Wörterbuch der westmünsterländischen Mundart
572 Lemmas
Obacht f. Aufmerksamkeit, Achtung. Häbb ih äs Obacht gebben? He giff daor kinn Obacht up (ist nachlässig). → Acht, up-passen
obber → abber
O-Been n. (Oo-Been) O-Bein, krummes Bein
o-beenig (oo-beenig) krummbeinig, o-beinig
och ach! (Ausruf des Erstaunens). Och, laot dat män gewehrn! → oh, Schmandpott
Ochtrup ON Ochtrup. Ochtruper Pisspott (Nachtgeschirr mit sieben Griffen, aus bleiglasierter Irdenware)
ock → ook
Ockergrund m. (St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei) Ortsteingrund (ockerfarben). → Aorgrund
Odder 1 f. (Oddern; Ödderken) Ader. • Daor schlött (tuckt) mi kinne Odder van (Das regt mich nicht auf). Se häbbt blau Blood in de Oddern (adelig, → aadelig).
Zs.: Blood-, Hals-, Hatt-, Kramp(s)-, Melk-, Schlagg-, Waater-
Odder 2. Order (Rh, Bo) f. Ordnung. Et is alls in Odder. alls in Odder maaken (reparieren). Dat Graff in Odder brengen. Odder pareern (Ordnung einhalten, gehorchen). Dat Peerd will nich Odder pareern.
odder, or oder. → of 1
odderneern. orderniern (Rh, Bo) bestellen
Oeding. Öing ON Oeding. Öing is 'n Schlott, Wääske is 'n Hundeschott (Ortsneckerei aus Ahaus). Öingske Spörriebüürkes (Spott auf Sandboden, auf dem nur Spörgel wächst). → Stadtlohn, Südlohn
of 1 oder. Man sägg Äierbacke of Äierbotter. of nich? (nicht wahr). of sowat deheer (so ähnlich; wenn man es nicht mehr genau weiß). met'n Mann of veere (etwa vier). nao 'n Wääken of fiew (nach etwa fünf Wochen). Et düürt bes 'n Ühr of tiene (bis ca. 10 Uhr). → entweeder, odder, so 1, Stück
of 2 ob. Ik weet nich, of dat waor is.
of, of- .ab, weg, los. → af, af-
Offzier m. (Offiziers) Offizier (z.B. beim Schützenverein). → Ooberst.
Zs.: Unter-
Offizierspiepe f. bes. dekorierte Pfeife (mit datiertem u. signiertem Porzellankopf). → Reserwistenpiepe
oft oft (mod.). → dück, faake
ofwall obschon
oh oh! (Ausruf der Überraschung, der Freude, des Schmerzes). → och
Öhme, Öhm; Ohm (Bor). Ohme (Rh, Bo) m. (Öhms; Öhmken) Oheim (nicht verheirateter Onkel, der mit im Hause wohnt u. dafür auf dem Hof arbeitet). Öhm an de Müüre (an'n Hook) (der unverheiratete Onkel, sitzt am Herdfeuer). • So'n gudden Wallach un 'n gudden Öhm, de bünt wat wäärd up'n Hoff. Öhm stao up, dao will de Hund liggen (scherzh., → Möie). → dattigjäörig, Frou, luurn, Öhmkeskind, treckfaste.
Zs.: Buurn-, Groot-, Häär-, Päät-, Weesen-, Wostepinnen-
Öhmkeskind n. Kind eines (unverheirateten) Onkels (scherzh.) • Eerst Öhms, dann Öhmkeskinner (alles der Reihe nach, z.B. wenn Kinder sich vordrängen).
Öhmsägger m. Neffe; Nichte. → Möisägger
ohne, ohnehen → aone, aonehen
Öhr n. (Öhren) (Rh) Nadelöhr. → Öögte
öhr, öhre, öhrnet- .ihr. → ähr 1, ähre, ähret-
Öie 1 f. (Öien) (Vr, St) 1. weibl. Schaf, Mutterschaf (alt). → Lamm, Moorschaop, Schaop.
2. dickliche, faule Frau. Dat is so ne Öie!
Zs.: Schaops-
Öie 2 f. (Vr, St, Sü, Rae) Aufguß; dünner Kaffee. → Drulle.
Öienlamm n. (Vr, St) weibl. Lamm (im Ggs. zu → Bucklamm, Garwenlamm). → Schaopslamm
Öim, öimen .Atem., .atmen. → Aom, aomen
öin (St, Rae, Rh, Bo) schwach, schwächlich; schlecht. öine Koffie. He kick so öin drin (mißmutig).
Öing → Oeding
öi-öi (Sü) Ausruf zur Beruhigung von Kühen. → oola-oola
Ojasses Herrje! (Ausruf der Überraschung). → Hajasses
Oktoober m. Oktober. → Roosenkranzmaond, Toddelduuwe
old, oll, olle(n) (öller, öllst) 1. alt, verbraucht, verschlissen, nicht mehr neu. Old is old (z.B. von altem Werkzeug). old un verschledden. He löpp in't olle Tüüg (Werktagskleidung). He häört ook to't olle Ieser (ist alt). Dat häff he föör old kreggen (gebraucht). En old Auto un ne olle Frou, daor kümp di nümms bi.
2. alt an Jahren, bejahrt, nicht mehr jung. wat den ollen Schnieder was (beim Erzählen). de ollen Wääwers (die alten, erfahrenen Weber). Ik was noch nich so old, ääben dat ik an bäide Ende uut de Buxe keek. Kinder un olle Löö huort froh in'n Bedde (St). Olle Löö un kläine Blaagen häbbt immer wat: ne Droppen an de Nösse un de Buxe natt. • En Määske wödd old as ne Koh un lährt immer noch to. Nix wetten, daor büs te old to, män alls te wetten, daor büs te jung to. Wenn's nich old weern wiss, moss di jung uphangen (scherzh.). Old un stiew un noch kinn Wiew (unverheiratet, scherzh.). • Olle Käärls un junge Wiewer giff völle Kinder un vull Gekiewe. He wödd daor nich old (bleibt dort nicht lange). Dat Jaor was noch nich old (z.B. Frühjahr). up'n ollen Dagg (im Alter, → af-finden, anträäden). He tredd 'n ollen Dagg an (bei Alterserscheinungen von Mensch u. Tier). Up'n ollen Dagg wödd man löi, lecker un verwennd. old Schääpelsäi (Flächenmaß, 1200 bzw. 850 Quadratmeter, im Ggs. zu → nij). olle Wiew (die letzte Garbe, → Olle f.).
3. vergangen. uut de olle Tied vertällen. He is nao (uut, van) de olle Welt (unmodern). He geht noch nao de olle Welt. van olds heer (von alters her, aus Tradition). Van olds heer mochen de Kinder doon, wat Vaader sagg. van olds hen (vor langer Zeit). Dat was all Jaoren van olds hen. → Ääksternüst, Arm, Beddeplanke, bo, Dochter, Dopp, Düüwel, Fett, flicken, Foss, fraogen, frech, Haasen, Hahn, Hohnerküüken, jung, leenen, Muus, nij, Puckel, rieden, Schwemmer, Sessel, spöllen, starwen, verplanten.
Zs.: steen-, stock-
Oldbeer, -bier n. Altbier, Erntebier (z.B. zum Kochen von → Beerpapp)
Olde → Olle
Olden auch: Ollen-
Oldendeel n. (Rh) Altenteil. He häff sik up't Oldendeel satt (hat den Hof übergeben, sich zurückgezogen).
Oldenkotte ON Oldenkott (Vr-Wennewick, Bauersch. u. Grenzübergang). Oldenkottske Karmis (Kirmes am 2. Sonntag im Juli)
Older, Oller m'n. Alter; Lebenszeit. Ne Bullen, de sesstehn Zentner woog, de ha. a. lück Older. He häff 't Older (sien Older) wall (Er ist alt genug, z.B. bei Heirat, Entscheidungen). Dat is noch kinn Older! En mooi Older, män ook 'n lellk Older (z.B. 75 Jahre alt). De schlimmste Krankhäit is bi mi den Older. He was van mien Older (etwa gleichaltrig, → Ääben-ölder). De griesen Häöre, dat häff met'n Older nix te doon; usse Katten hä"en de all nao sess Wääken" → doodgaon, haalen, uutlääwen.
Zs.: Mensken-, Renten-
Older-, older- auch: Oller-, oller-
olderdöömlik altertümlich
olderdooms, -dums altertümlich
Olderdoomsverain m. Altertums-, Heimatverein
Olderdum, -doom n. 1. Altertum, etw. aus früherer Zeit.
2. Alter; Altersschwäche. He is van Olderdum doodgaon. Et geht van Olderdoom kaputt (aus Altersgründen, durch Verschleiß). Den Teckel is vöör Olderdum krepeert. Dat is Ollerdum (z.B. wenn etw. rostet).
oldermoods → oldmoodsk
oldern; öllern (Ra) altern, älter werden. He is de lesten Jaorn hatt oldert.
Ölders, Öllers (Pl.) Eltern. De wasst de Öllers vandaag öwwer'n Kopp (von Jugendlichen). → flietig, schlaagen.
