Beil zum Schälen der Baumrinde. → Schällbäitel
Schälle f. (Schällen) Schale (von Kartoffeln, Obst, Nüssen); Rinde. met Schälle un Kroose (alles zusammen, → Rapp, Schuud, Stell m.).
Zs.: Appel-, Erpel-, Nötten-, Peern-, Tuffel-, Wallnötten-
Schäll-eeke f. junge Eiche, aus deren Rinde Lohe gewonnen wird. → Eek, Telge
Schällegaste f. Graupen (geschälte Gerste). → Kalwertande, Pellegaste
Schällegastensuppe f. Graupensuppe. → Gastensuppe
Schällholt n. entrindetes Knüppelholz. → Anmaaksholt, Buuskenholt
schällen 1. schälen; entrinden. geschällte Stipp-erpel (Salzkartoffeln). → plaaten, vertällen.
2. flach pflügen. → braoken.
Zs.: Eek-, Loh-
Schäller m., Schällerken Schälmesser (bes. für Kartoffeln).
Zs.: Eek-, Erpel-, Loh-, Tuffel-
Schällholt n. abgeschältes Eichenholz (wurde im Herdfeuer z.B. zum Erhitzen von Milch benutzt; es entsteht kein Rauch.)
Schäll-ieser, -n n. Schäleisen, Werkzeug zum Abschälen der Baumrinde. → Schällbäitel
Schällknüppel, -klüppel m. abgeschälter Holzknüppel (wurde zusammen mit Reisigbündeln als Brennholz verwendet)
Schällkorw m., -körwken kleiner flacher Korb zum Schälen von Kartoffeln. → Schällschüüte
Schall-lock n. 1. Loch in der Wand, durch das man sehen u. rufen kann.
2. Gitterfenster im Kirchturm, aus dem der Glockenschall heraustreten kann
Schällmess, -er n. Kartoffelschälmesser, Küchenmesser (mußte scharf sein: Kartoffeln mußten sehr dünn geschält werden). dat Schällmessken up de Trappe strieken (wetzen). → Pitterken
Schällschüppe f. Schäleisen, Werkzeug mit gerader Schneide zum Schälen von Baumrinde. → Schällbäitel
Schällschüüte f. Kartoffelschälkorb (aus Korbweiden geflochten, klein, flach, ohne Bügel, für Kartoffeln u. Schalen). → Erpel-, Weddenschüüte
Schällspaan, -spaon m. Messer zum Schälen von Baumrinde. → Ooge, Schällbäitel
Schällwanne f., -wänneken (Wes) Kartoffelschälkorb. → Schällschüüte
Schalmaie f. kleine Pfeife aus Weidenbast (wurde im Frühjahr gefertigt)
Schalotte f. Schalotte (Zwiebelsorte, schärfer als die Gemüsezwiebel, → Stääk-ssiepel)
Schaltjaor n. Schaltjahr
schalüüns, schaluuns(k), schaluu mißtrauisch, böse; hinterlistig. He kick so schaluuns. He schmitt mi 'n schaluunsken Blick to. schaluu as ne Balkenratte (sehr mißtrauisch). → glupsch, lubbetsk, luunsk
Schamiesken n., Schamiesette f. 1. Halswärmer aus Wolle (trugen Bauern, Fuhrleute od. ältere Leute). Fohrlöö hä' en kinne Kraagen üm, en schwatt Schamiesken, dat was alls. → Halswörmer.
2. gestärkte Hemdbrust, Hemdeinsatz, der ein Oberhemd vortäuschen soll. .n Schamiesken met Schlips un Kraagen (Beamtenkleidung). He geht achter't Schamiesken (ist gut angezogen). Bi dat Land häbbt se 'n Schamiesken vöördaon (Das Kopfende des Ackers war besonders gut gedüngt, hatte üppigen Wuchs, um damit zu prahlen, → Praolende). Dat Schamiesken häbb wi all fäärdig (das Äußere). → Hemd, Tuvöörken, Vöörhemd
schammen → schampen
Schamotte m. Schamotte, feuerfester Ton (aus gemahlenen Steinzeugabfällen gewonnenes feuerfestes Material, Pulver od. Steine, zum Auskleiden von Öfen u. Herden)
Schamotten (Pl.) in der Wendg. Schamotten häbben vöör (Angst, Respekt haben vor). Vöör'n Schandarm un 'n Amtmann, daor hä"en de Löö Schamotten vöör" → Schroom
Schamottmähl n. Schamottemehl
Schamottsteen m. feuerfester Stein zum Auskleiden von Öfen, z.B. für das Gewölbe des Töpferofens. → Lehmsteen
Schamottwaare f. Tonware aus schamottiertem Ton
schampen, schammen abprallen, anstoßen, streifend berühren, abrutschen, scheuern. Dat Radd schampt an'n Baordsteen. Lao denne sik den Kopp mon schampen (Er soll sich ruhig den Kopf stoßen, um daraus zu lernen). et schampen laoten (Reißaus nehmen, sich aus dem Staube machen, → trecken)
Schämper m. (Bor) Prellstein, Radabweiser. → Schampsteen
schamper (St, Sü, Ge, Ra) scharf; resolut. He gong schamper dran. → tamper
Schampert m. Stoß, Schramme, Verletzung, bes. in der Wendg. ne Schampert weggkriegen (sich schrammen, verletzen). He häff ne gudden Schampert weggekreggen.
Schamp-paol m. Stütze für Eck-Weidepfähle. → Schämper
Schampschötte f. abprallender Schuß (Die Kugel erhält durch ein Hindernis eine andere Richtung.)
Schampsteen m. Prellstein, Radabweiser (Stein, der eine Beschädigung durch heranfahrende Wagen verhindern soll, bes. an der Hofeinfahrt u. an der Tennentür, damit die Achsen die Pfosten nicht einreißen). → Baordsteen, Schöörmicke
Schand → Schande
Schandaal → Skandaal
schandaalen keifen; schimpfen, schelten. Se wann. vöör de Dööre an't Schandaalen un Schanduudeln. → schaffuutern
schandaalik schändlich; entsetzlich. Et süht schandaalik uut (z.B. sehr unordentlich). Et is schandaalik, dat so wat passeern konn! Se soog schandaalik uut (sah unmöglich aus). → schandewäägens
Schandarm m. (Schandarme) 1. Gendarm, Landpolizist. den Schandarm Bescheed säggen (jd. anzeigen). → Schamotten, Schandiet, Serschant.
2. dreiste od. resolute Person, bes. Frau. Dat was ne Schandarm van ne Frou (eine scharfzüngige Frau). → Feldweebel, Gaffeltange
Schandarmenfinger m. kleine Möhre (scherzh.)
Schande, Schand, Schanne f. (Schanden) Schande. Dat is Sünne un Schanne (Sünde u. Schande, sehr unehrenhaft). Dat du mi kinne Schande andräggs! (Daß du mir keine Schande machst). te Schanden maaken (zugrunde richten, zerstören). De mäck noch vull te Schande. te Schande kommen (verunglücken). Daor mött't eerst Mensken te Schande kommen, ähr se wat maakt (Es muß erst jd. verunglücken, bevor sie etw. ändern). Ih maakt (warkt) uh te Schande (Ihr arbeitet euch zu Tode). → andermanns, arm, lehrn, Lüsterfink, Sand
schänden schänden. → arbäiden
schandewäägen(s), -weggen(s) 1. schändlich, beschämend. Et is schandewäägens, wu se sik üm't Arwe striedt. Dat muss du schandewäägens wa. laoten (Das mußt du sein lassen, um dich nicht zu blamieren). → schandaalik.
2. anstandshalber, um der Ehre willen, aus Gefälligkeit. Se dööt dat blooß schandewäägens (weil sie sich nicht davor drücken kann). → Vulldoon
Schandholt n. Galgen
Schandiet m. (Schandieten) Gendarm (scherzh.), bes. im Kinderspiel. → Röiber-un-Schandiet, Schandarm
Schandkäärl, -kerl m. Schuft, Bösewicht
schandlik schändlich
Schandmuule f. wer lästert, böse redet
schanduudeln laut schimpfen; lärmen, poltern. → schandaalen
Schaneer n. (Schaneere) (Wes, St, Ge, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) Scharnier, Drehgelenk. → Hängsel
schaneerlik peinlich, genierlich, ehrenrührig, beschämend. Mi was't te schaneerlik, wat den Käärl vertällen.
schangschiert → schansiert
Schangse f. (Schangsen) Chance. → Kaanst
schaniert → schansiert
Schanne → Schande
schännebecken schimpfen. (Vr, St, Sü, Rae) → becken, schännen
schännen; schädden (Bo) (schännt; schonn, schonnen; schonnen) schimpfen; kritisieren, nörgeln; necken. Daor kreggen se wat te schännen (wurden ausgeschimpft). Schännen dööt nich weh un Houen düürt nich lange (sagen freche Jungen). • Well sik schännt (neckt), de sik mennt ("Was sich liebt, das neckt sich"). → arbäiden, blecken, Häidenkäärl, schäddern, wackeln
Schänn-naamen m. Schimpfname, Schimpfwort
Schännerij f. Geschimpfe
Schännwaord, -wurd n. Schimpfwort
schansiert, schangschiert, schaniert changierend (von Seide). ne dunkelgröön schansierte Siedenkappe. nen schangschiert blausieden Dook. → Schemmersiede, schitzerieden
Schanzbuck → Schaanßenbuck
Schanze, schanzen, Schanzen- → Schaanße, schaanßen, Schaanßen-
Schaolbredd n. Schalbrett, an einer Seite noch berindetes Brett (Abfallstück beim Sägen)
Schaole 1, Schaol f. (Schaolen) Baumschwarte, Brett mit Waldkante (erstes u. letztes Brett beim Zersägen eines Baumstammes, Abfall beim Sägewerk)
Schaole 2 f., Schäölken 1. flacher Napf, flache Porzellanschale; Untertasse (des Kaffeegeschirrs). → Koffiekumme, Köppken, Nienborg, Schöttel.
2. Gefäß aus Bast od. Baumrinde (zum Beerensuchen).
Zs.: Ssucker-, Under-, Waog-
schaolen laichen (von Fischen)
Schaolenwaoge f. Balkenwaage mit zwei Waagschalen. → Beschüüle, Tellerwaoge
Schaolkant(e) f. Waldkante von Balken
Schäölken → Schaole
Schaop n. (Schaope; Schäöpken) Schaf; weibl. Schaf. Sünt Jans woddt de Schaope wasket (Um den 24. Juni wurden die Schafe vor der Schur im Bach gewaschen). • Wenn man en Schaop scheern will, dröff man em nich dat Fell öwwer de Aorne trecken (Man soll sich die Zukunft nicht verbauen). • De häff de Schäöpkes all scheert (hat alles fertig, in Ordnung, → Buuske). • He häff siene Schäöpkes (dat Schäöpken) up'n (in'n) Dröögen ("hat sein Schäfchen im Trockenen", in Sicherheit, hat vorgesorgt, → Schadden). Gao in Gotts Naamen, dann dööt di kinn dood Schaop wat te leed! (wenn man die Kinder morgens zur Schule verabschiedet). • Nu häbb ih 't Schaop an't Schieten (Nun läuft die Sache). • Laot 't Schaop mon schieten, de Wulle wöss de wall üm (Es wird schon klappen, die Zeit arbeitet für uns, den Gewinn werden wir schon bekommen). → afkommen, Dömern, driewen, gällig, gedüldig, golden, gröön, Lamm, Öie 1, Pugge, Ssapperloot, Wolke, Wulf.
2. Schäöpken (Schäfchenwolke).
Zs.: Botter-, Buck-, Koppel-, Lamm-, Moor-
Schaopbuur → Schaopsbuur
Schäöper m. (Wes, Ot, Vr, St, Bor, Rh) Schäfer, Schafhirte (war oft ein älterer Schüler od. Behinderter; er strickte beim Hüten, sammelte Heilkräuter). so fuul äs 'n Schäöper (recht faul). → Scheeper
Schäöperij f. Schäferei (ging Anfang des 20. Jahrhunderts zurück)
Schäöperschüppe → Schaopschüppe
Schaophööder m. Schafhirte
Schaophund m. Schäferhund
Schäöpkeswolken (Pl.) Schäfchenwolken. → Haamerschlagg
Schaopsbuck m. Schafsbock. → Hammel
Schaop(s)buur m. Bauer mit Schafherde, bäuerlicher Schafhalter (hatte meist einen großen Hof mit Schafstall)
Schaopscheere f. 1. Schere für die Schafschur. → Vehscheere.
2. zänkische Frau. Du olle Schaopscheere! → Scheermess, Ssapente
Schaopscheernstied f. Zeit, zu der die Schafe geschoren werden (Anfang bis Mitte Juni)
Schaopschoofel f. Hirtenschaufel, Hirtenstab. → Schaopschüppe
Schaopschott n. Schafstall
Schaopschüppe, Schäöperschüppe f. Hirtenschaufel, Hirtenstab (mit einem Haken, um Schafe am Bein zu fassen, mit langem Stiel u. kleinem Blatt zum Werfen von Sand, um die Schafe von fremden Grundstücken fernzuhalten)
Schaopsdraod m. glatter Draht für den Zaun der Schafweide
Schaopsdrees m. (Rh, Bo) Schafsweide
Schaopsfell n. Schafsfell, Lammfell, z.B. als Bettvorleger
Schaopsfett n. Schafsfett (kam in best. Gemüse). Schaopsfett in´t Döörgemöös, dann mutt´t heet egääten weer, je heeter je bääter. → Buuskohl, Moos
Schaopsflees, -fleesk n. Hammel-, Lammfleisch
Schaopsgarwe f. Schafgarbe. → Schaopsribbe
Schaopsheerde f. Schafherde
Schaopskölde, -költe f. "Schafskälte", Kälteperiode Mitte Juni (Schafe frieren nach der Schur.)
Schaopskolk m. Teich, in dem die Schafe gewaschen wurden
Schaopskopp m.. 1. Schafskopf, Dummkopf.
2. Kartenspiel "Schafskopf"
Schaopsköttel m. Schafsmist
Schaopslamm n. 1. weibl. Schaf (alt). → Öie 1, Öienlamm.
2. Jungschaf (männl. u. weibl.). → Garwenlamm, Lamm
Schaopsleer, -läär n. Schafsleder, Leder aus Schafshaut
schaopsleern, -läärn aus Schafsleder. He stonn daor met'n schaopsleern Gesichte (mit unschuldigem Gesicht).
Schaopsluus f. Schafslaus (galt als Heilmittel gegen Gelbsucht: Die Läuse wurden lebendig in eine Pflaume gesteckt od. in Pfannkuchen eingebacken u. gegessen). → gääle Sucht
Schaopsmest, -mess m. Schafsmist, Dünger aus dem Schafstall (war mit Stallstreu vermischt ein bes. wertvoller Dünger)
Schaopsmiere f. Ackerhornkraut. → wilde Ssiepel
Schaopsmääse, -meese f. wer ein breites Hinterteil u. dünne Beine hat (grob)
Schaopsnösse f. Apfelsorte "Schafsnase" (lang, sehr hart)
Schaops-öie f. Mutterschaf
Schaops-ooge n. "Schafsauge", in der Wendg. .n Schaops-ooge toschmieten (ein Auge zuwerfen). He schmitt ähr 'n Schaops-ooge to (möchte ihre Zuneigung gewinnen).
Schaopsribbe f. Schafgarbe (Heilpflanze). → Kömme 1, Mottenkruud
Schaopsrööpe f. Futterraufe für Schafe
Schaopstall m. Schafstall (eigenes großes Gebäude)
Schaopstatt m. Schafschwanz, bes. in Juxsprüchen. → Lünten, Moosbladd
Schaopstock m. Schäferstock, Hirtenstab. → Scheeperstaff
Schaops-tropp m. Schafherde
Schaopstunge f. Wiesenknöterich
Schaopswäide f. kleine eingezäunte Schafweide
Schaopswulle f. Schafwolle. → Lammwulle
schaopswullen, -wüllen aus Schafwolle (im Ggs. zu → boomwullen). De Maaslöö droogen dicke schaopswullene Söcke in de Klumpe.
Schaop-up-passer m. Schafhirte
Schaord. Schüörd (St, Sü) m. (Schäörde) 1. Scherbe, abgesprungenes Stück von Porzellan-, Tongeschirr; Probescheibe im Salzloch des Töpferofens; Bruchstück. → Schööre.
2. Haufen, große Menge. Se häbbt ne Schaord verkofft. He häff gudden Schaord bout (viel gepflügt). ne heelen Schaord Geld (eine Menge Geld). Dat was ne mooien Schaord! (Die Sache hat sich gelohnt, → Klampen 1).
Zs.: Pott-, Prööwe-
Schaorpel n. Schorf, eingetrocknete Kruste. → Bloodkoste, Fiskhuud, Rowwe
Schapp n. (Schäppe; Schäppken) Schrank; Unterteil des Küchenschrankes; Schrankfach (z.B. für Brot). De häff kinn Brood in't Schapp (sehr arm). De Sünne häff noch nümms 't Brood uut't Schapp schient (Die Sonne schadet der Ernte nicht, wohl aber Wasser). • Well hier sien Brood in't Schapp häff, mott nich in de Frömde gaon (Wer hier seinen Lebensunterhalt verdient, sollte nicht das Glück in der Fremde suchen). in een Schapp doon met ("über einen Kamm scheren", → Kaom 1). → Schenke 1, Spook.
Zs.: Brood-, Bruuds-, Droogen-, Fleegen-, Glaasen-, Keller-, Kiek- , Köcken-, Koffiebohnen-, Lääpel-, Linnen-, Melk-, Nacht-, Schoh-, Schöttel-, Speegel-, Teller-, Tüüg-, Wand-, Wöske-
Schappbredd n. Schrankbrett, Wandbrett
Schappdöör(e) f. Schranktür, Schrankfachtür
Schappe → Schabben
schappken bellen, kläffen. → schäffken
Schappoklack m. (Ot, St, Sü, Bor, Hei, Rae, Bo) Chapeau claque, Klappzylinder (Hutform)
Schapptreck f. (Ge) Schublade des Schrankes
schärfen anschrägen. → Driewreemen, Schärpe 2
scharp(e) scharf, spitz; schneidend geschliffen. de Äxe scharp maaken up'n Schliepsteen (schärfen, → scharpen, schliepen). scharp schlichten (jäten mit der Unkrautegge, mit nach vorne gerichteten Eggenzinken). Dat Peerd is scharp (hat Hufeisen mit Stollen für Glätte). De Koh häff wat Scharps binnen (hat z.B. einen Nagel mit dem Futter gefressen). scharpen Draod (Stacheldraht, → Prickeldraod). Kinder häört un seht scharp (hören u. sehen genau). scharp Gräi (z.B. starkes Getränk). De Lucht is scharp (trocken, rauh). Daor is he ganz scharp up (gierig, versessen). → Mess, Mostert
Schärpe 1 f. (Schärpen) Schärpe. ne Schärpe öwwer de Schulder (Teil der Schützenuniform)
Schärpe 2 f. (Schärpen) sich verjüngendes Endstück des Eisens, das bei der Feuerschweißung verbunden werden soll. Eerst de Schärpen anschlaon, dat se sik verbindt (z.B. beim Zusammenschweißen eines Ringes).
scharpen schärfen, zuspitzen. ne Saage scharpen (schärfen mit der Feile)
scharwenzeln → schlawenzeln
Schasseel m. (Vr, Sü, Rae) kleiner Pferdewagen für Personen. → Scheese
Schassel → Schaasken
Schattebeer, -bier n. Hochzeitsbrauch: Fest der Nichtverheirateten von dem Geld für das "Freikaufen" der Braut
Schattegeld n. Lösegeld, Geld zum "Freikaufen" der Braut beim Gratulieren nach der Hochzeit. → Fangegeld, schatten, verschatten, vertehrn
Schattemaol n. Nachbarfest der Unverheirateten, Verzehr des Lösegeldes. → Schattegeld
Schatten m. (Schattens) Schatten. → Schemmer.
Zs.: Nacht-
schatten 1. schätzen, den Wert bestimmen, ungefähr bewerten.
2. Hochzeitsbrauch: Begrüßung des Brautpaares vor bzw. nach der kirchlichen Trauung. Freunde, Nachbarmädchen u. Verwandte gratulieren, sie müssen die Braut "schätzen" u. freikaufen, z.B. indem sie Geld auf ein Tablett legen, von dem sie ein Glas Likör nehmen. De Bruudslöö weerd schatt. → in-, ver-, weggschatten, Glass-in-de-Mööte-brengen.
Zs.: Hahnen-, wegg-
Schattenboom m. (Wes, Vr, St, We) 1. freistehender Baum, der Schatten spendet.
2. Baum, der im Schatten gedeiht (z.B. Buche); im Schatten gewachsener Baum (ohne üppige Krone). → Understöttling
Schattensied(e), -siete f. Schattenseite. → Sünnensiede
schättersken, schättern schrill, durchdringend reden; ausschimpfen
schattriek(e) sehr reich
Schatz m. (Schätze, Schätzken) Schatz, Kostbarkeit, kostbares Ding. Wat 'n old Schätzken! (z.B. Gegenstand, den man lange aufhebt).
Zs.: Bruud-
Schau f. Schau, Zurschaustellung.
Zs.: Brand-, Bruud-, Gardienen-
Schawaddebumm, Schwaddebumm in der Wendg. up Schwaddebumm wenn. (unterwegs sein). → Schummeldebumm, Schwädden
Schebbe → Schewwe
Schecken, Scheck m. (Schecken) bunt gezeichnetes Tier, bes. geschecktes Pferd
scheckig 1. scheckig, gefleckt.
2. albern, närrisch
Scheddepiepe → Schennepiepe
Schee → Scheede
schee → schier
Scheed. Schäid (Wes, Ot, Hei) n. (Schee(de)n) 1. Ackergrenze, Flurgrenze (tiefer liegende Furche auf der Grenze zweier Parzellen). Et is owwer't Scheed gaon (über die Grenze beim Pflügen). Ik sall em de Scheed wiesen (ihn in seine Grenzen verweisen).
2. Trennstab, Trennbrett (im Stall); Querstrebe an Holzgestellen, Holzrahmen (z.B. an der Egge); Querriegel, Spange an der Schubkarre, Sturzkarre; Spange am Zaun od. Einfahrtstor, an die die senkrechten Latten genagelt werden. An ne höltene Äide bünt dree Scheen an. Ne Schuuwkaore häff dree Scheen.
Zs.: Aort-, Hecken-, Middel-, Waagen-, Waater-
Scheede, Schee. Schäide, Schäi (Wes, Ot) f. (Scheeden) Köcher, Messerscheide (de Hausshhlachters); Etui (z.B. für die Brille).
Zs.: Schlachter-
Scheedfoor(e), -fuur(e) f. Grenzfurche (zwischen zwei Äckern, zumeist tiefer liegende Furche). → Grenzfoore
Scheedgraawen, -ben m. Graben zwischen zwei Grundstücken (Flurstücken)
Scheedsteen m. Grenzstein (zwischen zwei Flurstücken, Äckern). → Grenzsteen, Schnaodsteen
scheef → scheew
scheel, Scheel-, scheel-, Scheele → schääl, Schääl-, schääl-, Schääle
Scheeper m. (Vr, Ge) Schäfer, Schafhirte. → Schäöper.
Zs.: Feld-
Scheeperhaaken, -haok(en) m. Haken, mit dem die Schafe am Bein gefaßt werden, Hirtenstab. → Schaopschüppe
Scheeper-laot-de-Schaope-loss wildes Kinderspiel: Kinder halten sich im Kreis an den Händen, eine Gruppe versucht, aus dem Kreis auszubrechen
Scheepershansken, -haa(n)sken (Pl.) gestrickte Fausthandschuhe aus dicker Schafwolle. → Dreedraod
Scheepershood m. Hut des Schäfers (mit breitem Rand)
Scheeperstaff m. Hirtenstab. → Schaopschüppe
Scheeperstock m. Hirtenstab
Scheer-apparaot m. (Wes, Ot, Vr) Rasierapparat
Scheerbaas m. Friseur, Barbier (früher zugleich Zahnbrecher). Tande-trecken dee den Scheerbaas föör fiew Groschken. → Barbutz, Haorschnieder, Kapper, Raseerer
Scheerback m., -bäcksken Rasierschüssel. → Scheerpott
Scheerbalken m. Holzbalken zum Scheren der Schafe
Scheerbecken n. Rasierschüssel
Scheerbessem, -n m. (St, Sü, Ge, We, Bor, Hei, Rae) böse, schimpfende Frau. → Scheermess
Scheerboom m. Garnbaum, Kettbaum am Webstuhl
Scheere, Schääre f. (Scheeren) 1. Schere. Daor kümp he weer met Scheere un Kaom (kommt ohne Werkzeug od. mit dem falschen Werkzeug an).
2. scherenförmiges Gestell (z.B. am Pflug, am Vorderteil des Ackerwagens). Dat Äinspann sitt in de Scheere (Einspann u. Deichsel sind in der Schere mit einem Dorn befestigt).
Zs.: Blick-, Bolten-, Boom-, Docht-, Draod-, Fessel-, Haor-, Heggen-, Locken-, Ondulier-, Pütten-, Schaop-, Schnieder-, Uutdünn-, Veh-, Wääwer-, Wellen-
Scheeren- auch Schäären-
Scheerenschlieper m. Scherenschleifer. Du sühs uut as so ne Scheerenschlieper (siehst unordentlich aus). uutmaaken (uutblecken) as 'n Scheerenschlieper (tüchtig ausschimpfen)
Scheerenschnitt m. Scherenschnitt, aus Papier ausgeschnittenes Schattenbild
Scheererij f. Schererei; Unannehmlichkeit; Aufregung. Wat häbb wi daor vull Scheererij met hat! → Gedoo
Scheerg(e)räi n. Rasierzeug. To't Scheergeräi häört Scheermess, Scheerseepe, Scheerpinsel, Scheernapp un Striekläär bi.
Scheerhaawk(e) m. (St, Sü, Ge, Rae, Bo) Mäusebussard. → Stoothaawke
Scheeringe f. (St, Sü, We, Ra, Rae) Mitte der geflochtenen Stuhlmatte
Scheerklinge f. Rasierklinge
Scheermaschien(e) f. 1. Schermaschine, Haarschneidemaschine. → Kniepmaschienken.
2. Zettelmaschine (Weberei)
Scheermess, -er n. 1. Rasiermesser; Messer des Schlachters (zum Abkratzen der Haut des geschlachteten Schweines).
2. böse, scharfzüngige Frau, die kommandiert, viel schimpft. → Gaffeltange, Schaopscheere, Schrubb-bessem
Scheermuus f. (St, Sü, Ra, Rh, Bo) Wühlmaus (flitzt sehr schnell). → Grundratte, Mollmuus
scheern 1, schäärn (scheert; schoor, schooren; schoorn) 1. scheren; rasieren; schneiden. Schaope scheern. den Baord met'n Mess scheern. de Hegge scheern (die Hecke schneiden, → stüüwen 1, uutscheern). ne Steen scheern (schräg anschlagen, um ihn als Füllschicht zu vermauern, → anscheern). de Kette scheern (die Kette des Webstuhls vorbereiten: wurde über Kreuz auf das große Gestell aufgewickelt, → Scheer-rahmen). → Baord 1, Geck, Geschräi, Kaom 1, Pugge.
2. flach über den Boden streifen, scheren; flach werfen. De Vöggelkes scheert van't Nüst (fliegen aus). Tweemaol in't Jaor scheert he van't Nüst (macht er Urlaub). De Jungs scheert de Steene öwwer't Waater, dat se 'n paar Maol upkommt (werfen flache Steine so, daß sie ein paarmal auftreffen).
Zs.: geck-, wegg-
scheern 2, schäärn 1. schieben, seitlich hineinstellen (in Asche od. Glut). de Schmudde in de Aske scheern (den Kaffeestieltopf in die Glut schieben). Den Koffiesetter wodde föör kläine Bettkes in de Kollen scheert (wurde für kleine Portionen in die Herdfeuerglut geschoben). Erpel in de Raake scheern (Kartoffel in die Herdfeuerkuhle legen).
2. in der Wendg. sik scheern nao (sich begeben nach). Scheer di nao'n Düüwel! → Blocksbarg
Scheernäppken Rasierschüssel. → Scheerpott
Scheerpinsel m. Rasierpinsel
Scheerpott m. Rasierschüssel
Scheer-rahmen m. Schärrahmen (Zubehör des Webstuhls: raumhohes, zerlegbares Holzgestell, um eine am Balken u. im Boden laufende Achse drehbar, zur Vorbereitung der Webkette)
Scheerschwalwe f. 1. Rauchschwalbe; tief fliegende Schwalbe (vor dem Regen, St, Sü, Ge, Ra, Hei).
2. Papierschwalbe, aus Papier gefaltete Schwalbe
Scheerseepe f. Rasierseife
Scheerspeegel m. Rasierspiegel
Scheerßel n. Abgeschnittenes (beim Schneiden von Bäumen, Hecken anfallende Zweige u. Blätter).
Zs.: Heggen-
Scheersteen m. Wetzstein (für Rasiermesser). → Schmirgelsteen
Scheerstommen, -stowwen m. Frisiersalon
Scheese f. (Scheesen; Scheesken) kleiner Pferdewagen, Einspänner mit Verdeck, Dogcart, Zweiradkutsche; leichtes Gefährt; klappriges Fahrzeug (z.B. Fahrrad, scherzh.). Scheesken föhrn (Karussell fahren auf der Kirmes). → Dockkaart, Gick, Schasseel, Scheesken.
Zs.: Dawwel-, Gichel-, losse, Sabbel-, Ssiepel-, Visieten-
scheese betrunken, besoffen. → donne, schicker, Schnudden
Scheesemann m. Betrunkener, der taumelt
scheesen wackelig laufen (mit schießenden Bewegungen, von Betrunkenen); schnell gehen, laufen. Daor geht he weer te scheesen.
Scheesenlöchte f. Kutschwagenlampe
Scheesenpinne f. Eisendorn für das Verdeck der Kutsche (Das Leder als Schutz für den Kutscher war an Eisenstiften befestigt); Dorn für den Holzkreisel. → Hack-kloots-pinne
Scheesken Spitze des Webschützen (ein Eisenstift, der auch als Dorn im Holzkreisel benutzt wurde). .n Scheesken föör'n Hackkloot. → Scheesenpinne
Scheet m. 1. Kuhfladen.
2. wertlose Kleinigkeit, bes. in der Wendg. kinn Scheet of Dreet (gar nichts). → Schiete
Scheetbuude f. Schießbude
scheeten. schieten (Rh, Bo) (schött; schoot, schooten; schotten) schießen; aufschießen; hervorschießen. De Rogge schött (wächst, reift). Dat Gewass schött in't Loof (wächst üppig). Den Schlaot schött (Der Salat schießt, bildet Samen aus). De Tööger dörwt nich so wied öwwer'n Tuun scheeten (über den Zaun hinüberreichen). De Kaamer schött de Dääle up (Das Zimmer ragt auf die Tenne hinaus). Daor schött he weer längs (geht eilig vorüber). → Aom, Jammersäcksken, Knee, lachen, Lock, Maone, Vaader-unser, Wessum.
Zs.: Äier-, dood-, Duuwen-, Finger-, Flitzeboggen-, hoog(e)-, kaputt-, Könnings-, krank-, Kring-, Kühlkes-, Müürkes-, Pöttkes-, Schiewen-, Voggel-, wegg-
Scheeter m. 1. Samentrieb; hoher Sproß, Pflanze, die schneller als die übrigen gewachsen ist. → Lodde.
2. Brotschieber, Backschieber. → Schüüwer.
Zs.: Back-, Brood-, Ommen-
Scheetflinte f. Schießgewehr
Scheetgewehr n. Schießgewehr (Kinderspr.)
Scheetpulwer n. Schießpulver. → Kruud
scheetrech(t) senkrecht. scheetrechte Boggens. → lootrecht
scheew schief. .n Peerd met scheewe Beene. scheewe Grund (Acker, der schräg abfällt). De Planke häff sik scheew etrocken (hat sich verzogen). de Sollen (Hacken) scheew trään (Absatz, Schuhsohlen einseitig abnutzen). De Lampe ('t Beld) häng scheew (Streit in der Familie, → Huus-säängen). De Saake kann scheew gaon (kann schlecht enden). Ik häbb met em kinn scheew Wäördken hat (keinen Streit). Dat is mi scheew loopen (hat nicht geklappt). He hadde ganz scheew elaaden (war ganz betrunken). → ankieken, Deckel, Flinte, krumm, Lappen, schääl, Stell m.
Zs.: wind-
Scheewhacke f. wer schiefe Schuhabsätze hat
Scheewhals m., -hälsken wer den Kopf zur Seite hält
Scheewkopp m. wer den Kopf zur Seite hält
Scheewräägen m. (St) Regen u. Wind
Scheffer m. (Hei, Rh) Inhaber eines Amtes in der Nachbarschaft (Zwei Personen müssen ein Jahr lang die wichtigsten Pflichten übernehmen, für den satzungsgerechten Ablauf aller Ereignisse innerhalb der Nachbarschaft sorgen.)
Schelee m. Gelee, Marmelade
Schelmerij f. schelmenhaftes Gehabe; Scherz, Streich
Schelle f. (Schellen; Schelleken) Schelle, Klingel (z.B. am Haus, am Fahrrad); Glocke. Se wann. em all met't Schelleken achter't Gatt (Er ist dem Tode entronnen: hatte die Sterbesakramente bekommen, wobei der Meßdiener mit einem Glöckchen läutet). → Klingel.
Zs.: Huusdöör-
Schellekes (Pl.) Hirtentäschel (in reifem Zustand). → Ganse-, Taskenkruud
schellen 1 fehlen. Et was ne groote Hochtied, et schellen an nix. Daor schellt't an nix (Alles ist in Ordnung). •• Bääter wo't is as wo't schellt (kommen mutt) (z.B. die Pfunde bei dicken Leuten, Geld bei Reichen). Wat schellt den Kläinen? (Was fehlt dem Kind). Wat schellt di dann? (wenn sich jd. dumm anstellt). Et schellt em dr'eene (Er ist nicht ganz gescheit). → backeläien, Buuske, fehlen, mankeern, Wedde
schellen 2 schellen, klingeln, läuten
schellen "schälen" → schällen
Schellenlööper m. (Bo) Gassenrufer, städtischer Ausrufer. → Up-, Uutscheller
Schellfisk, -fiss m. Schellfisch
Schellke, schellken → Schäälke, schäälken
Schelm m. (Schelme) Schelm. In Wessum un Wüllen, in Haltern un Dülmen, in Beckum un Ahlen wonnt de Schelme alltemaolen (Ortsneckerei aus St). Et is kinnen Schelm te truuen (Man soll sich nicht mit jedem einlassen). En Buur is 'n Buur, ne Schelm van Natuur.
Schemme f. (Schemmen) 1. Schatten. De Beester liggt in de Schemme van de Bööme. Ne gudden Höier, de häört in de Schemme (nur bei gutem Wetter, Sonnenschein mit Schatten, kann geheut werden). Dat is mon ne Schemme van'n Määske (mager, zerbrechlich). → Schatten.
2. Dämmerung, Halbdunkel. in de Schemme van'n Dagg (Morgendämmerung)
Schemmer, Schimmer m. Schimmer.
Zs.: Aobend-, Lecht-
Schemmer-, schemmer- auch: Schimmer-, schimmer-
schemmerdunker dämmerig, halbdunkel. → halw-, tweedunker
schemmerdüüster dämmerig, halbdunkel. He häff in'n Schemmerdüüster 'n Spook esehn. → halwdüüster
schemmern, schimmern schimmern; dämmern. Et beginnt te schemmern.
Schemmersiede f. changierende Seide (für die Bauerntracht). → schansiert, schitzerieden
schenant, schen´änt beschämend; genierlich, peinlich. Verkoopen is schenant föör ne Buur.
scheneerlik verschämt; beschämend. → schaamhaftig
scheneern, sik sich genieren, sich schämen. Bruuks di nich scheneern, dat di dat passeert is.
Schenie n. Genie; sehr begabte Person
Schenkdiss, -disk m. Schanktisch
Schenke 1 f. (Schenken) (Vr, St, Ge) Schanktisch; schrankartiges Wandbrett; offene Fläche über dem unteren Küchenschrankteil; Brotfach im Küchenschrank. → Schapp, Schlagg m.
Schenke 2 f. (Schenken) Gastwirtschaft; Bierausschank. Ook de Buurn konnen de Schenke pachten.
Zs.: Schipper-
Schenkel m. Schenkel. → Basse, Batzen, Bollen
schenken schenken. → Maagen, spendeern
Schenne f. (Schennen) 1. Schiene (z.B. Verstärkung der hölzernen Wagenachse, Töpferschiene zum Glätten der Außenwandung der Geääße).
2. Schienbein. • Se häbbt em dat Föör kott an de Schennen leggt (Sie haben ihn in eine Zwangslage gebracht, ihn ausgenutzt). → Schennepiepe.
Zs.: Pötte-
Schennepiepe; Scheddepiepe (Bo) f. 1. Schienbein. Man soll ne vöör de Schennepiepe trään! (heftige Ablehnung).
2. Eisenschiene an den hölzernen Achsen des Leiterwagens
Scheppel, Scheppel- → Schääpel, Schääpel-
scheppen 1. schöpfen; schaufelnd einfüllen. Waater scheppen. de Rogge in de Säcke scheppen (Roggen in Säcke füllen). → Papp.
2. beim Müller: Mehl entnehmen als Mahllohn, Naturallohn. scheppen en multern. → Möller 1, multern.
Zs.: lou-, rund-
Schepper m. Schöpfkelle, kleine längliche hölzerne Schaufel (für Mehl, Korn, Saatgut). elken Emmer eenen Schepper Mähl (Regel für das Ansetzen von Viehfutter).
Zs.: Aalen-, Bleek-, Erpel-, Farken-, Lou-, Mähl-, Schwiene-, Up-
Scheppfatt n. 1. kleines konisches Gefäß aus Dauben od. Eisenblech mit langem Holzstiel für Jauche. met'n Scheppfatt de Aale up't Land verdeelen. → Aalenschepper.
2. alte Frau, die noch gut arbeiten kann (scherzh.)
Scheppklumpe(n), -klump m. alter Holzschuh mit Stiel zum Besprengen der Wäsche auf der Bleiche. → Dudd, Bleek-, Geeteklumpen, Göite
Scheppnapp m. Gefäß mit Stiel (bes. zum Schöpfen des Schweinefutters). → Dudd, Farkenschleew
Scheppsel n. Geschöpf (abw.). nen lellk Scheppsel van'n Froumensk (häßlich, plump). → Beldsel, Schräppsel
Scherm, Scherm- → Schirm, Schirm-
Schersant → Serschant
Schett m. Kot, z.B. Mäusekot. → Bett
Schettdack n. Scheddach, Sägedach (Dachform von Fabrik-, Webereigebäuden)
schetterig Durchfall habend. Daor kann ik mi wa. schetterig in ääten (Es schmeckt so gut). He löpp sik schetterig nao'n Doodenkarkhoff (geht sehr oft zum Friedhof). → flott, schetts, schieterig, splenterig, Spörrie
Schetterigkäit f. Durchfall. → Schieterij
Schetterij f. Durchfall. Ik häbb de Schetterij döör'n Nösse (laufende Nase).
schettern Durchfall haben
Schetts n. Gebäude mit Scheddach, Sägedach
schetts. schötts (Bör, Hei, Rae, Rh) Durchfall habend. De Beeste bünt schötts. → hatt, loss, schetterig
Schewiott m. Cheviot, engl. Wollstoff für Anzüge
Schewiott-anzugg m. Anzug aus Cheviot
Schewwe, Schebbe f. (Schewwen) (Vr, Sü, Ge, Ra) Abfall beim Brechen des Flachses, holzige Teile im Flachsstengel. → Flassstroh, Hääkel, Röötekuhle
Schiebe, Schieben- → Schiewe, Schiewen-
Schicht f. (Schichten) Schicht, Lage. ne Schicht Steene. → Laoge.
Zs.: Dagg-, Nacht-, Rull-, Schränk-, Speck-
schichten aufschichten, stapeln
Schichtwessel, -wissel m. Schichtwechsel (in der Fabrik)
Schick m. gutes Gelingen, z.B. zügiges Arbeiten; Freude, in Wendungen wie Wi bünt gudd up Schick (Es läuft gut, geht gut voran). Wi bünt noch nich up Schick (Es läuft nicht so, wie es soll). Se is up Schick (z.B. gut gelaunt). Dat Wark häff nix kinn Schick (geht nicht voran). De häff daor Schick an (van) (macht die Arbeit gut). He is met de Arbäid gudd up Schick (kommt gut voran). Wat häbb we Schick hat! (Spaß, Freude). Se bünt an't Kaarten, dat et so Schick un Aard häff (daß es eine Freude ist)
schicken 1. schicken, senden. → Engel-land.
2. aufrücken (auf der Bank, bei Tisch). To, schickt uh an'n Disk. Schick di! (Rück auf). → an-, upschicken, riegen, schubben.
3. sich beeilen. De könnt nich schicken (stellen sich dumm an bei der Arbeit, kommen immer zu spät). He kann nich met de Arbäid schicken (kommt nicht voran). → naomäien, Schick.
4. in der Wendg. sik schicken (in) (sich fügen, abfinden mit). Se söllt sik wall schicken (sich dreinfügen). Daor mott'm sik män in schicken (Es ist unabänderlich). Se häff sik daor nooit in schicken konnt (war nie damit zufrieden). Schick di in de Welt of scheer di heruut! (Bor).
5. in der Wendg. Et schickt sik (Es gehört sich, ziemt sich). Dat schickt sik nich! → passen.
Zs.: wegg-
schicker betrunken. → scheese
Schick(e)wark, -werk n. Arbeit, Angelegenheit, die gut vonstatten geht. Dat is kinn Schickewark (geht langsam, schlecht voran).
schicklik anständig; geziemend, passend
Schickwark, -werk → Schickewark
Schiefer m. (Rh, Bo) Schiefer. → Läie
Schieg m. (Hei) leichter Reisewagen (mit einem Pferd). → Gick
Schien m. 1. Lichtschein; Sonnenschein.
2. Bescheinigung, Urkunde (z.B. Jagdschein, Taufschein); Geldschein.
3. Anschein. Se dee dat blooß to 'n Schien.
Zs.: An-, Armen-, Dööp-, Fiewmark-, Füftigmark-, Geburts-, Hilligen-, Jaggd-, Lecht-, Loose-, Mahl-, Maonen-, Oogen-, Schuld- , Sünnen-, Tienmark-, Trou-, Twintigmark-, Vöör-
schienbaor anscheinend. Schienbaor dööt sik daor wat.
Schiene f. (Schienen) Schiene. → Schenne.
Zs.: Hoobel-, Staol-
schienen (schient; scheen, scheenen; schienen, schient) scheinen; leuchten, strahlen. De Sünne schient warm. Dat Föör schient bes midden in de Köcken. → löchten, Sünne.
2. in der Wendg. Et schient (es scheint, anscheinend).
schiepen → schierpen
schier 1 rein, pur. schiern Haawer gaff't nich faake. en schiern Sandbülten (Hügel nur aus Sand, ohne Erde). schiere Lucht (trockene, klare Luft). schier gääl (ganz gelb). → puur
schier 2. schee (Rh, Bo) vom Ei: unbefruchtet od. nicht befruchtbar; angebrütet; verdorben. en schier Äi. schier brööden (auf unbefruchteten Eiern brüten). Dat Äi is schee ebrodd (Rh). Schiere Äier, de schwemmt (Eier wurden in Wasser gelegt, um die verdorbenen zu erkennen). → mien, Nüste-Äi, schierbrodd
Schier-äi n. unbefruchtetes Ei. De Schier-äier mochen wi dr'uut doon (aussortieren). → uutschiern
schierbrodd, schierbrödderig, schierbröddig vom Ei: angebrütet, aber nicht befruchtet. → verbrodd
schierlik plötzlich, schnell, sofort, unerwartet, unverhofft. De is schierlik uut't Lääwen kommen (z.B. jung, tragisch verunglückt). He is de schierlik van afekommen (Er ist es schnell losgeworden, z.B. Geld).
schiern → schirrn
schierpen, schiepen (Rae, Rh, Bo) leise zwitschern, piepen. → ssierpken
Schiese f. (Schiesen) (Sü) Wurstsorte aus Mett im Enddarm (kam einige Tage ins Pökelfaß, wurde dann im Rauchfang getrocknet). → Ssoßießenwoste
Schiet → Schiete
Schiet-, schiet- auch: Schitt-, schitt-
Schietbux(e) f. Angsthase. → Bangebuxe
Schietding(en) n. minderwertiger Gegenstand. → Struntdingen
Schietdruuw(e) f. (Rae) Stelle in der Wiese mit üppigem Graswuchs um einen Kuhfladen herum. → Schietpoll
Schiete, Schitte f., Schiet m. 1. Kot; Dreck, Schmutz.
2. etw. Minderwertiges. Dat geht di 'n Schiet an! → Driete, Scheet.
Zs.: Fleegen-, Hohner-, Hunde-, Koh-, Puggen-
schiet-egaal ganz egal, einerlei. Dat is mi schiet-egaal! → piepegaal
schieten (schitt; scheet, scheeten; schetten) 1. Kot fallen lassen; scheißen. De Katte shhitt. De Koh schitt. He schitt sick alls van't Liew (Durchfall). De Beeste könnt up dree Meeter in de Pulle schieten (haben starken Durchfall). De Peerde schit´t sik uut de Wäide (haben bald so viele → Schietpölle in der Weide, daß sie nichts mehr zu fressen finden. Pferde fressen nicht das um den Kothaufen wachsende Gras). → Botter, drieten, Foore, frääten, Haasen, Hacke 1, Hoop 1, Hund, kötteln, rieke, Schaop, Spörriekoh, Tand, Taske.
2. anzeigen; betrügen. → anschieten, Pannekooken
schieten "schießen" → scheeten
schietendick(e) stark betrunken (grob). → drietendicke
schietendonne stark betrunken. → drietendonne
Schieter → Schietert
schieterig 1. Durchfall habend. → schetterig.
2. schmutzig, häßlich; wertlos.
Zs.: klook-
Schieterij f. Durchfall
Schieter(t) m. 1. Angsthase.
2. unzuverlässige Person.
Zs.: Klook-
schietfröndlik übertrieben, gekünstelt freundlich
Schiethacke f. Knick im Hinterfuß beim Rind (Die Ferse steht stark nach hinten, ist daher von Kot verschmutzt.)
Schiethook m., -hööksken wertlose Ecke, z.B. schlechtes, unbedeutendes Stück Land. He ha. daor noch so'n Schiethööksken Grund liggen.
Schiethuppe, Schiethuupe f. (Rae, Rh, Bo); Schiethupp m. (Bo).
Schiethüpper m. (St, Sü, Ge) Wiedehopf (kleiner bunter Wasservogel, der sein Nest aus Kot baut). • Well den Voggel taxeert nao de Feern, kümp bi de Schiethuppen terechte (wenn jd. nur äußerlich vornehm ist, Rh, → mooi, Puuder). → Driethüpper, Hupp
Schiethuus n. Klo, Toilette (grob). → Driethuus
Schiethuusbirnken, Schiethüüskesbirne f. sehr schwache Glühlampe (z.B. nur 15 Watt, scherzh.)
Schiet-in't-Föör, -Füür n. Kohlmeise (nach dem Gesang Schiet in't Föör, schiet in't Föör). → Bijmeese
Schietkäärl, -kerl m. Mistkerl, Schuft
Schietkraom m. wertlose Sache; unangenehme Angelegenheit
Schietpoll m. Stelle mit üppigem Graswuchs um einen Kuhfladen herum. → Köttelpoll
Schietweer, -wäär n. Schmutzwetter, naßkaltes Wetter. → Driet-, Rottweer
Schiewe, Schiebe f. (Schiewen; Schiewken) Scheibe (z.B. Schinken-, Brotscheibe, Töpferscheibe, Zielscheibe, Fensterscheibe). ne Schiewe Schinken (→ Plaate). De Schiewen bünt kapott un de Döören hangt dr'uut (verwahrlostes Haus, → Fenster). döör de Schiewe met 'n Lock schmieten (up Schiewe scheeten) (Scheibenwerfen der Kinder, → Schiewen-schmieten).
Zs.: Afdräi-, Appel-, Boom-, Brems-, Butzen-, Dräi-, Erpel-, Fassett-, Fenster-, Foot-, Glass-, Hand-, Knee-, Reem-, Schubbe-, Sitte-, Spann-, Stao-, Stoot-
Schiewen- auch: Schieben-
Schiewenhonnig m. Scheibenhonig (in geschnittenen Waben)
Schiewenkopp m. Drehscheibe des Töpfers (die obere, dicke Holzscheibe, auf der die Gefäße geformt werden; auswechselbar, sehr glatt gedrechselt)
Schiewenpott m. handgedrehter Blumentopf, im Ggs. zu → Maschienenpott
Schiewen-scheeten Spiel beim Kinderschützenfest. → Schiewenschmieten
Schiewen-schmieten Spiel bei einem Kinderfest: Ein Gummiball muß durch ein mit Papier verkleidetes Gabelholz od. durch ein Loch in einer Scheibe geworfen werden; so werden der Kinderschützenkönig od. die → Pingsterbruud ermittelt.
2. Brauch zum Erntedankfest: Frauen werfen mit Kartoffeln auf eine Scheibe. → Ball
schiewenwiese scheibenweise. Erpel schiewenwiese in de Panne braon
Schiewenwolte(r) f. Ackerwalze (besteht aus Scheiben, die sich in gleicher Richtung drehen). → Ringelwolter
Schiffhoobel m. Hobel mit leicht gebogener Sohle (für Fässer, Werkzeug des Küfers)
Schiffken "Schiffchen", Körbchen an der Nähmaschine für die Spule. → Schipp
Schiffsholt n. Holz von einem Schiff, Boot (ausgelaugtes Holz, das sich nicht mehr verzieht). De Waaterwaoge wodde van old Schiffsholt maakt.
schikaneern schikanieren
Schild n. (Schilder; Schildken) 1. Schild; schildförmiges Gebilde. dat Schild an'n Korw (Henkelansatz am Bügelkorb, → Aor 1, Roose).
2. in der Wendg. up't Schild nemmen (anheben). Bööme up't Schild nemmen (Baumstämme zum Rücken anheben)
Schildstück n. (St, Sü, We, Ra, Rae) Vorderschenkel (bei Vieh); Vorderschinken
Schilling m. Schilling (alte Münze). → Madamm
Schilp m. (Vr, St, Sü, We) Spatz (Kinderspr.). → Lööning
schilpen leise zwitschern (von Spatz, Küken)
Schimmel 1 m. (Schimmels) Schimmel, weißes Pferd. ne witten (eenfacken) Schimmel (im Ggs. zu → Blau-, Roodschimmel).
Zs.: Appel-, Blau-, Fleegen-, Grau-, Rood-, Steckel-
Schimmel 2 m. Schimmelpilz. → Kaom 2
schimmelig schimmelig, verdorben
schimmeln schimmeln. Bloodgood begunn binnen veertien Daage te schimmeln.
Schimmer, Schimmer-, schimmer-, schimmern → Schemmer, Schemmer-, schemmer-, schemmern
schimpen schimpfen. → schännen
Schimpnaame(n) m. (Bo) Schimpfname
Schinde- auch: Schinne-
Schind(e)-aos n. 1. altes, krankes, mageres Tier (bes. Kuh, Pferd).
2. schlechte, gemeine Person; Nichtsnutz
schinden, schinnen (schind; schund, schunden; geschunden) schinden, quälen
Schinder, Schinner m. 1. altes, mageres Pferd. → Ssossen
2. schlechte, gemeine Person.
3. eingespannte Ziehklinge (Werkzeug des Schreiners, Stuhlmachers). growwen un fienen Schinder (zwei Sorten)
Schinderij, Schinnerij f. Schinderei; schwere Arbeit. Dat Holtschl öppen in de Büske was faake Schinderij föör de Peerde.
schindern, schinnern schinden. He häff sien Peerd schindert.
Schinken, Schinke m. (Schinken) Schinken. Den Schinken kwamm sess Wääken in'n Rook, dann in de Wieme. Schinken met Suurmoos (Hochzeitsessen). An Paosken wodde den Schinken anschnedden. Up'n Schinken lött sik gudd drinken (Spruch, mit dem zur Hochzeit eingeladen wird). • Ne Frou un 'n Schinken, de sass nich uutlehnen ( → Flinte). Em is´n Schinken in´t Moos fallen (hat sich verbessert, → Suurmoos) → Hacke 3, Hasten, nöögen, öwwerjäörig, Peckel, Suppe, Tiedlang, uhe, Vioole.
Zs.: Bruud-, Bruudlachts-, Hahnen-, Hoppel-, Knocken-, Schaop-, Vöör-, Wipp-
Schinkenbottram → Schinkenfleesbottram
Schinkenbrügge f. Butterbrot mit Schinken. → plodderig
Schinkenbutt n. Schinkenknochen (kam in die Erbsensuppe)
Schinkenbüül m. 1. Beutel für Schinken (als Schutz vor Dasselfliegen, die Eier legen).
2. Damenschlüpfer (scherzh.)
Schinkendamme f. letzte Zitze der Sau (nahe am Schinken, gibt weniger Milch). Dat is 'n minn Köiken, dat häff de Schinkendamme hat (zurückgebliebenes Ferkel).
Schinkenflees, -fleesk n. Schinken
Schinken(flees)bottram m. Butterbrot mit Schinken. → Schinkenbrügge
Schinkenhochtied f. Hochzeit, zu der man einen Schinken mitbringen mußte (Einladung für zwei Tage; oft gab es zu viele Schinken, die später verkauft wurden; im Ggs. zu → frij, Gewwehochtied, halwen Kopp)
Schinken-kloppen derbes Jungenspiel: Man klopft jd. aufs Gesäß, er muß raten, wer es war.
Schinkenmodell n. nicht existierender Gegenstand, Aprilscherz. → Näinaodelsaod
Schinkenmoue f. (Bo) Puffärmel (scherzh.). → Puffmoue
Schinkenplaate f. Scheibe vom Schinken. Stuuten met Schinkenplaaten (im Spruch, mit dem zur Hochzeit eingeladen wird)
Schinkenspeck m'n. Schinkenspeck
Schinkentitte f. (Ge) hintere Zitze der Sau. → Schinkendamme
Schinn m. weißer Staub bes. beim Striegeln von Pferden (Schuppen od. Schorf). → Schorf
Schinne-, schinnen, Schinner, Schinnerij, schinnern → Schinde-, schinden, Schinder-, Schinderij, schindern
Schipp n. (Schippe; Schippken) 1. Schiff.
2. bootförmiger Gegenstand. dat Schipp in de Maschiene (in den Kochherd eingelassener Behälter für warmes Wasser). dat Schipp under de Kaore (an Ketten od. Seilen hängender Kasten unter dem Töpferwagen, → Hängefääken). → Schiffken.
Zs.: Klumpen-, Sieden-, Wääwer-
Schipperij f. Schiffahrt.
Zs.: Bääken-
Schipperschenke f. (Vr) Schankstube für Berkelschiffer (bei Bauern in der Nähe von Anlegestellen)
Schipps-timmermann m. "Schiffszimmermann". Wat bün'k doch ne Schipps-timmermann! (wenn man etw. gut gemacht hat, iron.).
Schirm. Scherm (Rae, Rh, Bo) m'n. Schirm (z.B. der Lampe, der Mütze); Abschirmung, spanische Wand.
Zs.: Ommen-, Räägen-, Sünnen-
Schirm- auch: Scherm-
Schirmdack n. Schirmdach, Wetterdach
Schirmlampe f. Wandlampe mit Schirm (mit reflektierendem Metall an der Wand). → Siedlampe
Schirmlöchte f. 1. tragbare Lampe mit Schirm, Sieblampe.
2. Wandlampe. → Speegel-lampe
Schirm-määker, -maaker m. Schirmmacher. → Paraplüümääker
Schirmschoppe f. (Vr, St) Remise, offene Scheune für Wagen (mit vorspringendem Dach an der offenen Seite). → Een, Loose, Remiese
schirrn, schiern das Geschirr anlegen, anschirren. → satteln
Schiss m. in der Wendg. Schiss kriegen (häbben) (Angst bekommen, haben). He kreeg so ne Schiss, dat he weggleep.
Schisselameng → Ssisselaweng
Schitt-, schitt-, Schitte → Shhiet-, schiet-, Schiete
Schittschott → Schüttschott
schitzerieden (Wes, Vr) changierend (z.B. Seide). en schitzerieden sieden Kleed (aus changierender Seide). → schansiert, Schemmersiede
Schitzken n. (Hei) kleines bißchen. → Fitzken, Ietzken
schjouen, schouen, schjöien, schöien schleppen, mit schwerer Last beladen gehen. → schleppen
Zs.: wegg-
Schjouerij, Schouerij f. Schlepperei. Wat ne Schouerij, dat wi de Runkeln van dat natte Land kreegen.
Schlaagehaamer m. (Wes, Ot) großer Holzhammer. Den Paol wodde met ne höltene Schlaagehaamer in de Grund schlaone.
Schläägel. Schleggel (Wes, Ot, Ge, Ra, Bor, Hei, Rh, Bo) m. (Schläägels) 1. verstellbarer Beschlag am Riegel über dem Schweinetrog zum Aussperren der Schweine. ne iesernen Schläägel to't Fastesetten. → Farkenlidd, Koddenschläägel, Schlagg m.
2. abnehmbarer Teil des Wagens, der von einem Pferd od. mehreren Pferden gezogen wird (ca. 1 m langes Holzstück mit Eisenringen, an denen die Zugketten bzw. Zugseile des Pferdegeschirrs befestigt werden). ne enkelen Schläägel föör de Äide. met dübbelten Schläägel (Zweiergespann). • De treckt ne halwen Schläägel met (Sie halten zusammen). → dübbelt, Klaaben, stöcken.
3. Uhrenpendel; Glockenschwengel.
4. Pumpengriff.
Zs.: Dissel-, Dübbel-, Kodden-, Pumpen-, Trogg-
Schlaagen m., Schlaage f. (Schlaagen) großer, schwerer Holzhammer (z.B. zum Spalten von Holz, zum Einschlagen der Weidepfähle). He häff ne Kopp as ne Schlaage (hat einen dicken Kopf). → Böcker, Schlaage-, Vöörschlaggshaamer.
Zs.: Holt-
schlaagen 1 (schlött, schleet; schloog, schloogen; schlaagen) schlagen. De Klocke häff schlaagen. Ne geschlaagene Stunde is he daor an west ("eine geschlagene Stunde"). → Klocke, schlaon.
Zs.: buuk-, Pott-
schlaagen 2 (schlaagt; schloog, schloogen; schlaagen) 1. nacharten, ähneln (durch Vererbung). He schlaagt up'n Päät-öhme. Dat Kind schlaagt up de Öllers. En good Kind, wat nao sien Vaader schlaagt. Waor schlaagt he up? (Antwort:) He schlaagt van achtern up de heele Familie (Wortspiel mit schlaagen 1 u. schlaagen 2). → Bookwäiten, frömd, nao, Naolaot, Schlagg m'n..
2. gefallen, gelegen kommen, gelingen, in Wendungen wie Dat schlaagt mi (gefällt mir, liegt mir). Dat konn mi noch wa. schlaagen (Das könnte ich gut gebrauchen, das paßte mir, käme mir gelegen). Dat schlaagt em (geht ihm gut von der Hand). Mi schlaagt dat nich (Es liegt mir nicht, gefällt mir nicht).
Schlääger m. 1. großer Holzhammer. → Schlaagen.
2. Pferd, das ausschlägt. Kuh, die beom Melken in den Eimer tritt.
3. wer eine Schlägerei beginnt, Streit sucht (z.B. auf Festen).
Zs.: Drup-, Kopper-, Ollie-, Oober-, Quinten-, Reep-, Schuum-, To- , Tou-, Under-
Schläägerij f. Schlägerei.
Zs.: Tou-
schlaaksen, schlaasken latschen, schlurfen
Schlaaterbux(e) f. wer kleckert, etw. verschüttet; unordentliche Person
Schlaatergatt n. 1. schwatzhafte Person.
2. unordentliche Person. → Kladdergatt 1
schlaaterig unordentlich; ungeordnet herunterhängend; schlaff. en schlaaterig Spill (Unordnung). De Geers wann. frühr nich so groot un schlaaterig (Die Euter waren früher nicht so groß u. schwer). en schlaaterig Dier (dürr, klapperig). Wat is den Papp schlaaterig! (dünn). → schlacksig, schladderig, schlöörig
Schlaaterkunte f. wer kleckert, etw. verschüttet (z.B. eine Frau, die für einen Küchenfußboden zehn Eimer Waser braucht). → Plemperkaore, Splenterbüsse
Schlaatermuul(e) f. schwatzhafte Person (bes. Frau)
schlaatern 1. überschwappen; verschütten, kleckern, spritzen; planschen, mit Flüssigkeit hantieren, matschen. Wat häff he met dat Waater öwwer de Dääle schlaatert! Se schlaatert den Koffie uut't Kümpken. → schlackern.
2. geräuschvoll essen od. trinken, schlürfen.
3. schlackern, wackeln. De Koh schlaatert met't Gier döör't Gröss (schlackert mit dem Euter). → klaatern 2, pümpeln, schlabbern, schlämpern, spöiten
Schlaatert m. wer kleckert, etw. verschüttet; unordentliche Person
Schlaatertriene f. wer kleckert, etw. verschüttet; unordentliche Person (bes. Frau)
Schlaaterwiew n. 1. Schwätzerin.
2. unordentliche Frau
Schläbbeken n. Kinderlätzchen
schlabberig weichlich. Den Pudding is schlabberig.
Schlabberjan m. wer beim Essen kleckert, wer unmanierlich ißt
Schlabberjux m. 1. minderwertiges Essen, z.B. dünne Suppe. Daor ha'n se sik ne Schlabberjux terechte kockt.
2. wer beim Essen kleckert (bes. Kind)
Schlabberkabbes, -kapps m. (Vr, Ge) Eintopfgericht aus Weißkohl od. Wirsing
Schlabberläppken Kinderlätzchen
Schlabberlätzken Kinderlätzchen. → Spijdook
schlabbern 1. kleckern, Flüssigkeiten verschütten.
2. unmanierlich essen. schlabbern an'n Diss. → schlaatern, spöiten
Schlabberpapp m. sehr dünner Brei (z.B. Milch mit eingeweichtem Zwieback). → Schlubberpapp
Schlacht, Schlach f. (Schlachten) Schlacht, Kampf.
Zs.: Daornten-
Schlacht- auch: Schlach-
Schlachtboom m. Eichenholz zum Aufhängen u. Häuten des geschlachteten Rindes. → Schlachtholt
Schlachtbullen m. zur Schlachtung bestimmter Bulle
Schlachtdagg → Schlachtedagg
Schlachtebaas m. (Vr, St, Sü, Ra) 1. Hausschlachter, Metzgermeister.
2. unangenehme Person
Schlachtebiel(e), Schlächterbiel(e) f. Beil des Schlachters. Met de platte Sied van de Schlächterbiele dee he dat Flees platt schlaon up'n Houkloss.
Schlacht(e)dagg m. Schlachttag. → Schlachtevisiete
Schlacht(e)koh f. zur Schlachtung bestimmte Kuh. → Wäidekoh
schlachten schlachten. → schächten.
Zs.: Hahnen-, nood-
schlachtensmaote schlachtreif
Schlachter (Rh, Bo). Schlächter (Vr, We, Bor) m. Schlachter. En verschledden Peerd wodde nao'n Schlächter verkofft.
Zs.: Buurn-, Döörn-, Huus-, Kopp-, Peerde-, Puggen-
Schlachter- auch: Schlächter-
Schlächterbiel(e) → Schlachtebiele
Schlachterij, Schlächterij f. 1. Schlachtung, Schlachtfest. Bi de Schlachterij moch man föör'n Litter Fuusel sorgen. → Wostevisiete.
2. Raum, in dem geschlachtet wird; Metzgerei
Schlachterschee(de), -schäi(de) f. (Ot, St, Sü, Ge) Köcher für die Messer des Schlachters
Schlacht(e)schwien n. zur Schlachtung bestimmtes Schwein. → Mästefarken, Rieserbessem
Schlachtetied f. Schlachtzeit (September bis April, bes. Dezember bis Februar). → Adwentsklocken
Schlachtevisiete, -vesiete f. Schlachtfest (Familienfest am Abend, an dem das Schwein zerschnitten wird). → afschnieden, Fettpriesen, Össkesdagg
Schlachtgewich(t) n. Schlachtgewicht
Schlachthoff m. Schlachthof (in Großstädten vor, auf dem Lande erst nach dem Zweiten Weltkrieg). De Koh geht nao'n Schlachthoff hen.
Schlachtholt n. Holz zum Aufhängen u. Häuten des geschlachteten Rindes (ein gerades od. gebogenes Holz mit eingekerbten Enden, die hinter die Sehnen der Vorderbeine gesteckt werden). → Hackenspier, Haolboom
Schlachthuus n. Schlachterei, Metzgerei. De Koh is föör't Schlachthuus (muß notgeschlachtet werden).
Schlachtkoh → Schlachtekoh
Schlachtpeerd n. zur Schlachtung bestimmtes Pferd
Schlachtpugge f. (St, Sü, We, Rae, Rh, Bo) Schlachtschwein
Schlachtschwien → Schlachteschwien
Schlachtveh n. Schlachtvieh. → upwäiden
Schlacke f. (Schlacken) Schlacke (Hochofenschlacke, wurde zur Straßenbefestigung gebraucht).
Zs.: Kollen-
Schlackedarri → Schlackerdaaris
Schlackedärm m. Spottname, im Vers. → Harm
Schlacken m. Thomasmehl (Stickstoffdünger). Schlacken was in fiene owwer faste Juutesäcke.
Schlackenmähl n. Thomasmehl. → Iesermähl
Schlackensack m. Jutesack für Thomasmehl (aus dichtem, feinen Gewebe). ne Schooltaske uut ne Schlackensack. Bi Räägen wodde 'n Schlackensack up'n Kopp daon. → Juute-, Mattensack, Sacktaske
Schlackensteen n. Schlackenstein
Schlackenwegg m. mit Schlacken aufgefüllter u. befestigter Weg. → Koll-asken-, Schotter-, Sinnerwegg
Schlackerbasse f. 1. unordentliche Person.
2. aufgeschossener Junge ohne Haltung. → Lodderbasse, Prunkstatt
Schlackerbasserij f. Durcheinander, z.B. unordentlicher Haushalt
Schlackerbüül m. unordentliche Person (bes. Mann)
Schlackerbux(e) f. 1. Schlotterhose, zu locker sitzende Hose.
2. unordentliche Person (räumt nie auf, verliert oft etw.).
3. Angsthase
Schlackerdaaris, Schlackedarri, Schlackerdaarius, Schlackerdaasie;
Schlackerdaap(s) (St, Sü, We). Schlackerdaats (Hei, Bo) m. 1. unorden- tliche Person (bes. Mann).
2. aufgeschossener Junge ohne Haltung, mit schlenkerndem Gang. → Labbes, Schlacks 1, Schlamien
Schlackerdööse, -doose f. unordentliche Frau
Schlackerer m. unordentliche Person. → Prunker, Schlackert
Schlackergatt n. unordentliche Person
schlackerig locker, haltlos; unordentlich, nachlässig, schmutzig. schlackerig Weer (regnerisch, feucht, nebelig, ohne Frost). → Karkhoff, quackelig, schlodderig
Schlackerjan m. aufgeschossener Junge ohne Haltung
Schlackermette f. unordentliche Person (bes. Frau). → Schlöörmette
Schlackermöi f. unordentliche Frau (läßt alles herumliegen, macht viel kaputt)
schlackern 1. schlottern, schlenkern, zittern. Dat Kleed schlackert ähr üm't Liew. He schlackert met de Knee (zittert). He schlackert met de Aorne (ist sehr verwundert).
2. verkleckern. He schlackert Melk uut't Kümpken.
3. nachlässig, unordentlich arbeiten. → schlaatern, schladdern
Schlackert m. 1. unordentliche, verkommene Person.
2. dünne, schmächtige, aufgeschossene Person. → Labbes, Schlacks 1
Schlackertriene f. unordentliche, unsaubere Frau
Schlackerwiew n. unordentliche Frau
schlackig mit Schlacken durchsetzt
Schlacks 1 m. 1. unordentliche Person.
2. dünne, hoch aufgeschossene Person (bes. Mann); Junge ohne Haltung. → Schlackerdaaris, Schlackert.
3. Tölpel; unbeholfener Junge
Schlacks 2 m. (Schläcksken) ein wenig (bes. Flüssigkeit); Kleinigkeit. Daor is noch ne Schlacks Melk in de Büsse. Doo mi äs 'n Schläcksken Koffie! → Klacks, Pöidel, Püls, Strull, Träöne
schlacksen (Vr) nachlässig gehen, latschen
schlacksig lang aufgeschossen; ungeschickt, unbeholfen. ne schlacksigen Gang häbben. Wat ne schlacksige Lämpe!
Schladden m. Wischlappen an einer langen Stange (zum Reinigen des Ofens der Bäckerei). → Flatske, Wullquast
schladderig unordentlich. Wat'n schladderig Hemd! (zu groß, schlecht zugeschnitten, ohne Sitz). → fladderig, plodderig, schlaaterig, schlodderig, schlöörig
Schladderij f. Unordnung
schladdern schlottern. Mi schladdert de Knee (Mir zittern die Knie). De Lääden schladdert bi Wind hen un weer. → schlackern
Schladdertüüg n. unordentliches, schlaffes Zeug
Schlafitt(ken) → Schlawittken
Schlagg m. (Schlääge; Schläggsken) 1. Schlag, Hieb; Klaps. Dat Peerd häff mehr Schlääge as Brood kreggen. De krigg mehr Schlääge as te frääten (De krigg Schlääge as 'n jungen Hund) (wird oft geschlagen). Dat dööt di bääter gudd as 'n Schlagg in'n Nacken (z.B. ein Schnaps). Nu häff he ne Schlagg kreggen, dat he nich weer upsteht (einen kräftigen Hieb, Mißerfolg). Ik kreeg doch ne Schlagg in de Rügge (z.B. Gliederreißen bei best. Bewegung). Dat was mi ne Schlagg in't Gesicht (z.B. herbe Enttäuschung). De kann noch wall 'n Schlagg nao schlaon (ist schlagfertig). Den Boom föllt nich met'n eersten Schlagg (Man muß hartnäckig darauf bestehen, z.B. beim Handeln, Freien, → anhollen). He häff ne Schlagg kreggen (Schlaganfall). He häff ne Schlagg wegg (Er ist geschädigt, körperlich od. geistig). He häff ne Schlagg an de Panne (ist dümmlich). Schlagg hollen bi't Dosken (Takt halten). De Klocke is van'n Schlagg (geht ungenau, Schlag- u. Gangwerk stimmen nicht überein). → basten, gewwen, Houe, kold, Puckel, Schötte, Tasse.
2. Portion (beim Aufgeben). .n Schlagg Ääten. Doo noch 'n Schläggsken in'n Emmer (ein bißchen Futter).
3. Brotfach mit Klappe im Glasschrank (St, Sü, Ge). → Glaasenkaste, Schenke.
4. Klappe, Riegel über dem Schweinetrog. → Farkenlidd, Krappe, Schwieneschlagg, Schüüwer.
5. Taubenschlag.
Zs.: Af-, An-, Arm-, Be-, Blitz-, Daibel-, Dood-, Döör-, Drubbel-, Duuwen-, Farken-, Flöggel-, Fluchten-, Fuus(t)-, Grund-, Haagel-, Haamer-, Hand-, In-, Kahl-, Klocken-, Krüüs-, Kutsken-, Lehm-, Messerkes-, Nachtigallen-, Nacken-, Oogen-, Owwer-, Puls-, Quattel-, Rund-, Schnuur-, Schwiene-, Schwöppen-, To-, Trummel-, Twee-, Üm-, Up-, Uut-, Ver-, Vöör-, Waater-
Schlagg m'n. 1. Art, Sorte; Charakter. nen gudd Schlagg Peerde (gute Sorte, Art, Rasse). dat Schlagg van Löö. Dat is en deftig Schlagg Löö. Dat is usse Schlagg (unseresgleichen). Dat is 'n heel ander Schlagg (eine fremde Sorte). Dat bünt noch Löö van'n ollen Schlagg (von alter Art).
2. Geschick, Eignung, Fähigkeit. Hoogdüüts praoten, daor ha. he kinn Schlagg van. Ik häbb kinn Schlagg van Schriewen (Schreiben liegt mir nicht). He häff de Schlagg van (Dat häff he in't Schlagg) (Es liegt ihm, darin ist er geschickt). Ha. ih 't all in'n Schlagg? (Seid ihr schon eingearbeitet). Den Schlagg is de halwe Arbäid (Können ist die halbe Arbeit). → beschlaagen, gaar 1, Haawerkaff, schlaagen 1, Sort, Verstand, wegg, Wessen.
Zs.: Buurn-, Halw-
Schlagg-anfall m. Schlaganfall. Se häff ne Schlagg-anfall kreggen. → Schlagg m.
Schlagg-arm m. Schlagarm (Teil des Oberschlägers am mechanischen Webstuhl). → Schlagglatte
schlaggbodds (Wes, St, Sü, Rae, Rh, Bo) schlagartig, plötzlich. He was schlaggbodds nüchtern. → schlaggmaote
Schlaggbohr n. Schlagbohrer (zum Einschlagen an der Schneide gekröseltes Eisen; Werkzeug des Steinmetz).
Schlaggboom m. Schlagbaum, Schranke. → Hecke, Poreerboom
schlaggfäär(d)ig, -feer(d)ig schlagfertig; gewitzt
Schlaggheck(e) n. (Vr, St, Sü, We, Bor) Toreinfahrt mit Schlagbaum (an dem ein Gegengewicht hängt)
Schlaggholt n. Schlagholz, geschlagenes Holz als Brennholz (Laubholz, bes. aus den Wallhecken). Schlaggholt stüüwen. → Buusken-, Schaanßenholt
Schlaggholtbuuske → Schlaggholtsbuuske
Schlaggholthiep(e) f. Haumesser zum Fertigen von Reisigbündeln. → Buuskenhiepe
Schlaggholt(s)buuske f. Reisigbündel aus dem glattem Schlagholz der Wallhecken (brauchten Bäcker u. Töpfer). Föör eenmaol Broodbacken wodden sess bes sebben gudde Schlaggholtsbuusken bruukt.
Schlaggholt(s)wall m. Wallhecke (wurde alle acht Jahre geschlagen). → Wall
Schlagglatte f. Schlagstock, Schlagarm beim Unterschläger am mechanischen Webstuhl. → Schlagg-arm, Schnacker
Schlaggleer, -läär n. Schlagleder (Teil des mechanischen Webstuhls; damit wird das Weberschiffchen hin- u. hergeschlagen.)
Schlagglieste f. Anschlagleiste an der Schranktür
Schlagglock n. 1. Schlagloch. Den Waagen föhrt links un rechts döör Schlagglöcker. → bestrieden, Klämmspoor.
2. Wasserdurchlaß in der Brücke. → Düüker
Schlaggloot m. Lötzinn für Schmiedefeuerlötungen, Hartlot. Schlaggloot is to't Hatt-lööten.
schlaggmaols jedesmal, immer wieder. He kümp schlaggmaols, wenn wi kinn Tied häbbt.
schlaggmaote (Bo) schlagartig, plötzlich. → schlaggbodds
Schlagg-odder f. Schlagader
Schlaggreemen m. Schlagriemen am Webstuhl
schlaggriep(e) schlagreif (von Holz). → hundertjäörig
Schlaggsied(e), -siete f. 1. Windseite, Wetterseite.
2. "Schlagseite", in der Wendg. He häff Schlaggsiede (ist angetrunken).
schlaggskehr(e), -kähr(e) (Vr, Sü, Bor, Rae) jedesmal, immer wieder. Den Jungen dööt schlaggskehre met de Dööre schlaon. → schlaggmaols
Schläier m. (Schläiers) Schleier (z.B. für die Braut od. die → Pingsterbruud). de Bruud den Schläier afnemmen un den Schoh uuttrecken (Hochzeitsbrauch, → Bruud-nao-Bedde-brengen).
Zs.: Bruud-, Fleegen-, Weddewen-
Schläier-uule f. Schleiereule; langweilige od. unangenehme Person
Schlamassel m. (sth.s) 1. Unordnung, Durcheinander. Daor ligg den ganzen Schlamassel. → Pröttel.
2. Mißgeschick
Schlamien, Schlamiel; Schlamiegel (Ra) m. lang aufgeschossener Kerl. Wat ne langen Schlamien van ne Käärl! → Schlackedaaris
schlämmen 1. überschwemmen, überfluten. geschlämmte Grund, wo 't Waater nich sacken will. → schlämperig.
2. wässern, mit Wasser anreichern. Toon schlämmen (Ton wässern u. sich setzen lassen)
Schlämmkriede f. Schlämmkreide
Schlämmputz m. dünner Wandputz (direkt auf die Mauer aufgetragen). → inschlämmen, Schlämpe
Schlampampe f., Schlampampel m. 1. unordentliche Person (bes. Frau). → Schlampe.
2. unappetitliches Essen. → Schlämpe
Schlampe f. (Schlampen) unsaubere, unordentliche Frau
Schlämpe f. 1. gekochtes Viehfutter; schlechte Suppe.
2. Rückstände beim Schnapsbrennen.
3. dünner Wandputz. → schlämmen.
Zs.: Maager-
Schlämpefatt n. Faß für Rückstände beim Schnapsbrennen
schlampen unordentlich arbeiten
schlämperig, schlämpig überschwemmt, naß. Up schlämperige Grund, waor di dat Waater in de Klumpe löpp, daor wöss nix up. → dull, schlämmen
schlämpern, schlämpsken, schlampsken Flüssigkeit verschütten. → plempern, schlaatern
schlampig unordentlich
schlämpig → schlämperig
schlampsken, schlämpsken → schlämpern
Schlams m. unordentlicher Kerl; Taugenichts
Schlange f. (Schlangen; Schlängesken) Schlange.
Zs.: Gift-, Kopper-
Schlangenbohr n. gebogener Bohrer (Werkzeug des Holzschuhmachers, Schreiners)
Schlängesken, Schlängersken best. Lage beim Spiel mit Schafs- od. Ziegenknochen: Der Knochen steht hochkant, die Oberfläche zeigt eine schlangenartige Windung. → Bickel
Schlänke f. (Schlänken) mit Wasser gefüllte Vertiefung (z.B. in der Weide). Uut de Schlänke kann dat Waater nich wegg. → Blänke 1.
Zs.: Waater-
Schlaoge f. (Schlaogen) 1. Schicht (im Boden). Daor sitt ne faste Schlaoge Pott-eerde (eine wasserundurchlässige Schicht Ton, → Banke).
2. Streifen, Reihe. ne Schlaoge Höi (Heuschwade, gegeneinander geharkt). Daor geht ne Schlaoge döör dat Stück Rogge (ein Streifen, durch Wind od. Regen zu Boden gedrückt, → Lääger). De Erpel häbbt schwatte Schlaogen (Streifen durch Werfen, Druck). In den Stuuten sitt ne Schlaoge in (Wasserstreifen, → Banke). De Töppe van de Bööme wann. in Schlaogen afedeelt. Lechte Schlaagen (Schlaogen) brengt Waater in'n Graawen (helle, wolkenfreie Stellen zwischen den Regenwolken). → Gee, Kidde.
Zs.: Aor-, Lehm-, Ossen-, Waater-
schlaogen Heu in Reihen harken, rollen
Schlaokooke(n), -kook m. (Vr, St, Ge) Ölkuchen (für Kühe). → Olliekooken
Schlaomölle f. Ölmühle
schlaon (schlött, schleet; schloog, schloogen; schlaon, schlaagen) schlagen, hauen; behauen; ausschlagen. Holt schlaon (Holz fällen). Steene schlaon. He schloog met Hande un Beene üm (van) sik (wehrte sich mit Händen u. Füßen). Schlao nich´n frömd Kind, et konn´t diene wnn´. Schlao kinne frömde Blaage, et konn diene wessen. Et schleet em in de Beene (Er erschrickt). Schleet dat Peerd? (Antwort:) Nee, et häff ja nich äs ne Stock (Wortspiel). Daor schlötts richtig up to (Man achtet darauf, paßt auf). He schlött de nich up to (Er kommt nicht darauf, reagiert nicht). → binnen, Blindhäid, Haaken, Hatte, houen, Hund, Lidd 2, lossgaon, Maagen, Mählsack, Nacken, nöödig, Odder 1, Örgel, Pack n., Panne, schlaagen 1, Schwaade, Sied, Spörrie, Timpen, Torf, tucken, Verdrott.
Zs.: Ball-, breed-, daale-, dood-, fast(e)-, kaputt-, kott-, Lienken-, loss-, radd-, rund-, Seelken-, Töikes-, vull-, wegg-
schlaonsmaote zum Schlagen geneigt, bereit
Schlaop m. Schlaf. dat Kind in'n Schlaop weegen. He konn 'n Schlaop nich packen (Er konnte nicht einschlafen). em föllt 'n Schlaop uut de Oogen (Er ist sehr müde). He kümp in'n Schlaop debi (Er fängt dabei an zu schlafen). He reew sik den Schlaop uut de Oogen. He häff Schlaop (ist sehr müde). He was so möö, den Schlaop feel em uut de Oogen (Er war übermüdet). Dat is ne Praot föör'n Schlaop (dummes Zeug). He lacht sik sölws in'n Schlaop (best. Art zu lachen). → beschieten, lichte.
Zs.: Dagg-, Halw-, Meddagg(s)-, Nacht-, Winter-
Schlaop-anzugg m. Schlafanzug (mod.). → Nachtpolter
Schlaopbux(e) f. 1. Schlafhose für Jungen (mit einer Klappe hinten).
2. Träumer, schläfrige, zerstreute Person. → Schlaopmüske
Schlaopdääke, -decke f. Zudecke. → Todääke
schlaopen (schlöpp; schleep, schleepen; schlaopen) schlafen. Se bääden sik un göngen dann schlaopen. Ik häbb de nich gudd van schlaopen (Ich habe unruhig, schlecht danach geschlafen). He schlöpp as ne Kloss (as 'n Stück Holt) (schläft sehr fest). He is ne gudden Käärl - wenn he schlöpp! (iron.). • Well lange schlöpp, owwer hännig löpp, öwwerhaalt noch jeeden Lahmen. • Ne schlaopenden Hund sall man nich wacker maaken ("Schlafende Hunde soll man nicht wecken", Bo). Dat Been is an't Schlaopen ("eingeschlafen", taubes Gefühl). Dat Holt schlöpp (Das Holz ist abgelagert, trocken, arbeitet nicht mehr). → anschlaon, Buuk, froh 1, glööwen, häbben, Müüre, Schüüte, süüsen, Tossen, vertehrn, Wand f.
Zs.: öwwerwegg-
Schlaop(ens)tied f. Zeit, ins Bett zu gehen. → Beddegaonstied.
Zs.: Nacht-
Schläöper m. Schläfer.
Zs.: Anderthalw-, Bi-, Lang-, Sewwen-, Wander-
schläöperig, schlaoperig, schläöprig, schlaoprig schläfrig. He is schläöperig, em fallt de Oogen to. → nuffelig
Schläöpersmisse f. späte Messe, 11-Uhr-Messe. → Kostgängers-, Langschläöpersmisse
Schlaopholt n. Buchenholz. → Böökenholt
Schlaopkaamer f. Schlafzimmer. → Schlaopstommen
Schlaopkabinett n. Schlafzimmer. → Kabinett
Schlaopkappe f. Schlafhaube der Frau, Schlafmütze. → Nachtjacke, - kappe, -müske
Schlaopkopp m. schläfrige, unaufmerksame Person
Schlaopkoste f. (Ge) sandartige Kruste in den Augenwinkeln (vom Schlafen)
Schlaopköttel m. 1. sandartige Kruste in den Augenwinkeln vom Schlafen. He häff de Schlaopköttels noch in de Oogen.
2. schläfrige, verschlafene Person
Schlaoplüüse (Pl.) "Schlafläuse", in der Wendg. Dat bünt Schlaoplüüse (Kopfjucken als Zeichen von Müdigkeit).
Schlaopmüske, -müsse f. 1. zum Schlafen aufgesetzte Haube, Mütze.
2. schläfrige, schwerfällige, zerstreute Person. → Schlaopbuxe, Schlummerkopp
Schlaopmuule f. (Bo) wer tratscht, viel redet (bes. Frau). → Schlaotmuule
Schlaopnuffel, -nuffen m. schläfrige, schwerfällige Person (bes. Mädchen)
schlaoprig, schläöprig → schläöperig
Schlaopsack m. 1. Schlafsack. He häff 'n Maagen as 'n Schlaopsack (hat einen großen Magen).
2. schläfrige Person, Langschläfer
Schlaopstää f. Schlafstelle
Schlaopstommen, -stowwen m. (Vr, Hei, Rh) Schlafzimmer. Den Schlaopstommen van'n jung Wicht mutt uutsehn as 'n Schmuck-kästken (Wes). → Schlaopkaamer
Schlaoptied → Schlaopenstied
Schlaot m. Salat. Et geht drin as (frisken) Schlaot (Es schmeckt sehr gut). Wat is dat beste an'n Schlaot? Dat he sik bögg (damit man ihn in den Mund bekommt, Jux). Schlaot is föör de Sseggen (wird beim an Fleisch reichen Hochzeitsessen gesagt). → Werth.
Zs.: Endiewjen-, Erpel-, Feld-, Gurken-, Kopp-, Plück-, Schnie-, Stink-, Tuffel-
Schlaotbeck m. großer, breiter Mund
Schlaotbedde n. Salatbeet
Schlaotbladd n. Salatblatt
Schlaotbohne f., -böhnken gelbe Wachsbohne, niedrig wachsende Bohne. → Buschbohne
Schlaotkopp m. 1. Salatkopf.
2. Dummkopf. → Holt-, Torfkopp
Schlaotkumme f. Salatschüssel
Schlaotlippe f. weinerliche od. schmollende Frau. → Breedschnuute, Driethuus, Hangelippe, Prattmuule
Schlaotmieger(t) m. Angeber. Du verdammte Schlaotmieger! (Spott aus Rh über Bocholter).
