Wörterbuch der westmünsterländischen Mundart
1892 Lemmas
A (Aa) Buchstabe A. van Aa bes Zet (vom Anfang bis zum Ende). Well Aa sägg, mutt ook Be säggen (→ bücken). → Stuutenknappen
a "schon" → all
a "wie" → at
Aa. Ao Fluß-N Aa (bei Ra, Bor, Rh, Bo). To de Ao sägg wi ook de Becke (Ra).
ääben 1; ääwen (Bo) ebenso, genauso, gleich. Se bünt ääben old (gleichaltrig). He löpp ääben langsaam wieder. Se bünt alle dree ääben dull (gleich unvernünftig). Daor is't ääben gudd üm (ist schon in Ordnung; "das wäre doch nicht nötig gewesen", z.B. bei einem Geschenk). Se bünt allemaol ääben völle (Sie sind alle gleich, → allees). Dat dröff di doch nich ääben vull wenn. (Das darf dir doch nicht gleichgültig sein). Se dööt dat so föör ääben vull (nachlässig, notdürftig, nur zum Schein). → Pöll, so 1
ääben 2, ääbent; effen, effkes, ääfkes (Vr, Rae). ewwen(s) (Ra).
äämt (Vr, Ge). ääms (Rh). ääwen(s), äämkes (Rh, Bo) 1. eben, eine kurze Zeit lang, einen Moment. Pack äs ääben met an! Wacht äs ääwen! ääben liggen (rösten) (kurz ausruhen).
2. soeben, kurz zuvor, gerade noch. Ik häff em noch ääwen sehn. Ik bün effkes bi em west.
Zs.: so-
ääben- auch: ääwen-
Ääbenbeld n. Ebenbild
Ääben-ölder, -older m. Altersgenosse. Dat is'n Ääben-ölder van mi (Er ist gleichaltrig).
ääbent → ääben 2
Aaber-, aaber- → Aawer-, aawer-
Aadam, Aodam PN Adam. Fräinde (Frende) van Aadams Äinde (Ende) (über Adam verwandt, weite Verwandtschaft)
Aadam- auch: Aodam-
Aadams-appel m. Adamsapfel
Aadamskostüüm n. "Adamskostüm". De leep in't Aadamskostüüm harüm (nackt).
Aadam-un-Eewa m. blauer od. bunter Eisenhut (hochwachsende, giftige Pflanze mit helmartiger Blüte)
aadelig adelig. Well richtig aadelig is, de mott'n blau (schwatt) Pläcksken an't Gatt häbben (scherzh.). → Kabeleer, Noblessen, Odder 1
Äädelmann, Eedelmann m. Edelmann, im Abzählvers. → Käiser
Aadler m. (Aadlers) Adler. den prüüßken Aadler
Aadlerteeken n. Adlerzeichen (z.B. der preußische Adler als Eichstempel im Scheffel, → Iekstempel, od. Brandmarke für Pferde). Fülle kreegen dat kläine, Peerde dat groote Aadlerteeken.
ääfkes → ääben 2
Ääg(e)de, Ääge, ääg(d)en, Ääg(d)en- → Äide, äiden, Äiden-
Aakel, aak(e)lig, aakeln → Eekel, eeklig, eekeln
Ääkster → Ääkstert
Ääkster-, ääkster- auch: Ekster-, ekster-
ääksterbunt grellbunt (z.B. geschmacklos angezogen). → kaater-, kräienbunt
ääksterig (Vr). eksterig (Wes, Ot, Ge, Ra) zänkisch, streitsüchtig
Ääksterij (Vr). Eksterij (Wes, Ot, Ge, Ra) f. Gezänk
Ääksterkoue f. Käfig für Elstern
ääkstern. ekstern (Wes, Ot, Ge, We, Ra, Bor, Hei) streiten, ärgern; nörgeln, kleinlich kritisieren. Wat ligg se daor weer te ääkstern (von zänkischer Person). → prötteln
Ääksternüst, -nüss n. Elsternnest. •• Bääter met'n old Wiew in't Bedde as met ne junge Deerne in't Ääksternüst (up't Hecke, in'n Kräien-nüst) (Besser mit einer alten Frau wirtschaftlich gesichert leben als mit einem jungen Mädchen, dafür aber ungesichert; sagt man z.B., wenn es tagelang regnet, → Beddeplanke). → Uulenspeegel
Ääksterpott 1 m. Elsternnest (kugelförmiger Nestbau, von weitem zu sehen; Jungen plünderten gern das Nest). Daor sitt noch ne dicken Ääksterpott in'n Boom.
Ääksterpott 2 m. wer Streit sucht, ärgert. → Esselpott
Ääkster(t). Ekster (Wes, Ot, Ge, We, Ra, Bor, Hei) m'f. (Ääksters; Ääksterken) Elster. Wo de Ääkster dat Lock mäck, kümp van't Jaor nich de Wind (Wo der Eingang zum Elsternnest liegt, ist es windgeschützt). De Ääkster sitt up'n Tuun un gäpp. In'n Sommer steht de Ääkster up den Tuunpaol un gaapt van Hette (gähnt vor Hitze, Bor, → warm). • Wenn man ne Ääkster uutschickt, krigg man nen bunten Voggel weer (wenn jd. unverrichteter Dinge zurückkehrt, bes. von Kindern). Wegg is de Katte met de Ääkster (weggeschnappt, beim Kartenspiel). → bunt, schräien, Sprocken, Uule.
Zs.: Bohn-, Hegg-, Schraap-, Schräi-, Schreew-, Tuun-
Aalback → Aalenback
Aale. Aalte (Rae, Rh, Bo) f. Jauche. Aale scheppen. Aale föhrn (jauchen). Van Aale giff't rusterige Erpel. → Fatt, Gülle, Jauche.
Zs.: Farken-, Hüüskes-, Koh-, Schwiene-
Aal(en)- auch: Aalte(n)-
Aal(en)back m. Jauchegrube
Aal(en)fatt n. Jauchefaß. De stinkt as'n Aalfatt (grob).
Aal(en)gatt n. (We, Bor) Jauchegrube, -loch, im Spottvers. → Enschede, Epe
Aal(en)gotte f. Jaucherinne, gemauerte Gosse im Stall. → Mest-, Stallgotte
Aal(en)kaore f. längliches Jauchefaß auf zwei Rädern (geschlossener, doppelwandiger u. innen geteerter Holzkasten). → tünnen
Aal(en)keller m. Lagerraum für Jauche. → Geerkeller
Aalenkuhle f. Jauchegrube
Aal(en)kump m. Jauchegrube. Ik woll de Saake äs up'n Grund gaon, sagg de Buur, as he in'n Aalkump eschotten was (Bo).
Aal(en)kuum m. Jauchegrube, -keller. → Aalenback
Aal(en)lock n. Jauchekeller
Aal(en)pumpe f. Jauchepumpe (Damit wird die Jauche aus der Jauchegrube in das Jauchefaß gepumpt.)
Aal(en)schepper m. Eimer an einem Stiel, mit dem die Jauche aus dem Lagerraum in das Jauchefaß geschöpft wurde. → Scheppfatt
Aal(en)tunne f. Jauchetonne (auf einer Schubkarre)
Aalfatt, -gatt, -gotte, -kaore, -keller, -kump, -kuum → Aalen-
Aalte, Aalte(n)- → Aale, Aale(n)-
Aamen n. Amen. Dat is so sicher as 't Aamen in de Kerke (Bo). He sägg öwwerall Jao un Aamen to (ist mit allem einverstanden).
äämkes, ääms, äämt → ääben 2
Aanewende, -wenne. Aanewäi(n)de (Vr, St, Sü). Aanewenninge (Ge) f. Pflugwendestelle (Wendestreifen beim Pflügen, er wurde quer zu den Furchen gepflügt); Ackerrain. → Grösshegge, Hegge, vöörbi, Wendehook
Äänske(de) ON → Enschede
Aap m., Aape f. (Aapen; Ääpken) Affe; eingebildete Person. Wat is den Aap doch en koomisch Määske. Wat'n Ääpken (anstellerisches od. albernes Kind). He kick (süht uut) as ne Aape up'n Schliepsteen (lächerlich). Ik bün ja nich van de Aape (van'n kranken Aapen) betten ("nicht auf den Kopf gefallen"). → Radd, Sort, stocken 1.
Zs.: Lack-, Moos-, Strunz-
Ääpe f. kriechender Hahnenfuß (wächst in nassen, sauren Weiden, blüht gelb). → Botterbloome
Ääpe ON → Epe
aapen (Sü, Ge) sich albern, unernst, spielerisch benehmen (z.B. auffällig flirten, liebkosen)
Aapen-äärs m. (Sü, Ge) affige, eitle Person
Aapenfoor, -fuur n. Erdnüsse (scherzh.). → Aapen-nötte
Aapengatt n. affige, eitle Person
Aapengesich(t) n. eingebildete, alberne Person
Aapenjan m. Hanswurst. Ik bün doch nich dienen Aapenjan!
Aapenkästken Beichtstuhl (scherzh., abw., → Kapelle, Luurkasten)
Aapenkopp m. Dummkopf, affige Person
Aapenköster m. eingebildete, wichtigtuerische, alberne Person. Dat is so ne Aapenköster, de kann vöör Verwenndigkäit nich küürn (will mehr vorstellen, als er kann).
Aapenmiege f. Maggi (scherzh.)
Aapen-nötte f. Erdnuß (beliebt auf dem Teller zu Nikolaus u. Weihnachten)
Aapenröcksken n. Nachthemd (scherzh.)
aaperig, aapig affig, albern; eitel; verwöhnt, zimperlich
Aaperij f. nicht ernst zu nehmendes Getue, Albernheit, dummes Zeug.
Zs.: Nao-
aapig → aaperig
Aapigkäit f. Albernheit; Eitelkeit; Anstellerei. De weet van Aapigkäit nich, wu se t Gatt dräien sall (von verwöhntem, modischem Mädchen).
Aard f. 1. Art u. Weise. Dat is kiene Aard (un Wiese). Up so ne Aard krigg usse Mies ne Baord! (So läuft es).
2. Herkunft; Anlage, Charakter. He is uut de Aard schlaagen. Dat is so siene Aard. He häff deselwe Aard as sien Vaader.
3. Wuchskraft. Dat Kaorn häff Aard (gedeiht gut). Dat häff a. weer Aard kreggen (ist in Schwung gekommen). Nu häff't Aard! (Jetzt reicht's). → arten, besünder, dijen, Gröite, Schick, Wessen.
Zs.: Af-, Buurn-, Eegen-, Jüffern-, Jungens-, Un-, Wääw-
Äärde, Äärde-, äärden .Erde→ → Eerde, Eerde-, eerden
aarden gleichen, nacharten. He aardt nich nao sien Vaader. → Uule
aardig, aarig 1. artig, brav. Wenn ih nich aarig bünt, komm ih an'n Kattendisk! (zu Kindern bei Tisch). → Kosthuus.
2. nett, freundlich, liebenswürdig; ruhig. Et is'n aardig Käärlken. aardige Löö.
3. schön, anmutig, wohlgestaltet. 'n aarig Maiken.
4. arglos, treuherzig, zutraulich; zahm. Den Hund is kinne Aardigen.
5. eigenartig, sonderbar. Wat häff de sik weer aarig! → raar.
6. ziemlich; sehr. Dat is aardig düür. Et was aarig warm.
Zs.: eegen-, un-
Aardigkäit, Aarigkäit f. 1. Nettigkeit, Gefallen; Geschenk, etw. Nettes. Se brachen mi ne Aarigkäit met. De Aardigkäit is dr' af (Es ist nicht mehr schön, es ist kein Vergnügen mehr, → Nijlaot).
2. Zärtlichkeit, z.B. Küßchen. He kann de noch wall ne Aardigkäit van kriegen.
3. Gefälligkeit, Dienstbeflissenheit, Schmeichelei. Nu is he de Aardigkäit sölws, un süss is he wall so vull (nen Aos) (wenn jd. etw. erreichen will). → Kenntlik-käit, Nettigkäit, Püüseken, Schmücksken
Äärdpeppel f. hartnäckiges Unkraut auf feuchten Äckern
Ääre, Ääre- → Eerde, Eerde
aarig, Aarigkäit → aardig, Aardigkäit
Äärle ON → Erle
Äärs m'n., Äärse f. Iärs m. (St, Sü) (Äärse; Äärsken) Hintern, Gesäß. Wenn kläine Kinner kacken willt as groote Löö, dann basst ähr't Äärsken ('t Gatt). • Wenn dat Küüken en Äi leggen will as ne groote Henne, dann breck em'n Äärs. Dat is nett as wenn met läögen Äärs nao'n Pott gehs (Die Sache ist sinnlos). An de Kaffmölle muss dräien, as wenn de Düüwel in'n Äärs häs sitten ("wie verrückt"). De Äärse häbbt wall Plass in de Welt, mon de Köppe nich (Jeder will seinen Dickkopf durchsetzen). → Gatt.
Zs.: Aapen-, Baller-, Bange-, Blick-, Bummel-, Dick-, Dräi-, Driet-, Drömmel-, Föhl-, Fraog-, Froulöö-, Fummel-, Garwen-, Hange-, Jöck(e)-, Kläpp-, Klüngel-, Knooi-, Krüüs-, Nackt-, Ossen- , Peerde-, Prüttke-, Sabbel-, Sitt(e)-, Söidel-, Stoot-
Äärs- auch: Iärs-
Äärsbass(e), -bast f. Gesäß; Oberschenkel. De Wind jägg wall dicke Hööpe Schnee, män kinne dicke Äärsbassen (Büüke, Froulöö-äärse) (wenn jd. zuviel ißt u. korpulent ist).
Äärse → Äärs
Äärs-end(e) n. Unterende, Stoppelende der Garbe. → Kopp-ende
Äärsgatt n. After
äärsverdräit, assverdräit ganz verdreht, verkehrt, kompliziert. Wat he sagg, kamm de so assverdräit uut. → achter-äärs
äärsverkatt, -verkährt, assverkatt (Wes, Ot, Vr) grundverkehrt, falsch. Pack dat nich so äärsverkatt an! (unbeholfen, ungeschickt). → ewangeelsk, grundverkehrt
Äärswisk, -wiss m. Wischlappen für den Hintern, im Rätsel: Gedretten, Gespöit un Äärswisk kommt up'n Heerendisk (Ei, Honig u. Rinderzunge).
Äärswost(e) f. Dickdarmvorfall bei Rindern
Ääskede ON → Enschede
äätbaor. ettbaor (Wes, Ot) eßbar
Äät(e)- auch: Ett(e)-
Äätediss, -disk m. Eßtisch
Äät(e)forke f. Gabel zum Essen (im Ggs. zur Heugabel, → Forke)
Äätegäärne, -gerne m. (Vr, Sü, Ge) wer gutes u. reichliches Essen liebt
Äätekumme f. Eßteller, Eßschüssel, -napf
Ääten. Etten (Wes, Ot) n. Mahlzeit, Essen; Nahrung. Bi't Ääten schweeten un bi't Wark freesen (un in de Karke schlaopen), dat bünt mi de Rechten. → Arbäid, Erpel, genoog, Lippe, Melk, Teller.
Zs.: Aobend-, Bruudlachts-, Fasten-, Fest-, Frijdaggs-, Hochtieds- , Kranken-, Meddagg-, Morgen-, Papp-, Vesper-
ääten. etten (Wes, Ot) (ett; att, atten; gääten) essen. De atten de gudd van (Es gab gutes Essen). Daor was kinn Ääten an! (Das war zu reichlich). Ih söllt nooit mähr ääten as wa. ih unbedingt un met Gewold harunder könnt kriegen. Nu äät un drink un krieg dr' Uh wat bi! (Spott auf das Auffordern, → instippen, nöögen). •• Ääten un Drinken höllt Liew un Seele bääter bineene as ieserne Bände (Ge). Nümms ett mähr as de is. → Ambacht, anschlaon, arbäiden, Bett, Brood, doodgaon, dräägen, drinken, flott, frääten, heet, Hohn n., krank, lecken, Mund, schwiegen, sölws, Tropp, tweespännig, vööran.
Zs.: press-, wegg-, wieder-
Äät(e)napp m. Eßnapf
äätende Tehringe f. Zuckerkrankheit (alt). → Ssuckerkrankhäid
Äätens- auch: Ettens-
Äätenskaamer f. Eßzimmer
Äätenskorw m. Korb für Butterbrote. → Botterrams-, Vesperkorw
Äätenspott m., -pättken (Vr, Ge) 1. kleiner Kochtopf.
2. Essenbehälter, Warmhaltetopf für das Mittagessen bei der Arbeit
Äätenstied f. Essenszeit (12 Uhr)
Ääter. Etter (Wes, Ot) m. Esser. Ne gudden Ääter, de kann ook arbäiden (auch von Schlachtvieh, das gut ansetzt, → Sump). → Fräätert, löi.
Zs.: Brood-, Pannekooken-, Papp-
Äät-er(ap)pel m. Eßkartoffel (im Ggs. zu → Schwiene-erappel)
Ääterij. Etterij (Wes, Ot) f. Esserei
Äät(e)teller m. Eßteller
Äätewottel f. Möhre, Karotte (im Ggs. zu → Foorwottel, gääle Wottel für Pferde)
Äätforke → Ääteforke
Äätig. Äätik, Ettik (Rh, Bo) m. Essig, Bieressig. → Suur
Äätig-gurke (Rh, Bo) f. Essiggurke
Äätikflässe, Ettikflässe f. (Rh, Bo) Essigflasche. → Suurfläske
Äät(kar)tuffel f. (Bor, Rae, Rh, Bo) Eßkartoffel. → Äät-erappel
Äätkastanje f. Eßkastanie. → tamme Kastanje
Äätlääpel, -leppel m. Eßlöffel. → Suppenlääpel
äätlääpelwiese läffelweise (mit großen Löffeln)
Äätnapp, -teller → Äätenapp, -teller
ääts hungrig. Büs vandaage nich ääts? (Hast du keinen Appetit?). → frääts, gierfrääts
ääwen → ääben 1; ääben 2
Ääwen- → Ääben-
ääwens → ääben 2
Aawer-, aawer- auch: Aaber-, aaber-
Ääwerdesken, Ääwerdisse, Äwwerdesken, Ekse; Abdiske (Ge). Häwweldisse, Käwweldisse (Rh) f. (Ääwerdeskes) Eidechse. Sägg äs "Äwwerdesken"! (Zungenbrecher, galt als Probe bei Kindern, ob sie gut Platt konnten).
Aawergloowen, -ben m. Aberglaube. Mesten (Düngen) un Bääden is kien Aawerglooben (Miststreuen u. Beten, → Kohsplenter, Mistus). → Bi-, Öwwergloowen
aawerglööwig, -big abergläubisch. → bi-, unglööwig
Aawergunst, -goo(n)st f. Mißgunst, Neid; Eifersucht. De plaogt de Aawergoost. → Afgunst
aawergünstig, -göö(n)stig mißgünstig, neidisch; eifersüchtig. He stonn aawergööstig deteggen te kieken. → afgünstig
Ääwert 1. PN Ewert, Eberhard.
2. Faulenzer; Faulheit, Unlust. Wat'n löien Ääwert! Den häff 'n Ääwert van Meddag. Du häs wall weer 'n (löien) Ääwert up de Rügge ("Faulfieber"). Wenn de Sünne hoogkümp, dann häff uh 'n Ääwert weer under (dann beherrscht euch die Faulheit; bes. von der Frühjahrsmüdigkeit). → Drieks.
Zs.: Büül-
abber, obber, aober, owwer, öwwer aber. Abber nu! (Da ist nichts zu machen, man muß sich damit abfinden; z.B. am Ende eines Gesprächs). → män 2
ABC-Book (Aa-Be-Ze-Book) n. Fibel, Lesebuch der Erstkläßler
Abdij n. Abtei, Stift. Se wonnden under't Abdij (waren dem Stift hofhörig, Vr).
Äbdiske → Ääwerdesken
Abee n. Abort, Toilette. Ääben nao't Abee!
Absatz m. Absatz, z.B. am Schuh. Jaag den Kerl, dat he de Absätze verlöss! (Ge).
Zs.: Schoh-, Stewwel-
Absatzbolten m. Schusterwerkzeug, Eisen zum Glätten der Absätze mit Wachs (wurden zuvor mit Glas u. Raspel bearbeitet)
abschluut → abseluut
abschöilik, afschöilik abscheulich, häßlich. Wottelgemöös finn ik abschöilik.
abs(e)luut, abschluut absolut, bestimmt. Daor woll he abseluut nix van wetten! Dat sall he absluut nich doon! Daor bün ik abschluut nich föör.
absolweern leisten, ableisten, absolvieren
Ach in der Wendg. met Ach un Krach (mit knapper Not). → Hals
ach ach! (Ausruf des Staunens, Erschrekkens). Ach du Welt nochmaol!
ach "acht" → acht
achen → achten
Achotternan, Achotternom o Gott! (Ausruf). → Jesses
achßig → achtzig
Acht f. Obacht, Aufmerksamkeit, Achtsamkeit. Daor nemm di vöör in Achte! (Hüte dich davor!) Daor moss Acht up gewwen (aufpassen, achtgeben). Acht is mehr as hundert Daaler (sehr wertvoll, Wortspiel mit acht u. Acht). → Essel 1.
Zs.: Ob-
acht, ach acht. → Acht
Achtel n. Achtel (Maßeinheit, z.B. für Schnaps)
achten achten (auf), aufpassen. Daor moss up achten! → letten 1.
Zs.: minn-, miss-
achten, achen hinten. Dat is wied achten in de Büürte. Achten wonnt kinn Löö! (wenn Fremde von hinten ins Haus hereinkommen). Daor kriggs achen un vöörne kinn Fatsuun dran (Das will nicht gelingen, Ra). Se seht sik leewer van achten as van vöörne (können sich nicht leiden). → achter, daor, haruutschmieten
Achten-neggenßigpundkerl, -käärl m. -käärlken ein Kerl von 98 Pfund (sehr mager, scherzh.)
achten-öwwer → achter-öwwer
achtenswäärd achtenswert
achtenveertig achtundvierzig. He was 'n Achtenveertiger (Jahrgang od. Regiment)
achter hinter; dahinter. Winterdagg geht de Buur achter't Veh (versorgt der Bauer das Vieh). He lött sik nich achter de Kaarten kieken. He wodde rood bes achter de Aorne. Daor bün wi em noch nich achter (Wir wissen es noch nicht). Büs dr' em achter? (Hast du es begriffen). Daor söllt se di wall achter helpen (Sie werden dir wohl zur Kenntnis, Einsicht verhelfen). Ik komm de wall achter (werde es merken, erfahren). De Pastoor häff so lange frogg, he was de mi bolle achter kommen (von der Beichte). Daor sitt nix achter (ohne Kraft). Ik doo de wat achter (setze nach, setze mich dafür ein). Se häbbt sik van den Stuuten wat dr'achter daon (haben viel gegessen). Achter de Gardienen, daor sitt vull achter (verbirgt sich viel). He bliff 'n bettken achter (z.B. beim Gehen od. in der Entwicklung, → achterdaale). De Klocke geht achter (is achter) (Die Uhr geht nach). He häff sik achter Aom loopen (ist erschöpft, → achter-aoms). He wödd van achter uut'n Huuse dräägen (ist gestorben, er wird durch die Tennentür hinausgetragen). He häff't achter sik (überstanden; ist gestorben).→ achten, achterheer, ächterste, Buxe, Macht, Maone, praoten, trügge, vöör, vöörne.
Zs.: daor-, hier-
achter-äärs 1. rückwärts, verkehrt herum. Dat Kalw kümp achter-äärs (das Hinterste zuerst). de Kaore achter-äärs schuuwen. achter-äärs bouen (mit dem Spaten graben, wobei man rückwärts geht; bouen, pflügen, geschieht vorwärts). He mutt de achter-äärs weer bi (muß es noch einmal machen). → struuw.
2. verkehrt, dumm, ungeschickt; querköpfig. Sett de Dinge eers up de Riege, vöör dat ih achter-äärs gaot warken! De küürt immer achter-äärs (ist immer dagegen). Nett as 'n Farken, immer achter-äärs (immer dagegen, querköpfig). → äärsverdräit, achter-uut, achterwäärds, trügg-äärs
achter-af(s), -of(s) 1. weit weg; abseits, verborgen. Dat Huus stonn wat achter-af. Waor de wonnt, dat is ganz achter-ofs. → afsieds, buuten-an, sied-af.
2. hinten herum. Se sägg dat achterofs un döör de Bloome.
achter-an 1. ganz hinten, hintenan, als letztes. so achter-an in de Wääke (gegen Ende der Woche). Wi sitt't daor so achter-an (auf den letzten Plätzen). He is immer achter-an (der letzte). He steht achter-an (wird zurückgedrängt).
2. hinterher. He draawt de achter-an (läuft hinterher). Dat kümp de noch achter-an (Das folgt noch).
3. zurück(geblieben), unmodern. De Buur was lück achter-an. → achter-in, trouen, vööran
achter-aoms, -äöms, -oims atemlos, außer Atem, kurzatmig. Dat Peerd häff sik achter-aoms loopen (ist erschöpft). → achter, dämpig
Achter-asse f. Hinterachse
achterbacks 1. hinterrücks, heimtückisch.
2. verborgen, eingesperrt; im Hause. Ik sall mij achterbacks hollen (werde im Hause bleiben, Rh, Bo). → stuppbacks
Ächterbahn(e) f. Rückenteil der Kleidung. → Vöörbahne
Achterband (St, Sü, Ge, Rae); Ächterband (Wes, Ot, Ra, Hei) n. best. Band der Radnabe. → Kroonen-, Naaben-, Speekenband
Ächterbatzen m. Hinterteil (z.B. vom Schwein); Schinken
Achterbeen n. Hinterbein. Dat Peerd geht up de Achterbeene staon (bäumt sich auf). He stellt sik up de Achterbeene (Er lehnt sich auf, wird bockig). He sett sik richtig up de Achterbeene (strengt sich an). De Rogge is so schlecht: Wann de Müüse up de Achterbeene staot, könnt se de Aorne dr'af-frääten (von schlecht wachsendem Roggen).
Ächterbollen; Achterbollen (Bor, Hei, Bo) m. Hinterbein, Oberschenkel. Ne Ächterbollen is mi leewer as ne Vöörbollen (Schinken ist wertvoller als Eisbein).
Achterbredd n. Rückbrett (der Karre). → Kaorenbredd
Ächterbux(e) f. Hintergeschirr bei Zugpferden (dient zum Zurückschieben od. Zurückhalten u. Bremsen des einspännigen Wagens, z.B. bei Gefälle). He häng (treckt) mächtig in de Ächterbuxe (ist mit der Arbeit zurück, zieht nicht mit). He is in de Ächterbuxe (ist im Rückstand). He häff de Ächterbuxe (Buxe) an (ist kein leichter Mensch). → Verschott
achterdaale 1. hinterher; zurückgeblieben. He is immer ne Tratt achterdaale. Dat Farken is (bliff) achterdaale (in der Entwicklung).
2. in der Wendg. achterdaale doon (zuvorkommen, wegschnappen, "austricksen"). He häff em dr'achterdaale daon (Er hat ihn übervorteilt). → Understääke
Achterdanz, -daa(n)s (Ot, Sü, Rae, Bo) m. volkstümlicher Tanz. → Kunderdanz
Achterdarm; Ächterdarm (Wes, Ot, Bo) m. Enddarm
Ächterdeel; Achterdeel (Bor, Bo) n. Hinterteil
Ächterdöör(e); Achterdööre (Bor, Hei, Bo) f. Hintertür. He geht an de Ächterdöör dat Huus uut (geht hinten hinaus). → Nenn-, Siedendööre
achterdriewen, -ben hintertreiben
Achterdruck (Vr, St, Sü, Hei, Rae, Bo). Ächterdruck (Wes) m. Druck auf Blase od. Darm, Blähungen
achter-eene → achterneene
achter-eens (St, Hei) in der Wendg. Se bünt achter-eens (nicht einig).
Ächter-end(e); Achter-ende (Hei) n. hinterer Teil (z.B. des Hauses); Hinterteil. so twassen (eegenwies) as 'n Ächter-end van'n Farken (sehr eigensinnig, störrisch). → ächterste
Achterfääken, -fäcken (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge); Ächterfääken, -fäcken (Sü, Hei) n. hinteres Brett am Kastenwagen. → Ende-, Vöörfääken
Ächterfoot; Achterfoot (Vr, Bor) m. Hinterbein
achtergaon hintergehen, betrügen. He achtergeht di.
Achtergedanke(n) m. Nachdenken, Überlegung. met Achtergedanken (bedacht, überlegt). → Naogedanken
Ächtergeschirr, -geschier; Achtergeschirr n. (Rh, Bo) Hintergeschirr bei Zugpferden. → Ächterbuxe
Achtergestell n. (Vr, Rae) hinterer Teil des Wagens. → Ächterstell
Achtergewwel m. hinterer Giebel
Ächterhand, Achterhand f. 1. Hinterhand (beim Kartenspiel). He häff noch wat in de Ächterhand (etw. in Reserve).
2. Hinterhuf des Pferdes
achterhands (Ge) hinterrücks. → achterbacks
achterharüm hinten herum. → achter-ümme
achterheer hinterher; nachher. Wat böistert he de achterheer! Dann kann ik de weer achterheer draawen (bei vergeßlichen Leuten). Se leepen em achterheer (folgten ihm). De satt daor schlimm achterheer (z.B. paßte genau auf, strebsam). → achterhen, achterin
Ächterheerd (Wes, St, Sü, Ra, Rae). Achterheerd (Rh) m. Herdfeuer im Rauchhaus (vor der Giebelwand am Wohnende). → loss Huus
achterhen hinterher. He löpp de so achterhen. Kiek de äs weer achterhen (Einladung zu kurzem Besuch). He häff de ääben achterhen kecken (z.B. Krankenbesuch). He is de achterhen (ist z.B. strebsam, genau). → achterheer, -in
achterhollen zurückhalten; verbergen; verschweigen. De vertällt di nich alls, de achterhöllt di noch wat!