Zs.: Groot-, Schwieger-, Steef-, Vöör-
Öldershuus, Öllershuus n. Elternhaus, Geburtshaus
Öldersrech(t) n. Elternrecht
olderwets(k); olderwerts(k) (Vr, Ge, Bor) altmodisch, nach alter Art. Dat olderwetske Schwien was dat schwattbunte met Fett un Speck. Vöör de Stadt bünt de ollerwetsken Saagekuhlen.
olderwetswegg nach alter Tradition, altmodisch. Olderwetswegg, Hemd up de Rügge to un Gatt in twee Hälften. Olderwetswegg, met'n Blick vöör't Gatt (bei unmodernem Verhalten, scherzh.). → buurswegg
oldgedeent, -dennt altgedient. Dat is ne Oldgedeenten (z.B. Soldat, Fuhrmann, der älteste Knecht auf dem Hof; Mann mit Erfahrung). → Kommies
Oldgesell(e) m. Altgeselle
oldgewönnt nach alter Art, altgewöhnt. De deen dat oldgewönnt (nach altem Brauch).
Old-ieser, -n n. Alteisen (für den Lumpenhändler), Schrott. → Iesergeräi
Old-ieserkäärl, -kerl, Olle-ieserkäärl m. Lumpen-, Alteisen-, Schrotthändler. → Ieserkäärl, Ploddenkäärl, Schrotthändler
Oldjaor → Ollejaor
oldklook altklug. → oldwies
Oldkreemer, -kräämer m. 1. Lumpenhändler.
2. wer sich für alte Sachen, z.B. Geschichte, interessiert
Oldmaagd f. Magd, die schon lange auf dem Hof dient. → Grootmaagd
oldmelk, oldmelkig wenig Milch gebend (von der Kuh vor dem Kalben, lange nach der Geburt des letzten Kalbes; im Ggs. zu → frissmelk). Ne oldmelke Koh, de maak wi drööge. → afmelken, versijen
oldmoodig (Ot, St) altmodisch; am Überkommenen hängend. → olderwetsk
oldmoods(k), ollermoods altmodisch. ne oldmoodse Kniepmüske
oldsääts(ig) (St, Sü, Ge, Ra, We, Rae); oldsetsig (Ge) alteingesessen; nach alter Sitte. Dat bünt oldsäätsige Löö (sind schon lange in der Nachbarschaft).
Oldschnieder m. verschnittener, älterer Eber
oldsetsig → oldsäätsig
oldwies altklug (bes. von Kindern). → nössewies, wiesnössig
Oldwiewerdanz, -daans m. langsamer Tanz, Musik für alte Leute
Oldwiewerfaschlaobend, -faschlaomd m. Weiberfastnacht, Donnerstag vor Fastnacht
Oldwiewersommer, Ollewiewersommer m. Altweibersommer, Herbst. → Kraanensommer
Olge, Ölge, Olge-, Ölge- → Ollie, Ollie-
Olk, Ölk, Olken-, Ölken- .Iltis. → Ülk, Ülken-
oll → old
olldaags(k), -daggs(k) alltäglich, werktäglich. olldaags Tüüg. olldaagse Schotte (Werktagsschürze). → old, wörkeldaagsk
Olldagg m. Alltag, Werktag. Dat dööt se nich up Olldagg. → Wörkeldagg
Olldaggskleed n. Alltagskleid, Werktags-, Arbeitskleidung
Olldaggstüüg n. Alltagskleidung, Werktags-, Arbeitskleidung
Olle f., Olde 1. alte Frau. → Wille.
2. die letzte Garbe. de Olde uuthaalen (das letzte Erntefuder einfahren, Bo). → Marjanne, old.
3. Kreuz-Dame im Kartenspiel (Doppelkopf, → Basse, Blaue). → Ollske
Olle n., Olde das Alte. Dat Olle mutt wegg, wat Nijs mutt kommen. → flicken, Knolle
olle → old
Olle-ieserkäärl → Old-ieserkäärl
Ollejaor; Oldjaor (Ra) n. Silvester(tag). → Nij-jaor
Ollejaors- auch: Oldejaors-
Ollejaors-aobend, -aowend m. Silvesterabend
Ollejaors-aobendprääke, -präädigt f. Predigt an Silvester in der Abendandacht
Ollejaorsklocken (Pl.) Glockengeläut an Silvester
Ollejaorsnach(t) f. Silvesternacht
Ollen (Pl.) die Eltern, die Alten. Usse Ollen (Vater u. Mutter). He mott de Ollen an't Ende brengen (bis zum Tode pflegen). De Ollen wäärd met Sinne alle (sterben nach u. nach). → Öllers
ollen → old
Ollen-, Oller-, oller- → Olden-, Older-, older-
Ollewiewersommer → Oldwiewersommer
Ollie; Öllie (Ot). Olge (Ge). Ölge (Wes) m. Öl. rechte Ollie (Rüböl, Speiseöl, im Ggs. zu → Schmeer-ollie, Ollieschmolt, Steenollie). Geld is den Ollie van de Welt.
Zs.: Aflaot-, Boom-, Dick-, Fuusel-, Lien-, Maon-, Peeter-, Raab-, Rööw-, Schmeer-, Steen-
Ollie- auch: Öllie-, Olge-, Ölge-
Olliebääse .schwarze Johannisbeere. → Aolbääse
Olliebank f. Ölpresse in der Ölmühle
Olliebastert, -bassert m., -bästerken (Ot, Vr, St,) Glasmurmel. → Ruller, Stöitert
Olliedrieter(t) m. (Wes, St, Ge, Ra) "Ölkacker", in Ortsneckerei. → Velen
Olliefarwe f. Ölfarbe, Anstrichfarbe (mod.). → Lienfarwe
Olliefatt n. Ölfaß
Ollieflacke(n) m. (Bor, Rae, Rh, Bo) Ölfleck
Olliefläske, -flässe f. Ölflasche
Olliefunzel f. Tranfunzel. → Traonfunzel
Olliekanne f. Öl-, Petroleumkanne. → Fett-, Schmeerkanne
Olliekläppkes → Olliekrabben
Ollieknicker m. kleine Glasmurmel. → Olliebastert
Olliekooke(n), -kook m. Ölkuchen (Preßrückstände aus der Ölmühle, wurde als Viehfutter verwendet). → Lien-, Schlaokooken
Olliekopp m. "Ölkopf", in Ortsneckerei. → Weseke
Olliekrabben, -kräbbekes; Olliekläppkes (We) (Pl.) Krapfen, Ölgebäck für die Fastentage (bes. Aschermittwoch u. Karfreitag; zumeist Plätzchen aus Buchweizenmehl mit Hefe, Korinthen od. Rosinen, in Rüböl ausgebacken). → Balleböisken, Puddingpapp, Puffer, stillen Frijdagg
Olliekruuke f. Ölkrug, Steinzeugkrug, -flasche (meist ohne Dekor, mit gestempelter od. geritzter Maßangabe über dem Henkel)
Ollielampe f., -lämpken Öllampe
Ollielöchte f. Öllampe, -leuchte
Olliemölle f. Ölmühle
Olliemöller m. Müller der Ölmühle. → Velen, Weseke
Ollieplacken m. Ölfleck
Olliepluffe f. (Vr) Ölkanne
Olliepott m. Topf für Schmieröl. → Ringschmeerlaager, Traonpott
Olliepraame f. Ölpresse
Olliepresse f. Ölpresse
Olliepuffer m., -püfferken 1. Ölkrapfen (Bo). → Puffer.
2. Gallenblase des Schweins (St, Sü).
3. Fettpresse (für Stauferfett)
Olliepumpe f. Ölpumpe
Olliesaod n. Rapssaat
Ollieschlääger m. Ölmüller. → Olliemöller
Ollieschmolt n. Gemisch aus Rüböl u. Schmalz (Speckfett, Öl u. Schmalz zusammen in der Fettpfanne, zum Backen von Pfannkuchen)
Olliesteen m. feiner Wetzstein für Rasiermesser. Olliesteen to't Linnen-upmaaken
Ollieträönken kleine Öllampe. → Klappspaon, Piepenlämpken
olloo "hallo" → allo
Ollske f. die Alte, z.B. Chefin, Ehefrau. → Olle f.
ölmen, ülmen (Vr, Rae, Rh, Bo) schwelen, qualmen, stark rauchen. → schmöllen
Omma → Ooma
ömmelig, ömmelik, ömpelig armselig, verkommen, ungepflegt, nicht in Ordnung, verrottet, schwach, kümmerlich, mickerig. Wat is dat 'n ömmelig Dingen (z.B. Person, Brot). → ormelig, örpelig
Ommen (Wes, Ot, Vr). Owwen (Vr, St, Sü, Ge, Ra, We, Bor, Hei, Rh, Bo). Owwent (Bor, Rae, Rh, Bo). Ommt (Rae) m. (Ommens) Ofen (z.B. Backofen, Töpferofen). Wenn de Owwen bronn, dann 't leste wodden de Buusken brannt (vom Ofen des Bäckers). • Teggen 'n heeten Owwen kaas nich an gaapen (gegen die Hitze kommt man durch Gähnen nicht an, macht müde; gegen Reiche u. Mächtige kommt man nicht an). → Rouert.