Schlaotmuule f. Großmaul, Angeber; wer den Mund voll nimmt, laut u. derb redet. Bookeltse Schlaotmuule (Spott aus Rh). → Schlaopmuule
Schlaotplante f. Salatpflanze
Schlaotschnigge f. Salatschnecke
Schlaotschöttel f. Salatschüssel
Schaotsooße f. Salatsoße, früher eine heiße Specksoße
schlapp schlaff, schwach, kraftlos. schlappen Koffie (dünner Kaffee). Dat wann. twee schlappe Daage (Tage ohne Arbeit, Betrieb). schlapp maaken (weern) (ohnmächtig werden). → blooden
Schlappe f. (Schlappen; Schläppken) Pantoffel, Hausschuh. He häff de Schlappen (Klumpen) staon laoten (ist gestorben). → Schloffen 1
schlappen schlurfen, in Pantoffeln gehen; schwerfällig gehen; eilig gehen. He was nao de Karke hen schlappen (hat die Messe in Eile besucht, z.B erst nach der Predigt, → Schnappmisse).
Schlapphood m. Erntehut der Frauen. → Flapp-, Sünnenhood
Schlappigkäit f. Schwäche
Schlatt n. versumpfte Niederung, Vertiefung in einer Grünfläche.
Zs.: Waater-
Schlätt n. (Schlätte; Schlättken) (Rh, Bo) Spültuch, -lappen. → Spööldook, Wasslett
Schlattkuhle f. Wasserloch in der Wiese od. Weide
schlattverloorn(e), schlottverloorn(e) ganz u. gar untauglich, nutzlos. Büs ne Schlattverloorne, säggs nich äs Daagestied (Du bist sehr unhöflich).
schlatzen (Bo) Knicker schnipsen.
Zs.: kring
Schlau schlau, gerissen, raffiniert. ne schlauen Rackert (raffinierter Bursche). He is 'n Düüwel te schlau af (sehr gerissen).
Zs.: öwwer-
Schlaumäier m. Schlauberger
schlawenzeln, scharwenzeln herumstreichen, -streunen, sich herumtreiben
Schlawiener, Schlawitzer m. raffinierte, durchtriebene, listige Person; Witzbold
schlawienern angeben
Schlawittken, Schlafittken, Schlafitt n. Rockkragen, Rockschoß, - zipfel. De föhlt sik up't Schlawittken (up'n Schlips, up de Schlippe) trään (fühlt sich beleidigt). He gripp em an't Schlawittken (faßt ihn am Kragen). Ik sall em wall an't (bi't) Schlawittken kriegen (zu fassen kriegen; die Meinung sagen). → Wickel
Schlawitzer → Schlawiener
schlecht, schlech 1. schlecht; minderwertig, ungut; unangenehm; böse. Braom, de wöss up schlechte Grund (Ginster wächst auf kargem Sandboden). .n schlecht Jaor (z.B. ein Jahr mit Mißernte). Et bünt a. schlechtere Tieden west! Gudd häörn kann he schlecht, schlecht häörn kann he gudd (Wortspiel mit den Bedeutungen von → häörn). Et hä' ook schlechter kunnt! Schlechter is't nich wodden (z.B. auf die Frage Wo geht't?). Et is nich so schlecht, et häff ook wat Gudds. Moss 't Gudde met't Schlechte nemmen! (Man muß es so nehmen, wie es ist: mit Vor- u. Nachteilen). Daor wödd't föör us nich schlechter van! (Das wäre für uns zum Vorteil). annere Löö schlecht maaken (schlecht küürn öwwer annere Löö) (schlecht über andere reden). Solange at schlecht öwwer di küürt wödd, geht't di gudd. De is noch schlechter as de Pastoor tolöttt. Wenn di´t schlecht geht, dann wett´t de Löö alles bääter (im Nachhinein sind alle klüger).
2. übel, krank. Mi was te schlecht, üm dood te gaon (Mir war sehr übel). De Junge wödd schlecht (Er wird ohnmächtig). He ligg ganz schlech (sterbenskrank). → beste, Coesfeld, doodgaon, Gewetten, hoppen, liggen, löi, metmaaken, Muuseköttel, Nacht, recht, Room, Waord.
Zs.: düüwels-
Schlechtigkäit f. Schlechtheit, Schlechtigkeit, Bosheit, Boshaftigkeit. → Undöchte
Schleckerij → Schlickerij
Schledde → Schlette
Schledden 1; Schlidden (Hei) m. (Schleddens) 1. Schlitten (zum Rodeln). Ih häbbt 'n Schledden ook noch nich van't Ies (Ihr habt es noch nicht geschafft).
2. schlittenartiges Transportmittel (für Egge, Pflug). → Schleppe 1, Schloffen 2.
3. Gerät des Seilers zum Zwirnen.
4. Webstuhlteil.
Zs.: Äiden-, Ies-, Prick-, Schnee-
Schledden 2; Schletten m. (Ge) (Schledden) Rundholz, Pfosten, für den Weidezaun u. das Weidetor. Schledden setten (einzäunen). Sett 'n Schledden män up de Grenze. → Schleet
schledden; schletten (Ge) einzäunen, einen Zaun errichten. → tüünen
Schledden- auch: → Schletten-
Schleddengatt n. Weidetor aus Rundhölzern. → Schleetgatt, Wäidenritt
Schleddenpaol m. Zaunpfahl, Weidepfosten. → Streebe, Tuun, Frücht- , Reckens-, Wäidepaol
Schleddenpost, -poss m. Weidepfahl, Zaunpfahl. He löpp so stiewgedretten, as wenn he 'n Schleddenpost upschlocken hädde (läuft steif u. ungeschickt, → Bohnenstaaken). .n Wink met'n Schleddenpost (ein deutlicher Hinweis). → Frücht-, Hecken-, Reckpost
Schleddentuun m. Zaun aus Rundhölzern (die an Zaunpfählen befestigt sind). → Frücht-, Reckenstuun
Schleddinge f. Rundholz für Weidezaun. Schleddinge setten (einzäunen). → Schledden 2
schlee stumpf. Bi't Houen van de Stubben kaas de Äx in Tied van ne Stunde schlee häbben. schlee in'n Mund (stumpfes Gefühl, bes. an den Zähnen, wenn man saures Obst gegessen hat). He häff schlee-e Tande (Es schmeckt ihm nicht so recht). → Saiden, Säiße, stump, struuw
Schleer-, schleern → Schlier-, schliern
Schleese f. (Schleesen) Schlehe. → Muulentrecker, Schlehbääse, - pruume, wilde Pruume
Schleesenholt n. Schlehenholz (Die Dornen wurden zum Verschließen von Würsten genommen, → Wostepigge). → Belse, Schlehnholt
Schleet n. (Schleete) dünner Stamm; dünner Tannen- od. Fichtenstamm; Schößling; Rundholz (wurde z.B. als Schlagbaum zum Schließen der Weide, als Langholz im Weidetor od. anstelle von Planken auf dem Dachboden gebraucht). de Schleete in't Hecke (Langhölzer im Tor der Weideneinzäunung). Schoppenbalken met dännene Schleete (Kiefern- od. Fichtenstangen als Belag des Dachbodens statt Planken). en Schleet met Haltestrang (Stange beim Richten des Hauses). Wat'n lang Schleet van'n Froumääsk (lang u. dünn). → Rundholt, Schledden 2, Schleeter, Staaken, Stange, Stempel.
Zs.: Balken-, Dännen-, Elsen-, Röhr-, Wiem-
Schleet-aor, -uhr → Schleetgatts-aor
Schleet(e)hoow-ieser, -n n. ungeschmiedetes Hufeisen als Halterung für die Rundhölzer am Weidetor
schleeten → schlieten
Schleet(e)post, -poss m. Torpfosten, Weidepfosten. → Schleetgattspost
Schleeter m. (Hei, Bor, Rae) Holzstange für die Weide- od. Hofabzäunung (drei bis fünf Meter langes, armdickes Rundholz, meist drei Stangen übereinander, in eisernen Ösen am Holzpfahl liegend). → Schleet
Schleeterfohrlock, -fuhrlock n. (Vr, St, Sü, We, Rae) Tor mit Schiebebalken, Hofeinfahrt, Weidetor. → Schleetgatt
Schleet(er)heck(e) n. Hoftor, Weidetor aus Rundhölzern als Schiebebalken. → Schleetgatt
Schleeterpaol m. (Rae) Torpfosten, Weidepfosten
Schleeteritt n. Toreinfahrt aus Rundhölzern als Schiebebalken (meist drei Hölzer übereinander); Weidetor, Hofeinfahrt, im Ggs. zum Tor aus Draht, → Wäidenritt
Schleetgatt n. Hoftor, Weidetor aus Rundhölzern. → Aor 1, Schleddengatt, Schleeterhecke, Schleeteritt
Schleet(gatts)-aor, -uhr n. (St, Sü, Bor, Rae) Eisenöse, in der der Schiebebalken am Weidetor ruht
Schleetgattspost, -poss m. Torpfosten, Weidepfosten. → Schleetepost
Schleetheck(e) → Schleeterhecke
Schleethoow-ieser, -n → Schleetehoow-ieser
Schleetpost, poss → Schleetepost
Schleew m. (Schleewe; Schleewken) 1. großer Schöpflöffel (zum Austeilen des Essens, früher aus Holz); Suppenkelle. • Se woll 'n Schleew noch nich uut de Hand gewwen (Sie wollte die Herrschaft über die Küche noch nicht abgeben). den Schleew öwwergewwen (Hochzeitsbrauch: Die Schwiegermutter geleitet die Braut an den Herd u. reicht ihr feierlich den Kochlöffel als Zeichen, daß sie in die Familie aufgenommen ist u. die Herrschaft in der Küche übernehmen wird, → Heerd, inhaalen, inleeden, Kockepott). → Gescher, Vöörlegger.
2. Lümmel, durchtriebener Junge; Tollpatsch; Angeber. Wat'n Schleew van ne Jungen!
Zs.: Asken-, Botter-, Farken-, Föör-, Holt-, Honnig-, Pannekooken- , Papp-, Pott-, Salte-, Suppen-, Wöske-
Schleggel → Schläägel
Schlehbääse, -beer(e) f. Schlehe. → Schleese
Schlehblöie, -blöite f. Schlehdornblüte. → Wostepinnenblöie
Schlehdaorn, -durn m. 1. Schlehdorn, Schlehdornstrauch.
2. Dorn des Schlehdorns (zum Verschließen der Wurst). → Haagedaorn, Schleese, Wostepigge
Schlehdaorn- auch: Schlehdurn-
Schlehdaornhegge f. Schlehdornhecke
Schlehnbuss, -busk m. Schlehenstrauch, Schwarzdornstrauch
Schlehnholt n. 1. Schlehengehölz.
2. Holz der Schlehe. → Schleesenholt
Schlehpruume f. Schlehe
schlendern, schlennern verschwenden, nachlässig behandeln. Vandaage schlendert se mähr met dat Tüüg. → uutnutzen
schlendern "rutschen" → schlindern
Schlepp- auch: Schlöpp-
Schleppbahn(e) f., -bähnken (Bor, Rae, Rh, Bo) Feldbahn mit Pferden. → Feld-, Lehmbahne
Schleppdack n. Kübbung, tiefgezogenes Schutzdach (von einem höheren Dach heruntergezogenes Dach). → Afdack
Schleppe 1. Schlöppe (Ra, Bor, Hei, Rh, Bo) f. (Schleppen) 1. großer Rechen zum Nachharken des Stoppelfeldes. → Schleppharke.
2. Gerät zum Glätten der Maulwurfshügel. → Äide, Göörenschleppe.
3. Gerät zur Beförderung des Pfluges (z.B. gabelförmiges Holz). → Schledden 1.
4. Schleppe (eines Gewandes, Brautschleiers). • Weddewen un Weesen, de häbbt ne lange Schleppe, daor kaas du gudd up trään (müssen viel verletzende Kritik einstecken, → Weddefrou).
Zs.: Göören-, Ketten-, Ploog-
Schleppe 2 f. Schliff. → Schliff
schleppen. schlöppen (Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) 1. schwer tragen, schleppen. He schleppt sik so hen (ist kränkelnd, schwach). → dräägen, schjouen, todden.
2. eggen; glätten, einebnen. de Grund schlöppen (umgepflügtes Grünland mit der Rückseite der Egge einebnen). → Göörenhoop.
Zs.: Ketten-, wegg-
Schleppfoor, -fuur n. kleines Fuder aus nachgeharkten Ähren od. Halmen
Schleppharke f. breiter Rechen zum Nachharken des Stoppelfeldes. → Aftreck-, Geeharke, Foortrecke, Schmacht-, Treckharke
Schleppnett n. großes Zugnetz mit Beutel zum Fischen. → Fiskebüül, Säägen
Schleppsel. Schlöppsel (Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) n. zusammengeharkte Ähren od. Halme auf dem Stoppelfeld. → Naoharksel, -schleppsel.
Zs.: Nao-, Vöör-
Schlepptrecke f. breiter Rechen zum Nachharken des Stoppelfeldes. → Schleppharke
Schlette, Schledde f. Riß, Bruch durch Verschleiß, in der Wendg. Daor is kinn Schledde of Bröcke an (Das ist ganz heil, wie neu).
Schletten, schletten, Schletten- → Schledden 2, schledden, Schledden-
schlibberig schlammig, glitschig. → Muttke
schlicht 1. einfach, unauffällig; glatt. Se is schlicht antrocken.
2. glatt
schlichten Draod m. glatter Eisendraht (im Ggs. zu → Prickeldraod). → Ssenkdraod
schlichte Müske, Müsse f. Frauenhaube der Trauerkleidung (einfarbig blau, mit einfarbigem Band, ohne Falten, im Ggs. zu → kruuse Müske). Se drägg ne schlichte Müske, se is in Truur. → Lind
Schlicht-äide, -ääg(e)de f. Egge mit kurzen Zinken zum Eineggen der Saat
Schlichte f. (Schlichten) Egge aus Holz. → Äide
schlichten 1. eggen; Unkraut mit der Egge ausreißen. met de Äide schlichten. Ruut schlichten (Unkraut zwischen den Getreidezeilen mit der über Eck gezogenen Egge ausreißen). → äiden, scharpe, weeden.
2. (Felle) egalisieren. De Huud deen se schlichten nao't Inweeken in Kalk, dann met'n Schlichtmess debi.
3. hobeln mit dem Glätthobel, → Schlichthoobel.
4. (Garn) schlichten, bestreichen (in der Spinnerei, Weberei).
5. ebnen, glätten, schlichten. Verschäll schlichten (Streit schlichten).
Zs.: krüüs-, loss-, stump-
Schlichthaamer m. (St, Bor, Hei) Hammer zur Bearbeitung von Blechstücken (Werkzeug des Schmiedes)
Schlichthoobel m. mittelgroßer Hobel, Glätthobel. → Leesten-, Platt-, Putz-, Schrubbhoobel
Schlichtmaschien(e) f. Maschine in der Weberei, die Garne mit Stärke glättet u. festigt. → Schlichtpapp
Schlichtmess, -er n. stumpfes Meser zum Glätten der Felle (Werkzeug des Gerbers). → schlichten
Schlichtpapp m. Wäschestärke in der Schlichterei (für neue Stoffe). → Wöskestiewe
Schlichtrahmen m. Rahmen zum Spannen des Leders, der Haut (Gerberei). → Schlicker 2
Schlicht-trogg m. Stärketrog der Baumwollweberei. → Papptrogg
schlichtwegg einfach, schlichtweg; einfarbig
Schlick 1 m. Schlick, Schlamm
Schlick 2 m. (Vr) Schluckauf. → Hick, Schnück
Schlicker 1 m. Tonbrei. → Schmiggsel
Schlicker 2 m. Werkzeug zum Ausrecken der Häute in der Gerberei (Marmor mit Holzgriff). de Huud met'n Schlicker up'n Diss uutrecken (uutstooten). → Schlichtrahmen, Zugg
Schlickerbüsse f. Frau, die gern Süßigkeiten ißt
Schlickerdööse, -doose f. wer gerne Süßigkeiten ißt (bes. Frau)
Schlickerg(e)räi n. Süßigkeiten
schlickerig naschhaft. .n schlickerig Käärlken (ißt gern Süßigkeiten). → schnoopsk
Schlickerij. Schleckerij (Hei) f. Süßigkeiten. Fröhr gaff't nich so vulle Schlickerijen. → Leckerij, Schlickersaaken, -tüüg
Schlickeritzen (Pl.) Süßigkeiten
Schlickerkaste(n) m. Behälter für Tonbrei
schlickern Süßigkeiten essen, naschen. De schlickert di de Wäörde uut de Muule (schmeichelt, sagt, was man gerne hört). → schnoopen
Schlickerpiepe f. Pfeife aus Zucker (gab es auf der Kirmes)
Schlickerpit, -pitt m. Zuckerstange. → Schlickerpiepe, -tand
Schlickerpott 1 m. Behälter für Tonbrei
Schlickerpott 2 m. naschhafte Person, Leckermaul
Schlickersaaken (Pl.) Süßigkeiten. → Schlickerij
Schlickerstange f. Zuckerstange. → Ssuckerstange
Schlickertand m. wer gerne Süßigkeiten ißt; Leckermaul
Schlickertante f. Frau, die gerne Süßigkeiten ißt
Schlickertüüg n. Süßigkeiten
Schlidden → Schledden 1
Schlieder-, schliedern → Schlier-, schliern
Schliek m. 1. Schleim; Schlamm, Schlick; feuchte, klebrige Masse. De Koh häff Schliek (Scheidenfluß, vor dem Kalben, → schlieken 1). Den Schliek van den Suupkolk afscheppen (Algen von der Weidetränke entfernen). → Schliem.
2. Fisch- od. Froschlaich.
Zs.: Fiske-, Kiekfösken-
Schlieke f. (Schlieken) (St, We, Bor, Rae) Salatschnecke. → Schnigge
schlieken 1 schleimen, Schleim absondern. De Koh schliekt (gibt vor dem Kalben Fluß aus der Scheide). → drecken, Schliek
schlieken 2 (schlick; schleek, schleeken; schlecken) schleichen, sich davonmachen.
Zs.: wegg-
Schliekenfänger m. raffinierte, hinterlistige Person, z.B. Betrüger, Schlitzohr; Schönredner, Schalk. Wann een ne Schliekenfänger is, de spöllt met di as de Katte met de Muus. Den Schliekenfänger, de konn di Düüste an'n Kopp küürn. → Mooipraoter
Schlieker m. Schleicher, wer etw. erschleicht.
Zs.: Hillgen-
schliekerig schleimig; glitschig, glatt. Den Toon is te schliekerig (Der Töpferton ist weich u. klebrig, nicht drehfähig). .n schliekerig Wiew (doppelzüngig, hinterhältig)
Schliem m. Schleim. → Schliek.
Zs.: Haasen-, Haawer-
schliemen 1. schleimen, Schleim absondern.
2. heuchlerisch reden
schliemig schleimig
Schliemwottel f. wilde Malve. → Haasenschliem
Schliepband n. Schleifband (an der Schleifmaschine des Holzschuhmachers, Schreiners)
schliepen (schlipp; schleep, schleepen; schleppen) schleifen. de Äxe schliepen. Wi häbbt dat Scheermess schleppen up'n Waatersteen.
Zs.: wegg-
Schlieper m. Schleifer.
Zs.: Scheeren-
Schliepgatt n. (Rh, Bo) Mahdhaken, kurze Latte an der Sense zum Schärfen der Schneide. → Säißenstrick
Schliepmähl n. Schleifstaub (z.B. Staub, der beim Schleifen der Holzschuhe entsteht). → Schliepsel
Schliepmaschien(e) f. Schleifmaschine (des Holzschuhmachers, Schreiners)
Schliep-papier, -pepier n. Schmirgelpapier. → Schüürpapier
Schliepsel n. Schleifstaub. → Schliepmähl
Schliepstatt m. wer sich verlegen davonmacht; Duckmäuser. → Luurpeeter
schliepstatten, -stattken sich kleinlaut, verlegen davonmachen, beschämt fortgehen. Daor schliepstattket he langs (schleicht sich weg, z.B. aus Furcht, Verlegenheit, Feigheit). He geht daor te schliepstatten (Er drückt sich verlegen herum). → an, drieten, hangen.
Zs.: wegg-
Schliepstätter m. wer sich verlegen davonmacht; Duckmäuser
schliepstattig kleinlaut, verlegen. Daor bünt se schliepstattig aftrocken.
Schliepstättken (Bo) Stinkmorchel (Pilzart)
Schliepsteen m. Schleifstein (war auf jedem Hof, zum Schärfen der Geräte, Werkzeuge). de Hiepe (Äxe) öwwer'n Schliepsteen hollen. den Schliepsteen dräien. He kick drin as Piek-sewwen up'n Schliepsteen (sieht aus, "als ob er nicht bis drei zählen kann"). → Aape, Sand-, Waatersteen
Schliepsteenspille f. Achse oder Spindel des Schleifsteins
Schliepsteentrogg m. Behälter mit Wasser unter dem Schleifstein
Schlier- auch: Schleer-, Schlieder-, Schlöör-
Schlierbahn(e) f. Rutschbahn, Eisbahn, Schlitterbahn (paarig angelegt auf dem Eis). Kriss ne Schlierbahn in'n Buuk (zum Kind, das viel Eis ißt). → Glier-, Ies-, Rutskbahne
schliern; schlöörn (Hei). schleern (Ra, Rae). schliedern (Rh, Bo) gleiten, schlittern (auf dem Eis), rutschen (alt). → schlindern. up de Schlierbahne schliern. → gliern.
Zs.: Hückskenschlieten;
schleeten (St, Sü, Ra) (schlett; schleet, schleeten; schletten) verschleißen
Schliet-ieser, -n n. 1. Wagenbeschlag, Deichselbeschlag, Eisenteil am Vorderteil des Ackerwagens (an den hölzernen Teilen, die verschleißen, auf dem Achsenklotz). → Dräi-ieser, uutschlaon.
2. Streichbrett am Pflug
Schliewark, -werk n. (St, Sü, Hei) ineinander geschmiedetes verschränktes Zimmerwerk zur Befestigung der Dachsparren
Schliff m. Schliff; Schleifung, Glättung. den lesten Schliff doon. → Schleppe 2
Schlije f. (Schlijen) Schleie (Karpfenart). → Bläier
schlimm 1. schlimm, schlecht. Et kann noch schlimmer weern as't is. Se is daor schlimm tepasse kommen (unglücklich geworden). Dat is ne Schlimmen (charakterlich schlecht, böse). Dat sall wa. schlimm uutsehn (Das wird wohl nicht gutgehen, gelingen). Man mutt ook nich alltied met't Schlimmste rääken (z.B. nicht gleich ans Sterben denken). Man mutt nich alls te schlimm sehen (nicht immer schwarzsehen). Ik seh schlimm in de Mööte (befürchte Schlimmes). Wenn't schlimm is, doo wi 'n Läppken drüm, wenn't noch schlimmer is, 'n Kinderdook, un wenn't ganz schlimm is, 'n Beddelaaken, iron.). → Inbeldung, Karkentaorn, Metgeföhl.
2. entzündet; wund. en schlimmen Finger. en schlimm Ooge.
3. sehr. He is schlimm krank.
Schlimmigkäit f. Bosheit, Gerissenheit. Dat is den Händler siene Schlimmigkäit.
schlindern, schlinnern; schlendern (Rh, Bo) gleiten, rutschen (auf der Eisbahn). → schliern
Schlingel; Schlüngel (Rae) m. Schlingel, frecher Junge; Drückeberger. → Bengel, Fläägel, Lümmel
schlingen (schlingt; schlang, schlangen; schlungen) schlingen; gierig essen
schlingfiesten, schlintfiesten hinterhältig in Erfahrung bringen
Schlingfiester, Schlintfiester m. hinterhältige Person; Geheimniskrämer; Schlitzohr. → Schliekenfänger
schlinnern → schlindern
schlintfiesten, Schlintfiester → schlingfiesten, Schlingfiester
Schlippe f. (Schlippen; Schlippken) 1. Zipfel, Hemdzipfel, Rockzipfel; Rockschoß; Schürzenzipfel, Schürze. De Hemde hadden fröhr Schlippen. Se häng immer an Mooders Schlippe (bi Mooder an de Schlippe) (ist unselbständig, abhängig). Dao ha. se all weer een under de Schlippe (schwanger). ne Schlippe vull Äier (eine Schürze voll Eier). ne Schlippe vull Gröön in'n Looptuun schmieten (eine Schürze voll Grünzeug als Futter). Kind in de Schlippe, Lichte öwwer de Schulder un met de Schuuwkaor nao'n Gaorden hen (Arbeiten mit einem Kleinkind: Es wurde vor der Brust in eine Schürze gebunden). → Frou, Schlawittken.
2. Schoß. dat Kind up de Schlippe nemmen. Sett di up miene Schlippe! → Knee, Schoot.
Zs.: Hemd-, Rock-
Schlippgatt n. (Bor, Hei, Rh) wer sich an jd. anderen anschließen will u. lästig ist (z.B. Kind, das der Mutter ständig hinterherläuft)
Schlippjass n. (Vr, St, Sü) Gehrock, Frack mit "Schwalbenschwanz"
Schlipprock m. Gehrock, Frack; Rockschoß
Schlips m. (Schlipse) Schlips. He löpp in Schlips un Kraagen (fein gekleidet). Dat Peerd krigg 'n rooden Schlips vöör (wird geschlachtet). → Schamiesken, Schlawittken, wesseln
Schlipsentaske, -tasse f. Tasche im Schoß des Gehrockes. ne Schlipsentaske van'n Kommissrock (Tasche im Schoß der Uniform). → Flippsentaske
Schlobbe; Schlowwe (Hei, Bor) f. 1. flüssiges, warmes Viehfutter (z.B. Kartoffeln u. Getreide in warmem Wasser für geschwächte Tiere; Spörgel od. gekochte Rüben u. Kartoffeln für Kühe; wenig nahrhaft).
2. schmutzige Flüssigkeit.
3. schlechtes Mittagessen. → Schlump.
Zs.: Aobend-, Erpel-, Farken-, Morgen-
Schlobbe- auch: Schlowwe-
Schlobbekäätel, -kettel m. großer Kessel für gekochtes Viehfutter (wurde über dem Feuer zum Kochen gebraucht). → Vehkäätel
schlobben; schlowwen (Hei, Bor, Rh) mit gekochtem Futter füttern. de Küie schlobben
Schlobbepott m. großer Kessel für gekochtes Viehfutter
schlock 1. locker, schlapp; unfest; weich. De Reemens bünt te schlock (locker, lose). Dat Seel höng schlock (schlaff, nicht straff). de Gasten schlock binden (Garben locker binden). Dat Peerd geht schlock in de Ketten (müde, erschöpft, zieht nicht durch). De Jüffer is te schlock (nicht streng, im Ggs. zu → strabant).
2. lau, milde (vom Wetter). schlock Weer (mildes Wetter). ne schlocken Winter (Winter ohne Frost). → Karkhoff, loss, sachte, schlou, week
Schlöcke m. Durchzug, Zugluft. in'n Schlöcke sitten. up'n Schlöcke (van de Wind) staon. → Schlöckewind, Zugg
Schlöcke f. (Schlöcken) Schluck. → Schluck
Schlocken m. gutmütiger Kerl; Mann ohne Durchsetzungsvermögen. → Schlocks
schlockerig (Wes, St, Sü, Ge, We, Bor) unordentlich, dreckig. → schlackerig
Schlöckewind m. Zugluft, Durchzug (z.B. zwischen zwei Häusern). → Schlöcke m.
Schlocks gutmütige Person; Mann ohne Durchsetzungsvermögen. ne frommen Schlocks. → Schloffen 1
Schlodderbux(e) f. 1. zu weite, schlotternde Hose.
2. unordentliche, unsaubere od. unachtsame Person
schlodderig 1. zu weit, ungebügelt (von Kleidung).
2. nachlässig; verkommen, unordentlich, dreckig. → schladderig
Schlodderij f. Unordnung; Nachlässigkeit
Schlodderkopp m. unordentliche Person
Schloddermichel m. (Vr, St, Sü) nachlässige, unordentliche Person. → Schluudermichel
schloddern schlottern; unordentlich aussehen (bes. von Kleidung)
Schloddertriene f. unordentliche Frau. → Loddertriene
Schlodderwiew n. unordentliche Frau
Schloffen 1, Schloffe, Schloff m. (Schloffen; Schlöffken) 1. Stoffpantoffel; aus Stoff genähter Fußsocken (bes. aus Cord; zum Schonen der Strümpfe in den Holzschuhen). ne Muule äs ne Schloffe (ein großes Mundwerk, → Klumpen). He is uut de Schloffen gaon (gestorben). → Schlappe.
2. in der Wendg. up Schloff wenn. (unterwegs sein). → Bisse.
3. gutmütige Person; Mann ohne Durchsetzungsvermögen; unordentliche Person (bes. Hausfrau). ne frommen Schloffen. ne Schloffe van ne Frou. Wenn't Geld is vertehrt, geht 't Schlöffken üm'n Heerd (Wenn ein Mädchen wegen ihres Geldes geheiratet wurde, ist sie später nur noch für die Arbeit gut genug). → Hosse, Kodden, Kossen, Koste, Sock.
4. Fastnachtskerl (als Frau verkleidet). → Backus, Jan-Peeter.
Zs.: Filz-, Manschester-, Nacht-
Schloffen 2, Schloffe m. Pflugschleppe, Pflugsohle (ein Gabelholz od. Rundholz, mit dem man den Bockpflug auf Sandwegen transportierte od. schleppte, damit die Pflugschar nicht den Boden berührte). → Ploogkaore, Schledden 1
schloffen 1. mühsam, schleppend gehen, schlurfen, langsam herankommen. döör't saore Loof schloffen. hen schloffen un haalen (z.B. Schnaps holen). Sall ik immer schloffen? (Soll ich immer losgehen). → an, hen, mäihacken, schlörpen, schmacken 1, schmuttken, schuffeln, schuuwen.
2. mit dem großen Rechen arbeiten; schwer arbeiten; schleppen. → Schloffharke, schloowen
schlofferig → schloffig
Schlofferij f. Unordnung; unordentliche, nachlässige Arbeit
Schloffert m. unordentliche Person
Schloffhacke 1 f. Ackerruchgras (feines, grasartiges, begranntes Unkraut im Getreide). Schloffhacke in't Saod, de is met den Kalk wegg-gaon, un daor is de Tremse föör kommen.
Schloffhacke 2 f. wer schlurfend geht, mit den Schuhen über den Boden streift
Schloffharke f. breiter Rechen zum Nachharken des Stoppelfeldes. → Gee-, Schleppharke
schloffig, schlofferig 1. nachlässig gehend.
2. unordentlich
Schlöffkenmarkt m'n. (Wes, Vr, Sü) "Pantoffelmarkt", in Ortsneckerei. → Heek
Schlöider f. Schleuder (z.B. Honigschleuder)
Schlöidergaffel f. Schleuder, Zwille (Jungenspielzeug). → Schnacker
schlöidern schleudern
schlöien verlieren, verstreuen (bei unachtsamem Tragen), herumstreuen. Wat schlöis doch met dat Höi döör de Wäide! → höideln, schlöörn
Schlöierij f. Herumstreuen, unachtsames Tragen; nachlässige Arbeit. Wat is't doch vandaage ne Schlöierij met de Maschiene! (Heuen mit der Maschine ist weniger sorgfältig als mit der Sense).
Schlönze, Schlunze, Schlünze f. (Schlönzen) unordentliche Frau. Wat ne Schlunze van'n Wiew!
schlöömen, schlöömern 1. schlemmen; prassen, übermäßig essen u. trinken.
2. verschwenden. → upmaaken
Schlöömer → Schlöömert
schlöömerig, schlöömig 1. verschwenderisch, viel verbrauchend.
2. gierig. Äät nich sö schlöömerig! kinne Schlöömerigen (Geizhals). → riewe, schlöömsk
Schlöömerij f. Nachlässigkeit; Verschwendung
schlöömern → schlöömen
Schlöömer(t) m. 1. Schlemmer; Verschwender. → Nösse.
2. wer den Mund zu voll nimmt (beim Essen u. Sprechen).
3. Taugenichts, Tunichtgut. → Upmääker
schlöömig → schlöömerig
schlööms(k) verschwenderisch. → schlöömerig
Schlööpe f. (Schlööpen) Faden an Bohnen- od. Erbsenschoten. → Fleete
schlööpen (Wes, Vr, Ge, Ra) 1. lose überwerfen (Kleidung).
2. Fäden von Bohnenschoten abziehen (Ge). → fleeten, schnoien 2
Schlöörbahne(e) → Schlierbahne
Schlöördööse, -doose f. unordentliche Frau, schlecht wirtschaftende Hausfrau
Schlööre 1 f. (Schlöören) (Vr, Sü, Bor, Rae, Rh) Gerät zum Glätten von Maulwurfshügeln in der Weide. → Schleppe 1.
Zs.: Göören-
Schlööre 2 f. (Schlööre; Schlöörken) faule, nachlässige Person (z.B. unordentliche Hausfrau)
schlöörig 1. unordentlich, nachlässig. Düftige Mööders gefft faake schlöörige Blaagen. → schladderig.
2. verkommen.
3. müde, abgespannt.
Zs.: lang-
Schlöörerij f. Nachlässigkeit, Unordnung, Schlendrian
Schlöörkunte f. unordentliche Frau
Schlöörmääse, -merse f. unordentliche Frau
Schlöörmette f. unordentliche Frau. → Schlacker-, Schöörmette
schlöörn 1. verlieren beim Wegtragen, verstreuen bei unachtsamem Tragen (z.B. Heu od. Stroh); verschütten (Flüssigkeit); vernachlässigen. Sett di hen, süss schlöört di de Müüse Kaff in't Gatt! (Setz dich, scherzh.). Ik häbb dat schlöörn laoten (habe mich nicht darum gekümmert, habe es vernachlässigt). → Buxe, höideln.
2. schlurfen, mühsam od. nachlässig gehen. → schloffen.
Zs.: wegg-
schlöörn "gleiten" → schliern
Schlöörsgatt n. Rockschlitz; Vorderöffnung an dem alten Frauenrock, an der Frauenunterhose. Ik kann'n wa. in't Schlöörsgatt trään (heftige Ablehnung). → Frijschieterken, Schöttengatt
Schlöörtaske, -tasse f. unordentliche Person
Schlöörwiew n. unordentliche Frau
Schloot 1 m. (Schlööte; Schlöötken) (Vr, St, Sü, We, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) Graben, Kanal. ne dröögen Schloot. Schlööte trecken
Schloot 2 m. (Schlööte) 1. Schornstein, Schlot.
2. schmutzige od. gemeine Person. ne Schloot van ne Käärl.
Zs.: Qualm-
schlööten (St, Sü, Ge, Ra) schwer arbeiten. → schloowen
Schlootgraawen, -ben m. (Vr, St, Sü, Bor) Abzugsgraben
Schloothaaken, -haok(en) (Vr, St, Sü, We, Bor) m. Gerät zum Reinigen von Gräben
Schloothoue f. (Hei) Gerät zum Reinigen u. Abschrägen von Gräben
Schloowe f. (Schloowen; Schlööw(e)ken) 1. derbe Arbeitsschürze aus Sackleinen (für Garten- u. Stallarbeit). ne Schloowe uut Sacklinnen to't Schwiene-foorn. → Baal-, Sack-, Vöörbindschötte.
2. Frau, die schmutzige Arbeiten erledigen muß; unordentliche Frau. Schlööwken (Mauerblümchen, dummes Mädchen; Dreckspatz, → Mööwken)
Schlööwe f. (Schlööwen) Rille. De olle Plattfuuge häff ne Schlööwe.
schloowen arbeiten mit der Roggenharke; schwer arbeiten. Wat mutt he doch schloowen! (sich abarbeiten). → schloffen, schlööten
Schloowenlääwen, -ben n. Leben mit der Arbeitsschürze, arbeitsreiches Leben. → Buurnlääwen
Schloowerij f. schwere, harte Arbeit, Schufterei
Schlopp n. Öffnung im Dachboden über der Diele, Bodenluke. Dat Reck van't Schlopp mutt instande wenn. (Das Geländer muß stabil sein; wurde kontrolliert). an'n Groowendagg under't Schlopp upbahrn (Am Tag der Beerdigung wurde der offene Sarg unter der Bodenluke aufgebahrt). → Balkenschlopp, Däälenluuke, Liekspier, Luuke.
Zs.: Balken-
Schlöpp-, Schlöppe, schlöppen → Schlepp-, Schleppe 1, schleppen
schlörken schlürfen, geräuschvoll trinken
schlörpen, schlörpken 1. schlurfen, schleppend gehen. → schloffen.
2. schlürfen, geräuschvoll trinken od. essen. → schmäckern, söögen
Schlott n. (Schlötte; Schlöttken) 1. Schloß, Verschluß. Lao wi 't Schlott up de Dööre doon (de Dööre up Schlott doon) (die Tür schließen, abschließen). De Döör is mi in't Schlott follen. de Dööre in't Schlott schmieten (die Tür zuknallen). → Gründel, Riegel.
2. Balkenverankerung im Dachstuhl (mit zwei Schlüsseln u. einem zusätzlichen Holznagel im Ankerbalken u. Pfosten gesichert, → Sicherhäidspigge).
3. Adelsschloß. → Gronau, Metelen, Oeding.
Zs.: Döören-, Flinten-, Heck-, Kasten-, Kisten-, Koffer-, Pinn-, Pumpen-, Reem-, Schnapp-, Spring-, Stift-, Vöörhange-, Waater-
Schlöttel m. 1. Schlüssel. Den Schlöttel ligg in'n Bloomenpott un't Geld föör de Bröödkes up de Fensterbank (sagten Mädchen, ehe sie zum Tanzen gingen, scherzh.).
2. schlüsselartiges Werkzeug. ne Schlöttel of Knewwel (z.B. an der Schraubzwinge). de Schlöttels van'n Tandebrääker (Zahnbrecherbesteck, → Tandeschlöttel).
Zs.: Döören-, Hemmel-, Huus-, Kaamer-, Karken-, Kasten-, Koffer-, Nao-, Ring-, Schruuwen-, Tande-
Schlöttel-anker m. (Vr) Verankerung im Dachstuhl. → Schlott
Schlöttel-aor, -uhr n. ringförmiger oberer Teil des Schlüssels
Schlöttelband n. zweiteiliges Eisenband um einen Sandsteinbrunnen (wurde durch Schlüsselschrauben gespannt). ne Schlöttelband van'n Pütt upkielen (mit Holzkeilen spannen)
Schlöttelbaord, -burd m. Schlüsselbart
Schlöttelbloome f. Schlüsselblume, Primel. → Hemmelschlöttelken, Määrten-, Mäibloome, Richelken
Schlöttelbredd n. Schlüsselbrett. → Haakenbredd
Schlöttelbund m. Schlüsselbund
Schlöttelhaaken, -haok(en) m. Haken zum Aufhängen der Schlüssel
Schlöttelkind n. Schlüsselkind. Vandaage giff't ja vull Schlöttelkinder.
Schlöttel-lock n. Schlüsselloch
Schlöttelring m. Schlüsselring
Schlöttelschruuwe, -be f. Schraube mit vier- od. sechseckigem Kantkopf (mit Mutter, wird mit dem Schraubenschlüssel angedreht). → Schlottschruuwe
Schlöttelspelde f. Sicherheitsnadel
Schlötteltappen m. langer Zapfen, der durch das Zapfenloch am Balken geführt u. mit zwei Schlüsseln aus gespaltenem Eichenholz verriegelt wird. → Schlott
Schlöttel-uhr f. Taschenuhr, die mit einem Schlüssel aufgedreht wird
Schlottnäägel, -naagel m. langer Holznagel zum Befestigen von Schlössern im Fachwerk
Schlottpumpe f. Kolbenpumpe (innen mit einem Verschluß mit Lederklappe als Ventil)
Schlottschruuwe, -be f. Schraube mit vier- od. sechseckigem Kantkopf. → Schlöttelschruuwe
schlottverloorn(e) → schlattverloorne
schlou feucht, klamm, muffig. Dat Mähl steht daor te schlou, et wödd kluuterig (Das Mehl wird feucht u. klumpt). schloue Rogge. De Wöske föhlt sik schlou an (klamm). schlou Weer (warmes, feuchtes Wetter). → schlock
Schlowwe, Schlowwe-, schlowwen → Schlobbe, Schlobbe-, schlobben
schlubbern schlürfen, schmatzen. Dat Schwien schlubbert in'n Sump.
Schlubberpapp m. dünner Milchbrei (z.B. Milch mit eingeweichtem Zwieback). → Schlabberpapp
Schluck m. (Schlücke; Schlücksken) Schluck. Wiss mi nich 'n Schlücksken gönnen? (Willst du mir nicht einschenken). Lao we 'n Schluck drinken! → Flouigkäit, Kluck, Schlöcke f.
Schluckehals m. wer viel ißt od. trinkt
schlucken → schluuken
Schlucker → Schluckert
Schlücker m. Hauptrohrleitung, die kleinere aufnimmt
Schlucker(t) m. 1. wer viel ißt od. trinkt.
2. bedauernswerte Person; Habenichts; Schelm. ne armen Schluckert. ne frommen Schlucker (wer sich alles gefallen läßt). → Hals, Schloffen 1
Schluckfatt n. (St, Sü, Ge) Schnapsfaß
schluck-koppsken (Vr) schluchzen
sclückskeswiese → schluckwiese
Schluckspecht m. wer viel ißt u. trinkt; Vielfraß; Trinker
Schluck-up → Schluuk-up
schluckwiese, schlückskeswiese schluckweise, Schluck für Schluck
Schlummerkopp m. schläfrige, zerstreute Person. → Schlaopmüske
Schlump, Schlumps m. (Schlümpe) 1. best. Menge Flüssigkeit; Futterbrei; flüssiges Essen. De Koh giff 'n Schlump Melk. Wat häs daor ne Schlump van maakt! (Suppe mit viel Wasser). → Schlobbe.
2. große Menge, viel. Wat wann. daor Schlümpe! (Mengen). He konn ne unbesuusten Schlump ääten (konnte unerhört viel essen). ne heelen Schlumps up'n Maol (sehr viel auf einmal). in eenen Schlump (auf einmal, → Suusa).
Zs.: Rou sehr. He is schlimm krank.
schlumpig 1. flüssig, wässerig. Dat Gemöös is schlumpig (enthält zu viel Wasser). De suure Melk is schlumpig. → dünne, natt.
2. tüchtig, sehr (Rh). Et häff schlumpig eräängt. → wahne
Schlumps → Schlump
Schlund m. (Schlünde) 1. Schlund.
2. Darm, Gedärm. Mett kamm in Schlünde van Kohne. → Schlüngsel
Schlund-darm m. Dünndarm (bei Schweinen, Rindern)
Schlunge f. (Schlungen) (St, Sü) 1. Gurgel, Luftröhre. He häff em an de Schlunge greppen (Er hat ihn gewürgt). → Strotte.
2. kellerartiger Raum für Brennmaterial vor der Feurung des Brennofens in der Töpferei
Schlüngel → Schlingel
Schlüngsel n. Eingeweide, Gedärm; Sehnen. → Lüngsel, Schlund
Schlunze, Schlünze → Schlönze
Schlüpplock n. Schlupfloch
Schluppstraote f. enge Gasse
Schluss m. Schluß, bes. in der Wendg. Nu is Schluss! (Nun gibt's nichts mehr, bes. beim Kartenspiel). → Doom
Schluudermichel m. nachlässige, unordentliche Person. → Schloddermichel
schluudern nachlässig, unordentlich arbeiten od. sein. He schluudert so demet hen. → schlöörn
Schluuderwark, -werk n. nachlässige Arbeit, Pfuscharbeit
Schluuke f. (Schluuken) Gurgel, Kehle; Speiseröhre. Ik häbb ne Krömmel in de Schluuke (Ich habe einen Krümel im Hals). → Strotte
schluuken, schlucken (schluckt, schlück; schlock, schlocken; schlocken) schlucken. → afbieten, Greepe, Stallfaskel, Stell m., Stellpott
Schluuk-up; Schluck-up (Bo) m. Schluckauf. → Hick, Schlick 2, Schnück
schluurig 1. feucht, naßkalt; neblig. schluurig Weer (feuchtnebliges od. unbeständiges Wetter). schluurigen Wind (scharfer, unangenehmer Wind). ne schluurigen Winter (feuchter od. verregneter Winter, ohne Frost). → schlock.
2. unordentlich, dreckig
Schluuse 1 f. (Schluusen) Schleuse
Schluuse 2 f. (Schluusen) (St, Sü) verbackener Glasurtropfen, Glasurkruste, dicker Glasurbelag (an den Gewölben, Dämmen u. Feuerkanälen des Töpferofens, wird abgeschlagen, damit nichts auf die Ware tropft)
Schluusenkopp m. (Rae) Kaulquappe. → Dick-, Kuusenkopp
schluuten (schlütt; schlott, schlotten; schlotten) schließen. Dat Kind häff 'n Kopp noch nich schlotten. De schlütt van sik up andere. → Butt, Koliek, tomaaken.
Zs.: wegg-
Schluutlaoge f. 1. die letzte Schicht beim Packen von Heugarben, Strohbündeln auf dem Erntewagen (Zuerst wurde Heu od. Stroh auf die Leitern rechts u. links gepackt u. dann lagenweise in die Mitte). Wi bünt hooge genoog, lao we män de Schluutlaoge packen. → Packlaoge, Wessboom.
2. letzte Schicht beim Mauern, abschließende Lage
Schluutstollen m. Gleitschutz für die Hufeisen (bei Glatteis, Schnee im Winter). → Stääkstollen
Schmaak m. Geschmack. → Geschmack, Schmack.
Zs.: Bi-, Grund-, Sied-, Vöör-
schmaakelik, schmackelik schmackhaft, appetitlich, lecker; geschmackvoll; gefällig, handlich. He häff em dat schmaakelik bibracht ("Er hat ihm das schmackhaft gemacht"). He kann so fein schmaakelig küürn (schmeichelnd reden). en schmaakelik Dingen (gefällig, hübsch). → praoten, schmee, sööte
schmaaken (schmeck; schmeek, schmeeken; schmaakt) schmecken. Bi andere Löö schmeckt't immer bääter. • Wat ih wied haalt, schmeckt am besten (etw. Fremdes, anderes). Dat schmeck mij neet! (Das gefällt mir nicht, Bo). Bo schmeck uh dat Päppken? (Wie findet ihr das; beim Kartenspiel, Bo). → Arm, Ende, häörn 1, Pappendeckel, Ribbe
Schmäär, Schmäär-, schmäärig, schmäärn → Schmeer, Schmeer-, schmeerig, schmeern
Schmacht, Schmach m. Hunger; Appetit, Heißhunger. Daor häbb wi Schmacht vöör (up). He häff Schmacht, as wenn he veertien Daage nix mähr hat häff. Ik kunn de Bööme hoogegaon föör Schmacht (Bo). He konn vöör Schmacht nich uut de Oogen kieken. He häff Schmacht bes under de Arme (hat großen Hunger). He konn't met Schmach up (mit einem Bissen, gierig). Se wochten met Schmacht up dat Geld (sehnsüchtig). → Hunger, reern, Schwienebraoden, Wulf.
Zs.: Lungen-
Schmacht- auch: Schmach-
Schmachtedagg m. Fast- u. Abstinenztag. → Fastedagg
schmachten 1. hungern, fasten. Se schmacht, üm dat se afnemmen will. Ne Magister, de kann wa. an't Schmachten kommen (Lehrer verdienten früher sehr wenig). → Kind.
2. sehnsüchtig erwarten, schmachten. He schmacht dr' all up, dat du weerkümms.
Zs.: dood-, wegg-
Schmachter m. wer Hunger leidet
Schmachterij f. Hunger; Hungersnot
schmächterig → schmächtrig
Schmachtetied f. Fastenzeit
Schmachtharke f. (Vr, Ge, Ra) breiter Rechen zum Nachharken des Stoppelfeldes. → Foortrecke, Gee-, Schleppharke
schmächtig klein, schmächtig; mager. → fisken
Schmächtigkäit f. Magerkeit
Schmachtkaorn, -kurn n. vorzeitig ausgereiftes Korn (nicht ausgewachsen). → Achterkaorn
Schmachtlappen m. 1. Hungertuch, das in der Fastenzeit den Altar verhüllt.
2. wer Hunger leidet, wer immer Hunger hat u. viel essen kann. De Börger, dat wann. Schmachtlappens föör de Buurn. → Heiden
Schmachtlapperij f. Hunger; Hungersnot
schmachtlappig mager; lang u. schmal
Schmächtling m. (St, Sü) kleines, schlecht entwickeltes Tier, bes. Ferkel. ne Schmächtling under de Vullgefräätenen. → Schmäckling
Schmachtreemen m. Riemen zum Festhalten der Hose, Leibriemen (scherzh.). → Buukreemen
schmächtrig, schmächterig hungrig. Hier gao wi nich schmächtrig weer wegg (wenn der Tisch reich gedeckt ist). • De schmächtrigsten Lüüse, de biet't am hättsten. • Ne schmächtrige Luus bitt schnaor (beißt scharf). • De schmächtrigsten Schwiene, de schreewt am hättsten. → Unteroffizier, schmächtrig Dier, Schmand an´n Kraagen, nix in´n Maagen (Spottvers). → hungrig
Schmacht-trecke f. breiter Rechen zum Nachharken des Stoppelfeldes
Schmack m. Geschmack. An de Panne is noch Schmack an (z.B. ein Beigeschmack, von neuer Bratpfanne). → Klack 2, Lack 2, Schmaak
Schmacke 1 f. (Schmacken) 1. Schnitte Brot; Scheibe (Wurst, Käse). Mooder, doo mi eene Schmacke!
2. Hieb, Schlag. → Schmackert
Schmacke 2 f. (Rae) alles, was schmeckt
Schmackebiele f. großes Beil
Schmackebollen m. (Ge) Hinkefuß; wer humpelt. → Schmackepoot
Schmackefoot m. (St) Hinkefuß; wer humpelt. → Strumpelfoot
schmackelik → schmaakelik
schmacken 1 1. mit Wucht werfen; schlagen, hauen, ohrfeigen. He schmackt't van Gift up de Grund (aus Wut). Ik schmack di glieks eene.
2. schwerfällig gehen, schlurfen. Ääben nao Ausen schmacken (zu Fuß nach Ahaus gehen, scherzh.). → schloffen
schmacken 2 (Vr, Rh, Bo) schmatzen. Wat schmacks du! Schmack de em män geröst eene up (einen Kuß). → schmäckern
Schmackepoot m. Klumpfuß; wer hinkt, humpelt. → Klump-, Strumpelfoot
Schmacker → Schmackert
schmäckern; schmäckersken (Ot, Vr, St, Sü, Ge, We, Rae, Bo);
schmäcktern (Bor, Bo) schmatzen. Wat schmäckers un schlörps di terechte! → schmacken 2, schmattken, schlörpen
Schmacker(t) m. 1. Schlag, Hieb; Klaps. He giff em ne Schmackert (einen Stoß). Dann gaff't Schmackers (Dresche, Ohrfeigen). → Quackert, Wappkert.
2. wer träge, schwerfällig geht, humpelt; Nichtsnutz. ne Schmackert van ne Käärl. → Plackert, schmackig, Strumpelert
Schmackes (Pl.) 1. Schläge, Prügel.
2. in der Wendg. met Schmackes (mit Wucht). → Mackes
schmackig humpelnd, hinkend. He geht schmackig (hat eine unbeholfene Gangart).
Schmäckling m. (Ge) kleines, schlecht entwickeltes Tier od. Kind. Du bliffs ne Schmäckling! (zum Kind, das nicht essen will). → Schmächtling
schmall schmal; dünn. De is so schmall üm't Muul, de kann de Ssegge tüsken de Häörne lecken (spitz, mager). → lang, Waagenspöör
Schmallken (Bo) kleines Gebäck zur Neujahrszeit (knuspriger Lebkuchen, 1 cm dick, rechteckig, ca. 10 x 12 cm, glänzende Oberfläche)
Schmall-loo(k) (St) m. Schnittlauch. → Bisslook, Puupkruud
Schmall-reh n. Jungreh (einjähriges, noch nicht tragendes Reh). → Kitz
Schmalte f. Schmelzblau (Färbemittel in Pulverform zum Dekorieren von Steinzeuggefäßen).
Zs.: Blööwe-
Schmand m. (Schmändeken) Rahm, Sahne (setzt sich nach ein bis zwei Tagen auf der Milch ab, wurde abgeblasen, zu Butter verarbeitet). • Moss sehn, dat 't Schmändeken van de Melk un dat Rändeken van de Pannekooke kriss (beides fetthaltig, war früher im Ggs. zu heute sehr geschätzt). • Daor häs us 'n Schmand van de Melk nommen (das Beste vorweggenommen). • Daor is 'n Schmand of (das Beste davon, z.B. der Verdienst weg, → Nijlaot). Dat krigg wi met Schmand up (mit Leichtigkeit). • He lött sik nich den Schmand van de Melk ääten (paßt auf, ist klug). He häff Schmand an´n Kraagen (hat einen weißen Kragen, ist besser gestellt). → schmeern
Schmand-afnemmer m. 1. Rahmabschöpfer.
2. wer immer das Beste ißt; wer auf den eigenen Vorteil bedacht ist
Schmandbank(e) f. Bank für Aufrahmschüsseln
Schmandbecken n. Aufrahmschüssel zum Entrahmen der Milch. → Melksette, Raom-, Schmandpott
schmänden → schmänten
Schmandlääpel, -leppel m. Sahnelöffel
Schmandlecker(t) m. Milchkontrolleur (scherzh.)
Schmandpelleken Haut auf gekochter Milch
Schmandpott m. Rahmtopf. Och, och, sagg Korfs Kodde, dao satt se met'n Kopp in'n Schmandpott (wenn jd. och sagt, Ge). → beschnööpen, Schmandbecken
Schmand-treese f. (St, Ge, Ra, Hei) Milchmagd
schmänten, schmänden Rahm von der Milch abnehmen
schmaruls(k), schmarüls(k) wütend, aufgebracht, erregt; rebellisch. Wess doch nich faorts so schmarulsk!
schmatten 1. verderben, faulen durch Berührung (von Schinken u. Fleisch). Pass up, dat de Schinken nich schmatt't, de mött't uutneenehangen (lufttrockene Schinken dürfen sich nicht berühren). → Schmattstää, schmuttken.
2. nässen, kleben, Feuchtigkeit absondern (von Wunden od. empfindlicher Haut). Et schmatt (Die Wunde näßt). Den Kläinen schmatt (Der Säugling ist wund).
schmattig faulig, verdorben (bes. von Fleisch). Wenn 't Flees nich kold is, wödd't schmattig in de Peckel (Wenn das Fleisch zum Einpökeln nicht kalt genug ist, verdirbt es im Pökelfaß). → schmütterig
schmattken 1. schmatzen; unmanierlich essen. He schmattken ähr de eene (up) (einen Kuß, derb).
2. durch Matsch od. Schmutz gehen
Schmattstää f. Faulstelle, verdorbene Stelle (bes. im Schinken, durch Berühren entstanden). → schmatten
Schmecklecker(t) m. Feinschmecker, Leckermaul, wer gerne lecker ißt. → Leckerbeck
Schmedde f. (Schmedden) Schmiede, Werkstatt des Schmiedes. → Schmitt n.
Schmeddeföör, -füür n. Schmiedefeuer. → Esse 1
Schmeddeföör- auch: Schmeddefüür-
Schmedde(föör)kolle f. Schmiedekohle (feine Fettkohle für die Esse)
Schmeddehaamer m. Schmiedehammer (1,5-2 kg schwer)
Schmedde-ieser, -n n. Eisen zum Schmieden, Schmiedeeisen (im Ggs. zu → Guss-ieser)
Schmeddekaamer f. Schmiede, Werkstatt des Schmiedes
Schmeddekolle → Schmeddeföörkolle
Schmeddeling → Schmetterling
schmedden schmieden. ne geschmeddte Klamme föör de Nenndööre. Kold schmedden kost Geld (Unfachmännisches Schmieden kostet Geld: Das Eisen bricht). • Wenn de Buurn an't Schmedden bünt, dann kriegt de Schmedden Arbäid. → Ieser
Schmeddenäägel, -naagel m. geschmiedeter, geschliffener, kantiger Eisennagel (wurde in vorgebohrtes Loch in noch feuchtes Bauholz geschlagen; wenn das Holz schrumpft, sitzt der Nagel fest). → Schmittsnäägel
Schmedderij f. Schmiedearbeit
Schmeddeschotte, -schötte f. Lederschurz des Schmiedes (meist aus Rindsleder)
Schmeddewark, -werk n. Schmiedearbeit
schmee, schmöö sämig, geschmeidig; weich, sanft; streichfähig. De Botter is schmee (streichfähig). Lehm, well gudd un schmee was (Lehm für Ziegel). Dat Gemööse wödd döör Fett schöön schmee. schmee-e Wulle. Dat Holt was so schmöö as Siede (fühlte sich so weich an). schmee Weer (mildes, angenehmes Wetter, → wellig). en schmee Käärlken (sanftmütig, gefällig). schmee un sööte praoten (schmeicheln)
schmeelen (Vr) wütend schimpfen
Schmeelnaame(n) m. (Vr) Schimpfname, Schimpfwort. Met Schmeelnaamens häbbt de frühr nich spoort. → Schänn-naamen
Schmeepraoter m. Schönredner, Schmeichler. → Mooipraoter, Schmeerpräötken
Schmeer. Schmäär (Ge, Ra) m'n. 1. Schmiere; Fett (z.B. Wagenschmiere, Schuhcreme; von Hunden gewonnenes Fett). • Ne gudde Frou is 't Schmäär an'n Waagen (Ge). → Traon.
2. Schmutz, klebriger Dreck; Unrat, Kot. Schmeer in'n Duuwenschlagg (Taubenkot). Et was 'n grooten Schmeer up't Land (zu feuchter Boden). → Fett.
3. in der Wendg. Kriss ne Balg vull Schmeer! (Tracht Prügel, Bo).
Zs.: Klocken-, Schoh-, Waagen-
Schmeer- auch: Schmäär-
Schmeerbredd n. (Hei) Vorderschemel des Ackerwagens
Schmeerbuuk m. 1. Schmerbauch.
2. dicke Person. → Dick-, Fettbuuk
Schmeerbüül m. 1. schmutzige Person, Schmierfink.
2. Schmeichler
Schmeerbuur m. wer in den Websälen die Webmaschinen ölte (oft ein Behinderter; scherzh.). → Stööwer, Wullbuur
Schmeerdööse, -doose f. 1. Dose für Fett.
2. schmutzige Person, Schmierfink
Schmeer-emmer m. Eimer mit Schmiere (z.B. in der Schmiede)
Schmeererij f. Schmiererei; Sudelei
Schmeerfink m. Schmierfink
Schmeerfrangen m. Blutkrankheit des Schweins, bei der sich feuchter Hautausschlag bildet. Du häs 'n Schmeerfrangen! (zu schmutzigem Kind). → schmeerig
Schmeergatt n. schmutzige Person, Schmierfink
Schmeergeld n. Bestechungsgeld
Schmeerhand f., -händ(e)ken schmutzige Hand, im Kindervers Schmeerhändeken, Teerhändeken, plack in't Händeken, kille, kille, kille! (Dabei streichelt man die Hand, gibt ihr einen Klaps u. kitzelt sie.)
Schmeerholt n. 1. Vorderschemel des Ackerwagens.
2. Holzspan im Topf für Wagenschmiere. → Schmeerspaon.
3. Holzpflock als Verschluß des Schmiernippels am Wagenrad (Bo)
schmeerig. schmäärig (Ge, Ra). schmutzig, unordentlich; verkommen; schlampig. Waater uut ne schmeerigen Emmer soopen de Peerde nich. • De schmeerigsten Blaagen giff de fiensten Heern (Ra). • Schmeerige Blaagen un blanke Kodden bünt gudd föör'n Hoff (Vr, → blank, Jungen). He häff ne ganz schmeerigen Dood hat: De Seele moch van achtern dr'uut (Selbstmord durch Erhängen). Daor is he doch schmeerig upfollen (Da hat er sich blamiert). schmeerig lachen (z.B. schadenfroh lachen). Et süht schmeerig uut! (Es sieht schlecht aus). He sitt de schmeerig in (in auswegloser Lage). schmeerig Weer (naßkaltes, feuchtes Wetter). schmeerigen Frangen (Blutkrankheit des Schweins, → drööge, natt, Schmeerfrangen). en schmeerig Schwien (Schwein mit Blutkrankheit, Ausschlag). → anhööpen, arbäiden, stücken.
2. sehr. He häff sik schmeerig verköhlt. Et is schmeerig warm (sehr warm). → beestlik
Schmeerkäärl, -kerl m. Händler, Handlungsreisender mit Schmier- u. Wagenfetten
Schmeerkanne f. Öl-, Fettkanne. → Fett-, Olliekanne
Schmeerkeese, -kaas m. Streichkäse. → Striek-keese
Schmeerkopp m. schmutzige Person
Schmeerkraom m. Unordnung, Schmutz, Dreck (bes. im Haus)
Schmeerkunte f. schmutzige Person (bes. Frau)
Schmeerlaager n. Schmierlager (eine Art Kugellager, Motorteil).
Zs.: Ring-
schmeerlappen schmeicheln, unterwürfig tun
Schmeerlappen m. 1. Schmutzlappen.
2. Schmierfink, unsaubere Person.
3. Schmeichler, Kriecher, Heuchler; unangenehme Person (z.B. Streber in der Schule, wer andere ärgert)
Schmeerlapperij f. schmeichlerisches, unterwürfiges Verhalten; Bestechung
schmeerlappig schmeichlerisch, unterwürfig
Schmeerlock n. schmutziger Ort. Wüllen, Wessem un Ottensteen, dree Schmeerlöcker dichte bineen (Ortsneckerei aus Ahaus). → Drecklock
schmeern. schmäärn (Ge, Ra). schmiärn (St, Sü) schmieren, einfetten (mit Fett, Butter) bestreichen; verdrecken. Botterrams schmeern. Dat häs em noch wa. mooi up't Botterram schmeert (zugleiten lassen). Schmeert uh, kriegt uh, oh, wat is de Botter düür (vom Auffordern bei Tisch, scherzh., → nöögen). Winterdagg bruuken se de Waage nich so faake schmeern, dann verlöösen de nich so vull Fett. de Muule schmeern (wat üm'n Beck schmeern) (schmeicheln). • Se schmeert em nao'n Baord. Wat Löö, de schmeert di 'n Schmand üm de Muule un leckt ne de sölwer weer af (schmeicheln sehr). • Ne Mölle löpp nich blooß met Waater, de mutt ook schmeert weern (1. wenn man jd. gut zuredet. 2. wenn man sich zum Trinken animiert. 3. wenn man jd. besticht). met de Pulle schmeern (mit Schnaps 'nachhelfen., z.B. beim Richten des Hauses). Ik häbb em eene schmeert (eine Ohrfeige verpaßt). → Advekaot, Botter, fett, fetten, Lumpen, Stadtlohn, Wind.
Zs.: vull-
Schmeer-ollie m. Schmieröl (z.B. für Wagen, im Ggs. zu Speiseöl, → recht). → Steen-ollie
Schmeerpott m. 1. Topf für Wagenfett (geküfert); Ölwanne am Auto. De hä'en alle ne Schmeerpott under'n Waagen hangen.
2. schmutzige Person, Schmierfink
Schmeerpräötken schmeichelnde Redeweise. → Schmeepraoter
Schmeerpuss m. (Vr, St) schmutziges Kind. ne Schmeerpuss van ne Jungen
Schmeersand m. Feldsand, Pflastersand. → Feldsand
Schmeerseepe f. Schmierseife. → bruune, grööne Seepe
Schmeerseepenpott m. Topf für Schmierseife
Schmeerspaon m. Holzspan im Topf für Wagenschmiere. → Schmeerholt
Schmeertaske, -tasse f. Schmutzfink
Schmeertriene f. schmutziges Mädchen, unsaubere Frau
Schmeerwegg m. unfester, schlammiger Weg. → Driet-, Moddewegg
schmelten. schmölten (Rh, Bo) (schmelt; schmolt, schmolten, schmolten) schmelzen.
Zs.: wegg-
Schmergel, Schmergel-, schmergeln → Schmirgel, Schmirgel-, schmirgeln
Schmette m. 1. Wurf, Schmiß. ne Schmette wied. Dat Stück ligg ne Schmette Wäägs van'n Hoff af (einen Steinwurf weit). → Steenschmette.
2. Schluß des Webstückchens.
Zs.: Steen-, Up-
Schmettensooße f. (St) Bratensoße mit Rahmzusatz
Schmetterling. Schmeddeling (Hei, Bo) m. Schmetterling (mod.). → Sommer-, Sünnenvoggel
schmetts; schmiets (Vr, Bo) freigiebig, großzügig, verschwenderisch. Wees daor nich so schmetts met! Denne is ook gaar nich schmetts (z.B. gibt keine Runde aus). → riewe
schmiärn → schmeern
Schmicksel, Schmicksel- → Schmiggsel, Schmiggsel-
Schmiege f. (Schmiegen) Schmiege (Winkelmaß mit beweglichen Schenkeln, verstellbarer Anschlagwinkel; Werkzeug des Schreiners, Zimmermanns). Dat steht up Schmiege (Das ergibt einen Winkel).
Schmiegel m. unehrliche, betrügerische, unausstehliche Person. → Halunke
schmieten (schmitt; schmeet, schmeeten; schmetten) 1. werfen, schmeißen. Schmiet äs ääwen ne Schoow Stroh van'n Balken. Grääwen schmieten (Gräben auswerfen). De Ssiepeln mochen Wotteln schmieten (Wurzeln bilden nach dem Pflanzen). Schmiet di van de Beene! (Setz dich, → daaleschmieten). Daor ha. se 'n Ooge up schmetten. Se schmiet't sik wat an'n Kopp (machen sich Vorwürfe). schmieten bi'n Kunderdanz (Figur im Volkstanz). Se häbbt´t in´n Bloomenkolk schmetten (weggeworfen, entsorgt). → Been, Buss, Buuk, geppsenwiese, Glass, gooien, Grubbe, Grubbel, Haawer, Hals, Hund, kluuten, Paol, pleern, Poschläin, Ribbe, Schoole.
2. sik schmieten (sich verziehen). De Pötte häbbt sik schmetten. → trecken, vertrecken.
Zs.: daale-, dood-, fast(e)-, frack-, kaputt-, Kloot-, kott-, loss-, Messerkes-, Schiewen-, vull-, wegg-
schmiets → schmetts
Schmietschüppe f. Schaufel, die bei der Jagd gebraucht wird. → Schaopschüppe
Schmietspoole f. (St, Rae, Rh, Bo) Wurfspule (Weberschiffchen mit gebogenen Enden). → Wääwerschipp
Schmiggsel, Schmicksel n. (Ot, Vr, St, Sü) Tonbrei, Tonabfall beim Drehen; Lehmmörtel (wird, mit Sand vermischt, als Mörtel verwendet). → Schlicker 1
Schmiggsel- auch: Schmicksel-
Schmiggselback m. Kasten für Tonabfall auf der Drehscheibe
Schmirgel. Schmergel, Schmörgel (St, Sü, Ge, Rae, Rh, Bo) m. Schmirgel, Schleifmittel
Schmirgel- auch: Schmergel-, Schmörgel-
schmirgeln, schmergeln, schmörgeln (St, Sü, Ge, Rae, Rh, Bo) schmirgeln
Schmirgelpapier, -pepier n. Schmirgelpapier. → Sand-, Schüürpapier
Schmirgelsteen m. Wetzstein, Schmirgelstein. → Scheersteen
Schmiss m. (Ot, Sü, Rh) Schneid; Stolz
Schmitt 1 m. (Schmitte; Schmittken) Schmied. • Gao nao'n Schmitt un nich nao'n Schmittken (z.B. zu einem richtigen Arzt od. Handwerker, nicht zu einem Pfuscher). den Schmitt, den Schmitt (alter Volkstanz, Polka). → Anfang.
Zs.: Beschlagg-, Blick-, Buurn-, Dorp-, Fien-, Gold-, Groff-, Hoow-, Kopper-
Schmitt 2 m. Zeichen am Schärrahmen (Spulgerät) des Webstuhls für die richtige Länge der Kette.
Schmitt n. Schmiede (alt). → Schmedde. Peerde in't Schmitt beschlaon
Schmitte f. (Schmitten) dünne Tonrolle (gesandet, wurde als Stapelhilfe im Brennofen gebraucht). → Pillen 1
Schmittsel, Schmüttsel n. Ruß unter dem Topf.
Zs.: Pott-
Schmittsnäägel, -naagel m. geschmiedeter Eisennagel. → Schmeddenäägel
Schmöisken n. (Ra, Bor, Rh) eigenartige Person; Schmutzfink, Bösewicht
Schmöll- auch: Schmüll-
Schmöllbrand m. Schwelbrand (z.B. in der Heide, im Wald)
Schmölle. Schmülle (Rh, Bo) f. Qualm.
Zs.: Piepen-
schmöllen. schmüllen (Rh, Bo) glimmen, schwelen, leicht qualmen. → ölmen, rooken, qualmen
Schmöllerij. Schmüllerij f. (Rh, Bo) Qualmen, Rauchentwicklung. Wat ne Schmöllerij aobends bi den Traonpott (von der rauchenden Öllampe).
Schmolt n. Schmalz (Beim Schlachten wurden die Flomen u. Fettabfälle zerschnitten u. ausgebraten, das erstarrte Fett im Schmalztopf aufbewahrt, als Brotaufstrich u. zum Braten). → Bostkasten, Schraowen, Speckfett.
Zs.: Aorn-, Floomen-, Farken-, Ganse-, Ollie-, Schraowen-, Schwiene-
Schmolt-appel m. in Schmalz gebratener Apfel
Schmoltbottram n. Schmalzbutterbrot
Schmoltbrood n. mit Schmalz bestrichene Brotschnitte
schmolten Schmalz hinzufügen; in Schmalz tränken. de Braod-erpel schmolten
schmölten → schmelten
Schmoltfarken n. 1. gemästetes Ferkel, fettes Schwein.
2. dickliche, korpulente Person, dickes Kind. → Speckfarken
Schmoltfatt n. Schmalztopf
Schmoltkodde f. (Ge, Ra) 1. gemästetes Ferkel.
2. dickliche Person
Schmoltlappen m. mit Schmalz bestrichenes Leinentuch (ungesalzenes Schweineschmalz mit Muskatnuß als Hals- od. Brustwickel bei Erkältung, Drüsenentzündung). ne Schmoltlappen up de Boste doon. → Saltlappen, Schmoltwickel
Schmoltledder, -liere f. (St, Ge, Ra, We) Holzrähmchen als Untersatz auf dem Schmalztopf (für das Sieb)
Schmoltpeer(e) f. Birnensorte (saftig, grün, spät, länglich)
Schmoltpott m. Schmalztopf (bauchiger, niedriger Zylindertopf mit Wulstrand zum Zubinden, meist mit gemaltem Dekor u. Maßangabe, wurde im Keller aufbewahrt). in'n Schmoltpott sitten (im Überfluß leben; an der Quelle sitzen, → Mählpott). → Stadtlohn
Schmoltschüümer m. Schaumlöffel zum Abschöpfen der Grieben
Schmoltwickel m. mit Schmalz bestrichenes Tuch als Hals- od. Brustwickel. → Schmoltlappen
schmöö → schmee
Schmook 1 m. Rauch.
Zs.: Torf-
Schmook 2 m. Smok, waffelartige Stoffverzierung durch Fälteln u. Festnähen (an alten Kleidern)
schmööken (We, Bor, Rae, Rh, Bo) rauchen, schmauchen (Tabak, Pfeife) (alt). → rooken. en Piepken schmööken. Denne kaas in de Piepe nich schmööken (Er ist streitsüchtig). → paffken, pluffen
Schmöökepiepe f. (St, Sü, Ra, We, Ge) krumme Tabakspfeife
Schmööker m. altes, dickes Buch
schmöökern 1. rauchen (z.B. Pfeife).
2. lesen (in alten Büchern)
Schmöökert m. Raucher.
Zs.: Köhl-, Kold-
schmöökig rauchig, verraucht
Schmööksken n. lustige Erzählung, Geschichte, Anekdote. olle Schmöökskes vertällen. → Döönken
Schmoor-er(ap)pel m. (Vr, St, Sü, Ge, We) im Kartoffelfeuer gegarte Kartoffel. → Föör-erappel
Schmöll, Schmüll m. (Vr) Qualm, Dunst, Geruch. Den Schmöll van´t Pannekooken-backen treckt döör´t ganze Huus. Wat´n Schmöll in de Köcken!
Schmöörkes (Pl.) (Bo) geschmorte Kartoffeln
schmoorn. schmuurn (Rh, Bo) schmoren; (im geschlossenen Topf) kochen, braten. Lao 'ne in sien eegenen Saft schmoorn!
Schmörgel m. (Bor) schmutzigs Kind. → Schmurks
Schmörgel, Schmörgel-, schmörgeln → Schmirgel, Schmirgel-, schmirgeln
Schmorker(t) m. schmutzige Person. → Schmurks
schmorkig (St, Bor) unordentlich, unschön aussehend. → schmurksig
Schmuck m. Schmuck, Zierrat.
Zs.: Bruuds-
Schmuckel, Schmuckel-, Schmuckeler, schmuckeln → Schmuggel, Schmuggel-, Schmuggler, schmuggeln
Schmuck-kästken Schmuckkästchen. → Schlaopstommen
Schmucks m. (Schmückse; Schmücksken) dümmliche Person (bes. dümmliches Mädchen, Kind)
Schmücksken, Schmüüksken n. Küßchen, leichte Liebkosung. Giff mi äs 'n Schmücksken (zum Kind). → Aardigkäit, Püüseken
Schmuckstück n. Schmuckstück
Schmudde f. (Schmudden; Schmüddeken) (Vr, St, Sü, Ge, We) kupferner Kaffeetopf mit eisernem Stiel (wurde zum Erwärmen in die Glut gestellt). → Kocker, Koffiesetter, Muddion, scheen 2.
Zs.: Koffie-
Schmüddeken n. kurze Pfeife. → Mümmelken, Mutzpiepe
Schmuddel m. (Schmuddels; Schmüddelken) 1. Unsauberkeit, Unordnung. Wat was daor ne Schmuddel in'n Huuse!
2. Schmutzfink, Dreckspatz. → Schmudden
schmuddelig, schmüddelig, schmudderig, schmuddelik schmutzig; unsauber, ungewaschen. schmuddelig Waater. schmüddelig Flees (verdorbenes Fleisch). schmüddelig Weer (regnerisches, trübes Wetter). schmuddeligen Räägen (Sprühregen, → Schnuuwräägen). → kuddelig, muddelik, schmütterig
Schmuddelkraom m. schmutzige Angelegenheit (z.B. Drecksarbeit)
schmuddeln → schmudden
Schmuddelräägen, -räänge(n) m. Sprühregen, Nieselregen. → Fissel-Schnuuwräägen
Schmuddelweer, -wäär n. regnerisches, feuchtes, trübes Wetter
Schmudden m. (St, Sü, We) (Schmudden; Schmüddeken) dreckige, unsaubere Person. Wat'n Schmüddeken! → Schmuddel, Schmüüdelken
schmudden, schmuddeln nieseln, fein regnen. Et is an't Schmudden. → schmuttken
schmudderig → schmuddelig
Schmuggel. Schmuckel (Rh, Bo) m. Schmuggel (z.B. von Kaffee, Tabak, Vieh; bes. zwischen den Weltkriegen).
Zs.: Koffie-, Peerde-
Schmuggel- auch: Schmuckel-
schmuggeln, schmuckeln (Rh, Bo) schmuggeln. Met'n Krieg was't daon met dat Schmuggeln (Seit dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schmuggeln deutlich weniger).
Schmuggelnüst, -nüss n. Warenversteck der Schmuggler
Schmuggelpatt m., -pättken Schmuggelpfad, zur Grenze führender kleiner Fußweg, der von Schmugglern benutzt wurde
Schmuggelwegg m. zur Grenze führender kleiner Fußweg, der von Schmugglern benutzt wurde
Schmuggler. Schmuckeler (Rh, Bo) m. Schmuggler
Schmüll-, schmüllen, Schmüllerij → Schmöll-, schmöllen, Schmöllerij
Schmurks m. (Schmurkse) schmutzige, unordentliche Person (haltlos, ohne Ziel). Wat ne Schmurks, bes an de Aorne in de Gotte! (sehr schmutzig). → Schmörgel, Schmorkert
schmurksig unordentlich, unsauber, dreckig. Wat löpps schmurksig! (nachlässige Gangart).
schmüstern (Rae, Rh, Bo) flüstern, leise sprechen. • In'n Düüstern is gudd schmüstern. → schnüstern
schmütterig faulend, verdorben, ranzig (bes. von Fleisch). Schmütterig Flees, dat beginnt all te ruuken. → schmattig, schmuddelig
Schmuttke f. (Schmuttken) dicke Frau; unordentliche Person. → Muttke 2
schmuttken 1. faulen, verderben (bes. von Fleisch; durch Berührung). Wenn de Schinkens anfangt te schmuttken, dann is't te laate. → schmatten.
2. durch Schmutz gehen; schlurfend gehen. → schloffen.
3. fein regnen, nieseln. → schmudden
Schmüttsel → Schmittsel
Schmuu m. Schmu, leichter Betrug. met Schmuu wat vöörpraoten. → besuupen, Schmuus
Schmüüdelken n. kleines, niedliches Mädchen, schmutziges Kind. → Schmudden
Schmüüksken → Schmücksken
schmuurn → schmoorn
Schmuus m. Schwindel, leichter Betrug; Schmeichelei. → Schmuu
Schmuusebacke f. wer gerne schmust od. schmeichelt
Schmuusekatte f. Schmeichelkatze
schmuusen schmusen, liebkosen. → püüseken
Schnää. Schnedde (St, Sü, Ge) f. (Schnään) Schnitte, Butterbrotschnitte. ne Schnää Brood met ne Schnää Stuuten. De krigg kinne Schnää Stuuten (Der kann nichts werden). → Kind, prattig.
Zs.: Brood-, Peerde-
Schnaabel m. Schnabel. He mott alltied den Schnaabel in't Natte häbben (1. Er ist ein Trinker. 2. Er ist vorlaut, → Kaff). → Beck, Schnäbbel.
Zs.: Enten-, Ganse-
Schnaak m. (Schnaake) 1. Spaßvogel, Witzbold; raffinierte Person. Dat was ne Schnaak van ne Käärl.
2. Jux, Ulk. Ik häbb mi de ne Schnaak van maakt.
Schnaake f. (Schnaaken) Schnake (langbeinige Mückenart)
Schnaater, Schnääter → Schnäätert
Schnääter- auch: Schnaater-
Schnääterbüsse f. schwatzhafte Person
Schnäätergatt n. schwatzhafte Person (bes. Frau)
Schnääterkaore f. schwatzhafte Frau
Schnääterkunte f. schwatzhafte Person
Schnääterküüken n. (Bo) schwatzhaftes Mädchen
schnäätern, schnaatern, schnaatersken 1. schnattern. dat Schnäätern van de Markollen (Schnattern der Eichelhäher).
2. viel u. laut reden, schwätzen; schimpfen. De kann gudd schnäätern. Se schnäätert as ne Gaans. Se kann allerhand Spraoken schnaatern. → pääpern, räätern
Schnääterpott m. schwatzhafte Person
schnaatersken → schnäätern
Schnääter(t), Schnaater(t) m. Schnabel, Mundwerk; Kindermund. Holl dien Schnaater! Se häff örndlik wat an'n Schnäätert (hat ein flinkes Mundwerk). → Pääper, Schnäbbel
Schnäätertaske, -tasse f. schwatzhafte Person
Schnääterwiew n. schwatzhafte Frau
schnäätrig schwatzhaft, redselig; scharfzüngig
Schnäbbel, Schnäwwel m. Mundwerk. Holl den Schnäbbel! → Bäbbel, Muule, Pääper, Quaakert, Räbbel, Schnäätert
Schnäbbel- auch: Schnäwwel-
schnabbeleern (Vr) schwatzen, reden
schnäbbelig → schnäbbig
schnabbeln (Vr) schnabbern (St, Sü) mit Appetit essen. → schnubbeln
schnäbbeln, schnäwweln schwatzen, reden. → schnäätern
Schnäbbeltante f. schwatzhafte Frau
Schnäbbeltriene f. schwatzhafte Frau
Schnäbbelwiew n., -wiewken schwatzhafte Frau
schnabbern → schnabbeln
schnäbbig, schnäbbelig (Wes, Sü, Ge, We, Ra) schwatzhaft, redselig; vorlaut
schnack, schnacks (Vr, Ge, Bo) eng, dicht (an etw.) anliegend; unmittelbar, plötzlich. Dat Kleed sitt lück te schnack. Dat göng schnack an mi vöörbi. → spierlik
Schnacke f. (Schnacken; Schnäcksken) (St, Sü, Bor, Rae, Bo) kleine Peitsche. → Schwöppe
schnacken knallen (mit der Peitsche); klappern; schnipsen (mit den Fingern). met de Schwöppe öwwer de Eerde schnacken. Et schnacken bi't Schaope-scheern (best. klapperndes Geräusch). met de Finger schnacken. Dann schnackt't di vöör't Gatt (Dann tritt das ein, wovon du geredet hast). → Fohrmann
Schnacker m. 1. Gummischleuder, Zwille (Jungenspielzeug). Alle Jungs hä"en frühr ne Schnacker" ne Schnacker to't Vöggel-scheeten.
→ Fletske.
2. Schlagstock, Schlagarm beim Oberschläger am mechanischen Webstuhl. → Schlagglatte
schnacks → schnack
Schnagge f. (Schnaggen) (Vr, Sü, Rae, Rh) Ferkel (alt). → Kodde
Schnäider → Schnieder 2
schnäien, schnaien (Vr) wegschnappen, wegnehmen, schnorren, abweiden lassen (z.B. beim Hüten von Vieh: Rüben, Klee, Roggen abfressen lassen). auch: billig kaufen
Schnaod m. (Schnäöde) (Ot, Vr, Sü, Ge, Ra) 1. Stiel der Kniesense. met'n Schnaod döörhouen.
2. in der Wendg. He häff ne (gudden) Schnaod drup (Er fährt sehr schnell). → Naod.
Zs.: Saiden-
Schnaodsteen m. Grenzstein. → Scheedsteen
schnaor 1. knapp, stramm, eng. Et geht schnaor längs den Tuun (knapp am Zaun entlang). Dat is schnaor mäit (dicht über dem Boden, zu tief gemäht). den Sack schnaor tobinden (stramm, fest).
2. scharf, genau; streng. ne schnaore Jüffer (strenge Lehrerin). → astrant.
3. schlank, hager, knochig. → schmächtrig
Schnaore f. (Schnaoren) Ähre, Blatthülle der unreifen Ähre bei Roggen, Gerste, Weizen; Ähren- od. Fruchtstand von Raigras. De Schnaoren bünt noch nich lang genoog.
Zs.: Gasten-, Haawer-, Roggen-, Wäiten-
Schnapente → Ssapente
Schnappelippe f. (St) kupferne Öllampe. → Pedde
schnappen schnappen; erwischen; schnell zupacken. De Kläinen schnappt se, de Grooten laot't se loopen (die kleinen Übeltäter).
Zs.: wegg-
Schnapp-ente, -ante f. freche Person. → Ssapente
Schnäpper 1 m. bewegliches Gelenkteil, z.B. einrastender Verschluß. → Schnappschlott
Schnäpper 2 m., Schnäpperken Fliegenschnäpper, Heckenbraunelle. → Heggenpütterken, Fleegen-, Müggenschnäpper, Moostückert, Wientäpperken.
Zs.: Fleegen-, Müggen-
schnapphalsen schwer atmen, keuchen. → kluck-, quack-, schwechhalsen
Schnäppken n. kleiner Vorteil, Gewinn. en Schnäppken maaken (z.B. etw. günstig einkaufen)
Schnappmisse f., -missken kurze, meist stille Messe am Sonntag (genügt gerade zur Erfüllung der Sonntagspflicht). ääben ne Schnappmisse metnemmen (Messe in Eile besuchen, z.B. zu spät kommen od. vor dem Ende gehen). → schlappen
Schnappmuule f. Frau, die vieles aufschnappt u. verdreht weitererzählt
Schnappschlott n. einrastendes Schloß. → Schnäpper 1
Schnapp-up-Männeken 1. Stehaufmännchen (Puppe mit halbkugeligem Fuß, die sich selbst wieder aufrichtet).
2. wer überall mitredet, ohne genau Bescheid zu wissen (Ge)
Schnaps m. (Schnäpse; Schnäpsken) Schnaps. He drinkt noch gäärne 'n klaor Schnäpsken. → Blanken, Fuusel, Klaorn, Mönsterländer.
Zs.: Anies-, Anstands-, Buna-, Tuffel-
Schnapsbraaner, -brenner m. Schnapsbrenner. → Stöckebaas
Schnapsfatt n. Schnapsfaß (vom Böttcher gefertigt)
Schnapsfläske, -flässe f. Schnapsflasche
Schnapsglass n. Schnapsglas. → Hüüledopp, Pinneken
Schnapskruuke f. 1. kleiner Steinzeugkrug für Schnaps.
2. Trinkerin. Wat ne olle Schnapskruuke! → Fuuseltöite
Schnapsnösse f. rote Nase vom Alkohol
Schnapspulle f. Schnapsflasche
Schnarre 1 f. (Schnarren) 1. Lärminstrument, Klapper für Kinder.
2. Karfreitagsratsche. → Kraake 1
Schnarre 2 f. (Schnarren) (St, Ge, Bor) Misteldrossel
Schnatz m. (Hei) in der Wendg. keenen Schnatz (kein bißchen). He konn de keenen Schnatz van kriegen (gar nichts).
Schnäwwel, Schnäwwel-, schnäwweln → Schnäbbel, Schnäbbel-, schnäbbeln
Schnedde m. (Schnedden) 1. Schnitt, Heuschnitt. Den eersten Schnedde foort bääter as 'n twidden (Das Heu vom ersten Heuschnitt ist nahrhafter, im Ggs. zu → Naomadd). Nao'n eersten Schnedde kreegen we ne Wäide to't Hööden.
2. Schärfe; Einschnitt. Den besten Schnedde was dr' of (Die Sense schnitt nicht mehr nach mehrstündigem Mähen). → Schnitt.
