Wörterbuch der westmünsterländischen Mundart
1139 Lemmas
Laa, Laa- → Laade, Laade-
Lääben, lääben, Lääbe(n)-, Lääbens- → Lääwen, lääwen, Lääwe(n)-, Lääwens-
Lääber, Lääber-, lääber- → Lääwer, Lääwer-, lääwer-
Laaberkaore f. Schwätzerin
Laaberkopp m. wer dumm daherredet
Laaberküll m. wer dumm daherredet
Laaberkunte f. wer dumm daherredet (bes. Frau)
laabern schwatzen, dumm daherreden. → labbern, terechte
Laabertriene f. Schwätzerin
Laabes m. Junge, der Unsinn macht, Grünschnabel. → Flaabes, Labbes
Laade, Laa f. (Laa(de)n; Läädken) Schublade, Lade. Ik häbb alle Laan naosocht un nix funnen. He vertällt uut de ünnerste Laa (Ploddenlaa) (erzählt Grobheiten). → Trecke.
Zs.: Asken-, Bank-, Bedde-, Besteck-, Bi-, Blend-, Diss-, Häcksel- , Kaffmöllen-, Kasten-, Klapp-, Koffer-, Koffie-, Kollen-, Kommooden-, Lääpel-, Plodden-, Plunder-, Rääken-, Ruut, Schnell-, Schnie-, Schuuw-, Tüüg-, Wääwe-
Laade- auch: Laa-
Laadebacke f. (Wes, Ot, St, Hei, Rae, Bo) Schützenkasten mit Webschützen (in der Weberei). → Laadekasten
Laadebeen n. (Ot, St, Hei, Rae, Bo) Ladenstelze (am mechanischen Webstuhl)
Laadekaste(n) m. (Wes, Ot, St, Hei, Rae, Bo) Ladenkasten, Schützenkasten mit Webschützen (in der Weberei). → Laadebacke
Laaden, Laan m. (Lääden; Lääd(e)ken) 1. Geschäft, Laden, Kolonialwarenladen. → Geschäft, Winkel 2.
2. Fensterladen. → Blendlaaden, schladdern.
Zs.: Buuk-, Koop-, Kraom-, Plodden-, Tüüg-, Wull-
laaden, laan (laadt; lood, looden; laa(de)n) laden; beladen. Erpel up de Kaore laan. Stroh (Mest, Höi) laan. de Flinte laan.
Zs.: vull-
Laadenkaste f. Schrank mit Schubladen
Laadenpries m. Ladenpreis, Endpreis
Laadeplass m. Ladeplatz (z.B. am Bahnhof)
Laaderuum m. Laderaum, Frachtraum
Laadestock m. Stab zum Laden des Gewehrs
laadiflaadi → laarifaari
Laadung f. Ladung, Fracht.
Zs.: In-
lääge → leege
Laager n. (Laagers) 1. Lager; Lagerraum, Lagerplatz. Dat ligg noch up't Laager. Häs noch wat up Laager?
2. Nachtlager, Schlafgelegenheit.
3. Kugellager im Wagenrad. dat Laager van de Kaore. ne Asse met twee Laagers. → uutschlackern.
Zs.: Nacht-, Piepen-, Schmeer-
Lääger m. (Läägers) Lagerstein unten im Töpferofen als Brennhilfe (runde gebrannte Steinzeugplatte für große Töpfe auf der Ofensohle). → Kellersteen, Knuust, Plaate, Solle.
Zs.: Under-
Lääger n. (Läägers) 1. flach gelegte Stelle im Getreide (von Sturm zu Boden gedrückt). → läägerig, Nüst, Schlaoge, Wind.
2. Liegeplatz des Hasen. Den Haasen ligg in't Lääger. → Bou, Pott, Sasse.
Zs.: Haasen-
Laagerbeer, -bier n. Lagerbier
Laagerföör, -füür n. Lagerfeuer
Laagerfuuge f. Lagerfuge, waagerecht liegende Fuge (im Ggs. zu → Stootfuuge). → Streckfuuge
Laagerholt n. lagerndes od. abgelagertes Holz
Laagerhuus n. Lagerhaus
läägerig flach liegend (von Gras, Getreide). Dat Gewass is läägerig (vom Wind od. Gewitter flach gedrückt, es liegt). ne läägerigen Hook in de Rogge. Läägerige Rogge lött sik schlecht mäien. → Lääger n.
Laagerkeller m. Lagerkeller
laagern lagern, ablagern. Dat Loof häff sik daor laagert.
Laager-ruum m. Lagerraum
Laaken n. Laken, Bettuch. • Sölws spinnen un sölws maaken giff 't beste Laaken (wenn man etw. selbst gemacht hat). Lao we sehn, dat we 't Maiken under't Laaken kriegt (daß wir es schaffen).
Zs.: Bedde-, Bieber-, Büük-, Diss-, Dooden-, Foor-, Liek-, Öwwerschlagg-, Räägen-, Saod-, Taofel-, Ümschlagglaaks(
k) (Ot, Vr, Sü, Ge, Ra, Rh, Bo) aus schwerem Wollstoff. 'n laaks Dook (Wolltuch der Bürgerinnen, Kaschmirschal, 19. Jh., → Longschaal, Kraagen-, Ümschlaggdook). ne laaksken Rock (Gehrock, Schoßrock, schwarzer Sonntagsanzug aus Wollstoff, → Tabbert). → Ammeloe, dooksk.
Zs.: schwatt-
laalilaali → laarifaari
Laamastoff m. (Vr, St, Sü, Ge, Rae) feiner Wollstoff. → Ümschlaggdook
Laan, laan → Laaden, laaden
Lääpel (Vr, St, Sü, Rae, Rh, Bo). Leppel (Wes, Ot, Ge, We, Ra, Bor, Hei) m. (Lääpels; Lääpelken) 1. Löffel, Eßlöffel. 'n Lääpelken (Kaffeelöffel). ne Lääpel vull (kleines bißchen Essen). He frett den Leppel met (ißt gierig). • He häff den Lääpel up Sied leggt (ist gestorben, → afgewwen). → lang, rund, stiew, tinnen.
2. löffelartiger Gegenstand (z.B. Hasenohren); löffelartiges Gerät (z.B. Maschinenteil). Kriggs gliek wat achter de Lääpels!
Zs.: Äät-, Äier-, Bleek-, Botter-, Dou-, Fett-, Föör-, Holt-, kläinen, Kock-, Köcken-, Papp-, Rotz-, Salt-, Schmand-, Schnotter- , Silwer-, Ssucker-, Suppen-, Tee-, Tinn-
Lääpel-, lääpel- auch: Leppel-, leppel-
Lääpel-äide, -ääg(e)de f. Löffelegge (mit eisernen Hohlzinken für schwere Böden)
Lääpelbladd n. Schulterblatt
Lääpelbohr n. Löffelbohrer (Werkzeug des Zimmermanns od. des Holzschuhmachers zum Ausbohren des Holzschuhinneren). → Schüppenbohr
Lääpelbredd n. 1. Löffelbrett (zum Aufhängen von Löffeln u'a. Küchengerät; früher aus Holz, später aus Email).
2. Schulterblatt (Ge)
Lääpel-laa(de) f. Schublade für Besteck
lääpeln (Vr, St, Sü, Rae, Rh, Bo). leppeln (Wes, Ot, Ge, We, Ra, Bor, Hei) löffeln
Lääpelreck(e) n. Löffelbrett
Lääpelschapp n. Löffelbrett; Wandbrett, Schränkchen od. Kasten für Löffel
Lääpelstell, -en m. Löffelstiel
lääpelwiese löffelweise. Den Dokter sagg, dat moss lääpelwiese nemmen.
Läär, Läär-, läär- "Leiter" → Ledder, Ledder-, ledder-
Läär, Läär-, läärn- → Leer, Leer-, leern
Laarifaari f'n. 1. liederliche Arbeitsweise, Arbeit. Dat is alls Laarifaari, wat he mäck.
2. gleichgültige, langweilige Person. Dat is so ne Laarifaari van ne Käärl (Er kümmert sich um nichts, ihm ist alles egal).
laarifaari; larrifarri (Ra). laddifaari (St). laadiflaadi,
laddifladdi, laalilaali (Vr) gleichgültig, ohne Interesse, teilnahmslos. He dööt dat so laarifaari. Se küürt so laalilaali (lahm, langweilig).
Lääsebook n. Lesebuch, Fibel
Lääsebrill(e) f. Lesebrille
lääsen (läss; laas, laasen; lääsen) 1. auflesen, nachsuchen. → Aore, sammeln, Tuffel.
2. lesen. Ik hääb 't Bläddken noch nich elääsen. → Brille, Brügge, du, Lewieten, Misse.
Zs.: Sünte-Matten-
Lääsepiepe f. Stummelpfeife mit langem Stiel (Form wegen der Bequemlichkeit)
Lääsepult n. Lesepult
Lääseratte f. Leseratte
lääserlik leserlich
Lääsesteen m. vom Acker gelesener Stein
Lääsestück n. Lesestück, kurze Geschichte (z.B. im Schulbuch)
Lääsestunde, -stunne f. Lesestunde
Lääseteeken n. Lesezeichen
laat(e) (lääter, laater; laatst) spät. laate Rogge (spät gesäter Roggen, nach dem 10. Oktober, gedeiht besser als früher Roggen). Et is ne laaten Naomeddagg ewodden (spät geworden). In Holland wann. de unwies laate (andere Tageseinteilung, z.B. bei den Mahlzeiten). Wu laate is't? (Antwort:) Könn ih nix up an, et wödd immer lääter! Ne mooie Tied, üm lääter te weern. Nett so laate as gistern üm disse Tied. De Katte häff up de Plaate pisst, dat Hündeken deteggen, daor hä.en se bäide meggen. → Pissenstied, Plaate). • En bettken te laat is vull te laat. Well .s Morgens laate is, de mott "s Aobends länger doon" Dat feel em ook laate in (Das fiel ihm spät ein, er war schlecht vorbereitet). Et is all weer so laate (wieder schwanger). Ik wuss all, wu laat at't was ("was die Stunde geschlagen hat"). Un well kümp laater, de krigg Waater (wenn jd. zu spät zum Essen kommt). Je lääter an'n Aobend, je mooier dat Volk. → bes, drüm, frijen, froh 1, Kiekfosk, Klocke, morgens, nao-ääten, Proostemaoltied, quaod, Verstand
laaters später, nachher. Bes laaters! (Abschiedsgruß). → naoders, naoheer
Laatsen, laatsen → Laatsken, laatsken
laatsig (Wes, St, Sü, Ge, Hei, Rae) nachlässig; müßig. Wat stehs daor weer laatsig! → töömig
Laats(k)en m. ausgetretener Schuh, Pantoffel
laats(k)en latschen, schlendern
Lääwedagg → Lääwendagg
Lääwemann m., -männeken "Lebemann", Verschwender. Denne is 'n groot Lääwemänneken!
Lääwen, Lääben n. 1. Leben. He häff 't Lääwen de noch nich döör (He is noch in't Lääwen) (lebt noch). Solange at de noch Lääben in is, hoppt man noch. Ook met Geld kaas dat Lääben de nich inhollen. Dat is sien lange Lääwen (Er war schon totgesagt u. lebt noch). He häff sik üm't Lääwen bracht (sik 't Lääwen nommen) (Selbstmord). Den Dood häört bi't Lääben debi. Daor sitt Lääben in (quicklebendig). Se häff in ähr Lääwen hatt arbäidt (ihr Leben lang). Dat doo'k föör mien Lääwen gern (sehr gern). Denne kümp wall döör't Läwen (weiß sich zu helfen). Dat häbb'k in mien Lääwen noch nich ehäört (niemals). He häff van sien Lääwen estönnt (Er hat immer geklagt, Rh). Dat doo'k van mien Lääwen neet (nooit van mien Lääwen) (niemals, Bo, → melääwen, selääwen). → Bijenschuur, blöien, Frömde, häbben, inhollen, krumm, Luus, Mählpott, Muus, starwen, te, ümsüss, uut, verböögen, Verlaot.
2. lebendiges Fleisch. Den Schmitt näägelt in't Lääwen (Der Hufschmied nagelt ins Fleisch). Dat is in't Lääwen gaon (z.B. in den Finger geschnitten, ein Stück vom Fingernagel abgerissen). → Flees.
Zs.: Buurn-, Ehe-, Hunde-, Klooster-, Lodder-, Mensken-, Schloowen-, Soldaoten-, Stadt-
lääwen, lääben leben. De lääwt so in den Dagg harin. Se lääwt vöör un achter (kerngesund u. lebendig, bes. vom Kind). De weet vöörne nich, dat se achtern lääwt (ist nicht richtig wach). De kann nich lääwen of starwen (ihm geht es• nicht gut, gesundheitlich od. finanziell). Lääwen un lääwen laoten! Well 't längste lääwt, häört alls to (de häört de Welt; de krigg'n Büül) (z.B. vom Erben, → arwen). Well 't längste lääwt, krigg 'n Büül met Geld (arwet un krigg alls) (Ra). Lääwende Löö trefft sik alltied weer! (wenn Bekannte sich treffen od. wenn man Gefälligkeit erwidern möchte, → Graawen). Vöörne lääwt't , in de Midde frett't un achtern stüürt't (Rätsel: Bauer mit Pflug u'Pferd, Rh). → behelpen, Dooden, doodsäggen, doon, Frankriek, Gott, praoten, Quecke 1, Schaaden, Tand, Tied, Untüüg, weh.
Zs.: hoog(e)-
Lääwe(n)- auch: Lääbe(n)-
Lääwe(n)dagg m. Lebtag. Dat häbb wi all se Lääwedagg so daon (immer). Dat is mi (all) me Lääwendagg noch nich passeert (niemals). → allselääwen
Lääwens-, lääwens- auch: Lääbens-, lääbens-
Lääwens-end(e) n. Lebensende
Lääwensfröide f. Lebensfreude
Lääwensgefaor f. Lebensgefahr
lääwensgefäörlik lebensgefährlich
Lääwensgrötte f. Lebensgröße
Lääwensjaor n. Jahr im Lebensablauf. Dat häbb ik bi miene Lääwensjaoren noch nich sehn (noch nie).
Lääwensloop m. Lebenslauf
Lääwenspatt m. Lebensweg
Lääwensteeken n. Lebenszeichen
Lääw(ens)tied f. Lebenszeit. up Lääwenstied. bi Lääwenstieden. Dat häff't to miene Lääwtied nich egewwen.
Lääwens-underholt, -unnerholt m. Lebensunterhalt. He häff sienen Lääwens-underholt met de Hande verdeent (mit schwerer Arbeit).
Lääwenswark, -werk n. Lebenswerk
Lääwenswegg n. Lebensweg
Lääwenswiese f. Lebensweise
Lääwer, Lääber f. Leber. He häff wat up de Lääwer (up 't Hatte) (Ärger, Sorgen, Verdruß). Em is ne Luus öwwer de Lääwer kroppen (loopen) (Er ist verdrießlich). → dostig.
Zs.: Fett-, Ganse-, Reh-
Lääwer-, lääwer- auch: Lääber-, lääber-
Lääwerblöömken Leberblume, Leberkraut
Lääwer-eggel m. Leberegel (Krankheit bei Vieh u. Wild, ruft Magersucht hervor)
lääwerkrank leberkrank (z.B. von Hühnern). → Hohnerpest
Lääwerkruud n. Odermännchen (staudiges Rosengewächs). → Grundmänneken.
Zs.: Stern-
Lääwertraon m. Lebertran (Heilmittel). gäälen un witten Lääwertraon
Lääwerwost(e) f. Leberwurst
Lääwtied → Lääwenstied
Labbedoon m. (St) Nichtsnutz, wer andere durch Worte verletzt, im Spottvers. → Griepspaon
labben → labbern
labberig, labbrig 1. weichlich, gallertartig.
2. fade, geschmacklos, ungewürzt; süßlich, widerlich süß.
3. unwohl, schwach. Ik föhl mi so labberig. → Dick-kopp, flou, läbbs
labbern, labben schwätzen, klatschen, dumm daherreden; erzählen. → laabern, Tuun
Labbes, Lappes m. 1. verwöhnter Junge; (junger) Mann ohne Haltung, ohne Lebensrichtung. Kabbes is ne Labbes (im Spruch des Nachbarn, der zur Hochzeit einlädt). → Schlackerdaaris.
2. wer viel schwätzt, erzählt. → Laabes, Lacks, Maog
Labbetriene f. Schwätzerin
labbrig → labberig
läbbs 1. fade, geschmacklos; widerlich süß.
2. langweilig; läppisch. Wat praot de läbbs! Wat häff sik de Deerne läbbs! → fläps, laff
Lachduuwe, -be f., -düüwken 1. Lachtaube (wurde meistens im Käfig gehalten, zur Vorbeugung gegen Hautkrankheiten). Wenn de Lachduuwe röpp, dann giff't Räägen. → Buurnduuwe.
2. albernes, kicherndes Mädchen. → Lachebeck
Lachduuwen- auch: Lachduuben-
Lachduuwenkoue f. Lachtaubenkäfig. → Duuwenkasten
Lache f. Lache, Art zu lachen. Wat häff de ne schmeerige Lache!
Zs.: Grimm-
Lachebeck m., -becksken wer ständig lacht; albernes Kind, Mädchen
lachen lachen. sik krank lachen. He moch (dood) ümfallen van Lachen. He schüdd sik vöör Lachen. He konn sik nich hollen vöör Lachen. He hölt sik den Buuk (faste) vöör Lachen (→ keggeln, knööken, krumm, rullen, schüddebuuken). Dat schoot mi in't Lachen (Darüber mußte ich plötzlich lachen). Et giff noch ne Tied, daor lähr ih bääden aone te lachen (wenn Kinder beim Abendgebet lachen). Daor häff he nix bi te lachen (hat es nicht leicht). Dann häs 't Lachen to (Schadenfreude). • Dann bruuks 't Lachen ook nich alleene (te) doon ("Wer den Schaden hat"). Waor ih öwwer lacht, daor komm ih to (dat krieg ih) (wenn jd. z.B. über etw. Modernes spottet). Well öwwer andere lacht, mutt ook sehn, dat he nich öwwer sik sölws grienen mott (wenn jd. spottet). •• Dreemaol lachen is bääter as eenmaol nao'n Dokter gaon (→ Medizien). → beste, Büül, Fuust, Hohn n., hüülen, kiddeln, Pleseer, Schlaop, Specht, Tandepiene, Träöne, üm, vergaon, verlehrn.
Zs.: dood-, grimm-, kaputt-
lachensmaote zum Lachen zumute
Lachtriene f. albern lachende Person, bes. Mädchen
Lachträönen (Pl.) Tränen vom Lachen
Lack 1 m. Lack. Daor is 'n Lack af (wenn etw. abgenutzt ist; von ältern Leuten). → Nijlaot.
Zs.: Gold-
Lack 2 m. in der Wendg. Daor is kinn Lack of Schmack an (geschmacklos, ungewürzt). → Klack 2
Lack-aape f., -aap m. eitle od. aufgedonnerte Person
lackeern lackieren
lackfäär(d)ig, -feer(d)ig (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, Bor) ungehobelt, tollpatschig; unüberlegt, leichtsinnig, unselbständig
lackmaiern übers Ohr hauen, "anschmieren". Nu is he gelackmaiert!
Lacks m. (Vr, Ra) junger Mann ohne Haltung. → Labbes
lacks schlaff, lasch
Lackschoh m. Lackschuh (bekamen die Mädchen meist zur Erstkommunion)
Lackstewwel m. Lackstiefel
laddifaari, laddifladdi → laarifaari
laff 1. fade, geschmacklos, ungewürzt.
2. schlaff, läppisch. He häff en laff Benemmen (z.B. albern, unhöflich). → läbbs
Laffer(t), Laffe m. alberner Junge, zu nichts tauglicher junger Mann. → Labbes
lahm → lamm
Lähme, Lähmte f. Gelähmtheit; Lähmung.
Zs.: Fohlen-
lahmen lahmen, hinken, humpeln. Den Hund lahmt so'n bettken (zieht das Bein nach). → hinken, naotrecken, schoonen 1
Lähmte → Lähme
Lähr-, Lähre, lährn → Lehr-, Lehre, lehrn
Läi → Läie
Laia, Laie f. (Vr, St, Bor, Rae, Rh) unsaubere od. langweilige Frau
Laida, Laide, Laia, Laie PN Adelheid. → Aolhäid
läiden → leeden
Laie → Laia; Laida
Läie, Läi n. (Läien) 1. Schiefer.
2. Schiefertafel; Schultafel. Häs de Läie a. weer kaputt? (fragte man Schulkinder). He is längs de Läie loopen (Er hat das Schreiben nicht gelernt). He häff't up't Läie staon (hat z.B. im Laden etw. bestellt; hat Schulden, → Latte). → Schiefer, Taofel
Läiendecker m. Schieferdachdecker
Läihaamer m. Schieferhammer (Werkzeug des Schieferdachdeckers). → Dackhaamer, Houbrügge
Läimess, -er n. Messer zum Zurechtschlagen von Schiefer (Dachdeckerwerkzeug)
Läipenne, -pinne f. Schiefergriffel. → Griffel, Lootpenne, Ssuckerwaater
Läipennendööse, -doose f. Griffel-, Federkasten
Läitaofel f. Schiefertafel. → Läie, Rääkentaofel
Laitholt n. Leitholz (Werkzeug des Seilers)
lallen lallen, undeutlich sprechen
lamenaarig langweilig, lahm, lustlos; umständlich; fromm. Stell di nich so lamenaarig an!
lamenteern, lameneern beklagen, sich selbst bedauern; langweilig diskutieren. → krimeneern
Lamento n. Geklage, Geschimpfe
Lamm n. (Lamme; Lämmken) Lamm, weibl. Jungschaf. Dat Schaop häff Lamme kreggen. → Öie 1, Schaop, Schaopslamm.
Zs.: Buck-, Garwen-, Öien-, Schaops-, Ssegge(n)-
lamm; lahm (Bor) lahm; gelähmt. → schlaopen.
