Wörterbuch der westmünsterländischen Mundart
2400 Lemmas
ha, hä was, wie? (Ausruf des Erstaunens). Ha, wat is't doch kold vandaag!
Hääbel, hääbeln → Hääwel, hääweln
Haabenix; Häbbenix m. Habenichts. → Schulte-van-Haabenix
Haabicht → Haawke
Haabööke, haabööken, Haabbööken- → Haagebööke, haagebööken, Haagebööken
häädaor → hee
Haagebööke, Haabööke, Häägebööke f. Hainbuche; Weißbuche. Ne Buur hieraodt ne Haagebööke, wenn daor män Geld in sitt (Ge). → Heggenbööke, Mählbääsenbuss, Piggendaorn, Wittheggenbööke
haa(ge)bööken, häägebööken aus Weißbuche, aus dem Holz der Hainbuche; knorrig. ne haageböökene Hegge. Dat is ne Haageböökenen (z.B. kantiges Gesicht, steifer Gang; rauhes Wesen). → heggenbööken, wittbööken
Haagebööken- auch: Haabööken-
Haageböökenhegge f. Hainbuchenhecke. → Böökenhegge
Haageböökenholt n. Hainbuchenholz. → Heggenböökenholt
Haagebutte f. Hagebutte, Frucht der Heckenrose. → Heggenroose, Jöcke-äärs
Haagebuttentee m. Hagebuttentee
Haagebuttenwien m. Hagebuttenwein
Haagedaorn, -durn m. 1. Weißdorn; Dornstrauch (Die trockenen Dornen wurden zum Verschließen der Mettwurstdärme bei der Hausschlachtung benutzt, → Schlehdaorn, Wostepigge). → Heggendaorn.
2. Hagebutte, Heckenrose
Haagel m. 1. Hagel, Hagelkorn. → naoshhlaon.
2. Schrot für die Jagdflinte. Wenn se kinne Koggeln mähr hä'en, häbbt se 'n Voggel klööwt, dann ging't met Haagel verdann.
Zs.: fienen, growwen
Haagelbiese f. Hagelschauer
Haagelfier f. (Wes, St, Sü, Ge, Bor, Rae, Rh, Bo) Feldprozession am zweiten Sonntag nach Fronleichnam
Haagelkaorn, -kurn n. 1. Hagelkorn. Dat wann. Haagelkäörner as Duuwen-äier. → Giesel, Grössböcker.
2. Schrotkorn für die Flinte, Patrone
Haagelkrüüs n. Kreuzesstation (z.B. der Feldprozession)
haageln hageln
Haagelprussioon(e) f. Feldprozession am zweiten Sonntag nach Fronleichnam. → Haagelfier, Ümgang
Haagelsack m. (Vr, St, Ge, Bor, Rae) Schrotbeutel des Jägers
Haagelschlagg m. Hagelschlag, Hagelschauer
Haagelschuur n. Hagelschauer; Hagelwetter
Haagel-ssucker m. Hagelzucker, grober Zucker für Zwiebäcke. → Ssuckerbeschüüte
Haagelweer, -wäär n. Hagelwetter
Haagelwolke f. Hagelwolke
haagelwitt schneeweiß. → schneewitt
häägen, heegen hegen; pflegen. → fläägen
Häägenkässken, Heggenkästken, -kärsken, -kösterken n. (Ot, Vr, St, Ge, Bor, Rae) 1. Beere des Weißdorns, Hagedorn. → Knaaksebüttken, Mählbääse.
2. Hagebutte
Hääger, Heeger m. Heger, Pfleger
Haakebeen n. wer das Bein nachzieht, humpelt. → Hinkebeen
Hääkel. Heckel (Wes, Ot, Ge, We, Ra, Bor, Hei, Bo) f. (Hääkels; Hääkelken) 1. Hechel, Flachshechel (in einem Holzbrett sind im Abstand von ca. 1 cm mehrere Reihen 4-5 cm lange Eisenstifte eingelassen. Die zuvor gebrochenen Flachsbündel werden hindurchgezogen, um die holzigen Teile des Flachsstengels zu entfernen u. den Flachs zu strähnen). ne growwe und ne fiene Hääkel (verschiedene Sorten). Well möggt se daor doch wall döör de Hääkel haalen (über jd. herziehen, → Tuun).
2. hakenförmiges Ende der Sichel u. des Sensenblattes zur Befestigung am Stiel (→ Säißenhacke).
3. Zinken, Haken an der Trommel des Stiftdreschers.
Zs.: Flass-, Hand-, Hatt-, Heed-
Hääkel- auch: Heckel-
Hääkel-arbäid f. Häkelarbeit
Hääkelbaorde, -burde f. (an)gehäkelte Borte (z.B. an Tischdecken)
Hääkelbuck m. Hechelstuhl zur Flachsbearbeitung
Hääkeldosker, -dösker m. kleine Dreschmaschine, Stiftdrescher mit Göpelgetriebe (fingerlange Eisenhaken auf der Eisenwalze; die Garben werden längs eingegeben im Ggs. zum → Breed-dosker). → Pinnen-, Stiftendosker
Hääkelgatt n. 1. Loch am Sensenbaum für das Ende des Sensenblattes (→ Hääkel).
2. unruhige Person, bes. Mädchen, das viel herumläuft
Hääkelmuster n. Häkelmuster
hääkeln 1. hecheln (ein Flachsbündel strähnen, um die Fasern nach dem Brechen u. Schwingen voneinander zu trennen, nach Länge zu sortieren u. so für das Spinnen vorzubereiten). → rispen.
2. häkeln (Handarbeit)
Hääkelnaodel, -naole f. Häkelnadel
Hääkelstohl m. Hechelstuhl. → Hääkelbuck
Hääkeltewwe f. 1. spitze Dreschmaschine. → Hääkeldosker.
2. redselige Person; klatschsüchtige, schimpfende Frau. → Peckeltewwe
Haaken. Haoken (We, Bor, Hei, Rh, Bo). Haok (Bo) m. (Haakens; Hääksken) Haken (z.B. als Werkzeug, zum Aufhängen). 'n Haaken up'n Ploogstatt föör de Liene. met'n Haoken Sprockholt daaletrecken (→ Haakenholt). Haaken to't Klouen-aftrecken (Haken des Schlachters zum Abziehen der Klauen). Di schellt 'n Haaken an't Gatt (Kriss glieks 'n Haaken an't Gatt) (wenn jd. die Tür nicht zumacht, → bööten). Dööre to, ik doo (dräi, schlao) di glieks 'n Haaken in't Gatt! Se häff wat an'n Haaken (an de Hand) (hat ein festes Liebesverhältnis) → fallen, Gatt, Näägel, Sack.
Zs.: Äiden-, Angel-, Bank-, Bläss-, Blend-, Brand-, Dack-, Deck, Döören-, Es-, Flees-, Föör-, Hängsel-, Holt-, Ies-, Kant-, Kapp, Kleeder-, Kraan-, Lampen-, Latt-, Leesten-, Löchten-, Madd-, Mantel-, Mest-, Nüst-, Pick-, Pott-, Pütten-, Putz-, Ritz-, Rohr-, Rüüm-, Saiden-, Schloot-, Schlöttel-, Schneesen-, Schränk-, Sollen-, Spais-, Speck-, Sprock-, Sträinge-, Strick-, Stülp-, Tack-, Tande-, Wand-, Wiemen-, Winkel-
haaken haken, verhaken; hakeln, einhaken. Et haakt hier un daor (verhakt, verhaspelt). De Säiße haakt (Die Sense ist schartig). De Ketten wodden kötter haakt, dann stott dat de Peerde nich so licht in de Hacken (bei der Sturzkarre). Dat Foor haakt sik bomm an de Nenndöör (zu hoch beladener Erntewagen, sitzt fest). Se haakt sik (ärgern, streiten sich). → häöken, stuuken 1.
Zs.: fast(e)-, loss-
Haaken- auch: Haoken
Haakenbredd n. Schlüsselbrett. → Schlöttelbredd
Haakenholt n. (St, Sü, Ge, Ra, Bor, Rae) trockene Äste, die mit Haken von den Bäumen gerissen wurden (Arme hatten das Recht dazu). → Sprockenholt, Sprockhaaken
Haakhoop m. kleiner Misthaufen, der mit einem Haken von der Karre heruntergezogen wurde
Haaken-nösse f. Hakennase
haakig schartig; kantig, eckig, nicht fließend. He löpp so haakig.
Zs.: lampen-
Haalemaol(e) n. (St, Sü, Ge, Ra, Bor, Rae, Rh, Bo) Hochzeitsbrauch: Abholen der Braut am Tag vor der Hochzeit, Einholen der Aussteuer der Braut, festliches Mittagessen auf dem Hof der Braut. → Kistenwaagen-föhrn
haalen (haalt, hällt; heel, heelen; haalt) holen. Daor was nix (van) te haalen (arme Leute; nicht freigebig). Fang nich an te haalen (bei Besuch: Die Hausfrau soll sitzen bleiben u. nicht so viel auftischen). Ik will mi dat man äs hier up an haalen (z.B. bei Tisch etw. zu sich hinholen). Ik will mi daor nix haalen (z.B. Erkältung). Haalen un ümbrengen is een Deel te völle (vom Leihen). Haalen, un Weerbrengen vergääten! (iron.). Laot se mi män haalen, de andern van mienen Older bünt alle a. wegg (vom Sterben). Usse Häärgott häff em haalt. → schloffen, schmaaken, Termien, Tuun, Ümstand, Wedde.
Zs.: loss-, Uutstüür-, weer-, wegg-
Haamen m. (Haamens) (Vr, Sü, Ge, Hei, Rae, Rh, Bo) Pferdegeschirr aus gepolstertem Rahmenholz gefertigt (das dem Pferd um den Hals geschoben wurde u. an dem die Zugvorrichtungen befestigt waren, im Ggs. zum Geschirr aus Kernleder). Denne sa'k äs döör'n Haamen kieken laoten (an die Kandare nehmen, streng behandeln, an die Arbeit kriegen). → Bladdsellen, Hamm.
Zs.: Koh-, Peerde-, Stääk-
Häämen → Hemden
Haamer m. (Haamers; Häämerken) 1. Hammer. Haamer, hou lieke, de Mester kick schääl (scheew) (wenn die Treffsicherheit beim Hämmern nicht so gut ist). Moss 'n Haamer in bäide Hande nemmen (wenn man sich auf den Finger geschlagen hat). Ik dach, ik kreeg eene met'n Haamer vöör'n Kopp (völlig überrascht). → Kaamer, Messlersmaote.
2. hammerförmiger Gegenstand, z.B. Teil des Pfluges. → Plooghaamer, schwaor.
Zs.: Amboss-, Beschlagg-, Bill-, Bleck-, Bock-, Dack-, Dissel-, Driew-, Fall-, Frücht-, Furnier-, Fuust-, Haar-, Holt-, Hoow-, Ieser-, Krüüs-, Läi-, Latt-, Matt-, Messel-, Müür-, Pick-, Ploog-, Säißen, Schaal-, Schlaage-, Schlicht-, Schmedde-, Schohmääkers-, Schuuster-, Schwiene-, Spitz-, Stääk-, Stohl-, Töör-, Vöör(schlagg)-, Wostehaamern;
häämern (Ge) hämmern
Haamerschlagg, Hammerschlagg m. 1. Hammerschlag; Abschlag vom glühenden Eisen am Amboß, Zunder. → Ambosspaol.
2. Muster in Stoff od. Papier.
3. Schäfchenwolken. Blaue Luch un Haamerschlagg giff Räägen an'n (up'n) daarden Dagg. Haamerschlagg witt, dann räängt 'n daarden Dagg, dat't dritt. → Schäöpkeswolken
Haamersellen, -söllen m. (Wes, Vr, Sü, Ge, We, Rae, Rh) Pferdegeschirr (der Holzfuhrleute, Holländer), nicht verstellbar im Ggs. zu → Bladdsellen. → hoogen Sellen, Kummet
Haamerstell, -en m. Hammerstiel
Haanepampel m. wer sich schlecht benimmt, nichts ernst nimmt (bes. Junge); eingebildete, eitle, großschnauzige Person
Haanepitt m. alberne, eingebildete Person
Haansken, Haansken- → Hansken, Hansken-
haapern hapern, fehlen (an)
Haar → Haare
haar 1 (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ra) trocken; kalt; windig. ne haare Wind
haar 2 links! (Befehl an ein Pferd). He treckt van haar nao hott (unbeständig). → biderhand, hüü
Häär, Heer, Herr m. (Häärens; Häärken) 1. Herr, ranghohe Persönlichkeit; Adeliger. Strenge Häärens regeert nich lange. • Nije Häärens hangt nije Hecken ("Neue Besen kehren gut", → Pott). • Well't weggdööt as ne Häär, de krigg't as ne Bäädler weer (wenn Werkzeug in unordentlichem, schmutzigen Zustand weggelegt wird). → Bäär, Geschirr, Nücke, prozessen, schmeerig.
2. Geistlicher. → Bimmel-bammel, Häär-öhme.
3. Herrgott. O Häär un miene Tied (un mien Seel)! (Ausruf des Erstaunens, des Erschreckens). Och, och, Häär, wat'n Spill! → Häärgott, leew.
Zs.: Bou-, Brood-, Doom-, Gilden-, Huus-, In-, Lehr-, Pacht-, Winkel-
Häär- auch: Heer-, Herr-
Haarbolten m. kleiner Amboß, auf dem die Sense gedengelt wird. → Haarhaamer, Spitt
Häärbuur m. 1. reicher, besser gestellter Bauer; Pachtherr, Grundherr.
2. eingebildeter Bauer
Häärd, Häärd- → Heerd, Heerd-
Haare, Haar f. trockenes, mageres Land, höher gelegenes Land; Anhöhe, Höhenzug, Sand
Haarg(e)räi n. Dengelgerät; Hammer u. Amboß
Häärgott m. Herrgott. Mien Häärgott noch van to! (Ausruf der Überraschung). Daor schwöör ik, bes (at) 't Häärgöttken ümmeföllt! (heftige Beteuerung). Man kann sölws usse Häärgott nich truuen, sagg de Buur, daor föhrde he up Sunndagg Höi in (Ra). Usse Häärgott dröffs alls anvertruuen, bloß kin dröög (loss) Höi, → Klüünmoddef. Mij kaas weggloopen, maor 'n Häärgott neet, sagg de Buur, daor leep üm 't Pugge wegg (Bor). • Usse Häärgott giff wall de Koh, maor nich den Strick daorto (St). • Well usse Häärgott Kinder giff, de giff he ook Buxen. • Well mennt, he häff de Häärgott an de Beene, de häff 'n Düüwel an't Gatt (He mennde, he hadde usse Häärgott bi de Fööte, daor hadde he 'n Düüwel bi'n Statt). Wenn usse Häärgott denne nich bääter kennt as ik, dann bliff he dr' loopen (von jd., den man nicht kennt). Usse Häärgott vergätt de kinne (nümms) . se kommt alle dran, den eenen froh, den annern laate (vom Sterben). Usse Häärgott is met de kläinen Kinder un met de Donnen. Dat ligg alls an usse Häärgott (z.B. wie alt man wird.). Usse Häärgott is föör alle daor (anstellt). • Du büs jao noch dümmer as usse Häärgott sein Peerd, un dat was ne Essel (Wortspiel). → afstählen, alle 1, anbääden, anvertrouen, Boom, Foot, Frou, Gemeende, Gräänsekodde, haalen, Hemmel, Karke, Kostgänger, Narr, opfern, rooken, sölws, upstaon, vergääten, Woste
Häärgottsweer, -wäär n. "Herrgottswetter". Is Häärgottsweer; moss di män lück denao richten (häbben) (Auch schlechtes Wetter ist vom Herrgott gemacht). → düüwelsk, Gottsweer
Haarhaamer m. Dengelhammer zum Schärfen der Sensenschneide. → Pinghaamer
Haarhuus n. Trockescheune für Ziegel
Hääring, Häärings- → Heering, Heerings-
Hääringsbüsse f. Behälter für Heringen, Deckelkasten aus Steingut für marinierte Heringe. De Hääringsbüsse stonn bi Noldes (Geschäft in Ammeloe) immer up de Teeke; de Tange daor fort bi an.
Häär-jeh, -jeminee Herrje! (Ausruf des Entsetzens, der Ungeduld)
Haarkatten (Pl.) Hitzegeflimmer. De Haarkatten loopt (Die Luft flimmert vor Hitze).
häärlik, heerlik, herrlik herrlich. Et süht häärlik uut. Et was ne häärliken Dagg.
Häärlik-käit f. Jubel, Herrlichkeit
haarn 1 dengeln (durch gleichmäßiges Schlagen mit einem Hammer die Schneide der Sense schärfen, dünn heraustreiben, mußte der Schnitter täglich ausführen, meist während der Mittagspause). Denne, de haaren lange (konnte nicht vergessen u. vergeben, nachtragend). → naonerken
haarn 2 reißen, springen, bersten. De Pötte haart us, wenn se te heet uut-trocken wäärd (Gefäße reißen, wenn sie heiß aus dem Töpferofen gezogen werden). → Afköhlboste, Frackwaare, Saiden, schöörn.
Zs.: kaputt-
Häärn- auch: Heern-, Herrn-
Häärnbai m. (Vr, St, Sü, Ge, Hei, Rae, Bo) holländische Tabaksorte, Feinschnitt (Krüllschnitt)
Häärndiss, -disk m. Herrentisch. → Äärswisk
Häärngrund m. Grund im Besitz des Adels
Häärnhuus n. herrschaftliches Haus. Dat gaff't blooß in de Häärnhüüser, nich bi de gewoonen Löö.
Häärnschufföör m. Fahrer des Fabrikanten, des Chefs
Häärnstunde, -stunne f. Herrenstunde, Zeit des Frühschoppens (11- 12 Uhr) für Honoratioren
Häär-öhm(e) m. 1. Pfarrer, Pastor, Geistlicher. Wi bünt kinne Häär-öhms Löö (keine Leute, bei denen der Pastor ein- u. aus geht). → geestlik.
2. Steinpilz; Maronenröhrling. → Bruunkappe
Häär-öhmshuus n. Pastorat. → Pastraote
Haarpatt m. Rille, gedengelter Streifen zwischen Schnitt u. Blatt der Sense. → Säißenpatt, strieken
Haar-riss m. feiner, fast unsichtbarer Sprung (bei gebrannten Gefäßen durch Abklopfen zu bemerken). → haaren 2, Kantenboste
häärschaftlik, herrschaftlik herrschaftlich, nach Art des Adels.
Zs.: hoog-
Häärschup, -schop f. Herrschaft; höher gestellte Personen, z.B. Vorgesetzte. Se moch de Häärschuppen bedeenen.
Haarsied(e), -siete f. linke Seite des Gespanns, Wagens
häärsken, herrsken herrschen
Haarspitt n. kleiner, in die Erde od. auf einen Klotz gesetzter Amboß, auf den das Sensenblatt beim Dengeln gelegt wurde (stand zwischen den Knien des sitzenden Denglers; in der Mitte zwei eiserne Hemmblätter, damit der Amboß nicht tiefer rutschen konnte)
haar-üm(me) nach links! (Befehl an ein Pferd, links abzubiegen)
haar-up nach links! (Befehl an ein Pferd, etw. nach links zu gehen). → hott-üm
Haas(e) → Haasen
Haaselbusk, -holt → Haaselnöttenbusk, -holt
Haaselmuus f. Haselmaus
Haaselnötte f. Haselnuß, Frucht des Haselstrauches. → Lammerskenn ötte
haaselnötten aus dem Holz des Haselstrauches
Haasel(nötten)buss, -busk m. Haselstrauchwäldchen. → Nöttenbuss
Haaselnöttenhegge f. Hecke aus Haselsträuchern
Haasel(nötten)holt n. Holz des Haselstrauches (wurde z.B. für Spazierstöcke gebraucht)
Haasel(nötten)struuk m. Haselstrauch
Haasen, Haas(e) m. (Haasens, Hääsken) Hase. • Wenn den Hund nich schetten hä"e, dann hä"e he 'n Haasen fangen! (Antwort auf Wenn- Sätze). Dat is 'n ollen Haasen (z.B. lange im Amt). Se löpp as´n Hääsken (flink, behende). → Alstätte, driewen, Hund, Salt.
Zs.: Angst-, Balken-, Bang-, Böön-, Dack-, Feld-, Moor-, Ooster, Paoske-, Sand-, Spring-, Ssucker-
Haasen-aor, -uhr n. Hasenohr. → Lääpel
Haasenbrao(de)n m. Hasenbraten
Haasenbrood n. Hasenbrot, Zittergras, Feldhainsimse (mit braunen Knospen, aßen die Kinder). → Sünt Janskruud, Tröie
Haasenbuck m. männl. Hase. → Rammler
Haasenfell n. Fell des Hasen
Haasengewäide, -ingewäide n. Eingeweide des Hasen
Haasenjagg(d) f. Hasenjagd
Haasenklaower m. Waldsauerklee
Haasenkopp m. 1. Kopf des Hasen.
2. Apfelsorte "Noblesse". → Bless-appel
Haasenköttel m. Hasenkot
Haasenlääger n. Hasenlager, Liegeplatz des Hasen. → Bou, Pott
Haasenmöörken weibl. Hase
Haasenmulde f. (Bor) Liegeplatz des Hasen. → Haasenpott
Haasenmuul n. Hasenscharte
Haasenpatt m. "Hasenpfad", in der Wendg. Haasenpatt nemmen (Reißaus nehmen, fliehen). → Feldschoh
Haasenpoot m., -poote f. 1. Hasenfuß.
2. Angsthase
Haasenpott m. Liegeplatz des Hasen
haasenräin F(Vr, St, Sü, Ge, Ra, Hei Rae, Bo) jagd-, weidgerecht. Is he ook haasenräin? (kein Wilderer).
Haasensasse f. Hasenlager. → Haasenlääger
Haasenschliem m. wilde Malve → Schliemwottel
Haasensette f. Hasenlager, Gelege, wo Jungtiere geworfen werden
Haasenstrick n. Drahtschlinge, mit der Hasen gefangen werden. → stricken 1
Haasenstatt m. Schwanz des Hasen. Salt up'n Haasenstatt leggen (sagt man Kindern, wenn sie einen Hasen fangen wollen).
Haasenwiewken weibl. Hase. → Haasenmöörken
Haasken, Haasken- → Hansken, Hansken-
Haas-up Ruf der Treiber bei der Jagd. → vöörne
haaten hassen. De haat't sik (wenn z.B. zum zweiten od. dritten Mal auf einem Acker die gleiche Frucht angebaut wird).
Hääwel, Hääbel m. (Hääwels) Hebel. → Böörboom.
Zs.: Pünder-
hääweln, hääbeln hebeln.
Zs.: hoog(e)-
Haawer m. Hafer (bes. als Pferdefutter angebaut). De Rogge sägg: Schmiet't de mi maor up, ik komm de wall in. Den Haawer sägg: Bout de mi maor under, ik komm de wall uut (Hafer muß tief eingesät werden, Roggen flach). • Peerde, de 'n Haawer verdennt häbbt, de kriegt'n nich. Well 'n Haawer verdennt, de krigg'n nich (Wer die Hauptlast der Arbeit trägt, bekommt keinen Dank, → Essel 1). He häff te vull Haawer kreggen (Draufgänger). Denne steck 'n Haawer (übermütig, mutwillig, → Welldaage). Dann giff't langen Haawer (Schläge, z.B. mit der Peitsche bei Pferden). Häs ook Haawer in de Knee? (beim Kitzeln eines kleinen Jungen am Knie). → bomm, Bookwäiten, Buxe, Dounacht, Eerde, Meddaggschlaop, säien, schwatt, Wark.
Zs.: Fahnen-, Flugg-, Pluff-, Säi-, Saod-, wilden-
Haawer-äöle f. Frau, die viel redet. → *Hääkeltewwe, Kääkelwiew *
Haawer-aore f., -aor n. Haferrispe
Haawer-appel m. Apfelsorte, die zur Zeit der Haferernte reif ist
Haawerbarg, -berg m. Stapel von ungedroschenem Hafer (in luftdurchlässiger, offener Überdachung, rund, quadratisch od. rechteckig). → Barg, Bargroode, Kapp-, Stöckebarg, Saodkappe
Haawerbönne m. (St) Dachboden als Stapelraum für Hafer
Haawerbou m. Haferernte
Haawerbulster m. Abfall vom Hafermehl, Haferspelzen, -spreu. Haawerbulster in'n Papp. → Spijpapp
Haawerflocken (Pl.) Haferflocken
Haawer(flocken)papp m. Milchsuppe mit Haferflocken angedickt, gekochte Haferflocken
Haawergarwe f. Hafergarbe
Haawergiftbloome f. Rittersporn
Haawergötte, -gotte f. Hafergrütze; Milchsuppe aus Haferflocken, Haferschleim (wurde als Heilmittel bei Entzündung u. Geschwür benutzt, z.B. im Beutel auf schmerzendes Ohr gelegt). → Spijpapp
Haawergöttenpapp m. Haferschleim
Haawergrütte, -grötte f. Hafergrütze
Haawerhalm m. (Rh, Bo) Haferhalm. → Haawerspier
Haawerkaff n. Abfall, Spreu vom Hafer. In de Weege lagg 'n Büül met Haawerkaff (→ Haawersack). Gudden Dagg! (Antwort:) Noch mähr sück Schlagg in't Haawerkaff (un Bohnenstroh) (wenn man jd. begegnet: "Du hast mir gerade noch gefehlt", Jux). • Ne olle Henne lött sik nich met Haawerkaff locken (hat Erfahrung, Ra).
Haawerkaorn, -kurn n. Haferkorn
Haawerkaste(n) m. Haferkasten, Futterkiste
Haawerkien n. Haferkeim
Haawerkiste f. Futterkiste mit Hafer (im Pferdestall)
Haawerklapp m. kurze Zeitspanne, Augenblick, Moment. Dat is in'n Haawerklapp edaon (schnell getan). Üm'n Haawerklapp, dann räängt't all weer (in Kürze). De Klocke is 'n Haawerklapp vöör (geht ein paar Minuten vor). He kümp de alle Haawerklapp an (alle paar Tage). He hüült üm jeeden Haawerklapp. Jeeden Haawerklapp was se krank. Daor kiek ik jeeden Haawerklapp nao (Das beobachte ich dauernd). → Fingerlang, Hand-ümdräien
Haawerland n. mit Hafer besäter Acker
Haawermähl n. Hafermehl
Haawermiete f. Stapel von ungedroschenem Hafer im Freien
Haawerpapp → Haawerflockenpapp
Haawerpeer(e) f. Birnensorte, die zur Zeit der Haferernte reif ist
Haawerpüppken Hafergarbe
Haawersack m. 1. Futtersack mit Hafer für Pferde (z.B. bei Waldarbeit, bei wartenden Kutschpferden). • Denne mött't se den Haawersack hööger hangen (Er ist mutwillig, übermütig, ihn "sticht der Hafer", z.B. bei einem Kind). → Foorsack, Fräätebüül.
2. mit Haferspreu gefüllter Sack als Matratze in der Wiege. → Beddesack, Haawerkaff
Haawersaod n. Saathafer, Hafer für die Aussaat
Haawerschliem m. Haferschleim (z.B. als Krankendiät bei Magenverstimmung). → Haawergötte
Haawerschnaore f. Haferrispe
Haawersewwe n. Hafersieb
Haawerspier m. Haferhalm
Haawer-ssegge f. (Vr, St, Bor, Rae) Bekassine, Moorschnepfe, Himmelsreiter. → Hemmels-, Vääne-ssegge
Haawerstoppel (Pl.) Stoppeln des Haferlandes
Haawerstroh n. Haferstroh (als Viehfutter; wurde angefeuchtet zum Verpacken der Töpferware verwendet). → Holtwulle
Haawerstück n. Ackerstück mit Hafer
Haawertröie f. Haferrispe
Haawer-upschlagg m. Aufschlag durch selbstaussäenden Hafer (von überreifem Hafer)
Haawerverbou m. Haferanbau (bei Pferdebauern)
Haawke, Hawke; Hawte (Rh, Bo). Haabicht (Rh) m. (Haawken) Habicht. Et giff völle Haawken, de sik föör Duuwen uutgewwet. → uutgewwen 2
Zs.: Duuwen-, Hohner-, Muuse-, Scheer-, Stoot-
Haawken- auch: Hawken-, Hawten-
Haawken-nüst, -nüss n. Habichtsnest
habä ätsch! (wenn man jd. auslacht, verhöhnt)
Habakuk m. dümmliche, komische Person. Wat büs ne Habakuk van ne Käärl! (bei komischen Aussagen).
Häbbel m. 1. Mund. De häff ook immer sienen Häbbel loss. He häff te völle an'n Häbbel (redet viel).
2. Plappermaul. → Bäbbel, Räbbel
Häbbelbüül m. wer undeutlich od. schnell spricht
Häbbeler(t) m. wer viel u. schnell spricht
häbbelig undeutlich. De praoten so häbbelig.
häbbelig "zappelig" → hebbelig
Häbbelij f. schnelles, undeutliches Sprechen
häbbeln, habbeln schlecht, undeutlich sprechen. Se häbbelt sik wat terechte.
häbbeln "zappeln" → hebbeln
häbben (häff; hat, hadden; hat) 1. haben, besitzen. Je mähr at se häbbt, desto knickeriger bünt se. He häff em noch wall (hat Geld). Well nix häff, häff ook nix te säggen. Wat häs, dat häs, un wat kriggs, dat wees noch nich (z.B. nicht übereilt verkaufen). Sehn is häbben, un häbben is hollen. Wahrn dööt häbben. Spoorn un Wahrn dööt häbben (Sparen u. Bewahren führen zu Reichtum). Häbben of nich! (Auch ein kleiner Gewinn ist nützlich). Wat häs dann nu? Wu häbb wi dat dann nu hat? Ik häbb't so in de Knee (Schmerzen). Gott helpe, wenn de Käärls wat häbbt (wenn die Männer krank sind). Wenn se't dann häff ("Regel" der Frau, → Spill). Denne, de häff de Frou krank. Dat konn he nich häbben (vertragen, aushalten, war ihm zuwider). Se häff wat met em hat (z.B. Streit, Verhältnis). Wat häff se van't Lääwen noch hat (nach schwerem Leiden). Wat häff he devan? Daor was he vöör te häbben (Das mochte er gern). Daor häbb se em lellk met hat (ihn reingelegt, geärgert). Harr ik di, wat woll ik di, schlöpp'ke de ganze Nacht bi di (Tanzlied, Polka- Mazurka). → arm, fröhr, Geck, gewwen, gudd, inbelden, können, Kopp, Naober, spitz, süüwer, tegudde, up, Uule, wahrn.
2. bekommen, erhalten. Wenn't de Wäärdschoppen van mi häbben mossen, dann soog't nich gudd uut (konnen se nich bestaon) (wenn alle so wenig in die Gaststätten gingen). Ih häbbt se! (Ausruf bei der Ernte: Die letzte Garbe ist auf dem Wagen, → Waagenbredd). Nu sall he't häbben (wenn jd. schon oft gefragt hat; nun kann ich mich rächen). Ih könnt't kriegen, as ih't häbben willt. Dann häbbt se't, äs se't häbben willt (bekommen ihren Willen). → Fett.
3. zu sich nehmen, essen, trinken. Wi häbbt vandaage Pannekooke hat (Bei uns gab es heute Pfannkuchen). eene häbben (einen trinken). He häff eene hat (angetrunken).
4. sich benehmen, verhalten. De häbbt sik so raar (benehmen sich seltsam, z.B. stellen sich an).
Häbbenix → Haabenix
Häbberech(t) m. rechthaberische, streitsüchtige, zänkische Person. Häbberecht sass heeten, män schwiegen muss de doch. • Recht häss, un Häbberecht sass heeten, (Antwort an rechthaberische Person).
häbberechtig rechthaberisch
häbbs(k) (Wes, Ot, St, Sü, Ge, We, Bor, Hei, Rae) habgierig, gierig. De is so häbbs un so nao sik to. → inhaalik
Hacht, Hach m. n. (Hachten) Kerbe, Einschnitt, Fallkerbe am Baum; Hauende des gefällten Baumes. He schleet immer in't selwe Hach (in dieselbe Wunde). Se häbbt sik in't Hacht (vertragen sich nicht). → anhouen, Fallkerb, Kiel 2, Nücke.
Zs.: Hou-
Hack m. in der Wendg. van'n Hack up'n Tack (beim Reden von einem Punkt auf den andern kommen, ohne sichtlichen Zusammenhang). → Holt n.
Hack n. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ra, Hei, Rae) Gehacktes, Hackfleisch
Hackbiel(e) f. Fleischerbeil, Beil des Metzgers
Hacke 1 f. (Hacken) Ferse (am Fuß, Strumpf, Schuh); Absatz des Schuhs. • Se löpp sik kinne Blaoren an de Hacken (faul; Drückeberger, → Schohsolle). He häff de Hacken vull hat (war betrunken, derb). De schiet't sik teggensietig in de Hacken (wenn sich Bekannte betrügen). • Wu de Backen, so de Hacken (Wer schnell ißt, kann auch schnell arbeiten, → flott). He häff nich völle üm de Hacken (kein Geld, → Foot). Et häff nich völle üm de Hacken (ist sinnloses Gerede, ohne Bedeutung). Em löpp't üm de Hacken (Er ist verwirrt). Dat löpp di up de Hacken (Du mußt dich beeilen). Di mu'k äs up de Hacken trään (anspornen zur Arbeit). De föhrt di in de Hacken (gefährlicher Fahrer, → Kniff). He häff de Hacken sehn laoten ("hat Fersengeld gegeben", → Haasenpatt). → afloopen, Absatz, Lidd 1, Moss, Schüppe, Weegenstroh.
Zs.: Scheew-, Schiet-, Schloff-
Hacke 2 f. (Hacken; Häcksken) hakenförmiges Gerät, Werkzeug, z.B. Spitzhacke, Gartenhacke. ne Hacke föör'n Gaorden (zum Unkrautjäten, Lockern der Erde, Grasnarbe, → Häcker). met de Hacke Kanten behouen (Werkzeug des Kanthauers, dem Dechsel ähnlich). ne Hacke to't Kaputtkloppen van Toonkluutens (in der Töpferei, z.B. alte Axt). → Schüppe.
Zs.: Gaorden-, Heed-, Mäi-, Mest-, Pick-, Piep-, Plaggen-, Rodd(e)-, Ruut-, Säißen-, Spitz-, Stump-
Hacke 3 f. (Hacken) Haken, hakenförmiger Gegenstand. ne Hacke ineenemaaken (Holzverzahnung mit Widerhaken, bei der Fußpfette; Zimmermannstechnik). Hacke van de Säiße (Sensenhaken, → Hääkel). De Hacke moch an'n Schinken dran bliewen (föör ne Bruudlachte), dat de mooi lang was (hakenförmiger Knochen). de Hacke van de Panne (die vorstehende Nase des Dachziegels zum Aufhängen, → Nösse)
Hackebredd n. Brett zum Hacken von Fleisch
hackelig ungerade, zackig geschnitten; schwierig, gefährlich. → hacketacklig, huckelig, tackelig
häckeln (Ge, Bo) zanken, Streit suchen. Laot dat Häckeln! → hacken
hackemaien o-beinig, ungeschickt laufen od. gehen. → mäihacken
hacken 1. hacken. Ruut hacken (→ Häcker). Plaggen hacken (→ Plaggenhacke). De Hahn floog em up'n Kopp un hacken. Daor bünt se immer up an't Hacken (kritisieren, ärgern). He is dat schwatte Schaop in de Famillge, daor bünt se drup an't Hacken. Se läägen drup te hacken as de Kräien up de Uule (quälen, heftig ärgern). → Graawen.
2. mit dem Holzkreisel spielen. → Hack-kloot.
Zs.: hick-, kaputt-, kläin-, loss-, mäi-
Hackenkappe f. Fersenkappe (am Holzschuh)
Hackenmess, -er n. Fersenmesser (des Holzschuhmachers). → Fassmess, Hölldissel
Hackenspier, Hackspier n. (Wes, Vr, St, Sü, Rae) Schwengel, Krummholz zum Aufhängen des geschlachteten Schweins an der Leiter (wurde durch die Hinterbeine des Schweines gesteckt). → Krumm-, Schlachtholt
Hackenspitz m. alter Tanz, Polka. Hackenspitz un daor nich vöör, krieg'n bi'n Kraagen un schmiet'n vöör de Döör (wurde beim Tanz gesungen, Vr). → Hack-up-Teh
Hackenstell, -en m. Stiel der Hacke
Hackepack n. (St, Sü, Ge) Gesindel. → Huckepuck
hackepacken streiten, zanken. De häbbt sik te hackepacken. Se ha'n wat te hackepacken. Se könnt sik nich hackepacken (vertragen sich).
Hackepaol m. 1. Hauklotz. so dicke as ne Hackepaol (sehr dick). So'n Hackepaol bruukt de. → Houpaol.
2. wer immer geärgert wird
hackepillen (Ot, St, Ge, Ra) in Stücke zerhauen
Häcker m. Hacke mit drei Zinken zum Entfernen von Unkraut, zum Lockern der Erde (z.B. für Runkelrüben). → Hacke 2, Krässer 1, schuuwen, Veertand.
Zs.: Dreetand-, Gaorden-, Ruut-, Schnie-, Veertandhacketacklig;
hacketackelik (St, Sü, Ge) zackig geschnitten
Hack-kloot m. Holzkreisel (für Jungen; gedrechselt, mit Rillen u. Eisenspitze; wird mit dem herumgerollten Bindfaden auf den Boden geworfen u. angetrieben). → Döppken, Dräidopp, Dräi-, Driewe-, Drumm-, Holtkloot, Gedräißel, Houdopp, -kloot, Iesedopp, Ieskloot, Kloot, Klossepinne, Pinndopp, Rannepeeter, Settekloot, Settpinn, Wark-kloot
hack-klooten mit dem Holzkreisel spielen. Wenn de Tied daor was, dann wodde hack-kloot up de Straoten.
Hack-klootspinne f. Eisenstift des Webschiffchens, wurde als Stift für den Holzkreisel benutzt. → Scheesenpinne
Häckmäck n. ungeordnete, wertlose Sachen; dummes Zeug, Unsinn. Wat sall den Häckmäck? Maakt nich so vull Häckmäck! (nicht so viel Aufwand).
Hackmess, -er n. Hackmesser zum Zerkleinern von Fleisch, Leber
Hackploog m., -plöögsken zweirädriger Scharpflug (zum Aufhäufeln von Kartoffeln, mit einer od. drei bis fünf Scharen).
Häcksel n. klein geschnittenes Futter, z.B. kurz geschnittenes Stroh als Pferdefutter. Häcksel in'n Sump doon. Dat Häcksel schnedden se faake aobends nao't Ääten. Häcksel un Haawerkaff wodde met't Foorlaaken längs 't Veh verdeelt. Äier laggen in'n Korw in lang Häcksel (Verpackung für Eier).
Zs.: Garwen-, Höi-, Kott-, Muuse-, Stroh-
Häckselbank(e) f. Bank zum Häckselschneiden. → Häckselmaschiene
Häckselbönne m. Häckselboden
Häckselkaste(n) m. Häckselkiste, Futterkiste
Häckselkiste f. Häckselkiste, Futterkiste. De Peerde schloogen met'n Schnuuten under den Deckel van de Häckselkiste (wenn sie Futter wollten).