Zs.: Säißen-, Stoppel-
Schnedde → Schnää
Schneddekölde, -költe f. schneidende Kälte, trockene Kälte
Schnee m. Schnee. up'n Schnee (bei Schnee). In'n Winter deen de Jungs de Maikes met Schnee wasken. Den Schnee föllt in't Waater, dann fröss't binnen veer-untwintig Stunden (dree Daage) (alte Bauernregel). Föllt den eersten Schnee in'n Dreck, is de ganze Winter 'n Geck. Wenn de Katte (de Froulöö) 't Gatt wörmt, dann giff't Schnee. He frett unner'n Schnee wegg (ist bald pleite). He is vergaon as Schnee vöör de Sünne (vom Sterben). → Äärsbasse, fien, Fost, fraogen, krassen, Kristus, quättken, wörmen.
Zs.: Aprill-, Flack-, Jach-, Nij-, Ooster-, Plack-, Pulwer-, Waater-
Schneebääse, -beer(e) f. "Knallbeere", Beere des Schneeballstrauches. → Knack-, Pluff-, Schnotterbääse
Schneeball m. 1. Schneeball.
2. Blüte des Schneeballstrauches. → Schneebölleken
Schneeballen m. schneeballartige Blüten des Schneeballstrauches
Schneeballenbusk, -buss m. Schneeballstrauch (Zierstrauch mit schneeballartigen Blüten, Geißblattgewächs)
Schneeballkluute(n) m. Schneeball. → Schneekluuten
Schneebank(e) f. Schneewehe, aufgeworfener Schnee. → Schneerewwel
Schneebessem m. Schneebesen (zum Schlagen von Sahne u. Eischnee)
Schneebiese f. Schneeschauer. Et is kolde Lucht, et konn noch wall Schneebiesen gewwen.
schneeblind schneeblind. De Hohner wann. schneeblind wodden.
Schneebloome f. Schneeflocke. De Schneebloomen fleegt (Es schneit). → Schneefluuse
Schneebölleken "Knallbeere", Beere des Schneeballstrauches. → Schneebääse
Schneedääke, -decke f. Schneedecke
Schneefluuse f. (Vr, Ge) Schneeflocke
Schneeglöcksken Schneeglöckchen (Frühlingsblume)
Schneehoop m. Schneehaufen, Schneewehe
Schneekäärl, -kerl m. Schneemann. ne Schneekäärl bouen (maaken). → Schneemann
Schneekladde(n) m. Schneematsch, nasser Schnee
Schneekluute(n) m. Schneeball, Schneeklumpen. → Schneekluuten gooien
schneekluuten Schneebälle werfen
schneekold sehr kalt, eiskalt. Ik häbb schneekolle Beene.
Schneelaoge f. Schneeschicht
Schneelooge f. Schneewasser, Schmelzwasser. De Schneelooge kümp öwwerall döör, de mäck de Schoh kaputt.
Schneeluft f. schneehaltige Luft (dunkle Wolken, trübe Luft)
Schneemann m. Schneemann. ne Schneemann met Kollen-oogen un ne Wottelnösse
Schneepals m. (Vr, Ge) wässeriger Schnee
Schneepapp m. Schneematsch
Schneepatske f. wässeriger Schnee
Schneeräägen, -räänge(n) m. Schneeregen
Schneerewwel m. Schneewehe; Rest Schnee am Weg, im Schatten; Schneeüberhang an Gräben. → Schneebanke
Schneeschledden m. Schlitten. → Prickschledden
Schneeschoh m. Überschuh für Schneewetter. → Öwwerschoh
Schneeschuur n. Schneeschauer
Schneese f. (Schneesen) dünner, gerader Stock, an dem Würste u. Schinken im Rauchfang hingen (ca. 1 m lange Stange für 10-15 Würste; lag quer auf den Rundhölzern im Rauchfang, → Wiemholt). Denne moss Mooder morgens met ne Schneese uut't Bedde haalen (zu faul, um aufzustehen, → Kracke 1). → Spiele.
Zs.: Flees-, Wiem-, Woste-
Schneesenhaaken, -haok(en) m. Stock mit einem Haken zum Aufhängen u. Abnehmen von Würsten, Schinken. → Flees-, Wiemgaffel
Schneestorm m. Schneesturm
Schneewaater n. Schneewasser, getauter Schnee
Schneeweer, -wäär n. Schneewetter
schneewitt schneeweiß. Mooder is schneewitt wodden (graues Haar). → haagel-, kriedewitt
Schneewolke f. Wolke, aus der es schneit
Schnell m. (Vr, St, Sü) Flanell
Schnellgaorn n. (Vr, St, Sü) kurzes Garnende am Webstuhl. dat Schnellgaorn to't Knüppen. → Drömmelgaorn, Wääwersknüppe
Schnell-laa(de) f. (Wes, Ot, St, Rae, Bo) Lade mit Führung für die Spule am Webstuhl (Verbesserung vor dem Eisenwebstuhl)
Schneppe; Schnippe f. (Schneppen; Schneppken) Schnepfe, Bekassine. → Holt.
Zs.: Waater-
Schneppen- auch: Schnippen-
Schneppenfluch(t) f. Schnepfenstrich, Frühjahrsflug der Schnepfen
Schneppenjagg(d) f. Schnepfenjagd
Schnibbe f. (Schnibben) (Vr, Ge, Ra) Zeichnung am Kopf von Pferd od. Rind (kurzer Strich von der Stirn bis zur Mitte des Kopfes). → Blässe, Stern
Schnibbel, Schnippel m. kleines abgeschnittenes Stück, Schnitzel, kleiner Fetzen. Bloodbrood an Schnibbels schnieden (zu kleinen Stücken). De Schnibbelkes van de Beschüüte (Randstücke). → Schnipsel.
Zs.: Bohnen-
Schnibbel- auch: Schnippel-
Schnibbelbohne f. Stangenbohne, Schnittbohne (an Bohnenstangen wachsend). → Fieze-, Schniebohne
Schnibbelmaschienken Gerät zum Schneiden von Bohnen
Schnibbelmess, -er n. Messer zum Schneiden von Bohnen
Schnibbelmölle f. Gerät zum Schneiden von Bohnen. → Bohnenmölle
schnibbeln, schnippeln in kleine Stücke schneiden
Schnickschnack m. wertloses od. dummes Zeug; Geschwätz. → Schnippschnapp
Schnie- auch: Schniede-
Schniebalken m. Dachboden, auf dem Stroh zu Häcksel zerkleinert wurde
Schniebank(e) f. bankartiges Gerät zum Zerkleinern von Viehfutter. → Foorbanke, Schniekoue
Schniebloome f. Schnittblume
Schniebohne f. Schnittbohne. → Schnibbelbohne
Schniebohnenmölle f. Bohnenschneidemaschine. → Bohnenmölle, Kabbesmölle, Schnibbelmaschienkan, Schnibbelmölle
Schniebolten m. Bolzen am Pflug (schneidet die Grasnarbe auf beim Umbrechen, Pflügen). → Schöör-ieser
Schniebönne m. Dachboden, auf dem Stroh zu Häcksel zerkleinert wurde
Schniebredd n. Brett, auf dem der Schuster Oberleder u. Flicken zuschnitt. → Warkbredd
Schniebuck m. 1. Klotz, auf dem die Holzschuhrohlinge grob bearbeitet werden. → Paolmess.
2. Gerät zum Häckseln
schnieden, schnien (schnitt; schnedd, schnedden; schnedden) 1. schneiden; sägen; schnitzen. Ssiepel schnieden. Gröss schnieden (mähen). Well in´n Sommer nich will schnien, mutt in´n Winter Hunger lien. He is Vaader uut't Gesicht schnedden (sieht ihm sehr ähnlich). • Wat schnedden is, mutt ook näit weern ("Wer A sagt, muß auch B sagen"). Holt an Brää schnieden (Holz zu Brettern zersägen). Ne geschneddene Speeke is nix weerd (Eine gesägte Speiche taugt nicht, sie muß gespalten sein). → Finger, Hand, Ribbe, Üütken, van.
2. kastrieren. Puggen schnien. De junge Hengste van'n Jaor wodden van ne Vehdokter schnedden. schnedden Hengst (Wallach, → Ruun). geschnedden Bäär (verschnittener Eber, → Schnieder 2).
Zs.: kaputt-, kläin-, kott-, loss-, wegg-
Schnieder 1 m. 1. Schneider. He löpp as 'n Schnieder (läuft feige davon). Nao ne Schnieder kaas di nich richten (bei Tisch, wenn jd. nicht zulangt). • Ne Schnieder, ne Sseggenbuck un ne Schoolmagister is een Dier: twassen, nijsgierig un häbberechtig (Spott auf Schneider u. Lehrer, → Lehrer). Schnieder, gao wieder, du stinks (Spottvers). Wo geht't wieder, sägg de Schnieder. → bücken, Elle, fäärdig, freesen, Gewandmääker, hollen, Sünte Kottrien, Woste.
2. Gerät zum Schneiden, z.B. Schneidemesser für Mischtorf (zwei- od. dreischneidiges Messer an zwei Meter langem Stiel zum Ritzen des Mischtorfs). → Klüünschnieder.
3. Mäher.
4. Wasserläufer, Weberknecht. → Glass-schnieder.
Zs.: Büül-, Buurn-, fienen, Flick-, Glass-, growwen, Häcksel-, Haor-, Hoff-, Kisten-, Klüün-, Kopp-, Kruup-, Lappen-, Plodden-, Quitt-, Reed-, Reemen-, Rööwen-, Runkel-, Ruut-, Stroh-, Toon-, Up-, Vöör-
Schnieder 2, Schnäider m. (St, Sü, Ra, Bor, Rae) verschnittener Eber (alt). → Borg m., Foor m., Pitter.
Zs.: Old-
Schniederbuude f. Schneiderwerkstatt
Schniederdisk, -diss m. Schneidertisch
Schniederij f. Schneiderei; Schneiderwerkstatt; Schneiderhandwerk
Schniederkuraasche f. (Wes, St, Ge, Rae) Mut, der sich nur auf große Worte beschränkt
Schniedermester m. Schneidermeister
schniedern schneidern
Schniederscheere f. Schneiderschere; große Schere
Schniederwinkel m. Schneidergeschäft
Schniefuuge f. Schnittfuge (in der Mitte leicht erhöhte Fuge, im Ggs. zu → Plattfuuge)
Schniehäcker m. Hacke, Gerät zum Unkrautjäten
Schniekaff n. kurz geschnittenes Stroh (als Pferdefutter)
Schniekant(e) f. Schneide, scharfe Kante (am Spaten, Beil, an der Sense)
Schniekeese, -kaas m. Schnittkäse
Schniekoue f. 1. Schneidegerät auf drei Beinen zum Zerkleinern von Viehfutter (Stroh u. Grünfutter, Rüben). → Foorbanke, Häckselschnieder, Schniebanke, -sump, Strohbuck.
2. Gerät zum Zerkleinern von Bohnen
Schnie(kouen)mess, -er n. Messer des Schneidegerätes für Viehfutter
Schnielaa(de) f. Schneidegerät zum Zerkleinern von Grünfutter u. zum Häckseln von Stroh. → Schniekoue
Schnielook m. (Rh) Schnittlauch. → Puupkruud
Schniemaote f. Heuwiese
Schniemess, -er → Schniekouenmess
Schniemuster n. Schnittmuster. → Patroon
schnien → schnieden
Schniepel m. (St, Sü, Hei) Gehrock
Schniepraame f. Schneidbank (Gerät des Holzschuhmachers)
Schnieroggen m., -rogge f. m. früher Roggen im Garten (auf gut gedüngtem Boden, wurde als Grünfutter für Schweine geschnitten). → Foor-roggen
Schnieschlaot m. Schnittsalat (wächst nach dem Schneiden nach). → Kopp-, Plückschlaot
Schniestaol m. Werkzeugstahl (z.B. für Äxte)
Schniesump m. Gerät zum Zerkleinern von Viehfutter. → Schniekoue
Schnietand m. Schneidezahn. → Reeter, vöörnste, Vöörtand
Schnietrogg m. 1. Gerät zum Zerkleinern von Viehfutter. De ha. he an't leewste in'n Schnietrogg kreggen (Die hätte er am liebsten beseitigt). → Schniekoue.
2. Kasten an der Häckselmaschiene, mit dem Stroh hineingeschoben wird
Schniewäide f. Heuwiese. → Höi-, Mäiwäide
Schniewieske f. (St, Sü, Ge, Ra, Bor) Heuwiese
Schniewolte(r) f. Tellerwalze (zum Fräsen der Weide; runde Teller zerschneiden die Grasnarbe). → Schöör-, Tellerwolter
Schnigge f. (Schniggen) Schnecke. → Fier-aobend, Schlieke.
Zs.: Keller-, Schlaot-
Schniggenhuus n., -hüüsken Schneckenhaus
schnijen schneien. Et schnijt den ganzen Dagg. → Schneebloome
Schnippe → Schneppe
Schnippel, Schnippel-, schnippeln → Schnibbel, Schnibbel-, schnibbeln
Schnippen- → Schneppen-
Schnippken n. in der Wendg. en Schnippken schlaon ("ein Schnippchen schlagen", jd. überlisten)
Schnippschnapp m. wertloses od. dummes Zeug; Unsinn, Geschwätz. → Schnickschnack, Schnubberspill
Schnipsel m. Schnipsel, abgeschnittenes Stückchen. ne Hood uut Papier met ne Schnipsel. → Schnibbel
Schnitt m. (Schnitte) Schnitt. Se leep nao'n lesten Schnitt (nach der neuesten Mode). den daarden Schnitt uut de Kohwäiden (sehr schlechter Tabak, iron.). in'n Schnitt (im Durchschnitt). → Schnedde.
Zs.: Af-, Gold-, Kippsen-, Ponni-, Scheeren-, Sprenkel-, Up-
Schnittfuuge f. Schnittfuge. → Schniefuuge
Schnitt-ieser, -n n. Werkzeug des Schusters zum Glätten der Sohlenkanten (wird erhitzt; mit Wachs werden die Sohlenränder geglättet). → Uutputzgeräi
Schnittmess, -er n. Werkzeug des Schusters zum Glätten der Sohlenkanten
Schnöibäitel, -bäidel m. schweres Stoßeisen mit gerader Schneide u. langem Stiel (Werkzeug des Straßenarbeiters, der damit die Bäume am Straßenrand von dünnen Zweigen befreit). → Stootbäitel, uutschnöien
schnöiden → schnöien
Schnoie, Schnöie f. (Schnöien) (St, Sü, Ge, We, Ra, Bor, Rae, Rh, Bo) 1. Hülse, Schote von Erbsen od. Bohnen. → Schoote.
2. Haferrispe, -ähre.
Zs.: Arften-, Bohnen-
schnoien 1, schnöien schnell gehen, fahren, entlanggehen. üm'n Hook schnoien (um die Ecke rennen, fegen). He schnöit döör dat Holt dedöör (bahnt sich einen Weg durchs Gehölz).
schnoien 2 (St, Sü, Ge, We, Ra, Bor, Rae, Rh, Bo) Fäden von Bohnenschoten abziehen. → fleeten, schlööpen
schnöien, schnöiden schneiteln, stutzen, beschneiden. Bööme schnöien (Bäume stutzen, ausästen)
Schnöi-ieser, -n n. schweres Stoßeisen zum Entzweigen von Bäumen am Straßenrand. → Schnöibäitel
Schnöißel n. (Rh) Abgeschnittenes (z.B. von der Hecke). → Scheerßel.
Zs.: Heggen-
Schnook m. (Schnööke) Hecht. gladd as ne Schnook (aalglatt; schlau, gerissen). → Aol, blank, hoosten
Schnookbaors m. Schlammbeißer, Zander
schnooken (St, Ge, We, Ra, Bor) naschen. → schnoopen
schnookig spitz zulaufend (wie ein Hecht). De Klumpe wodd te schnookig.
schnoopen naschen; Süßigkeiten essen; nach Süßigkeiten suchen. De Katte schnoopt so gäärne. → schlickern, schnooken
Schnoopkatte f. Naschkatze, wer ständig nascht
schnoops(k) naschhaft. Wi häbbt so schnoopske Katten. → schlickerig
Schnöösel m. (Schnöösels) Flegel; dumme, dreiste Person, vorlauter Junge. → Wat ne jungen Schnöösel!
schnööselig flegelhaft, vorlaut
schnörkeln ein schnarchendes Geräusch verursachen (bes. von unreiner Pfeife, wenn der Pfeifenkopf voll von Sud ist). De Piepe schnörkelt ook.
schnorken (Wes, Vr, St, Sü) 1. schnarchen. He leeg up de Rügge un schnorken hatt.
2. ein schnarchendes Geräusch verursachen. → Borken, schnörkeln.
3. grunzen (von Schweinen, die ruhiger werden, wenn sie Futter bekommen). Farken könnt ook gudd schnorken. → göösen
Schnorre → Schnurre
Schnötte f. Nasenschleim. → Schnöttert
Schnotter, Schnötter → Schnöttert
Schnotter- auch: Schnötter-
Schnotterbääse, -beer(e) f. 1. "Knallbeere", Beere des Schneeballstrauches. → Schneebääse.
2. Frucht der Eibe. → Schnotterbelle
Schnotterbääsenboom m. Eibe. → Iebe
Schnötterbaors m. (Vr, St, Sü, Rae, Bo) Kaulbarsch (Flußfisch). → Rotzbaors
Schnotterbelle f. 1. Schleim unter der Nase, Nasenschleim. He häff de Schnotterbellen bes up't daarde Knoopslock hangen. Se willt sik teggensiedig de Schnötterbellen aflecken (schmusen zärtlich). De kaas wa. met ne Schnötterbelle döörschmieten (Der ist sehr schlank u. mager). → Karmisdeerne.
2. Frucht der Eibe (rot, weich). → Iebe, Knackbääse.
3. Blütenstand des Haselnußstrauches (männl.); Blütenstand der Weide (männl.). → Miesekatte
Schnotterblaag n., -blaage f. "Rotzbengel", freches, neugieriges, ungezogenes od. schmutziges Kind
Schnotterbüttken Nasenbein, Nase. Pass up, dat di 't Holt nich an't Schnotterbüttken flügg!
Schnotterbüül m. freche od. schmutzige Person
Schnötterdook m'n. (Bor, Bo) Taschentuch. → Schnuuwdook
schnotterig, schnötterig, schnottrig, schnöttrig 1. voller Nasenschleim; beschmiert, schmutzig (wie Nasenschleim). ne schnötterige Nösse. schnötterig Loof (faulendes, zerfallenes Laub). → quäddelig.
2. quengelig, zum Weinen neigend, verheult.
3. vorlaut, großschnauzig; flegelhaft, unverschämt. ne schnötterigen Käärl
Schnotterküüken n. kleines freches Kind
Schnotterlääpel, -leppel m. Rotznase; dummer, unreifer, vorlauter Junge; neugierige Person
Schnotterlappen m. dummer, unreifer, vorlauter Junge
schnottern, schnöttern (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Ra) Schnupfen haben; Nasenschleim hochziehen od. auswerfen; die Nase putzen
Schnotternösse, Schnottnösse f. 1. laufende Nase, schmutzige Nase.
2. dummer, unreifer, vorlauter Junge; grobe, unerfahrene Person.
3. Öllämpchen (meist zum Hängen, aus Messing, mit nasenartiger Tülle; am Docht hingen Tropfen wie Nasenschleim). → Pedde, Pickelämpken
Schnotterplodde(n) m. Taschentuch. → Schnötterdook
Schnötter(t), Schnotter(t) m. 1. Nasenschleim. → Rotze.
2. frecher, unreifer Junge, vorlautes od. altkluges Kind. ne Schnöttert van ne Jungen. De jungen Schnötters vandaage!
Schnottnösse → Schnotternösse
schnottrig, schnöttrig → schnotterig
schnouen schnauzen, schimpfen. → schaffüütern
Schnubb → Schnubben
schnubbeln mit Appetit essen. → schnabbeln
Schnubben, Schnubb m. Schnupfen. → schnuuwen
schnubben, schnuppen (Tabak) schnupfen
Schnubberspill n. wertloses Zeug, z.B. nicht nahrhaftes Essen. so'n Schnubberspill to't Schnoopen. → Schnippschnapp
Schnück m. Schluckauf. ne Schnück häbben. Bi Schnück, dann wöss di 't Hatte (sagt man zu Kindern). → Hick
Schnucke f., Schnucken m. (Vr, Hei) (Schnucken) Schnucke (kleine Schafart, Heidschnucke)
Schnuckel m. niedliche Person (z.B. kleines Kind)
Schnucken → Schnucke
schnucken 1 sich schnell bewegen, z.B. flott gehen od. fahren; flitzen. Wat schnuckt he de weer längs? He schnuckede öwwer de Straoten.
schnucken 2; schnuckersken (Wes, Sü, Ge, We, Ra) 1. schluchzen, leicht weinen.
2. Schluckauf haben. → Huckestooten
Schnucker m. (St) unruhiger, lebhafter Junge
schnuckersken → schnucken 2
Schnück-up m. Schluckauf. → Schnück
Schnudden m. (Vr, St, Sü, Rae, Rh) in der Wendg. ne Schnudden (drin) häbben (betrunken sein)
Schnüff m. 1. in der Wendg. Schnüff häbben an (Lust haben zu). Daor häbb ik kinn grooten Schnüff an (Dazu habe ich keine große Lust). Schuppen.
2. in der Wendg. Den eersten (besten) Schnüff is dr'af (Der Reiz des Neuen ist davon, → Nijlaot).
Schnüffel m. Schnauze, Rüssel; Nase. He krigg dr' eene up'n Schnüffel. He mott öwwerall sienen Schnüffel instääken. ne Schnüffel van ne Jungen (unartiger, frecher Junge)
schnüffelig neugierig
Schnüffelkrankhäid f. Krankheit bei Schweinen: Entzündung in der Nasenwurzel
schnüffeln schnuppern, suchen wie ein Hund; herumschnüffeln. De Blaagen stonnen achter de Dööre te schnüffeln (lauschten hinter der Tür).
Schnüffelvisiete, -vesiete f. (We) erster Besuch der Eltern von Braut u. Bräutigam, um sich kennenzulernen. → Besehns-, Ruukevisiete
Schnüffler m. wer herumschnüffelt, nachspioniert
Schnuller m. Schnuller (mod.). → Fuusel-läppken, Happe
schnuppe in der Wendg. Dat is mi schnuppe (Das ist mir egal).
schnuppen → schnubben
Schnurre. Schnorre (Bo) f. Schnurrbart
Schnurrebutt n. 1. selbst gebasteltes Kinderspielzeug (bes. der Mädchen): Durch die beiden Löcher eines Knopfes od. eines kleinen Knöchels vom Vorderfuß des Schweins, einer Pappscheibe wird ein Bindfaden gezogen u. zusammengeknotet. Wenn man den Knopf in der Mitte des Fadens dreht u. den Faden strammzieht, entsteht ein schnurrendes Geräusch. Gleichzeitig dreht sich der Knopf wieder auf, das Spiel beginnt immer neu, solange man den Faden stramm zieht bzw. den Knopf aufdrehen läßt. Man zieht den Faden mit beiden Händen od. legt ein Ende um die Türklinke. → Bruuse-, Dull- , Schnurrkatte, löckern, Spinnewiewken 2.
2. kleines lästiges Kind; aufgedrehte, nervöse Person
Schnurrewitz m. Schnurrbart, Oberlippenbart. ne gedräiten Schnurrewitz (gezwirbelter Schnurrbart)
Schnurrewitzbinde, -binne f. Schnurrbartbinde (trug man nachts, um den Schnurrbart zu formen, Spitzen seitlich nach oben)
schnurrig kauzig
Schnurrkatte f. von Kindern gebasteltes Spielzeug aus Knopf od. Knochen u. Schnur. → Schnurrebutt
schnurrn 1. schnurren, surren.
2. in Wendungen wie ne Piepe schnurrn (ein Pfeife rauchen). .n Schnäpsken schnurrn. → uploopen.
3. mit dem aus Knopf u. Schnur gebastelten Spielzeug spielen. → Schnurrebutt
schnüstern (Rae, Rh, Bo) flüstern. → schmüstern
Schnuur f. (Schnuuren; Schnüürken) Schnur (z.B. des Maurers). → Loot.
Zs.: Messler-, Müür-
Schnüürblässe f. weiße Zeichnung auf der Stirn der Kuh: in der Mitte verengt (schnurähnlich)
schnüürn schnüren. de Stewwel schnüürn
Schnuurschlagg m. mit gefärbter Schnur gezeichnete Linie (Maurer-, Zimmermannstechnik)
Schnüürschoh m. Schnürschuh
schnuurstracks 1. geradeaus. schnuurstracks liek-uut (immer geradeaus).
2. sofort. Dat wödd schnuurstracks maakt! → sodaaliks, sostracks
Schnuute, Schnuut f. (Schnuuten; Schnüüt(e)ken) 1. Schnauze. up de Schnuute fallen. Doo ähr de Schnuute dicht! (Bring sie zum Schweigen). Ik häbb de Schnuute vull! (Mir reicht es).
2. schnauzenförmiger Gegenstand. de Schnuute van'n Klump (Vorderteil des Holzschuhs). → Ruute.
Zs.: Babbel-, Breed-, Gaap-, Groff-, Groot-, Hunde-, Japp-, Lecker-, Lööwen-, Pääper-, Plapper-, Puggen-, Quassel-, Rappel-, Sabbel-, Schwiene-, Spool-
Schnuuten, Schnuute m. (Schnuuten; Schnüüt(e)ken) Schnauze; Nase, Mund. ne grooten Schnuuten häbben (ein großes Mundwerk haben. De is nich up'n Schnuuten follen (kann gut reden, ist schlagfertig). Se treckt 'n Schnüütken (Schmollmund). Se packen sik an't Schnüüteken (faßten sich an die Nase). Se gewwt sik 'n Schnüütken (ein Küßchen, → Muule). Ik häff 'n Schnuuten de nich nao staon (habe keine Lust dazu, St, → Schnüff). → freed.
Zs.: → Schnuute
schnuuten, sik sich küssen. → müülen
schnüüten schneuzen, die Nase putzen. Schnüüt di de Nösse äs! Daor käis di an schnüüten! ("Das kannst du dir an den Hut stecken", St). → Nösse
Schnuuwdook m'n. Taschentuch, Schnupftuch. → Knüpp-, Sack-, Schnötterdook
Schnuuwen m. Schnupfen. → Schnubben
schnuuwen (schnüff; schnoow, schnoowen; schnowwen) 1. schnauben; tief Luft holen durch die Nase. Dat Peerd schnüff. Dat geht, dat et schnüff, sägg de Junge, daor reed he up de Sogge (wenn etw. gut geklappt hat, Ge). He föng an te schnuuwen van Gift. → afarb äiden, Draaks, Tuuten.
2. fein, nebelartig regnen, nieseln. → schnuuwräängen
Schnuuwerij f. Schnauberei, Schneuzerei
Schnüüwken (Bo) Prise Schnupftabak
Schnuuwräägen, -räänge(n) m. Nieselregen, feiner nebelartiger Regen. → Fissel-, Luuse-, Mott-, Schmuddelräängen, Müggenpisse, Mutt, Nordenstoff
schnuuwrää(n)gen fein regnen, nieseln. Et schnuuwräängt all den ganzen Dagg.
Schnuuwtabak, -tebak m. Schnupftabak
Schock m. (Sü, We, Ra, Bor, Rae) Schock (Menge, best. Zahl z.B. aufgestellter Garben)
Schöckeldrapp → Schuckeldraff
schocks (Bo) Befehl beim Knickerspiel, genau in best. Richtung zu schießen. schocks drupdoon (bei Seitwärtsstellung). → boin, schüüns, strieks
Schoh m. (Schoh; Schöhken) 1. Schuh. De steht nich faste in de Schoh (unsicher, kränklich, schwach). de Schoh in´t Fett setten (putzen). Dat willt se em in de Schoh schuuwen (Das wollen sie ihm anlasten, er soll dafür herhalten). Wenn man em lieke in de Schoh tredd, dann geht't (wenn man tut, was er will). Denn mooisten Schoh wödd ne Schloffen. Se (He) is met eenen Schoh in eenen Schloff (ist sehr arm; vom Einheiraten, Hei). → antrecken, drücken, Fett, kraaken, leege, Schosteen.
2. Klaue vom Rind, Schwein. Met den Haaken deen se de Schoh aftrecken. → Kloue.
Zs.: Bruuds-, Dack-, Feld-, Froulöö-, Gaspel-, Jaggd-, Kinder-, Klaater-, Klimm-, Klump-, Knööp(e)-, Lack-, Land-, Leer-, Modde-, Öwwer-, Peerde-, Schnee-, Schnüür-, Spangen-, Vääne-
Schoh-absatz m. Absatz des Schuhs
Schoh-antrecker m. Schuhanzieher
Schohband m'n. Schnürsenkel, Schuhriemen. He häff de kinne heelen Schohband mähr in. → Schohreemen
Schohbossel, -bössel m. Schuhbürste
Schohfabriek f. Schuhfabrik
Schohfett n. Schuhfett, Ledertran
Schohgaspel m. Schnuhschnalle
Schohgrötte f. Schuhgröße
Schohkaamer f. Schusterwerkstatt. → Schuusterbuude
Schohleer, -läär n. Schuhleder
Schohleesten m. Schuhleisten (Gerät des Schusters)
Schohmääker, -maaker m. Schuster. → Kuum, Schuuster
Schohmääkers- auch: Schohmaakers-
Schohmääkershaamer m. Hammer des Schusters
Schohmääkers-schotte, -schötte f. Schusterschürze (aus Leder)
Schohmääkerspinne f., -pinn m. kleiner Holzstift zum Befestigen der Schuhsohle
Schohmääkerswarkstää, -werkstää f. Schusterwerkstatt
Schohnäägel, -naagel m. Schuhnagel. He häff 'n Maagen: He kann wall Schohnäägel (Draodnäägel) verdräägen (hat einen unempfindlichen Magen). Daor kaas bääter van pissen as van ne Handvull Schohnäägel (beim Schnapstrinken).
Schohpigge f., -piggen m. Schuhnagel
Schohpinneken Schuhnagel
Schohputzer m'n. Schuhputzer
Schohreemen m. Schnürsenkel, Schuhriemen aus Leder. De Landschoh wodden met Schohreemens tomaakt. → Pieleworm
Schohschapp m. Schuhschrank
Schohschmeer m'n. Schuhfett, Ledertran. → Schohfett
Schohsolle f. Schuhsohle. He verschlitt mähr Schohsollen, as't Spill wäärd is ("Er läuft sich die Hacken ab", → Hacke 1). • Wenn du Schohsollen spoorn wiss, muss du up de Hande loopen!
Schohwickse f. Schuhfett, Ledertran
schöi, Schöi- → schüi, Schüi-
Schöie f. (Schöien) (Vr, Hei, Rh) Vogelscheuche. → Jan-Peeter.
Zs.: Voggel-
schöien scheuen, scheu werden. De Peerde schöit.
schöien "schleppen" → schjouen
schöiken, sik (Vr, Ge) sich kratzen, scheuern; sich schütteln. De Peerde schöiken sik (z.B. bei Schwanzgrind). Wat stehs daor te schöiken an'n Döörenpost? Wat büs an't Schöiken, as wenn't Gatt vull Lüüse häs? (wenn ein Kind sich verlegen hin- u. herbewegt). → schubben, sik
Schöikerij f. Juckreiz. → Röierij
Schöikert m. wer sich ständig kratzt od. scheuert
schöin → schüin
Scholle f. (Schollen) Scholle (z.B. Eisscholle, Erdscholle). Schollen mäien (Heidesoden stechen, → Plagge)
Schollen-jaagen Spiel auf dem Eis mit Eisschollen (war ein beliebtes, gefährliches Jungenspiel)
scholwern → schulfern
Scholten m. Auflage am Gestell für den Pflugbaum. → Küssen, Ploogküssen, Stell n.
Schoof → Schoow
Schoofel f. (Schoofels; Schööfelken) kleine Schaufel, Gartenhacke, Schiebgerät (z.B. zum Unkrauthacken zwischen Kartoffel- od. Runkelpflanzen u. auf Gartenwegen). → Batze, Krässer 1, Panne, Schüppe, schuuwen.
Zs.: Eerd-, Gaorden-, Molt-, Patt-, Saod-, Schaop-, Sollen-
schoofel 1. schlecht, unschön. Wat süht de Rogge schoofel uut!
2. gemein; hinterhältig, ungerecht; rücksichtslos, unmenschlich. Wat'n schoofelen Käärl. Dat is ganz mooi schoofel van em!
schoofelig (Vr, Rh) gemein; hinterhältig, rücksichtslos
schoofeln 1, schööfeln Unkraut wegstoßen, flach hacken. De Gaordenpätte wodden saoterdaggs schööfelt (Unkraut wurde losgehackt, dann wurden die Wege geharkt, gehörte zur Gartenpflege am Samstag).
schoofeln 2 (Bor, Rh) tanzen. → schwoofen
schoofelwiese schaufelweise
Schööi m. in der Wendg. up Schööi wenn. (unterwegs, auf Trab sein). Se is alltied up Schööi. → Patt 1
schooien, schööien 1. sich herumtreiben, viel unterwegs sein, vagabundierend herumlaufen, bummeln. Dat is so'n schooiend Wiew (Herumtreiberin, → Schooiwiew). Wenn de Froulöö schooit un de Blaagen singt, giff't Räägen. Wenn de ollen Wiewer schooit, dann giff't Unnewäär. → loopen.
2. herumwühlen, kramen, suchen. Wat ligg se weer in't Schapp te schooien! → schummeln
Schooier, Schööier → Schooiert
Schööierij f. Lauferei; Betriebsamkeit, Betrieb. Wat ne Schööierij up de Straote!
Schooier(t), Schööier(t) m. Landstreicher, Bettler, Tippelbruder; wer immer unterwegs ist. → Gänglert, Handwerksburschke, heerloopen, Harüm-, Landlööper, Kolonist, Mijnheer, Pattkert, Schubbejack, Tippelbröör, Vagabund
Schooigatt n. wer viel unterwegs ist
Schooikaore f. wer viel unterwegs ist u. viel herumerzählt (bes. Frau); Tratschliese; Herumtreiberin
Schooilappen m. wer viel unterwegs ist
Schooitante f. Frau, die viel unterwegs ist u. viel herumerzählt; Herumtreiberin
Schooitaske, -tasse f. wer viel unterwegs ist, sich herumtreibt
Schooitriene f. Tratschliese; Herumtreiberin
Schooiwiew n. Frau, die viel unterwegs ist (z.B. oft zu den Nachbarn geht u. tratscht); Herumtreiberin
schooks (Vr, Rh) schräg. schooks dedöör. He keek sik so schooks nao't Gatt üm (guckte sich vorsichtig um). → schüüns
School-arbäiden (Pl.) Hausaufgaben für die Schule. → Schoolwark
Schoolbank(e) f. Schulbank
Schoolblaag n., -blaage f. Schulkind
Schoolbook n. Schulbuch
Schoolbredd n. (Vr, St, Sü, Bor, Rae) hölzerner Schulkasten. → Schriewbredd
Schooldagg m. Schultag
Schoole f. (Schoolen) Schule; Unterricht. Se häbbt em van de Schoole schmetten (verwiesen). Bi de Jüffer häbb ik ook a. Schoole hat (Unterricht). He häff de Schoole blooß van buuten sehn (ist dumm geblieben). → latiensk, ssimmlik, vöörbi.
Zs.: Aobend-, Boom-, Buurn-, Danz-, Deerns-, Dorp-, Froulöö-, Handels-, Handlanger-, Jungs-, Juuden-, Klooster-, Kock-, Land-, Näi-, Naomeddaggs-, Ossen-, Rektoorn-, Rektoraat-, Ried-, Stadt-, Studenten-, Sunndaggs-, Verwahr-, Wichter-, Winter-
Schööler m. Schüler.
Zs.: Sunndaggs-, Winter-
Schöölergrötte f. Holzschuhgröße (innen 19 1/2 bis 23 cm). → Drilling
Schoolfeerjen (Pl.) Schulferien
Schoolfrönd m. Schulfreund
Schoolgänger m. Schuljunge, Schüler
Schoolgarriet m. (Vr) Lehrer (abw.)
Schoolgeld n. Schulgeld
Schoolhoff m. Schulhof
Schoolhuus n. Schulgebäude
Schooljaor n. Schuljahr
Schooljüffer f. Lehrerin
Schooljunge m. Schuljunge. He häff mi uutbüült as ne Schooljungen (ausgeschimpft)
Schoolkameraod m. Schulkamerad, Mitschüler
Schoolkasten m. hölzerner Schulkasten. → Kasten
Schoolkind n. Schulkind
Schoolkistken (Wes, Ot, Vr, St, Sü) hölzerner Schulkasten. → Schoolbredd
Schoolklasse f. Schulklasse
Schoolkleed n. Schulkleid
Schoolklocke f. Schulglocke
Schoolklumpe(n), -klump m. Holzschuh für Schule u. Kirche. Wi mochen jeeden Aobend de Schoolklumpe un de Taofel schüürn.
Schoolkrüüs n. Kreuz in der Schule, im Klassenraum
Schoolmagister m. Lehrer, Schulmeister. → Schnieder 1
schoolmäistern, -mestern schulmeistern (sich schulmeisterlich benehmen); zurechtweisen
Schoolmäppken Schulmäppchen (für Federhalter u'a.)
Schoolmester m. Lehrmeister; Lehrer
Schoolmisse f. Messe vor dem Schulunterricht
Schoolpatt m. Pfad, Fußweg zur Schule. → Karkenpatt
Schoolplass m. Schulplatz
Schoolraod m. Schulrat
Schoolruum m. Schul-, Klassenzimmer
Schoolsaaken (Pl.) Schulsachen, -angelegenheiten, z.B. Schulaufgaben, Lernstoff. Se häbbt vandaage kinne Schoolsaaken up.
Schoolschotte, -schötte f. Schürze, die nur in der Schule getragen wurde
Schoolstommen, -stowwen m. Schulzimmer, Klassenzimmer
Schooltaofel f. Schultafel, Schiefertafel
Schooltaske, -tasse f. Schultasche. De Schooltaske was maakt uut gestriept Beddebüüren met Seels dran. Usse Scholltasche was uut ne Juutesack näit. → Böökertaske, Tornüster
Schooltied f. Schulzeit
Schooltornüster m. Schultornister
Schooltüüg n. Schulkleidung. → Schoolschotte
School-uutflugg m. Schulausflug. ne Schooluutflugg met ne Ledderwaagen maaken
Schoolwark, -werk n. Hausaufgaben. → School-arbäiden
schöön schön (mod.). → mooi. Wat helpt di't schöönste Gatt, wenn't nich vull is (betrunken, → Suuperij). Wat doo ik met ne schöönen Mann? Sett'n up'n Disk un äät dr' äs van (Juxvers). → gudd, vull
Schoondochter f. Schwiegertochter (alt). → Schwiegerdochter, Sönnsfrou
schoon(e) rein, sauber. Maak den Teller schoone! Dat moss schoon up-ääten! (ganz aufessen). De Koh is noch nich schoone (Die Nachgeburt ist noch nicht ganz heraus, → drecken). → räin.
Zs.: bessem-
schoonemaaken saubermachen, putzen. Kaorn schoonemaaken (Korn reinigen). → Gedärmßel, klaor-, räinemaaken
Schoonemölle f. (Vr, St, Sü, Ge) Kornfege, Kornreinigungsgerät. → Kaffmölle, Wanne
schoonen 1 1. vorsichtig auftreten (bei Schmerzen im Fuß). Dat Peerd schoont (hinkt, weil das Hufeisen falsch genagelt ist). → lahmen.
2. schonen. He mott sik lück schoonen. Soss di wat schoonen! (Zurechtweisung).
schoonen 2 aufklaren, hell werden (vom Wetter). → afschoonen, upkläörn, upschoonen
schöönen (Vr, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Rae) schön machen; beschönigen
Schöönschriewen, -ben Schönschreiben (in der Schule)
Schöörbux(e) f. 1. zerrissene Hose.
2. Junge, der oft die Hose zerreißt
Schööre. Schöörde (Rh, Bo) f. (Schöören) Scherbe (von Geschirr, Ton, Porzellan). Schööre trecken (eine Probe zur Prüfung vor dem Absalzen aus dem Töpferofen nehmen). Se föllt öwwer alle Schöören (1. ist ungeschickt. 2. hat an allem etw. auszusetzen). → Schaord, Wegg.
Zs.: Glass-, Kannen-, Pannen-, Pott-, Seepen-, Winkel-
Schöörfoor(e), -fuur(e) f. Furche, die beim Pflügen entsteht. De Schöörfooren laggen fain lieke up't Land. In de Schöörfoore kaos du winterdaggs Kaniene fangen.
Schöörgrund m. frisch umgebrochenes Ackerland (zuvor Grünland), im Ggs. zu altem Ackerland. → Bouland
Schöör-ieser, -n n. Vorschneidemesser am Pflug, das die Grasnarbe aufschneidet. → Aflegger, Ploogschaar, Schniebolten, Striek-ieser, Vöörmess, -strieker
Schöörland n. frisch umgebrochenes Ackerland (zuvor Grünland)
Schöörmess, -er n. Vorschneidemesser am Pflug. → Schöör-ieser
Schöörmette f. (Wes, Ot, St, Sü, We) wer alles zerreißt (wer z.B. Kleidung nicht schont). → Schlöörmette
Schöörmicke f. (Sü, Bor) Strebe am Eckpfahl, Prellstein. → Schampsteen
schöörn 1. reißen, zerreißen; bersten. He häff sik de Buxe schöört. De Koh schöört (Dammriß). Den Pott is schöört (gesprungen). den Gewwel schöörn (einreißen). → haarn 2, rieten.
2. flach vorpflügen (von Grünland: die Grasnarbe aufbrechen). • Nij geschöörte Grund, daor wäss't gudd up. → braoken.
Zs.: Buxen-, kaputt-, kott-, wegg-
Schöörploog m. Beetpflug (zum Pflügen von Grasland)
Schöörwolte(r) f. Walze, die die Krume zerkleinert. → Ringel-, Schniewolter
Schooßtallje, -tallge f. (Ot, St, Sü, Ge) Oberteil des Damenkleides (mit Schößchen). → Rock, Tallje
Schoot m. Schoß. Komm äs bi mi up'n Schoot! (sagt die Mutter, → Knee). Et is em in'n Schoot follen (Es ist ihm zugefallen, ein leichter Gewinn). → Morgenrood, Schlippe.
Zs.: Mooder-
Schoote f. (Schooten) Schote (von Bohnen, Erbsen). → Schnoie
Schootfell n. Lederschurz für den Kutscher auf dem Kutschbock. Den Kutskwaagen häff 'n Buck met'n Schootfell.
Schoow m. (Schööwe; Schööwken) 1. Bund Stroh, ausgedroschene Garbe, einzeln stehende Garbe (die Menge Stroh, die ein Mann mit beiden Armen aufnehmen kann; wurde nach dem Dreschen mit zwei Strohseilen zusammengebunden). ne Schoow binden (Strohbündel binden). → packen.
2. Gruppe, Schwarm (Bo). ne Schoow Enten (mehrere Enten).
Zs.: Stroh-
Schoppe f. (Schoppens; Schöppken) Schuppen, überdachte, seitlich offene Scheune (kleines Gebäude zum Unterstellen von Wagen, Ackergerät, für Brennholz u'a.; hat meist eine geneigte Dachfläche). den Waagen uut de Schoppe kriegen. → dood, to.
Zs.: Brand-, Buck-, Erpel-, Fack(wark)-, Fatte-, Gebundswark-, Holt-, Kaorn-, Kapp-, Muuse-, Pack-, Pannen-, Saod-, Schirm-, Veh- , Vöör-, Waagen-
Schoppen 1 m. Landhandel. → Bund m. 1.
Zs.: Äier-, Buurn-, Pannen-
Schoppen 2 m. Umtrunk.
Zs.: Dämmer-, Fröh-
Schoppenbalken m. Dachbodenraum der Scheune (im Ggs. zu → Huusbalken). → Schleet, Solder
Schoppenbrää (Pl.) Bretter an der Scheune; Bretter für den Bau einer Scheune
Schoppendääle f. Tenne einer Scheune, im Ggs. zu → Huusdääle
Schoppendack n. Dach der Scheune, des Schuppens
Schoppendagg m. Schlechtwettertag, an dem im Schuppen gearbeitet wird. ne Schoppendagg maaken (Arbeiten im Haus erledigen z.B. Geräte reparieren). → musseln 1
Schoppendöör(e) f. Schuppen-, Scheunentor
Schoppenhilde, -hille f. Zwischenbodenraum der Scheune, des Schuppens (z.B. für Brennholz)
Schöppingen ON Schöppingen. Schöppinger Miss (Karmis) is de Winter gewiss (Kirmes in Schöppingen am 28. Oktober). → Metelen
Schöppsel n. (Vr, Ge) Anbau an Haus od. Scheune.
Zs.: Vöör-
Schorf m. Schorf, Schuppen. → Schinn.
Zs.: Melk-
Schorsch PN Georg
Schorsteen, Schorsteen- → Schosteen, Schosteen-
Schorte, Schorten- → Schotte, Schötten-
schörweln → schulfern
Schossee, Schossee- → Schussee, Schussee-
Schosteen. Schorsteen (Rh, Bo) m. Schornstein. De Buurn gaot döör'n Schosteen nao Karke (vom alten Rauchhaus, bei dem der Rauch durch die offene Tennentür abzog, → loss Huus). • Daor mutt den Schosteen van dampen (Daher muß der Verdienst, Lebensunterhalt der Familie kommen, z.B. vom Geschäft). Wi kommt äs bi uh, wenn ih 't Schosteenken an't Dampen häbbt (Wir besuchen euch mal). Nu kann he Mooders Schosteenken nich mähr sehn dampen (in der Fremde). • Dat kaas in'n Schosteen schriewen (Das ist verloren, → Klumpen). Jänsken satt in'n Schosteen un wicksen siene Schoh, daor kamm so'n wacker Maiken un keek so blijen (niepen, nijen) to (Kinderlied, Vr). → flunkern 1, Kloppe, Leewde, Root.
Zs.: Fabrieks-
Schosteen- auch: → Schorsteen-
Schosteenboosem, -n m. Rauchfang
Schosteenfääger m. Schornsteinfeger. Up'n Sand was de Knech aobends so schwatt as ne Schosteenfääger (Es staubte stark beim Pflügen u. Eggen im Sandgebiet).
Schosteengeck m. Aufsatz auf dem Schornstein gegen den Wind. → Puckelmänneken
Schosteenstaapel m. (Wes, Vr, St, Sü, Ge) Herdfeuer, Fundament des Schornsteins
Schott n. (Schötte; Schöttken) kleiner Stall, Verschlag (bes. für Hunde, Schafe, Kaninchen, Schweine). Wenn du 'n Schott vull Froulöö häs, kommt de Jungs van sölws. → Blaage, gedüldig, Kalw, terechtemaaken.
Zs.: Enten-, Farken-, Föör-, Ganse-, Hohner-, Hunde-, Kalwer-, Kanickel-, Kanienen-, Kodden-, Ossen-, Puggen-, Schaop-, Schütt-, Schwiene-, Soggen-, Uulen-, Waagen-
Schotte (Vr, St, Ge, Rae). Schötte (St, Sü, Ge, Ra, We, Bor, Hei).
Schorte (Rh, Bo) f. Schürze. ne witte Schotte föör Sunndagg. Dat Kind geht Mooder bolle nich van de Schotte (ist sehr anhänglich, → moodersööte). De konn ähr Männeken wall in de Schotte nao Bedde dräägen (Sie beherrscht ihn). → Brünte, Frou, gries, läög, olldaggs.
Zs.: Arbäids-, Baal-, Bäcker-, Baff-, Binde-, Köcken-, Latz-, Leer-, Linnen-, Lüster-, Mantel-, Mouen-, Öwwerbind-, Pusseer-, Rock-, Sack-, Schmedde-, Schohmääkers-, School-, Schuuster-, Schwestern-, Siamoosen-, Sunndaggs-, Vöörbind-, Wark-, Woaal-, Zier-
Schötte f. (Schötten) 1. Schuß (aus Gewehr, Flinte). Et is kinne Schötte follen. Wied van Schötte giff de öllsten Suldaoten. Den Schötte is nao achtern loss egaone (Die Sache hat sich zum eigenen Nachteil entwickelt). → Pulwer.
2. Schußfaden beim Webstuhl. → Piepengaorn.
3. Wachstumsschuß; Zugkraft; Schuß, Fahrt. Wat häs doch de leste Tied ne Schötte maakt. In de Dänne, daor sitt Schötte in (Die Tanne ist wüchsig). Daorvan häbb ik ook ne Schötte metkreggen (Anlagen geerbt, → Schlagg m'n.). Met de Pietske kreegen de Peerde de mähr Schötte in (Schuß, Fahrt). Dat ligg lellk up Schötte (Hanglage, abschüssig). De Waagen moch Schötte häbben (muß gut ziehen, → Schuss). up Schötte setten (fertig, bereit machen, Ra).
Zs.: Böller-, Fehl-, Flinten-, In-, Könnings-, Kopp-, Mäi-, Öwwer- , Schamp-, Schreck-
Schöttel f.1. Schüssel (z.B. für Obst, Gemüse, Fleisch, Milch). ne Schöttel Appel. ne Schöttel Flees. en Schöttelken Pudding (Tellerchen). → Floh.
2. Untertasse (groß, tief ausgerundet: Man goß den heißen Kaffee aus der Tasse zum Abkühlen hinein u. trank auch daraus). → Köppken, ümleggen, Underköppken, -tasse.
Zs.: Blick-, Botter-, Gemöös-, Kooken-, Kopp-, Melk-, Pannekooken- , Schlaot-, Suurmoos-, Suppen-, Waske-
Schötteldook m'n. Spültuch. → Waskedook
Schöttelrichel f. Wandregal für Teller und Schüsseln
Schöttelschapp n. Wandregal für Teller, Schüsseln (in der Waschküche). → Richel
Schötten- "Schürzen" auch: Schotten-, Schorten-
Schöttenband n. Schürzenband
Schottendook m'n. kariertes Umschlagtuch. → Ümschlaggdook, verschotts
Schöttengatt n. (Vr, St) Schlitz im Damenrock. → Schlöörsgatt
Schöttenjääger m. Schürzenjäger. → Froulöögeck
Schöttenkleed n. Schürzenkleid, Kittel
Schöttenlock n. (Vr, St, We) Schlitz im Damenrock. → Schöttengatt
Schötterling, Schöttling m. 1. hochschießender Trieb bei Sträuchern, jungen Gewächsen. → Lodde.
2. halbwüchsiges Schwein, Läuferschwein.
Zs.: Up-
Schotterschussee f. mit Schotter verhärteter Weg. → Buurnschussee
Schottersteen m. Schotterstein. Met Schottersteene van den Bahndamm schmiet't se nao'n Voggel (beim Kinderschützenfest).
Schotterstraote f. mit Schotter verhärtete Straße
Schotterwegg m. mit Schotter verhärteter Weg. → Schlackenwegg
Schotthaol n. (Vr, Sü, Ge) verstellbarer Kesselhalter über dem Herdfeuer. → Saagehaol
Schotthund m. (Sü, Ge, We, Hei Bor, Rae, Rh, Bo) Hund im Zwinger
Schott-ieser, -n n. (St, Ge) verstellbarer Kesselhalter über dem Herdfeuer. → Schotthaol
Schottisch, Schottis(k) m. schottischer Tanz, Polka
schottsken, schottisken (Wes, Ot, St, Sü, Ge) tanzen (z.B. Polka). → schoofeln 2
schottken, schuttken; schottsken (Ge). schuttsken (Hei) schwankend od. schwerfällig laufen, schlurfend gehen, humpeln. He schottken daor öwwer den Hoff. → döörmerkaare, manken, schloffen, schutzken
Schöttling → Schötterling
schötts → schetts
schottsken → schottken
Schott-uutfangen Kinderspiel: Eine Stelle galt als Schott; wer diese Stelle erreichte, ohne angeschlagen zu werden, galt als nicht gefangen.
schouda Lockruf für Schweine. → koss-koss, suda
schouen, Schouerij → schjouen, Schjouerij
schoukeln schaukeln (mod.) → bummeln, büngeln 1
Schoukelpeerd n. Schaukelpferd. Se bünt en bettken hooge up't Schoukelpeerdken (eingebildet).
Schoukelstohl m. Schaukelstuhl
schrääg schräg, diagonal. De Schoppe stonn schrääg to't Huus. → schüüns
Schräägde → Schräägte
Schraage f. (Rh, Bo) (Schraagen) magere Kuh. → Braake
Schraagen, Schraage. Schraogen (Bo) m. dreibeiniges Gestell aus schräg od. kreuzweise zueinander stehenden Holzfüßen (z.B. unter dem Waschbottich). → Dreebeen, Schäämel.
Zs.: Büük-
schräägen schräg machen
Schräägspange f. 1. schräger Riegel zum Verstärken der Brettertür.
2. Schlaufe am Balken des Hof- od. Weidetores, in die die schrägen Latten eingehängt sind. → Heckenboom
Schräägstütte f. schrägstehender Pfosten zur Stützung des Eckpfostens am Weidezaun
Schräägte, Schräägde f. Schräge, Hang, Böschung. An't Dack is kinne Schräägde an.
Schraap- auch: Schrapp-
Schraap-ääkster f. (Wes, Ot, St) Eichelhäher. → Bohn-, Schreew-ääkster, Markolle
schraapen, schrappen 1. kratzen; abkratzen, schaben. Erpel schrappen (Frühkartoffeln mit dem Messer reinigen). Wotteln schraapen. Ne Koh mott fillt weern, en Schwien wödd schraapt. de Darme schraapen (Därme am Schlachttag auskratzen). De drächtige Peerde schraapen sik noch wall gäärne de Haore van'n Buuk met de Ketten.
2. habgierig zusammenraffen; sparen, geizen. Du moss't met Schraapen bineenehollen (mit Sparsamkeit). Se bünt immer an't Geld-schraapen. → Geschräi, grappken, raffken
schrääpen; schraapen (Ra) shhrill schreien, gackern, quaken, lärmen
Schrääper 1, Schräpper m. Gerät zum Abkratzen, Zusammenkratzen; Teigschaber, Teigschaufel. den Deeg in'n Backtrogg met'n Schrääper afkrassen. → afschraapen, Krässer 1.
Zs.: Bank-, Darm-, Pott-
Schrääper 2 m. (Ge) Flußmuschel
schrääperig kratzend. Wat ne schrääperige Stemme!
Schraaperij f. Schaberei, Kratzerei; Geiz
Schraapert m. Geizhals, habgierige Person. → Raapert
Schraaphals m. Geizhals
Schraaphaorn, -hurn n. Werkzeug des Schlachters zum Abkratzen der Borsten. → Schrübber, Strübbenhäörnken
Schraaphoosten m. leichter Husten (mit Halskratzen)
schraapig, schrappig geizig. → rappig
Schraapkiste f. (Rae, Rh, Bo) Aussteuerkiste. → Bruudskiste
Schraapsel, Schräppsel n. zusammengekratzter Rest, Ausgeschabtes (z.B. Teigrest, Abgeschabtes vom Darm). → Schaawsel.
Zs.: Af-, Nao-, Pott-, Uut-
Schräbbel, Schräwwel m. (Wes, St, Sü, Bor, Rae) scharfzüngige Person (bes. Frau)
schräddeln laut, lebhaft reden
Schräi m. (Schräie) Schrei. He leet ne Schräi loss (Er schrie ganz laut). → Geluud.
Zs.: Hahnen-
Schräi-ääkster f. (St) Eichelhäher. → Schraap-, Schreew-ääkster
schräien (schräit; schree, schreen; schree-en) schreien. De Kräie schräit. De Ääkster schräit. → Dummhäid, Lunge, Mord, schreewen
Schräier m. Schreier
Schräihals m. Schreihals. → Almsick, Reerhals, Schreewhals
Schräiner, Schreener (Ge, Ra) m. Schreiner (mod.). → Kistenmääker, Timmermann.
Zs.: Bielen-, Buusken-, Fien-, fienen, growwen
schräinern; schreenern (Ge, Ra) schreinern, tischlern
Schramm m. (Schrammen) (Rae) verschnittenes, noch nicht erwachsenes Schwein
Schramme f. (Schrammen; Schrämmken) Schramme, leichter Kratzer; Ritze
schrammen schrammen, leicht streifen, ritzen
Schrank 1 m. Schränkung (der Säge). Den Schrank van de Saage is wieder of enger.
Schrank 2 m.(Schränke; Schränksken) Schrank (mod.). → Schapp.
Zs.: Droogen-, Ies-, Nacht-, Wöske-
Schrankdöör(e) f. 1. Schranktür.
2. Tür, die Küche u. Tenne trennt
Schranken (Pl.) in der Wendg. in de Schranken setten (abwechselnd, versetzt aufstellen). de Steene in de Schranken setten (Feldbrandsteine zum Trocknen aufstellen: Es entsteht ein Fischgrätenmuster). Torf in de Schranken setten (Torfstücke versetzt aufstellen)
schränken 1. schränken (von der Säge: Ein Zahn wird nach links, einer nach rechts gebogen, so wird die Breite des Schnittes bestimmt). Bi dröög Holt kaas de Saage enger schränken.
2. verschränken (von Holzstücken, Zimmermannstechnik). → zinken
Schränkhaaken, -haok(en) m. Schränkeisen
Schränk-ieser, -n n. Schränkeisen (Gerät zum Stellen der Säge). → Saagensetter
Schränklaoge f. Schränkschicht (z.B. Abschlußschicht am Giebel, Füllschicht in der Mauer)
Schränkschicht f. Schränkschicht (Füllschicht in der Fachwerkmauer)
Schränktange f. Schränkeisen (zum Stellen der Säge)
schrao mager, fettarm, nährstoffarm; dürr, nicht gedeihend; rauh, herbe. schrao Flees. schraoe Wost (enthält wenig Fett). ne schraoe Wäide (Weide mit dürrem Gras). Den Haawer is te schrao (zu dürr u. lang, wird gelb). schraoe Eerde (Pott-eerde) (Magerton, → Maagertoon, im Ggs. zu → fett). schraoe Melk (Magermilch, → Ündermelk). He häff't schrao in'n Buuk (Er hat einen "Kater"). schraoe Tieden (schwere, ärmliche Zeiten, im Ggs. zu → riewe). schraoen Wind (rauher, trockener Wind, bes. Ostwind). schrao Weer (kaltes Wetter, das dem Wachstum des Getreides schadet). → Bohnenstaaken, Brood, Gewass, Kuckuck, lieke, maager, suur
Schraogen → Schraagen
Schraome, Schraomen- → Schraowe, Schraowen-
schraot (Wes, Vr, St, Sü, Ge, We, Ra, Rae) schräg. De Ledder steht schraot teggen de Müüre an. → schüüns
Schraotnücke f. (Vr, St, Sü, Ge, We, Ra, Rae) Schrägkerbung
Schräötsel n., Schräötselken Abfall beim Nähen, Stoffabfall. → Rissel.
Zs.: Plöddekes-
Schraowe, Schraome; Schrowwe (Ge) f. (Schraowen; Schräöwken) Griebe, Rückstand beim Auslassen von Schmalz; ausgelassener Speckod. Fettwürfel (kleine braune Klumpen, wurden am Schlachttag im Sieb gesammelt, als Beilage zum Essen). He häff Schraowen an'n Beck (Ausschlag, Pickel). → Schmolt.
Zs.: Speck-
Schraowen- auch: Schraomen-, Schrowwen-
Schraowenschmolt n. Griebenschmalz; ausgelassenes Nierenfett vom Schwein. → Floomen-, Schwieneschmolt
Schraowenschüümer m. Schaumlöffel, mit dem die Grieben aus dem Fett geschöpft werden
Schraowentied f. Schlachtzeit
Schräöwken n. (Ra, Rh) kleines, zurückgebliebenes Ferkel od. Kind. → Kreewken, Spläötken
Schrapnell n. (Bor) böse, häßliche, scharfzüngige Frau. → Ssapente
Schrapp-, schrappen, Schräpper, schrappig → Schraap-, schraapen, Schrääper, schraapig
Schräppsel n. (Vr) ungepflegte od. auffallende Frau. → Schräbbel, Scheppsel
Schräwwel → Schräbbel
Schreck, Schrick m. Schreck; Angst, Furcht. Ik kreeg't met'n Schreck te doon (Ich erschrak). Schreck häbben vöör (Angst haben vor, befürchten). → Angst, Böisterwind, Kind, uutstaon.
Zs.: Dood-, Häiden-, Voggel-
Schreck-, schreck- auch: Schrick-, schrick-
schreck-achtig ängstlich; schreckhaft. So schreck-achtig bün ik nich!
Schreckdraod m. elektrischer Drahtzaun. → Zuckedraod
schrecken, schricken (schrick; schrock, schrocken; schrocken) erschrecken; einen Schreck bekommen. → schröömen, verschrecken
Schreckenbergs Leena f. Karo Dame im Kartenspiel. Wenn du Schreckenbergs Leena häs, dann geff't Spöll män up (dann verlierst du). → Foss, Nienhuus Wiewken
schrecklik 1. schrecklich.
2. sehr, ungeheuer. He was schrecklik giftig (sehr böse).
Schreckschötte f. Schreckschuß
Schreckschruuwe, -be f. "Schreckschraube", unangenehme Person
Schredden, Schredde m. (Schredden) 1. dreibeiniges Gestell für den Wäschebottich. → Büükschraagen.
2. schemelartiges, dreieckiges Gestell auf dem Vorderpflug u. auf dem Achsenklotz des hinteren Wagenteils. → Ächter-, Vöörstell, Gelte 1, Schäämel.
Zs.: Ächter-
Schreddenstock m. Eisenstift, -dorn zum Feststellen des Langbaumes des Ackerwagens. → Ieserpinn
Schreen, Schrien m. (Schreene; Schreenken) 1. kleiner Schrein.
2. Beilade, Geheimfach in der Truhe. → Inkästken.
3. Kutschersitz, Sitzkiste. → Schreenkästken.
Zs.: In-
Schreen- auch: Schrien-
Schreener, schreenern → Schräiner, schräinern
Schreenkästken (Vr, St, Sü) 1. Beilade in der Truhe.
2. Kutschersitz (ein Kasten mit Deckel für Geräte, z.B. Sitzkiste des Bäckerwagens). .n Schreenkästken föör Gräi up'n Säidelwaagen. → Schreen
Schreew-ääkster f. Eichelhäher. → Bohn-, Schraap-ääkster, Markolle
schreewen (schreewt; schree, schreen; schree-en) schreien, jaulen. → schräien
Schreehhals m. Schreihals
Schrick, Schrick-, schrick-, schricken → Schreck, Schreck-, schreck-, schrecken
Schriewe-, Schriewen, schriewen, Schriewer → Schriebe-, Schrieben, schrieben, Schrieber
Schrien, Schrien- → Schreen, Schreen-
schrienen (schrinnt; schrienen) brennend schmerzen (bei Verätzung od. Verbrennung), jucken. Daor moss Ollie up doon, dat schrinnt süss. Pudding met Rosienen, daor sall di de Mund nich van schrienen (Das wird euch schmecken; im Spruch des Nachbarn, der zur Hochzeit einlädt).
Schriewbredd n. hölzerner Schulranzen. → Schoolbredd
Schriewdiss, -disk m. Schreibtisch. → Klappdisk, Rullkommoode, Ssekertäär
Schriewe- auch Schriebe-
Schrieweheft n. Schreibheft
Schriewekraom m. Schreibkram (der Bürokratie). Daor kicks vandaage nich mähr döör met den Schriewekraom. → Papierkraom
Schriewen, Schrieben n. Schreiben, Schriftstück.
Zs.: Dank-
schriewen, schrieben (schriff; schreew, schreewen; schrewwen) 1. schreiben. He schriff sik noch to'n Dokter (Er schreibt viel). He kann schriewen as 'n Dokter (hat eine schlechte Handschrift). Et steht em ja vöör'n Kopp eschrewwen! (Soviel Verstand müßte er doch haben). • Well schriff, de bliff (Wer schreibt, der bleibt, bes. von Juristen). Et steht schrewwen (steht geschrieben, "steht schwarz auf weiß"). → Advekaot, Aor 1, Arwe n., bedriewen, Boosem, Gesichte, Hahnenfoot, Klumpen, nöömen, Schosteen.
2. zeichnen, ein Muster abgeben. De Äxe schriff weer (hat Scharten u. zeichnet Linien auf der Kerbe).
Zs.: daale-, fast(e)-, gudd-, Recht-, Schöön-, vull-
Schriewer, Schrieber m. Schreiber; Schriftsteller; Büroangestellter; Sekretär (z.B. der Adeligen).
Zs.: Bööke-
Schriewerij f. Schreibkram, Schreiberei. Daor häbb ik vull Schriewerij met hat.
Zs.: An-
Schriewerske f. Büroangestellte
Schriewheft n. Schreibheft
Schriewpapier, -pepier n. Schreibpapier
Schriewpenne, -pinne f. Schreibstift, Griffel
Schriewpult n. Schreibpult
Schriewstommen, -stowwen m. Schreibstube, Büro. → Amts-stommen
Schrift f. (Schriften) Schrift; heilige Schrift. → Kalw.
Zs.: Hand-, In-, Jungs-, Under-, Vöör-
Schrindel m. (Bo) dürre, magere Person
Schringel "Flieder" → Zeringel
Schrock-ies n. Windeise. → Rock-ies, Wind-ies
Schritt m. (Schritte; Schrittken) Schritt; Schrittnaht (der Hose)
schröddelig locker (von Husten). He ha't all mooi schröddelig (sitten). → bröddelig
schröddeln 1. aushusten, ständig husten. → grämstern.
2. röchelnd sprechen (z.B. bei starker Erkältung)
schrödden gerinnen, flocken. De Melk schrödd. → geschremmte Melk, grandig, ineeneloopen, keesen
schröien sengen, anbrennen. → flämmen, verschröien
Schroom (Wes, We, Rae); Schrumm (Ra, Ge, We, Rh, Vr). Schrööm (Bo) m. Respekt; Angst, in Wendungen wie Daor häbb ik Schroom vöör. He häff de Schroom in (hat Respekt, gehorcht). He häff daor Schrumm drin (Zucht u. Ordnung). He sall de wall Schroom in kriegen (Er wird sich schon Respekt verschaffen). Dat junge Volk häff kinn Stüür un Schroom mähr. → Achtung, Manschette, Schamotten
schröömen (Rae, Rh, Bo) schrecken, einen Schreck bekommen. → schrecken
schröppen schröpfen
Schrott 1 m. 1. Schrot, grob gemahlenes Getreide (nur einmal gemahlen); Abfall von Mehlgetreide.
2. gehacktes Blei, Gewehrschrot (Patronenfüllung).
Zs.: Roggen-
Schrott 2 m. Schrott, Altmetall.
Zs.: Kannen-
Schrottbäitel, -bäidel m. Schrotmeißel (am Amboß in der Schmiede). → Koldbäitel
Schrottding(en) m. Gegenstand von schlechter, wertloser Qualität. → Murksdingen
schrotten schroten, grob mahlen. Roggen schrotten. groff geschrott Roggenmähl
Schrottfiele f. Schrotfeile, grobe Feile
Schrottflinte f. Schrotgewehr
Schrotthändler m. Schrotthändler (mod.). → Old-ieser-, Ploddenkäärl
Schrotthook m. Müllplatz, Abstellplatz. → Rummelhook
Schrottkäärl, -keerl m. Schrotthändler, Lumpensammler. Wenn den Schrottkäärl kweem, dann wodde allen Pröttel uut de Hööke haalt. → Ieserkäärl
Schrottkoggel f. Schrotkugel
Schrottmölle f. Schrotmühle. → Mahlmölle
Schrottplass m. Mülldeponie. → Schuttplass
Schrottsaage f. Baumsäge mit zwei Griffen (z.B. zum Aufteilen einer Eiche für Küferei).
Schrowwe, Schrowwen- → Schraowe, Schraowen-
Schrubb-bessem, -n m. 1. Scheuerbesen, Schrubber. → Schüürbessem.
2. böse, scharfzüngige Frau. → Scheermess
Schrubb-emmer m. Scheuereimer
schrubben, schrübben 1. scharren, kratzen. De Höhner schrubbt in de Grund.
2. scheuern, reinigen. dat Sträötken schrubben. de Köcken schrubben (Arbeit am Samstag). → jöcken.
3. grob hobeln
Schrubber, Schrübber m. 1. Scheuerbesen, Schrubber.
2. Glocke zum Abkratzen der Schweineborsten (Werkzeug des Schlachters). → Schraap-, Strübbenhaorn.
3. großer Hobel zum groben Vorarbeiten. → Schrubbhoobel.
Zs.: Heed-
Schrubbhoobel m. großer Hobel mit gerundetem Messer zum groben Vorhobeln, Abräumen. → Roubanke, Rubbel, Ruffelschaawe, Nuut-, Schlichthoobel
Schrubbmaschien(e) f. Maschine zum Abbrühen von Schweinen im Schlachthof
Schrubbwaater n. Wasser zum Reinigen, Scheuern
Schrumm → Schroom
schrumpelig runzelig, zusammengeschrumpft
schrumpeln, schrumpen schrumpfen, schwinden. → krimpen
Schrunde, Schrunne f. (Schrunden) Riß, Spalte
Schruube, schruuben, Schruuben- → Schruuwe, schruuwen, Schruuwen-
Schruute f. (Schruuten) 1. Pute, Truthahn, -henne.
2. böse, unangenehme, keifende Frau
Schruuthahn m. Truthahn. He blöss sik up as ne Schruuthahn!
Schruuthenne f. Pute, Truthenne
Schruuwe, Schruube f. (Schruuwen; Schrüüwken) 1. Schraube. de Schruuwen antrecken (z.B. strenger vorgehen).
2. unangenehme Person (z.B. altmodische od. zimperliche Frau).
Zs.: Flöggel-, Holt-, Schlott-, Schlöttel-, Schreck-
schruuwen, schruuben (schrüff; schrööw, schrööwen; schrowwen) schrauben.
Zs.: fast(e)-, loss-
Schruuwen- auch: Schruuben-
Schruuwenband n. Beschlag des Achsenklotzes am Ackerwagen. Schruuwenband üm den Assenkloss trecken
Schruuwenbolten m. Bolzen mit Schraubenverschluß
Schruuwendräier m. Schraubenzieher
Schruuwenkopp m. oberes Ende der Schraube
Schruuwenschlöttel m. Schraubenschlüssel (Werkzeug des Schlossers)
Schruuwentrecker m. Schraubenzieher
Schruuwhaol n. Kesselhalter, der durch eine große, spindelartige Schraube verlängert od. verkürzt werden kann
Schruuwstock m. Schraubstock. Dat denne mi Unglück brach, häbb'ke dacht, sägg de Düüwel, daor satt he (met'n Statt) in'n Schruuwstock.
Zs.: Fläsken-
Schruuwstockbacke f. Teil des Schraubstocks
Schruuwstollen m. Gleitschuhe für Hufeisen im Winter. → Stääkstollen, Winter-ieser
Schruuwtange f. Schraubzwinge
Schruuwtwinge f. Schraubzwinge. → Dräikniepe
Schubb m. Stoß, Ruck. ne Schubb kriegen. Kläine Kinder krieget wat, grooten giff he ne Schubb in't Gatt (Kindervers, Bo). → Schubs
Schubbejack, Schubbiack m. 1. Pferd, das sich oft scheuert.
2. unsaubere, ungepflegte Person; unzuverlässige, unstete Person; Betrüger. → Beschubber, Schooiert
schubben, schuppen 1. leicht stoßen, schieben.
2. aufrücken (z.B. am Tisch). Schubb noch lück an'n Diss. → riegen, schicken, uprücken
schubben, sik sich scheuern, kratzen (bei Juckreiz, bes. von Vieh). Schwiene schubbt sik an'n Schubbepost. He schubbt sik daor, wo't em nich jöckt (kratzt sich aus Verlegenheit). • Waor sik een Hund an schubbet, daor schubbt sik alle an (Wenn z.B. jd. gehänselt wird, machen alle mit). → Post m., schöiken
Schubbepaol m. Pfosten in der Weide, an dem sich das Vieh scheuert. → Schüürbalken
Schubbepost, -poss m. Pfosten in der Weide, an dem sich das Vieh scheuert
Schubbereckel m. Betrüger, wer andere übers Ohr haut
schubberig 1. frostig; naßkalt, regnerisch. schubberig Weer.
2. fröstelnd, schaudernd. schubberig van Feeber
Schubberij f. 1. häufiges Scheuern gegen Juckreiz.
2. Gedränge, Gestoße
schubbern schaudern, frösteln. → schuddern
Schubbert m. robuste, kräftige Person (kann gut arbeiten, tüchtig anpacken)
Schubbeschiewe, -be f. (St, Sü, We, Bor, Rae) Drehscheibe des Töpfers (mit Fußbetrieb: ein Speichenrad als Antriebsscheibe, wurde im Sitzen betrieben). → Dräi-, Sitte-, Stootschiewe, Schüll
Schubbiack → Schubbejack
Schubs m. kleiner Stoß. Ik krieg wall manks ne Schubs (Zurechtweisung). → Ribbenstoot, Schubb, Schuppert
schubsen stoßen, schubsen
Schucht → Schuft 1 f., Schuft 2 f.
schüchtern scheuchen. → plüüstern
schüchterig scheu, bange. en schüchterig Peerd
Schuckeldraff, Schuckeldrapp; Schöckeldrapp (Rae) m. leichtes Laufen; leichte Gangart des Pferdes. → Schüngeldraff
Schuckelerij f. wackelndes, schwankendes Fahren
schuckeln wanken, schwanken (best. Gangart); hin- u. herbewegen. Den Waagen schuckeln döör de Löcker. → schüdden
Schudd → Schuud
Schüddebraaner m. (St) Schüttelbrenner (Gerät zum Kaffeebrennen)
schüddebuuken, sik in der Wendg. sik schüddebuuken vöör (van) Lachen (sich schütteln, sich den Bauch halten vor Lachen)
Schüddegaffel f. (Vr, St, Sü, Ge, Bor) hölzerne Gabel zum Aufschütten u. Wenden der Garben beim Dreschen
Schüddekopp m. wer den Kopf schüttelt, mit dem Kopf wackelt; zittrige Person
schüddekoppen, -köppen den Kopf schütteln. He schüddekoppt (Er verneint). → Kopp-schüdden, nick-, wunderköppen
Schüddekrankhäid f. Zittern, Tremor
Schüddeldosker, -dösker m. Schütteldrescher. → Fluchtendosker
Schüddelfost, -foss m. Schüttelfrost
Schüddelfreesen Schüttelfrost
schuddelig → schudderig
schüddeln → schüdden
Schuddemutt m. wertloses Zeug, Schund; Abfallhaufen; schlechte Arbeit. Et is baar Schuddemutt! → Schnickschnack
schüdden, schüddeln, schudden schütteln, rütteln, ausschütteln. He schüdden den Kopp (met den Kopp) (schüttelte den Kopf, verneint, → schüddekoppen). Dat schüdden un schuckeln in de Wääge (Es ruckelte hin u. her). Sand van de Erpel schüdden (Kartoffeln ausschütteln, nach dem Auflesen). Quecken schüdden (Quecken ausstechen, mit fünfzinkiger Gabel). → Advekaot, Boom, lachen, Moue, wuppkern.
Zs.: Kopp-, Kraom-, wegg-
Schüdder m. 1. wer die Schüttelvorrichtung an der Dreschmaschine betätigte, das gedroschene Stroh herausbeförderte.
2. wer die Kartoffeln vor dem Auflesen ausschüttelte. ne Park bi't Erpeluutbouen föör eenen Schüdder un twee Garrers (pro abgesteckte Reihe: Eine Person schüttelt die Kartoffeln aus, zwei sammeln sie auf). → uutbouen.
3. wer das Heu wendete. Sträiers un Schüdders
schudderig, schüdderig, schuddelig 1. naßkalt, regnerisch, kühl. schudderig Weer.
2. fröstelnd, schaudernd. Et was em en bettken schudderig (unheimlich).
3. verfallen, verkommen; verfault. ne schudderige Schoppe. → rotterig, verkommen 2
schuddern, schuddersken frösteln, frieren; schaudern, Schüttelfrost haben. He schuddert (sik) van Kölde. Ik häbb't Schuddern up'n Balge (Es läuft mir kalt den Rücken hinunter). → schubbern, schuudern
schuffeln mühsam, schleppend gehen, sich mit den Füßen langsam seitlich bewegen. → schloffen
Schufföör m. Fahrer, Chauffeur.
Zs.: Häärn-
Schuft 1, Schucht m. (Schufte) best. Arbeitszeit; Arbeitspensum; Stundenarbeit eines Tagelöhners. Ik will äs ääben nao'n Gaorden hen un ne kläinen Schuft maaken. ne Schuft dosken (best. Quantum mit dem Flegel dreschen; Lage von ca. 100 Garben, die mit dem Flegel gedroschen wurden). → Bedde, Dagghüüre
Schuft 2, Schucht m. (Schufte) Schulter, Rücken, Achsel. He sett den Schuft deteggen (bewegt mit der Schulter etw. Schweres). Dat Kohjück van Holt of Leer kamm bobben vöör de Schucht van de Koh (Das Joch wurde über die Schulter der Kuh gelegt). Leewer ne Buuk van't Ääten as ne Schuft van't Arbäiden (einen krummen Rücken, Bo) → Schulder.
Zs.: Achter-, Vöör-
Schuft 3 m. (Schufte) Schuft, gemeine Person
Schuft- auch: Schucht-
schuften schuften, schwer arbeiten
schuftig gemein, ehrlos
Schuftreemen m. Tragriemen
schüi, schüü, schöi scheu, ängstlich. Nich de Peerde schüü maaken! (nicht unnötig auf etw. aufmerksam machen). .n schüi Määske. → blöö, spee.
Zs.: kopp-, mensken-, waater-
Schüi- auch: Schüü-, Schöi-
Schüiklappe f. Scheuklappe (für Pferde, bes. im Göpel). Schüiklappen an't Geschirr. Schüiklappen vöördoon. → Blindlappen
schüin, schüün, schöin Angst haben, sich ängstigen; sich schämen. Den Amtmann, den schüit se. Daor schüün se sik vöör. De schüin sik, nao'n Dokter te gaon.
Schuld f. (Schulden) 1. Schuld. Dat is diene Schuld!
2. Geldschulden. Se mööken faake Schuld (ließen oft anschreiben). Van de Schulden konn'k lange nich van afkommen. •• Bääter aone Brood upstaon as met Schulden wacker weern. → anhööpen, Haor, Puckel.
Zs.: Klüngel-, Un-
schuld in der Wendg. schuld wenn. (in, an) (schuld sein). Daor büss sölws an (in) schuld! → gööbeln, Määrt, teggengaon
schulden, schullen schulden
Schulder, Schuller f. (Schuldern) Schulter. de Schuldern trecken (mit den Achseln zucken). Ik sall em de Schulder wiesen ("die kalte Schulter zeigen"). Sowat sall'm nich up de lichte Schuller nemmen.
Schulder- auch: Schuller-
Schulderbladd n. Schulterblatt. → Schulderbutt
Schulderbrette f. Schulterbreite
Schulderbutt n. Schulterblatt. → Peesenbutt, Schüppe
Schuldergelenk n. Schultergelenk
Schulderknocken m. Schulterblatt
Schulder-reemen m. Nackenriemen am Pferdegeschirr
schüldig, schullig, schuldig, schüllig schuldig. He is mi wat schuldig blewwen. Ik bün em nix schuldig blewwen (z.B. beim Streit). ne Antwort schüllig bliewen.
Zs.: un-
Schuldigkäit, Schüldigkäit, Schulligkäit f. Schuldigkeit, Pflicht
Schuldschien m. Schuldschein
schulfern, schülfern, schölwern, schörweln schülfern, abblättern. De Farwe schülfert van de Wand.
Schüll m. Sitz, Hocker des Töpfers beim Drehen an der alten Töpferscheibe. → Schubbeschiewe
schullen, Schuller, schullig, schüllig, Schulligkäit → schulden, Schulder, schuldig, Schuldigkäit
Schülpe f. (Vr, Sü, Ge, Ra, Rae) (Schülpen) 1. Schälpflug (Pflug zum flachen Pflügen, Vorpflügen). → Braokploog.
2. in der Wendg. ne Schülpe metkriegen (einen Rüffel bekommen). He häff ne Schülpe metkreggen (hat etw. abbekommen).
schülpen (St, Rae, Rh, Bo) vertikal durchsägen, längs sägen (z.B. Furnier)
Schülpsaage f. Längssääge. → Klubbsaage
schülsken, schwülsken (Vr, Ra) 1. unsicher, schleppend gehen.
2. schwer, mühsam arbeiten
Schulte, Schulten m. (Schulten) Schulze, Bauer mit großem Hofbesitz. → humme, vandann
Schulte-van-Haabenix m. Habenichts. He was Schulte-van-Haabenix (ohne Vermögen). → Haabenix
Schultenbuur m. Schulze, Bauer mit großem Hofbesitz
Schultendochter f. Schulzentochter
Schultengrund m. Land im Besitz eines Schulzen
Schultenhoff m. Hof der Schulzen
Schultenmoo(de)r f. Mutter des Schulzen
Schulten-naame(n) m. Schulzenname ("Schulze" im Namen). • Ne Schulten-naamen is mähr weerd as ne Kötters Bruudschatz.
Schultenvaa(de)r m. Vater des Schulzen
Schultske f. Schulzenfrau
Schummel m., Schummelke f. schwerfällige, dicke, unordentliche Frau. → Maschummelken
Schummeldebumm in der Wendg. (alltied) up Schummeldebumm wenn. (immer unterwegs sein). → Schwaddebumm
Schummeler m. Betrüger; wer nörgelt
Schummelgatt n. wer viel unterwegs ist, gerne ausgeht, einkaufen geht (bes. Frau)
schummelig 1. halbdunkel. → schummerig.
2. nachlässig; unordentlich. He löpp ganz schummelig (hat eine schlechte Gangart). → schüngelig
Schummelkaore f. wer viel unterwegs ist, viel herumtratscht
Schummelkattrienken Frau, die viel unterwegs ist (z.B. gern ausgeht, einkauft); Frau, die viel herumtratscht
Schummelkunte f. dicke, langsame Person
Schummelmüske, -müsse f. wer viel unterwegs ist, viel herumtratscht
schummeln 1, schummen wühlen, herumkramen, suchen, stöbern. Wat liggs daor in de olle Laa te schummeln? Denne, de schummelt ook in alle Hööke (wühlt überall herum). → schooien
schummeln 2 schummeln, betrügen
Schummer m. Dämmerung. → Schemmer
schummerig trüb, neblig; dämmrig, dunkel. schummerig Weer. → schemmerig, schummelig
schummern dämmerig werden, dämmern
Schund m. Schund, schlechte Ware. In Wessem mööken se vulle Schund (schlechte Holzschuhe).
Schüngel m. in der Wendg. up'n Schüngel (unterwegs). De Froulöö bünt weer up'n Schüngel (laufen herum u. tratschen). → Rüngel 1, Schwaddebum, Trallafitti
Schüngel-de-Büngel, Schüngel-kabüngel in der Wendg. up Schüngelde-Büngel (unterwegs)
Schüngeldraff, -drapp m. langsamer, leichter Trab (trabende Gangart z.B. eines alten Pferdes). Wi bünt vandaage recht up den Schüngeldraff (z.B. Besuch, Einkauf). → Kadraff, Schuckeldraff
Schüngelgatt n. wer sich herumtreibt, viel unterwegs ist
schüngelig schlenkernd, nachlässig. He geht schüngelig (hat eine schlechte Gangart).
Schüngel-kabüngel → Schüngel-de-Büngel
Schüngelkunte f. wer sich herumtreibt, viel unterwegs ist (bes. Frau)
schüngeln nachlässig gehen; umherlaufen; herumlungern.
Zs.: rund-
Schüörd → Schaord
Schuppe f. (Schuppen) Schuppe (vom Fisch)
Schüppe f. (Schüppen; Schüppken) 1. Schaufel, Spaten. He rück all nao de Schüppe (Er wird bald sterben). He häff 'n paar Füüste as Schüppen (Pannen) (hat große Hände). Nu gao mi doch nich vöör de Schüppe liggen! (wenn jd. im Wege steht, lästig wird). ne groote Schüppe an'n Hemmel (pralle Sonne, → fäil). Ne Schüppe, ne Hacke un ne dicke Wiewerfutt, dat mäck de Käärls kaputt (Trinklied, bei Hochzeiten u'a. Festen gesungen). → Batze, Doodengrääwer, Panne, Schoofel, Schuuten, Spaan.
2. Schulterblatt beim Schwein. → Schulderbutt.
3. Pik im Kartenspiel. He spöllt Schüppen-Truuw (Er arbeitet mit der Schaufel, Wortspiel mit Bed. 1 u. 3).
Zs.: Asken-, Dreck-, Föör-, Graawen-, Kaorn-, Kollen-, Lehm-, Pann(en)-, Polder-, Saod-, Schäll-, Schaop-
Schuppen m. in der Wendg. kinnen (grooten) Schuppen häbben (keine Lust haben). Daor häbb ik kinnen grooten Schuppen to. → Schnüff
schuppen abschuppen, von Schuppen befreien. Bäörse laot't sik schlech schuppen (Barsche sind schwierig zu säubern).
schuppen "stoßen" → schubben
schüppen 1 Körner abwerfen, Samen verlieren (von Pflanzen). De Rogge schüppt gudd (bringt viel an, beim Dreschen). Dat Gröss mutt mäit weern, ähr dat de Meddeln an te schüppen fangt (sonst wirft das Raigras Samen ab). Dat Gewass schüppt (ist überreif: Die Körner fallen beim Ernten auf den Acker). → doodriepe, Upschlagg, uutsäien
schüppen 2 schaufeln, mit dem Spaten arbeiten (Erde, Lehm umschichten)
Schüppen-As n. Pik As
Schüppenbladd n. Blatt der Schaufel
Schüppenbohr n. breiter, flacher Bohrer zum Aushöhlen von Holz (Werkzeug des Böttchers). → Lääpelbohr
Schüppen-Buur m. Pik Bube. → Träönenkasper
Schüppen-Daame f. Pik Dame. → Basse
Schüppen-Könning m. Pik König. He was so blij (froh) as Schüppen-Könning (war sehr froh). He häff 'n Waord as ne Schüppen-Könning (hat ein großes Wort).