Zs.: boog-, flugg-, krüüs-, lidd-, reh-, straoten-
Lammbrao(de)n m. Lammbraten
lammen Lämmer gebären, werfen
lammerig (Vr, St, Sü, Bor) bequem, faul; albern; umständlich, unbeholfen. → lamenaarig
Lämmerkespapp m. (Wes, St, Sü, Bor) Suppe aus Milch, mit Mehl angedickt (gesüßt, gesalzen od. mit Schwarzbrot; Siebenuhrmahlzeit). → Söötemelkspapp
Lammersken-nötte f. (Wes, Ot, Vr, St, Sü Ge, We) Haselnuß; bes. dicke Nuß. → Haaselnötte
Lammersken-nöttenboom m. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, We) Haselnußstrauch
Lammert 1. PN Lambert.
2. tollpatschiger Junge; nachlässige od. dümmliche Person. → Dölz
Lämmertied, Lammtied f. Zeit, zu der die Schafe Junge werfen (Februar - März)
Lämmerstatt m. Lämmerschwanz. He böwwt as ne Lämmerstatt (Er zittert vor Aufregung, Angst, Kälte).
Lammfell n. Lammfell
Lammflees, -fleesk n. Lammfleisch
lammfromm lammfromm. → doodfromm
lämm-lämm Lockruf für Schafe
Lammschaop n. weibl. Jungschaf (im Ggs. zu → Bucklamm). → Garwen, Öienlamm
Lammwulle f. Lammwolle
Lammtied → Lämmertied
lammgaon hinken, humpeln. De Jungs gongen bäide lamm.
Lampe f. (Lampen; Lämpken) Lampe. Mooder, puust de Lampe uut, dann sägg wi goode Nacht (alter Tanz). sik eenen up de Lampe geeten (Schnaps trinken). He häff ook de Lämpkes an't Braanen (betrunken). De is lellk an de Lampe loopen (hat Schaden genommen, ist z.B. betrogen worden, ungewollt schwanger). Achter in de Kämpe, daor löpp ne groote Lämpe, häff kinn Butt un häff kinn Been, wat magg dat sien? (Lange, lange Lämpe geht rund üm de Kämpe, häff kien Butt of Been, geht alltied alleen) (Rätsel u. Abzählvers: Mond). Daor bliff de Lampe nich van braanen (→ Pott, Schosteen). → Runkel, scheew.
Zs.: Balken-, Bladd-, Gass-, Hand-, Hange-, Hass-, Karbied-, Klumpenmääkers-, Köcken-, Koggel-, Kuppel-, Kutsken-, Loop-, Messing-, Muddergotts-, Nacht-, Ollie-, Picken-, Piep(en)-, Raabollie-, Schirm-, Sied-, Speegel-, Stao-, Steen-ollies-, Storm-, Straoten-, Studeer-, Tasken-, Traon-, Wand-
Lämpe f. (Lämpen) langweilige, faule, verwöhnte od. alberne Person (bes. Mädchen). → Läöte, Larke, schlacksig, Ssibbeken
lämpen trödeln, langsam arbeiten; sich anstellen. Wat stehs daor weer te lämpen!
Lampendoch(t) m. Lampendocht
Lampenfett n. Lampenfett; Petroleum. De Löö wollen aobends dat Lampenfett spoorn. Nu gaot nao Bedde, ih könnt 't Lampenfett nich mähr verdeenen!
Lampenglass n. Lampenschirm (aus Glas). → Glasskoggel
Lampenhaaken, -haok(en) m. Aufhänger der Petroleumlampe
lampenhaakig, -häökig anstellerisch; langsam, langweilig. Häff di nich so lampenhaakig bi de Arbäid!
Lampenhaol n. Lampenhalter; Haken für die Öllampe. → Löchtenhaol
Lampenkästken Schränkchen für Lämpe (z.B. in verglaster Nische zwischen Küche u. Tenne). en dree-eckig Lampenkästken tüsken Waskekaamer un Dääle
Lampenlech(t) n. Lampenlicht
Lampenpott m. Topf der Petroleumlampe
Lampenputzer m. 1. Lampenputzer.
2. Schilfkolben, Röhricht (wurde zum Putzen der Zylinder der Petroleumlampen benutzt). → Löös, Ssilinderputzer
Lampen-ssilinder, -ssilinner m. Glaszylinder für Petroleumlampe
Lampett n. (Ot, Vr, St, Bor, Rae) Waschgarnitur (Waschschüssel, Wasserkanne, Seifenschälchen).
Zs.: Wask-
lämpig albern; zimperlich, anstellerisch
Land n. (Länder; Ländken) 1. Ackerland; Anbaufläche; Grundstück, Grundbesitz. up't Land gaon un Koffie brengen. Wi häbbt Land debi pacht. De Börger hadden daomaols noch 'n bettken Land (Ackerbürger). He häff kien Land un kien Sand (hat nichts, ist arm). Ländeken, ruuk! (Land, stinke wenigstens nach Mist, (Ge). Arme Leute hatten zu weinig Mist für ihr Land). Land un Sand versuupen (alles vertrinken).
2. Landstrich, ländliche Gegend. Wi wonnt up't Land. → Acker, Gott, Grund, Halsgatt, lööwen, Moode, platt 1, trääden.
Zs.: Acker-, Bou-, Braok-, Buuten-, Erpel-, Esk-, Flugg-, Gaorden- , Gasten-, Grenz-, Groowen-, Gröss-, Haawer-, Karken-, Kinder-, Klaower-, Knollen-, Pacht-, Piern-, Pütten-, Roggen-, Rööwen-, Runkel-, Saod-, Scheer-, Schöör-, Spörrie-, Ssiepel-, Stääkrööwen- , Stoppel-, Traktaat-, Tuffel-, Üm-, Un-, Uut-, Wäide-, Wäiten-, Wottel-
Land-arbäider m. Landarbeiter
Landauer m. Landauer (viersitziger Wagen)
Landbou m. Landwirtschaft
Land-dagg m. Landtag. up'n Land-dagg sitten (Feierabend machen)
Land-dokter m. Landarzt, Arzt auf dem Lande, im Dorf
Landgood n. Landgut
Landgrenze, -grää(n)se f. 1. Landesgrenze.
2. Ackergrenze
Landhüüre f. Pacht
Landhuus n. Landhaus
Landkaarte f. Landkarte
Ländler m. Ländler (beliebter Volkstanz)
ländlik ländlich
landlöftig (Ge, Ra) landläufig, gängig
Ländlööper, -looper m. Landstreicher; Tippelbruder; Bettler; bedauernswerte Person. → Kolonist, Schooiert
Landmääter, -metter m. 1. Vermessungsbeamter, Landvermesser. → Geomeeter.
2. Feldmeßgerät. → Morgenmääter
Landnaober m. Grundstücksnachbar. → Grundnaober
Landpach(t) f. Grundstückspacht
Landplaoge f. Landplage
Landräägen, -rää(n)ge m. anhaltender, nicht zu starker Regen
Landraod m. Landrat
Landraots-amt n. Landratsamt, Kreisverwaltung
Landschaft f. 1. Landschaft. → Strich.
2. Liegenschaft eines Bauernhofes (Vr, St, Sü, We)
Landschoh m. hoher Schuh, der bei der Arbeit auf dem Acker (beim Pflügen, Eggen) getragen wurde. → Schohreemen, Sunndaggsken
Landschoole f. Bauerschaftsschule, Landschule
Landslöö (Pl.) Landsleute, Leute aus derselben Gegend
landsmaote nach Art u. Gewohnheit eines Landstriches. landsmaote geboute Kaoren (wie es in der Gegend üblich war)
Landstraote f. Landstraße. → Ackerstraote, Schussee
Landstrieker m. Landstreicher. → Landlööper
Landstriepen m. Streifen Land
landswiese nach Art u. Gewohnheiten des Landes. → landsmaote
Land-verkoopen Jungenspiel mit einem Messer: Auf den Boden wird ein Kreis gezeichnet u. nach Mitspielern aufgeteilt; das Messer wird geworfen, je nach Lage wird dem eigenen Land ein Stück hinzugefügt od. abgenommen. → Hexenpitterken, Messerkes-picken, Pinneken-frääten
Landwegg m. Landstraße, Fahrweg, Fußweg
lang (länger; längst) lang. Wat'n lang Ende! (z.B. lange Strecke; hoch aufgeschossene Person). ne langen Lääpel (Eßlöffel, → rund). lange Piepe (lange Pfeifensorte, → Koldpiepe, im Ggs. zu → halwlang, kott). He feel so lang at he was (fiel der Länge nach hin). in't Lange deelen (der Länge nach einteilen, → intwass). Se leepen in't Lange döör de Wäide. He weet, wao 't lang geht (weiß Bescheid). He is nett so löi (dumm), as he lang is. He bitt de met so lange Tande in (He krigg lange Tande) (Das Essen schmeckt nicht; kein Appetit). He mäck de Beene lang (ruht sich aus). • Well't lang häff, lött't lang hangen (zu Angebern; wenn jd. seinen Reichtum nach außen hin zeigt, → Stuss). Et is jao nich lang, maor noch wall schmall (sehr winzig, scherzh.). Et is 'n langen Dagg wodden (langer Arbeitstag). Dat is all lange Jaoren hen (viele Jahre her). Dat häff se all lange Jaoren (seit langem, → langhen). → frijen, Haawer, lääwen, lieke, Liene, öwwer, schuuwen, Twang.
Zs.: arm-, boom-, daage-, dummen-, ellen-, finger-, halw-, hand, jaoren-, meeter-, minüüten-, öwwer-, spann-, stunden-, wääken-
lang-äömig langatmig; einen langen Atem haben. → kott-äömig
Lang-aor, -uur n. "Langohr", Hase
Langband n. mittleres Garbenband (andere Art, Garben zu binden als mit dem → Stuukband)
Langbeen n. langbeiniges Wesen (z.B. Storch, aufgeschossene Person). → Staakebeen
langbeenig langbeinig. ne langbeenigen Glaasenmääker (Schnakenod. Libellenart; Weberknecht). ne langbeenigen Käärl (hoch aufgeschossen). Dat is noch een van de langbeenigen olderwetsken Kohne.
Langdackpanne f. (Rae) best. Sorte Hohlziegel
langdacks(k) von Dachziegeln: lang. → kottdacksk
Langdacksken m. Sorte Hohlziegel (lange Form). → Kottdacksken
Langdießel f. Ackerdistel
Länge f. Länge. de Länge nao (in Längsrichtung). an Längen indeelen (der Länge nach, → lang). → Dickte, Längte, Touschlääger
lange lange, längst. Daor häbb ik lange Wark an (Arbeit genug). Dat gaff't lange nich alltied (längst nich immer).
Längehaol → Langhaol
langen 1. herreichen, heranlangen.
2. ausreichen, genügen. Dat langt! (Das reicht) Dat langt nu föör't eerste.
Zs.: hand-
längen strecken, in die Länge ziehen; länger werden. → langtrecken, recken, strengen
langen Hainrich m. (Vr, St, Ra) Sternaster, Bergaster (gelb blühende Staude)
Langewiele f. Langeweile. Winterdagg hä' wi faake Langewiele.
Langfuuge f. Längsfuge im Mauerverband. → Kopp-, Laagerfuuge
Langhals m. 1. Birnensorte (grün, spät, mit langem Hals).
2. Weinflasche mit langem Hals.
3. langhalsiges Wesen
langhalsig langhalsig
Langhaol, Läng(e)haol n. Verlängerung des Kesselhalters über dem Herdfeuer (Damit konnten die Töpfe höher od. niedriger gehängt werden.)
langhäörig, -haorig langhaarig. Wenn de langhäörigen Hunde stinkt, dann giff't Räägen. de Langhäörigen (die Mädchen, abw.)
Langholt n. 1. langes Schlagholz. Holt uut'n Wall wodde to Langholt schlaone (Holz aus der Wallhecke wurde zu Brennholz verarbeitet).
2. Langbaum des Ackerwagens. → Langwaagen
Langhoobel m. bes. langer Hobel (z.B. für Dielenbretter). → Roubanke
langjäörig, -jaorig langjährig. langjäörige Pacht
länglik länglich
Langnatt n. (Wes, St, Sü, Bor, Hei, Rae, Bo) Gemüsesuppe
langnatt (Wes, St, Sü, Bor, Hei, Rae, Bo) wässerig, zuviel Flüssigkeit enthaltend (bes. vom Essen)
Langpij m. (St, Bor, Rae) langes Kleid, Umhang (aus grobem Wollstoff, trägt z.B. der Nikolaus). → Pij, Pijrock, Tabbert
Langpoot m. (Ot, St, Bor, Hei, Rae) Dreifuß, gußeiserne kniehohe Fußform zum Besohlen von Stiefeln. → Dreepoot
langs, längs entlang; vorbei. De Wegg geht daor langs. längs de Bääke. längs de Foore. He woll daor nich längs gaon. Se was de langs schotten (daran vorbeigefahren). Komm dr' äs langs! (Besucht uns mal; Abschiedsgruß). He gong langs de Löö (längs de Buurn) (hausierte). He bracheert sik eene längs (tobt wüst). Täll de män ääben langs! (vom Rosenkranzbeten beim Sterbefall, es mußte schnell gehen). → delangs, Nösse, Striepen.
Zs.: kopp-
langsaam, -sam langsam. Nu män langsam an! (Immer mit der Ruhe). Moss't män lück langsaamer an kommen laoten (mußt dich nicht überanstgrengen). Langsaam un dann met Gewold breck man Bööme van Holt (Ge, scherzh.). Langsaam an, du büs doch nich an't Höien (Nur beim Heuen ist es manchmal eilig). → doon, lieke, Ossen
Längsbalken m. Längsbalken
Langschläöper m. Langschläfer. → Schlaopmüske
Langschläöpersmisse f. letzte Messe am Sonntag (um 10"30 Uhr od" 11 Uhr). → Schläöpersmisse
langschlöörig lang herabhängend. De Froulöö droogen dat Spill so langschlöörig (z.B. lange Röcke).
Langsied(e), -siete f. Langseite, Längsseite (des Hauses, Kuhstalls, Wagens)
Langsiete ON Langsiete, Bauerschaft bei Epe. Langsietske Draodnäägels (Ortsneckerei)
Längskant(e) f. Längskante
Längte f. 1. Länge. Et treckt sik in de Längte.
2. ganze Länge eines Gebetes; best. Gebetstext (auf einen Streifen gedruckt, der der Körpergröße Jesu entspricht; wurde wie der Haussegen an den Freitagen vor den vier Hochfesten nach dem Abendessen gelesen). → Länge.
Zs.: Binnen-, Buusken-, Buuten-, Däälen, Dummen-, Finger-, Foot, Nössen-, Peerde-, Tappen-, Vaader-unser-
Längtenbohr n. Bohrer zum Ausräumen des Holzschuhs der Länge nach. → Rüümbohr
langtrecken in die Länge ziehen, recken, strecken. Lääwerwoste wodde langtrocken (mit Mehl "verlängert"). de Aorne langtrecken
Langwaage(n) m., Langwaag n. Langbaum des Ackerwagens, der Vorderu. Hinterwagen verbindet (mit Löchern versehen zum Kürzen od. Verlängern des Wagens). Wenn 't Langwaag nich lang noog was, wodden ne Kette daortüsken daon (beim Holztranport). → Ächterschredden, Böggel, Kottwaagen
langwielen langweilen
langwielig 1. lange andauernd. ne langwieligen Kraom (lange dauernde Geburt). Met een Mann is 't Mäien langwielig (Allein Grasmähen dauert lange). langwielige Öhms (langsame Arbeiter). Et göng langwielig to met de Kooke.
2. langweilig. Bi't Rööwentrecken wodden't de Blaagen langwielig.
langwierig langwierig, lang andauernd
Lankern ON Lankern bei Bo. Lankerse Puggen (Ortsneckerei)
Laobam, Laowam m. unzuverlässiger, fauler nachlässiger Mann od. Junge; Tagedieb. → Laomert
läög; läödig, löddig (Ot, Vr, St, Sü). läörig, lörrig (Ge, Ra, We). löög (Rh, Bo) leer; frei, ungebunden. ne läögen Halm (Halm ohne Ähren). Den Teller mutt läög! (zu Kindern bei Tisch, → af-ääten). Lao we 't Fatt läög maaken (Bierfaß leeren). De is met de läöge Schötte nao Vreene kommen (hatte nichts). Se is läög un loss (unabhängig, frei; unverheiratet, ohne Anhang). → Äärs, bomm, halw, Lichaam, Pott, Sump
Laoge f. (Laogen) Lage, Schicht. ne Laoge Stroh. ne Laoge Höi (als Futter). de eerste Laoge (unterste Lage Garben auf dem Leiterwagen). Up de Runkelkuhle mutt ne gudde Laoge Mest up. ne Laoge Salt up't Peckelfatt. ne Laoge Gaorn (Garnmaß, → Klanke). ne Laoge Steene (Schicht gemauerter Steine, Lage beim Mauern). de Pötte Laoge föör Laoge in'n Ommen setten (den Pott-ommen in Laogen vullsetten) (eine Reihe von Töpfen quer durch den Stapelraum des Töpferofens stellen). → Schicht.
Zs.: Balken-, Lehm-, Pack-, Rull-, Sand-, Schluut-, Schnee-, Schränk-, Stoppel-, Toon-, Under-, Up-, Waater-
läömerig, laomerig (Vr, Ge, Ra, Bor) 1. trübe. läömerig Weer (schwüles, drückendes Wetter). → flöömig.
2. langsam, nicht vorankommend; bequem, faul
Laomert m. (Wes, Vr, St, Sü, Ra, Hei, Rae) Faulpelz. → Laobam, Löiert
Läöte, Löite f. (Läöten) 1. Docht aus gedrehtem Baumwollfaden. → Lüürte.
2. langweiliges, ungeschicktes Mädchen, "Transuse". ne groote Läöte van ne Däärne. → Lämpe
laoten (lött; leet, leeten; laoten) 1. lassen, unterbringen. Kaas dat Stroh wall in (up) de Hilde laoten? (Ist dort Platz genug). De kann wat laoten (viel essen). Ik weet nich, waor ik di laoten sall (wer du bist, → henstoppen). De weet sik nich te laoten (zuviel Kraft, Übermut).
2. unterlassen, (sein) lassen. Dao laot de Finger van! (Da halte dich heraus). De kann doon un laoten, wat (as) se will (niemandem verpflichtet).
3. lassen, belassen. Dat laot we män laoten, so at't is (nichts ändern). Laot ne män küürn! Sö. we't doon of sö. we't doon laoten? (Sollen wir es tun od. tun lassen, Wortspiel). Dat söllt se em wall laoten (überlassen). Lao't wenn.! (Laß es sein). Laot gaon! (Vorwärts). Laot gaon, män nich in de Buxe (antreiben zur Arbeit, scherzh.). Lao di wat gudd gaon! (Abschiedsgruß).
4. in der Wendg. Et lött (Dat lött, lett) (sieht aus). Dat lött nich mooi (sieht nicht aus). Et lött so mooi, wenn't ook nich waor is (hört sich gut an, → lüüden). → an, Dood, Feere, finden, gefallen, geläägen, gewährn, lääwen, lieken, liggen, säggen, suusen, Tied, trääden.
Zs.: daale-, frij-, loss-, neer-, wegg-
laowen → louen
Laowam → Laobam
Lappen; Lappe (Bo) m. (Lappens; Läppken) 1. Lappen, Stück Stoff; Fetzen. ne Lappen up de Buxe (Flicken). •• Bääter ne lellken (scheewen) Lappen as 'n mooi Lock (z.B. Flicken auf der Hose). He häff 'n Läppken üm de Hand (Verband). He küürt di 'n Läppken vöör de Oogen (macht dir etw. vor, → Dook). eene vöör't Läppken häbben (vöör't Läppken hollen) zum Narren halten, → Geck). De Blaagen hä'en den Magister vöör't Läppken. → linnen, Plodden, Riester, schlimm.
2. lappenartiges Stück, Reststück. ne grooten Lappen topotten (Grundstück). He ha daor ne Lappen Grund liggen (Stück Land). Uut den Lappen konn't noch wall räägen (Wolke, → Flaaden).
Zs.: Aor-, Blick-, Blind-, Bost-, Buck-, Fett-, Foot-, Fuusel-, Licht-, Linnen-, Miege-, Pott-, Pusseer-, Saod-, Schlabber-, Schmacht-, Schmeer-, Schmolt-, Schnotter-, Schooi-, Schüür-, Splenter-, Spöit-, Stoff-, Strunz-, Ssucker-, Suuge-, Suup-, Suur- , Taofel-, Wannen-, Wask-, Wisk(e)-
lappen 1. flicken, schlecht zusammennähen. de Buxe lappen. de Wanne lappen. den Sack lappen. Se mochen den Sack lappen ("mußten es ausbaden").
2. fertig bekommen, "hinkriegen". Dat häs em mooie lappt! Dat sö. wi em wall äs lappen! He häff em dat lappt (hat ihm einen Streich gespielt). Up de Maneere mutt 't em noch lappen (mutt he't noch lappen) (muß er es schaffen). → Botter, Buck, flicken, plodden, Stadtlohn, stücken.
Zs.: blind-, schmeer-
Lappes → Labbes
Lapp(en)schnieder m. Flickschneider, schlechter Schneider. → Büül- , Flick-, Ploddenschnieder
Lapperij f. Flickerei.
Zs.: Schmacht-, Schmeer-, Suup-
lappig unordentlich (von Kleidung).
Zs.: schmacht-, schmeer-
Lappnäister f. Flickschneiderin (arbeitete auf den Höfen)
läpps → läbbs
Lappschnieder → Lappenschnieder
Larke, Lärke f. (Lärken) (Vr) verwöhnte Frau; albernes, langweiliges Mädchen, "Transuse". ne verwäinde Lärke (van'n Froumääsk). → Lämpe
Lärke f. (Lärken) (Vr, St, Sü, Bor, Hei, Ra, Rae, Bo) Lärche (Baumart)
larmen (Sü, Bor, Hei, Bo) klagen, wiederholt stöhnen, jammern
Larmschüüte f. (Sü, Bor, Hei, Bo) wer viel klagt, stöhnt
larrifarri → laarifaari
Laske. Lasse (Rae, Rh, Bo) f. (Lasken) Lasche, Verbindung (z.B. von Holz, Leder).