Häckselkorw m. Korb für Häcksel
Häcksel-laa(de) f. Lade der Häckselmaschine
Häckselmaschien(e) f. Häckselmaschine
Häckselmölle f. Häckselschneider, Häcksler
häckseln häckseln, Stroh kurz schneiden; Feldfrüchte zerkleinern. Wi häbbt vandaage Raab häckselt.
Häckselsack m. großer Jutesack zum Transport von Häcksel
Häckselschnieder m. Häckselmaschine. → Schniekoue
Häckselschüüte f. Häckselkorb (aus Weidenruten, mit einem Griff; damit wurde Häcksel von der Kiste in den Pferdetrog geschöpft)
Häckselwänneken Häckselkorb zum Einfüllen von Häcksel in den Pferdetrog
Hackspaon m. Waldarbeiter (scherzh.)
Hackspäöne (Pl.) Späne, die beim Hacken, Sägen von Grubenholz anfallen (durften die Holzarbeiter mitnehmen)
Hackspier → Hackenspier
Hack-up-Teh m. (Bo) alter Tanz, Polka (Ferse u. Fußspitze werden im Takt abwechselnd auf den Boden gesetzt)
Haddewadderij f. (Wes, St, We, Bo) Streiterei
Hahn m. (Hahnens; Hähnken) 1. Hahn (Hofhahn, Kirchturmhahn). • Ne gudden Hahn wödd selten fett. He is den Hahn in'n Korw. • En ollen Hahn un ne junge Henne, dat giff Äier in de Mände (viele Kinder, → Blaag). He schriff, as wenn ne Hahn öwwerw´t Papier eloopen is (schlechte Handschrift, Bo, → Hahnenfoot). Wenn de Hahn (van'n Karktaorn) in't Waaterlock kick, giff't Räägen (zeigt die Windrichtung an). Worüm sitt ne Hahn up den Taorn (Karkentaorn) un kinn Hohn? (Antwort:) Dat den Köster nich alle Morgen de Äier uuthaalen mott. → bestredden, bieten, frömd, Hohn, kräien, krüüdig, patuu, Quenne, Recke, upneenejaagen.
2. männl. Taube (alt). → Aornd.
Zs.: Bark-, Däälen-, Duuwen-, Fasaanen-, Fatt-, Flinten-, Gass-, Hoff-, Houpt-, Knurr-, Kröpper, Mood-, Palm-, Pou-, Schruut-, Spring-, Stoppel-, Taorn-, Tapp-, Tries-, Waater-, Weer-, Zwerg-
Hahnbalken, Hahne(n)balken m. oberster Verbindungsbalken zwischen den Dachsparren. → Hahnholt
Hahnemann m. (Vr, Rh, Bo) junger Hahn (Kinderspr.)
Hahnen-bieten Hahnenkampf
Hahnenbollen m., -bölleken Hähnchenschenkel, -keule
Hahnenfeere, -fäär(e) f. bunte Schwanzfeder des Hahns. → Tweetimpen
Hahnenfoot m. 1. Fuß des Hahns. He schriff as ne Hahnenfoot (schreibt schlecht, St, → Hahn).
2. Hahnenfuß, Hühnerhirse (grasartige Pflanze). → Ääpe, Botterbloome, Kräienfoot
Hahnenjück n. (Wes, Ot, Vr, St, We, Bor, Rae) "Hahnenjoch", nicht existierender Gegenstand (z.B. als Aprilscherz). → Näinaodelsaod
Hahnenkaom m. 1. Hahnenkamm.
2. Hahnenfuß, Ackerholzhalm (grasartige Pflanze). → Hahnenfoot
Hahnenkaorn, -kurn n. Mutterkorn. → Moodersdood
Hahnenklaower m. Hornschotenklee, gemeiner Hornklee (rankend, feine, gelbe Blüten, Blätter wie Klee). witten un rooden Hahnenklaower. → Röi-, Wittklaower
Hahnenküüken n. junger Hahn. → Hennen-, Hohnerküüken
Hahnen-natt n. Hähnchensuppe (Das Hähnchen wurde nach dem Kochen gebraten). → Hahnenwaater
Hahnen-schatten Nachbarfest nach einer Hochzeit. → Hahnenschlachten
Hahnenschinken m. (Vr) Hähnchenschenkel
Hahnen-schlachten Nachbarfest am dritten Tag nach der Hochzeit, bei dem Hähnchen geschlachtet u. verzehrt wurden. → Hahnenvertehrn, Korw-weerhaalen
Hahnenschräi m. Hahnenschrei, Krähen des Hahns (etwa 1 km weit zu hören). Hillige-dree-Könninge längt de Daage ne Hahnenschräi.
Hahnenstatt m. Hahnenschwanz
Hahnenträäßel, -trättsel n. Keimscheibe des Eis, Blutfleck im Eidotter. → Hahnentratt, Trääßel
Hahnentratt m. 1. Hahnenschritt. Et is mon ne Hahnentratt (ganz in der Nähe, → Kattensprung). Nij-jaor ne Hahnentratt, Hillige-dree-Könninge ne Sprung un Lechtmissen ne Stunde (vom Längerwerden des Tages, → Hahnenschräi). → Wüllen.
2. Keimscheibe des Eis, Blutfleck im Eidotter (Spuren der Befruchtung).
3. Stoffmuster (eng kariert). → verschotts
Hahnentritt m. (Rh) Keimscheibe des Eis
Hahnen-vertehrn Nachbarfest nach einer Hochzeit (z.B. wird am zweiten Tag ein Hahn "amerikanisch" versteigert; vom Erlös wird gefeiert.)
Hahnenwaater n. (Vr, St, Sü, Rae, Rh) Hähnchensuppe. → Hahnen-natt
Hahnepampel, -pitt → Haanepampel, -pitt
Hahnholt n. 1. Strebe in der Spitze der Dachsparren, Querbalken im obersten Teil des Daches. → Hahnbalken, Uulenlock.
2. Hosenboden, Gesäßteil der Hose; Hintern. Wat häs de Buxe hooge in't Hahnholt sitten? Wat häff he't Hahnholt leege hangen! (wenn die Hose hängt). eene bi't Hahnholt (bi de Buxe) kriegen (verhauen). He häff kinn Hahnholt in de Buxe (mager). He höllt kinn Hahnholt in de Buxe (sehr unruhig, immer unterwegs). → Bönne, packen, Solder
hahnig 1. stolz, hochmütig.
2. zänkisch.
3. sexuell aktiv. De Ollen könnt ook monks noch ganz hahnig wenn'.
Hähnkesbuur m. Bauer, der sich auf Hühnerzucht spezialisiert hat (abw.). → Äierkäärl
häi Hallo! (Ausruf). Häi, kiek di äs ääben üm! → höi
Haia f. Wiege, Kinderbett (Kinderspr.). Gao in de Haia
haia in Kinderversen, Wiegenliedern, z.B. Haia, popaia, schlao 't Höhnerken doot. Haia, haia, Kinneken, Appel un Peern in't Spindeken. Haia, haia Kindeken, dat Päppken steht in't Spindeken; un will dat Kind nich schwiegen, dann mött't wi't Päppken kriegen (Ra).
Haiabeddeken Bettchen (Kinderspr.)
Häide m. (Häiden) Heide, Nichtchrist, Ungetaufter
Haide f. Heide, in der Wendg. Se süngen, dat de Haide wackelt. → Heed
Häidel → Häil
Häiden → Heiden
Häiden-angst f. große Angst
Häiden-arbäid f. sehr viel Arbeit
Häidendum, -doom n. Heidentum
Häidenkäärl, -kerl m. Heide, Nichtchrist. He schännt as 'n Häidenkäärl. → Kätsker
Häidenkind n. 1. Heidenkind, ungetauftes Kind; ungetauft gestorbenes Kind (wurde im Grab der Großeltern beigesetzt). Wuss 'n Häidenkind wenn.? (wenn ein Kind nicht zur Kirche gehen od. beten will). en Häidenkindken koopen (Spende für die Mission, damit ein Kind die Missionsschule besuchen kann).
2. Kind aus Heiden, in Ortsneckereien. → Heiden
Häidenkoffie m. Kaffeetrinken der Nachbarfrauen kurz nach der Geburt eines Kindes. → Blijkoffie
Häidenmäölken (St, Ge, Bor, Hei, Rae) Mahlzeit od. Kaffeetrinken der Helferinnen der Mutter sofort nach der Geburt eines Kindes
Häidenschrick m. (Bo) großer Schreck
häidnis(k) heidnisch. → Graes
häien (Vr, St, Sü, Rae) rammen
Häie f. (Rae) Ramme, z.B. zum Einrammen von Fundamentpfählen in moorigen Boden.
Häienkäärl, -keerl m. (Rae) Arbeiter, der die Ramme bedient
Häientou n. (Rae) Seil der Ramme
Häientrecker m. (Rae) Arbeiter, der die Ramme bedient
haikig (Ra, Bor) verwöhnt; wehleidig; wählerisch im Essen, albern im Sprechen. → ssaankig
Häikoräi Hurra! (Ausruf der Freude, bes. beim "Palmsingen"); Jubel, Lärmen. Maak doch nich so'n Häikoräi! → Koräi, Lawaai, Palm
Hail, Häidel n. Heil, Wohlergehen. teggen't Häidel in (gegen den Strich, das Gegenteil sagen od. tun). He dööt immer teggen't Hail in (tut das Gegenteil, gegen sein Wohl, Quertreiber). De praot teggen't Hail in (Gegenreden, widerborstig). → Ströö.
Zs.: Seelen-
Hailiger Gaist m. Wäschespinne über dem Küchenherd. (scherzh.)
hail-loos heillos. Dat was ne hail-loose Arbäid (mühsam, ohne Ende).
Hainrich, Haini PN Heinrich. → Hinnerk.
Zs.: flotten, langen, stolten
Hai(n)sken, Hai(n)sken- → Hansken, Hansken-
häißern, häistern (Vr, Ge, Bor, Hei) hetzen, eilen. He was an't Häissern un Iewern.
Häister m. (Häisters) Heister, junge Eiche. eekene Häisters (Eichensträucher)
Häister-eek m'n. Eichenlohe von jungen Eichen (beste Qualität für Gerberei). → Acker-, Boom-eek
Häistergaor(de)n, -gurden m. Anpflanzung u. Zucht von Eichen
häister-klabäister im Kindervers. Häister-klabäister kasplenter in de Bux (z.B. bei Durchfall).
häistern → häißern
Hajasses Oje! (Ausruf der Überraschung). → Jesses, Ojasses
halbeern halbieren
half → halw
Hälfte f. Hälfte. He was nao de olle Welt, he droog dat Gatt noch in twee Hälften (Jux). → bääter, glööwen, Pääte, üm
hall "schon" → all
Halloodria n. "Krach, Unsinn" → Allootria
Halloosie, Halöösie f. (Wes, Vr, Bor) Taschenuhr
Halm m. (Hälme; Hälmken) Halm. De Rogge steht noch up'n Halm (noch nicht gemäht). → Spier.
Zs.: Gasten-, Gröss-, Haawer-, Roggen-, Stroh-
Hals m. (Hälse; Hälseken) 1. Hals. Dat stääk wi in'n Hals (machen wir endgültig, planen wir um, → Farken). Ne Koh melkt döör.n Hals (Milchleistung ist vom Futter abhängig). He kann den Hals nich vull kriegen (habgierig). Et geht üm Hals un Kraagen (Es geht um Kopf u. Kragen). met Hals un Krach (mit knapper Not). Hals öwwer Kopp (überstürzt, plötzlich). He ligg mi up.n Hals (up de Taske). He häff sik wat up'n Hals haalt (Er hat sich etw. "aufgehalst"). • Dat kann em bolle den Hals brääken (Das kann ihn zugrunde richten, → Nacken). Se schmitt sik so ne lubbetsken Käärl an'n Hals. Ik dach, se hadd´t all in´n Hals schnedden (den Plan aufgegeben). → aftrecken, Buuk, drao, Ende, Foore, Houpt, kräien, Liew, losshollen, Lunge, Pott, putzen, Tunge, ümdräien, uut.
2. "Schlucker", ärmliche, schmächtige Person. So'n bedrööwt Hälsken. ne frommen Hals (gutmütig). → Blood, Schluckert.
Zs.: Bläär-, Bölke-, Dräi-, Fläsken-, Ganse-, Gier-, Giez-, Jack-, Juck-, Lang-, Natt-, Peerde-, Quääl-, Reer-, Scheew-, Schlucke-, Schraap-, Schräi-, Schreew-, Schwaanen-, Waog-
Hals-afschnieder m. "Halsabschneider", Betrüger
Halsbrand m. Diphtherie
Halsbränne f. (Ge, Bor, Rae, Bo) Ziegenpeter, Mumps
Halsdook m'n., -dööksken Halstuch. → Knüppdook
hälsen hasten, eilig sein; schnell u. angestrengt etw. tun. Ik kann dat Hälsen nich gudd häbben (Hast, Hektik). He was an't Hälsen (atmete schwer, japste). sik hälsen (sich beeilen, sich anstrengen). Wi mochen us hälsen, dat wi 't Höi noch in Hööpe kreegen. → hassebassen
Hälserij f. Hast, Eile; starke Anstrengung. Wat ne Hälserij vandaage! → Hassebasserij
Halsgatt n. Rachen, Kehle, Gurgel, Schlund (abw.). He häff wat in't verkährte Halsgatt kreggen (sich verschluckt). • He häff dat in't verkährte Halsgatt kreggen (falsch verstanden, übel genommen). Et verbrennt achter in't Halsgatt (wenn jd. viel essen kann, ohne dick zu werden). • Döör't Halsgatt geht vull döör: Land un Sand, Huus un Hoff, ne Waaterkamp met ne däörne Hegge (Vermögen mit Essen u. Trinken durchbringen, → Buurn-arwe). He jägg alls döör sein Halsgatt. Döör denne sien Halsgatt is Huus un Hoff (is 'n Vermöögen) döörloopen (Trinker). → Pedde, Strotte
Halsholt n. Deichselhalter, Schwengel aus Holz od. Eisen mit einem Ring zum Tragen der Deichsel am Zweispänner. → Halskoppel, trüggeschuuwen
Halskette, -kedde f. Halskette; Kette zum Anbinden des Viehs. → Haltestrang
Halskettenbladd n. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge) Blattgeschirr des Pferdes
Halskoppel f. Nackenriemen, Trageriemen für die Deichsel am Zweispänner (wird in den Deichselhalter eingehakt; zum Zurückschieben des Wagens). → Halsholt, Krüüsholt
Hals-odder f. Schlagader am Hals
Halspiene f. Halsschmerzen, Mandelentzündung
Hals-ümschlagg m. Halswickel (bei Halsentzündung). → Saltlappen
Halswörmer m. Halswärmer, gestrickte Binde um den Hals (mit Knöpfen u. eingestrickten Verzierungen, trugen Frauen u. Mädchen im Winter). → Schamiesken
Haltepigge f. Holznagel zum Befestigen von Holzteilen (aus gespaltenem Eichenholz)
Halter m. (Halter) Halfter; Haltestrang. → afstrieken.
Zs.: Ketten-, Knee-, Koh-, Linnen-, Peerde-, Tou-
Haltern ON Haltern (Westf.). → Schelm
haltern das Halfter, den Haltestrang anlegen. de Köhe haltern.
Zs.: knee-
Haltestrang m. Halfterseil, Haltestrang für Pferd od. Kuh (festes Seil aus Flachs, war in der Halterung am Kopf des Tieres in einer Kette od. einem Gurt befestigt). ne Haltestrang an't Koppstück. Wenn dat Füll verkofft wodde, moch daor ne Haltestrang bi wenn'. en Schleet met'n Haltestrang (beim Richten, um die Haltestange für das Gebinde bewegen zu können, → Folge). → Band, Halskette, Handstrick, Lienken-springen, Peerdehalter, Schleet
Halunke m. (Halunken) Halunke, Gauner, Betrüger. → Schmiegel
halw halb. nen halwen Daaler (1,50 Mark). nen halwen Aort (Achtelliter Schnaps). Lao we noch ne Halwen ingeeten (einen Schnaps). To, deelt uh dat eene halwe Äi noch (vom Auffordern bei Tisch, scherzh.). Se häff den halwen Dagg verschlaopen. • Häs du all wall ne halwen Kopp met twee Oogen sehn? (Antwort: "Ja", mit beiden Augen gesehen, Jux, → halwen Kopp). halw üm halw (halb u. halb, z.B. Roggenmischbrot: halb Roggen, halb Weizen). He löpp harüm as ne halwen Wilden. halw geck (halb verrückt). Dat was so nen Halwen (geistig beschränkt, → halwgebacken). Dann häbb'k 'n Wegg halw (Dann habe ich den halben Weg). → doodgaon, heel, Öwwerlegg, Pottdeckel, Schläägel
halwen Kopp m. halber Schweinskopf, gekocht, als kalter Aufschnitt (mit Zwiebeln auf Schwarzbrot, als Festtags-, Hochzeitsessen, auch als Hochzeitsgeschenk). up'n halwen Kopp nöögen (zur Hochzeit einladen für einen Tag). → halw, Köttelstööter, plaaten, Puggenkopp, Schinken, schwienshalwen Kopp
Halw-af, -of n. Hälfte (beim Arbeiten, Teilen); Halbzeit (z.B. beim Tanzen). Halw-af, sägg Schoppers Bernd (z.B. beim Teilen einer Tasse Kaffee). → Halwpatt
Halw-aort, -urt m. Achtelliter (Schnaps). → halw, Hälwken
Halwblood n. Halbblut
Halwbröör, -brüür m. Halbbruder, Stiefbruder
halwdaags, -daggs halbtags
halwdonne (Bor) halbtrunken. Halwdonne is weggeschmetten Geld. → Dönnte
halwdood halbtot. He will em halwdood schlaon (heftig verprügeln).
halwdunker halbdunkel, dämmerig. → schemmerdunker
Halwdutz(end) n. ein halbes Dutzend, sechs. 'n Halwdutz Blaagen
halwdüüster halbdunkel. So in'n Halwdüüstern wodde noch nich de Lampe anmaakt (in der Dämmerung). → schemmerdüüster
halwer halber, um - willen, wegen. (Üm) Frääns halwer will ik leewer schwiegen.
Zs.: anstands-, ehrn-, fräädens-, frönds-
halwerläi halbwegs, ungefähr. Wi häbbt dat so halwerläi ofemaakt. Ik häbb mi dat all so halwerläi vöörnommen.
halwe Seels in der Wendg. up halwe Seels setten (Windmühlenflügel halb bespannen
Halwflees, -fleesk n. "Halbfleisch", nicht ausgewachsenes Fleisch. Kalwflees is Halwflees.
halwgaar halbgar, nicht durchgebraten, -gebrannt. ne Halwgaaren (Halbstarker, Jüngling). → Halw-wässling
Halwgeback n. 1. halbgare Gefäße in der Töpferei.
2. geistig beschränkte Person
halwgebacken, -gebackt halbgebacken, halbgar; unvollkommen. ne Halwgebackenen (dümmlich, geistig beschränkt). → Buuske, elsen, gaar 2, Lünen, Stadtlohn, ungaar
halwgroot mittelgroß. → middelgroot
halwholl (Vr, St, Sü) halbhohl, halbgebogen. 'n halwholl Mess (Scheermess) (mittelbreites Rasiermesser)
Halwjaor n. Halbjahr
halwjäörig, -jaorig halbjährig
Halwkammgaorn n. best. Sorte Kammgarn
Hälwken n. Achtelliter Schnaps. → Halw-aort
Halwkind n. junges Mädchen (abw.)
halwlang halblang. ne halwlange Piepe (krumme Tabakspfeife, im Ggs. zu → kott, lang). → Böggelpiepe
Halwlinnen n. Halbleinen (aus Flachs u. Baumwolle)
halwlinnen aus Halbleinengewebe. en halwlinnen Dook
halwloss halb offen. Sett de Dööre äs halwloss. De Schüüre was halwloss (nicht an allen Seiten verbrettert). → verplänkt
Halwmisse f. Wandlung in der Messe. Et lüdd Halwmisse van'n Klockentaorn.
Halwmaone f. Halbmond
Halwpatt, -part m. Hälfte (beim Teilen), halber Teil, halb u. halb. Lao we dat Halwpatt doon (maaken) (teilen). Lao we 'n Äörtken haalen, Halwpatt (die Kosten teilen). → Halw-af
Halwpund n. halbes Pfund
Halwpundpäcksken Halbpfundpäckchen (z.B. Kaffee)
Halwpundpakeetken Halbpfundpaket
Halfpundsteen m. Gewichtsstück von einem halben Pfund
Halwpundstück n. Gewichtsstück von einem halben Pfund
halwrund halbrund. ne halwrunde Nenndööre
Halwschääpel, -scheppel m. halber Scheffel (20 Pfund Roggen)
Halwschääpelbrood n. Brot von ca. 30 Pfund (aus 20 Pfund Roggen)
Halwschlagg m. Zwitter; unvollkommenes Wesen. → Quenne, Üüter
Halwschlaop m. Halbschlaf
Halwsiede f. Halbseide
halwsieden aus Halbseide
Halwsteen m. Ziegelstein, längs vermauert (10-12 cm breit). → Anderthalwsteen
Halwsteensmüür(e) f. Wand, Mauer aus längs gemauerten Steinen. → Anderthalwsteen-, Rijmüüre
Halwsteensmüürwark, -werk n. Mauerwerk aus längs gemauerten Steinen. → Steensmüürwark
Halwsteensverband m. Mauerverband für Fachwerk, Streckverband
Halwstiewen m. Hutart ("Melone"). → Bibi
halwsunndaags(k), -daggs(k) halbfein, fast sonntäglich. halwsunndaags Tüüg (weder Arbeits- noch Sonntagskleidung). → halww örkeldaagsk
Halwsüster f. Halbschwester
Halwtruur f. Trauerzeit (z.B. sechs Monate nach dem Tod). Bi Halwtruur droog de Frou en witt geblöömt Plättken un en geblöömt Lind.
halwtöllig halbzöllig, z.B. Brett (1,3 cm)
halwverschnedden halbkastriert. ne halwverschneddenen Bullen (gilt als bösartig). → Bull-ossen
halwwääg(en)s, -weggs auf halbem Wege, halbwegs; einigermaßen. Wi wann. noch män halw-weggs in Ottensteene, daor begunnt't te räägen.
halw-wassend (Rh) halbwüchsig. → halw-wössig
halw-wässlig halbwüchsig. en halw-wässlig Schwien. so ne halww ässligen Jungen. → halw-wössig
Halw-wässling, -wössling m. 1. halbwüchsiges Tier (z.B. Hase, Läuferschwein).
2. Halbstarker, halbwüchsiger Junge, Jüngling
halw-wörkeldaags(k), -daggs(k) halbfein (zwischen Werk- u. Feiertag). ne halw-wörkeldaagsen Waagen. → Feernwaagen, halwsunndaagsk
halw-wössig halbwüchsig. halw-wössige Farkens. → halw-wassend
Halw-wössling → Halw-wässling
halw-wullen, -wüllen halbwollen
Hamm n. (Hamme) (Vr, St, Sü, Bor, Rh) Zugteil des Pferdegeschirrs, der dem Pferd um den Hals geschoben wird. → Haamen
Hamm "Sensenangel" → Hamme
Hamman → Harm
Hamme, Hamm f. (Sü, Ge, We, Rae) Sensenangel, Sensenhaken. → Hääkel, Hacke 3
Hamm(e)jänne f. zimperliche, wehleidige Frau
Hammel m. (Hammels) kastrierter Schafbock (gilt als störrisch). → Schaopsbuck.
Zs.: Blööd-, Koll-, Leege-, Stried-
Hammelbeen n. Hammelbein, in Wendungen wie an de Hammelbeene kriegen (schnappen, zur Ordnung bringen). Ik sall di de Hammelbeene lang trecken (z.B. zum Lehrjungen).
Hammelbrao(de)n m. Hammelbraten
Hammelfett n. Hammelfett
Hammelflees, -fleesk n. Hammelfleisch
Hammerschlagg → Haamerschlagg
Hammsellen, -söllen m. (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Hei, Rae, Rh) Pferdegeschirr (gebogene Form)
Hampelerij f. Hampelei
hampelig zappelig; unbeholfen. Watt sitts du daor weer hampelig up'n Stohl! → hebbelig
Hampelkaore f. unruhige Person (kommt nicht voran bei der Arbeit)
Hampelmann m., -männeken 1. Hampelmann (Spielzeug, wird aus Brettchen od. Pappe selbst angefertigt).
2. unruhige, zappelnde, alberne od. schmächtige Person. → Hinnemann
hampeln hampeln, zappeln; trödeln, nicht vorankommen. Liggs daor weer te hampeln un kümms nix wieder met't Wark. → hebbeln, musseln 1, pampeln, tünteln
Hampeltriene f. unruhige, nervöse, alberne Person (Mädchen od. Frau)
Hamster m. (Hamsters) 1. Hamster.
2. Bettler (z.B. Orgeldreher, Musikant). Daor kweem frooger äs ne Hamster an de Dööre. → Hamsterer
Hamsterbacke f. Hamsterbacke, dicke Backe
Hamsterer m. Bettler; wer um Lebensmittel bettelte od. tauschte (nach dem Zweiten Weltkrieg). Bäädlers kammen so rech nich, mehr so Hamsterers. → Hamster
Hamsterkoop m. Hamsterkauf, Vorratseinkauf von knappen Waren
hamstern hamstern, Vorräte einholen
Hamster-relle, -rölle f. Gang, Bau des Hamsters
Hamstertaske, -tasse f. "Hamstertasche"; große Tasche
Hamstertied f. Zeit, in der viel gehamstert wurde (Kriegs- u. Nachkriegszeit)
Hanaaken (Pl.) (Vr, St, Ra, Bor) Pöbel, Gesindel. → Jannaagel
Hand f. (Hande; Händken) Hand. de Hand doon (die Hand geben, schütteln, → Pastoor). Et gaff wat döör de Hande (vom Lehrer mit dem Stock). Ne stramme Hand was bääter föör de Blaagen. met de Hande schnieden (sägen). Se häbbt alls met de Hande verdeent (durch schwere Arbeit). Se häbbt alle Hande vull te doon. Houptsaak, ih häbbt Geld in de Hande. De höllt de Hand wall up (fordert). He schlött de Hande öwwer'n Kopp tesaamen (Er ist sehr überrascht). He häff wat üm de Hande (hat zu tun, ist beschäftigt). Ik häbb in'n Oogenblick nix under de Hande (nichts in Arbeit). Usse Jungs häbbt mi de Arbäid uut de Hand nommen. He konn 't Wark nich uut de Hande quiet weern (war langsam bei der Arbeit). Et löpp em uut de Hand (mißglückt ihm). Et geht ähr gudd (bääter) van de Hand (van't Gatt) (gelingt, klappt). Se häff de Hande daor nich nao staon (ist ungeeignet, → Finger). He nimp dat Spill in de Hande (übernimmt die Führung). Dat doo wi em an de Hand (überlassen wir ihm, z.B. zur Reparatur). Dat häff he mi extrao an de Hand doon (warm ans Herz gelegt; versprochen). nao de Hand gaon (helfen, zur Hand gehen). Ik häbb de Tange wall bi de Hand (griffbereit). He was bi Hand (war zur Stelle). kott bi de Hand (in der Nähe). Daor is he flott (gau) met bi de Hand (Das macht er sofort, → bihand).Et mutt Hand in Hand gaon (ineinander greifen; einer muß dem andern helfen). Dat mutt Hand un Foot häbben. Dat häff nich Hand noch Foot. Dat ligg up de Hand (ist offenkundig). He häff wat an de Hand (hat ein Mädchen). üm de Hand van de Dochter anhollen (bidden) (anhalten). Händekes bi 't Ballsp öllen (beim Ballspiel an die Wand: z.B. neun mal mit den offenen Händen). Moss de Tante dat gudde Händeken doon. → bäide, Dööre, drieten, dull, Föör, Frää, Frijer, haruutkommen, Heft 1, Kopp, Krüüs, link, plaogen, prackeseern, schlaon, Schohsolle, sehn, spijen, spöllen, Stüür, Tand, ümschmieten, under, uptällen, Waater, Waord, warm, wasken.
Zs.: Ächter-, Froulöö-, Kinder-, kolle, Piep-, Schmeer-, Teer-, Twidde, Vöör-, Vöörder-
Hand-arbäid f. Handarbeit (z.B. Stricken, Sticken, Häkeln); Handwerken; von Hand gefertigter Gegenstand. → Stellmaakerij
hand-arbäiden handarbeiten (z.B. im Schulunterricht). → lettern, näien
Handbessem, -n m. Handfeger. → Handstöffer
Handbiel(e) f., -bielken kleines Beil
Handböcker, -bocker m. kleiner Holzhammer (bes. des Holzschuhmachers). → Bockhaamer
Handbohr n. Handbohrer
Handbook n. Handbuch
Handbössel → Handebössel
Handbreed f. Handbreite (Maß). Ik nemm daor äs ne gudde Handbreed af, sagg de Näister.
Hand-dook, Hanndook m'n. Handtuch. Haal mi äs 'n blauen Hand-dook föör de Pumpe. He is so dünn as 'n Hand-dook (sehr mager). → bunt, damasten, gestriept
Hand-dookbänksken Gestell zum Trocknen der Handtücher. Up dat Hand-dooksbänksken, daor stönn'n de Koffiemölle und de Pääperdööse up.
Hand-dookwääwer m. Handtuchweber
Hand(e)bössel, -bossel m. Handbürste; Handfeger. → Handstöffer
handekold naßkald. → fingerkold
Handel, Hannel m. Handel. Dat was ne gudden Handel (vorteilhaft). Daor is kinn Handel in (Das ist zur Zeit nicht gefragt). • An'n kläin Stück Handel sitt mähr an as an'n langen Ende Arbäid. → Fingerbreed, Geschäft, Handschlagg.
Zs.: Äier-, Book-, Holt-, Ieser-, Keese-, Koh-, Kollen-, Peerde, Schwatt-, Sunndaggs-, Tüsken-, Tüüg-, Veh-
handelaabig, hantelaawig (Ra) zappelig, unruhig; störrisch. Sitt daor nich so hantelaawig! (z.B. zu Kindern bei Tisch).
handeln, hanneln handeln, Handel treiben, Geschäfte machen. De handeln in Bütte, old Ieser, Felle (Lumpenhändler). To't Handeln häört (de) twee (Beide müssen sich einig werden). Wenn ih 't Handeln willt lährn, mutt ih nao Holland gaon; wenn ih bedroggen wilt weern, ook (von Grenzbewohnern gesagt). → Famillie
Handels-, handels- auch: Hannels-, hannels-
handels-eenig handelseinig. Se bünt sik hannels-eenig wodden.
Handelsjuu(de), -jödde m. jüdischer Händler, Viehhändler
Handelskäärl, -kerl m. Händler
Handelslöö (Pl.) Händler, Kaufleute
Handelsmann m. Händler
Handels-schoole f. Handelsschule
Handelstied f. Zeit des Pferdehandels (Herbst u. Frühjahr)
Handfääger m. Handfeger. → Handstöffer
handfast(e); handfest (Wes, Bor, Rh) handfest; solide, fest, sicher; zuverlässig. He is noch wall ne handfesten Käärl (z.B. die Arbeit gelingt ihm; nicht ängstlich).
Handfatt m. Handgriff. → Hantel
Handfatt n. Behälter mit Handgriff (z.B. mit Griffdaube)
handfest → handfaste
Handgaorn n. Zwirn, Zwirnsfaden (aus Flachs, zum Annähen von Knöpfen). → Iesergaorn, Tweern
Handgeld n. Vorauszahlung, kleine Anzahlung (ein Taler bei Dienstantritt, Vertragsabschluß mit dem Gesinde); Trinkgeld. → Meegeld
Handgelenk n. Handgelenk
handgemaakt handgemacht. ne handgemaakte Klumpen (im Ggs. zu → Maschienenklumpen). → eegen, sölwsgemaakt
handgenäit handgenäht
handgeschmeddt handgeschmiedet. Wi häbbt handgeschmeddte Assen ver-arbäidt.
handgespunnen handgesponnen
handgestrickt handgestrickt. → sölwsgestrickt
handgewääwt handgewebt. → sölwsgewääwt
Handgriepe f. (St, Sü) Handgriff, Henkel, eiserner Griff am Herdfeuer, Kesselhaken. → kolle Hand
handgrieplik 1. handgreiflich.
2. handlich
Handhääkel, -heckel f. Flachskamm. → Flasskaom
händig, hännig 1. geschickt, schnell, flink, gewandt, leicht. .n händig Maiken. Se is so händig up de Beene (läuft behende). Dat geht ähr händig van de Hand (Darin ist sie geschickt). He kümp hännig an Geld. Hännig an, dat beste Been voruut! De Hochtied häbbt se noch nich so hännig betahlt (nicht mühelos, ohne weiteres). Dat säggs du so händig daorhen (so einfach, als wäre es nichts). händig wall (wahrscheinlich, wohl, vielleicht). → behendig, Bijmeese, wippstattig.
2. schlecht entwickelt, kümmerlich, schwächlich. .n hännig Kalw (mager). händig Röggsken (schlecht wachsender Roggen). → Nettelkönning.
Zs.: eegen-, een-, griff-, knapp-, kott-
Händigkäit, Hännigkäit f. 1. Geschicklichkeit. Met Händigkäit konn he de Peerde ook nich gelährt maaken.
2. Kleinigkeit, Leichtigkeit, kurzer Zeitraum. Et is mon ne Händigkäit (kein Problem). Dat is in ne Händigkäit geböört. In ne kotte Händigkäit sett't wi den Dosker terechte. → Handschlagg.
Zs.: Kott-
Hand-in-Hand f. Verschluß der Halskette, Uhrkette. → Tüskenstück
Handkaore f. Handwagen, Handkarren (mit zwei od. drei Rädern, wurde von Handwerkern z.B. zum Transport von Gerüstholz benutzt, von den Bürgern zum Garten mitgenommen; Vorläufer des → Bollerwaagen)
Handkeese m., -keesken (St, Sü, Ge, Bor, Rae) Handkäse (aus Dickmilch)
Handlampe f. Handlampe. → Handlöchte
handlang lang wie eine Hand (Maß)
handlangen handlangen, anreichen; als Maurergehilfe, Bauhilfsarbeiter arbeiten. → anlangen
Handlanger m. Bauhilfsarbeiter, Baugehilfe (mußte schwere Arbeit verrichten: das Baumaterial ohne technische Hilfsmittel nach oben bringen). Ne gudden Handlanger mutt in dree Jaor kaputt wenn., ne ganz gudden in een Jaor. Ne gudden Handlanger mott man .s Aobends met'n Spaisvoggel todecken können an de Bahne.
Handlangerschool(e) f. "Schule für Handlanger" (Jux). Up de Handlangerschoole in Ammeln, daor häff sik een doodröhrt (wenn ein Maurer den Mörtel zu lange rührt od. jd. die Karten zu lange mischt).
Händler m. Händler.
Zs.: Kollen-, Peerde-, Schrott-, Tüüg-, Veh-
Händlerpeerd n. Pferd für den Markt. De Händlerpeerde wodden blooß vöörne beschlaon (Eisen an Hinterhufen waren verboten wegen Ausschlagens.)
Handlienje f. Handlinie. de Handlienjen uutleggen
handlik handlich, bequem. → geriewhändig, geriewlik.
Zs.: un-
Handlöchte f. Handlampe. → Looplampe
Handloop m. Geländer, Handlauf
Handmaote f. mit der Hand gemessenes Maß (z.B. Höhlung des Holzschuhs)
Handmaschienken Maschine zum Haareschneiden (bei Jungen). → Haor, Kniepmaschienken
Handnäimaschien(e) f. Handnähmaschine
Hand-örgel, -orgel n. Ziehharmonika
Handpeerd n. das beim Gespann links gehende Pferd (wird vom Fuhrmann geführt). → bihand
Handpinsel m. Pinsel des Anstreichers
Handpostille f. Evangelienbuch, Erbauungsbuch. → Goffiene
Handrüggen m., -rügge f. Handrücken
Handsaage f. kleine Säge, Fuchsschwanz
handsaam, -sam zur Hand liegend; geschickt, flink zur Hand
Handschiewe, -be f. Drehscheibe, altertümliche Töpferscheibe
Handschlagg m. 1. Handschlag (Einschlagen der Hände beim Kaufvertrag). Met'n Handschlagg is 'n Handel dedöör un dann gelt den Pries. → inplacken.
2. kleine Arbeit, Kleinigkeit. Kaas mi ääben helpen, et is mon ne Handschlagg (nicht der Rede wert). Denne häff kinne Handschlagg daon (faul). → Händigkäit, Handtast, Oogenschlagg, Totass
Handschrift f. Handschrift.
Zs.: Froulöö-
Handspeegel m. Spiegel mit Handgriff
Handstock m. Spazierstock. → Aobendgänger, Pracke
Handstöffer, -stoffer m. Handfeger. → Handbessem, -fääger, Handebössel, Stoffer
Handstrick n. Haltestrang für Pferd od. Rind. → Haltestrang
Handtange f. kurze, handliche Schmiedezange (nur zum Schneiden von Hufeisen, nicht zum Halten, Erwärmen am Schmiedefeuer)
Handtaske, -tasse f. Handtasche
Handtast f. (Ot, Vr, St, Sü, Ge) kurze, leichte Beschäftigung. Et is blooß ne Handtast. → Handschlagg
Handteeken n. Handzeichen, Unterschrift
Handtouwääwer m. (Ot, Sü, Ge, Rae, Rh, Bo) Weber. → Handwääwer
Hand-ümdräien Handumdrehen. Dat geböörde in't Hand-ümdräien (sehr schnell). → Haawerklapp
Hand-uplaage f. (St, Hei, Rae, Rh, Bo) Handauflage (mittlerer Teil der Drehbank). → Raitstock
Handvull f., Hännekenvull n. Handvoll, kleine Menge. Daor wann. mon ne Handvull Löö (wenige). • Ne Handvull Geschäft bregg mähr as ne Armvull Arbäid. Doo de män en Hännekenvull Salt bi in (z.B. beim Abschmecken von Wurst). Et is mon so'n Hännekenvull (zierliche Person, → Heemken). → Froulöö, Schohnäägel
Handwaage(n) m. Handwagen, Bollerwagen mit vier Rädern (für Leute ohne Zugtiere). → Handkaore, Boller-, Treckewaagen
Handwääwer m. Handweber. → Handtouwääwer
Handwääwerij f. Handweberei. → armöödig
handwalken (Ge, Bor) oft u. lange durch die Hände gehen lassen. → befüüsten
Handwaoge f. Handwaage (z.B. beim Krämer, auf dem Markt)
Handwark, -werk n. Handwerk
handwarken, -werken handwerken, ein Handwerk ausüben
Handwarker, -werker m. Handwerker
Handwarks- auch: Handwerks-
Handwarksg(e)räi n. Handwerkszeug
Handwarkstüüg n. Handwerkszeug
handwarm lauwarm. handwarm Waater
Handwerksbursch(k)e m. wandernder Handwerksgeselle (zog umher, verdingte sich bei verschiedenen Meistern auf Zeit; Obdachloser). He süht uut as ne Handwerksburschke (schlecht angezogen). → Kolonist, Schooiert, Wandergeselle
Handwieser m. Wegweiser, Schild (aus Holz, mit aufgezeichneter Hand). An'n Wegg stönn ne höltenen Handwieser. → Weggwieser
Handwörmer m. Muff
Hanf, Hannef; Hannop (Ge) m. Hanf. → Jüüte
Hanf- auch: Hannef-, Hannop-
Hanfgaorn n. Hanffaden (für den Pechfaden des Schusters, → Pickedraod)
Hanfkuhle f. (Wes, St, Ge, Hei, Rae, Rh, Bo) Teich, in dem Flachs eingeweicht wurde; Kaltwasserröste. → Flassrööte, Flass-, Röötekuhle
Hanfsack m. Sack aus grobem Hanfgewebe. → Juutesack
Hanfseel n. Hanfseil
Hanftou n. Hanftau, festes Tau
Hang m. Hang; Neigung. He häff ne Hang daorto.
