Wörterbuch der westmünsterländischen Mundart
1289 Lemmas
V- s. auch: F-
Vaader, Vaa, Vaare m. (Vaaders) Vater (auch Anrede der Herrschaft seitens der Mägde). Dat is nix föör Vaader sien Sönn (nichts für mich). Vaader häört't to, un Mooder häff 't Säggen (Dem Vater gehört der Hof u. Mutter bestimmt). Een Vaader of eene Mooder kann nen ganzen Tropp Kinder upfoorn, mer ne Tropp Kinder kann faake nich äs Vaader of Mooder unnerhollen (→ Blaag, ernährn). Vaa, Moo, Kind (So sangen die Drescher im Dreiertakt, → Papp). → Dummhäid, schlaagen 2, treffen.
Zs.: Bess-, Bruuds-, Groot-, Schulten-, Schwieger-, Steef-, Tuutken-, Uurgroot-
Vaaderhuus n. Elternhaus. → Mooderhuus
Vaader-Jansen im Juxvers, → puupen
Vaadernaame(n) m. Name des Vaters; Nachname
Vaadersied(e), -siete f. in Wendungen wie ne Möie van Vaadersiede. Famillie van Vaadersiede (väterlicherseits verwandt). → Moodersiede
vaadersieds väterlicherseits
Vaaderstadt f. Vaterstadt
Vaader-unser n. Vaterunser. en Vaader-unser bääden. Lao we äs ääben en Vaader-unser döör't Gesichte schlaon (schnell beten). Bää föör mi 'n Vaader-unser met! (wenn jd. sagt "Es wird Zeit, ich muß zur Kirche"). Denne kaas dat Vaader-unser döör de Backen (Kiewen, Määse, Ribben) blaosen (Er ist sehr mager, → Pänze). He dee leewer 'n Vaader-unser bääden as em in de Määse scheeten (Er ist ein frommer, gutmütiger Kerl, ohne Durchsetzungsvermögen, → Schloffen 1). He dööt daormet hen as ne Buur met't Vaader-unser: Wat he nich kann, dat schlött he öwwer (Er erledigt seine Aufgabe unvollständig). Wo geht't? (Antwort:) Wi doot us de so met hen, as ne Buur met't Vaader-unser: Wat he nich kann, dat lött he uut (Bor, Rh). → Kind
Vaader-unser-längte f. Länge eines Vaterunsers. In't Doodenhuus mochs ääben in de Dööre kneen un ne Vaader-unser-längte föör sik bääden (kurzes, stilles Gebet).
Vääne; Venne (St, Ge) n. (Vääne) Moor, Moorgebiet, Moorgrund; Moorparzelle. Daor sitt Vääne under (mooriger Boden). De groote Buurn hadden gröttere Vääne (Moorparzellen). Öwwer't Vääne deelt sik dat Schuur (teilt sich das Gewitter). → helder, Moor n.
Zs.: Klüün-, Stubben-
Vääne- auch: Venne-
Väänebahn(e) f. 1. Moorbahn mit Loren (schmalspurige Eisenbahn). → Feldbahne.
2. lange Moorparzelle (für den Torfstich)
Väänebuck m. (Wes, Vr, St, Sü, Ra, Rae, Bo) mageres Wiesentier (bekommt schlechtes Futter). → Understöttling
Väänebux(e) f. Hose für die Arbeit im Moor (ohne Taschen). • He häff de Väänebuxe an (Er ist ohne Geldbörse, hat kein Geld, → wörkeldaagsk).
Väänedamp m. Moorrauch (bläulicher, scharf riechender Dunst, entstand durch das Abbrennen der Heide; galt als Anzeichen für Kälte od. Regen bei Nordwind). → Heed-, Moor-, Väänerook, Räägen, Torfschmook
Väänediek m. breiter Fahrweg durch Moorgebiet. → up-plaggen
Väänedüüwel m. (Wes, Vr, St, Sü, Bor) "Moorteufel", in Ortsneckerei. → Graes
Väänefeern (Pl.) (Bo) Wollgras. → Wullgröss
Väänegotte f. kleiner Bach, Graben durch ein Moorgebiet
Väänegröss n. (Vr) Wollgras. → Wullgröss
Väänegrund m. 1. Moorboden (wasserhaltiger Boden).
2. Stück Land im Moor
Väänehöchte f. Anhöhe im Moorgebiet
Vääneholt n. Holz aus dem Moor (z.B. Mooreiche unter der Torfschicht; wurde als Brennmaterial genutzt)
Väänekäärl, -kerl m. Torfstecher, der im Moor arbeitete
Väänekaater m. Torfstecher (scherzh.)
Väänekolk m. ausgetorfte Kuhle im Moor
Väänekolonie f.1. bäuerliche Siedlung auf urbar gemachtem Moor.
2. Unterkunft für Arbeiter der Moorkultivierung (später oft soziale Einrichtung in der Einöde)
Väänekruuke f. Wasserkrug mit Doppelhenkel (Darin wurde Trinkwasser zur Arbeit im Moor mitgenommen; er wurde an Seil u. Handstock geschultert.)
Väänekuhle f. ausgetorfte Kuhle. → Waaterkuhle
Väänelööper m. Moorgänger, Arbeiter im Moor
Vääne-lüü(de)n (St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae, Bo) abendliches Läuten der Kirchenglocken (in Bo z.B. im Sommer um neun Uhr, im Winter vor Beginn der Dunkelheit, als Signal u. Orientierungshilfe für die Moorgänger, da man bei aufkommendem Nebel den Weg zur Stadt nicht mehr finden konnte; bis nach dem Ersten Weltkrieg). → Sünte-Kottrienenklocke
Väänemuuken (Pl.) (Wes, St, Sü, Ge, Ra, Bor) 1. Wollgras. → Wullgröss.
2. (zugezogene) Bewohner des Hochmoores bei Ge (abw., Ge)
Vääneplüüsen (Pl.) (Sü) Wollgras. → Wullgröss
Väänerook m. Moorrauch. → Väänedamp
Vääneschoh m. schuhartiger Überzug für Pferdehufe (damit die Pferde bei der Torfabfuhr im Moor nicht einsanken). → Moddeschoh
Vääne-ssegge f. (Ot, Vr, St, Ra, Bo) 1. Bekassine, Moorschnepfe. → Haawer-, Hemmels-, Mecker-ssegge.
2. alte, zickige Frau
Väänetüüte f. großer Brachvogel (in Ortsneckereien). → Hemden, Räägenwelpe, Tungerloh, Velen, Waatertüüte
Väänewaater n. Moorwasser (mineralhaltig, wurde als Heilmittel bei Augenleiden, Krampfadern, offenen Beinen verwendet). → Oogenklaor, Räägenwaater
Väänewark, -werk n. Arbeit im Moor, z.B. Torfstechen
Vaare → Vaader
Vagabund m. (Vagabunden) Vagabund, Landstreicher; unordentlicher od. gemeiner Kerl. → Harümlooper, Schooiert
vagabundeern vagabundieren
Vakans, Vekans, Verkans(t). Vakansi (Rae) (Pl.) Ferien (alt). → Feerjen. We kreegen Vakans.
Zs.: Erpel-
Vameel → Vermeel
van von, aus. He kümp van Vreene (van't Dorp). van achtern. van bommen. van binnen un buuten. van vöörne. van under. van wieden. van nu af (von jetzt an). van daor an (seitdem). van kläin an. van olds heer. van alleene. van sölws. Wi göngen van de Dääle uut up de Upkaamer. Ih mütt't immer van uh af schnieden, dann schnie ih uh nich in'n Buuk (Man soll von sich weg schneiden). Ik konn de van Nacht bolle nich van schlaopen (konnte deswegen nicht einschlafen). Daor is nix van af (Es ist nichts daran, nichts Besonderes). He was dr' van af un wuss nix te säggen (Er war sehr erstaunt). Daor is nix van an! (Das stimmt nicht). Daor is wa. wat van an (Es ist etw. daran, es trifft zu). Nu mu'k de van döör (Nun muß ich weggehen). Dat was ganz van Gold (aus Gold, → uut). Wi häbbt de 'n halwen Winter noch Brand van (Brennholzvorrat). Daor is't nich te bääter van. Daor häbbt wi van küürt. Dat is ne Kränkde, daor wödd nich van küürt. He hett van Karl (Er heißt Karl). Wat ne Fludden van'n Kleed (sehr schlechtes Kleid). ne Käärl van ne Boom (ne Boom van ne Käärl) (kraftstrotzende Person). → Arwe n., bäide, Dagg, danke, Farken, nee, nijs, nümmdaal, old, oldshen.
Zs.: daor-, hier-, waor-
Van-af, -of m. Herkunft, Abstammung. → Afkommen, Heerkümste, Kommaf
van-ähr (Rh) kürzlich, vorhin. → kottens, nüülik, vanheer, vöörhen 2
van-ander, -anner → van-nander
van Aobend, van Aowend, venaobend, venaowend heute abend. → Aobend
vanbuuten → verbuuten
vandaage, vedaage heute, heutzutage. af vandaage (von heute an). Vandaage kaas du alls koopen, wenn du män Geld häs. Komm'ke vandaage nich, komm'ke morgen (öwwermorgen ganz sicher)! (Immer mit der Ruhe). As den vandaage schötts, föllt he morgen ümme (Er ist sehr langsam). → Dagg, leew, vöörstaon
vandanke → danke
vandann von her. daor vandann (von dort). Waor kümp he vandann? (Woher kommt er, wo ist er geboren). Se weet nich, waor se vandann kümp (stolz, eingebildet, → Geburtsbreew). → heer, kommen, wegg
vanderhand rechts. dat vanderhande Been. dat vanderhande Peerd (das rechts gehende Pferd, im Ggs. zu → naoderhand). → biderhand, vanhands
vandoon vonnöten, nötig. Se häff't (Geld) wall vandoon. Se hadde den Koffie wall vandoon (brauchte dringend eine Tasse Kaffee). → nöödig
vandüssen, verdüssen (Wes, St, Ge, Bor, Hei, Rae, Bo) damals, vor langer Zeit
van-eene auseinander. Et was nich eenfack, de Jungs van-eene te kriegen (beim Streit auseinander zu bringen). → bineene, uutneene
vanhands (Rh) 1. bei der Hand, zur Hand.
2. rechts. → bihand, vanderhand
van Harwst, van't Harwst diesen Herbst. → Harwst
vanheer vorhin (alt). → vöörhen 2
Vanien, vanienig → Venien, venienig
Vanillje; Vanillge f. (Ge) Vanille
Vanilljen- auch: Vanillgen-
Vanilljensooße f. Vanillesoße
Vanilljen-ssucker m. Vanillezucker
Vanilljenstange f. Vanillestange
van Jaor, van't Jaor dieses Jahr. Van Jaor bünt se nich grötter! (Sie sind nun mal klein z.B. die Äpfel).
van Mäi, van't Mäi dieses Frühjahr
van Meddagg, Middagg, vemeddagg heute nachmittag. → Meddagg, van Naomeddagg
vanmerkaar(e) voneinander, auseinander. Se bünt vanmerkaare (wegg) (Sie sind getrennt). → van-eene
van Morgen, vemorgen; van ne Morgen (Bo) heute morgen. → Morgen
van Nacht(e), venacht(e) heute nacht. → Nacht
van-(n)ander, -(n)anner auseinander. → uutnander
van Naomeddagg, -middagg, venaomeddagg heute nachmittag. → van Meddagg
van ne Morgen, van ne Wääke → van Morgen, van Wääke
van Nööden, Nööten → Nood
van-nütten brauchbar, nützlich, erforderlich. Et is doch wall vann ütten! → nütt
vanpass "gelegen, zustatten" → pass 1
vanselääwen (Rh, Bo) in der Wendg. vanselääwen nich (niemals). Dat vergäät ik vanselääwen nich! (mein Leben lang nicht). → melääwen, selääwen
van Sommer, van't Sommer diesen Sommer. → Sommer
vanstatten in der Wendg. vanstatten gaon (vonstatten gehen). He weet, wu dat vanstatten geht (wie es funktioniert).
van't Harwst, van't Jaor, van't Mäi, van't Sommer, van't Winter → van Harwst, van Jaor, van Mäi, van Sommer, van Winter
van Vöörjaor, van't Vöörjaor diesen Frühling
van Vöörmeddagg, -middagg heute morgen, heute vormittag
vanwäägen, -weegen vonwegen, keineswegs. Vanweegen usse Blaagen hier dumm Tüüg an'n Kopp praoten! (Das kommt nicht in Frage). → nix
van Wääke, van ne Wääke diese Woche. Komm ih van Wääke noch weer?
van Winter, van't Winter diesen Winter
varnient → venienig
vattien, vattig → veertehn, veertig
ve- → ver-
vedaage → vandaage
vedann → verdann
Vedder m. (Vedders; Vedderken) Vetter, Cousin. Dat was mien Mooders Vedder. → Nichte
Veddermann m. 1. Vetter.
2. Mann, Männlein (abw.). so'n Veddermänneken! Wocht äs, ik sall dat Veddermänneken wall weerkriegen! (Warnung).
Veelen → Velen
veer. vier (Wes, St, Rh) vier. He steck alle Veere van sik ("Er streckt alle Viere von sich").
Veer-, veer- auch: Vier-, vier-
Veerbeen n. Vierbeiner (z.B. der Hund im Rätsel)
veerbeenig vierbeinig
veerblaa(d)rig vierblättrig
veerböömig mit vier Holmen. ne veerböömigen Gööpel (Glockengöpel, zum Antrieb von Dreschmaschine od. Mühle)
veerdeelen vierteilen. → af-veerdeln, veerdeln
Veerdel n. Viertel, der vierte Teil. .n Veerdel van ne Koh. dat eerste of dat leste Veerdel van de Maone (zunehmende bzw. abnehmende Mondsichel). Veerdel Äärs und Schääpel Büxen (Schääpel Äärs un Veerdel Büxen) (wenn die Jungenhose zu groß od. zu klein ist). De Klock is Veerdel (Viertel vor od. Viertel nach). → Kotteer.
Zs.: Ächter-, Vöör-, Vöörder-
Veerdeljaor n. Vierteljahr. Alle Veerdeljaor wodde wasket. dat dumme Veerdeljaor (erstes Vierteljahr des Säuglings)
veerdeljaors, -jäörs vierteljährig
veerdeln vierteln. dat Kalw veerdeln. → veerdeelen
Veerdelstunde, -stunne f. Viertelstunde. Dat düürt ne Veerdelstunds. Dat is ne Veerdelstunds Wegg.
veerdübbelt vierfach
Veer-eck n. Viereck. → Veerkant
veerentwintig → veer-untwintig
Veerhoogtieden, -hochtieden (Pl.) die vier hohen Feiertage (Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Mariä Himmelfahrt). He geht alle Veerhoogtieden hen bichten (Er geht selten zur Beichte). He dööt sik alle Veerhochtieden wasken (Er wäscht sich selten). → Fierdagg, Hoogtied, Stelte, Stölpe 2
Veerkant n. Viereck. → Meeter
veerkant(e) quadratisch, viereckig. .n veerkant Stück (viereckige Parzelle). dat veerkante Meeter (Quadratmeter, alt, → Quadraotmeeter)
Veerkant-ieser n. Vierkanteisen (Werkzeug des Tischlers, Zimmermanns)
veerkäntig, -kantig viereckig. den olden veerkantigen Stüüwer (alte viereckige holländische Münze)
Veerkantkäätel, -kettel m. großer offener viereckiger Eisen- od. Kupferkessel für das Herdfeuer (im Ggs. zur runden Form)
Veerkantmeeter n. Quadratmeter. → veerkante
Veerkantwark, -werk n. Hausgerüst beim Fachwerkbau. → Gebund
Veerschaar f. Vierschar (moderner Pflug, nur für Traktor)
Veerschaarploog m. Vierschar (moderner Pflug)
Veersitterbank(e) f. Schulbank für vier Kinder
Veerspänner m. Vierspänner
veerspännig vierspännig
Veersprung m. Galopp. Dat Peerd dee in'n Veersprung. → Galopp
Veertandhäcker m. Hacke mit vier Zinken. → Dreetandhäcker
Veertandkrässer m. Hacke mit vier Zinken
Veertandske f. vierzinkige Gabel (z.B. Mistgabel). → Greepe
veertehn, -tien; -vettehn (Wes, Ot, Ge, Ra, Hei). vettien (Bor).
vattien (Rh). viertehn (St) vierzehn. in veertehn Daage (in zwei Wochen). Dat was daomaols, vettehne - acht-tehne (im Ersten Weltkrieg). → Schmacht
veertig. vettig (Wes, Ot, Vr, Ge, Ra). viertig (St). vattig (Rh) vierzig. an'n vettigsten Dagg. → nooit
Veertig- auch: Vettig-, Viertig-, Vattig-
Veertigstundengebääd, -gebett n. Vierzigstundengebet. → Bäädedagg, Stundengebääd
veertöllig vierzöllig. De veertölligen Waagens sollen nich so deep döör't Land plarken.
Veer-ühr f., -´ührken Nachmittagsmahlzeit, Vesper. Veer-ühr hollen. → Vesper
veer-untwintig, veerentwintig vierundzwanzig. Ne Visiete draff nich länger as veer-untwintig Stunnen düürn, süss föng se an te stinken. → Famillie
Veh n. Vieh (Großvieh, Huftiere, im Ggs. zu → Kläinveh). Man dröff sien Veh nich alleen föör de Köttel foorn. → Löö, upstaon, Volk.
Zs.: Faasel-, Groot-, Jung-, Kläin-, Koh-, Melk-, Rind-, Roodbunt- , Schlacht-, Wäide-
Vehbunge f. Transportwagen für Großvieh (zwei kleine Vorder-, zwei große Hinterräder)
Vehdeew m. Viehdieb. → Wäidedeew
Vehdokter m. Tierarzt. Wenn't gaar nich anders woll, dann moch'm nao'n Vehdokter (z.B. nur im Notfall beim Kalben den Doktor holen). → Koh-, Peerdedokter
Vehdriewer m. 1. Junge, der das Vieh treibt.
2. Stab zum Antreiben des Viehs (mit Elektrostoß)
Vehfoor, -fuur n. Viehfutter
Veh-handel, -hannel m. Viehhandel
Veh-händler m. Viehhändler
Veh-hütte f. Schutzhütte für Weidevieh. He häff ne Veh-hütte in de Wäide satt.
Vehjunge m. Rinderhirte
Vehjuude, -jödde m. jüdischer Viehhändler
Vehkäätel, -kettel m. großer Kessel aus Kupfer od. Gußeisen zum Kochen des Viehfutters. → Mantelpott, Schlobbekäätel
Vehkaore f. Transportwagen für Großvieh; Anhänger für Viehtransport. → Vehbunge
Vehkette, -kedde f. Kette zum Anbinden des Viehs. → Töörkette
Vehklaos m. Tierliebhaber, Tiernarr; Viehzüchter. → Peerdeklaos
Vehköcke(n) f. Raum, in dem für das Vieh gekocht wird. → Pottkaamer, Vehpottkaamer
Vehkreemer, -kräämer m. Viehhändler
Vehmarkt m'n. Viehmarkt, Großviehmarkt. → Peerdemarkt
Vehmess, -er n. Messer zum Abstechen des Rindes
Vehmest, -mess m. Viehmist, Rindermist
Vehpott m. Kochtopf für Schweinefutter, Viehfutter (mit eigener Feuerung). Et kockt in alle Vehpötte (Es wird eine große Menge gekocht, z.B. bei der Hochzeit, → Pötte-uphaalen). → Binnen-, Mantel-, Venüüs-, Wöskepott, Pott
Vehscheere f. 1. Schere zum Abschneiden überhängender Haare am Bein von Pferd od. Rind. → Fesselscheere.
2. Schere für die Schafschur. → Schaopscheere
Vehschoppe f. Viehscheune
Vehsiekde f. Viehseuche
Vehstall m. Viehstall
Vehstegge f. Grasstreifen zum Treiben des Viehs. → Driew-wegg, Kohstegge
Vehstock m. Stock zum Antreiben des Viehs
Vehsump m. Viehfuttertrog
Vehtäller m. Viehzähler
Vehtucht f. Viehzucht
Vehwaage(n) m. 1. Transportwagen für Großvieh. → Vehbunge.
2. Eisenbahnwagen zum Viehtransport
Vehwäide f. Viehweide. → Fettvehwäide
Vehwaoge f. Viehwaage
Vehwottel f. große Futtermöhre (gelb-weiß). → gääle Foorwottel, Kockwottel
Vekans(t) → Vakans
Velen. Veelen ON Velen. Allerhillgen is 'n Winter te Veelen, un Wienacht häng he up de Wilgen. Veelske Olliemöllers (Olliedrieters) (Spott auf die Ölmühle in Velen). Alles, wat van Veelen kümp, dat süpp. Veelske Drietebüüls. Veelske Vennetüüten (Ortsneckerei). Fiew Daalers un de Ruutsack is nen Veels Maiken sien Bruudschatz (Spott auf den ärmlichen Boden, Ge).
vemeddagg, vemorgen, venachte, venaobend, -aowend, venaomeddagg → van Meddagg, van Morgen, van Nachte, van Aobend, van Naomeddagg
Veneraobel, Weneraobel n. Allerheiligstes, Eucharistie, Monstranz. Bliewt mi van dat Veneraobel af (sagte der Küster zu den Meßdienern).
Venien, Vernien, Vanien n. 1. Wut, Zorn; Boshaftigkeit. Wat'n Vernien van'n Froumensk. → Gift.
2. Schwung, Kraft, Energie. Daor sitt noch wall Venien achter! → Fuck, Vermoorie
venienig, vernienig, vanienig; venient (Wes, St, Sü, Hei, Bo).
veniets (St) varnient (Bo) 1. wütend, ärgerlich, jähzornig; böse. → vernatterig, vernattert.
2. ekelhaft. veniente Pedden. → eeklig.
3. gerissen; aufgeweckt, klug. .n venienig Aos. → kanienig, lubbetsk.
