Westmünsterländische Dialekte Plattdeutsch in der Grenzregion

Wörterbuch der westmünsterländischen Mundart

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1289 Lemmas

V- s. auch: F-

Vaader, Vaa, Vaare m. (Vaaders) Vater (auch Anrede der Herrschaft seitens der Mägde). Dat is nix föör Vaader sien Sönn (nichts für mich). Vaader häört't to, un Mooder häff 't Säggen (Dem Vater gehört der Hof u. Mutter bestimmt). Een Vaader of eene Mooder kann nen ganzen Tropp Kinder upfoorn, mer ne Tropp Kinder kann faake nich äs Vaader of Mooder unnerhollen (Blaag, ernährn). Vaa, Moo, Kind (So sangen die Drescher im Dreiertakt, → Papp). → Dummhäid, schlaagen 2, treffen.
Zs.: Bess-, Bruuds-, Groot-, Schulten-, Schwieger-, Steef-, Tuutken-, Uurgroot-

Vaaderhuus n. Elternhaus. → Mooderhuus

Vaader-Jansen im Juxvers, → puupen

Vaadernaame(n) m. Name des Vaters; Nachname

Vaadersied(e), -siete f. in Wendungen wie ne Möie van Vaadersiede. Famillie van Vaadersiede (väterlicherseits verwandt). → Moodersiede

vaadersieds väterlicherseits

Vaaderstadt f. Vaterstadt

Vaader-unser n. Vaterunser. en Vaader-unser bääden. Lao we äs ääben en Vaader-unser döör't Gesichte schlaon (schnell beten). Bää föör mi 'n Vaader-unser met! (wenn jd. sagt "Es wird Zeit, ich muß zur Kirche"). Denne kaas dat Vaader-unser döör de Backen (Kiewen, Määse, Ribben) blaosen (Er ist sehr mager, → Pänze). He dee leewer 'n Vaader-unser bääden as em in de Määse scheeten (Er ist ein frommer, gutmütiger Kerl, ohne Durchsetzungsvermögen, → Schloffen 1). He dööt daormet hen as ne Buur met't Vaader-unser: Wat he nich kann, dat schlött he öwwer (Er erledigt seine Aufgabe unvollständig). Wo geht't? (Antwort:) Wi doot us de so met hen, as ne Buur met't Vaader-unser: Wat he nich kann, dat lött he uut (Bor, Rh). → Kind

Vaader-unser-längte f. Länge eines Vaterunsers. In't Doodenhuus mochs ääben in de Dööre kneen un ne Vaader-unser-längte föör sik bääden (kurzes, stilles Gebet).

Vääne; Venne (St, Ge) n. (Vääne) Moor, Moorgebiet, Moorgrund; Moorparzelle. Daor sitt Vääne under (mooriger Boden). De groote Buurn hadden gröttere Vääne (Moorparzellen). Öwwer't Vääne deelt sik dat Schuur (teilt sich das Gewitter). → helder, Moor n.
Zs.: Klüün-, Stubben-

Vääne- auch: Venne-

Väänebahn(e) f. 1. Moorbahn mit Loren (schmalspurige Eisenbahn). → Feldbahne.
2. lange Moorparzelle (für den Torfstich)

Väänebuck m. (Wes, Vr, St, Sü, Ra, Rae, Bo) mageres Wiesentier (bekommt schlechtes Futter). → Understöttling

Väänebux(e) f. Hose für die Arbeit im Moor (ohne Taschen). • He häff de Väänebuxe an (Er ist ohne Geldbörse, hat kein Geld, → wörkeldaagsk).

Väänedamp m. Moorrauch (bläulicher, scharf riechender Dunst, entstand durch das Abbrennen der Heide; galt als Anzeichen für Kälte od. Regen bei Nordwind). → Heed-, Moor-, Väänerook, Räägen, Torfschmook

Väänediek m. breiter Fahrweg durch Moorgebiet. → up-plaggen

Väänedüüwel m. (Wes, Vr, St, Sü, Bor) "Moorteufel", in Ortsneckerei. → Graes

Väänefeern (Pl.) (Bo) Wollgras. → Wullgröss

Väänegotte f. kleiner Bach, Graben durch ein Moorgebiet

Väänegröss n. (Vr) Wollgras. → Wullgröss

Väänegrund m. 1. Moorboden (wasserhaltiger Boden).
2. Stück Land im Moor

Väänehöchte f. Anhöhe im Moorgebiet

Vääneholt n. Holz aus dem Moor (z.B. Mooreiche unter der Torfschicht; wurde als Brennmaterial genutzt)

Väänekäärl, -kerl m. Torfstecher, der im Moor arbeitete

Väänekaater m. Torfstecher (scherzh.)

Väänekolk m. ausgetorfte Kuhle im Moor

Väänekolonie f.1. bäuerliche Siedlung auf urbar gemachtem Moor.
2. Unterkunft für Arbeiter der Moorkultivierung (später oft soziale Einrichtung in der Einöde)

Väänekruuke f. Wasserkrug mit Doppelhenkel (Darin wurde Trinkwasser zur Arbeit im Moor mitgenommen; er wurde an Seil u. Handstock geschultert.)

Väänekuhle f. ausgetorfte Kuhle. → Waaterkuhle

Väänelööper m. Moorgänger, Arbeiter im Moor

Vääne-lüü(de)n (St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae, Bo) abendliches Läuten der Kirchenglocken (in Bo z.B. im Sommer um neun Uhr, im Winter vor Beginn der Dunkelheit, als Signal u. Orientierungshilfe für die Moorgänger, da man bei aufkommendem Nebel den Weg zur Stadt nicht mehr finden konnte; bis nach dem Ersten Weltkrieg). → Sünte-Kottrienenklocke

Väänemuuken (Pl.) (Wes, St, Sü, Ge, Ra, Bor) 1. Wollgras. → Wullgröss.
2. (zugezogene) Bewohner des Hochmoores bei Ge (abw., Ge)

Vääneplüüsen (Pl.) (Sü) Wollgras. → Wullgröss

Väänerook m. Moorrauch. → Väänedamp

Vääneschoh m. schuhartiger Überzug für Pferdehufe (damit die Pferde bei der Torfabfuhr im Moor nicht einsanken). → Moddeschoh

Vääne-ssegge f. (Ot, Vr, St, Ra, Bo) 1. Bekassine, Moorschnepfe. → Haawer-, Hemmels-, Mecker-ssegge.
2. alte, zickige Frau

Väänetüüte f. großer Brachvogel (in Ortsneckereien). → Hemden, Räägenwelpe, Tungerloh, Velen, Waatertüüte

Väänewaater n. Moorwasser (mineralhaltig, wurde als Heilmittel bei Augenleiden, Krampfadern, offenen Beinen verwendet). → Oogenklaor, Räägenwaater

Väänewark, -werk n. Arbeit im Moor, z.B. Torfstechen

VaareVaader

Vagabund m. (Vagabunden) Vagabund, Landstreicher; unordentlicher od. gemeiner Kerl. → Harümlooper, Schooiert

vagabundeern vagabundieren

Vakans, Vekans, Verkans(t). Vakansi (Rae) (Pl.) Ferien (alt). → Feerjen. We kreegen Vakans.
Zs.: Erpel-

VameelVermeel

van von, aus. He kümp van Vreene (van't Dorp). van achtern. van bommen. van binnen un buuten. van vöörne. van under. van wieden. van nu af (von jetzt an). van daor an (seitdem). van kläin an. van olds heer. van alleene. van sölws. Wi göngen van de Dääle uut up de Upkaamer. Ih mütt't immer van uh af schnieden, dann schnie ih uh nich in'n Buuk (Man soll von sich weg schneiden). Ik konn de van Nacht bolle nich van schlaopen (konnte deswegen nicht einschlafen). Daor is nix van af (Es ist nichts daran, nichts Besonderes). He was dr' van af un wuss nix te säggen (Er war sehr erstaunt). Daor is nix van an! (Das stimmt nicht). Daor is wa. wat van an (Es ist etw. daran, es trifft zu). Nu mu'k de van döör (Nun muß ich weggehen). Dat was ganz van Gold (aus Gold, → uut). Wi häbbt de 'n halwen Winter noch Brand van (Brennholzvorrat). Daor is't nich te bääter van. Daor häbbt wi van küürt. Dat is ne Kränkde, daor wödd nich van küürt. He hett van Karl (Er heißt Karl). Wat ne Fludden van'n Kleed (sehr schlechtes Kleid). ne Käärl van ne Boom (ne Boom van ne Käärl) (kraftstrotzende Person). → Arwe n., bäide, Dagg, danke, Farken, nee, nijs, nümmdaal, old, oldshen.
Zs.: daor-, hier-, waor-

Van-af, -of m. Herkunft, Abstammung. → Afkommen, Heerkümste, Kommaf

van-ähr (Rh) kürzlich, vorhin. → kottens, nüülik, vanheer, vöörhen 2

van-ander, -annervan-nander

van Aobend, van Aowend, venaobend, venaowend heute abend. → Aobend

vanbuutenverbuuten

vandaage, vedaage heute, heutzutage. af vandaage (von heute an). Vandaage kaas du alls koopen, wenn du män Geld häs. Komm'ke vandaage nich, komm'ke morgen (öwwermorgen ganz sicher)! (Immer mit der Ruhe). As den vandaage schötts, föllt he morgen ümme (Er ist sehr langsam). → Dagg, leew, vöörstaon

vandankedanke

vandann von her. daor vandann (von dort). Waor kümp he vandann? (Woher kommt er, wo ist er geboren). Se weet nich, waor se vandann kümp (stolz, eingebildet, → Geburtsbreew). → heer, kommen, wegg

vanderhand rechts. dat vanderhande Been. dat vanderhande Peerd (das rechts gehende Pferd, im Ggs. zu → naoderhand). → biderhand, vanhands

vandoon vonnöten, nötig. Se häff't (Geld) wall vandoon. Se hadde den Koffie wall vandoon (brauchte dringend eine Tasse Kaffee). → nöödig

vandüssen, verdüssen (Wes, St, Ge, Bor, Hei, Rae, Bo) damals, vor langer Zeit

van-eene auseinander. Et was nich eenfack, de Jungs van-eene te kriegen (beim Streit auseinander zu bringen). → bineene, uutneene

vanhands (Rh) 1. bei der Hand, zur Hand.
2. rechts. → bihand, vanderhand

van Harwst, van't Harwst diesen Herbst. → Harwst

vanheer vorhin (alt). → vöörhen 2

Vanien, vanienigVenien, venienig

Vanillje; Vanillge f. (Ge) Vanille

Vanilljen- auch: Vanillgen-

Vanilljensooße f. Vanillesoße

Vanilljen-ssucker m. Vanillezucker

Vanilljenstange f. Vanillestange

van Jaor, van't Jaor dieses Jahr. Van Jaor bünt se nich grötter! (Sie sind nun mal klein z.B. die Äpfel).