Zs.: Dräilasken.
lassen (Rae, Rh, Bo) laschen, aneinanderfügen durch ein Verbindungsteil
Lasse, lassen → Laske, lasken
Lasso n. "Lasso", in der Wendg. Usse Häärgott häff'n met'n Lasso haalt (Selbstmord durch Erhängen). → Hemmelfahrt
Last f. (Lasten) Last; Traglast; Belastung; Sorgen. He häff sik ne nette Last up't Liew elaaden (hat sich übernommen, Bo). Daor häff se sik ne schööne Last uplaaden (up'n Balge laaden) (z.B. uneheliches Kind). Ik will uh nich te Last liggen (bemühen). He ligg (föllt) ähr te Last. Se deen nich völle Last maaken (machten keinen großen Aufwand). Se häff daor ähre leewe Last met! (Sorge, Ärger). Se häff 'n bettken Last met de Oogen (Augenleiden). Dat Ende sall de Last wall dräägen (Die Sorgen kommen zum Schluß, Bo). Se könnt sik nich so hooge in Last setten (sich verschulden). → Holland
lasten lasten, drücken; bedrücken. De Sorgen lasten schwaor up em.
lästig lästig, belästigend; umständlich. → Patrööner
Lastwaage(n) m. Lastwagen
Latäiholt n. Rundholz für ein Gerüst; Kantholz in der Mauer über der Tür (zum Anschlagen des Türfutters). → Düüwelssteen
Laterne f. (Laternen) Laterne
Laternenpaol m. Laternenpfahl. → Fussen
Latien n. Latein. Ik bün met mien Latien an't Ende (weiß keinen Rat).
Zs.: Jääger-, Kreemer-, Kriemellatiens(
k) lateinisch; gelehrt. Dat is ne latiensken Buur (Bauer, der eine theoretische Ausbildung hat).Dat is 'n Latiensken (weise, gelehrte, studierte Person). de latienske Schoole (Lateinschule, Gymnasium). Dat is mi te latiensk (gelährt) af! (zu theoretisch). → studeert
Latöchte → Latüchte
Latte f. (Latten; Lättken) Latte (z.B. Meßlatte, Zaunlatte, Dachlatte). up de Latte setten (z.B. die Maße eines Schrankes übertragen). Dat is mi döör de Latten gaon (Das habe ich vergessen). He häff se nich alle up de Latten (ist leicht verrückt). an de Latte setten (anschreiben lassen beim Kaufmann, im Wirtshaus, → Kriede, Planke). He häff daor all ne mooie Latte staon (häff wat an de Latte staon) (hat Schulden, "hat etw" auf dem Kerbholz., → Läie). ne hooge (lange) Latte (hoch aufgeschossene Person).
Zs.: Aftreck-, Dack-, Hecken-, Hoog-ends-, Määt-, Maot-, Meeter, Öwwer-end-, Putz-, Richt-, Schlagg-, Spalier-, Tuun-, Twass-, Upends-, Wääge-
latten Dachlatten aufnageln
Lattendook m'n. Zuführlattentuch (Baumwollspinnerei)
Lattenknech(t) m. Lattenknecht, Meßgerät (Schablone, die der Dachdecker beim Aufnageln der Latten benutzt; Abstandhalter für verschiedene Dachziegelmaße)
Lattenkiste f. Kiste aus Latten (z.B. für Kartoffeln od. Äpfel)
Lattenrost m. Lattenrost (z.B. für Fußböden od. zum Trocknen von Obst)
Lattentuun m. Lattenzaun (Zaun aus senkrechten Latten od. halbierten Rundhölzern u. Querlatten, Jägerzaun). → Plankentuun, Twasslatte
Latthaaken, -haok(en) m. Schablone des Dachdeckers zum Aufnageln der Latten. → Lattenknecht
Latthaamer m. Hammer mit Nageleisen an einer Seite. → Kohfoot
Latüchte; Latöchte (Rh, Bo) f. Laterne; altertümliche Petroleumlampe mit Glaskugel. → Löchte.
Zs.: Käärßten-, Nacht-, Stall-
Latz m. (Latze; Lätzken) Lätzchen (für Kleinkinder)
Latzschotte, -schötte f. Latzschürze
Laube f. (Lauben; Laubeken) (Bo) Laube, Gartenlaube.
Zs.: Fiezebohnen-
Laurenzius, Laurenz, Lauräis St. Laurenz (10. August, war der Tag der Einberufung zum Militär, → Loosedagg). Well Knollen (Rööwen) will ääten, de dröff Laurenzius (Laurenz) nich vergääten (Janhinnerk mutt so flietig mäien, dat he üm Lauräis kann Knollen säien) (Rüben müssen nach der Roggenernte gesät werden). → Loorenz
Lawaai m. (Vr, St, Sü, Bor, Rae, Rh, Bo) Lärm, Krawall; unnötige Aufregung (um nichts). Maak nich so'n Lawaai! (Mach nicht so viel Aufhebens). → Häikoräi, Karrewäi, Krawall, Rebullie
lawaaien (Vr, Sü, Bor). lawarieren (Rae, Rh) lärmen, Krach, Unruhe machen
Lawaaimääker, -maaker m. (Wes, Vr, Sü, Rae) Krachmacher, wer viel Aufhebens macht
lawarieren → lawaaien
laxig albern; nachlässig
Laxigkäit f. Albernheit; Nachlässigkeit
lebendig, lebennig lebendig, lebend. Se nemmt't van de Lebendigen, van'n Dooden is nix mähr te haalen (wenn jd. hohe Preise nimmt). Lebendige Löö trefft man alltied weer. Vöörne lebendig, in de Midde dood, achtern frett't Speck un Brood (Rätsel: mit einem Pferd pflügender Bauer, Ra, Hei).
Zs.: quick-
Lecht, Lech n. (Lechtken) Licht (Tageslicht; Lampen-, Kerzenlicht). Winterdagg dee wi arbäiden van Lecht to Lecht (solange es hell war). Daor kamm Jaor un Dagg kinn Lecht an (stand in einer dunklen Ecke). tüsken Lecht un Dunker (Dämmerung, → Schmemmer, dunker). Maak (Stääk) 't Lecht an (Kerze, Lampe). Lecht spoorn (Petroleum, Strom sparen, → Lampenfett). Mi geht 'n Lecht up (Mir wird etw. klar). He häff 't Lecht uutdräit (ist gestorben). Daor stao'k mi sölws met in't Lecht (damit schade ich mir selbst, → Finger). Se gönnt sik ('n annern) 't Lecht ('t Daageslecht) nich in de Oogen (mißgünstig, → Fingernäägel). → togaon, verdräägen, vergaon.
Zs.: Aobend-, Bomm-, Daages-, Dwaol-, Käärßten-, Lampen-, Maonen-, Morgen-, Muddergotts-, Nij-, Oogen-, Öwwer-, Quaol-, Steen-ollies- , Sünnen-, Traon-, Twee-, Ungel-, Waor-
lecht, lech hell, licht, klar. lechten Torf (Weißtorf, → witten Torf). lechte Bruunen (Pferderasse, hellbraun, → middel, schwaor). lechte Mahnen (weiße Mähnen). lechte Maone (Vollmond, alt, → vull). Et is noch lecht (noch hell). bi't Lechte (bei Tageslicht). Morgen wädd't ook noch weer lecht (Morgen ist auch noch ein Tag; genug für heute). bi't Lecht-weern (in der Morgendämmerung). Föör wat Löö wödd't üm elf Ühr eerst lecht (Spätaufsteher). De Kohne keeken mi so lechten an (verlänglich). Bowwen lichte, unnen dichte (im Alter: geistig u. körperlich in guter Verfassung). → hell, Lechtmissen 1.
Zs.: heller-
Lecht-, lecht- auch: Lech-, lech-
lechtbacken (Vr) wildern bei Dunkelheit durch Blenden der Tiere mit einem Lichtkegel
lechtblond hellblond
lechten lichten; Licht verschaffen
Lechtjuffer f. Lichtputzschere
Lechtkoggel f. Tischlampe des Schuhmachers (Eine wassergefüllte Glaskugel konzentriert das Licht auf den Schuh). → Koggel-lampe, Schuusterkoggel
Lechtmissen 1, Lechtmiss; Lichtmiss (Wes) m. Mariä Lichtmeß, 2. Februar (Ende der Weihnachtszeit, die Krippe wurde abgebaut; Tag, an dem die Pacht fällig war). Lechtmissen mött't de Buurn fett wessen, süss weerdt se't 't ganze Jaor nich ("Winterspeck", Bor). Lechtmiss mutt't halwe Fohr noch daor wenn. (z.B. Heu, Runkeln). Lechtmissen lech, dann fröit sik den Buur, mon nich den Knech (Die Tage werden länger, der Knecht muß mehr Reisigbündel machen). Lechtmissen is olle Peerdes Mäi (Wenn die Tage länger werden, meinen alte Leute schon, es wäre Mai). → Hahnentratt.
Lechtmissen 2; Lichtmissen (Wes) m. 1. haltloser, schlechter, unzuverlässiger Kerl, z.B. Trinker; wer die Pacht nicht bezahlt (wer seine Schulden am 2. Februar anstatt zu Martini bezahlt). He is ne ollen Lechtmissen!
2. kleiner, noch nicht schulreifer Junge; schlimmer Junge; unreife, kindische Person
Lechtmissenbuude f. (Wes, St, Sü, Ge, Rae, Bo) Kiosk (scherzh.)
Lechtmiss(en)käärß(t)e f. Lichtmeßkerze (wurde bei Gewitter angezündet, beim Segnen des Hauses, z.B. zu Weihnachten)
Lechtmissenmarkt m'n. Markt in Bor u. in Legden zu Lichtmeß (Alle jungen Leute, auch Knechte u. Mägde, bekamen dafür frei)
Lechtpaol m. Laternenpfahl; Stromleitungs-, Telegraphenmast. → Telegraafenpaol
Lechtschemmer m. Lichtschimmer
Lechtschien m. Lichtschein
Lechtstriepen m. Lichtstreifen
leck, lecks leck, undicht. Dat Fatt is leck. → döördröppeln, rapp
Lecke f. 1. Leck, Leckstelle (z.B. im Dach). → Leckenüst.
2. Traufe des Daches. Et stonn under de Lecke. → Dröppelfall.
3. ein wenig Flüssigkeit; Tropfen. ne Lecke Beer. ne Lecke an de Pumpe
Leckebeer, -bier n. nachgetropftes Bier beim Zapfen; Bier, das danebenläuft. → Dröppelbeer
lecken 1, licken (mit der Zunge) lecken, ablecken. • Well sik nich satt ääten kann, kann sik ook nich satt lecken. He leckt sik de Finger denao (möchte es gerne haben). • Dat Hündeken, wat di aobends betten häff, mutt di morgens lecken (Bei einem Kater muß man morgens einen Schnaps trinken). Kaas mi an't Gatt lecken! (Nu leck mi doch an't Gatt). De bünt egaal wegg an't Lecken (schmusen). • Olle Bücke leckt ook gäärne äs an´t Salt, → gröön). → Kaarne, Katte, Kunte, Määse, Madamm, schmeern
lecken 2 undicht sein, lecken; tröpfeln, tropfen; Feuchtigkeit abgeben, schwitzen. Dat Waater leckt van't Dack. Den Pott leckt. Et leckt em uut't Gatt (Er ist naß geworden beim Sturzregen, derb). Et leckt em van'n Kopp (Er schwitzt). Wenn de Speckbollen leckt, giff't Räägen (wenn die Speckseiten schwitzen). → afdröppeln
lecken 3 (Vr, Ra, Bor, Hei, Rae) fahl, stechend scheinen (von der Sonne). De Sünne leckt weer so, et giff Räägen. → blaaken, stääken.
Zs.: loss-
Leckenüst, -nüss n. Leckstelle, undichte Stelle, z.B. im Dach, in der Dachkehle). → Lecke
lecker 1. lecker, wohlschmeckend. 'n lecker Köppken Koffie. Dat rück all lecker. Dat schmeck lecker. Maak den Stuuten nich so lecker, süss äät't de Jungs te vull. → Ende, Salt.
2. angenehm; ansehnlich, tüchtig. Et is lecker warm. en lecker Deernken (nettes Mädchen). Et häff vandaage noch wall lecker räängt.
3. wählerisch im Essen. Daor was se noch wall lecker met. → Köster, old
Leckerbeck m. Feinschmecker; Leckermaul. → Fienprööwert, Schmeckleckert
Leckerbuude f. Süßigkeitenbude auf der Kirmes
Leckerigkäit f. 1. Leckerei, z.B. Süßigkeit; Wohlgeschmack. Et gaff 'n Stücksken Flees föör de Leckerigkäit. Dat ett he föör de Leckerigkäit (als Nachtisch). Föör de Leckerigkäit bruuks dat nich te ääten (Das schmeckt nicht bes. lecker).
2. Lust auf Süßes. Dat is nich föör de Leckerigkäit, dat is wat föör de Gesundhäit (von einem Magenbitter).
Leckerij f. Leckerei, Süßigkeit. Ne Leckerij gaff't alle Daage nao (Nachtisch). Pudding un Leckerij (im Spruch des Nachbarn, der zur Hochzeit einlädt). → Schlickerij
Leckermuule f. Leckermaul
Leckerschnuute f. Leckermaul
Leckert m. wer gern ißt, Feinschmecker; Leckermaul; unangenehme Person. ne verwäinden Leckert (wählerisch im Essen). 'n fienen Leckert (z.B. modisch gekleidet). ne fiesen Leckert (unangenehm, aufdringlich).
Zs.: Gatt-, Pennen-, Pott-, Schmand-, Schmeck-, Teller-
Leckertand m. Feinschmecker; Leckermaul. → Köster, Schlickertand
lecks → leck
Ledde f. (Ledden) 1. Glied (z.B. Gliedmaßen, Kettenglied). Bi dütt Weer doot mi alle Butten un Ledden weh. → Schaakel.
2. Augenlid. → Lidd 2.
Zs.: Nood-, Oogen-
Leddekant(e) → Lessekant
Ledden → Legden
ledden vergangen, her. Dat is a. lange Jaore ledden. → hen, verledden
Ledder (Wes, Ot, Vr, St, Ge). Läär (St, Ge). Lier (Ra, Bor). Liere (Sü, We, Hei, Rae, Rh, Bo) f. (Leddern; Ledderken) Leiter. Se kriegt dat Schwien an de Ledder (Sie schlachten). met de Ledder up'n Schnee nao de Stadt hen Kollen haalen (Leiter als Schlitten benutzt). de Leddern an de Rungen van'n Waagen setten (Seitenbretter am Erntewagen). Ne groote Frou is ne halwe Ledder (daor ha. ih de Ledder bi spoort). Wenn de Katten an de Leddern krasst, giff't Räägen. Völle Kinder bünt 'n Ledderken nao'n Hemmel. Daagens ne Ledder, nachens ne Piere (Rätsel: Schnürband). → Huus.
Zs.: Anstrieker-, Balken-, Bomm-, Boom-, Bou-, Bou(waagen)-, Dack- , Föör-, Hilden-, Hohner-, Höi-, Luuse-, Saod-, Sieden-, Schmolt-, Stäiger-, Stao-, Trappen-, Waagen-
Ledder-, ledder- auch: Lier-, lier-, Läär-, läär-
ledder-achtig leiterartig, leiterförmig. ledder-achtige Brää
ledderlik → lidderlik
Ledderstock m. Leitersprosse. → Liernspiele
Ledderwaage(n) m. Leiterwagen, Erntewagen (wurde im Sommer aus dem Kastenwagen gemacht). → Saodledder
Leddewaater n. Wassersucht bei Vieh, bes. bei Fohlen u. Kälbern (führte meistens zum Tode). He häff a'll 't Leddewaater (wenn jd. angetrunken ist; von weinendem Kind, scherzh.). → Fohlenlähme
Leed 1 n. Leid. He häff mi sien Leed klaagt. He häff ähr vull Leeds andaon (Leid zugefügt). → Frende, rouklaagen, teleede.
Zs.: Met-
Leed 2 n. (Leeder; Leedken) Lied. Alltied dat selwe Leed! • Man draff nich alle Leeder singen, man mott se ook monks flöiten (Man darf nicht alles sagen, was man denkt, Ra). → Ende.
Zs.: Danz-, Karken-, Kinder-, Klaage-, Muddergotts-, Ooster-, Pingsterbruud-, Soldaoten-, Weegen-, Wienachts-
leed leid; überdrüssig. Ik bünt't so leed as Steene dräägen (so leed as de Vöggel nen natten Dagg) (bin es gründlich leid). Wenn de Jungs fääker in'n Voggelnüst pocken, dann wodd den Voggel de Äier leed (verließ der Vogel die Eier). Se fratten sik leed an Speck (wurden es leid, Speck zu essen). Ik häbb mi daor so leed in egääten ("Ich habe es satt"). Up dat Kleed, daor kicks di leed up (Man mag es nicht mehr sehen). Dat maak ik em leed (verleide ich ihm). leed doon (leid tun, bereuen, bedauern). Dööt mi leed! (Bedaure, → duurn). Leeder Gotts! (Leider Gottes). Dat is leed Geld (z.B. für Strafe, Steuer). • Leede Pöste staot am längsten. • Leede Pöste, de staot lange (fallt nich lichte) (von alten Leuten auf dem Hof, die lange leben). → afgaon, Heek, Leewde, möitlik
Leedbodde m. (Bor) wer zur Beerdigung einlädt. → Groowen-nööger
leed-bodden (Bor) zur Beerdigung einladen
Leederbook n. Liederbuch
leeden; läiden (Bo) leiten, führen. • He weet alle Wääterkes nao siene Mölle te leeden (ist immer auf seinen Vorteil bedacht).
Leedwessen n. (sth.s) Leidwesen. Daor bruuk ih kinn Leedwessen van te häbben ("ist nicht so schlimm", billiger Trost).
Leefebrij → Leewhäbberij
Leege f. tiefe Stelle im Gelände. → Leegte
leege. lääge (Ge, Ra, Rh) niedrig, tief, tief gelegen, flach. ne leege Kaamer. leege Schoh (flache Schuhe, → leegen Klumpen). De Schwalwen scheert so leege (Anzeichen für Regen). leege Lucht (drückende, feuchte Luft). → hooge
leege Arfte, Erfte f. Felderbse. → Feld-arfte, hooge Arfte
leegen Klumpe(n), Klump m. flacher Holzschuh (mit Lederriemen od. mit Lederkappe, im Ggs. zu → hoogen Klumpen). → Klumpleerken, Leegen
leegen Warf m. (Ot, Sü, Ge, Rae) Kriechweide, Zwergweide
leegen Wind m. West- od. Südwind (aus Tiefdruckgebiet kommender Wind, feucht, warm, bringt oft Regen). → hoogen Wind, Westewind
Leegebalg m. Lügner
Leegebaronn m. Lügner
Leegebees(t) n. Lügner. → Löggenbeest
Leegeböis m. Lügner
Leegebüül m. Lügner. → Löggenbüül
Leegefarken n. Lügner
Leegefritz(e) m. Lügner
Leegehammel m. Lügner
Leegejänsken Lügner
Leegen m. flacher Holzschuh. faine sunndaggske Leegen. → leegen Klumpen
leegen (lügg; loog, loogen; loggen) lügen. Leegen is nich schlimm, wenn se män mooi leegt (wenn es nur nett gesagt wird). He lügg as 'n Farken (as ne Koh). He kann bääter (hätter) leegen as 'n Peerd (He lügg gäwwer as 'n Piärd in'n hatten Kadraff loopen kann, (St), → draawen, gau). He lügg mähr as he sägg (lügt viel). He lügg, wat he bäädt (He lügg bi't Bääden) (Er lügt noch beim Beten, lügt sehr viel; ihm ist nicht zu trauen). Wat sall ik drüm leegen! (warum nicht frei heraus sprechen). Et lügg de nich üm (Man spürt, wie es wirklich war; man muß die Folgen ertragen). • Leegen un Bedreegen häbbt kotte Beene. He dööt leegen un bedreegen un nümp dat, wat nich sien eegen (Sü). • Well anföng met Leegen, häört up met Bedreegen. Well lügg, de stellt, de pisst in't Bedde, de dööt alls (Bor). sik wat in de Taske leegen (sich selbst täuschen, sich für reich halten).→ Bäärnken-van-Gaolen, böögen, Book 1, dampen, flunkern 2, Mund, stinken, vernemmen, vertällen, völle, Waorhäid.
Zs.: fast(e)-
Leegen-un-Bedreegen "Lügen und Betrügen" (Kartenspiel für Kinder). → Du-lüggs
Leegenpelz m. (Rh) Lügner
Leegerij f. Lügerei
Leegert m. Lügner
Leegte f. Senke, Mulde, niedrige Stelle in der Landschaft; Niederung. → Höchte, uplieken
leelik, Leelikäit → lellk, Lelligkäit
Leena, Leene, Lenna PN Magdalena, Lena. → Heleene, Schreckenbergs Leena
leenen führen, bes. an der Leine führen, steuern, leiten. Een moss de Koh leenen. De Koh mott dat Leenen noch lährn (das Geführtwerden). Olle Löö moss 'n bettken leenen (z.B. an der Hand führen). He was demet an't Leenen (mit der Kuh zum Bullen). He is met ähr an't Leenen (Sie mögen sich leiden). → Aor 1, Froulöö, Küümen, Pruumenboom, seelen, Stinksack, Strang, twingen
Leer 1, Läär n. (Leerken) Leder. dat Mess öwwer't Leer hollen (das Rasiermesser nach dem Schleifen abziehen). Rööwen vöör't Leer schnieden (zum Rübenschneiden wurde ein Lederschurz umgebunden). → Reemen, tao.
Zs.: Aftreck-, Aolen-, Blank-, Bost-, engels(k), Farkens-, Gaar, Geschirr-, Juchten-, Kappen-, Katten-, Klump-, Klumpen-, Koh-, Koppel-, Öwwer-, Puggen-, Rind-, Rou-, Schaops-, Schlagg-, Schoh-, Schwiene-, Sellen-, Soll(en)-, Sseggen-, Stewwel-, Stiew-, Striek- , Under-
Leer 2, Läär n. in den Wendungen vöör't Leer haalen (hervorholen, aus dem Versteck holen; "die Katze aus dem Sack lassen"). vöör't Leer kommen (zum Vorschein kommen). Nu is he demet vöör't Leer kommen. Daor kümp immer wat Nijs van't Leer (vöör Leer). → Daageslecht, Dagg, Dokter, teplaske, Vöörschien.