4. ungeheuer, sehr. Et is venient kold.
Venne, Venne- → Vääne, Vääne-
Venüüs m. (Wes, Ot, Vr, Sü, Bor) Dreiblattofen (auch für den Viehtopf). → Dreebladd-ommen
Venüüskaamer → Venüüspottkaamer
Venüüskäätel, -kettel m. (Wes, Vr, St, Sü) Kessel für Schweinefutter; Herdkessel
Venüüspott m. (Wes, Ot, Vr, Sü, Bor) Kochtopf für Schweinefutter (meist fahrbar). → baaden, Kohkäätel, Puggen-, Vehpott
Venüüs(pott)kaamer f. (Wes, Ot, Vr, Sü, Bor) Raum für den Viehkessel. → Pottkaamer
ver- auch ve-
ver-aapen zum Narren halten, verhöhnen, verspotten
ver-achten verachten, ablehnen. Den Koffie is nich te ver-achten (guter, starker Kaffee).
ver-afsackt verkommen, heruntergekommen
Ver-ain; Ver-een (Wes) m. Verein (z.B. kath. Arbeiterbewegung).
Zs.: Arbäider-, Börger-, Gesellen-, Olderdooms-, Schützen-
ver-akedeern verhandeln, übereinkommen, eine Vereinbarung treffen
ver-altereert erstaunt, verblüfft, verwirrt; aufgeregt. He was ganz ver-altereert (ganz aus der Fassung). → altreerig, ver-üütereert
ver-änderlik, -ännerlik veränderlich. Dat Weer was ver-änderlik.
ver-andern, -annern, ver-ändern, -ännern verändern. He lött wat ver-ändern. So könnt de Löö sik ver-ändern!
ver-ändert, -ännert verändert, anders; ungewöhnlich. He soog so ver-ändert uut (z.B. krank, schlecht).
Ver-anderung, -annerung f. Veränderung. Et giff Ver-anderung van Weer ("Wetterumschwung"). → Ümschlagg, wältern
ver-ankern verankern (beim Hausbau). De Plaate an de Decke wodde met'n Treck-anker ver-ankert.
ver-antwaorden, -wurden verantworten. Dat konn he nich verantwaorden.
Ver-antwaordung, -wurdung f. Verantwortung
ver-äösen 1. verschmutzen, schmutzig machen; verkommen lassen. → versauen.
2. vergeuden, verschwenden.
3. zum Narren haben
ver-äppeln zum Narren haben, necken; verspotten. → uptrecken, verdummdaibeln
ver-arbäiden 1. verarbeiten. Dat Holt konn'm nich ver-arbäiden. De Pott-eerde ver-arbäidt sik gudd.
2. sik ver-arbäiden (sich verbiegen, verziehen). → vertrecken
ver-argen verschlechtern
ver-argert verärgert, verdrießlich
ver-armen verarmen
ver-arwen vererben
ver-asten auf den Arm nehmen; schwer heben. → Ast 2
verbaast, verbastert, -bassert (St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) erstaunt, verwirrt; erschrocken. → verbiestert
verbäätern, -bettern verbessern
verbabbeln, -bäbbeln, sik sich versprechen. Daor häff se sik verbabbelt (Da hat sie mehr gesagt, als sie wollte).
verbacken 1. zusammenkleben.
2. verbacken, beim Backen aufbrauchen. Mähl verbacken
Verband m. 1. Verband, Binde.
2. Mauerverband, Mauerwerk. in'n Verband müürn (fachgerecht mauern, im Ggs. zu → wild). → holländsk.
Zs.: Block-, Halwsteen-, Karken-, Krüüs-, polnischen, Streck-
verbargen, -bergen verstecken, verbergen. → verstoppen
verbastern 1. einkreuzen (von der Zucht). verbasterte Kaniene. Dat is alle verbastert (vom Tierbestand: Rassenmischung).
2. verballhornen
verbastert, -bassert → verbaast
verbee(de)n verbieten
verbeegen → verböögen
verbetten verbissen; verbittert. He kick de so verbetten in. He häff dat met'n verbetten Gesichte upenommen.
verbi → vöörbi
verbiestert erstaunt, verwirrt; erschrocken. → verbaast
verbiestern, -bissern 1. durcheinanderbringen, verwirren. Lao di nich verbiestern! → verhaspeln, verweern 1.
2. sik verbiestern (sich verlaufen, verirren)
verbieten 1. zerbeißen, verbeißen; zernagen. De Hatten häbbt de Bööme verbetten (Die Hirsche haben die Bäume verbissen). → verfrääten.
2. in der Wendg. sik verbieten (up) (sich versteifen auf).
3. in der Wendg. sik nich verbieten können ("sich nicht verkneifen können"). He konn sik dat Lachen bolle nich verbieten. → verbetten
verbimsen (Bo) verhauen, verprügeln
verbinden, -binnen verbinden
Verbinder, -binner m. Querstange im Gerüst für Stangenbohnen. → Döörlegger
verblaa(de)n 1. verblättern (die Buchseite verschlagen).
2. zerblättern; zerlesen. De Postille is ganz verblaadt.
verbleeken verbleichen, ausbleichen; vergilben. Dat Beld verbleekt. → verscheeten
verblenden, -blennen verblenden (z.B. Mauerwerk). → Blendmüürwark
Verblender, -blenner m. Verblender, bessere Steinart für außen. → Blender, Blend-, Tüskenmüürwark
Verblendmüüre f. Verblendmauer
verbliewen, -ben 1. verbleiben; dabeibleiben.
2. übrig bleiben.
3. unterbleiben, unerledigt bleiben
verblijen verbleien, mit Blei befestigen, eingießen. De Püttenringe wodden verblijt (Eisenkrampen wurden mit Blei im Naturstein vergossen).
verblöien verblühen. De Bloomen verblöit. → uutblöien
verbloo(de)n ausbluten; verbluten. Dat Farken verblödd (nach dem Schlachten).
Verbodd n. Verbot. He is teggen't Verbodd öwwer de Straote föhrt.
verbodden den Tod bekannt geben, zur Beerdigung einladen. den Hook verbodden (die erweiterte Nachbarschaft einladen). → metnöögen
verböögen, -beegen verbiegen, zerbeulen. Well alls (te genau un) te krumm nimp, verbögg sien eegen Lääwen (Wortspiel).
verböörn, -büürn, sik zu schwer heben (mit gesundheitlichem Schaden), sich überheben; sich übernehmen. Daomet häbbt se sik verböört (Damit haben sie sich zu viel vorgenommen).
verborgen verborgen, verleihen. → uutlehnen
verbörgen verbürgen
verbottern, -böttern vergeuden
Verbou m. Ackerbau; Anbau, Anpflanzung (Getreide, Kartoffeln). He häff 'n gudd Verbou (seine Feldfrüchte gedeihen).
Zs.: Eegen-, Erpel-, Haawer-, Roggen-, Runkel-
verbouen 1. anbauen, anpflanzen; Landbau betreiben. Up wellige Grund, daor kaas alls up verbouen. He verbout düftig (wirtschaftet mit gutem Ertrag).
2. schlecht bauen, verbauen. De Schoppe was ganz verbout.
verbrää(de)n verbrettern. → verplänken
Verbrääken, -brecken n. Verbrechen. Schmuggeln, dat is noch kinn Verbrääken! (ein harmloses Vergehen).
verbrääken, -brecken verbrechen. Wat häff he daor weer verbrocken!
Verbrääker, -brecker m. Verbrecher
verbraanen, -brannen verbrennen, abbrennen. • Ne verbrannten Buur kümp ähr weer hooge as ne versoppenen (kümp gäwwer weer to sik, verhällt sik gäwwer) (Besser abgebrannt als ein Trinker sein). Dat Iesen verbrennt di (Das Eisen wird flüssig beim Schmieden, → loopen). De Suppe is so heet, ik hä"e mi bolle den Beck verbrannt" • He häff sik bolle den Beck verbrannt (zu viel gesagt). Verbrann dij neet de Finger daoran (Misch dich da nicht ein, Bo). Se häff sik 't Gatt verbrannt (Sie hat Pech gehabt, ist z.B. ungewollt schwanger geworden). → andermanns, blaosen, Halsgatt, Nibben 1, verfreesen, vergaon
verbrats(k)en zerkratzen, verschrammen. → Bratske
verbreede(r)n verbreitern
verbrodd angebrütet. .n verbrodd Äi (verdorbenes Brutei). → verbrööden
verbroddeln 1. verbrutzeln, verbraten. Dat Flees is verbroddelt.
2. durcheinanderbringen, verwirren (Wes, Sü, Ge, Ra). → verweern 1
verbröien, -brüien verbrühen. → Mund
verbröö(de)n 1. anbrüten. → anbrööden, schierbrodd, verbrodd.
2. verderben. De häff't bi em verbrodd (Sie hat es mit ihm verdorben).
Verbruuk m. Verbrauch
verbruuken aufbrauchen, verbrauchen. Geld, wat verbruukt häs, dat kann di nich kaputtgaon. He was ganz verbruukt (ganz abgearbeitet).
verbruusket zerdrückt, zerquetscht. .n verbruusketen Appel. Den Käätel is verbruusket (eingedrückt). He häff sik den Arm verbruusket. Se häff 'n verbruusket Gesicht (faltig). → bruusket, verschrumpelt
verbummeln verbummeln, versäumen, verlieren (durch Nachlässigkeit)
verbuuten, vanbuuten draußen. De Peerde bünt vanbuuten. Vanbuuten löpp een Schaop (aus einem Schlaflied). → tebuuten
Verdach(t) m. Verdacht, bes. in der Wendg. up Verdacht (auf Verdacht). ne Runde uutkaarten up Verdacht (Wer verliert, muß die Runde bezahlen, z.B. beim Skat).
verdach(t) in der Wendg. verdacht wenn. up (bedacht sein auf, achten auf, erwarten). Daor was kinne up verdacht (Damit hatte niemand gerechnet). Ähr at'm drup verdacht is, bünt de Blaagen groot. Se was de up verdach (z.B. sparsam, geschäftstüchtig). → toschlaon
verdächtig verdächtig. Dat kümp mi so verdächtig vöör!
verdammt verdammt. Du verdammten Hund! (grob). → verdummt
verdampen verdampfen, verkochen
verdanken verdanken. Dat häbb wi em te verdanken.
verdann, vedann, vöördann 1. voran, voraus. Lao we noch 'n Endeken verdann loopen. Geht't nu bolle verdann? Ik gao monks vöördann, ih könnt naokommen (Ich gehe euch voraus, werde bald sterben).
2. weiter; weiterhin; andauernd, fortwährend. noch en paar Jaor verdann (ein paar Jahre später). Se häff noch 'n paar Jaor verdann daone (weitergearbeitet). alltied vöördann (immer weiter). Et räängt alle man vedann (Es regnet fortwährend). Nu verdann wödd't wat! → miauen, Plaogegeest
verdäösen verträumen. den Dagg verdäösen
Verdarw m. Verderb, bes. in der Weng. Et steht up'n Verdarw (Es verdirbt). → Bedarw
verdarwen (verdarwt; verdorw, verdorwen; verdorwen) verderben (mod.). → bedarwen. Bi dat Lech kaas di wall de Oogen verdarwen! → Buuk
verdattert; verdaddert (Rh, Bo) verwirrt, durcheinander. He is räin verdattert (ganz verdutzt). → verbaast, ver-raost
Verdeck n. Verdeck. .n Verdeck up'n Waagen. → Säidel
verdecken verdecken. verdeckten Skaat (Kartenspiel: Der Skat wird nicht aufgenommen).
verdeedigen verteidigen. Daor häff he sik mooi verdeedigt (z.B. herausgeredet). → verdefendeern
verdeelen verteilen. dat Sand lück verdeelen, dat öwwerall lück kweem (beim Sandstreuen auf den Küchenfußboden). De Fracht mutt sik verdeelen, dat de up bäide Sieten drägg. Lao we den Koffie kristlik verdeelen (ehrlich verteilen).
Verdeelung f. Zuteilung, Verteilung.
Zs.: Feld-, Grund-
verdeenen verdienen. De verdennt 'n netten Penning Geld (verdient gut). Dao kann'm nich teggen-an verdeenen (gegen Verschwendung). • Wenn du aobends a. wees, wat du verdennt häs, dann küms to nix (vom Tagelöhner, Stundenlohn). He verdeent 't Geld in'n Schlaop (z.B. durch Zinsen). Pass up, dat nich in'n Näägel tredds, süss häs nix verdennt (wenn jd. etw. selbst machen will). A. weer nix verdennt! (wenn etw. hinfällt, zerbricht). He häff't wall verdennt (wenn ein alter Mensch gestorben ist). → bääden, Brood, drinken, drööge, Haawer, Hand, Hemmel, Köppken, Lampenfett, mannig, Mark 2 f., Salt, uutgewwen, vertehrn, wochten
verdeepen tiefer machen, vertiefen
Verdeepung 1 f. Vertiefung, Mulde
Verdeepung 2 f. (Ra, Bo) am Gerüst des Ankerbalkenhauses: der Abstand vom Rähm bis zur Durchsteckstelle des querliegenden Ankerbalkens durch die Ständer
verdefendeern (St, Sü) verteidigen. → verdeedigen
verdemoleern beschädigen. Se häbbt em dat Auto verdemoleert. → ver-rumeneern
verdenken verdenken, in der Wendg. Dat kann'k ähr nich verdenken (Das kann ich ihr nicht übelnehmen).
Verdens(t), -dää(n)st m. Einkommen, Broterwerb. He häff 'n Verdenst in sien Wark.
verdessen → vöördüssen
verdicken verdicken, andicken
verdocken mit Strohpuppen abdichten (Strohpuppen unter die Hohlziegel des Daches schieben). Däcker verdocken. → Docke
verdöddeln, -tötteln (Wes, Ot, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei) 1. vergeuden; verlieren (durch Nachlässigkeit). de Tied verdöddeln. → vertäödeln.
2. verprügeln (Vr).
3. sik verdöddeln (sich verplappern, versprechen)
verdoktern verarzten
verdoon 1. verderben; vergeuden, verschwenden. He häff sik 'n Maagen verdaon (den Magen verdorben). Nich so vull Holt verdoon! (Sparsam umgehen mit dem Holz). Pass up, dat dat nich verdött (daß das nicht verdirbt, umkommt). Geld verdoon.
2. sik verdoon (sich irren, vertun, verrechnen). Daor häff he sik verdaon (geirrt, vertan). Et giff kinn Verdoon (Irrtum ist ausgeschlossen). → Dööre, vergissen, verloopen, verträäden, wilde Gans.
3. sik verdoon (sich vergnügen, erfreuen) in der Wendg. sik verdoon as ne Muus in'n Mählpott (in de Mähltunne). → vermaaken
verdoosaam, -sam verschwenderisch; leicht aufgebraucht; vergänglich. Wat is dat dicke Gaorn verdoosaam! → riewe
Verdoosaamkäid f. Verbrauch; Verschwendung
Verdoorie Donnerwetter! (Ausruf, Fluch). Verdoorie nochmaol! → Goddorrie
verdosken, -dösken verdreschen, verprügeln
verdosten, -dösten verdursten
verdouen verdauen
Verdouung f. Verdauung
verdöwweln, -düwweln verdübeln, fest eindübeln (z.B. bei der Arbeit des Schreiners, Wagenbauers). Wi deen de Speeken alle noch verdöwweln.
verdräägen 1. vertragen, aushalten, ertragen. De Farken könnt dat Roggenmähl bääter verdräägen, wenn't bröit wödd. He kann wall wat verdräägen. → Daageslecht, Stewwel, Stott.
2. sik verdräägen (sich vertragen; sich absprechen, gleicher Meinung sein). De Kohnen verdroogen sik nich ääben gudd (vertrugen sich nicht immer, mußten deshalb in einer best. Reihenfolge aufgestallt werden). • Verdräägt uh, as Katten un Hunde tokümp! Dat verdrägg sik (Das paßt zusammen). → öwwer.
3. wegtragen, wegtransportieren. Lao we äs ääben den Sump verdräägen.
verdrääglik friedfertig, einträchtig
verdraagsaam, -sam friedfertig, verträglich
Verdragg m. Friede, Eintracht. Daor is kinn Verdragg in de Famillie (Streit) Ik holl van Verdragg in´t Huus. → Unverdragg.
Zs.: Un-
verdräien verdrehen. He verdräit de Oogen in'n Kopp un sett de Häörn in't Gröss (ist sehr wütend, wie ein Stier).
verdräit ärgerlich, verdrießlich, mißmutig, brummig, launisch. Wat ne verdräiten Pott! (schlecht gelaunt). ne verdräiten Buck van'n Peerd (unberechenbar, beißt u. schlägt). so verdräit as 'n Örgel (→ Kackstohl, Trieshahn). He häff 'n verdräit Gesicht (sieht mißmutig aus). Daor soll 'n Daibel nich verdräit weern! (Das ist ärgerlich).
Zs.: äärs-
Verdreet m. (Bor, Bo) Verdruß, Kummer, Ärger. → Verdrott
verdreeten (Wes, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei) verdrießen, Verdruß bereiten. Et verdrött em (Es ärgert ihn).
verdreetlik verdrießlich, ärgerlich
verdriewen, -ben vertreiben. sik lück de Tied verdriewen. → Spook
verdrinken 1. ertrinken. He is all an't Verdrinken un häff noch ginn Waater esehn (Angsthase, Bo). → Pütt, sinken.
2. vertrinken. He häff dat Geld verdrunken.
verdrömmeln vertrödeln, (Zeit) unnütz vertun
verdröögen vertrocknen, verdorren. → uutdröögen, versäörn
verdröögt vertrocknet, verdorrt; welk. •• Bääter ne verdröögten Buur as ne versoppenen Buur (Besser zu trocken als zu naß, auch vom Trinken, Wortspiel).
verdröömen verträumen
Verdrott m'n. Verdruß, Ärger. Daor kriss noch Verdrott met (Ärger, Schwierigkeiten). Daor is mi 't Verdrott in schlaone (Damit hatte ich nur Ärger). He häff met sik sölws Verdrott. → Teggenstand, Verdreet
verdrücken 1. verdrücken, unterdrücken. He verdrückt sik 'n Träönken (weint heimlich).
2. viel essen. He kann aornlik wat verdrücken. → verputzen
verdübbeln verdoppeln
verdulldööwen (St, Sü, Ra, Bor, Hei) zum Narren halten. → verdummdaibeln
verdullt stockig, morsch. verdullt Holt → dull, verstickt
verdüllt 1. verdammt, verflixt. Verdüllt noch maol! (Ausruf des Ärgers, Erstaunens). De verdüllte Müüse! Sücke verdüllte Äöse (van Jungs). → verdummt.
2. besonders, unerhört, sehr. Dat schmeck verdüllt gudd. → blixems, unbesuust
Verdummdaibelerij, -döibelerij f. Scherz od. List, womit jd. hereingelegt od. verspottet wird
verdummdaibeln, -döibeln, -düüweln zum Narren haben, für dumm verkaufen. Lao di doch nich verdummdöibeln! → ver-äppeln, verhohnepiepeln, verschüünen
verdummen (Rae) zum Narren haben. → verdummdaibeln
verdummt verdammt, verflixt. Ne verdummte Knooierij! → verdammt, verdüllt
verdundert, -dunnert verwirrt, durcheinander. He was ganz verdunnert.
verdünken (St, Ge) in der Wendg. Et verdünkt mi (ich meine, mir scheint). → denken
verdünnen verdünnen
verdüssen → vandüssen
verdütten, -dötten einbeulen, zerbeulen. Den Käätel was ganz verdütt. → indütten
verdüürn verteuern
verdüüstern verdunkeln
verdüüts(k)en verdeutschen; erklären, verständlich machen. Ik häbb em verdüütsket, wu dat ineenesitt. Wu sall'm dat verdüütsken? → verkläörn
verdüüweln, -beln verteufeln
verdwaddeln, sik (Ra) sich verirren. → vertwaolen
verdwaolen, verdwollen → vertwaolen, vertwollen
ver-eekeln, -aakeln verekeln, wegekeln
Ver-een → Ver-ain
ver-eenbaorn vereinbaren
ver-eenigen vereinigen
ver-ehrn, -ährn verehren
ver-enzeln vereinzeln, ausdünnen (nach dem Aufgehen der Saat). Runkeln ver-enzeln. → uutdünnen
verfählen(d) → verfehlen(d)
verfangen, sik sich verfangen. Den Voggel häff sik in't Nett verfangen.
verfarwen, sik sich verfärben (z.B. rot, blaß werden). → verklöörn
Verfatt m. Acht, Obacht. Se häff ait Verfatt up ähr Uutsehn (achtet stets auf ihr Äußeres). Ik häbb daor kinn Verfatt up hat (habe nicht darauf geachtet). → Acht
verfeern, -fäärn mausern, verfedern
verfeern, sik (Ge, We, Ra) sich erschrecken
verfehlen, -fählen verfehlen, verpassen. He häff dat Glück verfehlt.
verfehlen, -fählen, sik (Vr, Sü, Bor, Rae) sich langweilen. → Ih bünt noch nich verfehlend (Ihr könnt noch gerne bleiben, zum Besuch).
verfehlend, -fählend (Wes, Vr, St, Sü, Bor, Rae) 1. langweilig; verdrießlich; mühsam. → naogaddern.
2. ärgerlich; lästig, aufdringlich. Wat'n verfählend Wiew! Nu mo. ih nich verfehlend weern! (zu Kindern).
verfleegen verfliegen (z.B. Aroma, Spiritus). → Stoppen, verschlaon
verflicken immer wieder flicken. Mooder keek, dat de Blaagen heel un räin harümlööpen, wenn´t Tüüg ook monks verflickt was (Es gehörte zum Stolz der armen Leute, wenigstens sauber u. heil gekleidet zu sein).
verflööken verfluchen
verföhrn, -führn 1. abfahren, wegtransportieren. → Stäigerholt, weggföhrn.