Hange f. Hängelampe
Hänge f. (Hängen) Bügel, Henkel; Türangel. .n Stippnattspöttken met ne Hänge dran uut Ieser. → Gehänge, Hängsel
Hange-äärs m. Pferd mit abfallendem Kreuz
Hangebacke f. Hängebacke
Hangebuuk m. Hängebauch
Hangefääken, -fäcken n. (St, Sü, Ge, We) an Ketten hängender Kasten für Ware unter dem Töpferwagen (für kleine Gefäße, Spielzeug, Ware zweiter Wahl, für Schnaps u. den Hafersack des Pferdes). → Schipp
Hangefack n. an Ketten hängender Kasten für Ware unter dem Töpferwagen. → Hangefääken
Hangelampe f. Hängelampe (z.B. in der Küche, Petroleumlampe)
Hangelippe f. 1. hängender Mund.
2. Heulsuse, quengelnde, mißgelaunte Person. → Fläppe, Prattmuule, Schlaotlippe
hängeln (Wes, Vr, St, Sü, We, Bor, Rae, Bo) angeln. → angeln
hangen (häng; hing, hingen; hangen) hängen. de Kaore an den Waagen hangen. den Kopp (dat Gatt) hangen laoten (mutlos, enttäuscht, → Flöggel, kopphangig, schliepstatten). de Lippe hangen laoten (wehleidig, schlecht gelaunt, → Hangelippe). Liggs daor de hangen! (herumhängen, unlustig, ziellos). De häs alltied achter't Gatt hangen (lästig). Ik bün hangen blewwen (z.B. mit der Kleidung; durch Zufall hier geblieben). He frett, as wenn he hangen soll (ißt gierig). → Bäädelbüül, Buxe, Flöggel, Geldbüül, lang, Lögge, Luft, Lunge, Näägel, Napp, Schlippe, Seel, Toog, Uhrkette, wönnen, uut.
Zs.: loss-, wegg-
Häng(e)paol m. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Rae, Bo) Pfosten einer Einzäunung, der das Drehtor hält; Eckpfosten. Ik bün nich dienen Hängepaol (wenn sich jd. bei einem auf die Schulter lehnt, lästig wird). → Lönnepaol
Hänger m. Henkel, Griff (z.B. am Eimer). Daor was ne iesernen Hänger an'n hölten Waater-emmer. Veer Hängers, tien Tängers un ne hölten Kawupp: well sitt daor drup? (Rätsel: Magd auf dem Melkschemel beim Melken). → Fänger, Kartoltersack.
Zs.: Haol-, Up-
Hängkorw m. Bügelkorb
Hängpaol → Hängepaol
Hängsel n. Drehpunkt, Scharnier, Türangel; Gelenk. → Gehänge, Hänge, Schannier.
Zs.: An-, Aor-, Döören-, Warf-
Hängselhaaken, -haok(en) m. Gehängehaken (wird in den Pfosten eingeschlagen, trägt Tür od. Klappe; darin dreht sich das Gehänge). → Nücke, Winkel-ieser
Hangsolder, -soller n. (St, Ge, Bor, Rae, Bo) Empore, Orgelbühne der Kirche. • De Düüwel kümp öwwer't Hangsolder in de Karke.
Hanndook → Hand-dook
Hannef, Hannef- → Hanf, Hanf-
Hänneken-vull → Hand-vull
Hannel, hanneln, Hannels- → Handel, handeln, Handels-
Hannes → Hans
hännig, Hännigkäit → händig, Händigkäit
Hannop, Hannop- → Hanf, Hanf-
Hans, Hannes PN Johannes. → Blässe, Jan.
Zs.: Klau-
Hans(k)en, Haa(n)sken. Hai(n)sken (St, Sü, Ge, We). Hantse (Rh, Bo). Hanßen (Bo) m. Handschuh. Treck Hansken an! ne Haansken van ne Käärl (eingebildet, unmännlich). → löi.
Zs.: Finger-, Fuust-, Glasee-, Kinder-, Lidd-, Marie-en-, Sammet-, Scheepers-, Strick-, Stulpen-, Wull-
Hansken- auch: Haa(n)sken-, Hai(n)sken-, Hanßen-
Hanskenkäärl, -kerl m. wer bei der Arbeit Handschuhe trägt (galt als unmännlich)
Hanswost m. Hanswurst
Hanßen, Hanßen- → Hansken, Hansken-
hanteern hantieren, (erfolglos) vor sich hin arbeiten. → musseln 1
Hantel f. (Hantels) Henkel, Handgriff an Gefäßen; Griff am Werkzeug (z.B. an der Säge). → Anpäcker, Griepe, Handfatt
hanteln (Wes, Vr, St, Sü, Ra, Hei, Bo) angetrocknete Töpferware mit Henkel versehen (einen Tag nach dem Drehen). → anschmacken
Hantse, Hantsen- → Hansken, Hansken-
Häöbel, Häöwel m. (Häöbels) (Vr, St) ungeschickte, unbeholfene, grobschlächtige Person. Wat ne Häöbel, he föllt öwwer siene eegenen Beene. Daor wann. en paar Häöbels an't Wark (von ungeschickter Arbeit).
häöbelig, häöwelig (Ot, Vr, Sü, Ra) ungeschickt, unbeholfen, linkisch; grobschlächtig; ungeschickt auf den Beinen. → bullerig
häöbeln, häöweln (Ot, Vr, St, Sü, Bor, Rae, Rh) ungeschickt, unordentlich arbeiten, herumhantieren, nicht zurechtkommen. → paocheln
Haok(en), Haoken- → Haaken, Haaken-
häöken 1. mit einem Haken befestigen, fassen.
2. festhängen (wie an einem Haken). → haaken
Haol n. (Haols; Häölken) 1. Kesselhalter, verstellbare Aufhängevorrichtung aus Holz od. Eisen am Herdfeuer für Töpfe (oft reich verziert). den Pott uut't Haol nemmen. He mott't Haol schüürn (mit Sand scheuern, schmutzige Arbeit). Strie öwwer't Haol (etw. Unmögliches: ein Kesselhalter hängt, man kann nicht darüber schreiten).
2. hakenförmiges Gerät, z.B. Eisenteil an der Winde zum Aufladen von Bäumen (→ Kracke 1), Halter, an den eine Lampe gehängt werden kann.
3. in der Wendg. up Haol wenn. (gut gelaunt sein).
Zs.: Balken-, Dräi-, Kasten-, Ketten-, Krack-, Lang-, Löchten-, Pannen-, Ploogstatt-, Pott-, Saage-, Schott-, Schruuw-, Stöck-, Tacken-, Wende-, Wipp-
haol (Wes, Vr, St, Sü, Ra, Bor, Rh) kalt, scharf, schneidend. haole Wind. → Määrt
haola-haola Ausruf zur Beschwichtigung des Pferdes beim Hufbeschlag
Haolboom m. 1. Rundholz für den Kesselhaken quer im Rauchfang.
2. Eichenholz zum Aufhängen u. Häuten des geschlachteten Rindes. → Schlachtholt.
Zs.: Strie-öwwer'n-
Haolfuus(t) f. (Wes, Ot, Vr, St, Ge, Hei) Haken am Kesselhalter des Herdfeuers. → Haol-ieser
Haolhänger m. (Wes, Ot, Vr, St, Ge, Hei) Halter am Kesselhaken des Herdfeuers
Haol-ieser, -n n. verstellbarer Kesselhalter über dem Herdfeuer. → Saage-, Tackenhaol
Haolwost(e) f., -wöstken (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Bor, Bo) dünne Mettwurst, kleines Würstchen (aus zusammengeschabten Resten beim Wursten, Anteil für die Kinder), übrig gebliebene Mettwurstenden. → Braomwösteken, Jööselwoste
Haor n. (Haore; Häörken) Haar. de Haore schnieden. Daor wöss 'n Kopp (´t Verstand) döör de Haore (beginnende Glatze, → Riege). He häff de Haore te Barge staon. He häff Schulden äs Haor up de Hund (up'n Kopp) (He häff mähr Schulden äs Haore up'n Kopp) (viele Schulden, → dicht). Se häff Haore up de Tande (up'n Tand) (streitsüchtige Frau). Wenn de Haore beginnt te spruuten, fäng't an te jucken van binnen un buuten (von Mädchen, → Hegge). Se häbbt sik in de Haore (Wulle) hat (kreggen) (gestritten). He lött daor kinn gudd Haor an (up) (kritisiert heftig). Ih bünt kinn Haor bääter (nichts besser). üm'n Haor (beinahe). Daor wäss mi kinn gries Haor van (Davon bekomme ich keine Sorgen). Jüppken van Ägypten, de här'n Ding, dat wippken, ründe ümrüng met Haor besatt, rao mien Häär, wat is doch dat? Antwort: Dat Ooge (St). → Balge, Baord 1, Foss, fossig, Graod, gries, Huud, kruupen, Older, Verstand.
Zs.: Baord-, Buuk-, Engel-, Farks-, Flass-, Froulöö-, Hunde-, Katten-, Koh-, Kopp-, Peerde-, Puggen-, Schwiene-, Sogge-, Statt-, Stoppel-, Struuw-, Winter-
Haorball m. aus Haaren zusammengepreßter Klumpen als Spielball (fertigten die Kinder selbst, wurde mit einem Netz aus Bindfäden umnäht)
Haorbeld n. aus Frauenhaar geflochtenes Totenandenken. → Kastenbeld
Haorbessem, -n m. feiner Besen aus Pferdehaar, Stubenbesen, im Ggs. zu → Straotenbessem
Haorbössel, -bossel m. Haarbürste
Haorbuss m. (Bor) Haarbüschel
Haordruuw m., -drüüwken Haarschleife, Zopfschleife
Haordutt m. Haarknoten (mod.). → Haortuuw
Haoresbreedte, -brette f. "Haaresbreite". De was de üm Haoresbreedte west (beinahe verunglückt).
Haorfette f. Haarsträhne, Zopf
haorfien sehr fein, genau. Ik häbb em dat haorfien vertällt (genau auseinandergesetzt).
Haorgaspel m. Haarspange
haorgenau haargenau. Haorgenau, sägg den Timmermann, dat is so wied, as ne Steen schmieten kaas (sehr ungenau, → Messlersmaote).
häörig 1, haorig haarend; haarig, stark behaart. Dat is ne Häörigen (Haare auf Armen u. Beinen). Dat Maiken is häörig (hat langes, schönes Haar).
Zs.: gries-, kott-, lang-, rood-, rou-, schwatt-, witt-
häörig 2 hörig; gehorchend. Se is den Käärl häörig.
Zs.: hatt-, schaaor-
Haorkette, -kedde f. Uhrkette aus Haar geflochten. → Uhrkette
Haorklööre f. Haarfarbe
Haormaschienken Haarschneidemaschine (Damit wurden die Haare der Jungen geschnitten). → Kniepmaschienken
Haorn. Hurn (Rh, Bo). Huorn (St, Sü) n. (Häörne; Häörnken) 1. Horn des Rindes. Daor stigg de Koh de Melk van in de Häörne (vom Arbeiten der Zugrinder). • Well Häörne häff, de stött. He is gau (lichte) an't Häörnken stott (tickt) (ist schnell beleidigt, empfindlich, → raaken). He häff't an't Häörnken (schmollt). He steck de Häörne in'n Wall (ist beleidigt, wütend, gibt auf). He leet em de Häörne sehn (zeigte sich ablehnend, drohend). He kreeg wat vöör de Häörne (wurde getadelt, bestraft). → afstooten, Buck, Fenne, Kring, Ossen, Ring, stöttsk.
2. Horn als Blasinstrument (z.B. aus der Rinde von Weide od. Eberesche, von Kindern gemacht). • He blöss uut't nämmlike (in't selwe) Haorn (bläst ins gleiche Horn; unterstützt dieselbe Meinung). → Flöite, tuuten.
3. hornförmiger Gegenstand, z.B. Horn am Amboß. → rundkloppen.
Zs.: Bass-, Blau-, Brand-, Brook-, Bullen-, Eek-, Jaggd-, Koh-, Krumm-, Maol-, Mett-, Nachtwächter-, Ossen-, Post-, Schraap-, Strübbe(n)-, Tuut(e)-, Tuutemanns-, Woste-
häörn 1 1. hören. Nu häör äs, wat ik di noch säggen wull! Daor häbb ik nich (nix) van häört. Wat he nich häörn sall, dat krigg he wall met (von angeblich Schwerhörigen). Ik wuss nich, wat ik häörn (war überrascht). Nu häör ik't a. wall (habe schon begriffen). Nu will'k de nix mähr van häörn! (Schluß jetzt). He häff wat te häörn kreggen ("Strafpredigt", → Kapittelsmisse). Met mien Häörn, dat is ook nich bääter wodden (Gehör läßt nach). → Geetling, Mände, Muus, Nijste, Praote, schmaaken.
2. gehorchen. De kann nich häörn (ist unfolgsam). Well nich häörn will, mutt föhlen. → Odder 2, schlecht
häörn 2 gehören. Den Hoff, de häört em nich sölwes, de häört de Karke. Sunndaggs, dann häörn us de ganze Kohwäide. An'n Pütt daor häört kinn Holt (unpraktisch, dort Bäume zu pflanzen). Et häört sik nich (geziemt sich nicht). → lääwen, Pieler, tohäörn 2
häörn 3 Haare verlieren, haaren (z.B. Fell). Hund un Katte, de häört noch wall gäärne (Wechsel von Winter-, u. Sommerfell).
Haorn-, auch: Hurn-, Huorn-,
Haornaodel, -naole f. Haarnadel. Se häff vull Haornaodeln in'n Tuuw.
Häörnemann (Vr). Hüörnemann (St, Sü) m. Horntier, Rind
häörnen. hürnen (Rh, Bo). hüörnen (St, Sü) aus Horn(material). ne häörnen Knoop
häörnen. hürnen (Rh, Bo). hüörnen St, Sü) Hörner abwerfen. De Rehe bünt an't Häörnen.
Haornheft, -hecht n. Griff aus Horn (z.B. am Besteck)
Haornhuud f. Hornhaut
Haornke, Haornken-, → Haornte, Haornten-
Häörnkes-ieser, -n n. Hörncheneisen (für das Neujahrsgebäck). → Kooken-ieser, Kniep-ieserken
Haornpiepe f. Hornpfeife (mit Versatzstücken aus Holz gedrechselt). → Prüeer-holt, Upsettstück
Häörn-säggen Hörensagen, in der Wendg. Ik weet dat van Häörns äggen.
Haornte, Haorntke, Honte (Wes, Ot, Vr, Sü, We, Bor, Hei). Hornke (Wes, Ot, Ra). Hönneke, Hontke (St, Ge, We, Ra). Haornke (Ra).
Horneken (Bor). Horntken (Hei). Huornken (St, Sü). Hurntke (Rae, Rh). Hurnken (Rh, Bo) f. (Haornten) Hornisse
Haornten-, auch: Haornken-, Hönneken-, Hon(t)ken-, Horneken-, Horntken-, Huornken-, Hurn(t)ken-
Haornten-nüst, -nüss n. Hornissennest
Haorntenstecke f. Hornissenstich
Haorscheere f. Schere zum Haareschneiden
Haorschnieder m. Friseur, Barbier. → Scheerbaas
Haorsewwe n. (Wes, Ot, Vr, Ge, Hei) feines Sieb (zum Durchseihen der Kuhmilch). → Sijdook
Haorsied(e), -siete f. Oberseite, Haarseite der Tierhaut, des Leders, Felles
Haorspängsken Haarklemme (für Mädchen, um das Haar aus dem Gesicht zu halten)
Haorstatt m. Haarzopf, Flechte. Se häff lange Haorstätte.
Haortuuw m. Haarknoten. → Haordutt
Haorworm m. Huf-, Klauenkrankheit bei Kühen (Entzündung zwischen den Klauen der Hinterbeine; wurde mit Pulver ausgebrannt). → Pisse, uutbraanen
haos → haoste
Haost, Haos n. Eile, Hast. Dat häff kinn Haost (eilt nicht). → Iewer
haost(e), haos 1. beinahe, fast, ungefähr. Nu hä'k doch haost wat esäggt (Andeutung). De Suppe was so heet, dao hä"k mi haoste den Beck verbrannt" Ik glööw haos nich, dat dat wat wödd.
2. kaum. Ik kann de haoste bi (komme kaum dran). → bolle, knapp, kuum, quälke.
3. eilig. Nich so haoste, nich so haoste! (Immer mit der Ruhe, → haostig).
haosten hasten, eilen, eilig gehen, laufen
Häösterij f. Eile, Hetzerei
häöstig; haostig (Vr, St, Bor, Hei) eilig; plötzlich, schnell. He is häöstig afestorwen. → hassebasterig, ielig, unverdachts
Häöwel, häöwelig, häöweln → Häöbel, häöbelig, häöbeln
Happe f. (Happen; Häppken) 1. Sauger auf der Kinderflasche, Schnuller. Ik magg kinne andere Happe (mag z.B. nicht von gebrauchtem Löffel essen). → Schnuller.
2. Mundstück aus Roggenhalm; Bastflöte. ne Happe un ne Flöite (von Jungen gemachte Bastflöte aus Eberesche, → Ssappholt).
3. Mund. De Kinder mütt't wat in de Happe (in't Liew) häbben (was zu essen bekommen).
Happen m. (Happens; Häppken) 1. Bissen (Stück Fleisch, Brot). gawwe 'n Häppken ääten (ein bißchen essen).
2. Brotende, Knust (We). → Knappen
happig 1. gierig, erpicht (auf). Up ne suuren Hääring, daor was he ganz happig up.
2. reichlich; zuviel verlangt. De häff happig (aarig) wat metekreggen (von der Aussteuer).
happken zuschnappen, beißen (vom Hund)
Harbarge. Harberge (Rae). Herberge (Wes, Ge, Bor) f. Herberge; Gastwirtschaft. Kott unnerweggs un lang in de Herberge (kurzer Spaziergang, lange ins Gasthaus, Wes, → Hilligenhuus).
harbargen, herbergen herbergen, zur Nacht unterkommen, an einem Ort bleiben. He konn daor nich harbargen (konnte es dort nicht aushalten, nicht unterkommen).
harin, herin, rin hinein. → binnen, daorin, drin, in
harin-, auch: herin-
harinböörn, -büürn hineintragen. → harindräägen, upböörn
harinbrengen, -breggen hineinbringen. Ik sall di't wall weer harinbrengen (z.B. Geliehenes).
harinbullern hineinpoltern, -stürzen
harindräägen 1. hineintragen. De Säcke wodden döör de Köcken harindräägen.
2. auftischen. → updisken
harindriewen, -ben hineintreiben. Wi mött't de Kohne in de Wäide harindriewen.
harinfallen hineinfallen; hereinfallen. Daor is he fain met (up) harinefollen.
harinfleegen hineinfliegen. Laot de Nenndööre loss, dat de Schwalwen harinfleegen könnt.
harinföhrn, -führn hineinfahren. den Waagen in de Schoppe harinföhrn
haringaon hineingehen. Ik häbb em in't Huus haringaon sehne.
haringooien hineinwerfen
harinhaalen hineinholen. de Rogge harinhaalen (einfahren)
harinhouen hineinhauen, -schlagen. He häff sien Ääten harinhout (gierig verschlungen).
harinjaagen 1. hineintreiben. de Hohner in'n Tuun harinjaagen.
2. schnell hereinkommen, -stürzen
harinkieken hereinschauen, vorbeischauen, kurz besuchen. Andersjaoren keek he äs noch monks harin.
harinkloppen hineinschlagen. De Speeken wodden met'n schwaoren Haamer harinkloppt.
harinkommen hereinkommen. Moss äs weer harinkommen (Einladung, → harinkieken). Kommt harin (drin), dann könn ih haruut (dr'uut) kieken. → binnenkommen
harinkrömmeln einbröckeln. Brood in'n Papp harinkrömmeln
harinlaoten hineinlassen. Sö. we se harinlaoten?
harinleggen 1. hineinlegen. dat Kind in 't Beddeken harinleggen.
2. "hereinlegen", einen Streich spielen
harinloopen hineinlaufen. De Hohner dröwwt nich in'n Gaorden harinloopen.
harin-nöögen einladen, hereinbitten
harinpacken hineinpacken. Daor kaos noch wall mähr harinpacken.
harinpraamen hineinpressen. de Wulle faste harinpraamen in'n Sack (bei der Schafschur)
harinreeken hereinreichen. Kass mi äs ääben den Breew harinreeken?
harinroopen hereinrufen. aobends de Kinder harinroopen
harinschlaon fest einschlagen, hineinschlagen. ne Stift in de Klumpe harinschlaon
harinschmieten hineinwerfen. nen Ball in de Schiewe harinschmieten
harinstääken, -stecken ein-, hineinstecken. den Süwwel in't Speck harinstääken
harinstooten hineinstoßen. den Spaan in'n Grund harinstooten (beim Pflanzen). → underschlaon
harinstoppen hineinstopfen. In dat olle Huus moss nich so vull Geld harinstoppen.
harintrecken hineinziehen. Denne moss harintrecken, süss geht he nich met (Er ist stur, → bitrecken).
harinwassen hineinwachsen. Den Kiel is em te groot, daor mutt he noch eens harinwassen (Kleidung für Kinder wurde auf Zuwachs genäht od. gekauft).
Harke f. (Harken) Harke. He weet, wu de Harke an'n Stell sitt (weiß Bescheid, ist geschickt, kann Reparatur rasch durchführen). • Ik sall di äs wiesen, wu de Harke an'n Stell sitt (wat ne Harke is) (werde dir die Meinung sagen). → frijen, iesern.
Zs.: Af-, Aftreck-, Dääl-, Gee-, Höi-, Holt-, Hunger-, Loof-, Luuse-, Schlepp-, Schloff-, Schmacht-, Sträinge-, Treck-
harken harken. den Hoff un den Gaorden harken (Arbeit am Samstag). → bucken.
Zs.: wegg-
Harkenbalken m. Quehholz für die Zinken der Harke
Harkenbohr n. (Vr, St, Sü, Ge, Hei, Rae) Harkenbohrer (zum Bohren der Löcher für die Zinken)
Harkenstell, -en m. 1. Harkenstiel.
2. Gabelholz, Zweig, der in zwei Teile geteilt ist (Ra). → Gaffel
Harkentand m. Harkenzinke
Harker m. 1. Rechen, Heurechen.
2. Heuharkmaschine (für Pferdezug)
Harkmaschiene f. Heuharkmaschine für Pferdezug (Das Heu wurde zu Reihen geharkt, danach wurden mit der Heugabel Haufen gebildet). met de Harkmaschiene dat Höi bineenedoon
Harksel n. Zusammengeharktes (z.B. Getreide, Heu, Laub). met Harksel de Rööwenmiete todecken (Laub u. Tannennadeln aus dem Wald zum Abdecken der Wintereinlagerung).
Zs.: Af-, Foor-, Nao-
Harm, Herm, Hammann, Hermken, Hermann PN Hermann. Herm, Schlackedärm, blaos Piepen, schlao Trummen, de Käiser will kummen (Spottvers auf Hermann). → Manns.
Zs.: Bäärnd-, Klocken-, Muuse-
Harmken, Hermken, Hermelienken; Heermänneken (Rh) n. Hermelin; Wiesel, Mauswiesel. → Frettken, Wipp.
Zs.: Äier-
Harmken-, auch: Hermken-, Hermelienken-
Harmkenfell n. Fell von Hermelin, Wiesel
haröwwer, heröwwer, röwwer herüber, hinüber. → daoröwwer, öwwer, öwwerhen
haröwwer-, auch: heröwwer-
haröwwerbrengen, -breggen hinüberbringen. Kaas mi dat Book ääben haröwwerbrengen?
haröwwerdräägen hinübertragen
haröwwerdriewen, -ben auf die andere Seite treiben
haröwwerföhrn, -führn herüberfahren. met de Fietse haröwwerföhrn
haröwwergaon hinübergehen. Ik woll äs ääben nao'n Naober haröwwergaon.
haröwwergewwen, -gebben hinübergeben, -reichen. dat Brood an'n Diss haröwwergewwen
haröwwergooien hinüberwerfen
haröwwerhaalen hinüberholen, auf die andere Seite holen
haröwwerhüpp(k)en überspringen; hinüberspringen. öwwern Graawen haröwwerhüppen
haröwwerkieken hinübersehen. Man kann bes nao de Straote haröwwerkieken.
haröwwerklimmen, -klemmen hinüberklettern
haröwwerkommen hinüberkommen. Nu mott he met Geld haröwwerkommen (erst einmal bezahlen).
haröwwerloopen hinüberlaufen
haröwwer-reeken hinüberreichen. den Teller harööwer-reeken
haröwwer-roopen hinüberrufen
haröwwerschicken hinüberschicken. ne Boddschup haröwwerschicken
haröwwerschmieten hinüberwerfen
haröwwerspringen hinüberspringen
haröwwerstiegen hinübersteigen. öwwer'n Tuun haröwwerstiegen
haröwwertrecken hinüber-, vorbeiziehen. De Wolken treckt haröwwer.
Harre-Kadraff m. Eile, Hetze, Hektik, bes. in der Wendg. Dat geht in'n Harre-Kadraff!
hart, hart-, → hatt, hatt-
Harte, Harte(n) → Hatte, Hatte(n)-
harüm, harümme, herüm, herümme, rüm herum. → üm.
Zs.: rund-,
harüm-, auch: harümme-, herüm(me)-
harüm-ääkstern, -ekstern streiten, zanken
harüm-äösen kleckern; verschwenden
harümbäädeln herumbetteln. Du moss daor nich immer harümbäädeln (zu Kindern).
harümbalgen wild herumtoben, miteinander spielen, raufen, ringen
harümböögen, -beegen herumbiegen
harümbullern herumpoltern. Jungs, ih mött't nich so harümbullern.
harümbracheern, -brawiern wild, ausgelassen feiern
harümbrengen, -breggen 1. an verschiedene Stellen bringen, verbreiten.
2. zubringen, verbringen. Wi häbbt de Tied gudd harümmebracht.
harümdanzen, -daa(n)ßen herumtanzen. Wat daanßen he weer harüm (rannte planlos umher).
harümdawweln albern, herumspielen, herumtollen (bes. von Kindern)
harümdoktern unfachmännisch verarzten, herumdoktern
harümdräägen herumtragen. He moch alls in den Naoberschup harümdräägen (Gerüchte verbreiten).
harümdraamen, -drammen schmollen, unzufrieden sein. He drammt in de Hööke harüm.
harümdraawen, -ben (ziellos) herumrennen, -laufen
harümdräien herumdrehen. Wat dräit he daor harüm (schiebt z.B. Arbeit vor sich her). Dat Maiken ligg daor harüm te dräien (ziert sich).
harümdriewen, -ben herumtreiben. sik harümdriewen (sich herumtreiben)
Harümdriewer m. Herumtreiber; Landstreicher. → Harümlooper
harümdrucken, -drücken, sik sich herumdrücken. He drückt sik 'n heelen Dagg herüm (faulenzt).
harümdullen herumtollen, -toben (in betrunkenem Zustand)
harümduudeln dudeln, schlecht musizieren
harümdwaalen umherirren
harümfielen lungern, lauern. Denne fielt so (üm de Pöste) harüm. → Fielert
harümflats(k)en herumwischen. harümflatsken in'n glöönigen Ommen (saubermachen mit dem Wischlappen)
harümföhlen herumtasten, -fühlen
harümföhrn, -führn 1 herumfahren, umherfahren. Moss mähr harümföhrn, dann kriggs noch wat te sehn!
harümföhrn, -führn 2 herumführen
harümfottkern, -föttkern vor sich hin arbeiten, tüfteln, basteln (erfolglos)
harümfraogen herumfragen, an mehreren Stellen fragen. He frögg harüm, wo't am besten geht.
harümfuddeln schlecht arbeiten; unsauber putzen
harümfüttken tüfteln, basteln
harümgängeln herumlaufen, schlendern
harümgaon herumgehen; umhergehen. aobends lück in'n Gaorn harümgaon un't Gewass bekieken.
harümgasken, -gatsken unruhig herumlaufen, herumrennen (um etw. zu bekommen); auskundschaften. Ik weet nich, wao de weer harümgasket.
harümgewwen, -gebben herumgeben, -reichen
harümgooien herumwerfen; verschwenden. De gooit ook met't Geld harüm, as wenn he de genugg van häff.
harümhaalen umbiegen; umstimmen. Wi willt versööken, denne harüm te haalen (ihn umzustimmen). → ümhaalen
harümhacken herumhacken. Hack nich immer up'n andern harüm!
harümhampeln herumhampeln, -zappeln
harümhangen herumhängen (nichts tun, nicht arbeiten). He häng daor weer harüm. → Mählsack
harümhanteern herumhantieren, sich betätigen
harümhäörn herumhören; sich erkundigen. Ik sall äs harümhäörn, of ik et waor kriegen kann.
harümhoudern schwer arbeiten
harümhüpp(k)en herumhüpfen
harümjaagen umherjagen, -treiben
harümjachte(r)n, -jacheln umhertoben, -tollen, -fahren. He jachelt den ganzen Dagg met de Fietse harüm.
harümjuckeln ziellos durch die Gegend fahren
harümkäbbeln herumzanken, -streiten
harümkalwern herumalbern
harümkieken umhersehen, sich umsehen
harümklabastern geräuschvoll umhergehen
harümkladdern herumsudeln, -kleckern
harümknooien umständlich, langsam, unfachmännisch arbeiten
harümkommen herumkommen; an verschiedene Orte kommen. → henruuken
harümkrakeelen herumlärmen
harümkraosen, -kräösen herumkramen; nutzlose Dinge tun. Ik kraose harüm, üm öwwer de Tied te kommen.
harümkriegen herumkriegen; umstimmen. → harümhaalen
harümkruupen herumkriechen. Nich immer up de Grund harümkruupen (zu Kindern).
harümküllen (Bor) herumalbern, Spaß treiben
harümküürn, -köiern 1. herumreden (um etw., ausweichend, verlegen).
2. herumerzählen; Gerüchte verbreiten. Dat is wall vull harümküürt wodden. → harümpraoten
harümleenen an der Leine führen (Vieh am Kopf führen). → Pruumenboom
harümliggen 1. herumliegen. He häff sien Spill weer harümliggen (nicht weggeräumt).
2. herumlungern (ohne sinnvolle Beschäftigung). → harümhangen
harümlöiern faulenzen, herumlungern. → harümhangen
harümlönnen (Bor) herumlungern. He lönnt so harüm (weiß nicht, was er tun soll).
harümloopen herumlaufen, umherlaufen (ziellos)
Harümlööper, -looper m. Landstreicher, "Tippelbruder". → Schooiert
harümlungern, -lüngern herumlungern
harümluurn herumlungern. De luurt daor harüm un kick in de Pötte (von neugieriger Nachbarin).
harüm-muggen vor sich hinarbeiten (unproduktiv); sich abmühen mit Kleinarbeit
harüm-musseln (sth. s) herumkramen, vor sich hin arbeiten, tüfteln, basteln (erfolglos)
harümnippen, -nibben in kleinen Stücken essen, wenig trinken. Nipp nich so harüm!
harümnörgeln herumnörgeln
harümnostern herumnörgeln, -quengeln
harüm-örgeln vor sich hin werkeln, tüfteln (ohne Ergebnis)
harümplaogen, sik sich abmühen, herumplagen
harümprääken herumerzählen, ausplaudern
harümpraoten 1. herumreden (um etw., ausweichend, verlegen). He praot harüm as de Katte üm'n heeten Brij.
2. herumsprechen, Gerede verbreiten, herumerzählen
harümpröttken, -prüttken herumbasteln, -tüfteln, werkeln
harümpuch(t)en herumprahlen. He sall män nich so vull harümpuchen.
harümräise(l)n umherstreuen, verschütten. He räist met't Kaorn harüm (sät üppig). Wat räist he met't Geld harüm (verschwenderisch).
harümräisen umherreisen
harümreeken herumreichen. de Bottrams an'n Diss harümreeken
harümrennen, -rannen herumrennen
harümrie(de)n herumreiten, umherreiten
harümröhrn, -rührn herumrühren. → Driete
harümsabbern, -sabbeln 1. Speichel verlieren.
2. sinnloses Zeug reden
harümschaffielen herumlungern, begehrlich zusehen
harümschlaatern herumkleckern
harümschleppen, -schlöppen herumschleppen, umherschleppen
harümschlöömern prassen, viel essen; verschwenden. Met Stuuten mochen wi nich so harümschlöömern.
harümschmeerlappen herumschmeicheln
harümschmeern herumschmieren. Wat schmeers daor harüm (z.B. von schlechter Handschrift).
harümschmieten herumwerfen. met't Geld harümschmieten (verschwenden)
harümschnüffeln schnüffeln, wie ein Hund suchen; wittern
harümschwaien 1. herumgeistern, herumstrolchen.
2. poussieren
harümsitten herumsitzen (ohne sinnvolle Beschäftigung)
harümsoggen herumsudeln, beschmutzen
harümsööken herumsuchen
harümsplentern herumspritzen, kleckern, plantschen
harümspooken, -spööken herumspuken, ziellos, planlos herumlaufen. in'n Düüstern harümspooken
harümsprääken herumsprechen, weitersagen. Et sall sik wall harümsprääken.
harümspraddeln herumzappeln, strampeln
harümspringen herumspringen, unruhig sein, hin-, u. herlaufen. De springt harüm as ne Muus an'n Band (kleines Kind). → Bijmeese
harümstaon herumstehen, warten. Wi häbbt daor lange in de Stadt harümstaon.
harümstiepeln herumlungern (ohne sinnvolle Beschäftigung). He dee blooß in't Dorp harümstiepeln.
harümstrie(de)n, sik sich herumstreiten
harümsuusen herumsausen, umhereilen
harümtodden umherschleppen
harümtrampeln herumtrampeln. Up de Rabatten moss du nich so vull harümtrampeln.
harümtrecken umherziehen. De Handwerksburschken trocken harüm.
harümtünteln trödeln, langsam od. nutzlos arbeiten
harümwältern, sik sich wälzen. De Peerde wältern sik harüm.
harümweern sich unruhig verhalten
harümwöhlen 1. herumwühlen, -stöbern.