van Mäi, van't Mäi dieses Frühjahr

van Meddagg, Middagg, vemeddagg heute nachmittag. → Meddagg, van Naomeddagg

vanmerkaar(e) voneinander, auseinander. Se bünt vanmerkaare (wegg) (Sie sind getrennt). → van-eene

van Morgen, vemorgen; van ne Morgen (Bo) heute morgen. → Morgen

van Nacht(e), venacht(e) heute nacht. → Nacht

van-(n)ander, -(n)anner auseinander. → uutnander

van Naomeddagg, -middagg, venaomeddagg heute nachmittag. → van Meddagg

van ne Morgen, van ne Wääkevan Morgen, van Wääke

van Nööden, NöötenNood

van-nütten brauchbar, nützlich, erforderlich. Et is doch wall vann ütten!nütt

vanpass "gelegen, zustatten" → pass 1

vanselääwen (Rh, Bo) in der Wendg. vanselääwen nich (niemals). Dat vergäät ik vanselääwen nich! (mein Leben lang nicht). → melääwen, selääwen

van Sommer, van't Sommer diesen Sommer. → Sommer

vanstatten in der Wendg. vanstatten gaon (vonstatten gehen). He weet, wu dat vanstatten geht (wie es funktioniert).

van't Harwst, van't Jaor, van't Mäi, van't Sommer, van't Wintervan Harwst, van Jaor, van Mäi, van Sommer, van Winter

van Vöörjaor, van't Vöörjaor diesen Frühling

van Vöörmeddagg, -middagg heute morgen, heute vormittag

vanwäägen, -weegen vonwegen, keineswegs. Vanweegen usse Blaagen hier dumm Tüüg an'n Kopp praoten! (Das kommt nicht in Frage). → nix

van Wääke, van ne Wääke diese Woche. Komm ih van Wääke noch weer?

van Winter, van't Winter diesen Winter

varnientvenienig

vattien, vattigveertehn, veertig

ve-ver-

vedaagevandaage

vedannverdann

Vedder m. (Vedders; Vedderken) Vetter, Cousin. Dat was mien Mooders Vedder.Nichte

Veddermann m. 1. Vetter.
2. Mann, Männlein (abw.). so'n Veddermänneken! Wocht äs, ik sall dat Veddermänneken wall weerkriegen! (Warnung).

VeelenVelen

veer. vier (Wes, St, Rh) vier. He steck alle Veere van sik ("Er streckt alle Viere von sich").

Veer-, veer- auch: Vier-, vier-

Veerbeen n. Vierbeiner (z.B. der Hund im Rätsel)

veerbeenig vierbeinig

veerblaa(d)rig vierblättrig

veerböömig mit vier Holmen. ne veerböömigen Gööpel (Glockengöpel, zum Antrieb von Dreschmaschine od. Mühle)

veerdeelen vierteilen. → af-veerdeln, veerdeln

Veerdel n. Viertel, der vierte Teil. .n Veerdel van ne Koh. dat eerste of dat leste Veerdel van de Maone (zunehmende bzw. abnehmende Mondsichel). Veerdel Äärs und Schääpel Büxen (Schääpel Äärs un Veerdel Büxen) (wenn die Jungenhose zu groß od. zu klein ist). De Klock is Veerdel (Viertel vor od. Viertel nach). → Kotteer.
Zs.: Ächter-, Vöör-, Vöörder-

Veerdeljaor n. Vierteljahr. Alle Veerdeljaor wodde wasket. dat dumme Veerdeljaor (erstes Vierteljahr des Säuglings)

veerdeljaors, -jäörs vierteljährig

veerdeln vierteln. dat Kalw veerdeln.veerdeelen

Veerdelstunde, -stunne f. Viertelstunde. Dat düürt ne Veerdelstunds. Dat is ne Veerdelstunds Wegg.

veerdübbelt vierfach

Veer-eck n. Viereck. → Veerkant

veerentwintigveer-untwintig

Veerhoogtieden, -hochtieden (Pl.) die vier hohen Feiertage (Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Mariä Himmelfahrt). He geht alle Veerhoogtieden hen bichten (Er geht selten zur Beichte). He dööt sik alle Veerhochtieden wasken (Er wäscht sich selten). → Fierdagg, Hoogtied, Stelte, Stölpe 2

Veerkant n. Viereck. → Meeter

veerkant(e) quadratisch, viereckig. .n veerkant Stück (viereckige Parzelle). dat veerkante Meeter (Quadratmeter, alt, → Quadraotmeeter)

Veerkant-ieser n. Vierkanteisen (Werkzeug des Tischlers, Zimmermanns)

veerkäntig, -kantig viereckig. den olden veerkantigen Stüüwer (alte viereckige holländische Münze)

Veerkantkäätel, -kettel m. großer offener viereckiger Eisen- od. Kupferkessel für das Herdfeuer (im Ggs. zur runden Form)

Veerkantmeeter n. Quadratmeter. → veerkante

Veerkantwark, -werk n. Hausgerüst beim Fachwerkbau. → Gebund

Veerschaar f. Vierschar (moderner Pflug, nur für Traktor)

Veerschaarploog m. Vierschar (moderner Pflug)

Veersitterbank(e) f. Schulbank für vier Kinder

Veerspänner m. Vierspänner

veerspännig vierspännig

Veersprung m. Galopp. Dat Peerd dee in'n Veersprung.Galopp

Veertandhäcker m. Hacke mit vier Zinken. → Dreetandhäcker

Veertandkrässer m. Hacke mit vier Zinken

Veertandske f. vierzinkige Gabel (z.B. Mistgabel). → Greepe

veertehn, -tien; -vettehn (Wes, Ot, Ge, Ra, Hei). vettien (Bor).

vattien (Rh). viertehn (St) vierzehn. in veertehn Daage (in zwei Wochen). Dat was daomaols, vettehne - acht-tehne (im Ersten Weltkrieg). → Schmacht

veertig. vettig (Wes, Ot, Vr, Ge, Ra). viertig (St). vattig (Rh) vierzig. an'n vettigsten Dagg.nooit

Veertig- auch: Vettig-, Viertig-, Vattig-

Veertigstundengebääd, -gebett n. Vierzigstundengebet. → Bäädedagg, Stundengebääd

veertöllig vierzöllig. De veertölligen Waagens sollen nich so deep döör't Land plarken.

Veer-ühr f., -´ührken Nachmittagsmahlzeit, Vesper. Veer-ühr hollen. → Vesper

veer-untwintig, veerentwintig vierundzwanzig. Ne Visiete draff nich länger as veer-untwintig Stunnen düürn, süss föng se an te stinken.Famillie

Veh n. Vieh (Großvieh, Huftiere, im Ggs. zu → Kläinveh). Man dröff sien Veh nich alleen föör de Köttel foorn.Löö, upstaon, Volk.
Zs.: Faasel-, Groot-, Jung-, Kläin-, Koh-, Melk-, Rind-, Roodbunt- , Schlacht-, Wäide-

Vehbunge f. Transportwagen für Großvieh (zwei kleine Vorder-, zwei große Hinterräder)

Vehdeew m. Viehdieb. → Wäidedeew

Vehdokter m. Tierarzt. Wenn't gaar nich anders woll, dann moch'm nao'n Vehdokter (z.B. nur im Notfall beim Kalben den Doktor holen). → Koh-, Peerdedokter

Vehdriewer m. 1. Junge, der das Vieh treibt.
2. Stab zum Antreiben des Viehs (mit Elektrostoß)

Vehfoor, -fuur n. Viehfutter

Veh-handel, -hannel m. Viehhandel

Veh-händler m. Viehhändler

Veh-hütte f. Schutzhütte für Weidevieh. He häff ne Veh-hütte in de Wäide satt.