Achterholt; Ächterholt (Wes, Hei) n. dickes Stück Holz hinter dem Herdfeuer
Ächterhook m. hinterer Winkel, Ecke (z.B. im Haus, in der Stadt)
Ächterhuus; Achterhuus (Vr, Bor) n. Hinterhaus (hinterer Teil des Hauses mit Tenne u. Ställen). In't Ächterhuus häbb wi blooß Schwiene in liggen.
achter-in hinterher, hinterdrein. De Kohne loopt up de Wäide, un de Blaagen böistert achter-in. Denne, daor moss immer achter-in loopen (Dem muß man immer hinterherlaufen, z.B. von unpünktlichem Handwerker). Se sitt de achter-in, dat ähre Blaagen wat lährt (achten darauf). He was de achter-in (darauf bedacht). → achteran, -heer, -uut
Ächterkaamer f. hinteres Zimmer im Haus, geheiztes Zimmer für alte Leute. → Winterkaamer
Achterkaorn, -kurn (Vr, St, Sü, Rae); Ächterkaorn (Ra, We) n. nicht ausgewachsenes, schlechtes Korn, fällt beim Kornreinigen heraus. → Afkräntsel, Schmachtkaorn
Ächterkaspel, -kespel; Achterkaspel, -kespel (Ot, Vr, Bor) n. abgelegener Teil des ehemaligen Kirchspiels, die von der Kirche weit entfernten Bauerschaften
Ächterköcke(n); Achterköcke(n) (St, Bor, Bo) f. Küche des Bauernhauses, in der gekocht wird, Nebenküche (auch als tägliche Wohnstube benutzt; im Unterschied zur Diele, → Köcken, Vöörköcken)
Achterkopp, Ächterkopp m. Hinterkopf
achterlaoten hinterlassen, zurücklassen. He häff 'n schlecht Beld achterlaoten (schlechten Eindruck). Se häff vull achterlaoten (hat ein größeres Erbe hinterlassen).
achterleggen hinterlegen (z.B. Testament). Geld achterleggen (eine Kaution stellen)
achterloopen hinterherlaufen. alls, wat achterlöpp (Gefolge, Anhang, von gleicher Gesinnung). → achterheer, naoloopen
achtermerkaar(e) nacheinander, hintereinander, der Reihe nach. De Kinder kammen achtermerkaare uut de Schoole. → achterneene
Achtermüürwark, -werk; Ächtermüürwerk (Wes, Ot, Rae) n. Innenmauerwerk, Hintermauer
achtern hinter, hinten. Dao kaos de Äöse van achtern sehn! (Pferde rannten weg, wenn sie eingefangen werden sollten). De Blaagen bünt van achtern totaal verwahrloost (bekommen nicht genug Schläge). Ik mott nao achtern (zur Toilette). Immer weer van achtern debi! (zäh aushalten). • Van achtern kaas 'n Dingen (ne Koh) am besten in't Gatt kieken (Im Nachhinein weiß man alles besser). De kann man am besten van achtern bekieken (Sie ist streitsüchtig, unsympathisch). He praot achtern (achter) uut'n Hals (sagt deutlich die Meinung). He praot (so helder), as wenn he achtern in't Vääne steht (schimpft laut, → helder). → daor 2, daor-achter, schlaagen 2, schmeerig, vöörne
Achternaame(n); Ächternaame(n) (Wes, Ot, Hei) m. Nach-, Hausname. → Huus-, Naonaamen
achternander hintereinander. → achterneene
achternao danach, hernach, hinterher. achternao kommen (hinterherkommen, zurückbleiben, später fertig werden). He krigg wat achternao (Strafe). Achternao dööt di dat leed! • Achternao is gudd praoten (küürn) (Im Nachhinein weiß man es besser). → Ende, hernao, naoheer
achterneene, achter-eene 1. nacheinander, hintereinander. Et häff dree Daage achterneene räängt. Se häbbt de Beene achterneene kreggen (haben Streit bekommen).
2. instande, zurecht. Dat krieg wi wall achterneene (Das wird geregelt). Häs du 't Spill a. weer achterneene? (alles in Ordnung). → achtermerkaare
achternkaar (Ot) hintereinander. → achtermerkaar
achter-of(s) → achterafs
achter-öwwer, achten-öwwer hintenüber. Lönn di nich so wied achter-öwwer, süss fölls harunder!
Ächterpand; Achterpand (Vr, Bor) n. Rükkenteil (z.B. von Kleidungsstücken); hinteres Viertel; Hosenboden, Hintern. → Ächterbahne
Achterpaorte, -purte f. Hintertor, hintere Tür
Achterpoot m., -poote f. Hinterbein, Hinterpfote
Ächter-radd; Achter-radd (Hei, Bor) n. Hinterrad (z.B. des Wagens, Fahrrades)
achter-rüggs hinterrücks, heimtückisch, hinterhältig. Dat was so ne Achter-rüggsken (ein Heuchler). → achterbacks
Achtersattel (Sü, Rae); Ächtersattel (Wes, Hei) m. Hintergeschirr des Pferdes
Achterschäämel (Vr, Ra, Rae); Ächterschäämel (Wes, Ot, St, Sü, Hei) m. Querstück über der hinteren Wagenachse
Ächterschredden (Wes, Vr, Sü, Hei, Rae) m. schemelartiges Gestell auf dem hinteren Achsenklotz des Ackerwagens, in dem der Langbaum (→ Langwaagen) befestigt ist
Achterschuft m. (Wes, Ot, Sü, Ra, Hei) Hinterteil (von Tieren)
Ächterseel n. Wagenseil (hinten am Heuwagen, Erntewagen, über den Erntebaum gespannt). → Waagenseel, Wessboom
Achtersied(e), -siete f. Rückseite, hintere Seite
ächtersinnig (Rh, Bo) hintergründig, tiefsinnig
Ächterstaalen (St, Sü); Achterstaalen (Ra) m. hinteres Bein (vom Stuhl, Tisch, gußeisernen Kochtopf)
ächterste, achterste hinterste. dat ächterste Deel. de ächterste Brügge (Streichbaum beim mechanischen Webstuhl). 'n ächtersten End (Hinterteil). He is so dumm (twassen, nijsgierig) as 'n ächtersten End (Ächter-end) van't Farken. achterste vöör(n) verkehrt herum. → glööwen, Titte, vöörnste
Ächterstell, Achterstell n. Hinterwagen mit Achse u. zwei Rädern, auf dem der Wagenaufbau ruht. He schlöppt dat Ächterstell nao (gehbehindert, Ge). → Achtergestell, Schäämel, Schredden, Vöörstell
Ächtersten m. Hintern, Gesäß
Ächterstollen (Ge, St, Sü, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo);
Achterstollen (Bo) m. Hinterbein (von Stuhl, Tisch u'a.). → Ächterstaalen
Achterstommen, -stowwen m. hinteres Zimmer. → Ächterkaamer
Ächterstrich m. hintere Zitze am Euter (paarig)
Achterstück n. Hinterstück
Achtertange (Ot, Vr, St, Sü, Hei, Rae, Bo); Ächtertange (Wes) f. hinterer Schraubstock an der Hobelbank (zum Einklemmen von Holz)
achter-üm(me) rückwärts herum. → trügge
achter-up hinten drauf; hinten hinauf. Gao de achter-up sitten! dat Peerd achter-up nemmen (so dressieren, daß es das Hinterteil hochhebt). → morgens, vöör-up
achter-uut rückwärts; zurück. Sett de Kaore en paar Tratt achteruut! Dat Peerd schleet (kätsket) achter-uut (schlägt rückwärts aus). De Häär bewahre us vöör Armood, vöör Müggen, Wüppstättkes un Achter-uut-kätsken (beteten die Ackerbürger, die pflügten, Ra). achter-uut bouen (mit dem Spaten graben, → achter-äärs). He buurt hatt achter-uut (wirtschaftet schlecht, → trüggebuurn). Daor häbb'ke an achter-uut buurt (Daran habe ich verloren). sik achteruut arbäiden (zurückbleiben). Et geht alle wieder achter-uut (Es geht bergab, verschlimmert sich). He is hatt (reelik) achter-uut gaone (sterbenskrank). Bi usse Tied gong de Schäöperij all achteruut (ging zu Ende). Lao we dat nich achter-uut setten (nicht aufschieben). sik achter-uut hoosten (Winde gehen lassen). → Brocken, Haasen, trügge
Ächterveerdel n. Hinterviertel, Hinterteil (z.B. des Rindes); Rückenteil (eines Kleidungsstückes). → Ächterpand
Ächterwaage(n); Achterwaagen (Hei) m. hinterer Wagen; Hinterteil (scherzh.)
achterwäägen(s), -weggens zurück. He häff nix achterwäägens laoten (1. weggelassen. 2. hinterlassen, z.B. Erbe).
achterwäärds rückwärts. → achter-, trügg-äärs
Achterwand f. hintere Wand, Rückwand
achterwinds im Windschatten. Achterwinds in de Sünne kö. ih't vandaage noch wall uuthollen.
achtkantig, -käntig achteckig, bes. in Wendungen wie Se häbbt em achtkantig heruutschmetten (He is dr' achtkantig uut floggen) ("in hohem Bogen", Rausschmiß).
achtpündig acht Pfund schwer. ne achtpündigen Haamer
achtsaam, -sam aufmerksam. Gao daor'n bettken achtsaam met üm!
Achtspänner m. achtspänniger Pferdewagen
achtspännig achtspännig
acht-tehn achtzehn. → veertehn
acht-tehnpündig, -pünnig achtzehn Pfund schwer. ne achttehnp ündigen Haamer
Achtung f. Achtung, Respekt. Daor häbbt se Achtung vöör! → Schroom
achtzig, achßig achtzig. → tachentig.
Zs.: hundert-,
Achtzig-Daaler-Peerd n. gutes, wertvolles Pferd. Se häff ne Kunte as 'n Achtzig-Daaler-Peerd (von einer stattlichen Person).
Acker m. (Äcker; Äckerken) Acker (mod.). → Grund, Land.
Zs.: Bou-
Ackerbörger m. Ackerbürger, z"B Handwerker mit Landbesitz" → Paolbörger
Ackerbou m. Ackerbau
Acker-eek m'n. (Vr, Bor, Rae) Eichenlohe aus mittelgroßen Eichen (zum Gerben, im Ggs. zu → Häister- u. Boom-eek)
Ackergrenze, -grää(n)ße f. Grenze zwischen zwei Ackerstücken
Ackerland n. Acker-, Pflugland. → Bou-acker
Ackerlöö → Ackerslöö
ackern ackern (pflügen u. eggen zusammen).
Zs.: bou-
Ackersää(n)gen m. (Rh) Kartoffelsorte Magnumbonum. → Magnenbooner
Acker(s)löö (Pl.) "Ackerleute", Bauern
Ackersmann m. Bauer (in Kinderversen)
Ackerstraote f. Landstraße, die zum Acker führt. Up de Ackerstraote dröff'm met Waagen un Ploog föhrn. → Buurn-, Landstraote
Ackerwaage(n) m. Ackerwagen
Ackerwolte(r) f. Ackerwalze
Adeele, Adeelken PN Adele, Adelheid. → Aolhäid
Adjuss, Adjüss, Atüss, Tüss Adieu (Abschiedsgruß). Adjüss säggen (sich verabschieden)
Adresse f. Adresse. an de verkährte Adresse (Dööre) kommen (an den Falschen geraten; fremdgehen)
adrett sauber, fein, nett. Se kümp (nich) adrett vöör'n Dagg (unsauber, schmutzig).
Advekaot, Afkaot m. (Advekaoten) Advokat, Rechtsanwalt. He kann schriewen as ne Advekaot (kann gut schreiben, ist klug). Dat Geld mutt man van de Löö nemmen, sägg de Advekaot, van de Bööme schüdden kann ik't nich. Dat will wi wall kriegen, sägg de Advekaot, dao nomm he dat Geld. Gott wahr mi vöör'n Advekaot, ne Peerdehändler of ne Magister in de Famillie: De eersten bäiden verdeent ähr Geld met Bedreegen, un den Magister will alls te säggen häbben. • Advekaoten un Waagenraa mütt't gudd schmeert weern. → prozessen, Vioole
Adwent m. Advent. → Katwent
Adwentskäärß(t)e f. Adventskerze
Adwentsklocken (Pl.) Totenglocken, kleines Geläut. De Adwentsklocken, de gaot weer (vom Quieken der Schlachtschweine am frühen Morgen im Dezember). → Schlachtetied
Adwentskranz, -kraa(n)s m. Adventskranz (kam erst um 1900 auf)
Adwentstied f. Adventszeit
af. of (Vr) 1. fertig, erledigt; erschöpft. Se häbbt dat Wark of. De Rogge is af (gemäht). He is af (Er ist müde, erledigt). → afdoon, afmaaken.
2. ab, weg; los von. Dann was den Buuk de lück af (mager geworden). Un du büs af (ausgezählt, beim Abzählvers). Et was nich wied af bi Freesen van Nachte (Es war nahe daran zu frieren). Bliew daor af met diene schmeerige Hande (Finger, Pooten)! Daor konnen de Kodden nich af (Die Sau konnte nicht ferkeln). De Kodden bünt van de Sogge af (vom Säugen entwöhnt). De is van de Melk noch nich af (unreif). Se holpen em wall van sien Arwe af (halfen ihm, sein Erbe durchzubringen, betrogen ihn um seine Erbschaft). He kann de gudd van af (trennt sich leicht z.B. von Geld, → schäiden). Dat flügg de so af (Durchfall bei Kühen). Wahr di devan af (Hüte dich vor ihm). Et mutt drup af (Wir lassen es drauf ankommen).Ik kann dat nich af (kann es nicht ertragen). Den kann ik nich af (nicht leiden). He sitt't em af (erzwingt es). De wuss de wat af (wußte etwas davon, → Sunndagg). Wi bünt devan af (Wir sind es los). Wenn daor van af büs, moss froh wenn. (z.B. von einer Krankheit). He was de gudd van af (Er war es glücklich los). Et is mij good af (Ich bin damit zufrieden, Rh, Bo). He is van't Suupen af (hat sich das Trinken abgewöhnt). He häff een dr'af (betrunken, St). Dat is mi doch te dumm af vöör de Löö (zu dumm, peinlich). Daor büs met fifftig Mark van af. → an, daorvan, gau, Jaggd, Praote, scheeten, up, van.
3. in Wendungen wie af un to (af un an) (ab u. zu, bisweilen). up un af (auf u. ab). Et geht up un af äs de Floh in't Hemd (wechselhaft, unzuverlässig).
Zs.: achter-, bääk-, barg-, buuten-, daor-, Frij-, halw-, her-, kott-, puss-, sied-, stroom-, stump-, trapp-, vöör-, vöörn-, wied- , winds-
Af-, af- auch: Of-, of-
Af-aard f. Abart
af-ääten, -etten aufessen, leeressen. Moss den Teller (schoone) af-ääten! → löög, uut-ääten
af-ändern, -ännern abändern
af-änderlik, -ännerlik änderbar, abänderlich
af-arbäiden 1. abarbeiten, mit Arbeit bezahlen. met Huusdenst afarb äiden (als Bezahlung ableisten).
2. sik af-arbäiden (sich abrackern, abmühen). He schnüff as 'n af-arbäidt Peerd (schnauft wie ein müdes Pferd). → up-arbäiden
af-argern, sik sich ärgern. He häff sik an de Deerne af-eargert.
afbäädeln abbetteln. De Blaagen häbbt sik wat Steekskes afbäädelt.
afbääden Abbitte leisten
afbaakenen (Vr, Bo) abgrenzen. → afpäölen, uutbaakenen
afbacken abbacken, fertig backen, ausbacken. → uutbacken
afbäörde(l)n umbiegen; Kanten glätten. de Klumpe afbäördeln (Kanten um die Öffnung der Holzschuhe beschneiden). → üm-, uutbäördeln
afbästen, -bässen entrinden, abschälen. Den Boom wodde afebäst met'n Schällbäitel. dat Äi afbästen. → afpellen
afbee(de)n über-, unterbieten (beim Kauf). → upbeeden
afbeegen → afbäägen
Afbeld n. Abbild
afbelden, -bellen abbilden
afbestellen abbestellen
afbetahlen abzahlen, zurückzahlen. He mott dat Geld afbetahlen.
afbicken → afpicken
Afbidde f. Abbitte, Entschuldigung. Afbidde doon
afbidden abbitten; entschuldigen. Man kann ussen Häärgott vull afbidden, maor nich twingen.
afbielen behauen, abbeilen (z.B. Holzbalken)
afbieten abbeißen. • Biet alltied man so vull af, as du ook schluuken kaas! (Übernimm dich nicht).
afbinden, -binnen abbinden (mit Bindfaden). den Sack afbinden (zum Tragen in der Mitte binden). ääben den Naffel met'n Tou afbinden (z.B. bei der Geburt eines Kalbes). Lämmer met'n Band afbinden (Hoden abbinden, kastrieren).
afblaa(de)n 1. Blätter abnehmen (z.B. von Runkelrüben, Kohlpflanzen).
2. abblättern. Den Bast blaadt af (Die Rinde blättert ab).
afblaosen abblasen (z.B. Rahm von der Milch). → af-flöößen, afpuusten
afblatten verlaschen (z.B. Balkenholz; best. Zimmermannstechnik). → Eck-, Krüüsbladd, upblatten
afblitzen abblitzen. Denne häff'ke afblitzen laoten.
afblöien verblühen
afbloo(de)n ausbluten. dat Farken (Hohn) afbloon laoten
afblööten abräumen, die oberste Schicht, Grasnarbe abstechen. de Wäide afblööten (Mutterboden abgraben). → Blöötling
Afbodd n. Absage. Afbodd doon (etw. absagen)
afböögen, -beegen ab-, umbiegen, (Kanten) glätten. → afbäördeln
afböörn, -büürn abheben; hochheben, wegtragen. Kaas den Sack äs afböörn? Geld van de Kasse afböörn. ne brööske Henne van't Nüss afböörn
afbosseln, -bösseln bürsten, abbürsten. dat Peerd afbosseln (striegeln)
afbouen pflügen, so daß eine Mittelfurche entsteht; auseinanderpflügen. ne Foore afbouen (eine Furche z.B. vom Nachbargrundstück abpflügen). → afschlaon
afbrääken, -brecken abbrechen, zerbrechen, beschädigen. He häff dat olle Spill afbrocken (z.B. altes Haus abgerissen). De Eenspannsbööme bünt afebrocken. → harunderbrääken, Verzierung, warm
afbraanen, -brannen abbrennen. Dat Huus is afebrannt. → ümtrecken
afbrengen, -breggen abbringen (von). Dat häff he in'n Kopp, daor kaas em nich van afbrengen (hält stur an seinem Vorhaben fest).
Afbröcke f. Abbruch
afbröckeln, -brocken abbröckeln. Den Boomstamm is a. wat afbröckelt (morsch).
afbröien abbrühen mit heißem Wasser. dat Farken afbröien. → Bröisump
afbruuken verbrauchen, abnutzen
Afdack n. Kübbung, tief gezogenes Schutzdach (z.B. über den Viehständen des Bauernhauses), Seiten- od. Vordach; mit Pultdach versehener Anbau am Speicher od. an der Scheune. Dat Brandholt wodde in't Afdack schmetten (trockener Raum zum Lagern). → Afsiede, Schleppdack
Afdackplaate f. Pfette auf der Außenmauer des Bauernhauses. → Müürplaate
Afdäi m. in der Wendg. Et is up'n Afdäi (Tauwetter). den eersten Afdäi (Morgentau)
afdäien abtauen
afdampen verdampfen, ausdampfen
afdanken abdanken, zurücktreten. ne afgedankten Amtmann (im Ruhestand)
Afdeckbredd n. Brett zum Abdecken von Faß, Tonne (z.B. Jauche- od. Pökelfaß). → Folge
afdeckeln ausschimpfen, beschimpfen, die Meinung sagen; verprügeln. Junge, wat häff he se afgedeckelt kreggen!
afdecken 1. abdecken, zudecken. De Runkelkuhle wödd met Stroh, Eerde un Loof afedeckt.
2. herabnehmen. Pannen afdecken (Dachziegel abnehmen)
Afdeckplanke f. Brett zum Abdecken von Faß, Tonne. → Afdeckbredd
afdeelen abteilen. dat Farkenschott afdeelen. → döördeelen, - setten
afdeenen abdienen, ableisten. Den Wönner moch't met Arbäid afdeenen. → af-arbäiden
afdichten abdichten
afdisseln abdechseln, Holz mit dem Dechsel, einem Beil mit querstehender Schneide, glätten (z.B. Balken, rund gefahrene Holzfelgen, Stirnholz, das nicht gesägt werden kann)
afdoon 1. abladen. en Foor Höi afdoon. → afstääken.
2. wegnehmen, beseitigen. He häff 'n Baord afdaon (hat sich rasiert). He wödd afedaon (enterbt).
3. hart arbeiten, abarbeiten, etw. leisten; sich müde arbeiten. Met twee Mann kö. ih 'n Hoop afdoon. Häs dat all afdaon? (erledigt). He häff wat afdaon (hat was geleistet, ist müde). Ik häbb't afdaone (bin müde). Dat Weer dööt sik wat af, et räängt all Daage! → af
afdosken, -dösken dreschen. De Mieten häbbt se afdösket met'n Dampdosker.
afdööwen ersticken. dat Föör afdööwen. → Doowpott
afdräägen 1. forttragen, abtragen. Up't Vääne wodde Torf afedräägen.
2. auftragen, abtragen (von Kleidung). en ofgedräägen Stück Tüüg. en afdräägen Böis (abgetragen, alt)
afdraamen → afdrammen
afdraawen, -ben ablaufen, überall hingehen. He draawt de Hööke af (richtet nichts aus, z.B. trotz des Eifers).
afdräien 1. abdrehen; abbiegen, die Richtung wechseln. Dao was he metneene afedräit. → ümdräien.
2. handwerklich bearbeiten. up de Dräibank afdräien (drechseln). de Pötte afdräien (die getrockneten, lederharten Gefäße bearbeiten, z.B. Kanten sauber drehen).
3. in der Wendg. afdräien up (es absehen auf, darauf aus sein). He häff't de up afdräit (hat es darauf abgesehen). → afgedräit
Afdräier m. Abdreher (Facharbeiter in der Weberei)
Afdräischiewe, -be f. Töpferscheibe zum "Abdrehen", Glätten der lufttrockenen Gefäße
afdrammen, -draamen abbetteln, abtrotzen (durch anhaltendes Bitten)
afdriewen, -ben weg-, davontreiben; abtreiben. dat Veh afdriewen van de Wäide. dat Wild afdriewen bi de Jaggd. Bijen afdriewen (in den Korb treiben, → aftrummen). Dat Waater driff af.
afdrinken (etw.) "begießen". De doot't afdrinken (auf etw. trinken, z.B. Richten eines Hauses, Geburt eines Kindes).
Afdröögedook n. (Bo) Trockentuch. → Dröögeldook
afdröögen abtrocknen. Köppkes afdröögen met'n Dröögeldook
afdröppeln abtropfen, abtröpfeln. Dat Waater dröppelt van't Dack af. → lecken 2
Afdruck m. Abdruck
afdrucken, -drücken 1. abdrücken.
2. abdrucken
afdunkeln abdunkeln, verdunkeln. ne afgedunkelte Kaamer
af-eggen eggen. Dat Erpel-land af-eggen (mit der Egge bearbeiten)
af-fäägen 1. abfegen, abkehren. de Dääle af-fäägen. → afkehrn.
2. ausschimpfen. → uutfäägen
af-fäär(d)igen, -ferrigen abfertigen. De häbb wi wall af-fäärdigt (mundtot gemacht).
af-faasern zerfasern, ausfransen
Af-fahrt, -faort f. Auffahrt, Stelle, an der man vom Weg auf die Straße abbiegt.
2. Abfahrt
Af-fall → Afgefall
Af-fall-emmer m. Eimer für Küchenabfälle, Mülleimer. → Asken-emmer
af-fallen 1. abfallen. De Blöite is all af-follen. Waor sall ik sitten? (Antwort:) Hier (Daor) is noch nümms afefollen (Dabei zeigt man auf den Daumen).
2. mißfallen, nicht gefallen; enttäuschen. Dat is mi düftig ofefollen. He is mi lellk afefollen (stark mißfallen). Denne is mi doch hatt af-follen met sien Praoten (negativ aufgefallen). → miss-, teggenfallen
Af-fall-end(e) n. Abfallende (z.B. vom Brett, Balken, von der Wurst). → Boll-ende
Af-fallrohr, -röhr, -rühr n. Fallrohr für Regenwasser vom Dach. → Fallrohr
Af-falltunne f. Abfalleimer
af-fangen abfangen. Den Druck van't Dack wodde met ne Stütte afefangen (mit einer Stütze am Dachstuhl).
af-fielen abfeilen. de Schohsollen af-fielen (abraspeln)
af-fillen häuten. De Maage wodde in heet Waater daon un af-fillt van binnen (beim Schlachten).
af-finden, -finnen 1. abfinden. Dat Kind wödd afefunden (erhält Mitgift, Erbschaft).
2. sik af-finden met. Daor moss di wall met af-finden! De kann sik met'n ollen Dagg nich af-finden (mit den Altersbeschwerden).
Af-findung, -finnung f. Abfindung
af-fisken, -fissen abfischen. den Kolk af-fisken
af-flämmen abflämmen, abbrennen. de Wääge un Grääwens af-flämmen. dat Schwien af-flämmen (Borsten nach dem Schlachten absengen). De Henne wodd nao't Plücken met'n Strohwisk afeflämmt. → sengen
af-fleegen abfliegen
af-fleesken, -fleeßen abfleischen, Fleisch ablösen. de Haore up'n Buck af-fleeßen (in der Gerberei). → entfleesken
Af-fleesker, -fleeßer m. Abfleischer in der Gerberei
af-fleeten Fäden von Bohnenschoten entfernen. Bohnen af-fleeten. → afströöpen
af-flöiten abpfeifen. dat Spöll af-flöiten
af-flöößen (Wes, Ot, Vr) abpusten (von Rahm auf der Milch). den Schmand van de Melk af-flöößen
af-flööten (Sahne) abschöpfen
af-flouen abflauen. De Wind flout af (läßt nach).
af-föhlen abfühlen; abtasten. de Kribben nao Fiske af-föhlen. de nijen Erpel af-föhlen (fühlen, ob sie dick genug sind)
af-föhrn, -führn wegtransportieren; ab-, wegfahren. De Buusken wödden in'n Mäi af-föhrt un an de Miete packt. De föhrt di't Gatt af (riskantes Fahren, → Hacke 1).
af-foorn, -fuurn abfüttern. de Kinder af-foorn. Nao't Af-foorn gaot de Buurn nao Bedde (nach der Abendfütterung des Viehs).
af-frääten, -fretten abfressen. De Kaniene häbbt mi 'n Bast van de jungen Bööme af-frääten. → Wessum
af-fraogen abfragen; verlangen, fordern. He häff mi te vull affroggt föör de Koh (beim Handel).
af-freesen ab-, erfrieren. Dat Erpel-loof was bes up de Grund affroorn. → verfreesen
af-friewen, -riewen, -ben abreiben. Friew dat Kalw gudd af nao de Geburt! (Reib es gut trocken). den Diss met'n Lappen af-friewen (säubern). → afschüürn, Strohwisk
af-füllen abfüllen. Wien in Fläsken af-füllen
af-fuulen abfaulen
afgaddern, -garrern 1. absuchen, nachlesen (z.B. Kartoffeln). dat Butt afgaddern (abnagen). → naogaddern.
2. ausschimpfen. → afkanzeln
Afgang m. Stuhlgang. van Armood kien Afgang (Afkommen) häbben (von ausgemergeltem Vieh od. von Armut, Hunger, scherzh.)
afgaon 1. abgehen, weggehen. De bünt em met't Geld afgaon ("durchgebrannt"). Et geht mi leed af (gebe es ungern ab). Dat gong us so koomisch af (kam uns so komisch vor). Laater sall uh noch as ne Piere afgaon (Später wird es euch wohl schwerfallen).
2. in der Wendg. afgaon van (abgehen, abrücken von). Daor gao wi nich van af! (Dabei bleiben wir). Daor bünt se vull van afgaone (Die Sitte hat man aufgegeben).
3. weniger werden. afgaonde Maone. 't Afgaon van de Maone. → afnemmen, Arfte, drieten, togaon
afgasten, -gassen abräumen od. umstellen der Garben in dichtere Reihen (wenn ein Teil des Ackers gepflügt werden soll, auf dem die Garben noch trocknen). → upgasten
afgedräit 1. gut geformt. en afgedräit Deernken.
2. abgefeimt, listig. en ganz afgedräit Käärlken. → afdräien
afgeeten abgießen. de Erpel afgeeten (Kochwasser der Salzkartoffeln abgießen; Wasser lassen, scherzh.). → afstötten, öwwergeeten
Afgefall, Af-fall m. Abfall. In'n Ommen häbb wi den Afgefall verbrannt.
Zs.: Köcken-
afgeläägen, -geleggen abgelegen, einsam. De wonnt ganz afgeläägen.
afgestorwen verstorben. → afstarwen
afgetrocken geizig; raffiniert, schlau. → aftrecken
afgewwen, -gebben 1. abgeben. He häff den Hoff afgewwen. Denne kann schlecht wat afgewwen (geizig). Se häff 'n Lääpel (dat Gebäädebook) afgewwen (ist gestorben). → stinken.
2. in der Wendg. sik afgewwen met (sich befassen mit, umgehen mit). Daor moss di nich met afgebben! De bäiden häbbt sik metneene afgewwen (voreheliche Schwangerschaft).
Afglanz, -glaa(n)s m. Abglanz
afglätten glätten, glattstreichen. de Kellerfluure afglätten met'n Gladd-iesen (den frisch gegossenen Estrich auf dem Kellerfußboden - durch Bestreuen mit Zement - glätten)
afgraawen, -ben abgraben. Den Grund is afegraawen (z.B. ausgesandet). He häff em dat Waater afgraaben (die Existenzgrundlage genommen).
afgräwweln ausschimpfen. De kann di doch afgräwweln, dat nich wees, wat säggen sass.
afgrenzen, -grää(n)ßen abgrenzen. met Päöle afgrenzen. → afbaakenen, afpäölen
afgriepen abnutzen durch häufiges Anfassen. Dat Bäädebook was ganz afgreppen. → befüüsten
Afgunst, -goo(n)st f. Neid, Eifersucht. → Aawer-, Missgunst, Naid
afgünstig, -göö(n)stig neidisch, eifersüchtig. → aawer-, missgünstig
afhääkeln, -heckeln 1. abhäkeln (Maschen).
2. (jd.) ausschimpfen, mundtot machen
afhaalen abholen; abnehmen. He sall de Pott-erpel van de Bahne afhaalen (Pflanzkartoffeln vom Bahnhof abholen). Se haalt de Wöske van'n Draod (van de Liene) af. → Dood, Ssettel
afhacken abhacken, -schlagen
afhälsen, -halsen, -hälstern, sik sich abarbeiten, anstrengen, quälen; hasten. Wat häbb'ke mi afehälst! He was ganz afehälst (afehälstert) (erschöpft, zerschlagen).
afhandeln, -hanneln abhandeln, den Preis herunterhandeln
Afhang m. Abhang, Böschung
afhangen 1. herunternehmen. de Pannen afhangen (Dachziegel abnehmen).
2. abhängen. Dat Flees mott afhangen, dat't weeker wödd.
afhängig abhängig. afhängig van't Weer. Se wassen afhängig van'n ander.
afhäörn 1 abfragen, abhören. den Katechismus afhäörn. de Prääke afhäörn (kontrollieren, ob bei der Predigt zugehört wurde)
afhäörn 2, -haorn enthaaren. De Huud wodde met Kalk in de Küüpe afhäört (in der Gerberei). → enthäörn
Afharke f. großer Rechen zum Nachharken der Getreidereste auf dem Stoppelfeld. → Aftreckharke, Foortrecke
afharken nachharken, abharken, Getreidereste nach der Ernte zusammenharken. → foortrecken, naoharken
Afharksel n. das nachgeharkte Getreide nach dem Ernten (wurde für Hühner u. Milchvieh verwendet). → Foortrecksel, Naoharksel, Treckfoor
afhaspeln 1. abhaspeln, abwickeln (Garn).
2. sik afhaspeln (sich anstrengen, bemühen)
afhasten, sik sich hetzen, eilen
Afheeber, -wer m. Stahlschiene zum Abheben frisch gedrehter Ware von der Töpferscheibe. → Staolschiene
afheelen verheilen. Den Finger is gudd afeheelt.
afhollen abhalten. Daor lött he sik nich van ofhollen (bleibt stur). De hollt us lange van't Bedde af (späte Gäste). kläine Blaagen afhollen (über den Topf halten). → Kollenback
Afhölpe f. Abhilfe
afhoobeln abhobeln, glätten
afhouen 1. abhauen; abholzen. Bööme afhouen. de Henne den Kopp afhouen.