2. sik verföhrn (sich verfahren)
verfollen verfallen, baufällig, verkommen; eingefallen. .n old verfollen Hüüsken. → Antlid
verfoorn, -fuurn 1. verfüttern (als Futter verwenden). De Plundermelk wodde an de Kalwer verfoort.
2. überfüttern. Schwiene (Kalawer) verfohrn (falsch od. zuviel füttern).
verfrääten 1, -fretten 1. zerfressen, zernagen. Et was van Müüse verfrääten. → Fräätsel, Getahnßel.
2. sik verfrääten (das Falsche fressen). De Kohne verfratten sik (1. fraßen auf der verkehrten Weide. 2. fraßen falsches Futter, zu viel Futter, bekamen Blähungen). → Wind
verfrääten 2, -fretten gefräßig, gierig. ne ganz verfräätene Käärl. → frääterig, fräätsk
verfreesen erfrieren, durch Frost verderben. Ne Ligusterhegge, de verfröss in'n Winter händig. Van vöörne verbraanen, van achten verfreesen (vom Herdfeuer). → af-freesen, Bookwäiten, uutfreesen
verfremd, -frömd uneins, verfeindet. De bünt metneene verfrömd. → spee, spitz
verfumfaien (Sü, Ra, Rae, Rh, Bo) 1. verpfuschen, unsachgemäß behandeln, verderben.
2. zum Narren halten, verulken. Ik lao mi nich verfumfaien! → verdummdaibeln
verfummeln (Bor) verhaspeln, durcheinanderbringen. → verfusseln
verfusken, -fussen verpfuschen, verderben (durch schlechte Arbeit). → Flasterer
verfusseln (sth.s) verhaspeln, durcheinanderbringen. Dat Gaorn is verfusselt. → fusselig 1
verfuulen verfaulen, verrotten
Vergaaderung f. Versammlung (alt). → Versammlung
Vergaaser m. Vergaser.
Zs.: Köttel-
vergäät- auch: vergett-
vergäät-achtig vergeßlich
vergääten. vergetten (Wes, Ot) (vergett; vergatt, vergatten; vergääten) vergessen. Dat is mi vergääten (Das habe ich vergessen). Dat vergett mij nich! (Bo). He vergett sien Gatt noch (ist sehr vergeßlich). Wenn dood büs, dann büs nao veertien Daage vergääten (Nix wödd so gau vergääten as ne Dooden, → Grund). Se häbbt em daor bomm vergääten (Er ist sehr alt). Usse Häärgott vergett nümms (bei plötzlichem Tod). Van't Vergääten gaot de Vöggelkes dood (Vergessen ist keine Entschuldigung). → Aom, fastesitten, Kalw, Laurenzius, trouen
Vergääten(s)- auch Vergetten(s)-
Vergääten(s)book n. "Vergessensbuch", in Wendungen wie in't Vergäätensbook kommen (terechtekommen) (vergessen werden). in't Vergäätensbook schriewen (vergessen, halb absichtlich). Dat will wi män in't Vergäätensbook schriewen!
vergäätlik vergeßlich.
Zs.: un-
Vergäät-mi-nich → Vergiss-main-nicht
vergääts, vergetts vergeßlich. In'n Older wödd'm vergääts. → Professor
vergäätsaam, -sam vergeßlich. He was ook all lück vergäätsam.
vergääw(en)s → vergewwens
vergalopeern, sik sich verlaufen, verrennen; vertun, verschätzen. Se häff sik vergalopeert (ist z.B. ungewollt schwanger).
vergammern (Rae) verfaulen
Vergang m. 1. Spielraum, Spiel. Dat Radd häff Vergang (Spiel auf der Achse). Daor sitt (te vull) Vergang in (Das ist zu locker, z.B. Verschleiß im Rad, Lager, Gehänge). → spöörn 1.
2. Bewegung (bes. durch Spazierengehen). Ik häbb te weenig Vergang.
vergangen vergangen. vergangen Jaor (letztes Jahr, voriges Jahr). vergangen Wääke. → leste, verledden, vöörig
vergaon 1. vergehen, verderben; zugrundegehen. De Stüwwen wann. vergaon (verrottet). Daor is kinn Vergaon an (Das ist sehr haltbar). Dat Saod vergeht (hat keine Wuchskraft). Dat vergeht wall (Das hört wohl auf). Dat Lachen sall em noch wall vergaon. → Plass 1, Untüüg.
2. verstreichen, vergehen. So vergeht eene Wääke nao de andere (So vergeht die Zeit). Daor sall noch wall wat Tied öwwer vergaon! Tied vergeht, Lecht verbrennt, un de Ollske lääwt immer noch (von einer alten Frau, scherzh.).
3. in der Wendg. sik vergaon (an) (sich versündigen an). → vergriepen
vergarwen 1. gerben.
2. durchprügeln. → Fell
vergetts → vergääts
vergewwen 1, -gebben vergeben, verzeihen. Dat sa'k di nooit vergewwen! → Köster, Sünde.
Zs.: Sünden-
vergewwen 2, -gebben besetzt (mit), vergeben; verseucht, vergiftet. De heele Wäide is vergewwen van Hundepölle (voller Löwenzahn). Den Grund is vergewwen van Queckwe (ist zugewachsen mit Quecken, verunkrautet). Dat Huus is vergebben van Müüse.
vergewwens, vergebbens, vergewws, vergääws, vergääwens vergebens, umsonst. Wi bünt daor vergewws gaon (Wir sind vergeblich dorthin gegangen). → frijen, nümmdaal, sprääken
vergiften vergiften
Vergiftung f. Vergiftung.
Zs.: Lieken-
vergissen, sik (Vr) sich irren, sich vertun
Vergiss-main-nicht; Vergäät-mi-nich (St, Sü) n. Vergißmeinnicht
verglaasen verglasen, Fensterscheiben einsetzen. → blijen, Ruute 1
verglaast glasig. verglaaste Erpel (glasige, erfrorene Kartoffeln). → glaaserig
verglieken gleichen; vergleichen
vergliekteek(n)en (Wes, Hei) erklären, verdeutlichen
verglemmen, -glimmen verglühen, zu Ende glühen. Dat Föör verglimmt (geht langsam aus).
verglöien verglühen
Vergnöögen n. Vergnügen, Freude; Spaß. Ik will Uh dat met aller Vergnöögen wiesen (Ich zeige Ihnen das gern, mit Vergnügen). → Genöögen 1, Pleseer, Spass, Vermaak
vergnöögen, sik sich vergnügen
vergnööglik vergnügt. Ik bün vergnööglik weer nao Huus hen föhrt.
vergnöögt vergnügt, froh. Vergnöögten Sunndagg! (Abschiedsgruß am Samstag). → Hatte.
Zs.: seelen-, still-
vergolden, -gülden vergolden
vergraawen, -ben vergraben, untergraben. De Queckwe vergraawen is unbegunnen Wark (nutzlos). He häff sien Verstand vergraawen (hat seine Kenntnis nicht ausgenutzt).
vergriepen, sik 1. danebengreifen, falsch greifen; falsch entscheiden. He lött sik daor nich an vergriepen (Er läßt sich das nicht wegnehmen).
2. in der Wendg. sik vergriepen an (sich vergehen, versündigen an). → vergaon
vergröttern vergrößern
verhaageln verhageln. Se stünnen daor, as wenn ähr de Bookwäite verhaagelt was (sehr betroffen).
verhaagelt betrunken
verhäägen pflegen, sorgen (für); verwöhnen. De kranke Frou häff he söwwes verhäägt. De wodde verhäägt as 'n Äi (wurde sehr verwöhnt). → tohäägen, uphäägen 1, vertünteln
Verhaal n. (Ot, Vr, Sü, Ra) Erholung
verhaalen, sik sich erholen, ausruhen; sich beruhigen. Verhaal di gudd! Häs di van den Schreck verhaalt? Se konn sik gaar nich verhaalen (Sie konnte sich gar nicht fassen, beruhigen, zu Verstand kommen). → verbraanen
Verhaalung f. Erholung
verhackstücken regeln, leiten, durchführen. He mott dat Spill verhackstücken.
Verhältnis n. Verhältnis. Dat is so'n mooi Verhältnis (z.B. Bekanntschaft, Freundschaft, Ehe).
verhandeln, -hanneln verkaufen. en Peerd verhandeln. Dat Füllen wodde met sesstien Wääken verhannelt.
verhangen verhängen, verdecken. den Speegel verhangen met'n Dook (im Trauerhaus)
verhänsken (Ot, St, Sü, Ge, Bor) verspotten
verhaspeln, sik sich verhaspeln, vertun. Den Draod verhaspelt sik. He verhaspelt sik in't Küürn (stottert, verspricht sich). → verweern 1
verheddern, sik sich verhaspeln
verheelen verheilen. Dat Been is gudd verheelt. → uutheelen
Verhennekleed n. (St, Sü, Ge, Bor) Totenhemd (alt). → Doodenhemd. → Hennekleed
verhenneklee(de)n, verhemdeklee(de)n, verhemmeklee(de)n (St, Sü, Ge, Bor) den Toten mit dem Totenhemd bekleiden. De Naobers deen den Dooden verhennekleen. → hennekleeden
verhetten erhitzen. He is totaal verhett (in Hitze gekommen, schwitzt).
verhieraoden verheiraten. Ik bün de ja nich met verhieraodt (wenn man sich z.B. von einer Sache leicht trennt, → trouen).
verhindern, -hinnern verhindern
verhohnepiepeln zum Narren haben; verspotten. → verdummdaibeln
verhöideln verstreuen, durch Unachtsamkeit vertun, verlegen, verlieren. → verklüngeln
verhollen, sik sich verhalten, benehmen. sik äörnlik verhollen. → benemmen
Verholt m. Halt; Stabilität; Verlaß. Et häff kinn Verholt mähr (Es ist nicht dauerhaft). Daor sitt kinn Verholt in. Daor was kinn Verholt an (kein Verlaß). → Holt m., Verlaot
verhöögen erhöhen. → uphöögen
verhöökern 1. zum Narren haben. → verdummdaibeln.
2. verschleudern, billig verkaufen
verhouen 1. behauen (z.B. umbiegen).
2. verhauen, prügeln
verhunzen verderben, verunstalten. Dat ganze Kleed was verhunzt.
verhüült verheult, verweint. verhüülte Oogen. Se häff 'n verhüült Gesichte.
verhüürn vermieten. → vermeeden, unverhüürt
verhüüsen umziehen. → ümhüüsen, üm-, weggtrecken
verjaagen 1. verscheuchen. → verschüchtern.
2. sik verjaagen (sich erschrecken). → verfeern
verjaagt, -jaggt abgehetzt. He süht so verjaagt uut.
verjackeln nutzlos vertun. de Tied verjackeln
verjackelt (Ot, Vr, St, Sü, Ge, We, Ra) verwirrt, verrückt
verjäörn verjähren. Dat is verjäört, daor kaas nu nix mähr an maaken!
verjuckeln verjubeln, verschwenden
verjüngen 1. modernisieren. den Hoff verjüngen.
2. sik verjüngen (sich verjüngen, schmaler werden). Den Boom verjüngt sik nao bobben.
verjuubeln vergeuden, verschwenden
verjuxen vergeuden, verschwenden
verkääkeln, -kaakeln durch Reden vertun. de Tied verkääkeln
verkaarten 1. Karten spielen (um sich die Zeit zu vertreiben). → uutkaarten.
2. sik verkaarten (sich beim Kartenspiel vertun, die falsche Karte ausspielen)
verkalkuleern, sik sich verkalkulieren
verkamisoolen, verkamisöölen verprügeln, verhauen
verkammen (St, Sü, We, Bor) verzapfen, verzahnen (Hölzer verbinden, in der Schreinerei, Schlosserei). → verklammen 2, vertappen
Verkans(t) → Vakans
verkanten wälzen, (Baumstämme, Bauholz) fortbewegen, auf die Seite legen. → kanten
verkassematucken hauen, prügeln, ohrfeigen. Ik sall di glieks eene verkassematucken! → tucken
Verkehr, -kähr m. Verkehr. He häff all fasten Verkehr an Huus (hat ein festes Verhältnis, eine Partnerschaft).
verkehrn, -kährn verkehren. Wi verkehrn daor völle (Wir gingen dort aus u. ein).
verkehrt, verkährt verkehrt, falsch. Den Wind blöss uut'n verkehrten Hook (1. z.B. bei kaltem Nordwind. 2. wenn man mißtrauisch sein soll). He häff vandaage dat verkehrte Böis an (ist schlecht gelaunt, Bo). Ik häbb wat in't verkährte Halsgatt kreggen (habe mich verschluckt, → sunndaagsk). He is van Morgen met't verkehrte Been uut dat Bedde gaon (ist schlecht gelaunt). He häff dat up de verkährte Aard un Wiese anfongen. Daor mutt he wall verkährt ewest häbben (Darüber war er ärgerlich, schlecht gelaunt). Du büs an de verkährte Stää (Siete) geboorn (wenn jd. nicht trinken will). He häff de verkährte Krankhäid (z.B. Krebs, unheilbare Krankheit). → Bäädebook, Beddestää, doon, Fell, Gloowen, Mööte, packen, Panne, raaken, Sessel, spoorn, Strohspier, Wind.
Zs.: äärs-, grund-
verkieken 1. falsch bewerten; falsch sehen; irren. Ik häbb de Kaarte verkecken (1. beim Kartenspiel: Ich habe falsch bedient, schlecht gespielt. 2. Ich habe einen Fehler gemacht, Pech gehabt). Ik häbb mi an den Käärl verkecken (habe mich in ihm getäuscht). Kaas äs sehn, wat di in de Löö verkieken kaas (wie man sich bei den Menschen täuschen kann). Se magg kinne Dooden of Ratte sehn, se konn sik verkieken (Sie könnte sich durch Anblick erschrecken; Aberglauben: Eine werdende Mutter darf keine Leiche od. Ratte sehen, das Kind könnte behindert werden). → hundert, Kaarte.
2. sik verkieken in (sich verlieben in). He häff sik verkecken in de Däärne.
verkielen verkeilen
verkienen verkeimen. De Erpel bünt verkient (verdorben durch lange Keime).
verkimmeln nutzlos vertun, verlieren (durch Nachlässigkeit). Se häff de Schlöttels verkimmelt. → verklüngeln
verkitten mit Kitt abdichten
verklaagen verklagen
verkläinern verkleinern. De Buur häff den Stall verkläinert (den Viehbestand reduziert).
verklammen 1 klamm, steif werden (vor Kälte); erfrieren. He was ganz verklammt (durchgefroren). → klamm, verklummern
verklammen 2 verzapfen; verklammern. → Klamme, verkammen, vertappen
Verkläöring f. Verklärung.
Zs.: Oogen-
verkläörn 1. erklären, erläutern; (etw.) klarmachen; aufklären. → klaorleggen, verdüütsken.
2. verklären. He häff verkläörte Oogen (strahlende Augen, → Oogenverkläöring).
verklappen verpetzen, verraten, anschwärzen. Ik sall uh verklappen (vom kleinen Finger im Kindervers). At mi denne mon nich verklappt (wenn ein Gleichaltriger stirbt). → klappen, Klappspäönken, petzken 3
verklecke(r)n verkleckern
verkleeden verkleiden
verklinkern mit Klinkersteinen verblenden od. pflastern. Dat Huus is verklinkert. De Dääle wödd verklinkert (mit Steinen gepflastert). → Klinker
verklöörn verfärben, die Farbe wechseln. Dat Holt was ganz verklöört (verblichen, verwittert). so'n verklöört Kleed (verschossen). He häff sik verklöört (ist blaß od. rot geworden). → Klööre, verfarwen
verkloppen 1. verhauen. → döörlaoten.
2. (billig) verkaufen
Verklöttering f. Vergeudung, Verschwendung
verklöttern nutzlos vertun, vergeuden. → verklüngeln
verklummern klamm u. steif werden (vor Kälte); erfrieren. De Bijen bünt verklummert van Kölde. → klummers, verklammen 1
verklüngeln nutzlos vertun, verlieren (durch Nachlässigkeit). de Tied verklüngeln (vertrödeln). → ver-äösen, verdoon, verkimmeln, vertünteln
verknäbbeln, -knäwweln zernagen, zerkauen. De Blijpenne is gais verknäwwelt (St).
verknacksen umknicken, verstauchen. sik den Foot verknacksen
verknappen 1. aushalten, verkraften, ertragen; bewältigen. He konn düftig wat verknappen (z.B. Alkohol trinken). Dat kann he nich verknappen (ertragen). → verknuusen.
2. (etw). schlechtmachen, aussetzen (an), beim Hochzeitsbrauch (Ge, Ra). → Ööste-verknappen.
Zs.: Nööste-, Ööste-
verkneppen (Ot, Sü, Ge, Ra, Hei, Rh) hartherzig, verbittert; geizig. He süht so verkneppen uut. → verkniepen
verkniepen, sik sich verkneifen. He verknipp sik, daor öwwer te küürn.
verknittern; verknöttern (Ge) zerknittern, zerknüllen. Papier verknittern. Den Rock is ganz verknöttert (verknittert, ungebügelt). → verknuffeln
verknooien 1. durchkneten; Lehm verknooien.
2. unsachgemäß behandeln; verschwenden. Se häbbt dat Mööbel totaal verknooit. Tied verknooien (Zeit verschwenden)
verknööken 1. zerknittern, zerknüllen, verknicken, verbiegen.
2. sik verknööken (durcheinandergeraten, sich verhaspeln). De Kette häff sik verknöökt. → verknuffeln
verknöttern → verknittern
verknubbelt zerknittert; uneben; verwachsen. verknubbelt Holt. → knubbelig
verknuffeln 1. zerknittern, zerknautschen; durcheinanderbringen. Dat Böis is verknuffelt, as wenn he demet in't Bedde häff läägen (as wenn't de Hund in't Gatt hat häff) (ist stark zerknittert). → verknittern.
2. sik verknuffeln (sich verhaspeln)
verknüllen verknittern, zerdrücken
verknüppen verknoten, verknüpfen
verknuusen (Ra, Bor, Bo) 1. verdauen.
2. aushalten, verkraften, ertragen. Ik kann em nich verknuusen (mag ihn nicht leiden). → verknuuwen
verknuuwen 1. (trocken) aufessen. en Botterram verknuuwen. De kann wat verknuuwen.
2. aushalten, verkraften, ertragen. Den Dood van de Frou konn he nich verknuuwen.
verkohlen → verkollen 2
verköhlen 1. abkühlen. → uutköhlen.
2. erkälten. He häff sik 'n Äärs verköhlt (hat einen "Wolf", wundes od. taubes Gefühl der Sitzfläche, → Blick-äärs). He häff sik düftig verköhlt. → verkollen, sik
Verköhligkäit, Verkölligkäit f. (Vr, St, Sü, Bor, Hei, Rh) Erkältung
Verköhlthäid f. (Vr, St, Sü) Erkältung
Verköhlung f. Erkältung (mod.). → Verkoldhäid. Heete Melk met Honnig is gudd teggen Verköhlung.
verköiern → verküürn
Verköierung f. (We, Rh, Bo) Unterhaltung, Plauderei, Zeitvertreib durch ein Schwätzchen
Verkoldhäid f. Erkältung (alt). → Verköhlung
verkollen 1 verkohlen
verkollen 2, verkohlen verulken
verkollen, sik sich erkälten (alt). → verköhlen
Verkölligkäit → Verköhligkäit
verkommen 1 verkommen, verwahrlosen; umkommen. Ik was lück in de Tied verkommen (hatte mich in der Uhrzeit geirrt, hatt nicht auf die Uhr geschaut).
verkommen 2 verkommen, verdreckt, verwahrlost. Dat Huus soog verkommen uut. → Dreck, Driete, rotterig, schudderig
verkonsumeern, verkonsemeern verzehren. He kann mooi wat verkonsumeern (kann viel essen). → verputzen
Verkoop m. Verkauf.
Zs.: Holt-, Uut-
verkoopen 1. verkaufen. Verkofft is verkofft! → Armood, Gatt, glööwen, schenant, Tou, Tunge, Woste.
2. sik verkoopen (etw. Falsches kaufen). Daor häff he sik nich an verkofft (Das hat er gut gekauft).
Zs.: Land-, Melk-, Uhrn-, wieder-
Verkööper m. Verkäufer; Lieferant.
Zs.: Düür-, Linnen-
verkoppeln verbinden; zusammenlegen
Verkoppelung f. Flurzusammenlegung, -bereinigung. De olle Naamens kommt bi de Verkoppelung alle wegg.
verkoppern verkupfern
verkoppstücken regeln. → verhackstücken
verköstigen beköstigen
verkötten verkürzen. Lao we us lück de Tied verkötten.
verkottens kürzlich. → kottens
Verköttinge f. Verkürzung.
Zs.: Tied-
verkraant (St, Sü, We, Bor, Hei, Rh, Bo) 1. verwachsen; verdreht, schief; durcheinander. Dat Holt is ganz verkraant.
2. mißmutig, verdrießlich, stur
verkribben Flußufer mit Reisig befestigen. De Bääke wödd verkribbt. → bineenekribben, kribben
verkrömmeln 1. zerkrümeln.
2. sik verkrömmeln (sich wegschleichen, weggehen, aus dem Staube machen)
verkröppelt verwachsen, mißgestaltet; verschrumpelt, faltig. Den Appel is ganz verkröppelt. → Kröppel, verbruusket
verkröppen 1. verkröpfen (umbiegen im Winkel von 90°). de Assen van ne Bunge verkröppen (in der Schmiede). Holt verkröppen (Profil mit Gehrung anbringen).
2. verletzen. He häff sik de Hande verkröppt.
3. zum Narren haben. Se häbbt em verkröppen wollt.
4. verprügeln
verkruupen, sik sich verkriechen, verstecken. Se häbbt sik in alle Hööke verkroppen.
verküllen (jd.) hinhalten, vertrösten. He häff mi verküllt (hat z.B. etw. versprochen u. nicht gehalten). → verlöötern
verkündigen, -künnigen 1. verkündigen.