Schüppenrüggen m., -rügge f. m. Verstärkung des Schaufelblattes aus Eisen
Schüppenstell, -en m. Spatenstiel. De tebreck kinn Schüppenstell (Denne höllt 'n Schüppenstell gerne faste) (Der ist faul). He is so dünn, he kann sik achter'n Schüppenstell verstoppen (ist sehr dünn, → Rieserbessem).
Schuppert m. Stoß, Schubs. Ik häbb em ne Schuppert gewwen. → Schubs
Schuss m. 1. Fahrt, Schwung. Den Waagen mott Schuss häbben (Die Vorderräder waren etw. niedriger, so daß die Fracht nach vorn drückte, → Schötte).
2. Schuß, in der Wendg. • Wied van'n Schuss giff olle Soldaoten (Wer weit vom Schuß ist, wird nicht getroffen).
3.in den Wendungen in Schuss (up Schuss) (in Ordnung). Ik bün noch nich in Schuss (bin noch krank). → Damm
Schussee, Schossee f. (Schusseen; Schusseeken) Landstraße; Chaussee (im Ggs. zur städtischen Straße, → Straote) → Geld, Acker-, Landstraote.
Zs.: Buurn-, Schotter-
Schussee- auch: Schossee-
Schusseeboom m. Straßenbaum
Schusseebuuske f. grober Bengel
Schusseegeld n. Wegezoll. → Porreerboom
Schusseegraawen, -ben m. Straßengraben
Schusseekrässer m. 1. Werkzeug zum Abkratzen von Schlamm von der Asphaltstraße.
2. Straßenarbeiter, -wärter (Gemeindearbeiter, der Löcher in der Straßendecke reparierte, z.B. mit Grassoden aus dem Straßengraben; er nahm früher auch den Wegezoll ein, → Porreer .) → Straotenkäärl, Wegg-arbäider
Schusseerand m. Straßenrand. → Weggrand
schüssig 1. gerade gewachsen. ne schüssige Dänne (Waldkiefer, im Ggs. zu → Feld-dänne).
2. ordentlich, gut vorbereitet. Ik häbb alls schüssig (in Ordnung, → Shhuss).
Schussradd n. Schußrad, Wechselrad am mechanischen Webstuhl
Schutt m. Schutt, Abfall. Schutt in'n Wegg föhrn (zum Auffüllen von Schlaglöchern). Gao nao'n Schutt! (Hau ab). → Buxteruusen, Schlacke
Schütt n. (Schütten) 1. hinteres Wagenbrett, Endbrett am Kastenwagen.
2. Sperrbrett zum Stauen von Wasser, bewegliches Mühlenwehr; Schleuse.
Zs.: Ende-
Schütte → Schütze
schütten 1 (Ge) Vieh pfänden
schütten 2 Wasser stauen (in einem Mühlenwehr)
Schüttenbeer, -bier n. (Wes, Ot) Schützenfest. → Schützenfest
Schütterij f. (St, Sü, Bor, Rh, Bo) 1. Schützenfest (alt). → Schützenfest.
2. Schützenverein (alt). → Schützenveräin
Schutthoop m. Abfallhaufen, Müllhaufen
schüttken → schottken
Schuttlock n. Mülldeponie
Schuttplass m. Mülldeponie. → Rummel-, Schrottplass
Schüttschott, Schittschott n. (Ge) Stelle, an der gepfändetes Vieh aufbewahrt wurde
schuttsken → schottken
Schütz m. (Schützen) Weberschiffchen, Schiffchen am Webstuhl
Schütze, Schütte m. Schütze, Mitglied im Schützenverein
Schützenfänger m. Schutzvorrichtung am mechanischen Webstuhl (Schutz vor dem Weberblatt)
Schützenfest n. Schützenfest (mod.). → Schütterij. Alle veer Jaor deen we groot Schützenfest fiern (feierten z.B. zwei Bauerschaften gemeinsam). Een Schützenfest is de wa. blewwen (hohe Kosten blieben übrig). → Ammeloe, Sünt-Jansfest, upfiern, Voggelscheeten.
Zs.: Kinder-
Schützenfestdagg m., -daage Schützenfesttag(e)
Schutz-engel m. Schutzengel. Wat häs du doch ne Schutz-engel hat! (Glück gehabt, nach gefährlicher Situation). Kinner un Besoppene hä"en immer ne Schutz-engel" → blameern
Schutz-engelprussioon(e) f. Schutzengelprozession (Prozession in Vr am Kirmessonntag)
Schützenkönning m. Schützenkönig
Schützenplass m. Platz, auf dem das Schützenfest gefeiert wird
Schützenveräin m. Schützenverein (mod.). → Schütterij
Schützenzelt, -telt n. Schützenfestzelt
schutzken (St, Sü, Ge, Ra, Hei, Bor, Rae, Bo) 1. hin- u. herbewegen, baumelnd bewegen, schwingen; schwankend gehen. → pussen, schottken.
2. sich bemühen, viel arbeiten, schuften
Schutzpatroon m. Schutzpatron
schüü, Schüü- → schüi, Schüi-
Schüüber → Schüüwer
Schuud, Schudd in der Wendg. met Huud un Schuud (Schudd) (mit allem zusammen). De Hund fratt et up met Huud un Schudd. → Rapp, Schälle, Stell m.
schuudern schaudern. → äiseln, schubbern, schuddern
Schuum m. Schaum. Schuum schlaon to't Raseern. Dat Peerd häff 'n Schuum vöör'n Beck staon. Up Sommerbeer was kinn Schuum up (auf dem Erntebier). He sall sik män eers den Schuum achter de Aorn afputzen (ist noch unreif, jung, → drööge). → Beer n., Bruus.
Zs.: Seepen-
Schuumblaose f. Schaumblase, Seifenblase. → Seepenblaose
schüümen 1. schäumen.
2. Schaum abnehmen, abschäumen. de Suppe schüümen met'n Schüümer. → afschüümen
Schüümer m. Schaumlöffel. Denne häff de Wieshäid met'n Schüümer gääten, dat Beste is underdöör loopen (Er ist sehr dumm).
Zs.: Schmolt-, Schraowen-
schuumig schäumend
Schuumschlääger m. Schaumschläger, Quirl. → Quirl
schüün → schüin
schüünen 1. zum Narren haben, verulken; täuschen. Den eersten Aprill, kann'm schüünen, well'm will!
2. schüren; anstacheln, aufhetzen, hetzen. dat Föör schüünen. Du schüüns mi de Blaagen up'n Hals (Du hetzt die Kinder gegen mich auf). Denne schüünt so lange, bes he't tegange häff. → an-, upschüünen
schüüns schräg. Den Gewwel sitt de schüüns an. schüüns drupdoon! (Kommando beim Knickerspiel bei Seitwärtsstellung). schüüns kieken (mißtrauisch, böse gucken). He keek schüüns uut de Siete (guckte verlegen). → lüüden, schocks, schraot
Schuur 1 n. (Schüürs; Schüürken) 1. Schauer, Regenschauer; Windstoß, Bö. • Jeede Schuur häff sien eegen Wind (Bei Gewitter kann der Wind aus jeder Richtung kommen, z.B. beim Heuen, wenn der Wind die Richtung wechselt). Wenn de Kohne anfangt te bissen, dann liggt Schüürs in de Lucht. Wenn de Grummeltäörne wasst (blöit), giff't boll 'n Schuur. ne Schuur losslaoten (eine Strafpredigt, → Dunder-, Grummelschuur). Se hüült 'n Schüürken (heult ein wenig). → Bleeseke, dämpig, deelen, Gewitter, Nunne, öwwerloopen, stääken, Vääne.
Zs.: Aprill-, Buller-, Dunder-, Duusend-, Grummel-, Haagel-, Licht-, Räägen-, Schnee-, Stott-, Wind-
Schuur 2 n. (Schüüre; Schüürken) Verschlag, kleine Hütte, kleiner Stall. He lött de Hund van't Schuur (aus dem Zwinger).
Zs.: Bijen-, Hunde-, Iem-, Under-
Schuur 3 n. Schauder. Mi göng 'n kold Schuur öwwer de Rügge (öwwer´n Arm). → Äisel
Schüür → Schüüre
Schüürbalken; Schuurbalken (St, Hei) m. Pfosten, an dem sich das Vieh scheuert, Scheuerbalken für Vieh. → Schubbepaol
Schüürbessem, -n m. Scheuerbesen. → Schrubb-bessem
Schüürbossel, -bössel m. Scheuerbürste
Schüürbux(e) f. wer auf dem Boden herumkriecht (bes. kleines Kind)
Schüürdääle f. freier Raum in der Scheune, wo das Korn gedroschen wurde
Schüürdack 1 n. Schutzdach (zum Unterstellen bei Gewitter). → Öwwerstand
Schüürdack 2 n. Scheunendach
Schüürdook m'n. Scheuerlappen
Schüüre, Schüür f. (Schüüren, Schüürs; Schüürken) Scheune, Kornscheune. Dat bünt doch olle Schüürn! (Klatschbasen). → braanen, kraaken.
Zs.: Drööge-, Faalt-, Fack(wark)-, Feld-, Geriew-, Kapp-, Pack-, Pannen-
Schüürendöör(e) f. Scheunentür
Schüürg(e)räi n. Scheuermittel, Putzmittel. Den Käätel wodde schüürt met Schüürgräi.
Schüürgröss, -gräss n. Sumpfschachtelhalm. → Schüür-rösken
schüürig gewittrig, schwül. schüürige Lucht (Gewitterluft)
Schüürlappen m. Scheuerlappen, Putztuch (kam unter einen alten Schuh zum Scheuern der Kochplatte am Herd). → Schüürdook
schuurn, schüürn sich unterstellen (bei plötzlichem Gewitter, Regen, Schnee, ein Unterdach suchen). He mott sik schuurn (das Gewitter abwarten). Lao we ääben schüürn.
schüürn scheuern, putzen. Den Disk wodde schüürt met Aske un Sand. Klumpe wäärdt alle Saoterdagg schüürt met witt Sand. Met fain geschüürte Klumpe kaas di öwwerall met sehn laoten (z.B. in der Kirche, in der Stadt). sik schüürn (sich scheuern, kratzen). De Underbuxe schüürn sik räin, dat was groff Gräi (aus schmutzabstoßendem Stoff). → Haol, Maschiene, Ossen, Pott, Strohwisk, teggengaon.
Zs.: kaputt-, wegg-
Schüürpaol m. Pfosten in der Weide, an dem sich das Vieh scheuert. → Schubbepaol
Schüürpapier, -pepier n. Sandpapier, Schmirgelpapier. → Flinten-, Sand-, Schmirgelpapier
Schüür-röske(n) m. (Sü, Ge, Hei, Rae, Rh, Bo) Zinnkraut, Sumpfschachtelhalm (Damit wurden Tische, Holzschuhe gescheuert, wurde Holz geglättet). → Tinnkruud
Schüürsack m. 1. Sack mit Sand zum Abscheuern z.B. von Holz; Scheuerkissen, -trommel. De Lährjungs mochen döör'n Schüürsack (Sie wurden geschliffen, hart behandelt, mußten viel aushalten, schlechte Erfahrungen machen). → Kante, Kepperstegge.
2. rauher Stoff (z.B. kratzendes Leinenhemd)
Schüürsand m'n. Scheuersand (Reinigungsmittel)
Schüürßel n. kleine Scheune. Se ha'en noch so'n angebout Schüürßel.
Zs.: Faalt-, Vöör-
Schüür-uule f. (St, Bor, Hei) Waldkauz (nistet in Scheunen, im Ggs. zu Steinkauz, → Uule)
Schuuster m. Schuhmacher, Schuster. → Schohmääker.
Zs.: Flick-
Schuusterbuude f. Schusterwerkstatt. → Schohkaamer, Warkstää
Schuusterdiss, -disk m. Arbeitstisch des Schusters
Schuusterhaamer m. Schusterhammer
Schuusterkaamer f. Schusterwerkstatt. → Schuusterbuude
Schuusterkoggel f. wassergefüllte Glaskugel zur Verstärkung des Lichts am Werktisch des Schusters. → Lechtkoggel
Schuustermess, -er n. Schustermesser
schuustern 1. als Schuhmacher arbeiten.
2. unfachmännisch arbeiten, pfuschen
Schuusterpinne f. Schusternagel (Holzstift zum Befestigen der Sohlen)
Schuusterschotte, -schötte f. Schürze des Schusters
Schuustertange f. Schusterzange (vorne flach zum Ziehen des Leders, auch Werkzeug des Polsterers)
Schüüte f. (Schüüten; Schüütken) 1. großer, flacher, ovaler Weidenkorb mit zwei Griffen. He schlöpp in de Schüüte (Er ist rastlos tätig, hat keine Zeit zum Schlafen; der ovale Korb weckt ihn bald wieder auf). → Mände, Müllen, Rispe, Twee-aornskorw.
2. kleiner Kahn, kleines Flußschiff. de Schüüten an de Gräfte trecken. → Pünte 1.
3. anstellerische, wehleidige Person. → Töite.
Zs.: Dräi-, Erpel-, Gängel-, Häcksel-, Kaff-, Larm-, Loop-, Pläite-, Räbbel-, Rammel-, Rüngel-, Runkel-, Schäll-, Treck-, Tuffel-, Wedden-
Schüütefrach(t) f. Schiffsfracht, Ladung eines Kahns, Flußschiffes (Mengenangabe). ne Schüütefracht Kruuken (Ladung Steinzeugtöpfe)
Schuuten m. (Schuuten) (St, Sü, Ge) Spaten. → Schüppe
Schuutenstell, -en m. (St, Sü, Ge) Spatenstiel
Schüütepapp m. Zwiebacksuppe (Zwieback in warmer Milch mit Zucker). → Beschüütenpapp
Schüütkorw m., -körwken (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Bor, Rae) Kartoffelschälkorb. → Erpel-, Schäll-, Weddenschüüte
Schüütmatte f. (Ot, Sü, Ge) flacher, länglicher Korb mit zwei Griffen ohne Bügel. → Mattenkorw
Schüütmuule f. (Sü, Ge) hängender Mund; weinerliche, schmollende Person. → Schlaotlippe
Schuuw m. (Schuuwen) Schwiele. He häff Schuuw vöör'n Dummen (Er ist reich, verschwenderisch; vom Zählen von Hartgeld). → Schwill
Schuuwdamp m. Bovist. → Stuuwdamp
Schuuwdeckel m. Schiebedeckel. Up de ollen Griffeldöösen was ne Schuuwdeckel up.
Schuuwe f. (Schuuwen; Schüüwken) 1. Schiebetür; Schiebedeckel. .n Schüüwken an't Hohnergatt (Fallklappe an der Öffnung der Tennentür). ne Schuuwe an'n Beddekasten.
2. Schublade. → Trecke
Schuuwebandel m. (Rh, Bo) Jungenspiel: Ein Reifen od. Rad vom Fahrrad wird mit einem Stock od. Draht angetrieben, der in die Rille des Rades gelegt wird (anders als beim Reifenschlagen , → bandeln, hasseln, Jaageband). Schuuwebandel spöllen
Schuuwedöör(e) f. Schiebetür. → Rulldööre
Schuuwefalle f. (St, Sü, Ge) Fallenart: Ein Schieber fällt herunter; im Ggs. zu → Klappfalle
Schuuwefenster, -fää(n)ster n. Schiebefenster. → Schuuwrahmen
schuuwen (schüff; schoff, schowwen; schowwen) schieben. Dat Schööfelken wödd schowwen, un de Häcker wödd trocken (unterschiedliche Handhabung der Gartengeräte). den Besöök lück sachte döör de Döör schuuwen (lästigen Besuch). Ik sall di wall schuuwen (Zurechtweisung). Et treckt! (Entgegnung:) Dräi di üm, dann schüff't! (Wortspiel). De Ollen soll .m nich an de Sied schuuwen (zur Seite schieben, abschieben). De Rogge schüff (wogt, von reifem Roggenfeld, → wolken). → allreeds, Banke, Ossen, Schoh, Weste.
2. mühsam gehen, beladen, schwerfällig gehen. He schüff de so langs. Schuuwen bi'n Kunderdanz (Figur beim Tanz). → an, schloffen.
Zs.: hoog(e)-, lieke-, plaan-, wegg-
Schüüwer, Schüüber m. 1. Brotschieber, langes, schmales Brett zum Einschieben des Brotes in den Backofen. → Scheeter, Späddel.
2. Schubriegel (z.B. am Schweinetrog, an der Stalltür). → Lidd 1, Schlagg m., Schwieneschlagg.
3. Schieber im Ofenrohr (zum Regeln der Temperatur). Doo den Schüüwer in de Ommenpiepe äs 'n bettken dichte, den Ommen brennt völls te hatt.
Zs.: Back-, Brood-, Stuuten-
Schuuw-essel m. Person, die sich schieben läßt, Arbeiten für andere macht. Dat is ook so ne Schuuw-essel, de se öwwerall to bruuken könnt.
Schuuwkaore f. Schubkarre (Karren mit einem Rad, zwei Tragholmen u. kastenartigem Aufsatz, wurde auch mit Hilfe eines Schultergurtes gefahren). ne Schuuwkaore föör't Vääne met'n breed hölten Radd to't Klüünmodde-schuuwen. Schuuwkaor-spöllen (Kinderspiel: auf Händen laufen, während man an den Beinen gehalten wird). • Wat de Ollen met de Schuuwkaore tesaamenföhrt häff, dat föhrt de Jungs met't Auto weer uutneene (Verschwendung der Jugend). Et is 'n Völksken, sagg de Düüwel, daor hadde he ne Schuuwkaore met Flöh. → döörneenegaon, drao, Hundewaagen, Jungen, Kiekfosk, Krüüwaagen, recht, Stadtkaore.
Zs.: Eerd-, Modde-, Polder-
Schuuwkaoren-asse f. Schubkarrenachse (ist in der Mitte dicker für die Speichen u. läuft an den Enden in Lagern)
Schuuwkaorenboom m. Holm der Schubkarre (paarig; wurde nicht zurechtgesägt, sondern oft aus entsprechend gewachsenem Holz gefertigt)
Schuuwkaorenbredd n. Aufsatzbrett auf der Schubkarre
Schuuwkaorenlichte f. aus Jute gewebter, kreuzförmiger Tragegurt zum Tragen der Schubkarrengriffe. → Krüüs-, Kruuwaagenslichte
Schuuwkaorenplanke f. Aufsatzbrett auf der Schubkarre
Schuuwkaorenradd n. Schubkarrenrad (17 Zoll, wurde mit Stricken auch als Winde benutzt, z.B. um das Kalb aus der Gebärmutter zu ziehen, um beim Besenbinden fest anzuziehen). Bi't Bessenbinden kaas de am besten antrecken met'n Schuuwkaorenradd. → Lolle
Schuuwkaorenspeeke f. Speiche des Schubkarrenrades (höchstens 2 cm stark, 4 cm breit)
Schuuwkaorenstock m. (Wes, St, Sü, Ge, Bor, Rae) Strebe der Schubkarre (paarig, Stütze zwischen Rad u. Aufsatz)
Schuuwlaa(de) f. Schublade (im Büffet, Tisch) (mod.). → Trecke
Schuuwrahmen m. Schiebefenster (an alten Häusern mit massivem Mauerwerk)
Schwaade, Schwaa f., Schwadd n. Graslage; Reihe von geschnittenem Gras od. Getreide. Dat Gröss ligg in de Schwaa (gemäht, in einer Reihe zusammengeharkt). Höi in't Schwadd schlaon (Heu zusammenharken). → Gee, Kidde, schwadden 2.
Zs.: Gröss-
Schwaaden 1, Schwaa m. (Vr, Sü, We, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) Grassense (alt). → Gröss-ieser. den Schwaaden haarn (dengeln).
Zs.: Däörnen-, Gröss-, Heed-
Schwaaden 2 m. Wasserdampf (entsteht beim Kochen). → Waasem
Schwaaden- auch: Schwaa-
Schwaadenboom m. (Vr, Sü, We, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) Stiel der Grassense
Schwaadenkrücke f. (Vr, Sü, We, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) Sensengriff (ein Griff in Hüfthöhe u. einer unter der Achsel)
Schwaan m. (Schwääne) Schwan. Ne Schwaan moch'm wessen, dann ha'm de länger wat an (vom Essen, Trinken).
schwaan → schwadden 2
schwaanen in der Wendg. Mi schwaant (wat) (Ich ahne etw.).
Schwaanen-äi n. Schwanenei
Schwaanenflöggel m. Schwanenflügel
Schwaanenhals m. 1. Schwanenhals.
2. Eisenfalle für Raubzeug, Tellerfalle (schwanenhalsförmig).
3. Maurerkelle in Form eines Schwanenhalses
Schwaanenhalspiepe f. Pfeife mit schwanenhalsförmigem Behälter für den Pfeifensud
Schwaanen-ieser, -n n. Eisenfalle, Tellereisen. → Schwaanenhals
Schwäär, Schwäär-, schwäärn → Schweer, Schweer-, schweern
Schwääwel. Schwewwel (Wes, Ot, Ge, We, Bor, Hei, Rae) m. Schwefel. met Schwääwel blöökern (z.B. Bienen mit Schwefellunte töten, → af- , uutschwääweln). Schwewwel teggen de Krätze upstrieken (Mittel gegen Hautkrankheit bei Schweinen)
Schwääwel- auch: Schwewwel-
Schwääwelholt n. Schwefelholz, Zündholz. → Sticken
schwääwelig schwefelig
Schwääwel-lunte f. Schwefelstab, Schwefellunte (zum Ausschwefeln der Bienen bei der Honigernte)
schwääweln. schwewweln (Wes, Ot, Ge, We, Bor, Hei, Rae) schwefeln. Iemen schwääfeln (Bienenkörbe ausschwefeln)
Schwääwelsticke(n) m. Schwefelstreichholz (um 1900; die Schwefelhölzer lagen auf der Herdfeuerablage.)
Schwabbeler m. (Rh) Schwätzer
Schwabbelfritz(e) m. Schwätzer. → Sabbelfritze
schwabbelig weichlich, formlos, gallertartig. → quabbelig, wabbelig
schwabbeln 1. schwappen; wackeln.
2. schwätzen, viel reden. → sabbeln
schwack 1. schwach, kümmerlich. schwacken Koffie (dünner Kaffee). He is noch wall schwack in de Beene.
2. gelenkig, biegsam; geschmeidig. He is so schwack as ne Wedde (sehr gelenkig). So schwack as ne Wedde (Telge), so stiew as 'n Boom. → gelenkig
Schwäcke f. Schwäche
schwäcklik schwächlich
Schwäckling n. schwaches Tier (z.B. Ferkel), schwächliche Person
Schwadd → Schwaade
Schwaddebumm → Schawaddebumm
Schwadden m., Schwäddeken Herumtreiber, Nichtsnutz, Trinker (wer z.B. von einer Kneipe zur andern geht, mit vielen Mädchen flirtet). → Schwutskert.
Zs.: Suup-
schwadden 1 sich herumtreiben u. trinken (sich in vielen Kneipen aufhalten). → schwuttken
schwadden 2; schwaan (Ge) 1. Heu in Reihen harken.
2. prügeln
schwadroneern 1. herumschwirren, sich herumtreiben. He was up't Schützenfest an't Schwadroneern (Er war überall dabei).
2. viel reden, schwatzen
schwaien, schwäigen schwingen, wiegen, schaukeln. de Rogge schwait so, wenn he blöit (wiegt sich im Wind). De Tööger schwaigt so in'n Wind. De Wöske schwait up'n Draod. → schwöideln, schwucken, wäien, wolken
Schwaifsaage f. Schweifsäge, Formsäge mit kleinem, schmalen Blatt (Werkzeug des Stuhlmachers; heute durch Bandsäge abgelöst). → uutschwaifen
schwäigen → schwaien
Schwaißdraod m. Schweißdraht
schwaißen schweißen. de Asse in't Föör schwaißen. → anandermaaken, Asse, wellen 1
Schwäizer m. Melker (seit 1960 auf großen Höfen)
Schwalwe, Schwalw f. (Schwalwen) Schwalbe (Zugvogel, galt als Glücksbringer). → leege, weggtrecken.
Zs.: Dääl-, Geer-, Huus-, Kriet-, Mähl-, Scheer-, Waater-
Schwalwen-nüst, -nüss n. Schwalbennest
Schwalwenstatt m. 1. Schwalbenschwanz.
2. Einsteckvorrichtung für Werkzeug des Schlossers.
3. Frack mit langen Schoßzipfeln. → Schlippjass
Schwalwenstattschaawe, -be f. Grathobel (Hobel für Gratleisten)
Schwamm m. (Schwämme; Schwämmken) 1. Schwamm.
2. Fäulnis; Baumpilz. De Fülle ha'n vöörn an de Hööwe so'n Schwamm sitten, de wodden van de Ollen afbetten (schwammartige Wucherung am Fohlenhuf). .n Schwämmken up de Huud (Blutschwamm). Schwamm in de Fluure (Schwamm im Fußboden). → rotten.
Zs.: Taofel-
Schwaoger m. Schwager. Well 'n luuns Wiew trout, krigg 'n Düüwel as Schwaoger. → Nümmsmann.
Zs.: Bruud-, Schwipp-
Schwäögerin f. Schwägerin (mod.). → Schwäögerske.
Zs.: Schwipp-
Schwäögers(k)e f. Schwägerin (alt). → Schwäögerin
schwaor (schwäör(d)er; schwäörst) schwer. Klööwen dee wi met ne schwaore Äxe. ne schwaorn Haamer (Vorschlaghammer). schwaor Holt (Nutzholz, wird im Winter geschlagen). schwaore Rogge (gute Roggensorte). ne schwaorn Hahn (fetter Hahn). ne schwaore Starke. 'n schwaor Peerd (ne schwaorn Belgi-er) (Arbeitspferd, Kaltblüter, → Fosspeerd, lecht, middel). schwaore Waagens (schwere, stabile Wagen, → licht). .n schwaor Schuur (heftiges Gewitter). schwaore Grund (Lehmboden, → Kläigrund, pickerig, stiew). He kümp lück schwaor an't Kalw (Er ist nicht redegewandt). ne schwaore Geburt. schwaore Lucht (feuchte, schwüle Luft). ne schwaorn Kopp häbben (benommen sein, z.B. nach Alkoholgenuß; einen "Kater" haben). → Begripp, Kopp-arbäid, Kutskwaagen, Loot, Pille, schwiegen, Tunge.
Zs.: kopp-, loot-, middel-, öwwer-, zentner-
Schwaore, Schwaorde f. (Schwaore) Schwarte, Speckschwarte. Wat ne dicke Schwaore an dat Speck! de Schwaoren ofschnieden (vom Speck lösen). Du kriss glieks wat up de Schwaorde (bekommst Prügel).
Zs.: Speck-
Schwaore- auch: Schwaorde-
Schwaoremaage(n) m. Schwartemagen (Kochwurst, in den Magen, Dickdarm od. die Blase des Schweins gestopft). An Paoßen wodden den Schwaoremaagen anschnedden.
schwaorens (Ge) meistens. schwaorens üm de Tied üm veer
schwaorfällig schwerfällig, bequem
schwaorhäörig schwerhörig (mod.). → hatthäörig
schwaormaaken erschweren
schwaormöödig, -möötig schwermütig
Schwäörte f. Gewicht. Nao de Schwäörte van de Assen mööken wi dat Holtwark. → Gewicht
schwappen, schwappken schwappen, sich bewegen (von Flüssigkeit)
Schwarke f. (Schwarken; Schwärksken) (Ot, Vr, St, Ge) dunkle Wolke. Et was keen Schwarksken an de Lucht (wolkenloser Himmel).
Zs.: Räägen-
schwarken (Vr, Ge) schnell unter den schweren Wolken herziehen (von leichten Wolken)
Schwarm m. Schwarm (Bienen-, Mückenschwarm). • En Schwarm in'n Mäi is gliek en Foor Höi (Bienenschwarm im Frühjahr ist wertvoll, z.B. für Obstbäume, Honigernte). → Schwicht.
Zs.: Bijen-, Brumm-, Iemen-, Jüffern-, Müggenschwarmen;
schwörmen (Ge, We, Ra) schwärmen. De Iemen schwarmt.
Schwarrenööter m. Schwerenöter
schwatt (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, We, Bor). schwott (Vr, Sü, We, Ra, Hei, Bor, Rae). schwart (Rh, Bo) schwarz. schwatte Grund (schwatte Eerde) (bewachsener, oberer Boden, Mutterboden, im Ggs. zu → gääl, gries). Wi häbbt 't schwatt (Wir haben umgegraben, umgepflügt, → üm). den Boom schwatt houen (den Baum von Hand ausroden, die Wurzeln freilegen, → blööten, Pott, stammgerecht). schwatten Haawer (Hafersorte auf sehr magerem Sandboden mit Kupfermangel). schwatte Kleere (Trauerkleidung). in't schwatte Tüüg loopen (in Trauerkleidung, → düüster). .n schwatten Rock (schwarzer Rock, z.B. Ordensgewand, → Schwatten). He häff 'n schwatten Rock an (Theologiestudent, Priester). • Up schwatt Tüüg süht'm jeede Stöffken (von Fehltritten der Geistlichen, → Placken, Rock). • Ne Buur mott ne schwatte Koh in'n Stall häbben (einen Priester in der Familie). Daor häbb ich Gotts Waord schwatt up witt, säi de Buur, dao soog he de Pastoor up´n Schimmel (Wortspiel). ne schwatten stiewen Hood (Festtagshut, → Bibi, Halwstiewen). .n schwatt Käppken (Mützenart mit Rüschen, → kruuse Müske). Den Foot is schwatt (absterbend, → schwatten Brand). so schwatt as ne Pott (sehr schwarz, → pottschwatt). Ne schwotten Vaader, ne witte Mooder un dree kläine schwotte Kinder (Rätsel: gußeiserner Kochtopf mit drei Beinen). Daor kümp't ganz schwatt an (z.B. dunkle Wolke). Et was schwatt van Fleegen (voller Fliegen). schwatt up witt (gedruckt, schriftlich). Dat wi'k eerst schwatt up witt häbben. Dat steht in't schwatte Book (auf der schwarzen Liste). Ik bün ook immer dat schwatte Schaop! (→ hacken). schwatt bi't Kaarten (keinen Stich bekommen). schwatt kieken (schwarzsehen, Schlimmes befürchten). He keek mi so schwatt an (böse, unfreundlich). schwatt betahlen (met schwatt Geld betahlen) ("schwarz", verbotenerweise). → aadelig, ankieken, Düüwel, Fingernäägel, Kodde, Koh, Kräie, Mönk, Ommenpiepe, rood, Schosteenfääger, Stadtlohn, Ülk, underschäiden, witt.
Zs.: koll(en)-, pick-, pott-, raawen-
Schwattbrood n. Schwarzbrot. Wenn´s hier Schwattbrood häs, dann bruuks wäägen Stuuten (Wittbrodd) nich nao Amerika föhrn. Stuuten wat, Schwattbrood satt (→ Stuuten) Witte Eerde giff Schwattbrood, schwatte Eerde giff Wittbrood (eine Frage der Bodenqualität). → schwatt
schwatten Brand m. fortschreitende Entzündung, Durchblutungsstörung, Nekrose. → kollen Brand
schwatte Braodwoste f. Mehlwurst aus Blut u. Roggenschrot. → Bloodbrood, -kooken, Brüünekooken, roode Büülwoste
schwatte Drüüwkesbääse, -beer(e) f. schwarze Johannisbeere. → Aolbääse, witte Drüüwkesbääse
schwatten Geetling m. Schwarzdrossel. → Waatergeetling, -voggel
schwatten Jan-Geerd m. (Sü, Ge) Wasserkessel, in dem Wasser zum Kochen gebracht wird. → Neegerkopp
Schwatten Piet 1. Knecht Ruprecht (Brauchtum: Begleiter des Nikolaus, → Sünte Klaos).
2. Schwarzer Peter (Kartenspiel)
schwatte Schwester f. (Vr, St, Ra, Bo) Ordensfrau (im Ggs. zur Krankenschwester, → blaue, witte Schwester). → Nunne
schwatte Sünt-Jansbääse, -beer(e) f. schwarze Johannisbeere. → Aolbääse
schwatten Torf m. schwarzer Torf (guter Brenntorf). → bruunen, witten Torf
Schwatt-, schwatt- auch: Schwott-, Schwart-, schwott-, schwart-
Schwatt-arbäid f. Schwarzarbeit
Schwattbraaner, -branner m. wer schwarz, verbotenerweise Schnaps brennt
Schwattbrood n. Schwarzbrot, Roggenbrot (im Ggs. zu → Stuuten). → Brood, Houpt, instippen
Schwattbroodbacker, -bäcker m. Bäcker, der Schwarzbrot backt
schwattbruun schwarzbraun. ne schwattbruune Koh
schwattbunt schwarzbunt, schwarz u. weiß gefleckt. ne Schwattbunte (Rinderrasse). → Bünte, olderwetsk, roodbunt, -witt
Schwatten m. 1. schwarzer Anzug, Rock; Ordensgewand. Den Ring droog Vaader blooß, wenn he 'n Schwatten antrock. He häff 'n Schwatten an (ist Priester, wurde eingekleidet bei niederer Weihe).
2. Rußbelag (an Töpfen). Den Schwatten mutt van de Pötte af.
3. Brennfehler (der Töpferware, → stocken).
4. Rappe, Pferd mit dunkelbraunem Fell. → wegg
Schwatthandel, -hannel m. Schwarzhandel
schwatthäörig, -haorig schwarzhaarig
Schwattkopp m. 1. Schafsrasse (mit schwarzem Kopf).
2. Person mit dunklem Haar
schwattlaaks(k) aus schwarzem Stoff. in ähren deftigen schwattlaaksken Rock
Schwattlaaks(k)en m. Anzug aus schwarzem Stoff (Hochzeitsanzug)
Schwattmarkt m'n. Schwarzmarkt
Schwattpäppel, -pöppel f. Schwarzpappel. → Gröön-, Wittpäppel
Schwattsel, Schwottsel n. Schwärze, schwarze Farbe (für Sockel in Gängen, auf der Tenne; benutzte der Schuster od. Zimmermann)
schwattseln, schwottseln mit schwarzer Farbe anstreichen. de Sockel in'n Kohstall schwattseln. → witteln
schwattsieden aus schwarzer Seide. ne schwattsiedene Schötte
Schwattspecht m. Schwarzspecht. → Bunt-, Gröönspecht
schwattwitt schwarzweiß
Schwattwottel f. Schwarzwurzel
schwech-halsen (St, We, Ra, Bor) japsen, nach Luft ringen, keuchend, pfeifend atmen. → schnapphalsen
Schweepnäägel n. lange Schmiedenägel zum Festnageln der Windstreben. → Schwöppe 2, Schwöppenfeere
Schweer, Schwäär n. (Schweers; Schweerken) Geschwür. Up'n Schweer, dao moch man Kohdriete drup schmeeren of gröönen Speck of 'n Moosbladd of Ümschlääge van Götte (verschiedene Heilmethoden). en Pickplaoster up't Schweer. 'n Schweerken an't Ooge (Gerstenkorn, → Wegg). An dat Holt, daor sitt 'n dick Schweer an (Auswuchs, Astansatz im Holz, z.B. für Holzschuhe unbrauchbar). Dat Schweer is a´lange döör (das Problem ist gelöst). → riepe.
Zs.: Blood-, Karbunkel-, Pinn-
Schweer- auch: Schwäär-
Schweererij f. Furunkel, mehrere Geschwüre zusammen. → Unlust
Schweermänneken (Vr, St, Sü, Ge) 1. Blutgeschwür.
2. St. Rochus (Pestpatron)
schweern, schwäärn schwären, eitern. He häff't an't Schweern (Die Wunde ist entzündet). schweerende Boste (Brustentzündung bei der stillenden Mutter). → Melkfeeber
Schweerwottel f. Eiterpfropf im Furunkel. → Pick 1, Pirk
Schweet m. 1. Schweiß. Ik was in Schweet (Ich schwitzte). Den Schweet kümp loss. Mi steht den Schweet vöör'n Kopp. Daor kann di den kollen Schweet bi uutschlaon (bei Schwierigkeiten). Ik häbb mi vanmorgen all'n Schweet dr'of ehaalt (schon tüchtig geschwitzt).
2. Blut vom Wild (bei der Jagd).
Zs.: Angst-, Bijen-, Wegg-arbäiders-
Schweetbeen n. Schweißfuß
Schweetdroppen m. Schweißtropfen
schweeten 1. schwitzen, ausdünsten. Se kümp bi't Wark an't Schweeten. He was natt eschweet. Wenn Ih noch schweet't, bün Ih nich van'n Düüwel besääten (Erwiderung auf: Wat mo'k doch schweeten!). He schweet under de Tunge (ist faul, arbeitsscheu). Wenn de steene Fluure schweet't, giff't Räägen (Steinfußböden schwitzen vor dem Regen). → Ääten, Knoopslock, Peerd, städtsk, waaternatt.
2. bluten (von Wild)
Schweeter m. warmer Pullover
schweeterig verschwitzt
Schweetfoot m. Schweißfuß
Schweetfoss m. Pferderasse (rotbraunes Fell u. braune Mähne). .n Schweetfössken (Mädchen mit kräftigem roten Haar). → düüster, Foss, Middelpeerd
Schweethosse(n) f. Wollstrumpf, der bei Erkältung um den Hals gewickelt wurde. Schweethossen, de moss di ümbinden, wenn't in'n Hals häs. → Hals-ümschlagg, Saltlappen
Schweetkaste(n) m. "Schwitzkasten"
Schweetläppken Schweißblatt zum Schutz der Kleidung. Schweetläppkes under´n Arm
Schweetmouke f. Schweißfuß. → Stinkmouke
Schweetquante f. Schweißfuß
Schweetsock m. Wollstrumpf, der bei Erkältung um den Hals gewickelt wurde (Er war nicht gewaschen; der Fußschweiß galt als heilend.)
Schweetstrump m. Strumpf, der bei Erkältung ungewaschen um den Hals gewickelt wurde. → Saltlappen
Schweetwulle f. (St, Sü, Ge, Ra, Bor, Rae) Wolltuch zum Schwitzen (z.B. Wollstrumpf um den Hals gebunden bei Erkältung). Ne Hosse wodde bruukt as Schweetwulle. → Saltlappen
schwelgen schwelgen, üppig leben
Schwell m. (Schwells) Schwellung (bes. vom Euter vor u. nach dem Kalben). De Koh häff Schwells in't Geer. → Schwellsel
schwellen, schwillen (schwellt; schwoll, schwollen; schwollen) 1. schwellen. Den Hals schwillt. • Daor is em abber 'n Kaom schwollen (Er wurde stolz, eingebildet).
2. Gewitterwolken bilden. Et schwellt so (van under up) (Ein Gewitter bildet sich).
Schwellenbrügge f. (Wes, Vr, St, Sü) Brücke über einen Graben (aus Eisenbahnschwellen)
Schwellsel n. Schwellung (bes. vom Euter vor u. nach dem Kalben). In dat Geer, daor sitt Schwellsel in. → Schwell
schwelmerig schwül, feucht. Et is so schwelmerig in de Lucht.
Schwemm- auch: Schwömm-
schwemmen 1. schwömmen (Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) (schwemmt; schwomm, schwommen; schwommen) schwimmen. He schwemmt in't Geld (ist sehr reich). → Baadebuxe, Fett.
Zs.: frij-, wegg-
schwemmen 2 überfluten, überschwemmen.
Zs.: wegg-
Schwemmer m. Schwimmer. Hooge Klemmers un deepe Schwemmers, de weerdt nich old (Deepe Schwemmers un hooge Springers wääd selten old).
Zs.: Rügge-
Schwemmliene f. Schwimmleine am Fischnetz. → Kork-, Lootliene, Trecknett
Schwemm-mester m. Bademeister
Schwemmsand m. feiner, nasser Sand; Treibsand. → Sinkelsand
Schwemmsteen m. Bimsstein
Schwengel m. Schwengel; Klöppel. ne Schwengel an'n Püttenboom.
Zs.: Pumpen-, Pütt(en)-
Schweppe, Schwepp(en)- → Schwöppe, Schwöpp(en)-
Schwester f. Ordensschwester, Krankenschwester, -pflegerin; Nonne. → Nunne.
Zs.: Bääd-, blaue, Klooster-, Kranken-, schwatte, weltlike, witte
Schwesternschotte, -schötte f. Schürze der Krankenschwester
Schwewwel, Schwewwel-, schwewweln → Schwääwel, Schwääwel-, schwääweln
Schwicht, Schwich f. (Schwichten) Schwarm, Schar; Gruppe; Rudel. ne Schwicht Fasaanen. ne ganze Schwicht Höhner. → Drubbel, Kette, Koppel f., Rieste, Schwarm, Tropp
schwichtenwiese scharenweise
schwiegen (schwigg; schweeg, schweegen; schweggen) schweigen. He schwigg leewer un däch sik sien Deel. He schwigg (sagt nichts, ist verschwiegen). Well heet ääten kann, kann ook schwiegen. Waor'm nix van kennt, daor sall'm to schwiegen (Wovon man nichts versteht, davon soll man nicht reden). Dat Praoten, dat lährt se wall, maor dat Schwiegen höllt schwaor. He geht dedöör un schwigg (Er nimmt feige Reißaus). → Baord 1, Häbberecht, haia.
Zs.: stille-
Schwieger 1 m. wer schweigt. → öwwerhaalen
Schwieger 2 m. Schwager, Verwandter. De häff nich Schwieger nich Geld! (arm u. ohne Verwandte).
Schwiegerdochter f. Schwiegertochter (mod.). → Schoondochter
Schwiegermoo(de)r f. Schwiegermutter
Schwieger-ölders (Pl.) Schwiegereltern
Schwiegersönn m. Schwiegersohn
Schwiegervaa(de)r m. Schwiegervater
schwiemelig, schwiemelik schwindelig, taumelnd. Et wodden mi ganz schwiemelig. → düüselig, schwummelig
Schwien n. (Schwiene; Schwienken) 1. Ferkel (Vr, Ge, alt). → Farken.
2. Schwein. En gudd Schwien frett alls. → blank, Jungen, Käärl, Kodde, Ledder, Pugge, schmächtrig.
Zs.: Faasel-, Lööper-, Mäste-, Schlacht-, Wild-, wilde
Schwiene-aal(t)e f. Jauche von Schweinen
Schwiene-aos n. böse, gemeine Person
Schwienebäär, -beer m. verschnittener Eber. → Farkensbäär
Schwienebeen n. Schweinebein, -pfote (Das Fleisch wird für Sülze verwendet.)
Schwieneblaose, Schwiensblaose f. Schweineblase (Nach dem Schlachten wurde die Blase stramm aufgeblasen u. getrocknet, für verschiedene Verwendungszwecke, z.B. für Schwartemagen, als Tabaksbeutel od. aufgeblasen als Fußball für Kinder gebraucht; frisch über das Lärminstrument, → Fuckepott, gespannt). → Blaose, Farkenblaose, Football, Tabaksbüül, Waaternaod
Schwienebölleken (Ge) Schweinepfote, Eisbein
Schwienebrao(de)n m. Schweinebraten. Schmacht driff't drin, un wenn't ook Schwienebraoden is!
Schwienebunge f. Transportkasten für Schweine
Schwienebuuk m. Schweinebauch
Schwienebuur m. Bauer, der sich auf Schweinezucht spezialisiert hat
Schwienedießel f. (Vr) Ackerdistel, Gänsedistel. → Gansedießel
Schwienedreet m., -driete f. Schweinekot
Schwiene-emmer m. Schweineeimer (Abfalleimer für Essensreste). → Foor-, Otte-emmer, Schwienetunne
Schwiene-er(ap)pel m. Schweinekartoffel (zum Verfüttern, kleine Kartoffelsorte, im Ggs. zu → Äät-erappel). → Erpelmölle
Schwien-eggel m. Schmutzfink, Schmierfink, wer schmutzige Witze erzählt. Dat bünt proppere Schwien-eggels (z.B. Kinder, die sich schmutzig gemacht haben, iron.).
schwien-eggelig schmutzig, unsauber, unordentlich
Schwienefaalte f., -faalt m. Schweineauslauf (vor dem Schweinestall)
Schwiene-fangen Hilfe bei der Geburt der Ferkel. → Puggen-wahrn
Schwieneflees, -fleesk n. Schweinefleisch
Schwienefoor, -fuur n. Schweinefutter
Schwienehaamer m. Holzhammer zum Betäuben des Schlachtschweins
Schwienehaor n. Schweineborste (Die Borsten wurden z.B. in den Kalkputz für Deckenbewurf gemischt, wurden zu Bürsten od. Pinseln zusammengebunden). → Pliesterdecke, Spalierlattenputz
Schwienehööder m. (St, Sü, Bor, Rae, Rh, Bo) Schweinehirt
Schwienehuus n. Schweinehaus. → Farken-, Koddenhuus, Puggenspieker
Schwienejunge m. Schweinehirt
Schwienekaore f. Transportwagen für Schweine
Schwienekaste(n) m. Transportbehälter für Schweine
Schwieneklamme(r) f. Nasenklammer für Schweine. → Klammen
Schwienekloue f., -kläönken (Vr, St, Sü, Ge) Schweinepfote (wird beim Schlachten abgezogen, → Schoh)
Schwieneköcke(n) f. Futterküche (Raum, in dem das Viehfutter gekocht wurde; beim Schlachten wurde dort Wasser erhitzt u. Wurst gekocht; auch Backraum). → Pottkaamer, Vehköcken
Schwienekööper, -kooper m. Schweinekäufer (Zwischenhändler)
Schwienekopp m. Kopf vom (geschlachteten) Schwein
Schwieneköttel m. Schweinekot
Schwienekoue f. Transportkasten aus Latten für ein großes Schwein. → Farkenkoue
Schwieneleer, -läär n. Schweineleder
Schwienelidd n. verstellbare Klappe über dem Futtertrog im Schweinestall. → Farkenlidd, Koddenschläägel, Schlagg m., Schüüwer
Schwieneloop m. eiliger Lauf, in der Wendg. in'n Schwieneloop. → Hohnerloop, Schwiensgalopp
Schwieneloop "Schweineauslauf" → Schwiene-uutloop
Schwienemajoor m. "Schweinemajor", im Abzählvers. → Käiser
Schwienemästerij f. Schweinemast
Schwienemest, -mess m. Schweinemist
Schwienemiege f. Schweinejauche, -urin
Schwienenatt n. Suppe aus Schweinefleisch
Schwienepääper m. Schweinepfeffer, Ragout aus Schweinefleisch (Gericht, das am Schlachttag bereitet wird)
Schwienepääserik, -pesserik m. Geschlechtsteil des Ebers
Schwienepoote f., -pöötken Schweinepfote, unteres Eisbein
Schwienepries m. Schweinepreis
Schwienepröffken getrocknetes Schweinefutter, gepreßtes Trockenfutter. → Pröffkesfoor
Schwienepuckel m. grobe, unangenehme Person
Schwieneschepper m. Schöpflöffel für gekochtes Schweinefutter (Napf mit Stiel). → Farkendudden, Scheppnapp
Schwieneschlagg m. verstellbare Klappe über dem Futtertrog im Schweinestall. → Schwienelidd
Schwieneschmolt n. Schweineschmalz
Schwieneschnuute f. Schweineschnauze
Schwieneschott n. Schweinestall
Schwienespeck n. Schweinespeck
Schwienespieker m'n. Schweinehaus mit Halbkeller
Schwienestall m. Schweinestall. → Maiken
Schwienestämper m. Stampfer für Schweinefutter
Schwienestatt m., -stättken Schweineschwanz
Schwienestrübbe, -strubbe f. Schweineborste. → Schwienehaor
Schwienesump m., -sümpken Futtertrog für Schweine
Schwienesuppe f. Suppe aus Schweinefleisch
Schwienetöns m. Antonius der Einsiedler (wird bei Schweineseuche angerufen). → Ammeloe, kollen Töns, Miege-, Pisstöns
Schwienetrogg m. Schweinetrog
Schwienetunne f. Faß für Schweinefressen (mit Essensresten). → Drangtunne, Schwiene-emmer
Schwiene-upschlagg m. verschiebbare Klappe über dem Futtertrog im Schweinestall
Schwiene-(uut)loop m. Auslauf für Schweine
Schwienewäide f. Schweineweide. de Farken met de Sogge in de Schwienewäide jaagen
Schwiensblaose → Schwieneblaose
Schwiensgalopp m. eiliger Lauf, in der Wendg. in'n Schwiensgalopp (loopen) (sehr schnell, eilig). → Hohnerkadraff, Kadraff, Schwieneloop
schwienshalwen Kopp m. (Ge) halber Schweinekopf. → halwen Kopp
Schwill n. (Schwills) Schwiele, verhärtete Haut. De hä'en mähr Schwill up'n Maagen (vertrugen stärkere Kost). Een nao'n andern met staonde Waage giff Druck up de Blaose un Schwill up de Maage (von der schweren Erntearbeit). De Stadt-arbäiders häbbt Schwill vöör'n Buuk van'n Schüppenstell (haben Schwielen vor dem Bauch vom Spatenstiel; sie gelten als faul). He häff kinn Schwill up de Boste (ohne Finanzkraft). → Bürokraat, Schuuw
Schwillbast, -bass m. robuste, unempfindliche Person; wer alles ertragen kann
schwillen → schwellen
schwillig 1. klebrig, lehmig; glitschig. schwillige Grund (nasser Boden, Moorboden).
2. zäh. Dat Leer is hatt schwillig.
Schwillknubbel m. Schwiele, verhärtete Haut. Schwillknubbel under'n Foot
Schwills m. unzuverlässiger Kerl, Drückeberger, Tunichtgut; Trinker. Du ollen Schwills van ne Käärl!
Schwindel, Schwinnel m. 1. Schwindel, Ohnmachtsanfall.
2. Betrug, Täuschung
schwinden, schwinnen (schwindt; schwunn, schwunnen; schwunnen) schwinden, weniger werden. → krimpen, schrumpen
schwindelig, schwinnelig schwindelig. → schwummelig
Schwindler m. Schwindler
Schwindsuch(t) f. Schwindsucht. Daor sitt de Schwindsucht in de Pöste (im Haus, in der Familie). → Blood-spijen, Tehringe, Wääwerskrankhäid.
Zs.: galoppeernde
schwindsüchtig schwindsüchtig
Schwindsuchtshuus n. Haus mit einer Tb-kranken Familie
Schwinge f. (Schwingen) Flachsschwinge (Gerät, mit dem gebrochene Flachsbündel von Holzresten gereinigt werden)
schwingen (schwingt; schwung, schwungen; schwungen) 1. schwingen.
2. Flachs mit der Flachsschwinge von Holzresten reinigen
Schwinnel, schwinneln → Schwindel, schwindeln
Schwippschwaoger m. Ehemann der Schwägerin
Schwippschwäögerin f. Ehefrau des Schwagers
Schwips m. Schwips, kleiner Rausch
Schwöidelböis n., -böisken alte Jacke für den Kneipenbesuch. He häff vandaage dat Schwöidelböisken an (hat keine Lust zur Arbeit, möchte feiern). → Suupjässken
Schwöideler(t) m. wer schwankend geht
schwöidelig, schwöidelik benommen, schwindelig, taumelnd
schwöideln wanken, schwanken, schlenkern, schwingen. De Bööme schwöidelt in'n Wind. De Kaore schwöidelt. He is weer an't Schwöideln (macht z.B. einen Kneipenbummel, ist angetrunken). → schwaien, schwuttken
Schwoof m. Tanz
schwoofen tanzen, zum Tanz gehen. → schoofeln 2
schwöörn (schwöört; schwoor, schwoorn; schwoorn) schwören. → Häärgott
Schwöppe. Schweppe (Wes, Ot, St, Sü, Ge, Ra, Hei) f. (Schwöppen; Schwöppken) 1. Peitsche, Pferdepeitsche. Dat Peerd krigg wat met de Schwöppe öwwer'n Balge. döör de Schwöppe danzen laoten (verprügeln). → Fohrmann, Garre, Karabaatske, Kassjoone, knappen, Pietske, Schnacke, Schwung.
2. Windstrebe, Windrispe (an der Innenseite der Sparren zur Stabilisierung des Daches gegen Winddruck). → Schwöppenfeere.
Zs.: Trill-
Schwöpp(en)- auch: Schwepp(en)-
Schwöppendanz, -daans m. (St, Ra, Bor, Hei) Auspeitschen (schwere Bestrafung)
Schwöppenfeere, -fäär(e) f. Windstrebe, Windrispe unter den Dachsparren. → Windschweepe
Schwöpp(en)hemd n. (Vr, Sü, Ge, Bor) Hemd, das der Kutscher des Brautwagens als Lohn bekam (Er mußte dreimal mit der Peitsche knallen). → Kistenwaagen-föhrn, Knapphemd
Schwöpp(en)-näägel, -naagel m. langer geschmiedeter Eisennagel für die Windstreben am Dach (fünfzölliger Nagel)
Schwöppenschlagg m. 1. Peitschenschnur.
2. Peitschenschlag
Schwöppenstell, -en m. Peitschenstiel, Rute (ca. 2 m lang, oft aus Wacholderholz)
Schwöpphemd, -näägel → Schwöppenhemd, -näägel
schwörmen → schwarmen
schwott, schwott-, Schwottsel, schwottseln → schwatt, schwatt-, Schwattsel, schwattseln
Schwuck m. in Wendungen wie ne Schwuck in't Gatt häbben (lebhaft, wendig sein, → Pääper). Daor sitt kinn Schwuck achter. → Fuck
Schwuck-appel m. oberirdische Samenkapsel der Kartoffel. → Schwuck-erappel
Schwucke f. (Schwucken) biegsamer Stock; federnder Peitschenstiel; bewegliches biegsames Rohr der langen Pfeife
Schwuckebääse, -beer(e) f. oberirdische grüne Samenkapsel der Kartoffel. → Schwuck-erappel
schwucken schaukeln, hin- u. herbewegen; federn, schwingen; schwanken, taumeln. De Bööme schwuckt in'n Wind. Wenn den Boom te lang öwwer't Ächterstell häng, dann schwuckt he (Wenn der Baum beim Transport zu lang ist, wippt er u. beschädigt den hinteren Wagenteil). He schwuckt met de Garre (Er schwingt die Rute). Daor schwuckt he hen (schwankende Gangart, wobei der Oberkörper hin- u. herfedert). Pass up, dat dat Kind nich schwuckt (mit dem Rücken schwingt, beim Tragen eines Säuglings). → öwwerschwucken, schwaien, upschwucken, wappken
Schwuck-er(ap)pel m. oberirdische grüne Samenkapsel der Kartoffel. Schwuck-erpel gooien (Kinderspiel: Die Früchte wurden auf einen spitzen Stock aufgespießt u. weggeschleudert.)
Schwuckepiepe f. Tabakspfeife mit biegsamem Mundstück
Schwuckstock m. elastischer, biegsamer Stock. → Schwucke
Schwuckstück n. beweglicher, biegsamer Teil der langen Pfeife
schwülken sich zusammenballen. Dat schwülkt so (Wolkentürme bauen sich auf vor einem Gewitter).
schwülsken → schülsken
schwummelig taumelnd, schwindelig, unsicher, unwohl. Ik föhl mi so schwummelig. → schwiemelig, schwindelig, schwöidelig
Schwung m. Schwung. Nu kümp Schwung in de Saake, sagg de Düüwel, dao hä"e he Gotts Waord an de Schwöppe" → Danz.
Zs.: Üm-, Up-
Schwungradd n. Schwungrad (schweres Rad an Maschinen). ne Bandsaage met'n Schwungradd un twee Dräiers
Schwungseel n. Schwungseil
schwuts(k)en (Vr, St, Sü, Ge, We, Ra) 1. eilig laufen, vorbeieilen; (zu) eilig arbeiten, etw. schnell erledigen. → wutsken.
2. von einer Kneipe zur anderen gehen; ein liederliches Leben führen. → schwuttken
Schwuts(k)ert m. (Vr, St, Sü, Ge, We, Ra) 1. wer schwerfällig, ungeschickt geht. Ne Schwutskert, de löpp haakig.
2. wer ein liederliches Leben führt, Nichtsnutz, Trinker (wer von einer Kneipe zur andern geht). → Schwadden
schwuttken (Ge, We, Ra) viel unterwegs sein; von einer Kneipe zur andern gehen. → schwadden 1, schwöideln, schwutsken
se (betont mit langem e) sie. He häff't nich edaon, maor se. Daor bünt se weer. → ähr 1
Sebastjan PN Sebastian
sebben, sebben- → sewwen, sewwen-
secker, Seckerhäid → seeker, Seekerhäid
Seckgröss, Seggengröss n. (Wes, Ot, Vr, St) Pfeifengras, zähes, buschartig wachsendes Gras (wurde für Bienenkorbummantelung benutzt). Waor Seckgröss was, daor droffs met't Peerd nich kommen (dort versank es im Moorboden). → Meddel, Meddel-, Piepengröss, Plaggenheed, Segge
Seck-knuuw m. (Ot, Vr, St) Büschel von Pfeifengras in der Weide (wo ein Kuhfladen lag)
Seckpoll m. (Wes, Ot, Vr, St) Büschel von zähem Gras in der Weide (wo ein Kuhfladen lag). → Köttelpoll
Secktuuw m. (Wes, Ot, Vr, St) Büschel von Pfeifengras in der Weide; zähes, buschartig wachsendes Gras
Sedella → Seradella
See m. (See-en) See; Wasserlache. Daor steht ne See an'n Wegg (z.B. große Pfütze). → Kolk
Seefa, Seefken PN Josefa. → Joseefa, Soffie
Seegerkeggel, -keegel m. Segerkegel (Schmelzkegel im Töpferofen zur Bestimmung der Brenntemperatur). Den Seegerkeegel is follen (Die Brenntemperatur ist erreicht, weißglühende Flamme). → Prööweschaord
seek (Vr, Ge, We, Ra, Bor); siek (Rh, Bo) krank, abgemattet; müde, zerschlagen. → süchtig 2
Seekde (Vr, Ge, We, Ra, Bor); Siekde (Rh, Bo) f. Krankheit; Kränklichkeit. → Kränkde, Krankhäid, Sucht.
Zs.: Loop-, Veh-
seeker, secker, sääker vorsichtig, bedächtig, bestimmt. Wat is't 'n seeker Männeken! (übervorsichtig, bedächtig). De kümp daor so seeker an (so bedächtig, förmlich). → sicher
Seekerhäid, Seckerhäid, Sääkerhäid f. Vorsichtigkeit, Bedächtigkeit
Seel n. (Seels, Seele; Seelken) 1. Seil. Daor häng weer een an't Seel (Well häbbt se nu an't Seel) (wenn die Totenglocke läutet, → Doodenklocke, Klocke). De Frou wullen se em an't Seel doon (die Frau aufschwätzen, → Band, leenen). He legg sik daorföör in't Seel (Er strengt sich dafür an, "legt sich ins Zeug", → Frett, Sellen). Se ha. em wat in't Seel daon (leggt) (Sie hat ihn eingeengt, geärgert). Seel up (Gao up't Seel)! (Auf den Platz; Befehl an Kühe beim Eintreten in den Stall). nääbenbi noch wat in't Seel häbben (fremdgehen, → Adresse, Dööre).
2. Seelken (Seilchen als Mädchenspiel). → Schooltaske.
Zs.: Ächter-, Anker-, Brems-, Buuk-, Buusken-, Draod-, Garwen-, Hanf-, Höi-, Hölk(e)-, Klocken-, Kopp-, Krüüs-, Kunt-, Schaa(n)ßen-, Schwung-, Stäiger, Stroh-, Waagen-
Seele, Sääle f. (Seelen; Seelken) 1. Seele. Se weern een Hatt un eene Seele. Wu kümp den Düüwel bi de Seele? (Wie ist das nur möglich). Dann is de Seele nao de Fabrick hen (wenn Porzellan zerbricht). → arm, Häär, Hemmelfahrt, Liew, schmeerig, versääten.
2. Mittelfaden, Innerstes eines Seiles (Vr, St, Hei, Bo).
Zs.: Liew-un-, Mensken-
seelen seilen, festbinden. → leenen
Seelen- auch: Säälen-
Seelen-amt n. Seelenamt; Totenmesse
Seelenhäil n. Seelenheil. De leet sik wat gefallen föör't Seelenhäil.
Seelenmisse f. Seelenamt; Totenmesse
seelenvergnöögt sehr vergnügt
Seelenwörmer m. Unterziehmieder (scherzh.). → Liewken
Seeler m. (St, Sü, Bor) Seiler. → Touschlääger
seelig → sellig
Seelken-schlaon Seilschlagen (Mädchenspiel). → Lienken-, Töikesschlaon
Seelken-spannen Hochzeitsbrauch: ein Seil spannen, um den Hochzeitszug aufzuhalten; der Weg wird z.B. mit Schnaps freigekauft. → Lienken-spannen
Seelken-springen Seilchenspringen (Mädchenspiel). → Lienkenspringen
Seelrulle f. Seilrolle (z.B. des Dachdeckers am Flaschenzug)
Seepaol m. Rammpfahl (als Hafenbefestigung), langer angespitzter Holzstamm. Holt to Seepäöle nao Holland verkoopen
Seepe f. Seife. Well de Seepe häff, wasket sik 't eerste (Ausnutzen einer Stellung, Ra, → dicht, Krüüs, Wijwaater).
Zs.: bruune, Fett-, grööne, Kern-, Ruuk-, Sand-, Scheer-, Schmeer- , Stück-, witte
seepen 1 seifen, einseifen
seepen 2 (Ge, We, Ra, Wei) sickern; triefen
Seepenback m. Seifenschale, -näpfchen (meist Blechschale zum Aufhängen)
Seepenblaose f. Seifenblase. Seepenblaosen puusten. → Schuumblaose
Seependööse, -doose f., -döösken Seifendose
Seepenflocken (Pl.) Seifenflocken (geraspelte Kernseife). → Fettloogenmähl
Seepenkäärl m. Hausierer, der Seife, Besen, Schrubber u'a. verkauft
Seepenkreemer, -kräämer m. Hausierer mit Seife u'a.
Seepenlooge f. Seifenlauge
Seepen-näppken 1. Seifenschälchen (z.B. Porzellanscherbe).
2. unsaubere od. zu stark herausgeputzte Frau
Seepenpulwer n. Seifenpulver, Waschmittel. → Waskpulwer
Seepenschöörken 1. Seifenschälchen (z.B. Porzellanscherbe).
2. unsaubere Frau
Seepenschuum m. Seifenschaum
Seepensteen m. Seifenstein, Ätznatron
Seepenwaater n. Seifenwasser
Seepenwottel f. Seifenkraut (Nelkengewächs; Heilkraut). → Mäidenkruud
Seep-ssoppe(n) m. Schmierseifenlauge
seer (Vr, Ra) weh, in der Wendg. seer doon (weh tun, schmerzen). Den Buuk dööt mi seer. → Riespapp, weh
Seers (Pl.) Einlagerungen im Fett des Dünndarms (Abfall). → Plückefett
Segge f. (Seggen) Pfeifengras. → Seckgröss
Segge "Ziege" → Ssegge
seggen "sagen" → säggen
seggen "ärgern". sseggen
Seggengröss → Seckgröss
sehn (süht; soog, soogen; sehn) sehen. Ik häbb'n all dree Wääke nich esehn. Dat krieg we wall te sehn! (Das wird sich herausstellen). So. ih sehn, un so is't ook kommen! (Das mußte so kommen). Ik kann'n nich sehn vöör de Oogen (Ich kann ihn nicht ausstehen). Daor seh'k di wall föör an (Das paßt zu dir; das schaffst du wohl). Sühste wall! (Siehste). Seh-to (Süh-to)! (Abschiedsgruß). sehnder Ooge (zusehens; offensichtlich). → blind, Brood, dien, glöönig, häbben, Hacke 1, Haorn, henkieken, kommen, können, Ooge, ruuken, Spook, underfinden, wied.
Zs.: weer-
Sekte f. (Sekten) Sekte; andersgläubige, verächtliche Gesellschaft
Sekunde, Sekunne f. (Sekunden) Sekunde. Wocht äs ne Sekunne!
seküür, si´üür genau, gewissenhaft; pedantisch. .n seküür Määske (nimmt es sehr genau). He will't ganz seküür wetten (ganz genau wissen). Dat kann'k nich seküür säggen (nicht sicher). He is seküür up sien Warktüüg (achtet genau auf sein Werkzeug). Ik mott seküür te Warke gaon (vorsichtig arbeiten). Lääwerwoste mott ik ganz seküür up-passen, dat de nich kaputtkockt. → akraot, fien, genau, propper
Seküürigkäit, Siküürigkäit f. Genauigkeit
selääwen, selääben(t), solääwen(t) "Zeit seines Lebens", in Wendungen wie selääwen nich (niemals). De Huusdöör woll selääwen nich schluuten. Dat häbb wi selääwen nich daon. Dat is solääwent nich vöörkommen! (noch nie). → Lääwen, melääwen, tiedlääwens, vanselääwen.
Zs.: all-, van-
selääwe(n)daags, -daggs in der Wendg. selääwendaggs nich (niemals). → melääwendaags.
Zs.: all-, van-
Sellen. Söllen (We, Ra, Bor, Hei) m. (Sellens) Sielengeschirr, Brust- od. Blattgeschirr des Zugpferdes. den Sellen maaken (Geschirr anfertigen, Sattlerarbeit). De Peerde mochen döör'n Sellen kieken (wurden angespannt, mußten arbeiten). • Se ha 'n Sellen all froh an (mußte schon als Kind arbeiten). • He geht noch stramm in'n Sellen (kann noch tüchtig arbeiten). sik in'n Sellen leggen föör (sich einsetzen für, → Seel). • He kann an alle Sellens trecken (Er kann alles mögliche). • Man mutt immer in'n Sellen in bliewen (Man muß immer in der Übung bleiben). • He is in'n Sellen storwen (in der Blüte des Lebens, bei der Arbeit). → afstrieken, Bladd, Bostbladd, Tüüg.
Zs.: Bladd-, Buck-, Haamer-, Hamm-, hoogen, Kopp-, Nacken-, Peerde-
Sellen- auch: Söllen-
Sellenleer, -läär n. Geschirrleder
Sellenreemen m. Rückenriemen am Pferdegeschirr
Sellerie f. Sellerie
sellig, säälig, seelig 1. selig. → Arwe m.
2. verstorben. Mooder sellig. mien Vaader selliger (bereits verstorben). Dat is 'n Beld van mien Mooder sellig. Du büs ook kinn Kind van de säälige Frou (Du bist auch kein Stiefkind, wirst auch nicht schlecht behandelt).
Zs.: arm-, glück-, möh-, praot-, reed-, soom-, un-
selten 1. selten. • Dat is 'n selten Glück, ne Ponni ('n Froumäänsk) aone Nück (ohne Launen). → Foss, fossig.
2. ungewöhnlich, ungeheuer. ne selten starken Käärl (besonders stark).
3. seltsam. → raar
Seltenhäid f. Seltenheit
selwe → datsölwe, desölwe
selwfeddig, Selwkante → sölwfeddig, Sölwkante
selws, selws- → sölws, sölws-
Semmel m. Kleie (ausgesiebt, wurde für Brot u. Pumpernickel verwendet). → wäiten.
Zs.: Bookwäiten-, Roggen-, Wäiten-
semmen, semmen- → sewwen, sewwen-
semmßig, semmzig → sewwentig
Senge f. (Vr, Rh) Prügel. He häff Senge kreggen.
sengen sengen, anbrennen. de Feeren sengen (bei Geflügel nach dem Rupfen). → af-flämmen
Senkblij n. Senkblei (am Fischnetz)
Senke f. (Senken) 1. Senke, Bodenvertiefung.
2. kleines Senknetz. → Tüütebelle
senken senken
Senker m. (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Rae) Ableger einer Pflanze
Senkloot n. Senkblei
senkrech(t) (Vr, St, Sü, Ge, Hei, Bo) senkrecht. → loot-, scheetrecht
Senne f. (Sennen) Sehne
sennig sehnig
separaot, sepraot getrennt, separat. De Appel moch'm separaot leggen.
September m. September
Seradella, Sedella f. Serradella (Zwischenfrucht, Futterpflanze, ähnlich wie Spörgel)
sergeln, sörgeln (Vr, St, Sü) Wandung eines Gefäßes auf der Töpferscheibe aufziehen
Serschant, Schersant m. (Serschanten) Schutzmann, Polizist. → Schandarm
sess sechs. → satt
sess-eckig sechseckig
Sessel m. Sessel. • Nen old Määnske in'n Sessel un 'n Küüken in't Föörstöwweken, dat is verkährt (Bo). → Aorn-, Arm-, Backen-, Bessvaader-, Gemack-, Lönn-, Sorgenstohl.
Zs.: Backen-, Korw-, Plüüs-
Sesselstohl m. Sessel
Sess-ender, -enner m. Sechsender
Sesskant(e) f. Sechseck
sesstehn, -tien sechzehn
sesstig sechzig
sesstöllig sechszöllig. sesstöllige Raa (Räder mit sechszölligen Felgen)
Sess-ührken Mahlzeit um sechs Uhr
Sesswääksken sechs Wochen altes Tier (z.B. Ferkel, Kalb)
Sesswääkenkalw n. Kalb von sechs Wochen
Sesswääkenkatte f. Katze von sechs Wochen
Sesswääkenkodde f. Ferkel von sechs Wochen
Sett m. (Setten; Settken) Weile, kurzer Zeitraum. We satten noch ne Sett bi't Föör. Et häff ne ganzen Sett düürt (Es hat lange gedauert). Et was ne heelen Sett verledden (eine lange Zeit her). Et häff blooß 'n kott Settken räängt. Met Settkes schient de Sünne (zeitweilig). alle Settkes (alle Augenblicke). → Tuur
Sette f. (Setten) Aufrahmschüssel, Milchschüssel. → Melksette, Schmandbecken.
Zs.: Haasen-, Melk-
Sett(e)kloot, Settelkloot (Ot, Vr, St) m. hölzerner Setzkreisel für Jungen. → Hack-kloot
Setteliene f. (Vr, St, Ge, Ra, Rae) 1. Treibriemen am Spinnrad.
2. Schnur zum Antreiben des Kreisels. → Drillkloot
Settelkloot → Settekloot
setteln 1. mit einem Treibriemen antreiben.
2. spulen (in der Spinnerei).
3. mit dem Holzkreisel spielen
setten (sett; satt, satten; satt) setzen, hinsetzen. en Huus setten (ein Haus bauen). Et sett sik noch nix (Es tut sich noch nichts, keine Anzeichen). sik setten (sich hinsetzen, mod., → sitten). → Koffie, Kolleraawe, Latte, Riem, Saagetand, Spoor n., teggen-an, teggen-up, Tuun.
Zs.: Boggen-, Böömkes-, daale-, fast(e)-, krumm-, lieke-, stille-, terechte-, wegg-
Setter m. 1. Topf zum Kaffeekochen, kupferner Kaffeetopf (im Herdfeuer). → Koffiesetter, Muddion, Schmudde.
2. Schöpfgerät.
3. Setzling.
Zs.: Af-, Bütte-, In-, Knocken-, Koffie-, Kribben-, Ommen-, Saagen-, Under-, Up-
Setterken (Bor) Bügeleisen mit abnehmbarem Griff. → Striek-ieser
Settewaater n. (Sü, We, Bor, Rae) Brühe (Wasser, in dem Fleisch gekocht wurde). Lääwerwoste deen se van Settewaater maaken. → Fettwaater
settewiese zeitweise
Settkloot → Settekloot
Settlerij f. Spulerei (Abteilung der Spinnerei)
Settpinn m. (St, Sü, Ge, Bor, Rae) Setzkreisel für Jungen. → Settekloot
Settpinnliene f. Schnur zum Antreiben des Kreisels. → Setteliene
Settwaoge f. Setzwaage (dreieckige Waage mit Wasser, früher statt Wasserwaage benutzt, Werkzeug des Schreiners, Zimmermanns)
Sewwe n. (Sewwen; Sewweken) Sieb, Mehlsieb (aus Roßhaar od. feinem Draht). Se doot et groote Sewwe daor-öwwer (Sie sind nicht kleinlich). • De melkt in't Sewwe (arbeitet vergeblich; ist dumm). • He sijt in't Sewwe (ist unehrlich). → fien, groff.
Zs.: Bookwäiten-, Haawer-, Haor-, Koffie-, Mähl-, Melk-, Saod-, Wottel-
sewwen durchsieben. → sichten, sijen
sewwen, sebben, semmen. söwwen (Bo) sieben. → Blaag, dreemaol, Droppen, Eeke, Gesicht, Hielken, Hook, Hosse, Kaspel, Määrt, Spier
sewwen- auch: sebben-, semmen-, söwwen-
sewwenjäörig, -jaorig siebenjährig. → dattigjäörig
Sewwenmääker, -maaker m. Siebmacher
Sewwensaaken (Pl.) Siebensachen
Sewwenschläöper m. Siebenschläfer (27. Juni, gilt als Tag, nach dem das Wetter für die nächsten sechs Wochen vorhergesagt wird)
Sewwenschläöperdagg m. Siebenschläfertag, 27. Juni
sewwentehn, -tien siebzehn
sewwentig, sewwenzig, semmßig, semmzig siebzig
's Harws → Harwst
siamoosen aus Siamosenstoff
Siamoosenschotte, -schötte f. Schürze aus Siamosenstoff
Siamoosenstoff m. Siamosenstoff (gestreifter, durchgewebter glänzender Baumwollstoff, bes. für Schürzen u. Kleider). Siamoosenstoff föör'n blaugestriept Kleed. → Lüster
Sich → Sicht
Sichel f. Sichel.
Zs.: Däörnen-
sicher sicher. Ik was mi nich sicher. He is nich mähr sicher (kränklich, schwach). Du häs de Buckwäite nich ähr sicher, as wenn se in'n Buuk häs, sägg de Buur, daor feel em de Pannekooke in de Driete. → Aamen, Ringelduuwe, seeker, starwen.
Zs.: un-
Sicherhäid f. Sicherheit, Gewißheit. → Seekerhäid
Sicherhäidsnaodel, -naole f. Sicherheitsnadel (mod.). → Spelde
Sicherhäidspigge f. zusätzlicher Holznagel im Ankerbalken u. Pfosten, in der Balkenverankerung. → Schlott
Sicherhäidspinne f. (Rae) zusätzlicher Holznagel in der Balkenverankerung
Sicherhäids-spelde f. (Vr) Sicherheitsnadel
Sicht m., Sich (Sichte) Kniesense (zum Mähen von Getreide). → Roggen, Saiden.
Zs.: Bou-, Krumm-, Plaggen-, Sträinge-
Sicht f., Sich Sicht, Ausblick. Ik ha. de kinne Sicht up.
Zs.: Nao-, Öwwer-, Üm-, Up-, Uut-, Vöör-, Wied-
Sichtband n. Ring zum Befestigen der Kniesense
sichten sieben, seihen, durchseihen. döör de Hande sichten (durch die Hände rieseln lassen). Dat steht di as de Sogge dat Sichten (steht dir überhaupt nicht). → riesken 2, sewwen
Sichtenschnaod m. Stiel der Kniesense
Sied m'n., Siede, Sie, Sied, Siete f. (Sieden, Sieten) 1. Seite. De Wind kümp van't Sied. He keek mi so van de Sied an. Kaas nich äs up Sied kieken (zur Seite gucken). He kick uut de Sied (schaut zur Seite).Se kweemen van bäide Sieten (Verwandtschaft von beiden Seiten). Van miene Siete kümp dat nich (von best. Eigenschaften). Daor mutt wi us ne gudde Siete met hollen (ein gutes Verhältnis pflegen). Dat was an de Sied kommen (unmodern geworden). an't Sied maaken (wegräumen; beseitigen). De Eeke mutt an de Sied (muß gefällt werden). Wi willt dat ääben up Sied maaken (erledigen; beiseite schaffen). Holt up Sied maaken (z.B. Holz spalten u. stapeln). Wi willt de Pannen up Siete stellen (aufheben, aufbewahren). an ne Sied brengen (an't Sied doon) (beseitigen; umbringen). Dat Foor schleet up Sied (Das Fuder kippt vom Wagen). Gao up Sied! (Geh weg). Se geht lück in eene Sied (ist gehbehindert, → fallen). Jeeder-een häff siene gudde un schlechte Sieten. Moss di alltied ne losse Siet hollen (einen Ausweg frei halten, dich nicht binden). → Kante, öwwersied, stääken, Sünte Viet, verkehrt.
2. Speckseite. ne Siede Speck. → Mettwoste.
Zs.: Achter-, Af-, Biderhande-, Binnen-, Böwwer-, Bladd-, Buuten-, Deerns-, Flees-, Genn-, Gewwel-, Hott-, Jungs-, Koh-, Kronke-, Lang-, Mannslöö-, Mooder-, Müür(en)-, Naoderhand-, Narwen-, Nord-, Oste-, Öwwer-, Peerde-, Rääken-, Schatten-, Schlagg-, Speck-, Steern-, Straoten-, Striek-, Sünnen-, Süüd-, Teggen-, Twass-, Under-, Vaader-, Vöör-, Vöörder-, Weer-, West-, Wind-
sied in der Wendg. wied un sied weit u. breit. → breed, wiedsied
sied-af, -of abseits. → achter-afs, wied-af
Siedbredd, -dööre → Siedenbredd, -dööre
Siede f. Seide. ne Müske van Siede. • Daor spinn ik kinn Siede bi (Das bringt keinen Gewinn). → Düüwelsgaorn, schmee.
Zs.: Boom-, Halw-, Haor-, Moaree-, Näi-, Schimmer-, Taft-
Siede Seite → Sied
sieden seiden, aus Seide. ne siedene Pett (seidene Schirmmütze für Männer, Sonntagsmütze für den Kirchgang). en sieden Dook (dreieckiges Seidentuch für den Sommer, → Ümschlaggdook). Dat höng an'n siedenen Faaden.
Zs.: blau-, boom-, halw-, rood-, schwatt-, witt-
Sieden- Seiten- auch: Sieten-
Sieden-altaor m'n. Seitenaltar. → Hoog-altaor
Siedenband n. Seidenband (an der Tüllmütze)
Sied(en)bredd n. Seitenbrett (am Kastenwagenaufbau). → Siedenplanke
Sied(en)döör(e) f. Seitentür. → Frou, Nääben-ingang
Siedengaorn n. Seidengarn
Siedenkaamer f. Nebenraum, Nebenzimmer, das an die Küche grenzt (auch als alltägliche Wohnstube benutzt)
Siedenkappe f. Seidenhaube. → schansiert
Siedenkleed n. Seidenkleid
Siedenkoste, -köste f. seitliche Kruste, Randstück (von Brot, Kuchen). de Siedenkoste van't Brood. → Randstück
Siedenledder, -liere f. Seitenbrett, seitliche Leiter am Ackerwagen (paarig)
Siedenmüür(e) f. Seitenwand des Bauernhauses
Siedenpaorte, -purte f. Seitentür, -tor
Siedenpapier, -pepier n. Seidenpapier
Sied(en)planke f. Seitenbrett (zum Erhöhen des Kastenwagenaufbaus). → Biplanke
Siedenschipp n. Seitenschiff (in der Kirche)
Sieden-stääken, -stecken Seitenstechen (in der Milz)
Siedenstecke (Pl.) Seitensiche. → Miltstecke
Siedenstoff m. Seidenstoff
Siedenstraote f., -sträötken Seitenstraße, kleine Straße an der Seite des Hauses (als Fußweg, war meist aus Klinkern)
Siedenstück n. Seitenstück (z.B. am Schrank)
Siedentoog n. Seitensproß des Baumes
Sied(en)wand f. 1. seitlicher, äußerer Hufteil. → Binnen-, Buutenwand.
2. Seitentragrahmen des mechanischen Webstuhls
Siedenwegg m. Seiten-, Nebenweg
Siedenwind m. Seitenwind
Siedlampe f. kleine Wandlampe, Petroleumlampe (mit Glaszylinder u. Spiegel als Reflektor). → Bladd-, Hand-, Speegel-, Wandlampe, Ssilinder
Siedlöchte f. kleine Wandlampe für Petroleum
Siedlööper, -looper m. 1. stark zu einer Seite treibender Baum, im Ggs. zu → Rundlööper.
2. Einzelgänger (Vr). → Gottenlööper.
3. einschariger Einhandpflug (Bo)
Siedplanke → Siedenplanke
Siedschmaak m. Beigeschmack. → Bischmaak
Siedwand → Siedenwand
siek, Siekde → seek, Seekde
sieleern ins Silo bringen, einlagern
Sielo n. (Sielos) Silo (zur Einlagerung von gesäuertem Futter, kam um 1950 auf). → Miete 1.
Zs.: Gröss-
Sielogröss, -gräss n. Raigras (gröbere Grasart, für Silage geeignet). → Höigröss
sien sein. Jeeder-een föhlt dat Siene. Jeeden dat Siene un'n Düüwel nix (bei der Abrechnung). mien Mooder sien Schapp (Mutters Schrank). Dat is 't Siene (sein Eigentum). → Üm-de-siene
Sienas-appel m. (Vr, St, Sü, Rh, Rae, Bo) Apfelsine. → Appelsiene
Sienao, Sienäöken PN Gesina
sien(en)thalwen, -ben seinetwegen
sien(e)twäägen, -weggen seinetwegen
siensglieken seinesgleichen
siep(k)en nässen; hervorquellen. De Wunde siepket (→ hellig). Dat Waater siepket döör de Grund. → wellen 2
Sierup m. Sirup (mod.). → Rööwenkruud
siet seit (mod.). → sind. siet lange Tied. → Jaor
sietdeem, -dem seither, seitdem. → van
Siete, Sieten- → Sied, Sieden-
siet-to sofort; seitab, seitwärts
Siezer m. (Siezers) (Rh, Bo) Kugel aus dem Hals einer alten Seltersflasche (nahmen die Kinder als Murmel)
Sijdook m'n. Seihtuch (zum Durchseihen der Milch nach dem Melken). → Haorsewwe, Melkdook
Sije f. (Sijen) Seihtuch, Milchfilter.
Zs.: Melk-
sijen seihen, sieben. → Sewwe, sewwen, sichten
sik sich. Dat Lind geht in sik kaputt. He häff't Stöwweken föör sik (für sich allein, hat ein Einzelzimmer). He was so föör sik (war ein Einzelgänger). de Löö up sik (die Leute selbst). He häff dat so an sik (Es ist seine Eigenart).
siküür, Siküürigkäit → seküür, Seküürigkäit
Silwer, Sülwer n. Silber.
Zs.: Juudas-, Queck-
Silwer-, silwer- auch: Sülwer-, sülwer-
silwer-achtig silberartig, wie Silber
Silwerbladd n. Wildes Silberblatt
Silwerfisken Silberfisch (Kerbtier)
Silwergeld n. Silbergeld (große Geldstücke im Ggs. zu → Koppergeld)
Silwergeschmack m. Geschmack nach Silber. Dat häff ne Silwergeschmack (ist sehr teuer). → Geldgeschmack
Silwergrosken, -grossen m. Silbergroschen (altes Geldstück)
Silwerlääpel, -lääpel m. Silberlöffel
Silwerling m. Judassilberling, Mondviole. → Juudasdaaler
silwern, sülwern silbern. silwerne Bruudlachte (Hochtied) (Silberhochzeit). → golden
silwernen Boom m. Hochzeitsbrauch: Geldbetrag, den der Bräutigam an die Nachbarn zahlt (Am Tag vor der Hochzeit mußte die Aussteuertruhe der Braut vom Bräutigam ersteigert werden; der Preis wurde von den mitbietenden Nachbarn der Braut in die Höhe getrieben; am Sonntag nach der Hochzeit wurde der Erlös von den Nachbarn verzehrt.)
Silwerpäppel, -pöppel f. Silberpappel. → Wittpäppel
Silwersaaken (Pl.) Silbersachen
Silwerstück n. silbernes Geldstück
Silwester PN Silvester. → Ollejaorsaobend
Silwesterscheeten n. best. Brauchtum zu Silvester. → Ollejaorsaobend
simmeleern nachdenken, grübeln; leise vor sich hin sprechen. Daor is he faake met an't Simmeleern (Darüber denkt er oft nach). He simmeleert so'n bettken (erzählt z.B. Unsinn).
Simmi in der Wendg. Et giff Simmi! (Es gibt Schläge, zu Kindern).
Simöönken wer oft zweifelt. Dat is di 'n Simöönken!
simpel einfältig, leichtgläubig
Sims m. (Simse) Gesims. → Müüre
Simshoobel m. Gesimshobel
sind seit (alt). → siet. Sind gistern bün ik all hier. → wanneer
singen (singt; sung, sungen; sungen) 1. singen. De sungen monks up't Huus an (sangen auf dem Heimweg). Up eenmaol, dao gaff't wat Kläins, daor was't Singen an'n Ende (Da war die Freude aus). → flöiten, Leed 2, Liesdaorn, Lööning, morgens, Nachtigall.
2. ein singendes, pfeifendes Geräusch verursachen. Den Käätel singt. Dat Waater singt (Das Wasser siedet). → Sudde 1.
Zs.: Äier-, Nij-jaors-, Sünte-Matten-
singende Misse f. Hochamt; gesungene Messe. Räängt't sunndaggs under de singende Misse, is de ganze Wääke wisse. → Hoomisse
singensmaote nach Singen zumute. Us is nich singensmaote.
Singer m. Sänger; wer singt.
Zs.: Karken-, Koor-, Nij-jaors-, Vöör-
Singerij f. Gesang
Singmeese f. Singmeise
Singspöll n. Singspiel (Kinderspiel, Kreisspiel)
Singvoggel m. Singvogel. Wat ne spassigen Singvoggel (seltsame Person, Einzelgänger).
Sinkelsand m. (Vr, Sü, Bor, Rae) Treibsand, Fließsand. → Schwemmsand
sinken (sinkt; sank, sanken; sunken) sinken. • Gott lött wall sinken, apatt nich verdrinken.
Sinn m'n. (Sinne) 1. Sinn. Dat is mi noch nich in'n Sinn kommen! (Daran habe ich nie gedacht). Dat kann di doch nich in'n Sinn kommen (Das meinst du doch nicht wirklich; das ist unmöglich). Dat häff kinn Sinn (Verstand) (Das ist Unsinn). He dööt dat aone Sinn un Verstand. He sägg dat met Sinn un Verstand (bedächtig, bewußt). Lao we 'n Schluck drinken, dat we andern Sinns weern. Ik was noch wall Sinns, dat te doon (hatte vor, das zu tun). in'n Sinn häbben (vorhaben). Ik weet nich, wat se demet in'n Sinn häbbt. Sägg äs, wat häs in't Sinne? → egaal, Hööfd, kruus, teggen, Zweck.