2. wegrennen. Wenn ik hou, dann hou ik af (Reißaus, Wortspiel).
afjaagen abjagen, abhetzen, müde jagen; wegjagen, verscheuchen. dat Peerd afjaagen. Se moss de Fleegen afjaagen bi't Melken.
Afjach(t), Afjack f. Rüge, Rüffel, abschlägige Antwort. ne Afjacht gebben (Angst einjagen). ne Afjacht kriegen (ausgeschimpft od. verprügelt werden)
afjachte(r)n wegjagen; abhetzen. De Pannen bünt van't Huus afejacht (durch Sturm). Den Hund was afejacht.
afjasken, -jassen 1. das Fell abziehen (z.B. der Kuh), schinden. → af-fillen.
2. sik afjasken (sich abarbeiten, abquälen)
afkaarten "abkarten", heimlich beschließen. Dat was 'n afgekaart Spill.
afkanten Kanten umbiegen, glätten. → afbäördeln
afkanzeln ausschimpfen, "herunterputzen". He häff em aorndlik afekanzelt. → afranzeln
afkaorn abkarren (mit einer Sturzkarre wegbringen). Den Bülten wodde afekaort (ausgesandet, geebnet u. kultiviert).
Afkaot → Advekaot
afkäppersken abblättern, -schülfern
afkappen Spitze abhauen
afkäts(k)en abschlagen. de Decke met'n Haamer afkätsen (den Putz abklopfen). den Pott-ommen afkätsen (Wand u. Gewölbe des Brennofens abschlagen, damit die verbackenen Glasurreste beim nächsten Brand nicht auf die Töpferware tropfen)
Afkehr, -kähr f. Abneigung, Abkehr. Ik häbb daor Afkehr an (keine Neigung dazu).
afkehrig, -kährig abgeneigt; abtrünnig. → afkörstig
afkehrn, -kährn fegen, abfegen. de Dääle afkehrn. → af-fäägen, uutkehrn
afkieken abgucken. in de Schoole afkieken. andern wat afkieken. He will mi de Botter van't Brood afkieken (nemmen) (Er ist neidisch).
afkienen abkeimen. de Erpel afkienen (Kartoffeln von Keimen befreien, z.B. vor dem Schälen, Kochen)
afkippen abkippen, abladen (z.B. aus einer Sturzkarre). de Erpel in de Schoppe afkippen
afklabastern von einem zum anderen gehen, entlanglaufen. Wi häbbt alls afklabastert un nix kreggen (Wir haben überall gefragt u. nur Absagen bekommen).
afklämmen 1. abklemmen.
2. vorstechen, einteilen (beim Torfstich). → ritzen
afklöörn abklären
afklappen eine Klappe herunterlassen
afklappern ablaufen, von einem zum andern laufen. → afklabastern
afkleeden verkleiden (z.B. mit Tüchern, Brettern abgrenzen). ne afgekleedten Hook van de Schoppe föör de Kutse
afkloppen abklopfen, abschlagen. met'n Fläägel afkloppen (dreschen)
afknäbbeln, -knäwweln abnagen. 'n Büttken afknäbbeln
afknallen abschießen, abwerfen. afknallen spöllen ("Jägerball", Kinderballspiel mit zwei Mannschaften: Die Spieler außerhalb des Feldes müssen die im Inneren treffen oder abwerfen.)
afknappen abbrechen, zerbrechen. Den Stell knappen em af bi't Wark. Den Tand is bi't Trecken of-eknappt.
afknäppern absparen, -knausern. van'n Mund afknäppern
afknapsen absparen, einsparen
afknibbeln kleine Stücke abbrechen, abnehmen. den Bast van'n Boom afknibbeln
afknicken abknicken. Den Boom is van'n Wind afeknickt.
afknickern einen Knicker anstoßen, um den anderen Knicker zu treffen. → naoscheeten
afkniepen 1. abkneifen. den Peerdestatt met ne Tange afkniepen. de Kodden de Tande afkniepen (damit sie die Sau nicht beißen beim Säugen).
2. "abzwacken" (beim Kauf)
afknipsen fotografieren. Ik lao mi so nich afknipsen. → afnemmen
afknööken abbrechen
afknööpen, -knöppen 1. aufknöpfen.
2. "abluchsen", abschwätzen, abspenstig machen. Häbbt de Jungs mi doch de leste Mark noch afknööpt. → afluurn
afknüppeln abschlagen, -hauen. de saoren Tööge van de Eeken afknüppeln (trockene Zweige abschlagen, um Brennholz zu sammeln)
afknüppen aufknoten
afkocken abkochen
Afköhlboste, -böste f. Kühlriß, Haarriß (in Töpferware). → haarn 2
afköhlen abkühlen; auskühlen. den Pott-ommen afköhlen (den Brennofen durch stufenweises Öffnen abkühlen). → uutköhlen
afköiern → afküürn
Afkommen n. 1. Herkunft, Abstammung. → Heerkümste, Komm-af.
2. Stuhlgang. → Afgang
afkommen loskommen, ab-, freikommen. Ik kann doch en Stündeken afkommen (kann mir Zeit nehmen). He is de nett so gladd van afekommen as dat Schaop van de Wulle (hat großen Verlust erlitten, wurde betrogen, z.B. beim Handel, iron.). → Buxen-schöörn, nooit, Posten, schierlik, teschamper, Text, Waord
Afkömmling m. Abkömmling, Kind, Nachkomme. → Aflegger
afkoopen abkaufen. → bekoopen, rieke
afköörn abkören, die Zuchtkonzession aufheben. Dat Peerd häbbt se em afeköört. ne afgeköörten Bullen. Dat Veh krigg 'n Lock in't Aor, et is afeköört (minderwertig, schlachtreif). He was afeköört (bei der Musterung durchgefallen, → kaputtschriewen, loosen).
afkörstig (Rh, Bo) abtrünnig. He was ne Afkörstigen (machte einen Rückzieher).
afkötten abkürzen; einkürzen, absägen. Holt afkötten. → aflängen, inkötten
Afkrän(t)sel n. (St, Sü, Ra, Hei, Rae) schlechtes Korn, Abfall beim Dreschen in der Kornfege (halbe Ähren, sehr kurze Strohstückchen). → Achterkaorn, Kräntsel
afkrassen 1. abkratzen. dat Ies van de Ruuten afkrassen.
2. sterben (grob)
afkreemern, -kräämern (Vr, Sü, Ge, Rae) 1. sich wegschleichen, stillschweigend verschwinden. He is afekreemert as 'n Hund sonder Statt.
2. sterben
afkriegen abbekommen. He ha. wat afekreggen (hat sich verletzt, weh getan).
afkündigen, -künnigen abkündigen (von der Kanzel, z.B. Hochzeit u. Tod)
afküürn, -köiern 1. abschwätzen, durch Reden abspenstig machen.
2. absprechen, etw. abmachen, sich verabreden. → afsprääken
aflaa(de)n entladen, abladen (z.B. Garben, Heu vom Wagen). → Bocholt
Aflaader m. wer die Garben vom Wagen ablädt. → Uplaader
aflaagern ablagern. afgelaagert Holt (mehrere Jahre abgelagertes, trockenes Möbelholz)
aflääpeln, -leppeln auslöffeln, abschöpfen. → uutlääpeln
aflääsen 1. aufsammeln, -lesen. Ruupen aflääsen (Raupen entfernen). → afruupen.
2. ablesen. Man konn't em van de Oogen aflääsen, wat he säggen woll.
aflääwen, -ben alt u. gebrechlich werden, sich dem Tode nähern; sterben. Dat Peerd is aflääwt (alt, verschlissen).
aflängen absägen, einkürzen. Holt aflängen (absägen). → afkötten
Aflaot m. Ablaß. → Lünten
aflaoten ablassen. Waater van de Bääke aflaoten. De Lienfarwe leet af (war nicht beständig, färbte ab). De Waaterfarwe wödd met Beer misket, dat de nich aflött (Bierlasur).
Aflaot-ollie n. Altöl
aflecken ablecken. De Hund leckt mi de Hande af. → Honning, Schnotterbellen
afleggen ablegen. De Rogge moch van Hand afleggt un bunnen weern (Der Mäher legte die Roggengarben hinter sich ab, dann wurden sie gebunden). Woll Ih ääben afleggen? (den Mantel ablegen). Plaggen afleggen (Soden abstechen). afleggen met de Gaordenhacke (beim Umgraben Unkraut in die Furche legen, → afstääken). dat Bedde afleggen (aufdecken, lüften)
Afleggepanne f. dreieckige Schaufel zum Einlegen von Unkraut im Garten; Torfspaten
Aflegger m. 1. Torfspaten; Vorschäler am Pflug zum Misteinlegen. → Afleggepanne, Schöör-ieser.
2. Gitter am Mähbalken der Mähmaschine zum Ablegen des Getreides (beim Selbstbinder).
3. Person, die an der Mähmaschine ablegt.
4. Ableger von Pflanzen; Nachkömmling, Kind
aflehnen 1 1. ausleihen, verleihen.
2. entleihen. → uutlehnen
aflehnen 2 ablehnen
aflehrn, -lährn abgewöhnen, (jd. etw.) austreiben. Wi willt ähr dat aflährn.
aflewwern abliefern. In'n lesten Krieg mochen wi alls aflewwern.
aflieken einebnen. ne Bülten aflieken. → uplieken
aflöchten beleuchten; mit Licht absuchen
afloopen 1. ablaufen; herausfließen. Den Bröisump ha. Löcker an de Sied, dat dat Waater afleep.
2. hin- u. herlaufen; besuchen. He häff de Büürte afloopen, üm 'n gudd Peerd te koopen. Ik häbb noch verschäidene Geschäfte af te loopen.
3. durch Laufen abnutzen. De Sollen bünt ganz scheew afeloopen. He löpp sik de Hacken (Beene) af nao de Karke (sehr fromm).
4. verlaufen, ablaufen. Et is gudd afeloopen (gut ausgegangen). Et was afeloopen (vorbei). Usse Tied is afeloopen (Wir sind alt, sterben bald). Nu is't ja meest afeloopen (fast vorbei). → Kante, Klüwwen, rieke
aflöösen ablösen. dat Arwe aflöösen (z.B. ein Erbe von der Hörigkeit befreien, loskaufen)
aflösken, -lössen ablöschen (z.B. Kalk, Tinte)
aflucksen "abluchsen", abspenstig machen, auf unehrliche Weise wegnehmen. Disse ollen Dinger woll ik di wall aflucksen. → afluurn, afniefeln
aflünkern abgucken, ablauern; mit List etw. abnehmen. bi't Schoolwark aflünkern. Se häbbt em dat Geld afelünkert. → afluurn
aflüstern, -lustern abhorchen. He hä'e sik dat aflüstert (gehört, horchend erfahren).
afluurn 1. abpassen, abwarten, erwarten, sich auf die Lauer legen. Dat mo'k noch äs afluurn, wat dat wödd (was sich ergibt). Dat ha'k em nich afluurt (ihm nicht zugetraut). → upluurn.
2. abspenstig machen. Dat könn. we em teminsten afluurn. → afknööpen, -lucksen, -lünkern, -niefeln
afmaagern abmagern
afmaaken 1. abnehmen; entfernen. de Bääsen plücken un afmaaken (abstreifen).
2. erledigen, fertigstellen. dat Wark afmaaken. Häbb ih't ook afmaakt? (die Pflichtübung erledigt, z.B. Messe, Beichte).
3. absprechen, vereinbaren; bestimmen. ne Visiete afmaaken. He häff dat faste afmaakt (vertraglich geregelt). → Baord 1
afmääten, -metten abmessen, Maß nehmen. met'n Spintfatt afmääten. → uutmääten
afmäien abmähen, abschneiden. dat lange Gröss afmäien. Däörne afmäien. de Hegge afmäien
afmahlen abnutzen (vom Mühlstein). Den Steen was ganz afmahlen.
afmaolen abmalen, -zeichnen. Den Düüwel is noch so schwatt nich, as he afmaolt wödd! (Halb so schlimm).
afmasken 1 abmaschen, abstricken
afmarackern sich abrackern
afmasken 2 (Bor, Hei, Rae, Rh) schwer arbeiten, abrackern, sich verausgaben, belasten
afmasseln (sth.s) 1. strampeln; bloßstrampeln. Dat Kind häff sik't Bedde afmasselt.
2. sik afmasseln (sich abplagen, abquälen, erschöpfen. De Koh is afmasselt nao't Kalwen. He häff sik afmasselt. afmusseln
afmatteln erschöpfen, abarbeiten. He is afemattelt.
afmeenen, -määnen (Vr, St, Sü, Ge) erschöpfen, abarbeiten. Wat was he afemäänt! (müde, erschöpft). → vermeenen 1
afmelden abmelden
afmelk spät nach dem Kalben noch Milch gebend. De Koh is afmelk. ne afmelke Koh (Kuh, die in dem Jahr, in dem sie gekalbt hat, noch Milch gibt, aber nicht mehr befruchtet ist). → oldmelk
afmelken trocken melken. De Koh is afmolken (alt, schlachtreif). → dröögemelken
Afmelkmarkt m. n. Milchviehmarkt (verkauft wurde nicht an ein Herdbuch gebundenes Milchvieh)
Afmelkstall m. Stall für Schlachtvieh
afmesten, -messen ausmisten. den Kohstall afmesten. → uutschmieten
afmäien, -mäiten, sik sich abmühen, bemühen
afmormeln mürbe, trocken werden; faulen, abbröckeln. Dat Spintholt is dr' all afmormelt.
afmuggen (Ra, Bor, Rh, Bo) 1. schlecht schneiden, "säbeln".
2. sik afmuggen (sich abmühen, schwer arbeiten, ohne Ergebnis)
afmusseln, sik (sth.s) sich mühen, schwer arbeiten; mühsam, ohne Ergebnis arbeiten. → afmasseln, -muggen
afnaagen abnagen
afnaffeln, -naaweln abnabeln
afnäien abnähen (z.B. Falte einnähen)
Afnäier m. Abnäher
Afnäißel n. Abnäher
afnemmen abnehmen. wat van de Haor afnemmen laoten (schneiden lassen). Schmand afnemmen (entrahmen). Waare afnemmen. afnemmen bi't Stricken (Maschen abnehmen). Daor moss de Kippse ('n Hood) vöör afnemmen (Anerkennung, Achtung, → Fahne, Fleerbuss). Kaarten afnemmen (Karten abheben). sik afnemmen laoten (sich ablichten, fotografieren lassen). He nomm mi genau af (musterte mich genau). afnemmende Maone (abnehmender Mond). → afgaon, schmachten, Tou, upnemmen
afnicken köpfen (z.B. Fische)
afniefeln (Vr, Ge, Bor, Rae) abschwätzen; heimlich, betrügerisch wegnehmen. De Wäide häff he em so langsaam afeniefelt. Dat mo'k em met'n mooi Präötken noch afniefeln. → afküürn, afluurn, weggniefeln
afpacken abpacken, verpacken. nich afgepackten Ssucker (lose verkaufter Zucker)
afpäigern (Vr) 1. überanstrengen, zu Tode arbeiten lassen. He häff sienen Knecht afpäigert.
2. weggehen, sich aus dem Staube machen; sterben. He is afepäigert.
afpaocheln, -paogeln abstoßen, abscheuern. De Koh häff sik 't Haorn afepaochelt.
afpäölen abgrenzen, Grenzpfähle setzen. → afgrenzen, af-, uutsteenen, uutpäölen
afpassen abpassen, abmessen; den richtigen Zeitpunkt finden. Ik konn dat genou afpassen (z.B. Menge, Gewicht). Ik häff em afpasst (habe ihn bewußt getroffen).
afpässern, -pästern Maß nehmen. → Pässer
afpellen Schale entfernen, abpellen. dat Äi afpellen (mod.). → afbästen
afpicken, -bicken abhauen, abhacken. Steene afbicken (gebrauchte Backsteine vom Mörtel reinigen)
afpingeln ab-, herunterhandeln. He häff em de fiewtig Mark afepingelt. → afhandeln
afplaaten scheibenweise abschneiden, abspänen. Holt afplaaten. Moss de Erpel nich so afplaaten (nicht so dick schälen).
afpläckern abstechen, abgraben. De Grääwen wodden schüüns afpläckert (wurden schräg abgestochen).
afplaggen Gras-, Heidesoden abstechen
afplänken verbrettern, mit Brettern verkleiden. In de Schoppe wann. de Hilden nich afeplänkt.
afplaogen, sik sich abmühen; schwer arbeiten
afplücken abpflücken
afprallen abprallen. → afschampen
afpraoten 1. ausreden, abraten, abbringen von. Daor mo'k em noch van afpraoten, dat he daor hengeht.
2. sich verabreden. → afsprääken
3. abschwätzen
afpuckeln, sik schwer tragen; sich abmühen beim Tragen
afputzen abputzen, säubern. den Diss afputzen
afpuusten, -puußen abpusten (Rahm von der Milch). → af-flöößen
afquäälen, sik sich abquälen. Wi häbbt us afquäält, den Stubben dr' uut te kriegen.
afquasten mit einem Quast glätten (z.B. frischen Mauerputz abwässern, wasserdicht verputzen; wurde nicht mehr mit dem Putzbrett geglättet)
Afquets(k)e f. Abquetschwalzenpaar (Weberei)
afquets(k)en abquetschen, abklemmen
afrääken abrechnen
Afrääknung f. Abrechnung
afrackern, sik schwer arbeiten, sich abarbeiten, abmühen. He is ganz afrackert (z.B. mager, knochig).
afrahmen abrahmen, den Rahm von der Milch abschöpfen. afgerahmte Melk. → Ündermelk
afranzeln, -raa(n)ßeln ausschimpfen; verprügeln. → afrunzeln
afrao(de)n abraten. Doo't nich, ik rao di daor van af. Rao mi gudd, mon rao mi nich af (über Liebespaare, die nicht beraten sein wollen, iron.).
afrenten abbezahlen (z.B. in Raten od. jährlicher Pacht)
africhten abrichten
afrieten, -reeten abreißen
afriewen, -ben → af-friewen
afriffeln aufribbeln (z.B. Gestricktes)
Afritt n. Zufahrt, Zugang zu Acker od. Weideland. Maak't Afritt äs loss! → Fohr-ritt
afroopen abrufen. De Häärgott häff em afroopen. Met'n Häärgott muss staon, as wenn jeeden Moment afroopen wödds.
afrossen striegeln (Pferde, Kühe); abschaben (z.B. Borsten nach dem Brühen des Schweines)
afrotten ab-, verfaulen, morsch werden. Wenn dat Buutenholt van de Stubben afrott is, bliff dat hatte Holt staon.
afrücken abrücken
Afruff m. Abfuhr. Ik häbb ähr ne Afruff gebben (die Meinung gesagt). → Rüffel
afrüffeln rügen, ausschimpfen. He häff gudd eene afgerüffelt kreggen.
afrullen abrollen. Gaorn afrullen. den Knicker afrullen (treffen beim Rollen). → afscheeten, knipsen
afrunden, -runnen abrunden, rundschleifen (z.B. Holz)
afrunzeln (Vr, St, Sü, Ge, Rae, Rh) ausschimpfen; verprügeln. → afranzeln
afruppen abrupfen. Gaase afruppen (Federn rupfen)
afrustern, -rostern verrosten. Dat Iesen was afrustert.
afruts(k)en abrutschen
afrüümen abräumen, abdecken. de Taofel (den Diss) afrüümen. de Pott-eerde afrüümen (die Deckschicht beim Tongraben abtragen). → afblööten
afruupen Raupen absuchen (vom Kohl, Salat). → aflääsen
afsaagen absägen. ne Boom afsaagen
afsabbern, -sabbeln abnagen. Du muss dat Butt gudd afsabbeln. → afknäbbeln
afsacken absacken; einsickern. He moch 'n Graawen trecken, dat't Waater bääter afsackt (aflöpp) (einen Graben auswerfen).
Afsacker m., Afsackerken, -säckerken (Wes, St, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae, Bo) letztes Gläschen, "Rausschmeißer". → Afsetterken
afsäggen absagen, aufkündigen; verweigern. Dat kann'k nich afsäggen (ablehnen). Ik häbb em dat afsäggt! → afschlaon
afsäörn, -süürn austrocknen, welken. → uutsäörn
afsatteln absatteln
Afschäälke, -schellke f. Aufschiebling an der Traufe. → Schäälke
afschaawen, -ben abschaben
Afschaawsel n. Abgeschabtes
afschällen abschälen. Eekenbast afschällen (Eichenrinde zur Lohgewinnung schälen). → Appelsiene
afschampen, -schammen 1. abschürfen, abkratzen (z.B. Haut).
2. abrutschen, abprallen. → Schampsteen
afscheern 1. abrasieren; abschneiden. Pannen afscheern (Dachpfannen passend zuschneiden, z.B. für Kehlen zwischen zwei Häusern.
2. abdrehen, die Richtung ändern. → afdräien
afscheeten abschießen. den Voggel afscheeten (beim Schützenfest). Denne häff'n Voggel afschotten (hat Glück gehabt, hat das Richtige getroffen). den Knicker afscheeten (treffen beim Rollen, → afrullen)
afschellen ausrufen mit der Handschelle. → upschellen
afscheppen abschöpfen, abnehmen. den Schmand afscheppen (das Beste vorwegnehmen). van'n Meddaggspott dat Beste afscheppen
afschicken abschicken; wegsetzen. de Stöhle afschicken
afschirrn, -schiern abschirren, das Geschirr vom Pferd abnehmen
afschlachten abschlachten
Afschlagg m. Abschlag; Teil des Lohnes. Dat is ne Afschlagg as ne Doodschlagg (Verschlechterung; schlimmer geht es nicht).
afschlaon 1. auseinanderpflügen, so daß eine Mittelfurche entsteht. → afbouen.
2. nachlassen; billiger werden. De Füllmeere schloog af, de is nich mehr hengstig. Wenn alls so afschlöög as dat Frijen, dann kamm dat Schääpel Rogge wall up'n Kassmänneken (wenn alles im Preis so nachließe).
3. abschlagen, ablehnen. Den Gefallen kann ik nich afschlaon. Ik schlao nix af, blooß Fleegen (wenn etw. angeboten wird, Wortspiel). → Glass
Zs.: Daarden-, Lesten-
afschleppen, -schlöppen 1. abeggen (bes. Kartoffelacker).
2. wegschleppen. Den häff doch ne Dönnte ofeschlöppt (ist betrunken weggegangen).
afschliepen abschleifen. De Dickte van de Säiße wodde afeschleppen.
af-schliepstatten heimlich davonschleichen
afschlieten, -schleeten verschleißen. De Schoh bünt afeschletten.
afschloowen abarbeiten, schwer arbeiten (z.B. mit der Roggenharke nachharken). He kann so allerhand afschloowen an'n Dagg. sik afschloowen (sich abarbeiten)
afschluuten abschließen. Du moss de Döören afschluuten. Dat schlütt nich (schließt nicht dicht).
afschmaaken abschmecken
afschmänten (St, Ge, Bor, Hei, Rae) Rahm abnehmen. → afrahmen, Melksette
afschmeern 1. abschmieren (mit Fett). den Waagen afschmeern.
2. verprügeln. Se häbb'n afeschmeert.
afschmieten 1. herunterwerfen. Dat Peerd häff den Jungen afeschmetten. He schmitt'n Schoow Stroh (van'n Balken) af.
2. (Gewinn) abwerfen. Et schmitt nix af (bringt keinen Ertrag).
afschnappen erwischen. Daor häbbt se mi met afeschnappt (z.B. beim Schmuggeln).
afschnibbeln abschnippeln, kurze Stücke abschneiden
afschnie(de)n 1. abschneiden. nen ollen afgeschneddenen Mantel (trug der Maurer im Winter bei der Arbeit). All tweemaol wat afschnedden un noch te kott! (z.B. Irrtum beim Abmessen; übervorsichtig). → Aor 1.
2. zerschneiden. afschnieden un Fettpriesen (Am Abend des Schlachttages wurde das Schwein zerschnitten; am Tag darauf wurden die Verwandten eingeladen). → kotthouen, Schlachtevisiete
Afschnie-draod m. gezwirnter Kupferdraht zum Lösen der Ware von der Töpferscheibe. → Afheeber
Afschnitt m. Abschnitt; Holzrolle, aus dem Holzschuhe gemacht werden
afschnöien Bäume beschneiden, entästen. → uutschnöien
afschnuuwen, -ben wegrennen, -laufen
afschöilik → abschöilik
afschoofeln, -schööfeln Unkraut hacken (sehr flach, bes. Gartenwege). → afleggen, Schoofel
afschoonen (Rae) klar werden (von der Luft) (alt). → upklöörn. → upschoonen
afschöörn abreißen
afschräägen schräg abschneiden (z.B. dicke Hölzer)
afschraapen, -schrappen abkratzen, -schaben. De Strübben van't Farken wodden met'n Schraaper uut Blick afeschraapt (Schweineborsten wurden mit einem Blechkratzer entfernt). de Erpels un Wotteln afschraapen. → Schrääper 1
Afschraapsel n. Abgeschabtes
afschrecken abschrecken. gekockte Äier met kold Waater afschrecken
afschriewen, -ben abschreiben (z.B. in der Schule)
afschröien absengen, abflämmen
afschrubben, -schrübben abschaben, abschrubben (z.B. die Schweineborsten beim Hausschlachten). → afrossen
afschüdde(l)n, -schudden abschütteln. He schüdd dat af as ne Puudel den Räägen. → Hund
afschülfern, -scholwern (St, Sü, Ge, Ra) abblättern. De Pannen schülfert af (bröckeln ab, z.B. bei Frost). → afblaaden
Afschuum m. Abschaum
afschüümen abschäumen, Schaum abnehmen. den Wostekäätel afschüümen
afschüürn abreiben, scheuern, reinigen. dat Saagehaol afschüürn met ne weeken Backsteen un met'n Lappen afriewen (den Kesselhalter reinigen). Den waaterdichten Ssementputz in'n Keller wodde afeschüürt (Putz wurde verdichtet).
afschuustern abfertigen, abwimmeln. Denne häbb se mooi afeschuustert.
afschuuwen, -ben 1. wegbringen, abtransportieren. Wi mochen Torf afschuuwen met de Kaore.
2. abschieben, ablehnen. Den ollen Knecht konnen se nich afschuuwen.
afschwääweln (Bienen) mit Schwefellunte ausräuchern u. töten (vor dem Schleudern). → blöökern, uutschwääfeln
afschwellen abschwellen
afschwöörn abschwören
afseepen abseifen; leisten, erledigen. Dat is een Afseepen (ein Abmachen). Ik häbb a. allerhand afeseept (Ich habe schon einiges geleistet heute morgen, auf die Frage: Ook a. wacker?). → afwasken
afsehn 1. absehen, voraussehen, erwarten. Ik kann't noch nich afsehn, of dat fäärig wödd.
2. anmerken, ansehen. Ik kann di't an't Gesichte afsehn.
3. einladen; bedienen. He moch se te Foote alle afsehn (z.B. zur Beerdigung einladen, → nöögen). De Pastoor häff de ganze Riege afsehn (versorgt, Kommunion ausgeteilt). He häff a. eene afsehne (hat schon mal gefreit).
4. in der Wendg. afsehn up (absehen auf). • De Katte häff't up de Müüse afesehn.
5. in der Wendg. afesehn van (abgesehen von)
afsetten absetzen, nieder-, weg-, hinsetzen, -stellen. Den Sack wödd te schwaor, lao we äs afsetten. 'n Füllen (Kalw) afsetten (Frühgeburt). Junge, binn di de Buxe unnen to, süss setts noch'n Kalw af (sonst wird dir übel, vom Rauchen). de Pötte met de Hande afsetten (von der Töpferscheibe nehmen, → Afheeber). de Wand afsetten (anstreichen). de Bääke afsetten (mit Draht od. Standnetz absperren). sik afsetten. De Melk sett sik af (Sahne setzt sich ab). afgesatte Melk. → Gesicht
Afsetter m. Ausschalthebel; Stellhebel zum Ausrücken der Kreuzspule (Weberei). → Afsetterken, Ansetter
Afsetterken n. letztes Gläschen (zum Abgewöhnen); Gläschen Schnaps nach dem Essen. → Afsacker
Afsettkring m. Metallhülse für Tastfühlerkontakt am mechanischen Webstuhl
Afsettsaage f. Absetzsäge (hat feinere Zähne als ein Fuchsschwanz, wird zum Einsägen für Verzapfungen benutzt)
Afsied(e), -siete f. 1. Kübbung, tiefer gezogenes Dach am Bauernhaus. Dat olle Gräi stonn in de Afsied. de Afsied van de Karke (Seitenschiff). → Afdack.
2. Rücken, Hüfte. Ik ha. Piene in de Afsied.
3. Rückseite, Hintergrund. Ik holl mi daor in de Afsiede (halte mich zurück). Wiewer häört in de Afsied (spielen nicht die Hauptrolle).
afsieds abseits. → achter-afs
afsingen ab-, heruntersingen. afsingen van en Leed
afsitten absitzen (z.B. eine Strafe). Dat kaas up eene Basse (Backe) afsitten (Kleinigkeit).
afsolweern absolvieren
afsööken absuchen. dat Erpel-land afsööken. Ik häbb alls afsocht un konn't nich finnen.
afspannen ausspannen, das Geschirr vom Pferd abnehmen. → af-, uutschirrn, uutspannen
afspäönen Späne abhobeln
afspenstig in der Wendg. afspenstig maaken (abspenstig machen). Ik häbb em dat Peerd afspenstig maakt.
afsperrn absperren
afspiesen abspeisen. Se häbbt em met'n Daaler afespeest. Den Öllsten häff den ganzen Hoff kreggen, un wi bünt met'n bettken (Geld) afspiest wodden (bei der Mitgift).
afspitten abstechen
Afsplaote f. abgetrenntes Stück (z.B. Holzspan)
afspleeten abspleißen. ne Kien afspleeten (einen Kienspan abspleißen)
afspletten abspalten
afspöllen, sik sich abspielen, ereignen, passieren. Daor sall sik wa. nix afspöllen (nichts Wichtiges ereignen).
afspoolen abspulen
afspöölen abspülen. dat Schwien met kold Waater afspöölen (nach dem Schrubben abspülen, dann auf die Leiter hängen)
afspoorn (ab)sparen. Dat häbbt se sik van de Mund (van't Liew) afspoort. → fien
afspöörn 1 die Sparren behauen
afspöörn 2 spuren, Spuren verfolgen (von Wild)
afspotteln, sik sich abmühen, überanstrengen. Up den bülterigen Wegg häff sik dat Peerd ganz afespottelt.
afsprääken verabreden. Dat was anders afesprocken.
afspringen abspringen, sich lösen
af-ssockeln, -ssöckeln schwer od. umständlich arbeiten (ohne Ergebnis). De häff a. allerhand af-ssöckelt un is de doch nix bi wodden.
afstääken, -stecken 1. abstecken. met Naolen afstääken (die Form beim Nähen mit Stecknadeln abstecken).
2. abstechen. dat Genick afstääken (beim Schlachten von Rindern). Bedden afstääken (Beete umgraben, die obere Schicht mit Unkraut in die Furche werfen, → afleggen).
3. abladen. Höi afstääken. en Foor Rogge to't Dosken afstääken. → afdoon
Afstääkspelde f. Stecknadel. → Knoopspelde
afstählen, -stehlen, -stellen stehlen. De stählt ussen Häärgott den Dagg (de Tied) af (Faulpelz).