2. das kirchliche Aufgebot verkünden. → Prääkstohl
verkungeln verkaufen od. vertauschen (heimlich, widerrechtlich). → kungeln, röideln, schachern
verküürn, -köiern, sik 1. verplaudern, bes. in der Wendg. sik (lück) de Tied verküürn (sich unterhalten, um sich die Zeit zu vertreiben). Verküürt uh de Tied män noch lück! (Abschiedsgruß, wenn andere Besucher noch bleiben).
2. sich versprechen, unabsichtlich etw. sagen
verlaa(de)n verladen. Veh verlaaden an de Bahn
verläägen, -leggen verlegen, schüchtern; genant. He keek lück verläägen drin. He is üm Geld verläägen. Wi bünt nich verläägen met Koffie. Se häbbt verläägen staon met Waater (Wasser war knapp). Dann kommt wi nich verläägen te staon (in Verlegenheit). He is nich üm'n Waord verläägen (redegewandt, schlagfertig). He is met sik sölws verläägen (launisch, mißmutig). → Antwort, demet, drüm, Lögge
Verläägenhäid f. Verlegenheit; Engpaß, Not. He is lellk in Verläägenhäid kommen. He sitt deep in Verläägenhäid. Dat was uut (schiere) Verläägenhäid (→ puur). De Naobers häbbt ähr bi Verläägenhäid ne kläine Blaage bracht to't Up-passen (aus Not, wenn sie Hilfe brauchten). → Engte, helpen, Jan, Klämme, Patske, Penooria, Riekdum.
Zs.: Geld-
verlaaten, sik sich verspäten. Ik häbb mi verlaat to de Misse.
verlääwen, -ben (Rh) erleben. Ik häbb dat verlääwen mütten. → belääwen
verlammen erlahmen
Verlang m. Verlangen, Sehnsucht. He häff de hatt Verlang nao.
verlangen 1. verlangen, fordern. Dat is doch nich te vull verlangt! → Inlaot, Rindflees.
2. in der Wendg. verlangen nao (sich sehnen nach). Se häbbt all hatt nao Fier-aobend verlangt.
verlänge(r)n verlängern. de Suppe met Waater verlängen (verdünnen).
verlänglik sehnsüchtig; verlangend. Dat Kalw is verlänglik nao de Koh (ein von der Mutter getrenntes Kalb). Dat Füllen is verlänglik nao de Olle. Dat Kind is verlänglik nao Huus (nao de Famillie) (hat Heimweh, → Treck).
verlängs sehnsüchtig; verlangend. Dat Kind is verlängs nao de Mooder. → verlänglik
verlängs(t) neulich, kürzlich; soeben. He is verlängst neggenßig Jaor wodden. → vöörntied
Verlaot m. Verlaß, in Wendungen wie Daor is kinn Verlaot up (Er ist unzuverlässig). • Up Bookwäitensaod un Froulöö Raod is ginn Verlaot (Bo). Up't Lääwen is kinn Verlaot up, up'n Dood wall.
verlaoten 1 1. verlassen. Den Voggel häff dat Nüst verlaoten, un de Äier bünt schier. Den Fuusel verlött em (wenn jd. friert nach Alkoholgenuß).
2. in der Wendg. sik verlaoten up (sich verlassen auf). Daor kaas di up verlaoten! (Das ist sicher, gewiß). Well sik up di verlött, de is verlaoten (Wortspiel mit verlaoten 1 u. 2). Wenn sik een up'n andern verlött, dann kümp de nix van. → güst
verlaoten 2 einsam, verlassen. He kümp sik verlaoten vöör.
Zs.: gott-
verlappen flicken, mit Flicken reparieren. → uplappen
verlatten Latten aufnageln (z.B. auf die Sparren). dat Dack (de Spoorn) verlatten
verledden 1. vergangen. verledden Jaor. verledden Harwst. verledden Wääke. → leste, tooken, vergangen.
2. vorbei, her (Rh, Bo). Dat bünt nu veer Jaor verledden (Das ist nun vier Jahre her). Et was nich lange verledden (vor kurzem). Et was lange verledden. → hen, ledden, trügge, vöörheer.
3. tot (Bo). He is verledden.
Verleeger m. Verleger (z.B. der Weberei, Brauerei). De Verleegers deen dat Gaorn lewwern un leeten dat wääwen.
verleesen (verlüss; verloos, verloorn; verloorne) 1. verlieren. Winterdagg bruuken se nich so faake schmeern, dann verlöösen de Waagen nich so full Fett. • Wat 't Huus verlüss, findt 't Huus ook weer. Wenn dat döös, daor verlüss nix an (Dabei hast du nichts zu verlieren). Ik häbb nix te verleesen (1"Ich habe nichts zu verlieren" 2. Ich habe keine Eile). De Blaagen häbbt an de Klocke nix verloorne (dürfen die Uhr nicht berühren). verloorn gaon (Er ist sehr gut als Bauer geeignet). Daor is ne Jungen an verloorne gaone (von einem burschikosen Mädchen). Daor is ne Pastoor an verloorne gaon (1. Er kann gut reden. 2. Er ist klug. 3. Er tut fromm). → an
verleewen, sik sich verlieben
verleewt verliebt. Se bünt verleewt bes öwwer bäide Uorne (St). He is so verleewt as ne Määrtenkatte (Katzen paaren sich gern im März).
verleggen 1. vertauschen, wenden; umlegen. dat Iesen verleggen (Hufeisen von links nach rechts vertauschen). Se häbbt Wääge un Bääken verleggt (bei der Flurbereinigung). → ümleggen.
2. verlegen, an einen anderen Platz legen (so daß man es nicht finden kann). → weggleggen
verlehrn, -lährn verlernen. He häff 't Lachen verlehrt.
Verlich(t)nis f. Erleichterung; Linderung. He häff Verlichtnis kreggen (z.B. nach Schmerzen). Dat giff Verlichnis! (vom Furzen, → Lossigkäit). Barg-up dee wi lück schuuwen, dat dat Peerd lück Verlichtnis kreeg.
verlidderlikt verwahrlost, verkommen
verlieken einebnen; ausgleichen; glätten. Kuhlen verlieken. Eenmaol in'n Dagg moss den Mest verliekt weern. den Lehmbodden verlieken (glätten). → inlieken
verliemen verleimen
verlippt verheult. Du sühs ja verlippt uut. → Lippe
verlöcht beschädigt durch Gewitter, Blitz. De Buckwäite is verlöcht, dat giff vull doow Saod (Der Fruchtansatz ist durch Blitz beschädigt, es gibt taubes Korn).
verloddern verkommen, verwahrlosen
Verlöff n. 1. Verlaub; Erlaubnis. Dat sägg ik met Verlöff. Daor kann'k di wall Verlöff to gewwen. Dat (Kind) is aone Verlöff up de Welt kommen (unehelich geboren).
2. Urlaub (für einen Tag, für den Ausgang am Abend). Verlöff fraogen. ne Dagg Verlöff nemmen. Häs Verlöff kreggen? (zu Besuch, der selten kommt).
verloggen, verloogen verlogen, lügnerisch. ne verloggenen Gast
Verloop m. 1. Hergang, Verlauf.
2. in der Wendg. He häff Verloop in'n Kopp (Er ist umsichtig, vorausschauend).
verloopen 1. verlaufen; zulaufen; hergehen. Et verleep alls in Frää.
2. sik verloopen (sich verlaufen, verirren). En Peerd verlöpp sik, en Määnsk verdött sik (z.B. bei zu teurem Kauf). → verträäden
verloorn(e) verloren, verlassen.
Zs.: schlatt-
verlööten 1 verlöten, durch Löten befestigen (mit Zinn, Blei)
verlööten 2 zechen, fröhlich trinken. He was ganz verlööt (betrunken).
verlöötern 1. versprechen (u. nicht halten). → verlouen.
2. zum Narren halten. → verdummdaibeln
Verlöppe f. Verlauf; Form; Hergang. de Verlöppe van'n Hoow (Form des Hufeisens). Dat is Welt Verlöppe (Das ist der Lauf der Welt).
verlouen, -lowwen versprechen, verheißen. → an-, belouen, louen, verlöötern
Verlust, -luss m. Verlust
verlüü(de)n ausläuten; verläuten. dat olle Jaor verlüüden (Geläut in der Silvesternacht). den Dooden verlüüden (den Toten verläuten, Totengeläut in best. Abschnitten u. Dauer). → Poose
verluudert verwahrlost, verkommen. He is ganz verluudert.
Vermaak m. Freude, Spaß, Vergnügen. He häff de so'n Vermaak an! Ik häbb de vandaage kinn Vermaak an (habe keine Lust dazu).
vermaaken 1. vermachen, überschreiben, vererben; stiften. He häff den Hoff an't Klooster vermaakt. He häff't vermaakt (Er hat sein Testament gemacht). → maaken, öwwerdräägen.
2. verderben, verwirken; durcheinanderbringen. De Klocke was ganz vermaakt (kaputt durch falsche Behandlung).
3. sik vermaaken (sich vergnügen, erfreuen, amüsieren). → Mähltunne, verdoon, Vermaak
vermääten, -metten vermessen. Land vermääten
Vermääter m. Feldvermesser. → Määter
vermasseln (sth.s) durcheinanderbringen; verderben, vergeuden. He häff 't Holt vermasselt (z.B. verschnitten). De häff 'n Hoff vermasselt (heruntergewirtschaftet).
vermee(de)n, sik sich verdingen, in Dienst gehen (als Magd od. Knecht), einen Arbeitsvertrag annehmen. Wenn ih vermedd bünt, hä' ih 'n Willen verkoff un de Bütte verhüürt. → meeden, Meegeld, unvermedd, Uulenspeegel
Vermeel, Vameel m. Lehrgerüst, Formgerüst für Bogenbau
vermeenen 1, -määnen abarbeiten, überarbeiten, durch Arbeiten verbrauchen. → afmeenen, up-arbäiden
vermeenen 2 (Ge, We, Ra) meinen, vermuten, erwarten
vermeggen 1. verpißt; durchnäßt; verregnet. vermeggen Tüüg (Bettzeug). Dat Höi is vermeggen. Wat'n vermeggen Weer (schlechtes Wetter).
2. verblichen, vergilbt; unansehnlich. Dat Kleed is vermeggen (verschossen). Wat süht he vermeggen uut (hat z.B. fahle Gesichtsfarbe). De äösigen vermeggenen Heeringe will ik nich ääten. → Beddemiegersklööre
vermelden, -mellen vermelden, mitteilen
vermissen vermissen. In't Huus, daor bääd't se föör de Vermissten (un meent mi) (wenn jd. aufgehalten wurde).
vermoggelt (St) verwurmt, morsch. → afmormeln, ver-ormelt
vermolmert, vermormelt (Wes, St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae) vermodert, verrottet, morsch. Dat Holt is vermolmert (ganz verwurmt, fällt auseinander). → afmormeln, ver-ormelt
vermööbeln verhauen, verprügeln
vermoo(de)n, -möö(de)n (Vr, St, Sü, Ge, Bor) vermuten, erwarten. Dat ha'k nich vermoodt! Well't nich gudd vermoodt, schickt nen Buur vööruut (beim Kartenspiel). → Uulenspeegel
vermormelt → vermolmert
Vermorrie n. (St, Sü, Ra, Hei, Rh, Bo) 1. Kraft. He häff kinn Vermorrie in de Beene. → Fuck, Venien.
2. Verstand; Bewußtsein, Besinnung. He was aone Vermorrie (bewußtlos). → Verstand
vermummen verkleiden
vermurksen durcheinanderbringen, verderben. → verfumfaien
vermusseln (sth.s) durcheinanderbringen, Unordnung machen, verhaspeln, verwirren; Moss nich de Wulle vermusseln! → verweern 1
vernaageln, -näägeln vernageln, annageln. den Hoow vernäägeln. → tonäägeln
Vernahmst(e) → Vöörnahmste
vernäien 1. vernähen.
2. durch Nähen verbrauchen
Vernant n. (Ge, Ra, Hei) in der Wendg. nao't Vernant (der Reihe nach; je nachdem, nach Belieben). → riegesnao
vernarwt narbig
vernatterig wütend, böse. → venienig
vernattert verbittert, boshaft; streitsüchtig. → luunsk
verneelen, vernielen vernichten, zerstören. Geld verneelen (verschwenden). Man soll di verneelen! (heftige Ablehnung).
vernemmen merken, bemerken; wahrnehmen, vernehmen. Se vernamm nich, dat daor eene binnenkommen was. Daor häbb ik nix van vernommen (Davon habe ich nichts gehört). He lügg, at he't sölws nich mähr vernemmt (Er lügt heftig, gewohnheitsmäßig). Häs't in de Knippe a. vernommen? (Hat es sich schon ausgezahlt). Well't 't eerste vernemmt, häff't sölws in't Hemd (de häff 't köttste bi't Hemd) (vom Furzen, → knappen). Praot´t wödd de nich van, owwer dat vernemp´m wall (Man spürt die Sorge, Unruhe). → gewahr, Strohwisk
Vernestergatt n. (St, Hei, Rae) querköpfige, eigensinnige Person (bes. Mädchen)
Vernesterkaore f. (St, Bor, Hei, Rae) querköpfiges, eigensinniges Mädchen
Vernesterken n. (St, Bor, Hei, Rae) querköpfiges, eigensinniges Mädchen
Vernien, vernienig → Venien, venienig
vernijen 1. erneuern. Den Post mutt äs 'n Maol vernijt wodden.
2. verwundern, neugierig machen, in Wendungen wie Dat sall mi doch äs vernijen! (Da bin ich aber gespannt). Et sall me vernijen, wat daor noch wall uut wöss (Ich möchte gerne wissen, was daraus noch wird). Et sall mi doch äs vernijen, well nao mi will frijen (well nao mi kümp frijen) (sagten Dienstmädchen, Mägde). → nijdoon, nijen, wündern
vernimmßig (St, Bor) vernünftig, klug; alles wahrnehmend. Wat is dat Kind a. vernimmßig! → vernünftig
vernööke(r)n (Vr, Ra, Bo) 1. zum Narren haben. Ik woll di blooß 'n bettken vernööken. → verdummdaibeln.
2. im Stich lassen, etw. versprechen (u. nicht halten). → verlouen.
3. verlieren (aus Nachlässigkeit); vergeuden. → verklüngeln, verlöötern
vernöölen verhauen, verdreschen
Vernüll m. 1. Vernunft, Verstand. As doch nich mähr Vernüll häs! De was nich ganz bi Vernüll ("nicht bei Trost"). Se is all lück van't Vernüll (altersverwirrt). Denne kaas nich to Vernüll brengen. He häff de nix kinn Vernüll van (Er versteht nichts davon).
2. Bewußtsein, Besinnung. He was gau weer bi Vernüll. → Tüll 2, Verstand.
Zs.: Un
vernüllig vernünftig, verständig. ne vernülligen Käärl.
Zs.: un-
Vernunft f. Vernunft. Nu nemm doch Vernunft an!
vernünftig vernünftig, klug. .n vernünftig Määnske. Eene mutt vernünftig bliewen! (z.B. beim Feiern). → Bischopp, vernimmßig
ver-oldert, -ollert alt geworden, altersschwach. .n ver-oldert Määske. He was noch nich ver-ollert (war noch rüstig). → Olderdoom
ver-ööwen 1 (St, Sü, Ge) zum Narren haben (z.B. in den April schicken). → ver-äppeln
ver-ööwen 2, -ben verüben
ver-ormelt morsch; vermodert. → mormelig, ormelig, vermolmert
Nver-otten, -ottkern durcheinanderbringen, verhaspeln, verwirren. → Otte 2
Ver-ottkerij f. Vergeudung, Verschwendung.
Zs.: Geld-
ver-öwweln verübeln, übelnehmen. He häff mi dat nich ver-öwwelt. → öwwelnemmen, ungudd
ver-öwwern erübrigen, ersparen
verpachten verpachten
Verpachtung f. Pacht, Verpachtung. De Verpachtung is afeloopen.
verpacken verpacken, einpacken. Ik häbb dat extrao dick verpackt, dat de nix an kümp. → weggpacken
verpäölen durch Pfähle abgrenzen
verpäppeln verhätscheln, verzärteln (z.B. kränkliches Kind)
verpassen verpassen; versäumen
verpesten, -pessen verpesten; stänkern
verpicht erpicht (auf). → öwwer-uut
verpiggen (Balken od. Bretter) durch Holznägel verbinden, befestigen. De Schoppe was noch verpiggt.
verpisselt (sth.s) voll von Ausschlag, nasser Hautflechte. He süht verpisselt uut. → Pissel
verpissen, sik "sich verdrücken", schnell od. heimlich weggehen. Wenn de Putz (Polßai) kümp, moss di verpissen! → weggpissen
verpisst verregnet, naß
verplacken 1. verhauen. In Stadtlohn up't Market, daor häbb'ke se eene verplacket, dat he in de Grund sacket (Spott auf die Mundart von St, → böcken).
2. verkuppeln, zusammenbringen. He häff siene Dochter gudd verplackt (gut untergebracht). He häff de twee metneene verplackt (hat eine Heirat vermittelt).
3. verkaufen
verplänken verbrettern. De Schüüre was halwloss un wodde verplänkt. → verbrääden
verplanten verpflanzen, umpflanzen. • Ne olden Boom lött sik neet verplanten (Bo). → verpotten
verplempern verschütten, verspritzen; verschwenden, nutzlos vertun. → verpümpeln
verplex(t) "erstaunt" → perplext
verplüüstern (St, Sü) verderben; vergeuden, verschwenden
verpotten verpflanzen, umpflanzen. → verplanten
verprangen zertreten. Ihr Hünde van Blaagen, was tut ihr in mein Gröss un verprangt mir meinen Klaawer! (Spott auf Bauern, die hochdeutsch zu den Kindern sprechen, → pissen).
verpraoten 1. zerreden. De olle Naamens wodden gau verpraot (wurden schnell verballhornt).
2. verplaudern, bes. in der Wendg. sik lück de Tied verpraoten. Kaas mi de Tied lück verpraoten! (Erzähl mir etw. zum Zeitvertreib). → verküürn.
3. sik verpraoten (sich verplappern, sich verraten; etw. Falsches sagen). Daor häff he sik verpraot bi de Kommiesen.
verpröttken, -prüttken nutzlos vertun, verschwenden. Verprüttke daor nich so vull Tied met!
verprunken verprassen, verschwenden. → Prunker
verpulwern verpulvern; vergeuden
verpümpeln verschütten; verschwenden. → verplempern
verputzen 1. verputzen, glätten. Müürwark verputzen. de Felge met'n Hoobel verputzen (glätten, säubern).
2. viel essen. → verdrücken, weggputzen
verpuusten, -puußen, sik sich verschnaufen
verquänt, verquant (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae) 1. kümmerlich; mißgestaltet. verquänte Käörner (nicht ausgewachsene Körner). verquant Saod (klein, kümmerlich, vertrocknet).
2. durcheinander, verdreht; mißmutig, mürrisch. Wat kaas di verquänt häbben!
verquengeln vergeuden, (leichtfertig) vertun; verschwenden
verquinkschlaagen vergeuden, (leichtfertig) verschwenden
verquispeln (St, Ge, We, Ra, Bor, Hei, Rae) vergeuden, (leichtfertig) verschwenden
verquitten (Rh, Bo) vermeiden, zurückhalten. He konn de Träönen nich verquitten.
verquittke(r)n, -quettke(r)n (St, Sü, Ge, Bor, Hei) vergeuden, (leichtfertig) verschwenden, unnütz ausgeben
verquollen 1. geistig abwesend.
2. verärgert, verdrießlich
ver-rääken verrechnen, in Zahlung geben. Ik häbb 'n Dutzend Äier bi mi, kann'k de ver-rääken?
ver-rää(n)gen verregnen
ver-rammeln verriegeln
ver-rao(de)n verraten. de Kaarten ver-raon (vorsagen beim Kartenspiel)
ver-raost (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Bor) verwirrt, verdutzt. He is räin ver-raost. → verdattert
Ver-raosthäid f. (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Bor) Verwirrung, Aufregung. In miene Ver-raosthäid is mi dat passeert.
ver-rasst (St, Sü) überrascht, verdutzt. He is ganz ver-rasst.
ver-ratzt verloren, fort; tot. De is ver-ratzt (tot).
ver-recken verrecken, elend sterben. He leeg daor lang ver-reckend (Er ist hingefallen, hat sich lang hingelegt). He moch ver-recken in'n Päns (Er ist matt, hinfällig, Bo). Dat wo'k üm't Ver-recken nich häbben! (Das möchte ich auf keinen Fall haben). De kann'k üm't Ver-recken nich lien.
ver-renken verrenken. → Maagen
ver-rett voller Risse u. Sprünge. Dat Huus is ganz ver-rett.
ver-röhrn, -rührn, sik sich rühren, bewegen. Kaas di nich verr öhrn met sücke Piene in de Bütte.
ver-röökern verrußen; verräuchern. Et was schwatt ver-röökert in't Huus. Ver-röökern draff dat Molt nich (Malz durfte beim Dörren nicht verräuchern).
Ver-roop m. Verruf, in der Wendg. in Ver-roop kommen
ver-rotten verfaulen, vermodern; morsch werden. De Peere is verrott.
ver-rücken umstellen, verrücken. → upschicken, versetten
ver-rückt verrückt. Du büs ver-rückt, waor häbbt se di losslaoten? (Jux, St).
ver-rullen rollend bewegen, auf Rollen versetzen. ne Schoppe verrullen (auf Rollen mit Hebel versetzen)
ver-rumeneern vernichten, ruinieren, zerstören; durcheinanderbringen. → verdemoleern
ver-rustern, -roste(r)n verrosten. De Schüppe is totaal verrustert.
versääten 1 versessen. He is up't Geld versääten as de Düüwel up de Seele (Er ist sehr habgierig, geizig).
versääten 2, -setten verrenkt, steif vom Sitzen. Ik bün ganz stiew versääten.