2. in Wendungen wie Sinn häbben an (Lust haben auf). He ha. Sinn an Flees (mochte gerne Fleisch, hatte Appetit auf Fleisch). Ik häbb Sinn an'n (up'n) Köppken Koffie. He häff Sinn an Trouen (ist heiratslustig). Ik häbb de kinn Sinn an (Daor steht mi 'n Sinn nich nao) (Dazu habe ich keine Lust). Is dat nao dienen Sinn? (Ist es dir recht). Denne kaas't nich nao't Sinne maaken (Ihm kann man es nicht recht machen).
3. in der Wendg. met Sinne (metsinne) (langsam, allmählich, mit der Ruhe). Met Sinne mo'k nao Huus. Met Sinne lährt se't ook noch (allmählich, nach u. nach). Doo't met Sinne an (Doo't nao't Sinne an)! (Immer mit der Ruhe, Abschiedsgruß). → metgaar, sinnig.
Zs.: Blööd-, Licht-, Stump-, Teggen-, Un-
sinneern grübeln, nachdenken
Sinnerwegg m. (Vr, Bor, We, Rae) mit Kohlenschlacke befestigter Weg. → Asken-, Koll-asken-, Schlackenwegg
sinnig ruhig, sanft; gutmütig; bedachtsam, nachdenklich, vorsichtig. Peerde sinnig maaken (Pferde zähmen, → kattollsk). Den Hund is noch wall sinnig (gutmütig). He lött't sinnig angaon (arbeitet langsam, mit Unterbrechung). Föhrt sinnig! (Fahrt vorsichtig, Abschiedsgruß). Laot't sinnig gaon (Sinnig an)! (Immer mit der Ruhe, Abschiedsgruß). → Ruhe, Sinn, Waord.
Zs.: ächter-, blööd-, deep-, eegen-, licht-, sacht-, un-
Sippe f. (Sippen) Sippe. de heele Sippe
Sitt(e)-äärs m. ruhige, bequeme, langsame Person (mit "Sitzfleisch")
Sitt(e)bank(e) f. Bank, Küchenbank
Sittegatt n. ruhige, bequeme, langsame Person (mit "Sitzfleisch"). → Gatt, Stohl, Strohkäärl
sitten (sitt; satt, satten; sääten) sitzen. Gao sitten! Gaot sitten, Stöhle kommt faorts (Stöhle wädd't maakt) (Setzt euch, scherzh., → pütten, Stommen). Dat kaas in't Sitten doon (Dat is sittend te doon) (sehr leichte Arbeit). Ik hä' se in't Sitten doodschlaon konnt (heftige Ablehnung). So häff't sääten, säggt kläine Kinner (1. wenn etw. hinfällt, zerbricht. 2. "So war der Sachverhalt"). Dat Kleed sitt nich (paßt nicht). He häff eene sitten (ist betrunken). Daor is he drup sitten blewwen (z.B. zu teure Ware). Daor häff he Geld drin sitten laoten (Dabei hat er Geld verloren). He is drin sitten blewwen (stecken geblieben, z.B. beim Gedichtaufsagen). He häff de Deerne (met't Kind) sitten laoten. Daor sitt Waater in de Grund. Se satt vull Buttenpiene (hatte Rheuma). He sitt up den Hoff (Er wohnt auf dem Hof, → wonnen). De häff't nich gudd sitten (Er ist nicht ganz gesund). He häff't schlimm demet sitten (z.B. Der Gedanke geht ihm nicht aus dem Kopf). Sitten is gaar nich gudd föör olle Löö, de mütt´t an´t Loopen bliewen. Dat häbb wi de nich ansitten (Das können wir uns nicht leisten). → an, andoon, Bedde, Bichte, demet, drin, Fell, Fenster, gaon, Gatt, Geld, liggen, löi, Markt, met, Nüst, öwwerall, rösten, Wiew.
Zs.: daale-, fast(e)-, loss-
Sitterij f. Sitzung (z.B. im Stadtrat, abw.)
Sitteschiewe, -be f. (St) Töpferscheibe, Drehscheibe mit Fußantrieb, an der der Töpfer sitzen mußte. → Dräi-, Schubbe-, Stootschiewe
Sittinge f. (Vr, Sü) Sitz (von Stuhl, Sessel). de Sittinge van'n Plüüs-sessel
Sittküssen n. Sitzkissen (des Korbstuhls). → Matte 2
sittsaam, -sam sittsam. → friedsaam
Skaat m. Skat. Skaat spöllen (kloppen)
Skaatkaarte f. Skatkarte
Skaatspöll n. Skatspiel
Skandaal, Schandaal m. Skandal, Ärgernis. Dat is ja 'n Skandaal, so schlecht at ih lehrt häbbt!
's Mäis → Mäi
's Meddaggs → Meddagg
's Morgens → Morgen
's Nach(t)s → Nacht
's Naomeddaggs → Naomeddagg
so 1; su (Ra, We, Hei, Rh) so, ebenso. So is't! (Jawohl). Dat kann'm so un so nemmen (Das kann man so od. so verstehen). so of so (so od. so; sowieso). so ne Deerne (so ein Mädchen). Ik häbb so'n Hunger (solchen Hunger). Ik häbb't ähr so esäggt! (Ich habe es ihr so sehr nahegelegt). Dat was noch wall so genau (ebenso genau). su ne Hood. su'n Huus (Rh, Bo). → ääben 1.
Zs.: genau-, nett-, wo-
so 2 sofort, gleich. Ik häbb den Koffie so fäärdig. Wocht ääben, et giff so Meddagg (es gibt gleich Mittagessen). A. so weer Aobend un no nix edaon (bei der Arbeit, scherzh.). Dat wodd so betahlt (bar, ohne Rechnung). Ik moch't wall so säggen (wenn einem etw. nicht sofort einfällt).
so-´ä´äben, -´ä´äwen soeben, vorhin. → so 2, vöördüssen, vöörhen 2
sobolle sobald
Söchte, Söchte-, söchten, Söchterij → Süchte, Süchte-, süchten, Süchterij
Sock, Socken m., Socke f. (Söcke, Söcksken) 1. Socken, Strumpf (für Männer, im Ggs. zum Wollstrumpf der Frauen, → Hosse). schaopswullne Söcke. Et löpp em üm de Söcke (Er ist durcheinander, verwirrt, → Foot). He häff an jeeden Foot en andern Sock an. He was van de Söcke (erstaunt, überrascht). → Botter, Düüwel, Hosse.
2. gutmütiger Kerl, Person ohne Durchsetzungsvermögen. ne frommen Sock. ne Sock van ne Käärl. → Schloffen 1.
Zs.: Dräi-, Klump-, Schweet-, Stopp-, Wullsock(
e), söck(e) → sücke
Sockel m. (Sockels) Sockel (z.B. an Möbeln, an Fliesen, Fußleiste). ne Sockel met Laaden (Sockel eines Schranks)
Socken → Sock
Sodaalenmisse f. Messe der Sodalität, Jünglingsgemeinschaft
sodaalik, sodelliks sofort, unmittelbar. Dat moch he sodaaliks doon. → daadeliks, schnuur-, sostracks
Sodalitäät f. Sodalität, Jünglingsgemeinschaft, Bruderschaft.
Zs.: Jünglings-
sodäönig solchermaßen, auf diese Art, unter diesen Umständen. → wodäönig. Sodäönig kammen wi an'n Köppken Koffie. Sodäönig kümp dat.
sodelliks → sodaalik
Sofie, Söffken PN Sophia. → Seefa.
Zs.: kolle
sofuort (St, Sü) sofort. → faorts, Wostehaorn
sogaar sogar
Sogg n. Gesäuge (Zitzen u. Euter); Fähigkeit, Milch zu geben. De Sogge häff kinn Sogg (kann nicht säugen, die Milch kommt nicht). De Koh häff kinn Sogg mähr (gibt keine Milch mehr, ist trocken). Se häff all Sogg (kann säugen). → Damme, Melk, Strich
Sogge; Sögge (Ge) f. (Sögge; Söggsken) 1. Mutterschwein, Zuchtsau. • Vull Sögge maakt ne dünnen Drank (In einer großen Familie geht es ärmlich zu).
2. schmutzige Person; Schmierfink. → Farken, Gelte 2, Inbeldung, Juudenhuus, kehrn 1, Kodde, maager, Mutte, Sau, sichten
Soggegröss, -gräss n. (Rae, Rh) feines Gras (zwischen Steinen)
Soggehaor n. (Vr, Sü, Ge, We, Ra, Bor) feines Gras zwischen Steinen
soggen 1. im Dreck spielen (von Kindern); beschmutzen; unsauber arbeiten.
2. nieselnd regnen. Wat is't weer an't Soggen (von anhaltendem Regen).
söggen säugen, stillen (von Muttertieren). → söögen
Soggenschott n. Schweinestall. → Himpämpken
Soggepott m. 1. Schweineeimer für Essensreste. → Foor-, Schwieneemmer.
2. schmutzige Person, Schmierfink. ne Soggepott van ne Jungen. → Farkspott
Soggerij f. unsaubere Arbeit; schmutzige unanständige Angelegenheit
Soggeweer, -wäär n. "Sauwetter", Regen u. Sturm
Soggfüll, -en n. Fohlen, solange es gesäugt wird (16 Wochen). → Suugfüll
soggig (Vr, St, Sü, Ra, Hei) schmutzig; beschmiert, naß. ne soggige Schotte. lück soggig un schmeerig
sogliek(s) sogleich
Söidel-äärs m. wer viel trinkt, gerne u. lange feiert (bes. Mann)
Söidelgatt n. wer viel trinkt, gern u. lange feiert (bes. Frau)
söideln 1. unsauber, unordentlich arbeiten.
2. lange nachfeiern, viel trinken
Söidler(t) m. wer viel trinkt, gern u. lange feiert. Karmis is mähr wat föör Söidlers. → naosöideln
solääwen(t) → selääwen
solang(e) solange, während. Bruuks nich Fenster putzen, solange as de Löö noch kennen kaas! (iron.). → bääden, Baord 1, Frou, Kopp, starwen, wackeln, Wind
Soldaot, Suldaot, Saldaot m. (Soldaoten) Soldat. He is bi de Soldaoten (beim Militär). → Alstätte, kommandeern, Schuss
Soldaoten- auch: Suldaoten-, Saldaoten-
Soldaotenlääwen, -ben n. Soldatenleben
Soldaotenleed n. Soldatenlied
Soldaotenrock m. Jacke der Soldatenuniform
Soldaotentied f. Militärzeit
Solder, Soller m'n. (Solders) 1. Bretterbelag auf dem Dachboden; Holzdecke im Haus; Dachboden oberhalb der Tenne (für Getreide; die Bretter liegen enger als beim Heuboden). → Balken, Hilde, holderde-bolder, Katte, Schoppenbalken, ünderste.
2. Hosenboden (Rh, Bo) ne nijen Solder achter up de Buxe (ein Flicken). Kriss wat vöör'n Solder! → Bönne, Hahnholt.
Zs.: Hang-, Örgel-, Saod-, Spieker-, Waagen-
Solder- auch: Soller-
Solderbrää (Pl.) Bretter der Holzdecke im Haus; Dachbodenbretter. → Footboddenbrää
soldern, sollern Bretterboden legen
Soldernäägel, -naagel m. langer Nagel für Fußbodenbretter, für Planken der Hausdecke
Solderplanke f. Dachbodenbrett
Söll, Solle → Süll
Solle f. (Sollen) 1. Schuhsohle; Fußsohle.
2. vorderer Teil unten am Pferdehuf (durfte beim Beschlag nicht zu stark beschnitten werden).
3. Boden, in der Wendg. vöör de Solle liggen (matt, krank daliegen). Up eenmaol, dann liggs vöör de Solle (Auf einmal liegst du zusammengebrochen am Boden). Vandaage gaot se daor te springen, un morgen liggt se vöör de Solle (heute übermütig u. morgen erschöpft).
4. Ofensohle, Sohle im Brennofen (Sandlage, damit die Flamme gleichmäßig durch die Brennkanäle schlägt). → Lääger m., Plaate.
Zs.: Brand-, Foot-, Schoh-, Stewwel-
Solle, Sölle "Schwelle" → Süll
Söllen, Söllen- → Sellen, Sellen-
sollen 1 (sall; soll, sollen; sollt) sollen; werden. Wat sall dat heeten? (Was soll das bedeuten). Wu sall't denn nu? (Was wird denn nun). Dat so'k wa. glööwen (Das kann wohl sein). → bottern
sollen 2 besohlen
Sollenhaaken, -haok(en) m. Haken, mit dem die Rille für das Dränrohr gezogen wird
Soll(en)leer, -läär n. Sohlenleder (meist Rindsleder)
Sollenrand m. Schuhsohlenrand. → Rand-, Schnittmess
Sollenschoofel f. Schaufel, mit der die Sohle für das Dränrohr gebildet wird
Soller, Soller-, sollern → Solder, Solder-, soldern
Soll-leer, -läär → Sollenleer, -läär
Sollo n. 1. Solo (Kartenspiel zu Viert, Treff Dame ist Trumpf). Sollo spöllen (kaarten). ne stillen Sollo (ohne Ansagen). Sollo-Du (wenn der Gegner keinen Stich bekommt). twiddehöchste.
2. Alleingang (bei Skat u. Doppelkopf).
Zs.: Buurn-, Daamen-, Truuw-
Solt, Solt-, solten → Salt, Salt-, salten
sölwe → datsölwe, desölwe
sölwer selber, selbst. Daor moch he sölwer kommen! → sölws
sölwe(r)s → sölws
sölwfeddig, selwfeddig (Ge, Bor) eigensinnig
sölwig in der Wendg. dat sölwige (dasselbe, eben dieses). → een
Sölwkant(e) → Sölwskante
sölws, sölwes; selws (Vr, Ge); sölwers, söwwers, söwwes (Rh, Bo) selbst. • Wat du nich sölws döös, daor häs richtig Arbäid met. • Wenn nich alls sölws döös, kriss kinne Koh mähr drächtig. Daor kaos ook sölws nix an doon (Das ist unabsichtlich passiert). De Ploog mott van sölws loopen (ohne Festhalten). Dat löpp van sölws. Dat is doch van sölws! (Das ist doch selbstverständlich). Dat lährt se uut sik sölws (von selbst). Danke, van't sölwe! (Danke gleichfalls). Wat van sölws kommen is, geht ook van sölws weer wegg (z.B. Erkältung). Sölws ääten mäck fett. • Wat eene sölws kann, sall he van usse Häärgott nich verlangen. • Help di sölws, dann helpt di usse Häärgott. • Selws is 'n gudd Kruud, män et wäss nich in allermanns Gaorden (Ge). He kümp sölws nich dood bi wegg (Denne dööt sik sölws nich te kott) (ist auf den eigenen Vorteil bedacht, raffiniert). → dood-doon, Gotteslohn, Kodde, Laaken, Schlaop, Tehn, uutstaon, verläägen, vernemmen, Wegg, Wiesigkäit
sölws- auch: selws-, söwwes-
sölwsgebacken, sölwsgebackt selbstgebacken. sölwsgebackenen Stuuten. → eegengebacken
sölwsgebrannt schwarz gebrannt, destilliert. sölwsgebrannten Schnaps. → Balkenbrand, Bunaschnaps
sölwsgebrout selbstgebraut. sölwsgebrout Beer. → eegengebrout, Warmbeer
sölwsgemaakt selbstgemacht. → eegen-, handgemaakt
sölwsgespunnen selbstgesponnen. → handgespunnen
sölwsgestrickt selbstgestrickt. → handgestrickt
sölwsgewääwt selbstgewebt. ne sölwsgewääwten Rock met Striepkes. → handgewääwt
Sölw(s)kant(e), Selwkant(e) f. Selbende, natürlicher Abschluß (z.B. Webkante am Stoff, Tuchrand, feste Naht, Abschneidekante an der Tapete, Leiste)
somet sogleich. → temet
Sommer m. (Sommers) Sommer. .s Sommers (im Sommer). Daor kümp den Sommer nich harin! (wenn jd. die Tür nicht zumacht, → Sack). → midden.
Zs.: Hoog-, Kraanen-, Midd-, Nao-, Olle-Wiewer-, Vöör-, Wiewer-
Sommer-aobend, -aowend m. Sommerabend
Sommer-appel m. früher Apfel (verschiedene Sorten)
Sommerbeer, -bier n. Erntebier (zur Heuernte im Mai, Juni; leichtes Bier). → Schuum
Sommerbloome f. Sommerblume (verschiedene Sorten)
Sommerbraoke f. Brache, unbestellter Acker im Sommer
sommerdaags, -dagg(s) sommertags, zur Sommerszeit. Sommerdaggs wodde de Melk van selws suur, un winterdaggs moch se wörmt weern. Sommerdaggs droogen se mähr leege Klumpe, winterdaggs hooge.
Sommerdagg m. Sommertag. bi (in'n) Sommerdagg (zur Sommerszeit). → Winterdagg
Sommerdröögde f. Sommertrockenheit
Sommerfeerjen (Pl.) Sommerferien
Sommerfell n. Sommerfell (z.B. des Hundes, Hasen)
Sommergaste f. Sommergerste
Sommergeck m. (St, Sü, Ge, Ra, Bor) "Sommernarr" im Spottvers der Kinder Pingsterbruud, Sommergeck (gesungen beim Pfingstbrauchtum, → Pingsterbruud)
Sommergest, -gess f. Brauhefe beim Erntebier. → Brougest
Sommergewass n. Sommerfrucht
Sommerhette f. Sommerhitze
Sommerhüüsken Gartenlaube, -häuschen. → Gaorden-, Lusthüüsken
Sommerkleed n. Sommerkleid
Sommerküük(s)ken n. Marienkäfer. → Sünneküüken
Sommermorgen m. Sommermorgen
Sommernach(t) f. Sommernacht
Sommer-roggen m., -rogge f. Sommerroggen
Sommer-röi(d)e f. Sommerräude, juckende Hautkrankheit bei Pferden (bes. im Mai; die Pferde scheuern sich die Mähne.)
Sommersää(n)gen m. "Sommersegen", Ernte. Den Sommersäägen ligg under't Dack (Die Ernte ist eingebracht).
Sommersöötken (Vr, St, Sü, Ge, We, Bor, Rae) Apfelsorte (mittelgroß, länglich, hell, süß)
Sommertied f. Sommerzeit
Sommervoggel m. (Rae, Rh, Bo) 1. Schmetterling, Nachtfalter. → Schmetterling, Sünnenvoggel.
2. sommerlich angezogenes Mädchen
Sommerwark, -werk n. Arbeit im Sommer
Sommerwäite(n) m. Sommerweizen
Sommerweer, -wäär n. Sommerwetter
Sommerwegg m. (Ge) Spazierweg, Teil der Landstraße (mit Steinen od. Pfählen begrenzt, nur im Sommer begehbar). → Fietsen-, Foorwegg
somsomoorum → sumsomoorum
sonder, sonder- → sunder, sunder-
Sönn; Sonn (Rh). Sonne (Rh, Bo) m. (Sönns, Sönnken) Sohn. → Buur, jung, Peckelsünde, Vaader.
Zs.: Bröörs-, Kläin-, Schwieger-, Süsters-, Vöör-
Sonne, Sonnen- → Sünne, Sünnen-
sonner, sonner- → sunder, sunder-
Sönnsfrou f. Frau des Sohnes, Schwiegertochter. → Schoondochter
Sönnskind n. Kind des Sohnes, Enkel
söns "sonst" → süss
Sooda n. Soda (z.B. zum Einweichen der Wäsche). → Weeke
Soodawaater n. Sodawasser (Heilmittel gegen Entzündungen; zum Einweichen der Wäsche). → bään
Soofa n. (Soofas) Sofa
Soofaküssen n. Sofakissen
söögen 1. saugen (bes. von Säugetieren). De Fülle mochen an'n Titt söögen.
2. säugen, stillen. → söggen, sööpen, stillen.
3. schlürfen (hörbar, vorsichtig trinken). → schlörpen
Sööke f. Suche, in der Wendg. up Sööke nao (auf der Suche nach)
sööken (söch; soch, sochen; socht) suchen. Äier sööken (Osterbrauch). Well 't meerste söch, daor moss hengaon (wenn jd. bei Verlust od. Brandstiftung auffällig sucht). He söch sien Peerd un sitt (ritt) drup (wenn man etw. sucht, das vor einem liegt). Well alls an'n rechten Plass häff, is blooß te löi to't Sööken. De häbbt sik socht un häbbt sik funnen (sind z.B verliebt, werden heiraten). • Wat sik söch, dat findt sik ook. He weet nich, wo he't sööken sall (Er ist mit sich selbst unzufrieden). → finden, gliek, Huus, Jan-Peeter, Köörboom, Uulenspeegel, Wedde, Weddewenschläier, Welle 1.
Zs.: Erpel-, Krüüsken-
Sööker m. ankerähnl. Haken zum Suchen des Eimers im Brunnen
Söökerij f. Sucherei
Soom m. (Sööme) Saum.
Zs.: Rock-
Soomband n. Saumband
söömen 1 versäumen, verpassen; Vergebliches tun; zögern. Karkengaon söömet nich (Zur Kirche gehen ist nicht nutzlos).
söömen 2 säumen, den Saum nähen. dat Kleed söömen
söömig nachlässig, säumig
söömsellig, -säälig saumselig
söönig. süünig (We, Ra, Hei, Bor, Rae, Rh, Bo) sparsam; bedachtsam, vorsichtig. Wi willt wat sööniger foorn (sparsamer mit dem Futter umgehen). söönig ääten (fasten). He is so söönig in't Geld-versuupen (iron.). Söönig wenn. un 't Geld versuupen! (erst sparsam u. dann großzügig leben, iron.). He geht't söönig an (bedachtsam). → spoorsaam
sööpen tränken; füttern, mästen. de Kalwer sööpen (mit Milch großziehen; fett füttern)
Soose → Sooße
Söösemänneken (Wes, Ot, Vr, Sü) schwacher Kerl. → Jööselmänneken
Sooseere → Sooßeere
Soosen- → Sooßen-
Sooße, Soose; Souße, Sauße f. (Vr, Ra, Bor, Rh, Bo) 1. Soße, Tunke. .n Vertällsel met Sauße un Pääper ("gewürzt").
2. schmutzige Flüssigkeit.
Zs.: Braod-, Dill-, Kaarnemelks-, Muddergotts-, Papp-, Schmetten-, Ssiepel-, Vanilljen-
Sooßen- auch: Soosen-, Soußen-, Saußen-
Sooßenkumme f., -kümmeken Soßenschüssel
Sooßenpöttken Soßenschüssel
Sooßeere, Sooseere f. Soßenschüssel, Sauciere
sööt(e) süß. en sööt Schnäpsken (Schnaps mit Zucker). dat sööte Gräi (Süßigkeiten, → Schlickerij). He was lück van de sööte Kante (mochte gerne Süßigkeiten). He häff 'n sööt Tändeken (ißt gern Süßigkeiten). sööte praoten (sööte doon, flöiten) (schmeicheln, → schmee). sööte Köökskes backen (schmeicheln). → Brood, Fuulhäid, prööwen.
Zs.: bitter-, frönd-, honnig-, mooder-, ssucker-, suur-
sööte Melk f. Vollmilch
Sööt-appel m. süß schmeckende Apfelsorte: 1. sehr spät reifender Apfel (flach, grün mit roten Streifen, klein). 2. Sommerapfel (länglich, hellgelb, für Apfelmus ungeeignet)
Söötemelkspapp m. Suppe aus Vollmilch, mit Mehl angedickt. → Lämmerkespapp
Söötemelkskalw n., -kälwken 1. kleines Kalb.
2. Kind, das gern Milch trinkt; verwöhntes Kind
Sööten m. (Söötken) gesüßter Schnaps, Likör (für die Damen). → Janneewer, Rooden, Upgesatten.
Zs.: Bloomen-, Mähl-, Sommer-
sööten süßen, zuckern. → ssuckern
Söötigkäit f. Süßigkeit; Süße
söötlik süßlich
söötsuur süßsauer. → suursööte
söötsüürlik süßsäuerlich
Söötwottel f. Tüpfelfarn, Engelsüß
Söppe m. Trinkerei, Suff. He was up'n Söppe (beim Saufen). Kümms noch an'n Söppe! (Warnung beim Trinken).
Sopps. Sapps (Wes, Br, St, Ge, Bor, Bo) in der Wendg. nich völle Sopps (nicht viel Gescheites). → Saaks
söpps → suups
Sorge f. (Sorgen) Sorge. Well kinn Sorgen häff, de mäck sik wat. Daor is Frou Sorge in Huus (In dem Haus gibt es Sorgen). • Sorgen vöör de Tied, Sorgen in de Tied un Sorgen nao de Tied, dat bünt twee Sorgen te völle. → borgen, Kind
sörgeln → sergeln
sorgen sorgen. He mott föör de Kinder sorgen. He sorgt eerst föör siene eegene Taske (ist auf seinen eigenen Vorteil bedacht, betrügerisch).
Sorgenkind n. Sorgenkind. Een Kind ('n Enkelkind) is 'n Sorgenkind (Ein Kind ist schwerer zu erziehen als mehrere). → Angstkind
Sorgenstohl m. Lehnstuhl, Sessel. → Lönnstohl, Sessel
Sort. Suort (St, Sü). Surt (Rh, Bo) n. Sorte, Sort (Vr, Ge, We, Ra). Surt (Rh, Bo) f. (Sorten) Sorte. dat Sort Appel. Van dat Sort weerdt de meersten Pötters hollen (allgemein übliche Sorte Pflanzkartoffeln). Sort bi Sort ("Adel zu Adel"). Dat is een Sort Löö (ein u. derselbe Schlag Menschen). De häff twee Sorten Löö (will nicht mit jedem zu tun haben). Man häff se in Sorten (Es gibt allerlei verschiedene Leute). • Aape un Menske is 't nämmlike Surt (Bo). → Muus, Schlagg m'n., Stadtlohn.
Zs.: Appel-, Melk-, Peern-
sorteern sortieren, auslesen, ordnen. sorteern un nummern
Soßießenwost(e) f. (Vr, Hei, Rae) Dauerwurst aus grobem Mett (festgeklopft, eine Art Plockwurst)
Soßießken n. (Hei, Rae) Dauerwurst aus grobem Mett
Söster, Sösters-, "Schwester" → Süster, Süsters-
sostracks sogleich. → sodaaliks, schnuurstracks
söttersken langsam bruzzeln, kochen. → prötteln
sousen (Vr, Sü) sausen, schnell fallen. Et is weer an't Sousen (Es ist stürmisch, windig). → suusen
Souße, Soußen- → Sooße, Sooßen-
so-to-säggen, so-te-säggen, so't-säggens sozusagen
sovull soviel, soweit. Sovull ik weet, was dat heel anders.
sowall sowohl.
Zs.: nett-
sowat sowas; so; etwa. Sowat, dat kümp bi't Küürn (z.B. best. Einfälle kommen beim Reden). Et häff sik sowat (Es geht so).
sowied soweit. Wu geht't? (Antwort:) Sowied gudd. He häff dat sowied tosäggt (hat zugesagt, mit Einschränkung).
sowied soweit; insofern (als). Den ollen Käätel was van Kopper, sowied (as) ik weet. → sovull.
Zs.: in-
söwwen, söwwen- → sewwen, sewwen-
söwwe(r)s → sölws
Spaak, Spack m. (Spaaken) Stockflecken (durch Feuchtigkeit in der Wäsche, Tapete). → Stockflacken
Spaaken m. (Spaakens) (Sü, Ge, Rae) Knebel, mit dem die Kette geschlossen wird. → Dräiknüppel, Wöhle 2
spaakig, spackig stockfleckig; schimmlig. De Wöske is spackig. → stockig, verspaakt
Spaan, Spaaden, Spaon m. (Spaan) Spaten. Met Spaan un Panne den Gaorden üm-maaken. De is nich ähr tefrää, as he dree Spaan vull häff (bis er auf dem Friedhof liegt). → Schüppe.
Zs.: Botter-, Brood-, Deeg-, Dießel-, Feldtorf-, Klopp-, Lehm-, Mest-, Plaggen-, Schadden-, Schäll-, Torf-
spaangröön voll von Grünspan
spaanis(k), spaanisch, spaans(k) "spanisch", in der Wendg. Dat kümp mi spaanisk vöör (komisch, ungewohnt, fremdartig, seltsam).
spaanske Wottel f. Schwarzwurzel
späärlik, späörlik spärlich
Spachtel m. Spachtel (Werkzeug des Anstreichers)
spachteln 1. spachteln, mit dem Spachtel arbeiten.
2. tüchtig essen
Spack, spackig → Spaak, spaakig
Späddel, Spättel (St, Sü, Ge, We, Hei) m. Brotschieber, Backschieber (zum Einschieben der Brotlaibe in den Backofen). Brood insetten met'n Späddel. • Et is em van'n Späddel gledden (Er hat eine Gelegenheit zu gierig ausgenutzt u. sich den Erfolg verscherzt). → Krässer 1, Scheeter, Schüüwer.
Zs.: Back-, Botter-, Brood-, Holt-
spadderig, spädderig (Ge) wirr, zerzaust; sperrig. spädderig Haor. → spradderig, strubbelig
Spais; Späis (Vr) m. Speis, Mörtel.
Zs.: Fien-, Höi-, Kalk-, Rou-, Ssement-
Spais- auch: Späis-
Spaisback m. Mörtelwanne (alt). → Spaisküümen
Spaisbahn(e) f. Kasten zum Mischen von Mörtel u. Löschen von Kalk (großer flacher Blechkasten, ca. 1 x 2 m, mit einer Öffnung an der Stirnseite für den Kalk). → Putzbahne
Spaisfatt n. tragbares, rundes Mörtelfaß (wird leer auf das Gerüst getragen). → Spaisback, -molle
Spaishaaken, -haok(en) m. Mörtelhaken (winkelförmiger Haken zum Mischen des Mörtels). den Spais met'n Spaishaaken röhrn (war Lehrlingsarbeit)
Spaiskaste(n) m. Kasten zum Mischen von Mörtel. → Spaisbahne
Spaisküümen, -küüwen m. Mörtelkübel des Maurers (auf dem Gerüst). → Spaisfatt, -pütt
Spaismaschien(e) f. Mischmaschine für Mörtel
Spaismolle f. Mörtelwanne. → Spaisback, -fatt
Spaismölle f. Mischmaschine für Mörtel
Spaispanne f. Schaufel zum Umfüllen des Mörtels
Spaispütt m. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ra) Mörtelwanne (alt). → Spaisküümen
Spais-ständer, -stänner m. Gestell für die Mörteltrage. → Dreebeen
Spaisvoggel m. Mörtelbehälter aus Blech (dreieckiger Querschnitt; damit wurde Mörtel auf das Gerüst getragen). → Handlanger, Voggel
Spaiswanne f. (Rh, Bo) Mörtelwanne
Spalier n. Spalier
Spalierlatte f. Spalierlatte (dünne, schmale Latte aus Fichtenholz als Haftfläche für Kalkputzdecke)
Spalierlattenputz m. Spalierlattenputz (Kalkputz der Zimmerdecke, wurde mit Schweineborsten od. Heuhäcksel versetzt). → Höihäcksel, Pliesterdecke, Schwienehaor
Spalier-oobst n. Spalierobst (niedrige, an Wand od. Lattengerüst gebundene, stark beschnittene Obstbäume)
Spange f. (Spangen; Spängsken) Spange. Dat Antrecken föör de Schoole ging gawwe, Kleed an un Schotte, en Spängken in´t Haor un geschüürte Klumpe an de Fööte. → Schooltüüg
Zs.: Haor-, Hecken-, Schrääg-
Spangendöör(e) f. Brettertür (alte Form ohne Füllung: Die Bretter werden durch dahintergenagelte Bretter u. Spangen zusammengehalten, z.B. als Hühnerstalltür). → Füllungsdööre
Spangenschoh m. Damenschuh mit Spange (für sonntags). → Gaspelschoh
Spann n. 1. Gespann. He holl sik een Spann Peerde (Er hatte zwei Pferde). sess Spann (sechs Gespanne, zwölf Pferde). Dat is 'n gudd Spann (ein Paar, das zusammenhält). Dann konn em kinn Spann Peerde mehr hollen ("Dann konnten ihn keine zehn Pferde mehr halten"). een Spann Spoorn (paarig angeordnete Dachsparren, → Hahnholt).
2. Längenmaß, Maß zwischen Daumen u. kleinem Finger der gespreizten Hand. → Spanne.
Zs.: Dree-, Een-, Öwwer-, Stall-, Twee-, Vöör-
Spanndenste, -dää(n)ste (Pl.) Spanndienste, Dienstleistungen des Bauern mit einem Pferdegespann. → Deendaage
Spanndraod m. Eisendraht zwischen dem Eckpfosten u. einem schräg in den Boden geschlagenen Holzpflock (damit der Eckpfosten senkrecht bleibt)
Spanne f. (Spannen; Spänneken) Entfernung der Spitzen von Daumen u. kleinem Finger der gespreizten Hand (bes. als Längenmaß beim Murmelspiel). Spännekes! (Ruf beim Murmelspiel: Der Wurf, der die Kugel in Spannweite der Hand an die des Gegners brachte, galt als Treffer, wenn nicht drupdoon dij un mij gerufen wurde, Bo).
spannen spannen.
Zs.: Lienken-, Seelken-
Spanner m. Vorrichtung zum Spannen.
Zs.: Ketten-
Spannfeer(e), -fäär(e) f. Spannfeder
Spannkette, -kedde f. Spannkette am Kastenaufbau eines Ackerwagens. → Treck-kette
Spannknüppel, -klüppel m. Rundholz zum Spannen des Weidedrahtes. → Dräiknüppel
spannlang lang wie die gespreizte Hand. De Krewse wann. gudd spannlang.
Spannreemen m. Spannriemen des Schusters (Der Schuh wurde mit einem Riemen festgehalten). → Kneereemen
Spannsaage f. Spannsäge (Schreinersäge; der Rahmen der Säge wird mit einem Spannseil u. Knebel gespannt.)
Spannschiewe, -be f. Spannscheibe, Belastungsscheibe (zur Fadenbelastung, am mechanischen Webstuhl)
Spannstock m. Stock zum Spannen des Spannseils der Säge. → Knewwel
Spanntou n. Spannseil der Spannsäge
Spannung f. Spannung. En Radd mutt Spannung häbben. De Säiße uut de Spennung houen (das Sensenblatt wellig dengeln)
Zs.: Vöör-
Spannwiedte f. Spannweite
Spaon m. (Späöne; Späönken) Span, Splitter; Abfallholz. De Holtkäärls deen de Päppeln houen föör de Späöne un de Töppe (erhielten die Späne u. Wipfel als einzigen Lohn). • Moss alltied Stöcke föör Späöne kennen (Es gibt Unterschiede, man soll nicht alle Fälle gleich behandeln, → Melk). • Met Späöne, de du sunndaggs schnitts, stockt den Düüwel de Hölle (Warnung vor Sonntagsarbeit). Späöne bünt ook Holt.
Zs.: Griep-, Hack-, Holt-, Hoobel-, Hoow-, Hou-, Ieser-, Kack-, Kien-, Knack-, Mutt-, Saage-, Schmeer-
Spaon "Spaten" → Spaan
spaonen, späönen Späne machen
Spaongreepe f. Kompostgabel mit zwei bis vier breiten, flachen Zinken. → Moddegreepe
späörlik → späärlik
spaorn "sparen" → spoorn
Sparwel m. (Sparwels) 1. Strampelanzug, Overall für Kleinkind.
2. Hampelmann (Rh)
Spass m. (Spässken) Scherz; Spaß. lück Spass maaken (Jux, Unsinn machen). Spässkes maaken (z.B. Streiche machen). Wat hä'en se 'n Spässken! Spass mutt de wenn., un wenn't bi Bessmooder in't Bedde is (Spaß um jeden Preis). → Grappe, Groowe, Knepp, Vergnöögen, Witz
spassig lustig; eigenartig. spassige Infälle. ne spassigen Käärl (Voggel) (ein lustiger Kerl). → Singvoggel
Spassmääker, -maaker m. Spaßmacher
Spassvoggel m. Spaßmacher, Witzbold
Spatt 1 m. (Spätte) (St, Bor, Rae) kleines Holzstück; Dorn, zum Verschließen der Würste. → Öwwertratt, Wostepigge
Spatt 2 m. (St, Sü, Hei) Pferdekrankheit (Erkrankung der Gelenke). Dat Peerd häff Spatt in de Beene.
Spättel → Späddel
Spatz m. (Spatzen; Spätzken) Spatz (mod.). → Lööning. Häs Spatzen under de Kappe? (wenn ein Junge im Haus die Mütze nicht abnimmt). Dat Kind ett as ne Spatz (ißt sehr wenig). → Peerdeköttel.
Zs.: Dreck-
Spatzenklappe f., -kläppken Spatzenfalle
Spatzenmuchel m. (Hei) Sperling
Spatzenwippe f. 1. Wippe aus Brett u. Balken für ein grobes Jungenspiel: Ein noch nicht flügger Spatz wurde auf das eine Ende der Latte gelegt, dann hochgeschleudert, so daß er tot zu Boden fiel.
2. wackeliger Gegenstand (z.B. Dachrinne, Gerüst, scherzh.)
Spazeergang m. Spaziergang
spazeern spazieren. spazeern gaon (föhrn)
Spazeerstock m. Spazierstock (mod.). → Dagg-, Wandelstock, Pracke
Specht m. (Spechte) Specht. Wenn 'n Specht lacht (in'n Busk), dann giff't Räägen.
Zs.: Blau-, Bunt-, Gröön-, Höppel-, Kläin-, Schluck-, Schwatt-, Waater-
Speck m'n. (Specksken) 1. Speck. In Büülwoste, daor kammen lück Speckskes in (Speckwürfel, → Fierdagg). Speck up de Ribben kriegen (zunehmen). Antleste bleew blooß dat Speck (vom Pökelfaß; Speck gab es, wenn das Frischfleisch aufgebraucht war). Ran an'n Speck, morgen giff't Woste (Speckreste vor dem Schlachten). He geht ran an'n Speck (nimmt die Sache in Angriff; ist resolut). Häs du Speck un häs du Brood, häs du ook noch kinne Nood. Wenn man ne Katte (ne Muus) up't Speck bindt, dann frett se nich (Freien kann man nicht erzwingen). Man kann kinn Speck in´t Muuselock sööken. → Bollen, döörwassen, Dreck, Froulöögeck, gröön, Müüre, Reemen, Schweer, Sied, Süwwel, Treckeplaoster.
2. Baumspeck, Weichholz (bei Eichen). De Eeke wöss te ielig un häff te vull Speck. → Splint 1.
Zs.: Boom-, Buuk-, Juuden-, Kinkel-, Ribben-, Rook-, Schinken-, Schwiene-, Titten-
Speckbodden m. (Vr) fetter Boden (Lehm-, Mergelboden). → fett
Speckbohne f. 1. Speckbohne (bes. fleischige, große Stangenbohnensorte).
2. schlechte Kaffeebohne
Speckbollen 1 m. Speckseite. → lecken 2, määten, Mettwoste, öögen, upstrieken
Speckbollen 2 m. dicker Schenkel
Speckbönne m. Bodenraum, in dem Speck aufgehängt wurde
Speckbrügge f. Butterbrot mit Speck
Speckbuuk m. dicker Bauch
Speckdrääger m. "Speckträger", in Ortsneckerei. → Ahle
speck(e)fett sehr fett. → moddefett
specken aus Speck. Pannekooken met'n specken Fensterken drin
Speckfarken n. 1. fettes Schwein mit viel Speck (im Ggs. zu → Mettfarken). → Schmoltfarken.
2. dicke Person.
Speckfett n. ausgelassener Speck. → instippen, Schmolt
speckfett → speckefett
Speckfrääter, -fretter m. "Speckfresser" (Spott auf Holländer, Vr). Holländers, Braobänders, Speckfrääters!
Speckhaaken, -haok(en) m. Haken zum Aufhängen von Speck. → Wieme
Speckhasten, -hassen m., -hässken kleine gebratene Speckscheibe (wurde beidseitig gebräunt, nicht völlig ausgelassen). → Fuust, Klööwe, klööwen, uutgelaoten
Speckholt n. Weichholz (der Eiche). → Splintholt
speckig speckig; schmierig. → dreckig
Speck-kasse f. Speckkirsche, helle Kirschensorte (dick, süß, knackig). → Knappkasse
Speck-kinkel m. (Vr, St, Sü, Ge, Ra) Streifen od. dreieckiges Stück Schinkenspeck, seitlicher Abschnitt vom Schinken. → Kinkelspeck
Speck-kiste f. alte Truhe, in die Speck eingehängt wurde (vor Licht geschützt, luftig, trocken)
Speckmaade f. (Ge, Rh) Speckmade
Speckmess, -er n. starkes Messer des Schlachters (zum Schneiden der dicken Speckseiten)
Specknacken m. Specknacken, dicker Nacken
Speckpann(e)kooke(n), -kook m. Pfannkuchen (bes. Buchweizenpfannkuchen) mit eingebackenen Speckwürfeln
Speckpeer(e) f. Birnensorte (zum Dörren geeignet)
Speckschicht f. Wasserstreifen, fester Teigstreifen in schlecht gebackenem Brot. → Waaterstriepen
Speckschraowen, -schräöwkes (Pl.) Grieben, ausgelassene Speck- od. Fettwürfel
Speckschwaore f. Speckschwarte
Specksied(e), -siete f. Speckseite. → Speckbollen 1
Speckteller m. Teller für gebratene Speckscheiben. → Speckhasten
spee scheu; ängstlich, furchtsam; mißtrauisch, hinterlistig. De Uule is spee (z.B. beim Nisten, Brüten). He kick mi so spee up'n Balge (mißtrauisch, kritisch). De is mi spee (ist mir böse, nimmt mir etw. übel). De bünt metneene spee (uneins, verfeindet, → spitz). → schüi, spuchterig
Speegel m. (Speegels; Speegelken) 1. Spiegel. Holl di 'n Speegel vöör't Gesichte! (Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten).
2. Füllung in einer Rahmen- od. Schranktür.
3. Sandsteinplatte rechts u. links neben der Feuerung am Herdfeuer.
Zs.: Döören-, Fenster-, Hand-, Kommooden-, Oogen-, Raseer-, Waater-, Wand-
Speegel-äi n. Spiegelei
Speegelbeld n. Spiegelbild
speegelgladd spiegelglatt. De Schlierbahne was speegelgladd.
Speegelkaste f. Kleiderschwrank mit Spiegel
Speegel-lampe f. Petroleumlampe mit Spiegelfläche (Trage- od. Wandlampe). → Schirmlöchte, Bladd-, Siedlampe
speegeln 1. spiegeln.
2. glänzen. Wann 'n Kohdier wind-dicke häs, dat speegelt (Wenn der Leib aufgebläht ist, sitzt das Fell so stramm, daß es glänzt, → glänzen, Trumme).
3. sik speegeln (vergleichbar sein). De kann sik met den andern nich speegeln (nicht vergleichen, messen). → määten
Speegelrahmen m. Spiegelrahmen
Speegelschäppken zweitüriger Unterschrank mit hohem Spiegel darüber (Eßzimmer- u. Dielenmöbel)
Speeke f. (Speeken) Speiche. Je hööger dat Radd was, desto mähr Speeken mochen drin. Speeken mött't klofft weern (müssen mit dem Beil gespalten, nicht gesägt werden). → schnieden, verdöwweln.
Zs.: Fietsen-, Radd-, Schuuwkaoren-
speeken met Speichen versehen. Dat Radd wödd speekt.
Speekenband n. Nabenband. de Speekenbänder naotrecken. → Achter-, Kroonen-, Naabenband
Speeken-end(e) m'n. Rohling für Speichen (Stammholz wurde auf Speichenlänge für Vorder- u. Hinterräder des Wagens eingekürzt). De ündersten Speeken-ende häbbt wi kockt (um sie geschmeidig zu machen).
Speekenlock n. Loch für die Speiche im Wagenrad
Speekenradd n. 1. Rad mit Speichen.
2. Rad der fußbetriebenen Töpferscheibe. → Staoschiewe
Speekenstand m. Schrägstand der Speichen. → Kropp
Speele → Spelde
Spekelaats; Spikelaatsie (Bo) m. (Spekelaatse) Spekulatius (Weihnachtsgebäck; Mürbeteig wird in eine lange Holzform gepreßt, in die figürliche Darstellungen geschnitzt sind, z.B. Tiere, Pferd u. Reiter)
Spekelaats- auch: Spikelaatsie-
Spekelaatsform f. Backmodel für Spekulatius. → Backbredd, Sünte-Klaosplanke
Spektaakel, Spittaakel n. Spektakel; Lärm, Geschrei. Maak nich so'n Spektaakel! → Pohäi.
Zs.: Höllen-
spektaakeln, spittaakeln lärmen, Krach machen. De Mussik was an't Spektaakeln.
spekuleern, spickeleern auskundschaften, ausspionieren erforschen, überlegen. → spelunken
Spelde, Spelle, Speele f. (Spelden; Speldeken) 1. Nadel, Stecknadel.
2. Sicherheitsnadel (alt). → Sicherhäidsnaodel.
Zs.: Afstääk-, Hood-, Knoop-, Kopp-, Schlöttel-, Sicherhäids-, Woste-
Spelden- auch: Spellen-, Speelen-
Speldendöösken Nadelbüchse
Speldenknoop m. Stecknadelkopf. • Dat is doch kinne Speldenknoop! (Das müßte doch zu finden sein).
Speldenküssen n. Nadelkissen
Spelle, Spellen- → Spelde, Spelden-
spelunken (Bo) spionieren. → spekuleern
spendaabel freigebig, spendabel. Dat is ne spendaablen Mann.
Spendeerbux(e) f. "Spendierhose", in der Wendg. de Spendeerbuxe anhäbben (viel spendieren, großzügig sein)
spendeern spendieren, schenken. → schenken, uutgewwen
sperr-angelwied weit offen
sperrn sperren, verschließen
sperr-öögen Fratzen schneiden, das Gesicht verziehen. Wat büs an't Sperr-öögen, äät 'n bettken langsaamer! (wenn ein Kind zu große Bissen nimmt). As he den Mostert att, föng he an te sperr-öögen. → spölken
Sperrwaoge f. (St) Balkenwaage. ne Sperrwaoge met twee Schwengels up'n Disselboom. → Beschüüle, Dübbelschläägel
spetten → spitten
spickeleern → spekuleern
Spiddewitz, Spirrewitz m. dünne, unruhige, nervöse Person; sehr schlankes, bewegliches Kind. Wat is dat föör'n Spiddewitzken! → Wippstatt
Spiddewitzen, Spiddewitzkes, Spirrewitzen, Spirrewitzkes (Pl.) Unsinn, Dummheiten, Jux, bes. in der Wendg. Spirrewitzen maaken. → Fissematenten, Ööperkes, Wippkes
spiddewitz(k)en, spirrewitz(k)en 1. tüfteln (ohne Ergebnis); Unsinn machen, sinnlos handeln, albern herumspielen. Wat liggs daor te spiddewitzken! → musseln 1, tünteln.
2. sich wegstehlen
Spieker m. (Spiekers) langer Eisennagel. ne Spieker in de Grund schlaon. → Draod-, Iesernäägel, Näägel, Pigge, Pinn
Spieker m'n. Speicher (Getreidespeicher; Schweinehaus, Backhaus). van't Spieker blaosen (furzen). Ik sall uh ääben van't Spieker löchten (Ich werde euch wegjagen, "heimleuchten").
Zs.: Back-, Brou-, Farken-, Kaorn-, Kodden-, Puggen-, Saod-, Schwiene-
Spiekerkeller m. Keller des Speichers (war im Sommer kühler als der Hauskeller, → Huuskeller)
Spiekerköcke(n) f. 1. Backraum im Speicher.
2. Raum im Speicher, in dem das Viehfutter gekocht wurde
Spiekerlöö (Pl.) arme Leute, die im Speicher wohnten
Spiekermann 1 m. wer im Speicher wohnt (nachgeborener Bauernsohn, ärmliche Person)
Spiekermann 2 m. (Rh) großer Nagel. → Spieker m.
Spiekersolder m. Dachboden des Speichers
Spiele f. (Spielen; Spielken) Latte, Stock, Gerte; Sprosse. Spielen in de Bijenhüüwe (Gerüst, Querstäbe im Bienenkorb). de Stäwwe met Spielen tüünen (Stäbe der Sprenkelwand mit Gerten umflechten; es entsteht ein Holzgitter). eekene Spielen föör't Körwe-tüünen (Eichengerüst im Flechtkorb, wird mit Weidenruten umflochten). de Spiele in de Wieme (Stock od. Latte, woran das Fleisch im Rauchfang od. an der Küchendecke hing). → Staff.
Zs.: Flees-, Liern-, Woste-
spielen 1. hineinzwängen (in ein Kleidungsstück). Se spielt (sik) in dat Kleed.
2. zu eng sitzen (von Kleidung). Dat Kleed spielt. → knällen, strammen
Spier n. (Spiers; Spierken) 1. Halm; kleines, einzelnes Stück Reisig. Sewwen Spiers under de Wanne (Regel für die Dichte von Weizen: sieben Pflanzen auf der Fläche einer Kornfege; aus einem Korn kommen mehrere Halme). → Halm, raaken, Stroh.
2. ein wenig, kleines bißchen. en Spier Waater. noch 'n Spierken Koffie. 'n Spierken Räägen (sehr wenig Regen). Daor dröff kinn Spierken liggen bliewen. So staot de Saaken un keen Spierken anners! (So ist es, Rh). Doo't 'n Spierken hööger (etw. höher). → lück.
Zs.: Gasten-, Gröss-, Haawer-, Hack(en)-, Roggen-, Ruut-, Stroh-
spierig 1. dürr, mager; dürftig, spärlich, schwächlich, armselig. en spierig Röggsken (nicht gedeihender Roggen). Dat Kaorn steht spierig. spierig Gröss (dünnes, niedriges Gras). so'n spierig Bäördken (dünner, kurzer Bart). → Bestand, spietrig.
2. knapp (bemessen), eng sitzend. → spierlik
spierlik knapp (bemessen), eng sitzend. Se satt lück spierlik in't Tüüg (Die Kleidung saß zu eng). → knapp, schnack, schnaor, spietrig, spittig
Spieß m. (Spieße) Hauptfeldwebel (Amt im Schützenverein)
Spießbörger m. Spießbürger
Spiet, Spitt m. Ärger, Verdruß; Reue, Bedauern, in der Wendg. Spiet häbben (van) (bedauern, Reue zeigen). Daor häbb ik Spiet van! (Das tut mir leid).
spieten, spitten (spitt; speet; spetten, spijt) leid tun, ärgern, reuen. Dat bruukt em doch nich te spieten! Dat spitt mi noch wa.! (Das tut mir leid, geht mir nahe). Dat häff mi hatt spetten (espijt), dat he up de ollen Uutdrücke nich mähr Acht ha. (Das hat mich sehr geärgert). Dat sall em wall spitten (Das wird er noch bereuen). → frijen
spietig, spietlik bedauerlich, schade. Dat is so spietlik, dat wi dat weggdaone häbbt.
spietrig, spittrig 1. knapp (bemessen), eng sitzend. en spietrig Kleed. → spierlik, spittig.
2. mager, schwächlich, dünn, dürftig; kleinwüchsig. .n spietrig Käärlken. → spierig, spüttrig
spiggeneern → spioneern
Spij- auch: Spöi-
Spijback m. Spucknapf (trichterförmig, mit Deckel, stand z.B. beim Friseur, für Kautabak). → Äösebäcksken, -pott
Spijdook m'n. Tuch zum Abwischen von Erbrochenem beim Füttern des Säuglings. → Schlabberlätzken
Spije. Spöie (Rh, Bo) f. Speichel, Spucke. Up ne Müggenstecke moss lück Spije up doon! Daor moss en bettken nüchterne Spije bidoon (wenn die Verbindung beim Schweißen nicht geklappt hat, → Nössendroppen). → Lülle, Nülle.
Zs.: Düüwelsspijen.
spöien (Rh, Bo) (spigg; spee, speen; gespöin) spucken, speien; sich übergeben. He spijt gladd van'n Baord (1. Er spuckt viel, vom Kautabak. 2. Er schimpft, macht sich wichtig). In de Hande gespöin un up de Arbäid gedretten (vor der Arbeit, Jux). He spijt daor nich in (z.B. in Bier, Schnaps: Er mag es gern). He spijt kinn Beer weer uut. Spijende Kinder, dijende Kinder ("Speikinder, Gedeihkinder"). → Gräwwel, kotzen, Mund, Prüüm, Räier, Ssoppert.
Zs.: Blood-, wegg-
Spijnapp m. Spucknapf. → Spijback
Spikelaatsie, Spikelaatsie- → Spekelaats, Spekelaats-
Spijpapp m. Hafermilchsuppe mit Spelzen (die man ausspuckte). → bulsterig, Haawerbulster, -götte, pelsterig
Spijpott m. Spucknapf. → Spijback
Spill; Spöll (Ge, We, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) n. (Spilleken) 1. Ding, Sache; Sachen (alle zusammen); Angelegenheit, Affäre; unangenehmer Zustand. Schmiet dat ganze (dat heele) Spill wegg! (alles). dat olle Spöll (z.B. unbrauchbare Sachen). Wat'n Spilleken! (z.B. Glücksfall). Nu häbb wi 't Spill tegange (Nun klappt die Sache). Dat was 'n ganz Spill monks met dat Peerdebeschlaon (ein "Zirkus", z.B. mit schwierigen Pferden). Dat was 'n Spill daor up de Hochtied! (Da war was los). He is 't Spill quiet (hat z.B. den Hof verloren). Wi ha'n eegen Spill, wi wann. kinne Wönners (Wir hatten einen eigenen Hof). Wat'n düür (armöödig, truurig) Spill (teure, armselige, traurige Angelegenheit). → Bais, fien, Gedööns, Miraakel, sprääken.
2. "Regel" der Frau. Se häff ähr Spill. → blooden, Dagg, Fierdagg, häbben, Karmis, Kommies, Krempel, Nööseblooden, Pröttel, püük, Tied, Wienachten.
Zs.: Armoods-, Behelpens-, Blaagen-, Bloomen-, Buurn-, Daibels-, Düüwels-, Froulöö-, Füllen-, Geböide-, Hohner-, Holt-, Karmis-, Mensken-, Müggen-, Naazi-, Schnubber-, Waater-, Wönner-
Spillboom m. Pfaffenhütchen
Spille f. (Spillen) (St, We, Bor, Hei, Rae, Bo) Achse, Welle, Mittelständer eines drehbaren Gerätes. de Spille van'n Spoolenbuck (Spindelstock, Achse im Gestell für Spindeln). Spille in't Töi (Pickerspindel am mechanischen Webstuhl, → Pickerspindel). de Spille van de Dräibanke. de Spille van de Dräischiewe (Verbindung von Antriebsscheibe u. Kopf der Drehscheibe). → Könning, Spindel
Spillebank(e) f. (St, Ge, We, Hei) Drehbank, Werkbank des Drechslers
Spillwark, -werk n. unangenehme Angelegenheit. Wat'n Spillwark ook!
Spinaot m. Spinat
Spinaotwaater n. Wasser, in dem Spinat gekocht wird (Eifärbemittel zu Ostern, → Ssiepelwaater)
Spind m'n. (Spinde; Spindeken) Spind, kleiner Schrank. Süüsa Kinneken, Päppken steht in't Spinneken (aus einem Wiegenlied, Ge, → haia). Wenn wi di nich hadden un kinn Brood in de Spinde, wo soll wi't dann upkriegen (wenn jd. angibt, → Erpel).
Zs.: Brood-, Koffie-, Saod-
Spindel f. (Spindeln; Spindelken) Spindel. → Spille.
Zs.: Brems-, Ieser-, Picker-
Spindelstock m. Stahlstift, Ritzstock an der Werkbank des Drechslers (rechts u. links eingeklemmt, zentriert). → Körner
Spinn-aobend, -aowend m. Abend, an dem gesponnen wurde
Spinnbahne f. Spinnbahn (der Seilerei)
Spinne f. (Spinnen; Spinneken) Spinne. Spinnen jaagen (Spinnen u. Spinnweben mit dem Besen entfernen). He is wahnig (giftig) as ne Spinne (Er ist sehr böse, wütend).
Zs.: Krüüs-, Spool-
spinnefaind todfeind, in der Wendg. Se bünt sik spinnefaind (Sie sind sehr verfeindet).
spinnegiftig sehr böse, wütend, erzürnt. → spinnig
spinnehellig sehr böse, wütend, erzürnt. → spinnig
Spinnejääger → Spinnekoppsjääger
Spinnekopp m. 1. Spinne. so giftig (hellig) as ne Spinnekopp (sehr böse, wütend). → hellig.
2. Spinngewebe. Spinneköppe kehren (jaagen) (fegen).
3. böse Person (bes. Frau)
Spinne(kopps)jääger m. Spezialbesen in Halbrundform mit langem Stiel od. grüner Zweig an langem Stiel zum Entfernen von Spinngeweben. .n Stock in't Gatt, dann is'n Spinnekoppsjääger ferrig (wenn jd. die Haare zu Berge stehen). → Stoffjääger
Spinnekoppslock n. Loch am Spinngewebe u. Versteck der Spinne
Spinnekoppsnüst, -nüss; Spinnen-nüst,
-nüss n. Spinngewebe, Spinnennetz
Spinn(e)maol n. (Vr, Sü, Ge, Hei, Rae) kleines Fest mit Mahlzeit od. Schnäpschen in der Woche zwischen Weihnachten u. Neujahr. → Spinnvisiete, -wääke
spinnen (spinnt; spann, spannen; spunnen) 1. spinnen (Flachs od. Wolle mit dem Spinnrad spinnen). Bi't Spinnen konn wi bi singen. → Draod, drullen, Laaken, Siede.
2. phantasieren, Unsinn reden. Du spinns!
Spinneng(e)räi n. Spinnen (alle zusammen, abw.)
Spinnen-nüst, -nüss → Spinnekoppsnüst
Spinner m. wer Unsinn redet.
Zs.: Fien-
Spinnerij f. 1. Spinnerei, Betrieb, in dem Garn gesponnen wird.
2. nicht ernst zu nehmendes, unsinniges Gerede.
Zs.: Boomwull-
Spinnewääwe f. Spinngewebe
Spinneweel n. Spinnrad. → Spinnradd, Welle 2
Spinnewiewken 1 alte Spinnerin; geübte Spinnerin, die andere Frauen in der Textilfabrik anlernte; Frau, die bei allem aushelfen konnte (z.B. beim Ferkeln half)
Spinnewiewken 2 (Vr, Hei, Bo) Spielzeug aus Bindfaden u. Knöchel od. Knopf (wird gezwirnt, macht ein schnurrendes Geräusch). → Schnurrebutt
spinnig sehr böse, wütend, erzürnt. → spinnegiftig, -hellig
Spinnkaamer f. Spinnstube
Spinnmaol → Spinnemaol
Spinnmaschien(e) f. Spinnmaschine. engelske Spinnmaschienen (in der Fabrik)
Spinnradd n. Spinnrad. Ähr Muul geht äs en Spinnräddken (Sie redet ununterbrochen, Ot). → Spinneweel, Weel, Weelradd
Spinnrocken m. Spinnrocken
Spinnsteenken (St, Sü, Ge, Bor, Rae) Spinnwirtel für die Handspindel
Spinnstommen, -stowwen m. Spinnstube. → Wääwekaamer
Spinnvisiete, -vesiete f. Urlaub der Mägde nach Weihnachten. → Spinnemaol, Spinnwääke
Spinnwääken (Pl.) Urlaub der Mägde (Nach Weihnachten durften die Mägde nach Hause u. für sich spinnen). In de Spinnwääken deen de Määgde föör sik spinnen. → Kookedaage, Weel, Wintertöns
Spint 1 m. (Spinte) 1. Hohlmaß (48 Spint = 12 Scheffel = 1 Malter); Fünfliter- od. Zweilitermaß.
2. Kornmaß zum Säen; Ackermaß; Flächenmaß (Vier Spint ergeben z.B. ein Schääpelsäi, 1000 Quadratmeter). Een Spint dröögen Roggen bünt tien Pund. Se hä'en vier Spint Saod van'n Schääpelsäi. een Spint Lien (Flass) (Teil des Lohnes der Magd)
Spint 2 m. (Ge, Rh, Bo) Weichholz (weiche Schicht außen am Hartholz, bes. der Eiche). → Splint 1, Weekholt
Spintfatt n. Hohlmaß; geküfertes Getreidemaß (Viertelscheffel, für zehn Pfund Roggen). en Spintfatt vull Appel. met'n Spintfatt afmääten
Spintgesäi n. 1. Getreidemaß (zehn Pfund Roggen).
2. Ackermaß. → Spint 1
Spintholt n. Splintholz, Weichholz, weiche Holzschicht zwischen Rinde u. Kernholz bes. der Eiche. → Spint 1, Splintholt
Spinthook m. 1. Hohlmaß. een Spinthook Erpel (300 Pfund Kartoffeln). ne Spinthook Flass (Raab) (war Teil des Lohns für Mägde).
2. Ackermaß; kleines Stück Land, auf dem ein Viertelscheffel Getreide gesät od. Gemüse angebaut wurde. → Spint 1
Spintsaod n. Ackermaß. → Schääpelsäi, Spint 1
spintwiese in kleinen Mengen
spioneern, spiggeneern spionieren
Spioon m. (Spioone) Spion
Spirrewitz, Spirrewitzen, spirrewitz(k)en → Spiddewitz, Spiddewitzen, spiddewitzken
Spitt m. (Spitte) 1. Spieß.
2. Spatenstich. Nemm noch 'n Spitt uut'n Graawen! een Spitt deepe (eine Spatenlänge tief). → spitten
Spitt n. (Spitte; Spittken) kleiner Amboß zum Dengeln der Sense. Haar un Spitt. → Haarbolten.
Zs.: Haar-, Töör-
Spitt "Verdruß" → Spiet
Spittaakel, spittaakeln → Spektaakel, spektaakeln
spitten; spetten (Rae) graben, mit dem Spaten stechen. den Graawen spitten (den Grabenrand abstechen). Pott-äärde spitten (mit einem Stock od. Spaten Löcher in den eingesumpften Ton stechen, damit er gleichmäßig Wasser zieht; Arbeit des Töpfers). → Spitt m.
spitten "leid tun" → spieten
Spittgröss, -gräss n. (Ge, Ra, Rh, Bo) Pfeifengras, hartes, mageres, schlechtes Gras (in zu nasser Weide; schlecht zu mähen)
spittig knapp (bemessen), eng sitzend. Dat Kleed is te spittig. → spierlik, spietrig
spittrig → spietrig
Spitz 1 m. (Spitzen) Spitze, spitzes Stück; Mundstück der Pfeife.
Zs.: Hacken-
Spitz 2 m. (Spitze) Spitz (Hunderasse)
spitz spitz. Se trock 'n spitz Müülken. He häff't nich ganz spitz (Er ist kränklich, hat z.B. Schmerzen, → püük, wisse). De ha'n.t gaar nich spitz metnander (waren verfeindet, zerstritten, → spee). → Kaarnemelk, Nösse, Tehn
Spitz-amboss m. kleiner Amboß, der mit einem Dorn in den Baumstumpf gesteckt wird
Spitz-aor, -uhr n. spitzes Ohr (z.B. beim Hund); gestutztes Ohr (beim Schwein). → Stuuw-aor
Spitzbäitel, -bäidel m. Spitzmeißel
Spitzbaord, -burd m. Spitzbart
Spitzbohne f. Spitzbohne (Roggen od. Gerste als Kaffee-Ersatz). Neggen-neggentig Spitzbohnen un eene Koffiebohne (von schlechtem Kaffee).
Spitzbohnenkoffie m. Kornkaffee, Kaffee-Ersatz
Spitzbohr n. -böhrken Löffelbohrer mit Spitze (zum Bohren konischer Löcher)
Spitzdaorn, -durn m. Schmiedewerkzeug, mit dem Hufeisen befestigt werden
Spitzdosker, -dösker m. Dreschmaschine, mit der nur die Ähren gedroschen wurden (während die Garben längs durchlaufen), im Ggs. zu → Breed-dosker
Spitze f. (Spitzen; Spitzken) 1. Spitze; spitzes Ende.
2. handgearbeitete Spitze. → Kante.
3. Trumpf Sieben im Solospiel.
Zs.: Naodel-, Nössen-, Piepen-, Säißen-, Taorn-, Tungen-
spitzen 1. spitzen, spitz machen.
2. aufmerksam lauern. Dao was ik an't Spitzen, wat daor geböörde.
Spitzenbux(e) f. mit Spitze besetzte Hose
Spitzenkleed n. Spitzenkleid
spitzfindig, -finnig spitzfindig
Spitzgewwel m. Spitzgiebel
Spitzhaamer m. Spitzhammer (Werkzeug des Dachdeckers u. Schmiedes). → döördriewen
Spitzhacke f. Spitzhacke
Spitzhund m. Spitz (Hunderasse)
Spitzkopp m. Papierdrachen (rautenförmig). → Breew, Kiewitt, Windvoggel
spitzkriegen bemerken, erfahren; durchschauen. Dat häff he spitzkreggen. → spitzen
Spitzmuus f. Spitzmaus
spitzmüüs(k) wie eine Spitzmaus. He hä"e spitzmüüske Öögskes"
Spitznaame(n) m. Spitzname
Spitznösse f. Spitznase
spitznössig spitznasig
Spitzploog m. Spitzpflug, im Ggs. zu → Breedploog
Spitzpott m. Spitztopf (Rahmtopf mit weiter Mündung u. engem Boden). → Hiesigen
Spitzschaar f. Pflugeisen, mit dem die Erdschollen gewendet werden. → Reester
Spitztruufel m., -trüüfelken kleine, dreieckige Maurerkelle (zum Verputzen von Ecken)
Spitztuute(n) m. spitz zulaufende Papiertüte. → Tuutendaorn
Splaot, Splaoten m. (Splaoten; Spläötken) Splitter, dünner Abspliß von Holz; Holzspan. Ik häbb mi ne Splaoten in de Hand trocken. De Äxe hällt gudde Splaoten dr'af (beim Holzfällen mit scharfer Axt). → Splitter.
Zs.: Holt-
Splaote f. (Splaoten; Spläötken) Abspliß, abgetrenntes Stück.
Zs.: Af-
Spläötken n. mageres, schwächliches Kind. → Schräöwken
Spleen, spleenig → Splien, splienig
Spleet m. (Spleeten; Spleetken) Verschlußnagel der Wagenachse (Stift vor dem Wagenrad, der die Nabe sichert). Vöör ne Holt-asse is kinne Lüns, daor is ne Spleet vöör. → Splint 2, stöcken
Spleet- auch: Splett-
spleeten, spletten, splitten (splitt; spleet, spleeten; spletten) spleißen, spalten, abspalten. Dat Bredd splitt (reißt). splitzen, upklööwen
Spleeter m. wer etw. spaltet.
Zs.: Picke(draod)-
Spleetfeer(e), -fäär(e) f. Bolzen, Verschlußriegel (wie ein Karabinerhaken gespalten u. durch Auseinanderbiegen gesichert). ne Spleetfeere an de Biliene. → Splint 2
Spleetnäägel, -naagel m. Riß am Fingernagel. → Rööpnäägel
Spleet-ooge n. (Ot, St, Sü, Ge, Hei, Rae, Rh, Bo) Schlitzauge
Splenter m. Spritzer. → Flaater, Plenter.
Zs.: Driete-, Koh-
Splenterbüsse f. wer Wasser versprengt, mit Flüssigkeiten planscht (z.B. Frau, die unordentlich mit Wasser od. Milch umgeht). → Plemperkaore, Schlaaterbüsse
Splenterbüül m. Mann, der mit Flüssigkeiten spritzt od. planscht
Splenterdööse, -doose f. Mädchen, das mit Flüssigkeiten spritzt od. planscht
splenterig Durchfall habend. Van Spörrie wodden de Kohne so splenterig van. → schetterig
Splenterij f. Spritzerei, Planscherei
Splenterkaore f. wer mit Flüssigkeiten spritzt od. planscht (bes. Frau)
Splenterkoh f. Kuh, die Durchfall hat (von Spörgel, → Spörriekoh)
Splenterkunte f. wer mit Flüssigkeiten spritzt od. planscht
Splenterlappen m. Schmutzfänger, -lappen (am Fahrrad, Auto). → Spöitlappen
splentern 1. spritzen, verspritzen; planschen. met'n Schepper Aale up't Land splentern. → plentern, plümpern, schlaatern, spöiten, uutpümpeln.
2. Durchfall haben (bei Vieh: Kot spritzt beim Laufen). De Koh splentert.
splenternaakend, splinternaakend; splenternaaks splitternackt. → splitternaakend
Splentertriene f. Mädchen od. Kind, das mit Flüssigkeiten spritzt od. planscht
Splenterwaater n. Wasser, das verspritzt wird
spletten → spleeten
Splien, Spleen m. Schrulle, Verschrobenheit; verrückte Idee, Dünkel. Häs wall ne Splien! → Dünkel.
Zs.: Buurn-
splienig, spleenig affig, verschroben; verrückt; eingebildet. → gröötsk
Splint 1 m. Weichholz, Baumspeck (weiches Material der jüngeren Jahresringe, im Ggs. zum Kernholz, → hatt, Kern). → Mark n., Speck, Spint 2
Splint 2 m. (Splinte; Splintken) Eisenstift, Verschlußnagel (z.B. Vorsteckstift zur Sicherung von Muttern u. Bolzen, Stift an der Stange des Kastenwagens, Verschlußnagel der Wagenachse, Knebel, mit dem die Kette verschlossen wird). → Spleet.
Zs.: Ketten-
splinternaakend, -naaks → splenternaakend
Splintholt n. weiches Holz der jüngeren Jahresringe. → Boomspeck, Spintholt
Splitt m. Schotter zur Straßenbeschüttung, Rollsplitt. Daor ligg vull Splitt up de Schussee.
Zs.: Teer-
splitten → spleeten
Splitter m. (Splitter; Splitterken) Splitter; kleiner Abspliß; Holzscheit. → Flitterken, Splaot.
Zs.: Glass-, Knocken-
splitterig voller Splitter
splitternaak(en)d, -naaks splitternackt. → splenternaakend
splitzen (Vr, St, Sü, Ge, Rae, Rh) 1. spleißen, spalten. → spleeten.
2. Taue verbinden, verknüpfen (Seilertechnik: z.B. Enden eines Hanfseils oberhalb einer Schlaufe einbinden). Dat gesplitzte Ende treckt sik bineene, wenn daor Zugg up kümp.
Splitzholt n. (St, Sü, Ge) Spleißholz (angespitzter hölzerner Pfriem zum Spleißen der Seile, um die Seilenden miteinander zu verflechten)
Spöi-, Spöie, spöien → Spij-, Spije, spijen
Spöitbüsse f. Mädchen, das mit Wasser spritzt
Spöite f. (Spöiten) 1. Spritze; Gießkanne. → Sprütze.
2. Gewehr.
Zs.: Brand-, Glaase-
spöiten, spöitern 1. spritzen; besprengen; planschen. met'n Klump spöiten up de Bleeke (mit einem Holzschuh Wäsche auf der Bleiche besprengen). Waater spöiten in de Köcken (den Fußboden vor dem Ausfegen anfeuchten).
2. Flüssigkeiten verschütten, verkleckern. → Äärswisk, flatsken, kleckern, pümpeln, schlabbern, splentern
Spöiterij f. Met ne Tunne up de Schuuwkaore deen de Börger uut de Stadt Aale föhrn, undaor häen se ne Strohring up de Aale teggen de Spöiterij (gegen die Spritzerei). → splentern, tünnen
Spöitlappen m. Schmutzfänger (am Fahrrad od. Auto). → Splenterlappen
Spölkebutt; Spölkesbutt n. wer Grimassen schneidet
spölken 1. glotzen, mit großen Augen sehen, grinsen. → sperr-öögen.
2. grell, auffallend aussehen; glänzen, leuchten. Et spölkt wied.
Spölke f. auffällig gekleidete Frau
Spölker m. etw., das von weither sichtbar ist od. leuchtet. Barken, dat bünt Spölkers in'n Buss.
spölkig, spölkerig leuchtend; auffällig, zu bunt. spölkerige Oogen (große, leuchtende Augen). en spölkerig Froumääsk (z.B. auffällig gekleidete Frau). Dat Spill wödd te spölkig (zu auffällig).
Spöll n. (Spölle; Spölleken) 1. Spiel.
2. Kleinigkeit. Dat was mon 'n Spölleken.
Zs.: Ball-, Bickel-, Daamen-, Football-, Hilten-, Hinkel-, Kaarten-, Kinder-, Kräis-, Kring-, Lotterij-, Nao-, Sing-, Skaat-, Vöör-
Spöll "Angelegenheit" → Spill
Spöllbaas m. Spielleiter
Spöllball m. Spielball
Spöllbredd n. Spielbrett (für Brettspiel)
Spölldagg m. Spieltag, schulfreier Tag
Spöllding(en) n. 1. Spielzeug. De Kinder häbbt to Karmis en mooi Spölldingen kreggen.
2. kleiner, wertloser, nicht stabiler Gegenstand. → Tünteldingen
Spölldööse, -doose f., -döösken Spieldose (mechanisches Musikgerät)
spöllen 1. spielen. met Puppen spöllen. He spöllt (up) de Viggelien. Dat häbbt se em in de Hande spöllt (Das haben sie ihm zugespielt). • Wat jung is, dat spöllt gäärne, un wat old is, dat knöört gäärne (St). → Bollerwaagen, huushollen, Kopp, Mügge, Örgel.
2. Spielraum haben. Dat Radd spöllt an'n Waagen (hat Spielraum auf der Achse, läuft leicht). Ne Kaore moch spöllen un wippen (mußte Spielraum haben in den Rädern u. über den Achsen). → anschlaon, küürn, stiekum, Waoge.
Zs.: Ball-, Fangen-, Flöiten-, Kriegen-, Möllekes-, Peerdeken-, Pingster(bruud)-, wegg-, wieder-
Spöller m. Spieler.
Zs.: Kaarten-, Met-, Örgel-, Puppen-, Teggen-, Treckebüül-, Viggelienen-, Vioolen-
Spöllerij f. Spielerei; Kleinigkeit. → Spill
Spöllgeld n. Spielgeld
Spöllg(e)räi n. Spielzeug. → Spölldingen
Spöllhüüsken Spielhäuschen, selbstgebaute Hütte zum Spielen. Kiek äs, wat wi us 'n mooi Spöllhüüsken bout häbbt!
Spöllkaarte f. Spielkarte
Spöllkalw n. "Spielkalb", albernes Kind, verspielte Person. Et bünt olle Spöllkälwerkes (Sie necken sich spielerisch).
Spöllkameraod m. Spielkamerad
Spöll-löö (Pl.) Spielleute, Musikanten
Spöllmann m. Spielmann, umherziehender Musikant. Spöllmann, Spöllmann, spöll noch wat! (aus einem Tanzlied). Daor ha. ik kinn Spöllmann bi nöödig! (Das soll nicht unter die Leute kommen).
Spöllmannszugg m. Spielmannszug
Spöllplass m. Spielplatz
Spöllsaaken (Pl.) Spielsachen
Spöllsand m. Sand zum Spielen
Spöllsteen m. Spielstein, Spielfigur (für Schach, Brettspiel). → Päöterken
Spöllwark, -werk n. 1. Spielsachen.
2. allerlei Sachen, wertlose Dinge (z.B. unstabile, zu leicht gebaute Sachen)
Spook n.(Spööke; Spööksken) Spuk, Gespenst. Ne Spook wodde verdrewwen met't sesste un sewwente Book Mooses. He glöff an Spööke. Du sühs wall Spööke (an'n hellen Dagg)! • Jeeder-een häff sienen Spook in't Schapp (sein persönliches Leid, → Krüüs). Dat is 'n Spook! (Der wird nicht für voll genommen). Spöökskes vertällen (Gespenstergeschichten). → Gespenst
Spook(e)büssken Wäldchen, in dem es spukt
spooken spuken. → Hillige-dree-Könninge, uutsäängen
Spöökenkieker m. Hellseher, Geisterseher (wer das "zweite Gesicht" hat). → Vöörgesicht, Vöörkieker
Spöökenkiekerij f. Hellseherei
Spöökerij f. Spuk
spookig scheu, scheuend. → spuchterig
spookhell sehr hell, gespenstisch hell
Spookvertällsel n. Spukgeschichte
Spöölback m. 1. Spülbecken (gemauert od. aus Terrazzo, in der Waschküche od. vorne auf der Tenne).
2. Gefäß zum Abwaschen von Geschirr (z.B. geküferte runde Wanne)
Spöölbrügge f. hölzernes Gestell, Holzbrücke zum Spülen der Wäsche (z.B. am Stadtgraben in Vr). → Waskebrügge.
Zs.: Trappen-
Spoolbuck m. Gestell für Spulen beim Zwirnen der gesponnenen Fäden (zumeist für drei Spulen). → Spille, Tweernkloss
Spööldisk, -diss m. Spültisch, Tisch für den Abwasch von Geschirr
Spööldook m'n. Spültuch (zum Geschirrspülen). → Schlätt, Waskedook
Spoole f. (Spoolen) Schußspule, Webschütz (große, mit Schußgarn gefüllte Spule). → Kopse, Wääwerspiepe.
Zs.: Flass-, Krüüs-, Papp-, Schmiet-
Spööl-emmer m. Spüleimer
spoolen 1. spulen (Garn auf die Spule wickeln).
2. viel essen (Ge)
spöölen spülen, abwaschen.
Zs.: Finnen-, loss-, wegg-
Spoolenkiste f. Kopsbehälter, Kiste für die Spulen in der Weberei. → Piepenkiste
Spöölfatt n., -fättken Gefäß zum Spülen
Spöölfundern. Brücke am Stadtgraben oder Fluß zum Spülen der Wäsche. → Waskebrügge
Spöölhook m. Raum, in dem gewaschen wird, Nebenküche. Waskhook
Spöölkaamer f. Waschküche
Spöölköcke(n) f. Waschküche, Raum, in dem Geschirr gespült wird, Futterküche. Den Vehpott steht in de Spöölköcken.
Spöölkumme f. Gefäß zum Spülen
Spöölküümen, -küüwen m. Spülbottich, -kübel
Spöölnapp m. Gefäß zum Spülen
Spoolschnuute f. Metallspitze an der Spule (beim mechanischen Webstuhl)
Spoolspinne f. Metallspitze am mechanischen Webstuhl
Spöölsteen m. Spülstein (aus Sandstein od. Terrazzo). De Kopperpumpe stonn achter'n Spöölsteen.
Spöölwaater n. Spülwasser (auch als Viehfutter). → Uutwaskewaater
Spöölwanne f. Waschwanne. → Waskewanne
Spoolweel n. Spulrad
Spoolworm m. Spulwurm
Spoor m. Spuur (Wes, Ot, Ge, We, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) (Spoorn) Sparren, Dachsparren (paarig, mit dem Querbalken im Dachstuhl verbunden, → Hahnholt). de Spoorn afspäönen (behouen). → Spann
Spoor n., Spöör. Spuur (Wes, Ot, Ge, We, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) (Spöörs) 1. Spur, Wagenspur; Fährte. in't Spöör kommen. Spoor an Spoor föhrn (z.B. mit dem Traktor). in de Spöörs föhrn. uut't Spoor loopen (kommen). • Dat is em uut't Spoor loopen (Das ist ihm mißglückt). He is uut't Spoor kommen (aus der Bahn geraten, entgleist). • De Spöörs loopt uutneene (Die Meinungen laufen auseinander). • Et löpp in twee Spöörs (Sie haben Streit). Se leggt ähr ne Steen in't Spoor (Sie wollen ihnen schaden, haben Streit). Ik sall di up't Spoor kommen (Ich werde dahinterkommen). → Bommfracht, Fospel, quättken, tolieken.
2. Spurweite. Den Schmitt moch den Waagen up Spoor setten (auf die richtige Spurweite bringen; z.B. vier Fuß, vier Zoll). → holländsk, prüüß.
Zs.: Foot-, Fossen-, Klämm-, Peerde-, Radd-, Waagen-
Spoor- Spur- auch: Spöör-, Spuur-
Spoor- Spar- auch: Spuur-
Spöör- auch: Spüür-
Spoorbrette f. Spurbreite
Spoorbüsse f. Sparbüchse, Spartopf. Du häs de Spoorbüsse loss! (Bei dir kann man die Pofalten sehen, z.B. zu spielendem Kind).
Spoordööse, -doose f. Spardose
Spöörhund m. Spürhund
Spoorkasse f. Sparkasse. De Löö häbbt Geld up de Spoorkasse.
spoorn. spuurn (Wes, Ot, Ge, We, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) sparen. De Arbäid ha'k mi spoorn konnt! Dat hä'es di spoorn konnt! ("Das wäre doch nicht nötig gewesen", bei einem Geschenk). Daor häbbt se met Farwe spoort (zu wenig Farbe). Se spoort an'n verkährten End. • Spoorn mutt man van de Rieken lährn, nich van de Armen. • De spoort met vulle Pötte (Sie sparen ohne Grund, brauchten nicht sparsam zu sein). Et is te laate spoort, wenn de Botter up´n Grunde is. Well spoorn will mutt met´n Hals anfangen. → Arwe m., glücklik, häbben, Halsgatt, Lecht, Ledder, Salt, Schmeelnaamen, Schohsolle
spöörn 1. spüürn (Wes, Ot, Ge, We, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) spurgenau, spurrichtig fahren, in der Spur bleiben (von Fahrzeugen, die die richtige Radweite haben). Den Waagen spöört (bleibt genau in der Spur). Den Waagen spöört nich mähr, de häff te völle Vergang.
spöörn 2. spüürn (Wes, Ot, Ge, We, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) spüren; aufspüren, Spuren verfolgen. Se häbbt em genau spöörn konnt (Sie haben seine Spuren verfolgt, ihn aufgespürt).
Spoornäägel, -naagel m. (Vr, St, Sü, Ge, Hei, Rae) Dübel, Holznagel, mit dem der Sparren auf der Pfette befestigt ist (dicker als der Holzstift, → Pigge, an einem Ende verjüngt)
Spöörnösse f. Spürnase
Spoorpott m. Spartopf
spoorsaam, -sam sparsam. → söönig
Spoorwiedte f. Spurweite
Spörge(l), Spörge(l)- → Spörrie, Spörrie-
Spork m. (Rae, Rh, Bo) Faulbaum. → Spraakel
sporkdröög(e) sehr trocken. → sprockendrööge
Spörkelholt, Spörkenholt n. (Hei, Rae, Rh) 1. Faulbaum, Faulbeerstrauch.
2. Holz des Faulbaums. → Spraakelholt
Sporkworm (Vr, St, Sü, Ge); Sprockworm m. (Vr, St, Sü, Ge, Bor, Rae, Bo) Köderwurm zum Angeln, Fischen (Wurm im Reisigholz, Larve der Köcherfliege)
Spörrie. Spörge (Ge, We); Spörgel (Wes, Ot, Bo) m.f.n. Spörgel, Ackerspergel (Grünpflanze, Futterpflanze mit geringem Nährwert auf Magerböden; stark duftend, bis in die 30er Jahre angebaut, bes. für Kühe). • Man soll de Koh nich te wied in de Spörrie schlaon (in't Spörrie driewen), dann wödd se schetterig! (wenn jd. eine Gelegenheit zu gierig ausnutzt u. sich den Erfolg verscherzt; wenn jd. über seine Verhältnisse lebt, sich zu viel vornimmt, etw. übertreibt). → Hecke, splenterig.
Zs.: wilden
Spörrie- auch: Spörge-, Spörgel-
Spörriebotter f. Butter aus Milch, die die Kühe nach dem Fressen von Spörgel geben (wurde für den Winter eingestampft). De Spörriebotter schmeck lecker, de Rööwenbotter schmeck bitter.
Spörriebünte f. "Spörgelkuh", schlechte Kuh, in Ortsneckerei. → Südlohn
Spörriebuur m., -büürken armer Bauer; Bauer auf ärmlichem Sandboden. → Oeding
Spörriegelte f. unordentliche, liederliche Frau
Spörriekarmis f. Kirmes in Oeding
Spörriekoh f. Kuh, die hauptsächlich mit Spörgel ernährt wird. He dritt (schitt) as ne Spörriekoh (hat heftigen Durchfall). → Splenterkoh, Südlohn
Spörrieland n. mit Spörgel besäter od. bewachsener Acker
Spörriepaap(e) m. (Sü, Bor, Hei, Rae) Chorsänger, Chorknabe; Meßdiener (iron.)
Spörriepaoter m. "Spinner", wer Unsinn redet (iron.)
Spörriesaod n. Spörgelsamen
Spott m. Spott. → Schaaden. He löpp vöör Spott vöör de Löö (wurde zum Gespött der Leute).
spottbillig sehr billig
Spöttel m. (St, Ge, Rae, Rh) Sprosse, Leitersprosse. de Spöttels van de Liere
spottelig zappelig, nervös
spotteln zappeln, strampeln. Nao Wotteln kaas gudd (nao) spotteln (Vitaminhaltige Rohkost macht kräftig). → spraddeln
spotten spotten, verspotten. → Botter
Spottgeld n. "Spottgeld", sehr wenig Geld. Dat kost män 'n Spottgeld (Spottpreis).
spöttis(k), spöttisch spöttisch
spöttlik lächerlich. Dat is ja 'n spöttlik Küürn (z.B. grobes Reden).
Sprääk- auch: Spreck-
Spraakel m. (Spraakels) Faulbaum, wilder Zeringel. → Fuulboom, Düüwels-, Pulwerholt, Spork
Spraakelbääse, -beer(e) f. Beere des Faulbaums (schwarze, erbsengroße Steinfrucht, wurde zerdrückt für Wundkompressen gebraucht; von Kindern zum Schießen benutzt). → Düüwels-, Pluffbääse
Spraakelbääsen- auch: Spraakelbeeren-
Spraakelbääsentee m. Tee aus den Beeren des Faulbaums (bes. Heiltee bei Verdauungsstörungen)
Spraakelbladd n. Blatt des Faulbaums
Spraakelbost-tee m. Heiltee aus der Rinde od. den Beeren des Faulbaums (bei Erkrankung der Atemwege)
Spraakelholt n. 1. Faulbaum, Faulbeerstrauch.