Zs.: Back-, Blick-, Brand-, Brood-, Bunker-, Dreebladd-, Eerd, Feldbrand-, Flass-, Guss-, Hunde-, Kachel-, Kalk-, Kanoonen-, Kehlkes-, Liem-, Pannen-, Piepen-, Pott-, Ring-, Rook-, Steen, Stuuten-, Sünn-, Teer-, Tichel-, Trummel-, Under-, Wind-
Ommen- auch: Owwen(t)-, Ommt-
Ommenbank(e) f. Bank am Ofen
Ommendöör(e) f. Ofentür
Ommenfoot m. Fuß des gußeisernen Ofens
Ommenhette f. Ofenhitze
Ommenholt n. kurze Holzscheite zum Verbrennen im Ofen
Ommenhuus n., -hüüsken Flachsofen (mit isolierendem Untergewölbe, dem Backofen ähnlich). → Flass-ommen
Ommenklappe f. Klappe am Ofen (Backofen, Steinofen)
Ommenkrässer m. Aschenkratzer zum Herausholen der Glut aus dem Backofen
Ommenkruule f. (Vr, St) Aschenkratzer für den Backofen
Ommenpiepe f. 1. Ofenrohr (wurde vom Ofen zum Rauchabzug des Herdfeuers geleitet). Beene häbbt se as Owwenpiepen, nich so dick, obber so schwatt (von ungewaschenen Füßen).
2. ofenrohrartiger Gegenstand, z.B. Gamaschen, Hosenbeine, Ärmel der Jacke (scherzh.)
Ommenroot m. Ofenruß. → Pottloot
Ommenscheeter m. Brotschieber des Bäckers. → Backscheeter
Ommenschirm, -scherm m. Ofenschirm
Ommensetter m. Ofensetzer
Ommenstaaken m. Holzstange zum Umrühren u. Verteilen der Glut im Backofen mit Gewölbe
Ommt, Ommt- → Ommen, Ommen-
ömpelig → ömmelig
onduleern, onduliern ondulieren, Haar in Wellen legen
Ondulier-ieser, -n n. Onduliereisen, Brennschere zum Kräuseln der Haare. → Wellentange
Ondulierscheere f. Ondulierschere, Brennschere. Krüllen maaken met ne Ondulierscheere. → Frisuur
oneern; orneern (Ra). uniern (Bor) beraten, beratschlagen, überlegen; diskutieren. Se willt noch oneern, wu se't doon willt (z.B. ein Nachbarschaftsfest planen). → beraoden, öwwerniern
Onkel m. (Onkels) Onkel (mod.). → Öhme.
Zs.: Räise-
önnen, onnen (etw.) merken; aufmerken, hinhören; reagieren (auf etw.). He önnt de nix van (De önnt nix) (Er rührt sich nicht, ist unempfindlich). He önnt de nich up. De önnt de ampatt nich nao. Dat önnt mi nich (kümmert mich nicht).
0berkohlraawen, Oberkohrabi (Gartengemüse)
Ooberschlääger (St, Sü); Oowerschläöger (Rae, Rh, Bo) m. mechanischer Webstuhl mit Schlagarm
Ooberst m. Oberst (z.B. im Schützenverein). → Offzier
Ooberwaater → Öwwerwaater
Oobrigkäit Obrigkeit; Vorstand. Mien Mann, de häört bi de Oobrigkäit (gehört zu den Offizieren des Schützenvereins). → Öwwerigkäit
Oobst n. Obst. → Boomspeck.
Zs.: Spalier-
Ooge, Oog n. (Oogen; Öögsken) 1. Auge. He kann nich uut de Oogen kieken (sehr müde). Wat häff he noch dicke Oogen (verschlafen). in de Oogen häbben (hollen) (beobachten, → Gatt). Holl se in't Ooge! (Vorsicht). Ölders heelen en Ooge up de Frijers. Man mutt de Oogen vöör un achter (öwwerall) häbben (gut aufpassen). Muss 't Ooge in'n Nacken häbben! (sehr aufmerksam sein). • Oogen loss of 'n Büül loss (beim Handel aufpassen). Häbbt de Oogen loss (Seht zu, dass ihr viel seht, z.B. bei der Konkurrenz)! De kick met (socke) groote Oogen (überrascht). Se keeken sik de Oogen uut'n Kopp (staunten). Soss di de Oogen uut'n Kopp schaamen. Dat steck richtig in't Ooge (z.B. grelle Farbe). Dat steck ähr in de Oogen (Sie ist scharf darauf). Komm mi nich weer under de Oogen! sehender Oogen (zusehends). De moch mi nich sehn vöör de Oogen (Er sieht mich ungern). • Wat't Ooge nich süht, kränkt't Hatte nich (dööt't Hatte nich weh). Ik sall di de Oogen wa. räin wahrn! (von wegen).Dat is mähr föör't Ooge (schön, weniger praktisch). • Man mutt de Oogen de Kost gewwen. Dat Ooge will ook wat häbben (vom Anrichten der Speisen). Daor kümp 'n Ooge dran (Das wird verschönert, z.B. Haus mit Verblendung versehen, → öögen). He dööt dat up't Ooge (nach Augenmaß). He leet dat Beld nich uut de Oogen. Se is mi uut de Oogen wassen. De föhrt di uut de Oogen (fährt dir davon). Se leep alle uut de Oogen (flott, z.B. bei der Arbeit). Se häff de Oogen tomaakt (todaone, dichtdaone) (ist gestorben). De kick uut de leste Oogen (liegt im Sterben). Dat Kleed kick all uut de leste Oogen (ist stark beschädigt). en Öögsken toschmieten (tokniepen) (zwinkern, liebäugeln). 'n Ooge häbben up (ein Auge werfen auf). De häff'n paar gudde Oogen in de Bluuse (einen großen Busen, → Vöörbou). Se hä'en de kinn Ooge föör (erkannten nicht den eigentlichen Wert). Met glöönige Oogen schwadroneern (wütend schimpfen). → begehrlik, beköggeln, bineenekniepen, brääken, Buuk, dien, Dood, Dook, Dopp, droomen, flimmern, frömd, Funke, funkeln, glöönig, Helligkäit, holl, insehn, Kaarnemelk, Kind, küürn, Lappen, Lecht, lieke, löchten, loss, natt, neggen, recht, schaamen, Schmacht, schmieten, sehn, todrucken, tofallen, Träöne, treffen, Troost, trüggefallen, uuthüülen, uutrichten, verdräien, vull, Waater, wahrn, waogen, witt.
2. augenförmiger, augenartiger Gegenstand. Oogen in den Pannekooken (Speckstücke, → Fierdagg). Oogen in de Suppe (Fettaugen). In de Suppe kiekt mähr Oogen in as uut (magere Suppe). 't Ooge van de Näinaodel (Öhr, → Öögte). Oogen in de Erpel (Keimstellen). Manks kiet mähr Ooegen uut 'n Pott as drin (schlecht geschälte Kartoffeln, Wortspiel). 'n Ooge föör'n Stell (Fassung für den Stiel, → Dült, Heft 1). Buuskenwedde met'n Ooge (Rute mit Schlinge zum Binden des Reisigbündels). Oogen insetten (okulieren, Obstbaum mit dem Knospenansatz eines Zweiges veredeln). Daor bünt kinne Oogen in (Fehlstich beim Skat, → güst).
Zs.: Döpp-, Erpel-, Faa(de)n-, Fett-, Gluup-, Hohner-, Katten, Kniep-, Kollen-, Korinten-, Lucks-, Maikes-, Näinaodel-, Naodel-, Neggen-, Ossen-, Planten-, Pouen-, Rood-, Schääl-, Schaops-, Spleet-, Tuffel(n)-
öögelik → ööglik
öögen gut aussehen, ins Auge fallen. Dat Huus öögen düftig (sieht hübsch aus). Dat öögt nich! Et öögt bääter (macht mehr her). Houptsaake, dat de Speckbollen gudd öögt! → töönen.
Zs.: blind-, kniep-, sperr-
Oogenbeköggelerij → Oogenverköggelrij
Oogenblick m. Augenblick, Moment. → Oogenschlagg
oogenblicklik augenblicklich
Oogenblicks-saake f. Angelegenheit von kurzer Dauer
Oogenblickswark, -werk n. sehr kurze, leichte Arbeit
Oogenbruu(e)n, -bruune; Oogenbrüüen, -bröien (We, Hei). Oogenbroue (Rh) (Pl.) Augenbrauen. → anschröien
Oogendeckel m. (Rh, Bo) Augenlid
Oogendeener m. Schmeichler
Oogendeenerij f. Schmeichlerei
Oogendokter m. Augenarzt
Oogendroppen (Pl.) Augentropfen. → Oogenklaor
Oogenglass n. Brille (alt). → Brille
Oogenklaor n. (Wes, Vr, St, Rae) Augenwasser (z.B. Borwasser, Kamillenaufguß für Augenspülung, gegen Augenschmerzen). → Väänewaater
oogenklaor völlig klar, sicher, offensichtlich. Dat is doch oogenklaor!