Afstamm m. Abkömmling
afstammen abstammen
afstampen feststampfen (z.B. Lehmfußboden)
Afstand m. Abstand
afstapp(k)en ab-, heruntersteigen
afstarwen, -sterwen absterben, verdorren, welken; sterben. De Bloomen bünt afestorwen. Mi bünt de Finger afestorwen van Kölde. Em is de Frou afestorwen. → uut-, verstarwen
afsteenen (Wes, Ge, Bor, Hei, Rae) 1. mit Grenzzeichen versehen, mit Steinen abgrenzen (z.B. den Acker). → afpäölen.
2. Grundsteine setzen
afstellen 1 abstellen
afstellen 2 den Stiel abnehmen (z.B. von der Harke)
Afstellruum m. Abstellraum; Vorratsraum
afstemmen, -stimmen abstimmen
afstiegen ab-, heruntersteigen. He stigg van de Fietse af. → ielig
afstocken abkochen. Wann de Maische afstockt was, deen wi den Ssucker in den Broupott.
afstoffen → afstöwwen
afstooten abstoßen. de Bäste afstooten (sich das Fell, die Haut abschürfen, verletzen). Denne häff sik de Häörne all afestott (schlechte Erfahrungen gemacht).
afstötten, -stotten abgießen, auskippen. de Erpel afstotten. → afgeeten
afstottern "abstottern", in kleinen Beträgen zurückzahlen
afstöwwen, -stoffen abstauben. met'n Bessen afstoffen. → afstuuwen, Stoff 1
afstraffen abstreiten, leugnen, verneinen
afsträngen abschirren, dem Pferd die Stränge abnehmen. → uutschirrn
afstreewen, -ben abstützen (mit Streben)
afstriebitzen (Vr, St, Ge) 1. heimlich davonschleichen.
2. heimlich wegnehmen, klauen
afstrie(de)n 1 eine Strecke abschreiten
afstrie(de)n 2 abstreiten, bestreiten; ablehnen, leugnen. Ik will dat nich afstrien.
afstrieken abstreichen; ablegen, abstreifen. de Halter afstrieken (ungebunden sein wollen, z.B. ein Amt ablehnen). Ik häbb 'n Sellen äs afstrecken (z.B. Urlaub gemacht).
afströöpen 1. abstreifen, abziehen. Sünt-Jansbääsen afströöpen. Bohnen afströöpen. ne Haasen afströöpen (das Fell abziehen). → fleeten.
2. durchstreifen. Se häbbt dat ganze Rewier afeströöpt.
afstütten abstützen. Brandholt afstütten met Pielerholt (beim Stapeln). Wi mochen den Ellenboggen up'n Stohl afstütten (beim Beten auf den Knien).
afstuuwen, -ben abstauben; Staub wischen. → afstöwwen
afstüüwen, -ben beschneiden (Baum, Hecke)
afsünderlik, -sünnerlik besonders. → besünders
afsuugen absaugen. → weggsuugen
afsuupen ertrinken
aftacken, -täckern Äste entfernen (z.B. bei gefällten Bäumen) de Heggen aftäckern. Bööme aftacken
aftahnen, -tanden Zähne verlieren; alt werden (von Pferden). ne afgetandeten Ruun (alter Wallach, der die Zähne verloren hat)
aftällen abzählen. Nix geht gäwwer up as afgetällt Geld un geklööwt Holt. → riewe
aftappen 1. abzapfen. Blood aftappen. → Fliete.
2. Zapfen entfernen (z. B. Zapfen der maschinell gefertigten Holzschuhe)
aftasten, -tassen abtasten. → af-föhlen
afteek(n)en 1. abzeichnen; unterschreiben, unterzeichnen. Dat moss up düssen Schien afteeknen.
2. abtreten, (den Hof) abgeben, vererben. Will he dann immer noch nich afteeknen? (von altem Bauern).
3. sik afteeken (sich abzeichnen). De Planke teekent sik af up de Müüre (bei Beton).
aftehrn abzehren. He soog ganz afgetehrt uut. → uut-tehrn
aftippen die Spitze abhauen
aftöögen entästen, Äste entfernen. → aftacken, uut-töögen
afträä(de)n 1. abschreiten, schrittweise abmessen. en Passeel afträäden.
2. abtreten, weggehen; aus-, wegtreten. Wi gongen up de Dääle un häbbt us den Buuk afeträän (nach dem Essen die Beine vertreten). ääben afträän (austreten).
3. aufgeben, abtreten, abgeben. He mott den Hoff afträän. → afteeknen
Aftreckbeld n., -beldken Abziehbildchen (für Kinder)
aftrecken 1. abziehen. de Huud aftrecken. ne Koh aftrecken (häuten). den Mest aftrecken (vom Wagen abziehen u. verteilen). dat Tüüg aftrecken (Bettzeug abziehen). dat Land aftrecken (nachharken). den Putz lieke aftrecken (Mauerverputz gleichmäßig glätten). met'n Treckmess aftrecken (mit der Ziehklinge bearbeiten). dat Mess aftrecken (beim Rasieren). dat Kalw aftrecken (mit Strick an den Beinen herausziehen, Geburtshilfe). De ha'k a. lange den Hals aftrocken ("den Hals umgedreht"). Wenn den Sellen te hooge satt, trocken sik de Peerde de Luft of. Dat Waater trock of. → Hoow-ieser, Kanien.
2. abrechnen, abziehen. Ik häbb fiew Daaler aftrocken.
3. sich davon machen, weggehen, wegziehen. He trock ganz witten af (bleich geworden). Den Öllsten is afetrocken (vom Hof weggezogen, hat weggeheiratet od. beim Vererben). → afgetrocken
Aftreckharke f. großer Rechen zum Nachharken der Getreidereste auf dem Stoppelfeld. → Foortrecke, Schleppharke
Aftrecklatte f. Brett od. Aluminiumlatte zum Verputzen, Glätten von Mauerputz (auch beim Plattenlegen od. Betongießen benutzt). → Glätter
Aftreckleer, -läär n. Lederriemen zum Abziehen, Schärfen der Rasierklinge. → Striekleer
Aftreckreemen m. Riemen zum Abziehen, Schärfen der Rasierklinge
Aftrecksteen m. Schieferstein zum Schärfen des Rasiermessers. → Waatersteen
Aftrecktange f. Zange zum Abziehen des Hufeisens
aftrouen heiraten; vom Elternhaus wegheiraten (bes. von Töchtern des Hofes, die nicht erben). Veere van us wann. all afetrout. Ik häff 'n afgetrout Süster. De Afgetrouten nammen den Schultennaamen nich met (durften sich nicht "Schulze" nennen).
aftrummen einen Bienenschwarm aus dem Einfangkorb (→ Jaggdhüüwe) durch Lärm u. Klopfen in den Korb scheuchen. → uut-trummen
aftruuwen trumpfen, stechen (beim Kartenspiel). Ik häbb em dat aftruuwt.
aftüünen abzäunen. de Wäiden aftüünen
aftuus(k)en eintauschen, durch Tausch erwerben
aftwingen erzwingen, hartnäckig durchsetzen. He will dat alltied aftwingen. → uptwingen
afveerdeln vierteln. 'n kaputt Kalw afveerdeln (ungeborenes totes Kalb mit der Säge vierteln, um die Kuh zu retten)
afwäägen abwiegen. De Winkelwaare mochen se met ne Waoge afwäägen.
Afwaater n. Abwasser (in der Gosse). → Gottengatt
afwachten, -wochten abwarten. Ik häbb nich afewacht (nicht bis zum Ende gewartet). Wocht män de Tied af! Se sagg dat so afwochtend (langsam, zaudernd).
afwöhnen, -wennen abgewöhnen; entwöhnen. Dat Kalw wödd langsaam afewennt (vom Säugen entwöhnt).
afwäiden abweiden
afwamsen, -wämsen verprügeln
afwarken abarbeiten
afwasken, -wassen abwaschen. Dat is een Afwasken (ein Abmachen, → afseepen). Dat kann em kinn Waater afwasken (Das gehört zu seinem Wesen). Dat kann di kinn Waater afwasken (Das mußt du selbst tun, z.B. schweren Gang). → spöölen, Waater
Afwegg m. Abweg. → Stich, Towegg
afwehrn abwehren
afwellen mit siedendem Wasser übergießen
afwenden, -wennen abwenden, abkehren. Se moch 't Gesicht afwenden.
afwesseln, -wisseln abwechseln (z.B. eine Verpflichtung abwechselnd wahrnehmen). De wesseln af, wao Faschlaowend was.
afwesselnd, -wisselnd abwechselnd. Dat ging afwesselnd.
Afwesselung, -wisselung f. Abwechslung, Zeitvertreib. Dat was äs ne mooie Afwesslung.
afwiesen abweisen
afwimmeln abwimmeln
Afwind m. Blähung. ne Afwind strieken laoten
afwinden, -winnen abwickeln. dat Klüüwen Gaorn afwinden
afwinkeln (Bo) einkaufen
afwinnen abgewinnen. De winnt mi ook kinn Jaor af (Der ist mir auch kein Jahr voraus, z.B. vom Nachbarn, der immer der erste beim Säen u. Ernten sein will).
Zs.: Nij-jaor-
afwisken, -wissen abwischen
afwochten → afwachten
afwosseln, sik sich abmühen. → afmusseln
Äggel → Eggel
Ägiptiske Tulpe f. (Ge) Pfingstrose, Päonie (im Ggs. zu → Mäitulpe). → Fi-enne, Majenne, Pingstroose
Ahaus. Ausn ON Ahaus. Ausn is ne Stadt, Wüllen is noch wat, Ottensteen is 'n Wottelgatt (Spott der Ahauser auf Möhrenanbau in Ot). Auske Waater-ratten (Spott auf die Schloßgräfte). Ausken Wind (Spott auf die Windmühle). Auske Metten (Ssegen) (Ortsneckerei aus Wes, Wüllen). Auske Mette springt öwwer de Hegge, gripp sik 'n Bladd, wischt sik 't Gatt (Wüllen). → Vreden
Ahle. Aol, Ahl ON Ahle, Bauersch. von Ahaus. Ahlsken Pappschleew. Ahlske Speckdräägers. Ahl is bes in't Hättken kahl (Ortsneckereien aus Ahaus). Vöör in Aol un achter in Graos, daor stinkt't as 'n Aos (Wes).
Ahlen ON Ahlen (Westf.). → Schelm
Ahn m. (Ahnen) Ahne. → Anke
ahnen ahnen. Dat ahnt de nich, dat ik dat kofft häbb. Se ahnt van nix mähr (bewußtlos).
ähnen ähneln, ähnlich aussehen
ähnlik ähnlich
ähr 1; ähr (Hei, Rae, Rh, Bo) ihr. Dat is van ähr (Das gehört ihr). Se häbbt dat Ähre daon (Sie haben getan, was sie konnten). → se
ähr 2, ehr ehe, bevor. ähr as (bevor). Wann du mi ähr loopen gehs, as dat Jaor üm is, dann kriss nix (beim Vertrag mit Knechten od. Mägden). → ährer, bevöör
ähr- auch: ehr-
Ähr-, ähr-, "Ehr"- → Ehr-, ehr-
ährdaags, -daggs gestern, früher; ehemals. → vöördüssen
Ähre "Ehre" → Ehre
Ähre "Ähre" → Aore
ährenthalwen, ährnthalwen, -ben; ährenthalben (Hei, Rae, Rh, Bo) ihretwegen
ährer 1. eher; früher. wo ährer, wo bääter (je eher, desto besser). En halw Jaor ährer dood is ook nich schlimm (beim Schnapstrinken). Dat deen de Löö ährer vull (Das war früher üblich).
2. in der Wendg. ährer as (at) (ehe, bevor). ährer at't düüster wodd (vor Dunkelheit). ährer as ik drup verdach was (ehe ich mich versah). → ähr 2, bevöör
ähres- auch: ähres
ähresglieken ihresgleichen
ähret- auch: ähret-
ähretwäägen, ährntwäägen, -weggen ihretwegen
ährgistern, -gissern vorgestern (alt). → vöörgistern. Wat häff't ährgistern räängt! ährgistern Aobend (vorgestern abend).
ährmaols ehemals
Ährn- .Ehren-. → Ehrn-
Äi n. (Äier; Äierken) Ei. 'n week of 'n hatt gekockt Äi. He legg de besten Äier bowwen in'n Korw (zeigt sich von seiner besten Seite). twalw Äier, dattien Küüken (sehr gut, Bo). ´N Äi is´n Äi, mon dat Hohn sien Daggwark. Ik bün nich völle Äier mähr wäärd (bin alt, → gröön). Daor wi'k noch nich äs 'n Äi föör missen (ist wertlos). Öwwerall mott se ähr Äi bi leggen (mitreden, "ihren Senf dazutun", → Wottelsaod). De fraogt di 't Äi uut't Gatt (wißbegierig). Üm een Äi sall man nich den heelen Pannekooken uutschandaalen. He löpp up Äier (läuft sehr vorsichtig). Dat Äi will klööker wessen as de Henne. •Schlao de Äier in de Panne, dann häs du daorvan wall Pannekooken owwer kinne Küüken. • Wann's ümmer 't Äi wiss wahrn, lötts 't Hohn noch fleegen (aus Sorge um Kleinigkeiten das Große aus den Augen verlieren, Bor). •• Bääter en halw Äi as en löddigen Dopp (St). Dat is een Äi un een Küüken (een Äi un een Gatt) (Sie sind sehr vertraut, halten zusammen). He häff 'n Äi leggt (war zur Toilette). de Äier (auch: Hoden, grob). → Äärs, Appel, backen, bickeln, fuul, gääl, gröön, Hahn, halw, Henne, Kabbes, Kruunekraane, Mäi, Mände, mien, Melk, Nettel, Palm, Paoter, Pappendräier, Salt, Tand, Tunne, verhöögen.
Zs.: Bröö-, Duuwen-, Enten-, Fosk-, Fraoge-, Ganse-, gebackene, Gips-, Hohner-, Kalk-, Kiekfösken-, Kiewitts-, Klapp-, Knick-, Kuckucks-, Lüüse-, Miegampen-, Mööwen-, Nüst(e)-, Ooster-, Paoske-, Röhr-, Salt-, Schier-, Schwaanen-, Speegel-, Tick-, Tinn-, Wind-
Äibast, -bass → Äierbast
Äide; Ääg(e)de, Ääge (Vr). Egge, Eggede (Wes, Ot) f. (Äiden; Äideken) Egge (aus Holz od. Eisen). 'n Äideken (kleine Egge für den Garten). ne growwe Äägede (z.B. zum Zusammenharken von Kartoffellaub). → groff, lichte, Schleppe 1, Schlichte, Tand.
Zs.: Erpel-, Göören-, Ketten-, Lääpel-, Moss-, Quecken-, Ruut-, Saod-, Schlicht-, Wäid-, Wiesken-
äiden; ääg(d)en (Vr). eggen (Wes, Ot) eggen. → schlichten
Äiden-, äiden- auch: Ääg(d)en-, Egge(de)n-, ääg(d)en-, egge(de)n-
Äidenbalken m. Balken, in dem die Zinken der Egge befestigt sind (fünf Zinken bei der herkömmlichen Egge)
Äidenbouer m. Eggenmacher (In Vr-Ammeloe gab es viele Zimmerleute, die auch Eggen herstellten). → Timmermann
äidenbreed so breit wie eine Egge. äidenbreed schlichten (Egge neben Egge führen)
Äidenhaaken, -haok(en) m. Haken zum Hochheben der Egge
Äidenlichte f. Haken zum Hochheben der Egge
Äidenmääker, -maaker m. Eggenmacher
Äidenpigge f., -piggen m. Eggenzinke
Äidenpinn m. Eggenzinke. De Äidenpinnen wann. uut geklööwt Eekenholt. → Äidentand, Malle
Äidenschledden m. Eggenschlitten (zum Transport von Holzeggen hinter einer Karre od. einem Ackerwagen auf Sandwegen)
Äidentand m. Eggenzinke. Dat is ne richtigen Äidentand! (ein Querkopf). → Äidenpinn
Äidotter n. Eidotter. → Äigääl
Äierbaas m. Eierhändler
Äierbacke f. Rührei. → Äierbotter
Äi(er)bast, -bass m. Haut vom Ei (z.B. beim Windei); Eierschale. → Äifelleken
Äierbeck m. "Eiermund", in dem Vers Paoßen is en Äierbeck.
Äierbloome f. (St) Sumpfdotterblume. → Botterbloome
Äierbotter f. Rührei mit eingeweichtem Brot od. Mehl, Ommelett (als Brotaufstrich beim Frühstück u. als Beilage beim Mittagessen, auch als Butterersatz). → Äierbacke, -modde, gebackene Äier, Röhr-äi
Äierbrikett n. Eierbrikett (Kohlensorte). → Äierkolle
Äierbuur m. Bauer, der Eier verkauft
Äierdopp m. Teil der Eierschale. He häff de Äierdöppe noch achter de Aorne hangen (sehr jung, unreif).
Äierfrou f. Eierhändlerin
Äiergeld n. Erlös aus dem Verkauf der Eier. Dat Äiergeld was föör Mooder (gehörte der Frau, davon mußte sie einkaufen). Wi mött't van't Äiergeld lääwen, sä"en de Froulöö"
Äierhandel, -hannel m. Handel mit Eiern
Äierharmken, -hermken n. Hermelin, Wiesel (das Eier frißt)
Äierkiepe f. Eierkiepe des Händlers. met de Äierkiepe loopen (mit Eiern hausieren)
Äierkäärl, -kerl m. Eierhändler. → Äierkreemer
Äierkolle f. eiförmige Kohlensorte (bes. als Hausbrand gebraucht)
Äierkooke(n), -kook m. Eierkuchen
Äierkopp m. eiförmige Kopfform; Eierkopf
Äierkorw m., -körwken kleiner Korb zum Einsammeln der Eier. → Armkorw
Äierkranz, -kraa(n)s m. Kranz aus gefärbten, ausgeblasenen Eiern (Osterschmuck)
Äierkreemer, -kräämer m. Kaufmann, der mit Hühnern u. Eiern handelt
Äierlääpel, -leppel m. Eierlöffel
Äiermasse f. Eierkiepe des Händlers, Hausierers. → Äierkiepe
Äiermodde f. Rührei. → Äierbotter
Äiernüst, -nüss n. Eiernest
Äierpanne f. Eierpfanne. geck as ne Äierpanne (sehr verrückt)
Äierpann(e)kooke(n) m. Eierpfannkuchen (meist mit Speckstücken darin)
Äierpilz m. Pfifferling
Äierpruume f. Viktoriapflaume (mirabellenähnliche dicke Pflaumenart, größer, recht sauer; wurde roh gegessen, nicht eingemacht). → gääle Mirabelle.
Zs.: gääle, roode
Äier-rullen (Vr, Bor) Osterbrauch: Eier gegeneinander rollen od. möglichst weit rollen (um die Wette). → Äier-ticken, bickeln
Äier-scheeten (St, Sü, Ge, Hei, Rae) Osterbrauch: Eier aneinander klopfen. → Äier-ticken
Äierschoppen m. Eierlager (eigener Landhandel, Bäuerliche Bezugsu. Absatzgenossenschaft). → Buurnschoppen
Äier-singen Singen der Chorsänger nach Ostern in der Gemeinde
Äierspäönken im Kindervers beim Petzen. → Klappspaon
Äier-stooten Osterbrauch. → Äier-ticken
Äiersüüper m. Huhn, das Eier austrinkt
Äier-ticken Osterbrauch der Kinder: Hartgekochte, gefärbte Eier werden nach dem Suchen aneinandergestoßen; das zerbrochene Ei bekommt der, dessen Ei heil blieb. Bi't Äier-ticken göng et Tick üm Tick.
Äiertraon m., -träönken im Kindervers beim Petzen. → Klappspaon
Äier-ülk m. Iltis, der Eier raubt; wer gern Eier ißt
Äifelleken Haut des Eis (wurde auf Geschwüre gelegt, zieht Entzündung heraus)
Äigääl, -geel n. Eigelb, Dotter
Äigelegge n. Eigelege. → Bröösel
Äiloof n. (Wes, Ge, Ra, Rae). Eekloof (Hei) Efeu. → Eeföö, Ranke
Äinbiss m. Überbiß der hinteren Schneidezähne bei Pferden. den Äinbiss weggraspeln
Äinde → Ende
Äin-nemmer Zöllner → In-nemmer
äins "einig", "einmal" → eens
Äi(n)schötte f. Einschuß (z.B. spitzes Stück in einem Stück Land). → Inschötte
Äinspann "Deichsel" → Eenspann
ainzigfien ganz besonders fein. → puustefien
äis "einmal" → eens
Äischötte → Ainschötte
Äisel n. (St, Sü, Ra) Grauen, Schauder; Ekel
äiselig (Ot, Vr, St, Sü, Ra, Rae) unheimlich, schauerlich; eklig
äiseln (Ot, Vr, St, Sü, Ra, Rae) schaudern, gruseln
Äispann, Äispel "Deichsel" → Eenspann
ait → alltied
Äiter m. Eiter
Äiterblaore f. Eiterblase
Äiterduust m. Eiterbeule
Äiterfinneken Eiterpickel
äitern eitern
Äiterpinn m. Eiterpfropf in der Entzündung, im Geschwür
Äiterpirk m. Eiterpfropf in der Entzündung, im Geschwür. 'n Aiterpirk in't Schweer
Äiwitt n. Eiweiäß
Ajasses Igitt! (Ausruf des Abscheus)
akedeern verhandeln, vereinbaren, feilschen; sich einigen, einen Vertrag abschließen
Akefietkes, -fittkes, -füttkes (Pl.) (Wes, Ot, Vr, St, Rae, Rh, Bo) Dummheiten; besondere Umstände, etw. Besonderes. Denne häff ait annere Akefietkes bi't Ende (tut immer anders als er soll). → Fissematenten, Kaplüüterken
Akkaord m. 1. Akkord (in der Musik).
2. in der Wendg. Dat is Akkaord (Das ist vereinbart, abgesprochen, Ge). → akedeern
akraot genau, gerade; pedantisch. Se is de ganz akraot up. Akraote Löö kaos an´t Klumpeschüürn kennen: up de Hacke un vöör de Frije daor kammen se nich. He is nett akraot weerkommen (genau in diesem Moment). → fien, nett 2, seküür.
Zs.: un-
aktiev aktiv. aktiev deenen (beim Militär Dienst tun)
Alarm m. Alarm.
Zs.: Föör-
alarmeern alarmieren
Alaun m. Alaun. → Büül-, Roggenmähl
Alaunsteen m. Alaunstein. Alaunsteen to't Bloodstillen bi't Raseern.
Albe f. weißes Priestergewand. → Röchel
Alfabeet n. Alphabet, ABC
Alfabeetentaofel f. Tafel mit den Buchstaben des Alphabets (hing in der Schule, hatten die Schulanfänger)
all, a.; hall (Ra) schon, bereits. Ik häbb de Naamens all äs häört (schon mal gehört). Dat häbb'k a. äs häört. all weer (schon wieder). Dat is all west (vorbei; schon dagewesen). → allreeds, heelendall, kommen
allais(k) → allees
allbineen(e) → allebineene
alldaags(k), -daggs(k); alldäggers (Ra) alltäglich; alltags. dat alldaggse Ääten. Se kriegt alldaagse Kost (gewöhnliches Essen). ne alldaggsen Rock (Werktagskleidung). → wörkeldaagsk
Alldagg m. Alltag. → Oll-, Wörkeldagg
alldäggers → alldaagsk
Alldaggskappe f. Werktagshaube der Frau. → wörkeldaagsk
alle 1 alle, jede. Dat wann. de alle. alle Daage (jeden Tag). Ih seht't alle Daage, nen Könning süht't nich faake, un ussen Häärgott süht't nooit (Rätsel: seinesgleichen). Dat muss to alle Deele bruuken (für viele Gelegenheiten u. Arbeiten). Dat is nich alle Welt (nicht viel wert). een föör alle Maole (ein für alle Male). alle up'n Maol (alle zusammen). → allemaole, Badde, Bodd 2, Fingerlang, heel, Riege
alle 2 alle, zu Ende. Daomaols, dao was graade den Krieg alle. He is alle (tot). He häff sik alle maakt (Selbstmord). → Ollen
allebäide beide. Den eenen häff't met de Mooder, den andern met de Dochter, den daarden met allebäide.
all(e)bineen(e) alle zusammen. → metneene
Allee f. (Allee-en) Allee, von Bäumen gesäumte Chaussee.
Zs.: Barken-, Bööken-, Dännen-, Eeken-, Kastanjen-, Pöppel-
allee vorwärts, voran! (antreibendes Kommando). → alloo
alleen(e) allein. Dat löpp van alleene (von selbst). Se mott sik män alleene redden (allein zurechtkommen). alleen is alleen (Zu zweit kann man sich besser helfen, z.B. in der Ehe). Een alleene kann de nich gudd wessen (Die Bereitschaft zu Freundschaft u. Frieden muß von zwei Seiten kommen). He is föör sien Kopp alleen (allein für sich, einzelgängerisch). → alleenig, Deerne, Höi, Ungemack.
Zs.: moodersäälen-
alleenig, allennig allein. Dat häbb ik nich alleenig daon. He is alleenig. He is ganz föör sik alleenig (mutterseelenallein). Moos un Erpel alleenig kocken (getrennt, für sich kochen, im Ggs. zu → döörneene). Daor stönn ik allennig to (devöör) (Ich stand allein davor).
allees, allee(n)sk, allais(k) genau gleich. Se häbbt alleeske Kaarten (gleiche Karten). De Twillinge seht allais uut (bünt akraot allees). Dat is alle allees (egal). De bünt alle allees (alles eine Sorte, → ääben 1, Pottnatt).
Alleluuja Halleluja (Ausruf der Freude)
allemann jedermann. Wat he dann föör allemann nich wetten woll! Karmis backt allemann, Wienachten well noch kann, Paosken backt se dann un wann, Pingstern blooß de rieke Mann (Mit dem Abstand zur Ernte nehmen die Mehlvorräte ab, → Middewinter). Allemanns Frönd is jeedermanns Geck. → Jan, jeeder-eene, jeedermann
Allemanns- → Allermanns
allemaol → allemaols
allemaole alle (zusammen). Wi bünt allemaole nao't Schützenfest west.
allemaol(s) dann u. wann. Se kommt so allemaols nao Huus.
allemets mitunter
Alle-miene-Kinder-kommt-nao-Huus beliebtes Kinderspiel auf Straßen u. Wegen ("Mutter" u. "Kinder" rufen im Wechsel: Alle miene Kinder, kommt nao Huus! - Wi könnt dat nich! - Waorüm dann nich? - Den Wolf is daor! Dabei rennen alle los: "Wolf" versucht, "Kind" zu fangen. Wer gefangen ist, wird "Wolf" u. fängt ebenfalls, bis alle "Wölfe" sind). → Hexe-wat-döös
allenfalls (Rh, Bo) jedenfalls, in jedem Falle. → allgefall
allennig → alleenig
allens → alles
allenthalwen, -ben allenthalben, überall
allerbest(e) allerbeste
allerhand allerhand, vielerlei; viele. Daor wann. allerhand Löö. Dat is doch allerhand! (ein starkes Stück).
Allerhill(i)gen Allerheiligen (1. November, kirchlicher Feiertag). To Allerhilligen wödd dat Graff fienmaakt. Allerhillgen, daor sitt de Winter in (is de Winter up) de Wilgen (Wetterregel: sitzt Rauhreif in den Weidenbäumen, beginnt es, kalt zu werden).
Allerhill(i)gendagg m. Allerheiligen
Allerhill(i)genfasten, -fass n. "Fastenzeit" vor Allerheiligen. Allerhilligenfasten bünt monks noch schlimmer as de rechte Fasten (man hatte meist noch nicht geschlachtet u. mußte "fasten", bis geschlachtet wurde). → Boomspeck
Allerhill(i)genlittenij f. Allerheiligenlitanei
Allerhill(i)genmaond m. November. → Allerseelen-, Roosenkranzmaond
Allerhill(i)genweer, -wäär n. naßkaltes Novemberwetter
Allerhilligste n. Allerheiligste, Eucharistie
allerläi allerlei. He häff in't Lääwen so allerläi anstellt.
allerleewst(e) allerliebst. Dat was mi doch 't Allerleewste.
allerlest(e) allerletzt. → eeneleste
Alle(r)mannsfrönd m. jedermanns Freund, Liebling (z.B Hund). → Andermannsfrönd
Alle(r)mannsgeck m. 1. wer bei jedem beliebt ist (z.B. Hund, der zu jedem hält, kleines Kind, das jeden anlacht).
2. unstete Person; wer an vielen Stellen freit, sich einschmeichelt. → Andermannsgeck
Alle(r)mannswark, -werk n. Arbeit, Angelegenheit für jedermann. Dat is kinn (nich) Allermannswark (ist etw. für den Fachmann).
Allerseelen Allerseelen (2. November, kirchlicher Feiertag zum Gedenken an die Verstorbenen)
Allerseelendagg m. Allerseelen
Allerseelenmaond m. November. → Allerhilligenmaond
allersieds allerseits, von überall her. allersieds inlaaden (z.B. zu Familienfeiern)
allerwäägen, -weggen überall
allerwäärds überall, an allen Orten
allerwelts ausgezeichnet. Dat is nich allerwelts (nichts Besonderes).
Allerweltskäärl, -kerl m. besonderer Kerl, der vieles kann
alles, allens, alls alles. Ik häbb van alles genoog (dankend ablehnen, z.B. wenn Kaffee angeboten wird). He is 'n Määske föör alls (vielseitig zu gebrauchen). Wenn ih alls könnt, mo. ih alls doon. De truut mi alles to! (bes. alles Schlechte). → Alstentee, blaosen, een, old, recht
all(e)vöördann (Vr, St, Sü, Ra, Hei) zügig voran, vorwärts; ohne Unterbrechung, fortwährend. → düüsvöördann
allewiele immerzu
allgefall (Hei, Rae) jedenfalls. → allenfalls
allgemeen allgemein. in't allgemeen. → insgemeen
Allhäid → Aolhäid
all-lääwen (Rae, Rh, Bo) trotzdem. Et gefällt mi all-lääwen. → allselääwen
allmäälik allmählich
alloo, olloo vorwärts, los, voran! (Befehlsruf für Pferde u. Zugrinder; an die Arbeit, scherzh. zu Personen). alloo marsch! (los, schnell). → allee
Allootria, Halloodria n. Krach, Radau; Unsinn. He mäck weer Allootria. → Korai
allreeds, allräis, räis (Wes, Ot, Vr, St) schon, bereits. Mooder, schuuw du mon, sägg de Junge, du büs doch allreeds krumm (vom Schubkarrenschieben, Jux). → all, Puckel
alls → alles
allselääwen, -ben; allsienlääwen (Bor, Rae). all-lääwen (Rh, Bo) sein ganzes Leben; immer. Allselääwen häbbt se dat daon. Et is allselääben so west (Es ist immer so gewesen). → Lääwendagg, selääwen
allselääwendaags, -daggs immer, stets
allsieds allseits
alls-Knalls Ausruf beim Knickerspiel: wenn jd. den ganzen Gewinn nehmen kann
Allsmääker, -maaker m. Alleskönner (z.B. Handwerker, Hausmeister, der alles versteht). Ne Allsmääker, de kann alls, sogaar van gudde Kost Köttelkes dräien (iron.).
Allswetter m. Vielwisser
allte → allto
alltemaolen allzumal. → Schelm
alltied, alltieds, ait immer. Wi leepen ait met bloode Beene, Daor is alltied wat (immer etw. Auffälliges, Besonderes). → fien, immer
allto, allte allzu. Dat was allto schwaor Wark föör ähr.
allvöördann → allevöördann
allwanneer, allwanners 1. schon bald.