Zs.: stiew-
versabbern, -sabbeln durch Speichel verunstalten, unansehnlich machen. He häff dat Botterram ganz versabbelt.
versacken absacken, versinken. He versackt in't Moor. → weggsacken
versackt verwahrlost, dreckig, verkommen. He is ganz versackt (z.B. Trinker).
versäggen versagen, abschlagen, verbieten. de Kinder wat versäggen. Se häbbt sik alls versäggt (haben auf alles verzichtet).
versammeln, sik sich versammeln
Versammlung f. Versammlung (mod.) → Vergaaderung
versanden versanden
versäörn, -süürn verdorren, vertrocknen. → verdröögen
versauen verschmutzen, schmutzig machen. Wat häs di doch versaut, in wat föör ne Gotte häs doch läägen? Met Arbäid kaas den heelen Dagg versauen (scherzh.). → ver-äösen, versoggen
verschaalen 1 (mit Brettern) verschalen
verschaalen 2 schal werden
verschäiden unterschiedlich; etlich(e). Daor bün ik verschäiden Maol west (mehrmals, öfter). Dat kann daor verschäiden Jaor sitten (mehrere Jahre lang). → Sunndaggnaomeddagg, underscheedlik, verschieden, verschillen
Verschäll m. Streit, Unfriede. Se häbbt Verschäll (sind feindlich, unversöhnlich). De söch Verschäll (ist streitsüchtig). → schlichten, Teggenstand
verschäll verkehrt, verquer. Daor kamm kinn verschäll Waord.
verschällen in der Wendg. Dat kann mi nich verschällen (Das macht mir nichts aus).
verschännen 1. ausschimpfen. Daor häbb'ke em met verschonnen.
2. verschandeln. → Aprills
verschanzen, -schaa(n)ßen, sik sich verschanzen, verbergen. He häff sik daor achter verschanzt (hat z.B. Ausreden gebraucht).
verschatten (Ra, Bor, Hei) Hochzeitsbrauch: die Braut verabschieden; gratulieren u. feiern nach dem zweiten kirchlichen Aufgebot. → graleern, schatten, in-, uut-, weggschatten
verscheeten 1. abnehmen, mager werden. Wat is den Käärl doch verschotten! → verspöllen.
2. verschießen, vergilben, ausbleichen. Dat Böis was gääl un verschotten. Dat Beld verschött. Van de Frou is noch nix verschotten (Die Frau ist noch jung u. ansehnlich, scherzh.). → verbleeken
verschicken 1. aufrücken, den Sitzplatz ändern. → upschicken.
2. versenden, verschicken
verschieden unterschiedlich. Dat göng verschieden to (wurde unterschiedlich gehandhabt). → verschäiden
Verschill m. (Wes, Ot, Vr, Sü, Bor, Rae) Unterschied. → Underscheed
verschillen verschieden, etlich(e). verschillene Löö. → verschäiden
verschimmeln verschimmeln
verschlaagen (Wes, St, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh) 1. von der Luft: leicht erwärmt, nicht mehr eiskalt. De Lucht was lück verschlaagen. → döörschlaagen.
2. überrascht, erstaunt. Daor was he doch verschlaagen, dat se em te packen kreegen.
verschlaatern verschütten, verkleckern; vernachlässigen, verkommen lassen
verschlabbern verschütten, verkleckern. De Katte häff de Melk verschlabbert.
verschlacke(r)n verschütten; verlieren (durch Nachlässigkeit); verkommen lassen, vergeuden. → Prunker, Schlackerer
Verschlagg 1 m. Verschlag, mit Brettern abgetrennter Raum.
Zs.: Brää-, Kalwer-
Verschlagg 2 m. Fohlenrehe (Hufkrankheit bei Pferden: lahm durch Überernährung, z.B. durch zu viel Hafer). → Rehkrankhäid, rehlamm, wääterig
verschlämmt schlammig, voller Schlamm. verschlämmte Grund
verschlampen nutzlos vertun, verkommen lassen
verschlaon verschlagen, bes. in der Wendg. Dat verschloog em de Stemme (Das verschlug ihm die Stimme).
verschlaopen 1 verschlafen. He verschlöpp den halwen Dagg.
verschlaopen 2 schläfrig, verschlafen. He süht verschlaopen uut.
verschleppen, -schlöppen forttragen
Verschlett m. Verschleiß. Up Söcke loopen mochen wi nich, daor was te völle Verschlett in de Söcke. → Schlette
verschletten, -schledden verschlissen. verschletten Tüüg. Komm ih te wetten, dann bün ih verschletten (weise geworden, aber auch alt). → old, verschlieten
verschlickern 1. vernaschen, Süßigkeiten essen; Geld für Süßigkeiten ausgeben.
2. verkommen lassen, vernachlässigen. As ik wegg-gong, was alls vull; als ik weerkamm, was alls verschlickert, verschlackert, verschlöört (So wurde der Ruf der Taube gedeutet, St).
verschlieten verschleißen; verbrauchen. Den Anzugg verschliet ik doch nich mähr (Ich bin schon zu alt). En Peerd was met fiewtehn Jaor verschledden. De verschlitt 'n Beck (Mund) ährer as 't Gatt (redegewandt). He is bange, dat 'n Beck ährer verschlitt as 't Gatt (ist wortkarg, stur). Daor häbb ik vull Piene an verschletten (viel daran gelitten). Man mutt de Löö so verschlieten, as se bünt (so nehmen, wie sie sind, → weggrüümen). Denne kaas föör doow verschlieten (für dumm halten). De wödd so föör füfftig verschledden (wird auf 50 Jahre geschätzt). → ansehn, Poschläin, Rock, Schlachter, Schohsolle
verschlimmern, sik sich verschlimmern. De Krankhäid häff sik verschlimmert.
verschlingen verschlingen, gierig fressen
verschloddern verkommen lassen, nachlässig behandeln
verschloffen zertrampeln, zertreten. Dat Gröss wödd verschlofft, wenn'm döör lang Gröss löpp, wat mäit weern sall. → verschlöörn
verschlöörn 1. wegschleppen. → verschleppen, weggschlöörn.
2. zertrampeln, zertreten. Wenn de Kohne in't lange Gröss bünt, verschlöört se vull. → verschloffen.
3. verkommen lassen, nutzlos vertun, verlieren (durch Nachlässigkeit), verkommen lassen. de Tied verschlöörn (die Zeit verpassen). → verklüngeln, verschlickern, weggschlöörn
verschlotten still, wortkarg, verschlossen
verschluuken, sik sich verschlucken
verschluuten verschließen
verschmachten verhungern. Wi bünt bes nu hento noch nich verschmacht! (Bis jetzt haben wir uns immer noch geholfen). Dat was nich gudd, wenn den Bäcker verschmachten dee. → Fell
verschmeern verstreichen, verschmieren. de Müüre verschmeern (mit Mörtel abdichten). De Woste is verschmeert (Streichwurst ist aufgebraucht).
verschmelten, -schmölten verschmelzen
verschmieten umräumen, zur Seite werfen. Dat Höi ligg mi in de Wääge, dat muss mi verschmieten!
verschmörgeln verschmoren, verbraten; verrußen
verschnie(de)n 1. verschneiden, falsch zuschneiden. Se häff den Stoff verschnedden.
2. aufschneiden (Wurst, Schinken). De Schwattemaagen is verschnedden.
3. kastrieren (bes. vom Eber). → halwverschnedden, schnieden
verschnööpen, -schnoopen aufnaschen
verschnuuwen, -ben verschnaufen
verschoolen züchten (von Bäumen). verschollte Bööme (Bäume, die mehrfach mit Wurzelschnitt umgepflanzt wurden)
Verschott n. 1. Unterschied. Daor is völle Verschott in'n Tropp Farken.
2. in der Wendg. in't Verschott wenn. met (im Rückstand sein mit). Met't Braoken, daor is he met in't Verschott. → Ächterbuxe.
3. in der Wendg. in't Verschott gaon (im Wechsel, abwechselnd). An Faschlaomd, daor ging't in't Verschott (wurden die Pflichten abwechselnd übernommen). Groote Bohnen in´t Verschott potten (auf Lücke pflanzen). → rundgaon
verschotts kariert (Schottenmuster) (alt). → kareert. .n verschotts Dook. → Dübbelsteenken, Hahnentratt, ruuten, Schottendook, Wittlinnen
verschränken verschränken. de Beene verschränken
verschrecken erschrecken. Dat Peerd is verschrocken un schüü wodden. He verschrock sik de nich van. Wat häbb'ke mi verschreckt! (Entgegenung:) Jao, dat dööt dat schlechte Gewetten. → Piere, schrecken
verschreckt, verschrickt in der Wendg. verschrickt maaken (erschrecken).
verschriewen, -ben 1. verschreiben. Lao di wat verschriewen, dat dat bääter wödd.
2. sik verschriewen (sich vertun beim Schreiben)
verschröien versengen, ansengen, verbrennen. Ik bün kott bi't Föör west, un daor bünt mi de Häöre verschröit. → anschröien
verschrowwen, -schrobben verschroben, charakterlich schwierig, unangenehm. en verschrobben Käärlken
verschrumpelt verschrumpelt, faltig, runzlig. Den Appel is verschrumpelt. verschrumpelte Huud. → pedderig, rimperig
verschruuwen, -ben 1. umschrauben, verstellen durch Schrauben.
2. zusammenschrauben
verschüchtern verscheuchen. → verjaagen, verschüien
verschüdden verschütten, verkleckern. Melk verschüdden. → verschlaatern
verschüien, -schüün verscheuchen. → verschüchtern
verschütt in der Wendg. verschütt gaon (verlorengehen, abhanden kommen)
verschüünen zum Narren haben; an der Nase herumführen, täuschen. Verschüüns mi ja blooß! (Das ist eine fadenscheinige Ausrede). → verdummdaibeln
verschuuwen, -ben verschieben. Dat lao we män up de andere Wääke verschuuwen. → upschuuwen
verschwaißen zusammenschweißen
verschweeten 1. verschwitzen. He is natt verschweet.
2. vergessen. Dat häbb ik verschweet.
verschweggen 1. schweigsam, verschwiegen; wortkarg. Dat is ne ganz Verschweggenen!
2. heimlich, unbemerkt. Se lüstern verschweggen achter de Dööre.
verschwiegen verschweigen; verheimlichen. Dat kann'k nich verschwiegen (Das mußte gesagt werden).
Versehgang m. Gang des Geistlichen zum Haus eines Schwerkranken, um die Krankensalbung zu spenden
Versehkrüüs n. Standkreuz (bei der Spendung der Krankensalbung)
versehn 1. die Krankensalbung spenden. He is versehn wodden (He is met alls versehn) (Er hat die Krankensalbung erhalten). → berichten, Sakrament.
2. versorgen. den Gaorden versehn. → versorgen.
2. sik versehn (sich vertun, irren)
versetten 1. versetzen, verrücken. Dat is te schwaor, dat kann'k nich versetten (Ich kann es nicht heben, verrücken). Daor kaas ja kinn Been versetten (Da kann man sich nicht rühren, zu viel Gedränge). He is te löi, üm de Beene te versetten (um sich zu bewegen). He kann (düftig) wat versetten (Er leistet viel, verkraftet viel).
2. ändern. Daor kaas nix an versetten (Daran läßt sich nichts ändern). Ik kann de ook nix an versetten (Ich kann auch nichts daran ändern). Et häff sik alle weer versatt (Es hat sich alles geändert).
3. in der Wendg. eene versetten (schlagen, zurechtweisen, "eins auswischen"). Ik sall em wall eene versetten.
versichtig → vöörsichtig
versieten → visieten
versijen 1. versiegen, vertrocknen.
2. von der Kuh: allmählich weniger Milch geben, trocken werden. De Koh versijt, wenn se bullt, wenn se up ne schlechtere Wäide kümp of anespannt wödd (wenn sie zu schlechtes Futter bekommt od. als Zugrind gebraucht wird). → oldmelk.
3. verlieren. Daor versijs nix van (Dabei verlierst du nichts).
versilwern 1. versilbern.
2. zu Geld machen, verhökern
versoggen (Ge, Ra) verschmutzen, schmutzig machen; versauen. He häff de heele Buxe versoggt. → versauen
versöideln verschmutzen; verkommen lassen. He versöidelt den ganzen Hoff (wirtschaftet schlecht).
versollen 1. die Sohle verstärken; besohlen. Klumpe versollen Holzschuhe mit Leder- od. Gummistücken beschlagen). de Schoh versollen laoten. → besollen, upklampen.
2. verhauen, verprügeln. Ik sall em 't Gatt versollen!
Versöök m. Versuch
versööken versuchen, probieren. Man mutt alls versööken (nichts unversucht lassen). → probeern
versöömen versäumen; vernachlässigen. Ik häbb nix versöömt (nichts verpaßt). Dat is versöömt wodden (vernachlässigt, vertan worden).
Versöömnis f. Versäumnis
versööten versüßen
versoppen naß, versumpft, morastig. ne versoppene Wäide. Up versoppene Grund, daor wöss nix up. → verbraanen, verdröögt, versuupen
versorgen versorgen, bearbeiten. Huus un Gaorden versorgen. → uppassen, versehn
verspaakt stockfleckig. → spaakig, verstickt
verspinnen beim Spinnen verbrauchen. Se häff een Bind Flass verspunnen.
verspitzen, sik neugierig erwarten, erhoffen; erpicht sein (auf). Wi häbbt us all up de Hochtied verspitzt, un nu bünt se uutneeneloopen.
verspletten, -splitten zersplittern. Dat Bredd versplett.
verspöllen 1. verspielen; verlieren. Se häbbt alls verspöllt. Wi häbbt den Krieg verspöllt (verloren). Wi häbbt nix te verspöllen! (Wir haben nichts zu verlieren).
2. abnehmen, mager werden. Ik ha. twintig Pund verspöllt. He häff schlimm verspöllt (an Gewicht verloren). → verscheeten
verspöllt 1. verspielt, spiellustig.
2. abgemagert. He is hatt verspöllt.
verspöörn, -spüürn verspüren, empfinden
verspotten verspotten, verhöhnen
Versprääken n. 1. Versprechen.
2. Verlobung
versprääken 1. versprechen.
2. in der Wendg. sik (faste) versprääken met (sich verloben)
verspringen verrenken, verzerren. De Senne is versprungen. → Riege
Versprung m. Vorsprung, Verzierung, Absatz (in der Mauer, im Dach). Daor is 'n Versprung in de Müüre.
ver-ssenken verzinken; in Zinklösung gerben. dat Fell in de Lohe ver-ssenken: tüsken jeede Huud kamm dat gemahlne Eek.
ver-ssiern, Ver-ssierung → verziern, Verzierung
ver-ssoppen verschmutzen, besudeln
verstääken, -stecken 1. verstellen, anders einstellen. → verstöcken.
2. verstecken, wegstecken. → verstoppen
Verstand m'n. 1. Hirn, Gehirn. De Milt un dat Verstand, dat kreeg de Katte (Milz u. Hirn vom Schwein, am Schlachttag). → Hassens.
2. Vernunft, Verstand; Denkvermögen, Einsicht. Dat düürt monks, bes de to Verstand kommt (bis sie vernünftig werden). Mannslöö mütt't teminßen fiew-un-twintig Jaor wenn., vöörheer häbbt se 't Verstand nich; Froulöö könnt trouen, wenn se willt (vom Heiratsalter). Dat Verstand kümp nich vöör de Jaoren, dat kümp met de Jaorn. Lange Haore un kott Verstand! (von Frauen). Waor de Verstand wöss, daor fallt de Haore. Bäädt uh, dat usse Häärgott uh den Verstand lött (daß ihr im Kopf klar bleibt). He is gudd bi Verstand (vernünftig, klug). De häff 'n Verstand met'n Lääpel gääten (Er bildet sich ein, klug zu sein, → Schüümer). Nu bruuk doch 'n bettken Verstand! (Denk doch nach, sei doch vernünftig). Wat ih an Geld verleest, krieg ih an Verstand weer (Durch Schaden wird man klug). He häff 't Verstand versoppen (z.B. von einem Alkoholiker). He kümp nich to Verstand (Er kommt nicht zur Ruhe, zum Abschalten von der Hetze). Usse Mooder bleew 't Verstand staon (war sehr erstaunt). → Fuusel, Glück, Haor, Koh, Näiklüümen, Vernüll.
3. Kenntnis, Sachverstand; Fähigkeit, Eignung. De häff van nix kinn Verstand (Sie weiß überhaupt nicht Bescheid). He häff de kinn Schlagg Verstand van (Er ist dazu ungeeignet, unfähig). Daor is Verstand bi (Das ist mit Sachkenntnis, Überlegung getan). Daor häff he kinn Verstand van (keine Ahnung). Well kinn Geld häff, de häff ook kinn Verstand (Nur reiche Leute haben Sachverstand, iron.). Nao mien Verstand is dat nich old (Soweit ich weiß, ist das nicht alt). → Sinn, vergraawen.
4. Bewußtsein; Besinnung. He is sonder Verstand west, dann kamm he weer to sik (erwachte aus der Ohnmacht). He häff veer Wääken aone Verstand läägen (bewußtlos). bi Verstand kommen (zur Besinnung kommen). → Vermorrie.
Zs.: Mensken-, Peerde-, Un-
verständig, -stännig, verstandig, -stannig verständig, vernünftig; überlegt; verständnisvoll.
Zs.: un-, wies-
verständlik verständlich.
Zs.: un-
Verstandskaste(n) m. Kopf; Gehirn (scherzh.). Dat will in sienen Verstandskasten nich in (Er ist begriffsstutzig).
verstaon 1. verstehen, begreifen. Dat is nich te verstaon! Verstehs mi? (Nicht wahr, verstehst du). Ik verstao de Welt nich mähr! Dat versteht sik (Das ist klar. Einverstanden). → begriepen.
2. sik verstaon (sich vertragen, verstehen). De häbbt sik nich verstaon (haben sich gestritten). → Naober
Verstarw m. Nachlaß, Hinterlassenschaft. Dat is 'n Arwdeel uut Vaaders Verstarw.
verstarwen, -sterwen versterben. Dat kümp bi't Verstarwen haruut (z.B. Einsicht). → uutstarwen, verstorwen
versteenen durch Steine abgrenzen; Grenzsteine setzen. → af-, uutsteenen
versticken ersticken
verstickt; versteckt (Ge) stockig, morsch (durch Feuchtigkeit). Dat Holt is ganz verstickt. → verdullt, verspaakt
verstocken verheizen. Häbb ih de Kollen alle verstockt? Nich so vull Lecht verstocken! (Mit dem Licht sparen).
verstöcken 1. verstellen (in der Höhe). De Dübbelschläägels, de konnen verstöckt weern, je nao Stärke van't Peerd (Die Zugschwengel konnten verstellt werden). ne Ploogstock to't Verstöcken van'n Buckploog (um den Tiefgang des Pfluges einzustellen). → Stockgaffel, ümstocken, verstääken.
2. mit Holznägeln versehen. dat Gebund verstöcken (Verband eines Fachwerks)
verstollen verstohlen, verlegen. He kick so verstollen uut de Sied.
verstooten verstoßen De Mooder häff ähre Blaagen verstott. teggen't Gebodd verstooten (einen Fehler begehen, einer Anordnung nicht folgen)
Verstopp n. Versteck
verstoppen 1. verstopfen, zustopfen.
2. verstecken. Dat Wild verstoppt sik. Verstoppen spöllen (met of aone Anschlagg) (Verstecken spielen; Kinderspiel). → duuken, Rieserbessem, weggstoppen.
Zs.: Piep-
verstoppt verstopft; ohne Verdauung
verstorwen 1. ausgestorben. De Stellmaakerij is 'n verstorwen Handwark. → af-, uutstarwen.
2. verwaist. .n verstorwen Kind (Waise)
verstrie(de)n (Wes, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae) die Beine verrenken, verzerren
verstrieken 1. durchstreichen; erledigen; besorgen. Dat häbb'ke all verstrecken (abgehakt, bereits erledigt). Dat Wark is gawwe verstrecken (schnell getan). En paar Frouens, de verstriekt dat daor (regeln das, besorgen die Arbeit).
2. verstreichen. Nu is de Tied verstrecken.
3. glätten, vertreichen (z.B. Mörtel, Farbe)
verströien, -sträien verstreuen, zerstreuen. Stroh verströien
verströit verstreut, an verschiedenen Stellen. De Famillie sitt so verströit harüm (z.B. beim Fest: ohne Zusammenhalt).
verstummen 1. zum Schweigen bringen. → daalen, tüssen.
2. verstummen
verstuuken verstauchen, verzerren. He häff sik den Dummen verstuukt.
verstuuthaspeln (St, Sü) zurechtsetzen; zurechtstauchen. Denne häbb'ke ornlik verstuuthaspelt (Dem habe ich deutlich die Meinung gesagt).
verstuuwen 1 verstieben. Dat Mähl verstüff. → Kaff 1
verstuuwen 2 verstauben, vollstauben. De Bööker wann. ganz verstowwen.
verstüüwen (Vr) ausdünnen (z.B. Schlagholz). → uutstüüwen
versünst, versüss (Vr, Ra, Bo) umsonst. Vanweegen versünst, betahlen! → umsüss
versuupen 1. ertrinken, in Wasser versinken. Us bünt 'n paar Morgen versoppen (verregnet, unter Wasser). In de Bux, daor versüpp he noch in (Die Hose ist ihm viel zu groß). → verdröögen, versoppen.
2. ertränken. ne Katte versuupen.
3. vertrinken, versaufen. He häff alls versoppen, Kapp un Koggel. → Fell, Kalw, söönig, Statt, verbraanen, Verstand, wonnen
versüürn, -suurn 1. sauer werden, versauern. De Wäiden wann. versüürt (sauer, zu naß).