2. schwer arbeiten. → Wöhlert
harunder, -unner, herunder, -unner, runder, runner hinab, herunter. Den Haawer mutt harunder (muß gemäht werden). → Buxe, daale, daorunder, heraf, under
harunder-, auch: harunner-, herunder-, herunner
harunderbäiern (Vr, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Rh) schnell beten (scherzh.)
harunderböideln herunterfallen, -taumeln
harunderböögen, -beegen hinunterbiegen. 'n Toog van'n Boom harunderböögen
harunderbrääken, -brecken ab-, herunterbrechen. → afbrääken
harunderbrengen, -breggen herunterbringen
harunderbullern herunterpoltern. He was de Trappe harunderbullert.
harunderdoon abnehmen, herunterholen. Eerste wodden den Kopp harunderdaone (beim Schlachten). Höi harunderdoon van'n Balken. Kaas mi 'n bettken harunderdoon? (Preisnachlaß, → harunderlaoten). → Panne
harunderdräägen hinuntertragen
harunderdräien herunterdrehen. Dat Dack van'n Kappbarg wodde harunderdräit.
harunderdriewen, -ben hinab-, heruntertreiben, -jagen. He moch de Hohner van'n Balken harunderdriewen.
harunderdröppeln hinabtröpfeln. Den Honning dröppelt van de Linden harunder (reiche Blüte).
harunderfallen hinunterfallen. Lönn di nich so wied achter-öwwer, süss fölls harunder. → Fiezebohnenstaaken
harunderföhrn, -führn hinabfahren. Moss hier (daor) harunderföhrn (in diese Richtung).
harundergaon heruntergehen, -gleiten. Et geht mi drööge harunder (z.B. beim Essen ohne Getränk; das kann ich schlecht verkraften).
harundergeeten heruntergießen
harunderglie(de)n hinab-, heruntergleiten. Wenn't schmeck, dann gliedt't noch wall sachte harunder.
harundergliern hinabgleiten; schlittern
harunderhaalen herunterholen. den Schinken uut de Wieme harunderhaalen. Aobends, dann wodde ne Schöttel Appel harunderhaalt, un wi gongen an'n Ommen sitten (Äpfel wurden im Stroh auf dem Dachboden aufbewahrt).
harunderhandeln, -hanneln herunterhandeln, abhandeln. den Pries harunderhandeln
harunderhangen herunter-, hinabhängen. Daor hangt de Bellen harunder (z.B. Fransen hängen herunter). Stroh moch nich van de Schoppe harunderhangen.
harunderhaspeln herunterspulen; herunterleiern. Dat häff he so harunderhaspelt (zu schnell vorgetragen; sich überschlagen beim Erzählen). → harunder-räbbeln
harunderhouen herunterhauen. dat Holt van'n Wall harunderhouen (abholzen). Ik hou die glieks eene harunder! (Ohrfeige).
harunderjaagen herunterjagen, -stürzen, -fahren; hinabtreiben, - scheuchen. de Hohner van't Recke harunderjaagen. met't Radd harunderjaagen
harunderjuckeln hinunterfahren
harunderkeggeln herunterpurzeln, -fallen; herunterwerfen, -stürzen (ziellos)
harunderkieken heruntersehen. He kick up andere harunder (stolz).
harunderkläien (St, Ge, Ra) herunterklettern. He kläit de Liere harunder.
harunderklimmen, -klemmen herunterklettern
harunderknuuwen (Bo) mühsam herunterkauen. Ik mott et mon harunderknuuwen (den letzten Bissen).
harunderkommen herunterkommen. He is hatt harunderekommen (verkommen, z.B. gesundheitlich, finanziell, sittlich).
harunderkötteln wie Kot herunterfallen. Daor köttelt't harunder! (wenn etw. hinfällt).
harunderkriegen herunterbekommen; herunternehmen. Ik kann't nich harunderkriegen, et is mi te drööge. → ääten, upkriegen
harunderkruupen hinab-, herunterkriechen
harunderlaoten herablassen. van'n Pries wat harunderlaoten. Wat lötts mi daor noch harunder? → harunderdoon
harunderloopen hinunter-, herablaufen. An bäide Sieten leep't harunder (war abschüssig).
harundermaaken herunternehmen, -schlagen
harundernemmen herunternehmen, (etw.) herab-, abnehmen
harunderpraoten schlecht machen, durch Reden verunglimpfen, herabwürdigen. De Kommiesen wodden harunderpraot (Zöllner wurden als Feinde bezeichnet).
harunder-räbbeln herunterleiern. He häff dat so harunder-räbbelt (z.B. Gedicht, Gebet).
herunder-rappeln herunterleiern. dat Gebedd harunder-rappeln (unandächtig hersagen)
harunder-reeken hinab-, herunterreichen
harunder-rieten, -reeten herunterreißen
harunder-roopen hinunterrufen
harunder-rullen hinunter-, herabrollen
harunder-ruts(k)en herunterrutschen, -gleiten. He is van't Foor harunder-rutsket. → krüüswiese
harunderscheeten herunterschießen. den Voggel harunderscheeten (beim Schützenfest). → afscheeten
harunderschlaon nieder-, herunterschlagen. Wenn 'n Damp harunderschlött, dann giff't Räägen. → daaleschlaon
harunderschluuken hinunterschlucken. He schlück dat Ääten harunder as wenn't selääwen nix weer giff (gierig).
harunderschmieten herunterwerfen. Olle Pannen wodden harunderschmetten ("Abhängen" der Ziegel, durften zerbrechen).
harundersetten herabsetzen; heruntermachen, verunglimpfen
harunderspöllen herunterspielen, verharmlosen. Dat häff he ganz mooi harunderspöllt (z.B. vor Gericht).
harunderspöölen herunter-, hinabspülen. met Waater harunderspöölen
harunderspringen herunter-, hinunterspringen
harunderstooten herunterstoßen
harunderströöpen herunterstreifen, -ziehen. de Hossen harunderströöpen
harundertrecken herunterziehen
harunderwörge(l)n hinunterwürgen
harup, herup, rup hinauf, herauf. → bomm, daor-up, up
harup- auch: herup-
haruparbäiden, sik sich emporarbeiten
harupböörn, -büürn hinauf-, heraufheben
harupbrengen, -breggen hinaufbringen
harupdräägen hinauftragen
harupdriewen, -ben hinauftreiben. → updriewen
harupfallen "hinauffallen". → Trappe
harupgaon hinaufgehen
harupgooien hinaufwerfen
harupkieken emporsehen
harupklimmen, -klemmen hinaufklettern
harupkommen heraufkommen. Komm mon äs ääben harup! (z.B. zu einem kurzen Besuch).
harupkruupen hinaufkriechen
haruploopen hinauflaufen
harupräppe(l)n hinaufklettern. He is den Boom harupräppt.
harupreeken hinaufreichen
haruproopen hinaufrufen
harupschmieten hinaufwerfen. de Garwen harupschmieten
harupspringen hinaufspringen
harupstiegen hinaufsteigen
haruptrecken hinaufziehen
haruut, heruut heraus, hinaus. Den Schoh wiedt sik nich mähr, wäägen at den Zugg haruut is (von handgearbeiteten Schuhen). De Beester mochen .s Morgens froh haruut (auf die Weide). Wi mochen froh haruut (aus dem Bett). Se häff't haruut (hat es begriffen, versteht es gut). Se häff't gudd met em haruut (versteht sich gut mit ihm). Daor hadde he mi haruut (Da kannte er mich, wußte einiges über mich). → daor-uut, Park, ruut, uut
haruut- auch: heruut-
haruutarbäiden, sik sich empor-, heraufarbeiten
haruutbieten herausbeißen. He hadde 'n Stücksken van'n Kooken haruutbetten.
haruutbööne(r)n hinausstürmen
haruutbossen herauswühlen, -scharren
haruutbössen (St, Ge, We, Ra, Rae) weg-, herauswerfen, -stoßen
haruutbrääken, -brecken herausbrechen
haruutbrengen, -breggen hinausbringen, an die Öffentlichkeit bringen
haruutdoon hinaustun. de Beeste haruutdoon (auf die Weide). Potteerde haruutdoon (Rohton graben)
haruutdräägen hinaustragen
haruutdraawen, -ben herausrennen, -laufen
haruutdräien herausdrehen. ne Schruuwe haruutdräien
haruutdriewen, -ben heraustreiben. de Kohne haruutdriewen
haruut-eekeln, -aakeln hinaus-, wegekeln (z.B. durch gehässige Reden, Stichelei). Se häbbt em in Huuse haruut-eekelt.
haruutfäägen herausfegen
haruutfallen hinausfallen
haruutfinden, -finnen ausfindig machen, herausfinden
haruutfisken, -fissen herausfischen; heraussuchen
haruutfleegen hinausfliegen; hinausgeworfen werden. Daor is he haruutfloggen.
haruutföhrn, -führn 1 hinausfahren (z.B. eine Spazierfahrt, kleine Reise machen).
haruutföhrn, -führn 2 hinausführen, -geleiten
haruutgaon hinaus-, herausgehen. Dat Lääwen geht haruut (Er stirbt).
haruutgewwen, -gebben herausgeben (z.B. Wechselgeld)
haruutgraawen -ben aus-, herausgraben
haruutgriepen herausgreifen; auswählen
haruuthaalen herausholen
haruuthangen heraushängen
haruuthäörn heraushören. Man kann't wall haruuthäörn, wat't bedüüden sall.
haruuthollen heraushalten. Holl di daor haruut!
haruuthouen heraushauen, -schlagen
haruutjaagen hinausjagen, -treiben; (schnell) hinausfahren, - rennen
haruutjachtern, -jacheln hinausjagen, -fahren
haruutkehrn, -kährn hinausfegen
haruutkieken hinaussehen
haruutkloppen heraushauen, -klopfen. Ik klopp dat noch bi di haruut (eine Unart, durch Prügel).
haruutkommen herauskommen. Daor is nich völle bi haruutkommen (kein Ergebnis). Komm haruut, mi jöckt de Hande! (Du bekommst eine Ohrfeige).
haruutkrassen herauskratzen
haruutkriegen herausbekommen. Wi häbbt us afequäält, den Stubben haruut te kriegen. Dat kriggs nich haruut (Das errätst du nicht).
haruutkruupen hinauskriechen
haruutlääsen herauslesen, verstehen, zwischen den Zeilen lesen. Ik häbb daor wat anders haruutlääsen.
haruutlaoten hinauslassen. de Beeste haruutlaoten
haruutloopen hinauslaufen. Den Ploog droff nich uut de Foore haruutloopen.
haruutmaaken herausmachen; entfernen. Den Ollieplacken kaas nich mähr haruutmaaken. Se häff sik gudd haruutmaakt (hat sich gut entwickelt). → uutmaaken
haruutnemmen herausnehmen. He namm sik wat haruut (hat sich etw. angemaßt).
haruutpäppeln auffüttern; fürsorglich pflegen
haruutpruusten, -pruußen herausschnauben, -prusten
haruutreeken hinausreichen
haruutreern, -räärn herausschreien, -weinen
haruutrennen, -rannen hinaus-, herausrennen
haruutrieten, -reeten herausreißen, rupfen. Ruut met de Wottel uut de Grund haruutrieten
haruutroopen hinausrufen
haruutruts(k)en herausrutschen, -gleiten
haruutscheeten hinausschießen; hinausstürzen, -eilen
haruutschicken hinausschicken. de Blaagen haruutschicken
haruutschlaon herausschlagen. He häff daor örndlick Holt haruutschlaon.
haruutschleppen, -schlöppen herausschleppen
haruutschmieten hinauswerfen. Wenn de vöörn haruutschmitts, dann kommt se van achten weer binnen (von dreisten Leuten).
haruutschnie(de)n herausschneiden
haruutschüdden, -schudden herausschütten
haruutschüümen herausschäumen. Döör't Kocken schüümt dat Blood uut't Flees haruut.
haruutschuuwen herausschieben, auf-, verschieben. Dat kaas nich mähr lange haruutschuuwen.
haruutsetten hinaussetzen
haruutsööken heraussuchen
haruutspöölen herausspülen
haruutspringen hinausspringen
haruutstääken, -stecken 1. herausstechen. Oogen uut de Erpel haruutstääken.
2. hinausstecken, -strecken, ausstrecken. He steck siene Hand haruut.
haruutstellen herausstellen. Et stellt sik haruut, dat alls ganz anders is.
haruutstooten hinausstoßen
haruutstrieken herausstreichen; lobend hervorheben
haruutsuugen heraussaugen. De Bijen suugt den Honning uut de Blöömkes haruut.
haruutsuusen hinausstürzen, -sausen
haruut-trää(de)n heraus-, hervortreten
haruut-trecken hinaus-, herausziehen. Dat treckt sik haruut (zieht sich in die Länge).
haruutwaogen, sik sich hinauswagen
haruutwassen herauswachsen. Nu is he uut de Bux haruutwassen.
haruutwiesen hinausweisen, -zeigen
haruutwöhlen herauswühlen
Harwst, Harws. Herwst (Wes) m'n. (Harwste) Herbst. Et wödd Harwst (Es wird Herbst). .s Harws (im Herbst). van't Harwst (van Harwst) (diesen Herbst). → Jaortied, Kraane, Naosommer
Harwst-, harwst- auch: Harws-, Herws(t)-, harws-, herws(t)-
harwst-achtig herbstlich (z.B. windig, kühl)
Harwst-aster f. Herbstaster. → Winter-aster
Harwstbeer, -bier n. (Vr, St, Sü, Ge, We) Erntefest. → Harwstfest
Harwstbloome f. Herbstblume; Herbstzeitlose
harwsten herbstlich werden
Harwstdagg m. Herbsttag, herbstlicher Tag
Harwstfest n. Erntefest, Erntedankfest (Ende Oktober)
Harwstfeerjen (Pl.) Herbstferien (mod.). → Erpelfeerjen
Harwstgesell(e) m. (Bor, Hei, Rae, Rh) Handwerksbursche
Harwstkarmis f. Kirmes im Herbst
Harwstkatte f. im Herbst geborene Katze (schmächtig, weniger gut entwickelt). He süht uut as ne Harwstkatte. → Stoppelkatte
Harwstnewwel m. Herbstnebel
Harwstpeer(e) f. Birnensorte (hellgelb-grün, lang, süß, spät reif, saftig)
Harwströöwe, -be f. Stoppelrübe, Steckrübe, Futterrübe. → Knolle, Stoppelrööwe
Harwstsünne f. Herbstsonne
Harwst-tied f. Herbstzeit
Harwstweer, -wäär n. Herbstwetter
Harwstwind m. Herbstwind
Harwstwottel f. spät reife Möhre, im Ggs. zu → Kock-, Tappwottel
Haspel f. (Haspels) 1. Haspel, Garnmeßgerät (Der fertig gesponnene Faden wurde von der Spule auf die Haspel gewickelt).
2. haspelähnlicher, drehbarer Gegenstand, z.B. am Eingang zur Weide. → Dräikrüüs, Mölle, tienmaol.
Zs.: Borkske, Gaorn-, Pütten-
Häspel f. (Häspels) (Wes, Vr, St, Sü, Ge, We, Bor) Verdickung am Vorderbein des Schweines. → Dickbeen, Kottföötken
Haspeldraod m. Faden zum Spinnen. → Bind, Stück
Haspelerij f. hastiges Betätigen, Arbeiten, Sprechen
haspeln 1. haspeln, Faden auf das Meßgerät wickeln.
2. verwirren, durcheinander geraten; verwirrt, mühevoll laufen od. arbeiten; stümpern. Nu kümps demet an't Haspeln (in Verwirrung). → an, blind
Hass n. Harz. dat Hass van'n Kassenboom. De Mähre häff Hass vöör de Dammen (Titten) (kurz vor dem Abfohlen, Anzeichen, daß das Fohlen bald kommt). → Kien m., Wirk.
Zs.: Kassen-, Knopp-
Hassbuck → Hassebuck
Hassebasse f. (Hasse- mit sth.s) unüberlegt handelnde, übereilige Person. Wat ne Hassebasse van ne Käärl!
hassebassen, hastebasten; hossebossen (Hei, Rh). hossebosseln (St) (hasse-, hosse- mit sth. s) hasten, sich übereilen; unnötig schnell etw. tun. Wat'n Hassebassen! (Hetze, Unrhhe). Gaot de sitten, röst uh lück, hassebassen bregg kinn Glück! Lao di wat hossebossen! (Abschiedsgruß, → drieten). → Bass 1, hälsen, hissebissen
hassebasserig → hassebasterig
Hassebasserij f. (Hasse- mit sth.s) Hast, Eile, Hektik; zu schnelles Arbeiten. → Hasterij, Iewer, Jaagerij
hassebasterig, -basserig, hassebassig (hasse- mit sth.s) schnell, eilig. → häöstig
Hass(e)buck; Hatzbuck (Rae) m. Hirsch. → Hättbuck
Hasselkroose f. (Vr, St, Hei, Bo) Preiselbeere → Kroosebääse
Hassel 1 f. (Hassels) (St, Ge, Bor, Rae) Reifen, der geschlagen wird, Jungenspiel. → Hasselband. Se leep döör't Huus äs ne Hassel (flott, behende, umsichtig).
Hassel 2 f. (Hassels) (Bor, Bo) Haselnuß, große Nuß
Hasselband n. (St, Ge, Bor, Rae) Reifen, der geschlagen wird (Faßreifen, Fahrradfelge; Jungenspiel). → Jaageband
hasseln (St, Ge, Bor, Rae) rinnen, rollen; Reifen schlagen, mit Faßreifen spielen. → bandeln, Ring-jaagen.
Zs.: wegg-
Hasselstruuk m. (Ge) Haselnußstrauch
Hassen → Hasten
hassen harzen, Harz abgeben. De Dänne hasst. → blooden
hassen → hasten
Hass-end(e) n., -endeken (Vr, St, Ge) verharztes Stück Holz, Kiefernholz mit Harz, Kienholz (bes. zum Feueranzünden). Bomm in de Dännen satten ook äs Hass-ende drin.
Hassens; Hessens (Hei) (Pl.) Hirnschale, Hirn (bes. vom Schlachtschwein; galt als eklig). Wat Löö deen de Hassens braon. → Bräägen, Verstand
Hasserij → Hasterij
hass-hass Hetzruf für Hunde
Hassholt n. Harzholz; Nadelholz. → Hass-ende, Kienholt
hassig harzig, verharzt. hassig Holt
Hasskes-appel m. (Vr, St, Ra) Apfelsorte (hell, gelb, in sich glasig). → Pannekooken-, Tooms-appel
Hasskes-(appel)boom m. Apfelbaumsorte
Hassknüppel, -klüppel m. Kienholz. → Hass-ende
Hasslämpken Harzkügelchen (an Kiefern); Wespeneier in Harztropfen (brennen einige Minuten, Kinder spielten damit)
Hass-up Hetzruf (wenn man einen Hasen sieht). → hass-hass, passup
hastebasten → hassebassen
häste-mij-neet-esehn (Bo) sehr schnell, im Handumdrehen
Hasten, Hassen m. (Hastens; Hassken) Speckstück, Speckscheibe. Erpelpannekooken met'n Hasten drin. met'n Hassen Speck nao'n Schinken schmieten ("mit der Mettwurst nach einer Seite Speck werfen", Wes, → Mark 2 f., Mettwoste). → Kollassen.
Zs.: Pott-, Speck-
hasten, hassen hetzen, hasten, eilen. sonder Hasten un (of) Basten (ohne Eile u. Hetze). → hisshassen
Hasterij, Hasserij f. Hetze, Eile. → Asterij, Hassebasserij
Hatt, Hätt "Herz" → Hatte
Hätt, Hätt(e), Hatte m. (Hätten; Hättken) Hirsch. Dat Peerd spöllt as 'n Hätt. He is noch so gawwe as 'n Hätt (flink). → Hasse-, Hättbuck
hatt. hart (Rh, Bo) (hätter; hättst) 1. hart, fest; stark. ne hatten Wegg (Schotterweg, befestigt, im Ggs. zu → Sandwegg). dat hatte Holt (Kernholz, inneres Holz des Baumes, im Ggs. zu → Splint 1). hatt gekockte Äier. De Koh häff 'n hatt Geer (Euterentzündung). so hatt as 'n Butt (→ Bickel). Et was hatt (froorne) (Der Boden war hart gefroren). De Pötte bünt hatt (gut od. zu lange gebrannt). • Twee harte Steene mahlt neet good (Unnachgiebigkeit bringt nichts Gutes, Bo). He was hatt in'n Kopp (hochmütig). ne hatten Wind (starker, scharfer Wind). Et is 'n Hatten (robust, zäh, dickfellig, nicht zimperlich; schwierig). He häff sien Lääwen lang hatt arbäiden mocht. De Kohnen bünt hatt up'n Mest (harter Stuhlgang, Verstopfung, → dünn, loss). → Geföhl, Nötte, Steen.
2. laut. hatt roopen. Se mochen dat hatt upsäggen (laut aufsagen). → blecken 1, hungrig.
3. schnell. Doot't so hatt as ih könnt! (Abschiedsgruß). He joog ganz hatt (fuhr sehr schnell). Dann mutt ih hatt loopen, süss bünt se ährer weer gesund (bei kurz dauernder Kinderkrankheit, scherzh.). Nich te hatt doon! (langsam). Man dröff nich te hatt bääden. → draawen.
4. recht, ziemlich; heftig, sehr. Dat Leer is hatt schwillig (sehr zäh). He is hatt püüsterig (sehr kurzatmig). → Finger, Papp.
Zs.: bickel-, ieser-, knall-, knocken-, köttel-, staol-, steen(e)-
hatt- auch: hart
hattbecks(k) unempfindlich am Maul, Gebiß. De hattbecksken Äöse kreegen ne Stangentoom (Kinnkette) (best. Trense für widerspenstige Pferde). → hattmuulig, weekbecks
Hattboste, -böste f. Sprung, feiner Riß, der sich weiter ausdehnt (z.B. im gehärteten Stahl, im Torfspaten, der zu hart od. zu dünn ausgeschmiedet ist)
hattbraanen, -brannen hartbrennen (Töpferware, Klinker)
Hättbuck, Hattebuck m. Hirsch. → Hassebuck
Hatte, Hatt. Hätt (Wes). Harte (Rh, Bo) n. (Hatten; Hättken) 1. Herz. He häff't gudd in't Hatte troffen (beim Schlachten). He was mon Hatt un Knocken (mager, knochig, → Huud). Mi schloog dat Hatte bolle bes in de Buxe (Herzklopfen). Em sackt van Schreck dat Hatte in de Buxe. He häff met't Hatte te doon (herzkrank). van Hatten gesund (kerngesund). He is van Hatten gudd (herzensgut). van Hatten praoten (sich nett unterhalten). He häff daor ne Steen, wo andere Löö 't Hatte häbbt (hartherzig, kalt). Dat geht em an't Hatte (te Hatten) (geht ihm nahe). Dat nemm di to Hatten! Dat gönnt se em van Hatten. • De häff't lück kott an't Hatte sitten (Er ist geizig). Dat kümp uh nich van Hatten (Das ist nicht ernst gemeint). Ik häbb em 'n Hatte in'n Liew praot (habe ihm Mut gemacht). Wao't Hatte van vull is, daor löpp den Mund van öwwer. •• En vergnöögt Hatte is bääter as 'n Zentner Erpel. • Of Siede of Plodden, up´t Hatte kümp´t an. → Ahle, bitter, brummen, daawern, kränken, lääwen, Moddekuhle, Mooder, Ooge, packen, räin, Schnück, Steen, steenen, wassen.
2. herzförmiger od. herzartiger Gegenstand. De Koh ha. 'n Hättken (kleiner weißer Fleck auf der Stirn, → Blässe). dat Hatte uut de Bloomen kniepen, dat se sik pöllt (Krone, Wachstumsspitze z.B. bei Topfblumen entfernen, damit sie nicht in die Höhe schießen, sondern Seitentriebe u. Wurzeln bilden). Fiew Hattkes, fiew Stattkes un ne Piggen in't Gatt, rao, mien Häär, wat is dat? (Antwort: Mispel, → Pricke). dat Hatte an'n Wääwetou (Schlagextender des mechanischen Webstuhls). → Herz Mariä.
Zs.: Karmis(sen)-, Kooken-, Mensken-, Mooder-
Hatte, Hätte "Hirsch" → Hätt
Hatte- auch: Hätte-, Harte-
Hatteklabastern n. Herzklopen. → buukschlaagen
Hattekloppen n. Herzklopfen. De Jungs häbbt Hattekloppen kreggen (z.B. vor Angst).
Hatteknaagen, Hattsknaagen n. (Vr, St, Sü, Ra, Bor, Rae, Bo) Herzeleid, Seelenschmerz; Liebeskummer
Hättekoh, Hatt(e)koh f. Hirschkuh
Hattekrabben, -krabbeln n. (Vr, St, Sü, Ge, Rae, Bo) Herzeleid, Liebesgefühl
hatten härten, stählen. ne Torfspaan hatten
Hatten-As n. Herz-As
Hatten-Buur m. Herz-Bube
Hatten-Daame f. Herz-Dame
Hatten-Könning m. Herz-König
Hattensgrund m. Herzensgrund. → besuupen
Hatten-Truuw m. Herztrumpf
Hattepiene f. Herzschmerz
Hätter in der Wendg. an Hätter un Flätter kaputt (ganz kaputt). → Grüüsementen, Plätter
Hätterflätter in der Wendg. an Hätterflätter kaputt (ganz kaputt)
Hattgeld n. Hartgeld, Münzgeld
Hatthääkel, -heckel f. (St, Sü, Ge, We) Hauhechel (kleiner, rotblühender Strauch mit Dornen, als Hecke). → Heedhääkel, Pisser
hatthäörig 1. schwerhörig (alt). → schwaorhäörig.
2. ungehorsam
Hattholt n. Hartholz, z.B. Eiche
Hattigkäit f. Härte
Hattkoh → Hättekoh
Hattlie(de)n n. Herzleiden
hattliewig, -big hartleibig, verstopft
hattlik 1. herzhaft, würzig, pikant; kräftig. en hattlik Meddagg-ääten. De ha. 'n hattlik Mundwark (großes Mundwerk).
2. herzlich; herzensgut, lieb, nett. Dat bünt hattlike Löö. → anfällig.
Zs.: grund-
Hattlööper, -looper m. 1. Schnelläufer.
2. wer (zu) schnell u. viel arbeitet; unangenehmer Kerl; Faulenzer (iron.). → Hattwarker, Wöhlert
hattmaaken härten. → hatten
hattmelkig schwer zu melken (zu kleines Loch in den Zitzen; muß beim Verkauf angegeben werden). Wat ne hattmelkigen Buck! (scherzh.).
hattmöödig hartherzig
hattmuulig hartmäulig, unempfindlich am Maul (von Pferden). → hattbecksk, weekmuulig
Hatt-odder f. Herzader
hätts(k) (Ot, St, Sü, Bor) gehässig, feindselig
Hattsknaagen → Hatteknaagen
hatt-trää(de)n hart-, festtreten
hatt-üm(me), hott-üm(me) (Wes, Vr, St, Sü, Ra, Bor) Befehl an ein Pferd, rechts abzubiegen
hatt-up, hott-up (Wes, Vr, St, Sü, Ra, Bor) Befehl an ein Pferd, anzuhalten u. rechts abzubiegen
Hattwarker, -werker m. wer hart arbeitet; Faulenzer (z.B. Kolonnen-, Straßenarbeiter, iron.). → Buur-, Doodwarker
Hatzbuck → Hassebuck
Haube f. (Hauben) Haube, bes. in der Wendg. under de Haube (verheiratet). • Alls, wat under de Haube was, daor moch man de Finger van laoten. → Hood, Hüüwe
hau-ruck hauruck! (Ausruf, z.B. beim Anheben einer Last)
Hausierer m. Hausierer, Händler mit Kurzwaren
hausiern hausieren; Kurzwaren an der Haustür verkaufen
Häwweldisse "Eidechse" → Ääwedesken
Hawke, Hawken-, Hawte, Hawten- → Haawke, Haawken-
he er. → em
hebbelig zappelig, unruhig. → hampelig
hebbeln zappeln, unruhig sein. → hampeln
Hech → Heft 1
hechen → hechten
Hecht → Heft 1
hechten, hechen, hecheln, japsen; keuchen, schnell u. schwer atmen. De Hund sitt daor te hechten, de mott Waater häbben. He hecht as ne fette Gaas (as 'n dämpig Peerd). He leep achter de Jungs te hechten. → göösen, hisshassen, jächeln
hechten "heften" → heften
Heck → Hecke
Heckboom → Heckenboom
Hecke, Heck n. (Hecken) Hoftor, Hofzufahrt, Einfahrtstor; Wiesenod. Weidenzufahrt (aus Baumstämmen); Schlagbaum. dat Hecke van'n Hoff. De Koh häff em lellk dat Heck bedretten. Buur, maak 't Heck loss, of ik driet di in de Bookwäite (in'n Spörrie) (scherzh. Drohung). He häff 't Hecke up de Nösse (Brille). → Ääksternüst, Frää, Gaffelpost, Häär, kraaken, leste, nüüdlik, Rock, Schlaggboom, Schleet.
Zs.: Balken-, Boom-, Hoff-, Kraak-, Loop-, Schlagg-, Schlett(er)-
Heckel, Heckel- → Hääkel, Hääkel-
hecken (Vr, Sü, Ge, Bo) decken; züchten
Heckenbalken m. (Rh) oberer, baumartiger Balken des Hof-, Weidetores. → Heckenboom
Heckenbeen n. senkrecht od. schräg stehende Latte, Strebe am Hof-, Weidetor, die die Querlatten (→ Heckenlatte) hält. → Schräägspange
Heck(en)boom m. oberer Balken des Hof-, Weidetores (meistens aus einem Baumstamm mit Wurzelballen od. Stein als Gegengewicht)
Heck(en)gaffel f. Gabelholz, auf dem (in geschlossenem Zustand) der Schlagbaum mit dem dünneren Ende ruht
Heckengatt n. (Bor) Tor im Zaun
Heckenlatte f. waagerechte Latte im Hof-, Weidetor
Heck(en)post, -poss m. Pfahl, an dem das Tor aufgehängt ist u. auf dem der Schlagbaum mit dem dicken Ende ruht. → Schleddenpost
Heckenscheed n. schräg stehende Latte, Strebe am Hof-, Weidetor. → Heckenbeen
Heckenspange f. senkrechter Pfahl am Tor. → Heckenbeen
Heckerij f. (Vr, Sü, Ge, Bo) Züchterei
Heckgaffel → Heckengaffel
Heckpaol m. (Ge) Eckpfahl an der Einfahrt; Pfahl, an dem das Tor aufgehängt ist. → Heckenpost
Heckpost, -poss → Heckenpost
Heckschlott n. Vorhängeschloß am Tor, Zaunschloß. → Pinn-, Stiftschlott
Heddeldeddelken → Hiddeldiddelken
Heddwig → Heedwig
Hee → Heed
hee, heeda, häädaor heda! (Ausruf, z.B. Scheuchruf für Hühner, Enten)
Heeb-amm(e) f. 1. Hebamme.
2. Flaschenöffner (scherzh.). → Wiesemoor
heebrööls (Vr) lauthals. He sung heebrööls met.
Heed (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Rae, Rh, Bo) n.; Hee (Vr, Ge, We, Ra, Bor, Hei) f'n. Heede, Häide (Ra, We, Bor, Rae, Rh) f. Heide, Ödland. Wi brengt de Bijen in't Heed. Wat blöit dat Heed mooi. in Heed un Holt. Heed mäien (Heidekraut mähen). • Dat geht as ne Koh, well van't Heed up'n Klaower kümp (vom Sand-, ins Kleigebiet heiraten, sich verbessern). Et was ne Underscheed, as wenn't ne Koh van't Heed up'n Klaower kümp. → Häide f.
Zs.: Bell-, Bessem-, Fattbessens-, growwe, Knopp-, Plaggen-, Sprockel-, Topp-, Wöskers-
Heed- auch: Hee-
heeda → hee
Heedbessem, -n m. 1. Besen aus Heidekraut.
2. Topfbürste. → Fatt, Pottbessem, Wösker
Heedbuur m. Heidebauer, Moorbauer
Heed-dack n. mit Heide gedecktes Dach
Heede f. Hede, Werg, Abfall beim Hecheln von Flachs (wurde nach Gewicht berechnet wie Flachs od. Wolle, für grobes Sackleinen benutzt). → Kötte 2
Heede "Heide" → Heed
Heed-eckel → Heedhääkel
Heededaorn, -durn m. Kreuzdorn. → Hexendaorn
heedendaages, -daggs (Vr, St, Ge) heutzutage
Heedepatt m. Pfad durch die Heide
Heederoose f. Heiderose
Heedestriepe(n) m. Streifen Heideland
Heedestück n. Stück Heideland
Heedewegg m. Heideweg
Heedfeld n. freie Heidefläche
Heedgrund m. Heidegrund. → Feld-, Plaggengrund
Heedhääkel (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Ra, Bor); Heed-eckel (Ot, Rh).
Heetecke (Ge) f. Hauhechel, Stachelginster. → Hatthääkel
Heedhacke f. Hacke zum Stechen von Heidesoden. → Heedsäiden, Schadden
Heedhonning m. Heidehonig
Heedplagge f. Heidesode (dünn gestochen, getrocknet als Stallstreu verwendet). → Plaggenheed
Heedrook m. Moorrauch, Rauchschwaden, brandiger Geruch vom Abbrennen der Heide. → Moor-, Väänedamp
Heedsaid(en) m. kleine Sichel zum Mähen von Heidekraut. → Heedsäiße
Heedsäiße f., -säißken Sense zum Mähen von Heidekraut, mit kurzem, starken Blatt. → Heedschwaaden, Plaggen-, Sträingesicht
Heedschrübber m. Topfbürste aus Heidekraut. → Heedbessem
Heedschwaa(den) m. (Vr, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rh, Bo) Sense mit kurzem Sensenblatt zum Mähen von Heidekraut u. zum Ausmähen von Gräben
Heedwig, Heddwig PN Hedwig
Heedwigsbloome f. (Vr, Sü, Ge, Hei, Rh) Asternart (niedrig wachsend, blüht um St. Hedwig, 16. Oktober)
Heefe f. Hefe (mod.). → Gest
Heefedeelken Hefegebäck, -teilchen
Heefekooke(n), -kook m. Hefekuchen
heegen, Heeger → häägen, Hääger
Heek ON Heek bei Ahaus. In Heek, daor is de Botter week, daor is den Papp schwatt, daor kriegt de Kinner nich halw satt (Ortsneckerei aus Ahaus). Heek ridd up de Greep (Ahaus). Heekse Dott, dött mi leed, dat ik et säggen mott (Nienborg). → Gronau
heel 1. heil, ganz, unbeschädigt. He häff't weer heel (z.B. Wunde verheilt). Well nix kaputt häff, de häff ook nix heel hat (wenn etw. hinfällt). Wenn'k so sitt, dann bün'k ne heelen Käärl; un wenn'k upstao, dann kraakt't in alle Bütte (sagen alte Leute). Et is mi halw un heel (gleichgültig).
2. tüchtig; sehr. nen heel Stücksken. Dat was ne heelen Tuur (ein schweres Stück Arbeit). ne heele Tied (nen heelen Sett) (eine ganze Zeit lang). heel best (sehr gut). → ganz, Gatt, halw, hellsk, Möie, totaal
heeldaags, -daggs (Vr, Sü, Ge, Ra, Bor, Bo) ganztägig
heelemaol(s); heelemaole ganz u. gar. → heelendall
heelen heilen (z.B. Verletzung). heelende Huud (gut heilende Haut)
heelendall, heelendaal ganz, vollständig, ganz u. gar (alt). → heelemaols
Heelflees, -fleesk n. schnell heilende Wunde. He is noch jung, he häff noch gudd Heelflees.
Heelwegg (Vr, Ge, Bo); Hellwegg (Vr, St, Sü, Bor, Bo) m. großer Landweg, Handelsstraße
heel-wegg gefühllos, gleichgültig. De is ook so heel-wegg
Heemken. Hiemken (Bo) n. 1. Heimchen, Grille. En Heemken, dat satt öwwerall daor, waor't warm un drööge was (z.B. am Herdfeuer, beim Bäcker). → ssierpen.
2. kleine, schmächtige, zartgebaute Person, bes. Kind. Dat is mon so'n Hiemken, et häff nix to te setten. → Handvull, Teemken
Heer, Heeren-, heerschaftlik → Häär, Häären-, häärschaftlik
heer her, herbei. hen un heer. Et geht hen un heer un hüü un hott (z.B. Durcheinander, Meinungsstreit). → deheer, döggen, old, vandann, wegg.
Zs.: daor-, de-, dröwwer-, drüm-, hier-, nao-, teggen-, üm-, under-, van-, vöör-, waor-
heerbääden herunterleiern
heerbrengen, -breggen herbeibringen; überliefern. Dat is kinn (old) heergebracht Platt.
Heerd, Häärd m. (Heerde; Heerdken) 1. Feuerstelle, offener Kamin. de Bruud an'n Heerd föhrn (Hochzeitsbrauch: Die Schwiegermutter geleitet die Braut an die Feuerstelle, übergibt ihr den Kochlöffel, → Schleew). → Heerdföör.
2. Herd, Kochherd (mod.). → Kockmaschiene, Maschiene.
Zs.: Ächter-, Gass-, Kock-
Heerd- auch: Häärd-
Heerde f. (Heerden; Heerdeken) Herde. ne Heerde Schaope. → Koppel.
Zs.: Koh-, Schaops-
Heerdföör, -füür n. offener Kamin. → Föör
Heerdföör- auch: Heerdfüür-
Heerdföörbank(e) f. 1. schmaler Sims über dem Herdfeuer. → Müürsteen.
2. Bank am Kamin
Heerd-ieserken Halter für das Kaminbesteck (Zange, Schaufel, Haken, Blasrohr) zu beiden Seiten des Feuerlochs
Heerdplaate f. Herdplatte aus Gußeisen
heer-dräägen herbeitragen. → herandräägen
Heer-drift f. (Ot, Bor) später Trieb, zweite Blüte im Spätsommer od. Herbst (z.B. bei Birnbäumen bei warmer Witterung, selten)
Heerdstää f. Feuerstelle
Heerdsteenken Fliesen am Herdfeuer. → Müür-, Staapelsteen
Heerdtüünken (Vr, St, Sü, Ge, We, Ra, Hei) Schutzgitter am Herdfeuer. → Föör-rahmen
heergaon hergehen, zugehen. Et göng de hoog heer. → heer, togaon
heergewwen, -gebben hergeben. Geff mi dat heer!
heerhaalen herbeiholen
heerhäörn herhören. → tohäörn 1
heerhollen herhalten. Daorföör mott eene heerhollen (z.B. bezahlen für, geradestehen für)
Heering, Hääring m. Hering. Hääringe an de Garre (Stockfisch; bes. Holländer verkauften am Stock hängende Fische auf der Straße, → Dutz). → Peckelheering.
Zs.: Peckel-, Salt-
Heerings- auch: Häärings-
Heeringsbändiger, -bänniger m. 1. Verkäufer im Kolonialwarenladen (scherzh.).
2. wer sich stark vorkommt (iron.). → Peckelheering
Heeringsfatt n. Heringsfaß, großes Holzfaß (wurde auch als Jauchefaß auf der Schubkarre gebraucht)
heerkieken hersehen. Kiek äs heer!
heerkommen herbei-, herkommen; abstammen. Waor komm Ih heer? (Wo sind Sie geboren). Se weet nich mähr, waor se heerkümp (stolz, → Geburtsbreew).
Heerkümste (Vr, Bor); Heerkömste (Bo) f. Herkunft, Abstammung. → Afkommen
heerloopen herbeilaufen. Denne, dat is ne Heergeloopenen (kommt von auswärts; Landstreicher).
Heermänneken → Harmken
heernemmen hernehmen. Waor sall'k 't Geld denn heernemmen?
heer-reeken her-, anreichen. → anreeken
heersäggen her-, aufsagen. .n Gedicht heersäggen. He häff dat mon so heersäggt (ohne Betonung; hat es nicht so gemeint). → hensäggen
heerschleppen, -schlöppen herbeischleppen
heertrecken herziehen. Moss nich öwwer andere Löö heertrecken! → Aorne-suusen
hees → heest
heesappen (St, Ge) hecheln, keuchen. → göösen
heese → heest
Heesemänneken schmächtige Person. → Geese-, Jööselmänneken
Heeserkäit, Heesigkäit f. Heiserkeit
heest, hees(e), heeser heiser. → grämsterig
heesterig (St, Sü, Ge) heiser
heet heiß. an de heetsten Daage (im Hochsommer). Et wödd nix so heet egääten, as't kockt wödd. Ik sitt up heete Kollen (habe es eilig). ne heeten Schlagg (Blitzschlag mit Feuer, → kold). Den Hund is heet (brünstig, → lööpsk, Hitze). → Brand, glöönig, harümpraoten, Liem, Mölle, Ommen, schwiegen
heeten Blixem m. (Gericht aus Kartoffeln u. Äpfeln, hält lange die Hitze). → Appelgemöös
heeten → hetten
heetloopen heißlaufen (z.B. Maschine). Den Waagen was nich eschmeert un is heetloopen. → fasteloopen
heetmaaken erwärmen. → Wellentange
Heft 1, Hech(t) n. (Hefte) Griff z.B. am Werkzeug, Besteck. dat Heft van de Iepe. in'n Hecht häbben (im Griff haben). Dat Heft in de Hand nemmen (das Kommando übernehmen). → Greppe.
Zs.: Äxen-, Fielen-, Haorn-, Näi-, Pinn-
Heft 2 n. (Hefte; Heftken) Heft, Schulheft. van de Taofel in't Heft schriewen.
Zs.: Rääken-, Schriew-
heften, hechten heften, anheften
Heftrand m. Heftrand
Hegg-ääkster f. Elsternart
Hegg-appel m. (Wes, St, Sü, Rae) Klarapfel. → Klaor-appel
Hegge f. (Heggen; Heggesken) 1. Hecke, Gartenhecke; Gartenzaun. .t Bedde up de Hegge leggen (lüften, üblich nur in Monaten ohne R). Se gaot öwwer Heggen un Tüüne (z.B. von wilden, ausgelassenen Jungen). uut de Hegge doon (vertreiben). Ih sitt't bäide achter desölwe Hegge (steckt unter einer Decke). • Heggen un Tüüne (Heggen un Büske, Müüren) häbbt ook Aorne (Es kann gelauscht werden, → ruhig). • Man sall sik nich öwwer de Hegge töörn laoten (anschmieren, übers Ohr hauen lassen, → Töör). • Wat de Sseggen sik inbellt, wann de Heggen gröön weerd (von jungen Mädchen). • Kuum häbbt se 'n Heggesken üm'n Gaorden, willt se ook well drin häbben te potten. Kuum häbbt se 'n Höffken met'n Heggesken drüm, dann willt se ook all 'n Mäiboom drin häbben (von frühreifen Mädchen). → Haor, leggen, Naober, Piesewitt, terechtekommen.