2. bisweilen. Ik bün allwanners daor (schon wieder da).
Almanak, Almenak m. Kalender; Münsterscher Almanach. → Kalender
Almanakmääker, -maaker m. Almanachmacher, Kalendermacher
Almsick ON Almsick, Bauersch. von St. Almsicker Schräihälse (Ortsneckerei aus St)
Alpenroose f. Rhododendron
Alpsen → Als
Alruunkruud n. Zaunrübe (Kürbisgewächs)
Als, Alsen, Alsten, Alpsen m. Wermut (wuchs in jedem Bauerngarten, wurde für Tee gegen Magen-, Darm- u. Gallenleiden gebraucht). → Quecke 2, Weermoot
Alstätte. Alstää ON Alstätte bei Ahaus. Alstiäske Haasen, dree achtermerkaar, häs melääwen so'n Loopen nich sain. Alstiäske gaue (goode) Löi. Alstiäske Sandhaasen. Alstäeske Pielepatten. Wi arme Lüü von Alstiä häbbt kinn Braud in't Schapp un söllt Soldaoten holln (Ortsneckereien in Graes u. Umgebung, Spott auf Alstätter Mundart). Alstättsken Klinker (Steen) (hartgebrannte Ziegelsteinart, Fußbodenbelag, → Däälenklinker, im Ggs. zu → Stadtlohn). → Bedde, Pamp
Alstee → Alstentee
Alsten → Als
Alstenfuusel m. Wermutschnaps
Alstentee, Alstee m. Wermuttee. Alstee un Weermoot is föör alles good (Wortspiel mit alles, Als).
Altaor n.; Aoltaor m. (Ge, Rae, Rh, Bo). Altuur m. (Bo) (Altäöre; Altäörken) Altar. He stönn vöör't Altaor. He häff van Morgen de Hilligen up't Altaor sehn (war morgens zur Messe, d'h. in der Stadt; der Tag ist verschwendet, St). • Wenn de Düüwel in de Karke is, dann will he ook glieks up't Altaor (up'n Prääkstohl). → Komjoonbanke, Pastoor.
Zs.: Hoog-, Huus-, Mäi-, Säägens-, Sieden-, Trou-
Altardääke, -decke f. Altardecke
Altarkäärß(t)e f. Altarkerze
Altarkrüüs n. Altarkreuz
altreerig (Ge) aufgeregt. → ver-altereert
Alwiene PN Alwine
Alwiesia PN Aloysia
Alwiss PN Aloys. → Wissius
Ambacht, Ambach n. (Vr, Bo) Beruf; Handwerk. • Twelw Ambachten un dattehn Ungemacken (Ungelücken). Denne häff sebben Ambachten un dattehn Ungelücke (bringt nichts zu Ende, ist ein Versager). Ik woll, dat Ääten un Drinken mien Ambacht was. He brach sien Ambach vöör (sein Anliegen).
ambörstig → amböstig
Amboss m'n. Amboß. den Hubbel up'n Amboss schlaon (biegen, runden). → Anfang.
Zs.: Klempner-, Spitz-
Ambosshaamer m. großer Hammer des Schmieds, Vorschlaghammer
Ambosskant(e) f. Amboßkante. öwwer de Ambosskante rund anschlaon. Dat Kroonenband wödd up de Ambosskante uutetrocken (geweitet).
Ambosspaol m. Fuß des Amboß
amböstig. ambörstig (Rh, Bo) engbrüstig, asthmatisch (wer viel hustet, schwache Bronchien hat)
Amme, Amm f. (Ammen) Amme.
Zs.: Heeb-
Ammeln 1. ON Ammeln, Bauersch. von Ahaus. Ammelske Draodnäägels (Ortsneckerei).
2.→ Ammeloe
Ammeloe. Ammeln ON Ammeloe, Bauersch. von Vr. Wenn ih te Foot nao Ammeln gaot, dann bün ih so möö, dat ih gaapt (von Wennewick nach Ammeloe). Du föhrs den verkährten End uut, in Ammeln is Schützenfest (Zuruf an Radfahrer: Du fährst in die falsche Richtung). Wenn de Ammelsken Klocken lüüden häörs, dann wödd't kold (bei Nordwind in Vr zu hören). Ammelsken Pisstöns (Schwienetöns) (St. Antonius, Schutzpatron des Viehs, Patron der Kirche von Ammeloe; Patronatsfest am 17. Januar ist oft verregnet, → Miegetöns). Ammelske Pisspötte (Spott auf Töpfer in Ammeloe). Ammelske Kniesterfinken (Wieskämpers) (Geizhälse). Ammelsken Prunk; laaksken Rock met Stroh uut'n Klump (Spott auf Holzschuhmacher in Ammeloe). Ammelske Pappschleewe (Draodnäägels) (Ortsneckereien aus Vr u. Umgebung). Ammelske Beschüüte ("Kronenzwieback", teure, runde Zwiebacksorte, wurde nur im Dorf Ammeloe gebacken). → doodmisken, doodröhrn, Örgel
Ammer f. (Ammers) Ammer (Singvogel).
Zs.: Gold-
Ammer "Eimer" → Emmer
Ammi → Annemi
amonks zuweilen. → monks
ampatt → apatt
Ampel f. (Ampels) Ampel; herabhängender Blumentopf (z.B. für Ranken, Grünpflanzen).
Zs.: Bloomen-
amplass, plass, plaats anstatt. amplass van dat he nao't Land kamm (anstatt daß er zum Acker kam).→ anstatt, inplass, statt
amplojeern (St) verwenden
Amt n. Amt. Wi gaot nao't (up't) Amt (ins Rathaus, zur Gemeindeverwaltung). → Büroo, Raodhuus.
Zs.: Börgermester-, Fill-, Hoog-, Landraots-, Seelen-
amteern amtieren (z.B. vom Schützenkönig)
amtlik amtlich
Amtmann m. Amtmann; Bürgermeister. → Börgermester.
Zs.: Buurn-
Amtshuus n. Amt, Amtshaus
Amtsraod m. Amtsrat
Amts-stommen, -stowwen m. Amtsstube. → Schriewstommen
amüseern amüsieren. Dat amüseert mi. sik amüseern
an 1. an, bei, in, auf, zu. an't Föör. an de Mölle. Daor sitt't Appels an'n Boom. bi us an't Huus (im Elternhaus). An't Bruudlachtshuus wodde gääten. Du moss wat an't (up't) Fell häbben (Schläge bekommen). Holt an de Miete packen (zu einem Stapel). Brood an Stücke schnieden. Dat Holt wodde an Längen indeelt (nach der Länge, → Brocken, Ende, Plaate). Et was an de Tied. He kreeg 'n Daaler an'n Dagg (am Tag, pro Tag, als Tageslohn).
2. an, dran, auf. Dann de män an! (an die Arbeit). He giff't de an (gibt es dran, auf). Wat häff he daor an? (Welchen Gewinn verspricht er sich). Ik hess em den Hund an (hetze den Hund auf ihn). He kann noch wall vull an (braucht viel). Ik kann de Appel nich alle an (kann nicht alle bewältigen, z.B. einkochen). Ik häbb em de weer an kreggen (an die Arbeit). He krigg de wat an (Prügel). Ik laot't langsaam an kommen (tue alles langsam). Wanneer komm ik de an? (Wann bin ich an der Reihe). So a' ih dr' an kommt, komm ih dr' ook weer van af ("Wie gewonnen, so zeronnen"). Dat lött sik gudd an (schlägt gut ein). Nu löpp't weer richtig an (Nun kommen die Leute in Scharen). Waor meen Ih dann up an? (Worauf wollen Sie hinaus?). Sitt't doch nich öwwerall an (bi)! (zu lästigen Kindern). Dat sall de wall an sitten (z.B. terminlich, finanziell möglich, → Armood). Daor mutt doch wat an wessen (Das wird wohl stimmen). Daor bün wi nich so an (Das sind wir nicht so gewöhnt). He stött lück an (stottert). Daor was noch wall ne Pastoor an west (redet gut). Daor bün ik lange met an west (hatte lange damit zu tun, → fien). He konn nich an of trügge (Er saß fest). Ik weet nich an of trügge (nicht ein noch aus). Denk de met an (Antwort auf Abschiedsgruß "Alles Gute").
3. los, schneller, voran. Maak äs 'n bettken an! (Beeile dich, → hälsen). Lao we an fietsen, süss komm wi te laate! Nu plück an! (Pflück schneller). gawwe an schlaopen (schnell, wenig schlafen). Trää (Gao) äs ne Tratt an! (Geh schneller). Du soss ook an kehrn! (Beeil dich beim Kehren).
4. herbei, heran. Daor kümp he an braasken (bruusen, bullern, stuuwen)! (Er rast, braust, poltert herbei). He kweem de met de Fietse an jaagen (fleegen) (kam eilig). He kamm de an schlieken (schliepstatten) (herangeschlichen). Daor kamm so'n old Käärlken an haspeln (päölen, schloffen, schuuwen, ssöckeln, stappken, stewweln, stöttken) (kam mühsam, langsam heran). → liggen, met, ssimlik, teggen, up, van, vöör.
Zs.: bi-, daor-, her-, hoog-, immer-, kott-, lie-, liek-, nääben-, rieges-, sachte-, teggen-, vöör-, vöörne-, waor-
anander, ananner aneinander. → aneene, basten, binander, tesaamen
ananderbinden, -binnen, aneenebinden, -binnen aneinanderbinden. Se häbbt den Voggel klööwt un met'n Strick ananderbunden (beim Vogelschießen: den Vogel gespalten u. zusammengebunden, wenn es nur noch Schrot statt Kugeln gab).
anandergrenzen, -grää(n)ßen aneinandergrenzen
ananderhangen aneinanderhängen
ananderketten, -kedden mit einer Kette zusammenbinden
ananderklewwen, -klebben zusammenkleben
anandermaaken, aneenemaaken zusamenfügen. dat Iesen in't Föör anandermaaken. Ringe anandermaaken (schweißen). → schwaißen, wellen 1
anander-raaken, aneeneraaken zusammenstoßen; sich zanken. De bäiden bünt lellk anander-raakt. → tesaamenraaken
an-aomen, -äömen, -oimen anhauchen
an-arwen vererben; Erbe übernehmen. dien ange-arwte Handwark
anbäädeln anbetteln
anbää(de)n anbeten. De häff ne gudden Häärgott anbäädt (gute Beziehungen gehabt).
anbäärn, -beern die Sau zum zweiten Mal zum Eber bringen, wenn sie nicht trächtig wurde. → trüggebäärn
anbecken anschnauzen, schimpfen. De beckt sik daor teggensietig an! → anblecken
anbee(de)n anbieten. Hölpe anbeen. Se häff mi Koffie anbodden. He häff mi den Gaorden anbodden (zum Kauf). Well sien Brood häff, wödd't ook anebodden (dem wird noch dazugegeben, → Hoop). • Angeboddene Denste bünt selten van Dank.
anbelangen betreffen. Wat dat anbelangt. Wat mi anbelangt.
anbesinne in der Wendg. anbesinne wenn., (wessen) (zumuten). Kaas't de Löö schlecht anbesinne wenn.! (nicht zumuten). Dat könnt se uh nich anbesinne wessen (Das ist zuviel verlangt). Wi drö.t em ook nich te völle anbesinne wessen (z.B. Arbeit). → temoode
anbetahlen anzahlen. a. monks lück anbetahlen (mit der Anzahlung beginnen)
anbetrouen anvertrauen. Denne kaas nich alles anbetrouen! → anvertrouen
anbicken → anpicken
anbieten anbeißen; hineinbeißen. He bitt den Appel an. ne Zigarre anbieten. He will nich anbieten (will nicht darauf eingehen).
anbinden, -binnen anbinden. Ik häbb 'n Hund anbunnen. Öllere Peerde stonnen so, jüngere mochen se anbinden (Ältere Pferde standen vor der Gaststätte ohne Fessel, jüngere nicht). He was kott anbunden (unfreundlich, launisch). → Buxe
Anbinder, -binner m. waagerechte Stange beim Gerüstbau. → Strieker, Upbinder
anblaosen anblasen; einblasen. dat Föör met'n Püüster anblaosen. de Träöten anblaosen (Blasinstrumente "einblasen")
anblässen anzeichnen. dat Holt anblässen (Bäume kennzeichnen). → Blässhaaken
anblatten anschäften (z.B. Balkenholz für Dachstuhl)
anblecken, -blöcken anfahren, anschnauzen, schimpfen. → anbölken
anbliewen, -ben "anbleiben", in Gang bleiben. De Kockmaschiene mott anbliewen (muß weiterhin geheizt werden). Wi mött't sehn, dat wi anbliewt (daß wir den Anschluß nicht verlieren).
anblijen mit Blei anschießen (bei der Jagd). Wi häbbt 'n Fasaan aneblijt. → anscheeten
anblöcken → anblecken
anbohrn anbohren
anbölken anschnauzen, anschreien, schimpfen. → anblecken
anböörn, -büürn anheben. ne Balken anböörn. ne angeböörte Schlippe (aufgeschürzt). → upböörn
anbööten, -bööden anzünden, ein Feuer anfachen. → andermanns, inbööten, porgen.
Anböötholt n. Holz zum Anzünden des Feuers. → Anmaaksholt
Anbou m. 1. Anbau (am Haus).
2. Feldbestellung, Acker(an)bau
anbouen 1. anbauen (Gebäude).
2. anbauen; pflanzen. Rogge anbouen. Erpel anbouen (Kartoffeln mit dem Pflug anhäufeln)
Anbouploog m. Häufelpflug, Kartoffelpflug. → Anhööpens-, Bouploog
anbrääken, -brecken anbrechen; beginnen mit. Ik moch dat Linnen nich anbrääken (die Leinenrolle). Moss män en nij Glass anbrääken (z.B. eingemachte Wurst). den Schinken anbrääken (→ anschnieden). Den Dagg breck an. Lao we't monks anbrääken (ein Fest beginnen, vorab einen trinken). → anstääken
anbraanen, -brannen anbrennen. Den Papp is anebrannt. ne Tuunstaaken anbraanen (den Weidepfahl vor dem Eingraben gegen Verrotten anbrennen). Se lött den Pott nich anbraanen (Sie paßt wohl auf, daß sie nicht zu kurz kommt; "sie ist in Ordnung", → braanen). Se is anebrannt (uneheliche Schwangerschaft).
Anbraanßel n. verbrannte Schicht (in Topf od. Pfanne)
anbrao(de)n anbraten, anbräunen. dat Flees lück anbraon
anbrengen, -breggen 1. heranbringen, -tragen. He häff te vull Macht anbracht (Kraft ausgeübt).
2. ergeben, erbringen. Wat häff dat van Nachte Waater anbrach (geregnet). Dat kann unwies wat anbrengen (Ertrag abwerfen). Dat brach Geld an (war ergiebig). Dat is wa. anebracht (zweckmäßig). → Pund, upbrengen.
3. anzeigen. Dat häbb wi anebrach. Se häbbt em anebracht. → anschieten
anbröö(de)n anbrüten. → verbrööden
anbücken, -bucken zum zweiten Mal zum Bock bringen (Schaf od. Ziege, wenn sie noch nicht trächtig waren). De Ssegge soll noch weer anbücken ("steht", ist noch brünstig, nicht trächtig). → ümbücken
anbullen die Kuh zum zweiten Mal zum Bullen bringen, wenn sie nicht trächtig wurde. → trügge-, ümbullen
Andach(t) f. 1. Andacht; (fromme) Stimmung. Andacht hollen. nao de Andacht gaon (am Sonntagnachmittag). Gudde Andacht! (Abschiedsgruß beim Kirchgang). → Kristenlehre.
2. Spannung; Interesse, Konzentration. Den Dou häff kinn Andacht, daor mutt noch Wind bi kommen (Das Tauwetter kommt nicht richtig durch). Wenn nich üm Geld spöllt wödd, is kinn Andacht debi.
Zs.: Aobend-, Mäi-, Morgen-, Sunndaggsnaomeddaggs-
Andacht- auch: Andach-
Andacht-lüü(de)n Läuten zur Andacht
andächtig andächtig
andäönig (Wes, St, Sü, Bor, Hei, Rae) anhänglich, zugetan, anlehnungsbedürftig. → andoonlik
Andeel m. Teil, Anteil. Se häbbt alle ähren Andeel daorto daon (z.B. gespendet).
andeem, -dem so, an dem. Et is nich andeem (nicht wahr).
andeenen 1. dienen, behilflich, zu Diensten sein. Waomet kann ik andeenen? (beim Kaufmann). Wat kann ik uh andeenen (anbieten). → todeenen.
2. antragen, aufdrängen. ne Arbäid andeenen. Dat Land häff he de Karke andennt (an die Kirche verkauft).
Andenken n. Andenken. 'n Andenken uut de Suldaotentied. 'n Andenken van usse Mooder
ander, anner ander(e); nächst(e). de anderen Daage. andere Daage (die nächsten Tage, ab übermorgen). den andern Dagg (am folgenden Tag). den andern Morgen. de andere Wääke. up andere Wiese. up'n andern End setten (durcheinander bringen). up de andere Kante (auf der anderen Seite; jenseits, → gennesieds). de andern (die anderen). Us geht't good, Gott helpe de andern (Bor). Se is in annere Ümstände (schwanger). een of ander (der eine od. andere). een üm'n andern (jeder zweite, wechselweise, → anderst). So kümp 't eene bi't annere (mehr als man denkt). So vergeht eene Wääke nao de andere. → Bäädeler, Gedanken, griepen, Pott, potten, Tabak
ander- auch: anner-
anderdaags, -daggs am anderen Tag, den nächsten Tag; in den nächsten Tagen
anderhalw, Anderhalw- → anderthalw, Anderthalw-
anderjaoren → andersjaoren
andermanns anderer Leute. Vöör sess Wääken dröff se nich up andermanns Grund kommen (Regel für Wöchnerinnen). • Vöör andermanns Döören häbb ih nix te kehren. • Bo mannig-eene häff sik döör andermanns Schand bi dat Füürken-anbööden de Finger verbrannt (Gerüchte verbreiten u. nicht dazu stehen, Rh). → Blaag, Reemen
Andermannsfrönd m. jedermanns Freund, Liebling (z.B. Hund, kleines Kind). → Allermannsgeck
Andermannsgeck m. jedermanns Freund, Liebling. → Allermannsfrönd
andermorns, andersmorns den folgenden Morgen
ändern, ännern ändern. De Tieden ännert sik. Bes elf .hr kann sik 't (Wäär) noch ändern (Wetterumschlag bis elf Uhr). Ik kann't nich ändern (Bedauere, → helpen).
anders, anners anders. Dat is anders äs fröhr! Dat ging ja boll nich anders. Maak di äs anders as du büs! Ik soll ('t) nich anders wetten. Dat is owwer anders (nicht wahr). Dat kann'm ook anders säggen (z.B. etw. freundlicher). Dat was lück anders mennt (Es steckt mehr dahinter). Van den kann'k di wall wat anders vertällen (Nachteiliges). Miene Frou is anders (schwanger). Wat anders? (Was sonst). Ik loop nich so harüm as anders nümms. Du sühs uut as anders nümms. → Geck, süss.
Zs.: waor-
anders- auch: anners-
ander(s)jaoren in anderen Jahren; sonst. Andersjaoren keek he äs monks harin (besuchte er uns). • Andersjaoren wäärn de Erpel dicker, den Klaower fetter, de Kalwer grötter! (Früher war alles besser, Ra). → süssjaoren
andersk → anderst
andersmorns → andermorns
anderst, andersk ander(e); zweite. een üm'n andersten (jeder zweite). In Wessum was't anderste Huus (een üm't annere Huus) en Klumpenmääker (in jedem zweiten Haus). Een üm'n andersken (andern) mutt dran glööwen (Beim Durchforsten wurde jeder zweite Baum gefällt). öwwer't anderske Maol (abwechselnd, mal hier, mal da, z.B. bei Besuchen, bei Nachbarschaftshilfen, -festen). Öwwer't annerste Jaor häbb wi ne Koh schlacht (jedes zweite Jahr). → ander
anders-ümm(me) andersherum, umgekehrt. anders-üm dräien (wenden). Ik häbb't nett anders-üm in'n Kopp (gegenteilig begriffen).
anderswao(r) anderswo, anderwärts, woanders. → andertwäägens, waor-anders
ander(t)halw) anderthalb. Et is anderthalw Stunde (te gaon, wied) (Fußweg von anderthalb Stunden). Ne Schlaggholtbuuske kosten anderthalw Penning.
ander(t)halwhundert, -hunnert einhundertfünfzig. He ha. anderthalwhundert Morgen.
ander(t)halwjäörig, -jaorig anderthalbjährig. ne Anderthalwjäörigen (junges Pferd zum Anlernen; heiratsfähiges Mädchen, scherzh.)
Ander(t)halwschläöper m. Bett für zwei Personen (Kinder)
Ander(t)halwspänner m. 1. Pferdegespann mit einem großen u. einem jungen Pferd zum Anlernen (ab anderthalb Jahren, mit Tau statt Kette angespannt).
2. Maschine, z.B. Mähdrescher, mit größerer Schnittbreite als üblich (z.B. fünf bis sechs Messer mehr)
ander(t)halwspännig 1. mit einem großen u. einem jungen Pferd fahrend.
2. mit breiterer Maschine, z.B. Mähdrescher, arbeitend. He föhrt anderthalwspännig.
Ander(t)halwsteen m. Ziegelstein von anderthalberfacher Stärke (für Außenmauerwerk). → Halwsteen, Steensmüürwark
Ander(t)halwsteensmüür(e) f. Mauerwerk mit der Stärke von anderthalb Ziegelsteinen. → Halwsteensmüüre
Ander(t)halwstock m. eineinhalbstöckiges Wohnhaus
ander(t)wäägen(s), -weggen, anderwäägs anderswo, anderwärts, auf einem anderen Weg. Andertwäägen häff't völle mähr räängt as hier. Dat giff't andertwäägen ook wall (keine Seltenheit). Anderwäägs praot't se anders. eenertwäägen - andertwäägen (einerseits, andererseits)
anderwäärds anderwärts, anderswo
Änderung, Ännerung f. Änderung. Et is Änderung van Wäär (Wetterumschwung).
anderwäägen(s), -wäägs, -weggen → andertwäägens
andichten "andichten", etw. nachsagen. Dat häbb se em andicht.
andick(e) knapp, zu kurz angeschliffen, stumpf. De Äx (Biele) is andicke (runde Form der Schneide). → wiedlöftig
andicken verdicken, steif machen. de Sooße met Mähl lück andicken
Andoon n. in der Wendg. Andoon häbben van (Aufregung, Neigung, Interesse haben). De Koh häff de all Andoon van (Anzeichen, daß das Kalben beginnt). Ik häff dao so'n Andoon van hat, da'k dr' wall dree Daage van krank west bin (Aufregung). Daor häff he vull Andoon van (Interesse).
andoon 1. anlegen, befestigen. De Gelte wodde en Tou üm'n Hals anedaone.
2. (etw.) antun. Se häbbt em wat andaon (Sie haben ihn verletzt, ihm übel mitgespielt). De doot sik an, wat se könnt (ärgern sich; sind verfeindet). Dat kaas du mi nich andoon! He häff sik wat andaon (Selbstmord). Se häff't sik sölws andaone, un nu sitt se demet (Sie ist selbst schuld). He dööt sik 'n gudden Dagg an (lebt gut, hält viel von guten Dingen). Ik will mi äs 'n ruhigen Dagg andoon. Dat was dat, wat em dat andee (der springende Punkt). → Andoon, anedaone
andoonlik (Wes, Ot, Vr, St, Hei, Rae) nett, freundlich, hilfsbereit. Den is so andoonlik teggen mi. → andäönig, anedaone, gedaon
andräägen herbeitragen, -reichen; herantragen. Garwen andräägen bi't Upsetten. He häff em dat andräägen (Er hat ihn damit beauftragt, ihn darum gebeten). → heran-, dräägen, Schande
Andragg m. Antrag. He häff ähr 'n Andragg maakt (Heiratsantrag).
andräien 1. andrehen. Gaorn andräien (z.B. Fäden verbinden in der Weberei).
2. "andrehen", aufschwätzen. De will mi blooß wat andräien.
Andräisknüppel, -klüppel m. Knüppel zum Spannen von Draht. → Dräiknüppel
andrängs zudringlich, lästig (bes. von Pferden). → updrängs
andriewen, -ben antreiben (z.B. Vieh). dat Peerd andriewen. → anjaagen
andräien, -drüien androhen
andröögen antrocknen. Dat Höi mott andröögen. → anrelken
andrucken, -drücken an-, zudrücken. de Döör andrücken (schließen). dat Höi up'n Waagen gudd andrücken
andrunken angetrunken, leicht betrunken. → anduuselt
andüüden andeuten, durchblicken lassen. Dat woll he doch ääben andüüden.
Andüüdung f. Andeutung. He mäck so ne Andüüdung.
anduurn, -düürn andauern
anduuselt, -düüselt angetrunken, leicht betrunken
anedaon(e) angetan; freundlich. De Löö wann. mi so anedaon. → andoon, andoonlik
an-eekeln, -aakeln anekeln
aneene aneinander, beisammen, zusammen. De Bööme staot dicht aneene. Nu häff he't Spill weer aneene (repariert). → anander, bineene
aneenebinden → ananderbinden
aneenebouen aneinanderbauen. Se häbbt de Hüüser aneenebout.
aneenedrucken, -drücken zusammendrücken
aneenefoolen zusammenfalten
aneenehangen zusammenhängen. Et häng aneene as Kattenstrunt (Kattendreet) (wenn z.B. in einem Dorf viele Leute miteinander verwandt sind). → Kattendreck, tesaamenhangen
aneeneklewwen zusammenkleben
aneeneknüppen aneinanderknoten
aneenelappen zusammenflicken. → aneenestücken
aneeneliemen aneinanderleimen
aneenemaaken → anandermaaken
aneenenäien zusammennähen
aneeneplacken zusammenkleben
aneeneraaken → anander-raaken
aneeneschuuwen, -ben aneinanderschieben
aneenesetten zusammensetzen, -stellen
aneenesplitzen verbinden durch Spleißen. Seels aneenesplitzen (alte Methode des Seilers, Seile zu verbinden)
aneenestooten zusammenstoßen
aneenestücken anstücken, flicken. Den Schnieder konn den Rock noch weer aneenestücken.
aneenewassen aneinanderwachsen
anemeern ermuntern, animieren
Anemoone f. (Anemoonen) Anemone, Buschwindröschen. → Busswindröösken
an-erkennen anerkennen. He is ne an-erkannten Mester.
an-esseln (sth.s) ärgern; streiten. Se esselt sik an.
anfäär(d)igen, -ferrigen anfertigen
Anfall m. Anfall (Herz-, Schlaganfall, Epilepsie). He häff weer sien Anfall kreggen un is daaleschlaon.
Zs.: Schlagg-
anfallen anfallen. De Hund häff em anefollen.
anfällig gesund, robust; gefällig, lieb, nett, freundlich, herzensgut. Dat bünt anfällige Löö. → hattlik
Anfang m. Anfang. ne Anfang maaken. te Anfang (anfangs). Den Anfang hä' wi all (Das wäre schon mal geschafft). Föör'n Anfang is't genugg. Aller Anfang is schwaor, sagg de Schmitt (den Deew), daor stall he ne Amboss. Well kinn Anfang findt, findt ook kinn Ende. → faake
anfangen 1. anfangen. He fäng alls an un bregg nix to Ende. He is met nix anefongen (war arm, heute reich). He fäng midden in't Farken an (sehr ungeschickt).
2. in der Wendg. (wat) anfangen met. Met em kaas noch wall wat anfangen (gut zu gebrauchen, nützlich). Wat wiss demet anfangen met so'n Käärl? Met hundert Mark kaas noch wall wat anfangen. → eenig, friss, I, nij, nijs, Pastoor
Anfänger m. Anfänger
anfänglik anfänglich; früher. Anfänglik deen se dat anders as nu.
anfangs anfangs, zu Beginn
Anfatt m. Handgriff; Ansatzpunkt; Anfang. Daor kaas kinn Anfatt kriegen (finnen) (keine Handhabe).
anfleegen an-, heranfliegen; zufliegen. Wenn den Wittklaower honnigt, wödd he anefloggen (von den Bienen). Ne Grippe flögg di so an. → tofleegen
anflicken anflicken, anstücken
anflöiten 1. anpfeifen. en Spöll anflöiten.
2. betrügen, "anschmieren"
anföhlen anfühlen. Dat föhlt sik heet an.
anföhrn, -führn 1 1. herbeifahren, -transportieren. met de Schuuwkaore den Torf anföhrn (zum entfernten Wagen bringen).
2. anfahren, weiterfahren. den Trecker langsaam anföhrn. vöörsichtig anföhrn
anföhrn, -führn 2 anführen
anfoorn, -fuurn großfüttern, aufziehen. Se häff 'n Kalw anfoort. → anhollen
anfrääten 1. anfressen. De Erpel bünt van de Müüse anfrääten. De Kaniene häbbt mi de Planten anfrääten.
2. sik anfrääten (sich dick fressen). De Koh kann sik "s Mäis wall weer anfrääten"
anfraogen an-, nachfragen. Muss mon äs weer anfraogen, ik kann't nu noch nich säggen.
anfuchten, -föchten anfeuchten. Wöske anfuchten (besprenkeln). Haawerstroh anfüchten (zum Verpacken von Töpferware)
anfüllen anfüllen. ne Bou anfüllen (z.B. Erde anschütten). → upfüllen
anfuulen anfaulen, zu faulen beginnen. De Appel bünt a. anefuult. → anrotten, bruusket
angaapen angaffen; angähnen. De Löö söllt mi nich immer so angaapen!
Angang 1 m. Schwung; Aufmunterung. De Kaore häff weer Angang (ist wieder flott). He häff Angang (ist flink dabei). Van Schreck kriggs Angang (aufgeregt durch Erschrecken). He (Se) häff Angang (hat ein festes Mädchen, einen Freier, Bor).
Angang 2 m. vertraute Adresse. Angang häbben
Angänger m. Fremder, der im Dorf ein Wirtshaus für Kirchgänger fand. → Kostgänger
Angangshuus n. (Ge) Wirtshaus für die Kirchgänger. → Angaonshuus
Angaohuus → Angaonshuus
angaon 1. angehen, anwachsen. De Runkeln bünt angaon. → anwassen.
2. anfahren (mit Pferd u. Wagen); einkehren, besuchen. Lao we ääben angaon (ins Gasthaus einkehren, Besuch bei Verwandten machen). Daor ging ik gäärne an.
3. widerfahren. Ik wuss nich, wat mi anging (Ich wußte nicht, wie mir geschah). Wat geht di an? (Was ist mit dir). Wat geht he't an? (Was brüllt, schimpft er). Wat gaot't de Farken an! (kreischen). Wi kriggt anner Weer, de Müggen gaot't weer so an (Die Mücken tanzen, spielen). → ankommen.
4. in der Wendg. Dat geht di nix an! (Das geht dich nichts an). → Määrtenkatte, meeste
Angao(ns)huus n. Wirtshaus für Kirchgänger, wo Pferd u. Kutsche abgestellt wurden (Gesangbuch u. Fußwärmer wurden zur Aufbewahrung abgegeben). De Peerde deen se sunndaggs bi't Angaohuus in'n Hoff anbinnen. → Angang, Angangshuus, anderlöö, Gasthuus, Stall, Uutspannwäärdschup, Wäärdschup
Angaonstaske, -tasse f. Tasche für den Einkauf nach dem sonntäglichen Kirchgang
Angebodd n. Angebot
angeboorn angeboren. Dat häff he van mi, dat is em angeboorn.
angeeten leicht begießen. de Bloomen angeeten
angegotten in der Wendg. as angegotten ("wie angegossen"). Dat Böis sitt em as angegotten.