2. Holz des Faulbaums. → Pulwerholt
spraakeln aus Faulbaumholz. → elsen
Spraakelwedde f. Binderute vom Faulbaum für Reisigbündel (weniger geeignet als Ruten der Erle, Weide, Birke)
sprääken. sprecken (Wes, Ot, Ge, We, Ra, Bor, Hei) (spreck; sprack, spraaken; sprocken) sprechen. Wenn'm van eene spreck, dann is he dr', of he kümp. Daor bünt de Löö nich gudd up te sprääken (Der hat keinen guten Ruf). Vandaage is he nich gudd te sprääken (ist mißlaunig, verdreht). Kanns noch van Glück sprääken! De Wäörde, de du nu sprecks, de bünt vergewws (Was du jetzt noch sagst, ist vergeblich gesagt). Et is, as wenn't Spill spreck ("Es ist wie verhext"). → franzöösisch, kallen, küürn.
Zs.: frij-, weer-
Sprääker. Sprecker (Wes, Ot, Ge, We, Ra, Bor, Hei). m. Sprecher.
Zs.: An-, Groot-
sprääks (Vr, St, Sü) gesprächig. → praots
Sprääkwaater n. Schnaps, Alkohol. → Spraokwaater
spraddelig → spradderig
spraddeln, spradden, spraddeken 1. zappeln, strampeln. Et spraddeln mon so van Fiske. → spotteln.
2. sich sträuben; quertreiben; schmollen, böse sein. De is immer an't Spradden (widerspenstig, querköpfig).
Spradden m., Spräddeken 1. wer trampelt, tritt.
2. widerborstige, unzufriedene Person, Quertreiber, Querkopf. ne Spradden van ne Jungen. → Twasskopp
spradderig, spraddelig 1. sperrig; verworren, verwachsen. Spradderig Holt kann'm nich buusken (z.B. sperrige Eiche, für Reisigbündel ungeeignet). → böömig, pradderig, spadderig, strubbelig, strüüsig.
2. widerspenstig, bockig, aufbrausend, unruhig. Wat is't 'n spradderig Käärlken! → twassen, weddelig, weerig
Spraoke f. (Spraoken) Sprache. Se ha de Spraoke weerfunnen. → hoogdüütsk.
Zs.: An-, Met-, Mooder-, Morgen-, To-, Uut-, Vöör-
Spraokwaater n. Schnaps, Alkohol. → Küür-, Praote-, Sprääkwaater
Spraole, Spraol (Vr, St, Sü, Ge, Hei, We, Ra). Spraone, Spraon (Rae, Rh, Bo) m. (Spraolen; Spraolken) Star. De Spraole flöit't. Wat'n Spraonken! (bes. kleine Person, Bo).
Spraolen- auch: Spraonen-
Spraolenkasten m. (Vr, St, Sü, Ge, We, Ra) Starenkasten, Nistkasten für Stare
Spraolenkoue f. (Vr, St, Sü, Ge, Ra) Nistkasten für Stare
Spraolen-nüst, -nüss n. (Vr, St, Sü, Ge, Ra, Rae, Rh, Bo) Starennest
Spraolenvoggel m. (Sü, Ge, We, Ra) Star
Spraon(e), Spraonen- → Spraole, Spraolen-
Spreck-, sprecken, Sprecker → Sprääk-, sprääken, Sprääker
Spree, Spreede f. Spreite, in der Wendg. in de Spree (ausgebreitet). Dat Höi ligg in de Spree (ausgebreitet zum Trocknen, noch nicht zu Reihen geharkt). → bespreeden.
Zs.: Bedde-
spreeden, spreen spreiten, ausbreiten. dat Bedde spreen (das Bett machen). Stroh spreen. → morgens
Spreewottel f. Seitenwurzel der Kiefer
sprengen 1. besprengen, bespritzen (mit Flüssigkeit).
2. sprengen, zersprengen. Den Fabriekschosteen wodde sprengt.
Sprenkel m. 1. Fleck, Tupfen, Spritzer.
2. Zweig des Faulbaums (für Fachwerkwand)
sprenkelig gefleckt, getüpfelt
sprenkeln 1. mit Tupfen, Flecken, Spritzern versehen.
2. Fachwerkwand mit Lehm bewerfen
Sprenkelschnitt m. gesprenkelter Buchschnitt. → Goldschnitt
Sprenkelwand f. Fachwerkwand (aus Zweigen geflochten u. mit Lehm bestrichen, Holzflechtwerk mit Lehmbrei verschmiert; um Stäbe aus dünnen Hölzern, die zwischen den tragenden Pfosten u. Querhölzern eines Gebäudes eingeklemmt sind, werden Gerten geflochten, so daß ein Holzgitter entsteht, das mit Lehmbrei beworfen wird, der mit Gras od. Häcksel versetzt ist). → Spiele, Staff
Spricken, Sprick; Sprickel (Ra) m. (Spricken) dünner Zweig, Reisigholz (bes. von Birken), kleines Holzteilchen; dürres Holz zum Feueranzünden. → Anmaaksholt, Sprocken
Sprick(en)holt n. Lesereisig (zum Feueranzünden). → Kläinholt
Springbredd n. Sprungbrett
springen (springt; sprang, sprangen; sprungen) 1. springen, einen Sprung machen; schnell laufen. De springt föör twee Pennig in de Bääke (sehr geizig, geldgierig, → Knee). De lött gäärne andere föör sik springen (läßt sich gerne bedienen). → Armood, bäide, Klinge, loopen, Mess, Waagen, weggloopen.
2. von weibl. Haustieren: besprungen werden. De Koh häff demet esprungen (wurde besprungen).
3. zerspringen. Et is an twee Stücke sprungen. → basten, knappen.
Zs.: Buck-, kott-, Seelken-, Töikes-, Wannen-, wegg-
Springer m. Springer. → Schwemmer.
Zs.: Fenster-, Geschirr-, Glaasen-, Höi-, Rabatten-
Springewipp m. sehr lebhaftes, unruhiges Kind. → Wipp
Springhaase(n) m. (Wes, Ot, St, Sü, Ge, We, Rae, Bo) Heuschrecke. → Höipeerd
Springhahn m., -hähnken (Bo) Heuschrecke
Springpeerd n. Reitpferd, das sich zum Springen eignet
Springschlott n. einrastendes Schloß. → Schnappschlott
Spritze, spritzen, Spritz(en)- → Sprütze, sprützen, Sprütz(en)-
Sprock → Sprocken
Spröck m. (Spröcke; Spröcksken) Spruch; Sprichwort.
Zs.: Biebel-, Inlaadungs-
Sprock-ampe → Sprockmiegampe
Sprockel → Sprocken
Sprockelhee(d); Sprockheed (Ge, We, Ra) f'n. lange Heide, im Ggs. zu → Toppheed
Spröckelholt n. (Rh) 1. Holz des Faulbaumes. → Spörkelholt.
2. Lesereisig, trockenes Kleinholz. → Sprockenholt
Sprocken, Sprock, Sprockel m. (Sprocken) groberes, dickes, trockenes Reisigholz. Sprocken garren (lääsen) (Reisig als Brennmaterial sammeln). De Ääkster is an't Sprocken-dräägen (trägt Reisig für ihr Nest zusammen). • Se bünt an't Sprocken-dräägen (Se haalt de Sprocken bineene) (Sie treffen Hochzeits- u. Ehevorbereitungen, tragen die Aussteuer zusammen. → hüüsen, nüsseln 1). → Anmaaksholt, Ries n., Quadde, Spricken
sprocken Reisigholz sammeln; Reisigholz, dürres Holz von den Bäumen herunterbrechen u. sammeln. Winterdaggs mochen se hen sprocken gaon.
Sprockendrääger m. 1. Vogel (Elster od. Krähe), der Nistmaterial sammelt.
2. Braut, Bräutigam kurz vor der Hochzeit (treffen Hochzeitsvorbereitungen, sammeln die Aussteuer, richten sich ein)
sprockendröög(e) sehr trocken. → sporkdrööge
Sprock(en)holt; Sprockelholt (Rh, Bo) n. trockenes Reisigholz, Kleinholz, kleine, dünne Zweige, trockene Zweige (Nistmaterial der Elster, Krähe; Reisig zum Feueranzünden). → Brack-, Haaken-, Rott- , Spricken-, Spröckelholt
Sprockhaaken, -haok(en) m. Haken zum Entfernen trockener Äste in den Bäumen. → Haakenholt, Tackhaaken
Sprockholt → Sprockenholt
Sprock(mieg)-ampe, Sprockel(mieg)-ampe, Sprocken(mieg)-ampe,
Sprockgampe f. große Waldameise (trägt Hölzer). → Mieg-ampe
Spröckwaord, -wurd n. Sprichwort
Sprockworm → Sporkworm
spröi, sprööde, spröö spröde, trocken; aufgesprungen von Trockenheit; geröstet, knusprig. sprööde Lippen. spröie Hande. Dat Höi is spröi (sehr trocken). De Beschüüte bünt spröö (geröstet, knusprig). Koffie mutt spröö wenn. (Kaffeebohnen müssen aufspringen beim Rösten). → schall
spröien sprühen. Funken spröien. → flunkern
spröö(de) → spröi
Sprossenkohl m. Grünkohl im Frühjahr (Die jungen Triebe wurden gut abgekocht, da sie giftig sein konnten.)
Sprotte f. (Sprotten) Sproß
Sprung m. (Sprünge; Sprüngsken) 1. Sprung. Ik stao up'n Sprung (Ich bin bereit; ich will gleich gehen). Daor kaas kinne wilden Sprünge met maaken (z.B. finanziell). → Hahnentratt.
2. Rudel. *´n Sprung Rehe. *
Zs.: Dree-, Katten-, Mäi-, Veer-, Vöör-
Sprungfeer(e), -fäär(e) f. Sprungfeder
Sprung-gelenk n. Sprunggelenk
Sprungpiepe f. großer Kaninchenbau (mit mehreren Ausgängen; wenn das Kaninchen gejagt wird)
Sprungwaoge f. Einspann des Pferdes (Wenn zwei Pferde vor den Wagen gespannt waren, wurde der große Schwengel als Trittbrett benutzt.)
Sprütz- auch: Spritz-
Sprützbredd n. Schutzblech am Wagen. Den Kusswaagen häff vöörn un achter Sprützbrää.
Sprütze, Spritze f. (Sprützen; Sprützken) 1. Spritze, Injektion. He kreeg ne Sprütze in't Gatt.
2. Wasserspritze (z.B. der Feuerwehr); Gießkanne. → Geetkanne, Spöite.
Zs.: Brand-, Waater-
sprützen, spritzen spritzen. den Ssement natt sprützen (frischen Beton naß machen, damit er nicht zu schnell trocknet). → spöiten, splentern
Sprützenhuus n., -hüüsken Feuerwehrgerätehaus (Haus, in dem die Feuerwehrspritzen stehen; war auch Ortsgefängnis). → Pietermann
Sprützer, Spritzer m. Spritzer, Tropfen
Sprützputz m. Spritzputz (best. Mauerverputz). Sprützputz wodde met'n Fattbessem öwwer'n Knüppel houen un met Ssement dr'up.
Spruute f. (Spruuten) (Wes, Ot, Sü, Ra, Bor, Rae) Trieb, Ausläufer von Pflanzen. → Lodde, Uutlöppsel
spruuten sprießen, sprossen. → Haor
Spruutmoos n. treibender, sprießender Kohl, Sproß von Grünkohl. Spruutmoos, dat löpp nijs uut an Moos-strünke, de afschnedden bünt.
Spucht m. (Spuchte; Spüchtken) schmächtige Person
spuchterig, spüchterig (Sü, Ge, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) scheu, ängstlich, furchtsam. → spee, spookig
spüchtern (Bo) scheuchen. → schüchtern
Spund m. (Spunde; Spündeken) 1. Verschlußzapfen (für Fässer, Bierfässer). → Tappen, Zwick.
2. junger, unreifer Mann. ne jungen Spund
Spundbiele f. Werkzeug zum Ausarbeiten des Spundloches. Den Boom wodde met ne Spundbiele uutehouen to ne Back.
Spundbredd n. Brett, das in einer Nut eingespundet ist
spunden, spunnen (Ot, St, Sü, Ge, Hei, Rae, Bo) das Spundloch hacken, mit einem Spundloch versehen
Spundlock n. 1. Spundloch, Faßöffnung. → Tapplock.
2. Loch, in das der Dachstuhlbalken eingesetzt wird
Spundtappen m. Spundzapfen
spunnen → spunden
spüttern spucken, Speichel versprühen (beim Sprechen)
spüttrig 1. schwächlich, dünn.
2. eng, knapp (sitzend). → spierig, spietrig.
3. gehässig, trotzig, scharfzüngig (Vr)
Spuur, Spuur-, spuurn, spüürn → Spoor, Spoor-, spöörn
Spuurbock m. Teil der Windmühle
Ssaanke, Zaanke f. (Ssaanken) (Vr, St, Sü, Ge, We) wehleidige, zimperliche, verwöhnte Person (bes. Frau); wer langweilig redet, nörgelt
Ssaanke-, ssaanke- auch: Zaanke-, zaanke-
ssaanke-achtig (Vr, St, Sü) zimperlich, wehleidig, verwöhnt, nörgelnd. → ssäör-achtig
Ssaankebasse, -bast f. (Vr, St, Sü) wehleidige Person; wer langweilig redet, nörgelt
Ssaankedööse, -doose f. (Vr, St, Sü, Ge, We) wehleidige Person (bes. Frau); wer langweilig redet, nörgelt. → Quaasedööse
Ssaankekaore f. (Vr, St, Sü, Ge, We) wehleidige Person; wer langweilig redet, nörgelt
ssaanken → ssaankern
Ssaankepeeter m. (Vr, St, Sü) wehleidige Person, wer langweilig redet, nörgelt
ssaanke(r)n, zaankern (Vr, St, Sü, Ge, We) wehleidig sein, klagen, jammern, nörgeln, stöhnen; langweilig reden
Ssaanker(t) m. (Vr, St, Sü) wehleidige, langweilige Person; wer nörgelt, jammert
Ssaanketriene f. (Vr, St, Sü) wehleidige, zimperliche, verwöhnte Person. → Quaasetriene
ssaankig, ssaankerig, zaankig, zaankerig (Vr, St, Sü, Ge, We) wehleidig, zimperlich, verwöhnt; klangend, nörgelnd, langweilig, temperamentlos. ssaankig praoten. → haikig, kaasig 1
ssamtied(e)lik, ssamtied(e)liks allmählich, gemächlich, gemütlich; langsam. Lao we't män ssamtiedeliks an doon!
ssamtieds (Vr, St, Sü, We, Hei, Rae). ssomtieds (Hei, Rh, Bo) manchmal, ab u. zu. → mannigmaol
ssäör-achtig (Wes, Vr, Sü) jammernd; klagend. → ssaanke-achtig
ssäörig (Wes, Ot, Vr, St) dümmlich; unterentwickelt; altersverwirrt
Ssäörkunte f. (Wes, Vr, St, Sü) nörgelnde, unzufriedene Person (bes. Frau)
ssäörlik (Ot, Vr, St, Sü) nörgelnd, quengelnd. Wat'n ssäörlik Määske!
Ssäörmester m. (Wes, Ot, Vr) wer ständig nörgelt, quengelt
Ssäörmette f. (Ot, Vr, St, Sü) Frau, die ständig nörgelt, quengelt
ssäörn (Wes, Ot, Vr). ssüörn (St, Sü) 1. nörgeln, quengeln, unzufrieden sein. He ssäört di de Aorne vull.
2. langweilig reden. He ssäört sik wat terechte. → knöörn, näölen
Ssäörpott m. (Wes, Vr, St, Sü) nörgelnde, unzufriedene Person
Ssäörtriene f. (Wes, Ot, Vr, St, Sü) nörgelnde, unzufriedene Frau
Ssapente, Schnapente, Ssipente f. eingebildete Person; zänkische Frau; freches Mädchen, Biest. → Schaopscheere, Schnapp-ente
Ssapp m. (Ssäppken) Saft (bes. von Pflanzen, Bäumen). In'n Mäi kümp Ssapp in de Bööme. → antappen, Saft, Ssipp.
Zs.: Appel-, Bääsen-, Barken-, Puddinggs-
ssapp → ssappkig
ssappen Saft treiben (von Bäumen im Frühjahr)
ssappen "sabbeln". ssappken 1
ssappendüüster, zappendüüster stockfinster. → tappendüüster
Ssapperloot, Zapperloot Zapperlot! (Ausruf des Erstaunens). Ssapperloot, Bessvaader, wat kick de Katte dat Schaop an! (Jux)
Ssapperloot- auch: Zapperloot-
Ssapperlootskäärl, -kerl m. "Teufelskerl"
Ssapperment, Zapperment .Donnerwetter!. (Ausruf, Fluch)
Ssappholt n. Saft enthaltendes Holz, bes. Holz der Eberesche im Frühjahr (für Kinderflöten geeignetes Holz). → Happe, Huppen-, Piepholt
Ssappholtsflöite f. Bastflöte, Kinderflöte aus frischem Holz. → Flöitepiepe, ssipp-ssapp-Ssiepe
Ssapphuppe f., -hüppken Bastflöte
ssappig → ssappkig
ssappken 1, ssappen 1. sabbeln, lutschen, saugen. Nich in alle Piepen ssappen! ("Nicht in allen Töpfen rühren"). → sabben.
2. besabbeln, kleckern.
3. schwätzen, unkontrolliert reden. → lüllen
ssappken 2 (Vr, Ge, We, Bor) 1. glucksen; schwappen. Dat Waater ssappket em in de Klumpe.
2. auf feuchten Untergrund treten, durch feuchten Schmutz gehen (u. glucksendes Geräusch verursachen). He ssappket döör de Wäide. → ssottken
ssapp(k)ig, ssapp saftig; durchgeweicht. dat ssappkige Holt. → Loh
Ssecke "Zecke" → Tecke
Ssegge; Zegge f. (Rae, Rh, Bo) (Sseggen; Sseggesken) Ziege, Zicke. • He häff de Ssegge up'n Klaower gaon. • Wess män ruhig; wi kriegt mackelik en Sseggesken weer, wenn't ook 'n schwatt is (wenn gejammert wird). Se is niesgierig as ne Ssegge. Wat büs doch ne Ssick van ne Ssegge! (sehr albernes Mädchen). De Buur hä ne Ssegge in´n Stall wäägen de Krankhäit (Ge, → Lachduuwe). → Ahaus, bücken, gröön, güst, Hegge, Hippe, Ies, inbelden, Koh, Mette, Schlaot, schmall, Ssicke, Sünte Kottrien, Vreden, Wessum.
Zs.: Haawer-, Hemmels-, Mecker-, Quaater-, Ssiepel-, Vääne-
Sseggelämmken, -mette → Sseggenlämmken, -mette
sseggen, zeggen (Rae, Rh, Bo) 1. albern sein, sich albern benehmen, "zickig" verhalten.
2. necken, ärgern; reizen. Daor bünt se met an't Sseggen. He is met Sseggen an de Riege (Reizen beim Skat).
Sseggen-, sseggen- auch: Zeggen-, zeggen-
sseggen-achtig zickig, z.B. wehleidig, weinerlich od. eingebildet
Sseggenbaord, -burd m. Ziegenbart; kleiner Kinnbart
Sseggenbladd n. Geißfuß (Heilmittel gegen Gicht)
Sseggenbloome f. (Vr, St, Sü, Ge) Lungenkraut. → Lungenkruud
Sseggenbuck m. Ziegenbock. He geht up'n End as 'n Sseggenbuck döör de Aske (stolz). → Lehrer, Schnieder 1
Sseggenfell n. Ziegenfell
Sseggenfoor, -fuur n. Ziegenfutter, Grünfutter (abw.)
Sseggenkeese, -kaas m. Käse aus Ziegenmilch
Sseggenköttel m. Kot von Ziegen
Ssegge(n)lämmken junge Ziege
Sseggenleer, -läär n. Ziegenleder (sehr weich)
Sseggenmelk f. Ziegenmilch. Sseggenmelk is fetter as Kohmelk.
Sseggenmelker m. Ziegenmelker (Nachtschwalbe)
Ssegge(n)mette f. 1. Ziege.
2. weinerliches Mädchen (heult wegen jeder Kleinigkeit)
Sseggenpeeter m. Mumps, Ziegenpeter
Sseggenstall m. Ziegenstall. → Gefall
Sseggenwäide f. Ziegenweide. → Mettenwäide
Sseggerij. Zeggerij (Rae, Rh, Bo) f. Anstellerei; verwöhntes Gehabe
sseggig. zeggig (Rae, Rh, Bo) eingebildet, affig, eitel
Ssekertäär m. 1. Schreiber.
2. alter, hoher Schreibtisch
Ssekertäärsklappe f. (St, Sü, Ge, Ra) 1. Klappe am Schreibtisch.
2. herunterklappbarer Latz am Gesäß der Hose. → Klappbuxe
Sselt(e) "Zelt" → Telt
Ssement, Zement m. Zement. → Spais, Sprützputz
Ssement- auch: Zement-
ssementeern, zementeern zementieren
Ssementfluur(e) f. Estrich, Zementfußboden (z.B. in der Küche)
Ssementputz m. Zementputz. → afschüürn
Ssementsack m. Zementsack
Ssenk. Zink (Rh, Bo) m. Zink
Ssenk-, ssenk- auch: Zink-, zink-
Ssenkblick, -bleck n. Zinkblech
Ssenkdraod m. Zinkdraht, Zinkband (sehr haltbar). → schlichten Draod
Ssenk-emmer m. Zinkeimer
ssenken 1. zinken (Rh, Bo) verzinken
ssenken 2. zinken (Rh, Bo) aus Zink, verzinkt. .n ssenken Emmer. ne ssenkene Renne (Dachrinne aus Zink)
Ssenkfarwe f. Zinkfarbe, Zinkgrün (Anstrichfarbe)
Ssenkfatt n., -fättken Zinkfaß
Ssenkflööte f. Zinkwanne, kleine ovale Wanne
ssenkgröön zinkgrün (graugrün)
Ssenk-kante f. Zinkkante (Rand, Bleikante am Dach)
Ssenkplatte f. Zinkplatte. ne Fleesbuck met ne Ssenkplatte
Ssenkrenne f. Dachrinne aus Zink
Ssenksalwe f. Zinksalbe
Ssenkwanne f. Zinkwanne
Ssent → Zent
Sseringel "Flieder" → Zeringel
Sserwelaatwost(e) f. Cervelatwurst
Ssette, Ssettken PN Elisabeth. → Liesbett, quättken
Ssettel, Zettel m. (Ssettels; Ssettelken) Zettel. Ssettelkes afhaalen (trecken) (zufällige Zuteilung der Adressen für die Einladung zur Hochzeit od. Beerdigung ermitteln). → Breew, Glück.
Zs.: Denk-, Dooden-
Ssettel- auch: Zettel-
Ssettelboom m. Kettbaum in der Weberei (auf den die Kette aufgezogen wird)
Ssettelmaschien(e) f. Zettelmaschine (in der Weberei)
Ssettken → Ssette
Ssettken-röhr-mi-nich-an n. empfindliche Person. → Klüütken-röhrmi-nich-an
Ssibb(e)ken verwöhnte, anstellerische Person, z.B. weinerliches Mädchen. → Lämpe, Läöte, Ssegge
Ssicke, Ssick, Zicke, Zick f. (Ssicken; Ssicksken) 1. Zicke.
2. alberne, anstellerische, eingebildete, angeberische Person (bes. Mädchen). → Ssegge
Ssicken, Zicken (Pl.) in der Wendg. Zicken maaken (dumm, unüberlegt handeln)
ssickig, zickig anstellerisch, verwöhnt; empfindlich
Ssienao(r) PN Gesine
Ssiepel f. (Ssiepeln; Ssiepelken) Zwiebel. Froulöö bünt as Ssiepeln, man kann de öwwer hüülen. Foort de Blaagen met Ssiepel, dann kö'ih se in'n Düüstern finnen (Spott auf We). → Weseke.
Zs.: Säi-, Stink-, Stääk-, Sünt-Jans-, Tulpen-, wilde
Ssiepel-appel m. Apfelsorte (klein, gelb od. rot). De kläine roode Ssiepel-appel ruukt lecker un schmaakt ook lecker.
Ssiepelbast, -bass m. Zwiebelschale. Ooster-äier dee Mooder met Ssieplbäste farwen (im Kochwasser von Zwiebelschalen).
Ssiepelbedde f. Zwiebelbeet
Ssiepelblaose f. (St, Ra, Rae) Blähung; Blähbauch
Ssiepelbloome f. Ackerhornkraut (Gewürzkraut). → wilde Ssiepel
Ssiepelbuur m. "Zwiebelbauer", in Ortsneckerei. Ssiepelbuuren! (Antwort:) Wo Ssiepel wasst, daor wöss ook süss no wat. → Graes, Lünten, Weseke
Ssiepelfabriek f. "Zwiebelfabrik", in Ortsneckerei. → Lünten
ssiepelig, ssippelig zimperlich, wehleidig, anstellerisch, verwöhnt. → ssimpelig
Ssiepelkäörken gebrechlicher kleiner Wagen
Ssiepelkopp m. "Zwiebelkopf", in Ortsneckerei. → Weseke
Ssiepel-land n. Zwiebelland, -acker, in Ortsneckerei. → Weseke
Ssiepelpann(e)kooke(n), -kook m. Zwiebelpfannkuchen. → Armkorw
Ssiepelröcke m. Zwiebelgeruch
Ssiepelsack m. Zwiebelsack (aus losem Gewebe)
Ssiepelscheese f. 1. wackeliges Gefährt, z.B. Seifenkiste, altes Fahrrad.
2. wehleidige, anstellerische, langweilige Person (bes. Mädchen)
Ssiepelsooße f. Zwiebelsoße (zum Suppenfleisch, Teil des Hochzeitsessens, → Bruudlachts-ääten)
Ssiepel-ssegge f. unangenehme Person; zickiges, wehleidiges, weinerliches Mädchen, langweilige Frau
Ssiepeltriene f. wehleidige, verwöhnte, anstellerische Person. → Ssimpeltriene
Ssiepel-ümschlagg m. Umschlag aus gekochten Zwiebelschalen (gegen Halsschmerzen)
Ssiepelwaater n. Wasser, in dem Zwiebelschalen gekocht werden (zum Färben von Ostereiern). → Spinaotwaater
ssierlik → zierlik
ssiern "zieren" → ziern
ssierpken, ssierpen, zierpken zirpen, zilpen. De Heemkes bünt an't Ssierpken. → schierpen, ssiesken
Ssiesaor n., Ssiesäörken; Ssüsäörken (St) langweilige, dümmliche, zickige, verwöhnte Person (bes. Mädchen); unordentliche, ungepflegte Frau (die nicht vorankommt). Wat föör'n Ssiesaor van ne Frou!
Ssieseken, Zieseken n. kleines Fohlen (Kinderspr.). → Ssiesfüll
Ssiesemann, Ziesemann, Ssissemann, Ssiesmann m., Ssiesemänneken 1. Fohlen, junges Pferd; Kalb. → Kissmann.
2. schmächtige, dünne Person. → Heesemänneken.
3. mit Schwarzpulver gefüllter Strohhalm (wurde ins Schlüsselloch gesteckt u. angezündet, brennt in schlangenartigen Bewegungen; Jungenstreich). He was wegg as so'n Ssiesemänneken (war sehr schnell weg). He löpp as 'n Ssiesemänneken (läuft schnell).
Ssiesewost(e) f. kleine Wurst aus Fleischresten (wurde beim Wursten gleich verzehrt). → Jöösel-, Ssooßießen-, Suurwoste
Ssiesfüll, -en, Ziesfüllen n., -fülleken kleines Fohlen (Kinderspr.). → Ssieseken, Ssiesemann
ssiesken, zisseken 1. zirpen. → ssierpken.
2. leise zischen; ein Fohlen od. Kalb herbeilocken (mit best. Geräusch)
Ssigarette, Zigarette f. (Ssigaretten) Zigarette
Ssigaretten- auch: Zigaretten-
Ssigarettendööse, -doose f. Zigarettendose
Ssigarettenrook m. Zigarettenrauch
Ssigarettenqualm m. Zigarettenrauch, -qualm
Ssigarettenstummel, -stümmel m. Zigarettenstummel
Ssigarettentabak, -tebak m. Zigarettentabak
Ssigarr, Ssigarre, Zigarre f. (Ssigarren) Zigarre.
Zs.: Knapp-
Ssigarren- auch: Zigarren-
Ssigarrendööse, -doose f. Zigarrendose, -schachtel
Ssigarrenkiste f. Zigarrenkiste. Van ne Ssigarrenkiste deen wi Fidibusse maaken. → upspleeten
Ssigarrenpiepken Zigarrenspitze (gab es beim Kauf von Zigarren dazu)
Ssigarrenrook m. Zigarrenrauch
Ssigarrenqualm m. Zigarrenrauch, -qualm
Ssigarrenstummel, -stümmel m. Zigarrenstummel
Ssigarrenstump m. Zigarrenstummel
Ssigöiner, Zigöiner m. Zigeuner
Ssigöiner- auch: Zigöiner-
Ssigöinerfroumensk, -froumää(n)sk n. Zigeunerin
Ssigöinerpeerd n. Zigeunerpferd
Ssigöinervolk n. Zigeuner (abw.)
Ssigöinerwaage(n) m. Zigeunerwagen
Ssigöinerwiew n. Zigeunerin
Ssilinder, Ssilinner, Zilinder m. 1. Glaszylinder für Petroleumlampe. → Siedlampe.
2. Zylinderhut.
Zs.: Lampen-
Ssilinder- auch: Ssilinner-, Zilinder-
Ssilinderhood m. Zylinder
Ssilindergroowe f. Beerdigung reicher Leute (die einen Zylinderhut tragen)
Ssilinderkäärl, -kerl m. Glashändler (brachte Zylinder für Petroleumlampen, Bier- u. Schnapsgläser, Flaschen u. a. auf strohbepacktem Planwagen). → Glassbläöser
Ssilinderpott m. Zylindertopf (großer Vorratstopf aus Steinzeug mit senkrechter Wandung, bes. zum Einmachen von Sauerkraut). → Buuskohls-, Suurmoosfatt
Ssilinderputzer m. Rohrkolben, Schilfkolben. → Lampenputzer
ssimmlik, zimmlik, ziemlik 1. ziemlich. De Köcken was ssimmlik groot un de Käämerkes kläiner. Dat was all ziemlik uutschletten. De is ssimmlik laate met alls. He weet ziemlik Bescheed. Ik häbb so ziemlik alle Schoolen döörmaakt (in vielen Bereichen gearbeitet). → taamelik.
2. termingerecht. Ik bün 't Wark ziemlik an (Ich bin mit allem rechtzeitig fertig).
Ssimpel- auch: Zimpel-
ssimpelig, zimpelig zimperlich, verwöhnt, anstellerisch. → ssiepelig
Ssimpelkaore f. zimperliche, verwöhnte Person
ssimpeln, zimpeln sich anstellen, zimperlich benehmen
Ssimpeltriene f. zimperliche, verwöhnte Person. → Ssiepeltriene
Ssipente → Ssapente
Ssipp m. in der Wendg. Ssipp met Ssapp (alles zusammen). → Rapp, Zick.
Zs.: Bange-
Ssippe, Zippe f. (Ssippen; Ssippken) (St, Sü, Ge, Hei, Rae, Bo) Singdrossel. → Liesdaorn, Waatervoggel
ssippelig → ssiepelig
Ssippken n. zimperliches Mädchen. → Ssiepeltriene
ssipp-ssapp-Ssiepe (Vr). ssipp-ssapp-ssülken (Ot). ssippe-ssappe-
Ssiepe (Ge) Bastlösereim der Kinder (wurde gesungen, während der Bast vom Ebereschenholz gelöst wurde, aus dem Flöten gefertigt wurden). → Ssappholtsflöite
Ssiepe f. (Ge, St) kleiner natürlicher Wasserlauf
Ssisselaweng, Schisselameng m'n. Getue, Gehabe; Anstellerei. Maak nich so vull Ssisselaweng! → Gedööns
Ssissemann → Ssiesemann
ssissen zischen. Dat Waater ssisst. → fussen
Ssiska, Ziska PN Franziska
Ssöckeler(t), Zöckeler m. 1. wer langsam geht, zuckelt, langsam arbeitet.
2. bedauernswerte Person. Den armen Ssöckeler! (armer Schlucker, armer Tropf).
Zs.: Nao-
ssockeln, ssöckeln; zöckeln (Rh) 1. zuckeln, langsam zu Fuß herbeikommen, laufen. Dat Peerd ssockelt (geht in leichtem Trab).
2. langsam arbeiten (ohne Ergebnis). → musseln 1.
3. kränkeln, kränklich sein
Ssöiker, Ssöiker-, ssöiker- → Ssucker, Ssucker-, ssucker-
's Sommers → Sommer
ssomtieds → ssamtieds
ssöörn nörgeln
Ssöörkunte f. Frau, die viel nörgelt
Ssöörtante f. Frau, die viel nörgelt
Ssöörtriene f. Frau, die viel nörgelt
Ssoppen, Ssoppe m. 1. nasse Masse, Matsch (z.B. Schnee).
2. Futterbrei für Jungtiere, Viehtrank; dick angemachter Brei. → Suupen.
3. best. Gericht (Frühstück od. Mittagessen): mit Milch od. Brühe aufgewärmte od. gebratene Stückchen von Fleisch, Brot, Apfel u'a. (z.B. nach Beendigung der Fastenzeit).
Zs.: Seepen-, Stuuten-, Woste-, Woste(brood)-
ssoppen, ssoppken matschen, mit Flüssigkeiten, Wasser, Schmutz spielen; kneten; kleckern. met de Suppe ssoppen (Suppe vorbeischütten). met Waater un Sand ssoppen. → mossen, mottken, ssottken
Ssoppe-older n. Alter, in dem man zittrig wird. Wi kommt langsaam in dat Ssoppe-older. → kleckern
ssopperig → ssoppig
Ssopperij f. Schmiererei, Sudelei; schmutzige Angelegenheit; regnerisches Wetter. De Fleegen up't Ssuckerläppken, wat was't ne Ssopperij! → Ge-ssoppe
Ssöpperken Schmutzfink, unsaubere Person. Kiek, daor steht he weer, dat Ssopperken, he häff´t wark a´wwer af.
Ssoppert m. 1. Schmutzfink, ungepflegte, unsaubere Person (hinterläßt alles dreckig). Kaas an de Fenster sehn, at't 'n Ssöpperken is (unordentliche Hausfrau). Den ollen Ssoppert, ligg daor te spijen! (spuckt Kautabak).
2. wer in Wasser u. Sand matscht. → Matskert
Ssoppgarr n. Schmutzfink. Wat´n Ssoppgatt van ne Däärne.
ssoppig, ssopperig 1. wässerig, feucht. ssoppige Grund. Dat Ääten is te ssopperig.
2. schmutzig, unsauber, ungepflegt, unordentlich
ssoppken → ssoppen
Ssoppstengel m. unsaubere, unordentliche Person
Ssossen; Zussen (St). Zossen) (Rh, Bo) m. altes Pferd (abw.). ne growwen Ssossen (grobes Pferd). → Dromedaar, Kracke 2
Ssoßießenwost(e) f. kleine Wurst aus Fleischresten. → Schiese, Ssiesewoste
ssottken 1. glucksen, glucksendes Geräusch verursachen (von nassem, weichem Boden, beim Betreten). De Grund ssottket.
2. auf feuchten Untergrund treten, durch feuchten Schmutz gehen; mit Schmutz hantieren; unsauber, unordentlich arbeiten. → ssappken 2
Ssübbeldrapp → Ssuppeldraff
Ssuckeldrapp (Ra, Rae); Ssuckeldraff (Rh, Bo) m. verhaltener, langsamer Trab (beim Reiten). → ssockeln, Ssuppeldraff
Ssucker, Zucker; Ssöiker (St, Ra, We) m. Zucker. Koffie met Ssöiker, dat schmeck as de Döiker (aus der Zeit, als Zucker knapp war, Ra). Dat moß met Ssucker gudd maaken (z.B. beim Einwecken von saurem oder unreifen Obst) → loss.
Zs.: Anies-, blanken, Bost-, Haagel-, Hood-, Klümpkes-, Klünterkes-, Kristall-, Puuder-, Sand-, Stückskes-, Vanilljen-
Ssucker-, ssucker- auch: Ssöiker-, ssöiker-, Zucker-, zucker-
Ssuckerbankette(e) f. (Bo) Plätzchen, Kleingebäck (verschiedene Sorten u. Formen zusammen). → Plätzken
Ssuckerbeschüüte f. Zwieback mit grobem Zucker (zum Einstippen in den Kaffee). → Essel-aor, Ssuckerknüppelken, -plöddeken, - pückelken
Ssuckerbottram n. mit Zucker bestreutes Butterbrot
Ssuckerbrügge f. Butterbrot mit Zucker
Ssuckerdeeg m. süßer Teig (für Nikolausgebäck)
Ssuckerdööse, -doose f. Zuckerdose
Ssuckergurke f. eingelegte Gurke, Gewürzgurke. → Saltgurke
Ssuckerhääsken (Wes, Vr, Sü, St, Ge) Gebäck in Form eines Häschens für den Palmstock der Kinder am Palmsonntag
Ssucker(honnings)peer(e) f. (Vr, St, Ge, Bor, Hei, Rae) Birnensorte (sehr süß, klein, grünbraun gesprenkelt, bei Wespen beliebt). → Honnig-, Waaterpeere
Ssuckerij f. 1. Zichorie, Wegwarte (Die Wurzel wurde gemahlen, geröstet u. dem Kornkaffee zugesetzt).
2. Zichorienrösterei. Wenn de Ssuckerij rück, dann giff't Räägen.
Ssuckerijpäcksken Zichorienpäckchen
Ssuckerijsfabriek f. Zichorienfabrik, -rösterei. Bi Räägenweer stunk ganz Vreene nao de Ssuckerijsfabriek.
Ssuckerijskoffie m. Kaffee-Ersatz aus der gerösteten Wurzel der Zichorie; mit Zichorie zubereiteter Kaffee. → Kaornkoffie, Muckefuck
Ssuckerijsmölle f. Zichorienmühle
Ssuckerijsnatt n. Malzkaffee, Ersatzkaffee
Ssuckerij(s)waater n. Zichorienwasser (als Kaffeezusatz); (zu) dünner Kaffee
Ssuckerijswottel f. Wegwartenwurzel, Zichorie. → Weggmänneken
Ssuckerklümpken Zuckerstück
Ssuckerklünte(r)ken 1. Zuckerstück, Kandiszucker.
2. Zuckerzwieback (St)
Ssuckerknüppelken (Wes, Vr, Sü, Ge, Bor) Zwieback mit Zucker u. Zimt. → Ssuckerbeschüüte
Ssuckerkrankhäid f. Zuckerkrankheit (mod.). → äätende Tehringe
Ssuckerkränzken, -krää(n)sken Zuckerkringel (Gebäck)
Ssuckerkümpken Zuckertöpfchen
Ssuckerlääpelken, -leppelken Zuckerlöffel
ssuckerlääpelwiese löffelweise (mit dem Zuckerlöffel)
Ssuckerläppken Läppchen mit Zuckerstück als Beruhigungssauger. → Ssuckerpüppken, Suugeläppken
ssuckern, zuckern mit Zucker süßen. → sööten
Ssuckernatt n. Zuckerwasser. → Ssuckerwaater
Ssuckerpeer(e) → Ssuckerhonningspeere
Ssuckerpiepken Zuckerstange, Lutscher. Mien Ssuckerpiepken! (z.B. zu kleinem Kind).
Ssuckerpinne f. (Vr, St, Ge) Zuckerrübe
Ssuckerplöddeken 1. Läppchen mit Zuckerstück als Beruhigungssauger. → Ssuckerpüppken.
2. Zuckerzwieback. → Ssuckerbeschüüte
Ssuckerpott m. Zuckertopf
Ssuckerpückelken (St, Sü, Ge) Zwieback mit Zucker u. Zimt. → Ssuckerbeschüüte
Ssuckerpüppken in ein Läppchen gebundener Zucker als Beruhigungssauger für Kleinkinder. → Ssuckerplöddeken, Suugelappen
Ssucker-rööwe f. Zuckerrübe
Ssuckersand n. sehr feiner weißer Sand. → Köckenströi
Ssuckerschaole f., -schäölken Zuckertöpfchen
ssuckersööt(e) zuckersüß
Ssuckerstange f. Zuckerstange. Up Karmis gaff't ne Ssuckerstange. → Schlickerstange
Ssuckerstengelken im Spottvers Engelken, Bengelken, Ssuckerstengelken (Damit wurden Kinder geärgert, die ein weißes Kleid anhatten).
Ssuckerstück n. Zuckerstück
Ssuckertange f. Zuckerzange, Eisenzange zum Brechen von Kandiszucker
Ssuckertuute(n) m. Zuckertüte
Ssuckervöggelken (Bo) Süßigkeit am Palmstock. → Palmvoggel
Ssuckerwaater n. Zuckerwasser (z.B. für Bienenfütterung, als Getränk beim Kinderfest, zum Frisieren). Ssuckerwaater met ne heete Läipenne (um Stirnlocken zu formen). .n Läppken met Ssuckerwaater (Beruhigungssauger). → Ssuckerplöddeken
Ssünt, Ssünt(e)- → Sünt, Sünt(e)-
ssüörn → ssäörn
Ssuppeldraff; Ssübbeldrapp (Rh) m. verhaltener Trab. → Ssuckeldraff
Ssüsäörken → Ssiesaor
Stää f. (Stään; Stääken) Stelle, Platz, Stätte. An wat Stään bünt se all an't Höien (an einigen Stellen). He ha. kinn drööge Stääen mähr an't Liewe (war ganz durchnäßt). Den is daorföör in de Stää kommen (ist an seine Stelle getreten). Se häff Mooders Stää verträäne. Se kreeg ne Stää bi ne Buur (Anstellung). He kümp nich van de Stää (uut de Stää) (kommt nicht voran, ist langsam, träge, → Struuk). He steht up de Stää (kommt nicht weiter). He is up staonde Stää dr'up loopen (Er wird nicht fertig, ist immer beschäftigt). → Stelle, Stupp, verkehrt.
Zs.: Bedde-, Brand-, Druck-, Fall-, Föör-, Fuul-, Graff-, Heerd-, Hoff-, Huus-, Knipp-, Kock-, Lehr-, Liek-, Lööt-, Modde-, Mooder-, Saage-, Schlaop-, Schmatt-, Wark-
staabeln vom Pferd: steigern, aufbäumen. Dat Perd staabelt (sik) bi't Infangen in de Wäide. → stäigern
Stääbruud f. (Wes, St, Sü, Ge, We, Ra, Rae) Braut, die einen Hof besitzt, Erbin. → Huus-, Piggenbruud, Huus-stää
stääenwiese stellenweise. → stellenwiese
Stääk- auch: Steck-
Stääk-appel m. Stechapfel
Stääkbääse, Stääkbääsen- → Steckbääse, Steckbääsen-
Stääkbäitel, -bäidel m. Stecheisen, Stemmeisen; Holzmeißel (Schreinerwerkzeug)
Stääkband n. Kopfstrebe, Schrägstrebe (beim Gebundspfosten). → Koppband
Stääkbaors m. (St, Sü, Ge, Hei, Rae, Rh, Bo) Barschart (Flußfisch)
Stääkdießel f. Distelart mit Dornen (im Ggs. zu → Melkdießel). → Wäidedießel
Staake → Staaken
Staakebeen n. lang aufgeschossene Person; wer ungeschickt geht. → Langbeen
Staakebohne f. (Rh) Stangenbohne. → Fiezebohne
staakelig 1, stachelig stachelig
staakelig 2, staakerig (Rae, Rh, Bo) lang aufgeschossen; steif, unsicher, unbeholfen (vom Gang). → staakig
Stääk(e)ling m. Stichling (kleiner Fisch, der mit der Hand gefangen wurde)
Stääkemess, -er n. Genickstecher (Messer des Schlachters zum Abstechen des Schweins, Rindes). → Kohmess
Staaken, Staake m. (Staakens) 1. langer, dünner Stock; junges, gerade gewachsenes dünnes Baumstämmchen (beim Auslichten von jungen Fichten gewonnen); langer Holzpfahl, Holzstange (wurde z.B. zum Ranken der Stangenbohnen od. als Gerüstbaum gebraucht). → Schleet.
2. sehr lange Person, hoch aufgeschossene Gestalt. Wat'n langen Staaken!
Zs.: Bohnen-, Büük-, Fiezebohnen-, Gröss-ieser-, Ieser-, Knall-, Lipp-, Ommen-, Paoske-, Plodden-, Pütten-, Töör-, Tuun-, Wind-
staaken 1 einen Flußkahn fortbewegen mit einer Stange. de Pünte staaken
staaken 2 steif gehen, auf langen dünnen Beinen gehen. Wat staakt he daor weer hen! He staakt as ne Stork döör dat natte Gröss.
stääken. stecken (Wes, Ot) (steck; stack, stacken; stocken) 1. stechen. Torf stääken. Plaggen stääken (→ mäien). Erpel stääken (Kartoffeln aus dem Boden stechen, → uutmaaken). Aole stääken. Stroh nao'n Balken stääken (Stroh mit der Gabel anreichen, auf den Dachboden, → tostääken). Denne soll man an de Greepe stääken (Er taugt nicht; heftige Ablehnung). He kick as so'n gestocken Kalw (guckt erstaunt, dümmlich). Den Waagen steck sik (staucht sich, steckt fest, z.B. in einer engen Kurve). Ik woll di kinne stääken (Ich wollte dich nicht treffen, beleidigen). De Sünne steck so, et giff 'n Schuur (Die Sonne sticht, → blaaken, lecken 3, losshaalen). stääken met'n As (stechen beim Kartenspiel). → Been, Haawer, Holtflöh, Hood, Melk, Nacken, Ooge, Statt, Tehn, Wespenn üst.
2. stechend schmerzen. De Finger stääkt mi van Kölde. Ik häbb so'n Stääken in de Siete (Seitenstiche, → Siedenstecke). → trecken.
3. in Wendungen wie Dat steck nich so (Das kommt nicht so genau drauf an, → fien, genau). Usse Bessmooder, de stack dat so nett met ähre Müske (War sehr genau mit ihrer Haube). Dat steck noch nich (Das eilt noch nicht). Et steck sik faake üm ne Kläinigkäit (Es handelt sich oft um eine Kleinigkeit). → Geldsaaken.
Zs.: dood-, hoog(e)-, loss-, Sieden-, wegg-
Staakendeew m. wer Bohnenstangen stiehlt
Staakenlehm m. (Ot, St, Sü, Ge, Ra, Hei) Lehm für die Sprenkelwand
staaken-unwies ganz verrückt, übergeschnappt. → staapels-unwies
Stääker. Stecker (Ot, Wes) m. Gerät zum Stechen.
Zs.: Dießel-, Feld-, Flöiten-, Nössen-, Plaggen-, Torf-, Up-
staakerig → staakelig 2
Stääkfleege f. Stechfliege
Stääkhaamen m. Doppelschwengel (großer Schwengel für zwei Pferde)
Stääkhaamer m. (Vr, St, Sü, Ge) 1. großer Kescher, Handnetz mit Stiel zum Fischefangen, großes Beutelnetz für die Flußfischerei. → Fiskebüül, Säägen, Strampen, stroom-up.
2. Klingelbeutel (scherzh.). → Klingelbüül
Stääk-ieser, -n n. 1. Stecheisen (Werkzeug des Schreiners, Holzschuhmachers).
2. Teil der Mühle
staakig, staaksig, staaks stelzig; langbeinig; lang u. dünn. .n staakig Dier. He löpp so staaksig as 'n nij geboorn Kalw (läuft steif, unbeholfen). → staakelig 2
Stääk-käätel, -kettel m. (St, Sü) Steckkessel (für Säulenöfen)
Stääknäägel, -naagel m. Hufnagel. .n Stääknäägel van Weerskanten inschlaon (von beiden Seiten schräg einschlagen)
Stääknaodel, -naole f. (Rh, Bo) Stecknadel (mod.). → Knoopnaodel
Stääkrööwe, -be f. Steckrübe (Futterpflanze) (mod.). → Kolleraawe
Stääkrööwenbladd n. Steckrübenblatt
Stääkrööwenland n. Steckrübenacker
staaks → staakig
stääks stechlustig (von Insekten)
Stääksaage f. Stichsäge
Stääkschimmel m. Fliegenschimmel. → Fleegen-, Rood-, Steckelschimmel
staaksig → staakig
Stääksken → Steeken
Stääk-ssiepel f. große Gemüsezwiebel (weniger scharf als → Schalotte)
Stääkstollen m. Gleitschutz für die Hufeisen im Winter. → Schluut- , Schruuwstollen
Stääk-uhr f. Stechuhr, Kontrolluhr
Staalen. Stallen (Ra) m. (Staalens) Fuß, Bein (von Töpfen, Möbeln). de Staalen van'n Pott. → Poot, Stollen.
Zs.: Ächter-, Bedde-, Beddlaaden-, Diss-, Pott-, Stohl-, Vöör-
staamerig stammelnd, stotternd
staamern stammeln, stottern. Wat wo'k doch noch staamern? (wenn einem z.B. eine Frage nicht gleich einfällt).
Staamert m. Stammler
stääns → stänns
Staapel m. 1. Stapel, großer, aufgeschichteter Haufen. ne grooten Staapel Pannekooken.
2. Herdfeuer, Wandkamin. De Köcken was schmaller as de Dääle, wäägen at den Staapel an de Sied lagg.
Zs.: Schosteen-
staapelgeck ganz verrückt, übergeschnappt. → staapels-unwies
Staapelholt n. Klafterholz
Staapelmüür(e) f. Herdfeuerwand
Staapelplatte f. Platte über dem Herdfeuer, Wandfliese
staapels verrückt, aufgeregt, übergeschnappt. Staapels wann. de Wiewer. → staapels-unwies
Staapelsteen m., -steenken 1. Wandfliese am Kamin. Dat Speck wodde an de Staapelsteenkes määten. → Heerdsteenken, Müürsteen.
2. Stapelhilfe im Töpferofen. → Esterken, Plässken
staapelsteenkesdick(e) so dick wie Wandfliesen (fünf Zoll im Quadrat). Dat Speck wodde staapelsteenkesdicke schnedden. → müürsteenkesdicke
Staapelsteenkesdickte f. Breite der Wandfliese (Die Dicke des Speckes wurde daran gemessen). → Steenkesdickte
staapel(s)-unwies ganz verrückt, übergeschnappt. → staaken-unwies, staapels
staapelwiese stapelweise
Staar m. Star (Augenkrankheit). Se ha. den Staar up de Oogen. griesen un gröönen Staar
Stäärn, Stäärn-, stäärn- →Stern, Stern-, stern-
stääs → stänns
stääs(k) störrisch, bockig, arbeitsunwillig (bes. vom Pferd). en stääs Peerd (ne stääsken Buck) (Pferd, das nicht ziehen will, beißt u. schlägt; störrische Person). → bücks, duunsk, stöötsk
Staats-, staats(k)- → Staots-, staotsk-
stabiel stabil, fest, kräftig. De Buurn wollen stabiele, owwer lichte Waagens häbben.
Stachel m. (Stachels) Stachel (von Biene, Wespe, Hummel)
Stacheldraod m. (Ge, We, Hei) Stacheldraht. → Prickeldraod
stachelig → staakelig
Stadt f. (Städte; Städtken) Stadt. In ne andere Stadt, well kennt daor mien Gatt? (Das kann mir doch egal sein). → Ahaus, Borken, Buur, Gronau, Stadtlohn.
Zs.: Kläin-, Koop-, Plodden-, Vaader-
Stadtdeel m. Stadtteil
Stadtgraawen, -ben → Stadtsgraawen
Stadthuus n. Stadthaus, Amtsgebäude
Stadtkaore f. Kutsche, Wagen, mit dem man in die Stadt fährt. • Se föhrt met de Schuuwkaore in't Huus un met de Stadtkaore haruut (Einerseits sparsam, andererseits verschwenderisch). → Sunndaggskaore, Visietenscheese
Stadtkapelle f. Musikkapelle der Stadt
Städtkesvolk n. Stadtbewohner (alle zusammen). → ottken
Stadtlääwen, -ben n. Leben in der Stadt
Stadtlohn ON Stadtlohn. Stadtlohn is ne Stadt, Süüdlohn is noch wat, Öing is 'n Hundeschott, Ramstrop is 'n Ploddenlock (Wääske is 'n Hundeschott, Gäämen is 'n Moddelock) (Ortsneckereien). In Stadtlohn up't Market, daor häbbt se sik bocket, dat de Sünne daorvan sackete (In Stadtlohn up't Market, daor kriegt se eene gebocket, dat se in de Knee sacket, → böcken, verplacken) (Spott auf die Mundart von St). Stadtlohnske Bracken met'n Pisspott up'n Nacken (Spott der Kinder). Stadtlohnske Pottschrääpers. Well sik in Stadtlohn will erniärn, mott dicke lappen un dünne schmiärn (Spott auf die Armut u. Mundart von St). Et giff dree Sorten Löö: witten, schwatten un Stadtlohnsken. He mott noch eenmaol in'n Stadtlohnsken Pott-owwen (Er ist dumm, unreif, → halwgebacken). Den Stadtlohnsken Loff is 'n Aobend nich wied of (Votivläuten am frühen Abend in St, → Loff-lüüden). Stadtlohnske Flöiteken (Tonflöte). Stadtlohnske Nachtigallen (Tonflöten in Vogelform). Stadtlohnske Köppe (Knüüste, Plättkes) (Riemchen aus Steinzeug als Stapelhilfe im Brennofen, mit der Hand geformt, → Esterken). Stadtlohnsken Steen (Ziegelsteinart, Klinker, → Alstätte, Bocholt). Stadtlohnsken Schmoltpott (bauchiger Steinzeugtopf für Schmalz). → Kruukendräier, Ülk, Vreden, wochten
Stadtlöö (Pl.) Städter, Stadtbewohner
Stadtpaorte, -purte f. Stadttor
Stadtpolßäi, -pulßäi f. Stadtpolizei, im Ggs. zu → Buurnpolßäi
Stadtraod m. Stadtrat
Stadtsbuss, -busk m. Wäldchen im Besitz der Stadt
Stadtschoole f. Schule in der Stadt, im Ggs. zu → Buurnschoole
Stadt(s)graawen, -ben m. Stadtgraben, Gräfte. → Gräfte
Stadtsgrund m. Grund im Besitz der Stadt
Stadtsholt n. Gehölz im Besitz der Stadt
städts(k) städtisch. ne städtsken Wegg. ne Städtske (Frau aus der Stadt, abw.). ne Städtsken (ein Städter, abw.). De städtsken Arbäider, de schäidt fiew Minüüten vöör't Schweeten uut (Spott auf Faulheit der Stadtarbeiter).
Stadtskotten m. kleiner Hof im Besitz der Stadt
Stadt(s)müür(e) f. Stadtmauer
Staff m. (Stäwwe; Stäffken) 1. Stab, Stock, Stiel. ne Staff uut Wedden föör't Tüünen (Weidenstock als Gerüst eines Korbes, → Spiele). den Staff van'n Fläägel (Stiel, Schaft des Dreschflegels, → Fläägelstaff). den Staff in de Kaarne (Stößer der Butterkirne, → Kaarnenpüls). met'n Staff gaon (mit dem Spazierstock, → Daggstock).
2. Faßdaube. Met höltene Klammern stell wi de Stäwwe in de Bänder fast (vom Faßbinden). → klööwen.
Zs.: Bischopp-, Büük-, Fatt-, Fiske-, Fläägel-, Säißen-, Scheeper- , Veh-
Staff-aor, -uhr n. hölzerne Öse am Gelenk des Dreschflegels. → Fläägel-, Klopp-aor
Staffbreddken Schindel, Profilbrettchen. → Profielbredd
Staffelgebääd, -gebett n. Stufengebet (Eingangsgebet der Messe)
Staff-fatt n. (St, Sü, Ge, Ra, Rae) geküfertes Waschfaß auf hohen Füßen. → Staofatt
staffken unbeholfen gehen. → stappken
Stähl- auch: Stehl-, Stell-
Stähldeew m. Dieb, Taschendieb. → Gau-, Taskendeew
stählen, stehlen. stellen (Wes, Ot) (stellt; stoll, stollen; stollen) stehlen. → leegen, Peerd.
Zs.: Buxen-, wegg-
Stählert, Stehlert m. Dieb
Stäier, Stäier-, stäiern → Stäiger n., Stäiger-, stäigern
staigbaor besteigbar. ne staigbaoren Schosteen
Stäiger m. Steiger, Bergmann
Stäiger n., Stäier Gerüst; Querholz am Gerüst, Baugerüst. bomm up't Stäiger arbäiden. → Gerüst, Stellaase
Stäiger- "Gerüst" auch: Stäier-
Stäigerboom m. senkrechte Stange des Baugerüstes
Stäigerbredd n. waagerechtes, begehbares Brett des Baugerüstes. → Stäigerplanke
Stäigerbuck m. Gerüstbock am Baugerüst
Stäigerholt n. Gerüstholz, Mauergerüst. Dat Stäigerholt wodde up ne Handkaore verföhrt (wurde vom Handlanger auf einem Handkarren transportiert).
Stäigerkette, -kedde f. Kette, mit der die Stangen des Baugerüstes festgebunden wurden
Stäigerledder, -lier(e) f. Leiter des Baugerüstes
Stäigerlock n. 1. Öffnung in der Steinmauer, Verblendmauer für das Baugerüst. → Stäigerholt.
2. Loch in der Seitenmauer des Kamins
stäigern 1, stäiern 1. vom Pferd: steigern, aufbäumen. Dat Peerd stäigert (bäumt sich auf). He moch dat Peerd stäigern. → Achterbeen, staabeln, piel-up-, stäil-up-nemmen, upböömen, upnemmen, vöörup.
2. steigen, besteigen (vom Hengst u. Bullen)
stäigern 2, stäiern ein Baugerüst errichten. • Dann düürt 't Stäigern länger as 't Messeln (wenn die Vorbereitungen zu aufwendig sind, → backen).
Stäigerplanke f. waagerechtes, begehbares Brett des Baugerüstes. → Stäigerbredd, Strieker
Stäigerseel n. Seil, mit dem Teile des Baugerüstes verbunden wurden (alte Methode, später mit Ketten)
Stäigertaorn, -turn m. Turm am Feuerwehrgerätehaus, Übungsturm der Feuerwehr
stäil-up-nemmen vom Pferd: steigern, aufbäumen. → stäigern
stäi(n)s → stänns
Stall m. (Ställe; Ställken) Stall. ne Stall föör Peerde bi't Angaohuus (überdachter Abstellplatz für Pferde neben der Gaststätte, für sonntags u. an Markttagen). De Schwiene ha. he up'n Stall (aufgestallt). Dat Schwien wodd uut'n Stall ekreggen un schlacht. Se kümp uut'n gudden Stall (aus einer guten Familie). → Peerd, sachte, up, verkläinern.
Zs.: Afmelk-, Beesten-, Bijen-, Brumm-, Bullen-, Buxen-, Deep-, Enten-, Farken-, Füllen-, Ganse-, Güsten-, Hohner-, Hoog-, Jungveh-, Kalwer-, Kodden-, Koh-, Nood-, Ossen-, Peerde-, Pott-, Puggen-, Ried-, Schaop-, Schwiene-, Sseggen-, Veh-
Stalldöör(e) f. Stalltür
Stallen → Staalen
stallen aufstallen, in den Stall tun. De Farken könn. wi bolle stallen.
Stallfaskel, -fastel, -fassel n. Stallpfosten, herausnehmbarer Trennstab im Kuhstall zum Anketten u. Trennen der Kühe. Jeede Koh stonn tüsken twee Stallfaskels. He geht so stiew, as wenn he 'n Stallfastel in'n Liewe häff (He geht, as wenn he 'n Stallfastel schlocken hä') (1. Er geht gerade, steif. 2. Er geht selbstbewußt, stolz). → Fastel, Kohkette, trüggebinden
Stallgang m. Gang im Stall
Stallgotte f. Gosse für Jauche im Kuhstall. → Aalengotte
Stall-latüchte f. Stallampe (meist Petroleumlampe); Sturmlaterne
Stall-löchte f. Stallampe; Sturmlaterne. ne Stall-löchte föör de Dääle. → Stormlöchte
Stall-lolle f. in der Wendg. ne Stall-lolle häbben (von Kühen: best. Geräusch verursachen, sehnsüchtig muhen).
Stallmest, -mess m. Stallmist. Plaggen wodden in'n Hoop epackt met Stallmest dedöör (als Dünger für den Roggenacker).
Stallmüür(e) f. Stallmauer, -wand
Stallspann m. (Vr, St, Sü, Ra, Bor, Hei) Doppelgespann, das zueinander paßt (zwei Pferde von gleicher Farbe u. gleicher Zeichnuno)
Stallströier, -sträier m. 1. wer Heu od. Stroh in den Stall streut (ältere Person, die nur noch leichtere Arbeiten auf dem Hof verrichten kann). → Hoffkaplaon.
2. dummer Bauer; zweitgeborener Bauernsohn (abw.).
Zs.: Buurn-
Stamm m. (Stämme; Stämmken) 1. Stamm, Baumstamm. → Appel, Uule.
2. Abstammung, Geschlecht.
Zs.: Af-, Bööken-, Boom-, Eeken-, Surk-, Wild-
Stammbook n. 1. Pferdestammbuch (für die Zucht).
2. Familienstammbuch. → Familljenbook.
Zs.: Houptstammdick(
e) so dick wie ein Stamm. → stellensdicke
Stammdiss, -disk m. Stammtisch
Stamm-end(e) m'n. dickes Ende des gefällten Baumstammes (Spaltholz, z.B. für Wagenspeichen), im Ggs. zu → Topp-ende
stammgerech(t) stammgerecht. de Eeke stammgerecht (uut de Grund) houen (mit der Wurzel fällen, damit sie beim Trocknen nicht reißt). → Pott, schwatt
Stammholt n. Stammholz (festes, astfreies Holz). → böömig
Stammhuus n. Stammhaus
stämmig kräftig, stabil; gedrungen. De Planten bünt groot un stämmig. Den Gülden was stämmig (war stabil als Währung). stämmig Weer (beständiges Wetter). → stäwwerig
Stammloh n. Rinde, Bast von dickeren Eichen. → Boom-eek
stampen 1. stampfen; mit dem Stampfer zerkleinern. dat Iesen stampen up'n Amboss.
2. stampfend gehen, kräftig auftreten (z.B. beim Tanzen). Dann stampen he weer delängs.
Zs.: fast(e)-, kaputt-, kott-, loss-
Stamper m. stumpfer Schmiedehammer
Stämper, Stamper m. Stampfer, Stampfgerät (z.B. Kartoffelstampfer). → Quetsker, Stööter.
Zs.: Buuskohl-, Erpel-, Farken-, Kabbes-, Mandel-, Schwiene-, Spais-, Suurmoos-, Tuffel-, Wöske-
Stampert, Stämpert m. (Vr, Ge) kräftig gewachsene Person. ne Stampert van ne Jungen
Stamp-ieser, -n n. winkliges Eisengerät zum Glätten von Fußböden (Werkzeug des Maurers, Terrazzoarbeiters)
Stand m. (Stände; Ständeken) 1. Stand, Standfläche (z.B. Fläche im Kuhstall, auf der die Kuh steht). den Dosker up'n Stand bedriewen (stationäre Dreschmaschine). → instande.
2. sozialer Stand. van hoogen Stand. → Madamm.
3. musikalischer Gruß. .n Ständken brengen.
Zs.: Af-, An-, Be-, Bi-, Buurn-, Ehe-, Kopp-, Melk-, Nood-, Öwwer- , Speeken-, Still-, Teggen-, To-, Üm-, Un-, Up-, Ver-, Vöör-, Waater-
Stand-an-de-Wand (Vr, St, Ra, Rh) Kinderspiel: Mehrere Kinder stehen an der Wand; ein Kind wirft den Ball an die Wand u. ruft z.B. Stand an de Wand in (föör) Maria ähre Hand! Während die anderen Kinder weglaufen, muß Maria den Ball fangen. Wenn sie Stand! ruft, bleiben alle stehen, u. sie versucht, ein anderes Kind mit dem Ball zu treffen.
Standbeld n. Standbild, Statue, Figur
standepee, stantepee sofort, stehenden Fußes. Dat kann´k so standepee nich säggen. → Foot, stumpfoots
Ständer, Stänner m. Ständer, Pfosten, senkrechter Balken im Fachwerkbau.
Zs.: Bloomen-, Näägel-, Spais-, Suurmoos-, Voggelstandfast(
e) standfest; beharrlich. → staofaste, stuuw
Standgeld n. Gebühr für einen Marktstand
standhollen standhalten. → paolhollen
ständig, stännig ständig. → stuuw
Stando-met-den-Ball; Stand-in-de-Luft (St, Rh, Bo) Kinderspiel: Mehrere Kinder werfen einen Ball hin u. her. Beim Kommando Stando! bleiben alle stehen; wer gerade den Ball hat, muß einen anderen treffen.
Stand-uhr f. Standuhr
Stange f. (Stangen; Stäng(e)sken) Stange. Vöör dat Kanienenschott häff he sik Stängeskes vöör maakt. He is met nao de Stange west (zur Vogelstange beim Schützenfest). dat Geräi van de Stange koopen (Konfektionsware). de Stange hollen föör (Partei ergreifen; jd. unterstützen). ne ganze Stange (eine ganze Menge). ne Stange frijen (tüchtig freien). → Schleet, Staaken, Wessum.
Zs.: Bohnen-, Brääk-, Dissel-, Drops-, Fiezebohnen-, Gardienen-, Gööbel-, Ieser-, Kaneel-, Kipp-, Lenk-, Paraplüü-, Pumpensüüger-, Röhr-, Rööster-, Schlicker-, Ssucker-, Vanilljen-, Voggel-, Wiem-
Stangengebitt n. Kandarre, Stangengebiß (am Kopfstück des Pferdegeschirrs)
Stangengeschirr, -geschier n. Stangengeschirr (zur Schonung des Pferdeleibes bei der Feldarbeit)
Stangentoom m. Trense des Zaumzeuges (für widerspenstige Pferde). → hattbecksk, Kinnkette
Stänkerfritz(e) m. wer Streit schürt, streitsüchtige Person
Stänkerij f. 1. Gestank.
2. anhaltende Streiterei, Gezänk
stänkern sticheln, Streit suchen
Stänkert m. wer Streit schürt, streitsüchtige Person
Stankett n. Eisengitter, Ziergitter
Stankettpaorte, -purte f. Tor im Gitterzaun, schmiedeeisernes Tor
Stankett-tuun m. Gitter, Schmuckeinzäunung (z.B. um den Garten großer Höfe, oft auf einer niedrigen Mauer)
Stänner → Ständer
stännig → ständig
stänns, stää(n)s. stäi(n)s (St, Sü, Ge, We) 1. ständig, dauernd.
2. beständig, stetig. • Je lööpser den Wind, desto stääßer dat Weer (Wechselnder Wind bringt beständiges Wetter). → stäödig
stantepee → standepee
Staobohne f. Buschbohne (niedrig wachsende Bohnensorte). → Krüüpersbohne
stäödig, stäörig 1. beständig; dauerhaft; stetig. • Loopende Wind giff't stäörigste Weer (giff staond Weer) (Wechselnder Wind bringt gutes, beständiges Wetter). He is noch wall stäödig in't Wark (beharrlich, stetig).
2. ständig, dauernd. De is stäörig krank. Stäödig moss nao den Käärl hen loopen! → Dööre, egaalwegg, Pott, stänns
staofast(e) standfest; sehr fest
Staofatt n. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, Hei) Kübel auf hohen Füßen, in dem man stehend abwäscht. → Staff-fatt
Stao-in-de-Wääge m. Stehimweg, Hindernis (z.B. im Weg stehendes Möbelstück, Person, die einem vor die Füße läuft). Dat is 'n mooi Stao-in-de-Wääge! → Miegepaol
Staokraagen m. Stehkragen
Staoküüwen, -küümen m. (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Hei) Kübel auf hohen Füßen, in dem man stehend abwäscht
Staol m. 1. Stahl. Düsse Schrübbers bünt baar Staol (sind sehr hart). • De is ook nich uut Iesen un Staol (Sie ist nicht sehr robust). Määrt, Vreden.
2. Wetzstahl des Metzgers (zum Schärfen der Messer).
Zs.: Messer-, Schnie-, Striek-, Wett-
Staol-appel m. Apfelsorte (hart, grün)
Staolampe f. Stehlampe
Staolbossel, -bössel m. Stahlbürste
Staoledder, -liere f. Stehleiter
stäölern stählern, aus Stahl
Staolfeer(e), -fäär(e) f. Stahlfeder, Schreibfeder
staolhatt stahlhart. Dat Ploogreester is staolhatt.
Staolnäägel, -naagel m. Stahlnagel. Staolnäägel in de ollen Löcker schlaon (zusätzliche Nägel im Hufeisen bei Glatteis, → Iesnäägel, Stollen)
Staolpenne, -pinne f. Schreibfeder; Federhalter
Staolräddken Glasschneider (Werkzeug des Glasers). dat nije Glass met'n Staolräddken schnieden
Staolschiene f. (St, Sü) Gerät zum Abnehmen frisch gedrehter Ware von der Töpferscheibe (aus Blech, mit zwei Griffen). → Afheeber
staon (steht; stonn, stönn, stonnen, stönnen; staon) 1. stehen. Alle Daage häs'n daor staon (Er kommt oft zu Besuch, ist lästig). Lao we noch eenen metnemmen: Eenen in't Staon, dann mü. wi gaon (letztes Glas vor dem Heimweg). De Bööme mütt't staon bliewen. Bliew äs staon! (Warte mal eben). Daor bün'k noch nich bi staon blewwen (Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht). Koffie staon laoten, dat dööt man nich! Wenn den Motoor staon geht, häbb ik't noch lange nich weer tegange (wenn der Motor stehen bleibt). Wi häbbt't met staonde Waage daon (Roggen-, Heuernte in großer Eile: ein Wagen fährt, einer wird beladen, einer wird entladen, → Schwill). Dat steht em gudd (→ sichten). He häff't met'n Pastoor gudd an't Staon (hat gute Beziehungen zum Pastor). Se häff't gudd met em an't Staon (Sie mag ihn). → Book 1, daorto, doon, Dreck, Fatt, Foot, Fuul, Gesichte, Gewass, Hand, liggen, Mess, Müüre, Ribbe, Stää, stäödig, Stölpe 2, verläägen, Verstand, Wedde, wenk, wiedergaon.
2. brünstig sein (von der Kuh, Stute). De Koh steht (Die Kuh ist brünstig). Wenn de Peerde nich hengsten, dann stonnen de ook nich (dann ließen sie den Hengst nicht an sich heran). → bücken.
Zs.: Buck-, fast(e)-, graade-, Kopp-, loss-, Puckel-, stille-, stramm-, twass-
Stäöne (Ot, Vr, Ra). Stäönert (S,, Sü). Stönner (Vr) m. Stönnerske (Bor, Bo) f. Stönnerken (St, Sü, Rae, Bo) Lage des Schafs- od. Ziegenknöchels beim Knöchelspiel: aufrecht auf die ebene, glatte Seite gestellt (steht gut). → Bickel
stäörig → stäödig
Staoschiewe, -be f. Töpferscheibe mit Pedal u. Übersetzung, die stehend bedient wird (für größere Töpfe; im Stehen kann der Töpfer mehr Kraft aufbringen). → Stootschiewe
Staot m. "Staat", feine, prachtvolle Erscheinung od. Angelegenheit. Dat was ne Staot, de Wieme! (Das war eine Pracht). Dat Kleed is stick ne Staot (etw. zu fein, iron.). Se kann Staot maaken met ähr Uutsehn (sieht gut aus). Daor kaas kinn Staot met bedriewen (driewen, maaken) (Damit kannst du nicht prahlen; das ist nicht in Ordnung). → fien, stick, vull.
Zs.: Hoff-, stiewen, Sunndaggs-
staots, stäöts → staotsk
Staots- auch: Staats-
Staotsdeerne, -däärne f. stattliches, kräftiges, tüchtiges Mädchen
Staotsfroumensk, -froumää(n)sk n. stattliche, kräftige, tüchtige Frau
staots(k), stäöts(k), staats(k) 1. stattlich; prächtig; tüchtig, gut. en staots Huus. nen staotsken Käärl (1. stattlich; kräftig. 2. charakterlich gut, aufrichtig, tüchtig). ne staatse Frou (1. stattlich. 2. tüchtig. 3. elegant, hübsch).
2. eitel, eingebildet. Wat bünt de Froulöö monks stäöts!
Staotskäärl, -kerl m. stattlicher Kerl; Prachtkerl
Staotskleed n. (Bo) Festkleid. → stiewen Staot
Staotspeerd n. stattliches Pferd
Staotswiew n. stattliche, kräftige, tüchtige Frau (kann z.B. gut arbeiten, anfassen, sieht gut aus)
Stäppääte → Stattpääte
Stappe 1 f. (Stappen; Stäppken) Tellereisen, Falle (bes. für Fuchs, Iltis, Marder; heute verboten). Ne Ülk wodde met de Stappe fangen. → Falle, Fang-ieser.
Zs.: Fossen-, Ülk(en)-
Stappe 2 f. (Stappen; Stäppken) (Rae, Rh, Bo) kleine Fußbank zum Übersteigen des Weidezaunes. .n Stäppken under'n Draodtuun, üm öwwer den Tuun te strien. → Öwwerstigg, Steeg
stappefööt(k)en, stappkefööten schrittweise gehen
Stappen m. Fußstapfen; Spur von Pfoten (im Sand, Schnee). → Fospel.
Zs.: Foot-
stappen → stappken
stappkefööten → stappeföötken
stappken, stappen stapfen, schwerfällig, unsicher gehen. He stappket met siene kotten Beenkes döör'n deepen Schnee. → quättken, staffken.
Zs.: kaputt-, loss-
stark 1. stark, kräftig, heftig. Wenn ih weet't, wu stark at ih bünt, dann bün ih nix mähr wäärd (wenn jd. überarbeitet, müde ist, seine Kräfte erprobt hat). → nooit.
2. ranzig. De Botter is stark. so stark as olle Botter (von einer schwächlichen Person, iron., Wortspiel mit beiden Bedeutungen).
Zs.: boom-, ieser-, peerde-
Starke. Stärke (Rh, Bo) f. (Starken; Stärksken) junges Rind, das noch nicht gekalbt hat (alt). → Färse. Wenn in Lünten ne Koh köffs un kümms daomet nao Vreeene, dann is't mon mähr ne Starke (Lünten ist so weit von Vr entfernt, scherzh.). → Rind
Stärke f. Stärke.
Zs.: Under-arm-
Starken- auch: Stärken-
Starkenkalw n. weibl. Kalb. → Kohkalw
Starkenkoh f. junge Kuh
Starkenwäide f. Weide für nicht tragendes Jungvieh. → Güstenwäide
Start, Start- → Statt, Statt-
Starwe-, auch: Sterwe-
Starwebedde n. Sterbebett. He ligg up't Starwebedde.
Starwedagg m. Todestag (alt). → Doodesdagg
Starwefall, Starwgefall m. Todesfall (alt). → Doodesfall
Starwegebääd, -gebett n., -gebääde (Pl.) Sterbegebet
Starwehuus n. Haus, in dem jd. verstorben ist
Starwekaamer f. Sterbezimmer
Starwekrüüs n. Kreuz, das dem Sterbenden od. Verstorbenen in die Hand gelegt wird
starwen. sterwen (Wes, Ot) (starwt; storw, storwen; storwen) sterben. Solange as 't Starwen nich uut de Welt is, is man sien Lääwen nich sicher (scherzh.). Trouen un Starwen geht nich nao'n Oller. Olle Löö mütt't starwen, junge Löö könnt starwen. Wenn du arm büss, dann moss ährer starwen. To't Starwen te vull un to't Lääwen te wennig. Ik magg starwen, wenn't nich waor is (Beteuerung, → doodgaon). Ik mott starwen, se häbbt mi all baadet (scherzh., Bo). Lott is dood, Liesken ligg in't Starwen, dat is good, kaas 'n Daaler arwen (altes Tanzlied, Vr). Lao we'n dumm starwen laoten (nicht informieren, nicht aufklären, scherzh., → inlichten). → Arwe m., Dood, Düüwel, lääwen, Loof, öwwer, Sellen.
Zs.: wegg-
starwenskrank sterbenskrank
starwensmaote zum Sterben zumute; sterbenskrank, todesbange
starwensmöö(de) todmüde
Starwestunde, -stunne f. Sterbestunde
Starwgefall → Starwefall
Statsjoon f., Statsjöönken Heiligenstation, Wegebild, Denkmal. → Hillgenhuus, Wäägekrüüs
Statjoonsbeld n., -belleken Heiligenstation, Bildstock
Statt. Stätt (Wes). Start (Rh, Bo) m. (Stätte; Stättken) 1. Schwanz. De Kohne stääkt met'n Statt (schlagen mit dem Schwanz). den Statt upstääken (stolz, eingebildet sein). den Statt tüsken de Beene trecken (flüchten, feige weglaufen, Hei). He knipp 'n Stätt tüsken de Beene (Er flieht, Wes). He löpp wegg as Hund sunder Statt (läuft kleinlaut weg, → afkreemern, schliepstatten). Denne dörfs neet up'n Statt trään (empfindliche, feinfühlige Person, Bo). De moch'm up'n Statt kloppen (Den muß man ermahnen). Den Statt versuupen, dat was faake so Moode (Brauch: Wenn ein Schwein verkauft wurde, ging man ins Gasthaus, → Stattgeld). .n Stättken devan metkriegen (eingeladen werden, bes. zur Hochzeit). Kriss de noch 'n Stättken van mi! (Du hast bei mir noch etw. gut). • Büs du öwwer den Hund ekommen, kümms du ook öwwer den Statt (Wenn man etw. Schweres erlebt hat, bewältigt man andere Schwierigkeiten leicht, Bo). • Daor kümp noch ne mooien Statt nao (Das hat noch schlimme Folgen). → Foss, Häärgott, Hatte, Kniepe, Mann, Muus, Nijste, Piere, Pricke, Salt, Schruuwstock, stääken, streelen.
2. in Wendungen wie kinn Statt of Stell (gar nichts). Daor häbb'ke kinn Statt of Stellen van ehäört (Davon habe ich gar nichts gehört). Daor häbb ik kinn Statt of Stell van weersehn (Das ist spurlos verschwunden). Van usse Müskendööse is van Statt un Stell nich wat te finnen (Davon ist nichts zu finden). Ik kann daor kinn Statt of Kopp (kinn Statt of Aor) dran finden (Ich kann keinen Sinn darin finden). → Stock.
3. Haarsträhne, Flechte, geflochtener Zopf. Wat häff se lange Stätte. Stättkes flechten (Zöpfe flechten). → falsk, Flechte 2.
4. Haltegriff am Pflug. Wi doot den Statt stüürn (Wir gehen hinter dem Pflug). Den Statt droff nich te leege un nich te hooge staon. → Ploogstatt.
Zs.: Billen-, Boll-, Bullen-, Eek-katten-, Fiske-, Flooien-, Fossen-, Haasen-, Hahnen-, Haor-, Hunde-, Kalwer-, Katten-, Kodden-, Koh-, Kott-, Kruup-, Möllen-, Muuse-, Ossen-, Peerde-, Ploog-, Prunk-, Puggen-, Quick-, Ratten-, Rood-, Schliep-, Schwalwen-, Schwiene-, Wipp-
statt anstatt. → amplass, Pachtgeld
Statt- auch: Start-, Stätt-
Stattbutt n. Steißbein; Verlängerung des Rückgrates zum Schwanz
Stattfeer(e), -fäär(e) f. Schwanzfeder (vom Hahn, Huhn)
Stattgeld n. (Vr, Ge) Trinkgeld (wenn ein Pferd verkauft wurde)
Statthaor n. Schwanzhaar (vom Pferd). De Statthaore bünt föör'n Knecht (anstelle des Trinkgeldes, z.B. für Bürsten).
Stattkaore f. zweirädriger Wirtschaftswagen. → Stöttkaore
Stättkes (Pl.) Hasel-, Weidenkätzchen, Blütenstand des Haselstrauches. → Katte, Miesekatte
Stattmeese f. Schwanzmeise
Stattpääte (Ot, St, Sü, Ge, Ra); Stäppääte (Vr) m. zweiter Pate
Stattploog m. fester Einscharpflug (Pflug mit nur einem Griff). → Buckploog, Rundlööper
Stattreemen m. Schwanzriemen am Pferdegeschirr (Halterung, damit das Geschirr nicht nach vorne rutscht; Schlaufe um den Schwanz, hindert das Pferd daran, bei der Arbeit zu fressen u. mit dem Schwanz zu schlagen)
statt-up 1. von Vieh, bes. Pferden: aufgeregt (mit erhobenem Schwanz). → kopp-up.
2. nach oben, in der Wendg. He will statt-up gaon (sterben).
Statuur f. Statur, Wuchs. → Bestüür
Stäwwe → Staff
stäwwig, stäwwerig, stäwwedig stämmig, stark, stabil; deftig. .n stäwwig Huus. Wenn de Kaore achter te vull belaan is, dann is dat Peerd nich stäwwig genugg up de Beene. → stämmig
Steck- → Stääk-
Steckbääse, -beer(e) (Vr, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo); Stääkbääse (Wes, Ot, Rh, Bo) f. Stachelbeere. → Krisselbääse
Steckbääsenbuss m. (Rh, Bo) Stachelbeerstrauch
Steckbääsenstruuk m. (Rh, Bo) Stachelbeerstrauch
Steckband n. elastisches Wickelband (zumeist gestrickt od. aus Molton, wurde dem Säugling über die Windeln um den Leib gewickelt). Pucke, Luure
Stecke. Stöcke (Rh, Bo) f. (Stecken) 1. Stich. ne Stecke van de Haornte (Hornissenstich). Stecke in de Siede (Seitenstiche, → Siedenstecke).
2. in der Wendg. in Stecke laoten (im Stich lassen). De häff uh lellk in Stecke laoten.
3. etw. Kleines, Geringes. Daor krigg he kinne Stecke bi (Er hat dabei nichts zu sagen). Dat was ne Stecke kläiner (ein wenig kleiner).
Zs.: Bijen-, Blees(e)ken-, Fleegen-, Floh-, Haornten-, Milt-, Müggen-, Naodel-, Sieden-, Sünnen-, Weer-, Wepsen-
Steckelfoss m. Fuchspferd mit weißen Haarflecken
Steckelschimmel m. Fliegenschimmel (hat weiße Haarflecken). → Fleegen-, Stääkschimmel
stecken, Stecker → stääken, Stääker
Steckling; Stickling (Ge). Stöckling (Ge, We) m. Stichling, Weißfisch
Steef, Stief m. verwaistes Kind, Stiefkind. Tienjäörig wodde dat Kind all Steef (Es war zehnjährig, als die Mutter starb). Steef is nich leew (Steef is selden leew).
Steef- auch: Stief-
Steefbröör, -brüür m. Stiefbruder
Steefdochter f. Stieftochter. He häff de Steefdochter weernommen (Er hat die in die Ehe mitgebrachte Tochter geheiratet).
Steefkind n. Stiefkind. Ik kann doch kinn Steefkind maaken (niemanden benachteiligen, ungerecht behandeln, → kott, missdeelen)
Steefmoo(de)r f. Stiefmutter
Steefmööderken, Stiefmütterken Stiefmütterchen (Frühjahrsblume). → Viöölken
Steef-öllers (Pl.) Stiefeltern
Steefsüster f. Stiefschwester
Steefvaa(de)r m. Stiefvater
Steeg m. (Steege; Steegsken) Steg (z.B. kleiner Übergang über einen Graben, Bank zum Übersteigen eines Weidezauns). den Steeg an de Spannsaage (Steg, Verstärkung der Spannsäge). → Funder, Stappe 2
Steegpanne f. Nachttopf aus Steinzeug mit Griff. → Beddepanne
Steek m. (Steeke) (St, Sü, Rh) Quertreiber; wer stichelt, ärgert
Steeken, Steeksken, Stääksken n. Bonbon. → Bömbsken, Klünterken, Steen, Tuuten
Steek-kopp m. (Rh, Bo) Quertreiber; wer stichelt, ärgert
Steeksken → Steeken
Steen m. (Steene; Steenken) 1. Stein. ne Steen schmieten. Et föllt mi 'n Steen van't Hatte (Ich bin erleichtert). He wündert sik Steen un Been (wundert sich sehr). → haorgenau, hatt, Hatte, Hund, Spoor n., treffen.
2. Ziegelstein, Lehmziegel, Backstein. Anfang September wodden de Steene inesatt (in den Feldbrandofen). → Alstätte, Backsteen, Bentheim, Bocholt, Kloostermoppen, Laoge, leed, Stadtlohn.
3. Fliese (Fußboden- od. Wandfliese). De Steene schlaot up, et giff Räägen (Steinplatten werden feucht, Anzeichen für Regen, → schweeten).