2. Ackerrain, Grasstreifen zwischen zwei Äckern; Pflugwendestelle. up de (grööne) Hegge. → Aanewende, Riete.
Zs.: Bööken-, Däörnen-, Gaorden-, Gröss-, Haagebööken-, Haaselnötten-, Hoff-, Ieben-, Liguster-, Nötten-, Palm-, Rooddaorn-, Roosen-, Schleh-, Wall-, Warf-, Wittdaorn-
Heggenbööke f. Hainbuche, Weißdorn. → Haagebööke.
Zs.: Witt-
heggenbööken aus Weißdornholz. → haagebööken
Heggenböökenholt n. Weißdornholz (Material des Schreiners)
Heggenbülleken 1. nicht gekörter Bulle (hat keine Abstammung, daher wertlos).
2. schwächliche, minderwertige Person. → Heggenpüngel, Understöttling
Heggendaorn, -durn m. (St, Ge, Bor) 1. Hagedorn, Weißdorn. → Haage-, Wittdaorn.
2. Dorn der Hecke. Heggendäörne (Abfall beim Heckenschneiden). → Heggenschnöißel
Heggenkästken, -kässken, -kärsken, -kösterken → Häägenkässken
Heggenloof n. Giersch. → Heggenmoos
Heggenlööning, -lüüning m. Heckenbraunelle. → Moostückert, Schnäpper 2
Heggenmoos n. Giersch, Geißfuß (schierlingsartige Blütendolden, Heilkraut gegen Gicht; Frühgemüse; frühes Blattgrün wurde für Schweine gesammelt). → Fröhjaorsgemöös, Heggenloof, Kiek-döör'n-Tuun
Heggenpässling m. verkrüppelter Heckenstrauch; nicht gut entwickeltes Lebewesen (Mensch, Tier)
Heggenpüngel m. zurückgebliebenes, schlecht entwickeltes Lebewesen (Mensch, Tier). so'n Heggenpüngel van'n Bullen. → Heggenstööterken
Heggenpütterken n. Heckenbraunelle. → Schnäpper 2
Heggenroose f. Heckenrose, wilde Rose. → Haagebutte. → wilde Roose
Heggenscheere f. Heckenschere
Heggenscheerßel n. Abfall beim Heckenschneiden
Heggenschnöißel n. Heckendornen; Abfall beim Heckenschneiden
Heggenstööterken n. (Ot, Vr, St, Sü, Ge, We, Ra) 1. Stoßen in eine Hecke. Heggenstööterken, daor is 'n Nüst (beim Stoßen eines kleineren Kindes).
2. schlecht entwickelte, unsaubere Person. Wat is dat 'n Heggenstööterken! → Heggenpüngel.
3. wer schlechte Erfahrung gemacht hat.
Heggenstööternüst n Kothauufen: Söch's .n Heggenstööternüst? (zu jd., der einfältig guckt u. den man ärgern will). → Huckedaalsnüst
Heiden. Häiden ON Heiden bei Bor. In Häiden is nix te wäiden (Ortsneckerei aus Oeding). In Häiden häbbt se nix te wäiden, dao bindt se de Köi an'n Baisenbuss un melkt se in'n Nairing (Spott aus Reken). In Häiden häbbt se nix te wäiden, dao melkt se de Köi in nen Eekeldopp un kaarnt de Botter in nen Näiering (St). Häidener Feldhaasen (Oeding). Häidske Sandhaasen (Wes). Häidske Schmachtlappen. In Häiden könnt de halwe Löö hexen (Bor). → Häidenkind
Held m. (Helden) Held (iron.). Wat büs doch ne Held (wenn jd. Angst hat od. eine Dummheit gemacht hat).
helder, heller hell; klar deutlich; laut. .n helder Kleed. Klüün, dat giff kinn Qualm, dat was helderen Brand. He is 'n heller Köppken (gescheit). helder lachen (schallend lachen). He is helder in de Kraote (in'n Hals) (spricht laut, deutlich). Wenn de Froulöö so helder in'n Hals bünt, dann giff't Unweer. helder praoten (deutlich die Meinung sagen). De praot so helder, as wenn he van't Vääne kümp (schimpft laut, im "Venn" ist man weit voneinander weg, → achtern). → gröön, helle
helderlech(t), hellerlech(t) hell, hellicht, in der Wendg. up'n hellerlechten Dagg (bei Tageslicht, mitten am Tage). → hell-lecht
heldern, hellern aufhellen, hell, klar werden
Heleene PN Helene. → Leena
Helf(t) "Stiel der Axt" → Elft
Hell → Helle
hell 1. hell. helle Woste (Büülwoste) (helle Kochwurst aus Buchweizen- u. Weizenmehl, → Braodwoste, gries). bi'n Hellen (bei Tageslicht). Wat is´t Hellste in de Karke? Antwort: ´n Dröppken under de Nösse. → helder, Nij-jaor.
2. aufgeweckt, klug, gescheit. nen hellen Kopp.
Zs.: dagg-, sternen-
hellen Tooms-appel m. Apfelsorte, hell, im Ggs. zu → rooden Toomsappel
hellblau hellblau
hellblond hellblond. → Flasskopp
hellbruun hellbraun
Helle f. Hell n. Feuerung am Töpferofen. Well krüpp in't Hell? (Wer säubert die Feuerung; unbeliebte Dreckarbeit).
Hellekraane → Hillekraane
Heller m. (Hellers) Heller (Münze). up Heller un Penning (genau)
heller, hellerlech(t), hellern → helder, helderlecht, heldern
hellgääl, -geel hellgelb
hellgröön hellgrün. hellgrööne Bläddkes an de Barke
hellig 1. entzündet. ne helligen Finger ("schlimmer" Finger). hellig Waater (Wundflüssigkeit).
2. wütend, zornig, aufgebracht; böse. hellig as ne Spinnekopp. Et gaff hellig Blood (böses Blut). He häff sik hellige Löö maakt (Feinde gemacht). Loop nich met'n helligen Kopp wegg! (1. wenn jd. beleidigt ist. 2. wenn jd. aufbrechen will: "Nicht so eilig!"). → gällig, giftig, luunsk, Wiew.
Zs.: miss-, spinne-
Helligkäit 1 f. Zorn, Wut, Ärger. In ähre Helligkäit vergatt se alls. He häff Waater in de Oogen vöör Helligkäit.
Helligkäit 2 f. Helligkeit; Klarheit, Licht
Helligkopp m. Hitzkopf, jähzornige Person
hell-lecht hellicht. → helderlecht
hellrood hellrot
hells(k) sehr, völlig, ganz. hells druck. Dat häff em hellsk good doon. → heel, wahne
hellwacker ganz wach; aufgeweckt, gescheit
Hellwegg → Heelwegg
Helm m. (Helme) Helm; Kopfbedeckung, z.B. Zylinder beim Schützenfest (scherzh.)
Helma PN Helma. → Wilhelma
Help- auch: Hölp-
Helpedagg m. Tag, an dem der Heuerling beim Grundherrn helfen muß. → Deendaage, Hölperdagg
helpen, hölpen (helpt; halp, halpen; holpen) 1. helfen; verhelfen zu. Daor kann ik di nich met (uut de Verläägenhäid) helpen. He wuss sik immer te helpen (gescheit, lebenstüchtig). Ik sall di wall helpen! (drohend). Ik kann't nich helpen (kann es nicht ändern, → ändern). Froulöö alleen könnt sik nich helpen up'n Hoff (können nicht alleine zurechtkommen). Öwwerall, waor nix te doon is, daor will he helpen (sehr faul).
2. nützen. Wat helpt dat ganze Stönnen? Wo wennig helpt, daor helpt ook völle (Wenn 'n bettken helpt, helpt ook völle) (z.B. von Medizin, Dünger). Dröög Foor helpt (mäst) am besten (wenn man Brot trocken, z.B. ohne Kaffee, ißt). • Wat helpt't, wenn de Koh nen Emmer vull Melk giff un stött'n üm? (bei vergeblichem Tun). Wenn di dat helpt, dann doo wi dat (scherzh.). → achter, Bedde, Been, denken, Jan, schöön, sölws, Waord.
Zs.: loss-, weer-, wieder-
Help-up m. Strick mit Griff über dem Bett zum Aufrichten. → Löistrick, Maak-sachte
Hemd n. (Hemden; Hemdeken) Hemd. Hemd aone Rügge (Scheinhemd; Männerkleidung für Sonn- u. Feiertage, → Schamiesken). Doo di nich so groot (reeg di nich so up), dann wödd dien Hemd te kott (zum Angeber). Wat mäck de 'n Wind met ähr kotte Hemd! (Was gibt die an). He häff kinn Hemd mähr an't Gatt (hat alles verschwendet, vertrunken). met't Gatt vöör't Hemd stooten (steife Verbeugung machen). He giff 't leste Hemd (van't Gatt) (ist sehr freigiebig). He häff sien leste Hemd an (das Totenhemd, ist gestorben). • Dat leste Hemd häff kinne Tasken (→ metnemmen). Hemd uut de Buxe, Wäidekoh (Spottvers der Schulkinder, in Leiermelodie gesungen, wenn jd. das Hemd aus der Hose guckte). → Buuk, Kalwerstatt, Lock, näöger, olderwetswegg, Rieserbessem, schaamen, Schamiesken, vernemmen.
Zs.: Arbäids-, Dooden-, Kattuun-, Knall-, Knapp-, Linnen-, Mannslöö-, Nacht-, Öwwer- Schwöpp(en)-, Under-, Vöör-
Hemdbaord, -burd m., -bäördeken Bund am Hemdärmel
Hemden. Häämen, Hemmen ON Hemden, Bauersch. von Bo. Hemmese Vennetüüten (Ortsneckerei aus Bo auf die Niederungen von Hemden)
Hemdenkleed → Hennekleed
Hemdenknoop m. Hemdknopf. → Hemdsknööpken
hemdenverkleeden → hennekleeden
Hemdfleppen → Hemdsfleppen
Hemdflippse f. (We) Hemdzipfel. → Hemdschlippe
Hemdkraagen n. Hemdkragen
Hemdpolter, -pölter m. Nachthemd
Hemdrock m. dicke Unterjacke, Strickjacke aus Schafwolle zum Knöpfen (wurde unter der Arbeitsjacke, → Kiel 1, getragen). Den Hemdrockk wodde wodde öwwer´t Hemd edräägen un reeken bes an´t Gatt. ne eegen Jaggd (Flohjaggd) in'n Hemdrock (Jux). → Underjacke
Hemdschlippe f. Hemdunterteil; Hemdzipfel. Daor steht he in de Hemdschlippe. He häff de Hemdschlippe uut de Buxe hangen. up de Hemdschlippe eträän (beleidigt). Et räängt rechtefaort uut jeede Hemdschlippe (aus jeder kleinen Wolke). → Kaflippse
Hemd(s)fleppen (Pl.) (Wes, Ot, St, Ge, Bor, Rae, Bo) Hemdzipfel. → Hemdflippse, -schlippe
Hemdskleed → Hennekleed
Hemdsknööpken Gartenkamille, römische Kamille (galt als Unkraut im Garten). → Hemdenknoop, Knöppkesbloome
Hemdsknööpkentee m. Tee aus Gartenkamille (Damit wurde die Leibesfrucht abgetrieben.)
Hemdsmoue f. Hemdärmel
Hemdspatte f. Knopfleiste, Besatz am Hemd
Hemmel, Himmel m. (Hemmels; Hemmelken) 1. Himmel. Denne häff em in'n Hemmel böört (übermäßig gelobt). Bomm 'n Hemmel un unnen Eerde, dat kann nargens hen (Zimmermannsspruch: Es hält, sitzt fest). Se häff sik up Äärden all den Hemmel verdennt (viel Gutes getan). He is nao'n Hemmel gaone (He geht us in'n Hemmel vööruut) (ist gestorben). • Öwwer füftig Jaor is't in'n Hemmel noch nett so mooi as nu (keine Eile mit dem Sterben). Usse Häärgott geff em 'n Hemmel, he häff'n wall verdennt. He bäädt sik noch döör'n Hemmel (sehr fromm; frömmelnd). → blau, Boom, Duudelsack, Fiezebohnenstaaken, Hossenföötling, Lasso, Ledder, lüüsen, Pottkieker, Pottschrääper, reeken, tenao, Trappe, Welt.
2. himmelartiger Gegenstand, z.B. Sonnen- od. Fliegenhimmel über der Wiege, Baldachin, Traghimmel bei Prozessionen. → Babeluun.
3. Gaumen (Vr, Rh, Bo). → Hemmelte).
Zs.: Aobend-, Bedde-, Ganse-, Nacht-, Stern(en)-, Wolken-
Hemmel- auch: Himmel-
Hemmelbedde f., -bedd(e)ken Himmelbett (über der Wiege als Fliegenschutz, oft aus dem Brautschleier gefertigt). → Beddehemmel
hemmelblau himmelblau
Hemmelbrand m. Königskerze (Sommerblume)
Hemmeldrääger m. Baldachinträger bei der Prozession
Hemmelfahrt, -faort f. Himmelfahrt; Christi Himmelfahrt. Dat giff ne drettige (beschettene, bedrettene) Hemmelfahrt: de Seele mott de achter uut (Selbstmord durch Erhängen, grob, → Lasso).
Hemmelfahrtsdagg m. Himmelfahrtstag
hemmeln, himmeln sterben (auch von Tieren). He is an't Hemmeln (liegt im Sterben). → uphemmeln
Hemmelriek n. Himmelreich
Hemmelschlöttelken Himmelschlüsselchen, Primel. → Schlöttelbloome
Hemmelshölpe f. (Wes, Ot, St, Sü, Ge, Bor, Hei) Hilfe aus dem Himmel
Hemmelskoomiker m. (Wes, Vr, St, Sü, Hei) Geistlicher, Priester (spottend)
Hemmelspaorte, -purte f. Himmelstor. → Broodschapp
Hemmels-ssegge f. Bekassine (wohl nach dem meckernden Ruf). → Haawer-ssegge
Hemmelswaage(n) m. Sternbild Wagen
Hemmelte f. (Wes, St, Ge, Ra, Bor, Hei, Bo) Gaumen. → Gäögel, Hemmel
hemmelwied, himmelwied "himmelweit", in der Wendg. Dat is ne hemmelwieden Unnerscheed.
Hemmen → Hemden
Hemmschoh m. Hemmschuh
Hemnkleed → Hennekleed
hen 1. hin (in eine Richtung). Waor gehs du hen? nao Huus hen. Hier, daor geht't hen (beim Kartenspiel). Wo büs hen west? He is hen Erpel haalen. Daor gängelt (löpp) he weer hen (viel unterwegs). Gao ääben hen schloffen un haal en Aort up! (Hole Schnaps). Waor sall't hen? (Wohin geht die Reise). Höi nao'n Balken (nao bobben) hen doon. öwwer de Bääke hen (am anderen Ufer). He süht uut as eene, well under de Eerde hen kümp (blaß, todkrank). He weet van Welldaage nich, wo't he hen sall (weiß sich vor Übermut nicht zu lassen). He sagg dat so vöör sik hen. hen un weer (hin u. wieder, ab u. zu, → af). He leep hen un weer. He kick hen un weer (guckt suchend umher).
2. hin, her; vorbei. De Tied is hen, de Jaore bünt üm (vergangene Zeiten). ne heelen Tuur hen (lange her). Dat is all weer so lange hen. Dat is hen (kaputt, unbrauchbar). → en 2, heer, kooken, ledden, old, Tuun.
Zs.: achter-, aone-, bi-, daor-, döör-, döörgaons-, drüm-, drunder, hier-, licht-, öwwer-, üm-, under-, vöör-, waor-, wieder-
henböögen, -beegen in best. Richtung biegen. Dat häbb we noch just so heneböögt (in Ordnung bekommen).
henbrengen, -breggen hinbringen. Ik weet nich, waor ik di henbrengen sall (wo ich dich einordnen soll, wer du bist). → henstoppen, Wedde
hendaal(e) hinunter, hinab. Se gongen den Wegg hendaal (entlang). → daalehen
Henderk → Hinnerk
Hendierk PN Heinrich-Theodor; Heinrich-Dietrich. → Hinnerk
hendoon 1. hintun, -geben. Dao häbb ik noch wat hendaone (abgegeben, z.B. für eine Sammlung).
2. sik hendoon met (sich zufrieden geben, abfinden mit, sich fügen, → Löö). Doo di (demet) hen (Hendoon)! (Sei zufrieden mit deinem Los; Laß es dir gut gehen, Abschiedsgruß). → Vaader-unser
hendöör hindurch. den Dagg hendöör (den ganzen Tag). → döör
hendräien in best. Richtung drehen. Mo. we äs sehn, wu we dat so hendräit (wie wir das hinbekommen). → bedräien
Hendrik → Hinnerk
henfaaseln Jungschweine in die Weide treiben
henfallen hinfallen. → daalefallen
henföhrn, -führn hinfahren
hengaon hingehen. Daor is de Tied met hengaon (Zeitvertreib). → hen
hengaonswäärd wert, hinzugehen. → nöögenswäärd
Hengst, Hengs m. (Hengste) Hengst. → Füll-kriegen, mähr, Mähre, schnieden, trouen.
Zs.: Aor-, Binnen-, Buss-, Deck-, Essel-, Klopp-, Köör-, Mähl-, Ponni-, Rass-, Wall-
Hengstebuur m. Bauer mit Deckstelle (mit Deckhengsten u. Konzession)
Hengsteflöh (Pl.) "Hengstlaunen" beim Wallach (Kastrierte Pferde legen die Gewohnheit, brünstige Stuten zu bespringen, nicht sofort ab.)
hengsten brünstig sein (von Stuten). Alle dree Wääke hengsten de Peerde. → staon
Hengstfüll, -en n. männl. Fohlen
Hengsterij f. Halten von Hengsten; Deckstelle; Paarung von Pferden
hengstig brünstig, nach dem Hengst verlangend. De Füllmähre schloog af, de is nich mähr hengstig. → rossig
Hengstkatte f. (Ge) Kater. → Bolts, Rammler
henhaalen hervorholen. Waor häff he dat nu weer henehaalt? (aus welcher Ecke hervorgekramt).
henhangen hinhängen
henhäörn 1 hinhören, aufpassen. → up-passen
henhäörn 2 hingehören, hinzugehören. Dat häört daor gaar nich hen (paßt nicht dazu). So ne Käärl, de soll doch wetten, waor he henhäört (nämlich zu seiner Frau).
henhelpen, sik sich behelfen. Dann moch wi us daor so met henhelpen. → hendoon
henhollen hinhalten; verzögern. den Kopp henhollen föör (etw. riskieren für andere). De häff us a. so lange henhollen.
henhouen 1. hinschlagen; hinfallen, -stürzen. sik henhouen (sich schlafen legen).
2. klappen, gelingen. Dat hout nich hen.
henjaagen hinjagen, -eilen, -fahren
Henkel m. (Henkels; Henkelken) Henkel, Handgriff (am Topf, Krug). •• Kaas bääter ´n Henkel an´n Mählsackk lööten (von einer schwierigen Aufgabe). → Aor 1
Henkelglass n. Glas mit Henkel
Henkelkorw m. Henkelkorb
Henkelmann m. Essensbehälter, Metalltopf zum Mitnehmen warmer Mahlzeit zur Arbeit (für Fabrikarbeiter)
Henkelpott m. 1. Topf mit Henkeln.
2. Essensbehälter
Henkeltasse f. Henkeltasse
Henkeltoon m. Tonmasse für die Griffe (bes. guter Ton). → Maagertoon
henken stöhnen, jammern. → janken
Henkersmaol n. letzte Mahlzeit an einem Ort
Henkersmaoltied f. Henkersmahlzeit, letzte Mahlzeit an einem Ort
henkieken hinsehen. Well de nich so genau henkick, de süht et nich, un ne Buur, de mennt, et mutt so (von nachlässiger Arbeit). Daor moss tweemaol henkieken, dat'n eenmaol sühs (so dünn).
henkneen hinknien. In de Karke mochen wi us henkneen.
henkommen hinkommen; auskommen. Waor wi nich henkommt, daor steck wi 'n Stöcksken (Spiel mit beiden Bedeutungen). Daor sa. wi lange met henkommen. He is met de Tied henekommen. → hen, uutkommen
henkrackeln hinkritzeln (in schlechter Schrift). Wat häs daor weer henekrackelt. → henschmeern, krickeln
henkrickeln hinkritzeln
henkriegen zustande bringen, hinbekommen. Ik weet nich, wu we dat henkriegen söllt.
henleggen hinlegen. sik henleggen (sich hinlegen, zum Ausruhen)
henloopen hinlaufen
Henne f. (Hennen; Henneken) Henne, weibl. Huhn. Se sitt up't Geld as de Henne up't Nüst. He sitt as de Henne up't Nüst (ist immer zu Hause, → houen, Huushenne). • De häff öwwer de Henne in't Nüst ekecken (vom Heiraten einer weniger schönen Hoferbin). Du löpps nett as ne Henne van't Nüst (läßt alles unordentlich liegen). Nett as ne Henne, de in'n Keller satt un Botter fratt (gierig, läßt sich nicht stören, Jux). De steht debi as ne Henne bi't Pissen (von ungeschickter Person bei der Arbeit). • Geht ne Frou uut't Huus, is se 'n Äi quiet, geht se öwwer de Gotte, is se all ne Henne quiet. De Henne in´n Pott is´t Ende van´t Äierääten. → anstellen 1, Foss, geröst, glöien, Haawerkaff, Klööre, leggen, Nettel, nijsgierig, Quenne.
Zs.: Bröö-, Fasaanen-, Fett-, fette, Hoff-, Huus-, Kluck-, Legge-, Pou-, Schruut-, Tries-
Hennekleed, Hemnkleed, Hemdenkleed (Ot, Wes, Vr, St, Sü, Ge, Ra, Rae, Bo). Hemdskleed (Ge) n. Totenkleid, Totenhemd (alt). → Doodenhemd, -kleed. (Oft wurde das Hochzeitshemd als Totenhemd aufgehoben; sonst wurde es von den Nachbarinnen genäht u. dem Toten übergezogen). → Verhennekleed
hennekleeden, hemdenverkleeden (Ot, Wes, St, Sü, Ge, Rae) den Toten mit dem Totenhemd bekleiden u. einsargen. → fattwarken, verhennekleeden
Henneküüken → Hennenküüken
hen-nemmen hinnehmen; entgegennehmen. Moss män hen-nemmen, so at't kümp.
Henne(n)küüken n. junges Huhn. → Hahnen-, Hohnerküüken
Hennerk → Hinnerk
Henni → Henrieka
henpacken 1. hinfassen, -greifen. Daor draffs nich henpacken!
2. an best. Stelle packen, legen. Waor de dat alle henpackt! (vom Essen).
henpotten hinpflanzen. Daor häff he sik mooi henpott't ("eingenistet", z.B. auf den Platz eines anderen gesetzt, eingeheiratet). → indräien
henrennen, -rannen hinlaufen, -rennen
henrie(de)n hinreiten
Henrieka, Henrieke, Henni PN Henriette. → Rieka
Henrik → Hinnerk
henruuken hinriechen, riechen an. Daor häff he ook all henrocken (Das hat er auch schon ausprobiert). Wenn du noch öwwerall henruuken wiss, wo ik henschetten häff, dann moss noch wied harümkommen (Angeber).
hensacken niedersacken, -sinken (z.B. ohnmächtig werden)
hensäggen hinsagen. He häff dat blooß so henesäggt (ohne es so zu meinen). → heersäggen
henschicken hinschicken
henschieten hinscheißen. → henruuken
henschlaon hinschlagen; hinfallen. Wenn dat nich waor is, moch ik wall lang henschlaon. → dood
henschleppen, -schlöppen hinschleppen. Et schleppt sik noch so hen (Es zieht sich in die Länge). → hentrecken
henschlöörn langsam gehen u. schwer tragen. Daor schlöört he hen.
henschmeern hinschmieren, flüchtig hinschreiben. Junge, wat häs dat daor weer henschmeert! → henkraakeln
henschmieten hinwerfen. → Brocken
henschriewen, -ben hinschreiben, niederschreiben. Waor sall man't henschriewen! (erstaunlicher Vorfall, z.B. seltener Besuch, muß aktenkundig gemacht werden, scherzh.).
henschuuwen, -ben hinschieben
hensehn hinsehen
hensetten hinstellen, -setzen; auftischen. Daor häbb ih 'n knapp Hüüsken henesatt. → präsenteern
hensitten, sik sich hinsetzen. Daor häbb ik mi doch henesatt (vor Erstaunen). → daalesitten
henspringen hinspringen, schnell hinlaufen
henstoppen hinstopfen, -stecken. Ik weet nich, wao ik di henstoppen sall (wer du bist). → henbrengen, henpacken, laoten
henstüürn hinsteuern, -lenken. → hendräien
hensuusen hinsausen, -eilen (Kinderspr.)
hentällen herzählen. Moss mi dat Geld mon hentällen!
hento hinzu; dazu. Lao we noch wat hento haalen. Moss de faorts wat hento rääken. → bi
henträä(de)n hintreten. Waor he hentredd, daor wöss (in sewwen Jaor) kinn Gröss (mähr). → golden
hentrecken hinziehen. Et treckt sik hen (dauert lange). Daor treckt mi nix mähr hen (Dorthin gehe ich nicht mehr gern). → henschleppen
hen-up hinauf; aufwärts. → bommen.
Henwegg m. Hinweg. Up'n Henwegg gong't gawwer as up'n Trüggewegg.
henwiesen hinzeigen
heraf, -of herab, herunter. → af, harunder
heraf- auch: herof-
herafbrengen, -breggen hinabbringen
herafdräägen hinabtragen
heraf-fleegen hinabfliegen
heraf-föhrn, -führn hinabfahren
herafglie(de)n hinabgleiten. Dann leet he sik van't Foor herafglieden.
herafgaon hinuntergehen
herafloopen hinunterlaufen
herafschmieten herabwerfen. → afschmieten
herafsetten herabsetzen; vermindern
herafspringen herunterspringen
heran heran, herbei. → an, dran, ran
heranbrengen, -breggen herbeibringen
herandräägen herantragen. de Garwen van achtern herandräägen. → andräägen
herandriewen, -ben herantreiben. de Kohne to't Melken herandriewen. → anhaalen
heranföhrn, -führn heranfahren
herangaon herangehen, sich nähern. Lao we an de Saake herangaon.
heranhaalen heranholen, herbeiholen. Sall ik uh äs bi (an) de Aorne heranhaalen (herbitrecken)? → bitrecken
herankaorn herbeikarren, mit der Schubkarre od. Sturzkarre heranbringen. → ankaorn
herankommen herbeikommen
heranloopen herbeilaufen
heranmaaken, sik sich heranmachen. He häff sik an dat Maiken heranemaakt.
heranroopen herbeirufen. de Blaagen to't Ääten heranroopen
heranschleppen, -schlöppen herbeischleppen
heranschuuwen, -ben heranschieben, herüberschieben. Kaas mi dat lück heranschuuwen?
heranwaogen, sik sich heranwagen, annähern. An de Arbäid häbb ik mi nich heranwaogt.
heranwassen heranwachsen. De Kinder wasst met de Tied heran.
Heranwässling, -wössling m. kleiner Junge, Knirps
Herberge, herbergen → Harbarge, harbargen
herbi herbei. → bi, daorbi
herbibrengen, -breggen herbeibringen
herbikommen herbei-, hinzukommen
herbiloopen herbeilaufen
herbiroopen herbeirufen
herbitrecken heranziehen, -holen. → heranhaalen
herformt (Vr, St, Bor, Rae) reformiert. → Fienen, gereformeert, Growwen
herin, herin- → harin, harin-
herinnern, sik sich erinnern
Herk m. Hederich (gelb blühend, wird von Kühen gemieden). He moch de Kohne van'n Spörrie in'n Herk driewen (Er hat sich verschlechtert).
Herkules m. 1. starker od. unzuverlässiger Mann.
2. breiter Hosenträger (scherzh.)
Herm, Hermann → Harm
Hermelienken → Harmken
Hermiene PN Hermine. → Miene
Hermken → Harmken; Harm
hernao danach; später. Dat doo'k hernao. → achternao
herof, herof- → heraf, heraf-
heröwwer, her´öwwer- → haröwwer, haröwwer-
Herr, herrlik, herrschaftlik, herrsken → Häär, häärlik, häärschaftlik, häärsken
herüm(me), herüm(me)- → harüm, harüm-
herunder, -unner, herunder-, -unner- → harunder, harunder-
herup, herup- → harup, harup-
heruut, heruut- → haruut, haruut-
Herwst, Herwst-, herwst- → Harwst, Harwst-, harwst-
Herz Mariä n. Tränendes Herz (Gartenstaude mit herzförmigen rosa Blüten). → Bloode-Gatts-Käärlken
hessen hetzen, aufhetzen. De Hund is achter de Kohne an't Hessen. De was met alle Hunde hesst (wußte Bescheid, "war mit allen Wassern gewaschen", → knappen). → hisshassen, jassen, uphessen.
Zs.: wegg-
Hessens → Hassens
Hette f. 1. Hitze. Den Ommen gaff gudd Hette af (heizte gut). Wat gudd is teggen de Kölde, dat is ook gudd teggen de Hette (Wörmte) (von Wollkleidung bei Hitze). Hette maaken (aufheizen, z.B. das Schmiedefeuer, den Töpferofen). Dat is Hette, de gaar nix kost (vom Töpferofen abstrahlende Hitze, die für die Trocknung der Gefäße genutzt wird). Up't Land is de Hette inefollen (Die Frucht ist welk, vertrocknet). Hette met Steernkes (Weißglut, die zum Schweißen geeignet ist). → kehrn 2.
2. Entzündung. → Wörmte.
Zs.: Back-, Bullen-, Meddaggs-, Ommen-, Sommer-
Hetteblaore f. Hitzeblase, -pocke. He häff Hetteblaoren up de Huud (Ausschlag bei Hitze).
Hettebrand m. Hitzebrand, Schaden durch Sonneneinstrahlung bei Pflanzen u. Tieren. → Sünnenbrand
Hettefinneken Hitzebläschen
hetten, heeten (hett; hette, hetten; hetten) heißen; genannt werden. Wat soll dat hetten? (Was soll das bedeuten). Dat will a. wat heeten! Et hett wat (Das besagt was). → Häbberecht, nöömen, sollen 1, van.
Zs.: gudd-
Hettepöcksken Hitzebläschen
Hetticke f. (Hetticken) (St, Sü, Ge, Bor) Zecke. → Tecke
Hexe f. (Hexen) Hexe
hexen hexen; zaubern. Ik kann ook nich hexen! → blaufarwen, Heiden, Weseke
Hexenbessem, -n m. 1. dichter Ausschlag von Reisern (bes. an Birken), büschelartig verwachsene Zweige.
2. Ziegel-, Mauerornament
Hexendaorn, -durn m. Kreuzdorn. → Heededaorn
Hexenkring m. Hexenring, kreisförmig wachsende Pilze
Hexenkruud n. Bilsenkraut (giftig, wurde auf glühende Kohlen gelegt u. Dampf gegen Zahnschmerzen eingeatmet). → Bilsenkruud
Hexenlock n. (Wes, Sü, Ge, Rae) "Hexenloch", in Ortsneckerei. → Weseke
Hexenmähl n. Bärlapp. → Düüwelslöchte
Hexenmester m. Hexenmeister. Dat is ook so ne Hexenmester.
Hexen-nüst, -nüss n. 1. Mistel (Rae).
2. dichte, büschelartig verwachsene Zweige. → Hexenbessem
Hexenpaoter m. (St, Bo) Schnake
Hexenpitterken (Bo) Kartoffelmesser (beim Kinderspiel im Sand). → Land-verkoopen, Messerkes-picken
Hexerij f. Hexerei; Zauberei. Dat is kinne Hexerij! Dat is ook so ne Hexerij (z.B. knifflige Arbeit).
Hexe-wat-döös Kinderspiel, Fangenspiel (Kinder laufen von einer Seite zur anderen; ein Kind ist die "Hexe" u. muß jd. fangen, der dann die "Hexe" ist). → Alle-miene-Kinder-kommt-nao-Huus!
hi-ba pfui! (Ausruf des Ekels, Kinderspr.)
Hick m. Schluckauf. Ik häbb 'n Hick. → Huckestooten, Schlick 2, Schluuk-up, Schnück
Hickeschlick m. (Ge) Schluckauf
Hickhack m. Streit, Zank
hickhacken zanken
Hiddeldittken, Heddeldettken n. (Wes, Vr, St, Bor) zimperliche, eingebildete, unzuverlässige Person. Dat is 'n old Hiddeldittken, wo nix up an kaas.
hiddeln (We, Bor) unzuverlässig, unstet sein
hiegen keuchen, mühsam, pfeifend atmen; mühsam arbeiten. → göösen
Hiegenschnääderken n. (Wes, St, Sü, Rae) Zaunkönig. → Nettel-, Tuunkönning
Hiele → Hilde
Hielkedrääger, -määker → Hielkendrääger, -määker
Hielken, Hielk(e) m. (Vr, St, Sü, Bor) Heiratsvermittlung; Verbindung, Liebesverhältnis. Ne rechten Hielk geht sewwen Maol kaputt (En gudd Hielken mott sewwen Maol kaputtgaon). ne Hielke dräägen (Hochzeit ankündigen, vermitteln, → Hielkenmääker)
hielken (Vr, St, Sü, Bor) eine Heirat vermitteln, zusammenführen, verkuppeln
Hielke(n)drääger m. (St, Bor) Heiratsvermittler
Hielke(n)määker, Hielkesmääker, -maaker m. (Vr, St, Sü, Bor) Heiratsvermittler (wer Mann u. Frau zur Ehe zusammenbrachte, z.B. Viehhändler, Nachbar). • Hielkemääkers un Sackbinners häbbt nich faake Dank.
Hielkesbodde m. Bote, der ein Testament überbringt. → Hielkendrääger, Hielkenmääker
Hiemken → Heemken
Hiepe, Hiep; Iepe (Vr) f. (Hiepen; Hiepken) Haumesser, beilartiges Hackmesser (mit kurzem Stiel u. breiter Schneide, bes. zum Entasten von Stämmen u. zum Einkürzen von Holz der Wallhecken für Reisigbündel). → Äxe, Biele, Buuskenmess.
Zs.: Buusken-, Däörnen-, Schaa(n)ßen-, Schlaggholt-
Hiepen- auch: Iepen-
Hiepenbladd n. Blatt des Haumessers
Hiepenhoop m. Metallring, der das Spleißen des Haumessergriffes verhindert
hier hier; hierhin. Wenn ik noch Buur was, dann was ik nich hier (dann hätte ich jetzt keine Zeit). van hier up an (von hier an). so hier un daor. Komm äs hier! (hierhin). → daor 2, Frömde
Hieraod f. Heirat.
Zs.: Misshierao(
de)n heiraten (mod.). → trouen. → geboorn, Haagebööke, Tuußkenschup
hieraodslustig heiratslustig
hierbi hierbei. → daorbi
hierbliewen, -ben zu Hause bleiben
Hierbliewerskäörken "Hierbleiberswagen", in der Wendg. Du föhrs met up't Hierbliewerskäörken (zum Kind, das zu Hause bleiben muß). → Inbliewerskäörken
hierdöör hierdurch
hierföör hierfür
hierheer hierher. Sett di äs hierheer. Bruuks nich alls hierheer te schleppen.
hierhen hierhin. Kiek äs hierhen! (Sieh her).
hierin hierdrin, hierhinein. Doo dat mon hierin!
hiermet hiermit. Hiermet häbb ik genugg daone.
hiernääben, -wen, -nebben, -newwen hierneben. → daornääben, hierteggen
hiernao hiernach
hieröwwer hierüber; hierherüber. Hieröwwer häbb wi noch nich küürt.
hierteggen daneben, hierneben. Ik legg di dat hierteggen.
hiertelande, -telanne hierzulande. Hiertelande was dat nich Bruuk.
hierto hierzu. Dat Gräi kann ik hierto wall bruuken.
hiertüsken, -tüssen hierzwischen
hierüm(me) deshalb, darum, deswegen. Hierüm häbb ik dat daon.
Hier-un-Daor m. wankelmütige, unstete, unzuverlässige Person (wechselt zu oft seine Arbeit). → Hipphapp
hierunder, -unner hierherunter. Moss hierunder föhrn (hier entlang). → daorunder
hierup hierhinauf. Hierup an! (Dort entlang).
hieruut hieraus. Hieruut konn ik lääsen, wat he säggen woll.
hiervan hiervon. Hiervan giff't noch mähr.
hiesig hiesig, von hier; alteingesessen. Dat is ne Hiesigen. Dat bünt kinn hiesige Löö (zugezogen). → inheemsk
Hiesigen m. Spitztopf (Rahmtopf mit weiter Mündung u. engem Boden, im Ggs. zu → Buuk-, Ssilinderpott). → Spitzpott
Hilde; Hille (Ge, Ra, Hei). Hiele (St, Sü) f. (Hilden) Zwischenboden, Halbbodenraum (zwischen Kuhstall u. Dach in der Kübbung, meist für Heu, Stroh, Trockenfutter od. Torf). Se göngen in de Hilde liggen (Mittagsschlaf halten). Den Dank, den legg män in de Hilde (Ik häbb de heele Hilde vull Dank) (wenn jd. sich nur mit Worten bedankt, → Döörenklinke). → Balken, Bönne, Forke, Solder.
Zs.: Höi-, Kaff-, Schoppen-, Stroh-
Hildegard, Hilde PN Hildegard
Hilden- auch: Hillen-
Hildenkieker m. lange Person. → Dackrenne, tweestöckig
Hildenledder, -liere f. -ledderken, -lierken kleine Leiter vom Futterboden zum Dachboden (im Ggs. zur großen Leiter, → Balkenledder). → Bommledder
Hildenrije f. Unterlegeholz der Dachbodenbretter, leichter Balken als Auflage der Verbretterung über den Ställen
Hille → Hilde
Hillekraane (Vr, St, Sü). Hellekraane (Bor, Rh) f. Dohle. → Kraakräie
Hillen- → Hilden-
Hillge(n)- → Hillige(n)-
hillig heilig. de hillige Mann (St. Nikolaus). In den hilligen Iewer is dat passeert (übereifrig, in guter Absicht).
Hilligdum, -doom n. Heiligtum. Dat was sien Hilligdom (bes. wertvolle Sache).
Hill(i)ge-dree-Könninge (Pl.) "Heilige drei Könige" (6. Januar). Hillige-dree-Könninge, Hillige-dree-Kooken, well't nich giff, de mutt gaon spooken. Hillige-dree-Könninge, hillige dree Kooken, giff't kienen Ganzen, dann giff't 'n Hooken (ein Stück, → Hook; Heischevers). → Hahnenschräi, -tratt.
Hilligen m. Heiliger. → Altaor.
Zs.: Aller-, Brüggen-, Ies-
Hilligen- auch: Hillgen-
Hilligen Aobend m. Heiligabend
Hilligenbeld n. Heiligenbild, Andachtsbild
Hilligenfiguur f. Heiligenfigur, -bild. → Gipsfiguur, Hilligenbeld
Hilligenhuus n. Bildstock, Wegebild, Station für Prozessionen. He moch an te völle Hilligenhüüskes vöörbi (Gaststätten, scherzh., → Harbarge).
Hilligenschien m. Heiligenschein. He löpp all bolle met'n Hilligenschien harüm (wenn jd. fromm tut).