Zs.: Daags-
Leer- auch: Läär-
Leerfett n. Tran, Öl zum Einfetten von Leder
Leergamaske f. Ledergamasche
Leerjacke f. Lederjacke
Leerjass n. Lederjacke
leern, läärn. liärn (St, Sü) ledern, aus Leder. leerne Reemkes. ne läärn Koffer.
Zs.: schaops-
Leer-reemen m. Lederriemen
Leerschoh m. Lederschuh (für sonntags, im Ggs. zu → Klumpen)
Leerschotte, -schötte f. Lederschürze, Schutzschürze (hatten der Schmied, Schweißer, Bierbrauer)
Leerstriepen m. Lederstreifen. Leerstriepen under de Landschoh (Klumpe). → Koppnäägel
Leertüüg n. Lederzeug
Leesten m. (Leesten) 1. Leisten des Schuhmachers. alls öwwer eenen Leesten schlaon. → Kaom 1.
2. Leiste, Lende.
Zs.: Schoh-
Leestenbröcke m. Leistenbruch
Leestenhaaken, -haok(en) m. Haken des Schusters zum Ausziehen des Leisten
Leestenhoobel m. Leistenhobel. → Schlichthobel
leew; liew (St, Hei, Rh, Bo) lieb; nett, angenehm. Du büs en leew Kind! • Leewe Kinner kriegt (häbbt) vull Naamens (Lieblingskinder; viel u. gern benutzte Dinge, Hobbys). Moss met alle Mensen leew Kind bliewen (Du mußt dich mit allen gut stellen, vertragen). Dat is mi nett so leew as duusend Daaler Geld. Et was mi 't Leewste. de Leewste (Liebste). leew häbben (gernhaben, liebhaben). Wat is dat leew (dick) Wark tüsken de bäiden (verliebt). leewer (lieber; eher). Leewer vandaage as morgen! (Je eher, desto besser). Daor häbb ik't leewer met te doon as met de Hund (mag ich gern, → gröön). Daor is mi't jao nich leewer van (Ich bin nicht bes. froh darüber; das ändert auch nichts daran). Wenn diene Kinder anner Löö Kinder leewer lien möcht as di, dann is 't Lääwen nich mähr mooi (wenn die Kinder ins heiratsfähige Alter kommen). Leewe(n) Häär (der liebe Gott, → Book, froh 1, Pucher). Ussen leewen Häär in'n Mund un 'n Düüwel in'n Nacken (wenn jd. fromm tut). Leewe, leewe Heerken, geff mi een een een Käörnken! (Leewen Häär, doot mi een Käörnken! Ik häbb doch gaar kien Käörnken mähr; ik säi ook nich un sammle in die Scheuer nich) (So wurde der Gesang der aufsteigenden Lerche und ihr Name gedeutet, → Leewing, St). → dood, gäärne, Hoff, Last, Steef.
Zs.: kinder-
Leewde, Leewte f. 1. Liebe. • As Armood de Dööre in kümp, flögg de Leewde döör'n Schosteen. Eers ha'k se van Leewde wall up konnt ääten, denao dee't mi leed, dat'k 't nich daon häbb.
2. angenehme Beschäftigung, Liebhaberei. Met de Jaoren gaff't äs noch ne Leewde mähr.
Zs.: Mooder-
Leewe f. Liebe. → Leewde.
Zs.: Jaakobs-
Leewekruud n. Liebstöckel.
leewen lieben. Se leewt sik. → necken
Leewenhäärsküüksken n. (St, Sü, Hei, Rae, Rh) Marienkäfer. → Sünneküüksken
Leewerken → Leewing
Leewhäbb(e)rij, Leefebrij f. angenehme Beschäftigung, Liebhaberei; Vergnügen. Ik häbb de Leewhäbberij an (Es macht mir Spaß). Dat dee se met Leewhäbberij (mit Vergnügen, bes. gern). Daor häört noch Leefebrij bi (Dazu muß man Lust haben, es ist nicht jedermanns Sache).
Leewing, Leewerik m., Leewerken n.; Löwwerik, Lewwerik, Löwwrik m., Löwwerken, Lübberken n. (Wes, Rh, Bo) (Leewinge; Leewingsken) Lerche, Feldlerche. De Leewingskes trillert so in de Höchte. → Bäöte, leew
leewlik lieblich, nett, angenehm, sanft. Sööten Koffie is leewliker. en leewlik Dingen (z.B. geschmackvoll, hübsch). Se konn so leewlik praoten (nett, einschmeichelnd).
leewtäömig (St); leewtaomig (Bor) schmeichelhaft
Leewte → Leewde
Legden. Ledden ON Legden. Leddenske Küütenpiggers (Spott aus Ahaus: Leute aus Legden hatten bei einem Streit denen aus Holtwick in die Waden gestochen). In Ledden riedt se up Pedden. Leddenske Pielepatten (Ortsneckerei)
Legge f. Lage Getreide zum Dreschen. met twee Mann veer Legge Rogge dosken. → Bedde, Laoge
Leggebönne m. 1. Fach, Dachbodenraum für Hühner zum Legen.
2. Hinterteil des Huhns; Gesäß der Hose (scherzh.). He häff kinn Leggebönne in de Buxe (Er ist mager).
Leggehenne f. Legehenne
Leggehohn n. Legehuhn, Huhn, das viele Eier legt
Leggekaste f. Wäscheschrank (im Ggs. zu → Kleederkaste). → Linnen- , Tüügkaste
leggen (leggt; lagg, laggen; leggt) 1. legen. Bohnen leggen. Runkel leggen (Saatkörner der Runkelrübe in die Erde legen). De leggt sik teggensiedig wat in'n Wegg (Schikane, Feindschaft). Dat Geld moss du leggen (häbben) (hinterlegen). Dat häff sik leggt (hat nachgelassen, aufgehört). → Fenster, Hegge, Seel, upfoolen, uphangen.
2. Eier legen. Häs de Hohner an't Leggen? (fragen die Frauen im Frühjahr). uutsehn as 'n leggend Henneken (blühend, rosig, → glöien, Klööre). → Äi, Nettel.
Zs.: Buurn-, daale-, dood-, fast(e)-, hooge(e)-, klaor-, loss-, stille-, twass-, weggleggeriep(
e) vom Huhn: reif zum Eierlegen, im legefähigen Alter. ne leggeriepe Henne
Leggetied f. Zeit, während der das Huhn Eier legt
Lehm m. Lehm, Ziegelton (im Ggs. zu Töpferton, → Pott-eerde). Lehm to't Uutschmeern van den ollen Ommen. → Mölle, schmee.
Zs.: Pick-, Pott-, Staaken-, Steen-
Lehmbahn(e) f. Feldbahn (zum Transport von Ziegellehm). → Schleppbahne
Lehmdääle f. Lehmtenne (wurde festgestampft, im Ggs. zur geklinkerten Diele, → Fluurdääle)
lehmen Lehm graben. → knodden
Lehmfeld n. Grube zum Abbau von Ziegelton
Lehmgotte f. Schlagloch, Rinne im Lehmweg
Lehmgrund m. Lehmboden (im Ggs. zu → Sand). → ielig
lehmig lehmig
Lehmkodde f. "Lehmferkel", in Ortsneckereien. → Estern
Lehmkolk m. Lehmgrube; Baggerloch
Lehmkuhle f. Lehmgrube. → Tichelkuhle
Lehmlaoge f. Lehmschicht im Boden (wasserundurchlässig). Döör dat Land geht ne Lehmlaoge, dat Waater kann nich afsacken.
Lehmlock n. Lehmgrube; Schlagloch im Lehmweg
Lehm-mölle f. Maschine zum Walken u. Portionieren von Ziegelton
Lehm-müür(e) f. Lehmwand
Lehmputz m. Feinputz für Fachwerkwand. → Musselstroh
Lehmschlagg m. Lehmschicht auf der gestampften Tenne
Lehmschlaoge f. Lehmschicht im Boden. → Lehmlaoge
Lehmschmieter m. "Lehmwerfer", wer das Geflecht in Fachwerkwänden mit Lehm füllte. → Sprenkelwand
Lehmschüppe f. Spaten zum Stechen von Lehm
Lehmschuuten m. (Ge, Ra) Spaten zum Stechen von Lehm
Lehmspaan, -spaon m. Spaten mit hölzernem Blatt zum Stechen von Lehm
Lehmsteen m. halbgarer Ziegelstein, ungebrannter Lehmziegel (wurde früher beim Bau des gemauerten Töpferofens verwendet). → Schamottsteen
Lehmwegg m. Weg durch lehmigen Grund, lehmiger Weg
lehnen 1. ausleihen, borgen. Lehnen un weerbrengen nich vergääten. • Well weet van lehnen, mutt ook wetten van ümbringen (weerbringen). • Tuußken un Lehnen is een Bedreegen. → Bollerwaagen, borgen, naobern, Suppe.
2. verleihen. To't Steenef öhrn woll nümms ne Waagen lehnen.
lehnenswäärd wert, ausgeliehen zu werden. • Wat lehnenswäärd is, is ook weerbrengenswäärd.
Lehner(t) m. wer oft etw. ausleiht (u. nichts zurückbringt)
Lehr- auch: Lähr-
Lehrbaas m. Lehrherr, Meister
Lehrdeerne, -däärne f. Lehrmädchen
Lehre 1, Lähre f. (Lehren) Lehre, Berufsausbildung. in de Lehre kommen. He häff gudd Lähre an-nommen (hat den Rat angenommen). He will kinn Lehre annemmen. → Kehre.
Zs.: Kinder-, Kristen-
Lehre 2, Lähre f. (Lehren) Mörtelstreifen innen od. außen (wurde stehen gelassen, bis er getrocknet war, dann hochkant abgezogen, damit der Verputz gerade wurde).
Zs.: Putz-
Lehrer, Lährer m. Lehrer. Lehrers, Schnieders un Sseggenbücke, de kaas öwwer eenen Kaom scheern. → Magister, Pastoor
Lehrerin, Lehrin f. Lehrerin. → Juffer
Lehrgeld n. Lehrgeld. Denne sall sik dat Lehrgeld weergewwen laoten (ist dumm, ungeschickt).
Lehrhäär, -herr m. Lehrherr, Meister
Lehrin → Lehrerin
Lehrjaor n. Lehrjahr. Wi häbbt schmlimme (schlechte, suure) Lährjaore döörmaakt (z.B. Jahre der Not, Entbehrung). → Schüürsack
Lehrjunge m. Lehrling, Lehrjunge. → Stift
Lehrjungswark, -werk n. Lehrlingsarbeit
Lehrling m. Lehrling, Lehrjunge. → Stift
Lehrmaiken n. Lehrmädchen
Lehrmester m. Lehrmeister
lehrn, lährn. liärn (St, Sü) 1. lernen. De kann gudd lehrn (ist gut in der Schule). He häff vulle lährt in't Lääwen. dumm geboorn un nix debi lährt (sehr dumm). • Wat'm lehrt froh, dat häört eene lange to (Wes). • Eenen mutt lehrn döör Schande, den annern met'n Büül ("Lehrgeld zahlen"). Dat lährt he noch wall (Er wird durch Erfahrung klug werden). → doon, Höfflik-käit, Kalw, kennen, kieken, muusen, Tied.
2. lehren; abrichten, dressieren. Häff de Magister uh dat nich lährt? (z.B. bei unartigem Benehmen). ne Hund lährn (abrichten, dressieren, → gelehrt)
Lehrstää f. Lehrstelle
Lehrtied f. Lehrzeit
Lellie. Lilge (Ge) f. (Lelljen) Lilie. gääle un witte Lelljen.
Zs.: Tieger-, Waater-
Lelligkäit, Lellkhäid, Leelkigkäit f. Häßlichkeit; Schlechtigkeit; Fehlerhaftigkeit. Dat mott vöör Lelligkäit mooi wessen (durch Schlechtigkeit gut, von fehlerhafter Arbeit, scherzh.). Is he nu mooi van Lelligkäit of lellik van Mooigkäit? → Schäbbigkäit
Lelliker(t), Lellker(t) m. 1. wer häßlich aussieht.
2. bösartige, boshafte Person; unartiger Junge
lellk, lellik; leelik (Vr, Ra, Rh). lijlik (Bo) schlecht, minderwertig, liederlich; häßlich, unansehnlich; charakterlich schlecht, boshaft, gemein, falsch, unehrlich; schlimm. lellk van Knappigkäit. ne lellken Käärl (→ Lellikert). Dat is 'n lellk Doon (eine Gemeinheit). lellke Wäörde (Schimpfwörter). He is lellik tepasse kommen (1. Er tobt. 2. Er ist unglücklich, → bedrööwt). He häff 't Bönne lellk vull hat (war stark betrunken). Lellk is'n halw Lieden, owwer bowwen gaar (Schönheit ist nicht so wichtig, geistige Gesundheit ist die Hauptsache).→ Lappen, kurant, schäbbig, tegaste
Lellker(t) → Lellikert
Lellkhäid → Lelligkäit
lemmern (Wes, St, Ra, Bor, Rae) hindern, behindern, stören. → hindern
lenken lenken
Lenkstange f. Lenkstange. He moch up de Lenkstange van de Fietse metföhrn. → Fietsenstüür
Lenna → Leena
Lents, Lent 1. PN Ferdinand. → Fend, Nante.
2. PN Lorenz. → Loorenz
Leppel, Leppel-, leppeln → Lääpel, Lääpel-, lääpeln
Lessekant (sth.s) (Ot, Vr, St, Sü, Rae, Bo). Lesskante (Vr, Rae).
Leddekante (Wes, Ot, Rh, Bo). Leddekant (Vr, St, Ra, Bo) n. Bettgestell, freistehendes Bett. • He sall sik wall 't Gatt an't Lessekant stott häbben (mißgelaunt, verdrießlich). → Bedde, Beddstää
lessens → lestens
Lesskante → Lessekant
lest(e) letzte. De leste Koh mäck 't Hecke to (wenn jd. die Tür nicht zumacht, → Sack). Ik weet nich, wat ik 't eerste of leste doon soll. He löpp met'n lesten Kopp harüm (Den häff ook 'n lesten Kopp) (ist alt, stirbt bald, → Lock, Ooge). Et geht up't Leste (He ligg up't Leste) (Er stirbt bald). De Koh steht up't Leste (kurz vor dem Kalben). De Frou, de löpp up't Leste (kurz vor der Geburt).bes up't Leste (bis zuletzt). He hadde Verstand bes up't Leste (bis zum Tode). de lesten Tied (leste Tied) (in letzter Zeit). et leste Maol (zum letzten Mal). Wu geht't? (Antwort:) Et leste Maol ging't noch. Ik komm de lesten Daage (Ende des Monats). Ik sett dat up'n lesten Dagg (tue es im letzten Augenblick). 't Leste is meestieds 't Beste. an't leste (in't leste) (zuletzt). lesten End (letzten Endes). dat Leste (Nachgeburt beim Vieh, → Fuul). Den Lesten gewwen (Ausstand geben, zum Dienstaustritt einen ausgeben, → eerste). → Düüwel, Fastel, Gang, Hemd, Kaarne, Köttel, Linnen, Mess, Nötte, Ooge, Prääke, Säängen, Schnitt, ümtrecken, vergangen, verledden, Waord, Wille.
Zs.: ant-, eener-, te-gudder-, to-, vöör-
Lesten-afschlaon, -ofschlaon Kreisspiel, Kinderspiel. → Dardenafschlaon
lestens, lesten-ends, lessens letzthin, in der letzten Zeit, kürzlich, neulich
lestertied(s), lestied in der letzten Zeit, kürzlich, neulich
Lett n. (Wes, Vr, St, Sü, Rae) Achtung, Obacht, in der Wendg. Lett gewwen (leggen) up (achten auf). Daor geff äs Lett up! Moss äs mähr Lett leggen up diene Handschrift! → Acht, letten 1
letten 1 (Vr, St, Sü, Bor, Rae) achten. Daor moss äs up letten!
letten 2 (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Ra, Hei, Rae) aufhalten. He häff mi noch ne Sett lett (Er hat mich noch ein wenig aufgehalten). sik letten (sich aufhalten). Lao di nich letten! → uphollen
Lettenie → Littenij
Letter m. Buchstabe
Letter n. Lettner; Chorgestühl; Altarraum in der Kirche
lettern sticken (Buchstaben auf das Übungstuch sticken). → handarb äiden, Litterdook
Lettnie → Littenij
Levantiener (Pl.) Händlervolk, Betrüger
Lewieten (Pl.) "Leviten", in der Wendg. de Lewieten lääsen (blaosen) (zurechtweisen, kritisieren, ausschimpfen, abrechnen mit). Ik sall em de Lewieten noch lääsen! → Epistel
Lewwerdagg m. Liefertermin (Tag, an dem die Bauern Vieh an die Genossenschaft lieferten). Saoterdagg was Lewwerdagg an de Bahn in Vreene.
Lewwerik → Leewing
lewwern liefern
liärn → leern
Libbett → Liesbett
Lichaam; Lichnaam (Vr, St, Sü, Rh). Lichnam (Bor). Lichnaom (Ra) m. Leichnam; Körper. Wi könnt doch nich 'n ganzen Dagg met't läöge Lichaam staon (mit leerem Magen).
licht- auch: lich-
Lichte f. (Lichten) Trageband, Tragegurt, Träger (z.B. Hosenträger, Schürzenband). ne Vöör-rock (en Vöördook) aone Lichten. de Lichte van'n Säischääpel. de Lichte van de Kaore (Um schwere Lasten auf einer Schubkarre leichter zu transportieren, wurde ein Gurt um den Nacken gelegt, die Trageenden wurden um die Holme, das Gewicht so auf Schulter u. Nacken verlegt). → Schlippe.
Zs.: Äiden-, Buxen-, Kohwaagens-, Krüüs-, Kruuwaagens-, Schuuwkaorenlicht(
e) leicht; von geringem Gewicht; mühelos. ne lichte Äide (leichte Egge mit kurzen Zinken für Unkraut). lichte Waagens (Leichtbauweise, z.B. dünne Speichen). Dat lichte Holt wödd ook wall in'n Sommer houen (leichteres Brennholz). Den lichten Häcksel floog wegg. Moss dat nich te licht nemmen! He is nich van dat lichte Sort (unangenehme Person). Se is licht up de Beene (flink). Den Fläägel namm sik licht up (Dreschflegel federte leichter auf befestigter Tenne). He häff ne lichten Schlaop. Nao 'n paar Schnäpskes wodden se lichter in'n Mund (gesprächiger). ne lichte Arbäid. Vulle Hande maakt licht Wark. → Pannekooken; Schulder.
Zs.: hoppe-, kinder-, puppen-
Licht(e)küssen n. Tragekissen, gepolsterter Trageriemen für Einspännerpferd (zwei Kissen zu beiden Seiten des Zugtiers auf dem Hauptriemen des Pferdegeschirrs; ein an diesem Hauptriemen befestigter breiter Lederriemen hält in beidseitigen Schlaufen die Holme des Wagens u. dient zum Ausbalancieren der Last, bes. bei zweirädrigen Karren). Wenn dat Lichteküssen van de Kaoren nich gudd was, kreegen de Peerde wall äs 'n Rüggen kaputt. → Dräägering, Drachtreemen
lichten anheben, leicht von der Unterlage in die Höhe heben, lichten. de Äide lichten (die Egge anheben, um die Zinken zu reinigen). Bi't Schlichten mutt ih flietig lichten. De Koh licht sik a. (richtet sich auf). → riemen
lichtfäär(d)ig, -feer(d)ig 1. handlich, leicht; behende. Dat Wark geht lichtfäärdig (leicht von der Hand).
2. leichtfertig, leichtsinnig; verwegen. He was lichtfäärdig an't Wark (nachlässig, gleichgültig). ne lichtfäärigen Käärl. → liekfäärdig
lichtglööwig, -big leichtgläubig
Lichthaaken, -haok(en) m. Haken zum Anheben der Eggen, um sie zu reinigen. → lichten
lichthen leichthin
Lichtigkäit f. Leichtigkeit
Lichtküssen → Lichteküssen
Lichtlappen m. (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Hei, Rae) unzuverlässige, leichtfertige Person
Lichtschuur n., -schüürken kleiner Regenschauer
Lichtsinn m. Leichtsinn
lichtsinnig leichtsinnig
licken → lecken 1
lickern (Wes, Ot, St, Sü, Rae, Rh) lecken. → lecken
Lidd 1 n. (Lidde; Liddken) Klappe, Klappdeckel (z.B. Deckel einer Kirne, Klappe beim Schweinetrog). dat Lidd van de Melkbüsse (Koffiekanne). He driff et noch so lange, bis em dat Lidd up de Nösse schleet (bis es ihm schlecht geht; er ist leichtsinnig, Bo). Dann schleet em 't Lidd in de Hacken (kommt sehr knapp an etw. vorbei). → Kaarne, Schüüwer, Schlagg m.
Zs.: Buxen-, Farken-, Schwiene-
Lidd 2 n. (Lidde) 1. Glied (z.B. Gliedmaßen, Kettenglied). → Mügge.
2. Augenlid. → Ledde. Z.: Finger-, Ketten-, Oogen-
lidderlik, ledderlik liederlich, unsorgfältig, unordentlich; träge, faul. ne lidderliken Käärl
Liddhansken, -haa(n)sken (Pl.) (Vr, St, Bor) Pulswärmer (aus Wolle gestrickte ca. 15 cm lange Röhren, über dem Handgelenk getragen). → Muff 2
liddlamm lahm in den Gliedern (bes. von Vieh). De Koh is liddlamm (kann nicht aufstehen). → krüüslamm
lie (Wes, Ot, Vr) schwächlich, erschöpft, matt. Ik bün an de lie-e Kante. → lie-an
lie-an (Wes, Ot, Vr, Sü) schwächlich, krank, matt, hinfällig; ohne Energie, erschöpft, blaß, bleich. He is noch wall lie-an (schlecht dran). Ik bün noch so lie-an (noch nicht genesen, erholt). → anto
Lieden, Lien n. Leiden, Krankheit; Kummer, Qual. Se hadde ähr Lieden öwwerstaon (gestorben). Se süht uut as 't Lieden Kristi (blaß). Se mäck 'n Gesichte äs dat bittere Lieden Kristi (wehleidig).