Vehjunge m. Rinderhirte

Vehjuude, -jödde m. jüdischer Viehhändler

Vehkäätel, -kettel m. großer Kessel aus Kupfer od. Gußeisen zum Kochen des Viehfutters. → Mantelpott, Schlobbekäätel

Vehkaore f. Transportwagen für Großvieh; Anhänger für Viehtransport. → Vehbunge

Vehkette, -kedde f. Kette zum Anbinden des Viehs. → Töörkette

Vehklaos m. Tierliebhaber, Tiernarr; Viehzüchter. → Peerdeklaos

Vehköcke(n) f. Raum, in dem für das Vieh gekocht wird. → Pottkaamer, Vehpottkaamer

Vehkreemer, -kräämer m. Viehhändler

Vehmarkt m'n. Viehmarkt, Großviehmarkt. → Peerdemarkt

Vehmess, -er n. Messer zum Abstechen des Rindes

Vehmest, -mess m. Viehmist, Rindermist

Vehpott m. Kochtopf für Schweinefutter, Viehfutter (mit eigener Feuerung). Et kockt in alle Vehpötte (Es wird eine große Menge gekocht, z.B. bei der Hochzeit, → Pötte-uphaalen). → Binnen-, Mantel-, Venüüs-, Wöskepott, Pott

Vehscheere f. 1. Schere zum Abschneiden überhängender Haare am Bein von Pferd od. Rind. → Fesselscheere.
2. Schere für die Schafschur. → Schaopscheere

Vehschoppe f. Viehscheune

Vehsiekde f. Viehseuche

Vehstall m. Viehstall

Vehstegge f. Grasstreifen zum Treiben des Viehs. → Driew-wegg, Kohstegge

Vehstock m. Stock zum Antreiben des Viehs

Vehsump m. Viehfuttertrog

Vehtäller m. Viehzähler

Vehtucht f. Viehzucht

Vehwaage(n) m. 1. Transportwagen für Großvieh. → Vehbunge.
2. Eisenbahnwagen zum Viehtransport

Vehwäide f. Viehweide. → Fettvehwäide

Vehwaoge f. Viehwaage

Vehwottel f. große Futtermöhre (gelb-weiß). → gääle Foorwottel, Kockwottel

Vekans(t)Vakans

Velen. Veelen ON Velen. Allerhillgen is 'n Winter te Veelen, un Wienacht häng he up de Wilgen. Veelske Olliemöllers (Olliedrieters) (Spott auf die Ölmühle in Velen). Alles, wat van Veelen kümp, dat süpp. Veelske Drietebüüls. Veelske Vennetüüten (Ortsneckerei). Fiew Daalers un de Ruutsack is nen Veels Maiken sien Bruudschatz (Spott auf den ärmlichen Boden, Ge).

vemeddagg, vemorgen, venachte, venaobend, -aowend, venaomeddaggvan Meddagg, van Morgen, van Nachte, van Aobend, van Naomeddagg

Veneraobel, Weneraobel n. Allerheiligstes, Eucharistie, Monstranz. Bliewt mi van dat Veneraobel af (sagte der Küster zu den Meßdienern).

Venien, Vernien, Vanien n. 1. Wut, Zorn; Boshaftigkeit. Wat'n Vernien van'n Froumensk.Gift.
2. Schwung, Kraft, Energie. Daor sitt noch wall Venien achter!Fuck, Vermoorie

venienig, vernienig, vanienig; venient (Wes, St, Sü, Hei, Bo).

veniets (St) varnient (Bo) 1. wütend, ärgerlich, jähzornig; böse. → vernatterig, vernattert.
2. ekelhaft. veniente Pedden.eeklig.
3. gerissen; aufgeweckt, klug. .n venienig Aos.kanienig, lubbetsk.
4. ungeheuer, sehr. Et is venient kold.

Venne, Venne-Vääne, Vääne-

Venüüs m. (Wes, Ot, Vr, Sü, Bor) Dreiblattofen (auch für den Viehtopf). → Dreebladd-ommen

VenüüskaamerVenüüspottkaamer

Venüüskäätel, -kettel m. (Wes, Vr, St, Sü) Kessel für Schweinefutter; Herdkessel

Venüüspott m. (Wes, Ot, Vr, Sü, Bor) Kochtopf für Schweinefutter (meist fahrbar). → baaden, Kohkäätel, Puggen-, Vehpott

Venüüs(pott)kaamer f. (Wes, Ot, Vr, Sü, Bor) Raum für den Viehkessel. → Pottkaamer

ver- auch ve-

ver-aapen zum Narren halten, verhöhnen, verspotten

ver-achten verachten, ablehnen. Den Koffie is nich te ver-achten (guter, starker Kaffee).

ver-afsackt verkommen, heruntergekommen

Ver-ain; Ver-een (Wes) m. Verein (z.B. kath. Arbeiterbewegung).
Zs.: Arbäider-, Börger-, Gesellen-, Olderdooms-, Schützen-

ver-akedeern verhandeln, übereinkommen, eine Vereinbarung treffen

ver-altereert erstaunt, verblüfft, verwirrt; aufgeregt. He was ganz ver-altereert (ganz aus der Fassung). → altreerig, ver-üütereert

ver-änderlik, -ännerlik veränderlich. Dat Weer was ver-änderlik.

ver-andern, -annern, ver-ändern, -ännern verändern. He lött wat ver-ändern. So könnt de Löö sik ver-ändern!

ver-ändert, -ännert verändert, anders; ungewöhnlich. He soog so ver-ändert uut (z.B. krank, schlecht).

Ver-anderung, -annerung f. Veränderung. Et giff Ver-anderung van Weer ("Wetterumschwung"). → Ümschlagg, wältern

ver-ankern verankern (beim Hausbau). De Plaate an de Decke wodde met'n Treck-anker ver-ankert.

ver-antwaorden, -wurden verantworten. Dat konn he nich verantwaorden.

Ver-antwaordung, -wurdung f. Verantwortung

ver-äösen 1. verschmutzen, schmutzig machen; verkommen lassen. → versauen.
2. vergeuden, verschwenden.
3. zum Narren haben

ver-äppeln zum Narren haben, necken; verspotten. → uptrecken, verdummdaibeln

ver-arbäiden 1. verarbeiten. Dat Holt konn'm nich ver-arbäiden. De Pott-eerde ver-arbäidt sik gudd.
2. sik ver-arbäiden (sich verbiegen, verziehen). → vertrecken

ver-argen verschlechtern

ver-argert verärgert, verdrießlich

ver-armen verarmen

ver-arwen vererben

ver-asten auf den Arm nehmen; schwer heben. → Ast 2

verbaast, verbastert, -bassert (St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) erstaunt, verwirrt; erschrocken. → verbiestert

verbäätern, -bettern verbessern

verbabbeln, -bäbbeln, sik sich versprechen. Daor häff se sik verbabbelt (Da hat sie mehr gesagt, als sie wollte).

verbacken 1. zusammenkleben.
2. verbacken, beim Backen aufbrauchen. Mähl verbacken

Verband m. 1. Verband, Binde.
2. Mauerverband, Mauerwerk. in'n Verband müürn (fachgerecht mauern, im Ggs. zu → wild). → holländsk.
Zs.: Block-, Halwsteen-, Karken-, Krüüs-, polnischen, Streck-

verbargen, -bergen verstecken, verbergen. → verstoppen

verbastern 1. einkreuzen (von der Zucht). verbasterte Kaniene. Dat is alle verbastert (vom Tierbestand: Rassenmischung).
2. verballhornen

verbastert, -bassertverbaast

verbee(de)n verbieten

verbeegenverböögen

verbetten verbissen; verbittert. He kick de so verbetten in. He häff dat met'n verbetten Gesichte upenommen.

verbivöörbi

verbiestert erstaunt, verwirrt; erschrocken. → verbaast

verbiestern, -bissern 1. durcheinanderbringen, verwirren. Lao di nich verbiestern! verhaspeln, verweern 1.
2. sik verbiestern (sich verlaufen, verirren)

verbieten 1. zerbeißen, verbeißen; zernagen. De Hatten häbbt de Bööme verbetten (Die Hirsche haben die Bäume verbissen). → verfrääten.
2. in der Wendg. sik verbieten (up) (sich versteifen auf).
3. in der Wendg. sik nich verbieten können ("sich nicht verkneifen können"). He konn sik dat Lachen bolle nich verbieten.verbetten

verbimsen (Bo) verhauen, verprügeln

verbinden, -binnen verbinden

Verbinder, -binner m. Querstange im Gerüst für Stangenbohnen. → Döörlegger

verblaa(de)n 1. verblättern (die Buchseite verschlagen).
2. zerblättern; zerlesen. De Postille is ganz verblaadt.

verbleeken verbleichen, ausbleichen; vergilben. Dat Beld verbleekt.verscheeten

verblenden, -blennen verblenden (z.B. Mauerwerk). → Blendmüürwark

Verblender, -blenner m. Verblender, bessere Steinart für außen. → Blender, Blend-, Tüskenmüürwark

Verblendmüüre f. Verblendmauer

verbliewen, -ben 1. verbleiben; dabeibleiben.
2. übrig bleiben.
3. unterbleiben, unerledigt bleiben

verblijen verbleien, mit Blei befestigen, eingießen. De Püttenringe wodden verblijt (Eisenkrampen wurden mit Blei im Naturstein vergossen).

verblöien verblühen. De Bloomen verblöit.uutblöien

verbloo(de)n ausbluten; verbluten. Dat Farken verblödd (nach dem Schlachten).

Verbodd n. Verbot. He is teggen't Verbodd öwwer de Straote föhrt.

verbodden den Tod bekannt geben, zur Beerdigung einladen. den Hook verbodden (die erweiterte Nachbarschaft einladen). → metnöögen

verböögen, -beegen verbiegen, zerbeulen. Well alls (te genau un) te krumm nimp, verbögg sien eegen Lääwen (Wortspiel).

verböörn, -büürn, sik zu schwer heben (mit gesundheitlichem Schaden), sich überheben; sich übernehmen. Daomet häbbt se sik verböört (Damit haben sie sich zu viel vorgenommen).

verborgen verborgen, verleihen. → uutlehnen

verbörgen verbürgen

verbottern, -böttern vergeuden

Verbou m. Ackerbau; Anbau, Anpflanzung (Getreide, Kartoffeln). He häff 'n gudd Verbou (seine Feldfrüchte gedeihen).
Zs.: Eegen-, Erpel-, Haawer-, Roggen-, Runkel-

verbouen 1. anbauen, anpflanzen; Landbau betreiben. Up wellige Grund, daor kaas alls up verbouen. He verbout düftig (wirtschaftet mit gutem Ertrag).
2. schlecht bauen, verbauen. De Schoppe was ganz verbout.

verbrää(de)n verbrettern. → verplänken

Verbrääken, -brecken n. Verbrechen. Schmuggeln, dat is noch kinn Verbrääken! (ein harmloses Vergehen).

verbrääken, -brecken verbrechen. Wat häff he daor weer verbrocken!