Hilligenschlieker; Hillgenschlüüker (Vr, Rh) m. scheinheilige Person; Heuchler, Schleicher
Hilten (Pl.) (Vr, St, Sü, Ge) Knöchel des Fußgelenkes von Schaf od. Ziege (für das Knöchelspiel). De Froulöö deen völle Hilten spöllen met veer Knöckskes uut'n Schaop. → Bickel, Kaitken
hilten (Vr, St, Sü, Ge) spielen mit den Fußgelenkknöcheln von Schaf od. Ziege. Komm ih venaomeddagg ääben to't Hilten? → bickeln
Hiltenbüttken (Vr, St, Sü, Ge) Schafs- od. Ziegenknöchel für das Knöchelspiel. → Bickel
Hiltenspöll n. (Vr, St, Sü, Ge) Spiel mit Knöcheln. → Bickelspöll
Himbäär(e), -bääse, Himbäären-, -bääsen- → Hinnebääse, Hinnebääsen-
Himmel, Himmel-, himmeln, himmelwied → Hemmel, Hemmel-, helmmeln, hemmelwied
Himpamp m. (Vr, Bo) Mühlespiel
Himpämpken n. wertloses od. komisches Zeug; Durcheinander. as Himpämpken up wiwat (wenn die Haare wirr zu Berge stehn). Wat maak ih daor? (Antwort:) Nen Himpämpken an't Gaaseschott (Soggenschott). Nen Himpämpken föör't Mostertmölleken, un wenn't daor nich an passt, dann kriss du't (Antwort auf eine dumme Frage, → Fraoge-äi).
hinderlik, hinnerlik lästig, störend
hindern, hinnern hindern, stören. Dat hindert nix (Das macht nichts). → lemmern
Hinkebahne → Hinkelbahne
Hinkebeen n. wer hinkt, humpelt. → Haakebeen
Hinkefoot m. wer hinkt, humpelt
Hinke(l)bahn(e) f. Feld für das Hinkelspiel, Kästchenhüpfen
Hinke(l)kästken auf den Boden gezeichnetes Feld beim Kästchenhüpfen (Quadrate u. ein Halbkreis)
hinkeln Kästchenhüpfen spielen mit Hinkelstein (Mädchenspiel). → hinken
Hinke(l)pott m. Kästchen beim Hinkelspiel
Hinke(l)spöll n. (Rh) Kästchenhüpfen. → Hinkepinke
Hinke(l)steen m., -steenken Hinkelstein, flacher Stein od. Scherbe (wird beim Kästchenhüpfen geworfen u. weitergestoßen)
hinken hinken, humpeln; auf einem Bein hüpfen (z.B. beim Seilspringen, Kästchenhüpfen). En Peerd un ne Hund hinkt (lahmt) üm jeeden Strunt (lahmen schnell). → hinkeln
Hinkepink m. gehbehinderte Person
Hinkepink(e) n. Kästchenhüpfen, Hinkelspiel der Mädchen (in auf den Boden gezeichnete Felder wird ein Stein geworfen u. auf einem Bein hüpfend mitgenommen)
Hinkepott → Hinkelpott
Hinker m. gehbehinderte Person
Hinkespöll, -steen → Hinkelspöll, -steen
Hinnebääse (Vr, St, Sü). Hinsbääse (Vr, St). Hinnebeere (Wes, Ot, We). Himbääse (Bor, Hei, Rae, Rh, Bo). Himbäär(e) (Ge, Ra) f. Himbeere. → tamm
Hinnebääsen- auch: Himbäär(e)n-, Himbääsen-, Hinnebeeren-, Hinsbääsen-
Hinnebääsenbuss, -busk m. Himbeerstrauch
Hinnebääsenmarmelaade f. Himbeermarmelade
Hinnebääsensaft m. Himbeersaft
Hinnebääsenstruuk m. Himbeerstrauch
Hinnemann m., -männeken Dummkopf, kleines einfältiges, lustiges, albernes Kerlchen; Witzbold. → Garriet, Griepspaon, Hampelmann
Hinnemannekerij f. Blödsinn, Jux; albernes Benehmen
Hinnerk, Hennerk, Henderk, Hen(d)rik PN Heinrich. → Dirk, Drieks, Hainrich, Rieks.
Zs.: Bäärnd-, Buurn-, Jan-
hinnerlik, hinnern → hinderlik, hindern
Hinsbääse, Hinsbääsen- → Hinnebääse, Hinnebääsen-
Hippe f. (Hippen; Hippken) Ziege; arrogante, eingebildete Person. Em häff de Hippe betten (Er ist dumm, verlegen). → Ssegge
Hippenbaord, -burd m. Ziegenbart; kleiner Kinnbart
Hippenbuck m. Ziegenbock; arrogante, eingebildete Person
Hipphapp m. unstete Person (ändert ihre Meinung, redet heute so, morgen so). → Hier-und-Daor
Hirtner m. (Ot) Kuhhüter im Moorgebiet (Mai bis September).
Zs.: Brook-
Hissebisse f. (sth.s) übereilige, unstete, flüchtige Person (bes. Frau). → Bissebuxe
hissebissen (sth.s) übereilig, flüchtig handeln, arbeiten. → hassebassen
hissebissig (sth.s) übereilig, schnell; unstet, flüchtig
hisshassen 1. hetzen. → hessen.
2. hecheln, keuchen (nach schnellem Lauf). Wat is den Hund an't Hisshassen. → hechten
hiss-kiss-kiss (St) Hetzruf (z.B. für den Hund od. als Warnung, mit einer Tätigkeit sofort aufzuhören)
Hitlerbook n. Buch des Nationalsozialismus. Wi häbbt daor noch 'n paar olle Hitlerbööker liggen.
Hitlerij f. Hitler-Regierung, NS-Bewegung. → Naazi-Spill
Hitlertied f. Hitlerzeit (1933-1945)
Hitze f. 1. weißglühender Schweißzustand des Eisens im Schmiedefeuer.
2. Aufnahmezeit der Hündin. → heet
Höche-, höchen → Höchte-, höchten
höchst → hooge
Höchte, Höögte f. Höhe; Anhöhe, Erhebung. De Höchte van'n Schnee was 'n halwen Meeter. Up halwe Höögte bleew he in'n Boom sitten (beim Klettern). in de Höchte (empor). He steck de Nösse in de Höchte. Wat is den Junge in de Höchte schotten (gewachsen). Nu is he weer up de Höögte (wieder gesund; auf dem Laufenden). Dat is nu wall de Höögte! (Jetzt reichts). → Leegte, Röchte
Zs.: An-, Dack-, Käärls-, Koh-, Manns-, Meeter-, Nett-, Stohls-, Torf-, Vääne-
Höch(t)ebelleken (Vr, St, Sü) Hauchbild (Andachtsbild aus dünnem Papier, das sich beim Anhauchen krümmt).
höchten, höchen hauchen. Se höchen vöör de Glaase. Daor mochen we höchten up dat Beld. → Höchtebelleken
Hochtied f. Hochzeit (mod.). → anstääken, Bruudlachte, güst, Hoogtied.
Zs.: Bassen-, Buurn-, Gewwe-, Schinken-
Hochtieds-ääten, -etten n. Hochzeitsessen. → Bruudlachts-ääten
Hochtiedsbidder m. wer zur Hochzeit einlädt. → Nööger
Hochtiedsdagg m. Hochzeitstag
Hochtiedsdiss, -disk m. Tisch mit Hochzeitsessen, Festessen
Hochtiedsfier f. Hochzeitsfeier
Hochtiedshuus n. Hochzeitshaus (Haus, in dem es Kaffee u. Mittagessen gibt). → Brandewiens-, Bruudlachtshuus
Hochtiedskleed n. Hochzeitskleid
Hochtiedskröönken Brautkrone, Myrtenkranz der Braut. → Mürtenkranz
Hochtiedslöö (Pl.) Hochzeitsgäste
hochtiedsmäötig ausgezeichnet, bes. gut (wie zur Hochzeit). Daor gaff't hochtiedsmäötig Ääten.
Hochtiedsnööger m. wer zur Hochzeit einlädt
Hock → Huck n.
Höcker m. kleiner Schemel.
Zs.: Melk-
hofeern hofieren. De Wönners mochen den Buur wall hofeern.
Hoff m. (Höwwe; Höffken) Hof; Hofraum; bäuerliches Anwesen. den Hoff harken (Raum zwischen den Hofgebäuden harken). De Buur häff blooß een leew Kind; dat is dat, wat den Hoff krigg (Wes). → Arwe m., Höffken, Huus, Kring, weeden, Wienachten.
Zs.: Bahn-, Bomm-, Buurn-, Fürsten-, Hohner-, Kark-, Klooster-, Pacht-, Schlacht-, School-, Schulten-, Wall-
hoffäärdig hoffärtig, stolz, eitel. → deemöödig
Hoffaart f. Hoffart, Hochmut, Eitelkeit, Stolz. • Hoffaart (Hoogmood) mott Piene lieden (wenn jd. aus Eitelkeit leidet, z.B. enge Schuhe trägt).
Zs.: stinkende
Hoff-arbäid f. Hofarbeit
Hoff-arwe m. Hoferbe (ältester Sohn)
Hoffbehüüsinge f. (Vr, St, Sü, Ge, Bor) Hofgebäude (Wohn- u. Wirtschaftsgebäude, Ställe)
Hoffbessem, -n m. großer Reisigbesen
Hoffdöör(e) f. Hoftür, Tür zum Hofplatz. • Wind vöör de Hoffdööre (wenn jd. angibt, Bo). → Nenndööre
Hoffhahn m. Hofhahn; Hoferbe (scherzh.). → Däälenhahn
Hoffheck(e) n. Hoftor (mit Schlagbaum), schwenkbares Eingangstor
Hoffhegge f. Hofhecke
Hoffhenne f., -henneken Hoferbin (scherzh.). → Hoffhohn
Hoffhohn n., -höhnken (Hei, Ra) unverheiratete Tochter, die den elterlichen Hof erbt (wenn es keine männl. Erben gibt, scherzh.). → Huusbruud
Hoffhund m. Hofhund, Wachhund, im Ggs. zu → Köckenhündeken
Hoffkaplaon m. 1. Hofkaplan, Hilfspriester (auf den großen Gütern).
2. Hilfskraft auf dem Hof, z.B. Rentner (iron.). den Hoffkaplaon spöllen (kleine Arbeiten verrichten, z.B. den Hof harken). → Stallströier
Höffken Garten; Nutz- u. Ziergarten vor dem Haus; Kräuter-, Gemüsegarten (alt). → Gaorden. en Höffken üm 't Huus hen. → Hegge.
Zs.: Appel-, Bloomen-, Kruud-, Vöör-
Hoffkrässer m. Eisenbesen zum Kehren des Hofraumes
Hoffkrüüs n. Kreuz, Heiligenstation am Hof. • Jeeder-eene häff sien Hoffkrüüs (In jeder Familie gibt es Sorgen, → Huuskrüüs, Krüüs).
Höfflik-käit f. Höflichkeit, in der Wendg. Well rechte Höfflikk äit will lährn, de mutt gudd up siene Mooder häörn.
Hoffpaorte, -purte f. Hoftor, Eisentor
Hoffruum m. Hofraum; Raum zwischen Haus u. Scheune
Hoffschnieder m. Schneider, der von Hof zu Hof ging. → Huusschnieder
Hoffstää f. Hofstelle, Parzelle, auf der sich der Hof befindet
Hoffstaot m. Hofstaat (z.B. beim Schützenfest)
Hoffwönner, -wönder m. Heuerling, der nahe am Hof wohnt u. z.B. beim Kalben helfen muß. → Noodnaober, Wönner
Höggel m. (Höggels; Höggelken) Hügel. → Böggel 2, Höwwel
höggelik 1 hügelig. höggelike Grund
höggelik 2 munter; freundlich, gut aufgelegt; gesprächig. Wat is he weer höggelik (z.B. nach Krankheit erholt).
högger → hooge
Hohle f. Höhlung, Wölbung. De Hohle wodde met de Pulle vöörtrocken (beim Verstreichen des Estrichs: Form der Flasche zum Abfließen des Wassers, wurde mit dem Löffel nachgezogen). → Höllte
Hohn m. Hohn. Sowat droff't nich gebben, dat is doch ne Hohn! Dat is Spott und Hohn.
Hohn n. (Hohner, Hohnder; Höhnken) Huhn. Wenn't bi'n Buur en Hohn in de Wääke giff (Wenn de Buur en Hohn schlacht), is entweeder de Buur krank of dat Hohn. • Well "Küüs-küüs" röpp, meent alle Hohner, ook den Hahn (Ra). (Wenn män 'ks. sägg, meent män de Hohner alle, St). Daor lacht ja de Hohner öwwer! Nu maakt doch kinn Hohn an't Lachen! (Das ist unglaubwürdig). Wann de Hohner nich up't Recke willt, dann giff't de andern Daage Räägen. • He is so krank as 'n Hohn, he magg gäärne wat ääten, maor nich gäärne wat doon (Ra). → Äi, Bedde, Feere, flöiten, Froulöö, Hahn, haia, Krach, kriesken, Küüken, lachen, Ostewind, upstaon.
Zs.: Bääken-, Bark-, Bläss-, Feld-, Hoff-, Legge-, Pou-, Suppen, Tick-, Tries-, Waater-
Hohner- auch: Höhner-, Hohnder-
Hohner-äi n. Hühnerei
Hohnerbönne m. Hühnerstall, Hühnerstange (z.B. oberhalb des Schweinestalls). → Hohnerfäckel, -recke
Hohnerbost(e) f. Hühnerbrust
Hohnerbröie f. Hühnerbrühe
Hohnerdarm m. Hühnerdarm
Hohnerdeew m. Hühnerdieb (Fuchs)
Hohnerdraod m. enger Maschendraht für Hühnerauslauf
Hohnerdreet m., -driete f. Hühnermist, -kot. → Hohnerköttel
Hohnerfäckel n. (Hei, Rh) Hühnerstange. → Hohnerbönne
Hohnerfeere, -fäär(e) f. Hühnerfeder. Olle Löö deen de Piepe met ne Hohnerfeere putzen.
Hohnerfell n. Gänsehaut (durch Frösteln). → Gansehuud, Röierij
Hohnerfett n. Hühnerfett
Hohnerflees, -fleesk n. Hühnerfleisch
Hohnerfloh m. Hühnerfloh
Hohnerfoor, -fuur n. Hühnerfutter (Essensreste). ne grooten Pott met Hohnerfoor. → Foor-emmer
Hohnergatt n. kleines Loch in der Tennentür für Hühner (od. Hunde). Dat Hohnergatt to, de Fösse kommt dran (wenn eine rothaarige Person eintrat, Jux). → Döörgatt
Hohnerhaawk(e) m. Hühnerhabicht
Hohnerhoff m. Auslauf für Hühner
Hohnerhuus n. Hühnerstall
Hohnerkäärl, -kerl m. Hühnerhändler. → Hohnerkreemer
Hohnerkadraff m. (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Bor) schnelle Fahrt, eiliger Lauf, in der Wendg. De löpp in'n Hohnerkadraff (sehr schnell). → Schwiensgalopp
Hohnerköttel m. Hühnermist, -kot. Hohnerköttel in de Muule un ne Plaate Pannas up'n Kopp (Mittel gegen Glatze, scherzh.). Hohnerköttel, de driewt, un Honning, de treckt (Hohnerköttel van binnen un Honning van buuten) (Mittel für Bartwuchs, scherzh.). .n Tüüwken as 'n Hohnerköttel (sehr kleiner Haarknoten)
Hohnerkreemer, -kräämer m. (Wes, Vr, St, Sü, Ge, We, Bor) Hühnerkaufmann, -händler
Hohnerküüken n. junges Huhn (z.B. im Ggs. zu → Enten-, Ganseküüken). Olle Löö un Hohnerküüken, de söökt de Wörmte. → Hahnen-, Hennenküüken
Hohnerledder, -lier(e) f. Hühnerleiter
Hohnerlock n. Öffnung am Hühnerstall od. in der Tennentür zum Hinein- u. Hinauslaufen der Hühner (od. Hunde). • Dat is nich vöör't Hohnerlock kockt (heiß). → Hohnergatt
Hohnerloop m. Auslauf für Hühner. Doo dat Harksel män in'n Hohnerloop.
Hohnermaage(n) m. Hühnermagen
Hohnermest, -mess m. Hühnermist
Hohnernatt n. Hühnersuppe. → Bruudlachts-ääten, Hahnen-natt
Hohnernüst, -nüss n. Hühnernest
Hohner-ooge n. 1. Auge des Huhns.
2. Hühnerauge am Fuß. → Liekdaorn
Hohnerpest f. Hühnerkrankheit (Erkrankung der Leber). → lääwerkrank
Hohner-reck(e) n. Hühnerstange (als Ruheplatz im Hühnerstall)
Hohner-ring m. ringförmige Hautflechte. → Hundekring
Hohnerschiete f. Hühnermist, -kot. → Hohnerköttel
Hohnerschott n. Hühnerstall. Daor is usse Huus mon 'n Hohnerschott teggen (Vergleich mit einem vornehmen, großen Haus).
Hohnerspill n. Hühner (alle zusammen, abw.)
Hohnerstall m. Hühnerstall
Hohnersuppe f. Hühnersuppe. → Hohnernatt
Hohnertuun m. Hühnerauslauf; Zaun des Hühnerauslaufes
Hohnervolk n. Hühner (alle zusammen, abw.)
Hohnerwieme f. (Wes, Vr, St, Ge, We, Ra, Bor, Rae, Bo) Hühnerbalken, -stange im Bauernhaus
Höi n. Heu. in't Höi gaon (heuen). Wi häbbt 't Höi up'n Balken (das Heu eingebracht). Se kruupt bimerkaare in't Höi. • Et wöss nich so vull Höi, dat alle Ossens de Muule stoppen kaist (St). • Et is nich so vull Höi (Gröss) wossen, üm de Löö den Mund (den Beck) te stoppen (von übler Nachrede). • Den kaaste met Höi de Muule neet stoppen, so völle Höi giff et gaar nich (Klatschmaul, Bo). • Dröög Höi un junge Froulöö dröff'm nich lange alleene laoten (Bi dröög Höi un junge Froulöö dröffs nich lange bi wegg gaon). → anvertrouen, frijen, höi, Kidde, Schuuwkaore.
Zs.: Klaower-, Nao-, Vöör-
höi he, hallo (Ansprechen von Unbekannten). Höi, häör äs, kaas dat metnemmen? (Antwort:) Höi nich, Stroh! (wenn man nicht mit höi angeredet werden will). → häi, höie-höie
Höibalken m. Dachboden für Heu
Höibarg f. aufgestapeltes Heu. → Haawerbarg
Höibönne m. Dachboden für Heu
Höibou m. Heuernte
Höibuck m. Holzgestell zum Trocknen von Kleeheu. Höibücke upsetten. → Draod-, Drehbuck
höideln verstreuen bei unachtsamem Tragen, verlieren beim Wegtragen, nachlässig fallen lassen (bes. Heu, Stroh, trockene Samen); herabrieseln; nadeln. Höisaod höidelt van'n Balken (Grassamen fallen durch die Balkenritzen). De Dänne höidelt. → riesen 1, säöden, schlöörn
Höidelerij f. Herumstreuen (z.B. auf dem Hof verstreute Heu- od. Strohreste). Wat ne Höidelerij! (z.B. ganz leichter Regen).
Höidrees m. Ackerland zur Heugewinnung, in Heuwiese umgewandeltes Ackerland (meist für einige Jahre)
höie-höie Lockruf für Kühe. → höi
höien heuen, Heu ernten. in't Höien (bei der Heuernte). → frijen, Höi, Höibou, langsaam
Höi(en)tied, Höienstied f. Zeit der Heuernte, Mahd (Mai-Juni)
Höier m. Mäher, Heuer. • Ne gudden Höier, de geht achter'n Wall liggen. Ne gudden Höier, de ligg achter'n Wall (bei sicherem, beständigen Wetter; Sonne u. Wind erledigen das Heuen). → Schemme
Höifeeber, -wer n. Heuschnupfen
Höifieme f. Heuhaufen
Höifoor, -fuur n. Heufuder
Höiforke f. Heugabel (hat längere Zinken als die → Garwenforke). → Dreetandforke, gewönnt
Höigröss, -gräss n. für Heugewinnung geeignetes Gras. → Sielogröss
Höihäcksel n. Heuhäcksel (kam in den Kalkputz der Decke). → Schwienehaor, Spalierlattenputz
Höiharke f. hölzerne Heuharke, Rechen
Höihilde, -hille f. Heuboden
Höihoop m. Heuhaufen
Höikidde f. Heureihe (wie sie beim Harken entsteht). Wi gaot en Höikidden schlaon. → Grösskidde
Höiklampe(n), -klamp m. Heuhaufen (auf dem Dachboden)
Höiledder, -lier(e) f. lange, leiterartige Seiten des Erntewagens (paarig). → Bou-, Saodledder
Höimasse f. (Ge, Rh) großer Tragekorb für Heu
Höimiete f. Heuhaufen
Höi-opper m. Heuhaufen. → Gröss-opper
Höipeerd n., -peerdeken 1. Heuschrecke. → Höispringer, Springhaasen, -hahn.
2. große, korpulente Person. → Postpeerd
Höipiepe f. Pfeife mit geschlossenem Kopf, Einsatz aus Metall mit Schraubverschluß (wurde wegen der Brandgefahr bei Heu- od. Waldarbeit gebraucht). → Beddepiepe, Binnenpott
Höiröiter m. Holzgestell zum Trocknen von Kleeheu. → Höibuck
Höirööpe, -roope f. Heuraufe, Futterkrippe im Stall (für Pferde)
Höisack m. mit Heu gefüllter Sack als Sitzkissen für ältere Leute auf dem Leiterwagen (auf dem Weg zur Kirche, zur Hochzeit od. Beerdigung)
Höisaod n. Grassamen (bes. von Pfeifengras, → Meddelgröss, war allgemeines Hausmittel für Mensch u. Tier). met Höisaod blöökern (gegen Viehkrankheiten od. bei Entzündung z.B. auf einem Eimer mit heißem Wasser u. Grassamen sitzen). ne Ümschlagg van Höisaod (Im Sud von gekochtem Grassamen wird ein Laken getränkt, gegen Gicht, Rheuma, Keuchhusten). → bään, pappen
Höiseel n. Seil zum Befestigen der Fracht auf dem Erntewagen. → Waagenseel
höisken (Wes, Vr). huisken (Vr, St, Sü, Ge, Bor, Rae) jaulen, winseln, wimmern. Den Hund huisken so. → janken
Höispais m. mit Heuhäcksel vermischter Kalkmörtel für Deckenputz
Höispringer m. Heuschrecke. → Höipeerd
höißa heißa! (Ausruf der Freude). Höißa, Sünte Micheel!
Höitied → Höientied
Höiwaage(n) m. Heuwagen, Erntewagen
Höiwäide f. Heuwiese. → Schniewäide
Höiweer, -wäär n. Heuwetter, trockenes Wetter für die Heuernte
Höiwieske f. (Ge, Ra, We, Bor) Heuwiese
holdbaor haltbar. döör Inkocken de Woste holdbaor maaken
holder-de-bolder, -di-bolder, holle-de-boller holterdiepolter (rumpelndes Geräusch). He dee dat so holder-de-bolder (in Eile, wenig sorgfältig). Holle-de-boller, de Katten up't Soller (wenn etw. mit Lärm umfällt). Holder-de-bolder göng (löpp) öwwer't Solder, met ne Beck vull Menskenflees (Rätsel: Holzschuh). → houen
Hölkeknüppe f. (Ot, Vr, St, Sü, We, Bor) Knoten am Kopfband der Garbenhocke
hölken (Ot, Vr, St, Sü, We, Bor) binden, verbinden, bes. binden der Garben, wenn sie in Hocken stehen. Haawer- un Roggengäste wodden met'n Koppseel hölkt. He hadde ne dichten Tiel Gäste öwwer't Land hen staon, fain upesatt un ehölkt.
Hölk(e)seel n. (Ot, Vr, St, Sü, We, Bor) Hockenseil, Strohband, mit dem vier od. sechs Garben zusammengebunden wurden. De Knüppe van dat Hölkeseel mochen nich nao de Weersiede (Westsiede) wenn. (mußten auf der wettergeschützten Ostseite sein). → Koppseel
holl hohl; locker. holle Pannen (Hohlziegel, → Hollpanne). .n holl Mess (breites Rasiermesser mit Hohlschliff für langen Bart im Ggs. zu → halwholl, vull). Den Hubbel is holl (sitzt lose auf der Felge). holl packen (lose aufpacken, damit es nach mehr aussieht). Dat is wat föör'n hollen Tand (nicht zum Sattessen). Waater-ratten maakt de Grund van unnen holl. ne hollen Lappen (Wolke, die keinen Regen bringt). De Koh is düftig holl in de Flanken (mager; hungrig). so holl in't Gesicht (eingefallene Backen, mager). De is holl in't Gatt (mager). • He kick met't Witte van't Ooge un met't Holle van't Gatt (wenn jd. etw. nicht findet, obwohl es leicht zu finden wäre). holl hoosten (trocken husten, künstlich, verstellt). → Klumpen.
Zs.: halw-
holla holla! (Ausruf an Pferd od. Person)
Holland n. Holland. Se gongen fröhr vull nao Holland nao'n Dokter. Moss män wochten, säggt se in Holland (doot se in Holland) (Geduld haben! Ra). Nu sall Holland lellk in Last wenn. (Dao is Holland in Nood) ("Holland in Not"). Holland is Land van Bedrugg (Redeweise der Grenzbewohner). → handeln
Holland-fangen (Ra) Kinderspiel im Sand. → Land-verkoopen
Hollandgänger m. Hollandgänger (Tagelöhner, der bes. zur Heuernte od. zum Torfstechen nach Holland ging, 19. Jh.)
holländs(k), hollands holländisch. Wi häbbt van alle Kanten holländs Blood in de Famillie. holländsken Backsteen (Ziegelsteinsorte). holländske Panne (Hohlziegel, → Hollpanne). holländsken (Holländer) Verband (best. Mauerverband). holländsk Spoor (Spurweite von 128 cm für Karren, → prüüß). Dat is holländske Marke (Man bekommt etw. von anderen, d'h. umsonst, z.B. Zigaretten). ne hollandsen Baronn (stabiler Mann). Et is 'n holländsken Buur (wenn ein Mädchen geboren wurde, obwohl man sich einen Jungen gewünscht hat, Spott im Grenzgebiet; in den Niederlanden regieren Königinnen). Dat is ne holländsken Paojet (unzuverlässiger Kerl, St, Ge, Bor). → Kaaskopp, Korintenkacker, Lüüseknäpper, Patjack, Speckfrääter, tüsken.
Zs.: hoog-
Holla-Wuppdich in der Wendg. met Holla-Wuppdich (mit Krach, Schwung). → Wupp
Holl-äx(e) f. (Ot, Ge, Bo) Spundbeil (zum Ausschlagen des Zapfloches). → uuthöllen
Hollbäitel, -bäidel m. Hohlmeißel, Stecheisen, Schnitzmesser mit gebogener Klinge. → Holl-ieser
Hölldissel f. (Ot, Ge, Sü) Drechslerhohleisen; Fersenmesser (Werkzeug des Holzschuhmachers, Drechslers). → Fass-, Hackmess
Hölle f. Hölle. Wenn nich aarig büs, kümms in de Hölle (wurde als Drohung zu Kindern gesagt, → Fäägeföör). Se häff de Hölle up Eerden (z.B. Ärger in der Familie). He sall wall in de Hölle (bi'n Düüwel) terechtekommen (wenn ein schlechter Mensch gestorben ist). Häs't a. häört: In de Hölle is 'n grooten Fierdagg (wenn z.B. ein Geldgieriger gestorben ist). De Junge sitt so vull Wörmer as de Hölle vull Düüwels! Se maakt em de Hölle heet (bedrängen ihn). • Well de Hölle gewönnt is, de brennt sik nich (Ra). • Well in de Hölle wonnt, weet nich, dat't ne Hemmel giff (Die Armen kennen nur Armut). → Karmis, Spaon
holle-de-boller → holder-de-bolder
hollen (höllt; heel heelen; hollen) 1. halten, festhalten. Wenn Ih't nich hollen könnt, dann hä' Ih Schnieder wäärn mocht (vom Halten des Fußes beim Pferdebeschlagen; beim Tragen einer Last). Daor stonnen wi met te hollen (konnten etw. nicht loswerden; waren in Verlegenheit).
2. halten, standhalten, dauerhaft sein, sich halten. Den Näägel höllt mähr as sebben Buxen, de nix hollt (sitzt sehr fest, → eewig, Meddagg). Holl ik! (Antwort beim Reizen im Skat). Den Appel höllt sik gudd. Holl di gudd! (Abschiedsgruß, → fucht, kreggel, uh).
3. behalten. • Well sik wehrt, de höllt sien Peerd. He häff de nix van hollen (nichts vom Unfall zurückbehalten, → metkriegen).
4. in der Wendg. hollen van (leiden mögen, gern haben). De höllt noch wall van gudd Ääten un Drinken. De hollt vull van-eene (van elkaar) (Sie haben eine gute Beziehung). Daor holl'ke wat van (Das gefällt mir). Ik heel de ne gudden Dagg van (hatte eine gute Meinung davon, → Stück).
5. in der Wendg. hollen föör (ansehen, halten für). Waor hölls mi föör? He höllt sik te gudd (te hooge) föör de Arbäid. Daor holl ik se doch te gudd föör, dat se so wat möök. → driewen, Frou, häbben, Kopp, kott, kreggel, lääwen, lachen, Mund, Ooge, Schliepsteen, Siede, Strieksiede, Stange, Stüür n., tegange, tegudde, Welldaage.
Zs.: Butten-, daale-, dicht(e)-, fast(e)-, frij-, hooge-, huus-, loss-, paol-, Paosken-, stand, still(e)-, vull-, wegg-
höllen aushöhlen, ausbohren (z.B. Holz). den Naaben höllen
Höllenangs(t) f. Höllenangst, heftige Angst
Höllenföör, -füür n. Höllenfeuer
Höllenpiene f. große Qual, heftiger Schmerz
Höllenspittaakel, -spettaakel n. Höllenlärm, großer Lärm
Höllensteen m. Ätzstift, Höllenstein. wild Flees met'n Höllensteen uutbraanen
Holler, Holler- → Holunder, Holunder-
Hollfast(e) m. Halt, Festigkeit. An den Käärl is kinn Hollfaste an (unzuverlässig). → Holt m., Antholt
Hollfutter n. Halterung für den Dreizack an der Drehbank
Holl-ies n. (Bo) Windeis. → Rock-ies
Holl-ieser, -n n. Hohleisen (Drechslerwerkzeug). → Röhre
höllis(k) höllisch
Hollpanne f. Hohlziegel, hohler Dachziegel (jünger als → Panne)
holl-oogig, -öögig hohläugig
Hollröske(n) f. (Vr, St, Ge, Bor) Teichbinse (der Stengel ist hohl). → Pickrösken, Rossbinse
Höllte f. Höhlung, Wölbung, Hohlraum; Loch. ne Höllte in'n Rüggen (Hohlkreuz). Den Stuuten häff ne Höllte (Der Teig war zu schnell aufgegangen). → Hohle, Kriede
Hölp- → Help-
Hölpe f. 1. Hilfe.
2. Gehilfe, Magd, Aushilfe für einige Tage. He soch noch ne Hölpe föör'n paar Daage. Wi bruukt noch Hölpe to't Runkelhacken.
Zs.: Af-, Hemmels-, Huus-, Köcken-, Met-, Nao-, Naober-, Peerde, Uut
hölpen → helpen
Hölper m. Hilfsperson, Gehilfe.
Zs.: Nood-, Uut-
Hölperdagg m. Tag, an dem der Heuerling dem Besitzer helfen muß. → Helpedagg
holperig (uneben, holperig). → rubbelig
Holsken m. (Holsken) (Wes, St, Sü, Ge) Holzschuh. → Klumpen.
Zs.: Kinder-
Holskenmaaker, -määker m. (Wes, St, Sü, Ge) Holzschuhmacher. → Klumpenmääker
Holster n. (Holsters) Jägertasche aus Leder, Jagdrucksack (mit Lederschlaufen für geschossene Schnepfen u. Feldhühner u. durch Überwurf verdeckte Tasche für Hasen u. Kaninchen). → Jaggdtaske.
Zs.: Jaggd-
Holt m. 1. Halt, Stillstand; Einhalt. Holt, stopp! (Nicht weiter, z.B. beim Gehen, Fahren, Reden). Holt giff't nich, Holt wäss in'n Busch (wenn jd. .Halt!. sagt, z.B. beim Aufgeben von Essen, → Holt n.).
2. Halt, Stütze, Festigkeit, Stabilität. Wenn en Peerd up gladde Grund daalefeel, häbb wi Säcke üm de Höwwe bunnen, dat et lück Holt hä'e. Daor is kinn Holt mähr in. → Hollfaste, Verholt.
Zs.: An-, Huus-, Tesaamen-, Under-, Uppen-, Ver-
Holt n. (Hölter; Höltken, Hölleken) 1. Gehölz, Wald, Gruppe von Bäumen. In Vreene, daor steht nich vull Holt. De grooten Buurn hä"en Holt genugg" Holt an de Straoten (Straßenbäume). Wenn't grummelt un blitzt in't kahle Holt, dat is nich gudd föör jung un old (unheimlich, → dundern). → dämpig, lööwen, midden, Roufost.
2. Holz, Holzstück (Nutz- od. Brennholz). • Van dick Holt saagt wi Plänke, wo krieg wi't up (von Leuten, die über ihre Verhältnisse leben, Bo). • Se häff vull Holt vöör de Dööre (großer Busen). • He kümp van't Holt up'n Balken. He sprüng van't Hölteken up't Stölteken (kommt von einem Thema zum anderen, macht Gedankensprünge). • Daor wodde van't Höltken up't Stöcksken praot (häufiger Themenwechsel, → Hack m.). • Schnie dat Lääwen uut dat Holt, wat du häs. → schwaor, Stolt, Stroh.
Zs.: Achter-, Anbööt-, Anmaaks-, Appelboom-, Ass-, Barken-, Blind- , Bodden-, Bööken-, Bou-, Brack-, Brand-, Bredd-, Büssen-, Buusken-, Buuten-, Dännen-, Deputaat-, Döwwel-, Driew-, Düüwels, Eek-, Eeken-, Elsen-, End-, Esken-, Faaser-, Fall-, Fatt-, Fleer(boom)-, Flöh-, Flöite(piepe)n-, Föör-, Frucht-, Füchten-, Füll-, Furnier-, Fuul-, Fuulboom-, Gemeens-, Geschirr-, Grund-, Gruuben-, Haagebööken-, Haaken-, Haasel(nötten)-, Hahn-, Hals-, Hass-, Hatt-, Heggenbööken-, Hüppen-, Ieben-, Kant-, Karken-, Kassen-, Kastanjen-, Kerb-, Kern-, Kien-, Kläin-, Klafter-, Klöwwe-, Kluft-, Klump-, Knapp-, Kniebel-, Knüppel-, Kopp-, Kramms-, Kribb-, Krumm-, Krüüs-, Kussel-, Küssen-, Küüp-, Laager-, Lai-, Lang-, Latäi-, Linden-, Mispel-, Mööbel-, Moor-, Näägel-, Naodel-, Nötten-, Nuudel-, Ommen-, Palmboom-, Paol-, Päppel-, Peerboom-, Pink-, Pinn-, Planken-, Ploog-, Pluff-, Pock-, Praam-, Proff-, Proffebüssen-, Prowinz-, Prüeer-, Pruumen-(boom)-, Pulwer- , Raamääkers-, Rahmen-, Reef-, Roosen-, Rott-, Rull-, Rund-, Schaa(n)ßen-, Schäll-, Schand-, Schiffs-, Schlacht-, Schlagg-, Schlaop-, Schleesen-, Schlehn-, Schmeer-, Speck-, Spint-, Splint-, Splitz-, Spörkel-, Spraakel-, Sprick(en)-, Spröckel-, Sprocken-, Ssapp-, Staapel-, Stadts-, Stäiger-, Stamm-, Stellmaakers-, Stempel-, Stohlmääkers-, Striek-, Strupp-, Stubben-, Stüüw-, Tack- , Timmer-, Topp-, Under-, Vääne-, Voggelbääsen-, Waakel-, Wäiden-, Waiksel-, Wallheggen-, Wallnötten-, Warf-, Week-, Wiem-, Wittdaorn-,
Holt-appel m. wilder Apfel. → Surk
Holt-appelboom m. wilder Apfelbaum
Holt-arbäid f. Waldarbeit
Holt-arbäider m. Waldarbeiter
Holt-aske, -asse f. Holzasche, Rückstand von verbranntem Holz (wurde als Waschmittel benutzt, → büüken). → Spleet
Holtback m. Holztrog, Holzkiste
Holtbäitel, -bäidel m. Stecheisen
Holtbalken m. hölzerner Balken
Holtbeen n. Holzbein, Beinprothese
Holtbiele f. Beil zum Holzhacken
Holtblende, -blenne f. Fensterladen, -blende
Holtböcker, -bocker m. schwerer Holzhammer mit zwei Eisenringen (zum Einrammen von Pflöcken). → Holtschlaage, Töörböcker
Holtbodden m. hölzerner Boden (z.B. im Faß)
Holtbohr n. Holzbohrer
Holtbredd n. Holzbrett; Brett, das beim Verputzen von Mauern u. Decken benutzt wird. → Putzbredd
Holtbuck m. 1. Holzbock, Holzwurm.
2. Zecke.
3. ins Fleisch getriebener Splitter. → Holtsplaoten.
4. Holzklotz (zum Fertigen von Reisigbündeln. → Houbuck
Holtbuur m. Waldbauer. → Lohbuur
Holtdaage (Pl.) (St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae) Dienstleistungstage der Pächter, an denen sie Holz schlagen mußten. → Deendaage
Holtdöwwel m. Holzdübel
Holtdräibank(e) f. Drehbank aus Holz (für den Drechsler)
Holtduuwe, -be f. Wildtaube, Hohltaube (nistet in hohlen Bäumen). → Ringel-, Wild-duuwe
Holtdüüwel, -bel m. (Rae) Winde, Gerät zum Roden von Bäumen. → Bussdüüwel
hölten; höltern (Ra, Bo) 1. hölzern, aus Holz. höltene Äide. hölten Back (Trog zum Kneten von Schwarzbrotteig). en hölten Fatt met höltene Bände (Faß aus Holz). höltene Klinken (Verschluß der Tennentür von innen). ne höltenen Napp to't Spöölen un Wasken uut Wilgen (Napf aus Weidenholz). ne höltene Pigge (Schuhnagel). ne hölten Schepper (Schöpfkelle für Korn u. Mehl). ne höltene Wolte (Ackerwalze, → Boomwolter). → Pappschleew.
2. steif, unbeholfen, plump. Stao de nich so hölten bi (ungeschickt). He wödd a. so hölten up de Beene. He häff so ne höltenen Gang.
3. bewaldet, mit Baumbewuchs. Se wonnt in'n hölten Land.