Oogenklappe f. Augenbinde, Schutz bei Augenentzündung
Oogenkööklerij → Oogenverköggelerij
Oogenlech(t) n. Augenlicht, Sehvermögen
Oogenledde; Oogenlidd (Wes, Ra, Rh) n. Augenlid
Oogenlie(de)n n. Augenleiden, -krankheit
Oogenmaote f. Augenmaß. Daor was nich vull Oogenmaote bi (ungenau gearbeitet).
Oogenpien(e) f. Augenschmerzen
Oogensalwe f. Salbe gegen Augenleiden
Oogenschien m. Augenschein, in der Wendg. in Oogenschien nemmen (genau ansehen)
oogenschienlik scheinbar. Et is blooß oogenschienlik gudd (nur zum Schein).
Oogenschlagg m. Augenblick, kurze Zeit. → Handschlagg, Moment, Oogenblick
Oogenspeegel m. 1. das Weiße des Auges. He häff ne bleeken Oogenspeegel (Anzeichen einer Krankheit).
2. Augenspiegel des Arztes
Oogentand m. Eckzahn. Se häbbt mi 'n Oogentand trocken. → Ecktand
Oogenverkläöring f. leuchtende Augen, Aufhellen des Gesichtes. Wenn 'n olden Käärl en jung Maiken süht, dann häff he Oogenverkläörung.
Oogenverköggelerij, -beköggelerij, -verkööklerij f. Vorspiegelung falscher Tatsachen, Täuschung, Gaukelei
Oogenwaater n. Augenwasser. → Oogenklaor
Oogenwimper f. Augenwimper
Oogenwiskerij f. Augenwischerei
ööglik, öögelik ansehnlich, schön anzuschauen, gefällig, hübsch. Dat is ja 'n öögelik Dierken (ein possierliches Tierchen). 'n ööglik Froumääsk
Öögte f., Öögt n. Öse, Schlaufe; Nadelöhr. De Öögten, wao de Äinspannsbööme drin kweemen, de wann. van Läär (Schlaufen am Geschirr der Deichselbäume). De Öögten van de Liene satten bomm up't Küssen (Schlaufen des Geschirrs). Öögten an't Ritt (Ösen am Pfosten für die Querhölzer am Tor). dat Öögt van't Hängsel (eisernes Gehänge einer Tür). → Öhr, Ooge, Ööse.
Zs.: Fläägel-, Lienen-, Näinaodel-, Naodelook;
ock (St, Sü, We). uck (Hei) auch. Dat meen ik ook. Bün ih ook nao de Karke west? Menn't ook so! (Antwort auf den Gruß Lao di't gudd gaon). → wenn.
Zs.: Dank-
oola-oola (Vr) Ausruf zur Beruhigung von Kühen. → öi-öi
Öölgötze m. "Ölgötze". He steht daor (He kick drin) as ne Öölgötze (steif, dumm gaffend).
Öölken .Adelheid. → Aolhäid
Ooma, Omma f. (Oomas) Oma, Großmutter (mod.). → Bessmooder. → dicke
Oomatäsken Tasche der Großmutter, alte, unmoderne Handtasche. en old Oomatäsken
Oo(n)s f. (Oonsen) (Vr, St, Hei, Rae) Unze (Gewicht)
Oopa, Oppa m. (Oopas) Opa, Großvater (mod.). → Bessvaader
Ööperkes (Pl.) Dummheiten, Albernheiten, Späße, Streiche, Unsinn. He mäck Ööperkes (stellt sich an, um aufzufallen). → Fissematenten
Oork(e) → Ortwick
Oornd .männl. Taube. → Aornd
Oos → Oons; Oost
Ööse f. (Öösen) (Rh) Nadelöhr
ooselig "schlecht, unwohl" → usselig
Ooßen, Ooßer-, Ooßern → Ooster-, Oostern
Oost, Oos m. (Ööste; Ööstken) verwachsener Ast im Baumstamm; unebene Stelle, z.B. Astloch im Brett. → Ast 1, Noost, Toog
Ööste-bekieken (Vr, Ra) Hochzeitsbrauch: Nach dem Hochzeitsessen wurden Aussteuermöbel u. Heiratsgut auf Astlöcher hin untersucht. → Nööste-tällen
Ööst(e)lock n. (Ge, Ra) Astloch. → Noostlock
Ooster- auch: Ooßer-
Ooster-äi n. Osterei. → Paoske-äi, Ssiepelbast
Ooster-aobend, -aowend m. Osterabend
Oosterbloome f. Osterglocke, Narzisse
Oosterdagg m. Ostertag. → Maone
Oosterfest n. Osterfest
Oosterföör, -füür n. Osterfeuer. → Paoskeföör
Oosterhaase(n) m. Osterhase
Oosterkäärß(t)e f. Osterkerze
Oosterkooke(n), -kook m. Osterkuchen (z.B. in Form eines Schäfchens)
Oosterleed n. Osterlied
öösterlik österlich. de öösterlike Tied
Oosterlittenij f. Osterlitanei (wurde in Vr nach dem Osterfeuer bei der Prozession zum Kirchplatz gesungen)
Oostermaondagg m. Ostermontag
Oostermorgen m. Ostermorgen
Oostern; Ooßen, Ooßern (Ge, Rh) n. Ostern (mod.). → Paosken. Wat vöör Oostern wossen is, is nich weerd, dat ih't haalt (Gutes Wetter im Frühjahr taugt nicht). → Middewinter, Palm, wasken
Oosternach(t) f. Osternacht
Oosterschnee m. kriechendes Alyssum, Steinkraut
Oostertied f. Osterzeit
Ööste-tällen (St, Ge, Ra) Hochzeitsbrauch. → Ööste-bekieken
Ööste-verknappen (Ge) Hochzeitsbrauch. → Ööste-bekieken
Oostgaffel f. (Ge) Astgabel
Oostgatt n. (Ge) Astloch. De kick äs de Uule uut't Oostgatt (erstaunt).
ööstig (Ge, Rh) knorrig; mit Astlöchern, Astansätzen. → nööstig
Ööstlock → Ööstelock
ööwen (Sü, Ge, Rae) zum besten haben. He mennt, he kann mi ööwen.
Oower n. (Oowers) Ufer. → Kribbe.
Zs.: Bääk-
Oowerschläöger → Ooberschlääger
opereern operieren
Opfer n., Öpferken Opfer. 'n Öpferken brengen (vom Rauchen, iron.)
Opfergeld n. Opfergeld
Opfergrosken, -grossen m. Opfergroschen
Opferkaste(n) m. Opferstock
opfern opfern. Den Düüwel kaas genauso gudd ne Käärße opfern as usse Häärgott. Man mott monks 'n Käärßken opfern (gegen eigene Überzeugung handeln, Bor).
Oppa → Oopa
oppeln → oppern 1
Opper, Oppel, Öppel m. (Öppers; Öpperken) Häufchen, Heuhaufen (auf der Wiese). Dat is ne ganzen Opper (viel). → Hoop 1.
Zs.: Gröss-, Höi-
oppern 1, oppeln, öppern Haufen machen, setzen, umsetzen (z.B. Heuhaufen, Komposthaufen). → hööpen, tunnen.
Zs.: höi-
oppern 2 vor sich hin arbeiten, tüfteln; pfuschen (von langwierigen Arbeiten). Wat was dat doch 'n Oppern! → musseln 1
öppernvull (Wes, Vr, We, Rae) sehr voll. → hööpen-, stöppenvull
Öppersten m. Oberst, z.B. Chef. He is den Öppersten van de Schoole (Rektor).
opsternäöts(k), opstrinäöts(k) .aufgebracht, aufsässig. → upstrinäötsk
or → odder
Order, orderniern → Odder 2, odderneern
Ordnung f. Ordnung.
Zs.: Daages-, Diss-
Örgel, Orgel n. Örgel m. (Rh, Bo) (Örgeln; Örgelken) 1. Orgel. He schloog dat Örgel (spielte die Orgel). Dat spöllt de Köster (in Ammeln) den Sunndagg up dat Örgel (wenn man z.B. auf neugierige Fragen nicht antworten will). • Dat spöllt se in Ammeln up't Örgel (ist stadtbekannt). → Börger, verdräit.
2. robuste, schimpfende, nörgelnde Person. De Frou, dat is 'n ganz groot Örgel. 'n Örgel van'n Blaag (pfiffig, verschmitzt).
Zs.: Dräi-, Hand-, Mund-, Ratten-
Örgel- auch: Orgel-
Örgelbank(e) f. Orgelbank
Örgelbönne m. Orgelbühne, Empore
Örgeldiss, -disk m. Orgelspieltisch
Örgelkoue f. (St, Sü, Ge, Rae, Bo) Orgelgehäuse, Orgelsitz, Spieltisch
örgeln 1. orgeln; drehen, kurbeln.