Verbrääker, -brecker m. Verbrecher

verbraanen, -brannen verbrennen, abbrennen. • Ne verbrannten Buur kümp ähr weer hooge as ne versoppenen (kümp gäwwer weer to sik, verhällt sik gäwwer) (Besser abgebrannt als ein Trinker sein). Dat Iesen verbrennt di (Das Eisen wird flüssig beim Schmieden, → loopen). De Suppe is so heet, ik hä"e mi bolle den Beck verbrannt"He häff sik bolle den Beck verbrannt (zu viel gesagt). Verbrann dij neet de Finger daoran (Misch dich da nicht ein, Bo). Se häff sik 't Gatt verbrannt (Sie hat Pech gehabt, ist z.B. ungewollt schwanger geworden). → andermanns, blaosen, Halsgatt, Nibben 1, verfreesen, vergaon

verbrats(k)en zerkratzen, verschrammen. → Bratske

verbreede(r)n verbreitern

verbrodd angebrütet. .n verbrodd Äi (verdorbenes Brutei). → verbrööden

verbroddeln 1. verbrutzeln, verbraten. Dat Flees is verbroddelt.
2. durcheinanderbringen, verwirren (Wes, Sü, Ge, Ra). → verweern 1

verbröien, -brüien verbrühen. → Mund

verbröö(de)n 1. anbrüten. → anbrööden, schierbrodd, verbrodd.
2. verderben. De häff't bi em verbrodd (Sie hat es mit ihm verdorben).

Verbruuk m. Verbrauch

verbruuken aufbrauchen, verbrauchen. Geld, wat verbruukt häs, dat kann di nich kaputtgaon. He was ganz verbruukt (ganz abgearbeitet).

verbruusket zerdrückt, zerquetscht. .n verbruusketen Appel. Den Käätel is verbruusket (eingedrückt). He häff sik den Arm verbruusket. Se häff 'n verbruusket Gesicht (faltig). → bruusket, verschrumpelt

verbummeln verbummeln, versäumen, verlieren (durch Nachlässigkeit)

verbuuten, vanbuuten draußen. De Peerde bünt vanbuuten. Vanbuuten löpp een Schaop (aus einem Schlaflied). → tebuuten

Verdach(t) m. Verdacht, bes. in der Wendg. up Verdacht (auf Verdacht). ne Runde uutkaarten up Verdacht (Wer verliert, muß die Runde bezahlen, z.B. beim Skat).

verdach(t) in der Wendg. verdacht wenn. up (bedacht sein auf, achten auf, erwarten). Daor was kinne up verdacht (Damit hatte niemand gerechnet). Ähr at'm drup verdacht is, bünt de Blaagen groot. Se was de up verdach (z.B. sparsam, geschäftstüchtig). → toschlaon

verdächtig verdächtig. Dat kümp mi so verdächtig vöör!

verdammt verdammt. Du verdammten Hund! (grob). → verdummt

verdampen verdampfen, verkochen

verdanken verdanken. Dat häbb wi em te verdanken.

verdann, vedann, vöördann 1. voran, voraus. Lao we noch 'n Endeken verdann loopen. Geht't nu bolle verdann? Ik gao monks vöördann, ih könnt naokommen (Ich gehe euch voraus, werde bald sterben).
2. weiter; weiterhin; andauernd, fortwährend. noch en paar Jaor verdann (ein paar Jahre später). Se häff noch 'n paar Jaor verdann daone (weitergearbeitet). alltied vöördann (immer weiter). Et räängt alle man vedann (Es regnet fortwährend). Nu verdann wödd't wat!miauen, Plaogegeest

verdäösen verträumen. den Dagg verdäösen

Verdarw m. Verderb, bes. in der Weng. Et steht up'n Verdarw (Es verdirbt). → Bedarw

verdarwen (verdarwt; verdorw, verdorwen; verdorwen) verderben (mod.). → bedarwen. Bi dat Lech kaas di wall de Oogen verdarwen!Buuk

verdattert; verdaddert (Rh, Bo) verwirrt, durcheinander. He is räin verdattert (ganz verdutzt). → verbaast, ver-raost

Verdeck n. Verdeck. .n Verdeck up'n Waagen.Säidel

verdecken verdecken. verdeckten Skaat (Kartenspiel: Der Skat wird nicht aufgenommen).

verdeedigen verteidigen. Daor häff he sik mooi verdeedigt (z.B. herausgeredet). → verdefendeern

verdeelen verteilen. dat Sand lück verdeelen, dat öwwerall lück kweem (beim Sandstreuen auf den Küchenfußboden). De Fracht mutt sik verdeelen, dat de up bäide Sieten drägg. Lao we den Koffie kristlik verdeelen (ehrlich verteilen).

Verdeelung f. Zuteilung, Verteilung.
Zs.: Feld-, Grund-

verdeenen verdienen. De verdennt 'n netten Penning Geld (verdient gut). Dao kann'm nich teggen-an verdeenen (gegen Verschwendung). • Wenn du aobends a. wees, wat du verdennt häs, dann küms to nix (vom Tagelöhner, Stundenlohn). He verdeent 't Geld in'n Schlaop (z.B. durch Zinsen). Pass up, dat nich in'n Näägel tredds, süss häs nix verdennt (wenn jd. etw. selbst machen will). A. weer nix verdennt! (wenn etw. hinfällt, zerbricht). He häff't wall verdennt (wenn ein alter Mensch gestorben ist). → bääden, Brood, drinken, drööge, Haawer, Hand, Hemmel, Köppken, Lampenfett, mannig, Mark 2 f., Salt, uutgewwen, vertehrn, wochten

verdeepen tiefer machen, vertiefen

Verdeepung 1 f. Vertiefung, Mulde

Verdeepung 2 f. (Ra, Bo) am Gerüst des Ankerbalkenhauses: der Abstand vom Rähm bis zur Durchsteckstelle des querliegenden Ankerbalkens durch die Ständer

verdefendeern (St, Sü) verteidigen. → verdeedigen

verdemoleern beschädigen. Se häbbt em dat Auto verdemoleert.ver-rumeneern

verdenken verdenken, in der Wendg. Dat kann'k ähr nich verdenken (Das kann ich ihr nicht übelnehmen).

Verdens(t), -dää(n)st m. Einkommen, Broterwerb. He häff 'n Verdenst in sien Wark.

verdessenvöördüssen

verdicken verdicken, andicken

verdocken mit Strohpuppen abdichten (Strohpuppen unter die Hohlziegel des Daches schieben). Däcker verdocken.Docke

verdöddeln, -tötteln (Wes, Ot, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei) 1. vergeuden; verlieren (durch Nachlässigkeit). de Tied verdöddeln.vertäödeln.
2. verprügeln (Vr).
3. sik verdöddeln (sich verplappern, versprechen)

verdoktern verarzten

verdoon 1. verderben; vergeuden, verschwenden. He häff sik 'n Maagen verdaon (den Magen verdorben). Nich so vull Holt verdoon! (Sparsam umgehen mit dem Holz). Pass up, dat dat nich verdött (daß das nicht verdirbt, umkommt). Geld verdoon.
2. sik verdoon (sich irren, vertun, verrechnen). Daor häff he sik verdaon (geirrt, vertan). Et giff kinn Verdoon (Irrtum ist ausgeschlossen). → Dööre, vergissen, verloopen, verträäden, wilde Gans.
3. sik verdoon (sich vergnügen, erfreuen) in der Wendg. sik verdoon as ne Muus in'n Mählpott (in de Mähltunne).vermaaken

verdoosaam, -sam verschwenderisch; leicht aufgebraucht; vergänglich. Wat is dat dicke Gaorn verdoosaam!riewe

Verdoosaamkäid f. Verbrauch; Verschwendung

Verdoorie Donnerwetter! (Ausruf, Fluch). Verdoorie nochmaol! → Goddorrie

verdosken, -dösken verdreschen, verprügeln

verdosten, -dösten verdursten

verdouen verdauen

Verdouung f. Verdauung

verdöwweln, -düwweln verdübeln, fest eindübeln (z.B. bei der Arbeit des Schreiners, Wagenbauers). Wi deen de Speeken alle noch verdöwweln.

verdräägen 1. vertragen, aushalten, ertragen. De Farken könnt dat Roggenmähl bääter verdräägen, wenn't bröit wödd. He kann wall wat verdräägen.Daageslecht, Stewwel, Stott.
2. sik verdräägen (sich vertragen; sich absprechen, gleicher Meinung sein). De Kohnen verdroogen sik nich ääben gudd (vertrugen sich nicht immer, mußten deshalb in einer best. Reihenfolge aufgestallt werden). • Verdräägt uh, as Katten un Hunde tokümp! Dat verdrägg sik (Das paßt zusammen). → öwwer.
3. wegtragen, wegtransportieren. Lao we äs ääben den Sump verdräägen.

verdrääglik friedfertig, einträchtig

verdraagsaam, -sam friedfertig, verträglich

Verdragg m. Friede, Eintracht. Daor is kinn Verdragg in de Famillie (Streit) Ik holl van Verdragg in´t Huus. → Unverdragg.
Zs.: Un-

verdräien verdrehen. He verdräit de Oogen in'n Kopp un sett de Häörn in't Gröss (ist sehr wütend, wie ein Stier).

verdräit ärgerlich, verdrießlich, mißmutig, brummig, launisch. Wat ne verdräiten Pott! (schlecht gelaunt). ne verdräiten Buck van'n Peerd (unberechenbar, beißt u. schlägt). so verdräit as 'n Örgel (Kackstohl, Trieshahn). He häff 'n verdräit Gesicht (sieht mißmutig aus). Daor soll 'n Daibel nich verdräit weern! (Das ist ärgerlich).
Zs.: äärs-