Holtfatt n. geküfertes Holzfaß. → hölten
Holtfiele f. Holzfeile, -raspel
Holtflöh (Pl.) (Vr, St, Sü, Ge, Bor, Hei) "Holzflöhe", Verletzung durch Holzsplitter. De Holtflöh häbbt mi betten. Holtflöh bünt faort groot (Unfälle bei Holzarbeiten wie Holzfällen od. Richten zählten zu den gefährlichsten, waren gefürchtet). Holtflöh, de stääkt (biet't) in de Geburt (bei der Entstehung). → Ieserflöh
Holtfluur(e) f. Fußboden aus Holz, Brettern
Holtfohrlöö, -fuhrlöö (Pl.) Holzfuhrleute (hatten bes. kräftige Pferde u. stabiles Pferdegeschirr, → Haamersellen)
Holtfohrmann m. Holzfuhrmann. → Fohrbaas, Houderer
Holtföör, -füür n. Holzfeuer; Holzkohlenfeuer. • Holtföör is 'n stolt Föör; wenn't uut is, is't 'n kold Föör (Holz heizt nicht nachhaltig, Wärme läßt sich nicht speichern).
Holtgeld n. Geld für verkaufte Baumstämme
Holtgewehr n. Holzgewehr
Holtgewwel m. Holzgiebel, verbretterter Giebel (älter als gemauerter Giebel, leichter als Mauerwerk)
Holthaamer m. hölzerner Hammer, schwerer Holzhammer (z.B. zum Einrammen von Pfählen, Pflöcken). → Holtböcker, -schlaage
Holthacker m. Holzhacker, -fäller. → Holthouer
Holthandel, -hannel m. Holzhandel
Holtharke f. hölzerne Harke, Rechen (für Heu). → Höiharke
Holthook m. Stelle für Brennholz (im Haus od. Schuppen). → Brand, Stockhook
Holthoop m. Holzstapel
Holthouer, -höier m. Holzhacker, -fäller, Waldarbeiter (meist arm, erhielt als Lohn die Holzspäne u. Zapfen)
Holtkäärl, -kerl m. Holzhacker, Waldarbeiter. → Spaon
Holtkamme f. Zahn u. Kerbe am hölzernen Zahnrad für Getriebe
Holtkaom m. Holzkamm (mit Zähnen aus Weißbuchenholz; z.B. zum Kämmen von Flachs vor dem Spinnen)
Holtkaore f. 1. Wagen für den Holztransport.
2. Karre mit Holzrädern (im Ggs. zur gummibereiften Karre, → Gummi-, Stottkaore).
3. Karre aus Holz
Holtkaste(n) m. Kiste für Brennmaterial (in der Küche). → Holtkiste
Holtkette, -kedde f. stabile, schwere eiserne Kette der Holzfuhrleute zum Holzaufladen. → Nuss-, Rullkette
Holtkettenhaaken, -haok(en) m. Haken an der stabilen Kette für die Waldarbeit
Holtkiel m. Eisenkeil der Waldarbeiter (zum Anhebeln dicker Stämme beim Fällen u. zum Spalten von Holz, z.B. für Riegelpfähle)
Holtkiste f. 1. Kiste aus Holz.
2. Kiste für Brennmaterial. → Holtkasten
Holtklääpel m. kleiner Holzspan; hölzerner Fallriegel. .n Päörtken met Holtklääpel
Holtklappe f. Holzdeckel
Holtkloot m. Setzkreisel. → Hack-kloot
Holtklööwer m. 1. Holzhacker (der Holzscheite als Brennholz spaltet).
2. pedantische Person. → Stickenklööwer
Holtknappe f. (Bor) Hirschkäfer
Holtknoop m. Holzknopf (als Behelf statt Hornknöpfen, nach dem Zweiten Weltkrieg)
Holtknüppel, -klüppel m. Holzknüppel (z.B. Brennholzscheit; Stock zum Viehtreiben)
Holtkolle f. Holzkohle. dröög Foor un Holtkolle in't Foor (gegen Durchfall bei Kühen). → Doowkolle, köllen
Holtkopp m. dumme od. sture Person. → Schlaot-, Torfkopp
Holtkööper, -kooper m. Holzhändler
Holtkrappe f. Drehriegel aus Holz (z.B. an der Schranktür)
Holtküümen, -küüwen m. Kübel aus Holz, Bottich
Holtnäägel, -naagel m. Holznagel. → Pinn
Holtpeer(e) f. wilde Birne
Holtpiepe f. Tabakspfeife, deren Rohr u. Kopf aus Holz bestehen (bes. Bruyèreholz). → Prüeerholt
Holtpigge f. Holznagel, Dübel (beim Verzapfen von Holzbalken; zum Besohlen der Schuhe)
Holtpinn m., -pinneken 1. Holznagel zum Verzapfen, Dübel.
2. Holzstift zum Befestigen von Schuhsohlen
Holtplass m. Holzplatz, Lagerplatz für Holz, Bretter
Holtpraame f. Furnierpresse
Holtpresse f. Furnierpresse
Holtpries m. Holzpreis. Met de Holtpriese göng dat nich vull up un daale (blieben stabil).
Holtproffe(n) m. Stöpsel aus Holz. → Proffholt
Holtrahmen m. hölzerner Fensterrahmen, Blockrahmen; Holzrahmen. en Holträhmken met Draod (Rost zum Trocknen von Backobst, → Hördeken)
Holtraspel f. Holzraspel (im Ggs. zu → Ieserfiele; Werkzeug z.B. des Schreiners, Hufschmieds)
Holtschaawer, -ber m. hölzerner Schaber des Töpfers
Holtschlaage f. (Wes, Ot, St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae) schwerer Holzhammer zum Einrammen von Weidepfählen u. zum Spalten von Holz
Holtschleew m. hölzerner Schöpflöffel; kurzer Holzlöffel (z.B. zum Butterkneten)
Holtschnippe f. Waldschnepfe
Holtschoppe f., -schöppken Holzschuppen, offenes Gebäude zum Lagern von Brennholz (oft Teil eines Schuppens)
Holtschruuwe, -be f. Schraube für Holz
Holtspaan, -spaon m. Holzspan, -spachtel. Dat Fett wodde met'n Holtspaan up de Asse strecken (Schmieren der Wagenachse).
Holtspäddel, -spättel m. Brotschieber aus Holz (zum Einschieben des Brotes in den Backofen u. zum Herausnehmen)
Holtspill n. 1. Wald.
2. Holz (als Material). → Holtwark
Holtsplaot(en) m. Holzsplitter (in der Hand)
Holtstück n. Stück Holz
Holt-tappen m. Holzzapfen am Gebälk
Holtverkoop m. Holzverkauf, -auktion
Holtwaage(n) m. Wagen für Holz, Baumstämme; Langholzwagen (ohne Aufbau; das Holz ruhte auf dem Achsholz; Vorder- u. Hinterwagen waren oft nur durch Baumstämme verbunden.)
Holtwark, -werk n. 1. Arbeit mit Holz.
2. Dinge aus Holz (z.B. Holzteile, Holzverkleidung des Wagens, des Hauses im Ggs. zu Eisen- od. Mauerteilen). Wenn de Asse kweem, möök wi dat Holtwark daorbi (beim Wagenbau).
Holtwick ON Holtwick bei Coesfeld. Dat Holtwicker Äi ligg midden in'n Kläi (Ortsneckerei).
Holtwippe f. Hebel zum Aufladen von Baumstämmen. → Krackhaol
Holtwöpse f. Holzwespe
Holtworm m. 1. Holzwurm. → Holtbuck.
2. Holzhandwerker (Schreiner, Zimmermann, scherzh.)
Holtwulle f. Holzwolle (z.B. zum Verpacken von Töpferware, früher mit Haferstroh)
Holunder, Holunner, Holler m. (Vr, St, Sü, Ge, Rh, Bo) Holunder (mod.). → Fleer, Pluffholt
Holunder- auch: Holunner-, Holler-
Holunderboom m. Holunder
Holunderbääse, -beer(e) f. Holunderbeere
Holunderholt n. Holunderholz. → Fleerboomholt
Holunderstruuk m. (Vr, St, Sü, Ge, Rh, Bo) Holunderstrauch. → Fleerstruuk
Hommel → Hummel
Hönneke, Hönneken- → Haornte, Haornten-
Honning, Honnig m. Honig. • Waor Honning is, daor striekt de Fleegen (Wo etw. los ist, laufen alle hin). • Waor Bijen bünt, is ook Honning. Honnig üm'n Baord schmeern (üm'n Beck praoten) (schmeicheln). Se schmeert di Honnig üm'n Beck un leckt'n achternao weer af (Sie sind falsch, hinterlistig). → Bloome, Hohnerköttel, Tracht.
Zs.: Bijen-, Heed-, Iemen-, Kunst-, Nao-, Schiewen-
Honnig-, honnig- auch: Honning-, honning-
Honnigbeer, -bier n. süßes Bier (mit Honig gebraut, weniger Kohlensäure). → metkocken
Honnigbije f. Honigbiene
Honnigbloome f. Geißblatt. → Suugetittken
Honnigbottram m. Butterbrot mit Honig
Honnigdou m. Tau, der aus sehr kleinen Tautropfen besteht (in trockenem Jahr)
Honnig-emmer m. Honigeimer
honnigen Honig spenden, Nektar abgeben (von Blüten, werden von Bienen angeflogen). → Bookwäitenblöie
Honnig-glass n. Honigglas
Honnig-gröss, -gräss n. Honiggras, Ruchgras. → Meddel
Honnigjaor n. Jahr, in dem es viel Honig gibt
Honnigklaower m. Honigklee, Steinklee. → gäälen Klaower
Honnigkooke(n), -kook m. Honigkuchen, Lebkuchen (Kirmesgebäck)
Honnigkookenbacker, -bäcker m. Bäcker für Honigkuchen, Lebkuchen
Honnigmünte f. (Bo) Honigkuchengebäck (in Form einer Münze)
Honnigpeer(e) f. Birnensorte (süß, im August reif). → Ssuckerhonnigspeere
Honnigpott m. Honigtopf (meist aus Steinzeug)
Honnigpraame f. Honigpresse
Honnigpresse f. Honigpresse
Honnigrööte, -rüüte f. mit Honig gefüllte Wabe
Honnigschleew m. hölzerner Löffel zum Schöpfen von Honig
honnigsööt(e) honigsüß
Honnigwääken (Pl.) Flitterwochen
Hont(k)e, Hont(k)en- → Haornte, Haornten-
Hoobel; Höwwel (Ge) m. (Hoobels) Hobel. → Schaawe.
Zs.: Dickten-, Graot-, Kehl-, Kröös-, Lang-, Leesten-, Nuut-, Platt-, Profiel-, Putz-, Schiff-, Schlicht-, Schrubb-, Sims-, Treck-, Zieklink-
Hoobel- auch: Höwwel-
Hoobelbank(e) f. Hobelbank. → Schaawebanke
Hoobel-ieser, -n n. Hobelmesser
Hoobelkrüllen (Pl.) Hobelspäne
Hoobelmaschien(e) f. Hobelmaschine
hoobeln; höwweln (Ge) hobeln.
Zs.: gladd-
Hoobelschiene f. Abrichter, Hobelmaschine. → Dicktenhoobel
Hoobelspäöne (Pl.) Hobelspäne. → Schaawe
hööchst → hooge
Hood m. (Hööde; Höödken) Hut. Wenn kolle Fööte häs, dann sett 'n Hood up! under de Hood häbben (herrschen, regieren). De ha. us ganz under'n Hood. He häff siene Döchter alle gudd unner'n Hood bracht (gut verheiratet, → Haube, Hüüwe). den Hood (de Kippse, Pette) afnemmen vöör (Ehrbezeugung). Vöör'n gudd Stück Rogge, daor kaas wall 'n Hood vöör afnemmen. Dat laot se sik an'n Hood stääken! → doodschlaon, iesern.
Zs.: Beesen-, Dunder-, Fall-, Feern-, Filz-, Finger-, Flapp-, Kapott-, Kastoor-, Melk-, Näi-, Scheepers-, Schlapp-, Ssilinder, Stroh-, Sünn-, Sunndaggs-, Sünne(n)-, Timp-, Weluur-, Zünd-
Hoodband n. Hutband; um den Hut gelegtes Schmuckband; Band zum Festbinden des Hutes
hööden, höön (hödd; hodd, hodden; hodd) hüten, aufpassen auf. De hodden selws de Kohne. Kaas bääter ne Tropp Schwiene hööden as denne (z.B. kleines Kind).
Zs.: Floh-, Kiekfosk-, Kräie-, wegg-
Hööder m. Hirte, Rinderhirte.
Zs.: In-, Koh-, Schaop-, Schwiene-
Hoodfeere, -fäär(e) f. Hutfeder
Hoodkrempe f. Hutkrempe
Hoodmääker, -maaker m. Hutmacher
Hoodnaodel, -naole f. Hutnadel
Hoodschachtel f. Haubenschachtel. → Müskenschachtel
Hoodspelde f. Hutnadel (aus Silber, Mode der 20er Jahre)
Hood-ssucker m. Zuckerhut; Zucker in Kegelform
Hööfd, Hööf, Hoofd, Hoof n. (Hööfde) (Wes, Vr, St, Sü, Bor, Rae, Bo) Haupt, Kopf. He häff nix in't Hööf (ist dumm, scherzh.). Du häs't nich wisse in't Hööf (redest Unsinn, scherzh.). • So vull Hööfde, so vull Sinne, so vull Woste, so vull Pinne (verschiedene Meinungen). → stiegen
Hoofd-end(e) n. (Wes, Vr, St, Sü, Rae, Bo) Kopfende des Bettes
hööfeln (Wes, Vr, Ge, Bor, Rae) anhäufen, häufeln, sammeln, sparen. → hüüwen
hoog, hoog- → hooge, hooge-
Hoog-altaor m'n. Hochaltar
Hoog-amt n. Hochamt. Dat häff owwer lange düürt, dat Hoog-amt vandaage (nach dem Frühschoppen, iron.). → Fröhmisse, Taorn
hoog-an obenan; hoch gewertet, gut angesehen. Jungens bünt doch noch hoog-an. → Täll
hoogbeenig hochbeinig
hoogdüüts(k); hoogedüüts (Bo) hochdeutsch. Hoogdüüts praoten dee Vaader blooß bi't Bääden. Wi küürt dree Spraoken: hoogdüüts, platt un döör de Nösse (un öwwer andere Löö). Dat kümp mi hoogdüütsk vöör (Das kommt mir fremd voor, → franzöösisch). → düütsk, platt 2
hoog(e) (högger, hööger; höchst, hööchst) hoch. up't hooge Land. Wi sitt't hier hoog un drööge (auf höher gelegenem Land). De Bääke is hooge (→ Hoogwaater). De Schuuwkaore was hooge bepackt. De Lampe brennt te hooge (Petroleumlampe mit zu langem Docht). De Kosten loopt te hooge. He kann vöör un achter nich mähr hooge (verschuldet, pleite). Wi kriggt ander Weer, de Lucht wödd hööger (Es gibt Hochdruck). Wenn de Wind van de hooge Kante kümp, bliff't mooi Wäär (von Osten od. Norden, → hoogen Wind). up de hooge Kante leggen (zurücklegen, sparen). • Hooge mäck fiene (z.B. Pfuscharbeit des Maurers am Giebel od. Schornstein: man sieht es nicht). He droog den Kopp weer wat hööger (Er war nicht mehr so mutlos). De Buurndäärne häff't ook lück hooge in'n Kopp (höllt 'n Kopp wat hooge) (eingebildet). Se häff't so hooge in'n Kopp: De sägg kinn Peerd gudden Dagg. He häff't hooge in'n Kopp un leege in de Taske (Knippe) (eingebildet u. kein Geld). Dat is em all 'n bettken te hooge af (zu hoch, zu gelehrt). Mien Vaader is hooge old wodden (sehr alt). → freesen, leege, Luft, klimmen, Nösse, Peerd, Tied, Tratt, Waater.
Zs.: huus-, käärls-, knee-, manns-, piel-
hooge Arfte, Erfte f. hochgewachsene Gartenerbse, im Ggs. zu → leege Arfte
hooge Kaore f. zweirädrige Karre mit ca. 90 cm hohen Rädern, mit geschlossenem Kastenaufbau über den Rädern (von vorne zu besteigen, z.B. für Besuch, um in die Stadt zu fahren, bis zum Ersten Weltkrieg). → Bocholt, flack, Säidelkaore
hoogen Klumpe(n), Klump m. Deckelholzschuh für die Arbeit, hoher Holzschuh mit Holzkappe am Fußspann (ohne Leder). → Arbäidsklumpen
hoogen Kummet m. Kumtgeschirr für schwere Pferde. → hoogen Sellen
hooge School(e), höögere School(e) f. höhere Schule, Lehranstalt. → Studentenschoole
hoogen Sellen, Söllen m. Kumtgeschirr für schwere Pferde u. schwere Lasten (im Ggs. zu → Bladdsellen). → Haamersellen, Kummet
hoogen Wind m. Ostwind od. Nordwind (aus Hochdruckgebiet kommender Wind, bes. kalt u. trocken). → Oste-, Nordenwind, leegen Wind
hoog(e)böörn, -büürn hochheben. Se häbbt em an de Beene hoogeböört, un em feel nix mähr uut de Tasken (Betrunkener, Geld vertrunken).
hoog(e)brengen, -breggen hochbringen, emporbringen, in Gang setzen. → Höchte
hoog(e)dräägen hinauftragen
hoog(e)drächtig hochträchtig, tragend. Ne hoogdrächtige Koh wödd drööge satt (acht Wochen vor dem Kalben abgemolken).
hoog(e)dräien hochdrehen
hoog(e)driewen, -ben hochschrauben, -drehen. He driff us blooß de Priese hoog.
hoogedüüts → hoogdüütsk
hoog(e)gaon 1. hochgehen, hinaufgehen, -steigen.
2. aufgehen. Den Deeg was hoogegaon. → dijen, riesen 2, Schmacht, upgaon.
3. wütend werden, auffahren
hoog(e)hääweln, -beln emporhebeln. → kracken
hoog(e)hollen 1. hochhalten.
2. in Ehren halten
hoog(e)klimmen, -klemmen hinaufklettern
hoog(e)kommen 1. hinaufkommen.
2. aufstehen, auf die Beine kommen. Olle Peerde konnen "s Morgens nich weer hoogekommen" → verbraanen
hoog(e)lääwen hochleben. Lao we em hooglääwen!
hoog(e)leggen hochlegen. ääben de Beene hoogleggen (kurz ausruhen)
hoog(e)loopen hinauflaufen, steigen. De Kosten bünt hoogeloopen.
höögen erhöhen, anhöhen, steigern; steigen. Breng 'n Stöhlken, üm dat Kind an'n Disk te höögen. De Priese höögt bi de Auktsioon. sik höögen (sich erheben, aufrichten)
Hoog-endslatte f. senkrechte Latte am Lattenzaun. → Twasslatte
hoog(e)nemmen 1. hochnehmen. dat Kind hoognemmen (auf den Arm nehmen).
2. aufziehen, hänseln. Se häbbt em hoogenommen. → upnemmen
hööger → hooge
höögere Schoole → hooge Schoole
hoog(e)scheeten hinaufschießen; schnell auffahren. Dat Ruut was gau hoogeschotten.
hoog(e)schuuwen, -ben hoch-, hinaufschieben. De Pannen wodden hoogeschowwen (Im Dachausbau wurden Ziegel hochgeschoben, um Licht zu bekommen).
hoog(e)stääken, -stecken hochstecken, nach oben stecken. Bi de Kracke wodde ne Pigge hoogestocken (wurde der Eisendorn höher gesteckt, Hebelwirkung verstärkt). → upstääken
hoog(e)strööpen hochstreifen, -krempeln. de Mouen hoogeströöpen. → upströöpen
hoog(e)trappen treppauf gehen, Treppen steigen
hoog(e)trecken 1. hochziehen. De Koh treckt de Melk hooge (z.B. bei fremdem Melker). Daor kann ik mi an hoogtrecken (Daran kann ich mich aufrichten, Hoffnung gewinnen).
2. aufziehen, hänseln. → hoogenemmen, uptrecken
hoogevull randvoll, bis oben hin voll. → hööpenvull
hooghäärschaftlik, -herrschaftlik hochherrschaftlich. Daor göng dat hooghäärschaftlik to.
Hooghäid, Hoohäid f. Hoheit, jd. Höhergestelltes. Den is de Hooghäid sölws (z.B. stolz). So vull Hoohäid gaff't hier nich ("bessere" Leute, → bääter).
hooghollands(k) hochholländisch. De kann blooß hooghollands praoten.
hoogkant senkrecht. Moss dat Holt män hoogkant up-packen.
Hoogkant(e) f. in der Wendg. up Hoogkant (senkrecht). Törwe up Hoogkant setten (senkrecht stapeln, → schlaon).
Hoogmieger(t) m. Großspuriger, Neureicher. → Breedmiegert
hoogmöggend (Bo) wert, hochgeschätzt. Hoogmöggende Metbörgers! (Beginn einer Rede).
Hoogmood m. Hochmut. → Hoffaart
hoogmöödig hochmütig
hoogriep(e) hochreif. → doodriepe
Hoogstall m. Hochstall. → Deepstall
Höögte → Höchte
Hoogtied f. hohes Fest. de veer Hoogtieden (Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Mariä Himmelfahrt). → Hochtied.
Zs.: Veer-
Hoogwaater n. Hochwasser. De Bääke häff Hoogwaater. He häff Hoogwaater (1. Die Hosenbeine sind zu kurz. 2. Er muß austreten, → Knee). → Floot f.
Hoohäid → Hooghäid
Hook m. (Hööke; Hööksken) 1. Ecke, Winkel. ne Hook in'n Stall (Ecke, abgeteilter Raum, Verschlag z.B. für Kälbchen). üm'n Hook hen kieken (luurn) (um die Ecke lauern). Well up'n Hook sitt, de mott sebben Jaor wochten met Trouen (Eckplatz bei Tisch, → Dissbeen). Dat olle Gräi floog in'n Hook (wurde weggetan). in de Hööke (an mehreren Stellen). Dat Saod floog in alle Hööke (flog überall hin). Häs weer an de Hööke (Müüre) staon? (wenn sich jd. erkältet hat, .Bist du auf Freiersfüßen gewesen?.). Se loopt em de Hööke van't Huus (wenn jd. eine hübsche Tochter hat). Dat ging ganz kott üm'n Hook (sehr plötzlich, z.B. gestorben). → driewen, Eck, fuul, Kante, kehrn 1, verkehrt, verkruupen, Welt.
2. Teil, Abteilung; Abschnitt, Stück. so'n Hook van't Brood afschnieden. ne Wäide met Hööke schnien (in Teilen, parzellenweise). Jeeder krigg sienen Hook (Feldabschnitt, Rae, → Fack). ne Hook Grund (Parzelle). ne Hook an-nemmen (Stück Land in Lohnarbeit annehmen). → Hilligen-dree-Könninge.
3. Unterbauerschaft, erweiterte Nachbarschaft (als Feiergemeinschaft). Den ganzen Hook mäck met bi't Schützenfest. den ganzen Hook metnöögen (z.B. zur Hochzeit einladen). → afdraawen, Naoberschup, Paoskeföör.
Zs.: Ächter-, Braan-nettel-, Brand-, Dießel-, Dreck-, Dree-, Driet-, Foor-, Geer-, Holt-, In-, Kaarnen-, Kalwer-, Katten-, Kollen-, Kruup-, Melk-, Mest-, Modde-, Naober-, Plodden-, Plugge(n)-, Pratt-, Proggel-, Puggen-, Putz-, Quecken-, Rott-, Rummel-, Runkel-, Ruut-, Schiet-, Schrott-, Spint-, Spööl-, Stock- , Strunt-, Wask-, Wende-
Hookbank(e) f., -bänksken Eckbank
Hookfest n. Fest in der Unterbauerschaft (bes. Fastnacht u. Schützenfest)
Hookhuus n. Eckhaus
höökig eckig. → käntig
Hook-kaste(n) m., -kästken Eckschrank
Hookpaol m. Eckpfosten einer Einzäunung; stabiler Pfosten
Hookpieler m. Eckpfeiler
Hookpost, -poss m. Eckpfosten (eines Hauses, bes. stabiler Ständer. Olle Hookpöste, de staot faste (reiche, starke Gegner od. Partner beim Handel, → Buurnpost, eeken).
Hooksteen m. Eckstein (beim Hausbau). De Hooksteene (Hööke) wodden eers upesatt.
Hookuspookus m. Wirbel, Getue. De mäck weer Hookuspookus. → Gedööns
Hoomisse f. Hochamt (gesungene Messe, Choralamt). → singende Misse
Hoomissengänger m. wer gern ins Hochamt geht. → Karkenlööper
höön → hööden
Hoop 1, Hoopen m. (Hööpe; Hööpken) 1. Haufen. an'n Hoop harken (packen, schuuwen, setten). de Pannen an'n Hoop schlaon (zerschlagen). De Erpel liggt up'n Hoop. öwwer'n Hoop jaagen (über den Haufen fahren, → rund-ümme). Daor ha. he sik doch leewer ne Hoopen (föör) in de Buxe maakt (statt einer Dummheit). • Den Düüwel schitt (dritt) alltied up'n (bi'n) grooten (gröttsten) Hoop (wer reich ist, bekommt noch mehr). • Hööpe kommt bi Hööpe (Reichtum zu Reichtum). Et was mon 'n Hööpken Eelend.
2. große Menge, viele. ne Hoopen Geld. Daor wann. Hööpe Fischke in de Bääke. Daor sitt't Hööpe up'n Boom (Der Baum sitzt ganz voll). Daor was 'n Hoopen Volk up de Groowe. in Hööpe (bi Hööpe) (in Mengen, haufenweise). alls bi Hööpe (im Überfluß). De schmeeten Sand bi Hööpe in de Köcken (Sandstreuen). → Barg, Drubbel, Miete 1, Opper.
Zs.: Asken-, Brand-, Buusken-, Driet-, Eerd-, Fiem-, Föör-, Göören-, Gröss-, Haak-, Höi-, Holt-, Kaff-, Klaower-, Klüün-, Mest-, Mieg-ampen-, Mutt-, Plaggen-, Rott-, Sand-, Schaa(n)ßen-, Schnee-, Schutt-, Steen-, Stroh-, Torf-, Tuffel-
Hoop 2 m. (Hööpe) Eisenring, Hülse. den Hoop van de Säiße (Hiepe) (Hülse, die das Spleißen des Griffes verhindert). ne Hoop föör de Sogge (Maulsperre, Maulring für eine Sau, die Ferkel beißt). → Hubbel, Hüppen.
Zs.: Hiepen-, Säißen-
Hoopen → Hoop 1
hööpen häufen; in Haufen setzen, aufschichten; anhäufen, sparen. Se mochen Rottholt hööpen (trockene Zweige als Brennholz sammeln). Höi hööpen (Heu in Haufen setzen). Törwe hööpen (Torfstücke zum Trocknen aufschichten). De Erpelkorw was hööpend vull (gehäuft voll). ne hööpene Kaore vull. → hööpenvull, oppern, tunnen
hööpe(n)vull übervoll, gehäuft voll. → hooge-, lieke-, öppernvull
hoope(n)wiese, hööpewiese haufenweise, viel; oft
hööpevull → hööpenvull
hööpewiese → hoopenwiese
Hoostekooken m. (Vr, Sü, Ge, Ra, Bo) "Pustekuchen"
Hoosten, Hooßen m. Husten. → drööge, loss.
Zs.: Schraap-, Stick-
hoosten, hooßen husten. Lao di wat hoosten ("Rutsch mir den Puckel runter", Ablehnung). Denne häört de Schnööke hoosten ("hört das Gras wachsen"). → achter-uut, Floh, Piere, quachen.
Zs.: loss-
Hoosterij, Hooßerij f. Hustenanfall, Gehuste
Hooste-ssucker (Vr) m. brauner Kandiszucker (gegen Husten)
Hoow. Huuw (Ra, Rh, Bo) m. (Hööwe) Huf, Pferdehuf. den Hoow uutschnieden vöör't Beschlaon. → flack, Schwamm, vernaageln.
Zs.: Peerde-, Stick-
Hoow- auch: Huuw-
Hoowbeen n. Hufbein
Hoowesaod → Howwesaod
Hoowhaamer m. Hufhammer (Werkzeug des Hufschmiedes)
Hoow-ieser, -n n. Hufeisen. Se häbbt em de Hoof-iesen all afetrocken (Er wird bald sterben: hat die Sterbesakramente empfangen, dazu gehörte früher das Salben der Fußsohlen; alten Pferden wurden die Hufeisen abgezogen). → Lippe, Peerde-ieser, underbraanen.
Zs.: Schleet(e)-
Hoow-ieserdaorn, -durn m. Werkzeug, mit dem Löcher in die Hufeisen geschlagen werden
Hoowkant(e) f. Kante des Hufes (wurde abgeraspelt)
Hoowkrankhäid f. Hufkrankheit
Hoowmess, -er n. Hufmesser (zum Beschneiden u. Ausschneiden der Hufe)
Hoowmouke f. Pferdehufkrankheit (juckende Hufe u. Füße)
Hoownäägel, -naagel m. Hufnagel
Hoowraspel f. Hufraspel (Werkzeug des Hufschmiedes)
Hoowreh f. Hufrehe (Hufkrankheit). → rehlamm
Hoowschmitt m. Hufschmied.
Zs.: Fien-, Groff-
Hoowspäöne (Pl.) Hufspäne, die beim Abraspeln anfallen. De Hunde kweemen in de Schmedde un sochen de Hoowspäöne.
Hoowtange f. Hufzange
Hoow-wand f. Äußeres des Pferdehufes
hopp voran, los! (Kommando an ein Pferd, voranzugehen)
hoppelicht(e) sehr leicht (leicht wie Hopfen)
höppelik → höwwelik
hoppeln hoppeln (Sprungart des Hasen); hinkend gehen, ungleichmäßig hüpfen
Hoppelschinken m. Hinkender. → Humpelbatzen
Höppelspecht m. (St, Bor) Spechtart
Hoppen m. Hopfen
hoppen hoffen. up gudd Weer hoppen. Wi willt dat Beste hoppen, dat Schlechte kümp van sölws.
Hoppenbitter(n) m. zu dünnes Bier (scherzh.). → Waatergääl
Hoppenfatt n. Faß für Hopfenvorrat
Hoppengaor(de)n, -gurden m. Hopfengarten
Hoppenkorw m. Hopfenkorb (hing als großes mit Stroh u. Leinen ausgelegtes Sieb im Braubottich)
Hoppenranke f. wilder Hopfen
hoppentlik hoffentlich
Hoppepeerd n. Pferdchen (Kinderspr.)
hoppla hoppla! (Ausruf). → Määse
Hoppnung f. Hoffnung. Kaas noch wall Hoppnung häbben (z.B. bei Krankheit).
Hopps → Hoppser
hopps weg; verloren; tot. De is hopps gaon. → ripps
hoppsen hopsen, hüpfen
Hoppser, Hopps m. Hopser, kleiner Sprung (z.B. beim Bauerntanz)
Hördeken n. (Rae, Rh, Bo) 1. Malzdarre; Darre zum Trocknen von Obst. → Holtrahmen, Hotte f.
2. Fenstergardine (gitterförmiges Muster, Gardinenersatz).
Zs.: Drööge-
Horneken, Horneken-, Hornke, Hornken-, Horntken, Horntken- → Haornte, Haornten-
Horstmar. Horsmer ON Horstmar (Kreis Steinfurt). → Metelen
Hosse f. (Hossen; Hösseken) (sth.s) 1. Strumpf, langer, handgestrickter Wollstrumpf für Mädchen u. Frauen (alt). → Strump. Hossen stricken. ne Hosse üm'n Hals doon (gegen Erkältung, → Schweetwulle). • De Frou häff de Hossen an, Maaslöö de Söcke. He löpp, as wenn he sebben Beene in eene Hosse häff (langsam, unbeholfen, → Buxenpiepe). • De häff sebben Beene in eene Hosse (steht dumm da). met bloote Hossen (ohne Schuhe). Et is em in't Hösseken sackt (daneben gegangen). Dat häff (nix) kien Hösseken an (unmöglich, Blödsinn, → Buxe). De Welt is kinne Hosse (Leicht hat man es nicht). Nemm dat nich as so'n licht Hösseken hen (Nimm das nicht leicht, schimpfend zum Kind).
2. abnehmbarer Holzgriff am Hebel, → Kracke 1, Pumpenschwengel).
3. gutmütige od. langweilige Person (bes. Mann). Du büs mi ne Hosse! ne fromme Hosse (van ne Käärl). → Kous, Schloffen 1, Sock.
Zs.: Föhl-, Froulöö-, Klump-, Knee-, Schweet-, Strick-, Stopp-, Stropphossebosse(
l)n → hassebassen
Hossenband n. (sth.s) 1. Strumpfband (Strümpfe wurden mit einem oben um das Bein gebundenen Band aus Stoffresten festgehalten, später mit rundem Gummiband). Ik sall di äs Hossenbände anmääten! (werde dich an den Beinen mit der Peitsche hauen).
2. langer Streifen, langgestrecktes Stück, z.B. Parzelle im Moor. → Strumpband
Hossenbaord, -burd m. (sth.s) Hosenbund
Hossenbeen n. (sth.s) Oberteil vom Strumpf. dat Hossenbeen anstricken
Hossenbund m. (sth.s) Hosenbund
Hossendrääger m. (sth.s) Hosenträger. → Buxendrääger
Hossenfoot m. (sth.s) Fußteil des Strumpfes
Hossenföötling, -föttling, -fölling m. (sth. s) Fußteil des Strumpfes. up Hossenföötlinge (ohne Schuhe). Met Hossenföötlinge droffen wi nich loopen (durften nur barfuß od. in Schuhen laufen, Abnutzung der Strümpfe). Bookwäite wodde met Hossenföötlinge dosket (Mit Holzschuhen würden die eckigen Körner zertreten). • So met Hossenföötlinge kümp man nich in'n Hemmel (bringt man es zu nichts).
Hossenmieger(t) m. (sth.s) wer in die Hose "macht" (bei der Geburt eines Mädchens, wenn ein Junge erwartet wurde, abw., grob). → Breedmiegert, holländsk
Hossenpaölken (sth.s) Strumpftrockner (ca. 50 cm langes Gestell mit vier bis sechs fingerdicken Eichenlatten, die oben die Form eines Fußes haben; Strümpfe wurden darüber gestülpt u. am Herdfeuer getrocknet; war Teil der Aussteuer)
hossig (sth.s) gutmütig, fromm (abw.). → kossig
Hosti-e f. (Hostien) Hostie
Hosti-enbacker, -bäcker m. Hostienbäcker
hott! rechts! (Befehl an ein Pferd). Se will hott, un he will haar (sind sich uneinig). → haar 2, hüü
Hotte f. (Vr) (Hotten) Lattenrost, Drahtrost (zum Trocknen von Obst, Backobst, getrocknetem Weißbrot, zum Lagern von Äpfeln z.B. in einem Schrank). → Hördeken, Pruumendrööger
Hotte n. Pferd (Kinderspr.). → Hottepeerdken
Hötte, Hotte f. (Vr, St, Ge) Wiesenwachtelweizen (Unkrautart in Weiden, gelb blühend)
Hottemax m. Pferdchen (Kinderspr.)
Hotten m. sehr dicke Person (bes. Frau). Wat'n Hotten van'n Froumääs!
Hottentott → Hüttentütt
Hottentotten (Pl.) Hottentotten. Et geht deheer as bi de Hottentotten (drunter u. drüber, → Juudenschoole).
Hottepeerdken Pferdchen (Kinderspr.)
Hottewaage(n) m. Wagen, Pferdewagen (Kinderspr.)
Höttken n. Brotknust. → Knallen
Hottsied(e), -siete f. rechte Seite des Gespanns, Wagens
hott-üm rechts um! (Befehl an ein Pferd). → hatt-ümme
hott-up rechts um! (Befehl an ein Pferd, etw. nach rechts zu gehen). → hatt-up
hottwegg nach rechts! (Befehl an ein Pferd). → hott-üm
Hou → Houe
Houbiele f. breites Beil zum Behauen, Glätten von Balken. Vöör den Dissel, daor gaff't de Houbiele vöör. → Breebiele, Hiepe
Houbrügge f. (Vr, Rae, Bo) Flacheisen, leicht abgerundet (Werkzeug des Dachdeckers für Schiefer od. Eternit; wird ins Holz geschlagen. Über der leicht oval gerundeten "Brücke" wird der Schiefer geschlagen u. gelocht). → Läihaamer
Houbuck m. Hauklotz (Hackklotz für den Holzschuhmacher od. dreibeiniger Bock zum Fertigen von Reisigbündeln). → Buusken-, Holt-, Klumpbuck, Houpaol
Houderer m. Fuhrmann, Fuhrunternehmer, Lohnkutscher. → Fohrbaas, Holtfohrmann
Houdererpeerd n. Pferd des Fuhrunternehmers
Houderij f. Fuhrgeschäft, -unternehmen
houdern 1. als Fuhrunternehmer tätig sein; schwer arbeiten. met'n Hundefohrwark houdern (scherzh.).
2. betrügen, den eigenen Vorteil suchen
Houdopp m. (Hei, Rae, Rh) Setzkreisel für Jungen (aus Mispelholz, konisch gedreht, ca. 8 cm hoch, 7 cm Durchmesser, in der Spitze ein Eisendorn, von Rillen umzogen, wird mit einer Schnur angetrieben). Houdopp setten (mit dem Kreisel spielen). → Hackkloot
houdoppen (Hei, Rae, Rh) mit dem Setzkreisel spielen. → hou-, iesklooten
Houdoppliene f. Schnur zum Antreiben des Setzkreisels (früher aus Flachs gedreht, ca. 1,20 m lang, am unteren Ende dünner, am oberen Ende eine Öse für den Finger)
Houe f., Hou m. Hieb, Schlag. ne gudden Houe (kräftiger Schlag). Houe kriegen (verhauen werden, Kinderspr.). De häff ne Hou (ist beschränkt, verrückt). → stramm, Striepen
houen (hout, höut; heew, heewen; houen) schlagen.Holt houen (Bäume fällen). Se heewen de Spoorn nich ähr as in'n Oktoober (Dachsparren). Dat Peerd hout (schlägt aus). Ik hou di glieks eene (an de Kiewe) (Ohrfeige). Junge, gao nao Huus; glieks will Mooder di houen, un du büs de weer nich (Jux, → tällen). Se hout sik äs arme Düüwels (Streit u. Schlägerei). Et geht Houen öwwer Schlaon ("holterdiepolter"). De kaas nich uut't Huus houen (geht niemals aus, → Henne). De höut under de Priese (unterbieten). → Busk, Haamer, Kopp, Mählsack, Pack n., Pott, schännen, schwatt, Tappen.
Zs.: Ball-, daale-, dood-, Ieskloot-, kahl-, kant-, kaputt-, kläin-, kott-, loss-, wegg-
Houer, Höuer m. Eckzahn des Ebers; großer, vorstehender Zahn. Wat ha. de Houers in de Muule! → Eck-, Gaffeltand.