Zs.: Aorn-, Hatt-, Lungen-, Maagen-, Met-, Nerwen-, Nood-, Nüürn-, Oogen-
lieden, lien (lidd; leed, leeden; ledden) 1. leiden; erleiden, dulden. He mutt völle lieden. He häff't ledden (ist tot). Dat häff't ledden (zerstört, von Sachen, iron.). Häs gistern nix ledden? (z.B. beim Feiern gelitten). Dat lidd mienen Kopp nich (zu stolz, selbstbewußt). Dat kann't nich lieden (leisten, finanziell tragen, → doon). Wenn's met Peerde anfängs, dann häs't ledden (Pferdehaltung ist teuer).
2. leiden (mögen). Dat kann'k nich lieden! Se magg em gäärne lieden. Se mögget sik gudd lieden. Se häbbt em gudd te lien (mögen ihn gern). → Düüwel, möggen, puchen, Schaaden
liedensgäärne, -gerne leidenschaftlich gern, sehr gern
liedsaam, -sam geduldig; verträglich
Liek n., Lieke f. (Lieken) Leiche. dat Liek in't Sarg leggen (einsargen). → fattwarken
liek → lieke
liek-an in der Wendg. liek-uut, liek-an (geradeaus, geradenwegs, direkt). Liek-uut, liek-an, sägg Böiting Jan (wenn man querfeldein läuft). Ik bün föör liek-uut, liek-an! ("keine krummen Touren").
Liekbodde m. Leichenbote (Nachbar, der zur Beerdigung einlädt). → Groowen-nööger
Liek-bodden zur Beerdigung einladen. → Groowen-nöögen
Liekdaorn, -durn m. Hühnerauge. De Liekdäörne stääkt, et giff Räägen. → Hohner-ooge, Pick 1
liekdräötig, -dräödig fasergerade. → liekspäönig
Lieke → Liek
liek(e) 1. gerade. • Up'n lieken Wegg muss draawen, un up'n krummen Wegg laot't langsam gaon. Ik leep lieke vöör Öhm sienen Stommen an (direkt darauf zu). lieke harunder (senkrecht nach unten). Den Houpaol bi den Klumpenmääker stonn up dree Beene, dat he daor met lieke Rüggen bi staon konn. De Koh kaas met lieke Rügge melken (hochbeinige Koh). Met'n lieken Rüggen nao de nächste Garwe loopen, dat gaff't nich (Die Binderin mußte zwischen dem Binden der Garben Halme auflesen). He kann di nich lieke in de Oogen sehn (unehrlich). He sägg em dat lieke vöör'n Kopp (direkt, → platt 1). He häff´t nich lieke met sein Bröör (hat Streit). At se mon gesund bünt, lieke un recht (bei der Geburt eines Mädchens, das Geschlecht sollte keine Rolle spielen).
2. eben, flach; gleichmäßig, ebenmäßig. De Planke föör de Pötte moch lieke wenn. (gerades Brett für die Töpferware). 'n liek Stück Grund. lieke Grund (Ebene). De Greepe sitt liek an'n Stell. Et mutt lück liek an'n Stell sitten (Es muß sachlich richtig sein). Den Kluus mott lieke dräien (loopen) (Die Tonmasse muß auf der Drehscheibe gut zentriert sein). 'n liek Froumääsk (wohlgestaltet). Se is wa. schrao, maor liek un rech (mager, aber gesund). Et is mähr as lieke (bes. gerade; sehr sorgfältig gemacht). De häbbt't nich lieke (sind zerstritten, → Mutt).
3. gleich, quitt. Dat is mi lieke lang (einerlei). Nu bün we lieke (z.B. Schulden sind beglichen, → liekemaaken, -rääken, lieks). → Foore, Haamer, Krümme, Schöörfoore.
Zs.: piel-, un-
liekedoon ausgleichen, begleichen, ebnen. Eerde liekedoon (geradeschieben)
liekedöör geradeaus, gerade hindurch. Den Wegg geht daor liekedöör.
liekekloppen geradeschlagen, -hauen. den Näägel liekekloppen
liekemaaken ausgleichen, ebnen, begleichen. Lao we't liekemaaken (z.B. abrechnen). → gladd-, gliek-, plaanmaaken, dood-doon
lieken 1 (liekt; leek, leeken; leeken) 1. gleichen, ähnlich sein, aussehen. He liekt up siene Mooder. Se lieken sik (ähneln sich).
2. aussehen nach; aussehen als ob. Dat liekt de wall nao (sieht danach aus). Dat is nich so schlimm as't liekt (wie es scheint). De liekt noch up'n Määske (sieht passabel, hübsch aus). Dat liekt wa. mooi (sieht schön aus). Wu soll dat wall lieken? (Das ist unpassend, z.B. auffällige Kleidung). → glieken, laoten, nargens
lieken 2 laichen. de Fiske liekt.
liekenblass leichenblaß. → doodbleek
Liekendook m'n. Leichentuch (mod.). → Doodenlaaken
Liekenhuus n. 1. Haus, in dem jd. gestorben ist. → Doodenhuus.
2. Leichenhalle. → Doodenhüüsken
Lieken-naolaot m. Nachlaß des Verstorbenen, Erbe
Liekenvergiftung f. Vergiftung durch Nekrose, absterbendes Fleisch. Van de kolle Brand krigg man ne Liekenvergiftung.
Liekenwaage(n) m. Leichenwagen. → Doodenwaagen
Liekenwaater n. Leichenwasser
Liekenwach(t) f. Totenwache
liekerääken abrechnen, eine Rechnung begleichen. Wi willt't män liekerääken. → berääken
liekeschuuwen, -ben glattschieben, planieren
liekesetten in eine Reihe setzen, geradestellen; Ordnung schaffen. de Beene van't Peerd liekesetten (Gangkorrektur beim Pferd durch Hufeisen, mogeln vor dem Verkauf). → Lippe, prüüß, teckeln
liekestrieken gleich verteilen, streichen, ebnen. → Kunst f.
lieketo geradewegs. → recht-to
lieketrecken glattziehen, geradeziehen. dat Land lieketrecken (den gepflügten Acker eggen)
liekevull, lieksvull randvoll, gestrichen voll. De Grääwens staot liekevull met Waater. de Kaore lieksvull laaden. → hooge-, hööpenvull
liekfäär(d)ig, -feer(d)ig gleichgültig, uninteresseiert, nicht ernsthaft. ne liekfäärdigen Käärl. → lichtfäärdig
Liekfolge → Lieknaofolge
Liek-klaowe f. (Wes, Vr, Sü, Ge, Bor, Rae, Rh) Narbe; vernarbte Wunde. → Narwe, Nij-klaowe, Rowwe, weh
Lieklaaken n. (St, We, Ra, Bor, Hei, Rae) Leichentuch, Bettuch
Liek(nao)folge f. Leichenzug, -gefolge. Dingsdaggmorgen halw neggen Lieknaofolge van Vaader Dieker. Ik woll uh inlaan to de Liekfolge (Spruch des Nachbarn, der zur Beerdigung einlädt). → Groowen-nööger
lieks gleich; auf gleicher Höhe, egal. Wi bäiden bünt lieks (quitt).
liekspäönig fasergerade (gleichmäßig längs gerichtete Fasern beim Holz: wichtig für Geräteteile, im Ggs. zu → öwwerspäönig). de liekspäönigen Siedenbrää van't Sarg
Liekspier n. Raum neben der Bodenluke auf dem Dachboden, Seitenflächen neben dem Geländer der Luke (für Heu od. Hafer). Schmiet dat Höi äs af, wat achter't Liekspier sitt. → Balkenschlopp
Liekstää f. verheilte Wundstelle, Narbe
lieksvull → liekevull
Liekteeken n. Kennzeichen
liek-uut geradeaus, geradenwegs. He kann nich liek-uut kieken (unehrlich). → Armood, Dummigkäit, Gierigkäit, liek-an
Liekwegg m. Leichenweg (alter Weg vom Hof zum Dorf, Friedhof). → Dooden-, Groowen-, Karkenwegg
Liem m. Leim. kollen Liem un heete Näägel (beides unbrauchbar: Tischlerleim war Warmleim).
Zs.: Knocken-, Kold-, Taofel-
liemen leimen. De Driewreemens moch wi liemen un näien. Den Waagenbouer liemt bi't Kutsken-maaken (arbeitet mit Leim wie der Schreiner, → Fienstellmaaker).
Liemfarwe f. Leimfarbe, Anstreicherfarbe
Liemgarre f. Leimrute zum Vogelfang
Liemkäätel, -kettel m. Kessel zum Erwärmen von Knochenleim. → Liempott
Liemknech(t) m. Leimzwinge (Vorrichtung zum Pressen beim Leimen, Werkzeug des Schreiners, Zimmermanns)
Liem-ommen, -owwen(t) m. Leimofen (stand in der Tischlerwerkstatt)
Liempinsel m. Leimpinsel
Liempott m. Leimtopf; Topf zum Erhitzen von Leim im Wasserbad (früher aus Kupfer). → Kläisterpott
Liemquast, -quass m. Leimpinsel
Liemstock m. Leimrute zum Vogelfang
Lien n. Flachs. Up de gudde Grund wodde Lien up säit. → Flass, Linnen
lien → lieden
Liena PN Karoline → Kaliene
Liene f. (Lienen; Lienken) Leine, Schnur, Wäscheleine; Zügel. He geht an de lange Liene (ist gleichgültig, bequem). → Sünte Kottrien.
Zs.: Aol(s)-, Bi-, Drööge-, Dübbel-, Fang-, Fohr-, Foor-, Gaorden- , Houdopp-, Hunde-, Kork-, Krüüs-, Kutskwaagen-, Loot-, Maot-, Peerde-, Ploog-, Schwemm-, Sette-, Settpinn-, Töggel-, Waagen-, Wöske-
Lienenfänger m. Pferd, das mit dem Schwanz in die Leine schlägt, nicht geführt werden kann. → Geschirrspringer
Lienen-öögte f. Loch für die Pflugleine im Aufbau des zweirädrigen Vorderpfluges. → Ploogstell
Lienenpatt m. Treidelpfad an schiffbaren Flüssen
lienenrech(t) an die Leine gewöhnt. Dat Peerd is lienenrecht (läßt sich mit der Leine steuern, wird nicht mehr am Zügel geführt, ist aber noch nicht ganz abgerichtet).
Lienen-schlaon → Lienken-schlaon
Lienfarwe f. mit Leinöl angerührte Farbe. → Olliefarwe
Lienje f. (Lienjen) Linie.
Zs.: Hand-, Middel-
Lienken-schlaon, Lienen-schlaon Seilschlagen (Kinderspiel). → Seelken-schlaon
Lienken-spannen Hochzeitsbrauch: den Hochzeitszug aufhalten mit einem über den Weg gespannten Seil. → Seelken-spannen
Lienken-springen Seilchenspringen. → Seelken-springen, Töikesschlaon
Lienkooke(n), -kook m. Leinsamenkuchen (gepreßte Rückstände aus der Leinölgewinnung, wurde als Viehfutter, bes. für Kühe nach dem Kalben gebraucht). → Ollie-, Presskooken
Lienmähl n. Mehl aus ausgepreßten Leinsamen (wurde in mit warmem Wasser verdünnte Milch gegeben u. als Futter für Kälber gebraucht)
Lien-ollie m. Leinsamenöl, aus Leinsamen gepreßtes Öl. gekockten un ungekockten Lien-ollie. → Boom-, Raab-ollie
Liensaod n. Flachs-, Leinsamen
Lientrecker m. Lineal. → Lineaol
Lier(e), Lier-, lier- → Ledder, Ledder-, ledder-
Lierndräier m. (Sü, We, Bor, Rae) 1. Leierkastenmann, Straßenmusikant.
2. Faulenzer. → Töömig-gänger
Liernspiele f. (Rh, Bo) Leitersprosse. → Ledderstock
Lies m. Schwertlilie, Iris. → Löösbloome
Liesbett, Libbett PN Elisabeth. → Liese, Ssette.
Zs.: Kladden-
Liesdaorn, -durn m., -däörnken; Liesedaorn (Ge) Singdrossel. He singt as ne Liesdaorn (1. Er singt sehr schön. 2. Er ist betrunken). → Kramms-, Waatervoggel
Liese 1. PN Elisabeth.
2. langweiliges Mädchen.
Zs.: Drömmel-, Drööm-, Kääkel-, Klüngel-, Täödel-
Lieskespeer(e) f. Birnensorte (graugrün, weich)
Lieste 1 f. (Liesten) Leiste, Randeinfassung. ne Lieste üm't Beld.
Zs.: Deck-, Foot-, Graot-, Schlagg-, Stohl-, Under-
Lieste 2 f. (Liesten) Liste, z.B. Vordruck.
Zs.: Pries-, Suup-
Liew m'n. (Liewe; Liewken) Leib, Körper; Bauch, Unterleib. De Koh häff 't ganze Liew uut-arbäidt (Gebärmuttervorfall, → Dracht 1). Bliew mi demet van't Liew. van't Liew (van'n Balge, Hals) hollen (sich etw. vom Leibe halten). Se häff sik wat up'n Liew haalt (z.B. eine Krankheit geholt). Wat häff he ne Angst up't Liew. Se was met Liew un Seele debi. Dat häff kinn Liew of Seele (Das ist leblos, farblos, blaß). He häff kinn Liew of Seele (Er ist sehr mager). → ääten, afspoorn, Balge, Buuk, Happe, Last, Liewken, Naffel 1, Riege, riskeern, schieten, Stallfaskel, Tuur.
Zs.: Öwwer-, Under-
liew → leew
Liewekruud n. (Bor) Liebstöckel. → Lippstaaken
Liewken Leibchen, Mieder, Unterjacke (Kinder-, Frauenkleidung, wurde hinten geknöpft, mit Bändern, an denen die Strümpfe festgeknöpft wurden). → Hossenband, Rump, Seelenwörmer, Undertallje
Liewpien(e) f. Leibschmerzen. → Buukpiene
Liewtucht f. Leibzucht; Altenteil; kleiner Hof des Heuerlings
Liewtüchter; Liewtöchter (Ra) m. Leibzüchter, Pächter eines kleinen Hofes; Altenteiler. → Buurnwönner, Inwönner 1, Upwönner
Liew-un-Seele f. Leibchen u. Unterhose aneinandergenäht (für Kinder u. Männer)
Liew-wörmer m. Leibchen, Mieder. → Liewken
Liew-wöske f. Unterwäsche, Leibwäsche
Ligge f. (Liggen) Bett, Liege
liggen (ligg; lagg, laggen; läägen) 1. liegen. Dat Kalw ligg recht (richtige Lage vor der Geburt: mit dem Kopf nach vorne). De Rogge ligg (Getreide liegt am Boden, → Lääger n.). liggen gaon (sich hinlegen, ausruhen, schlafen, → Siede, Strieksiede). Dat Peerd gong liggen. Se göngen in de Hilde liggen (Mittagschlaf halten). Bruuk di 'n bettken, dann kaas ruhig liggen van Nachte (dann kannst du besser schlafen). Komm gudd te liggen! (Gute Nacht). Wenn'm de ligg, is 't te laate (todkrank). He kann nich liggen of sitten (nich liggen vöör Piene) (hat Schmerzen). De ligg schlecht (ist schwer krank). He ligg in Russland (gefallen, → fallen). He is debi liggen blewwen (tödlich verunglückt). Een Hook Wäide wodde liggen laoten to't Mäien. Wi mochen de Pachtgrund liggen laoten (zurückgeben). Daor häbb wi alles liggen un staon laoten (alles stehen u. liegen lassen). Se lött alls achter't Gatt liggen (unordentlich). Se kann den Stoff wall liggen sehn (weniger ordentlich). He kann't Wark wll liggen sehn (Er ist faul). Daor kann noch mähr liggen (wenn etw. hinfällt). Ne Koh lagg so bi dreehundert Mark (kostete etwa 300 Mark). Jeeder-eene ligg dat nich (nicht jedermanns Sache). He ligg flack an't Waater (wohnt dicht am Wasser). Daor kann't nich an liggen (Daran kann es nicht liegen, → Baadebuxe, Öwwertratt, Panne, Striekstock, Waater). Dat ligg alleen an em (ist ausschließlich seine Schuld). Daor ligg mi nix an (Das interessiert mich nicht). → Knee, Last, links, Salt, Taske.
2. sich aufhalten, befinden; gerade dabeisein (etw. zu tun). He ligg in de Back-kaamer (ist gerade in der Backstube). Wat häbb ik daor Dagg un Nacht läägen! (bin Tag u. Nacht dort gewesen). He ligg daor te prüttken (tüftelt vor sich hin). Wat liggs daor te küürn? (Was redest du da). De liggt daor te licken un te lecken (schmusen).
Zs.: daale-, fast(e)-, stille-
liggens (St, Ge, Bor, Rae, Rh) Kommando beim Knickerspiel. Liggens föör alles! → strieks
Liguster m. Liguster (immergrünes Ölgewächs)
Ligusterhegge f. Ligusterhecke
lijlik → lellk
Lilge → Lellie
Liköör m. Likör
Liköörglass n. Likörglas, kleines Schnapsglas
lilla lila, violett
Lind m'n. (Linder) Schmuckband aus Seide, Band für Kinn- u. Nackenschleifen der Frauenhauben. Dat Lind van de schlichte Müschke was aone Bloomen (Trauerhaube). Kappen met schwatte Linder. → geblöömt.
Zs.: Kappen-, Müsken-
Lindband n. Schmuckband an der Frauenhaube. → Lind
Linde, Linne f. (Linden) Linde
Linden- auch: Linnen-
Lindenblöie, -blöite f. Lindenblüte (Einzelblüte, Blütezeit)
Lindenboom m. Linde
Lindenholt n. 1. Lindengehölz.
2. Lindenholz (Material des Schreiners, Schnitzers)
lindern, linnern lindern. de Nood lindern
Lineaol, Leneaol n. (Lineaols) Lineal. → Lientrecker
link 1. links. dat linke Aor. Se häff twee linke Hande (ungeschickt, umständlich). linker Hand (up de linkere Hand) (an der linken Seite). Bo linker, bo flinker (Trost für Linkshänder, → flucht, links).
2. unehrlich; unaufrichtig, falsch. nen linken Käärl
links links. He kreeg links un rechts wat üm de Aorne. dat Kleed up links trecken (wenden, → kronk). links stricken (im Ggs. zu rechts, → kruus). He lött em links liggen (übersieht ihn absichtlich). → luchs
Linksbohr n. Bohrer für den linken Holzschuh an der Bohrmaschine des Holzschuhmachers
Linksel n. (Vr, Rae, Rh) Regel beim Knickerspiel: Es wird ein Viertelkreis rechts um den Knicker des Gegners gezogen. → Rechsel
Linksfüüster m. Linkshänder
Linkspoot m. Linkshänder
Linne, Linnen- "Linde" → Linde, Linden-
Linnen n. Leinen. Linnen bleeken an de Bääke. Wi häbbt 't leste Linnen noch nich bineen (noch viel Arbeit vor der Hochzeit). → Flass, Lien.
Zs.: Halw-, Karken-, Sack-, Stiew-, Witt-, Wöske-
linnen leinen, aus Leinen. en linnen Läppken drüm doon (Verband, als Trost, → Kinderdook).
Zs.: halw-, stiew-, witt-
Linnenband n. Leinenband, Durchziehband
Linnenbleeke f. Leinenbleiche
Linnenbüül m. Beutel aus Leinen
Linnendook m'n. Leinentuch, Leinwand
Linnengaorn n. Leinengarn
Linnenhalter m. Halfter, Haltestrang aus Leinen od. Hanf am Kopfstück des Pferdegeschirrs
Linnenhemd n. Leinenhemd (für Frauen u. Männer)
Linnenkaste f. Wäscheschrank, Leinenschrank. → Legge-, Tüügkaste
Linnenkoffer m. Leinentruhe (zur Aufbewahrung der Aussteuerwäsche)
Linnenläppken Leinenläppchen (z.B. als Verband). Linnenläppken met Ssucker (mit Zucker, auch mit ein paar Tropfen Anisschnaps, als Beruhigungssauger für den Säugling, z.B. während der Taufe)
Linnensack m. Leinensack, Sack aus grobem Leinen. → Jüüte-, Mählsack
Linnenschapp n. Wäscheschrank
Linnenschotte, -schötte f. Leinenschürze
Linnenstroh n. Flachsstengel, nachdem die Samenkapseln abgeschlagen sind
Linnenverkööper m. Leinenhändler
Linnenwääwer, -ber m. Leineweber
linnern → lindern
Linse f. (Linsen) Linse.
Zs.: Waater-
Linsensuppe f. Linsensuppe
Lippe f. (Lippen) 1. Lippe. ne Lippe trecken (ne breede Lippe maaken) (weinerlich, beleidigt sein, → Driethuus, Fläppe, hangen, Nibben 1, öwwertwass). Du kriggs wat vöör de Lippe (eins aufs Maul). ne Lippe vull ääten (eine Kleinigkeit essen). He häff de Lippe vull (zu viel getrunken). Dat Waord is mi noch nich öwwer de Lippen kommen (z.B. ein grobes Wort). → Luud, nippen.
2. lippenförmiger Hufansatz, Aufzug vorne am Hufeisen. de Lippe an dat Hoow-iesen dran trecken. de Lippe nao buuten leggen bi'n Peerd, dat teckelt (mogeln beim Beschlagg, → liekesetten). → Krempe.
Zs.: Böwwer-, Hange-, Öwwer-, Prütt-, Schlaot-, Schnappe-, Under-
lippen, lippken den Mund weinerlich verziehen; schmollen, maulen; heulen, schluchzen. Se fäng faorts an't Lippen (wehleidig, weinerlich). Daor bruuk ik ja nich üm te lippen (Das tut mir nicht leid).