Verdreet m. (Bor, Bo) Verdruß, Kummer, Ärger. → Verdrott

verdreeten (Wes, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei) verdrießen, Verdruß bereiten. Et verdrött em (Es ärgert ihn).

verdreetlik verdrießlich, ärgerlich

verdriewen, -ben vertreiben. sik lück de Tied verdriewen.Spook

verdrinken 1. ertrinken. He is all an't Verdrinken un häff noch ginn Waater esehn (Angsthase, Bo). → Pütt, sinken.
2. vertrinken. He häff dat Geld verdrunken.

verdrömmeln vertrödeln, (Zeit) unnütz vertun

verdröögen vertrocknen, verdorren. → uutdröögen, versäörn

verdröögt vertrocknet, verdorrt; welk. •• Bääter ne verdröögten Buur as ne versoppenen Buur (Besser zu trocken als zu naß, auch vom Trinken, Wortspiel).

verdröömen verträumen

Verdrott m'n. Verdruß, Ärger. Daor kriss noch Verdrott met (Ärger, Schwierigkeiten). Daor is mi 't Verdrott in schlaone (Damit hatte ich nur Ärger). He häff met sik sölws Verdrott.Teggenstand, Verdreet

verdrücken 1. verdrücken, unterdrücken. He verdrückt sik 'n Träönken (weint heimlich).
2. viel essen. He kann aornlik wat verdrücken.verputzen

verdübbeln verdoppeln

verdulldööwen (St, Sü, Ra, Bor, Hei) zum Narren halten. → verdummdaibeln

verdullt stockig, morsch. verdullt Holtdull, verstickt

verdüllt 1. verdammt, verflixt. Verdüllt noch maol! (Ausruf des Ärgers, Erstaunens). De verdüllte Müüse! Sücke verdüllte Äöse (van Jungs).verdummt.
2. besonders, unerhört, sehr. Dat schmeck verdüllt gudd.blixems, unbesuust

Verdummdaibelerij, -döibelerij f. Scherz od. List, womit jd. hereingelegt od. verspottet wird

verdummdaibeln, -döibeln, -düüweln zum Narren haben, für dumm verkaufen. Lao di doch nich verdummdöibeln!ver-äppeln, verhohnepiepeln, verschüünen

verdummen (Rae) zum Narren haben. → verdummdaibeln

verdummt verdammt, verflixt. Ne verdummte Knooierij!verdammt, verdüllt

verdundert, -dunnert verwirrt, durcheinander. He was ganz verdunnert.

verdünken (St, Ge) in der Wendg. Et verdünkt mi (ich meine, mir scheint). → denken

verdünnen verdünnen

verdüssenvandüssen

verdütten, -dötten einbeulen, zerbeulen. Den Käätel was ganz verdütt. → indütten

verdüürn verteuern

verdüüstern verdunkeln

verdüüts(k)en verdeutschen; erklären, verständlich machen. Ik häbb em verdüütsket, wu dat ineenesitt. Wu sall'm dat verdüütsken?verkläörn

verdüüweln, -beln verteufeln

verdwaddeln, sik (Ra) sich verirren. → vertwaolen

verdwaolen, verdwollenvertwaolen, vertwollen

ver-eekeln, -aakeln verekeln, wegekeln

Ver-eenVer-ain

ver-eenbaorn vereinbaren

ver-eenigen vereinigen

ver-ehrn, -ährn verehren

ver-enzeln vereinzeln, ausdünnen (nach dem Aufgehen der Saat). Runkeln ver-enzeln.uutdünnen

verfählen(d)verfehlen(d)

verfangen, sik sich verfangen. Den Voggel häff sik in't Nett verfangen.

verfarwen, sik sich verfärben (z.B. rot, blaß werden). → verklöörn

Verfatt m. Acht, Obacht. Se häff ait Verfatt up ähr Uutsehn (achtet stets auf ihr Äußeres). Ik häbb daor kinn Verfatt up hat (habe nicht darauf geachtet). → Acht

verfeern, -fäärn mausern, verfedern

verfeern, sik (Ge, We, Ra) sich erschrecken

verfehlen, -fählen verfehlen, verpassen. He häff dat Glück verfehlt.

verfehlen, -fählen, sik (Vr, Sü, Bor, Rae) sich langweilen. → Ih bünt noch nich verfehlend (Ihr könnt noch gerne bleiben, zum Besuch).

verfehlend, -fählend (Wes, Vr, St, Sü, Bor, Rae) 1. langweilig; verdrießlich; mühsam. → naogaddern.
2. ärgerlich; lästig, aufdringlich. Wat'n verfählend Wiew! Nu mo. ih nich verfehlend weern! (zu Kindern).

verfleegen verfliegen (z.B. Aroma, Spiritus). → Stoppen, verschlaon

verflicken immer wieder flicken. Mooder keek, dat de Blaagen heel un räin harümlööpen, wenn´t Tüüg ook monks verflickt was (Es gehörte zum Stolz der armen Leute, wenigstens sauber u. heil gekleidet zu sein).

verflööken verfluchen

verföhrn, -führn 1. abfahren, wegtransportieren. → Stäigerholt, weggföhrn.
2. sik verföhrn (sich verfahren)

verfollen verfallen, baufällig, verkommen; eingefallen. .n old verfollen Hüüsken. → Antlid

verfoorn, -fuurn 1. verfüttern (als Futter verwenden). De Plundermelk wodde an de Kalwer verfoort.
2. überfüttern. Schwiene (Kalawer) verfohrn (falsch od. zuviel füttern).

verfrääten 1, -fretten 1. zerfressen, zernagen. Et was van Müüse verfrääten.Fräätsel, Getahnßel.
2. sik verfrääten (das Falsche fressen). De Kohne verfratten sik (1. fraßen auf der verkehrten Weide. 2. fraßen falsches Futter, zu viel Futter, bekamen Blähungen). → Wind

verfrääten 2, -fretten gefräßig, gierig. ne ganz verfräätene Käärl.frääterig, fräätsk

verfreesen erfrieren, durch Frost verderben. Ne Ligusterhegge, de verfröss in'n Winter händig. Van vöörne verbraanen, van achten verfreesen (vom Herdfeuer). → af-freesen, Bookwäiten, uutfreesen

verfremd, -frömd uneins, verfeindet. De bünt metneene verfrömd.spee, spitz

verfumfaien (Sü, Ra, Rae, Rh, Bo) 1. verpfuschen, unsachgemäß behandeln, verderben.
2. zum Narren halten, verulken. Ik lao mi nich verfumfaien!verdummdaibeln

verfummeln (Bor) verhaspeln, durcheinanderbringen. → verfusseln

verfusken, -fussen verpfuschen, verderben (durch schlechte Arbeit). → Flasterer

verfusseln (sth.s) verhaspeln, durcheinanderbringen. Dat Gaorn is verfusselt.fusselig 1

verfuulen verfaulen, verrotten

Vergaaderung f. Versammlung (alt). → Versammlung

Vergaaser m. Vergaser.
Zs.: Köttel-

vergäät- auch: vergett-

vergäät-achtig vergeßlich

vergääten. vergetten (Wes, Ot) (vergett; vergatt, vergatten; vergääten) vergessen. Dat is mi vergääten (Das habe ich vergessen). Dat vergett mij nich! (Bo). He vergett sien Gatt noch (ist sehr vergeßlich). Wenn dood büs, dann büs nao veertien Daage vergääten (Nix wödd so gau vergääten as ne Dooden,Grund). Se häbbt em daor bomm vergääten (Er ist sehr alt). Usse Häärgott vergett nümms (bei plötzlichem Tod). Van't Vergääten gaot de Vöggelkes dood (Vergessen ist keine Entschuldigung). → Aom, fastesitten, Kalw, Laurenzius, trouen

Vergääten(s)- auch Vergetten(s)-

Vergääten(s)book n. "Vergessensbuch", in Wendungen wie in't Vergäätensbook kommen (terechtekommen) (vergessen werden). in't Vergäätensbook schriewen (vergessen, halb absichtlich). Dat will wi män in't Vergäätensbook schriewen!

vergäätlik vergeßlich.
Zs.: un-

Vergäät-mi-nichVergiss-main-nicht

vergääts, vergetts vergeßlich. In'n Older wödd'm vergääts.Professor

vergäätsaam, -sam vergeßlich. He was ook all lück vergäätsam.

vergääw(en)svergewwens

vergalopeern, sik sich verlaufen, verrennen; vertun, verschätzen. Se häff sik vergalopeert (ist z.B. ungewollt schwanger).

vergammern (Rae) verfaulen

Vergang m. 1. Spielraum, Spiel. Dat Radd häff Vergang (Spiel auf der Achse). Daor sitt (te vull) Vergang in (Das ist zu locker, z.B. Verschleiß im Rad, Lager, Gehänge). → spöörn 1.
2. Bewegung (bes. durch Spazierengehen). Ik häbb te weenig Vergang.

vergangen vergangen. vergangen Jaor (letztes Jahr, voriges Jahr). vergangen Wääke.leste, verledden, vöörig

vergaon 1. vergehen, verderben; zugrundegehen. De Stüwwen wann. vergaon (verrottet). Daor is kinn Vergaon an (Das ist sehr haltbar). Dat Saod vergeht (hat keine Wuchskraft). Dat vergeht wall (Das hört wohl auf). Dat Lachen sall em noch wall vergaon.Plass 1, Untüüg.
2. verstreichen, vergehen. So vergeht eene Wääke nao de andere (So vergeht die Zeit). Daor sall noch wall wat Tied öwwer vergaon! Tied vergeht, Lecht verbrennt, un de Ollske lääwt immer noch (von einer alten Frau, scherzh.).
3. in der Wendg. sik vergaon (an) (sich versündigen an). → vergriepen

vergarwen 1. gerben.
2. durchprügeln. → Fell

vergettsvergääts

vergewwen 1, -gebben vergeben, verzeihen. Dat sa'k di nooit vergewwen!Köster, Sünde.
Zs.: Sünden-

vergewwen 2, -gebben besetzt (mit), vergeben; verseucht, vergiftet. De heele Wäide is vergewwen van Hundepölle (voller Löwenzahn). Den Grund is vergewwen van Queckwe (ist zugewachsen mit Quecken, verunkrautet). Dat Huus is vergebben van Müüse.