2. sich abmühen, herumwerkeln (Rh). → musseln 1, wörgeln.
Zs.: fast(e)-, mund-
Örgelpiepe f. Orgelpfeife
Örgelsolder, -soller n. (Bo) Orgelbühne. → Örgelbönne
Örgelspöller m. Orgelspieler, Organist
örgendwaor, -wat, -well → argendwaor, -wat, -well
ormelig (St, Sü, Rae) morsch. → mormelig, ömmelig, ver-ormelt
orndlik, örndlik, aorn(d)lik, äörn(d)lik ordentlich; tüchtig. He stoppte sik örndlik wat in de Taske. He häff em orndlik afekanzelt.
Zs.: un-
ö rpelig, örplig, örplik. urplik (Rh, Bo) ärmlich, armselig; dürftig, kläglich, kümmerlich. örpelig Gräss (niedriges Gras). wat'n örplik Spill! en örpelig Männeken. → ömmelig
Ort m. (Orte; Örtken) Ort. → Waord
Ortwick. Oork(e) ON Ortwick, Bauersch. von Ahaus. Tüsken de Oork un Quantwick wonnt en Tropp laige Lüüde (Ortsneckerei aus Wüllen, Ahauser Mundart).
Osse → Ossen
Össel m. (Rh) (sth.s) (Össels) Schmutzfink, unsaubere Person
össelig (Rh) (sth.s) schmutzig, unaufgeräumt, verkommen. → äösig
össeln (Rh) kränkeln; kränklich, verkommen, unordentlich sein. Dat Dier, dat össelt de so rüm.
Ossen, Osse m. (Ossens; Össken) Ochse (für das Gespann der Kleinbauern, billiger als Pferde, bis zum Zweiten Weltkrieg). so twassen as ne Ossen. ne Osse van ne Käärl (grob, stur). He kreeg ne Kopp as ne Ossen (dick od. rot). • He lött sik schuuwen as ne Ossen in't Jück (laßt sich bevormunden, hin- u. herschieben). Du kaas di an mi schüürn, sägg de Buur to'n Ossen, mon bliew mi met de Häörn van'n Balg! • Et kümp so langsaam as bi de Osse de Melk: alle sebben Jaor en Dröppken (→ Droppen). He steht daor so dumm as ne Osse. • Usse Häärgott wahrt stöötske Ossens vöör lange Häörn. Nu häs 'n Ossen an de Melk (1. Unerwartet kommt doch bei der Sache etw. heraus. 2. Kartenspielausdruck: wenn jd. einen Stich nach dem andern verliert). → Barg, Börgermester, dumm, Fenne, fröhr, Glooria, Höi, Kopp-arbäid, krank, metfallen, Nordbrook, Ottenstein, Ploog, rieke, Rindflees, Steern, suupen,tuusken, twingen, Waord.
Zs.: Bull-, Treck-
Ossen-äärs m. (Wes, Vr, St) 1. Hinterteil des Ochsen.
2. Apfelsorte (groß, dick, hellgrün, Mitte September reif). → Schallamorski
Ossenblood n. 1. Ochsenblut.
2. braun-rote Farbe (Caput mortuum) als Giebel-, Fachwerk-, Möbel-, Deckenanstrich (Abfallprodukt der Eisengewinnung). → Doodenkopp, roodbruun
Ossenbloome f. (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Rae) weiße Margerite, Jakobskraut (Wiesenblume, Heilkraut). → Margeritte
Ossenbuur m., -büürken Bauer mit mittelgroßem Hof, der mit Ochsen statt mit Pferden fuhr. → Kohbuur
Ossenfell n. Ochsenfell
Ossenflees, -fleesk n. Ochsenfleisch
Ossenhaorn, -hurn n. Horn des Ochsen (wurde als Blasinstrument, Signalhorn verwendet, → Koh-haorn)
Ossenjück, -jöck n. Ochsenjoch (meist Stirnjoch)
Ossenkopp m. Ochsenkopf; Person mit rotem Kopf (vom Arbeiten)
Ossenmett n. (Vr, St, Rae) Schilf od. andere Pflanze im Weißtorf (zum Feueranzünden benutzt). → Löös
Ossen-ooge n. Wasserblase (scherzh.)
Ossenpääserik, -pesserik m. Ochsenziemer
Ossenschlaoge f. (Wes, Vr, St, Ge, Ra, Rae) tiefer Hohlweg für Ochsengespann u. Vieh
Ossenschoole f. (St, Ge, Rh, Bo) "Ochsenschule", Latein- od. Rektoratsschule (in Ortsneckerei). → Brünen
Ossenschott n. Verschlag, in dem der Ochse steht
Ossenstall m. Ochsenstall
Ossenstatt m. Ochsenschwanz
Ossentratt m. Bärenklau (Doldenblütler mit großen Blättern). → Beerbeen
Ossentunge f. 1. Ochsenzunge.
2. Großer Sauerampfer. → Suurblaa, Süürte
Össkesdagg m. Schlachtfest (der zweite Tag, nachdem das Schwein geschlachtet u. zerschnitten wurde; die Verwandten wurden eingeladen, die Frauen schnitten Mett u. stopften die Mettwürste, → Wostehaorn). Dao kamm ook wat in de Panne an'n Össkesdagg! Wi willt de vandaag 'n Össkesdagg van maaken (wenn z.B. Handwerker keine Lust zum Arbeiten haben u. einen Vorwand zum Feiern, Trinken suchen). → Fett-priesen, Fuusel, Schlachtevisiete
Osten n. Osten
Ostesied(e), -siete f. Ostseite (z.B. des Daches), wettergeschützte Seite
Ostewind m. Ostwind. Ostewind steht met de Hohner up un geht met de Hohner nao Bedde (geht met de Hohner nao'n Bedde un steht met de Gööse weer up). → hoogen Wind, Paapenmaagd
Ostkant(e) f. Ostseite
Ostler m. Mann aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. De Kommiesen, dat wann´n bolle alle Ostler.
östlik östlich
Otte 1 f. Essensrest, das letzte bißchen Essen, das auf dem Teller übrig bleibt. so ne Otte up'n Teller laoten
Otte 2 f. (Vr, Bor) Unordnung, Durcheinander. Wat häbb ih daor ne Otte liggen! → ver-otten, Weere
Otte-emmer m. Abfalleimer (Darin wurden Essensreste als Hühnerod. Schweinefutter gesammelt). → Foor-emmer
otten → ottken
Ottenstein. Ottensteen ON Ottenstein. Ottensteen steht up een Been, wenn dat eene Been breck, ligg Ottensteen in'n Dreck (Ortsneckerei: Ottenstein wurde auf Pfählen im Moor gebaut). Ottensteenske Ossens (Ochsen mit Möhren gefüttert). → Ahaus, Schmeerlock, Wessum, Wottel, Wottel-land, Wüllen
Otter m. (Otters) Fischotter, Wassermarder. Dat stinkt as 'n Otter (→ Ülk).
Zs.: Fisk-
ottern (Rh) durcheinanderbringen; ziellos umgehen (mit). Otter de nich so met, met de Saaken!
öttersken (St) vor sich hin arbeiten, tüfteln (ohne Erfolg)
ottken, otten; öttken (Rh) 1. lustlos im Essen stochern, Speisen liegen lassen, die man nicht mag, Essen übrig lassen; lustlos arbeiten. Nich ottken, büs ja nich van Städtkesvolk (nicht verwöhnt anstellen wie Städter). → kaasen, knüüwen, mümmeln.
2. unterwegs etw. verlieren, z.B. beim Forttragen (aus Unachtsamkeit). He häff Höi ottket. → höideln
ottkerig appetitlos. → faaselig 1, kaasig 1
Ottkerij f. lustloses Essen, Appetitlosigkeit
Ottkert m. wer im Essen stochert
Ottomaane f. (St, We, Bo) Rippenstoff aus reiner Wolle
ou, oue .euch, euer. → uh, uhe
öwwel übel, schlecht. Ik föhl mi öwwel. He is nich öwwel. Ne öwwelen Käärl is he nich (Lob). Dat nimp he us föör öwwel! → äöselig, raar
Öwwelkäit f. Übelkeit
öwweln ekeln, widerwärtig sein. Et öwwelt mi.