Angel f. (Angeln) 1. Granne an der Ähre von Gerste u. Roggen; Stachel, Fischgräte.
2. Fischangel.
3. Türangel. Dat steht tüsken Döör un Angel (in schlechter Lage, kann eben noch gelingen). → Dangel, dull, Fisk.
Zs.: Döör-, Fiske-, Foot-
Angelhaaken, -haok(en) m. Angelhaken
angeln angeln. → hängeln
Angeloopte f., Antgeloop m. Betrieb, Zulauf, Gewimmel. Bi de Löö, daor is vull Angeloopte (viel Betrieb, Besuch). Wat'n Angeloopte! → Toloop
Angelpiets(k)e f. Angelrute, -stock
Angelstock m. Angelrute
Angelus m. best. Glockenläuten in katholischen Kirchen (um sechs, zwölf u. 18 Uhr). Angelus lüüden un bääden. → Engel-des-Häärn
Angelus-stunde, -stunne f. Abendzeit gegen 18 Uhr (Es wurde geläutet, die Arbeit ruhte kurz, während man betete).
angenehm angenehm. → Flohbieten
Angeschleppene n. Schneide, das Angeschärfte. → anschliepen
Angewähnte → Angewönnte
angewwen, -gebben 1. anreichen, hingeben. de Garwen angewwen. → anreeken, upstääken.
2. angeben, deklarieren. Dat moch wi angebben bi de Kommiesen. He häff nich alls angewwen an de Grenze (up't Amt).
3. angeben, prahlen. → puchen, Sülte
Angewwer, -gebber m. 1. wer anreicht (z.B. die Garben beim Abladen).
2. Angeber; Aufschneider
angewwerig, -gebberig angeberisch
Angewwerij, -gebberij f. Angeberei
angewönnen → anwähnen
Angewonnhäid f. Angewohnheit. Dat is so ne dumme Angewonnhäid van em. → Anwähnßel
Angewönnte, Angewähnte f. Angewohnheit (z.B. Tick). → Anwähnßel
anglöien in Glut geraten
angluupen, -glupp(k)en anglotzen, anstieren
angrenzen, -grää(n)ßen angrenzen
angriepen angreifen. De Krankhäid häff em lellk anegreppen. He süht so angegreppen uut.
angröien (Wes, St, Ge, Bor, Hei, Rae) anwachsen; gedeihen. Dat Dier is gudd anegröit (hat zugenommen). De Bloomen bünt gudd anegröit.
Angst, Angs f. (Ängste) Angst. He krigg't met de Angst (te doon). met Angst un Schrecken. met Angst un Böwwen. → bange, bedrieten, Liew.
Zs.: Doodes-, Häiden-, Höllen-
Angst- auch: Angs-
Angsthaase(n) m. Angsthase
Angstkind n. Kind, um das man sich sorgt, ängstigt. Een Kind is en Angstkind. → Sorgenkind
Angstköttel m. Angsthase. → Bangeköttel
ängstlik ängstlich. → bange
Angstschweet m. Angstschweiß
anhäägen 1. pflegen, verhätscheln (z.B. kränkliches Kind zum Essen nötien). → tohäägen.
2. antreiben zum Laufen (bes. Pferde, Kühe). Dat Peerd moch stramm in de Ketten bliewen, et wodde anehäägt.
anhaalen 1. heranholen, herbei-, zusammenholen. de Beeste to't Melken anhaalen (zusammentreiben). Daor is kinn Anhaalen an (bei Verschwendung: kein Arbeiten, Sparen).
2. anhalten (zu). de Blaagen wodden to't Dräien van de Kaarne anhaalt.
anhääweln, -hääbeln mit einem Hebel anheben. → anlichten
anhäbben anhaben (z.B. Kleidung). → Buxe
Anhang m. Anhang (z.B. Familie, Braut, Erben). He häff Anhang kreggen. He kamm met Anhang. → Anhängsel
anhangen anhängen. He moch de Kaore (an'n Waagen) anhangen. Se häff sik alls anhongen (z.B. viel Schmuck).
anhänglik anhänglich, zutraulich; treuherzig
Anhängsel n. Anhängsel; Anhang (z.B. Familie, Braut). → Anhang
anhäörn anhören, zuhören. Ik kann't met't Gatt nich anhäörn (Ich kann es nicht mehr hören, bin es leid).
anharken (leicht) zusammenharken. He moch dat Höi van de Sieten anharken, dat he met'n Harker debi kamm (Heurechen konnte nicht am Zaun entlang harken).
anheften, -hechten anheften, befestigen
Anhöchte f. Anhöhe
anhöch(t)en anhauchen. → an-äömen
anhöchten, -höögen anhöhen, erhöhen; anhäufeln. de Arften (Erpel) anhöchten
anhollen 1. anhalten. dat Peerd in'n Galopp anhollen. De Kommiesen häbbt mi anhollen (an der Grenze kontrolliert). den Aom anhollen. He häff em anhollen up de Straote (getroffen, angesprochen).
2. beibehalten, festhalten an. Dat olle Platt wödd anhollen. Dat häbbt se hier lange anehollen (an einem Brauch festgehalten).
3. andauern; vorhalten. Dännen, de hollt nich an (beim Feuer). De Kölde höllt an.
4. in der Wendg. anhollen to (anhalten zu; ermahnen).
5. aufziehen, großfüttern; zur Zucht bereithalten. Dat Kalw kann ik bääter anhollen as verkoopen. Dat was 't Anhollen nich wäärd (wertlos, z.B. Tier, Mensch). Well binnen twee Jaor Beene verspöört, is't Anhollen wäärd (vom Laufenlernen der Kinder; wer sich in zwei Jahren einarbeitet, soll auf dem Hof bleiben).
6. durchhalten, aushalten; wiederholt nachfragen. • Anhollen dööt (is) kriegen (Hartnäckig weitermachen führt zum Erfolg, z.B. beim Freien). → Schlagg m.
Anhöller m. wer hartnäckig sein Ziel verfolgt (z.B. immer wieder bettelt). • Ne Anhöller winnt (Wer insistiert, kommt zum Ziel).
Anholt, Antholt m. Halt, Stütze; Anschluß (z.B. Bekanntschaft, Freundschaft). Wenn du in de Frömde gehs, moss sehn, dat du Anholt häs. → Hollfaste
Anholt ON Anholt, Ortsteil von Isselburg. Anholts(k)en Wind. Dat merkt ou maor, wenn van Anholt den Wind neet so wäien dää, dann können in Weert de Möllekes nich loopen (Ortsneckerei aus Bo).
anhöltig, anhöltlik, anthöltlik anhänglich, zugetan, befreundet. Den Hund is noch wall anhöltig. Dat bünt anhöltige Löö (z.B. gute Nachbarn).
anhöö(de)n hüten; hegen, pflegen, nähren. de Kohne anhööden. De Blaagen deen dat Paoskeföör anhöön, dat dat so lück an't Braanen bleew (nährten das Osterfeuer, das oft noch eine Woche nachglühte).
anhöögen → anhöchten
Anhöögensploog m. Häufelpflug, Kartoffelpflug. → Anbouploog
anhööpen anhäufen. Nix wat sik so anhpt as Schulden un schmeerige Wöschke.
anhouen anhauen, -kerben. den Boom anhouen. en Hach anhouen (eine Fallkerbe hauen, an der Fallseite ankerben, beim Fällen bis etwa 1950 mit der Axt u. danach mit der Motorsäge üblich). → Fallkerb
anhüürn anmieten. 'n Maiken anhüürn (eine Dienstmagd einstellen). → meeden
Anies m. (Aniesken) Anis; Anisschnaps. Aniesken met Ssucker (für die Frauen nach dem Kaffeetrinken, bei einem Besuch). → Fenkel.
Zs.: Puup-
Aniesbeschüüte f. Anisgebäck (zweifach gebacken)
Aniesdroppen m., -dröppken mit Anis aufgesetzter Schnaps (gut für die Verdauung). → Puup-aniesken
Anieskeese m., -keesken (Wes, Ge, Rae) aus Dickmilch mit Anis bereiteter Käse
Anieskooke(n), -kook m. Aniskuchen (Neujahrskuchen mit Anis gewürzt). → Ieser-, Nij-jaorskooken
Anieskööksken Anisplätzchen
Anies-schnäpsken Anisschnaps
Anies-ssucker m. Zucker mit Anieswürze
anjaagen antreiben, treiben. dat Veh anjaagen
anjucken ein Joch anspannen
ankaorn herankarren (mit der Sturzkarre heranbringen). → herankaorn
Anke- auch: Anneken-
Anke(bess)moo(de)r f. (Wes, Ot, St, Ge, Bor, Rh) Urgroßmutter. Mi däch all vull te vull, sägg Ankebessmooder (habe zuviel Erfahrung, bin sehr alt). Ankebessmooders Tied. → Tuutkenmooder
Anke(bess)vaader m. (Wes, Ot, St, Ge, Bor, Rh) Urgroßvater. → Tuutkenvaader
Ankemooder → Ankebessmooder
Anker 1 m. (Ankers) preuß. Hohlmaß, Flüssigkeitsmaß (30 Quart = 34,35 l); Bierfaß, -tonne. 'n Anker Beer. → Beerfatt, Tunne
Anker 2 m. (Ankers) 1. Anker.
2. Verankerung (z.B. schrägstehender Pfosten zur Unterstützung des Eckpfostens am Haus).
Zs.: Balken-, Ieser-, Müür-, Schlott-, Schlöttel-, Treck- Zugg-
Ankerbalken m. Ankerbalken, Verbindung von zwei Pfosten, Teil des Hausgerüstes
Ankerseel n. Ankerseil
anketten, -kedden anketten. dat Veh anketten
Ankevaader → Ankebessvaader
ankieken ansehen, angucken. Waor kicks du mi föör an? (Wofür hältst du mich). Daor kaas mi föör ankieken (Dafür stehe ich gerade). Denne kick ook witt föör schwatt an (macht sich was vor). Daor mott ik mi schwatt föör ankieken laoten (böse ansehen lassen). Se kiekt sik scheew an (böse). Dat magg ik met't Gatt nich ankieken (bekieken) (heftige Ablehnung, Verachtung). Dat kick mi alle Daage an (stört mich täglich). Dat is 't Ankieken nich wäärd. De is gudd ankieken (von schönem Aussehen). Dat is kinn Ankieken weerd (kinn Bekieken)! (Das sieht unschön aus). Denne kaas nich ankieken (unschön, häßlich). → Driekesmann, Prääke, schwatt
ankladden ankleben; anwerfen. Lehm ankladden an de Müüre
anklecksen anklecksen
ankleeden ankleiden
anklewwen, -klebben ankleben
ankloppen 1. anschlagen, -hauen.
2. anklopfen. Well ankloppt, de wödd lossmaakt.
anklossen ankeilen, befestigen. Daor wödd ne Pinn anklosst.
anknäbbeln, -knäwweln anknabbern. De Beschüüte wann'n van de Müsse aneknäbbelt.
anknällen, -knallen fest anziehen, festzurren. Se mochen den Draod üm de Kiste anknällen. Moss de Buuskenwedde faste anknällen (straff binden).
anknipsen anschalten. dat Lecht anknipsen. → ansetten
anknööpen, -knöppen anknöpfen
anknüppen anknoten, -knüpfen
anknuurn anknurren, brummen, nörgeln
anköiern → anküürn
ankomm., ankumm. nächst(e) ankomm. Jaor. Bes ankumm. Wääke! (Abschiedsgruß). → tooken
ankommen 1. ankommen. He kamm noch in de Nacht hier an. Dat Waater kümp in Vreene nich ganz best an (von verschmutztem Berkelwasser). → an.
2. sich entwickeln. De Sogge is gudd anekommen.
3. widerfahren, zustoßen. Ik weet nich, wat dat Dier anekommen is. Wat is em anekommen? (bei plötzlichem Tod). He wuss nich, wat em ankweem (was ihm geschah). Ik sall wall up-passen, dat dat Kind nix ankümp (daß ihm nichts passiert). → angaon.
4. in best. Lage kommen. Se is daor schlecht ankommen (wird dort schlecht behandelt). Se is demet ankommen (unglücklich geworden).
5. in der Wendg. Daor is kien Ankommen an (Man kann nicht dagegen an, nicht konkurrieren).
Ankömmling m. Fremder, Besucher
Ankoop m. Ankauf
ankoopen ankaufen
anköörn zur Zucht bestimmen (von Vieh); mustern (scherzh.)
ankörnen ankörnen (mit einem Dorn Vertiefung in Eisen schlagen, damit der Bohrer nicht wegläuft)
ankribben Ufer mit langen Reisigbündeln befestigen. → bineenekribben, Kribbe
ankriegen 1. in Gang bekommen. Ik häbb de Uhr nich anekreggen.
2. angelegt bekommen. De häff a. bitieten den Sellen anekreggen (hat jung arbeiten müssen).
3. sich bedienen bei Tisch, zugreifen. → anschicken, bikriegen
ankumm. → ankomm.
anküürn, -köiern ansprechen. Ik wödd met Jupp anküürt, un den twidden Naamen is Henderk.
Anlaage f. Anlage; Gartenbeet. Anlaagen vöör't Huus.
Zs.: Bloomen-
anlachen anlachen. He häff sik ne Deerne anlacht.
anlangen anreichen. Pannen anlangen. → handlangen
anlaoten 1. anlassen, Anlasser betätigen. den Motoor anlaoten.
2. in Betrieb lassen. He lött den heelen Dagg dat Radio an.
anlappen anflicken; zerissenen Faden verbinden (beim Spinnen). He lött sik wat anlappen ("läßt sich etw" ans Zeug flicken.). → andräien
anlasken, -lassen laschen, zwei Teile verbinden (z.B. die Pfette, Holz, Eisen). → anstücken
anleegen anlügen
anleenen anbinden (mit einer Leine). → anseelen
anleggen 1. anlegen. 't Gewehr anleggen. met'n Schipp anleggen. 't Kind anleggen (stillen). Dat Geld is gudd aneleggt. → Bije.
2. in der Wendg. sik anleggen met (sich anlegen mit, Streit suchen). Moss di de mooi (gudd) met anleggen, dann kriss de wat van met (z.B. Erbschaft).
3. anlegen (von Feuer). den Ommen anleggen
anlehrn, -lährn anlernen; abrichten, dressieren. Dat Peerd is a' gudd anelährt. Den Jungen häbb se gudd anlährt.
anlest(e) → antleste
anlewwern anliefern. Schwiene wodden anelewwert.
anlichten anheben. Licht dat äs an, wo schwaor dat is.
anlieken ebnen; angleichen
anliemen anleimen
Anligger m. Anlieger. → Bääkmidde, Anwönner
anlönnen anlehnen. de Dööre anlönnen. sik anlönnen
Anloop, Anlöppe m. 1. Anlauf. ne Anloop nemmen.
2. (viel) Besuch. → Angeloopte
anloopen 1. herbei-, hinlaufen. Daor bün ik ääwen anloopen (Ich habe einen kurzen Besuch gemacht). → an.
2. anlaufen. He was van Gift rood aneloopen (aus Wut rot geworden).
3. hereinfallen, Pech haben, betrogen werden. Daor kaas dumm (fain, mooi) met anloopen! He is met Trouen anloopen. Se is aneloopen. He was met de Däärne aneloopen (vor-, uneheliche Schwangerschaft). → anmaaken
anlööten anlöten
Anlöppe → Anloop
anlouen, -lowwen verheißen, versprechen. → verlouen
anlünkern anstarren, -glotzen; blinzeln
Anmaake f., Anmaaksen m., Anmaaksel, Anmaaken n. Vorwand, Grund. He mäck sik 'n Anmaaksel. ne Anmaake sööken (einen Vorwand suchen). → Erntken
anmaaken 1. anmachen, anzünden. Föör anmaaken. Lecht anmaaken. To't Anmaaken wodde boll immer witten Torf nommen (zum Feueranmachen).
2. ansetzen, anrühren. den Deeg anmaaken. → anmengen.
3. hereinfallen, Pech haben, in ungünstige Lage kommen. Daor is he mooi met anemaakt (mit einem Prozeß belastet). → anloopen
Anmaaksel, -sen → Anmaake
Anmaaksholt n. Reisig, Holz zum Feueranzünden. Fröhr deen se jeede Spröcksken upgarrern un to Anmaaksholt metnemmen. → Anböötholt
anmääten, -metten Maß nehmen, anprobieren lassen, anpassen. Ik lao mi bi'n Schnieder ne nije Bux anmääten.
anmahnen an-, ermahnen
anmaolen anmalen
anmarken, -merken an-, bemerken. Daor lött he sik nix van anmerken (tut, als habe er nichts bemerkt). He häff sik nix anmarken laoten (verchwieg, was ihn bedrückte). Häff he sik wat anmerken laoten (Hat er ein Trinkgeld gegeben)?
anmelden, -mellen anmelden; anzeigen. Daor häff sik wat anmeldt (Ein Kind wird erwartet).
anmengen anmischen, ansetzen, anrühren. Pannekookendeeg met Waater anmengen. → anmaaken
anmiegen bepinkeln; betrügen (grob). → anpissen
Anmieger m. Ameise (scherzh.). → Miegampe
anmiern lästig fallen. He häff mi weer anemiert.
anmuulen anschnauzen, beschimpfen
Anna, Anne, Änne(ken) PN Anna
an-naageln, -näägeln an-, festnageln. He bleew an-naagelt staon (wie angenagelt).
an-näien annähen. en Knoop an de Buxe an-näien
an-näögern, -nöögern, sik sich annähern
An-näögerung, -nöögerung f. Annäherung
Änneken → Anna
Anneken(bess)mooder, -vaader → Ankebessmooder, -vaader
Annekottrien PN Anna Katharina
Annemi, Ammi PN Annemarie
an-nemmen 1. annehmen, entgegen-, übernehmen. Gao up't Solder to't An-nemmen (Nimm die Garben beim Abladen entgegen). De kann gudd an-nemmen (beim Packen der Garben wichtig, da sonst anstrengend, → angewwen). ne Arbäid an-nemmen. angenommen Wark (z. B. Lohnarbeit). en angenommen Kind (adoptiert). → Lehre 1.
2. annehmen, vermuten. Ik nemm an, dat't so is.
3. in Wendungen wie sik wat annemmen van (sich etw. sagen lassen, sich kümmern um). He namm sik dat van mi an. He nimp sik daor nix van an (fühlt sich nicht verantwortlich, es geht ihn nichts an). → antrecken.
4. in der Wendg. sik an-nemmen laoten (zur Kommunion gehen). Sunndagg lao wi us an-nemmen. Dat Kind is an-nommen wodden (hatte Kinderkommunion). Daor wann. wi noch nich an-nommen (vor der Erstkommunion mit 14 Jahren). → Kranz
an-nemmenswäärd wert, genommen zu werden. → nemmenswäärd
An-nemmer m. Unternehmer (z.B. im Bauhandwerk)
anner, anner- → ander, ander-
ännern → ändern
anners, anners- → anders, anders-
an-nüürn anschwellen; wachsen. De Koh nüürt a'gudd an. Den Penning mu'k hollen, de nüürt noch wa. weer an (vermehrt sich).
anpachten pachten
anpacken 1. anfassen. De Bloomen könnt dat Anpacken nich mähr häbben (von empfindlichen Schnittblumen). Anpacken (föhlen) is fies, un well't nich dööt, is nich wies (vom Schmusen). → Aos, Greepe, Koppel-fangen, Tange.
2. (eine Arbeit) in Angriff nehmen, zupacken; beginnen. Dat Peerd päck gudd an (bei festsitzendem Wagen: probiert immer wieder durch Anziehen). De päck nich an (ist faul). Dat mo. we anpacken. Lao wi't anpacken! Pack ääwen met an (eben helfen). He häff dat ganz verkährt anepackt (ungeschickt). → äärsverkatt, ewangeelsk, Strohkäärl.
3. mitnehmen, angreifen, bes. von Krankheit. De Krankhäid häff em anepackt. → angriepen
Anpäcker m. Griff od. Loch zum Anfassen (z.B. an Tonne, Kübel, Waschbottich, Zinkwanne). → Griepe, Hantel
anpäölen anpflocken (Vieh)
anpassen anpassen
anpatt → apatt
anpesten, -pessen sticheln, stänkern. He häff mi anepest.
anpicken, -bicken leise anklopfen, anstoßen. De Henne häff 't Äi anepickt. ne Steen met'n Haamer anpicken
anpiepen Pfeife (Zigarre, Zigarette) anzünden, rauchen. Kaos wa' eene met mi anpiepen. Lao we de män noch eene anpiepen (noch eine Zigarette zusammen rauchen). → uutpiepen
anpinseln anstreichen, anpinseln
anpipsen anstoßen beim Knickerspiel, ins Loch "schnipsen"
anpissen anpinkeln. De Mieg-ampe häff mi anepisst (hat beißende Ameisensäure ausgeschieden).
Anpisser m. (Vr, St, Rae) Ameise (scherzh.). → Anmieger, Mieg-ampe
anplacken ankleben, anwerfen. Aorne anplacken (Henkel an Töpfe ansetzen). met de Schüppe de Kanten van'n Bedde anplacken (die Beetkanten im Garten versäubern). → anhöögen, anschmacken
anplanten anpflanzen. ne Boom anplanten
anplärren anschreien. Ik lao mi van di nich anplärren!
anplöögen mit dem Pflug anhäufeln. Erpel anplöögen. → anhöchten
anporgen, -porren schüren. dat Föör anporgen
anpotten anpflanzen
anprääken aufschwatzen, aufreden. Dat will mi den Käärl anprääken. Nich, dat ik uh dat anprääken will. → andeenen
anprangen anbetteln. Ik prang em noch äs an.
anpraoten 1. ansprechen.
2. aufschwätzen, aufreden. Laot uh doch nich alles anpraoten! → anprääken, up-praoten
anpriesen anpreisen. He dööt blooß anpriesen, wat he quiet will. → bepuchen
anprobeern anprobieren (z.B. Kleidung beim Schneider)
anputzen verputzen. Dat Huus was aneputzt (ein Putzbau).
anpuusten, -puußen anpusten
anraaken berühren. Well vull küürt, raakt ook manks an (erregt Anstoß). Den dörfs neet anraaken (reizbare Person, Bo).
anrääken anrechnen. Dat kann'k em nich anrääken (Dafür kann ich ihn nicht verantwortlich machen). Dat mu'k em hooge anrääken!
anranzeln, -raa(n)ßeln ausschimpfen. → anrunzeln
anrao(de)n an-, zuraten. Dat kann'k di nich anraoden! He kweem up Anraon van den Magister.
anreeken anreichen, her-, herüberreichen, -langen. Reek mi äs ääben de Koffiemelk an! He moch em de Pinsels anreeken. → angewwen, anlangen
anrelken antrocknen, halb vertrocknen. Dat Gröss is gudd anerelkt (halb getrocknet). → anwecken
Anrichte f. Anrichte, Geschirrschrank. → Wertikoo
anrichten anrichten; anstellen. Wat häff he daor weer anericht (z.B. Schaden angerichtet).
anriegen anhäufeln (Kartoffeln). → anhööpen
anrillen anhäufeln (Kartoffeln). → anhööpen
anritzen, -rissen anreißen, anzeichnen (Bäume, Holz). → anteeknen
anröchtig (Vr, St, Hei, Rae, Bo) verdächtig, anrüchig
anröhrn, -rührn 1. anrühren (z.B. Teig). ne Paannekookenlööpen to't Anröhrn. → anmengen.
2. berühren
anröödeln verbinden mit Draht
Anroop m., -röppe f. Anruf. Ik häbb'n Anroop kreggen (Telefonanruf).
anroopen anrufen. He häff mi anroopen.
anrotten anfaulen. Dat Holt is anerott.
anrullen heranrollen. 'n Fatt anrullen
ansaagen ansägen. Wat häbbt de faake dat Böömken ansaagt (Streit gehabt u. sich wieder vertragen, z.B. beim Freien).
ansabbern, -sabbeln anlecken
ansäggen 1. ansagen, angeben (z.B. die Zahl ansagen beim Solo- Spiel). Ik häbb ähr de Wacht ansäggt (gewarnt, gedroht, bei Kindern).
2. Geburt od. Tod bekanntgeben; einladen zu Taufe od. Begräbnis. He moch de Groowe ansäggen (bei den Nachbarn). → Dooden, nöögen
Ansägger m. wer Geburt, Hochzeit od. Tod bekannt gibt. → Ansprääker. Zs.:Dooden-
ansäien einsäen. Den Buss is vöör sesstig Jaor anesäit. → anpotten
anschaffen, sik sich anschaffen, kaufen. He häff sik ne Fietse aneschafft.
anscharpen schärfen, anspitzen. → Fiezebohnenstaaken
anscheern passend zuschneiden, -schlagen. Pannen anscheern. → afscheern
anscheeten 1. anschießen; mit Schüssen leicht verletzen. dat Nijjaor anscheeten (In der Neujahrsnacht wurde nach zwölf Uhr in allen Nachbarschaften geschossen, die Jäger gaben Gewehrschüsse ab). Dat Dier was aneschotten. → anblijen, doodwund, krankscheeten.
2. heranschießen; annähern an. den Knicker anscheeten (anstoßen, um den anderen zu treffen). Dat schött all so an (Der Termin rückt näher, es dauert nicht mehr lange).
anschellen anläuten
anschicken 1. aufrücken, einreihen, sich dazusetzen. in de Karke anschicken. → toschicken.
2. zu Tisch gehen; sich bedienen bei Tisch. Nu schickt uh an un kriegt uh bi! (scherzh.). → ankriegen, upschicken
Anschien m. Anschein, in der Wendg. (den) Anschien häbben. Et häff wall den Anschien, as wenn he de Vermaak an häff.
anschieten 1. betrügen. He häff mi met de Koh aneschetten (z.B. beim Kauf, unsichtbarer Fehler). → beschieten.
2. anzeigen. Den Wild-deew häbbt se anschetten. → anbrengen
anschirrn, -schiern (das Pferd) anschirren, die Halfter anlegen
Anschlagg m. Anschlag. Anschlagg föör mi (rufen die Kinder beim Versteckspiel, → anschlaon). He steht in'n Anschlagg (bei der Jagd). An de Leesten föör'n kranken Foot kammen Anschlääge (Ergänzung an normalen Leisten für orthopädische Schuhe). → Doodschlagg
anschlaon 1. anschlagen. Piepverstoppen met Anschlaon (Anschlagg). en Fatt anschlaon (Wein-, od. Bierfaß). De Bloomen bünt gudd anschlaon (gut angegangen, → angaon). De Hund schleet an (meldet sich, bellt, → anstooten). Gudd ääten un lange schlaopen, dat schlött an! De Kaore moch anschlaon (spielen, die Achsen liegen richtig).
2. in der Wendg. anschlaon van (veranlagt sein, in der Art liegen). Dat schleet mi van de Naobers an (schlechte Eigenschaften). Dat is em nich van de Naobers anschlaone (z.B. ganz der Vater; das ist ihm angeboren). → anwäien, frömd, Pääte.
3. veranschlagen. Ih mütt't män hooge anschlaon (hohen Preis fordern).
anschleppen, -schlöppen anschleppen. den Trecker anschlöppen (wenn er nicht anspringen will).
anschliepen anschleifen, schärfen (Beil, Axt). He häff de Biele aneschleppen. → Angeschleppene
anschlieten, -schleeten abnutzen, verschleißen. Dat Kleed was all ganz angeschletten (abgetragen).
anschlööpen (Wes, Vr, Ge, Rae) lose überwerfen
anschluuten anschließen. De Planken schluut't nich an (Die Bretter sind nicht bündig zugeschnitten). He kann sik daor gaar nich anschluuten (findet keinen Anschluß).
anschmacken 1. ankleben, -setzen, -werfen. Aorne anschmacken (Henkel, Griffe ansetzen, in der Töpferei, → anplacken, hanteln).
2. "aufhalsen", "andrehen". Dat Spill häff he mi aneschmackt.
anschmeern 1. dreckig machen, beschmieren. Wat häs de Platten doch alle aneschmeert.
2. zum Narren halten, betrügen. Denne häff mi fain aneschmeert.
anschmieten hinaufwerfen; anreichen (z.B. auf den Dachboden). de Pannen anschmieten. Gao up'n Kidden, de Garwen anschmieten.
anschnäätern anschimpfen. → anblecken
anschnie(de)n anschneiden, anbrechen. den Schinken anschnieden. En Stuuten wödd immer van bommen anschnedden! Daor moch he de öllste Dochter nemmen un nich de jüngste (Auf dem Hof sollte möglichst zuerst die älteste Tochter heiraten, → Pannekooken, rieges-an). Schnied dat nich an! (Sprich nicht davon).
anschnouen anschnauzen, anschreien, schimpfen. → anblecken
anschnuuten anschnauzen
Anschötte 1 f. (Ot, Vr, Ge, Ra, Rae, Rh, Bo). Anschott m. (Ot, St, Ge, Ra, Hei) 1. Grasstreifen zum Wenden vor dem Acker. → Aanewende.
2. angeschüttetes, ansteigendes Land, Erdaufwurf
Anschötte 2 f. (Bo) Anschuß (bei der Jagd). Den Haasen häff ne Anschötte kreggen.
Anschraage f. (Ge) Stütze
anschräägen anschrägen. dat Holt anschräägen
anschriewen, -ben anschreiben (z.B. beim Kaufmann). Muss't män anschriewen laoten (in de Kladde anschriewen) (anschreiben lassen). anschriewen föör't Krankenhuus (Dank für unbezahlte Dienste, iron., → Ehre, lohnen). He häff't Geld in de Kanne un lött anschriewen (Er ist dumm).→ Uutnahme
Anschriewerij f. Anschreiberei
anschräien ansengen, leicht anbrennen. De Oogenbruuen wann' aneschräit, daor was de Flamme langs egaon.
anschruuwen, -ben anschrauben
anschubben anstoßen
anschüünen (Vr, Ge, Bo) aufhetzen, anfachen. de Hunde anschüünen. Föör anschüünen. → upschüünen
anschüürn schüren. dat Föör anschüürn met'n Püüster
anschuuwen, -ben anschieben. Schuuw äs ääben den Waagen an. ne aneschowwen Stuuten (best. Backform, bes. bei Roggenmischbrot). Lao we nu anschuuwen (aufrücken, bei Tisch).
anschwellen anschwellen. Em schwoll den Kraagen an (vor Wut).
anseelen festbinden, anseilen. → anleenen
Ansehn n. 1. Aufsehen. Wat häbbt de 'n Ansehn hat met dat Gespann (Aufsehen erregt mit den Pferden).
2. Ansehen. He häff groot Ansehn (Er ist beliebt, angesehen).
ansehn 1. ansehen. Dat kann ik di wall ansehn.
2. halten, ansehn (für). He häff mi föör ne Pastoor ansehn (→ verschlieten). Se seht em daor föör vull an (wird für voll genommen). He is daor gudd anesehne (beliebt). Dat soss em nich ansehn, dat he so klook is (Er ist klüger als gedacht). → ankieken, Ansehn
ansehnlik ansehnlich; stattlich; ordentlich, beträchtlich. so ne ansehnlike Deerne.