vergewwens, vergebbens, vergewws, vergääws, vergääwens vergebens, umsonst. Wi bünt daor vergewws gaon (Wir sind vergeblich dorthin gegangen). → frijen, nümmdaal, sprääken

vergiften vergiften

Vergiftung f. Vergiftung.
Zs.: Lieken-

vergissen, sik (Vr) sich irren, sich vertun

Vergiss-main-nicht; Vergäät-mi-nich (St, Sü) n. Vergißmeinnicht

verglaasen verglasen, Fensterscheiben einsetzen. → blijen, Ruute 1

verglaast glasig. verglaaste Erpel (glasige, erfrorene Kartoffeln). → glaaserig

verglieken gleichen; vergleichen

vergliekteek(n)en (Wes, Hei) erklären, verdeutlichen

verglemmen, -glimmen verglühen, zu Ende glühen. Dat Föör verglimmt (geht langsam aus).

verglöien verglühen

Vergnöögen n. Vergnügen, Freude; Spaß. Ik will Uh dat met aller Vergnöögen wiesen (Ich zeige Ihnen das gern, mit Vergnügen). → Genöögen 1, Pleseer, Spass, Vermaak

vergnöögen, sik sich vergnügen

vergnööglik vergnügt. Ik bün vergnööglik weer nao Huus hen föhrt.

vergnöögt vergnügt, froh. Vergnöögten Sunndagg! (Abschiedsgruß am Samstag). → Hatte.
Zs.: seelen-, still-

vergolden, -gülden vergolden

vergraawen, -ben vergraben, untergraben. De Queckwe vergraawen is unbegunnen Wark (nutzlos). He häff sien Verstand vergraawen (hat seine Kenntnis nicht ausgenutzt).

vergriepen, sik 1. danebengreifen, falsch greifen; falsch entscheiden. He lött sik daor nich an vergriepen (Er läßt sich das nicht wegnehmen).
2. in der Wendg. sik vergriepen an (sich vergehen, versündigen an). → vergaon

vergröttern vergrößern

verhaageln verhageln. Se stünnen daor, as wenn ähr de Bookwäite verhaagelt was (sehr betroffen).

verhaagelt betrunken

verhäägen pflegen, sorgen (für); verwöhnen. De kranke Frou häff he söwwes verhäägt. De wodde verhäägt as 'n Äi (wurde sehr verwöhnt). → tohäägen, uphäägen 1, vertünteln

Verhaal n. (Ot, Vr, Sü, Ra) Erholung

verhaalen, sik sich erholen, ausruhen; sich beruhigen. Verhaal di gudd! Häs di van den Schreck verhaalt? Se konn sik gaar nich verhaalen (Sie konnte sich gar nicht fassen, beruhigen, zu Verstand kommen). → verbraanen

Verhaalung f. Erholung

verhackstücken regeln, leiten, durchführen. He mott dat Spill verhackstücken.

Verhältnis n. Verhältnis. Dat is so'n mooi Verhältnis (z.B. Bekanntschaft, Freundschaft, Ehe).

verhandeln, -hanneln verkaufen. en Peerd verhandeln. Dat Füllen wodde met sesstien Wääken verhannelt.

verhangen verhängen, verdecken. den Speegel verhangen met'n Dook (im Trauerhaus)

verhänsken (Ot, St, Sü, Ge, Bor) verspotten

verhaspeln, sik sich verhaspeln, vertun. Den Draod verhaspelt sik. He verhaspelt sik in't Küürn (stottert, verspricht sich). → verweern 1

verheddern, sik sich verhaspeln

verheelen verheilen. Dat Been is gudd verheelt.uutheelen

Verhennekleed n. (St, Sü, Ge, Bor) Totenhemd (alt). → Doodenhemd.Hennekleed

verhenneklee(de)n, verhemdeklee(de)n, verhemmeklee(de)n (St, Sü, Ge, Bor) den Toten mit dem Totenhemd bekleiden. De Naobers deen den Dooden verhennekleen.hennekleeden

verhetten erhitzen. He is totaal verhett (in Hitze gekommen, schwitzt).

verhieraoden verheiraten. Ik bün de ja nich met verhieraodt (wenn man sich z.B. von einer Sache leicht trennt, → trouen).

verhindern, -hinnern verhindern

verhohnepiepeln zum Narren haben; verspotten. → verdummdaibeln

verhöideln verstreuen, durch Unachtsamkeit vertun, verlegen, verlieren. → verklüngeln

verhollen, sik sich verhalten, benehmen. sik äörnlik verhollen. → benemmen

Verholt m. Halt; Stabilität; Verlaß. Et häff kinn Verholt mähr (Es ist nicht dauerhaft). Daor sitt kinn Verholt in. Daor was kinn Verholt an (kein Verlaß). → Holt m., Verlaot

verhöögen erhöhen. → uphöögen

verhöökern 1. zum Narren haben. → verdummdaibeln.
2. verschleudern, billig verkaufen

verhouen 1. behauen (z.B. umbiegen).
2. verhauen, prügeln

verhunzen verderben, verunstalten. Dat ganze Kleed was verhunzt.

verhüült verheult, verweint. verhüülte Oogen. Se häff 'n verhüült Gesichte.

verhüürn vermieten. → vermeeden, unverhüürt

verhüüsen umziehen. → ümhüüsen, üm-, weggtrecken

verjaagen 1. verscheuchen. → verschüchtern.
2. sik verjaagen (sich erschrecken). → verfeern

verjaagt, -jaggt abgehetzt. He süht so verjaagt uut.

verjackeln nutzlos vertun. de Tied verjackeln

verjackelt (Ot, Vr, St, Sü, Ge, We, Ra) verwirrt, verrückt

verjäörn verjähren. Dat is verjäört, daor kaas nu nix mähr an maaken!

verjuckeln verjubeln, verschwenden

verjüngen 1. modernisieren. den Hoff verjüngen.
2. sik verjüngen (sich verjüngen, schmaler werden). Den Boom verjüngt sik nao bobben.

verjuubeln vergeuden, verschwenden

verjuxen vergeuden, verschwenden

verkääkeln, -kaakeln durch Reden vertun. de Tied verkääkeln

verkaarten 1. Karten spielen (um sich die Zeit zu vertreiben). → uutkaarten.
2. sik verkaarten (sich beim Kartenspiel vertun, die falsche Karte ausspielen)

verkalkuleern, sik sich verkalkulieren

verkamisoolen, verkamisöölen verprügeln, verhauen

verkammen (St, Sü, We, Bor) verzapfen, verzahnen (Hölzer verbinden, in der Schreinerei, Schlosserei). → verklammen 2, vertappen

Verkans(t)Vakans

verkanten wälzen, (Baumstämme, Bauholz) fortbewegen, auf die Seite legen. → kanten

verkassematucken hauen, prügeln, ohrfeigen. Ik sall di glieks eene verkassematucken!tucken

Verkehr, -kähr m. Verkehr. He häff all fasten Verkehr an Huus (hat ein festes Verhältnis, eine Partnerschaft).

verkehrn, -kährn verkehren. Wi verkehrn daor völle (Wir gingen dort aus u. ein).

verkehrt, verkährt verkehrt, falsch. Den Wind blöss uut'n verkehrten Hook (1. z.B. bei kaltem Nordwind. 2. wenn man mißtrauisch sein soll). He häff vandaage dat verkehrte Böis an (ist schlecht gelaunt, Bo). Ik häbb wat in't verkährte Halsgatt kreggen (habe mich verschluckt, → sunndaagsk). He is van Morgen met't verkehrte Been uut dat Bedde gaon (ist schlecht gelaunt). He häff dat up de verkährte Aard un Wiese anfongen. Daor mutt he wall verkährt ewest häbben (Darüber war er ärgerlich, schlecht gelaunt). Du büs an de verkährte Stää (Siete) geboorn (wenn jd. nicht trinken will). He häff de verkährte Krankhäid (z.B. Krebs, unheilbare Krankheit). → Bäädebook, Beddestää, doon, Fell, Gloowen, Mööte, packen, Panne, raaken, Sessel, spoorn, Strohspier, Wind.
Zs.: äärs-, grund-

verkieken 1. falsch bewerten; falsch sehen; irren. Ik häbb de Kaarte verkecken (1. beim Kartenspiel: Ich habe falsch bedient, schlecht gespielt. 2. Ich habe einen Fehler gemacht, Pech gehabt). Ik häbb mi an den Käärl verkecken (habe mich in ihm getäuscht). Kaas äs sehn, wat di in de Löö verkieken kaas (wie man sich bei den Menschen täuschen kann). Se magg kinne Dooden of Ratte sehn, se konn sik verkieken (Sie könnte sich durch Anblick erschrecken; Aberglauben: Eine werdende Mutter darf keine Leiche od. Ratte sehen, das Kind könnte behindert werden). → hundert, Kaarte.
2. sik verkieken in (sich verlieben in). He häff sik verkecken in de Däärne.

verkielen verkeilen

verkienen verkeimen. De Erpel bünt verkient (verdorben durch lange Keime).

verkimmeln nutzlos vertun, verlieren (durch Nachlässigkeit). Se häff de Schlöttels verkimmelt.verklüngeln

verkitten mit Kitt abdichten

verklaagen verklagen

verkläinern verkleinern. De Buur häff den Stall verkläinert (den Viehbestand reduziert).