4. Mühlstein. Twee hatte Steene mahlt neet good (Zwei starrsinnige Personen bringen es zu nichts, Bo).
5. Kern im Steinobst. den Steen van ne Pruume.
Zs.: Aftreck-, Ander(t)halw-, Back-, Baord-, Bims-, Bruch-, Dööp-, Dübbel-, Düüwel-, Feld-, Feldbrand-, Fiewpund-, Flaster-, Föör-, Fooren-, Fünten-, Gallen-, Gewichts-, Gotten-, Graff-, Grenz-, Grind-, Grotten-, Grund-, Halw-, Halwpund-, Heerd-, Hinke-, Höllen-, Hook-, Ieser-, Ieser-aor-, Jaggd-, Käätel-, Kai-, Kant-, Kassen-, Kessling-, Kies-, Klamm-, Klopp-, Kopp-, Köster-, Kroo-, Lääse-, Lehm-, Mahl-, Melk-, Möllen-, Moos-, Müür-, Natuur-, Nüürn-, Ollie-, Peersicken-, Pick-, Pott-, Pruumen-, Pumpen-, Pund-, Pütten-, Riewe-, Rinn-, rooden, Sand-, Schamott-, Schamp-, Scheed-, Schlacken-, Schliep-, Schmirgel-, Schnaod-, Schotten-, Schwemm-, Seepen-, Spinn-, Spöll-, Staapel-, Stiepel-, Streck-, Striek-, Süll-, Suurkohl-, Suurmoos-, Tienpund-, Trappen-, Tweepund-, Waater-, Wett-, witten, Wörm-
Steenbacker, -bäcker → Steenebacker
Steenbank(e) f. Steinbank
Steenbaors m. (St, Sü, Ge, Bor, Rae, Rh, Bo) Steinbarsch (Flußfisch)
Steenbohr n. Steinbohrer
Steenbredd n. Brett zum Tragen von Ziegeln für Maurer, Handlanger (Brett mit einem runden Ausschnitt für den Hals, liegt auf beiden Schultern auf, wurde mit Ziegelsteinen bepackt auf das Baugerüst getragen). → Dreebeen
Steenbröcke m. Steinbruch
Steenbrügge f. Steinbrücke
Steendiss, -disk m. Steintisch
Steen(e)backer, -bäcker m. Ziegelbrenner, Ziegeleiarbeiter. → Pannenbacker
Steenebackerij f. (St, Ge, Bor) Ziegelei. → Pannenbackerij, - schoppe, Teggelerij
Steenebahn(e) f. Fläche zum Trocknen der Lehmsteine
Steenebicker, -picker m. (Vr, Ge, We, Hei) Steinmetz
Steen(e)greepe f. Gabel zum Aufladen von Kies od. Schotter (wie → Erpelgreepe, etw. schmaler, ohne verdickte Zinken)
Steenegruss, -grüss m. (Rh, Bo) zerstoßene Steine, feiner Bauschutt. → Steenegrütt
Steen(e)grütt n. zerstoßene Ziegelsteine od. Dachziegel, zerfallene Steine nach dem Abbruch, feiner Bauschutt (wurde zur Wegbefestigung gebraucht)
Steen(e)maage(n) m. Steinmagen, Vormagen (bei Geflügel). → Krimpe 1, Kropp
steenen, steenern steinern, aus Stein; aus Steinzeug. ne steenene witte Piepe (aus Pfeifenton). ne steenen Sump (Trog aus Sandstein). up steenen Foot (auf gemauertem Sockel). He häff 'n steenen Hatt (ist hartherzig). → schweeten
Steenfabriek f. Ziegelei
Steenfluur(e) f. Steinfußboden (z.B. in der Küche)
Steengood n. Steingut, Steinzeug. → pott-eerden
Steengreepe, -grütt → Steenegreepe, -grütt
steenhatt steinhart, sehr hart
Steenhoop m. Steinhaufen
steenig steinig. → kesselig
steenigen steinigen, in der Wendg. Steffanus steenigen (am zweiten Weihnachtstag ein Wirtshaus in der Bauerschaft od. am Stadtrand besuchen u. ausgiebig trinken, Brauch)
Steenkesdickte f. Breite einer Wandfliese (5 Zoll). Den Speck moch Steenkesdickte häbben (bei fettem Schwein). → Staapelsteenkesdickte
Steenkolle f. Steinkohle
Steenkruuke f. Steinzeugkrug. ne Steenkruuke föör Waater un Koffie. → Koffie-, Waaterkruuke
Steenkrüüs n. steinernes Gedenkkreuz
Steenkuhle f. 1. Lehmgrube (Abbau von Lehm für die Ziegelei).
2. Steinbruch. Wi mochen in de olle Steenkuhle en Kohne höön.
Steenlehm m. Lehm für die Ziegelherstellung. → Pottlehm
Steenmaage(n) → Steenemaagen
Steenmarder m. Steinmarder. → Stinkmarder, Ülk
Steenmölle f. Mühle mit Mahlsteinen aus Natur- od. Kunststein
steen-old steinalt
Steen-ollie, -olge; Stinn-ollie (Vr) m. Petroleum (für Lampen, zum Einreiben spröder Hände). Bi Foss moss grööne Seepe met Steenollie an't Föör indröögen laoten. → Peeter-, Schmeer-ollie
Steen-ollie- auch: Steen-olge-, Stinn-ollie-
Steen-olliesbüsse f. Petroleumkanne (aus Blech)
Steen-olliesbüül m. Schweins- od. Rinderblase für Petroleum
Steen-olliesfatt n. Faß, in dem Petroleum angeliefert wurde (mehrere hundert Liter fassend)
Steen-olliesfläske, -flässe f. große, zylindrische Steinzeugflasche für Petroleum (z.T. mit gestempelter Maßangabe)
Steen-ollieskanne f. Petroleumkanne (meist aus Weißblech)
Steen-ollieskruuke f. zylindrischer Steinzeugkrug für Petroleum
Steen-ollieslampe f. Petroleumlampe (mit Baumwolldocht, gab nur wenig Licht). Ik bün bi de Steen-ollieslampe groot wodden (bei Petroleumlicht aufgewachsen; zwischen 1900 u. 1940 kam elektrischer Strom). → Traonpiepe
Steen-ollieslech(t) n. Licht der Petroleumlampe (schwaches Licht)
Steen-ollieslöchte f. Petroleumlampe
Steen-ommen, -owwen(t) m. Feldbrandofen. → Ring-ommen
Steenpatt m. Weg aus Steinen (vor dem Haus, wurde mit Sand bestreut)
Steenpilz m. Steinpilz
Steenpocken (Pl.) Windpocken
Steenpott m. Steinzeugtopf (z.B. zum Einmachen von Stangenbohnen)
steenriek(e) steinreich
Steenschmette f. Steinwurf. blooß ne Steenschmette Wäägs (einen Steinwurf weit, sehr nahe)
Steensmüüre f. Steinmauer (von Ziegelsteinstärke), massive Mauer. → Rijmüüre
Steensmüürwark, -werk n. Mauerwerk aus Steinen (z.B. für den Keller). → Anderthalw-, Halwsteensmüüre
Steenstöcker m. (Ge) Ziegelbrenner, Ziegeleibesitzer
Steenstraote f. Steinstraße, Schotterstraße, feste Straße, im Ggs. zum Feldweg, → Sandwegg
Steentrogg m. Steintrog, Futtertrog für Pferde (aus Baumberger Sandstein). → Bentheim
Steen-uule f. Steinkauz
Steenwall m. Steinwall
Steenwegg m. Steinweg
Steern- auch: Stern-, Stirn-
Steernband n. Stirnband
Steernbredd n. Stirnbrett (der Windfeder)
Steerne, Stirn; Sterne (Bo) f. Stirn. de Steerne kruus trecken. He wisket sik den Schweet van de Steerne. De arbäidt met de Steern, dat is 'n Ossen (z.B. Akademiker, scherzh., → Steernjück). → Kruuse
Steernjück, -jöck n. Stirnjoch für Ochsen (selten, im Ggs. zu → Nackenjück)
Steernsied(e), -siete f. Stirnseite (z.B. vom Tisch, Dach)
Steffan PN Stephan. → steenigen
Stegge f. (Steggen; Steggesken) kleine enge Straße, Gasse, schmaler Weg.
Zs.: Barken-, Kepper-, Koh-, Mäien-, Veh-
Stehl-, stehlen, Stehlert → Stähl-, stählen, Stählert
Stell m., Stellen (Stellen) 1. Stiel (z.B. von Werkzeug, Töpfen, Obst). Ik maak 'n Bessem an'n Stellen. Dat breedste is noch achter, sägg den Düüwel, dao ha. he den Stell all schlocken, maor de Panne noch nich (→ Stellpott). den Stell van'n Appel. He steht an'n Stell (1. Er arbeitet, z.B. mit der Heugabel. 2. Er ist schlecht gelaunt. 3. Er ist betrunken). He steht scheew an'n Stell (Es geht ihm nicht gut, z.B. gesundheitlich). → Harke, lieke, Wedde.
2. in den Wendungen met Statt un Stell (alles zusammen, → Schälle). kien Stock of Stell (gar nichts). → Statt, Struuk, Stump.
3. senkrechter, hölzerner Balken eines Balkengerüstes (Bo). → Gebundspost.
Zs.: Appel-, Äxen-, Bessen-, Bielen-, Fläägel-, Forken-, Greepen-, Haamer-, Hacken-, Harken-, Lääpel-, Pannen-, Piepen-, Pinsel-, Säißen-, Schüppen-, Schuuten-, Schwöppen-
Stell n. (Stelle) Gestell (z.B. Wagengestell, Pfluggestell). dat Stell van'n Waagen. dat Stell döörlaaden (1. den Wagen überladen. 2. sich betrinken). → Gestell, uutnanderstöcken.
Zs.: Ächter-, Ploog-, Vöör-, Waagen-
Stellaase f. Gestell, z.B. Baugerüst. → Stäiger n.
Stelle f. (Stellen) Stelle; Dienststelle. → Stää, golden
Stellen → Stell m.
stellen 1 stellen, setzten. Stell dat an'n rechten Plass! Se häbbt em up'n Kopp stellt (z.B. gründlich untersucht). → Kopp, Sied.
2. in Wendungen wie He moch sik stellen (mußte zur Musterung, → loosen). Dat Dierken stellt sik noch nich ("stellt noch nichts dar", ist noch zu klein, unschön → vöörstellen).
Zs.: klaor-, wegg-
stellen 2 mit einem Stiel versehen. de Biele stellen
stellen "stehlen" → stählen
stell(en)sdick(e) so dick wie ein Stiel. → stammdicke
Stell(en)sdickte f. Stärke eines Stieles
stellenwiese stellenweise. → stääenwiese
Stellfatt n. Stielfaß; Schöpfkelle mit Stiel, große Jauchekelle
Stellküssen 1. n. Auflage am Gestell des Bockpfluges.
Stellküssen 2. n. hochstehendes Dekorationskissen am Kopfende des Bettes, "Paradekissen"
Stellmääker, -maaker m. Wagenbauer, Stellmacher (fertigte Ackerwagen u. Räder an). → Raamääker, Toll.
Zs.: Fien-, Groff-
Stellmaakerij f. Wagenbauerei. De Stellmaakerij is een van de suurste Handwerke, et was alles Hand-arbäid. → verstorwen.
Zs.: Fien-, Groff-
Stellmaakersholt n. Holz für den Wagenbauer (Hartholz, z.B. Eiche, Esche, mußte zweieinhalb Jahre trocknen, damit es sich nicht mehr verzog)
Stellnapp n. Stieltopf, z.B. Kaffeetopf. → Koffiesetter, Muddion
Stellnett n. Fischnetz. → Trecknett
Stellpott m., -pöttken Stieltopf, Fettopf, Fettpfanne. Wi könnt wa met'n Stellpöttken en melken gaon (Die Kuh gibt wenig Milch). Dat dickste Ende kümp noch, sägg de Düüwel, daor schlock he 'n Stellpott (→ Stell m.). → Fettpott
Stellrodder, -rödder m. Kartoffelroder mit Stiel (frühe Form, um 1910)
Stellung f. Stellung, Anstellung. Fröhr ging man in Stellung, ähr man troute. Se was daor as Maiken in Stellung (als Magd, Hausgehilfin, um das Kochen zu lernen).
Zs.: In-, Uut-
Stelte. Stölte (Rh, Bo) f. (Stelten, Stelteken) Stelze (Kinderspielzeug). up Stelten gaon (loopen). De häbbt 'n Spill in Huus: De Müüse gaot up Stelten (Unfriede, Streit). • Vöör de Fierdaage (Veerhochtieden) geht den Düüwel up Stelten (Bei den Vorbereitungen für die hohen Feste passiert schnell ein Unglück, → Krücke 1). → Holt n., Stölpe 2
stelten → stölten
Stelten-loopen Stelzenlaufen (Kinderspiel)
Stemmbäitel, -bäidel m. Stemmeißel, Stecheisen
Stemme. Stimme (Bo) f. (Stemmen; Stemmken) Stimme. Ik bün de Stemme quiet (bin heiser). Denne häört gäärne siene eegene Stemme (hört sich gerne reden).
Zs.: Froulöö-, Mannslöö-
stemmen 1. stemmen, ausstemmen, mit dem Stemmeisen bearbeiten.
2. in der Wendg. sik stemmen (sich sträuben). He stemmt sik teggen alls, wat nij is.
stemmen "stimmen" → stimmen
Stemm-ieser, -n n. Stemmeisen. → Bäitel
Stempel m. (Stempels) 1. Stempel.
2. Rundholz; Grubenholz. ne Brügge van Stempels (provisorische Brücke aus Pfählen, → Stempelsbrügge). Dann wodden Stempels van twee un halw Meeter schrääg teggen den Waagen upesatt (Methode der Holzfuhrleute, Baumstämme auf den Wagen zu rollen: wurden von Pferden mit Ketten über zwei schräg an den Rädern liegende Rundhölzer gezogen). → Schleet.
Zs.: Iek-
Stempelgeld n. Arbeitslosengeld
Stempelholt n. Grubenholz, Rundholz für das Bergwerk
Stempelkäärl, -kerl m. Holzarbeiter, der im Akkord Grubenholz schnitt (Abfall durfte als Brennholz mitgenommen werden.)
Stempelküssen n. Stempelkissen
Stempelmääker, -maaker m. Holzarbeiter, der im Akkord Grubenholz schnitt
stempeln stempeln. hen stempeln gaon (Arbeitslosengeld bekommen, abholen)
Stempelsbrügge f. (Wes, Vr, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae) provisorische Brücke (über einen Graben, zum Aufladen von Baumstämmen auf den Wagen)
Stengel m. (Stengels; Stengelken) 1. Stengel (von Pflanzen).
2. junger Bursche.
Zs.: Bloomen-, Flass-, Flöien-, Frij-, Gaap-, Löös-, Rabarber-, Roosen-, Sau-, Ssopp-, Ssucker-
Stengel (Pl.) Stielmus (Gartengemüse; Eintopfgericht). → gängeln, Kniesterfink 1, Zündhöödkes
Stengelbääse f. (Rh, Bo) rote Johannisbeere. → Drüüwkes-, Jansbääse
Stengelgemöös n. Stielmus
Stenz(t) m. (Stenzen) (Ot, Vr, St, Sü, Rae, Rh, Bo) unangenehme Person, Angeber
Stepp-aort m. (St, Sü, Bor, Rae) Nähahle. → Näi-aole
steppen mit Steppstichen nähen
Stepprock m. wattierter Unterrock. → Watterock
Stern, Stäärn. Stiärn (St, Sü) m. (Sterne; Sternken) 1. Stern. → Maone.
2. sternförmiger, sternartiger Gegenstand. Handgaorn, dat was up de Sternkes (Zwirn auf Pappstern, → Käärtkesgaorn). Dat Peerd häff ne Stern (weißer Fleck am Kopf, Stirnzeichnung, → Blässe, Schnibbe).
Zs.: Aobend-, Morgen-, rooden
Stern- "Stirn" → Steern-
Stern-, stern- auch: Stäärn-, Stiärn-, stäärn-, stiärn-
Sternbeld n. Sternbild
Sternbloome f. Sternmiere (Nelkengewächs)
Sterne "Stirn" → Steerne
sternenhell(e) sternenhell
Stern(en)hemmel m. Sternenhimmel
Sternenkieker m. Astronom. → Planeetenkieker
sterne(n)klaor sternenklar. Et is van Nachte sternenklaor, et kunn wa. freesen.
sternhaageldick(e) völlig betrunken
sternhaageldonne völlig betrunken
sternhaagelvull völlig betrunken
Sternhemmel → Sternenhemmel
Sternkesgaorn n. Zwirn (auf sternförmiger Pappe). → Käärtkesgaorn, Tweern
Sternlääwerkruud n. Waldmeister
Sternradd n. kleines Zahnrad (in der Uhr). → Kammradd
Sternrenette f. Sternreinette (Apfelsorte: klein, rot, z.T. rot marmoriertes Fruchtfleisch). → Wien-appel
Sterwe-, sterwen → Starwe-, starwen
Stewwel m. (Stewwels; Stewwelken) 1. Stiefel. Passt genau, dree Buurn, sess Stewwels! (Stimmt genau). sik wat in´n Stewwel leegen (sich selbst belügen).
2. stiefelförmiger Gegenstand, z.B. Pumpenrohr, Bierglas.
3. in der Wendg. ne Stewwel (viel). He kann ne Stewwel verdräägen (kann z.B. viel Alkohol vertragen). He beldt sik daor ne Stewwel up in.
Zs.: Filz-, Gummi-, Jaggd-, Juchten-, Klump(en)-, Lack-, Ried-, Zugg-
Stewwel-absatz m. Stiefelabsatz
Stewwelklumpe(n), -klump m. Holzschuh mit Lederschaft. → Klumpenstewwel
Stewwelknech(t) m. Stiefelknecht (zum Ausziehen von Stiefeln)
Stewwel-leer, -läär n. Stiefelleder
stewweln stiefeln; gestelzt, steifbeinig gehen. He stewweln öwwer den Wegg as ne Börgermester. → an, trampeln.
Zs.: loss-
Stewwelschaft m. Stiefelschaft. ne leerne Stewwelschaft
Stewwelsolle f. Stiefelsohle
Stewwelwickse f. Schuhcreme
Stich m'n. (Stiche) 1. "Stich", in der Wendg. ne Stich (wegg) häbben (verdorben, in Fäulnis, in Gärung sein). Den Appel häff ne Stich wegg. De Melk häff 'n kläinen Stich (ist leicht verdorben, sauer). → püük.
2. Straßeneinmündung, Einfahrt zur Hauptstraße. up'n Ammelsken Stich (Einfahrt zur Straße nach Ammeloe). → Af-, Towegg, Dreesprung, Stichstraote.
3. Stich im Kartenspiel. Et geht üm't leste Stich (best. Regel beim Solokartenspiel; Kartenspiel für Kinder, Anfänger)
Stichelij f. Stichelei
sticheln sticheln, stänkern; ärgern (z.B. beim Kartenspiel)
Stichsaage f. Stichsäge (spitz zulaufende Säge, nur an einem Ende befestigt, z.B. zum Löchersägen)
Stichstraote f. Stichstraße
stick 1. steil; aufrecht. Dat göng stick an (steil bergauf). stick up'n End (senkrecht, → piel-up). stick met de Schüppe graawen (senkrecht abstechen, → spitten). De Trappe is lück stick (steil). sticken Räägen (steil von oben fallender Regen). sticken Hoow (schmaler, hoher Huf, im Ggs. zu → flack).
2. sehr; ganz, besonders. Dat schmeck stick lecker. Dat is stick ne Staot (stick wat Fiens) (sehr fein, iron.). nich stick so völle (nicht so ganz viele). → nöögen.
3. knapp, scharf. stick üm'n Hook
Stickdook n. Sticktuch (Leinen, Stramin)
stickedüüster stockdunkel. → pickedüüster
Sticken, Sticke m. (Sticken; Sticksken). 1. Holz- od. Eisenstift zum Fest- od. Zuhalten eines beweglichen Gegenstandes (an einer Kette od. einem Bindfaden, damit er gleich zur Hand ist). ne Sticken döör't Lock in'n Schreddenstock (Vorstecker, platter Stift, mit Kette am Kastenwagen, zum Feststellen des Langwagens des Ackerwagens). de Dööre met'n Sticken dicht doon (Stift als Türverschluß). → Spleet, Splint 2.
2. Streichholz, Zündholz. Denne mäck van eene Sticke twee (ist sehr geizig). → Luußifeer, Schwääwel-, Striekholt.
Zs.: Buxen-, Schwääwel-
Sticken (Pl.) dorniges Gestrüpp, Dornengehölz. → Stickte
sticken 1 1. morsch werden. De Bööke is stickt (morsch geworden). Böökenholt, dat stickt gau.
2. ersticken. → dömpen
sticken 2 sticken (Handarbeit). → lettern
Stickenbuss, -busk m. (Vr, St, Sü, Ge, Hei) dorniges Gebüsch (z.B. auf einem Streifen um den Acker herum)
Stickendöösken Streichholzschachtel
Stickenkästken Streichholzschachtel
Stickenklööwer m. wer Streichhölzer spaltet, "Haarspalter", kleinliche, pedantische Person (rechthaberisch, nie zufrieden). → Holtklööwer
Sticker m. (St, Sü) breiter Torfspaten mit kurzem Stiel. .n Sticker to't Rissen (zum Einteilen, Vorstechen)
Stickerij f. Stickarbeit
Stickgaorn n. Stickgarn
Stickhoosten m. Keuchhusten (Heilmittel: Kellerschnecken, → Kellerschnigge)
Stickhoow m. schmaler, hoher Pferdehuf
stickig morsch; schimmelig; verdorben, faulig. Eekenholt wödd nich so gau stickig un rott ook nich. Dat Flees is all stickig. → muffig
Stickling → Steckling
Sticknaodel, -naole f. Sticknadel (mit stumpfer Spitze)
Stickrahmen m. Stickrahmen (zum Einspannen der Stickarbeit)
Stickte f. dorniges Gestrüpp, Dornengehölz. → Sticken (Pl.)
stiebitzen heimlich wegnehmen, stehlen (z.B. um zu naschen). → mopsen, ratzen, striebitzen, stritzen.
Zs.: wegg-
Stief, Stief- → Steef, Steef-
Stiefmütterken → Steefmööderken
Stieg, Stigg m. (Stiege) (St, Sü, Bor, Hei) Bank als Überstieg einer Weideeinzäunung. → Öwwerstiggt, Steeg.
Zs.: Öwwer-, Up-
Stiegböggel m. Steigbügel
Stiege f. (Stiegen) Stiege, aneinander gelehnte Garben (meist 20 Stück). → Tiel
stiegen (stigg; steeg, steegen; steggen) steigen. öwwer'n Tuun stiegen (über den Zaun klettern). Den Fuusel stigg em in't Hööfd. De Priese bünt steggen. He stigg van't Radd (steigt vom Fahrrad ab).
stiekum 1. heimlich. stiekum wat afmaaken. ne Stiekummen (heimtückische Person).
2. still, schweigsam. Is ne Waagen stiekum, dann is daor kinn Gang drin (wenn ein Wagen nicht klappert, die Nabe zu eng sitzt, → küürn).
Stiene, Stiena, Stienken PN Christine. → Kristiene.
Zs.: Puppen-, Quaater-
Stiepel; Stieper (Rh) m. herausnehmbarer Ständer in der großen Tennentür. Den Stiepel satt met'n Tappen in'n Drümpel, un wenn de Löö met't Gefahr up de Dääle wollen, moch den Stiepel dr'uut. → Döörenpaol, Dössel, Määkler, Middeler
stiepeldick(e); stieperdick(e) (Rh) 1. dick, übersättigt.
2. stark betrunken
Stiepel-jaagen (Vr, Sü, Ra, Bor) Fangenspiel, Versteckspiel mit "Erlösen" (Ein Kind stand am Mittelständer der Tennentür u. zählte.)
stiepeln stolzieren, steif od. mühsam gehen
Stiepelsteen, Stiepelkes-steen m. Stein für den Mittelständer in der Tennentür (oft aus Sandstein)
Stiepelteeken n. Zeichen am Mittelpfosten. → Maalkrüüs
Stieper → Stiepel
Stier m. (Stiere) Stier. → Buur
stier starr, ausdruckslos. He kick so stier.
stiern starr blicken, starren
stie-up (St, Sü) Befehl an ein Pferd, rechts abzubiegen
stiew 1. steif. stiew in de Rügge (in't Gatt) (steif, gebrechlich, rheumatisch). Den ollen Mann löpp so stiewen. so stiew as 'n Böömken (as 'n old Peerd, as ne Buck, as 'n old Wiew) (z.B. durch Alter, nach langem Sitzen). De Wöske is stiew äs 'n Bredd (steif gefroren). Dat Ääten is so stiew, daor bliff 'n Lääpel in staon (sättigendes Essen). stiewe Grund (Lehmboden, schwerer Boden, → fett, schwaor). ne stiewen Hood (Melone, → schwatt). → Buck, old, Stallfaskel.
2. starr; stur. He mutt stiew liggen (strenge Bettruhe). Dat Dier bliew stiew sitten (regungslos).
3. betrunken.
4. prächtig, groß, reichlich. Wi häbbt de Erpel stiew (gut gelungen). en stiew Katteer (eine gute Viertelstunde).
Zs.: stock-
stiewen Staot m. Festtagskleidung, festliche Kleidung (z.B. bester Anzug, Hochzeitsanzug, Sonntagskleid). → Sunndaggs-staot
stiewen Stock m. Zollstock (nicht faltbar). → Maot-, Tollstock
stiewbeenig steifbeinig
stiewbesoppen (St) stockbetrunken
Stiewe f. Stärke, Stärkungsmittel; Wäschestärke (wurde lose im Laden verkauft). Losse Stiewe, de deen se inwäägen in'n spitzen Tuuten. → loss.
Zs.: Wöske-
Stiewen m., Stiewken Zylinderhut.
Zs.: Halw-
stiewen stärken, mit Stärke behandeln. Wöske stiewen met Stiewe
stiewgedretten steif, unbeholfen, unbeweglich; pedantisch. He löpp so stiewgedretten (läuft steif, ungeschickt). Wat ne stiewgedrettenen Buur (z.B. unbeholfen, pedantisch, eigensinnig). → Schleddenpost
Stiewhäid, Stiewigkäit f. Steifheit
Stiewken → Stiewen
Stiewkopp m. dickköpfige, eigenwillige Person. ne Stiewkopp van ne Käärl
Stiewleer, -läär n. steifes Leder
Stiewlinnen n. Steifleinwand, graues, schweres Leinen (z.B. für Revers am Anzug, zur Versteifung des Bördchens)
stiewlinnen steifleinen, aus Steifleinwand
stiewnackig hartnäckig; stur, eigensinnig
Stiewsel n. Stärke (Mehl-, Kartoffelstärke; Wäschestärke). Stiewsel van Wäitenmähl, üm Fleegers te klewwen (Stärke aus Weizenmehl, um Papierdrachen zu kleben)
stiewversääten, -versetten steif vom Sitzen
Stiew-wöske f. gestärkte weiße Wäsche (z.B. weißes Hemd mit Stehkragen, Sonntagskleidung). → Schamiesken, stiewen Staot
Stift m. (Stifte; Stiftken) 1. Stift, kleiner Nagel ohne Kopf; Eisennagel.
2. Bleistift.
3. Priem, Kautabak. Ne Stift (Prüümtabak) nemmen.
4. Lehrling. → Lehrjunge.
Zs.: Blij-, Druck-, Kopp-
Stiftekopp m. kurzer Haarschnitt, "Bürstenschnitt". → Stoppelhaore, -schnedde
stiften 1 heften, aufnageln.
Zs.: fast(e)-
stiften 2 stiften, errichten, gründen, schenken, fundieren; anstiften. Wat stift ih daorto? (Was gebt ihr dazu).
stiften 3 in der Wendg. stiften gaon (ausreißen, weglaufen). → stuuwen
stiften 4 priemen, Tabak kauen. → pruumen
Stiftendosker, -dösker m. best. Dreschmaschine (Die Trommel ist mit Stiften besetzt). → Hääkel-, Pinnen-, Spitzdosker
Stiftschlott n. (St, Sü, Ge, Ra, Hei, Rae) Vorhängeschloß, das mit einem stiftartigen Schlüssel geöffnet wird. → Heck-, Pinnschlott
Stigg → Stieg
still → stille
Stille f. Stille.
Zs.: Doodenstill(
e) 1. still; ruhig, leise; unbewegt. Et is still van Wind (windstill). Nu wess äs ääben stille! (Nun sei mal still). Lao'k män stille wenn., dat is bääter! (Dazu sage ich lieber nichts). Stille sitten un donne suupen (nur trinken ohne Tanz bei der alten Fastnachtsfeier). De Arbäid ligg stille (Die Arbeit ruht).
2. stumm, schweigsam. Daor is he up eenmaol ganz stille wodden (fühlte sich durchschaut, hatte keine Argumente mehr). • De stille Katten haalt Flees uut'n Pott ("Stille Wasser gründen tief"). → Muus, Sollo, Vertapp, Weege.
3. heimlich. → stillekes.
Zs.: müüskes-, wind-
stillen Frijdagg m. Karfreitag (alt). → Kaarfrijdagg. Stillen Frijdagg gaff't Fiss of Olliekrabben. De Löö bünt up stillen Frijdagg an't Tünnen (Jauche ausfahren; es durfte keine laute od. schwere Arbeit verrichtet werden). → Grööndunderdagg, luttersk, Wintermantel, wittigen
stille Misse f. 1. einfache Messe ohne Gesang, im Ggs. zum Hochamt.
2. feindliches Schweigen (z.B. Ehestreit)
stille Tied f. Bußzeit der Kirche: Fasten- u. Adventszeit. In de stille Tied wodde nich trout. → Adwent, Katwent
stille Wääke f. Karwoche. In de stille Wääke gaff't kinn Flees.
stillefien → stillekesfien
still(e)hollen anhalten; stillhalten. Holl äs effen stille! (Halt eben an). underwäägs ääben stillehollen (eine kleine Pause machen). In't Vääne dröffs nich stillehollen, wenn an't Föhrn büs. → posteern
stillekes heimlich, stillschweigend. Se häbbt dat stillekes verkofft. He lacht stillekes in sik harin. → bilaoten, ranken
Stillekesdriewer m. (St, Sü, Ge) Duckmäuser (der etw. genau weiß, aber schweigt)
stillekesfien, still(e)fien sehr fein; elegant, schlicht; altmodisch chic. Dat süht stillekesfien uut (z.B. elegant, aber bescheiden). → stumpfien
stillekeswegg, stillwegg ruhig, besonnen. → pleseerig
stillekeswiese heimlich, still
stillekold kalt bei ruhiger Luft
stilleleggen stillegen; schließen. Se häbbt em de Buude stilleleggt. → dichtedoon
stilleliggen außer Betrieb sein; ruhen. De Mölle ligg stille.
stillen 1. stillen. den Dost stillen (den Durst löschen).
2. einen Säugling an der Brust nähren. dat Kind stillen. → anleggen, Bost, söögen.
3. erstarren. Ungel, dat stillt. → stölpen 2
stilleschwiegen schweigen, nicht sprechen. Nu schwieg stille! Lao mi män stilleschwiegen! (Darüber will ich nicht sprechen; Andeutung).
still(e)schwiegens, stillschwiegend stillschweigend, heimlich. Gröönen Koffie verkoffen de Buurn stillschwiegend an de Börger (geschmuggelten Kaffee). Se kneep em stilleschwiegens en Ooge to.
stillesetten 1. stillsetzen, stillegen, abschalten. dat Töi stillesetten (den Webstuhl ausschalten, nicht betätigen).
2. in der Wendg. sik stillesetten (brüten, etw. ausbrüten). De Henne häff sik stillesatt. De Deerne häff sik stillesatt (bes. von vorehelicher Schwangerschaft).
stillestaon stillstehen
stilleswiese heimlich. stilleswiese ne Halwen haalen. → stillekes
stillhollen → stillehollen
Stillschwiegen n. Stillschweigen
stillschwiegend, stillschwiegens → stilleschwiegens
Stillstand m. Stillstand
stillvergnöögt stillvergnügt. He konn so stillvergnöögt vöör sik hen ääten.
Stillwääke f. (Vr) Karwoche. → stille Wääke
Stimme → Stemme
stimmen, stemmen stimmen. Of et stimmt, dat weet'm nich so genau, owwer et praot sik so nett (Houptsaak et lüdd mooi). Dat stimmt vöör un nao nich! (stimmt ganz u. gar nicht). Dat stemmt so! (ist in Ordnung).
stinkbesoppen stockbetrunken
Stinke-aos n. widerliche, unausstehliche Person
Stink(e)bloome f. Studentenblume, Tagetes. → stinkende Hoffaart
Stinkbohnen (Pl.) eingelegte Stangenbohnen. → Fietzebohne
Stinkebüül m. widerliche, unausstehliche Person
stinkefuul stinkfaul, sehr arbeitsscheu
Stinkeg(e)räi n. Sachen, die unangenehm riechen
stinken (stinkt; stunk, stunken: stunken) stinken. De stinkt as 'n Ülk. Wenn de Farken stinkt, dann giff't Räägen (→ langhäörig). He stinkt van Geld (hat viel Geld, → bölken, stinkrieke). Geld stinkt nich. De giff nix af, et rück of et stinkt (Er ist nicht freigebig). Alls wat he sägg, is gestunken un geloggen. Denne mennt wall, dat sien Köttelken stinkt (bildet sich ein, daß alle ihn beachten). Dat stinkt mi (Das mag ich nicht). → Aalenfatt, Ahle, Braodpott, Driete, Graes, icke-bicke-buh, Kattendreck, Mest, Papp, Pest, Schnieder 1, teggen-an, veer-un-twintig
stinkende Hoffaart f. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, Bor, Rae) Studentenblume, Tagetes. → Ringel-, Stinke-, Studentenbloome, Stinkröösken
stinkerig, stinkig stinkend, übelriechend. stinkerige Arbäid
Stinkerij f. Stinkerei. Wat ne fiese Stinkerij met de Aale!
Stinkert m. 1. Hintern.
2. wer stinkt (z.B. Hund).
3. unangenehme Person. Du löien Stinkert! → Drietert
stinkevull stockbetrunken
stinkig → stinkerig
Stink-keese, -kaas m. Stinkkäse (Harzer Rolle)
stinklöi sehr faul
Stinkmarder m. Stinkmarder. → Steenmarder, Ülk
Stinkmouke f. Schweißfuß. → Schweetfoot
Stink-ollie → Steen-ollie
Stippas → Stippert
stinkriek(e) steinreich. → bölkerieke
Stinkröösken Studentenblume, Tagetes. → stinkende Hoffaart
Stinksack m. Faulpelz. So'n Stinksack, de lött sik bääter leenen as driewen.
Stinkschlaot m. Lattich (Stumpfpflanze des Kopfsalates)
Stink-ssiepel f. (St, Sü, Ge) Knoblauch
Stink-ülk m. Stinkmarder
Stinn-ollie → Steen-ollie
Stippas → Stippert
Stippe f. Tunke, Soße (z.B. zum Eintunken von Brot, Specksoße zu Salzkartoffeln). → Stippnatt
Stippen, Stippe m. (Stippen; Stippken) kleiner Fleck, Tupfen, Punkt; Pickel; Regentropfen. Stippen in't Gesichte.
Zs.: Sünnen-
stippen, stippken 1. eintunken. Beschüüte in'n Koffie stippen. Stippe dat Brood neet in de Melk (zu Kindern, Bo).
2. leicht anstoßen, antippen, tupfen (z.B. mit dem Finger)
Stipp-er(ap)pel (Pl.) Salzkartoffeln, gekochte Kartoffeln (Gericht ohne Fleisch u. Gemüse, Fastenessen). → blood, drööge, Frijdaggs-ääten, kahl
Stippert; Stippas (St, Ge) m. Salzkartoffeln. ne dröögen Stippert (Salzkartoffeln mit Mehlsoße)
Stippgatt n. Stelle zum Eintunken. Jeeder-eene moch in sien Stippgatt bliewen (beim Essen aus einem Napf: Jeder muß an seiner Stelle bleiben).
stippig fleckig. den Tooms-appel wodden gau stippig un mählig.
stippken → stippen
Stipplock n. Stelle zum Eintunken. → Stippgatt
Stippmelk f. 1. Sauermilch (zum Eintunken von Brot, Zwieback; die Milch wurde ein bis zwei Tage an warmer Stelle stehen gelassen).
2. heiße Vollmilch, zum Einstippen von Zwieback u. getrocknetem Weißbrot. → Beschüüte, Knabbel
Stippnatt n. Soße zum Eintunken
Stippnattspöttken Soßentöpfchen (z.B. aus Gußeisen, mit drei Füßen)
Stippvisiete, -vesiete f. kurzer Besuch ohne Einladung
Stirn, Stirn- → Steerne, Steern-
Stobben, Stobben- → Stommen, Stommen-
stobbig → stöwwerig
Stock m. (Stöcke; Stöcksken) 1. Stock, Holzstange; dünner Holzknüppel, Stecken, Stab, Stiel. De Jüffer konn gudd met'n Stock (Die Lehrerin prügelte viel). He häff noch wat vöör'n Stock (Er hat noch was zu erwarten). He geht an'n Stock (ist hilflos, schwach, z.B. finanziell, → Krücke 1). De Buur häff ne Gudden vöör'n Stock (hat z.B. einen tüchtigen Knecht, der zupackt, → Stell m.). • He kümp van't Höltken up't Stöcksken (kommt von einem Thema zum anderen, → Holt n.). Se häbbt em vöör't Stöcksken hollen (zum Narren gehalten, → Lappen). De Jünglings-sodaalität moch Stöckskes trecken (Stöckchen ziehen, zur Kontrolle des Kirchenbesuchs). → bi, Greepe, Hund, schlaon, Spaon, stiew.
2. Holz- od. Eisendorn, Holznagel, Riegel zum Vorstecken (z.B. am Fachwerkbau, am Langwagen). Häs 'n Stock a. vöör de Nenndööre? ne Stock in't Langwaag. Daor sall ik em wall en Stöcksken vöörsetten! (einen Riegel vorschieben, etw. dagegen tun, → Piek m.). Ik will em 'n Stöcksken stääken, daor sall he lange an denken! (einen Denkzettel verpassen; eins auswischen). → Bolten, Pigge, Spleet, Splint 2.
3. männl. Glied.
4. Stamm mit Wurzeln. Wilgen up'n Stock setten (Triebe u. Zweige der Weide bis auf den Stumpf zurückschneiden). → Kidde.
5. Stockwerk, Geschoß. ne Stock debi up setten. → Stockwark.
6. Tonballen auf der Drehscheibe, von dem mehrere kleine Gefäße mit einer bes. kleinen Schiene gedreht werden können. van'n Stock dräien.
Zs.: Angel-, Bedde-, Dagg-, Dissel-, Dree-, Düüm-, Eeken-, Een-, Fahnen-, Fiezebohnen-, Gao-, Gudden-Dagg-, Hand-, Jaggd-, Kapp-, Knee-, Krück-, Krumm-, Laade-, Ledder-, Liem-, Mantel-, Maot-, Meeter-, Mispel-, Nötten-, Palm-, Paraplüü-, Ploog-, Prick-, Pulske-, Reed-, Reem-, Rij-, Rocken-, Rohr-, Roosen-, Schäämel-, Schaop-, Scheeper-, Schredden-, Schruuw-, Schuuwkaoren-, Schwuck-, Spann-, Spazeer-, Spindel-, stiewen, Strick-, Striek-, Stütt-, Takt-, Toll-, Trumm-, Tumoor-, Twee-, Veh-, Wandel-, Wiem-, Wien(druuwen)-, Wipp-, Wöske-, Wottel-
stockblind ganz blind
Stockbohr n. Bohrer mit Quergriff (z.B. zum Bohren der Löcher für Holznägel im Fachwerkgerüst; Werkzeug des Zimmermanns, Holzschuhmachers)
stockdoow sehr dumm
stockdumm sehr dumm. → strohdumm
stockdüüster sehr dunkel. → picke-, pott-, raawen-, sackdüüster
Stöcke → Stecke
Stöckebaas m. Schnapsbrenner. → Schnapsbraaner
Stöckebarg, -berg m. offener Stapel von ungedroschenem Getreide mit verstellbarer Überdachung. → Haawer-, Kappbarg
stöckedeern → stuckedeern
stocken 1 heizen, schüren, anfachen. Den Pott (Vehpott) stocken (das Feuer unter dem Viehkessel anzünden u. in Gang halten). den Pott-ommen stocken (den Töpferofen heizen, nach dem Trockenbrennen). Steene stocken (Ziegel brennen). Stock wi föör de ganze Welt? (Wi stockt doch nich föör de Aapen!) (wenn jd. die Tür nicht zumacht, → Pannekooken). • Füür stocken is nett so schlimm as Füür bööden (Nachreden verbreiten, Bo). • Dat Stocken is mongs düürer as dat Backen (Es lohnt sich nicht, → backen). → bööten, braanen, porgen.
Zs.: blau-, dood-, kaputt-
stocken 2 innehalten, stocken, in der Bewegung aufhören
stöcken 1. zuriegeln, mit einem Stock versehen. → Spleet.
2. verstellen (in der Höhe, bes. vom Pflug, Wagen). Den Ploog deepe stöcken (den Pflugbaum tiefer einstellen, um tief zu pflügen). Den Schläägel moch'm so stöcken, dat de jungen Peerde nich so schwaor trecken mochen (die Deichsel des Ackerwagens einstellen). → vöörhen 1.
Zs.: fast(e)-
Stock-ente, -ante f. Stockente
Stöckeploog m. in der Höhe verstellbarer Pflug
Stocker m. Heizer. Stocker an't Käätelhuus van de Wääwerij.
Zs.: Fuusel-, Steen-
stöckerig, stöckrig holzig, verholzt; strohig. Dütt Sort Kolleraawen wödd nich stöckerig.
Stöckerij f. Schnapsbrennerei.
Zs.: Fuusel-
Stockfarwe f. Kitt, Fensterkitt
Stockfarwenmess, -er n. Messer zum Bearbeiten von Kitt (Glaserwerkzeug)
Stockfisk, -fiss m. 1. getrockneter Fisch.
2. auf dem Wasser treibender Knüppel (scherzh.). Daor schwemmt ne Stockfiss (wenn das Wasser zum Fischen mit einem Stock aufgewirbelt wurde, → Pulskestock).
Stockflacken m. Stockfleck (im Stoff). → Spaak
stockflackig stockfleckig. → stockig
Stockgaffel f. gabelförmiger Handstock am Pflug zum Entfernen von aufgeschobener Erde beim Pflügen. → Ploogstrampen
Stöckhaol n. 1. verstellbarer Kesselhalter über dem Herdfeuer. → Krackhaol.
2. Vorrichtung zum Verstellen des Daches über dem Getreidestapel im Freien. → Bargroode
Stockhook m. (Rh) Verschlag od. Ecke auf der Tenne, wo das Brennholz lag. → Brandhook
Stöck-ieser, -n, Stock-ieser, -n n. Schüreisen. → Porg-ieser
stockig stockig, schimmelig. → spaakig, stockflackig
Stöckling → Steckling
Stocklock n. Ofenloch, Mündung der Feuerung am Töpferofen
stock-old sehr alt. Dat was 'n stock-old Määske. → uur-old
Stockpiepe f. lange Pfeife (mit geradem, undekorierten Stock u. schlichtem Porzellankopf; wurde viel beim Sitzen am Herdfeuer benutzt)
stöckrig → stöckerig
Stockroose f. Stockrose, Malve (Staude)
stockstiew stocksteif
Stockwark, -werk n. Stockwerk, Geschoß. dat Stockwark upmesseln. → Stock
stodeern → studeern
Stoff 1 m. (Stöffken) Staub. Stoff putzen (Staub wischen). Bi't Dosken hä"en se de Oogen vull Stoff" Daor häff 't Stoff gebben (Prügel, Schläge). Stoff, Spöölen und Sünden, dat kümp van sölws. 'n Stöffken (ein kleines bißchen). .n Stöffken Mähl (sehr wenig Mehl). → afstöwwen, jaagen, schwatt
Stoff 2 m. (Stoffe; Stöffken) 1. Stoff (gutes Tuch, feines Gewebe).
2. Material, z.B. Gesprächsstoff.
Zs.: Boomwull-, Kleeder-, Laama-, Manschester-, Siamoosen-, Sieden-, Wull-
Stoffdook m'n. Staubtuch
Stoffel, Stöffel 1. PN Christoph. → Stoffer.
2. dümmliche Person, Dummkopf; ungeschickte, grobe Person. Wat büs du doch 'n Stoffel!
stöffelig dümmlich; ungeschickt, tölpelhaft, schwerfällig
Stoffer, Stöffer m. Handfeger.
Zs.: Hand-
Stoffer PN Christoph. → Kristoff, Stoffel
Stoff-er(ap)pel m. (St, Sü, Ge, Hei, Rae) 1. schwammartige Kartoffel.
2. Bovist (staubt, wenn man darauftritt). → Dampköttel
Stoff-fänger m. Staubfänger (z.B. verschnörkeltes Möbelstück)
stoffig staubig
Stoffjääger m. 1. Staubbesen an langem Stiel für hohe Räume (Küche, Tenne). → Spinnekoppsjääger.
2. putzwütige Person
Stoffkaom m. Staubkamm (zum Auskämmen von Läusen u. Puder). → Luusekaom
Stofflappen m. Staubtuch
Stoffpinsel m. Staubpinsel (Gerät des Anstreichers)
Stoffräägen, -räänge(n) m. feiner Regen, Nieselregen. → Schnuuwräägen
Stoffsüüger m. (Vr) Staubsauger
Stoffwolke f. Staubwolke
Stohl m. (Stöhle; Stöhlken) Stuhl. Stöhle maaken (dräien) (Stühle fertigen). De häff daor ne gudden Stohl funnen ("hat Sitzfleisch", vergißt die Zeit, → Sittegatt). Se treckt di 'n Stohl under't Gatt wegg (wenn jd. weggehen, abtreten muß). → Aske, Balken, golden, praoten, sitten.
Zs.: Aorn-, Arm-, Backen-, Bedde-, Beesen-, Bessvaader-, Bicht-, Bredd-, Brödd-, Dack-, Damp-, Deck-, Gaorden-, Gemack-, Hääkel-, Jaggd-, Kack-, Karken-, Kinder-, Klapp-, Klocken-, Köcken-, Koor-, Korw-, Kranken-, Kuckucks-, Lönn-, Melk-, Paoters-, Pedden-, Poggen-, Prääk-, Reed-, Rohr-, Schoukel-, Sessel-, Sorgen-, Tunnen-, Wääwe-
Stohlbeen n. Stuhlbein
Stohlbinder, -binner m. Stuhlmacher. → Stohlmääker
Stohldräier m. Stuhlmacher. → Stohlmääker
stöhlen, sik (Vr, Sü, Bor, Rae) sich bestocken, Seitentriebe bilden (wenn aus einem Korn mehrere Halme kommen, von Wintergetreide). De Rogge stöhlt sik. → bestöhlen, lodden, pöllen
Stohlhaamer m. Stuhlhammer (Werkzeug des Stuhlmachers)
Stohlküssen n. Stuhlkissen
Stohl-lieste f. Leiste entlang der Wand in Höhe der Stuhllehnen (zum Schutz der Wand, Tapete)
Stohl-lönninge f. Stuhllehne
Stohlmääker, -maaker m. Stuhlmacher, Stuhlbinder (fertigt z.B. Stühle mit geflochtenen Sitzmatten). → Mattenköster, Stohlbinder, -dräier
Stohlmääkersholt n. Holz des Stuhlmachers (bes. Buche, Kirsche)
Stohlmatte f. geflochtener Sitz des Stuhls (bes. aus Binsen). ne beesene Stohlmatte
Stohlpaol m. Flechtbock (drehbare Vorrichtung, Arbeitsgerät des Stuhlmachers). → Windepaol
Stohlshöchte f. Stuhl- od. Sitzhöhe (ca. 45 cm)
Stohlstaalen m. Stuhlbein
Stohlwark, -werk n. (St) Eingangsloch des Brennofens (hat eine stuhlartige Abstufung, wird nach dem Einräumen des Ofens zugemauert)
stöiterig torkelnd, wankend, unsicher gehend. He löpp so stöiterig.
stöitern stolpern, schlecht gehen, torkeln, anstoßen beim Gehen; zurückprallen, hochspringen (z.B. vom Ball). He stöitert daor langs. Den Ball stöitert van de Müüre.
Stöitert m. 1. dicker Knicker aus Ton. → Bastert, Knicker, Olliebastert, Ruller.
2. Hintern, Gesäß. Kriss eene vöör'n Stöitert! (St).
3. in der Wendg. .n Stöitert drin (dr'achter) häbben (angetrunken, zum Wanken betrunken sein). He hadde ne Stöitert drin. He ha. all 'n netten Stöitert dr'achter.
Stollen m. (Stollen) 1. Nagel als Gleitschutz am Hufeisen. Aone scharpe Stollen an'n Hoow konnen Peerde nich up't Ies loopen. → Haaken, Iesnäägel.
2. tragendes Gerüst der Truhe; Tischbein. → Poot, Staalen.
Zs.: Ächter-, Schluut-, Schruuw-, Stääk-, Vöör-
Stölpe 1 f. (Stölpen) Topfdeckel. → Pottdeckel. → upstölpt
Zs.: Föör-
Stölpe 2 f. (Stölpen) Stelze. He steht vandaage up Stölpen (ist aufgeregt, nicht ansprechbar, aggressiv, → upstölpt). He sett alls up Stölpen (Er bringt alles durcheinander). • Vöör de Fierdaage steht alls up Stölpen (ist alles durcheinander, betriebsam). • Vöör de Fierdaage (up Veerhochtieden) geht de Düüwel up Stölpen (passiert schnell ein Unglück, → Krücke 1). → Stelte, upstölpen
stölpen 1 stülpen, überstülpen. → ümstölpen
stölpen 2 (stölpt; stolp, stolpen; stolpen) gerinnen; steif, hart werden, erstarren. Dat Blood stölpt faorts. Dat Fett (Schmolt) moch eerst stölpen. De Melk is stolpen. → klötten, klumpen, Rinnsel, stillen, stöltig, stuuken 3
Stolperfritz(e) m. wer oft stolpert
stolperig unbeholfen (gehend), stolpernd
stolpern stolpern. → stolterboltern
Stolt m. Stolz. Peerde wann. frooger den Stolt van de Buurn. Se was Mooders Stolt. He ha. sienen Stolt. Dummhäid un Stolt, de wasst up een Holt. → Köttel.
Zs.: Buurn-
stolt 1. stolz, hochnäsig; eingebildet.
2. tüchtig, gut, aufrecht. Et was ne stolten Käärl! (im Nachruf). → eeken, Holtföör
stolten Hainrich m. 1. Stolzer Heinrich (Staudenart; gelb blühend).
2. Goldrute (gelb blühende, hohe Staude)
Stölte → Stelte
stolterboltern stolpern, purzeln; hasten, eilen. Ik was bolle öwwer den Kopp stolterboltert (gestürzt). Wat stolterboltert sik de Jungs daor in't Gröss (wälzen, rollen sich im Gras).
Stolthäid f. Stolz, Hochmut
stöltig (Bo) talgig
Stommen (Wes, Ot, Vr). Stobben (Vr). Stowwen (Vr, St, Sü, Ge, We, Ra, Bor, Hei). Stowwe (Rae, Rh, Bo) m. (Stowwens; Stöwweken) 1. Zimmer, Stube, Wohnstube. in'n Stommen sitten gaon (ins Wohnzimmer gehen, bei Besuch). → böwwerste, Wienachten.
2. Öfchen zum Wärmen der Füße (Kästchen mit einem Behälter für Glutasche, Holzkohle, wurde auch in die Kirche mitgenommen). Holtkollen met'n Föörlääpel in'n Stöwweken doon. → Föörstöwweken.
Zs.: Achter-, Amt(s)-, Baade-, Back-, besten, Dack-, Föör-, Gast-, Jaggd-, Kranken-, Kutsker-, Näi-, Scheer-, Schlaop-, School-, Schriew-, Spinn-, Strick-, Studeer-, Vöör-, Wäärds-, Winter-, Wonn-
Stommen- auch: Stobben-, Stowwen-
Stommenbessem, -n m. Stubenbesen (aus Ginster)
Stommendiss, -disk m. Wohnzimmertisch
Stommendöör(e) f. Stubentür
Stommenmaiken n. Stubenmädchen
Stommenpott m., -pöttken Behälter für Glutasche im Fußwärmer. → Föörstöwweken
Stönnebüül m. wer ständig klagt
Stönnedööse, -doose f. wer ständig klagt, wehleidige Person (bes. Frau)
stönnen stöhnen, ächzen; klagen. Wenn de Buur nich mähr stönnt, dann geht't em schlech. He häff van sien Lääwen estönnt un ekraakt, he is de owwer old bij ewodden (Bo). Se stönnt, as wenn 't Mess in't Farken satt. • Buurn un Farken weerd met Stönnen fett (St). Wo geht't? (Antwort:) Och, man stönnt so hen! → Feebruaar, helpen, krimmeneern, Nood, Rügge.
Zs.: Kraom-
Stönnepott m. wer ständig klagt
Stönner(ske) → Stäöne
Stönner(t) m. wer stöhnt, klagt. → Pucher
Stööke f. (Stööken) (Vr, Sü, Ra) Gabelholz; Gabelung eines Pfostens. den Heckboom in de Stööke leggen
stöörn. stüürn (Rh, Bo). stüörn (St, Sü) 1. stören. Ik lao mi nich stöörn. Dat stöört mi nich (Das stört, kümmert mich nicht).
2. in der Wendg. sik nich stöörn an (sich nicht kümmern um; keine Rücksicht nehmen auf). Ik häbb mi de nich an stöört. He stöört sik nargens an (kümmert sich um nichts, → Dreet).
Stoot m. (Stööte; Stöötken) 1. Stoß. De Saage arbäidt blooß up Stoot, nich up Zugg (Stoßsäge mit einem Griff). He kreeg ne Stoot wegg. → Stötte.
2. Weile, Zeitlang. Dat was ne ganzen Stoot (eine ganze Weile, dauerte lange). Et is mon 'n Stöötken heer (erst vor kurzem). → Ruck, Ruff, Tuur, Wiele.
Zs.: An-, Ribben-
Stoot-äärs m. wer hin- u. hergestoßen wird, oft Prügel bezieht
Stootbäitel, -bäidel m. schweres Stoßeisen mit gerader Schneide (Werkzeug zum Beschneiden von Bäumen). → Schnöibäitel
Stootband n. Stoßkante (unterer Saum, Kantenschutz an Kleidern u. Hosen)
Stootbredd n. Stoßtritt, vorderer, senkrechter Teil der Treppenstufe. → Stootstuufe, Stuppe
stooten (stött; stott, stotten; stott) stoßen, einen Stoß versetzen. stooten up (stoßen auf, geraten an). Daor moss up stott weern! sik stooten an (Anstoß nehmen an). Daor bünt Dinger bi, waor sik de Löö an stoot't. sik vöör't Hemd stooten (met't Gatt vöör't Hemd stooten) (Bücklinge machen). → Graawen, Haorn, helpen, Kopp, Nösse, Wostehaorn.
Zs.: Äier-, daale-, Hucke-, kaputt-, kläin-, loss-, wegg-
Stööter m. 1. Stößer, Holzstab zum Zerstoßen, Zerkleinern, Stampfen. den Stööter van de Kaarne (Stößer der Kirne, → Staff). den Stööter in'n Vehpott (Stab zum Zerstoßen von gekochtem Schweinefutter, → Stämper). Botter knään met'n Stööter (Butter auskneten). Wöske büüken met'n Stööter (mit dem Wäschestampfer, → Wöskestööter).
2. Stock zum Aufwirbeln des Wassers beim Fischen. → Fiskestaff, Pulskestock.
3. Sperber (Bor, Hei, Rae, Rh). → Stootvoggel.
Zs.: Erpel-, Fiske-, Heggen-, Köttel-, Nössen-, Wöske-
Stootfuuge f. Stoßfuge, senkrechte Fuge (durch Zusammentreffen zweier Bauteile entstehende Fuge, im Ggs. zu → Laagerfuuge)
Stootgebädd, -gebett n., -gebettken Stoßgebet
Stoothaawke m. Hühnerhabicht. He göng as ne Stoothaawke up de Blaagen loss (schnell, ungestüm). → Scheerhaawke, Stootvoggel.
Zs.: groote, kläine
Stootkaarne f. Stoßkirne (hölzerner, konischer Bottich, mit eisernen Bändern umzogen, in dem die Butter durch Stoßen zubereitet wurde; bis zum Ersten Weltkrieg). → Botter-, Dräikaarne, Staff
Stootkante f. Stoßkante. → Stootband
Stootkaore f. zweirädrige Karre (mit einem Leinentuch als Regenschutz bespannt, z.B. für Prozession nach St u. Kevelaer). → Huuwekaore
Stootsaage f. Stoßsäge, Baumsäge (vorne spitz, mit einem Griff, zum Einkürzen von Rundholz)
Stootschiewe, -be f. 1. Stoßscheibe am Wagen- u. Karrenrad.
2. große Töpferscheibe, die der Töpfer stehend mit dem Fuß antreibt (St, Sü, Ge, Hei, Rae). → Foot-, Schubbe-, Staoschiewe
stööts(k), stoots(k), stötts(k) zum Stoßen neigend (Rind, Schafbock); störrisch, widerspenstig, eigensinnig. ne stootske Koh. Wat'n stööts Bülleken! (bösartiger Bulle; wer stichelt, Seitenhiebe austeilt).
Stootstuufe f. Stoßtritt, senkrechter Teil der Treppenstufe. → Stootbredd
Stootvoggel m. (Vr, St, Sü, Ra, Bor, Hei, Rh) Greifvogel; Habicht; Sperber. → Stööter, Stoothaawke
stootwiese stoßweise
stoowen (St, Sü, Ge, Bor, Rae) "anschwitzen" beim Kochen, kurz aufkochen. Doo dat Gemöös män stoowen (mit weißer Mehlsoße anrichten). gestoowten Kabbes (Weißkohl mit gebundener Soße). gestoowte Peeren (in Fett geschmorte Birnen)
stööwen abstauben. He moch de Maschienen stööwen (in der Weberei). → Stööwer
Stööwer m. (Vr, St, Sü, Ge, We, Bor) Webstuhlführer; Webmaschinenpfleger in der Textilfabrik (mußte die Maschinen abstauben u. schmieren). → Schmeerbuur
Stööwken Teewärmer, Rechaud (Früher diente glühende Holzkohle, heute ein Teelicht zum Warmhalten des Tees).
Stoppe f. (Stoppen) Stopfstelle, Gestopftes. De Söcke wann monks män eene Stoppe (eine Flickstelle neben der anderen).
Stoppel m. (Stoppeln) Stoppel. de Stoppeln braoken (das Stoppelfeld pflügen). de Stoppeln naoharken (Ähren auf dem abgeernteten Getreidefeld nachharken). → roosen.
Zs.: Gasten-, Haawer-, Roggen-, Wäiten-
Stoppelfeld n. Stoppelfeld, abgeerntetes Getreidefeld. .n Stoppelfeld up'n Kopp (sehr kurzer Haarschnitt, scherzh.)
Stoppelhahn m. (St, Sü, Ge, Bor, Hei) letzte Garbe nach dem Einbringen des Getreides. Den Stoppelhahn blaosen (staon laoten) (Erntebrauch: Die letzte Garbe Roggen od. Buchweizen blieb stehen; es wurde auf dem Holzschuh geblasen). den Stoppelhahn fiern (Die letzte Garbe wurde hübsch verziert auf den Wagen gestellt; beim Einfahren in den Hof wurde mit einem Umtrunk gefeiert). → Garwe, Klumpen, Ries n., Roggenpüppken, Waagenbredd
Stoppelhaore (Pl.) kurzer Haarschnitt. → Stiftekopp
stoppelig borstig, unrasiert. Dat Hohn is ganz stoppelig (in der Mauser).
Stoppelkatte f. spät geworfene Katze (im Juli od. Herbst, klein, verkümmert, im Ggs. zu → Määrtenkatte). so'n mietrig Stoppelkättken. → Harwstkatte.
2. Nachkömmling, spät geborenes Kind. → Naokömmling
Stoppel-land n. Stoppelfeld, abgeerntetes Getreidefeld. Vreenske Karmis mott 't Stoppel-land schwatt weern (muß das Stoppelfeld gepflügt sein). Stoppel-land fiern (Erntefest in der Familie, wenn das Getreide eingebracht ist)
Stoppel-laoge f. letzte Lage des ungedroschenen Kornstapels
Stoppelrööwe, -be f. Wasserrübe, Stoppelrübe, Knolle. Nao de Schoole mochen we eers dree Hööpe Stoppelrööwen ruun un dann nao Huus hen ääten (Stoppelrüben ziehen, nach dem Krieg, z.T. bis heute üblich, als Futter für Milchkühe).
Stoppelschnedde f. kurzer Haarschnitt. → Stiftekopp
Stoppen, Stoppe m. (Stoppen) Verschluß von Krügen, Flaschen (Holz mit Leinendichtung od. Steinzeug mit Gewinde); Flaschenkorken. Doo den Stoppen up de Fläske, süss verflügg dat Gräi! → Proffen 1, Proppen 1
stoppen 1. stopfen, festdrücken. Mettwoste stoppen (Mettwürste von Hand stopfen). dat Bedde stoppen (Oberbett mit Federn füllen). de Piepe stoppen. De Jungs häbbt sik de Tasken vull Appel stoppt. Denne sollen se äs 'n Beck (Mund) stoppen! (Dem soll man über den Mund fahren). → fast, Grund, Höi, Kinderhand, treffen.
2. ausbessern, stopfen, flicken. Strümpe stoppen. → Lock.
3. zu Verstopfung führen. Stuuten, de stoppt.
Zs.: vull-, wegg
stöppenvull; stüppenvull (St, Sü) sehr voll, gestopft voll. → öppernvull
Stoppgaorn n. Stopfgarn
Stopphosse(n) f. Kniestrumpf mit Gummiband
Stöppken n. (Hei) kleiner Junge, Knirps
Stoppkorw m. Korb mit Stopfutensilien (Wolle, Garn, Schere, Nadeln)
Stoppkruud n. Blutweiderich. → Bloodkruud
Stoppnaodel, -naole f. 1. Stopfnadel, große Nadel zum Stopfen von Wollstrümpfen. → Näinaodel.
2. Libelle (alt, Wes, Ot). → Glaasenmääker
Stoppsock m. Kniestrumpf
Stoppwark, -werk n. Stopfzeug
Stork m. (Störke) Storch, Weißstorch. Häs 'n Stork a. sehn? (fragte man Kinder, wenn sie im Frühjahr barfuß liefen). → staaken 2.
Zs.: Klapper-
Storkenbeene (Pl.) lange, dünne Beine
Storkmoo(de)r f. Hebamme. → Wiesemoor
Storm. Sturm (Ot, Ge, Ra) m. Sturm. → ümjaagen.
Zs.: Määrten-, Schnee-
Storm- auch: Sturm-
störmen. stürmen (Ot, Ge, Ra) stürmen
Stormlampe f. Sturmlampe
Stormlöchte f. Sturmlampe (windgeschützte Petroleumlampe). → Stall-löchte
storten, störten, Stortkaore, Stortklump(en) → stotten, stötten, Stöttkaore, Stöttklumpen
Stott m. (Stötte; Stöttken) Stoß. Moss us män ne Stött doon, dann bün wi aarig. → Stoot, Stötte.
Zs.: Wegg-
Stötte f. (Stötten) Stoß, Schlag; Ohrfeige. He kann wall ne Stötte verdräägen (Er ist nicht so empfindlich). → Plackert, Puff.
Zs.: An-, Windstotten.
storten (Rh, Bo) schütten, gießen; heftig regnen. met Waater stotten. Melk in'n Emmer stotten. Et stött (Es regnet in Strömen). Et räängt, dat't stott uut de Lucht. → geeten, miegen, Papp.
Zs.: natt-, wegg-
stötten. störten (Rh, Bo) stürzen. Erpel up de Kaore stötten (korbweise auskippen). He stött 't Ääten in'n Hals (Er ißt gierig).
stottern 1. stottern. → staamern.
2. vibrieren; maserieren (von Tongefäßen). ne Schiewe up de Wandung stottern laoten (eine Schiene auf der fertig gedrehten Wandung vibrieren lassen u. so die Wandung verzieren). → maasern
stöttken langsam, unsicher, schleppend gehen. Daor kümp Ooma weer an stöttken. → dottken, stüttken
Stöttkaore, Stottkaore. Stortkaore (Rh, Bo) f. Sturzkarre, zweirädriger Wirtschaftswagen (von einem Pferd gezogen, zum Kippen, z.B. für Spörgel, Rüben, Kartoffeln od. Mist, seit ca. 1960 mit Gummibereifung, im Ggs. zu → Holtkaore)
Stöttklumpe(n), -klump (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Rae). Stortklump(en) (Rh) m. alter Holzschuh als Schöpfgefäß für die Bleiche. → Geet-, Rappklumpen
Stotträägen, -rää(n)ge m. (Ot, Vr, St, Sü, Ge, We, Ra) Platzregen
Stottschuur, Stöttschuur n. Platzregen, wolkenbruchartiger Sturzregen. → Buuk, grummeln, upheldern
stötts(k) → stöötsk
Stoue, Stoue(n)-, stouen "stauen" → Stüwwe, Stüwwe(n)-, stüwwen
stout, stouts(k) (Vr, St, Sü) stark; stolz. 'n stoutsken Käärl
Stowwe(n), Stowwen- → Stommen, Stommen-
stöwwerig; stobbig (Ra) staubig
strabant; straffant (Ra, Bor, Hei) streng, barsch, bestimmend im Ton; energisch, zielstrebig. ne straffante Möi. ne strabante Jüffer (im Ggs. zu → schlock). He was ne ganz Strabanten (z.B. kräftig, energisch). ne Strabante (z.B. tüchtige, resolute Hausfrau). → astrant, kiebig, kreggel, strammenäötsk
stracks geradenwegs, direkt; sofort. Se göngen stracks nao Huus. Du gehs nu stracks in't Bedde! → stumpfoots, temet.
Zs.: schnuur-, so
Straff stramm; straff. Treck dat Seel nich so straff. → stramm
straffant → strabant
straffen straffen, strammziehen. → strammen
Sträie f. (Ge) Stallstreu (z.B. von Heide). → Sträinge
sträien Streu in die Ställe bringen; Stallstreu ausbreiten od. wechseln; ausbreiten, ebnen. Sträien deen se tweemaol in'n Dagg. Göörnhööpe sträien (Maulwurfshaufen einebnen). → ströien
Sträier, Ströier m. wer bei der Heuernte das Heu ausbreitet, wendet. → Schüdder.
Zs.: Mest-, Stall-
Sträinge, Sträi-inge; Sträin (Ot) f. Stallstreu (Stroh, Heidesoden, trockens Gras, Laub, Spreu). Sträinge harken. Kaff wodde as Sträinge in'n Kohstall bruukt. → Plagge, Sträie, Sträißel
Sträinge- auch: → Sträi-inge-, Sträin-
Sträingehaaken, -haok(en) m. Haken zum Stechen von Heide-, Torfsoden
Sträingeharke f. Harke für Stallstreu
Sträingeschoppe f. Schuppen für getrocknete Heideplaggen als Stallstreu
Sträingesich(t) n. Hausichel zum Mähen von Heide als Stallstreu. → Heedsäiße, Plaggenspaan
Sträinsäißken (Ot) → Heedsäiße
Sträisand → Ströisand
Sträißel n. zusammengeharktes Laub u. Gras (aus dem Wald als Stallstreu); auf den Acker gestreuter Mist. → Sträinge
sträit (Vr, Ra) in der Wendg. gudd sträit (gut gelaunt)
stramm stramm; kräftig, hart; streng. ne strammen Bessen (grober Besen, → Straotenbessem). De häff 'n paar stramme Jungs (gesunde Jungen). .n stramm Käärlken (kräftig; selbstsicher). He kick met'n stramm Gesicht (mit ernster Miene). De häff se nich alle stramm (ist beschränkt, verrückt, → Houe). stramm loopen (durchhaltend laufen). He is stramm an't Frijen (freit intensiv). → Hand, Sellen
strammen 1. straffen, spannen, festzurren. de Flechten strammen (die Zöpfe fest flechten). Dat Seel strammt sik (spannt sich).
2. stramm, eng sitzen; beengen, drücken. Dat Kleed strammt so drüm hen. → beknuppt, knällen, schnaor, spielen, straffen
strammenäöts(k) (St, Sü, Ge, Hei, Rae) selbstsicher, streng, energisch. → strabant
strammstaon strammstehen, Haltung annehmen
strammtrecken strammziehen. Ik treck di glieks de Buxe stramm! (Du bekommst gleich Prügel, bes. zu Kindern).
Strampel → Strampen
Strampelbeen n. Strampelbein
strampeln strampeln
Strampen; Strampel (Rae) m. 1. Astgabel, Gabelholz. ne Stellen met'n Strampen föör de Höiharke (gegabelter Stock als Harkenstiel). ne Strampen met'n Nett as so'n grooten Büül (Kescher zum Fischen, → Stääkhaamer).
2. Schrittstelle der Hose; Innenseite der Schenkel. Wat häbb ik't in'n Strampen ("Wolf", z.B. vom Laufen). Ik trää di gliek tüsken'n Strampen (in die Hoden).
Zs.: Dree-, Ploog-, Töör-, Twee-
Strang m. (Stränge; Strängesken) 1. Strang; festes, dickes Tau; Strähne; Rolle. • De treckt an eenen Strang (sind sich einig, wollen dasselbe). Dat Peerd höit (schleet) öwwer de Stränge (schlägt mit dem Bein über die Zugleine, kann nicht mehr ziehen). He schleet öwwer de Stränge (ist ausgelassen, übermütig). Ik sall ähr helpen, se krigg wat up'n Balge, dat se Stränge dritt as mienen Arm dick (Drohung, grob). ne Strang uut de Toonmölle (dicke Tonrolle aus der Strangpresse).
2. große, unbestimmte Menge. He namm noch ne Strang Flees debi. He lügg sik ne Strang terechte (lügt viel). → Pott, Striepen.
Zs.: Dree-, Halte-, Koh-, Mahnen-, Naffel-, Rügge-, Zugg-
strängen (Vr, St, Ge, Ra, Hei, Rae, Rh, Bo) verwickeln; festbinden
Strang(e)tabak m. (Vr, St, Ge, Ra, Hei, Rae, Rh) Stollentabak
Straof-arbäid f. Strafarbeit
straofbaor strafbar
Straofe f. (Straofen) Strafe. → bedeenen.
Zs.: Geld-
straofen strafen. Man kann Kinner nich mähr straofen, as wann man ähr den Willen lött. → Gemeende
Straofprääke, -präädigt f. Strafpredigt
Straol m. (Straolen; Sträölken) 1. Strahl (z.B. Sonnen-, Wasserstrahl). Dat Fett löpp em an'n Sträölken uut't Gatt (wenn jd. gern fett ißt, → Glanz). Denne löcht de Undöchte met'n Sträölken uut de Oogen (Er ist boshaft, gemein). → Glück, Strull.
2. Mittelstück des Pferdehufes, Einschnitt in der Mitte des Pferdehufes. → Drachte, fuul.
Zs.: Eerd-, Sünnen-, Waater-
Straolbeen n. Strahlbein, Hufknöchelchen
straolen 1. einen dünnen Strahl Flüssigkeit machen (z.B. beim Melken). in den Emmer straolen. → stripsen, strullen.
2. strahlen, leuchten
Straoler m. Strahler (helle Lampe, Infrarotlicht).
Zs.: Rood-
sträölkeswiese in dünnen Strahlen. De Mähre migg sträölkeswiese.
Sträöne f. (Sträönen) Haarsträhne. → Fette 2
Straote f. (Straoten; Sträötken) 1. Straße; städtische Straße (im Ggs. zu Landstraße, → Schussee). He ligg up de Straote (1. ist unterwegs. 2. ist obdachlos, heimatlos, arbeitslos). Dann stonn he up de Straote (war entlassen, arbeitslos). dat Sträötken vöör de Dööre (gepflasterter Weg, Fußweg vor der Haustür zur Straße). → Geld, Muule.
Zs.: Acker-, Buurn-, Dorp-, Dreck-, Esterkes-, Flaster-, Houpt-, Kabeleern-, Kessling-, Klinker-, Land-, Melk-, Nääben-, Rüüm-, Schlupp-, Schotter-, Sieden-, Stich-, Twass-
straoten (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Rae, Bo) pflastern, Steine setzen.
Zs.: rüüm-
Straotenbahn(e) f. Straßenbahn
Straotenbelagg m. Straßenbelag. → Straotendecke
Straotenbessem, -n m. Straßenbesen, grober Besen, im Ggs. zu → Haor-, Rieserbessem
Straotenblaag n., -blaage f. Straßenkind (unerzogenes Kind, Flegel)
Straotenboom m. Chausseebaum
Straotenbou m. Straßenbau
Straotenbouer m. Straßenbauunternehmer; Straßenbaufirma
Straotendecke f. Asphaltdecke
Straotendöör(e) f. zur Straßenseite gelegene Haustür
Straotendreck m. Straßendreck
Straotendrieter m. "Straßenkacker" in Ortsneckerei über Dorp. Darper Straotendrieter (Ra)
Straotenfääger m. Straßenkehrer
Straotenflaster n. Straßenpflaster
Straotenflechte f. Schramme vom Hinfallen auf die Straße
Straotengeld n. Wegezoll. De Holtfohrlöö mochen Straotengeld betahlen. → Porreer-, Schusseegeld, Wäägegeld 1
Straotengewwel m. Giebel zur Straßenseite
Straotengotte f. Abflußrinne an der Straße
Straotengraawen, -ben m. Straßengraben (entlang öffentlicher Wege; werden von der Gemeindeverwaltung saubergehalten)
Straotenjunge m. Straßenjunge
Straotenkäärl, -kerl m. Straßenwärter, -arbeiter (muß die Straßen ausbessern, Gräben freihalten). → Schusseekrässer
straotenlamm pflastermüde
Straotenlampe f. Straßenlaterne
Straotenrand m. Straßenrand
Straotensied(e), -siete f. Straßenseite
straotenwiese straßenweise, nach Straßenzügen. Naoberfest deen se straotenwiese fiern (Bor).
Strecke f. (Strecken) 1. Strecke.
2. Streckwerk der Kämmaschine in der Baumwollspinnerei (St, Sü, Ge, Rae, Rh, Bo). → Docken
Streckel m. Strich, Linie. ne Streckel maaken (einen Strich, ein Zeichen machen). ne Streckel dedöör maaken (etw. verhindern, vereiteln, → Rääknung). • Se bünt nich up eenen Streckel (sind nicht einig). Ik häbb em up'n Streckel (Ich habe ihn im Auge, beobachte, beargwöhne ihn, → Kiekert). He is ganz van'n Streckel (ganz außer sich, → Passeel). → Strich
strecken strecken, dehnen. Man sall sik nich wieder strecken as´m sik decken kann. → recken
Streckfuuge f. Lagerfuge. → Laagerfuuge
Strecksteen m. best. Mauerstein (für Mauerverband). ne Müüre uut Strecksteen
Streckverband m. best. Mauerverband für Fachwerk. → Halwsteensverband
Streebe f. (Streeben) Strebe, Stütze. de Streebe an'n Schleddenpaol (kleiner schräg stehender Pfosten zur Unterstützung des Eckpfostens am Weidezaun).
Zs.: Eck-, Intangs-, Wind-
streeben → streewen
streedeln → streelen
Streek 1 m. in der Wendg. so üm den Streek (so ungefähr). Dat wann. so üm den Streek duusend Mark.
Streek 2 m. (Streeke) Streich, Jungenstreich; Unsinn. Streeke maaken. → kahl.
Zs.: Jungen-, Kinder-
streelen, streedeln, streelken streicheln, kraulen (Pferde, Hunde, Katzen). • Je mähr at man de Katte den Rüggen streelt, je hööger böört se den Statt (Allzu gute Behandlung macht unbescheiden, Bo).
streepen(d) gestreift. ne streepene Rock (→ bäien). Se ha. olle streepende Röcke. → gestriept
streewen, streeben streben
Strenge f. Strenge
streng(e) streng; herb. → Häär
strengen strenger werden. Wenn de Daage anfangt te längen, (dann) fängt de Winter an te strengen (Ab dem 22. Dezember wird der Winter strenger, Bo).
Streppel → Strippel
stribbeln (Rh) streiten
Strich m. (Striche) 1. Strich. Et was män 'n Strich in de Landschaft (sehr dünne, schwache Person). den twidden Strich blooß met Kalk (der zweite Anstrich). → Streckel.
2. Zitze am Euter. → Damme, Sogg, Titte.
Zs.: Ächter-, Bi-, Dree-, Tüsken-, Vöör-
Strick 1 n. (Stricke; Stricksken) 1. Strick, Tau, Seil. Dann soss di män faorts 'n Strick nemmen (dich aufhängen, bei Problemen). → Band, Häärgott, Packtou.
2. Schlingel, Lümmel, wer zu Streichen aufgelegt ist. Du büs 'n ganz old Strick! 'n groot Strick van'n Käärl. → Stropp.
Zs.: Düüwels-, Hand-, Löi-
Strick 2 n. (Stricke; Stricksken) 1. Schlinge (als Falle beim Wildern od. Fischen). .n Strick setten (Hasen mit Schlingen fangen, auf den Wildwechseln aufstellen, nicht weidgerechte Methode). met Stricke fisken (mit Kupferschlingen Fische fangen). → stricken 2, Strööpe 2.
2. Schlaufe; Schleife; Knoten; Halsbinde, Schlips. Bind mi äs 'n Stricksken (z.B. Schleife aus den Bändern der Mütze, Haarschleife).
Zs.: Fall-, Haasen-, Kanienen-
Strick 3 n. (Stricke) Wetzbrett, Streichbrett (zum Schärfen der Sense), war meist am Sensenbaum befestigt. → Säißenstrick, Striekbredd.
Zs.: Bou-, Pick-, Saiden-, Säißen-
Strickbux(e) f. aus Wolle gestrickte Hose (für Frauen u. Kinder im Winter). → Wullbuxe
stricken 1 stricken (war Arbeit der älteren Frauen, nicht der Mägde u. jungen Bäuerin). Den Scheeper dee Socken stricken. Daor mutt ne olle Frou lange föör stricken (Das ist viel Geld, ein hoher Preis). → bräien
stricken 2 mit Schlingen od. Netzen Niederwild fangen (nicht weidgerecht fangen, z.B. mit Schlingen aus Kupferdraht, Pferdehaar). Kaniene stricken. Trieshohner met Peerdehaor stricken. → Strick 2, strööpen, töörn, uutglöien
Stricker m. Fallensteller, Wilderer.
Zs.: Nette-
Strickerij f. Strickerei; Strickzeug
Strickgaorn n. Strickgarn
Strickg(e)räi n. Strickzeug
Strickhaaken, -haok(en), Striekhaaken, -haok(en) m. Mahdhaken, etwa ein Meter langer Stab mit Eisenhaken, an dessen oberen Ende ein Griff, in dessen Mitte beidseitig Schleifsand angebracht ist, und mit dessen unteren Haken man das mit der Kniesense geschnittene Getreide zusammengerollt wird. → Bou-, Pick-, Saidenhaaken
Strickhans(k)en, -haa(n)sken m. gestrickter Wollhandschuh
Strickhosse(n) f. gestrickter Wollstrumpf
Strick-kleed n. gestricktes Kleid. → Wullkleed
Strickmaschien(e) f. Strickmaschine
Strickmüske, -müsse f. Strickmütze
Strickmuster n. Strickmuster
Stricknaodel, -naole f. Stricknadel (mod.). → Bräinaodel, Strickstock. 'n Spöll Stricknaolen (fünf Stricknadeln zum Strümpfestricken)
Strickrump m., -rümpken gestricktes Leibchen (für Kinder, Männer). .n Strickrümpken föör'n Winter
Strickstock m. Stricknadel (alt). → Stricknaodel
Strickstommen, -stowwen m. Werkstatt der Strickerei
Strickstrump m. noch nicht fertig gestrickter Strumpf; Strickzeug
Strickwark, -werk n. Strickzeug. Häs a. weer 'n Strickwark up de Naole?
Strickweste f. Strickjacke, -weste
Striebäärnd, -bernd → Striedebäärnd
Striebasse f. 1. Oberschenkel. → Striebollen.
2. Mädchen, das breitbeinig sitzt. → bestrieden 1, Blööte
striebassen die Beine spreizen, breitbeinig sitzen (bei Mädchen: so daß man die Unterwäsche od. die Oberschenkel sehen kann). Sitt daor nich te striebassen (typische Ermahnung für Mädchen). De Froulöö vandaage sitt't up't Radd te striebassen, dat ähr bes bobm in´n Strampen kieken kaas. → strieboltern
striebeenig → striedebeenig
striebitzen (Vr, St) heimlich wegnehmen, naschen, mopsen. ääben 'n Plätzken striebitzen. → mopsen, ratzen, stiebitzen, stritzen. → vöörbi
Striebollen m. Oberschenkel
strieboltern, -bollern 1. die Beine spreizen, breitbeinig sitzen (bei Mädchen: so daß man die Unterwäsche od. die Oberschenkel sehen kann). Ligg daor nich te strieboltern! (z.B. zu spielendem Mädchen).
2. schreiten, mit weiten Schritten gehen (bei Frauen: so daß die Oberschenkel nicht bedeckt sind). Gehs daor te strieboltern, kaas vöör't bloode Gatt kieken! → strieden 1
Striede f. (Strieden) (Wes, Vr, St, Ge, Hei, Ra) Schritt
Strie(de)bäärnd, -bernd m. wer breitbeinig sitzt od. läuft
strie(de)beenig breitbeinig
strieden 1, strien (stridd; streed, streeden; stredden) 1. schreiten, weite Schritte machen. öwwer'n Draod strieden (einen Zaun überklettern). se streed döör'n Ruum hen, üm sik te wiesen. → bestrieden 2, Haol, Strohspier.
2. die Beine spreizen, breitbeinig sitzen. Sitts daor weer te strieden! (zu Mädchen). → be-, gestredden, strieboltern
strieden 2, strien (stridd; stredd, stredden; stredden) streiten. → krakeelen
Striedhammel m. streitsüchtige Person. → Krakeeler
striedig strittig.
Zs.: teggen-
Striegel m. 1. Pferdekamm (gezähntes Gerät zum Reinigen des Fells). → Rosskaom.
2. Gliederegge. → Moss-äide
striegeln 1. striegeln, (Pferde) bürsten.
2. herausputzen, fein kleiden. Je mähr man de Katte striegelt (püüschket), desto hööger höllt se´n Statt (→ püüschken).
Striekbolten m. Büegeleisen (alt). → Striek-ieser
Striekboom m. Streichbaum (am mechanischen Webstuhl)
Striekebaas m. Heilpraktiker, Heilmagnetiseur
Striek(e)bredd n. 1. Brett zum Glattstreichen (z.B. des Mischtorfs, der Betondecke). .n Striekebredd met'n langen Stell to't Gladd-strieken van't Klüünbedde.
2. Streichbrett am Pflug, mit dem die Erdschollen gewendet werden. → Ploogreester.
3. Wetzbrett. → Strick 3
Striekedokter m. Heilpraktiker; Heilmagnetiseur (heilt durch Streichen, Handauflegen). → Bütten-, Waaterdokter
strieken (strick; streek, streeken; strecken) 1. streichen; durchstreichen; anstreichen. Fenster strieken (Fensterrahmen anstreichen). Denne is strecken uut dien Book (ausgestrichen; vergessen). striekende Maote (gestrichenes Maß). → gestrecken.
2. streicheln; mit der Hand streichen, schlagen. de Hand met de Weerten öwwer ne Dooden hen strieken (gegen Warzen einen Toten berühren). Se bünt an't Strieken (schmusen). ääben döör de Haore strieken (kurz kämmen). (eene) an de Aorne strieken (ohrfeigen). He häff dr' em eene strecken (heruntergehauen). dat Peerd an't Gatt strieken (schlagen, wenn es anziehen soll). → Backe, föhlen.
3. wetzen, schärfen. dat Mess strieken. Bi't Säiße-strieken mö. ih up-passen, dat ih nich 'n Haarpatt devöör hen striekt (Beim Wetzen der Sense müßt ihr aufpassen, daß ihr nicht die Dengelrille wegschleift).
4. flach vorpflügen. Häbb ih uh Land all strecken? De woll de gawwe achterheer strieken (nur schnell Geld verdienen). → braoken.
5. plätten, bügeln (alt). → büügeln.
6. herumstreifen, -laufen. döör de Büske strieken. Se gaot met Verdenst strieken (Das Herumstreifen bringt ihnen was ein). → strööpen, vöörbi.
7. in den Wendungen et strieken laoten (Reißaus nehmen). eene strieken laoten (furzen). → schampen, trecken, vöörhen 1.
Zs.: gladd-, lieke-, loss-, wegg-
Strieker m. 1. Gerät des Dachziegelbrenners zum Vorformen von Feldbrandziegeln (gedrechseltes Rundholz). → Bladdstrieker, Rundholt.
2. waagerechte Stange beim Gerüstbau. → Anbinder, Stäigerboom.
3. Anstreicher. → Striekert.
Zs.: An-, Bladd-, Land-, Viggelienen-, Vöör-
Striekert m. 1. Schlag, Klaps. Dat Peerd krigg ne Striekert an't Gatt (wenn es anziehen soll, → strieken). ne Striekert an't Gesichte (Ohrfeige).
2. Furz. ne Striekert gaon laoten.
3. unsympathische Person, bes. Angeber (Bor)
striekevull gestrichen voll, randvoll. → bomm, gestrecken, hööpenvull
Striekfoor(e), -fuur(e) f. flach gepflügte Ackerfurche
Striekglass n. runder Glättstein aus Glas zum Glätten u. Falten von Leinen
Striekhaaken, -haok(en) → Strickhaaken
Striekholt n., -hölteken Streichholz (mod.). → Schwääwelholt, Sticken
Striek-ieser, -n n. 1. Stahl zum Schärfen von Messern.
2. Vorschneidemesser am Pflug.
3. Bügeleisen (schweres Eisen, dessen Bolzen im Herdfeuer erwärmt wird). → Bolten-ieser, Setterken
Striek-keese, -kaas m. Streichkäse. → Schmeerkeese
Striekleer, -läär n. Lederriemen zum Abziehen, Schärfen der Rasierklinge. → Aftreckleer, Scheergeräi
Striekplanke f. Wetzbrett für Messer (Die Messer wurden mit Feinsand u. Wasser geschärft). → Messerstaol
Striekploog m. Beetpflug zum flachen Pflügen. → Bestrieksploog
Striekreemen m. Lederriemen zum Schärfen des Rasiermessers
strieks (Bo) Kommando beim Knickerspiel. strieks döör de Gotte! (geradeaus). strieks föör mij! → boin, liggens, schocks
Strieksied(e), -siete f. 1. Streichseite des Wetzgerätes.
2. Rückenseite, in Wendungen wie up Strieksied liggen (auf dem Rücken liegen). De Fiske laggen all up Strieksied (von halbtoten Fischen). Den Voggel häff sik up Strieksied leggt (liegt im Sterben). up Strieksiede liggen gaon (Strieksied hollen) (sich hinlegen, einen Mittagsschlaf halten). → Meddaggs-schlaop, Nööneken, Ündersten
Striekstaol m. 1. Stahl zum Messerschärfen. → Messerstaol, Striekieser.