2. eingehen (z.B. durch Einsamkeit, Langeweile). Wenn ik noch länger nix te doon häff, dann versuur ik noch.
vertällen 1. erzählen. Dat kaas drieste vertällen. Dat wi'k noch eens vertällen (Beginn einer Erzählung). Ik häbb dat van eene vertällen häört (weiß das vom Hörensagen). Well fain vertällen kann, de kann ook fain leegen. Sa'k uh wat vertällen? Kick-uut siene Gesellen, de könnt met de Nösse Erpel schällen (Spottvers). → Döönken, Geschichte, mien, wied, wiese.
2. sik vertällen (sich verzählen, falsch zählen).
Zs.: wieder-
Vertällsel n. Erzählung. → Döönken, Sooße, tamper.
Zs.: Spook-
Vertällster f. Erzählerin; Frau, die Geschichten erzählt
Vertällsterbook n. Buch mit Geschichten, Erzählungen
Vertällstück n., -stücksken Märchen, kleine Erzählung (für Kinder). → Sünt-Jansdagg
vertäödeln, -taodeln nutzlos vertun, verlieren (durch Nachlässigkeit). → verdöddeln, verklüngeln
Vertapp m. (St, Bo) Ausschank (Schnaps, Bier). ne stillen Vertapp (Ausschank ohne Konzession, → Waakeltoog).
vertappen 1. durch Zapfen verbinden, kreuzförmig verzapfen. de Spoorn in de Hilde vertappen. → verkammen.
2. falsch zapfen (z.B. Bier in Schnaps zapfen). De häff dumm Tüüg vertappt.
verteek(n)en verzeichnen
Vertehr m. Verzehr; Verbrauch an Essen u. Trinken. → Tehringe
vertehrn 1. aufessen, verzehren. Den Kooken is all weer vertehrt (wenn man z.B. nach dem Kaffeetrinken einen Spaziergang macht). De Pääten mochen betahlen, wat vertehrt wodde (bei der Tauffeier). De kinne weet te vertehrn, de weet ook kinne te verdeenen (Wer keinen Schnaps trinkt, taugt nicht, → drinken). Well lange schlöpp, de Gott ernährt, well froh upsteht, de vull vertehrt (von Langschläfern, scherzh., → froh 1). → Brood, Gesundhäid, Öwwerdaod.
2. feiern (z.B. Schützenfest, Nachbarschaftsfest). dat Schützenfest vertehrn. → Schattegeld.
Zs.: Hahnen-, Karkgangs-, Kistenbodden-
vertimmern 1. verzimmern, mit Holz verschlagen. dat Huus (met Holt) vertimmern.
2. verprügeln
vertinnen verzinnen. De Kopperpanne was binnen vertinnt. → Tinn
vertodden wegschleppen, wegbringen
vertollen verzollen; verzinsen
verträä(de)n 1. vertreten, (Fuß, Bein) verrenken, verstauchen. En Peerd kann sik verträän, un 'n Mensk kann sik verdoon (z.B. bei teurem Geschäft, → verloopen).
2. in der Wendg. sik (lück) de Beene verträäden (spazieren gehen).
3. vertreten, ersetzen. → Stää
vertrackt schwierig
Vertreck n. Bleibe; Wohnung; (kleines) Zimmer
vertrecken 1. umziehen; weggehen. → ümtrecken, uut-, verhüüsen.
2. sik vertrecken (sich verziehen). Natt Holt vertreckt sik. → schmieten, trecken
vertröösten vertrösten. Se mochen em up laater vertröösten.
vertrouen verheiraten. Se was nich vertrout west (war unverheiratet).
vertrümmen schlagen, verprügeln
Vertruuen, -truuwen n. Vertrauen. Daor häbb'ke kinn Vertruuen to. Dat häbb'ke uh in Vertuuen vertällt.
Zs.: Gott-
vertruuen, -truuwen vertrauen
vertucken schlagen, ohrfeigen, einen Stoß versetzen. → vertuubacken
vertünteln 1. nutzlos vertun, vergeuden; Sinnloses tun. Geld vertünteln. den Dagg vertünteln. → verklüngeln.
2. umsorgen; verhätscheln, verweichlichen. → betünteln, verhäägen
vertuss(k)en verheimlichen
vertuubacken schlagen, ohrfeigen, einen Stoß versetzen. de Blaagen vertuubacken (verprügeln). He häff em dr' eene vertuubackt.
vertüünen versperren, verschließen. Dat Hecke is vertüünt.
vertuuß(k)en vertauschen
vertwällen verirren. → vertwaolen
Vertwang m. (St, Sü, Ge, We, Ra, Bor, Hei, Rae) Verpflichtung; Zwang
vertwaolen, -dwaolen, sik (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, Hei, Rae, Bo) sich verirren, verlaufen. → räinewegg, verdwaddeln, vertwollen
vertwassen (Ge, Ra) verquer; bockig, widerborstig. → twassen
vertwieweln verzweifeln. Dat was to't Vertwieweln!
Vertwiewelung f. Verzweiflung
vertwollen, -dwollen (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Ra, Rae, Bo) ziellos; durcheinander, verwirrt. He löpp so vertwollen herüm. → vertwaolen
veruut → vööruut
ver-üütereert (Wes, Ot, Vr) erstaunt, verblüfft; verwirrt. → veraltereert
verwäägen verwegen. ne verwäägene Käärl. He süht verwäägen uut.
verwäägen, sik sich irren beim Wiegen, falsch abwiegen
verwäärn → verweern 2
verwaasemen voll von Wasserdampf werden. Maak de Dööre loss, et verwaasemt alle!
verwachten, -wochten erwarten. De Naobers verwachten, dat se Koffie kreegen bi't Föör-anbööden. Dat häbb'ke van di nich verwocht! Daor kaas nix Gudds van verwochten! (Er ist böse). Wees nich, wat di verwacht. Se verwocht (noch) wat (Sie erwartet ein Kind). → unverwacht
Verwahr m. (Wes, St, Sü, Bor) Verwahrung; Gewahrsam, Obhut. dat Geld in Verwahr nemmen
verwahrloosen verwahrlosen. → achtern
verwahrn 1. verwahren, aufbewahren. Man bruukt dat olle Gräi nich mähr, owwer man dööt't noch 'n bettken verwahrn. Olle Löö un kläine Kinner bünt am besten verwahrt in Huuse.
2. wahren. Se deen dat, üm 'n Anstand te verwahrn.
verwahrnemmen (Bor) zur Kenntnis nehmen
Verwahrschoole f. Kindergarten (um 1900). → Kindergaorden.
Zs.: Kinder-
Verwahrung f. Haft, Gefangenschaft. → Pietermann
verwäien verwehen
verwäind, Verwäindigkäit → verwennd, Verwenndigkäit
Verwalter m. Verwalter; Großknecht. → Boumester, Groot-, Peerdeknecht
verwamsen, -wämsen schlagen; verprügeln. Steene verwamsen (zurechthauen)
verwandt verwandt. → wied, wiedlöftig
Verwandtenpries m. Vorzugspreis
Verwandtschup, -schop f. Verwandtschaft. → Famillie, Frende, Geldsaaken, poopelig, puckelig, weggschicken
Verwarr m. (St, Ge) Verwirrung
verwassen, sik sich verwachsen; sich verändern im Aussehen. Se häff sik knapp verwossen (hat sich schön herausgemacht, ist hübsch geworden). → Junghäid, verwossen
verweern 1 verwirren, durcheinanderbringen. De Klanke is verweert (verhaspelt). → verhaspeln, verweert, Weere
verweern 2, verwäärn verwittern, verrotten. Buuten verweert dat Höi. → uutweern
verweert durcheinander, verwirrt. Se is ganz verweert (geistig verwirrt). → verweern 1
verwennen verwöhnen. Wenn Ooma de Blaagen verwennt häff, dann kaas de nich mähr met übgaon.
verwennd, verwäind 1. verwöhnt; zimperlich, anstellerisch. verwennd maaken (verwöhnen). • Wenn ih verwennde Blaagen willt sehn, mött ih nao andere Löö hen gehn! Wat'n verwennd Praoten (z.B. wehleidiges Gerede). De bünt ganz verwennd in't Ääten (Feinschmecker). → Drietert.
2. empfindlich, eigen; besorgt (um). Met de Tasken-uhr is he ganz verwennd met (mit der Taschenuhr geht er sehr vorsichtig, behutsam um). Met den Hund is he verwäinder met as met siene Frou. → Buur, old, verwönnen
Verwenndigkäit, Verwäindigkäit f. Anstellerei, Verwöhntheit. De hüült van Verwäindigkäit. → Aapenköster
Verwennthäit f. Verwöhntheit. Met de Beene in´n Backkasten, dat was baar Verwennthäit.
verwesselbaor, -wisselbaor verwechselbar.
Zs.: un-
verwesseln, -wisseln verwechseln
verwickelt wirr, unklar, durcheinander. → Weere
verwicksen verhauen, verprügeln. Ik sall di 't Gatt verwicksen!
verwiedern erweitern, vergrößern
Verwies m. Verweis
verwies → vöörwies
verwiesen 1. verweisen, hinweisen (auf).
2. verweisen, abweisen, vorhalten, vorwerfen. → Panne
verwildern, -willern verwildern
verwisken, -wissen verwischen; vertuschen
verwöhlen verwühlen
verwonnen durch Wohnen abnutzen
verwönnen, -wennen verwöhnen. → verhäägen, verwennd
verwöösten verwüsten
verwormt wurmstichig, verwurmt, vom Holzwurm befallen. → pierr ötterig, wormig, wormsteckig
verwossen verkrüppelt, verwachsen. ne verwossene Dänne. → mietrig, verwassen
verwotteln verwurzeln. Se wann. daor verwottelt.
verwünderlik, -wünnerlik seltsam, verwunderlich. Dat is mi doch verwünderlik!
verwündern, -wünnern verwundern, wundern. Dat häff mi verwündert (hat mich gewundert).
verwünsken, -wöö(n)sken verwünschen; verteufeln
verzichten verzichten. → bichten
verziern, -ssiern verzieren. → Müüre
Verzierung, -ssierung f. Verzierung, in der Wendg. Brääk di nich de Verzierung af! (Stell dich nicht so an).
Vesiete, vesieten, Vesieten-, Vesieterij → Visiete, visieten, Visieten-, Visieterij
Vesper f'n. 1. Kaffeemahlzeit (gegen 16 Uhr); Vesperbrot (Brot, das zur Vespermahlzeit gegessen wird). de Vesper hollen. → Veer-ühr.
2. abendliche Andacht in der Kirche. de Vesper singen. Ik häbb se nich in't Vesper sehn.
Vesper-ääten, -etten n. Vespermahlzeit; Abendessen. → Aobend-ääten
Vesperbrood n. Vesperbrot, Abendbrot
Vesperdisk, -diss m. Abendbrottisch
Vesperkorw m. Korb, in dem Brot u. Kaffee aufs Feld gebracht wurden. → Äätens-, Botterrams-, Drinkenskorw, Kruunekraane
vespern Kaffee trinken (z.B. um 16 Uhr); zu Abend essen
Vespertaske, -tasse f. Tasche, in der früher Brot u. Kaffee aufs Feld gebracht wurden. met Vespertaske un Drinkensbüsse nao't Land hen. → Vesperkorw
Vespertied f. Kaffeezeit (gegen 16 Uhr). → Drinkens-, Koffiedrinkenstied
vettehn, vettien, vettig → veertehn, veertig
Vetteraan m. Kriegsveteran; altes Pferd, das lange gedient hat (scherzh.)
vier, Vier-, vier-, viertig → veer, Veer-, veer-, veertig
Viggeliene, Viggelien f. (Viggelienen) Geige. Up Faschlaowend, dao spöllen se met de Viggelien (aus einem Lied, → Jannaagel). → Fiedel, Vioole
Viggelienenboggen, -boogen m. Geigenbogen. → Striekstock
Viggelienenkaste(n) m. Geigenkasten
Viggelienenspöller m. Geigenspieler
Viggelienenstrieker m. Geigenspieler (scherzh.)
Vigöölken → Viöölken
Vikaar, Vikaarius; Vikaarges m. (Ge, Ra) Vikar
Vikaarij f. 1. Wohnung des Vikars.
2. kleine Kirchengemeinde
Viktooriapruume f. Pflaumensorte (mirabellenähnlich). → Äierpruume
villicht, villich, villichte, vlichte, vlicht vielleicht. De hadden't vlichte musselig! (Die hatten es aber unordentlich).
Vioole, Viool f. (Vioolen; Viöölken) 1. Geige, Violine; Bratsche. Nao de Vioole (Viggelien) lött sik gudd danzen, sägg de Advekaot, daor kreeg he 'n Schinken. Eene häff't an't Viöölken, ne andern an'n Striekstock (Eenmaol häff he't an de Vioole un eenmaol an'n Striekstock) (Ausflüchte; etw. fehlt immer, → Striekstock). Of et ligg an de Vioole of an'n Striekstock, mon Musiek giff't toch nich! (faule Ausreden, → Baadebuxe). → Fiedel, Gewold, Giege, Viggeliene.
2. in Wendungen wie Dat is ne mooie Vioole (ein Flittchen, leichtes Mädchen). Kriss glieks wat vöör de Vioole! (Schläge auf den Hintern). Dat is doch blooß Vioole! (z.B. Getue, Anstellerei, ein Vorwand, Angeberei).
Vioolenspöller m. Geigenspieler
Viöölken; Vigöölken, Wiegelken (Rh, Bo) 1. Veilchen.
2. Stiefmütterchen. .n dreeklöörig Viöölken (Ackerstiefmütterchen). → Steefmööderken
Visier n. Visier, bes. in der Wendg. He ha. wat in't Visier (hatte best. Absichten). → Naod
Visiete, Vesiete f. (Visieten; Visietken) Besuch; Einladung. Visiete hollen (Besuch haben). up Visiete gaon (auf Besuch gehen). Visiete brägg tweemaol Pleseer: wenn se kümp un wenn se geht. Visietkes maaken (ausgehen; feiern). Dat was ne Kahle Visiete . aone Koffie un alls. Up ne hooge Kaore met twee Brää, daor föhrn se met up Visiete (→ Visietenscheese). Nu is de Visiet an'n End! (Nun ist es aus, z.B. bei Streit). Ih bünt jao nich up Visiete hier! (z.B. Meister zu Lehrjungen, wenn sie zu langsam arbeiten). up Visiete gaon (Figur beim Volkstanz, → Kunderdanz: Die Tänzer schwenken einmal nach links, einmal nach rechts so herum, daß sich jeweils zwei Paare neu gegenüberstehen). Dat bünt alle socke nije Visietkes (moderne Bräuche, → Akefietkes). → Besöök, dosken, rääken, satt, veer-un-twintig.
Zs.: Ansprääks-, Besehns-, Bröödkes-, Jaggd-, Knabbel-, Koffie-, Kooken-, Kranken-, Kraom-, Melk-, Nij-jaors-, Plass-, Ruuke-, Schlachte-, Schnüffel-, Spinn-, Stipp-, Woste-
visieteern genau nachsehen, untersuchen; kontrollieren (z.B. Leibesvisitation beim Zoll). → fissenteern
Visieten- auch: Vesieten-
Visietenscheese f., -scheesken leichte Zweiradkutsche (Damit fuhr man am Sonntag auf Besuch). → Stadtkaore
visieten, vesieten, versieten Besuch machen; Besuch haben. in de Naoberschup visieten (gaon). Wi doot vesieten (verkehren miteinander).
vlicht(e) → villicht
Visieterij, Vesieterij f. häufiges Besuchen (abw.)
Voggel; Vöggel (Rh) m. (Vöggel(s); Vöggelken) 1. Vogel (z.B. Singvogel, Waldvogel; Vogel aus Holz beim Schützenfest). • Dat is de Uule under de Vöggel (Er paßt nicht zu den anderen; er fällt auf). • He sitt daor as de Uule under de Vöggel (z.B. einsam). Häs wa. 'n Voggel! (Du spinnst wohl). → afscheeten, Feere, flöiten, kaputt, Koggel, Krömmel, Koue, leed, Päppelholt, spassig, stuuwen 1, twee, Uule, vergääten, Wessum, wiesen.
2. männl. Taube (St, Sü, Ge, We, Bor, Bo). (alt). → Duuwenmänneken.
3. Tonflöte in Vogelform. → Flöite, Kuckuck, Nachtigall, Voggelflöite.
4. vogelförmiger Gegenstand. .n Vöggelken an'n Palmstock (Gebäck in Vogelform, Bo). → Palmvoggel, Ssuckervöggelken.
5. Mörtelwanne, Kasten zum Rühren u. Tragen des Mörtels. → Handlanger, Spaisvoggel.
Zs.: Aos-, Dooden-, Ies-, Jung-, Kanarjen-, Kramms-, Mäi-, Nacht-, Palm-, Pech-, Piep-, Pingster-, Sing-, Sommer-, Spais-, Spass-, Spraolen-, Ssucker-, Stoot-, Sünnen-, Torf-, Waater-, Wind-, Zugg-
Voggel- auch: Vöggel-
Voggelbääse, -beer(e) f. Vogelbeere. → Flöitenholtbääse
Voggel(bääsen)boom m. Vogelbeerenbaum, Eberesche
Voggelbääsendruuw(e) f. (Bor, Bo) Vogelbeerdolde
Voggelbääsenholt n. Vogelbeerholz (Material des Schreiners). → Flöitepiepenholt
Voggelbääsenstruuk m. Vogelbeerstrauch
Voggelbeer, -bier n. (St, Sü, Ge, Rh) Schützenfest. → Schützenfest
Voggeldreet m., -driete f. Vogelkot
Voggelflinte f. Kleinkalibergewehr (6 mm)
Voggelflöite f. Tonflöte in Vogelform. → Voggel
Voggelfoor, -fuur n. Vogelfutter, Hühnerfutter. Mengsaod is gudd äs Voggelfoor.
Voggelfoot m. 1. Hahnenfußgewächs (Unkraut). Voggelfoot mutt in'n Räägen hackt weern (bei Nässe, damit die Wurzel freiliegt).
2. grüne Hirse, Borstenhirse (Ge, Ra, Rh)
Vöggelgepiepe n. Vogelgezwitscher
Voggelhüüsken Futterhäuschen für Vögel; Nistkasten
Voggelkasse f. (Sü, Ge) Wildkirsche
Voggelkassenboom m. wilder Kirschbaum
Voggelkaste(n) m. Brutkasten, Nistkasten für Vögel
Voggelklaos m Vogelnarr. Dat is so ne Voggelklaos.
Voggelkoue f. Vogelkäfig; Käfig für Lachtaube od. Schwarzdrossel. Eerst ne Voggelkoue, dann nen Voggel (Erst bauen, dann heiraten, → Koue).
Voggelkruud n. Vogelmiere (weiß blühendes Unkraut, Nelkengewächs)
Voggelmiere f. (Vr, St, Sü, Bor, Hei, Rae) Vogelmiere. → unwies
vöggeln die Mörtelwanne tragen. Den Handlanger mutt vöggeln. → Spaisvoggel
Voggelnett n. Netz, Fangvorrichtung für den Vogelfang
Voggelnüst, -nüss n. Vogelnest. Gott weet alls, sagg de Junge, maor mien Voggelnüst, dat weet he nich. → uutnemmen
Voggelrerk m. Vogelknöterich. → Rerk
Voggelroo(de) f. Vogelstange. → Voggelstange
Voggelsang m. Vogelgezwitscher
Voggel-scheeten Vogelschießen (Brauchtum, Höhepunkt beim Schützenfest). Voggel-scheeten, dat is Dingsdagg morgen. → Schützenfest, Torf-voggel
Voggelschöie f. Vogelscheuche. Breng ääben ne Voggelschöie in de Arften. → Jan-Peeter
Voggelschreck m. (Vr, St, Sü, Ra, We, Bor, Hei, Bo) Vogelscheuche. → Jan-Peeter
Voggelständer, -stänner m. Ständer für die tragbare Mörtelwanne
Voggelstange f. 1. Vogelstange (Stange mit Kugelfang, an der der Holzvogel beim Schützenfest befestigt ist). ne höltene Voggelstange met den Voggel dr'up.
2. Gestell für die tragbare Mörtelwanne. Den Voggel stonn up de Voggelstange.
Voggelverdriewer m. Vogelscheuche. → Jan-Peeter
Volk n. (Völker; Völksken) 1. Gesinde, Hausgenossen; Dienstleute; Familienmitglieder. Et was vull Volk bi de Groowe (viel Verwandtschaft). • So Volk so Hund (Veh) ("Wie der Herr, so 's Gescherr", → Löö). → usse, uutnutzen.
2. Leute; viele Leute (meist abw.). Et is Volk in de Winkel (Es ist Kundschaft im Laden). Wat was de weer 'n Volk up de Karmis! To de Driewjaggd, daor bruukten de vull Volk to. Häs dat frömde Volk immer up de Döören loopen (z.B. Hausierer, Bettler). Bekiek di äs dat Volk, wat daor harümlöpp! Magisters, dat is 'n Volk föör sik! Wat'n schlecht Volk (z.B. Betrüger). → häbben, jung, laate, Löö, toloopen.
3. Schwarm von Vögeln, Insekten. .n Volk Trieshöhner (Gruppe Rebhühner). met de Völker in't Heed gaon (mit den Bienenvölkern). → Drubbel, Kette, Schwicht, Schuuwkaore.
Zs.: Bäädel-, Bijen-, Denst-, Foot-, Froulöö-, Hohner-, Iemen-, Jung-, Kräien-, Mannslöö-, Pack-, Peerde-, Praote-, Prütt- , Ratten-, Ssigöiner-, Städtkes-, Strunt-, Wark-, Wiewer-
Völkerball m. Völkerball (Kinderspiel)
Völkerfüll, -en n. (Vr) weibl. Fohlen
Völl-, völl- "voll" → Vull-, vull
völle, völl, vull (mähr; meest) 1. viele. Se häbbt völle Blaagen. •• Vull könnt bääter eene helpen äs eene vull (Viele können besser einem helfen als einer vielen). → Kind.