verklammen 1 klamm, steif werden (vor Kälte); erfrieren. He was ganz verklammt (durchgefroren). → klamm, verklummern

verklammen 2 verzapfen; verklammern. → Klamme, verkammen, vertappen

Verkläöring f. Verklärung.
Zs.: Oogen-

verkläörn 1. erklären, erläutern; (etw.) klarmachen; aufklären. → klaorleggen, verdüütsken.
2. verklären. He häff verkläörte Oogen (strahlende Augen, → Oogenverkläöring).

verklappen verpetzen, verraten, anschwärzen. Ik sall uh verklappen (vom kleinen Finger im Kindervers). At mi denne mon nich verklappt (wenn ein Gleichaltriger stirbt). → klappen, Klappspäönken, petzken 3

verklecke(r)n verkleckern

verkleeden verkleiden

verklinkern mit Klinkersteinen verblenden od. pflastern. Dat Huus is verklinkert. De Dääle wödd verklinkert (mit Steinen gepflastert). → Klinker

verklöörn verfärben, die Farbe wechseln. Dat Holt was ganz verklöört (verblichen, verwittert). so'n verklöört Kleed (verschossen). He häff sik verklöört (ist blaß od. rot geworden). → Klööre, verfarwen

verkloppen 1. verhauen. → döörlaoten.
2. (billig) verkaufen

Verklöttering f. Vergeudung, Verschwendung

verklöttern nutzlos vertun, vergeuden. → verklüngeln

verklummern klamm u. steif werden (vor Kälte); erfrieren. De Bijen bünt verklummert van Kölde.klummers, verklammen 1

verklüngeln nutzlos vertun, verlieren (durch Nachlässigkeit). de Tied verklüngeln (vertrödeln). → ver-äösen, verdoon, verkimmeln, vertünteln

verknäbbeln, -knäwweln zernagen, zerkauen. De Blijpenne is gais verknäwwelt (St).

verknacksen umknicken, verstauchen. sik den Foot verknacksen

verknappen 1. aushalten, verkraften, ertragen; bewältigen. He konn düftig wat verknappen (z.B. Alkohol trinken). Dat kann he nich verknappen (ertragen). → verknuusen.
2. (etw). schlechtmachen, aussetzen (an), beim Hochzeitsbrauch (Ge, Ra). → Ööste-verknappen.
Zs.: Nööste-, Ööste-

verkneppen (Ot, Sü, Ge, Ra, Hei, Rh) hartherzig, verbittert; geizig. He süht so verkneppen uut.verkniepen

verkniepen, sik sich verkneifen. He verknipp sik, daor öwwer te küürn.

verknittern; verknöttern (Ge) zerknittern, zerknüllen. Papier verknittern. Den Rock is ganz verknöttert (verknittert, ungebügelt). → verknuffeln

verknooien 1. durchkneten; Lehm verknooien.
2. unsachgemäß behandeln; verschwenden. Se häbbt dat Mööbel totaal verknooit. Tied verknooien (Zeit verschwenden)

verknööken 1. zerknittern, zerknüllen, verknicken, verbiegen.
2. sik verknööken (durcheinandergeraten, sich verhaspeln). De Kette häff sik verknöökt.verknuffeln

verknötternverknittern

verknubbelt zerknittert; uneben; verwachsen. verknubbelt Holt.knubbelig

verknuffeln 1. zerknittern, zerknautschen; durcheinanderbringen. Dat Böis is verknuffelt, as wenn he demet in't Bedde häff läägen (as wenn't de Hund in't Gatt hat häff) (ist stark zerknittert). → verknittern.
2. sik verknuffeln (sich verhaspeln)

verknüllen verknittern, zerdrücken

verknüppen verknoten, verknüpfen

verknuusen (Ra, Bor, Bo) 1. verdauen.
2. aushalten, verkraften, ertragen. Ik kann em nich verknuusen (mag ihn nicht leiden). → verknuuwen

verknuuwen 1. (trocken) aufessen. en Botterram verknuuwen. De kann wat verknuuwen.
2. aushalten, verkraften, ertragen. Den Dood van de Frou konn he nich verknuuwen.

verkohlenverkollen 2

verköhlen 1. abkühlen. → uutköhlen.
2. erkälten. He häff sik 'n Äärs verköhlt (hat einen "Wolf", wundes od. taubes Gefühl der Sitzfläche, → Blick-äärs). He häff sik düftig verköhlt.verkollen, sik

Verköhligkäit, Verkölligkäit f. (Vr, St, Sü, Bor, Hei, Rh) Erkältung

Verköhlthäid f. (Vr, St, Sü) Erkältung

Verköhlung f. Erkältung (mod.). → Verkoldhäid. Heete Melk met Honnig is gudd teggen Verköhlung.

verköiernverküürn

Verköierung f. (We, Rh, Bo) Unterhaltung, Plauderei, Zeitvertreib durch ein Schwätzchen

Verkoldhäid f. Erkältung (alt). → Verköhlung

verkollen 1 verkohlen

verkollen 2, verkohlen verulken

verkollen, sik sich erkälten (alt). → verköhlen

VerkölligkäitVerköhligkäit

verkommen 1 verkommen, verwahrlosen; umkommen. Ik was lück in de Tied verkommen (hatte mich in der Uhrzeit geirrt, hatt nicht auf die Uhr geschaut).

verkommen 2 verkommen, verdreckt, verwahrlost. Dat Huus soog verkommen uut. → Dreck, Driete, rotterig, schudderig

verkonsumeern, verkonsemeern verzehren. He kann mooi wat verkonsumeern (kann viel essen). → verputzen

Verkoop m. Verkauf.
Zs.: Holt-, Uut-

verkoopen 1. verkaufen. Verkofft is verkofft!Armood, Gatt, glööwen, schenant, Tou, Tunge, Woste.
2. sik verkoopen (etw. Falsches kaufen). Daor häff he sik nich an verkofft (Das hat er gut gekauft).
Zs.: Land-, Melk-, Uhrn-, wieder-

Verkööper m. Verkäufer; Lieferant.
Zs.: Düür-, Linnen-

verkoppeln verbinden; zusammenlegen

Verkoppelung f. Flurzusammenlegung, -bereinigung. De olle Naamens kommt bi de Verkoppelung alle wegg.

verkoppern verkupfern

verkoppstücken regeln. → verhackstücken

verköstigen beköstigen

verkötten verkürzen. Lao we us lück de Tied verkötten.

verkottens kürzlich. → kottens

Verköttinge f. Verkürzung.
Zs.: Tied-

verkraant (St, Sü, We, Bor, Hei, Rh, Bo) 1. verwachsen; verdreht, schief; durcheinander. Dat Holt is ganz verkraant.
2. mißmutig, verdrießlich, stur

verkribben Flußufer mit Reisig befestigen. De Bääke wödd verkribbt.bineenekribben, kribben

verkrömmeln 1. zerkrümeln.
2. sik verkrömmeln (sich wegschleichen, weggehen, aus dem Staube machen)

verkröppelt verwachsen, mißgestaltet; verschrumpelt, faltig. Den Appel is ganz verkröppelt.Kröppel, verbruusket

verkröppen 1. verkröpfen (umbiegen im Winkel von 90°). de Assen van ne Bunge verkröppen (in der Schmiede). Holt verkröppen (Profil mit Gehrung anbringen).
2. verletzen. He häff sik de Hande verkröppt.
3. zum Narren haben. Se häbbt em verkröppen wollt.
4. verprügeln

verkruupen, sik sich verkriechen, verstecken. Se häbbt sik in alle Hööke verkroppen.

verküllen (jd.) hinhalten, vertrösten. He häff mi verküllt (hat z.B. etw. versprochen u. nicht gehalten). → verlöötern

verkündigen, -künnigen 1. verkündigen.
2. das kirchliche Aufgebot verkünden. → Prääkstohl

verkungeln verkaufen od. vertauschen (heimlich, widerrechtlich). → kungeln, röideln, schachern

verküürn, -köiern, sik 1. verplaudern, bes. in der Wendg. sik (lück) de Tied verküürn (sich unterhalten, um sich die Zeit zu vertreiben). Verküürt uh de Tied män noch lück! (Abschiedsgruß, wenn andere Besucher noch bleiben).
2. sich versprechen, unabsichtlich etw. sagen

verlaa(de)n verladen. Veh verlaaden an de Bahn

verläägen, -leggen verlegen, schüchtern; genant. He keek lück verläägen drin. He is üm Geld verläägen. Wi bünt nich verläägen met Koffie. Se häbbt verläägen staon met Waater (Wasser war knapp). Dann kommt wi nich verläägen te staon (in Verlegenheit). He is nich üm'n Waord verläägen (redegewandt, schlagfertig). He is met sik sölws verläägen (launisch, mißmutig). → Antwort, demet, drüm, Lögge

Verläägenhäid f. Verlegenheit; Engpaß, Not. He is lellk in Verläägenhäid kommen. He sitt deep in Verläägenhäid. Dat was uut (schiere) Verläägenhäid (puur). De Naobers häbbt ähr bi Verläägenhäid ne kläine Blaage bracht to't Up-passen (aus Not, wenn sie Hilfe brauchten). → Engte, helpen, Jan, Klämme, Patske, Penooria, Riekdum.
Zs.: Geld-

verlaaten, sik sich verspäten. Ik häbb mi verlaat to de Misse.

verlääwen, -ben (Rh) erleben. Ik häbb dat verlääwen mütten.belääwen

verlammen erlahmen

Verlang m. Verlangen, Sehnsucht. He häff de hatt Verlang nao.

verlangen 1. verlangen, fordern. Dat is doch nich te vull verlangt!Inlaot, Rindflees.
2. in der Wendg. verlangen nao (sich sehnen nach). Se häbbt all hatt nao Fier-aobend verlangt.

verlänge(r)n verlängern. de Suppe met Waater verlängen (verdünnen).

verlänglik sehnsüchtig; verlangend. Dat Kalw is verlänglik nao de Koh (ein von der Mutter getrenntes Kalb). Dat Füllen is verlänglik nao de Olle. Dat Kind is verlänglik nao Huus (nao de Famillie) (hat Heimweh, → Treck).