Zs.: un-
ansetten 1. ansetzen, dransetzen. den Ploog genau ansetten (in die Furche setzten). de Kaore ääben ansetten (ein Stück versetzen).
2. anwerfen, in Gang bringen. de Maschiene ääben ansetten.
3. ansetzen, anbrennen; aufsetzen. Et was lück in de Panne anesatt. Koffie ansetten (Kaffee kochen).
4. festsetzen, festlegen. Se häbbt ne Dagg föör de Visite anesatt. → setten
Ansetter m. Schalter, Einschalthebel; Einschaltfußbrett, Einrücker, Stellhebel zum Einrücken (Weberei). → Knippser
ansitten ansitzen. Ne Jääger mott manks lange ansitten.
anspannen anspannen (Pferd od. Rind ein Geschirr anlegen). Dat junge Peerd wödd van Hand anespannt. den Waagen anspannen laoten. Se häbbt em anespannt (an die Arbeit gekriegt). → fäärdigmaaken, Peerdegeräi
Anspannreemen m. Zugstrang aus Leder für die Kutsche
anspaorn anspornen, antreiben, aufhetzen
anspijen anspucken
anspitzen anspitzen. ne Tuunstaaken anspitzen. → Fiezebohnenstange, Töörstaaken, Tuunpaol
anspöllen die erste Karte ausspielen beim Kartenspiel
anspöölen anspülen. Met Hoogwaater is noch wall völl Holt anspöölt wodden.
anspoorn an-, zusammensparen. He häff sik gudd wat anespoort.
Anspraake; Anspraoke (Ra) f. Zuspruch, Ansprache; Besuch. Dat olle Mensk häff gaar kinn Anspraake mehr (Sie wird von niemandem mehr besucht).
ansprääken 1. ansprechen.
2. besuchen, einen Besuch abstatten, bes. einen Krankenbesuch machen. kranke Löö ansprääken. Ik komm Uh in't Krankenhuus wall äs ansprääken. Se kwammen to't Ansprääken (Besuch bei der Wöchnerin: Verwandte u. Nachbarn kamen nach dem Tauftag).
Ansprääker m. (Wes, Vr, St, Sü, Ra, Rae) 1. wer zur Hochzeit einlädt (Sohn des nächsten Nachbarn der Braut). → Gästebidder, Nööger.
2. Oberst od. Offizier des Schützenvereins, der eine Ansprache hält.
3. wer einen Krankenbesuch macht
Ansprääksvisiete, -vesiete f. (Wes, Vr, St, Ge, Hei, Rae) Besuch der Verwandten u. Nachbarinnen bei der Wöchnerin. → Kraom-schüdden
anspringen 1. angreifen; sich springend nähern.
2. in Gang kommen
Anspraoke f. Ansprache (z.B. beim Schützenfest)
anstääken, -stecken 1. anstechen. en Fatt anstääken (Faß Bier anzapfen).
2. anstecken (Krankheit). ne anstääkende Krankhäid. den Appel is anstocken (angefault, verwurmt). Dat Lachen steck so an. → bekliewen.
3. anzünden (Licht, Pfeife, Feuer). dat Paoskefüür anstääken. de Piepe stoppen un anstääken. De Blaagen häbbt dat Huus anstocken (Brandstiftung). Wann't nich good föör de Wanzen is, dann weet ik nich, wat bääter is, sagg de Mann, daor hadde he sien Huus anstääken (Ra, → Brand). Stääk de Käärßte äs an. Wi häbbt de Käärßte anstocken (am Sonntag nach dem Hochamt od. Samstag vor der Kirmes: mit dem Feiern beginnen). de Karmis anstääken. Wi häbbt de Karmis gistern all anestocken (Wir haben mit dem Feiern begonnen). Wi doot de Hochtied (Bruudlacht) anstääken (Wir beginnen das Fest). → anbrääken, Geck
Anstalt f. 1. Anstalt. He is in de Anstalt kommen (ins Landeskrankenhaus für Psychiatrie).
2. in der Wendg. Anstalt(en) maaken (sich kümmern um, Mühe auf sich nehmen). Du büs old genoog, moss met Sinne män äs Anstalten maaken, dat an't Trouen kümms. Se häff sik de Anstalt föör nix emaakt (die Mühe vergeblich gemacht). Maak blooß nich so vull Anstalt (keine Mühe mit Auftischen).
Anstand m. Anstand, Benehmen; Bildung. Denne häff kinn Anstand lährt. Üm'n Anstand te verwahrn, drünk se noch 'n Köppken Koffie met. → Anstandsköppken, Vulldoon
anständig, -stännig 1. anständig, tüchtig, ehrbar. 'n anständigen Käärl. Daor häbbt se mi upnommen, wu anständige Löö dat tosteht: met Bohnenkoffie un Beschüüte. Anständige Löö kommt bi Daageslecht nao Huus (nach dem Feiern im Morgengrauen, scherzh.).
2. ordentlich, tüchtig. He häff de anständig eene sitten (betrunken).
anstandshalwer, -ber anstandshalber. Anstandshalwer mott ik mi daor sehn laoten.
Anstandsköppken Tasse Kaffee, die anstandshalber getrunken werden muß. → Nöögeköppken
Anstandspulle f., -pülleken Flasche Bier, die anstandshalber getrunken werden muß
Anstandsrock m. Morgenrock (der Bürgerinnen)
Anstands-Schnäpsken Schnaps, der anstandshalber getrunken werden muß
anstaon 1. anstehen, warten.
2. gefallen, leiden mögen. Dat häff mi gudd anestaone (hat mir gefallen). Dat steht mi nich an (Das paßt mir nicht, ich mag es nicht leiden). He stönn mi nich an (gefiel mir nicht, sah krank aus).
anstatt anstatt, an Stelle von. Anstatt van'n Peerd ha. he de 'n Ossen vöör. → amplass
anstellen 1 1. anstellen. He is anestellt (hat eine Stellung).
2. in der Wendg. sik anstellen sich anstellen, benehmen; sich zieren, simulieren. Stell di nich so an! (Hab dich nicht so). Stell di nich so an äs de Henne bi't Pissen (Zier dich nicht, z.B. beim Schnapstrinken).
anstellen 2 einen Stiel an das Werkzeug machen
anstellig geschickt, gewandt
Anstellerij f. Anstellerei, Getue
anstemmen, -stimmen anstimmen. 'n Leed anstemmen
ansticken anfaulen. Den Appel is anstickt. → anfuulen
anstiegen ansteigen
anstocken anheizen. De Steen-ommen wodde anstockt. → anbööten
Anstoot, -stott m. 1. Stoß. Wenn he 'n kläin Anstööteken krigg, dann föllt he üm (von schwächlicher Person).
2. Ärgernis, Anstoß
anstooten anstoßen; anschlagen. Lao we anstooten (prosten). Den Hund stött an (meldet sich). → anschlaon
Anstötte f. Anstoß. Daor häff he ne Anstötte kreggen. → Anstoot
anstrengen, sik sich anstrengen. Dat Peerd moch sik richtig anstrengen.
Anstrengung f. Anstrengung.
Zs.: Öwwer-
Anstrich m. Anstrich.
Zs.: Buuten-
anstricken anstricken. nije Föötlinge anstricken
anstrieken 1. anstreichen, mit Farbe streichen.
2. flach unterpflügen. Moss ääben de Stoppel anstrieken. → bouen, plöögen.
3. anreißen. ne Sticke anstrieken (Streichholz anzünden)
Anstrieker m. Anstreicher, Maler (zugleich Glaser). → Glaasenmääker
Anstriekerledder, -liere f. Leiter des Anstreichers
Anstriekermester m. Anstreichermeister
anstücken laschen, Teile verbinden (z.B. bei Pfetten). → anlasken
anstüürn ansteuern. Dat wi'k doch män anstüürn (ins Auge fassen).
ansüürn ansäuern; säuerlich werden. De Schlobbe is a. lück anesüürt. → schrödden
ant → at
Antall f. Anzahl
antappen anzapfen. In'n Mäi mochen se dat Ssapp van de Bööme antappen (um Birkenwasser zu gewinnen).
antasten, -tassen 1. anfassen, berühren.
2. zupacken, in Angriff nehmen. Dann mo. we de män äs ääben antassen (gemeinsam anpacken). → anpacken
Ante, Anten- "Ente" → Ente 2, Enten-
Anteeken n. Anzeichen. Dat vulle Frääten is 'n Anteeken van Drächtigkäit.
anteek(n)en anzeichnen. Bööme anteeknen (durch Kerbe od. schwarze Farbe markieren, Bäume an der Fallseite kerben, Zeichen in den Baum schneiden vor dem Behauen). → blässen, ritzen, uutlienen
Antgeloop → Angeloopte
Antholt → Anholt
anthöltlik → anhöltig
anticken kurz anstoßen, z.B. Eier (Osterbrauch). → Äier-ticken
an(t)lest(e) schließlich, zuletzt. → leste, toleste
Antlid n. Antlitz, Gesicht. Sien Antlid was verfollen (eingefallen, von Verstorbenem).
anto dazu; "dran", in best. Lage, Zustand. Se is nich anto kommen (ist nicht dazu gekommen). bes nu anto (bis jetzt). He wuss, waor he anto was (woran er war). He is de schlecht (bedrööwt, nich gudd) anto (Es geht ihm gesundheitlich od. finanziell schlecht). Man wödd old, ik bün de nich gudd anto (fühle mich krank). Den Hoff is de schlecht anto (Dem Hof geht es wirtschaftlich schlecht). → bedrööwt, lie-an
Anton PN Anton. Kick, den Anton van Paadua (Begrüßung, wenn man jd. mit Namen Anton begegnet, scherzh.). Antoonius van Paddewaddewat, de satt bi't Föör un schleep, häff sik 'n grooten Tehn verbrannt, häi, wat Anton reep (daor heew (schloog) em de Mooder met de Panne vöör't Gatt, hu, wat Anton greep (leep) (Juxvers). → Töns.
Zs.: Banken-, Pengel-
Antooniusmisse f. Messe, die zu Ehren des Hl. Antonius von Padua gelesen wurde, wenn jd. verschwunden od. etw. verloren war
antöörn, -tüürn anpflocken, Vieh an Pflock befestigen
anträä(de)n antreten. De Stelle mo'k in'n Nowember anträän (z.B. eine Arbeitsstelle, ein Amt annehmen). bi't Wark anträän. Ne heele Kompanie is aneträän. Den ollen Dagg tredd us an. Di tredd ook 'n ollen Dagg an (Man wird alt).
antrecken 1. anziehen; festziehen Draod üm de Kiste antrecken. dat Hoow-ieser antrecken (Hufeisen nach dem Durchnageln stramm anziehen u. krumm nageln). Dat Peerd sall lück antrecken. de Lippe antrecken (hochziehen).
2. schneiden, anreißen. met de Rietmaote (met'n Treckmess) antrecken.
3. ankleiden, anziehen. Se trock sik 'n bettken bääter an (zog sich sonntäglich an). Treck di wat an, dat wat Warms an't Gatt häs (zu Kindern im Winter). Soss di Klumpe (Schoh) antrecken (wenn man jd. auf die Füße tritt). He häff sik den Schoh anetrocken (Er hat die Lehre angenommen). → Kiel 1.
4. in der Wendg. sik wat antrecken van (sich kümmern um, auf sich beziehen, zu tun haben mit). He treckt sik daor nix van an (nicht verantwortlich). De treckt sik dat an (nimmt sich das zu Herzen, bezieht es auf sich). Daor häff he sik wat van anetrocken. → annemmen, naakend, Schruuwe
antreffen antreffen; bemerken. Dat häbb ik a. wa. ährer anetroffen (gesehen, bemerkt).
antrouen an-, verheiraten. Dat is ne angetroute Kusiene.
Antwort. Antwurt (Rh, Bo) f. (Antworten) Antwort. He is üm kinne Antwort verläägen. Well vull frögg, krigg vull Antworten (wenn jd. nicht selbst entscheiden will). → schuldig, Tall
antworten. antwurten (Rh, Bo) antworten
anvertrouen anvertrauen. Gott (Usse Häärgott) kann'm alls anvertrouen, blooß keen dröög Höi (un kinne Klüünmodde) (un junge Froulöö) (scherzh.). → anbetrouen,Klüün
anwähnen, anwennen; angewönnen (Bo) angewöhnen. Wat kann'm sik nich alle anwähnen. He häff sik dat Rooken anwähnt. so'n Anwähnen (Angewohnheit)
Anwähnßel, Anwäi(n)ßel, Anwennßel n. 1. Angewohnheit, angenommene Gewohnheit; Anfälligkeit. Wat'n raar Anwäißel van em (z.B. Tick).
2. Unannehmlichkeit, kleines Unglück. → Angewönnte
anwäien anwehen, zufliegen. Dat is em nich anewäit (nicht in die Wiege gelegt). → Pund, towäien
Anwäi(n)ßel → Anwähnßel
Anwass m. Zuwachs. → Towass
anwassen festwachsen, verwurzeln, Wurzeln schlagen. Lao we upstaon, süss krieg wi 't Anwassen noch. He steht daor äs anewossen. De is noch in't Anwassen (Wachstumsschmerzen beim Kind). → angaon, fastewassen, wassen
anwecken welk werden. → anrelken, weck
anwenden, -wennen anwenden, gebrauchen
anwennen → anwähnen
Anwenninge → Aanewende
Anwennßel → Anwähnßel
anwiesen 1. zuweisen. en Passeel Schlaggholt anwiesen.
2. anzeigen. De Klocke wiss de Tied an. Wiest äs gau an, wo wied ih demet bünt (zu Schulkindern).
anwinnen vorankommen, Fortschritte machen. Dat Dier is gudd anwunnen (hat zugenommen). He is de leste Tied gudd anewunnen (z.B. nach Krankheit erholt). Dat kaas macklik weer anwinnen (aufholen). → angröien, tonemmen
anwiseern anvisieren, aufs Korn nehmen, beobachten
Anwönner m. Anwohner, Anlieger einer Straße. → Anligger
anwörmen anwärmen
anwüppken anstoßen, in Gang setzen.Wenn de Klocke verspöllt ha., dann wodde de anewüppket. → verspöllen
Anzugg m. Anzug (mod.). → Jass, Pack. He löpp in sienen besten Anzugg harüm.
Zs.: Kommjoon(s)-, Schewiott-, Schlaop-, Sunndaggs-, Trou-
Ao → Aa
Aobend, Aowend m. (Aobende) Abend. Et is noch nich aller Daage Aobend (Besser abwarten, → Luft). • Wann't Aobend wödd, dann röhrt sik alle Fuulen ("Am Abend werden die Faulen fleißig", → Flucht 3, laate). → trouen.
Zs.: Danz-, Fest-, Gaowen-, Hilligen, Jüffern-, Kaarte-, Komm-, Korw-, Mäi-, Middewinter-, Nij-jaors-, Niklaus-, Ollejaors-, Paoske-, Praote-, Sommer-, Spinn-, Sunndagg-, Sünte-Klaos-, Vullbuuks-, Wienachts-, Winter-
Aobend- auch: Aowend-
Aobend-ääten, -etten n. Abendessen. bi't Aobend-ääten sitten. → Vesper-ääten
Aobend-äätenstied f. Zeit des Abendessens
Aobend-andach(t) f. Abendandacht
Aobend-diss, -disk m. Abendbrottisch
Aobendgänger m. derber Stock, Spazierstock. → Daggstock
Aobendgebääd, -gebett n. Abendgebet. → Nachtgebääd
Aobendhemmel m. Abendhimmel
Aobendlech(t) n. Abendlicht
Aobendlüü(de)n n. Glockengeläut am Abend; Kinderweinen (scherzh.)
Aobendmaol n. Abendmahl
Aobendmaoltied f. Abendmahlzeit
Aobendmelk f. am Abend gemolkene Milch. → Meddaggs-, Morgenmelk
Aobendmisse f. Abendmesse
Aobendnewwel m. Abendnebel
Aobendräägen, -räänge(n) m. Abendregen. Mooder, back Pannekooken, et giff 'n Aobendräägen (wenn es nach anhaltendem Regen aussieht).
Aobendrood n. Abendrot. Morgenrood giff Räägen, Aobendrood giff Dröögde. Wenn't Aobendrood glöit und dat ööwertöit (öwwertreckt), giff't morgen gudd Wäär (Wetterregeln).
Aobendröste f. Abendruhe
aobends abends. Pannekooken gaff't meerstieds aobends. Aobends könnt se nich nao Bedde un "s Morgens nich dr" uut (un morgens moss se met de Kracke dr' uut böörn) (von Kindern, → drin). → Föör, morgens
Aobendschemmer m. Abenddämmerung
Aobendschlobbe f. warmes, flüssiges Schweinefutter für den Abend
Aobendschoole f. Abendschule (Berufsschule für Landwirte)
Aobendstern m. Abendstern
Aobendstunde, -stunne f. Abendstunde
Aobendsünne f. Abendsonne, untergehende Sonne
Aobendtied f. Abendzeit
Aobendwark, -werk n. Arbeit, die am Abend getan werden muß (z.B. Vieh füttern)
Aobendwind m. Abendwind, Westwind
aober → abber
Aodam → Aadam
Aodem → Aom
Aol m., Aole f. (Aole(n); Äölken) Aal. so gladd as ne Aol (Schnook). so fett as ne Aol. He föhlt sik (lääwt, sitt) as ne Aole in de Modde (fühlt sich wohl, lebt gut). → Ääteforke, föhlen.
Zs.: Modde-, Piep-, Quapp-
Aol ON → Ahle
Aolbääse, -beer(e); Olliebääse (Rh) f. schwarze Johannisbeere. → schwatte Drüüwkesbääse, schwatte Jansbääse
Aolbääsenbuss, -busk m. Strauch der schwarzen Johannisbeere
Aolbert PN Albert
Aolbunge f. Aalreuse (im Fluß aufgestellt)
Aole f. (Aolen) Nähahle. → Aort.
Zs.: Näi-
aolen Aale fangen
aolen vom Aal stammend. De aolene Huud wodde föör'n Fläägel bruukt. → Aolhuud
Aolenfett n. Aalfett. Jan de is so dick un fett, dat kümp van all dat Aolenfett (Spottvers auf dicklichen Angler).
Aolenkorw → Aolskorw
Aol(en)leer, -läär n. Aalhaut (für das Gelenk am Dreschflegel). → Fläägel-aor, Wörgel
Aolfang m. Aalfang
Aolfell n. Aalhaut
Aolforke Gabel mit langem Stiel zum Aalestechen (zwischen den gezackten Zinken bleiben die Aale stecken). Met de Aolforke dee wi Aole in de Bääke stääken. → Aolsgeere
Aolgaffel f. Dreizack mit langem Stiel zum Aalestechen
aolgladd aalglatt
Aolhäid, Allhäid, Äölken, Öölken PN Adelheid. → Adeele, Elke, Laida, riewen
Aolhuud f. Aalhaut (z.B. am Flegel). → Aolenleer
Aolkorw → Aolskorw
Aol-leer, -läär → Aolenleer
Aol-liene Aolsliene
Aolquappe f. Flußfisch (Dorschart)
Aolring → Aolsring
Aolsgeere f. Gabel zum Aalestechen, mit drei od. mehr gezackten spitzen Zinken. → Aolforke, -gaffel, Fiskestööter
Aolskaste(n) m. Aalreuse
Aol(s)korw, Aolenkorw m. Aalreuse in Korbform. → Fiskekorw
Aol(s)liene f. Leine zum Aalefangen
Aol(s)ring m. Fingerring mit spitzem Dorn an der Innenseite der Hand (wurde zum Aalefangen angelegt: Der Aal konnte nicht weggleiten.)
Aoltaor → Altaor
Aolweer, -wäär n. schwüles, müde machendes Wetter (Aale beißen bei solchem Wetter gut an, entwickeln Freßlust), Wetter zum "Anbeißen". Du häs Aolwäär vandaage (gut aufgelegt). De Blaagen häbbt Aolweer (haben Spaß, z.B. im hohen Schnee).
Aom, Aodem, Aomt, Aosem; Öim (We, Ra, Bor, Rh, Rae) m. Atem; Atemluft. Aom haalen (Atem holen). He is te dumm to't Aom-haalen (sehr dumm). Man mutt sehn, dat män't Aom-haalen nich vergett (daß man am Leben bleibt). Ik konn haoste kinn Aom mehr kriegen. He is sunder (achter) Aom (außer Atem). ääben in'n Aom scheeten (kurz ausruhen, pausieren). Den Aom is dr' uut (Er ist gestorben). Se häff sik boll achter Aom lacht (Sie hat sich fast totgelacht). → achter, Knee
Aom- auch: Aodem-, Aosem-, Öim-
Aomach(t) f. Ohnmacht. in Aomacht follen. → Gansehemmel
aomen, äömen, äimen, aosemen atmen. He aomt schwaor.
Aomnood, -piepe → Aomsnood, -piepe
Aom(s)nood f. Atemnot
Aom(s)piepe f. Luftröhre
Aomt → Aom
Äöne f. (Vr, St) best. Lage des Knöchels beim Knöchelspiel: die gewölbte Seite liegt seitlich nach oben. → Bickel
aone, ohne ohne. Haagel, daor könn wi wall aone (Hagel können wir missen). He kann de nich aone (z.B. nicht ohne Schnaps). Et geht ganz gudd aone mi. Daor (Dat) kann'k wall aone (Das ist übrig, kann ich wohl missen). Daor könn wi macklik aone (Es fehlt uns an nichts). Siene Alwiene, daor kann he wall so dann un wann aone (Seine Frau vermißt er ab u. zu nicht, scherzh.). He is gaar nich ohne (Er ist gescheit). He is nich ganz ohne (Er ist raffiniert, weiß Bescheid). aone wieders (ohne weiteres). → met, missen, sunder
aonehen, ohnehen ohnehin
Aor 1. Uhr (We, Rh, Bo) n. (Aorne; Äörken) 1. Ohr. He krigg wat an de Aorne (Ohrfeige). He giff em links un rechts wat an de Aorne. Sall ik uh äs bi de Aorne kriegen? (herbeiholen). Ik sett di den Kopp tüsken twee Aorne (Drohung, Zurechtweisung). Ik treck di glieks de Aorne lang (Ik schnie di glieks bäide Aorne af) (leere Drohung zu Kindern). Moss män up de Aorne gaon sitten (nicht hinhören). He häff de Aorne föör (hört interessiert zu). De häff 'n loss Aor (hört genau zu; gewährt eine Bitte). De Blaagen häbbt de Aorne wied loss (hören genau zu). Wannen häbbt groote Aorne, mon se häört schlecht. He schlöpp met en loss Aor (wachsam). Man konn't nich an de Aorne häbben (Man konnte es nicht anhören). Häbb se di gudd wat in de Aorne blaosen? (vorgeschwätzt). He krasst sik achter't Aor (denkt nach; verlegen). Ik schmiet di dat Dingen nao de Aorne (will es nicht mehr haben). Et is em nao de Aorne follen (umgekippt). He häff 'n Beck loss bes achter de Aorne (großes Mundwerk). De häff't dick achter de Aorne (schlau, gewitzt, pfiffig). Dat muss di achter de Aorne schriewen (merken). He is noch nich drööge achter de Aorne (unreif, noch nicht erwachsen). He frett, bes at't em an de Aorne weer uut kümp (ißt sehr viel). Se häbbt em in't Aor föhlt (em met'n mooi Präötken öwwer't Aor hout) (betrogen). Laot di nich an't Aor leenen (Laß dich nicht betrügen). He lött sik nich an een Aor leenen (eigenwillige, trotzige Person). He häff (treckt) de kinn Aor van (Er zeigt keine Empfindung, z.B. Schmerz, Leid). He häff sik de Nacht üm de Aorne schlaon (gefeiert, gearbeitet, nicht geschlafen). Et is em in de Aorne räängt (Er war betrunken). → achter, Äierdopp, besöömen, bihaalen, bitrecken, Blood, dreedübbelt, Floh, flöiten, flüstern, frääten, fuustdicke, glücksellig, groote Bohne, Hegge, heranhaalen, links, Mände, Muule, Peddenstohl, Pott, rund, schlackern, Schmurks, schriewen, Schuum, Statt, strieken, trecken, tuuten, verleewt, vöör, Wand f., Weegenstroh.
2. ohrenartiger Gegenstand, z.B. Schlaufe, Henkel, Griff. Aor van de Naole (Nadelöhr). Aor an de Säiße (Ring an der Sense, mit hölzernem Keil befestigt, → Saidenhubbel). Aor an'n Fläägel (Teil des Dreschflegels, → Kappe, Klopp). dat Aor van't Schlettgatt (altes Hufeisen als Schlaufe am Weidentor, worin der Längsbalken befestigt ist). Aor an'n Böggelkorw (Henkelansatz, → Roose, Schild). Dat konn. de Aorne nich häbben (die Griffe nicht aushalten). en Äörken an de Kruuke (Henkel). Aorne trecken (Tonwülste formen beim Hanteln, in der Töpferei, → Henkel). de Äörkes an de Müske (Seitenenden des Haubenbandes).
Zs.: Essels-, Fläägel-, Flapp-, Geer-, Haasen-, Klopp-, Lang-, Naodel-, Nätt-, Schleet(gatts)-, Schlöttel-, Spitz-, Staff-, Stuuw-, Twee-
Aor 2. Uur (We, Rh, Bo) n. Ortstein, Eisenerzstein. → Picksteen.
Zs.: Ieser-
Aor "Ähre" → Aore
Aor- auch: Uhr-, Uur-
Aorbäär, -beer m. Eber, bei dem die Hoden innen liegen. → Binnenbäär
Aorbank(e) f. Ortsteinschicht, Eisenstein. De Aorbanken wodden met de Pickhacke kaputtehouen.
Aorbelle f. Ohrring
Aore f., Aor n. (Wes, Ot, Vr, Ge, We, Bor, Hei). Üörne f. (St, Sü). Aorne f. (Ra, Bor). Aorn f. (Wes). Ähre f. (Rae, Rh, Bo) (Aorne) Ähre. Aorne afsööken (lääsen) (auf abgeerntetem Feld Ähren lesen). Moss alltied alls met de Aorne nao binnen packen (Regel für das Packen von Garben). Du muss di een Aor uutsööken un dat Kaorn döörbrääken, of't riepe is (Bor). → Achterbeen.
Zs.: Dübbel-, Gasten-, Haawer-, Mooder-, Roggen-, Twee-, Wäiten-
Aor-end(e) f. (Wes, Ot, Vr, Ge, We, Hei) Ährenende der Garbe, im Ggs. zu → Äärs-, Gatt-ende
Aorfiege f. Ohrfeige (mod.). → Aorkläppse
aorfiegen ohrfeigen, an die Ohren schlagen
Aorflappe f. (Rh, Bo) Ohrläppchen
aorflappen (Rh, Bo) ohrfeigen. → flappen
Aorgrund m. Ortsteinboden. → Ockergrund
Aorhängsel n. Ohrring, -gehänge
Aorhengs(t) m. (Vr, Hei) Hengst, bei dem die Hoden innen liegen. → Binnen-, Klopphengst
aorig gut in Ähren stehend, mit langen Ähren
Aorklappen (Pl.) Ohrenwärmer. He häff Aorklappen teggen de Kölde.
Aorkläppken Ohrläppchen. → Aorläppken
Aorkläppse f. Ohrfeige. Ne Kolle Füür un ne Aorkläppse kann man nich van Danke doon (Für eine Stückchen Glut kann man ebensowenig Dank erwarten wie für eine Ohrfeige).
Aorknieper → Aornknieper
Aorläppken Ohrläppchen
Aornbichte f. Ohrenbeichte
Aornd, Oornd m. (Äörnde; Äörnken) (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge) männl. Taube (im Ggs. zu → Minne). → Duuwenhahn, Hahn
aorndlik, äörndlik "ordentlich" → orndlik
Aorn(e)suusen Ohrensausen. Ik häbb so'n Aornesuusen, se treckt öwwer mi heer (Sie reden über mich).
Aornlie(de)n n. Ohrenkrankheit
aornlik, äörnlik "ordentlich". → orndlik
Aor(n)knieper m. Ohrwurm. → Aornkrüüper, Aortange, -worm, Gaffeltange
Aornkrüüper m. Ohrwurm. → Aornknieper
Aornpiene f. Ohrenschmerzen
Aornschmolt n. Ohrenschmalz
Aornstohl m. Ohrensessel. → Backenstohl
Aornsuusen → Aornesuusen
Aorploog m. Ortsteinpflug zum Brechen der Ortsteinschicht. → Undergrundploog
Aor-ring m. Ohrring. → Aorbelle
Aorsand m. eisenhaltiger roter Sand
Aorschlaoge f. Ortsteinschicht. → Aorbanke
Aort 1. Uort (St, Sü). Urt (Rae, Rh, Bo) m. (Äörte) nagelartiger, austauschbarer Stift, der in den Griff (→ Pinnheft) eingesteckt od. -geschraubt wird; Schusterahle. → Aole.
Zs.: Flack-, Insteck-, Krumm-, Näi-, Pinn-, Platt-, Stepp-
Aort 2. Uort (St, Sü). Urt (Rae, Rh, Bo) m. (Äörtken) altes Maß, ein Viertel; Viertelliter. en Äörtken (Viertelliter Schnaps). en Aort Daalers (ein Viertel Taler, 75 Pf). → Anker 1, halw, Pott, Tunne, Wettenschup 2.
Zs.: Halw-
Aortange f. Ohrwurm. → Aornknieper
Aortfläske, -flässe f. Schnapsflasche
Aortscheed n. (Wes, St, Hei, Rae) 1. Unterteilungsmöglichkeit am Kastenwagen bei etwa einem Viertel (wenn z.B. Kartoffeln von unterschiedlichen Sorten geholt werden).
2. Hauptschwengel an der Deichsel (Zugholz zur Befestigung der Geschirrstränge am Wagen od. am Pflug), Flacheisen am Drehschemelbrett des Wagens → Flack-ieser
Aor-uule f. Waldohreule
Aorwedde f. Weidenrute für die Griffe am Korb (Die Ruten wurden besonders ausgewählt). → Eerdwedde
Aorworm m. Ohrwurm (mod.). → Aornknieper
Aos n. (Äöse; Äösken) 1. gemeiner od. pfiffiger Kerl; Schlitzohr, Schlingel; aufgewecktes Kind. 'n Aos van ne Deerne (Biest). Dat is'n Aos, dat kaas met de Knieptange nich anpacken. de Äöse van Blaagen (Lümmel, Racker). Den Kläinsten, dat is doch so'n Äösken (z.B. verschmitzt, schlau). Dat häff dat Aos all fääker daon (Trinklied).
2. Aas, faules Fleisch. → Ahle, Graes, Raawe, radderig.
Zs.: Biet-, Driet-, Galwer-, Kläpp-, Raawen-, Rott-, Schind(e)-, Schwiene-, Stinke-
Aos "As" → As
Äösebäcksken Spucknapf. → Spijback
äöselig, aoselik, äöselik 1. kleinlich; unansehnlich; schlecht. so'n aoselik Weer!
2. unwohl, unpäßlich. Mi is so aoselik in'n Buuk. → raar
Aosem, aosemen → Aom, aomen
äösen 1. schmutzig machen; unangenehme Arbeit verrichten; verschwenden (Futter, Nahrung). Ik häbb met em lange wat te äösen hat (Mühe gehabt, zu tun gehabt).
2. leicht sticheln, ärgern; zum Narren haben. → esseln
Äösepott (St, Sü, Ge, Rae, Bo) m. Aschenbecher; Spucknapf
Äöserij f. 1. Schmutz, Unrat, Abfall.