2. viel. Baar so vull wo'k daor nich van häbben. Et wödd em te völl (zu anstrengend, zu mühsam). Hier wodde nich völle maakt (nichts Besonderes, Erwähnenswertes). Wenn vull kaas, moss ook vull doon (Well völl kann, mutt ook völl doon). Well vull kann, kümp vull an (Wer viel kann, muß viel tun, → beste). Well völle praot, mutt völle wetten of völle leegen. Dat is lück völle säggt (Das ist wohl zu viel gesagt). Ik kann van alles nich vull (iron.). Ik wuss em a. vull te vull (Ich wußte zu gut über ihn Bescheid). Met mi is't nich mähr vull (Ich bin alt). Dat is mi nich völle wäärd. He moch'n völl te gäärne (Er trank sehr gerne Schnaps). De Ommen brennt vull te hatt. → ääben 1, Beck, bettken, Driete, Foot, helpen, metbrengen, Saaks, starwen, Ümstand, up, wäärd.
3. oft. Stuuten gaff't nich völle. He kamm vull bi us. → faake.
Zs.: bo-, so-, wo
völlerläi, vullerläi vielerlei
völler(t)wäägen, -weggen, vuller(t)wäägen, -weggen vielerorts, an vielen Stellen; bei vielen Leuten
völlmaols, vullmaols vielmals
völltieds, vulltieds oft, meistens
vönne, vönnste → vöörne, vöörnste
vöör 1. vor. Vöör't Huus stonn ne Boom. vöör de Grund (am Boden; auf den Boden, alt, → up). De Rogge ligg flack vöör de Grund. Daor is mi 'n Lääpel vöör de Grund follen. He häff alls vöör de Grund eschmetten (zu Boden geworfen). He will dat vöör de Naobers nich wetten. He is vöör'n Dokter west (beim Arzt). de Wääke vöör Lechtmissen. vöör twee Jaor. vöör kotten (neulich, → kottens). vöör miene Tied all (vor meiner Geburt). Vöör Jaoren häbbt wi dat anders maakt. Et is fiew vöör halw (Veerdel vöör) (Uhrzeit). De Klocke was immer ne halwe Stunde vöör, nooit achter (ging um so viel vor, wie man zum Kirchgang brauchte). Dann is he mi noch vöör (Dann kommt er eher als ich). Daor geht nix vöör (Besser geht es nicht). Dann mutt ik de noch weer vöör (Dann muß ich wieder dran, z.B. an eine Arbeit). Daor stehs du vöör, daor muss ook döör (Da muß man hindurch, auch wenn es schwer ist). Dann wees nich, wuvull Daage noch vöör di häs (Ungewißheit, z.B. bei Krankheit). ächterste vöör (verkehrt herum, → ünderste). → daorvöör, devöör, Karmis, Leer 2, upstaon.
2. vorne; nach vorne. vöör in'n Ommen (am Eingang des Töpferofens). vöör un achter (vorne u. hinten). Wi häbbt 't Huus vöör un achter loss. Süss löpp't vöör un achter nich mähr (überhaupt nicht mehr). Man kann nich vöör un achter (nicht vor u. zurück). Se lääwt vöör un achter (ist sehr lebhaft). vöör un nao (ganz u. gar). → Ooge, under.
Zs.: daor-, de-, te-
vöör-af, -of vorab, voraus. Se häff wat vöör-af (Sie hat einen Vorteil). Se kriegt 'n Stücksken vöör-af (eine Extrawurst).
Vöör-ahnung f. Vorahnung
vöör-an voran, vorne; vorwärts. Gao noch 'n Endken vöör-an! (nach vorne). Dat Wark geht (löpp) gudd vöör-an (geht gut vonstatten). Met't Ääten is he alltied vöör-an, un met't Wark is he alltied achter-an. To, vöör-an! (Los, schnell). Maak vöör-an! (Beeile dich). He woll immer vöör-an driewen. He konn ähr ook nich vöör-an helpen. Se kümp nich vöör-an (langsam, ungeschickt). → Kaff 1, Tuutemann
vöör-ander → vöörnander
vöör-arbäiden vorarbeiten
Vöör-arbäider m. Vorarbeiter. → Under-mester
Vöör-asse f. Vorderachse
vöörbääden vorbeten. De Jüngsten mochen immer vöörbääden. ne Littenij vöörbääden
Vöörbääder m. 1. Vorbeter in der Kirche.
2. Rabbiner
Vöörbahn(e) f. Vorderteil der Kleidung. → Ächterbahne
Vöörbeen n. Vorderpfote; Vorderschenkel. Bi Peerde wodden nao de Vöörbeene kecken (beim Kauf, → vöördraawen). Gao daor wegg met diene Vöörbeene! (Nimm deine Hände da weg, scherzh.). → Vöörderbeen
Vöörbeld n. Vorbild
vöörbestellen vorbestellen
vöörbi, verbi 1. vorbei, vorüber; daneben; entlang. Lao mi ääben vöörbi! Daor geht kinn Wegg an vöörbi! Se bünt sik vöörbi loopen (Sie sind aneinander vorbei gegangen). Dat häff se vöörbi sehne (Dabei hat sie absichtlich nicht hingesehen). He lött de Jaore vöörbi strieken (erinnert sich an die Jahre). Se häff de Melk an't Pöttken vöörbi daone (gotten) (Sie hat die Milch daneben geschüttet). He greep vöörbi (griff daneben). He tradd up de Ledder vöörbi (→ bilangs). De Junge häff sik an de Schoole vöörbi drückt (hat die Schule geschwänzt). He druckt sik an't Wark vöörbi (ist faul). Dat Peerd floog (joog) vöörbi as ne Blitz. De bünt so vöörbi gaone, ohne Daagestied te säggen (ohne zu grüßen). Ik woll noch met em küürn, owwer he striebitzte mi de so vöörbi (Er huschte schnell vorbei). He stüttket hier alle Daage vöörbi (spaziert hier jeden Tag entlang). Komm äs weer vöörbi! (Komm zu einem kurzen Besuch). vöörbi bouen (trecken) (Endfurchen pflügen, → Vöörgewende). Bou ääben dran vöörbi! (z.B. schnell beten vor dem Essen, → delangs). Wi mochen de Säcke den heelen Wegg vöörbi schlöppen (den ganzen Weg entlang). Kaas mi ääben de Botter vöörbi reeken? → meeste, schnack, Telegraafenmast, ümhen, vöörhen 1.
2. vorüber, vergangen. Nu is't uut un vöörbi! (Nun ist alles aus).
vöörbinden, -binnen vorbinden. → ümbinden
Vöörbinder, -binner m. 1. Halbschürze, Arbeitsschürze für Frauen.
2. Krawatte
Vöörbindschotte, -schötte, Vöör(binde)schotte, -schötte f. 1. Arbeitsschürze. ne Vöörbindeschotte uut düüster Blau. → Brünte, Schloowe.
2. lange weiße Schürze mit losen Ärmeln zum Roggenbinden. → Bindeschotte
Vöörbladd n. Vorderschulter (bei Großvieh, Huftieren). → Vöörschuft
Vöörböideken Vorbau (am Haus). Daor häs di 'n mooi Vöörböideken hensatt. → Vöörbou
Vöörbollen m. Vorderschenkel; Eisbein. → Ächterbollen
vöörböögen, -beegen 1. vorbiegen, nach vorne biegen.
2. sik vöörböögen (sich vorbeugen, hinauslehnen)
Vöörbou m. Vorbau (am Haus). Wat häff de 'n Vöörbou (in de Bluuse)! (großen Busen, → Ooge). → Patöölken
vöörbouen vorn anbauen
vöörbrengen, -breggen zum Ausdruck bringen, vorbringen; ein Anliegen vortragen. He häff dat ganz sachte vöörbracht. → Ambacht
vöörbuuten draußen. → verbuuten
Vöördack n. Vordach, Schutzdach (z.B. über der Eingangstür)
Vöördagg m. Vortag. Et gaff Suppe van'n Vöördagg.
vöördann → verdann
vöördanzen, -daa(n)ßen vortanzen
Vöördänzer, -daa(n)ßer m. Vortänzer (beim Volkstanz). → Kunderdanz
vöördat bevor, ehe. → vöördeem
Vöördeel m. Vorteil, Vorzug, Nutzen. → Naodeel
Vöördeel n. Vorderteil (z.B. der Kleidung, des Rindes). → Rüggen-, Vöörderdeel
vöördeem, -dem vorher, eher. → vöördat
Vöörderbeen n. Vorderbein. De Vöörderbeene dräägt twee Daardel van't Peerd. → Vöörbeen
Vöörderdeel n. Vorderteil (z.B. der Kleidung). → Rüggendeel, Vöördeel n.
Vöörderhand f. 1. Vorderhuf (des Pferdes).
2. Vorderhand (beim Kartenspiel: wer links vom Gebenden sitzt). → Vöörhand
Vöörderpand; Vöörpand (Bor, Hei, Rae) n. 1. vorderes Stück Stoff am Kleid, bes. Einsatz von billigerem Stoff vorne, wo der Rock von der Schürze verdeckt wird. → Maaksachte.
2. aufgeschnittener Sack, der als Schürze vorgebunden wurde (Bor)
Vöördersied(e), -siete f. (Bo) Vorderseite, Frontseite. → Vöörsiede
vöörderste → vöörnste
Vöörderveerdel n. Vorderviertel (z.B. des Rindes); Vorderteil (eines Kleidungsstückes). → Achter-, Vöörveerdel
vöördessen → vöördüssen
Vöördochter f. Tochter aus erster Ehe; voreheliche Tochter
Vöördook m'n. Schürze zum Umbinden (z.B. für die Festtagstracht). Klumpen uut un ääben nen Vöördook vöördoon (sich schnell umkleiden, wenn man z.B. einkaufen muß). → Ballschotte, Brünte, Lichte, Vöör-rock
vöördoon vortun; umbinden. ne Schloowe vöördoon. dat Peerd vöördoon (anspannen)
vöördöör (Ra, Hei) draußen. → verbuuten
Vöördöör(e) f. Haustür (am vorderen Ende des Bauernhauses). → Bommdööre
vöördöppen vormeißeln (vor dem Bohren, beim Holzschuhmacher, Wagenbauer). met'n Doppbäitel vöördöppen
vöördräägen vortragen. föör Sünte Klaos 'n Gedicht vöördräägen. → upsäggen
vöördraawen, -ben vortraben. dat Peerd vöördraawen laoten un genau bekieken, wu't de Beene schloog of weggschoot (vortraben lassen zur Prüfung der Gangart, beim Verkauf). He moch vöördraawen (mußte zur Musterung, scherzh., → mustern).
Vöördragg m. Vortrag
vöördrücken, sik sich vordrängeln
vöördüssen; verdessen, vöördessen (Rh, Bo) zuvor, ehemals, vordem. Wu häff mien Vaader dat vöördüssen daone? → ährdaggs
vöör-eene → vöörneene
Vöör-end(e) n. vorderer Teil. dat Vöör-end van't Huus
Vöörfääken, -fäcken n. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, Hei) vorderes Brett am Kastenwagen. → Achterfääken
Vöörfack n. (St, Rae, Rh, Bo) Angelrute (das dünne Unterende der Angel). → Angelpietske
Vöörfall m. Vorfall, Ereignis
vöörfallen vorkommen, geschehen. Dat feel bi us nich vöör. In de Famillie, daor is wat vöörfallen (etw. Ehrenrühriges vorgefallen).
Vöörfier f. Vorfeier. De Vöörfier van de Bruudlacht
vöörfiern vorfeiern. Wi doot de Karmis vöörfiern. → anstääken
vöörfinden, -finnen vorfinden; antreffen
Vöörfloot m. Vorfluter (tiefer liegender Wasserlauf, der ein Acker- od. Weidestück entwässert)
vöörföhlen vorfühlen
vöörföhrn 1, -führn vorfahren, vorausfahren
vöörföhrn 2, -führn vorführen
Vöörfoot m. Vorderbein, Vorderfuß
Vöörgänger m. Vorgänger
vöörgaon 1. vorausgehen, vorgehen. → vöör-an, vööruut.
2. vorgehen, zu schnell gehen (von der Uhr).
3. Vorrang haben. De Arbäid göng vöör (rangierte höher, wurde zuerst erledigt).
Vöörgaor(de)n, -gurden m. Vorgarten, Anlagen vor dem Haus (mod.). → Vöörhöffken
vöörge → vöörig
Vöörgeföhl n. Vorgefühl, Vorahnung
Vöörgekienten m. voreheliches Kind. → vöörkienen, Vöörkind
Vöörgelegge, -geleege n. Übersetzung für Maschinenantrieb
Vöörgerich(t) n. Vorspeise
Vöörgesatten m. 1. Vorfahr.
2. Vorgesetzter
Vöörgeschicht(e) f. Vorgeschichte
Vöörgeschmack m. Vorgeschmack. → Vöörschmaak
Vöörgesicht n. Vorahnung, Vorerscheinung im Zweiten Gesicht; Prophezeiung. He häff 't Vöörgesicht hat, he häff sien Bröör met't Kissfatt up de Dääle staon sehn. → Spöökenkieker
Vöörgestell → Vöörstell
Vöörgewende f. (Ot, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae) Pflugwendestelle vor dem Acker. → Aanewende, Vöörhöfft, Wendehook
Vöörgewwel m. Vordergiebel
vöörgewwen, -gebben geben, reichen. Ik häbb de Beeste de Runkel vöörgebben (habe den Kühen Rüben verfüttert).
vöörgistern, -gissern vorgestern. → ährgistern
vöörgriepen vorgreifen
Vöörhaamer → Vöörschlaggshaamer
vöörhäbben vorhaben, beabsichtigen. Wat häs dann vöör?
Vöörhand f. Vorhand (beim Kartenspiel). an de Vöörhand sitten (de Vöörhand häbben) (die erste Karte ausspielen). → Vöörderhand
vöörhangen vorhängen. en Dööksken vöörhangen (die Blöße bedecken)
Vöörhangeschlott n. Vorhängeschloß
vöörheer vorher; früher, zuvor. Dat was twee Jaor vöörheer. → verledden, Verstand, vöörnao
vöörheer voraus, im voraus. de Tokümste vöörheer säggen. Nümms kann dat vöörheer wetten. → vööruut, waorsäggen
Vöörhemd n. gestärkte Hemdbrust, Hemdeinsatz, der ein Oberhemd vortäuscht. → Schamiesken
vöörhen 1 1. daneben, davor. Se dee de Schötte vöörhen (Sie legte die Schürze ab). He spannt de Peerde vöörhen (spannt die Pferde aus). Nu doo de Peerde de mon vöörhen! (Hör mit der Arbeit auf, mach Feierabend). → vöörbi.
2. in Wendungen wie vöörhen strieken (stöcken) (aufgeben). Nu häff he ganz vöörhen strecken. He stöckt vöörhen (Er macht das nicht mehr mit).
vöörhen 2 vorhin, vor kurzem (mod.). → vanheer
Vöörhöffken Vorgarten, Anlagen vor dem Haus (alt). → Vöörgaorden
Vöörhöfft n. (Wes, Vr, St, Bor, Rh) Pflugwendestelle vor dem Acker. → Vöörgewende, Wendehook
Vöörhöi n. Heu der ersten Mahd; erster Grasschnitt
vöörhollen 1. davorhalten; darreichen. He moch de Löö in de Karke den Stääkhaamer vöörhollen (den Klingelbeutel vorhalten, reichen).
2. dauern; ausreichen, (lange) vorhalten. Et höllt noch wall lück vöör (Es dauert noch). Wat höllt dat Wark doch vöör! (von langwieriger Arbeit). Den Klampen Höi höllt noch wall vöör (Es dauert, bis der Heuhaufen aufgebraucht ist). Dat Ääten höllt nich lange vöör (sättigt nicht).
3. vorwerfen, vorhalten. Se höllt em immer noch vöör, dat he soppen häff (ist nachtragend). → Sündenregister
Vöörhuus n. Vorderhaus (vorderer Wohnteil eines Bauernhauses, z.B. moderner Anbau)
vöör-ielig voreilig. Muss nich so vöör-ielig wenn.!
Vöör-ieser, -n n. Vorschneidemesser vor der Pflugschar zum Aufschneiden der Grasnarbe. → Ploog-, Schöör-ieser
vöörig, vöör(i)ge vorig(e). vöörig Jaor. vöörige Wääke. vöörige Daage. → vergangen
Vöörjaor n. 1. Frühjahr. In't Vöörjaor wäddt de Balkens läög (gehen die Vorräte zur Neige). → Fröhjaor, Mäi.
2. das Jahr davor. Dat was in't Vöörjaor (voriges Jahr).
vöörjaors vom vorigen Jahr, vorjährig. Den Schinken is vöörjaors. → öwwerjäörig
Vöörjaorsbloome f. Frühlingsblume (z.B. Schneeglöckchen)
Vöörkaamer f. 1. vorderes Zimmer, Wohnzimmer.
2. Vorbau am Haus, vorgebautes Zimmer. → Ächterkaamer, Vöörstommen
Vöörkieker(t) m. Hellseher, Geisterseher. → Spöökenkieker, Vöörgesicht
vöörkienen vorkeimen. Pott-erpel mött't eerst vöörkienen (Pflanzkartoffeln müssen erst vorkeimen). Se häff a. vöörkient (Sie ist vor der Heirat schwanger). → Vöörgekienten
Vöörkind n. Kind aus erster Ehe; voreheliches Kind. → un-ehrlik
vöörknööpen, -knöppen, sik "sich vorknöpfen", zur Rede stellen. Denne häbb ik mi äs düftig vöörknöppt (zur Rechenschaft gezogen). → Knoop, Strotte
Vöörköcke(n) f. große Küche, Vorderküche des Bauernhauses (Diele, Eingangsraum, hier wurde hauptsächlich gekocht, → groot), im Ggs. zu → Ächterköcken
vöörkocken vorkochen. Den Kock moch 'n Dagg vöör de Bruudlachte vöörkocken.
vöörkohlen vorgaukeln, vortäuschen. De häff em wat vöörkohlt.
Vöörkommen n. großer Busen; dicker Bauch (scherzh.). De häff 'n gudd Vöörkommen (ist beleibt). De häff mähr Vöörkommen as Naokommen (hat einen üppigen Busen, aber wenig Kinder, Wortspiel). → Tittelatuur, Vöörscheppsel
vöörkommen 1. hervorkommen, nach vorne kommen.
2. vorkommen, sich ereignen. Dat kweem fröhr fääker vöör. He konn alle Arbäiden doon, de vöörkammen. • Wenn'm vöörkommende Dinge wetten konn, dann konn'm met ne Penning döör de Welt kommen.
3. vorkommen, erscheinen. So kläin kümp mi de nich vöör. → spaanisk.
vöörkommend zukünftig. Wenn du vöörkommende Dinge wuss, kaos du met ne Penning rieke weern.
vöörköögeln, -köcheln vorgaukeln, (etw.) vormachen. He will mi wat vöörköögeln!
vöörkopps quer davor. Dat Röhrschleet was 'n Schleet met'n Bredd vöörkopps to't Ümröhrn van Aale (zum Umrühren der Jauche).
vöörkouen 1. vorkauen.
2. bis ins Einzelne erklären
vöörkriegen 1. hervorholen, nennen.
2. "vorknöpfen", zur Rede stellen. → vöörknööpen
vöörkruupen hervorkriechen; sich vordrängen
vöörküllen vorgaukeln, vortäuschen
Vöörkümste f. Ereignis
vöörküürn, -köiern vorreden; einreden
vöörlaa(de)n vorladen
vöörlääsen vorlesen. In de Fasten wodde nao't Ääten vöörlääsen uut'n dick Book.
vöörlääwen, -ben vorleben; ein Vorbild geben
vöörlaoten vorlassen, nach vorne lassen
vöörleegen vorlügen. Wenn dat nich glöffs, dann leeg ik di wat anders vöör (iron.).
vöörleer "zum Vorschein" → Leer 2
vöörleew vorlieb, in der Wendg. vöörleew nemmen (met) (vorliebnehmen, sich begnügen mit)
vöörleggen vorlegen. He häff 'n mooi Gesellenstück vöörleggt.
Vöörlegger m. 1. kleiner Teppich, Matte.
2. Schöpflöffel, großer Löffel; Suppenkelle. ne Vöörlegger van Kopper. → Schleew
vöörlest(e) vorletzte. → eenejüngste, eene-, twiddeleste
vöörlöchten voranleuchten
Vöörloop m. Schnaps, der als erster aus dem Kühlfaß kommt. → Vöörlöppsel
vöörloopen vorauslaufen
Vöörlööper m. 1. Vorläufer; Voranzeichen. Schwatten Haamerschlagg is 'n Vöörlööper van Räägen.
2. Späher, Vorausläufer (beim Schmuggeln).
3. voreheliches Kind. → Vöörkind
Vöörlöppsel n. (St, Sü, Ge, Hei, Bo) Schnaps, der als erster aus dem Kühlfaß läuft. → Vöörloop
vöörlüü(de)n läuten vor Gottesdienstbeginn
vöörmaaken vormachen; vortäuschen; beschwindeln. Denne kaas nich wat vöörmaaken (Denne kaas nix vöörmaaken) (Er ist nicht dumm, weiß Bescheid). Dat kaas de Katte vöörmaaken (wiesmaaken)! (Das glaube ich nicht). De maakt em nix vöör (Die sind nicht besser als er). → vöörwies
Vöörmann m. Vordermann
vöörmarken, -merken vormerken
Vöörmeddagg, -middagg m. Vormittag.