öwwelnemmen übelnehmen, verübeln. Dat kann us kinn Määnske öwwelnemmen. → ver-öwweln
Öwwelwaater n. Speichel im Mund (krankheitsbedingt)
Owwen(t), Owwen(t)- → Ommen, Ommen-
öwwer, owwer 1. über, drüber; darüber. He is em öwwer (überlegen). Daor was em kinne öwwer (Keiner war besser). Dat is öwwer'n Pries (Der Preis ist zu hoch). Se häff't daor so faaken öwwer hat (hat oft darüber gesprochen). Daor verdrääg wi us wall öwwer. He ligg öwwer Starwen (öwwer't Starwen) (im Sterben). He is de boll met öwwer (erlöst, tot, → Barg). Se is Tante öwwer em (Daor is se Tante öwwer) (Sie ist seine Tante). Wi könnt de gudd öwwer lachen. Daor kaas gudd met öwwer de Wegg (Mit ihm kann man gut auskommen). Ik häbb mi daor Gedanken owwer maakt. De Rääknung ging öwwer duusend Mark (betrug genau 1000 Mark). Wat föllt he de weer öwwer heer (z.B. über die Arbeit, übers Essen, → fleegen). Met dat Höi komm wi nich met öwwer'n (döör'n) Winter. öwwer kott of öwwer lang. Et is Veerdel öwwer (nao) dree (Uhrzeit). öwwer't annere Jaor (jedes zweite Jahr). He is öwwer de Jaorn (über 50). öwwer de Tied (festgesetzter Zeitpunkt überschritten). → Aor 1, daor-öwwer, Finger, haröwwer, Knee, Kopp, Korw, Macht, Muule, Statt, Strang, Stüür, Tehn, Waoge, weer, weh.
2. übrig; überzählig. He häff de wat föör öwwer (z.B. für ein best. Hobby). He is de öwwer (Man kommt ohne ihn aus, → öwwerig). Wi häbbt van Jaor nix öwwer. Daor bliff nix bi öwwer (kein Gewinn).
Zs.: achten-, daages-, daor-, hier-, kopp-, teggen-, tweemaol, vöör-, waor-
owwer, öwwer "aber" → abber
öwwer-´ä´äten, -etten, sik sich überessen, zuviel essen
öwwerall, owwerall überall. Ik häbb't öwwerall (sitten) (Schmerzen). → Aamen, allerwäärds, Brood, henruuken, Ooge, rääken, schüürn, Wottelsaod
öwwer-anstrengen, sik sich überanstrengen
Öwwer-anstrengung f. Überanstrengung. De Hengste könnt sik nich ruuken un weert so lange, dat eene döör Öwwer-anstrengung schlapp mäck.
öwwer-arbäiden, sik sich überarbeiten
Öwwer-arm m. (Rh) Oberarm. → Bomm-arm
öwwer-arms von oben mit den Armen, über die Schulter. öwwer-arms schmieten (Art der Jungen zu werfen im Ggs. zu → under-arms). öwwer-arms arbäiden (mit erhobenen Armen arbeiten)
Öwwerbääke, -becke f. höher gelegener Wasserlauf; Wasserlauf vor der Stauung. → Underbääke
öwwerbacken kurz backen, überbacken
Öwwerbedde n. Oberbett, Deckbett. → Beddebüüre, Underbedde
öwwerbee(de)n überbieten (beim Handel). → upbeeden
Öwwerbeen n. Überbein. → Knubben
Öwwerbeschüüte f. obere Hälfte des Zwiebacks (oben rund gewölbt). → Underbeschüüte
öwwerbinden, -binnen über etw. anderes binden. ääwen de Schötte öwwerbinden
Öwwerbindschötte, -schotte f. Arbeitsschürze (z.B. auf der Tenne, Schürze des Schreiners, Stuhlmachers)
öwwerblatten laschen, stücken (best. Holzverbindung)
Öwwerblick m. Überblick
öwwerbliewen, -ben übrig bleiben. Daor is nix van öwwerblewwen. → missgaon, trüggebliewen
Öwwerbliewßel n. Überbleibsel, Rest
Öwwerbodd n. Übergebot (z.B. bei Holzauktion)
öwwerböörn, -büürn, sik sich überheben, sich verheben
öwwerbouen überbauen (am Haus). Se ha'en nen öwwerbouten Gewwel (überstehenden Giebel).
öwwerbrengen, -breggen überbringen; melden, mitteilen; heimlich zutragen. He bregg 't Bodd wall öwwer (Die Mitteilung kommt an).
Öwwerdääke, -decke f. Überdecke auf Bett od. Tisch
Öwwerdack n. Schutzdach
öwwerdagg(s) tagsüber. Se wann. öwwerdagg all an't Suupen. Wenn du aobends all wees, wat du öwwerdagg verdeent häs, dann kümms to nix (Geschäftsleute verdienen mehr als z.B. Arbeiter). → Dagg, daages-öwwer, froh 1, trouen
Öwwerdaod f. Überfluß. in Öwwerdaod lääwen. Et was kinn Öwwerdaod (war notwendig, z.B. Antwort auf Büs bi'n Kapper west?) Öwwerdaod vertehrt Sack un Saod. → Öwwerfloot
öwwerdäönig 1. übertrieben; unnötig. dat öwwerdäönige Nöögen (unnützes Nötigen der Gäste).
2. sehr. He mott öwwerdäönig hatt arbäiden. öwwerdäönig möö
öwwerdecken überdecken
Öwwerdecker m. vorstehende Krempe am Dachziegel. → Hacke 3, Krempe, Nösse, Panne
Öwwerdeel n. Oberteil (z.B. der Kleidung, des Schuhs)
öwwerdenken durchdenken
öwwerdick sehr dick
öwwerdoon beratschlagen; überlegen, sprechen über. Dat mö. wi noch äs öwwerdoon.
öwwerdräägen übertragen; anstecken; vererben. → vermaaken
öwwerdräien überdrehen, zu weit drehen, durchdrehen. de Schruuwe öwwerdräien (→ dulldräien). Melk öwwerdräien (Milch in der Zentrifuge entrahmen, Handbetrieb mit Kurbel)
öwwerdräit übermütig, ausgelassen
öwwerdräötig, -dräödig (Rae) drehwüchsig. → öwwerspäönig
öwwerdriewen, -ben übertreiben. Man dröff dat Spill nich öwwerdriewen.
öwwerdrööge sehr trocken, zu trocken. Wenn de Rogge öwwerdrööge is, dann breck se (spröde, bricht der Halm). → rappeldrööge
Öwwerdruck m. Überdruck. Öwwerdruck in't Blood (Pferdekrankheit, → Krüüs-schlagg)
öwwerdüür sehr, zu teuer
öwwerduurn, -düürn überdauern; länger leben als. → öwwerlääwen
öwwerdüüweln, -beln "hereinlegen", übervorteilen
öwwer-een(e) → öwwer-eens
Öwwer-eenkommen n. Abkommen
öwwer-een(s), öwwer-eene überein. Dat kümp öwwer-eens uut (ist gleich). Wi willt wall öwwer-eens (Wir vertrauen einander).
öwwer-een(s)kommen sich verständigen; vereinbaren; abstimmen. Dat kümp met de Naamens nich öwwer-een (paßt nicht).
öwwer-een(s)wetten, -weeten sich einig sein, zusammenhalten, übereinstimmen. De bäiden, de weet't öwwer-eens, daor kümms nich teggen. De weet't nich öwwer-eens (sind sich nicht einig, haben sich nicht abgestimmt).
öwwer-end(s) senkrecht. → lootrecht
Öwwer-endslatte f. senkrechte Zaunlatte. → Up-endslatte
Öwwerfall m. Überfall
öwwerfallen überfallen. Daor häff se mi met öwwerfallen (überrumpelt).
öwwerfällig überfällig, seit langem fällig
öwwerfien sehr fein
öwwerfleegen überfliegen, flüchtig lesen; drüberherfliegen
Öwwerfloot m. 1. Überfließen; Überschwemmung (z.B. einer Wiese, → Flöötwieske).
2. Überfluß. Se häbbt alls in Öwwerfloot. → Öwwerdaod
öwwerflöötig überflüssig
öwwerflott sehr schnell, mehr als schnell
öwwerföhrn, -fuhrn überfahren
öwwerfoorn, -fuurn überfüttern
öwwerfrääten, -fretten, sik sich überfressen
Öwwergang m. Übergang, z.B. Grenze; Bänkchen zum Übersteigen des Zauns. Dat is 'n Öwwergang, sagg de Jääger, dao tröck he 'n Foss 't Fell öwwer de Aoren. → Öwwertogg
Öwwergangstied f. Übergangszeit (zwischen Sommer u. Herbst, Frühjahr u. Sommer usw.)
öwwergaon hinübergehen. Dröff ik met uh öwwergaon? (mitgehen).
öwwergeeten abgießen. Erpelwaater öwwergeeten (Wasser von gekochten Kartoffeln abgießen). → afgeeten
Öwwergewicht n. Übergewicht
öwwergewwen, -gebben übergeben. De Buur häff den Hoff an den Sönn öwwergewwen (vererbt). sik öwwergewwen (sich übergeben, erbrechen). → Schleew
Öwwergloowen, -glööwen m. (St, Sü, Ge, Ra, Rae, Bo) Aberglauben. → Aawergloowen
öwwerglööws(k) (St, Sü, Ge, Ra, Rae, Bo) abergläubisch. → aawerglööwig
öwwergriepen übergreifen. Up't andere Dack dröff 't Föör nich öwwergriepen.
öwwergroot übergroß. Dat was nich öwwergroot (nicht zu groß).
öwwerhaalen 1. reparieren, instand setzen.
2. überholen, vorbeifahren. • Dat mutt ne klooken Praoter weern, well ne Schwieger öwwerhaalt. → inhaalen
öwwerhandnemmen überhandnehmen. Dat nimp öwwerhand met dat Ruut.