2. Schweinerei.
3. Streit, Gezänke
Äösewark, -werk n. sehr schwere od. schmutzige Arbeit
Äöseweer, -wäär n. schlechtes Wetter
Aosfleege f. Aasfliege, Schmeißfliege (legt Eier auf Fleisch). → Driet-, Mestfleege
äösig 1. schmutzig, verkommen. Wat häff de Junge sik äösig maakt! ne äösigen Sommer (feuchter, verregneter Sommer). → räin, schmeerig.
2. grob, ungehobelt; unartig; betrügerisch; gehässig, böse, streitsüchtig. ne äösigen Käärl (von Grund auf böse). Wenn de Düüwel ganz äösig wödd, dann föhrt he in'n old Wiew (von böser, alter Frau). → hellig, össelig
Aosröcke m. unangenehmer Geruch
Aosvoggel m. 1. Aasvogel, Kolkrabe.
2. böser, gemeiner Kerl
Aoswegg m. schlecht befahrbarer, schmutziger Weg
aowat ach was! (Verneinung, Ablehnung). Aowat, is nix van waor!
Aowend, Aowend- → Aobend, Aobend
aowiesig (Ge) klagend, wehleidig
apatt, ampatt, anpatt 1. aber, doch, jedoch, trotzdem. Dat häbb'ke ampatt daone (trotzdem getan).
2. sonderbar, komisch, besonders. ne Apatten (Sonderling). → besünders, Katwent, sinken, Vreden
Apostel m. (Apostels) Apostel.
Zs.: Gesundhäids-
Apparaot m. (Apparaote) Apparat, Gerät.
Zs.: Raseer-, Scheer-
Appel m. (Appel(s); Äppelken) Apfel. He mott eenmaol döör'n (van'n) suurn Appel bieten. in'n suurn Appel bieten un'n Kopp in'n Lock stääken (wohl od. übel, man muß es tun). föör'n Appel un'n Äi (billig). Den Appel föllt nich wied van'n Boom (Stamm). Ih könnt doch nich annere Löö bi de Appel gaon! (stehlen). Du häs een an'n Appel (bist verrückt, beschränkt). → Knocken, Panne, sölws.
Zs.: Aadams-, Back-, Blanken-, Bless-, Blood-, Boskopp-, Botter-, Brand-, Dänn-, Dull-, Duur-, Eek-, Fall-, Foss-, Froh-, Gall-, gedröögten, Glass-, Grieskes-, Haawer-, Hasskes-, Hegg-, Holt-, Hunde-, Ies-, Jaakobs-, Jans-, Kann-, Karmis-, Kenning-, Klaor-, Kompott-, Könning(s)-, Muus-, Pannekooken-, Pappel-, Paradies-, Pien-, Platt-, Plück-, Pütt-, Puup-, Rabau-, Rämmel-, Rappel-, Ring-, Rööwen-, Röskes-, Ross-, Ruuk-, Schmolt-, Schwuck-, Sienaas-, Sommer-, Sööt-, Ssiepel-, Stääk-, Staol-, Striepkes-, Stück-, Sünt-Jans-, Sünt-Jobkes-, Tooms-, Wennen-, Wien-, Winter- Witt-
Appelblöie, -blöite f. Blüte des Apfelbaumes; Apfelblüte
Appelboom m. Apfelbaum
Appelboom-ente f. Reis zum Veredeln des Apfelbaumes
Appelboomholt n. Holz des Apfelbaumes (Material des Schreiners)
Appelbummert, -bungert m. Weide mit Apfelbäumen; Obstgarten
Appeldeew m. Apfeldieb
Appelfössken (Bo) "Apfel im Schlafrock". → Appelmicke, -stuuten
Appelfrou f. Apfelverkäuferin
Appelgaor(de)n, -gurden m. Apfelbaumgarten
Appelgemöös n. gekochte Äpfel im Eintopf (z.B. mit Äpfeln, Bohnen u. Speck). → Allerhilligenfasten, Boomspeck, heeten Blixem
Appelhoff m., -höffken Weide mit Apfelbäumen; Obstgarten am Haus (oft zugleich Schweineweide)
Appelholt → Appelboomholt
Appeljaor n. Jahr, in dem es viele Äpfel gibt. en gudd Appeljaor (gute Apfelernte)
Appelkaamer f. Raum zum Lagern der Winteräpfel
Appelkeller m. Keller zur Lagerung von Obst
Appelklocke f. Schwarzwälder Uhr. → Roosenklocke
Appelkompott n. Apfelmus
Appelkooke(n), -kook m. Apfelkuchen
Appelkorw m. Korb zum Ernten von Äpfeln
Appelkroose f. Apfelgehäuse, Kerngehäuse des Apfels
Appelmicke f. (Ra) Apfelgebäck, "Apfel im Schlafrock" (Hefeteig). → Appelstuuten
äppeln necken, foppen
Appelpann(e)kooke(n) m. Apfelpfannkuchen
Appelplaate f. Apfelscheibe (für Apfelpfannkuchen)
Appelplücker m. 1. Gerät zum Apfelpflücken.
2. wer Äpfel pflückt
Appelprussioon(e) f. (Vr, St, Sü) Prozession durch die Bauersch. Kleinemast, Vr, zur Zeit der Klarapfelernte (Ende August, am 2. Sonntag nach Mariä Himmelfahrt; die Leute aßen an der Kapelle Marienbrunn in der Pause Sommeräpfel.)
Appelring m. Apfelring (im Backofen auf Latten od. Drahtrost getrocknet). Appelringe dröögen
Appelsack m. Sack mit Äpfeln
Appelschälle f. Apfelschale
Appelschiewe, -be f. Apfelscheibe. → Appelplaate
Appelschimmel m. gemusterter Schimmel, weißes Pferd mit apfelgroßen, dunklen Flecken. ne Appelschimmel met dunkle Maonen (mit Monden)
Appelsiene f. Apfelsine. Dat is wat föör ne Appelsiene af te schällen (von einem schlechten Messer). → Sienaas-appel
Appelsienenkiste f. Apfelsinenkiste
Appelsienensaft m. Apfelsinensaft
Appelsort, -surt n. Apfelsorte
Appel-ssapp m. Apfelsaft
Appelstell, -en m. Apfelstiel
Appelstück n. Apfelstück. Bloodgood wodde ook ganz fien schnedden un met Appelstücke dedöör in de Panne braone (Blutwurstgericht).
Appelstuute(n) m. in Teig gebackener Apfel, "Apfel im Schlafrock"
Appeltaarte f. (St, Sü, Ge) Apfelkuchen. → Appelkooken
Appeltied f. Zeit, zu der die Äpfel reif sind
Appeltrienken kleines, niedliches Kind
Appelwäide f. Weide mit Apfelbäumen; Obstgarten. → Appelhoff
Appelwien m. Apfelwein
Appelworm m. Wurm, Made im Apfel
Apport Apport! (Ruf für Jagdhunde)
apporteern apportieren (vom Jagdhund)
Apptiet m. Appetit. Gudden Apptiet! Apptiet dröffs wall kriegen (dröffs di öwwerall haalen), sägg de Frou teggen ährn Käärl, abber gääten wödd in Huuse (satt-ääten dröffs di blooß in Huuse) (vom ehelichen Verkehr). Se is gudd van Apptiet (dick und fett). → Börger-rabatten, Pissewitt, Profiet
apptietlik appetitlich.
Zs.: un-
Aprill m. April. Den Aprill is so schlech un so good, of he giff den Tuunstaaken en witten Hood (Schneehaube auf dem Zaunpfahl). Den Aprill dööt, wat he will (vom launischen Aprilwetter). Den fiewtehnten Aprill kann se kommen, den sesstehnten Aprill sall se kommen, den sebbentehnten mutt se kommen (von der Nachtigall). → schüünen
Aprillbloome f. Narzisse. → Morgenstern
Aprillschnee m. Schnee im April. Aprillschnee is Mest (ist so gut wie Dünger).
Aprills zum April gehörig. Määrtensünne, Aprillsen Wind verschännt so männig blöisaam Kind (bräunt od. reizt empfindliche Haut).
Aprillschuur n. Aprilgewitter. Aprillschuurs bünt immer geföörlike Schuurs.
Aprillweer, -wäär n. Aprilwetter
Apteeke f. Apotheke.
Zs.: Huus-
Apteeker m. Apotheker. ne dröögen Apteeker (Laden, in dem es Medizin gab; war noch keine Drogerie). •• Bääter dat Geld nao den Bäcker brengen as nao den Apteeker (gute Ernährung beugt Krankheit vor). → düür, Pillendräier
Apteekersbitter m., -bitterken bittere Medizin, Bitterschnaps
Apteekersmann m. Apotheker
Apteekerspries m. sehr hoher Preis
aptrimoo weg, ab! (Ausruf, z.B. zum Hund)
Arbäid f. (Arbäiden) Arbeit. Se häbbt em an de Arbäid kreggen. Häs diene Löö an de Arbäid? De Arbäid, de bliff us wall (die Arbeit bleibt, wenn sie nicht erledigt wird). Arbäid kriegen is kinne Kunst, abber Arbäid hollen (wenn jd. sehr langsam arbeitet, iron.). An de Arbäid (an't Wark) häff he ne Bröör an dood (sehr faul). Arbäid is föör vull Undöchte gudd. Et giff wall Löö, de aone Arbäid döör't Lääben kommt. He häff de Arbäid nich erfunnen (faul). Denne, de will aone Arbäid döör de Welt kommen, un sass sehn, et glückt em. → Fingerbreed, Fingerlang, Fuulhäid, geboorn, Handel, Öwwerlegg, Paape, prackeseern, rieke, schmedden, spijen, Wark.
Zs.: Drecks-, Drecksel-, Eerd-, Fabriek-, Feld-, Fien-, Froulöö-, Fummel-, Gaorden-, Greepen-, Groff-, Hääkel-, Häiden-, Hand-, Hoff-, Holt-, Houpt-, Huus-, Klempner-, Knüssel-, Kopp-, Mannslöö- , Muskel-, Näi-, Nao-, Öwwerlegg-, Schlosser-, School-, Schwatt-, Straof-, Stück-, Sunndaggs-, Timmer-, Vöör-, Winter-
arbäiden 1. arbeiten, körperlich (schwer) arbeiten. He arbäidt as 'n Peerd. Et räängt, he arbäidt (arbeitet heftig, übertrieben, so daß er schwitzt). • Wo't nich schmeerig wödd, wödd ook nich arbäidt (nix verdennt) (entschuldigend, wenn z.B. Hände, Kleidung schmutzig sind). • Well't dööt, de mutt't wetten; well arbäidt, sall ook etten (Wes). •• Kaas bääter met ne Löien arbäiden as met ne Dullen (als mit einem, der unüberlegt arbeitet, → Dulldosker). Arbäiden is föör de Dummen (St). • Arbäiden schännt kien Määnske. • Vant vulle Arbäiden krepeert de besten Peerde (gaot de besten Peerde kaputt). Well 't Arbäiden anföng, de bliff dran (Bor). He häff noch nooit arbäidt (Meinung der Bauern, Arbeiter über Geistesarbeiter, Künstler). Man mutt arbäiden, dat man ook Arbäid höllt. → Ääter, bääden, Boom, Butt, Buuk, fiern, gerecht, nooit, Peerd, prackeseern, rooken, schaamen, Schläägel, Steerne, trouen.
2. sich verändern, bewegen. Holt arbäidt (schwindet bei Trockenheit, quillt bei Feuchtigkeit, dehnt sich). De Pötte arbäidt (schwinden beim Trocknen u. im Töpferofen). De Koh arbäidt (macht austreibende Bewegungen beim Kalben).
Zs.: dood-, fast(e)-, hand-, kaputt-, wegg-, wieder-
Arbäider m. Arbeiter. → löi, städtsk.
Zs.: Dood-, Fabriek-, Geläägenhäids-, Holt-, Land-, Noodstands-, Vöör-, Wegg-, Winter-
Arbäiderhuus n., -hüüsken Arbeiterhaus
Arbäiderkonsum m. Geschäft für Arbeiter (Verbrauchergenossenschaft)
Arbäiderkotten m. Haus eines Arbeiters, der z.B. beim Fürsten arbeitet. → Fürstenkotten
Arbäiderverain m. Verein der katholischen Arbeiterbewegung
arbäidsaam, -sam arbeitsam
Arbäidsbij(e) f. Arbeitsbiene
Arbäidsböis n. Arbeitshemd, -jacke
Arbäidsbusseruun, -busseluun m., -passüünken Arbeitsrock. den Schnieder in sien Arbäidspassüünken
Arbäidsdagg m. Arbeitstag. de Arbäidsdaage (auch: Dienstleistungstage der Pächter). → Deendaage
Arbäidsdiss, -disk m. Arbeitstisch
Arbäidsdockaart m. offener Einspänner mit zwei Rädern. → Feernwaagen
Arbäidsg(e)räi n. Handwerkszeug, -gerät
Arbäidshemd n. Arbeitshemd. 'n blauwitt gestriept Arbäidshemd met lange Mouen
Arbäidskiel, -kääl m. Arbeitskittel
Arbäidsklumpe(n), -klump m. Deckelholzschuh. → hoogen Klumpen
Arbäidslohn m. Arbeitslohn
Arbäidslöö (Pl.) (fremde) Arbeitskräfte
Arbäidsmann m. Arbeiter, Arbeiterin
Arbäidsmensk(e), -mää(n)ske m'n. Arbeiter, Arbeiterin
Arbäidspeerd n. Arbeitspferd, Kaltblut (angelernt ab anderthalb Jahren); wer tüchtig arbeiten kann
Arbäidsplatte f. Betonfundament im Keller, auf dem weiter gebaut wird
Arbäids-schotte, -schötte f. Arbeitsschürze. → Sackschotte
Arbäidstied f. Arbeitszeit
Arbäidstüüg n. Arbeitskleidung. → Looptüüg
Arf; Ärf (Wes) m. Arwe f. (Ra, Bor, Hei, Rh) Grasnarbe, Soden, bewachsener oberer Boden der Weide mit Wurzeln, Wachstumsschicht. Daor is 'n gudden Arf in de Wäide. → Grössnarwe.
Zs.: Gröss-, Wäide-
Arfte. Iärfte (St, Sü). Arfe (Ot). Erfte (Wes, Rae, Rh, Bor); f. (Arften; Erftken) Erbse. Arften säien in't Afgaon van de Maond (Säzeit für Erbsen). → bange.
Zs.: Döpp-, Feld-, griese, hooge, Knall-, leege, Mark-, Saod-
Arften- auch: Erften-, Iärften-
Arftenbast, -bass m. Erbsenschote
Arftenbedde n. Erbsenbeet
Arftenblöie, -blöite f. Erbsenblüte
Arftenbuss, -busk m. Erbsenbeet. De konn. se wa. in'n Arftenbuss setten (von geschmacklos angezogener Frau, als Vogelscheuche).
arftengroot erbsengroß
Arftenrabatte f., -rabatt n. Erbsenbeet
Arftenries, -er n. Erbsenreiser, Zweig, Gerte zum Hochranken der Erbsen
Arftensack m. Sack mit Erbsen
Arftenschnöie f. Erbsenhülse
Arftenstroh n. Erbsenstroh
Arftensuppe f. Erbsensuppe
Arftentied f. Zeit, zu der Erbsen gepflückt werden
Arg m. Argwohn, Verdacht. Daor hadde he gaar kinn Arg in.
argend- auch: ergend-, irgend-, ärgend
argendwaor, argenswaor irdendwo
argendwat irgendwas
argendwell irgend jemand
argens (Vr, St, Ge); ergens (Bor). ärgens (Sü, Ra, Hei, Rae, Rh, Bo) irgendwo. Denne häbb'ke ook a. argens sehn. → nargens
argenswaor → argendwaor
Arger. Ärger (Wes) m. Ärger. Van kläine Blaagen dröömen, dat giff Arger. Arger un Verdrott will de wenn. (muß sein).
Arger-, arger- auch: Ärger-, ärger-
Argerij f. Ärger, Ärgerei
argerlik ärgerlich
argern. ärgern (Wes) ärgern; sich sorgen; necken, verspotten. An dat Kind, daor häbbt sik de Ollen schlimm an argert (über ein Sorgenkind). Ne arme Frou kann mi nett so vull argern as ne rieke, sagg de Buur, daor frijen he eene met Geld.
Argerpott m. wer andere gern ärgert
Arm m. (Arme, Arms; Ärmken) 1. Arm. sik achter'n Arm packen (einhaken, → Froulöö). He göng bes under de Arme döör de Kölke (durch brusttiefes Wasser). Se häff nich te völle under de Arme kreggen (wenig Mitgift). Se staot daor met de Boste (met'n Buuk) in'n Arm (mit verschränkten Armen, arbeiten nicht, scherzh., → Woste). Woss mi up'n Arm nemmen? Ik bün em in de Arme loopen (zufällig begegnet). Dat schmeck as 'n old Wiew under'n Arm heer (schmeckt nicht gut). under'n Arm schlaon (mitnehmen). Moss de Beene under'n Arm nemmen (Du mußt dich beeilen). He moch faake den Kopp under'n Arm nemmen (klein beigeben). Ärmkes bi't Ballspöllen (z.B. fünfmal mit dem Arm). → Bost-tee, Kappe, Schmacht.
2. armartiger Gegenstand, z.B. Seiten der Spannsäge, am Wagen. → Schäämel.
Zs.: Bowwen-, Bummel-, Kraan-, öwwer-, Schlagg-, Under-, Waagen-
arm (ärmer, ärmst) arm. He was riek an Grund un arm an Geld (hatte unkultivierten Feldgrund). Dat sall mi noch arm maaken. Dann häff de arme Seele Ruh (zu Kindern, wenn z.B. die Bonbons alle sind). Fraog dien Mooder, of he föör arm begraawen weern soll (beim Schlachten, Pökeln, scherzh., Sü). •• Bääter arm in Ehren as riek in Schande (St). Haar ik un woll ik, dat was 'n arm Volk (Wenn ik un haar ik dat bünt arme Löö) (wenn jd. "hätte ich", "wäre ich" sagt). → Alstätte, argern, bekoopen, Blood, gliek, Karkenmuus, Muus, rieke, starwen, Taske, wiesmaaken.
Zs.: bäädel-, blood-, butt-
Armbröcke f. Armbruch
Armelöösbloome f. fleißiges Lieschen (Topf- u. Gartenblume)
armen arm machen. Kinder, de armt nich.
Armenhuus n. -hüüsken Armenhaus, Unterkunft für Notleidende (oft städtisch). → Kolonistenhüüsken
Armenkasse f. Armenstiftung
Armenschien m. "Armenschein". He prozesst up'n Armenschien (hat kein Geld, braucht den Prozeß nicht zu bezahlen).
Armknocken m. Armknochen
Armkorw; Armskorw (Rh, Bo) m. Bügelkorb (zum Einkaufen od. für Fabrikarbeiter). Armkörwken met Ssiepelpannekooken. → Gebildkorw
Armkuhle f. Achselhöhle
Armlang m. Armlänge, einen Arm lang; eine Menge. •• Ne Fingerlang Geschäft is bääter as ne Armlang Arbäid (ein Stück Arbeit). → Armvull
ärmlik ärmlich
Armlöchter m. 1. Kerzenleuchter (z.B. vor dem Muttergotteskästchen).
2. "Armleuchter" (Schimpfwort)
Armlönninge f. Armlehne, z.B. am Sessel
Armood f. Armut, Not. Daor is Armood Truuw (große Armut). Ik ha. se so wied, se glööwen an miene Armood (durch Stöhnen u. Klagen z.B. die Zollbeamten überzeugt). Armood un Behelp-di (armselige Verhältnisse). van Armood verkoopen (z. B. Schinken an die Reicheren verkaufen, um vom Erlös ein Ferkel zu kaufen). De konn vöör Armood nich liek-uut kieken. Ik kiek a. vöör Armood schääl (Antwort auf: Du häs't wa., du kaas't wa. maaken, bi uh mutt't de wall an sitten!). Daor ha. se doch so ne Armood öwwer (solche Sorge). Well van Armood danzt, de springt nich hooge (St). Wat is Armood? Suurmoos, Kaarnemelk un usse Mama (als Erwiderung auf: Was ist Reichtum: Kaviar, Sekt u. schöne Frauen, St). → Leewde, Riekdum
armöödig ärmlich, armselig. fröhr göng't armöödiger to. de armöödige Handwääwerij
Armoods-spill n. ärmliche Verhältnisse
Armoodswark, -werk n. ärmliche Verhältnisse. Wat was daor 'n Armoodswark!
Armschlagg m. Arm-, Ellenbogenfreiheit, Bewegungsfreiheit, Platz. He moch mähr Armschlagg häbben.
armsellig, -säälig armselig
Armsmoue f. Ärmel
Armstohl m. Lehnstuhl, Sessel
Armvull m. ein Arm voll, eine Menge. → Armlang, Handvull
Armwark, -werk n. Teil der Schere am Vorderwagen, auf dem das Achsholz liegt. → Assenholt, -kloss, Schmeerholt
arten (Rae, Rh) gedeihen (bes. von Saat). → Aard
Arüüsie f. (St, Ra, Hei, Rae) Lärm, Unruhe, Streiterei. → Rüsie
Arwdeel → Arwsdeel
Arwe m. Erwe (Wes) (Arwen) Erbe, Erbberechtigter, Hoferbe. Denne, de spoort föör de lachenden Arwen; Dank häff he de doch nich van. Well säälig will starwen, giff den Hoff den rechten Arwen.
Zs.: Hoff-
Arwe n. Erwe (Wes) Erbe, Besitztum; Bauernhof. Se stried't sik üm't Arwe. He lött sik van't Arwe böörn (wird enterbt). dat Nünning Arwe (der Hof Nünning). De Buur wödd van't Arwe schrewwen (Der Hof wird z.B. dem Sohn übertragen). De küürt (praot) di noch van't Arwe (redet viel, redegewandt).
Zs.: Buurn-
Arwe "Grasnarbe" → Arf
arwen. erwen (Wes) erben. gearwt Geld. Häbb ih de all met arwt? (bei zu großem Vertrauen). Un well up de Welt et längste lääwt, arwet un krigg alls (z.B. beim Verteilen des Erbes, → lääwen). → starwen, uut-trecken
Arwgood n. Erbgut. Arwgood is Roowgood, daor geht't heer, in de Lucht (wenn der Hof abbrennt, Sü).
Arw(s)- auch: Erw(s)-
Arw(s)deel n. Erbteil, Erbstück
Arwschup, -schop f. Erbschaft
Arwstück n. Erbstück. Dat is 'n Arwstück van miene Mooder.
As, Äs, Aos n. (Ässe) As beim Kartenspiel. Ik häbb 't As trocken. Dat is bi us dat As (der Anführer).
Zs.: Hatten-, Kaaro-, Krüüs-, Ruuten-, Schüppen-, Truuw-
as 1. wenn (alt). → wenn. As't mooi Weer bliff, wödd 't Höi drööge.
2. wie. so hoog as'n Boom. Ik häbb so'n Dost as man wat (starken Durst). → at.
3. als ob. Diers doot, as se wies bünt.
4. als. Se gaot as Kind uut't Huus (z.B. Lehrmädchen einer Tochter gleichgestellt, mit Aussteuer bedacht). Dat was daomaols, as Maschienen upkammen. → ährer, bääter, waor 2
äs, as, is mal, einmal. Kaas äs ääben kommen? Ik bün nu äs hier. Wask di as 'n bettken! Dat häbb'k noch nich äs sehn! → eens
Asbeck ON Asbeck, Bauersch. von Legden. Asbeckse Pissmargreetken, wenn't nich pisst, dann brödd't (Kirmes am 20. Juli, meistens verregnet). Asbeckse Pruumenbuurn. Asbeckse Kässenfretters (Ortsneckerei aus Legden bzw. Ahaus)
as-de(r)-to → as-ter-to
Assenkopp m. Anfang der Mühelnachse. → Penn-ende
Assenradd n. Zahnrad auf der Mühlenachse
Aske. Asse (Rh, Bo) f. Asche (bes. des Herdfeuers; wurde zum Waschen u. Düngen gebraucht). Erpel in de Aske leggen (im Kartoffelfeuer rösten). 'n Diss schüürn met Aske un Sand. Aske röhrn (mit dem Schüreisen stochern). Aske trecken (den Aschenbehälter unter der Feuerung des Töpferofens während des Brandes leeren). Well daor de Aske met tokrassen mott, is te beduurn (von jd., der keinen guten Ruf hat). 'n Stohl weggnemmen un tüsken twee Stöhle in de Aske gaon sitten. He satt sik (He feel) tüsken twee Stöhle in de Aske (wenn sich jd. um die Gunst zweier bemüht u. keinen Erfolg hat). → schüürn, Sseggenbuck, Taske.
Zs.: Blöötlings-, Brikett-, Flugg-, Glass-, Gruss-, Holt-, Karbied-, Knocken-, Koll-, Pott-, Schadden-
Aske- auch: Asse-
Askedagg m. Aschermittwoch
Askegatt n. (Wes, Ot, St, Sü, Ra, Rae, Bo) Aschenloch, Kuhle seitlich am Herdfeuer für Glut u. Asche (früher auch etw. vom Haus entfernt). → Askenkuhle
Askekrüüs n. Aschenkreuz. sik en Askenkrüüs haalen (katholischer Ritus am Aschermittwoch)
Asken- auch: Assen-
Askenback m. 1. Loch am Herdfeuer für die Asche.
2. Aschenbecher (Rh)
Asken-emmer m. Mülltonne. → Af-fall-emmer, Mülltunne
Asken-er(ap)pel m. in heißer Asche geröstete Kartoffel. In't Erpelföör meeken wi Asken-erpel.
Askenhoop m. Aschenhaufen
Asken(kar)tuffel f. in der Asche geröstete Kartoffel. → Askenerappel
Askenkrässer m. Gerät zum Zusammenkratzen der Asche im Backofen. → Ommenkrässer
Askenkuhle f. Aschenloch, Vertiefung seitlich am Herdfeuer für Glut u. Holzasche
Askenlaa(de) f. Aschenlade im Kochherd od. Ofen
Askenlock n. Aschenloch, Vertiefung für Glut u. Asche; Teil des Brennofens der Töpferei. → Askenkuhle
Askenpatt m. Weg aus Schlacken
Aske(n)pott m. Topf für Asche u. Glut (aus Gußeisen). → Doowpott
Aske(n)püüster, -püüßer m. 1. Blasrohr zum Anblasen des Feuers. → Föörpüüster.
2. wer das Pusterohr in die Asche setzt, Staub aufwirbelt. He is ne Askenpüüster.
Askensalt m. Aschensalz
Askenschleew m. Glutlöffel. → Föörschleew, Komfoor
Askenschüppe f. Aschenschaufel
Askenwegg m. mit Schlacke u. Asche befestigter Weg. → Sinnerwegg
Askepott, -püüster → Askenpott, -püüster
Asperges-me 1. Eingangssegen vor dem Hochamt mit Rundgang durch die Kirche, wobei der Priester Weihwasser sprengt; Anfang des Segensgebetes.
2. Verdünnen z.B. von Kaffee mit Wasser (scherzh.)
Ass, Äss n. Art, Rasse; Neigung (zu etw.); Kraft, Energie. Daor sitt 'n gudd Äss in (gute Art, Gesundheit). → Esse 2
Asse f. (Assen) Achse. ne höltene Asse. ne ieserne Asse van neggenzig Pund van'n Schmitt haalen (Wagenachse). Wenn de Assen te lichte wann., deen se up Sied wat deteggen schwaißen. de Asse van'n Töi (Hauptwelle des mechanischen Webstuhls).
Zs.: Achter-, Bollerwaagen-, Fietsen-, Kaoren-, Krück-, Möllen-, Patent-, Ploog-, Radd-, Schuuwkaoren-, Vöör-, Waagen-
Asse, Asse- 'Asche' → Aske, Aske-
Ässe 'Kraft' → Esse 2
Assel f. (Assels) Assel (Ungeziefer).
Zs.: Keller-
Ässel, ässelig, ässeln "wer stichelt", "zänkisch", "ärgern" → Essel 2, esselig, esseln
Assen- 'Aschen-' → Asken-
Assenband n. Eisenband, das die Wagenachse festklemmt
Assendopp m. Achsennagel, Achsverschluß
Assenkloss m. Achsenklotz, Holzteil zwischen den Rädern, auf dem der Drehschemel des Wagens auf der Achse ruht. De Asse wödd in'n Assenkloss inlaoten. → Dräikranz, kippen, Stell, Topp-ende, Waagen
Assenklossmaote f. Maß des Achsenklotzes (drei Fuß, sechs Zoll)
Assenkopp m. Anfang er Mühlenachse. → Penn-ende
Assenlüns m. Achsennagel
Assenradd n. Zahnrad auf der Mühlenachse
Assholt n. Holz, auf dem der Drehschemel des Vorderwagens ruht. → Assenkloss
assverdräit, -verkatt → äärsverdräit, -verkatt
Ast 1 m. (Äste; Ästeken) Ast (mod.). → Oost. He moch den Ast afsaagen.
Ast 2 m. in der Wendg. up'n Ast nemmen (auf die Schulter nehmen)
asteblief(t) bitte! bitteschön!
ästemeern "schätzen" → estemeern
asten (Ra) schwer tragen; sich abmühen
Aster f. (Asters) Aster (Blume).
Zs.: Harwst-, Winter-
Asterij f. Anstrengung. → Hasterij
as-ter-to, as-de(r)-to (Wes, Vr, Sü, Ge, Ra, Hei, Bo) gut, vorzüglich, flott; besonders, sehr. Dat Spill geht (löpp) so aster-to (ausgezeichnet). Dat Veh mäck sik as-ter-to. Dat räängt asder-to (Es regnet stark). Denne is so schlecht as-ter-to (sehr schlecht).
Astgaffel f. Astgabel, Verzweigung von Ästen
ästig ästig; schartig. → ööstig, tackig
Astlock n. Astloch. → Oostlock
asträin astrein, ohne Astlöcher (von Holz). asträine Waare (von gutem Wagenholz). → noostfrij
astrant scharf, barsch, streng, kurz angebunden. De Magister is wahne astrant. → schnaor, strabant
at, a., 't, ant wie. Dat Weer konn wenn., so at't woll. Et is so at't is (So ist es, u. so bleibt es). So boll at't geht (so schnell wie möglich). Et is so lang at't breed is (Es bleibt sich gleich). Nich so a. ih denkt. Feste fiern, wo 't se fallt. wäägen at (damit, → wäägen 2). ährer at (bevor, → ährer). → as
attakeern herausfordern, attakieren
Atüss → Adjuss
Atuu m. Trumpf beim Kartenspiel. → Truuw
au → autsk
August PN August
August m. August (Monat)
Auktsioon, Auksioon f. Auktion (bes. beim Holzverkauf). → höögen
Ausn → Ahaus
Auto n. (Autos) Auto. Ne Hund, well an de Klinke kann, un ne Frou, de 'n Auto häff, de bünt selääwendaags nich in't Huus. → Schuuwkaore, up-passen
auts(k), au au! (Ausruf des Schmerzes)
Äwwerdesken → Ääwerdesken
Äxe, Äx f. (Äxen) großes Beil, Axt. ne Äx to't Klööwen (Spaltaxt). ne Äx to't Vöörhouen (scharfe u. dünne Axt). → Hiepe, schlee, schriewen, schwaor.
Zs.: Holl-
Äxen-elf(t), -helf(t) n. Schaft, Stiel der Axt
Äxenholler m. Behälter aus Leinen zum Tragen der Axt auf dem Rücken
Äxenstell, -en m. Axtstiel