Zs.: Sunndagg-
vöörmeddaggs, -middaggs vormittags
Vöörmelk f. erste Milch nach dem Kalben. → Biestemelk
vöörmelken die erste Milch abmelken; zum ersten Mal nach dem Kalben melken. → daale-, neerlaoten
vöörmerkaar(e) (Vr, St, Sü, Ge, Bor, Rae) zustande, bes. in den Wendungen vöörmerkaare kriegen (zustande bekommen, schaffen, erreichen). vöörmerkaare häbben (geschafft haben). Ik häbb't met em vöörmerkaare (habe es mit ihm abgemacht). Dat häs noch lange nich vöörmerkaare! (Das ist noch nicht in Ordnung). → vöörneene
Vöörmess, -er n. Vorschneidemesser vor der Pflugschar. → Schöörmess, Vöör-ieser
Vöörmund m. Vormund
Vöörmundschup, -schop f. Vormundschaft
Vöörnaame(n) m. Vorname. → Achter-, Bi-, Tonaamen
vöörnaf, -of in der Wendg. vöörnaf häbben (vorhaben)
Vöörnahmst(e), Vernahmst(e) n. in der Wendg. Dat is't Vöörnahmste! (Das ist die Hauptsache). → Houpt
vöör(n)ander voreinander
vöörnao (Rh) vorher. → vöörheer
vöörne, vönne vorn. Den Waagen moch vöörne leeger wenn. as achtern. Wenn de Fracht tevull nao vönne ligg, mutt dat Peerd tevull dräägen. nao vönne gaon (nach vorne, z.B. von der Tenne in den Wohnbereich gehen). Is 'n Baas vöörne? (Ist der Hausherr auf der Tenne). De sitt immer vöörne in de Karke (tut fromm). van vöörne (von der Vorderseite). van de vöörne (vorher). Dat häbbt se van de vönne all wetten. in't vöörne (im voraus). Du wees in't Vönne nich, wo't gudd vöör is. He kick all wied in't Vönne (blickt weit voraus). He häörn de Prääke van vöörne bes achtern (von Anfang bis Ende). He is van achtern un vöörne beschlaon (sehr gerissen). Vöörne! (Ruf der Treiber, → Haas-up). → Brood, Dagg, haruutschmieten, Kaff 1, lääwen, verfreesen, vööruut
vöörne-an vorne, nach vorne; voran. De willt immer vöörne-an sitten. Moss dienen Willen nich ait vöörne-an setten!
vöör(n)eene voreinander, bes. in der Wendg. vöörneene kriegen (schaffen, erreichen). He krigg't nich vöörneene (Er bewältigt es nicht). → vöörmerkaare
vöörnehm vornehm. Wat ne vöörnehmen Pinkel! → bääter, fien
vöörnemmen 1. vornehmen. Ik sall em äs vöörnemmen ("Ich werde ihn mir vorknöpfen"). → vöörknööpen.
2. sik vöörnemmen (sich vornehmen). Wat se sik vöörnemmt, dat kriegt se ook praot.
3. in der Wendg. Ik graleer di met't Vöörnemmen! (Formel zum Gratulieren, wenn das Brautpaar von der Kanzel verkündet wird, Wes, Bor, St, Sü, Ge, Hei). → Prääkstohl
vöörne-uut vorneheraus
vöörnste, vöörste, vönnste; vöörderste (Bo) vorderste; erste. vöörnste Tande (Schneidezähne, → Vöörtand). vöörnste Brügge (Brustbaum am mechanischen Webstuhl). dat vöörnste Veerdel (Vorderviertel, z.B. eines Rindes, → Vöörveerdel). vöörnsten End (vorderer Teil, z.B. Wohnbereich des Bauernhauses). → ächterste
vöörntied kürzlich, vor einiger Zeit. Vöörntied häbb ik em noch troffen. → kottens, verlängst
Vöör-ölders (Pl.) 1. Großeltern (alt). → Groot-ölders.
2. Ahnen, Vorfahren
vööröwwer vornüber; nach vorne. vööröwwer fallen. He geht vööröwwer (vornüber gebeugt, gebückt).
Vöörpand → Vöörderpand
Vöörpink m. (Ot, Vr, St, Sü, Hei, Rae) das erste Schwein, das zu Beginn des Winters geschlachtet wird (200-250 Pfund schwer)
Vöörpoot m., -poote f. Vorderbein, Vorderpfote
Vöörploog m. vorderer Teil des Pfluges. → Galgen, Ploogwaagen
vöörpraoten vorreden, einreden; überreden. Well häff di dat dann vöörpraot?
vöör-rääken vorrechnen
vöör-of → vöör-af
Vöör-radd n. Vorderrad (z.B. des Wagens, Fahrrades). De Vöör-raa wassen dree Toll kläiner as de Achter-raa.
Vöör-rang m. Vorrang
Vöör-raod m. Vorrat. Du mochs an alle Sorten Holt ne Vöör-raod häbben (beim Schreiner). Van dat Spill häbb wi nich vull Vöör-raod van. in Vöör-raod (auf Vorrat). Süügergaffeln föör de Kopperpumpen wodden in Vöör-raod schmedd in'n Winter.
vöör-räödig vorrätig
vöör-rennen, -rannen vorausrennen
vöör-rie(de)n 1. vorreiten, vorführend reiten.
2. vorausreiten
Vöör-rieder m. 1. Vorreiter.
2. Vorausreiter
Vöör-rock m. (Bo) Schürze. → Vöördook
vöör-röökern vorräuchern (beim Heizen des Brennofens)
Vöör-ruum m. Vorraum
vöörsäggen vorsagen, zuflüstern (in der Schule)
Vöörsänger m. Vorsänger (in der Kirche). → Vöörsinger
Vöörsatz m. Vorsatz. gudde Vöörsätze häbben
Vöörschääler m. Vorschneidemesser vor der Pflugschar. → Vöör-ieser
Vöörschäämel m. Querstück über der vorderen Wagenachse
Vöörschaar f. Vorschneidemesser vor der Pflugschar. → Mestinlegger, Vöör-ieser, -strieker
vöörscheern vorstechen (beim Torfstich)
vöörscheeten 1. schnell vorrücken.
2. "vorschießen", borgen. Geld vöörscheeten
vöörschicken vorausschicken. He söch ne Dummen, well he vöörschicken kann.
Vöörschien, Voorschien m. Vorschein, in der Wendg. to'n Vöörschien kommen (zum Vorschein kommen). Uut alle Hööke un Löcker kammen de Müüse to'n Vöörschien. → Leer 2
Vöörschinken m. Vorderschinken
Vöörschlagg m. 1. Vorschlag, Anregung.
2. verstärkter Teil an der Peitschenschnur. ne Schwöppe met Vöörschlagg un Schnüürken. → Kassjoone
Vöör(schlaggs)haamer m. Vorschlaghammer, großer schwerer Hammer für beide Hände (z.B. zum Einrammen von Pfählen). → Schlaagen
vöörschlaon vorschlagen, einen Vorschlag machen
vöörschliepen vorschleifen. Dat Mess moch'm vöörschliepen, wenn't tackelig was.
Vöörschlottflinte f. Vorderlader (Jagdflinte)
Vöörschmaak m. Vorgeschmack
vöörschmieten 1. vorwerfen, hinwerfen. de Koh Klaower vöörschmieten.
2. vorläufig bewerfen. De Wände wodden vöörschmetten met wääterigen Putz (wurden zuerst mit sehr nassem Putz beworfen).
3. zum Vorwurf machen. Wi laot't us dat nich vöörschmieten!
vöörschnie(de)n vorschneiden; vorher zerschneiden
Vöörschnieder m. (Ot, St, Ge, Ra, We, Bor, Rae) Vorschneidemesser vor der Pflugschar. → Schöör-, Vöör-ieser
Vöörschoppe f., -schöppken kleiner Vorbau, Anbau an der Scheune. → Schöppsel
Vöörschöppsel, -scheppsel n. (Vr, Ge, Ra, Bor, Bo) 1. Vorbau, kleiner Anbau an der Scheune: Raum vor dem zurückliegenden Tennentor. → Schöppsel.
2. großer Busen; dicker Bauch (scherzh.). → Vöörkommen
Vöörschotte, -schötte → Vöörbindeschotte
vöörschriewen, -ben vorschreiben; anordnen, fordern
Vöörschrift, Voorschrift f. Vorschrift. → Naamen
Vöörschuft m. (Ge, We, Ra, Hei, Rae) Vorderschulter (bei Pferd, Rind, Schwein). → Vöörbladd
Vöörschüürßel n. Vordach über der Tennentür des Bauernhauses
vöörschuuwen, -ben 1. nach vorne schieben; davorschieben. .n Lidd vöörschuuwen.
2. vorgeben
vöörsehn 1. vorsorgen; planen.
2. sik vöörsehn (sich vorsehen, in Acht nehmen)
vöörsetten 1. davorsetzen. De häbbt sik ne veerkanten Kasten vöörsatt (z.B. einen Neubau). → P, Pigge.
2. auftischen, vorsetzen, anbieten. → präsenteern, upsetten
Vöörsettinge f. (Wes, St, Sü, Ge, Bor) Fenstergitter, Gardinenersatz (Gardine aus Stoff od. Blech, die vor das Fenster gestellt wurde)
Vöörsich(t) f. Vorsicht. Vöörsicht, dat Peerd schleet achter-uut!
vöörsichtig, vesichtig vorsichtig. Daor muss ganz vesichtig met wenn!
Zs.: un-
Vöörsied(e), -siete f. Vorderseite, Frontseite. → Vöördersiede
vöörsingen vorsingen
Vöörsinger m. Vorsänger. → Vöörsänger
Vöörsitt m. Vorsitz
vöörsitten vorsitzen, den Vorsitz haben
Vöörsitter m. Vorsitzender
Vöörsommer m. Frühsommer (z.B. warmes Wetter im Mai)
Vöörsönn m. Sohn aus erster Ehe; vorehelicher Sohn
vöörsorgen vorsorgen. De Löö ha'en gudd vöörsorgt.
vöörsorglik 1. vorsorglich.
2. fürsorglich
Vöörspann m'n. 1. Vorspann (Teil der Drehstellung am Wagenrad vor den Speichen, Vorlauf an den Wagenachsen). → Öwwerspann.
2. Gespann
vöörspannen vorspannen (vor den Wagen). De Naobers mochen vöörspannen, wenn de eene fastesatt (zusätzlich Pferde vorspannen; Nachbarschaftshilfe).
Vöörspannung f. (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae) best. Speichenstand in den Wagenrädern. Ne Waagen mott lichte loopen, un deswäägen mochen de Raa Vöörspannung häbben.
vöörspeegeln vorspiegeln, etw. vormachen, täuschen
Vöörspöll n. Vorspiel
vöörspöllen vorspielen; etw. vormachen
vöörsprääken vorsprechen; ein Anliegen vortragen
vöörspringen hervorragen, vorspringen. Den Müürsteen sprung vöör.
Vöörsprung m. 1. hervorragender, vorspringender Teil.
2. Vorsprung; Vorteil
Vöörstaalen m. (St, Sü, Ra) vorderes Bein (vom Stuhl, Tisch, gußeisernen Kochtopf)
vöörstampen vorstanzen. ne Haamer to't Vöörstampen (Schmiedewerkzeug)
Vöörstand m. Vorstand.
Zs.: Karken-
vöörstaon 1. vorstehen, an der Spitze stehen; überstehen, vorspringen. Dat Ploogholt mott de Länge nao vöörstaon (überstehen).
2. bevorstehen.
3. vorschweben, in Erinnerung sein. Et steht mi noch so good äs vandaage vöör (Ich erinnere mich noch genau daran). Daor steht mi nix van vöör (Davon weiß ich nichts). Mi steht't faste vöör (Ich weiß es sicher).
vöörste → vöörnste
Vöörsteher m. Vorsitzender. Vöörsteher van de Gemeende (Gemeindevorsteher)
Vöörstell; Vöörgestell (Wes, Ot, Vr) n. 1. Vorderwagen mit Achse u. zwei Rädern. → Ächterstell, Schredden.
2. Vorderteil des Pfluges mit zwei Rädern
vöörstellen 1. darstellen; aussehen (nach). Bi de nijmoodske Kunst, dann wees monks nich, wat't vöörstellen soll. Dat Dierken stellt nix vöör (ist klein, unansehnlich, → stellen 1). He stellt noch wat vöör (stellt etw. dar; sieht gut aus).
2. vorstellen, bekannt machen. sik vöörstellen bi de nije Warkstää (sich vorstellen bei der neuen Arbeitsstelle).
3. sik vöörstellen (sich vorstellen, ausdenken). Ik kann't mi nich mooier vöörstellen.
Vöörstollen m. (St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) Vorderbein (von Stuhl, Tisch u'a.). → Vöörstaalen
Vöörstommen, -stowwen m. 1. vorderes Zimmer; Wohnzimmer.
2. Vorbau am Haus, vorgebautes Zimmer. → Vöörkaamer
vöörstooten vorstoßen; nach vorn stoßen; vordringen. den Foot vöörstooten
Vöörstrich m. vordere Zitze am Euter (paarig)
Vöörstrieker m. (Wes, Ot, St, Sü, Ge, We, Bor, Hei) Vorschneidemesser am Pflug. → Schöör-, Vöör-ieser
Vöörströöper m. (Rh) wer für sein Alter gut entwickelt ist
vöörtällen vorzählen
Vöörtand m. Schneidezahn. → Schnietand, vöörnste
Vöörtange f. vorderer Schraubstock an der Hobelbank
Vöörteeken n. Vorzeichen
vöörteek(n)en vorzeichnen, -ritzen. vöörteeken met un aone Schabloone
Vöörtied f. Urzeit, Vorzeit
vöörtieden, vöörtieten damals, früher. → daortieds
vöörtiedig vorzeitig
Vöörtogg m. Vorzug, Vorteil. Well de gröttste Muule häff, de häff immer den Vöörtogg ("Frechheit siegt").
vöörträä(de)n vortreten; hervortreten
vöörtrecken 1. nach vorne ziehen; hervorziehen. Den Staapel an de Siete was lück vöörtrocken.
2. bevorzugen
vöörup vorauf, voraus. Ik gao all vöörup. Lao we mon vöörup loopen. Den Bouknecht mäit vöörup, dat stönn deto (Der Großknecht mäht vor, das war üblich). dat Peerd vöörup nemmen (das Pferd steigern, → stäigern 1). → achter-up, blij, vöör-af, vööruut
vööruut, veruut 1. vorwärts; voraus, voran. vööruut gaon (vorwärtsgehen; vorangehen). He draawt mi vööruut (läuft mir voraus). Dat Peerd häff ne wieden Tratt, et schött düftig vööruut. He schleet wied vööruut (holt weit aus, beim Gehen, → mäihacken). He was met siene lange Beene immer ne Tratt vööruut. Daormet häff he 'n heelen Tratt vööruut daone (Daormet is he ne heelen Tratt vööruut kommen) (einen großen Schritt weitergekommen). Met'n Hoff bün wi vööruut kommen (Mit dem Hof haben wir uns verbessert). ne Buur vööruut schicken (beim Kartenspiel). He schmitt 'n Buuk vööruut (gibt an, macht sich wichtig). Dat is vööruut te sehn (vorhersehbar). Well kann dat vööruut säggen? (voraussagen). Praot nich alltied in vööruut! (Greif nicht immer vor). He moch dat vööruut (in't Vööruut) betahlen. Du kaas wall Geld vööruut (in't Vööruut) kriegen (auf Vorschuß). → Hemmel, Tehn, vermooden, vööran, vöörne
Vöörveerdel n. Vorderviertel (z.B. des Rindes). → Vöörderveerdel, vöörnste
Vöörwaage(n) m. vorderer Wagen
vöörwäärds vorwärts
Vöörwand m. (Rh) Vorwand, Grund. → Anmaake, Erntken
Vöörwand f. vordere Wand
vöörwaogen, sik sich vorwagen
vöörwasken, -wassen vorwaschen → suddewasken
vöörwegg vornweg, voraus. He is immer met de Muule vöörwegg.
vöörwiesen vorzeigen; vorweisen
vöörwies, verwies in der Wendg. vöörwies maaken (weismachen, etw. vormachen). Kaas de Löö macklik wat vöörwies maaken (man kann die Leute leicht zum Narren halten). Dat kaas mi nich verwies maaken! He lött sik nix vöörwies maaken (Er ist klug). Maakt uh nix vöörwies! (Täuscht euch nicht). → vöör-, wiesmaaken
Vöörwinter m. Winteranfang (bis Weihnachten)
vöörwitzig vorwitzig, voreilig
vöörwörmen vorwärmen
Vreden. Vreeden, Vreene, Vrääne ON Vreden. uut't (van't) Vreenske (aus Vreden). Up't Vreenske häbbt se dat Ammelske Modell (In Vreden gilt das Holzschuhmodell von Ammeloe). Vreenske Karmis (1. Sonntag im September). Vreenske Apatten (Spott auf die Vredener). Vreedenske Draodnäägels (Lönnepäölkes, Pisspötte, Sandhaasen, Suuplappens) (Ortsneckereien aus St, Sü). Vreenske Torfstääkers (Spott aus Oeding). Vreedenske Pannekooken-ääters (Wes). In Vreeden is de Welt met Pannekooke tonäägelt (St). De Vreedenske Wind un de Auske Pracht, die hat der Daibel zu Lande gebracht (Spott aus Ahaus). In Vreden bünt se daor, daor spannt se de Sseggen vöör de Kaor (Wortspiel mit daor 1 u. daor 2, St). Alles, wat van Vreene kümp, dat süpp, dat süpp, dat süpp, un alles wat van Stadtlohn kümp, dat frett, dat frett, dat frett (Ahaus). Vreeden is Ieser un Staol, Stadtlohn mutt nao Huus hen gaon (wurde am Ende einer Hochzeitsfeier gesungen). → Bimmel-bammel, Deerne
vull, völle 1. vollständig, ganz. vulle Maone (Vollmond, → lecht, Vullmaone). en vull Mess (best. Rasiermesser, im Ggs. zu → halwholl, holl). vullen Kettboom (geschlichteter Kettbaum, in der Weberei). vullen Staot (vollständige Sonntagskleidung).
2. voll. ne Lääpel vull. Et is so vull äs 'n Pöttken met Pieren (Es ist sehr voll). Dat Kind häff 'n Dook vull (hat die Windeln voll). Häs du de Oogen noch nich vull? (wenn man sich zu viel Essen auftut, bes. zu Kindern, → Buuk). Nemm 'n Beck nich te vull! (Nimm den Mund nicht zu voll, Vorsicht, mit dem, was du sagst). De kann de Muule nich vull kriegen (ist habgierig). Denne kaas ruhig föör vull rääken (Er ist nicht dumm). Se nemmt em nich vöör vull. Ik bün nich vull un ganz semmzig. He is neggensemmzig vull (ist 79 Jahre alt geworden, ist im 80. Lebensjahr). He is in 'n Fiewtigsten vull wodden (hatte den 51. Geburtstag). He häff alltied vöör vulle Pötte sääten (kennt keine Armut). De häff mi 't Gatt düftig vull schafuutert. → Froulöö, Hatte, hundert, Lippe, Nösse, stoppen, Wampe.
3. selbstbewußt, streng; barsch, böse. De was noch wall so vull ("Die war nicht ohne").
4. betrunken (derb). Wat is he weer vull west! Wat helpt di 't mooiste Gatt, wenn't nich vull is! •• Bääter unwies as vull! → dull, Hacke 1, Määse, Säidel.
Zs.: bastens-, böidel-, driete-, flöppen-, hoog(e)-, hööpe(n)-, lieke-, öppern-, öwwer-, picke-, picke-packe-, pöiten-, pöttken-, proffe(n)-, rammel-, rand-, sternhaagel-, stinke-, stöppen-, strieke-, töiten
vull "viel" → völle
Vullbaord m. Vollbart
Vullbröör, -brüür m. Vollbruder
Vullbuuks-aobend, -aowend m. Silvesterabend (Es wurde viel gegessen, scherzh.). → Nij-jaors-aobend
Vulldoon n. in der Wendg. (so) föör't Vulldoon (nur anstandshalber, aus Höflichkeit, weil es nicht anders geht). Se drünk föör't Vulldoon noch 'n Köppken Koffie met (z.B. wegen der Gesellschaft). → Anstand, anstandshalwer, Gefälligkäit, nettvull, schandewäägens
vullerläi, vuller(t)wäägen,-weggen → völlerläi, völlertwäägen
Vullgatter n. Vollgatter, parallel angeordnete Sägen (die sich auf u. ab bewegen), im Ggs. zu → Flacksaage
vullgeeten vollgießen. dat Glass vullgeeten (einschenken)
Vullgewwer, -gebber m. "wer viel gibt", in der Wendg. Dat is kinne Vullgewwer (Er ist geizig).
vullhollen aushalten, ertragen, verkraften. • Dat höllt dat beste Peerd nich vull! He kann dat nich vullhollen (Er kann das z.B. finanziell od. gesundheitlich nicht verkraften). → uuthollen
vulljäörig, -jaorig 1. volljährig.
2. einen runden Geburtstag habend. He wödd vulljäörig (wird z.B. 50 od. 60 Jahre alt).
vullkommen vollkommen (mod.). → vullmaakt. Nix is vullkommen!
vullmaaken vollmachen, füllen
vullmaakt vollkommen (alt). → vullkommen. Dat is nich vullmaakt.
vullmaols → völlmaols
Vullmaone m. Vollmond (mod.) → lecht, vull
vullpacken vollpacken, voll beladen
vullproff(k)en vollstopfen (bes. mit Essen)
Vullsaod n. (Ge, Bor, Rae, Rh) Vollsaat (im Forst)
vullschlaon vollschlagen. Se schloogen sik den Buuk düftig vull (aßen tüchtig). → Peggel
vullschmieten vollwerfen, bes. in der Wendg. Muss em nich noch 'n Hals vullschmieten! (nicht noch obendrein etw. schenken).
vullschriewen, -ben vollschreiben
vullständig, -stännig vollständig. Se kreeg ne vullständige Uutstüür.
vullstoppen vollstopfen. He häff sik de Tasken vullstoppt.
vullstuuwen, -ben vollstauben
vullsuugen vollsaugen. De Bijen häbbt sik vullsoggen met Honnig.
vulltieds → völltieds
vull-up vollauf, gänzlich. Dat was vull-up noog west.
vullwassen(d) ganz ausgewachsen; erwachsen. .n vullwassend Mensk. → halw-wassend