Lippstaaken (St, Sü, Ge, Hei, Rae); Lippsteek (Ge) m. Liebstöckel. → Liewe-, Maggikruud
Lipptriene f. weinerliches Mädchen
List f. (Listen) List, Schlauheit
Litauer m. Ponyart (leichter als Münsterländer, leicht störrisch)
Littenij, Littenie, Lettenie, Lettnie f. (Littenijen) 1. Litanei; Wechselgebet, Bittgebet. en Roosenkraas met Littenij bääden (Lauretanische Litanei als Abendgebet, war in einigen Familien üblich). de Lettenie föör den Dooden bääden (Sterbegebete).
2. langes Gerede (immer über dasselbe Thema, ermüdend u. langweilig). De heele Littenij!
Zs.: Allerhill(i)gen-, Muddergotts-, Ooster-
Litter m. (Litters) Liter. en Litter haalen (Schnaps holen). Dat kost 'n Litter!
Litterdook m'n. (Ot, Vr, St, Ge, Bor, Rae) Stickmustertuch (Buchstabenübungstuch für Schulkinder). → lettern, Näi-, Sütterlien-, Teekendook
Litterkruuke f. Krug, der einen Liter faßt
Littermaote, Littersmaote f. Meßbecher für einen Liter
Litterpott m. Topf, der einen Liter faßt
Littersmaote → Littermaote
Litze f. (Litzen) Litze.
Zs.: Draod-
Löchte f. (Löchten; Löchteken) 1. Leuchte, Laterne, bewegliche Lampe; Kerze. ne Löchte föör de Dääle. ne kläine Löchte föör underweggens. → Latüchte, Lünten.
2. Blitz. Bi den Buur is de Löchte inschlaagen. → Blixem.
Zs.: Dooden-, Düüwels-, Fietsen-, Guss-, Hand-, Käärßten-, Karbied-, Kutskwaagen-, Loop-, Nacht-, Ollie-, Radd-, Scheesen-, Schirm-, Sied-, Stall-, Steen-ollies-, Tasken-, Traon-, Wand-
Löchtemann m. (Bo) "Laternenmann" (zündete die Straßenlaternen an, hatte eine Leiter u. eine Blechkanne mit Petroleum)
löchten 1. leuchten, mit der Laterne beleuchten. Ik sall di löchten (up'n Patt) (werde dich mit der Lampe hinausbegleiten). Vaader sall di glieks wall löchten ("wird dir heimleuchten", wird dir zeigen, wo es lang geht, → Palm, Spieker m'n.).
2. scheinen; strahlen. Dat Füür löchten bes nao Bookelt. De Sünne löcht. met löchtende Oogen. De löcht de Undöchte uut de Oogen. → schienen.
3. wetterleuchten, blitzen. Et häff löcht buuten.
Zs.: Weer-, wegg-
Löchtendrääger m. Kerzenträger bei der Beerdigung, beim Versehgang. → Drääger, Käärßten-, Krüüsdrääger
Löchtenhaaken, -haok(en) m. Laternenhaken (aus Holz od. Eisen, zum Aufhängen der Laterne z.B. auf der Tenne während der Stallarbeit)
Löchtenhaol n. Laternenhalter, Haken zum Aufhängen der Laterne z.B. während der Stallarbeit. → Lampenhaol
Löchtenpaol m. Laternenpfahl
Löchter m. Leuchter, Kerzenleuchter (z.B. vor dem Andachtskästchen).
Zs.: Arm-, Käärßten-
Lock n. (Löcker; Löcksken) Loch. He stött sik noch wall 'n Lock in't Hemd (verbeugt sich zu oft). Daor föllt 'n Lock in (ist dünn, verschlissen, z.B. Stoff). De frögg mi 'n Lock in'n Buuk (fragt viel). De küürt mi 'n Lock in'n Buuk (geschwätzig, → Duust). een Lock met't annere stoppen (Schulden mit Schulden bezahlen). Ik weet nich, in wat föör'n Lock ik kruupen sall (wohin ich mich verkriechen kann, z.B. vor Schmerz, vor Scham, zuviel Arbeit). • Groote Löcker, kläine Tappen, dat dööt good ineenepassen (wurde z.B. bei Zimmermannsarbeiten gesagt). Wi häbbt all 'n Lock an'n Brand kreggen (Wir haben schon viel Brennholz verbraucht). So krieg wi de wall 'n Lock an! (So geht es vorwärts). Ik häbb de all 'n Lock (Der Anfang ist gemacht). Wi häbbt de 't Lock döör (Wir haben es geschafft). He schött nich in twee Löcker tegliek (Er weiß sich zu helfen). De Sünne kick so uut't Lock, et giff Räägen (stechende Sonne, → Kranz). He blöss (flöit, piept) uut't leste Lock (ist erschöpft; liegt im Sterben; ist bankrott). Ik bün kiene Stunde vöör't Lock west (vor der Tür, draußen). Daor is 't Lock! (Hinaus, → Müürmann). He schött 'n Lock in de Wind (trifft nicht). Denne, de schött blooß Löcker in de Lucht (schlechter Schütze; Schwätzer). He löpp en Lock (Gatt) in de Wind (läuft unsinnig herum, ist verwirrt). He moch in't Lock (Gefängnis, → Back, Pietermann). Wat 'n schmeerig Lock (Dorf, Stadt, abw.). • He häff noch 'n Lock loss (weiß noch einen Ausweg). Up'n Maol was 't Lock dedöör (Plötzlich war es soweit). → Appel, Flicken, Gatt, Knee, krassen, Lappen, luurn, Määse, Muus, patuu, suupen, Tand.
Zs.: Aal(en)-, Asken-, Ast-, Balken-, Dass-, Döören-, Dreck-, Eerd-, Eest-, Enten-, Fiske-, Flamm-, Flugg-, Göören-, Hexen-, Hohner-, Hunde-, Ies-, Kalk-, Kanienen-, Katten-, Keller-, Kiek, Knicker-, Kniep-, Knoops-, Kruup-, Lehm-, Luur-, Määse-, Miegampen-, Modde-, Motten-, Mund-, Müür-, Muuse-, Noost(e)-, Nössen-, Ööste-, Piggen-, Pimpel-, Pink-, Plodden-, Potte-, Räägen-, Ratten-, Rungen-, Runkel-, Salt-, Sand-, Schall-, Schlagg-, Schlöttel-, Schlüpp-, Schmeer-, Schötten-, Schutt-, Speeken-, Spinnekopps-, Spund-, Stäiger-, Stipp-, Stock-, Sunndaggs-, Tapp-, Tappen-, Togg-, Trappen-, Uulen-, Waater-, Weer-, Worm-
Lockbäitel, -bäidel m. Locheisen, Stanzgerät (Tischlerwerkzeug)
Lockdeepte f. Tiefe des Loches (z.B beim Nageln). De Lockdeepte moch to den Hoow passen (Die Tiefe muß zum Abstand der Nägel im Hufeisen passen).
Locke f. (Locken; Löcksken) Locke (mod.). → Krülle
locken 1. locken. → Haawerkaff.
2. knurren, balzen (best. Geräusch der Tauber in der Balzzeit). De Duuwen knuurt un lockt. → paarn
Lockenkopp m. Lockenkopf
Lockenscheere f. Ondulierschere. → Ondulier-ieser
Lockentange f. Brennschere zum Kräuseln der Haare
Lock-ente, -ante f. Lockente (aus Holz)
locker locker, lose. Kaas noch Geld (ne Mark) locker maaken? → loss
löckern (Vr, St, We, Ra, Bor, Rae) Kinder-, Mädchenspiel: ein Band, das durch einen Knochen od. Knopf gezogen wurde, zum Summen bringen. → Schnurrebutt
Lock-ieser, -n n. Locheisen (Werkzeug z.B. des Schmiedes)
Lodde f. (Lodden) Sproß, Schößling, junger Trieb von Pflanzen, Wassertrieb in Strauch od. Baum; Ableger. Ne Lodde van'n Köiken (ein wüchsiges Schwein). → Scheeter, Schöttling.
Zs.: Waater-
lodden sprießen; sich bestocken (von Getreide, wenn aus einem Korn mehrere Halme kommen). → bestöhlen, stöhlen
Lodderbasse f. liederliche, faule Person; aufgeschossener Junge ohne Haltung. → Schlackerbasse
lodderig unordentlich, liederlich. → plodderig
Lodderjan m. unordentliche Person
Lodderkraom m. unordentliche, verwahrloste Sachen
Lodderlääwen, -ben n. liederliches Leben
loddern (Ge) einen Strick auf best. Art befestigen (ohne Knoten, z.B. beim Fällen eines Baumes od. beim Richten; die Verbindung löst sich von selbst auf.)
Loddersack m. unordentliche Person
Loddertriene f. unordentliche, unsaubere Frau. → Schloddertriene
Lodderwirtschaft f. unordentliche Wirtschaft (z.B. Haushalt)
löddig → läög
Loff n. (St, Sü, Ge, Rae, Rh, Bo) 1. Lob.
2. Versprechen. → Stadtlohn
Loffklocke f. (St, Sü, Rae, Rh) best. Glocke (zweite Glocke, z.B. täglich um 15,30 Uhr)
Loff-lüü(de)n (Vr, St, Sü, Rae) tägliches Läuten, z.B. um 15,30 Uhr. → Koffie-lüüden
Lögge; Löggene (Rh, Bo) f. (Löggen) Lüge. He is üm eene Lögge nich verläägen (lügt häufiger). He is an de erste Lögge nich hangen blewwen (Es war nicht seine erste Lüge, → basten). So kommt de Löggen in de Welt (Gerüchte, Vermutungen). → Karkhoff, leegen, Waorhäid.
Zs.: Nood-
Löggenbalge m. (Rh) Lügner
Löggenbalken m. kleiner Stützbalken zwischen den tragenden Gebinden des Zweiständerhauses (ist nicht im Hausgerüst verzapft). → Tüskenbalken
Löggenbees(t) n. Lügner, Lügenbold
Löggenböis n. Lügner
Löggenbüül m. Lügner. → Leegebüül
Löggene → Lögge
Löggener m. (St, Rh, Bo) Lügner. Wies mi ne Löggener, wies du mi ne Deew ("Wer lügt, der stiehlt", St).
Löggenkiel, -kääl m. (St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae) Lügner
Löggenpack n. Lügenpack (lügnerisches Gesindel)
Löggenpraote f. Gerücht
Löggensack m. (Wes, St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) Lügner. → Leegebüül
Löggen-uhr, -ühr f. Uhratrappe für Kinder (von der Kirmes)
Loh m'n. Lohe, geschälte Eichenrinde (wurde zur Gewinnung von Gerbsäure gebraucht). Wenn 't Holt ssapp was, dann häbb wi Loh schällt.
Zs.: Knüppel-, Stamm-
Lohbröie f. Sud aus Eichenlohe, Gerbsäure. Den Eek kocken, dat gaff Lohbröie.
Lohbuur m. Waldbauer. → Holtbuur
Lohdiek m. Teich in der Nähe der Gerberei zum Gerben und spülen der Felle
Lohe f. Eichenlohe, Gerbsäure. De Felle satten wall 'n Jaor in de Lohe. De Lohe moch dr'uut wenn. (Eichenholz wurde durch Regen ausgeloht). Wenn de Lohe in de Hemdbäördekes kamm, dat kreegs du nich weer dr'uut. → Kuum.
Zs.: Eeken-, Füchten-
lohen Gerbsäure absondern
Loherij f. Gerberei
Lohgarwer m. Lohgerber. → Lohjer
lohjen, lohjern gerben, Felle in Gerbsäure einlegen. → garwen, küümken
Lohjer, Löhjer m. Lohgerber, Lederarbeiter. → Garwer, Küümker
Lohkooke(n), -kook m. gepreßte u. getrocknete Lohe als Brennmaterial
Lohmess, -er n. Schäleisen zum Abstoßen von Eichenrinde. → Blecker, Schällbäitel
Lohmölle f. Mühle, in der die getrocknete Eichenrinde für die Gerberei gemahlen wird
Lohn n. (Löhne) Lohn.
Zs.: Arbäids-, Back-, Dagg-, Fohr-, Geldes-, Gesellen-, Gott(e)s-, Hunger-, Müür-, Stunden-, Timmer-, Wääken-, Wääwers-
Lohndagg m. Zahltag, Lohntag
Lohndosker, -dösker m. 1. große Dreschmaschine (wurde von Hof zu Hof gefahren).
2. Lohndrescher (ging von Hof zu Hof, um gegen Bezahlung Getreide zu dreschen)
lohnen belohnen, entlohnen, vergelten. Gott sall't em lohnen! Gott lohn't Uh föör't Klooster (Dank ohne Bezahlung, → anschriewen). Dat lohnt sik!
löhnen Lohn auszahlen, bezahlen. Nu mott he löhnen ("blechen", für einen Schaden aufkommen). → berappen
Lohnstriepen m. Lohnstreifen (automatische Lohnabrechnung)
Lohntuute(n) m. Lohntüte
Lohschällen Eichenrinde schälen, loslösen
Lohschäller m. Schäleisen zum Abstoßen von Eichenrinde
löi faul, bequem, träge. He is van de löie Kante. He is so löi as 'n Farken (sehr faul). Twee Löien reekt wied (z.B. zu faul, um aufzustehn). Dräi dien löie Gatt! (Beweg dich). te löi to't Prackeseern (denkfaul). He is te löi to't Sitten-gaon, dann mott he ook noch weer upstaon. Löie Löö treckt Hansken an bi't Knollenpl ücken (Rööwen-ruuen). schlecht Weer föör löie Löö (sehr heißes od. sehr kaltes Wetter). • Ne löien Ääter is ook ne löien Arbäider. • Met ne löien Hund is schlecht Haasen fangen ("Ohne Fleiß kein Preis", Bo). • Wenn de Sünne beginnt te sacken, dann krigg et de Löien te packen ("Am Abend werden die Faulen fleißig", Bo, → Flucht 3). → Ääwert, arbäiden, Drieks, fuul, helpen, Hund, lang, old, sööken, stinken, versetten.
Zs.: stink-
löie Wiewer (Pl.) graue Erbsen mit Specksoße (Gericht bes. für Lohndrescher)
Löierij f. Faulenzerei
löiern faulenzen; nachlässig od. langsam arbeiten; herumlungern. Wat gehs daor te löiern? De ligg daor te löiern.
Löiert m. Faulpelz
Löi-igkäit f. Faulheit, Trägheit. De stinkt van Löi-igkäit. → fraogen, Fuulhäid
löik (Vr) hübsch, nett. ne löike Deerne
löilacken (Wes, Vr, St, Bor, Hei, Rae, Bo) faulenzen
Löis, Löis- → Löös, Löös-
Löisack m. Faulenzer
Löistrick n. (St, Ge, We, Bor, Hei) Seil über dem Bett, um sich damit aufzurichten. → Help-up, Maak-sachte
Löite → Läöte
Löiterung f. Durchforsten, Auslichten in Schonungen. de eerste Löiterung
Löiwams m. Faulpelz. → Fuulwams
löiwamsen, -wämsen faulenzen
Lokaal n. (Lookaals) Gaststätte
Lokomobille f. Lokomobile, fahrbare Dampfmaschine, Kraftmaschine
Lolle f. (Vr, St, Sü, Ge, Bor) lautes Brüllen (von Rindvieh); geräuschvolles Rufen, schlechter Gesang; laute Freude, Spaß. Junge, Junge, wat ne Lolle was dat, sewwen junge Maikes up dat Schuuwkaorenradd (Liedvers).
Zs.: Stall-
lollen muhen; brüllen; laut rufen, gröhlen, lallen (in betrunkenem Zustand); heulen. De Koh lollt. Et giff Räägen, de Blaagen lollt so!
Lollert m. Krachmacher, Radaumacher
lollig gemütlich; nett, amüsant. Et was recht lollig bi de Kindd ööpe.
Longschaal m. (Ot, Vr, St, Ge, Rae, Rh, Bo) großes Umschlagtuch (aus Kaschmirwolle, mit Fransen; Kaschmirschal, Wiener Longshawl, Paisley-Shawl). → Ammeloe, laaks, Öwwerschlaggdook
Lönne f. (Lönnen) Lehne. → Lönninge
Lönneken Beilade in der Truhe (mit deren Deckel der Truhendeckel gestützt wird)
lönnen lehnen, stützen; Hilfestellung geben. → stütten
Lönnepaol m., -päölken (St, Sü) Stützpfahl, in Ortsneckerei. → Vreden
Lönning → Lööning
Lönninge f. Lehne. → Lönne.
Zs.: Arm-, Rügge-, Stohl-
Lönnstohl m. Lehnstuhl, Sessel. → Gemack-, Sorgenstohl
Löö (Pl.) (Löökes) Leute. usse Löö (Gesinde, Familienangehörige). de olle Löökes (alte Leute). Dat Deernken was so blöö, as wenn't 't eerste Maol under de Löö kweem. Dat draff nich under de Löö kommen (darf nicht verbreitet, erzählt werden). Man mutt sik met de Löö hendoon ("mit den Wölfen heulen", → hüüsen). Wenn ih doot as annere Löö, dann geht´t uh ook as annere Löö. Olle Löö un kläine Blaagen mott .m immer 'n Willen laoten; dann bünt se am besten tefrää. Dat is anner Löö Kind (Das geht uns nichts an). • So Löö, so Veh. Sock Löö, sock Veh ("Wie der Herr, so 's Gescherr", → Buur, Geschirr, Volk). Wi kommt met extrao vull Löö, dann bün wi't gawweste weer wegg (Wir kommen mit vielen Leuten, dann sind wir schnell mit der Arbeit fertig). → bääter, jung, Kind küürn, mooi, Ortwick, Sort.
Zs.: Acker(s)-, Arbäids-, Bäier-, Börger-, Bruuds-, Büür-, Buurs-, Fohr-, Frijers-, Frou-, Geld-, Handels-, Hochtieds-, Jäägers-, Koop-, Kötters-, Lands-, Manns-, Markt-, Müür-, Naober(s)-, Spieker-, Spöll-, Stadt-, Timmer-, Truur-, Wäärds-, Wark-
Loof n. Laub; Laubbüschel. Rööwen met Loof. Loof harken. Dat Loof föllt van de Bööme. Wenn 't Loof up de Bööme kümp un wenn dr' af geht, dann starwt de meersten Löö (im Frühjahr u. im Herbst). Wenn 't Loof up de Bööme kümp un wenn 't van de Bööme föllt, dann bünt de Gecken an't Ruusen (Psychische Erkrankung tritt im Frühjahr u. Herbst stärker hervor). → Unwiesigkäit.
Zs.: Äi-, Barken-, Bööken-, Dack-, Eeken-, Erpel-, Espen-, Faorn-, Heggen-, Huus-, Ieben-, Jans-, Päppel-, Runkel-, Tuffel, Winter-
Loofbessem, -n m. Besen für Laub
Loofdack n. Laubdach
Loof-fosk, -foss m. (Vr, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei Rae, Rh) Laubfrosch. → Kiekfosk
Loofharke f. Laubharke
löög → läög
Looge f. (Loogen) Lauge. ne scharpe Looge.
Zs.: Kernseepen-, Schnee-, Seepen-
Look m. Lauch.
Zs.: Biss-, Jans-, Schmall-, Schnie-
Look ON → Lowik
Lööning, Lönning (Vr, St, Ge, We, Ra, Bor, Rh, Bo). Lüüning (Vr, Ra, Bor) m. (Lööninge) Sperling, Spatz. He singt as ne Lööning (singt gut). De gaapt as ne Lööning up't Dack (Er ist sehr müde). • Ne ollen Lööning fäng man nich met Kaff. → keemen, Müsse, Spatz.
Zs.: Feld-, Heggen-
Loop m. (Lööpe) 1. Lauf. → Löppe.
2. umzäunter Auslauf vor dem Stall (bes. für Hühner u. Schweine).
Zs.: An-, Farken-, Gewehr-, Hand-, Hohner-, Lääwens-, Öwwer-, Puggen-, Rood-, Schwiene-, To-, Üm-, Up-, Uut-, Ver-, Vöör-, Waater-
Loopböis n. Gehrock, Stutzer
Loopedagg m. Werbetag zum Rekrutieren (die Mutter rief z.B.: Jan- Bäärnd loop!). → Loosedagg
loopen (löpp; leep, leepen; loopen) 1. laufen, gehen. He löpp in dat Land te trään (geht daher). Wenn se nich drin loopen könnt, dann mött se män drin springen (von Holzschuhmachern in Wes, die zwar schnell, aber nicht akkurat arbeiteten, Wortspiel). De leep vull bi us (kam oft). Daor häff so ne Uhrmääker loopen (Ein Uhrmacher kam regelmäßig dorthin). Daor loop ik all lange (ist mir gut bekannt). He is weer an't Loopen ("wieder auf den Beinen", → Been). Se löpp dr'all lange met (z.B. mit einer Krankheit). Et häff den ganzen Dagg loopen (war viel Betrieb, viel Besuch). Dat löpp ja vull te wied! (geht zu weit). loopen gaon (weglaufen, fliehen). Em is 't Wiew loopen gaon. Wenn du ähr loopen gehs, as dat Jaor üm is, dann kriss nix (zum Knecht). Dat gong mi loopen (ist mir abhanden gekommen). Pass up, dat di 't nich loopen geht (daß es nicht gestohlen wird). Daor was ik wall bi loopen gaon (Das hätte ich beinahe aufgegeben, z.B. schwierige Arbeit). Se häbbt 'n loopen laoten (entlassen). Denne kaas män loopen laoten (1. gewähren lassen. 2. außer Acht lassen, er taugt nichts). Loopende Wind giff staoend (stäörig) Wäär (Wetterregel: Bei Wind bleibt das Wetter beständig, Vr). Daor bliff kinn-eene loopen (Jeder muß sterben). • Nen loopenden Hund findt alltied mähr as 'n liggenden. • En loopenden Hund findt immer noch wall äs 'n Butt (föllt immer wat in den Mund, föllt ook noch wat in't Muul) ("Sich regen bringt Segen"). • Nen loopenden (schooienden) Hund löpp sik alltied wat in de Kunt (dööt sik immer wat up). Pass up, dat Sunndagg nich liek-uut in de Bääke löpps (wenn jd. stolz auf neue Kleidung ist). → Äi, Alstätte, Been Blaore, Blood, Bohnenstange, demet, Dööre, Düüwel, Felge, Flinte, Flöite, föhrn 1, Föör, Foot, Gans, Gatt, gau, Geppse, gudd, Häärgott, Hacker 1, Hand, hatt, hellig, Hosse, Lääwer, Lampe, Müüre, Ooge, Rappklumpen, schnappen, Schnieder 1, Ssiesemann, Tuuten, Wiew, Windhund.