öwwerhands von oben mit der Hand über den Kopf. → öwwer-arms
Öwwerhang m. überhängende Gardine
öwwerhangen überhängen; umhängen
Öwwehhang-gardiene, -gediene f. Übergardine (über hellen Fenstervorhängen)
öwwerhasten, -hassen übereilen
öwwerheer darüber her. → fleegen
Öwwerhemd n. Oberhemd
öwwerhen darüber hinweg. Putz daor män so loss öwwerhen (oberflächlich). Dao bün ik öwwerhen (Das habe ich überstanden). Wat büs de schüüns öwwerhen kommen (schief, schräg). → haröwwer
öwwerhollen übrig behalten
öwwerhooks (Wes) überkreuz schielend → (öwwerkecks). Föör den Kissmann 'n Schott öwwerhooks maaken. → Kalverschott
öwwerhoupt überhaupt. De könnt sik öwwerhoupt nich.
öwwer-ielen übereilen
öwwer-iels (St) übereilt. Öwwer-iels kaas dat nich maaken!
öwwerig, öwwrig übrig. Se höllt noch wat öwwrig. Se is öwwerig blewwen (sitzen geblieben). Dat is to'n Öwwrigen (überflüssig, erübrigt sich). → öwwer
Öwwerigkäit f. Obrigkeit. Dat is miene Öwwerigkäit (mein Chef, scherzh.). → Baas, Oobrigkäit
öwwerjäörig, -jaorig überjährig, vom vorigen Jahr. öwwerjäörigen Schinken (luftgetrocknet, gilt als besonders gut; Schinken wurde zumeist bereits Ostern angeschnitten). Usse Tante süht nett uut as ne öwwerjäörigen Rabau-appel (verknittert, faltig; die Apfelsorte hält sich bis März). → vöörjaors
Öwwerjass m. Dreivierteljacke; kurzer Mantel
öwwerkammen verzahnen, ineinander greifen. De Ketten an't Radd kammt öwwer (Zahnräder).
öwwerkandiedelt überzogen, überspannt, übertrieben
Öwwerkante f. 1. überstehende Kante.
2. die andere Seite, z.B. das jenseitige Ufer; Jenseits. → gennen
öwwerkanten über die Kante rollen (von viereckigen Balken)
öwwerkants (Wes, St, Sü, Ge, Rae) jenseitig (z.B. am anderen Ufer)
öwwerkecks (Wes, St, Ge, Rae) überkreuz schielend
öwwerkippen überkippen. Junge, pass up, laot dat Fatt nich öwwerkippen!
öwwerkitten mit Kitt bearbeiten. de Ruuten öwwerkitten (beim Einsetzen der Fensterscheiben)
Öwwerkleed n. Überkleid
öwwerklook überklug, sehr klug
öwwerkocken überkochen. Se häff de Melk öwwerkocken laoten. Mooder, diene Melk kockt öwwer (Ausruf beim Spiel auf der Straße). → Pott
öwwerkommen ankommen (an einem Ziel). Komm gudd öwwer! (Gute Reise).
öwwerkommen 1. über etw. hinweg kommen, etw. verkraften. Bo sall he dat öwwerkommen!
2. jd. überkommen, zustoßen. Dat öwwerkamm mi as so'n Dunderschuur. Et is em te ielig öwwerkommen ("mußte" eilig).
owwerköörn ablehnen, nicht auswählen. → afköörn
öwwerkooten, -kööten (Vr, St, Sü, Ge, Rae) vom Pferd: fehlerhaft gehen (erst beim Aufsetzen im Fesselgelenk umknicken u. dann lahmen)
öwwerkopp(s) 1. kopfüber, mit dem Kopf nach vorne. He is met't Peerd öwwerkopps gaon (mit dem Kopf zuerst hingefallen, er hatte einen Unfall). In den Breed-dosker kweemen de Garwen öwwerkopps in (nicht der Länge nach, → intwass).
2. über dem Kopf her. De Pannen öwwerkopp anlangen (Dachziegel über den Kopf nach hinten anreichen). → Kopp.
3. in der Wendg. De kann noch wall wat öwwerkopps sehn (darüber hinwegsehn).
öwwerkrüüs überkreuz. Dat was öwwerkrüüs tesaamenknüppt. He kick öwwerkrüüs (schielt). → öwwerkecks
Öwwerkümste f. (Wes, St, Sü, Ge, Hei, Rae, Bo) (unangenehme) Begebenheit, was jd. begegnet, überkommt
öwwerlaa(de)n überladen, zu schwer beladen. Ne Waagen öwwerladen, dat kann met Holtföhrn händig passeern.
öwwerläägen, -leggen überlegen (über jd.). He is mi daor öwwerläägen. → öwwer
öwwerlääsen überlesen
öwwerlääwen, -ben überleben; länger leben als z.B. der Partner; am Leben bleiben. He öwwerlääwt se alle.
öwwerlachen auslachen. Se häbbt em öwwerlacht. → uutlachen
öwwerländs(k) ausländisch, fremdartig. De küürt (praot't) so öwwerländs (fremd, z.B. vom Kleigebiet stammend; mit fremdartiger Stimme). Ne Öwwerländsken, de häört nich bi'n Tropp (Fremder, Ausländer).
öwwerlang besonders lang
öwwerlängs längs, der Länge nach, im Ggs. zu quer. Den Gaorden häbb ik öwwerlängs döörschnedden (in Beete aufgeteilt). → öwwertwass
öwwerlaoten übriglassen
öwwerlaoten überlassen, abtreten
Öwwerlech(t) n. Oberlicht, kleines oberes Fenster
Öwwerleer, -läär n. Oberleder (weich gegerbtes Leder, zumeist Spaltleder)
Öwwerlegg m. Überlegung, Nachdenken. met Öwwerlegg arbäiden (überlegt, bedächtig, vorausschauend). aone Öwwerlegg (unüberlegt). • Öwwerlegg is de halwe Arbäid (is't halwe Wark). → prackeseern
Öwwerlegg-arbäid f. knifflige Arbeit, die Überlegung erfordert
öwwerleggen darüberlegen
öwwerleggen nachdenken, überlegen. He öwwerlegg sik sebbenmaol üm eenmaol pissen (übervorsichtig). → Öwwerstiggt, süüwer
öwwerleggs(k) (St) bedachtsam, besonnen. He was ne ganz Öwwerleggsken.
Öwwerliew n. Oberkörper
Öwwerlippe f. Oberlippe. → Böwwerlippe
Öwwerloop m. Überlauf; Ausschachtung, Graben zum Ableiten von überflüssigem Wasser
öwwerloopen überlaufen. De Melk löpp öwwer. Ik moch sehn, dat de Säcke nich öwwerleepen (daß die Säcke bei der Dreschmaschine nicht zu voll wurden). → pratten
öwwerloopen überkommen, überlaufen. En Schuur in't kahle Holt, kold öwwerlöpp dat jung un old (Wintergewitter hinterläßt unheimliches Gefühl, → dundern).
Öwwerlööper m. Überläufer, Verräter
öwwermaaken begleichen, überweisen. Geld öwwermaaken (Geld überweisen)
öwwermaaken überschreiben; vererben. den Hoff öwwermaaken. → vermaaken
Öwwermaote f. Übermaß, Zuviel
öwwermäötig übermäßig. Ligg äs öwwermäötig lang in'n Bedde! (vom Krankenlager).
öwwermens(k)lik, -mää(n)sklik übermenschlich. He ha. öwwermensklike Kraft.
Öwwermood m. Übermut. → Moodwilligkäit
öwwermöö(de) totmüde
öwwermöödig, -möötig übermütig. → moodwillig
öwwermorgen übermorgen. öwwermorgen un dann den Dagg (überübermorgen). → vandaage
Öwwermoue f. (Bo) Überärmel, Schutzärmel. → Mossmoue
öwwern übrig lassen; übrig behalten; erübrigen. Wi häbbt noch Koffiebohnen öwwert.
öwwernachten übernachten
öwwernander, -nanner übereinander. → öwwerneene
öwwernemmen übernehmen. sik öwwernemmen (sich überanstrengen, zu sehr verausgaben)
öwwerniern (St, Ge, Rae, Rh) überlegen, beratschlagen. → oneern
öwwer-oldern, -ollern überaltern, zu alt werden; den richtigen Zeitpunkt verpassen. De Koh moch nich öwwer-oldern (günstige Zeit für das erste Kalben nicht verpassen). De Deerne mutt up-passen, dat se nich öwwer-oldert (vom Heiraten).
öwwer-öögt (Vr, St, Sü) übernächtigt
öwwerpacken zu voll bepacken, überladen. Höi öwwerpacken (über die Wagenkante hinauspacken)
öwwerpraoten überreden
öwwerqueer über quer, überkreuz, quer über. → öwwertwass
öwwerquellen überquellen; wellen, brodeln
öwwer-rääken überrechnen, schnell überschlagen
öwwer-reeken überreichen
öwwer-rennen, -rannen 1. über den Haufen rennen, → rund-ümme.