Zs.: Holt-, Kant-, Mollen-, Under-
Houerij f. Schlägerei. → Klopperij
Houhach(t) f. Fallkerbe
Houklinge f. Gerät zum Beschneiden des Hufes
Houkloot m. Setzkreisel. → Houdopp, Ieskloot
houklooten (Vr) mit dem Kreisel spielen. → houdoppen
Houkloss m. Hauklotz. → Houbuck, -paol
Houpaol m. Hauklotz, Hackklotz (z.B. zum Spalten von Brennholz, zum Zerteilen des Holzes für Holzschuhe, oft ein dicker Baumstumpf). → Houbuck, lieke
Houpiepe f. 1. Hohlmeißel. → Doppbäitel.
2. Schlagrohr, Stift, mit dem Löcher in den Lederriemen gestanzt werden
Houpt n. 1. Hauptsache, das Wichtigste. Dat is't Houpt. Dat was nich dat Houpt. Schwattbrood was früher hier dat Houpt (die wichtigste Nahrung). Wenn't Weer denao is, dat is't Houpt. Dat is Houpt, dat gesund weerküms (Abschiedsgruß bes. alter Leute, Sü). → Houptsaake, üpperste.
2. in der Wendg. Der Mann is das Haupt des Weibes, sagg de Mann. Ik bün den Hals, sagg de Frou, un dräi dat Houpt as ik will. → Hööfd, Kopp, Krüüs
Houpt-arbäid f. Hauptarbeit
Houptboom m. (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Rae, Rh, Bo) Einspann, Baum am Wagen, an der Karre. de Houptbööme van den Kaorenrump (Einspannbäume). → Barwe
Houptfier f. Hauptfeier. Twee Daage denao was de Houptfier.
Houptfoor, -fuur n. wichtigstes Futter. Höi was 't Houptfoor met, dat gaff't tweemaol an'n Dagg (für Kühe).
Houpthahn m. wichtigster Mann. Versöök nich immer, den Houpthahn up'n Hoff te spöllen.
Houpt-ingang m. Haupteingang
Houptkalfakter m. Hauptperson, Hauptverantwortlicher
Houptmacker m. Hauptkerl, wichtigste Person, Rädelsführer. → Mackert
Houptmann m. Hauptmann (Amt im Schützenverein)
Houptmaoltied f. Hauptmahlzeit
Houptmatadoor m. Hauptperson, wichtigste Person
Houptsaake f. Hauptsache. → Houpt
Houptstammbook n. Hauptstammbuch für Pferde (bes. für gekörte Hengste)
Houptstraote f. Hauptstraße
Houschoh m. (Ot, St, Sü, Ge, Bor) Haumesser, Werkzeug zum Abschrägen von Böschungen. → Däörnenmess
Houspäöne (Pl.) Abfallspäne beim Holzschlagen, -hacken
Höwwel m. (Höwwels; Höwwelken) Hügel, Höhenzug; langgestreckter Aufwurf (z.B. neben der Furche); Reihe. den lesten Höwwel (letzte Reihe Getreide, die noch stehen blieb). → Höggel, Räddel, Rewwel
Höwwel, Höwwel- "Hobel" → Hoobel, Hoobel-
höwwelik, höppelik höflich, nett, gut gelaunt, vergnügt. en höwwelik Määske. → höggelik 2
höwweln → hoobeln
Höwwerech(t) n. Hofrecht
Howwesaod, Hoowesaod f. (St, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) Besitzung; Land, das nahe am Hof liegt; eigengenutztes Land des Herrensitzes, Nachbarschaft in der Nähe eines Herrensitzes
hu wie. Hu older, hu gecker. hu so? Hu lange noch? → bo, wo
hü → hüü
Hubbel m. (Hubbels) 1. Eisenreifen, Eisenring, bes. Eisenband des Ackerwagenrades (um die Felge gezogen; noch im 20. Jh. gab es Wagen ohne Eisenband). Hubbels in't Föör uptrecken (Eisenreifen aufziehen, Arbeit des Schmiedes). ieserne Hubbels (eiserne Wagenreifen). den Hubbel van de Säiße (Eisenring, der das Spleißen des Griffes verhindert, → Hoop 2). so krumm as 'n Hubbel. → Bandel, Felgenband.
2. drehfertiger Tonballen des Töpfers. → Kluus.
Zs.: Säiden-, Säißen-, Waagen-
Hubbelrock m. (Ot, Vr, St) Reifrock, festlicher Rock der Frau
Huck m. Auflage des Pflugbaumes am Vorderpflug. → Küssen
Huck n., Hock (Hücke; Hücksken) (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Rae, Bo) kleiner Verschlag, Stall; Hütte, behelfsmäßige Unterkunft; Gefängnis. De Kinder schleepen in so'n old Huck. → Back.
Zs.: Hunde-, Kanienen-
huckdaale → huckedaale
Hucke, Huuke f. (Hücksken) Hocke, Hockstellung. Se ging in de Hucke (in't Hücksken) sitten (hockte sich nieder zum Wasserlassen). → daalehucken.
Zs.: Knee-
Hucke-, hucke- auch: Huuke-, huuke-
Huckedaale f. Hocke, Hockstellung. Daor satt eene in de Huckedaale (machte sein "Geschäft" im Freien).
huck(e)daale gehockt, in Hockstellung. Se satt daor huckedaale.
Huckedaalsnüst, -nüss n. Häufchen Kot
Huckel m. (Huckels) Unebenheit, Huckel
huckelig, hückelig uneben, zackig geschnitten; schwierig. → hackelig
hucken, huuken hocken, in der Hocke sitzen, die Kniee beugen; kauern. Se hucken effen achter'n Struuk (→ Hucke). Dat is nix wäärd, immer in't Bedde te huuken!
Zs.: daale-
Huck(e)pack m. Huckepack. Se namm dat Kind Huckepack (auf den Rücken, um es zu tragen).
Huckepuck n. (Wes, St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae, Rh) Gesindel. → Hackepack
Huckestooten, Hückestooten Schluckauf, Aufstoßen. → Hick, upstooten
Hücksken- auch: Hüüksken-
Hücksken-fangen Fangenspiel, bei dem man in Hocke nicht abgeschlagen werden kann
Hücksken-schliern in Hockstellung auf dem Eis gleiten
Huddel (Vr, Ra, Bor, Hei, Rh); Huddele (Bo) m. (Huddels) unordentlicher, beschädigter Gegenstand; nachlässige Arbeit. Wat häs daor ne Huddel van ne Schoppe (schlechte Scheune). ne Huddel bi't Stricken (verwirrtes Garn)
huddelig unordentlich; brüchig
Huddelij f. ungenaue, unordentliche Arbeit. → Fuddelij, Gehuddel
huddeln unordentlich, flüchtig, nachlässig arbeiten
huguttegutt huch, o Gott! (Ausruf des Erschreckens)
hui, huihopp los, schnell! (Ausruf zum Antreiben)
huisken → höisken
Hülle f. in der Wendg. in Hülle un Fülle (sehr viel). Se häbbt Höi in Hülle un Fülle. → satt
Hüls m. Stechpalme. → Hülsenkrabbe
Hülsbuss, -busk → Hülskrabbenbusk
Hülse f. (Hülsen) Hülse, Schote. De Hülsen van de Arften. → Dopp
Hüls(en)krabbe f. Stechpalme, Ilex. Van Hülskrabben dee Vaader ne Stell van maaken föör'n Schällbäitel (Holz ist glatt u. weich im Griff). → kränzen
Hülskrabbenbladd n. Stechpalmenblatt
Hüls(krabben)buss, -busk m. Stechpalmenstrauch
Hülskrabbenstruuk m. Stechpalmenstrauch
humme weg, zur Seite. Humme di! (Mach Platz). Humme di, Buur, daor kümp de Schulte! (zu Kühen, die beim Melken aufrücken sollen, scherzh.).
Hummel; Hommel (Bo) f. (Hummeln; Hümmelken) Hummel, Brummer. ne dicke un ne kläine Hummel (zwei Sorten). → Brummert, Hümmelken.
Zs.: Eerd-
Hummelbloome f. weiße Taubnessel
Hümmelken 1. kurze Tabakspfeife, Mutzpfeife. → Mümmelken.
2. kleine Person. Hümmelken-Tümmelken leeg up de Bank. Hümmelken-Tümmelken föllt van de Bank; et giff nich een so'n gudden Timmermann, de Hümmelken-Tümmelken weer maaken kann (Rätsel: Ei).
hummesetten zur Seite setzen, verrücken. den Grenzsteen hummesetten. De sett wat humme (setzt was um, schafft viel). Ik sall'n wall ääben hummesetten (zurechtweisen, Kontra geben). Se wollen em äs lellk hummesetten (ihm eins auswischen).
Humpe → Humpen
Humpelbatzen m. Hinkender
Humpelbeen n. Hinkender
humpelig, hümpelig hinkend, gebrechlich
humpeln hinken, humpeln
Humpen, Humpe m. (Humpen; Hümpken) großes Stück, ordentliche Portion. Mooder dee us 'n gudden Humpen up'n Teller. ne Humpen Brood. ne Humpen Flees in'n Pott. en Hümpken (ein Stückchen, ein bißchen). → Klumpen
Hund m. (Hunde; Hündeken) 1. Hund (Hofhund, Jagdhund). • Wenn man ne Hund schmieten (treffen) will, kann man ook ne Steen finden. • Well ne Hund will schlaon, findt gau ne Stock (Wer jd. kränken will, findet schnell einen Anlaß). He kann met'n Hund öwwer'n Tuun springen (ist flink). • Met ne löien Hund is schlecht Haasen fangen. • Völle Hunde bünt den Haasen sienen Dood. • Wenn de Hund schitt, fäng he kinne Haasen. Dat soll ik äs maol daon häbben, sagg de Junge, daor ha. de Hund up de Trappe dretten. Du büs nich Hunds (kein Hundefreund). Well gudd Hunds, de gudd Jungs (Wer Hunde mag, mag auch Jungen, von temperamentvollen Mädchen, die mit Hunden spielen). • Hund vöör de Kaore, Statt in't Radd (Vorhaben, das nicht klappen kann). Dat kann kinn Hund fretten (wenn das Essen nicht schmeckt). de tredd kinne Hund in't Gatt (gutmütig, → Piere). so fromm as 'n Hündeken (zahm, fromm). up'n Hund ekommen (heruntergekommen). → afkreemern, afschüdden, Baas, besicken, blecken, bieten, bunt, Butt, buusken, dawweln, dicht, Dööre, Fiffi, geläägen, Gröss, Grund, Haor, hessen, hinken, hüülen, hüüsen, Katte, krakeelen, lecken 1, leew, loopen, miegen, Möie, mööd, Mund, Öhme, Paape, pissen, raoden, Rüüde, schubben, Statt, verdräägen, Volk, wältern.
2. böser, charakterlich schlechter Kerl. ne Hund van ne Käärl (Schuft). Daor bün ik kinne Hund in: Dat sa'k föör di wall doon.
3. hundeförmiger Gegenstand. Hunde backen (Tonflöten in Form eines Hundes, St, → Flöite, Hundeowwen). Dao bünt noch Hunde (in'n Ommen); den schwatten Hund mutt dr'uut (zu früh zum Backen; bis best. Temperatur erreicht ist, rußt es; bei entsprechender Hitze brennt der Ruß ab, u. die Ofenwand wird weiß). Hund setten (runder, zusammengepreßter Strohballen, Bündel von nachgeharkten Halmen, → Musselstroh).
Zs.: Blood-, Däälen-, Dass-, Fix-, Hoff-, Huus-, Jaggd-, Köcken-, Lumpen-, Pint-, Rasse-, Schaop-, Schott-, Spitz-, Spöör-, Waak-, Wind-
Hunde- auch: Hunne-
Hunde-appel m. (Ra) Apfelsorte (früh, grün, härter als Klarapfel)
Hundeback m. Futternapf des Hundes
Hundeblaa(de) (Pl.) Löwenzahn. → Hundepoll
Hundebloome f. 1. Löwenzahn. → Hundepöllebloome.
2. Margerite. → Margeritte
Hundebloomenmelk f. Saft, weiße Milch des Löwenzahns. Hundebloomenmelk kamm up de Weerten (ätzende Wirkung gegen Warzen).
Hundebüngel m. Knüppel, der beim Laufen behindert (für ausreißende, wildernde Hunde)
Hundebutt n. Knochen für den Hund
Hundedood m. Eisenhut. → Wulfsdood
Hundefell n. Hundefell
Hundefett n. Fett von Hunden (wurde ausgelassen u. als Heilmittel gegen Schwindsucht auf die Brust gerieben od. mit Gemüse eingenommen). → Rössel
Hundefleege f. dicke Fliege (bes. am After von Kühen u. Pferden). → Dassel-, Gatt-, Peerdefleege
Hundefloh m. Hundefloh
Hundefoor, -fuur n. Hundefutter
Hundefuhrwerk n. (Bor) Hundefuhrwerk
Hundegatt n. 1. Hundeafter. nijsgierig as 'n Hundegatt (sehr neugierig).
2. elender Ort
Hundegeck m. Hundenarr
Hundehaor n. Hundehaar
Hundehuck, -hock n. Hundehütte
Hundehütte f. Hundehütte. → Hundeschuur
Hundekaarne f. Kirne mit Laufrad für Hunde
Hundekaore f., -käörken zweirädrige Karre mit Einspann für einen Hund (z.B. Karre für die Milchkannen, vom Schäferhund gezogen, od. Transportmittel der Hausierer). → Hundewaagen
Hündeken-an-de-Kette, -Kedde Kinderspiel mit Früchten der Linde (Der Stiel mit Kügelchen wird vorsichtig abgezogen, aufgespalten u. auf die Hand geklebt; sieht aus wie ein Hund, der an der Kette herumläuft.)
Hundekette, -kedde f. Hundekette
Hundeknocken m. Knochen für den Hund
hundekold sehr kalt
Hundekölde, -költe f. naßkaltes Wetter, große Kälte. → Hundeweer
Hundekoop m. Hundekauf
Hundekopp m. 1. Hundekopf.
2. Dummkopf; Bösewicht
Hundeköttel m. Hundekot
Hundekring m. Hautkrankheit bei Hund u. Mensch (ringförmige Hautflechte, krustige, unreine Hautveränderung, hartnäckig). → Hohner-ring, Röierij
Hundelääwen, -ben n. jammervolles, elendes Leben. He häff 'n Hundelääwen (muß alles tun, wird nicht geachtet).
Hundeliene f. Hundeleine
Hundelock n. 1. Eingang der Hundehütte.
2. elender Ort
Hundemiege f. Hundeurin
hundemöö(de) hundemüde, sehr müde
Hundenapp m. Freßnapf für Hunde
Hundenösse f. Hundenase, -schnauze. → Hundeschnuute
Hunde-ommen, -owwen(t) m., -öwweken (St, Sü, Ra) kleiner Brennofen, Lehmkuppelofen (Bes. in St wurden, in Konkurrenz zu den gewerblichen Töpfern, Spielzeugwaren wie hundeförmige Tonflöten in kleinen Töpferöfen im Garten gebrannt u. an Wallfahrtstagen verkauft). → Eerd-ommen, Hund, Nachtigall
Hundepoll m. Löwenzahn (Wurzel u. Blätter als Kaninchenfutter). → Hunde-, Kohbloome
Hundepöllebloome f. Löwenzahn. → Hundebloome
Hundering m. ringförmige Hautflechte. → Hundekring
hundert, hunnert hundert. He krigg de leste Hundert ook nich vull (Man wird doch nicht so alt, daß alle Pläne erfüllt würden, St). Daor kaas wall hunnert Jaor met weern (mit einem kleinen Leiden). Dat glöff den hundertsten (Mann) nich (unglaublich). Dat weet den hundersten (duusendsten) Mann nich (Das wissen die meisten nicht). Up den, daor verkick sik de hundertste Mann up (Bei dem täuscht man sich leicht). → Geldbüül, glööwen, Klumpen-maaken.
Zs.: ander(t)halw-, neggentien-, twee-
hundert- auch: hunnert
hunder(t)achtzig, -achßig hundertachtzig. He is up hundertachtzig (aufgeregt, wütend, hoher Blutdruck).
hundertjäörig, -jaorig hundertjährig. Hundertjäörig Holt is schlaggriep.
hundertmaol hundertmal. Ik häbb di dat all hundertmaol säggt!
Hunderuusen (Pl.) in der Wendg. arbäiden met Hunderuusen (mal gar nicht, dann übertrieben schnell arbeiten)
Hundeschiete f. Hundekot
Hundeschnuute f., -schnuuten m. Hundeschnauze. so kold as ne Hundeschnuute. → Froulöögatt
Hundeschott n. Hundehütte. • Findt män in't Hundeschott ook Woste? (Vermessenheit). → Oeding, Stadtlohn
Hundeschuur n. Hundehütte. As de noch in'n Hundeschuur wonnden, daor hadden wi all 'n eegen Huus (Spott über ärmere Leute, St). Tüüting Buur, de dritt so suur, van hier bes öwwer't Hundeschuur (Spottvers der Kinder).
Hundestatt m. Hundeschwanz. • Hundestatt un Froulööhand mött't sik immer röhrn (Bor).
Hundesump m. Freßnapf für Hunde
Hundetuun m. Hundezwinger. → Hundeschuur
Hundewaage(n) m. von Hunden gezogener kleiner Wagen der Hausierer (z.B. des Töpfers). → Hundekaore, Pöttewaagen
Hundeweer, -wäär n. schlechtes, naßkaltes Wetter
Hundsdaage (Pl.) Hundstage, die wärmsten Tage (23. Juli - 23. August). Wenn't den eersten Dagg van de Hundsdaage räängt, (dann) räängt de ganze Tied. → miegen
Hunger m. Hunger. Hunger lieden. Den Hunger driff den Wolf uut´n Buschk (St.). → Schmacht.
Zs.: Gee-
Hungerblöömken Hungerblume, Wucherblume
Hungerharke f. breiter Rechen zum Nachharken des abgeernteten Stoppelfeldes. → Foortrecke
Hungerjaor n. Hungerjahr
Hungerkuhle f. Hüftknochen. → Hüppenbutt
Hungerlohn m. Hungerlohn, Lohn, der nicht einmal für die Nahrung reicht. De moch föör ne Hungerlohn Torf stääken.
Hungermaond m. "Hungermonat", Juni (Monat vor der Getreideernte)
hungern hungern. → schmachten
Hungersnood f. Hungersnot
hungrig. hüngrig (Ge) hungrig. • De hungrigsten (schmächtrigsten) Schwiene, de schreewt am hättsten (Wer im Unrecht ist, schreit am lautesten). Ne hungrige Luus bitt scharp. → fisken, schmächtrig
hunnert → hundert
Huorn, Huorn-, hüörnen → Haorn, Haorn-, häörnen
Huornken, Huornken- → Haornte, Haornten-
Hüpoteekentaorn, -turn m. Dachausbau (durch Hypotheken finanziert, scherzh.). → Kiek-uut
Hupp m. (Huppen) (Bo) Wiedehopf. → Schiethüpper
Huppe f. (Huppen) Bastflöte, selbst gemachtes Blasinstrument aus Weidenrinde, Vogelbeerholz, grobem Gras od. Roggenhalm; vibrierender Ton, kurzlebig). → Schalmaie.
Zs.: Ssapp-
Hüppe, Huppe f. (Hüppen) Hüfte; Hüftknochen. Se häff ne scheewe Hüppe (z.B. gehbehindert). De Kohnen könnt sik de Hüppe afloopen in de Döören (den Hüftknochen verletzen). → Hüppenbutt, maager
Hüppen m. Eisenring (z.B. am Stiel gegen Spleißen). ne iesern Hüppen an'n Stell. → Hoop 2, Hubbel
huppen auf der Bastflöte blasen
hüppen → hüppken
Hüppenbutt n. Hüftknochen. de Kippse up de Hüppenbütte (up de Hüppen) schmieten (z.B. bei magerem Pferd). → Hungerkuhle, Knoop
Huppenholt n. Hoyxlz der Salweide. → Ssappholt
Hüppenknocken m. Hüftknochen
Huppenpiepe f. Blasinstrument aus Rinde. → Huppe
hüpp(k)en; hüppern (Bo) hüpfen. Den Kläinen hüppket up (de) Schoole an. Daor willt se nich up hüppen (bieten) ("Auf dem Ohr hören sie schlecht").
Zs.: wegg-
Hurn, Hurn-, hürnen → Haorn, Haorn-, haornen
Hurnken, Hurnken-, Hurntke, Hurn(t)ken- → Haornte, Haornten-
Huraa n. in der Wendg. in'n Huraa (in Eile). Et göng alls in'n Huraa. in'n Huraa ümbrääken (schnell u. oberflächlich pflügen)
huraa hura! (Ausruf der Freude)
hussa Scheuchruf (z.B. für Schweine, beim Jagdtreiben)
huss-huss (Rae) husch! (Scheuchruf für Hühner)
hüsta husch! (Scheuchruf für Hühner). → küsta
Hutte, Hutte- → Huud, Huud-
Hütte f. (Hütten; Hüttken) Hütte, ärmliches Haus (z.B. Viehhütte auf der Weide). et Hüttken met't Müttken ("mit Sack u" Pack.). He nomm Hüttken met Müttken (alles zusammen, Gutes u. Schlechtes). • Se häbbt 't Hüttken met't Müttken binander daone (haben geheiratet). → Kind, Koggel, Pröttel, Üütken.
Zs.: Bleek-, Erpel-, Fiezebohnen-, Hunde-, Jaggd-, Veh-, Wocht-
Hüttentütt, Hottentott, Hüttenpütt m. Leimdotter; flachsähnliche Pflanze (für Besen u. als Ölfrucht benutzt)
hüü, hü halt! (Befehl an ein Pferd, stehen zu bleiben). hüü un hott (mal so, mal so, hin u. her, nicht eindeutig). → haar 2, heer, jü
Huubenkaore → Huuwekaore
Huud. Hutte (Rae, Rh, Bo) f. (Hüüde; Hüüdken) Haut; Fell. De Hüüde kammen in de Küüpen (in die Gerbfässer). Dat Farken is nich räin up de Huud (schorfig, → Frangen). Huud up de Melk (Fettschicht auf der gekochten Milch, → Bast, Fell). nix as Huud un Knocken (mager, → Hatte). De Peerde mochen frääten, dat se lück in de Huud kreegen (damit sie zunahmen). He häff de Krankhäid a. länger in de Huud. He häff wat in de Huud (häff't in de Huud) (Krankheit kündigt sich an). He konn de Huud de nich vöör kriegen (konnte den Anfang nicht finden, konnte es nicht in Ordnung kriegen, → Butt). Se fratten et up met Huud un Haor (met Haor un Huud) ("mit Haut u" Haar., alles, → Rapp, Schuud). Moss mi dat Holt met Huud un Schudd weggrüümen (alles nehmen, nicht nur das Brauchbare). Se kommt mi alle up de Huud ("rücken mir alle auf die Pelle"). Ik konn em nich an de Huud kommen (konnte ihn nicht erreichen). Se möggt sik in de Huud nich lien (könnt sik in de Huud nich ruuken) (sind sich unsympathisch). He häff de Huud räin (Er ist unschuldig, "hat eine weiße Weste"). Dat is in de Huud ne ganz gudden Käärl (im Grunde ein guter Kerl, → Grund). → Fett, fleegen, Flööß, Geföhl.
Zs.: Aol-, Fiske-, Ganse-, Glücks-, Haorn-, Koh-
Huud- auch: Hutte-
huudern kötteln (von Jagdvögeln). Daor häbbt de Trieshöhner huudert.
huudig volleibig. ne huudige Koh (dicke Kuh)
Huudklööre f. Hautfarbe
Huugo PN Hugo
Huuke, huuken → Hucke, hucken
Hüüleball m. (We) Brummkreisel, Metallkreisel, der beim Drehen ein heulendes Geräusch von sich gibt. → Brummkloot
Hüüledopp m. 1. Metallkreisel. → Hüüleball.
2. wer viel heult, weint. •• Bääter ne Kribbelkopp as ne Hüüledopp (St).
3. Schnapsglas. → Grössmäierken, Hüülepeeter, Pinneken, Schnapsglass
Hüül(e)kunte f. Heulsuse, weinerliche Person. → Bläärkunte
hüülen heulen, weinen, schreien. En Peerd kann richtig hüülen (langgezogener Ton, anders als → ronneken). Wenn de Hunde nachts hüült, dann passeert de wat (dann geht eene dood). • Wat du no hüüls, bruuks glieks ook nich te pissen (De Träönen, de he hüült, bruukt he nich te pissen). He häff hüült vöör Lachen (→ natt). • Well 't hättste hüült, vergett 't eerste (vom Weinen am Grab, → blij, bölken). De Wind, de hüült weer üm de Hööke (heult, pfeift). → Büül, Driete, hüüsen, Schuur 1, Ssiepel, Wille
hüülensmaote zum Weinen geneigt, dem Weinen nahe; weinerlich. Et was em bolle hüülensmaote. Dat Weer is hüülensmaote (sehr schlechtes Wetter). → grienensmaote
Hüülepeeter m. 1. weinerliche Person (bes. Kind). Hüülepeeter seine Mooder is dood, well sall de begraawen, dat mott Hüülepeeter söwwes doon in den Puppenwaagen (Kinderreim).
2. Schnapsglas. Wat häs di daor doch föör'n Hüülepeeter vull daon (wenn man das Glas zu voll geschenkt hat). → Hüüledopp
Hüülepinne f. (Rh) wer oft u. lange weint (bes. Kind)
Hüülerij f. Heulerei, anhaltendes Weinen.
Zs.: Wind-
hüülerig weinerlich. → hüülsk
Hüülkunte → Hüülekunte
Hüülpott m. weinerliche Person, Heulsuse (bes. Kind)
hüüls(k) weinerlich; dem Weinen nahe, anhaltend weinend
Hüültriene f. Heulsuse
Hüüne m. (Hüünen) riesengroße Person. ne Hüüne van ne Käärl
Hüüre f. Lohn; Miete, Pacht; Indienstnahme.
Zs.: Dagg-
Hüürkiste f. (St, Ge, Bor, Rae) Dienstleutetruhe
Hüürlöö (Pl.) Dienstleute, Heuerlinge. Appel un Peern bünt Hüürlöö ährn Speck (Heuerlinge sind arm). Boomspeck
hüürn mieten, pachten. en Maiken hüürn (ein Dienstmädchen anstellen, verpflichten). → meeden
Huus n. (Hüüse; Hüüsken) 1. Haus. Se häbbt dat olle Piers Huus kofft (das Haus der Familie Pier). Dat göng Huus föör Huus (reihum, abwechselnd, z.B. beim Feiern, → rund). Huus up'n Balken, Ledder in'n Pütt (das Haus allein lassen). Man mott doch wat in'n Huuse häbben, wenn äs maol 'n Määsk kümp. in't Huus bliewen (→ inbliewen). De is noch in't Huus (noch nicht verheiratet). Daor was ik all in't Huus (Rentner). Se is uut Huus gaon (ausgezogen, verheiratet). Van Huus uut is dat ne Ottensteensken (stammt aus Ottenstein). Man is dat van Huus uut nich gewönnt. Daor bün ik te Huus (Das ist meine Heimat, → Öldershuus). Et geht üm Huus un Hoff (ums Ganze). Du kriss dien eegen Hüüsken wall (Sarg, Grab; wenn jd. sich beklagt, daß er wenig Besitz hat; mach dir keine Sorgen). Se is ganz uut't Hüüsken ("aus dem Häuschen", aufgeregt, von Sinnen). → an, as, Baas, Braod-erpel, Büngel 2, Dööre, flicken, Gatt, Halsgatt, Hook, houen, Hundeschuur, Infall, kaputt, Katte, Krüüs, Muus, räin, Stelte, tällen, ümtrecken, up-passen, Uppasser, verleesen, vermisst.
2. Hüüsken (Plumpsklosett). Ik mott nao't Hüüsken. Good, dat dien Gatt fastesitt, süss mochs dat alltied sööken, wenn's nao't Hüüsken wuss (vergeßlich). • Gao nich nao't Hüüsken, bes dat wees, an ne nije Maoltied te kommen (Sicheres soll man nicht aufgeben, → Pütt).
3. hausartiger Gegenstand. dat Huus van'n Waagen (Bügel, in den der Langbaum des Ackerwagens führt, → Kuckuck).
Zs.: Ächter-, Amts-, Angangs-, Angaons-, Arbäids-, Armen-, Baade-, Back-, Bälle-, Beester-, Bleek-, Boll-, Börger-, Brandewiens-, Brillen-, Bruudlachts-, Bruuds-, Brüüms-, Buurn-, Dack-, Dooden-, Dräi-, Dräi(ers)-, Driet-, Driew-, Dull-, Duuwen-, Farken-, Faschlaowends-, Flass-, Föör-, Försters-, Gaorden-, Gast-, Gecken- , Gesellen-, Häärn-, Häär-öhms-, Hilligen-, Hochtieds-, Hohner-, Hook-, Iemen-, Juuden-, Kaarten, Käätel-, Kack-, Kaplaons-, Knusper-, Kodden-, Köhl-, Kolonisten, Kommiesen-, Könnings-, Köster-, Kötter-, Kranken-, Kraom-, Laager-, Land-, Lieken-, Lust- , Mest-, Möllen-, Mooder-, Motooren-, Naobers-, Ölders-, Ommen-, Pand-, Pastoorn-, Puggen-, Puppen-, Raod-, Schiet-, Schlacht-, Schniggen-, School-, Schwiene-, Sommer-, Spöll-, Sprützen-, Stadt- , Stamm-, Starwe-, Telefoneer-, Toll-, Trappen-, Tucht-, Twass-, Vaader-, Voggel-, Vöör-, Weesen-, Wochte-, Wonn-, Wönners-
Huus-altaor m'n. Altar im Wohnraum, Herrgottswinkel
Huus-apteeke f. Hausapotheke. → Quacksalwerskästken
Huus-arbäid f. Hausarbeit
Huusbalken m. 1. Dachboden über Küche, Tenne u. den Wohnräumen (als Stapelplatz für Roggengarben, Stroh, Heu, im Ggs. zu → Schoppenbalken).
2. Balken für den Hausbau (Aus einem Baumstamm wurden zwei Balken gesägt.)
Huusbeer, -bier n. (St, Sü, Ge, Bor, Rae, Rh) selbstgebrautes Bier; Erntebier einer Hausbrauerei. → eegengebrout
Huusbeste n. Wohl(ergehen) des Hauses, der Familie. Se dee 't Huusbeste (sorgte für das Wohl der Familie).
Huus-böörn, -büürn (St, Sü, Ge, Bor, Rae) Aufrichten des Dachstuhles; Richtfest. • Dat is kien Huus-böörn (nicht schwer, z.B. beim Aufladen). → Panne-, Richtemaol
Huusbou m. Hausbau
Huusbruud f. Braut, die einen Hof besitzt (der Mann heiratet ein). Ne Huusbruud is immer schlimm (Einheirat ist immer riskant). → betöönt, Hoffhohn, Stääbruud
Huusdääle f. Haustenne, im Ggs. zu → Schoppendääle
Huusdack n. Hausdach
Huusdenst, -dää(n)st m. Arbeiten im Haus (als Nebenverdienst). → af-arbäiden
Huusdier, -deer n. Haustier
Huusdochter f. "Haustochter", Hausgehilfin (ist wie eine Tochter, nicht wie eine Magd gestellt; lernt kochen usw. ohne Lohn). Se geht as Huusdochter.
Huusdöör(e) f. Haustür. Dat is nich vöör de Huusdöör (ist weit weg).
Huusdöörschelle f. Haustürklingel
Huusduuwe, -be f. Haustaube
hüüsen, huusen hausen, wohnen. De bäiden hüüst all Jaorn met mekaare (wohnen zusammen). Met denne kaas nich met hüüsen (is schlecht met hüüsen) (Mit dem kann man nicht zusammenleben, ist querköpfig, eigensinnig). • Met doode Löö kaas nich mähr met hüüsen (Die Witwe soll wieder heiraten). • Ih mutt met de Hunde hüüsen (hüülen), waor ih met in'n Buss bünt ("mit den Wölfen heulen", versuchen, sich anzupassen u. mit den Leuten auszukommen). Wat bünt se weer an't Hüüsen (richten sich das Haus ein, Hochzeitsvorbereitungen, → nüsseln 1, Sprocken).
Huusfrou f. Hausfrau
Huusgeleggd(e) n., Huusgeleggen n. bekannte Gegend, Örtlichkeit (in der Nähe des Hauses, Hofes). Se wuss Huusgeleggd (Sie kannte sich in der Gegend aus).
huusgesääten mit allen Hausbewohnern, mit der ganzen Familie (mit Knechten u. Mägden). Se wodden huusgesääten nöögt (alle eingeladen). Huusgesääten, nümms te vergääten (im Spruch des Nachbarn, der zur Hochzeit einlädt). → ingesääten
Huushäär, -herr m. Hausherr
Huushenne f. (We) Frau, die nie ausgeht. → Huuskatte
Huusholt m. 1. Haushalt. Se moch met de Äier den Huusholt bestrien (Verdienst aus Eiern war Haushaltsgeld).
2. zum Haus gehörende Personen; Famlie. Dat was ne grooten Huusholt (große Familie).
Zs.: Froulöö-, Naober-
Huusholtsnäister f. Hausnäherin, -schneiderin. → Huusnäister
huushollen haushalten; wirtschaften. • Met geschnedden Brood un getällt Geld moss du huushollen. • Met Kinder is gudd spöllen maor schlecht huushollen (Ra). Met de Löö is nich huushollen (nicht umzugehen). → riewe
Huushöllers(k)e f. Haushälterin
Huushölpe f. Hausgehilfin, Aushilfe bei der Hausarbeit
huushooge haushoch, sehr hoch
Huushund m. Wachhund. → Hoffhund
Huushüüre f. Miete
Huuskamp m. Acker am Haus. Up'n Huuskamp was immer hoog Gewass up.
Huuskappe f., -käppken Werktags-, Alltagshaube der Frau (aus dunkler Seide). → Huus-, Kantenmüske
Huuskaplaon m. Mann der viele Arbeiten im Haus verrichtet, "Hausmann". ne sööten Huuskaplaon (weichlicher Mann).
Huuskatte f. 1. Hauskatze.
2. Frau, die nicht gern außer Haus geht (scherzh.)
Huuskeller m. Keller unter dem Haus (für Töpfe, Krüge, Milch, Pökelfaß usw.), im Ggs. zu → Erpel-, Spiekerkeller
huuskennig → huuskündig
Hüüskes-aal(t)e f. Jauche von der Toilette (wurde für den Garten gebraucht)
Hüüskesback m. gemauerter Behälter als Toilette. → Back, Drieteküüwen
Hüüsespapier n. Zeitung als Toilettenpapier
Huuskoop m. Hauskauf
Huuskrüüs n. Hauskreuz. • De häff 'n schwaor Huuskrüüs (Sorgen, Kummer in der Familie). → Hoffkrüüs
huuskündig, -künnig, huuskennig sich auskennend im Haus, sich zu Hause fühlend. Ik bün huuskünnig (weiß, wo die Sachen liegen).
hüüslik häuslich, tüchtig im Haushalt; gern zu Hause bleibend. Se was ne hüüslike Deerne.
Huusloof n. (Vr, St, Sü, Ge) Hauswurz, Fettkraut (wächst auf dem Dach). → Dackloof
Huusmiddel n. Hausmittel
Huusmoo(de)r f. Hausmutter. De Huusmööders kommt meerstied te kott.
Huusmüske, -müsse f. Alltags-, Werktagshaube für Frauen. → Huuskappe
Huusmüüre f. Hauswand
Huusmuus f. Hausmaus
Huusnaame(n) m. Haus-, Nachname. → Achter-, Binaamen
Huusnäister f. Hausschneiderin. → Huusholtsnäister
Huuspanne f. Dachziegel fürs Haus
Huusplass m. Hausgrundstück; Platz vor od. neben dem Haus; Bauplatz. He häff dat Land äs Huusplässe verkofft. → Bouplass
Huuspost, -poss m. Pfosten im Haus. De häbbt daor ook noch so'n Huuspost. • Leede Huuspöste, de fallt nich (alter Onkel, alte Tante im Haus, scherzh.).
Huusraod m. Hausrat, Hausgerätschaften
Huusratte f. Hausratte, in der Wendg. He glüpp as ne Huusratte. → Balkenratte
Huusrech(t) n. Hausrecht
Huusroodstättken Hausrotschwanz (Singvogel)
Huus-sää(n)gen m. Haussegen (als Wandbild od. Gebet; wurde am Freitag vor den vier hohen Feiertagen in der Familie gelesen). Den Huus-säägen häng scheew (z.B. Familienstreit).
Huus-schlächter m. Hausschlachter. → Döörenschlächter
Huus-schlöttel m. Hausschlüssel
Huus-schnieder m. Hausschneider. → Hoffschnieder
Huus-schwalwe f. Hausschwalbe. → Mählschwalwe
Huus-stää f. 1. Hofstelle; Bauplatz; Hof, auf dem die Frau geboren ist (→ Stääbruud).
2. Platz, Stelle im Haus. frije Huus-stää (vertraglich geregelte Stellung für Onkel od. Tante auf dem Hof gegen Mitarbeit einerseits, Anrecht, im Haus zu wohnen u. Pflege bei Krankheit andererseits)
Huustrappe f. Treppe im Wohnhaus
Huuswääwer m. Hausweber
Huuswääwerij f. Hausweberei (Lohnweberei)
Huuswark, -werk n. Hausarbeit. → Binnen-, Buutenwark
Hüüter, Hüüterbuck "Zwitter" → Üüter, Üüterbuck
Hüütling m. Schutzkappe für verletzten Finger (aus Leder, über dem Fingerverband). → Dümmling, Fingerling.
Zs.: Finger-
Huuw, Huuw- → Hoow, Hoow-
Hüüwe f. 1. Haube. under de Hüüwe kommen ("unter die Haube kommen", heiraten, → Haube).
2. Bienenkorb, Nestkorb (aus Stroh geflochten, mit einem Flugloch; in jedem Korb war ein Volk; im Herbst mit Honig gefüllt; um den Honig zu bekommen, wurden die Bienen ausgeräuchert, → blöökern). Se kommt nich uut de Hüüwe (aus dem Bett, aus dem Haus). → Bijenkorw.
Zs.: Bijen-, Flass-, Iemen-, Jaggd-, Korw-, Kuck-, Moor-, Säi-, Saod-
Huuwekaore, Hüüwekaore, Huuwelkaore, Huuwenkaore, Huubenkaore f. (St, Bor, Rae, Rh) zweispänniger Kastenwagen mit Segeltuch überspannt (älter als Kutsche). Met de Huuwekaore göng't nao Kääwelaar (zur Wallfahrt nach Kevelaer mitgeführter Wagen). → Säidelwaagen, Stootkaore
hüüwen (Ge, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) häufeln, sammeln, anhäufen. → hööfeln
Hüüwenbank(e) f. bankartiges Gestell für den Bienenkorb. → Iemenbanke
Huuwenkaore → Huuwekaore
Huuwe(n)waage(n) m. (St, Bor, Rae) Planwagen. → Huuwekaore
Hypotheek, Hüpoteek f. Hypothek. • De Hypotheeken kiekt uut´n Schosteen (Das Haus ist hoch verschuldet). → papiern