2. vonstatten gehen, funktionieren. De Mölle löpp (ist in Betrieb, → dräien). Ik häbb et nich an't Loopen kreggen (Es hat nicht geklappt). Dat kann wall loopen met de bäiden (klappen, glücken, → lücken). Nix will loopen (funktionieren). He häff 't richtig an't Loopen (Das Geschäft läuft gut). Wu geht't? (Antwort:) Et löpp weer so'n bettken (z.B. nach Krankheit). Laot't doch loopen, wu't will. → Döppken, Klocke, Knicker, Löppe, trecken.
3. fließen. Waater löpp (→ driewen). Dat Iesen is an't Loopen (wird flüssig). loopende Welle (loopend Waater) (aus dem Boden fließendes Grundwasser).
Zs.: dood-, dou-, fast(e)-, heet-, hoog(e)-, kaputt-, loss-, quaod-, rund-, Sack-, Stelten-, twass-, warm-, wegg-, wieder-
Lööpen m. Stielgefäß, Handgefäß, Behälter bes. zum Anmengen des Pfannkuchenteiges, zum Kneten der Butter od. zum Füttern der Kälber (zumeist aus Eiche geküfert mit verlängerter Griffdaube, seltener aus Ton, Steinzeug od. Emaille, bis zu zehn Liter fassend, auch als Hohlmaß). Pass up't Lööpen (Sei vorsichtig, Bor). → Schaff.
Zs.: Back-, Botter-, Kalwer-, Melk-, Menge-, Pannekooken-, Säi-, Salt-, Saod-, Sunder-, Wälter-
Lööper, Looper m. 1. Läuferschwein, junges Schwein in der Vormastphase (20-40 kg schwer). → Faaselfarken.
2. Pferd, das ausreißt. → Gänger, Peerd.
3. Bein (scherzh.). Miene Lööpers, de doot nich mähr met (Gehbeschwerden). He krigg wat öwwer de Lööpers (wird zurechtgewiesen).
4. lästiges Kind, das etw. erzwingen will, Quälgeist; Mädchen, das Jungen nachläuft. → Gänger.
5. in Längsrichtung vermauerter Ziegelstein (ganzer Stein um die Hälfte versetzt). → Uplegger.
6. Läufer der Ringspinnmaschine.
7. Mühlstein, Laufstein.
Zs.: Boom-, Dree-, Dübbel-, Duusend-, Gotten-, Harüm-, Hatt-, Land-, Met-, Nao-, Öwwer-, Rüm-, Rund-, Sand-, Schellen-, Sied-, Twass-, Twee-, Üm-, Uut-, Vääne-, Vöör-, Waater-, Wegg-
Looperij f. 1. Lauferei; Zulauf, Besuch. Wat häbb wi ne Looperij vandaage! → Toloop.
2. Durchfall. → Gao-gaue
lööpern mager durchfüttern, nährwertarm füttern. → faasel
Lööperschwien n. Läuferschwein. → Lööper
Loopfunder, -funner m. kleine Holzbrücke für Fußgänger
Loopgotte f. Abzugsgraben. → Waaterlöppe
Loopgraawen, -ben m. 1. Abzugsgraben.
2. Schützengraben
Loopgraawenpiepe f. kurze Pfeife der Soldaten (im Ersten Weltkrieg, Stellungskrieg)
Loopheck(e) n. drehbares Tor, Toreinfahrt (läßt sich leicht öffnen, läuft zwischen zwei hölzernen Pfählen; der Schwerpunkt liegt so, daß es sich von alleine schließt). → Dräihecke
Loopheckenbeschlagg m. Eisenbeschlag an der Toreinfahrt
Loopjass n. Jacke zum Ausgehen, Dreivierteljacke
Loopjunge m. Laufbursche
Looplampe f. Lauflampe (zum Tragen in der Hand, z.B. mit langem Kabel). → Handlöchte
Looplöchte f. Lauflampe (mit langem Kabel)
Loop-planke f. Steg, dicke Planke über einem Wassergraben (auch mit Handlauf)
lööps → lööpsk
Loopschüüte f. ausgehfreudige Person, wer viel unterwegs ist, überall hingeht u. tratscht (bes. Frau). → Gängel-, Rüngelschüüte, Rammeltaske
Loopsiekde f. (Bo) Maul- u. Klauenseuche
lööps(k) 1. läufig, brünstig. ne lööpske Katte. ne lööpske Tewwe. He häff de Hunde lööps. ne Lööpske (Herumtreiberin). → heet.
2. viel hin- u. herlaufend, geschäftig (umhereilend). De Löö bünt reelik lööps (betriebsam, geschäftig, z.B. beim Einkaufen). Wenn de Wiewer lööps bünt, giff't Räägen. → stänns
Loopstall m. 1. Laufstall für Jungvieh (zugleich Raum für Mist). → Mesthuus.
2. Laufstall für Kleinkind
Looptöggel m. Laufzügel für das rechte Pferd
Looptüüg n. Ausgehkleidung, Ausgehanzug (für den Werktag). → Sunndagg, Uutloopstüüg
Looptuun m. Auslauf für Schweine. Wir tun unsere Farken in den Looptuun (Spott auf das Hochdeutsch der Bauern). → Buuten-, Farkentuun, Uutloop
Loorbeer m. Lorbeer (als Gewürz)
Loorbeerbladd n. Lorbeerbladd (als Gewürz)
Loorenz 1. PN Lorenz. → Laurenzius, Lents.
2. Sonnenschein; stechende Sonne. Wat brennt den Loorenz di weer up'n Balge!
Loos n. (Loose) Los, Lotterielos; Geschick. He häff dat groote Loos trocken.
Löös; Löis (Ge, We, Ra) n. Rohrkolben, Teichbinse (Schilfarten bes. im Weißtorf). → Lampenputzer, Ossenmett, Reed
Löös- auch: Löis-
Löösbloome f. Iris. → Lies, Puggenbeenken
Loose f. offene Waagenscheune, Remise. → Een, Schirmschoppe
Loosedagg m. Tag der Musterung. Laurenzius was Loosedagg (10. August). → Musterung, Sünte Micheel
Loosejaor n. Jahr der Musterung, Einberufung. In de Loosejaorn is he all west (beim Militär).
loosen 1. losen, ein Los ziehen.
2. gemustert werden, zum Militärdienst einberufen werden (das Los bestimmte, nicht alle Tauglichen wurden genommen). He is en loosen west (wurde einberufen). → afköörn, deenen, intrecken, mustern, stellen 1, trecken, vöördraawen
Looseschien m. Musterungs-, Einberufungsbefehl
Löös-stengel m. Stengel von Rohrkolben, Teichbinse
Loosung f. Musterung, Einberufung zum Militärdienst. → Militäär, Uutnahme
Loot n. 1. Blei. Koggeln van Loot (Bleikugeln). schwaor as Loot (bleischwer, → lootschwaor). Daor bünk met Loot in de Schoh hengaon (ist mir schwer gefallen). → Blij.
2. Senkblei, Lot (Werkzeug des Maurers, Zimmermanns). met Loot un Schnuur. öwwer Loot messeln (Mauer versetzen, nach innen od. außen vorspringen lassen). in't Loot (senkrecht). Daor was alls in't Loot (in Ordnung; heil, aufgeräumt).
3. Gewicht, altes Maß. en Loot Koffie. en Loot Gaorn. → Bind, fissen, Glück, Klanke.
Zs.: Pott-, Schlagg-, Senk-
lööten 1 ausloten, messen mit dem Lot; ins Lot bringen
lööten 2 löten. week lööten en hatt lööten (zwei Methoden)
lööten 3 Schnaps trinken. He häff sik gudd eene lööt't.
Lööter → Löötert
Lööterbröör, -brüür m. (Ot, Vr, St, Sü, Ra) wer sein Versprechen nicht hält. → Loubröör, -lööter
Lööterbüül m. (Ot, Vr, St, Sü, Ra) wer sein Versprechen nicht hält
Lööterbux(e) f. (Vr, St, Sü, Ra) unzuverlässige Person; wer alles aufschiebt, sein Versprechen nicht hält. → Klööterbuxe
lööterig (Vr, St, Sü, Ra) unzuverlässig. Wat ne lööterigen Käärl! (gibt falsche Versprechen).
Lööterij f. (Vr, St, Sü, Ra) Versprechen, das nicht gehalten wird
Lööterjan m. Handwerker, der sein Versprechen nicht hält. → Lööterbux(e), Lööterkopp
Lööterkopp m. (Ot, Vr, St, Sü, Ra) wer sein Versprechen nicht hält
löötern (Ot, Vr, St, Sü, Ra) etw. versprechen u. nicht halten. Handwarkers, de bünt meestieds an't Löötern. → louen
Lootert m. Knicker; Kugel aus dem Kugellager
Lööter(t) m. (Ot, Vr, St, Sü, Ra) wer viel verspricht (u. nichts hält).
Zs.: Lou-
Lööt(e)wark, -werk n. Arbeit, die gelötet ist
Lootglass n. bleiverglastes Fenster (z.B. Kirchenfenster). → Blijglass
löötig, lootig genau senkrecht, im Lot. → lootrecht
Lootlappen m. Bleiflicken; behelfsmäßiges, wenig brauchbares Gerät. → Blicklappen, lappen
Löötnaod f. Lötfuge, Lötstelle
Löötkolben m. Lötkolben. Wat häff he ne Löötkolben! (rote Nase, scherzh.).
Lootliene f. Bleileine, Grundleine beim Fischnetz. de Lootliene an't Trecknett. → Kork-, Schwemmliene
Lootpenne, -pinne f. 1. Bleistift.
2. Griffel. → Läipenne, Pottloot
lootrech(t) senkrecht. → löötig, öwwer-ends, scheet-, senkrecht, uprecht
lootschwaor bleischwer
Löötstää f. Lötstelle
Lööt-tinn m. Lötzinn
Löötwaater n. Lötwasser
Löötwark, -werk → Löötewark
loowen "versprechen" → louen
lööwen (löff; loff, loffen; lofft) (Vr, St, Hei, Rh, Bo) glauben (alt). → glööwen. Dat löff ik nich! In mien Land is 't Holt dick as mien Been, krumm as mien Knee. Dat löff ik, dat löff ik (So wurde der Gesang des Zaunkönigs gedeutet, St).
Lööwenmüülken Löwenmäulchen (Gartenblume)
Lööwenschnüütken Löwenmäulchen (Gartenblume). → Jappschnuute
Löppe m'f. 1. Gang (im Haus, Stall). → Gang, Grüppe.
2. Lauf, Gang, Weg. Dat häff he in'n Löppe so metenommen (im Laufen, so nebenbei). alls in eenen Löppe ("in einem Abwasch"). sik up de Löppe gebben (sich auf den Weg machen, weglaufen). Nu häbb ik mi den Löppe weer bespoort (den Gang, Weg). Daor häff he den Löppe hen (Dorthin geht er immer wieder gerne). Nu is dat Spill in Löppe (im Gange). alltieds up'n Löppe (immer unterwegs). → besollen, Loop.
Zs.: An-, Uut-, Ver-, Waater-
Lorkenblaa (Pl.) (Vr, Ge, Bor) großer Sauerampfer, Lorken (dem Sauerampfer ähnliches Unkraut). → Suurblaa
lörrig → läög
loscheern logieren
Loschies; Loschie (Ge) n. Unterkunft, Logis. He is daor in Loschies (zur Untermiete). → Kostgänger
Löske- auch: Lösse-
Löske-emmer m. Eimer Wasser zum Feuerlöschen (Ledereimer)
lösken. lössen (Rae, Rh, Bo) löschen. Kalk lösken in'n Kalklock. den Dost lösken. → braanen
Löskewaater n. Löschwasser
Löskewisk, -wiss m. an einem Stock befestigter nasser Lappen zum Löschen eines entstehenden Brandes (mußte in der Nähe des Herdfeuers sein, war Vorschrift). → Brandschau
loss 1. lose, locker, nicht fest; offen. Dat Land is loss (gepflügt u. geeggt, → lieketrecken). Wi häbbt de Rogge loss (haben einen Streifen freigemäht für den Mähbinder). An eenen End is 't (Holt) all loss (wenn ein Baum gefällt werden soll, scherzh.). De Koh is loss (kurz vor dem Kalben: die Bänder erschlaffen, reißen während der Geburt). De Koh häff 'n loss Liew (is loss up'n Mest) (Durchfall, → dünne, schetts, im Ggs. zu → hatt). Se häff de Oogen loss (geöffnet). dröömen met losse Oogen (dösen, unaufmerksam sein). He is loss in'n Mund (redet viel u. grob). Et is loss Weer (nicht gefroren, kein Frost, → dou, schlock). ne lossen Sack föör Erpel un Ssiepel (aus lockerem Sackgewebe). Losse Stiewe was klüüterig (nicht verpackte Stärke). lossen Ssucker (nicht abgepackter Zucker). losse Beene (offene Beine, Krampfadern, → gatt). lossen Hoosten (locker sitzender Husten). loss Föör (offenes Feuer, Herdfeuer). losse Garwe (lose Getreidegarbe). ne losse Schüüre (Schoppe) (freistehende, offene, nicht angebaute Scheune). ne lossen Kraagen (loser Kragen des Festtagshemdes). losse Leddern up'n Bouwaagen. loss Land (gepfügter, lockerer Acker).
2. los. Nu bün ik se loss. He woll van de Döchters eene loss weern (eine verheiraten, → quiet). Ik mutt äs weer loss (muß gehen, mich auf den Weg machen). Dann loss! (Nur zu). Wat is de loss? Daor was richtig wat loss (Trubel, Betrieb). ne Frou, waor nix met loss is (unbeliebt, lästig). Met de Welt is nix met loss (taugt nichts). → Aor 1, läög, Lock, neggen, Nüst, Saodspind, Spoordööse, to.
Zs.: drup-, grenzen-, grund-, halw-, macht-, mood-, moor-, röök, takt-, wiedwaagen
losse Bux(e) f. Frauenunterhose, im Schritt offen (älter als → Klappbuxe). → Frijschieterken.
loss Huus n. einräumiges Haus (ohne Innenmauern u. Schornstein, der Rauch zog durch die Fenster, das Dach u. die Tennentür ab). → gääl, Schosteen
losse Scheese f. leichter, offener Wagen. Nao de Karke ging't in de losse Scheese.
lossbinden, -binnen losbinden (z.B. Bindfäden lösen)
lossbossen aufwühlen, zerwühlen
lossbouen auspflügen (von Kartoffeln). Erpel lossbouen. → lossst ääken, uutbouen
lossbrääken, -brecken aufbrechen; herausbrechen. Dat Boddenholt lossbrääken (kaputt-, uutneenebrääken)
lossbruusen hervorstürmen; unbeherrscht, wild aufbrausen, laut werden
lossbullern laut poltern, schimpfen
lossdaibeln laut u. grob schimpfen
lossdoon aufmachen, öffnen. de Döör lossdoon. → Beck
lossdröögen sich lockern durch Trocknen, zu trockene Luft. De Füllung van't Schapp was lossedröögt.
lossdundern, -dunnern laut u. grob schimpfen
loss-eggen auseinandereggen, mit der Egge lockern. den Mest losseggen (den untergepflügten Mist wieder nach oben eggen). → lossschlichten
lossföhrn, -führn abfahren, wegfahren
lossfreesen kaputtfrieren, durch Frost beschädigt werden. De Pannen wann. lossfroorne.
lossgaon 1. ausgehen, weggehen. Du soss äs maol lossgaon (z.B. zu einem Fest gehen). Wi bünt faake lossgaon.
2. beginnen. Bolle geht't loss. Wenn't schloog, dann gong't loss (mit dem Glockenschlag). → Bichterij, Stoothaawke
losshaaken, -häöken aushaken, ausklinken
losshaalen hervorholen. De Sünne steck so, de hällt de weer eene loss (holt ein Schauer, scheint fahl zwischen zwei Regenschauern).
losshacken aufhacken; locker machen. dat Ies losshacken
losshangen locker (herab)hängen. He häff 't Gatt losshangen (Er furzt).
losshelpen befreien; helfen, frei zu kommen. Wi mochen de Peerde met Waagenseels losshelpen in't Vääne (wenn sie im Moor einsackten). → uuthelpen
losshollen offen halten, frei halten. Ik häbb met miene Arbäid den Hals lossehollen (das Essen verdient).
losshoosten, -hooßen loshusten. Daor kaas so richtig van losshoosten (beim Schnapstrinken). Nao'n Holtverkoop konn. we äs weer losshoosten (hatten wir wieder Geld).
losshouen abschlagen
Lossigkäit f. 1. Lockerung. met'n Aorploog delangs bouen, föör Lossigkäit un dat't Waater bääter afsackt (die Eisenortschicht brechen, um den Boden zu lockern).
2. Blähungen; Durchfall. Ssiepel, dat giff Lossigkäit. → Verlichtnis
lossjackeln 1. lockern durch Rütteln, lösen. De Wind dee de Dööre lossjackeln.
2. schnell wegfahren, herausfahren (z.B. mit dem Fahrrad)
lossjuckeln schnell wegfahren
losskielen Keile lösen. de Klumpe losskielen (aus der Holzschuhbank nehmen). → Praame
losskloppen loshauen, -schlagen
lossknööpen, -knöppen aufknöpfen. Knööp mi äs ääben dat Jass loss. → dichteknööpen
losskommen frei-, wegkommen; hervorkommen. Bi't Wark, dann kommt de Bütte äs loss (bewegt man sich). Nu kümp't weer loss (Nun fällt es mir wieder ein). → Schweet
losskoopen freikaufen. de Fünte losskoopen (Trinkgeld für den Küster bei der Taufe, Bo)
losskriegen aufmachen, aufbekommen, locker bekommen. Dat ik 'n Kopp äs losskrieg, gao'k äs in de Stadt (damit ich auf andere Gedanken komme).
losslaoten loslassen; hervorlassen. Daor häff he weer 'n Kollen losselaoten (z.B. einen Witz).
losslecken von der Sonne: stechend scheinen (z.B. vor Gewitter). De Sünne leck dr'eene loss. → loss-stääken
lossleggen 1. freilegen; aufdecken. dat Bedde lossleggen (zum Lüften).
2. anfangen mit. lossleggen met de Arbäid
lossloopen weglaufen; losgehen; fortlaufen; weitergehen. He is te dumm, üm loss te loopen (Ihn darf man nicht allein laufen lassen). Dat kann so nich lossloopen (kann so nicht weiter gehen). Dat kann nich lossloopen (Das kann nichts werden, nicht glücken, klappen).
lossmaaken 1. lockern.
2. öffnen. Up eenmaol konn se 'n Beck lossmaaken (reden, → lossdoon). en Geschäft lossmaaken (eröffnen)
lossmäien los-, abmähen. de Kanten (de Hööke) lossmäien (bei Einführung der Mähmaschine: Kanten u. Ecken des Roggenackers wurden mit der Sense gemäht, damit die Maschine arbeiten konnte). → loss-schnieden
lossmasseln, sik (sth.s) losstrampeln
lossnemmen auseinandernehmen. dat Schwien lossnemmen (aufschneiden, zerteilen u. ausnehmen, → loss-schnieden)
lossnüürn von der Kuh: Geburtsvorgang beginnen. Bi't Wassen van de Maone nüürt de Koh bääter loss (Bei zunehmendem Mond ist das Kalben einfacher). Dat mutt eers lossnüürn (Das muß noch reifen). → uutnüürn
losspäölen losrennen, -stiefeln. Metneene, dao päölt se loss.
lossrabraaken losrennen; loslegen, z.B. eifrig arbeiten. → lossbraaken
lossrennen, -rannen losrennen, wegrennen
lossrieten, -reeten losreißen
lossriffeln, -ribbeln Gestricktes auflösen
lossruckeln, -rockeln losrütteln, lockern. De Wind häff de Dööre loss-eruckelt. → lossjackeln, -wiggeln
loss-säggen 1. freispechen; Absolution erteilen (nach der Beichte).
2. kündigen, sich lossagen. → upkündigen
loss-schicken wegschicken; aussenden. → Blaag
loss-schlaon durchschlagen, lockern, lösen. → Kiel 2
loss-schlichten mit der Egge lockern. → loss-eggen
loss-schmieten mit Schwung öffnen; aufgraben, aufreißen. Grääwens loss-schmieten. Ääben de Glaase loss-schmieten (die Fenster öffnen).
loss-schnie(de)n aufschneiden. dat Schwien loss-schnien (Schlachtschwein ausnehmen, → losnemmen). de Rogge (de Hööke) loss-schnien (Kanten des Ackers mit der Sense öffnen, → lossmäien). Seels loss-schnieden bi't Dosken (Garbenbänder aufschneiden)
loss-schruuwen, -ben aufschrauben
loss-sitten locker sitzen. He häff den Hoosten loss-sitten. Den Räägen sitt noch wall loss. He häff de Hand loss-sitten, de schleet weer trügge (schlägt zurück, Warnung).
loss-spöölen freispülen
loss-stääken, -stecken ausstechen, herausstechen. Erpel lossst ääken met de Greepe (Kartoffeln ausstechen, → greepen). De Sünne steck dr'eene loss (steck den Räägen loss) (stechende Sonne vor Gewitter, → loss-lecken).
loss-stampen mit schweren Schritten weggehen
loss-staon offenstehn. De Döör steht loss.
loss-stapp(k)en stampfend weggehen
loss-stewweln losstiefeln
loss-stooten durch einen Stoß aufmachen. → de Dööre loss-stooten
loss-strieken auseinanderpflügen
loss-stuuwen, -ben losrennen, -stieben. De Hunde stuuwt loss in't Rewier (bei der Jagd).
losstrecken 1. lockern (mit Egge od. Pflug). den Grund losstrecken (den verkrusteten Acker lockern).