2. im Wettlauf an jd. vorbeirennen
Öwwer-rest m. Überrest. → Öwwerbliewßel
öwwer-riek(e) überreich
öwwer-riep(e) 1. sehr reif; edelfaul.
2. frühreif. De Deern is ook all öwwer-riepe. → dood-, frohriepe
öwwer-rieten, -reeten anreißen, anzeichnen (von Holz). → öwwerrisseln
öwwer-ritzen, -rissen anreißen; anzeichnen von Schreinerholz, Bauholz. dat Holt ääben öwwer-rissen (einritzen mit Nagel od. Bleistift). → anteeknen, uutschriewen
Öwwer-rock m. Überrock
öwwer-rullen überrollen
öwwer-rumpeln überraschen, überrumpeln. → öwwerfallen
öwwersäggen weitersagen (von einem zum andern), melden überbringen, berichten. → bodden
öwwersatt übersatt, zu satt. De Kohne bünt öwwersatt.
öwwerscheerig überzählig, überflüssig
öwwerscheern überstehen, überhängen; überflüssig, überzählig sein. Dat Bredd scheert öwwer, dat mutt afesaagt weern.
öwwerscheeten überschießen, überragen; überzählig sein. De Bööme dörft nich so wied öwwerscheeten (beim Holzaufladen). Se is öwwerschotten (übrig-, sitzengeblieben).
öwwerschlächtig oberschlächtig (vom Mühlrad). → underschlächtig
Öwwerschlagg m. 1. der (von innen gesehen) rechte, obere Teil der Tennentür (stand meist offen).
2. Überschlag; ungefähre Rechnung
Öwwerschlaggdook m'n. Schultertuch, Kaschmirschal. → Longschaal
Öwwerschlagglaaken, Öwwerschlaolaaken n. Überschlaglaken, Bettlaken für das Oberbett. → Upschlagglaaken
öwwerschlaon 1. überschlagen, etw. auslassen, überspringen. Moss still wat öwwerschlaon, Mooder vernimp dat nich (sagten die Jungen beim Vorlesen aus der Handpostille). Wa. ih nich weet't, mo. ih mon öwwerschlaon. → uutlaoten, Vaader-unser.
2. ungefähr berechnen.
3. sik öwwerschlaon (sich überschlagen). Den Boom löpp vöör'n Stock an un öwwerschleet sik (beim Rücken gefällter Bäume). He öwwerschleet sik (arbeitet zu schnell, z.B. gleichzeitig an zwei Stellen).
öwwerschlaopen überschlafen. Dat mutt ik öwwerschlaopen (muß mich bedenken).
öwwerschlau überschlau, sehr schlau
öwwerschlichten darüberhereggen. nao't Säien ääben öwwerschlichten
öwwerschmieten überwerfen
öwwerschnappen ausrasten (z.B. vom Zahnrad); verrückt, wahnsinnig werden. Ik glööw, nu is he richtig öwwerschnappt.
Öwwerschoh m. Überschuh. → Schneeschoh
Öwwerschötte f. Überschuß
öwwerschraot (Wes, St, Sü, Ge, Rae) quer über
öwwerschriewen, -ben überschreiben; (gesetzlich) übereignen. dat Spill (den Hoff) öwwerschriewen. → ümschriewen
öwwerschruuwen, -ben eine Schraube überdrehen. → öwwerdräien
öwwerschüdden, -schudden überschütten
öwwerschüümen überschäumen. De Melk moch nich öwwerschüümen. → öwwerkocken
öwwerschwappen überschwappen. Melk is uut'n Emmer öwwerschwappt. → uutpümpeln
öwwerschwemmen überschwemmen. Wenn de Masswäiden öwwerschwemmt wann., stonn 't Waater bes an de Schussee.
öwwerschwucken überschlagen, umkippen. Lao dat Kind nich öwwerschwucken! (beim Tragen des Säuglings: gefährlich für das Rückgrat).
öwwersehn 1. übersehen, nicht beachten.
2. die Übersicht haben, überblicken
Öwwersich(t) f. Übersicht. He hä' kinne Öwwersicht mähr.
öwwersichtig übersichtig
öwwersied zur Seite, weg. Dat Holt mott öwwersied (gesägt u. aufgepackt werden). öwwersied maaken (aufräumen). He is öwwersied (gestorben). → Siede 1
Öwwersied(e), -siete f. Oberseite. → Böwwersiede
Öwwerspann m. Vorspann (Vorlauf an den Wagenachsen). Öwwerspann van de Speeken (für leichte Gangart). → Vöörspann
öwwerspannen überspannen. De Speeken bünt öwwerspannt (Speichen stehen schräg, nie senkrecht: an der Felge nach außen, an der Achse nach innen).
öwwerspäönig drehwüchsig. Dat Holt is öwwerspäönig (von gesägtem Holz, das sich nicht gerade spalten läßt). → liekspäönig
öwwerspree(de)n überdecken, -spreiten
öwwerspringen überspringen, springen über; überschlagen, auslassen. 'n Kästken öwwerspringen (beim Kästchenhüpfen). → öwwerschlaon
öwwerstääken, -stecken übertrumpfen, stechen (beim Kartenspiel)
Öwwerstand m. Überstand, das Überstehende (z.B. Mauerwerk, Überdach). → Schuurdack.
Zs.: Dack-
öwwerstaon überstehen, hervorragen (z.B. Steine an Mauerecke)
öwwerstaon (etw.) überstehen. Dat Schlimmste is öwwerstaon. Se häff ähr Lieden öwwerstaon (hat es geschafft, ist gestorben).
öwwerstiegen übersteigen
Öwwerstigg(t) m. (Ge, Hei, Bo) Bänkchen zum Übersteigen des Zauns. Ne Buur öwwerlegg sik sebben maol bi eenen Öwwerstigg (Hei). → Öwwergang, Stappe 2
öwwerstötten, -stotten umkippen (z.B. der Sturzkarre), ausschütten
öwwerstrieken überstreichen, -malen. met nije Farwe öwwerstrieken
öwwerströöpen überstreifen. Bindenmouen öwwerströöpen
öwwerstüür 'kaputt, verloren. → Stüür n.
Öwwertall f. Überzahl
öwwertällen "überzählen"; (jd.) schlagen. He häff em 'n paar öwwertällt.
öwwertällig überzählig
Öwwertand m. überstehender Zahn (vom Einbiß bei Pferden: der obere Zahn ragt über den unteren, wird weggeraspelt). → Äinbiss, intwass, weggraspeln
Öwwertoog m. (St) überhängender Zweig (z.B. über einen Zaun, eine Mauer)
Öwwertogg m. Überzug, Bettbezug. Dat is 'n Öwwertogg, sagg de Foss, daor trocken se em dat Fell öwwer de Aoren (Ra). → Öwwergang
öwwertöien überziehen, bedecken; zusammenziehen
öwwerträä(de)n übertreten; konvertieren
Öwwertratt m. Bänkchen zum Übersteigen des Zauns. • Eenmaol ligg't an'n Spatt, eenmaol an'n Öwwertratt (wenn jd. immer stöhnt u. klagt, z.B. einmal zu naß u. einmal zu trocken, → Striekstock).
öwwertrecken überziehn; anziehen
öwwertruuwen übertrumpfen (im Kartenspiel). → öwwerstääken
Öwwertüüg n. Oberbekleidung
öwwertüügen überzeugen
Öwwertüügung f. Überzeugung
öwwertwass überquer, überkreuz; quer über. He häff de Lippe öwwertwass staon (dem Weinen nah, beleidigt). → öwwerqueer, öwwerlängsk
öwwer-uut in der Wendg. öwwer-uut wenn. (1. die Absicht haben, beabsichtigen, beginnen wollen mit. 2. interessiert sein an etw.; erpicht sein auf etw., ehrgeizig sein). He is de öwwer-uut, wat anders an te fangen.
öwwervull sehr voll, übervoll
Öwwerwaater, Ooberwaater n. Oberwasser; Wasserlauf vor der Stauung
Öwwerwegg m. Überweg; kleine Brücke
öwwerwegg darüber hinweg. Ik bün daor ganz öwwerwegg kommen (bin abgelenkt worden). Daor kümms nich öwwerwegg (Das geht dir nicht aus dem Kopf). He was de öwwerwegg schlaopen (darüber eingeschlafen).
öwwerwendlik, -wendsk überwendlich. ne öwwerwendlike Naod (Naht mit eingerollten Stoffkanten)
öwwerwesseln, -wisseln überwechseln, den Platz tauschen
öwwerwickeln umwickeln; bandagieren, bei Verletzung verbinden. den Arm öwwerwickeln
öwwerwiesen überweisen
öwwerwinden, -winnen überwinden. Wenn öwwerwunden is de Nood, dann kümp de bittere Dood.
öwwerwinkeln anzeichnen mit dem Winkelmaß (Schreiner-, Bauholz)
öwwerwintern überwintern. de Wotteln van de Georgienen öwwerwintern. In de Erpelhütte wonn. de Ääte-erpel öwwerwintert.
öwwerwisken, -wissen überwischen
öwwrig → öwwerig