2. Stahl zum Feueranzünden
Strieksteen m. Schleif-, Wetzstein
Striekstock m. Geigenbogen. so dünn äs 'n Striekstock (sehr dünn). • Wenn't nich an de Gaige ligg, dann ligg't an'n Striekstock. Den fehlt't an de Vioole un den an'n Striekstock ("faule Ausrede", → Baadebuxe). • Eenmaol ligg't an'n Striekstock un eenmaol an de Viggeliene (wenn jd. immer stöhnt u. klagt, → Öwwertratt). • Entweeder et ligg an de Vioole of an'n Striekstock, mon Musiek giff't toch nich! → Viggelienenboggen
Striemen m. (Striemens) Striemen, Streifen. → Striepen
strien → strieden
Strie-öwwer'n Haolboom, Strie-öwwer'n-Boom, Strie-öwwer't Haol m. (Vr, Ge, Ra) wer eine eigenwillige Gangart hat, ungeschickt od. steif läuft
Striepen, Striepe m. (Striepen(s); Striepken) Streifen. Dat bünt socke Striepkes in't Vääne (schmale Moorparzellen). .n Striepen Land (ein schmales Stück Land). He häff de Striepens noch in't Gesicht (vom Schlaf, → Ribbe). Dann mäcks 'n Striepen met (machst du etw. durch, z.B. Schicksalsschläge). He giff ne Striepe an (gibt tüchtig an, → Strang). He häff't met Striepen (ist unausgeglichen, launisch, mürrisch). De häff ne Striepen (ist verrückt, → Houe). He häff ne Striepen längs (delängs) (ist dümmlich, verwirrt, verrückt). → Strippel.
Zs.: Grenz-, Gröss-, Heede-, Land-, Lecht-, Lohn-, Middel-, Twass- , Waater-, Wende-, Wind-
striepen mit Streifen versehen; Streifen bilden. De Rogge striept (Die Ähren bilden sich aus). → gestriept, Roggen
Striepensböis n. gestreifte Arbeitsjacke (z.B. des Metzgers, Schreiners)
striepig, strieperig streifig. De Botter is striepig (nicht gut durchgeknetet). Dat Brood was striepig (hatte Wasserstreifen, → Waaterstriepen). De Erpel bünt striepig.
Zs.: waater-
Striepkes-appel m. (Vr, Rh) Apfelsorte (hellrot mit Streifen)
strietzen ärgern; quälen
Strippe f. (Strippen; Strippken) Faden, Stück Band. an de Strippe häbben (am Telefon, scherzh.)
Strippel, Streppel m. (Strippels; Strippelken) (Wes, St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) kleiner Streifen; kleines Stück. ne Strippel Grund. → Flaoske, Striepen
strippen, strüppen 1. abstreifen, entlangstreifen. Kaff strippen. → strööpen.
2. mit zwei Fingern u. Daumen melken. → stripsen
Stripse f. (Stripsen) (St, Sü, Ge, We, Ra) Prügel, Schläge. Kriss glieks Stripse!
stripsen best. Art zu melken: mit zwei Fingern u. Daumen mit kurzen Zügen, so daß ein dünner Strahl entsteht (bei Kühen mit sehr kurzen Zitzen). → straolen, strippen, strullen
stripp-strapp-strull im Spruch beim Melken: Stripp-strapp-strull, is den Emmer noch nich vull (bolle vull). Küiken, du muss stille staon, süss mutt ik nao ne andere gaon (Ra).
Stritz m. (Stritze; Stritzken) ein wenig, ein bißchen (bes. von Flüssigkeit); kleiner Guß. ne Klaorn met'n Stritz (klarer Schnaps mit einem Schuß Magenbitter). Doo mi de noch 'n Stritzken in! Daor is em 'n Stritzken in de Buxe gaon (etw. Urin). .n Stritzken Ollie uut de Olliekanne. → Ietz, Träöne
stritzen 1. heimlich wegnehmen; naschen. → striebitzen.
2. vorbeihuschen, -eilen
Stroh n. Stroh (als Stallstreu, für Betten, zum Dachdecken, als Verpackungsmaterial u'a.). met Stroh bepackte Waagens met Säidels (Wagen des Glashändlers). • van't Stroh up't Spierken kommen (von einem Thema zum anderen kommen, → Holt n.). He häff keen Stroh in'n Kopp (ist nicht dumm). He häff noch nix uut't Stroh (Er hat noch kein Getreide gedroschen zum Verkauf; hat kein Geld). → Ammeloe, Bedde, freed, glööwen, höi, knappen, Ströö.
Zs.: Arften-, Bedde-, Bohnen-, Bookwäiten-, Bullen-, Dack-, Fläägel-, Flass-, Gasten-, Haawer-, Linnen-, Mussel-, Raps-, Roggen-, Tuffel-, Wäiten-, Weegen-
Strohbalken m. Bodenraum zur Lagerung des Strohs; Trockenboden
Strohballen m. Strohballen
Strohband n. Bindegarn (zum Binden der Garben)
Strohbedde n. Bett mit Stroh (im Ggs. zum Matratzenbett). Loss Beddestroh in't Kastenbedde, dat was'n Strohbedde. → Fläägelstroh
Strohbinder, -binner m. Strohbindemaschine, Mähbinder
Strohbloome f. Strohblume. → gedröögte Bloome
Strohbönne m. Strohboden, Lagerplatz für Stroh auf dem Dachboden
Strohbuck m. Gerät, mit dem Strohbündel in Teile geschnitten wurden. → Schniekoue
Strohbund n. Strohbündel. → Strohschoow
Strohdack n. mit Roggenstroh od. Ried gedecktes Dach. .n Strohdack uut lang Fläägelstroh. → Löös-, Reed-dack
Stroh(dack)decker m. Stroh-, Rieddachdecker
Strohdeckersnaodel, -naole f. dünne Nadel aus Weidenrute od. Eisen (Werkzeug des Rieddachdeckers). → Reednaodel
Strohdocke f. Strohpuppe, Unterlage für Hohlziegel ohne Falz (aus Stroh, das mit dem Flegel gedroschen wurde). → docken
strohdumm sehr dumm. → stockdumm
Strohfoor, -fuur n. Futterstroh
Strohföör, -füür n. Strohfeuer
Strohfussen m. 1. eine Handvoll zusammengedrücktes ungebundenes, ungeknicktes Stroh.
2. Strohwisch. → Strohwisk
Stroh-häcksel n. gehäckseltes Stroh (von gedroschenem Stroh; als Pferdefutter). → Garwenhäcksel
Stroh-halm m. Strohhalm. → Strohspier
Stroh-hilde, -hille f. Bodenraum für Stroh, über dem Kuhstall
Stroh-hood m. Strohhut
Stroh-hoop m. Strohhaufen
Strohkäärl, -kerl m. Strohpuppe; Vogelscheuche. Wi laot't em ne Strohkäärl up'n Kopp danzen (Jungenstreich: jd. mit einer Strohpuppe erschrecken, die man an einem Seil herunterläßt). He steht debi as ne Strohkäärl, wo 't Tied is van Anpacken (Er steht da, ohne anzupacken, stur, steif, sieht keine Arbeit). He sitt daor as ne Strohkäärl ("hat Sitzfleisch", → Sittegatt). → Ploddenstaaken
Strohkidde f. Lage von Stroh (auf dem Acker, nur beim Mähdrescher)
Strohkopp m. 1. wer strohblondes Haar hat.
2. Dummkopf. → Torfkopp
Strohkranz, -kraa(n)s m. Strohkranz
Strohmatte f. Strohmatte
Strohmiete f. Strohhaufen im Freien (rund od. viereckig gepackt, ohne Dach, aber dachartig mit Stroh abgedeckt)
Strohpapier, -pepier n. Packpapier, Verpackungsmaterial mit Stroh. .n Tuuten van gääl Strohpapier
Strohsack m. 1. Strohsack (als Matratze im Bett, jünger als Bettkasten mit losem Stroh). → Beddesack.
2. großer Jutesack zum Transport von Stroh
Strohschnieder m. Gerät, mit dem Strohbündel in Teile geschnitten werden. → Strohbuck
Strohschoow m. gebundenes (ungepreßtes) Strohbündel
Strohseel n. Bindeseil für Strohbündel (festes Hanfgarn)
Strohspier n. Strohhalm. Daor ligg noch kinn Strohspierken verkährt (übertrieben ordentlich). He föllt öwwer jeede Strohspier (ungeschickt). He kann noch öwwer kinn Strohspier strien (so steif od. erschöpft, → quälke).
Strohtou n. Bindfaden; Bindegarn für Mähbinder u. Ballenpresse. → Bindegaorn, -tou
Strohwaage(n) m. Wagen mit Stroh
Strohwisk, -wiss m. Strohbündel, -büschel (viele Verwendungszwecke). dat Kälwken met'n Strohwiss af-friewen. ne Strohwisk in de Klumpe (im Winter). de Klumpe met'n Strohwiss schüürn. De Darme wodden met'n Strohwiss ümeröhrt (wurden gewalkt, gestoßen). Denne kaas ne braanenden Strohwisk in't Gatt stoppen, aone dat he't vernemmt (ist sehr dumm od. unempfindlich).
ströien streuen. Mest ströien (Mist verteilen). Denne moch'm Pääper in't Gatt ströien (um ihn flott zu machen). → sträien.
Zs.: Sand-
Ströier → Sträier
Ströikruud n. (St, Sü, We, Ra, Bor, Hei, Rae) Häcksel zum Ausstreuen beim Pfingstbrauchtum. De Pingsterbruud häff dat Ströikruud bi sik in'n Korw.
Ströisand, Sträisand m. Streusand, feiner weißer Sand für den Küchenfußboden. → Köckensand, Sandbuur, witt Sand
Ströiselkooke(n), -kook m. Streuselkuchen. → Groowenkooken
Ströö (Pl.) in den Wendungen Se kann nich van de Ströö (uut de Ströö) kommen (Sie kommt nicht voran, → Struuk). teggen de Ströö ("gegen den Strich", → Häil). → Stroh
Strook m. (Strööke) Landstreicher, Strolch, Herumtreiber. → Ströömer
strooken klappen, glattgehen, gelingen, bes. in der Wendg. Et strookt nich (Es klappt nicht). In de Famillie, daor strooken et nich (Streit, kein Zusammenhalt). → stroopen
Stroom m. (Strööme) 1. Strom, breites strömendes Gewässer. teggen 'n Stroom in (stromaufwärts). Stroom in de Mööte (stromaufwärts; gegen den Trend, Ge).
2. elektrisches Licht, elektrischer Strom
stroom-af, -of stromabwärts. Stroom-af kriss 't Nett nich an't Staon, kaos wall stroom-af pulsken (beim Fischen).
Stroomdraod m. elektrisch geladener Weidezaun. → Schreck-, Zuckedraod
Ströömer m. Herumtreiber, Vagabund, Strolch. → Strook, Strööper
ströömern herumstreunen, sich herumtreiben, herumstrolchen
Ströömung f. Strömung. met de Ströömung af (stromabwärts)
stroom-up stromaufwärts. Met Stääkhaamers fisken, dann moch ih stroom-up gaon.
Stroop m. Rübenkraut; Sirup. → Rööwenkruud
Strööpe 1 f. (Strööpen) (Vr) Abspliß von Haut am Finger. → Rööpe 2
Strööpe 2 f. (Strööpen) 1. Schlinge zum Fangen von Hasen (nicht weidgerecht). → Strick 2.
2. Schlaufe am Stiefel, an der man den Stiefel über die Beine zieht. → Stropp
stroopen; strööpen (St) klappen, glattgehen, gelingen, in Wendungen wie Et stroopt nich (Es klappt nicht). Met de stroopt't wall (Sie vertragen sich). Daor stroopen et ook gaar nich (keine Harmonie, z.B. Streit in der Familie). → fluppen, klappen, rutsken, strooken
strööpen 1. herumstreifen, -streunen, -strolchen; herumschwärmen. He strööpt döör de Büske. → ströömern, tenao.
2. wildern. He kamm van'n Kotten, wenn se em bi't Strööpen kreggen (wurde entlassen, wenn sie ihn beim Wildern ertappten). → stricken 2.
3. abstreifen. Moos van'n Struuk strööpen. Pötte strööpen (Gefäßwandungen mit den Händen drehen, formen). → strippen.
Zs.: hoog(e)-
Strööper m. 1. Wilddieb.
2. Landstreicher, Herumtreiber. → Ströömer
Strööpersweer, -wäär n. Regenwetter (bei dem man wildern konnte)
Strööpnäägel, -naagel m. Fingernagel mit abgesplissener Haut. → Rööpnäägel
Stropp m. (Ströppe; Ströppken) 1. Schlinge (z.B. zum Wildern von Hasen). → Strick 2.
2. Schlaufe zum Fassen des Stiefels, Strumpfes. → Strööpe 2.
3. breiter erster Haken am Sielengeschirr, in den die Zugkette eingehängt wird (Vr, Ra, Ge). → Stroppkette.
4. Schlingel, dreistes Kind; Nichtsnutz. ne Stropp van ne Junge. Wat'n kläin Ströppken (kleiner Junge). → Dott, Strick 1
Stropphosse(n) f. Kniestrumpf; Knickerbocker. Stropphossen verdeenen (Hochzeitsbrauch: zwei lange gelbe Strümpfe als Lohn für den Heiratsvermittler, Bor, → piloosk). → gääl, Kneehossen, - strump
Stroppkette, -kedde f. (Vr, Ra, Ge) Zugkette am Pferdegeschirr od. Kopfstück am Sielengeschirr (war fünf bis sechs Kettenglieder lang, mit dem Stellring verbunden; bei längerem Halten mußte eine Zugkette abgehakt werden, um das Zugtier am Fortbewegen des Wagens zu hindern). → Stropp
Strops m. (Ströpse; Ströpsken) Knirps, kleiner Junge. → Stropp
Strotte; Strötte (Rae, Rh) f. (Strotten; Ströttken) 1. Kehle, Gurgel; Luftröhre, Speiseröhre. Mi dööt de Strotte weh (Halsschmerzen). He häff ne drööge Strotte (Er hat Durst). de Strotte todrücken (ofdräien) (würgen). Denne häbb 'ke mi äs bi de Strotte kreggen ("vorgeknöpft"). → Buurn-arwe, Gemen, Gööse, Görgel, Halsgatt, Kehle, Schlunge, Schluuke, tesaamentrecken.
2. großsprechende, großspurige Person.
Zs.: Suup-
strotten würgen
Strottentrecker, Ströttentrecker m. Birnensorte (sauer, spät reif, mittelgroß, grün mit braunen od. dunkelroten Backen)
Strubbe → Strubben
Strübbe, Strubbe f. (Strübben; Strübbeken) Borste, Rückenborste des Schweins (wurde für Bürsten u. Pinsel od. für Spalierlattenputz gebraucht); widerspenstiges Haar. He hä' de Strübben up'n End staon (Er ist böse, gereizt). Wat hä' se Strübben up'n Kopp (wirrer Haarwuchs). Strübben an'n Baord. He häff mon 'n paar Strübbekes (wenig Haar). → Farks-, Puggenhaor.
Zs.: Farken-, Fesse-, Puggen-, Schwiene-, Weer-
Strübbehäörnken → Strübbenhäörnken
Strubbel m. (Strubbels; Strübbelken) Wesen mit unordentlichem Haar od. struppigem Fell; Baum mit zerzauster Krone. Den ollen Strubbel van ne Peerenboom!
strubbelig, strübbelig, strubberig, strubbig zerzaust, struppig; borstig; verworren; sperrig. strubbelig Haor. De Garwen bünt strubberig (Die Garben sind sperrig). → spraddelig, struuw.
Zs.: weer-
Strubbelkopp m. Person mit wirrem Haar
Strubbelpeeter m. Struwwelpeter; Person mit wirrem Haar
Strubben, Strubbe. Strübben (Bor) m. (Strubben) 1. Baum mit zerzauster Krone, verkrüppelter Baum (mit verworrenen Ästen). ne Strubben van ne Dänne (Krüppelkiefer).
2. Lausbub. ne Strubben van ne Jungen.
Zs.: Dännen-, Feld-, Wedden-, Wilgen-
Strubbendänne f. Krüppelkiefer (z.B. abgeweidet, an einem Weg). → Dännenstrubben, Feld-dänne, -flüchter, Strubben
Strübbe(n)häörnken, -hürnken Hörnchen, Glocke des Schlachters zum Abkratzen der Schweineborsten. → Schraaphaorn, Schrubber
Strübbenkrässer m. Werkzeug des Schlachters zum Abkratzen der Borsten
strubberig, strubbig → strubbelig
Strull m. (Strullen; Strülleken) kleiner Strahl Flüssigkeit. .n Strull Melk. → Schlacks 2, Straol
Strülle f. (Strüllen; Strülleken) kleiner Strahl Flüssigkeit.
Zs.: Suup-
strullen, strüllen geräuschvoll spritzend herausfließen, gießen. De Waaterkraan strullt. De Melk strullt in'n Emmer (z.B. vom Melken bei gutem Milchfluß). Den Emmer is kaputt, et strüllt de män so uut. Dat Peerd strullt (läßt Wasser, in einem Strahl, hörbar). Et strullt (Es regnet heftig). → straolen, stripsen, stripp-strapp-strull, weekmelkig
Strümmel m. kleiner Junge, Knirps; Lausbub. → Dott, Strubben
Strump m. (Strümpe; Strümpken) Strumpf. Strümpe stoppen. De Goldstückskes ha. se in'n ollen Strump sitten (im Sparstrumpf).
Zs.: Froulöö-, Knee-, Melk-, Nacht-, Schweet-, Strick-
Strumpband n. Strumpfband (am Leibchen für Jungen u. Mädchen). → Hosseband
Strumpelert m. wer hinkend geht; wer über seine eigenen Füße stolpert. → Schmackert
Strumpelfoot m. wer hinkend geht. → Schmackefoot
strumpelik unbeholfen, unsicher (auf den Beinen); strauchelnd. Se is lück strumpelik up de Beene.
strumpeln straucheln, stolpern; hampeln. → struukeln
Strumpumpel m. körperlich Behinderter. → Hinkebeen
Strunk m. (Strünke) Strunk, Staude (z.B. der Kartoffel). → Kohl.
Zs.: Buuskohl-, Erpel-, Kabbes-, Kohl-, Moos-
strunkeln straucheln, stolpern. → struukeln
Strunt m. (Strünte; Strüntken) Dreckklumpen, Schmutz, Unrat; fester Mist; wertloses Zeug. Strünte, Strünte schwömmen in Diekhuus Bääke (Spottvers der Kinder, in Leiermelodie, Vr). Dat is blooß Schund un Strunt (z.B. Angeberei). Se löpp as ne Hahn met Strunt tüsken de Tehne. • Bowwen bunt, under Strunt. (Van vöörne bunt, van achtern Strunt) ("Oben hui, unten pfui", → mooi, Puuder). → Driete, hinken.
Zs.: Katten-
strunt, strunz (Wes, Ra, Bor, Hei, Rae, Bo) überheblich, eingebildet. Se is strunt. ne strunte Däärne
Struntding(en) n. minderwertiges Ding (z.B. billiges Werkzeug). → Piss-, Tünteldingen
Strunthook m., -hööksken Stückchen schlechtes Land, minderwertiger Acker
Struntjunge m. (Wes, Vr, St, Sü, Bor, Hei, Rae, Bo) 1. dreckiger Junge.
2. angeberischer Junge
Struntkaore f. schlechte Karre (z.B. verschlissen, schmutzig)
Struntkunte f. 1. schmutzige od. böse Person.
2. angeberische Person. → Strunzkunte
Struntmajoor m. (Wes, Ot, St, Sü, Rae, Bo) Angeber
struntnatt ganz durchnäßt. Wi wann. struntnatt eräängt. → drietenatt
Struntvolk n. Pack, Gesindel. → Prüttvolk
Struntwiew n. 1. schmutzige od'böse Frau.
2. Angeberin
strunz → strunt
Strunz-ääpken eingebildetes, angeberisches Mädchen
Strunzdook m'n. Ziertaschentuch, Einstecktuch in der oberen Außentasche des Herrenjacketts. → Pusseerläppken
strunzen 1. strotzen (vor). He strunzt vöör Welldaage (vor Gesundheit, Kraft).
2. angeben
Strunzerij f. Angeberei. → Stuss
Strunzert m. Angeber, Prahler. → Pucher
Strunzkunte f. Angeberin. → Struntkunte
Strunzlappen m. Ziertaschentuch in der Außentasche des Herrenjacketts. → Strunzdook
strüppen → strippen
Struppholt n. Gestrüpp
struppig zerzaust, struppig, sperrig. ne struppige Dänne in't Feld. → strubbelig, Strubben
Strüü n. Gemisch aus Lehm u. kurz geschnittenem Stroh (zum Flicken von Löchern u. Rissen im Töpferofen). → uutschmeern
strüüben → strüüwen
Struudel m. (Struudels) (Rh, Bo) Strudel. → Kolk
struudeln 1. rauschen (von Wasser, Flüssigkeit). → göösen.
2. strudeln
Struuk m. (Strüüke(r); Strüüksken) 1. Strauch, Gebüsch. sik uut de Strüüker maaken (sich davonmachen). Se kümp nich uut de Strüüke (uut de Pötte) (Sie kommt nicht voran, findet den Anfang nicht, arbeitet langsam, → Kluuten, Stää, Ströö). He kann aardig uut de Strüüke kommen (kann flink arbeiten). met Struuk un Stell uutrodden (ganz u. gar, → Stump). → Buuk.
2. Strauß. en Strüüksken van Bloomen.
Zs.: Bääsen-, Bickbääsen-, Bloomen-, Bruuds-, Erpel-, Fiezebohnen- , Fleer-, Gift-, Goldrää(n)gen-, Haasel-, Haasel(nötten)-, Hinnebääsen-, Holunder-, Hülskrabben-, Jansbääsen-, Klewwe-, Krissel(bääsen)-, Mispel-, Nötten-, Palm-, Possen-, Roosen-, Steckbääsen-, Sünt-Jansbääsen-, Tuffel-, Voggelbääsen-, Waakel-, Warf-
struukeln straucheln, stolpern; stürzen. Ik bün öwwer'n Bessemstell struukelt. → strumpeln, strunkeln
Struukwark, -werk n. Gesträuch, niedriges Gebüsch, Gestrüpp
strüüsen verworren, sperrig sein
strüüsig ungeordnet, widerborstig, verworren, sperrig. strüüsig Holt. Den Boom was so strüüsig, daor kaos kuum döörkommen. Wat häs du de Haore ja strüüsig! → spradderig
struuw stumpf; kraus, zerzaust, wirr; sperrig, widerspenstig. Ik häbb de Haore so struuw. struuwe Haore (zu Berge stehende Haare). De Schlierbahne is struuw (stumpf, nicht glatt). De Fooringe is struuw (Der Futterstoff rutscht nicht). Dat Kalw is achter-äärs struuw (Das Kalb liegt mit dem Kopf nach hinten, falsch herum, muß gedreht od. geviertelt werden). → strubbelig, stump
Struuwen, Struuw m. Mehlpfannkuchen, Hefeplätzchen (Fastenspeise für Karfreitag; wurde mit Sirup bestrichen).
Zs.: Pott-
strüüwen, strüüben, sik sich sträuben, sich wehren
Struuwhaor n. struppiges, widerspenstiges Haar
Struuwpapp m. Brei aus Grütze od. Buchweizen u. heißer Milch. → Grüttenmähl
Stubben, Stummen m. (Stubbens) Stumpf, Baumstumpf, Weidenstumpf. Wat häbbt wi us plaogt met den ollen Stubben! → Stüüwe.
Zs.: Bööken-, Boom-, Eeken-, Elsen-, Wedden-, Wilgen-
Stubben- auch: Stummen-
Stubbenholt n. Holz vom stehengebliebenen Ende eines geschlagenen Baumes
Stubbenvääne n. Moor mit konservierten Baumwurzeln im Torf
Stück n. (Stücke; Stücksken) 1. Stück. en Stücksken Kooken. en Stück Land (Ackerstück). Stücke Erpel un Bohnen in'n Gaorden. Et is in Stücke follen (zerbrochen). 'n Stücksken (z.B. Theater-, Musikstück, Erzählung).
2. Maß beim Haspeln (Tagessatz). → Bind, Haspeldraod.
3. best. Menge. en Stück Stoff afschnieden. dat Stück Dooks. He höllt de noch wall 'n groot Stück up (Daor höllt he 'n Stück up) (Davon hält er viel). He höllt groote Stücke up em (van em). Up den Hoff wann. 'n Stück of veer, fiew Knechte (etwa vier bis fünf Knechte). .n Stücksken of wat (etliche). en Stück of tiene (etwa zehn).
4. in der Wendg. in dat Stück van Saaken (in dieser Hinsicht). In dat Stück van Saaken bün wi no. ungliek (uneinig). → bruuken.
Zs.: Achter-, Appel-, Arw-, Bladd-, Bohnen-, Bookwäiten-, Bost-, Botter-, Bruud-, Buuk-, Eenmark-, Eenpenning-, Erpel-, Familljen-, Fiewmark-, Fiewpenning-, Flees-, Fröh-, Gaorden-, Gast-, Gesellen- , Glass-, Gold-, Grenz-, Gröss-, Grund-, Haawer-, Halwpund-, Heede-, Holt-, Kabenaoden-, Klaower-, Knee-, Kopp-, Kopper-, Kriede-, Lääse-, Mark-, Mester-, Middel-, Mööbel-, Mund-, Muul-, Näägel-, Penning-, Pott-, Pund-, Rand-, Raps-, Ribben-, Roggen-, Rööwen-, Rull-, Runkel-, Schild-, Schmuck-, Schwack-, Sieden-, Silwer-, Ssucker-, Tabak-, Tuffel-, Tüsken-, Twass-, Tweemark-, Tweepund-, Twintigmark-, Upsett-, Vertäll-, Vöör-, Wäiten-, Woste-
stuckadeern → stuckedeern
Stück-appel m. (Wes, St, Sü, Ge, Bor, Hei) getrocknetes Apfelstück, Apfelring als Backobst. → Appelring, Ring-appel
Stück-arbäid f. Stückarbeit, Flickwerk
Stückboom m. Warenbaum am Webstuhl
stuckedeern, stöckedeern, stuckadeern; stuckeduurn ausprobieren, experimentieren, überlegen; vor sich hin tüfteln. Wat was he met dat Wark an't Stuckedeern, dat he't terechtekreeg. → musseln 1, studeern
Stuckedöör m. 1. Stuckateur.
2. wer etw. ausprobiert, tüftelt
stuckeduurn → stuckedeern
stückeln in Stücke zerteilen
stücken flicken. •• Bääter ne gudd gestückte as ne schmeerige Buxe. → lappen
Stück-kalk m. Löschkalk, gebrannter Kalk in großen Stücken, gebrochener, eingesumpfter Kalk (wird zum Häuserbau ein Jahr vor dem Gebrauch gelöscht, im Ggs. zu → Waaterkalk). → Sumpfkalk
Stückseepe f. Kernseife. → grööne Seepe, Kernseepe
Stückskes-ssucker m. (Ge) Würfelzucker
stückwiese, stückskeswiese stückweise
Studeerlampe f. kleine Tischlampe
studeern, stodeern 1. die höhere Schule besuchen. De Blaagen studeern laoten, daor häbbt se kinn Geld föör.
2. lernen; ausprobieren; studieren. Se is demet an't Studeern (von den ersten Wochen der Schwangerschaft). → prackeseern, stuckedeern, studeert
Studeerstommen, -stowwen m. Studierzimmer
studeert gelehrt, gebildet. Et was ne hoog studeerten Mann (weise, gelehrt). → latiensk
Student m. (Studenten) wer eine höhere Schule besucht, Student
Studentenbloome f. Studentenblume, Tagetes. → Stinkebloome, stinkende Hoffaart
Studentenfalle f. (Wes, St, Sü, Rae) best. Mausefalle (Ein dickes Buch wird mit einem Hölzchen gestützt; es fällt herunter, wenn der Köder berührt wird.)
Studentenkappe f. Studentenmütze, Mütze der Gymnasiasten
Studentenkippse f. Studentenmütze, Mütze der Gymnasiasten
Studentenschoole f. Rektoratsschule, höhere Lehranstalt, Gymnasium. → hooge Schoole, Rektoornschoole
stüff-, stüffen → stüww-, stüwwen
Stulpenhansken, -haa(n)sken m. Stulpenhandschuh
Stülphaaken, -haok(en) m. (Vr, St, Ge, Bor) Haken zum Verklammern von Bienenkörben
stumm stumm; schweigend. → Dier
Stummel, Stümmel m. Stummel, kurzer Rest, kurzes Stück. → Stump.
Zs.: Käärßten-, Ssigaretten-, Ssigarren-
Stummen → Stubben
Stump, Stumpen. Stümpel m. (Bo) (Stümpe; Stümpken) Stumpf; Stummel, kleiner Rest. Ik legg mi den Stumpen noch wegg (Zigarrenstummel). met Stump un Stell uutrodden ("mit Stumpf u" Stiel., ganz u. gar, → Struuk). → Stubben, Stummel.
Zs.: Käärßten-, Ssigarren-
stump 1. stumpf. De sitt 'n heelen Dagg up'n stumpen End (auf dem Gesäß; sitzt träge herum). stump as ne Buck (sehr stumpf). → schlee.
2. direkt; unmittelbar. He föhrt bes stump vöör de Döör (bis dicht an die Haustür). Dat Höi moch stump dr'up sitten, süss feel't dr'af (Das Heu mußte fest, dicht auf dem Wagen aufliegen). He gong de stump drup to (ging direkt darauflos). He leep mi stump vöör de Fööte (lief mir genau in den Weg). stump vöör'n Foot (wie es kommt, der Reihe nach). Stump vöör'n Foot, miene Döchter bünt alle good (die älteste Tochter soll zuerst heiraten, → anschnieden). stump up'n Foot (plötzlich, Hei). → stumpfoots.
3. sehr, ganz. He is stump unwies. → rump-un-stump
stump-af, -of kurz angebunden; kurz u. bündig. He was stump-af. He häff dat stump-af afsäggt (brüsk abgelehnt). → kott-af
Stumpax m. dümmliche, geistig zurückgebliebene Person
Stümpel, Stumpen → Stump
stumpen stumpf machen
Stümper m. 1. Lehrjunge beim Kornfegenmacher, → Wannenmääker.
2. Stümper, wer nachlässig od. unfachmännisch arbeitet
Stümperij f. Stümperei, Anfängerarbeit
stümpern stümpern, unfachmännisch arbeiten
stumpfien schön-elegant; fein angezogen (z.B. dunkel, in Trauer). → stillekesfien
stumpfoots sofort, unmittelbar; geradewegs. Se mochen stumpfoots uplaaden. Du kümms mi stumpfoots nao Huus hen! → standepee, stracks, stump
Stumphacke f. Hacke, die auf einer Seite stumpf ist, Rodehacke
Stumpsinn m. Stumpfsinn
stumpschlichten eggen mit nach hinten gerichteten Eggenzinken
stumpwegg kurz u. bündig, rundweg; geradewegs. → stumpfoots
Stunde, Stunne f. (Stunden; Stündeken) Stunde.
Zs.: Angelus-, Aobend-, Bääd(e)-, Dreeveerdel-, Häärn-, Küür-, Lääse-, Meddaggs-, Morgen-, Nikodeemus-, Rääken-, Reljoons-, Starwe-, Under-, Veerdel-
Stunden-, stunden- auch: Stunnen-, stunnen-
Stundengebääd, -gebett n. 40-Stundengebet. → Veertigstundengebääd
Stundenglass n. Stundenglas (Sanduhr)
stundenlang stundenlang
Stundenlohn m. Stundenlohn
stundenwied stundenweit. Se konnen stundenwied loopen. → Dummhäid
stundenwiese stundenweise
Stundenwieser m. Stundenzeiger der Uhr
stündlik stündlich, jede Stunde
Stunk m. 1. Gestank.
2. Ärger; Streit. Stunk häbben
Stunne, Stunnen-, stunnen- → Stunde, Stunden-, stunden-
stüörn → stöörn
Stupp m. in der Wendg. up'n Stupp (plötzlich, schnell, in kurzer Zeit). So up'n Stupp häbb ik daor kinn Tied vöör. Dat föllt mi up'n Stupp nich in. He moch up'n Stupp säggen, of he dat Peerd häbben woll. up Stupp un Stää (sofort). → Fleck
stuppbacks (Bo) hinterlistig. → achterbacks
Stuppe f. (Stüppken) (Bor, Rae, Rh, Bo) 1. Schwelle am Haus unter der Wassertraufe zur Straßenseite (Dort saß man abends auf Stühlen vor dem Haus).
2. Stufe. → Trappe.
Zs.: Trappen-
stüppenvull → stöppenvull
Stuppnösse f. Stupsnase
Sturm, Sturm-, stürmen → Storm, Storm-, störmen
Sturz m. 1. Spannung des Holzrades (Die Speiche darf nicht gerade in der Nabe sitzen, das Rad muß federn). Jeede Radd moch 'n Sturz häbben, 'n Veerdel Toll bes twee Toll.
2. Mauerwerk über der Tür (Verstärkung durch Träger, Balken)
Stuss m. Aufwand; Angeberei. Wat dreewen de 'n Stuss met't Huus (gaben an mit auffälliger Einrichtung). Wat häff de 'n Stuss in't Gatt! (Was ist der eingebildet). → Strunzerij
stussig 1. dümmlich, ungeschickt. Wat häff de sik stussig!
2. eingebildet, stolz, angeberisch
Stütte m'f. (Stütten) Stütze, Strebe (z.B. Schrägstrebe, schräg stehender Pfosten am Zaun). Stütten föör dat Achterbredd van de Kaore. → uuthollen.
Zs.: Schrääg-
stütten stützen. De Buur mott sik up den Ploog stütten. → lönnen, Rügge
Stütter m. Stecher für die Abstellvorrichtung am mechanischen Webstuhl
stüttig, stütterig steif, ungelenkig. He geht stüttig (geht am Stock; hat einen unbeholfenen, steifen Gang).
stüttken unbeholfen, steif gehen; am Stock gehen. He beginnt all te stüttken, he kann nich mähr (Er kann nicht mehr richtig gehen, ist nicht bei Kräften). Ik häbb bi'n Stock gaon te stüttken (ging am Stock). → stöttken, vöörbi
Stüttmüür(e) f. Stützmauer, Strebemauer
Stüttpaol m. Stützpfeiler, -pfosten
Stüttpost, -poss m. Stützpfosten
Stüttstock m. Gehstock, Krücke. → Krückstock
stutzen 1. kürzer schneiden, abschneiden. → stüüwen.
2. bedenklich werden, stutzen
Stutzer m. 1. dreiviertellange Jacke, halblanger Mantel, kurzer Überzieher.
2. dümmliche Person
stutzig stutzig, mißtrauisch
Stützken n. Vorärmel, Halbärmel (handschuhartig, wurde unter dem Ärmel getragen, nur für sonntags). Dat Müffken ha. de 'n Stützken, dat passen to't Kleed. → Muff 2
Stüüber → Stüüwer
Stuufe f. (Stuufen) Stufe. → Stuppe.
Zs.: Stoot-
Stuukband n. Band für die Garbenhocke auf dem Feld. Stuukband binden (Die Ähren der Garben wurden umgeschlagen, dann kreuzweise gebunden, die Garben wurden einzeln aufgestellt u. in die Stoppeln gestoßen, bes. bei Gerste, Buchweizen u. Roggen). → Kappgaste, Kott-, Lang-, Puppen-, Stuuwband
Stuukboom m. (Bor, Hei, Rae) zurückgeschnittener Baum (Der Stamm wird in Mannshöhe abgeschnitten; er treibt in den nächsten Jahren mit vielen Zweigen; bes. Eiche u. Weide). → Stüüwe
Stuuke f. (Stuuken) 1. Garbenhocke, aufgestellte Garben von Buchweizen, Roggen od. Gerste. an de Stuuke setten (Garben in Hocken aufstellen). → Gaste 1, Stuuw.
2. viereckiger od. ringförmiger kleiner Torfstapel (je 10-12 Torfstücke verschränkt aufeinandergelegt, zum Vortrocknen). → Tunne, ümstuuken.
Zs.: Krüüs-, Torf-
stuuken 1 stauchen, leicht stoßen; zusammenstauchen. He häff sik den Dummen stuukt. Dat Foor stuukt sik bomm an de Nenndöör (Der beladene Erntewagen sitzt im Tennentor fest, → haaken). Ik häbb em örndlik stuukt (habe ihn zurechtgewiesen).
Zs.: wegg-
stuuken 2 Torfstapel aufsetzen, Torfstücke auf Lücke aufpacken.
Zs.: krüüs-
stuuken 3 erstarren, gerinnen. Dat Fett stuukt. → stölpen 2
Stuuker(t) m. Stoß. ne Stuukert gewwen
Stuukmaschien(e) f. Stauchmaschine in der Schmiede (handbetriebene Maschine, mit der Achsen, Reifen, Nabenbänder u. stumpfe Querschweißungen gestaucht, im Feuer ineinandergedrückt werden)
Stuukwäide f. Kopfweide. → Stüüw-wäide
Stuukwilge f. Kopfweide. → Stüüw-wilge
Stüür f. (Stüürn) Steuer, Abgabe. He häff siene Stüürn betahlt. Föör't gearwte Geld moss du faak de meersten Stüürn betahlen. Dat sall em Stüür kosten! (Das wird ihn teuer zu stehen kommen).
Zs.: Braan-, Uut-
Stüür n. 1. Steuer, Lenkrad.
2. Steuerung, Lenkung, Regelung. He kann kinn Stüür hollen (Er wankt hin u. her). He häff de kinn Stüür mähr in (Er hat keine richtige Richtung; es gerät ihm außer Kontrolle). He häff dat Stüür uut de Hand gewwen (Er hat die Herrschaft abgegeben). uut't Stüür gaon (kommen) (aus dem Gleichgewicht kommen). öwwer Stüür gaon (kaputt, bankrott, verloren gehen). Daor kann nix bi öwwer Stüür (öwwer't Stüür) gaon. Et Wäär is van't Stüür (bes. schlechtes Wetter). He is gudd bi Stüür (gut bei Verstand). → Bestüür, Schroom.
Zs.: Fietsen-
stuur stur, hartnäckig, unempfindlich, dickhäutig, hartherzig, humorlos. He kick so stuur (z.B. unhöflich, starr, mürrisch).
Stuurkopp m. Dickkopf, Starrkopf
stüürn steuern, lenken. Stüür du dat Peerd! → lääwen, Statt
stüürn "stören" → stöörn
Stüür-radd n. Lenkrad, Steuerrad. → Stüür n.
Stuute f. (Stuuten; Stüütken) Stute. → Mähre
Stuuten, Stuute m. (Stuutens; Stüütken) Weißbrot aus Hefeteig (selbstgebacken zum Sonntag, im Ggs. zu Schwarzbrot, → Brood). Saoterdaggs deen wi Stuuten backen. witten un growwen Stuuten (Weißbrot u. Mischbrot, → gries). .n Stüütken föör de Blaagen (Die Kinder bekamen beim Backen ein kleines Brot mit Korinthen nebenbei, Bo). Stuuten backen vöör hooge Fierdaage. Friscken Stuuten is´n Deew in´t Huus. Dat konn. se an'n Stuuten wall wetten (man merkte beim Kaffeetrinken, ob die Kinder zu Mittag viel gegessen hatten). Wenn wi di nich ha'en un kinn Brood, dann moch wi alle Daage Stuuten ääten (wenn sich jd. hervortut, iron., → Erpel). → anschnieden, Korinte, Mähl, Melk, mööde, Nood, Schinkenplaate, Schnää, wittwäiten.
Zs.: Appel-, Botter-, Buurn-, Dreepunds-, Grosken-, Kant-, Kassmänneken-, Kasten-, Knabbel-, Korinten-, Mark-, Peern-, Pingster-, Prüümkes-, Puff-, Rosienen-, Roggen-, Stüüwer-, Tweepunds-
Stuutenbottram n. belegte Weißbrotschnitte
Stuutenbuur m. 1. Bäcker, der Brot ausfährt.
2. wer nur Weißbrot ißt, wer kein Schwarzbrot mag
Stuutendeeg m. Weißbrotteig
Stuutenform f. Form für Weißbrot. → Kastenform
Stuutenkäärl, -kerl m. Gebäck aus Hefeteig in Form eines Nikolaus. → Backsmann, Klaoskäärl
Stuutenkaore f. Bäckerwagen (des hausierenden Bäckers). He häff jaorenlang met de Stuutenkaore öwwer't Kaspel föhrt.
Stuutenkaste(n) m. 1. Kastenform zum Backen von Weißbrot.
2. viereckiges Weißbrot in Kastenform. → Kastenstuuten
Stuutenknapp(en) m., -knäppken Weißbrotknust, -ende. Aa, Be, ab, Stuutenknapp, Botter drup, dat schmeck gudd in usse Kind sien Büüksken (Kindervers). → Macke 1
Stuutenmann m. (Vr) Bäcker, der Brot ausfährt
Stuutenmöppel m. (Wes, St, Sü, Ge, Rae) Junge, der Brot ausfährt
Stuuten-ommen, -owwen(t) m. kleinerer Backofen im Backhaus. → Brood-ommen
Stuutenpapp m. Milchsuppe (Weißbrot, Zwieback in heißer Milch). → Knabbelpapp
Stuutenradd n. (Vr, Sü, Bor, Rae) Hefeteigbrezel für den Palmstock. → Palmradd
Stuutenschüüwer, -ber m. Brotschieber. → Broodschüüwer, Späddel
Stuuten-ssoppe(n) m. Milchsuppe (Weißbrot in heißer Milch). → Stuutenpapp
Stuutentrogg m. Backtrog für Weißbrotteig
Stuuw m. (Stüüwe) (Vr, St, SÜ, Ge, We) Garbenhocke. Wi häbbt de Garwen in'n Stuuw satt (zu Hocken aufgestellt). → Stuuke
stuuw (St, Sü, Ge, We, Rae) in der Wendg. stuuw un ständig (immer wieder, beharrlich). Den Deeg moch'm stuuw und ständig röhrn. → standfaste
Stüüw- auch: Stüww-, Stöi-
Stuuw-aor, -uhr n. gestutztes Ohr (beim Schwein). → Spitz-aor
Stuuwband n. (Vr, St, Sü, Ge) Band zum Binden von Garbenhocken. → Stuukband
Stuuwbööke f. Kopfbuche. → Stuuwboom
Stuuwboom m. (Ge, We, Hei) gestutzter Baum (Eiche, Weide), bes. Kopfweide. → Stüüwe
Stuuwdamp (Vr, Sü); Stuuwdämper (Ge, Hei, Rae) m. Bovist. → Dampköttel, Schuuwdamp, Stoff-erappel
Stüüwe; Stüwwe, Stöie (St, Sü, Ra, Bo) f. (Stüüwen; Stüüwken) 1. gestutzter Baum, regelmäßig kurz gehaltener alter Baum, Kopfeiche, Kopfweide. Waor sühs vandaage noch dicke Stüüwen up olle Wälle? • Olde Stüüwen häbbt faake jung Gröön (Bo). → Gliewe, Koppwäide, Stuuwboom.
2. Stumpf, Baumstumpf. de Stüüwe uutbossen (Stümpfe roden). → Stubben, Stump, Wäide 2.
Zs.: Wäiden-, Wedden-, Wilgen-
Stüüwe "Stau" → Stüwwe
Stuuwebülten m. angewehte Sanddüne, Anhöhe aus Sand
Stüüw-eeke, Stuuw-eeke f. Kopfeiche, Stockeiche
stuuwen 1 (stüff; stoow, stoowen; stowwen) stieben; schnell herankommen, herbeibrausen, angerannt kommen. De Funken stoowen van de Hööwe up de Kesslinge (Funken stoben auf den Pflastersteinen). De Farken stuuwt up't Frääten. De Vöggel stuuwt up de Uule (Kleinere Vögel umschwärmen die Eule, um sie zu vertreiben). De Hohner stuuwt van de Straote (laufen od. fliegen aufgeregt davon). De Duuwen stuuwt (fliegen empor). Wat stüff he van't Huus. He kümp uut't Bedde stuuwen (steht eilig auf). He kwamm uut'n Hook stuuwen (kam eilig heran). stuuwen gaon (flüchten, → tailhacken). → an, Bije, scheern 1.
Zs.: loss-, wegg-
stuuwen 2 (stüff; stoow; stowwen) 1. stauben. Et stüff (Es staubt). Wenn et räängt, dann stüff't nich so. Wat'n Stuuwen bi't Dosken! Löö, ih mutt't gudd drinken, wenn ih dann kacken mutt't, dann stüff't nich so! Wat dat stüff! (wenn jd. angibt). → Mählsack.
2. stäuben (von Blüten). → Roggenbloome.
Zs.: vull-
stüüwen; stüwwen, stöien (St, Sü, Ra, Bo) stutzen, (Bäume) beschneiden, entästen. ne Hegge stüüwen (schneiden, einkürzen, → scheern 1). ne Wall stüüwen (Wallhecke "auf den Stock setzen"; das Holz wurde für Reisigbündel verwendet, → Buuske). gestüüwte Bööme. Dat Lääwen häff em faake stüüwet (Das Leben hat ihn oft zurechtgestaucht). → Boom, stutzen
Stüüwe(n)-, stüüwen "stauen" → Stüwwe(n)-, stüwwen
Stüüwer 1, Stüüber m. (Stüüwers) Stüber, alte holländische Münze (um 1830 gebräuchlich); kleines Trinkgeld. Kriss ne Stüüwer van mi (ein bißchen Geld). Man weet nich, waor 'n Stüüwer rullt (Man weiß nicht, wofür es gut ist). → veerkäntig, Zent.
Zs.: Drink-
Stüüwer 2, Stüüber m. Stoß, Schubs. Ik sall di ne Stüüwer gewwen! ("einen Denkzettel"). → Weggstott.
Zs.: Gaap-, Griep-, Kniep-, Nössen-
Stüüwer- auch: Stüüber-
Stüüwerstuute(n) m. (Sü, Bor, Rae) Weißbrot für 25 Pfennig. Dat Molt Wäiten kost eenen Daaler, wat kost ne Stüüwerstuuten? (Scherzfrage). → Markstuuten
Stüüwholt n. gestutztes Holz. Wi willt dat Stüüwholt weggmaaken.
Stüüwkopp, Stuuwkopp m. (St, Sü, Ge, Bor) gestutzter Baum, Kopfbaum, Kopfweide
Stuuwsand m. (Sü, Bor) feiner Flugsand. → Driewsand
Stüüw-wäide f. Kopfweide
Stüüw-wilge, Stuuw-wilge f. (Vr, Ge, Bor) Kopfweide, beschnittene Weide. → Koppwilge, Wilgenstüüwe
Stüww-, Stüwwe- "gestutzter Baum" → Stüüw-, Stüüwe-
Stüwwe (Vr, St, Sü, Ge); Stoue (St, Ra). Stüüwe (Rae, Rh, Bo) f. (Stüwwen) Stau, Wasserstau; Buhne im Fluß. Stüwwen in de Bääke maaken (Staustufen anlegen). → Wehr n.
stüwwen (Vr, St, Sü, Ge); stouen (St, Ra). stüüwen (Rae, Rh, Bo) stauen. dat Waater stüüwen. Dat häff sik stüüwt. → upstüwwen
stüwwen "stutzen" → stüüwen
Stüwwe(n)- "Stau" auch: Stoue(n)-, Stüüwe(n)-
Stüwwenkopp m. (Vr, St, Sü, Ra, Bor, Rae) Wehr, Brückenkopf im Fluß. → Brüggenkopp
Stüww(e)pund n. (Vr, St, Ge) Naturallohn des Müllers (einbehaltenes Mehl, Getreide). Stüwwpunde gewwen. → multern
Stüwwerech(t) n. (Vr, Ge) das Recht, ein Gewässer zu stauen, Weideflächen zu fluten. → Flöötwieske
Stüwwewaater n. gestautes Wasser. Wenn't Stüwwewaater up was, deen wi met de Windmölle wieder (vom Mühlenbetrieb).
su → so 1
Sübbel, Sübbel-, sübbeln → Süwwel, Süwwel-, süwweln
Sucht, Such f. (Süchte) Krankheit (bei Pflanzen); ansteckende Krankheit. Den Haawer krigg de Sucht (Der Hafer wird gelb, krank, wenn das Erdreich zu lose ist). → Krankhäid, Seekde.
Zs.: Fall-, Gääl-, gääle, Maager-, Schwind-, Waater-
Süchte; Söchte (Ge, Rh, Bo) f. (Süchten) Seufzer
Süchte- auch: Söchte-
Süchtekaore f. Person, die viel klagt
süchten; söchten (Ge, Rh, Bo) seufzen
Süchterij; Söchterij f. (Ge, Rh, Bo) Seufzen, Wehklagen. Wat helpt de ganze Süchterij!
Süchtewiew n. Frau, die viel klagt. → Klaagewiew
süchtig 1 (Vr) niedrig gelegen; feucht. ne süchtige Wäide (Weide in der Niederung, am Flußufer)
süchtig 2 kränklich, anfällig. → seek.
Zs.: fall-, schwind-, stried-
sück(e), suck(e), sock(e) solche, solch. Socke Ääter bünt dat ook nich! Et giff sücke un sücke. Un alle sücke Saaken - (am Ende einer Erzählung). suck Schlagg (Sort) (solche Leute, abw.)
suck-sack-siewe nach u. nach, allmählich. Ik häbb em dat so sucksack-siewe bibracht (schonend, nach u. nach).
suck-suck-suck (Vr) Lockruf für Hunde
suda (Ge) Scheuchruf für Schweine. → schouda
Sudde 1 f. (Sudden) (Vr, Sü, Ge) Sode, gestochenes Stück Heide od. Feldtorf mit Wurzelwerk, Gras; abgetrocknetes, torfähnliches Stück (als Brennmaterial, Stallstreu). Natte Sudden un gröön Elsenholt, dat giff 't beste Füür: Dat eene, dat singt, und dat annere, dat lüssert (nasses Erlenholz brennt schlecht, iron, → Elsenholt). → Plagge, Schadden
Sudde 2 f. Sud; schmutziges Wasser, Abwasser. ne schmeerige Sudde. De Sudde löpp an'n Vehpott harunder (übergekochtes Viehfutter).
Suddel m., Suddelken, Süddelken schmutziger, unordentlicher Gegenstand; unsaubere, unordentliche Person. Wat'n Süddelken!
suddelig, sudderig schmutzig; schmierig, verkommen. Wat'n suddeligen Stall!
Suddelij f. Sudelei, Schmutzerei
suddeln 1. sudeln, schmutzige Arbeit verrichten.
2. fein regnen, nieseln; nässen. Et suddelt so'n bettken.
Suddelräägen, -räänge(n) m. Nieselregen (feucht, schmutzig). → Schnuuwräägen
sudderig → suddelig
suddewasken, -wassen 1. vorwaschen (am ersten Waschtag: Der gröbste Schmutz wurde ausgewaschen; die Wäsche war zuvor mit Soda eingeweicht). → büüken, vöörwasken.
2. flüchtig waschen, nicht sauber waschen (von der Körperwäsche, "Katzenwäsche"). → drööge, Kattenwöske, Kölsche Wisch
Südlohn. Süüdlohn(e); Süddlohn(e) (Vr, Hei) ON Südlohn. Süüdlohnske Dick-köppe. Süüdlohnske Pielepatten (Orstsneckerei aus St). Süüdlohnske Wilgen-nüst. Süüdlohnske Spörriebünte (Spörriekoh) (Spott auf den ärmlichen Boden). Wat is dat Mooiste van Süddlohne? De Straote nao Öing (Ortsneckerei aus Oeding). ne Süddlohnske Müske (Haubenart). → Stadtlohn
Suldaot, Suldaoten- → Soldaot, Soldaoten-
Süll (Wes, Vr, St, Sü, Hei); Solle (Ot, St, Sü). Süllt (Vr). Sölle (Hei). Söll (Ge, We, Ra) m. (Süllen) Schwelle, Türschwelle, Trittstein (bes. im Kuhstall, großer Sandstein). → Drümpel.
Zs.: Döören-
Sülle → Sülte
Süllsteen m. Schwelle, Trittstein (bes. im Kuhstall, großer Sandstein). → Döörensülle, Süll
Süllt → Süll
Sülte, Sülle f. Sülze, Aspik (die weiße Schicht um den Schwartemagen). De Sülte kamm in Kümpkes met Suur un Salt. He giff an as ne Sack Sülte (gibt stark an).
Sülwer, Sülwer-, sülwern → Silwer, Silwer-, silwern
Summs m. in der Wendg. in eenen Summs (sehr schnell, "im Handumdrehen")
Sump m. (Sümpe; Sümpken) Trog aus Sandstein od. Holz (Schlachttrog, Futtertrog, auch im Ggs. zum hölzernen Backtrog, → Trogg). Hund un Katte fratten uut eenen Sump (Freßnapf). Den Sump bi de Farken was leeger as bi de Kohnen. • En gudd Schwien mäck den Sump laög (setzt gut an; wer gut ißt, kann auch gut arbeiten, → Ääter). → Bentheim, Maiken, steenen.
Zs.: Back-, Bröi, Farken-, Foor-, Hunde-, Kanienen-, Katten-, Koh- , Melk-, Peerde-, Puggen-, Schnie-, Schwiene-, Veh-, Waater-
Sumpfkalk m. Löschkalk, gebrochener Kalk. → Stück-kalk
Sümpkesmääker, -maaker m. wer kleine Futtertröge (z.B. für Hunde u. Katzen) herstellt
sumsomoorum, somsomoorum, sumsemaole alles in allen, "summa summarum". Sumsomoorum, häbb'ke't trechtekreggen!
Sünde, Sünne f. (Sünden) Sünde. Wenn'k dat seh (di seh), fallt mi alle Sünden in (z.B. ein schlechtes Gewissen bei Schulden). Dat is ne Sünde, de vergiff den Köster wall (Man soll sich über Kleinigkeiten keine Gedanken machen). → bändigen, Schande.
Zs.: Dood-, Peckel-, Suupsack-
Sünden- auch: Sünnen-
Sündenbuck m. Sündenbock
Sündengeld n. "Heidengeld", sehr viel Geld
Sündenregister n. Sündenregister. Sünte Klaos dee em dat ganze Sündenregister vöörhollen.
Sünden-vergewwen, -vergebben "Sündenvergebung", in der Wendg. Dat is een Sünden-vergewwen ("ein Abwaschen", das läßt sich in einem Zuge erledigen). → afseepen, Löppe
sunder, sunner, sonder, sonner, sünder, sünner ohne. Ik bün ganz sunder Aom (Puuste) (außer Atem). → aone, Statt, Verstand
sunder- auch: sunner-, sonder-, sonner-, sünder-, sünner-
sunderbaor sonderbar. → wunderlik
sunderglieken ohnegleichen
sünderig → sündig
Sunderklaos, Sünderklaos, Sünderklaos- → Sünte Klaos, Sünte Klaos-
sunderlik 1. sonderlich; seltsam.
2. wählerisch im Essen. → wunderlik
Sunderlööpen m. (Rh) Stangenbohne. → Fiezebohne
sündig, sünnig, sünderig sündig. He stellt sik sünderig an (hat ein schlechtes Gewissen).
sündigen, sünnigen sündigen
Sünn → Sünt
sunndaags, -daggs sonntags. Sunndaggs ha'en de Buurn ne Hood up. ne Ring an'n Finger blooß föör sunndaggs nao de Karke. → Spaon, wörkeldaags
sunndaags(k), -daggs(k) sonntäglich, feiertäglich; hübsch, fein. sunndaggsken Pack (Sonntagsanzug). ne sunndaagske Müske (Haube für Festtage, → Kantenmüske). Wat häff he dann so föör ne Frou kreggen? (Antwort:) Och, et is kinne Sunndaggske (keine Gute, Hübsche). dat sunndaggske Tüüg (1. Sonntagskleidung. 2. Arbeit, die zum Sonntag erledigt werden muß). Ik häbb wat in't sunndaagske Halsgatt kreggen (habe mich verschluckt, → Sunndaggslock, verkehrt). → wörkeldaagsk.
Zs.: halw-
Sunndagg m. 1. Sonntag. Daor weet he nich mähr van af as ne Katte van'n Sunndagg (Davon versteht er nichts). Ne mooien Sunndagg ook! (Abschiedsgruß am Sonntagmorgen). → Karmis, Koh, Krist, Truuw.
2. Sonntagsanzug. den besten Sunndagg antrecken. He häff 'n Sunndagg an. Ik will doch sehn, dat ik äs in'n Sunndagg komm! (will mich sonntäglich anziehen). He gong in'n halwen Sunndagg in de Stadt (halbsonntäglich, → halwsunndaagsk, Looptüüg). → Wörkeldagg.
3. Speckwürfel (im Pfannkuchen, in der Wurst). → Fierdagg.
Zs.: Karmis-, Paapen-, Palm-, Pingster-, witten
Sunndagg-aobend, -aowend m. Sonntagabend
Sunndaggmeddagg m. Sonntagmittag
Sunndaggmorgen m. Sonntagmorgen
Sunndaggnaomeddagg m. Sonntagnachmittag. Dat kann daor verschäiden Sunndaggnaomeddagg sitten (Das sitzt gut, hält lange).
sunndaggs → sunndaags, sunndaagsk
Sunndaggs-anzugg m. Sonntagsanzug
Sunndaggs-arbäid f. Sonntagsarbeit
Sunndaggsbrao(de)n m. Sonntagsbraten
Sunndaggsbux(e) f. Sonntagshose
sunndaggsfien sonntäglich fein, festlich, hübsch. → sunndaagsk
Sunndaggsfräcksken Sonntagsanzug
Sunndaggsgeld n. Taschengeld (für Schulkinder)
Sunndaggshandel, -hannel m. Handel am Sonntag. Sunndaggshandel bregg kinn Glück!
Sunndaggshood m. Sonntagshut
Sunndaggsjacke f. Sonntagsjacke
Sunndaggsjass m. Sonntagsjacke, -jackett
sunndaggsk → sunndaagsk
Sunndaggskaore f. leichter Wagen, mit dem man sonntags zur Kirche fuhr. → Visietenscheese
Sunndaggsken m. Sonntagsschuh, im Ggs. zu → Landschoh
Sunndaggskind n. Sonntagskind; Glückskind
Sunndaggskleed n. Sonntagskleid
Sunndaggsklumpe(n), -klump m. flacher Holzschuh mit Lederriemen (für sonntags)
Sunndaggskorw m. Armkorb (mit Mustern). → Gebildkorw
sunndaggskrank 'krank vom Sonntag'. Dat Kind is sunndaggskrank (z.B. verwöhnt vom Sonntag, will am Montag auf den Arm).
Sunndaggskuts(k)e f. Kutsche zum Spazierenfahren
Sunndaggslock n. "Sonntagsloch", in der Wendg. He häff't in't Sunndaggslock kreggen (Er hat sich verschluckt). → sunndaagsk, verkehrt
sunndaggsnaomeddaggs sonntagsnachmittags. Van den Stuuten kreeg wi Blaagen sunndaggsnaomeddaggs eene Schnää van.
Sunndaggsnaomeddaggs-andach(t) f. Andacht am Sonntagnachmittag. → Kristenlehre
Sunndaggsnaomeddaggsken m. Sonntagsanzug. → sunndaagsk
Sunndaggsnaomeddaggskleed n. Sonntagskleid
Sunndaggspack m. Sonntagsanzug
Sunndaggs-schoole f. Berufsschule für Handwerker
Sunndaggs-schööler m. Handwerker, der die Berufsschule besucht
Sunndaggs-schotte, -schötte f. Sonntagsschürze. → Woaalschöttken
Sunndaggs-staot m. Sonntagskleidung. in'n besten Sunndaggs-staot. → stiewen Staot
Sunndaggstüüg n. Sonntagskleidung. De Maaslöö hä"en Sunndaggstüüg an un de Froulöö hä"en ne Schötte vöör bi't Danzen an Schützenfest. → Karktüüg
Sunndaggsweer, -wäär n. "Sonntagswetter", gutes Wetter. → Frijdaggs-, Gottsweer
Sunndaggvöörmeddagg m. Sonntagvormittag
Sünne; Sunne (Hei, Rae, Rh, Bo). Sonne (Bor, Rae, Bo) f. Sonne. Man konn sik ja ook met'n Buuk in't Gröss leggen un de Beene nao de Sünne hen hollen (faulenzen). • He kann neet sehn, dat de Sunne in't Waater schient (Er ist mißgünstig, Bo). De Sünne ligg in't Waater (fahle Sonne, Vorbote u. Anzeichen für Regenwetter, → Waatersünne). Wenn de Sünne schinnt up't natte Toog, dann häbbt we noch lange kinn Räägen noog. Dann geht de Sünne eerder an'n andern End up! (niemals; das ist unmöglich). Ik trää di daorhen, waor de Sünne nich schinnt (grobe Drohung). De Sünne schient nich sewwen Jaor vöör eenen Gewwel. → Bäädelbüül, beschienen, blaaken, bleek, braoden, brüünen, falsk,Geldbüül, Lock, löi, loss-stääken, Macht, Nüst, sacken 2, Schapp, Stadtlohn, suupen, Toog, ümsüss, under-, upgaon, Westen.
Zs.: Aobend-, Buurn-, Harwst-, Määrten-, Meddaggs-, Morgen-, Waater-, Winter-
Sünne "Sünde" → Sünde
Sünne "Sankt" → Sünte
Sünnehood → Sünnenhood
Sünneküük(sk)en n. Marienkäfer (alt). → Marie-enkääfer. → Kääweler Moodergotts, Leewenhäärs-, Marie-enküüksken
sünnen, sik sich sonnen, in der Sonne liegen. → brüünen
Sünnen- Sünden- → Sünden-
Sünnen- auch: Sunnen-, Sonnen-
Sünnenbloome f. Sonnenblume
Sünnenbrand m. 1. Hitzebrand (Schaden durch Sonneneinstrahlung bei Pflanzen u. Tieren).
2. Sonnenbrand. Kinn Sünnenbrand un kinne Bleeseken! (Trost bei Regenwetter).
Sünnenbrill(e) f. Sonnenbrille
Sünnendagg m. Sonnentag. → Määrtenbiese
Sünnengatt m. (Vr, St, Ge, We) Loch zum Flachstrocknen. → Sünnommen
Sünne(n)hood m. Sonnenhut, Erntehut. → Flapp-, Schlapphood
Sünnenkieker m. (St, Sü, Ge, Hei, Rae) hochgewachsener Baum, lang gewachsene Birke (gut geeignet für Holzschuhe), langsam wachsende hohe Eiche (Holz für Achsen). → Pässeling
Sünnenlech(t) n. Sonnenlicht
Sünnenprüügel m. (Vr, Sü, Ge, Hei) Eiche, die mit einer Seite an der Weide stand (hat sehr hartes Holz, einseitig dichteres Laub). → Wallprüügel
Sünnenräägen, -räänge(n) m. leichter Regen bei Sonnenschein
Sünnenschirm, -scherm m. Sonnenschirm. → Ratte
Sünnenschien m. Sonnenschein
Sünnensied(e), -siete f. Sonnenseite. → Schattensiede
Sünnenstecke f. Sonnenstich
Sünnenstippen (Pl.) Sommersprossen
Sünnenstraol m. Sonnenstrahl
Sünnen-uhr f. Sonnenuhr
Sünnen-undergang, -unnergang m. Sonnenuntergang
Sünnen-upgang m. Sonnenaufgang
Sünnenvoggel; Sünnvoggel (Wes, Ot, Bor). Sunnvoggel (Rh, Bo) m. Schmetterling (alt). → Schmetterling. → Fössken, Mäi, Sommervoggel
Sünnenweer, -wäär n. gutes, sonniges Wetter. → sünnig
Sünnenwende, -wenne f. Sonnenwende; Tage um den 21. Dezember. → Middewinter
Sünnenwieser m. Zeiger der Sonnenuhr
Sünnenwörmte, -wörme f. Sonnenwärme
sunner, sünner, sunner-, sünner- → sunder, sunder-
Sünnerklaos, Sünnerklaos- → Sünte Klaos, Sünte Klaos-
sünnig, sunnig sonnig. sünnig Weer (Sonnenwetter)
sünnig, sünnigen "sündig", "sündigen" → sündig, sündigen
Sünn-ommen, -owwen(t) m. (Bor) Flachsofen. → Sünnengatt
Sunnvoggel, Sünnvoggel → Sünnenvoggel
süns "sonst" → süss
süns "umsonst" → ümsüss
Sünt, Sünn, Ssünt Sankt
Sünt, Sünte- auch: Ssünt, Ssünte-
Sünt Drees St. Andreas. Wüllener Sünt Drees (Andreas-Markt am 30. November in Wüllen)
Sünte Kattrien → Sünte Kottrien
Sünte Klaos, Sünderklaos, Sünnerklaos; Sunderklaos (Hei). Sünne
Klaos (Wes) St. Nikolaus; Nikolausfest (6. Dezember). → Kindergeck, Niklaus, Sabbes, Schwatten Piet, Sündenregister, Sünt Niklaos
Sünte-Klaos- auch: Sünderklaos-, Sunnerklaos-
Sünte-Klaos-aobend, -aowend m. Nikolausabend. → Niklaus-aobend
Sünte-Klaosfier f. Nikolausfeier. → Niklausfier
Sünte-Klaosmarkt m'n. (Bor, Bo) Nikolausmarkt (Anfang Dezember). → Klaosmarkt, Niklausmarkt
Sünte-Klaosnach(t) f. Nikolausnacht
Sünte-Klaosplanke f. (St, Bor, Ge, Rae, Bo) Form, Backmodel für Spekulatius. → Klaoskäärl, Spekelaatsform
Sünte-Klaosteller m. Nikolausteller. → Klaosteller
Sünte Kottrien, Sünte Kattrien; Sünte Köttrien (Vr) St. Katharina (25. November). Sünte Kottrien bindt se de Koh an de Lien (Bauernregel: Zeit, die Kuh in den Stall zu führen). Sünte Kottrien, dann kümp de Ssegge an de Liene (wird die Ziege zum Bock gebracht). → bücken, Kottrien
Sünte-Kottrienenklocke f. (Bo) Glocke in der Peterskirche zu Bo; abendliches Warn- u. Orientierungsläuten für die Arbeiter im Moor. → Newwelmänneken, Vääne-lüüden
Sünte Matten; Sünte Martin (St). Sünne Mattke (We). Sünte Mätten (Wes) St. Martin (11. November)
Sünte-Matten- auch: Sünte-Martin-, Sünne-Mattken-, Sünte-Mätten-
Sünte-Matten-lääsen Bezahlen der fälligen Pacht (am 11. November, scherzh.)
Sünte-Mattensdagg m. St. Martinstag (11. November)
Sünte-Matten-singen 1. Bezahlen der fälligen Pacht (am 11. November, scherzh.). → Pacht, Pachtdagg.
2. Martinssingen der Kinder (Umzug mit Laternen)
Sünte-Mattensmarkt m'n. Martinimarkt (Krammarkt in Vr, um den 11. November). → Martinimarkt
Sünte Micheel St. Michael (29. September, Tag der Musterung; Tag, an dem die Roggenaussaat beendet sein muß). Sünte Micheel mutt de Rogge drin wenn.! Sünte Micheel, de dräit sien Weel (Kindervers; wurde beim Heischegang gesungen). → höißa; Loosedagg
Sünte Viet St. Vitus (15. Juni). Sünte Viet, dann häng dat Bladd up de Sied (von der Sommerhitze). Sünte Viet, roop mi te rechten Tied. Nich te laate, nich te froh, de Klocke mott sess (sewwen, acht) Ühr schlaon (Gebet, wenn die Mutter das Kind ins Bett bringt, Vr).
Sünte-Vietskarmis f. Kirmes Mitte Juni in Sü
Sünt Jans, Jaa(n)s St. Johannes; Johannestag (24. Juni, Termin z.B. für die Schafschur, für Heuernte, letzter Termin für das Sprießen neu gepflanzter Bäume u. Sträucher). Sünt Jans is de Wulle riepe. Gröss schnien üm Sünt Jans. → riepe, Schaop, Sünt-Jansdagg
Sünt-Jans- auch: Sünt-Jaa(n)s-
Sünt-Jans-appel m. (Vr, Rh) Apfelsorte (früh reif, grünlich, mit roten Backen). → Jans-appel
Sünt-Jansbääse, -beer(e) f. Johannisbeere. → Aol-, Drüüwkes-, Jansbääse, Kassbeere.
Zs.: blanke, roode, schwatte
Sünt-Jansbääsen- auch: Sünt-Jansbeeren-
Sünt-Jansbääsenbuss, -busk m. Johannisbeerstrauch
Sünt-Jansbääsensaft m. Johannisbeersaft
Sünt-Jansbääsenstruuk m. Johannisbeerstrauch
Sünt-Jansbääsenwien m. Johannisbeerwein
Sünt-Jansbloome f. Johanniskraut, Hartheu
Sünt-Jansbrood n. Johanniskraut, Hartheu. → Sünt-Janskruud
Sünt-Jansdagg m. Johannestag (24. Juni, längster Tag im Jahr). Dat Vertällstück was so lang äs Sünt-Jansdagg (sehr lang).
Sünt-Jansfest n. 1. Johannesfest.
2. Schützenfest Ende Juni. → Schützenfest
Sünt-Janskruud n. Johanniskraut, Hartheu (kleine Grasart mit blauer Knospe, Heilkraut). → Haasenbrood, Janskruud
Sünt-Jansmarkt m'n. Markt in Vr-Oldenkott um den 24. Juni
Sünt-Jansruuse f. Schlechtwetterperiode nach dem 24. Juni. → Ruuse
Sünt-Jans-ssiepel f. frühe Saatzwiebel
Sünt-Jans-tehrn (Bo) Nachbarschaftsfest im Sommer (nach dem 24. Juni)
Sünt-Jansweer, -wäär n. Schlechtwetterperiode nach dem 24. Juni
Sünt Jobke, Jöbke; Sünt Jaopek (Bo) St. Jakob (25. Juli, Zeit der Roggenernte). in't Sünt Jobke (bei der Ernte). • He häff't so druck as ne Buur in't Sünt Jobke (in der Roggenernte; er ist sehr beschäftigt). → Bou, Jaakobsdagg, Jobke
Sünt-Jobkes- auch: Sünt-Jöbkes-
Sünt-Jobkes-appel m. Apfelsorte (früh, hellgrün bis gelb). → Klaor-appel
Sünt-Jobkeskarmis f. (Wes, Vr, St, Sü, Bor) Kirmes in Oeding u. Epe (um den 25. Juli)
Sünt Jobkesmarkt m'n. Jakobimarkt in Vr (Krammarkt, Textil- od. Viehmarkt Ende Juli)
Sünt-Jobkespeer(e) f. Birnensorte (hell, Ende Juli reif). → Jobkespeere
Sünt-Juudasmarkt m'n. (Vr) St. Judasmarkt in Vr (Krammarkt Ende Oktober)
Sünt Niklaos (We, Bor) St. Nikolaus. → Niklaus, Sünte Klaos
Suort → Sort
Suppe, Supp f. (Suppen; Süppken) Suppe. Ik woll äs fraogen, of ik uhn Schinken lehnen konn, dann droff ih ook uhne Flees in usse Suppe kocken (scherzh.). → Gaobel, Kessling, Ooge, Rindflees.
Zs.: Arften-, Beer-, Bohnen-, Braod-, Bulljonn-, Gasten-, Gries-, Hohner-, Nuudel-, Pellegasten-, Ries-, Rindflees-, Schällegasten-, Schwiene-, Tuffel-, Waater-
Suppenback m. Suppenschüssel
Suppenflees, -fleesk n. Suppenfleisch. Suppenflees met Ssiepelsooße. → Bruudlachts-ääten
Suppengröön n. Suppengrün (bes. Petersilie). → Krüüdinge, Peetersellie
Suppenhohn n. Suppenhuhn
Suppenkasper m. "Suppenkasper", Kind, das nicht essen will, nicht gern Suppe ißt
Suppenkloos m. Suppenkloß (aus Gries, Mehl)
Suppenkumme f. Suppenschüssel
Suppenkump m. Suppenschüssel
Suppenlääpel, -leppel m. Suppenlöffel, Eßlöffel. → Äätlääpel
Suppen-napp m. (Ge) Suppenschüssel
Suppen-natt n. Suppe von Rind, Schwein od. Huhn
Suppenschleew m. Suppenkelle, Suppenlöffel
Suppenschöttel f. Suppenschüssel
Suppenteller m. Suppenteller
Suppenterriene f. Suppenterrine. Dat Geld un de Papiern, de wann. bi us in de Suppenterriene.
Surk m. (Sürke; Sürksken) (Wes, St, Sü, Ge) Wildapfel, Holzapfel; saurer, unreifer Apfel. → Holt-appel, Wildling
Surkstamm m. (Wes, St, Sü, Ge) wilder Obstbaum, Wildling zum Veredeln
Surt → Sort; Sorte
süss. söns, süns (Rh, Bo) sonst; anderfalls; außerdem. Wat gaff't süss noch? Wu geht't süss? (Wie geht's).
Zs.: üm-
süssjaoren, süssjaors in anderen Jahren, in den vergangenen Jahren. → andersjaoren
Süster; Söster (Hei) f. (Süsters; Süsterken) Schwester. De konn. wall Süsters wenn. (sehen sich sehr ähnlich). → Brooder, kold.
Zs.: Halw-
Süsters- auch: Sösters-
Süstersdochter f. Tochter der Schwester, Nichte
Süsterskind n. Kind der Schwester, Neffe, Nichte
Süstersmann m. Mann der Schwester, Schwager
Süsters-sönn m. Sohn der Schwester, Neffe
Sütterliendook m'n. Stickmustertuch. → Litterdook
Süüden n. Süden. De Kruunekraane fleegt nao Süüden to.
Süüdkant(e) f. Südseite
süüdlik südlich
Süüdlohn → Südlohn
Süüdsied(e), -siete f. Südseite
Süüdwien m. Portwein, schwerer Rotwein. → Kranken-, Portwien
Süüdwind m. Südwind
Suugebutt n. Waldgeißblatt; Blüte des Waldgeißblattes. → Suugetittken
Suugelappen m., -läppken Lappen als Beruhigungssauger (oft mit Zucker). → Ssuckerläppken
suugen (sügg; soog, soogen; soggen) saugen, lutschen. Dat Kind sügg gudd. Den Kläinen sügg noch up'n Dummen. Dat is uut de Finger soggen (erfunden, gelogen).
Zs.: vull-, wegg-
Süüger, Suuger m. 1. Saugkalb (Kalb, das noch an der Mutter saugt).
2. Kuh, die bei anderen Kühen Milch saugt; Kalb, das an den Ohren anderer Kälber saugt.
3. feine Saugwurzel. Süügers in de Grund.
4. Sauger der Kinderflasche.
5. Gerät zum Saugen; Sauger an der Feuerspritze; Saugkolben der Pumpe (eimerartiges Ventil). → Emmer.
Zs.: Blood-, Pumpen-, Stoff-, Wind-
Süüger-an-de-Lucht, -Luft m. (Vr, Sü) m. 1. best. Wolkenformation.
2. Wirbelsturm
Süügergaffel f. Halter für den Pumpenkolben (der Kupferpumpe). → Vöör-raod
Suugetittken Waldgeißblatt; Blüte des Waldgeißblattes (Der Nektar ist nur für Hummeln erreichbar; Kinder saugen Nektar aus den Blüten). → Honnigbloome, Kamperbladd
Suugfüll, -en → Soggfüll
süünig → söönig
Suupback m. Wassertränke; versetzbarer Trog, aus dem das Vieh in der Weide trinkt
Suupen n. flüssiges Viehfutter, bes. Winterfütterung. Dat warme Suupen kamm in'n Küüwen, met'n bettken Mähl debi öwwerhen (Futter am Morgen u. Abend). Dat Naomadd kamm up't warme Suupen (Heu vom zweiten Schnitt wurde auf das flüssige warme Futter gestreut). → Ssoppen
suupen (süpp; sopp, soppen; soppen) saufen; übermäßig trinken. dat Veh suupen laoten (tränken). He süpp as ne Koh (as 'n Peerd, as 'n Lock). Wat häbb we soppen, wat häbb we sungen, wat häbb we Pläseer hat (Spott aus Sü über das stimmlose S in St). He süpp sik in'n Fuusel donne un in sööte Melk weer nöchtern. He häff soppen ("hat einen Kater"). → Bessembinder, bitrecken, bracheern, Dost, Kalw, Kätsker, Politiek, rooken, twingen, Velen, Vreden, Waater.
Zs.: dood-, kaputt-, wegg-
Süüper, Suuper(t) m. Säufer. Wao 'n Süüper is, daor is kinn Säägen in't Huus.
Zs.: Äier-, Beer-, Gewonnhäids-, Quartaal-, Waater-
Suuperij f. Saufen; Saufgelage
Süüperske f. Trinkerin
Suupert → Süüper
Suupfräcksken 1. schlechter Anzug (für Kneipenbummel, Schützenfest u'a.).
2. Säufer. → Suupsack
Suupjässken schlechte Jacke (für Kneipenbummel, Schützenfest u'a.). He häff vandaage dat Suupjässken an (Er hat keine Lust zu arbeiten, möchte feiern). → Schwöidelböis
Suupkanoone, -kanunne f. Trinkerin
Suupkladden m. Trinker
Suupkolk m. Wasserloch für das Vieh, Weidetümpel. Achter döör de Kohwäide leep 'n Bääksken met'n Suupkolk daor an, daor konn dat Kohveh suupen. → Fröide, Pütt, Schliek, Waaterkolk
Suupkoller m. Saufkoller. He kreeg weer sienen Suupkoller. → Quartaalsüüper
Suupkopp m. Trinker
Suupkuhle f. Wassertränke in der Weide. → Suupkolk
Suupkumpaan m. Trinkbruder, Saufkumpan
Suuplappen m. Trinker. → Vreden
Suuplapperij f. Saufgelage
Suuplieste f. öffentliche Liste der Trinker (hing in den Gaststätten aus; sie bekamen keinen Alkohol.)
Suupnösse f. rote Nase (vom Trinken). → blund
Suup-plagge f. (Ge) Trinkerin
suups; söpps (Vr) viel trinkend, säuferisch. Wi bünt nich so suups (Wir trinken nicht so viel).
Suupsack m., -säcksken Trinker
Suupsacksünde, -sünne f. "Trinkersünde", Sauferei. He moch siene Suupsacksünden bichten.
Suupschwadden m., -schwäddeken Trinker; verkommene Person
Suupstrotte f. Trinker. ne olle Suupstrotte
Suupstrülle f. Säuferin
Suuptöite f. Trinker, Trinkerin
Suur n. 1. Essig (Ge, We, Ra). Äier kocken met Suur debi in, dat se nich bast't. → Äätig, Süüre.
2. Sauerampfer (Vr). → Suurblaa.
Zs.: Wien-
suur 1. sauer. De Wieske is suur (sauer, nährstoffarm). → Appel, Bickel, Hundeschuur, Kaarnemelk, Kreeke, Pille, upstooten.
2. schwer, mühsam, hart, unbequem. suur Wark (harte Arbeit). Dat was ne suuren Naomeddagg (ein Nachmittag mit harter Arbeit). suure Daage (z.B. anstrengende Tage beim Schützenfest, iron.). Et geht ähr suur af (Et föllt ähr noch wall suur) (Sie tut sich schwer). Dat was 'n suur Dräägen (lästiges, mühsames Tragen). He häff de Maagd dat Lääwen suur maakt. → Börger, Brood, maager, schrao, Stellmaakerij.
3. mißmutig. .n suur Gesicht maaken. Kiek nich so suur! → Gesichte.
Zs.: kräien-, krieske-, kriet-, sööt-
suure Kasse f. Schattenmorelle, Sauerkirsche (Kirschensorte). → Suurkasse
suur "dürr, morsch" → saor
Suur-appel m. Apfelsorte (hellgrün, rote Backen, säuerlich; lagerfähig).
Suurblaa (Pl.) (Vr, St, Ge, We, Ra) Großer Sauerampfer (Mittel gegen Hautkrankheiten). → Lorkenblaa, Ossentunge, Suur, Süüre, Süüringe, Süürling, Süürte
Suurbraanen, -brannen Sodbrennen
Suurbrand m. (Bo) Sodbrennen
Suurbrao(de)n m. Sauerbraten
Suurdeeg m. Sauerteig
Suurdeegpott m. Gefäß für den Sauerteig
Süüre f. 1. Sauerampfer (Rh, Bo). → Suurblaa.
2. Sauerteig.
3. Säure
Suurfläske, -flässe f. Essigflasche. → Äätikflässe
Suurgurke f. Sauergurke. → Saltgurke
Süüringe f. (St, Sü, Ge) Sauerampfer. → Suurblaa
Suurkasse f. Sauerkirsche, Schattenmorelle. → suure Kasse
Suurkohl m. (Vr) Sauerkraut. → Buuskohl
Suurkohlfatt n. Sauerkrautfaß
Suurkohlsteen m. Feldstein, der im Sauerkrautfaß auf das Sauerkraut gelegt wird. → Suurmoos-steen
Suurkruud n. (Vr) Sauerkraut (mod.). → Buuskohl, Suurmoos
Suurkruuke f. 1. Essigflasche; Gefäß voll Essig.
2. mißmutige, verdrießliche Person (bes. Frau). So'n Suurkrüüksken!
Suurlappen m. in Essig getränkter Lappen (gegen Schwellung)
süürlik säuerlich. → süürlik Beer.
Zs.: sööt-
süürlik 'trocken. → säörlik
Süürling m. (Ot, Ge) Sauerampfer. → Suurblaa
Suurmoos n. (Ge, We, Ra, Bo) Sauerkraut. Alle Daage Suurmoos (gab es früher sehr oft zum Mittagessen). Sess Maol Suurmoos, eenmaol Flees, dat giff't up'n Deel an't allermeest (Spottvers auf Deel, Ra). → Buuskohl, plarken, Schinken, teggengaon
Suurmoosfatt n. Sauerkrautfaß (großes Holzfaß od. Steinzeugtopf, Durchmesser 60-80 cm, mit losem Deckel, hoch). van'n Stohl in't Suurmoosfatt kläien. → Buuskohlsfatt, Deckel-, Patent-, Ssilinderpott
Suurmoospott m. Sauerkrautfaß. → Suurmoosfatt
Suurmooslippe f. Spottname für einen Trinker
Suurmoss-schöttel f. Sauerkrautschüssel; Durchschlag, Sieb
Suurmoos-stämper m. Holzstampfer für Sauerkraut. Wat häff se doch 'n paar Suurmoss-stämpers! (dicke Beine).
Suurmoos-ständer, -stänner m. Sauerkrauttonne, -faß
Suurmoos-steen m. Feldstein, der im Sauerkrautfaß auf das Sauerkraut gelegt wird. → Käi, Moos-, Pottsteen
Suurmoostunne f. Sauerkrautfaß. → Suurmoosfatt
süürn sauer werden, säuern; gären. → Fatt
süürn "vertrocknen" → säörn
Suurpott m. mißmutige Person, Griesgram
Suurpulle f. Essigflasche
suursööt(e) süßsauer. → söötsuur
Süürte f. (Vr, St, Sü, Ge, Rae, Bo) Sauerampfer. → Suurblaa
Suurwaater n. Essigwasser (Essig, Zucker u. Wasser als Erfrischungsgetränk bei der Feldarbeit)
Suurwost(e) f. (Vr, St, Sü, Ge) saure, fettarme Wurst aus Roggenmehl u. wenig Fleisch; bes. dünne Wurst. → Suurwoste wodd in'n Boosem leggt, wo't warm is. → Jöösel-, Ssiesewoste, Mählhengst
Suus m. in der Wendg. in Suus un Bruus lääwen ("in Saus u" Braus.)
Suusa m. in der Wendg. in eenen Suusa (in eins, ohne Pause). alls in eenen Suusa fäärigmaaken. → Suuse
Süüsand m. weißer, trockener Sand
Suuse f. in der Wendg. in eene Suuse (döör, döörmaaken) (in eins, ohne Pause). Se meeken't in eene Suuse döör (gingen von einem Fest zum anderen). → Suusa
Suuse 1. PN Susanne.
2. langweiliges, unordentliches Mädchen. → Kasuuse.
Zs.: Traon-
Süüsebedde n. (Vr, Sü) 1. weiches Bett.
2. weicher, schwankender Boden, moosiger Boden. De Peerde stönnen up natten Mess in'n Süüsebedde.
süüsekinneken → süüsemaorkinneken
süüseln 1. säuseln. Den Wind süüselt.
2. sanft herabrieseln. Dat Loof süüselt in'n Harwst.
süüse(maor)kinneken (ein Kind) wiegen, beruhigen, in den Schlaf wiegen
Süüsemette f. nachlässig gekleidete Frau. → Schlöörmette
suusen 1. sausen. so'n Suusen in de Bööme (bei Sturm). Wat'n Suusen un Bruusen bi den Wind! → bruusen 1, sousen, wäien.
2. schnell laufen, davonlaufen. Laot suusen! (1. Mach dich schnell davon. 2. Beeil dich). Laot suusen, sagg Buusen, blooß nich in de Buxe (Laot suusen, sagg Kattrien, daor was't ook all in de Buxe) (Jux).
Zs.: Aorn(e)-
süüsen 1. schwanken (vom Boden). Den Grund süüsen in't Vääne.
2. wiegen, schaukeln, wiegend bewegen. Kinnerken in'n Schlaop süüsen. Ik woll ähr wall süüsen (in den Schlaf wiegen).
süüwer 1. sauber, rein; ordentlich, genau. Dat Ding is nich ganz süüwer (nicht in Ordnung). Dat is nich süüwer maakt (ungenau, unkorrekt). He häff sik dat süüwer öwwerleggt (gründlich, genau). Dat moss du süüwer instellen (genau einstellen). Mi was de Saake nich ganz süüwer (nicht ganz geheuer).
2. gut, in Ordnung (geistig, charakterlich, gesundheitlich), in Wendungen wie He häff't nich ganz süüwer (Er ist z.B. kränklich, geistig verwirrt). He häff't noch wall süüwer (Er ist geistig klar u. rege). He häff dat noch nich süüwer (Mit ihm ist es noch nicht in Ordnung). → püük
Süwwel, Sübbel m. (Süwwels) Ahle, Pfriem (Werkzeug zum Vorstechen von Leder vor dem Nähen). Wat'n Süwwel van'n Mess! (stumpfes Messer). den Sübbel in'n Speck stääken (aufgeben).
Zs.: Pinn-
Süwwel- auch: Sübbel-
Süwwelmess, -er n. (Vr, Rae, Rh, Bo) altes Messer; Taschenmesser. → Taskenmess
süwweln 1, sübbeln grob abschneiden; vorstechen. → fuggen
süwweln 2, sübbeln schwatzen, dumm daherreden. Schäi mon uut te süwweln! (Hör auf zu reden). → sabbeln
's Winters → Winter