2. losziehen, abziehen, wegziehen. de Pötte losstrecken met'n Kopperdraod (die fertig gedrehten Gefäße von der Scheibe nehmen). Met de Pietske, daor trocken de bääter loss (Wenn man den Pferden die Peitsche zeigte, zogen sie besser an). Wi mochen üm fiew Ühr losstrecken (aufbrechen). öwwer de Löö losstrecken (herziehen, tratschen).
losstrennen auftrennen. In'n Krieg häbb wi de Binderöcke losstrennt (alte Röcke zerlegt u. wieder verwendet).
losswiggeln lockern durch Hin- u. Herbewegen. Moss den Wäidenpaol äs lück losswiggeln, dann kaas'n dr'uut trecken. → lossruckeln
losswöhlen aufwühlen
Lotte PN Charlotte
Lotterij f. Lotterie
Lotterijspöll n. Lotterie; gewagte Sache
lou 1 lau, lauwarm, handwarm; fade. lou Weer (schwüles Wetter).
Zs.: piss-
lou 2 in der Wendg. föör lou (umsonst, gratis). → nix
Loubaas m. wer viel verspricht u. nicht hält
Loubröör, -brüür m. wer viel verspricht u. nicht hält. → Lööterbröör
Loubüül m. wer viel verspricht u. nicht hält
louen; lowwen (St, Sü, Ra). loowen (Hei). laowen (Bor) versprechen; (etw.) zusagen; geloben. lowwen un verlowwen (alles versprechen u. nichts halten). → küllen, löötern, naokommen
Louert m. wer viel verspricht u. nicht hält
Loulööter m. wer nicht hält, was er verspricht; hinterhältige Person
louscheppen auf Kosten anderer leben; darauf aus sein, auf anderer Leute Kosten zu essen od. zu trinken
Louschepper m. wer gern auf Kosten anderer lebt, etw. umsonst bekommen will
louwarm lauwarm. ne Göite louwarm Waater in de Kaarne geeten (beim Buttern)
Lowick. Look ON Lowick bei Bo.Lookske Sandhaasen. Looksken - de Klooksken (Ortsneckerei aus Mussum u. Dingden).
Lowiese → Luwiese
lowwen → louen
Löwwerik, Löwwerken, Löwwrik → Leewing
Lübbeling m. (St, Sü) kastriertes Tier
Lübberken → Leewing
lubbets(k); lubbitsk (Wes, Vr). luupen(s), luups, lüüps (Vr, Ge, Hei). luppsken (Vr, St, Sü) hinterlistig, heimtückisch; falsch, böse; mißtrauisch, streitsüchtig. en luupens Aos van'n Peerd (Pferd, das plötzlich beißt od. schlägt). ne luupsken Kööter. ne lubbetsen Hahn (streitsüchtig). → glupsch, kanienig, örpelig, schalüüns, twassen, venienig
lubbrig (Wes, Sü, Bor, Rae, Bo) böse. Wat kicks du van Morgen so lubbrig? → lubbetsk
luchs, lüchs, lucht (Vr) links, linksseitig. → flucht, link, links
Luchsfuus(t) f. (Vr) Linkshänder
Luchspoot m. (Vr, St, Sü) Linkshänder. → Linkspoot
Lucht, Lucht- luchtig → Luft, Luft-, luftig
Luchte f. (Luchten) Leuchte (am Wagen)
lucht → luchs
Luchtsteen m. kleines Stallfenster (Sandstein mit Herz o'ä.)
lück ein wenig, ein bißchen, etw. Et süht hier lück wööst uut (nicht aufgeräumt). Nu praot doch lück met ähr! Ik häbb alls so lück fäärig (Ich bin gleich soweit). → bettken, Dreet, Spier
lücken glücken, gelingen. Et lückt! Dat kann nich lücken! (Das geht nicht, das kann nicht so bleiben). Dat kann wa. lücken met de bäiden (→ loopen). Nu kann't wa. lücken (Nun genügt es, z.B. das Fest beenden, → gudd). → glücken, Hand.
Zs.: miss-
Lucks m. (Lückse) Luchs. up-passen as ne Lucks (bes. gut aufpassen)
lucksen scharf hinsehen, lauern
Lucks-oogen (Pl.) Augen eines Luchses. He häff Luchs-oogen (kann sehr gut sehen).
Luft, Lucht f. (Lüfte; Lüftken) 1. Luft (z.B. frische Luft, Atemluft). Se gaot an de Luft (gehen spazieren). De Luft was räin (keine Gefahr). Daor häng wat in de Lucht (Vermutung, Vorahnung). Dat Sort was alle met de Luft verläägen (Asthma lag in der Familie). Em is de Luft uutegaon (Er ist in Geldnot). Dann muss met't Gatt Luft haalen (Erwiderung auf z.B. Ik bün so kott-äömig). He sall wall nich in Luft upgaone wessen (wenn man jd. sucht).
2. Himmel, Firmament. • De Lucht häng noch vull Daage (Et hangt noch vull Daage an de Lucht) ("Es ist noch nicht aller Tage Abend", → Köln). → gries, Grund, hooge, leege, Lock, Tehn.
Zs.: Morgen-, Schnee-
Luft- auch: Lucht-
Luftblaose f. Luftblase
lüften lüften, Frischluft zuführen
luftig, luchtig 1. luftig, frisch; windig.
2. halbwild, ungezügelt (bes. vom Pferd)
Luftraa (Pl.) Gummibereifung
Lui, Luiken 1. PN Ludwig, Louis.
2. verkommene Person.
Zs.: Puggen-
Luks PN Lukas
Lullatsch m. große, schlaksige Person (ohne Haltung)
Lülldopp m. Pfeife (abw., scherzh.)
Lülle f. 1. Speichel, der aus dem Mund läuft, Geifer. De Lülle löpp em wegg.
2. Pfeifensud (Bo).
3. Rest Flüssigkeit; Gesöff. → Nülle, Spije.
Zs.: Piepen-
lüllen 1. Speichel laufen lassen, sabbeln. He lüllt an't Beer (trinkt lange an einem Glas Bier).
2. dumm erzählen, Unsinn reden. De kann mooi lüllen (kann gut erzählen). → nüllen, sabbern
Lüllepeeter m. wem der Speichel aus dem Mund läuft (z.B. Kleinkind, das Zähne bekommt). → Nüllepeeter
Lüllepott m. wem der Speichel aus dem Mund läuft
Lüllepöttken Auffangbehälter für Speichel unter der Pfeife. → Piepenfoot, Waatersack
Lüller → Lüllert
Lüllerij f. Gerede, Getratsch
Lüller(t) m. 1. wem der Speichel aus dem Mund läuft.
2. Schwätzer
Lümmel m. (Lümmels; Lümmelken) ungezogener Junge; grobe, schlechte Person. → Schlingel.
Zs.: Buurn-
lümmelig flegelhaft, ungezogen; betrügerisch
lümmeln, sik herumfaulenzen, -lungern, in nachlässiger Haltung sitzen; sich schlecht benehmen. He lümmelt sik up't Markt harüm.
Lummerbrao(de)n m. Filet, Lendchen (Bratenstück zwischen Schinken u. → kotte Ribbe).
lummern (Vr) einen Strick auf best. Art befestigen (ohne Knoten). → loddern
Lump m. (Lumpen) Lump, Schuft. ne Lump van ne Käärl
lump, lumpen 1. klobig, plump, unförmig, unhandlich; schwer u. groß. Wat'n lumpen Dingen!
2. sehr. ne lump dicken Appel (sehr dick). Daor sitt't van Jaor lump völle Appels an de Bööme (sehr viele Äpfel).
Lumpen m. (Lumpen) Lumpen, wertloser Gegenstand. Olle Lumpen schmeern is immer schlimm (z.B. alte Häuser flicken).
lumpen in der Wendg. sik (nich) lumpen laoten (sich nicht lumpen lassen). He lött sik nich lumpen (ist großzügig, freigebig).
Lumpenhund m. Lump, boshafte Person
Lumpenpack n. Lumpenvolk, Gesindel
Lumperij f. Gemeinheit, gemeine Tat; Betrügerei. → Kumpernij
Lumpert m. Tölpel, Grobian; wer sich schlecht benimmt. ne Lumpert van ne Käärl
lumpig wertlos; gemein, boshaft
Lumpsack m. gemeiner Kerl
Lünen. Lüünen ON Lünen. Gao nao Lüünen un lao di ümschmelten! (In Lünen gibt es Eisenhütten: wenn jd. 'nicht bei Trost., dumm od. unreif ist, → halwgebacken).
Lunge f. (Lungen) Lunge. Dat Kind schräit sik de Lunge uut'n Hals. Daor häff he de Lunge nao hangen (staon) (Er hat Verlangen danach). Ik ha. de Lunge de nich nao staon (hatte keine Lust). → Fett
Lungenkruud n. Lungenkraut. → Sseggenbloome
Lungenlie(de)n n. Lungenkrankheit. → Bostfeeber
Lungenschmach(t) m. "Lungenhunger" (Verlangen nach einer Zigarette, wenn man sich das Rauchen abgewöhnen will)
Lungenwörme, -wörmte f. Lungenfieber (Krankheit bei Rindern, Imfpung möglich)
lungern lauern; faulenzen, bummeln
Lüngsel n. Lunge u. Herz zusammen (wurde gekocht beim Wursten verwendet). → Schlüngsel
lünkern; lunkern (Rh) lauern (durch Ritze od. Spalt); um die Ecke gucken; spionieren; zielen (um zu treffen, beim Werfen, Schießen). → gliewen
Lünkert m. wer lauert, durch einen Spalt schaut. → Gliewert
Lüns (Lünsen) Achsennagel, Verschlußstift an der Wagen- u. Kutschenachse. den Lüns met Dopp (Verschluß des Achsenkopfes). Wenn den Lüns verloorn häs, dann löpp di dat Radd dr'af. → Spleet.
Zs.: Assen-
Lunte f. Lunte.
Zs.: Schwääwel-
Lünten ON Lünten, Bauersch. von Vr. Lüntske Ssiepelfabriek (Ssiepelbuurn) (Ortsneckerei aus Ot u. Ahaus). Lüntske Löchte (Vr). Lüntsken Wind. Lüntske Gaasemelkers (Spott aus Ahaus). Lüntske Sandhaasens. In Lünten, daor giff't Schaopstatt met'n Kabuusbladd. Lüntske Bünte (schwarzbunte Kuh). Lüntener Toon (Töpferton, → Maagertoon). Lüntsken Aflaot (Lüntener Ablaßschreiben, Ablaßgenehmigung, -termin; Kirmes in Lünten). Bi'n Lüntsken Aflaot, daor gaff't rüggen Stuuten (Mischbrotsorte). → Starke
luppsken → lubbetsk
lüssen → lüsten
lussern, lüssern → lüstern
Lust f. Lust. → timmern.
Zs.: Un-
lüsten, lüssen (Rae, Rh, Bo) mögen, gelüsten. Lüst di dat? (Schmeckt es dir). Ik lüsse keenen Schnaps (Rh). Dat lüst mi nich (Das mag ich nicht, schmeckt mir nicht, paßt mir nicht). Dat lüst mi wall (Das macht mir Spaß). → klindere-klander
Lüster m. 1. seidig glänzender, leicht knitternder Halbwollstoff (ähnlich dem Satin). ne schwatte Schotte van Lüster föör Sunndagg. → Lüsterschotte, Siamoosenstoff.
2. Metallglasur auf Majolika, glänzende Zinnglasur
Lüsterfink m. Horcher. Lüsterfink steht achter de Klink (Döörenklinke), häört siene eegene Schande ("Der Lauscher an der Wand hört seine eigene Schand").
lusterig (Ra) gehorsam
Lüsterjacke f. Jacke aus schwarzem Halbwollstoff (sonntägliche Männerjacke)
lüstern; lüssern (Rae, Rh, Bo). lustern (Ra, Hei, Rae). lussern (Ra, Ge) 1. zuhören, horchen, lauschen. De Saage lüstert föör alle (Aufforderung, zuzupacken). → Sudde 1.
2. gehorchen. Wuss du wall lüstern! De Blaagen mött't lustern. → pareern
lüstern aus seidig glänzendem Halbwollgewebe. Wi göngen met ne lüsterne Schotte nao Schoole. → Lüsterschotte
Lüsterschotte, -schötte f. Sonntagsschürze aus schwarzem, seidig glänzendem Halbwollstoff (ohne Bänder, aber mit Latz, der oben festgesteckt wurde)
Lüsterwams n., -wämsken Weste aus seidig glänzendem Halbwollstoff
Lusthüüsken Gartenlaube. → Gaorden-, Sommerhüüsken
lustig lustig.
Zs.: hieraods-, puppenluts(
k)en lutschen
Luts(k)er m. Lutscher
lütt, lüttke (St, Sü, Ge, Ra, We, Hei) klein, zierlich; leicht gebaut. den Lütten (Lüttken) (der kleine Junge). Et is lütt uutfollen. → minn
Lütten-Buur m. (St, Sü, Ge, Hei, Rae, Rh) Karo-Bube im Kartenspiel
lutter lauter, nur. lutter Melk. van lutter Pleseer (aus reinem Vergnügen). Dat is lutter dumm Tüüg (nur Geschwätz). → baar
lutters(k) lutherisch, evangelisch. de luttersken Kommiese (Schandarme). Den luttersken Schandarm keek, of up stillen Frijdagg de Wöschke up de Liene höng (Schikane in einer katholischen Stadt).
lüttke → lütt
Lutz 1. PN Ludger.
2. PN Ludwig
Luud m. (Lüüde) Laut. He brach kinn Luud (Waord) öwwer de Lippen.
Lüüdeköster (Hei, Rh, Bo). Lüüköster (Ge, We, Ra) m. Küster, der die Glocken läutet
Lüüden, Lüün n. Geläut.
Zs.: Andachts-, Aobend-, Dooden-, Engel-des-Häärn-, Koffie-, Loff- , Meddagg-, Vääne-
lüüden, lüün (lüdd; ludd, ludden; ludd) 1. läuten; bimmeln, klingeln. to de Misse lüüden (die Messe einläuten). Se lüüdt met alle Klocken (feierliches Geläut). → fierlik, Klocke, Poose, Tuur.
2. lärmen, Lärm verursachen; ein best. Geräusch machen. lüüden bi't Richten (Brauch: beim Richtfest vor dem Aufsagen des Richtspruchs auf Balken od. Bretter schlagen, mit Ketten rasseln usw.). lüüden bi't Dosken (Brauch beim Dreschen, Vr). De Könnigin lüdd (Die Bienenkönigin ruft vor dem Schwärmen, → tüüten). Ne Bijmeese lüdd (Gesang der Kohlmeise).
3. klingen, sich anhören. Et lüdd so gudd (Es läßt sich gut anhören, z.B. wenn jd. erzählt). Et lüdd so mooi, owwer et sitt nich vull dr'achter. Et lüdd so schüüns (Es klingt so komisch). → klingen, laoten, stimmen.
Zs.: dood-, Vääne-
Luuder n. gemeine Person. So'n undöggend Luuder van'n Wiew!
Lüüder m. wer die Glocken läutet
Luuderij f. Nachlässigkeit, Unordnung
Luudermann m., -männeken verkommener Mann, bes. Trinker
luudern unachtsam behandeln, verkommen lassen, verderben
Luuke f. (Luuken) Luke (z.B. Dachluke, Fensterluke, Luke im Dachboden). Dat Fenster steht up Luuke (halboffen). → Schlopp.
Zs.: Dääl-, Keller-, Mest-
Lüüköster → Lüüdeköster
Luun m. (Luuns) (Vr, St, Sü) Knochenzapfen im Kuhhorn
lüün → lüüden
Luune f. (Luunen) Laune. He häff't met Luunen (ist launisch). Moss mi nich de Luune verdarwen! → Nücke, Ruusen
Lüünen → Lünen
luunig, lüünig launisch, mißmutig, schlecht gelaunt; bekümmert, mutlos. He ha. so ne luunige Infälle. → duunsk
Lüüning → Lööning
luuns(k), lüüns, lüünsch launisch, launenhaft, grimmig, mißmutig. Luunske Löö dröff man nich ernst nemmen, nich wenn se besünders fröndlik bünt un ook nich, wenn se hellig bünt. → duunsk, schalüüns, Schwaoger.
Zs.: gudd-, weerluupen(
s), luups, lüüps, luupsken → lubbetsk
Luurbahn(e) f. Lauer, Hinterhalt, in der Wendg. up de Luurbahne liggen (hinterhältig, unehrlich handeln)
Luure 1, Luur f. Lauer, in der Wendg. up de Luure liggen. sik up de Luure leggen (belauern)
Luure 2 f. (Luuren; Lüürken) Wickeltuch, Bibertuch zum Einschlagen des Säuglings. → Kinderdook, Packe, Pucke, Steckband, Wickel
Luurer m. wer lauert, horcht. so ne Luurer an de Hööke
Luurerij f. anhaltendes Lauern
Luurfenster, -fää(n)ster n. kleines Fenster (z.B. zwischen Küche u. Tenne, Guckloch in der Kutsche, im Töpferofen). → Kiekfenster
Luurfink m. wer lauert; kleiner Gauner
luurig kränklich; mißvergnügt, bekümmert, bedrückt, mutlos. De Koh is luurig (Anzeichen von Krankheit). Wat kicks van Morgen so luurig? (mißmutig, verdreht). Dat Weer is luurig (ungewiß, unbestimmt). → Gliewe
Luurkaste(n) m. (Vr, Ge, Ra) 1. Beichtstuhl (scherzh.).
2. Fernseher (scherzh.)
Luurlock n. Guckloch, kleines Fenster. → Kieklock
luurn 1. lauern, lauernd gucken; genau beobachten. Se luurn döör de Gliewe. De Kommies hä'e dat luurt (beobachtet). Daor luurn den eenen up den andern (Man beobachtet sich gegenseitig). Hundert Öhms luurn vöör't Lock (Viele unverheiratete Onkel auf dem Hof lauerten darauf, einzuheiraten, wenn ein Bauer starb, → Recke). Wat luurt dat Deernken nao de Jungs! Daor luur äs up! (Das kann man nicht erwarten).
2. herumlungern, sich langweilen. Wat stao ih daor te luurn?
Zs.: wegg-
Luurpeeter m. wer lauert; Duckmäuser
Luur-rahmen m. Fenster in der Tennentür
Lüürte f. (Lüürten) Docht der Petroleumlampe. → Läöte
Luus f. (Lüüse) Laus. Van Waater, daor krigg man Lüüse van in'n Buuk. •• Bääter ne Luus as gaar kinn Flees in'n Pott (Besser wenig als gar nichts, scherzh.). Ne Luus is mähr as 't Lääwen (Nemm de Luus mähr as 't Lääwen, → Muus) (wenn jd. nicht bezahlen kann od. das Geliehene nicht mehr hat). • Wat bääter is as ne Luus, nemm hännig met nao Huus! (ist wert, mitgenommen zu werden). • Geld, Waater un Lüüse, de loopt alltied up een-ander to. → Blaag, kahl, knappen, Lääwer, Pelz, Puuder, schmächtrig, schöiken, Wien.
Zs.: Bladd-, Hunde-, Kleeder-, Kohl(bladd)-, Kopp-, Schaops-, Schlaop-, Wand-
Luusdickte f. (St, Sü, Ge, Ra, Hei, Rae) "Lausedicke", in der Wendg. up Luusdickte (ganz genau bemessen). Up Luusdickte kümp't nich an!
Luuse-äi n. Nisse. → Nette
Luuseboss m. (Wes, St, Sü, Ge, Rae, Bo) "Mistkerl", Betrüger
Luusebuss, -busk m. dichtes Kopfhaar (scherzh.). Wat häff he 'n Luusebuss up'n Kopp!
luuse(buuks)kold (St, Ge, We, Ra, Hei, Rae) lausig kalt
Luusegatt n. "Läusegesäß". Dat is kläiner as 'n Luusegatt! (sehr klein).
Luuseharke f. Läuse- od. Staubkamm; Kamm (scherzh.)
Luusejunge m. "Lausejunge", frecher Junge
Lüüsekaom m. Läusekamm, Staubkamm. → Stoffkaom
Lüüseknäpper m. (St, Sü, Ge, Hei, Rae, Bo) "Läuseknacker"; Holländer (abw.). → holländsk, Patjack
luusekold → luusebuukskold
Lüüsekreemer, -kräämer m. Kind mit Läusen, mit Ungeziefer
Luuseledder, -lier(e) f. gehäkeltes Dreieck unter der Passe des Damenhemdes
Luusemelde, -melle, Lüüsemelde, -melle f. wilde Melde, Ackermelde, gemeiner Gänsefuß (Unkraut z.B. zwischen Kartoffelpflanzen)
lüüsen 1. lausen. Ik sall di in'n Hemmel 'n Maol deföör lüüsen (werde dir einen Gefallen erwidern, → Graawen).
2. "filzen", ausnehmen, übervorteilen. • De Buur sall em wall lüüsen ("übers Ohr hauen"). Wi willt em äs ääben lüüsen (beim Kartenspiel: Geld abgewinnen).
Luusepatt m. "Läuseallee", Scheitel (scherzh.)
Luuseräägen, -räänge(n), Lüüseräägen,
-räänge(n) m. (St, Sü, Ge, Hei, Rae, Bo) Nieselregen (bringt nicht viel Nässe). → Fissel-, Schnuuwräägen
Luusetante f. Fürsorgerin, die die Köpfe der Schulkinder auf Läuse untersuchte (scherzh.)
luusig verlaust; "lausig", kläglich. Et bünt luusige Tieden (schlechte Zeiten). Et is luusig kold (sehr kalt). → luusebuukskold
Luußifeer, Lüüßifeer n., -feerken Streichholz (alt). → Sticken
Luuzifer m. Luzifer, Teufel. Luuzifer, de wacht wall up em (wenn ein böser Mensch gestorben ist).
Luwiese, Lowiese PN Luise
Luzerne f. Luzerne (Stickstoff sammlende Futterpflanze)