verlängs sehnsüchtig; verlangend. Dat Kind is verlängs nao de Mooder. → verlänglik

verlängs(t) neulich, kürzlich; soeben. He is verlängst neggenßig Jaor wodden.vöörntied

Verlaot m. Verlaß, in Wendungen wie Daor is kinn Verlaot up (Er ist unzuverlässig). • Up Bookwäitensaod un Froulöö Raod is ginn Verlaot (Bo). Up't Lääwen is kinn Verlaot up, up'n Dood wall.

verlaoten 1 1. verlassen. Den Voggel häff dat Nüst verlaoten, un de Äier bünt schier. Den Fuusel verlött em (wenn jd. friert nach Alkoholgenuß).
2. in der Wendg. sik verlaoten up (sich verlassen auf). Daor kaas di up verlaoten! (Das ist sicher, gewiß). Well sik up di verlött, de is verlaoten (Wortspiel mit verlaoten 1 u. 2). Wenn sik een up'n andern verlött, dann kümp de nix van.güst

verlaoten 2 einsam, verlassen. He kümp sik verlaoten vöör.
Zs.: gott-

verlappen flicken, mit Flicken reparieren. → uplappen

verlatten Latten aufnageln (z.B. auf die Sparren). dat Dack (de Spoorn) verlatten

verledden 1. vergangen. verledden Jaor. verledden Harwst. verledden Wääke.leste, tooken, vergangen.
2. vorbei, her (Rh, Bo). Dat bünt nu veer Jaor verledden (Das ist nun vier Jahre her). Et was nich lange verledden (vor kurzem). Et was lange verledden.hen, ledden, trügge, vöörheer.
3. tot (Bo). He is verledden.

Verleeger m. Verleger (z.B. der Weberei, Brauerei). De Verleegers deen dat Gaorn lewwern un leeten dat wääwen.

verleesen (verlüss; verloos, verloorn; verloorne) 1. verlieren. Winterdagg bruuken se nich so faake schmeern, dann verlöösen de Waagen nich so full Fett.Wat 't Huus verlüss, findt 't Huus ook weer. Wenn dat döös, daor verlüss nix an (Dabei hast du nichts zu verlieren). Ik häbb nix te verleesen (1"Ich habe nichts zu verlieren" 2. Ich habe keine Eile). De Blaagen häbbt an de Klocke nix verloorne (dürfen die Uhr nicht berühren). verloorn gaon (Er ist sehr gut als Bauer geeignet). Daor is ne Jungen an verloorne gaone (von einem burschikosen Mädchen). Daor is ne Pastoor an verloorne gaon (1. Er kann gut reden. 2. Er ist klug. 3. Er tut fromm). → an

verleewen, sik sich verlieben

verleewt verliebt. Se bünt verleewt bes öwwer bäide Uorne (St). He is so verleewt as ne Määrtenkatte (Katzen paaren sich gern im März).

verleggen 1. vertauschen, wenden; umlegen. dat Iesen verleggen (Hufeisen von links nach rechts vertauschen). Se häbbt Wääge un Bääken verleggt (bei der Flurbereinigung). → ümleggen.
2. verlegen, an einen anderen Platz legen (so daß man es nicht finden kann). → weggleggen

verlehrn, -lährn verlernen. He häff 't Lachen verlehrt.

Verlich(t)nis f. Erleichterung; Linderung. He häff Verlichtnis kreggen (z.B. nach Schmerzen). Dat giff Verlichnis! (vom Furzen, → Lossigkäit). Barg-up dee wi lück schuuwen, dat dat Peerd lück Verlichtnis kreeg.

verlidderlikt verwahrlost, verkommen

verlieken einebnen; ausgleichen; glätten. Kuhlen verlieken. Eenmaol in'n Dagg moss den Mest verliekt weern. den Lehmbodden verlieken (glätten). → inlieken

verliemen verleimen

verlippt verheult. Du sühs ja verlippt uut.Lippe

verlöcht beschädigt durch Gewitter, Blitz. De Buckwäite is verlöcht, dat giff vull doow Saod (Der Fruchtansatz ist durch Blitz beschädigt, es gibt taubes Korn).

verloddern verkommen, verwahrlosen

Verlöff n. 1. Verlaub; Erlaubnis. Dat sägg ik met Verlöff. Daor kann'k di wall Verlöff to gewwen. Dat (Kind) is aone Verlöff up de Welt kommen (unehelich geboren).
2. Urlaub (für einen Tag, für den Ausgang am Abend). Verlöff fraogen. ne Dagg Verlöff nemmen. Häs Verlöff kreggen? (zu Besuch, der selten kommt).

verloggen, verloogen verlogen, lügnerisch. ne verloggenen Gast

Verloop m. 1. Hergang, Verlauf.
2. in der Wendg. He häff Verloop in'n Kopp (Er ist umsichtig, vorausschauend).

verloopen 1. verlaufen; zulaufen; hergehen. Et verleep alls in Frää.
2. sik verloopen (sich verlaufen, verirren). En Peerd verlöpp sik, en Määnsk verdött sik (z.B. bei zu teurem Kauf). → verträäden

verloorn(e) verloren, verlassen.
Zs.: schlatt-

verlööten 1 verlöten, durch Löten befestigen (mit Zinn, Blei)

verlööten 2 zechen, fröhlich trinken. He was ganz verlööt (betrunken).

verlöötern 1. versprechen (u. nicht halten). → verlouen.
2. zum Narren halten. → verdummdaibeln

Verlöppe f. Verlauf; Form; Hergang. de Verlöppe van'n Hoow (Form des Hufeisens). Dat is Welt Verlöppe (Das ist der Lauf der Welt).

verlouen, -lowwen versprechen, verheißen. → an-, belouen, louen, verlöötern

Verlust, -luss m. Verlust

verlüü(de)n ausläuten; verläuten. dat olle Jaor verlüüden (Geläut in der Silvesternacht). den Dooden verlüüden (den Toten verläuten, Totengeläut in best. Abschnitten u. Dauer). → Poose

verluudert verwahrlost, verkommen. He is ganz verluudert.

Vermaak m. Freude, Spaß, Vergnügen. He häff de so'n Vermaak an! Ik häbb de vandaage kinn Vermaak an (habe keine Lust dazu).

vermaaken 1. vermachen, überschreiben, vererben; stiften. He häff den Hoff an't Klooster vermaakt. He häff't vermaakt (Er hat sein Testament gemacht). → maaken, öwwerdräägen.
2. verderben, verwirken; durcheinanderbringen. De Klocke was ganz vermaakt (kaputt durch falsche Behandlung).
3. sik vermaaken (sich vergnügen, erfreuen, amüsieren). → Mähltunne, verdoon, Vermaak

vermääten, -metten vermessen. Land vermääten

Vermääter m. Feldvermesser. → Määter

vermasseln (sth.s) durcheinanderbringen; verderben, vergeuden. He häff 't Holt vermasselt (z.B. verschnitten). De häff 'n Hoff vermasselt (heruntergewirtschaftet).

vermee(de)n, sik sich verdingen, in Dienst gehen (als Magd od. Knecht), einen Arbeitsvertrag annehmen. Wenn ih vermedd bünt, hä' ih 'n Willen verkoff un de Bütte verhüürt.meeden, Meegeld, unvermedd, Uulenspeegel

Vermeel, Vameel m. Lehrgerüst, Formgerüst für Bogenbau

vermeenen 1, -määnen abarbeiten, überarbeiten, durch Arbeiten verbrauchen. → afmeenen, up-arbäiden

vermeenen 2 (Ge, We, Ra) meinen, vermuten, erwarten

vermeggen 1. verpißt; durchnäßt; verregnet. vermeggen Tüüg (Bettzeug). Dat Höi is vermeggen. Wat'n vermeggen Weer (schlechtes Wetter).
2. verblichen, vergilbt; unansehnlich. Dat Kleed is vermeggen (verschossen). Wat süht he vermeggen uut (hat z.B. fahle Gesichtsfarbe). De äösigen vermeggenen Heeringe will ik nich ääten.Beddemiegersklööre

vermelden, -mellen vermelden, mitteilen

vermissen vermissen. In't Huus, daor bääd't se föör de Vermissten (un meent mi) (wenn jd. aufgehalten wurde).

vermoggelt (St) verwurmt, morsch. → afmormeln, ver-ormelt

vermolmert, vermormelt (Wes, St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae) vermodert, verrottet, morsch. Dat Holt is vermolmert (ganz verwurmt, fällt auseinander). → afmormeln, ver-ormelt

vermööbeln verhauen, verprügeln

vermoo(de)n, -möö(de)n (Vr, St, Sü, Ge, Bor) vermuten, erwarten. Dat ha'k nich vermoodt! Well't nich gudd vermoodt, schickt nen Buur vööruut (beim Kartenspiel). → Uulenspeegel

vermormeltvermolmert

Vermorrie n. (St, Sü, Ra, Hei, Rh, Bo) 1. Kraft. He häff kinn Vermorrie in de Beene.Fuck, Venien.
2. Verstand; Bewußtsein, Besinnung. He was aone Vermorrie (bewußtlos). → Verstand

vermummen verkleiden

vermurksen durcheinanderbringen, verderben. → verfumfaien

vermusseln (sth.s) durcheinanderbringen, Unordnung machen, verhaspeln, verwirren; Moss nich de Wulle vermusseln!verweern 1

vernaageln, -näägeln vernageln, annageln. den Hoow vernäägeln.tonäägeln

Vernahmst(e)Vöörnahmste

vernäien 1. vernähen.
2. durch Nähen verbrauchen

Vernant n. (Ge, Ra, Hei) in der Wendg. nao't Vernant (der Reihe nach; je nachdem, nach Belieben). → riegesnao

vernarwt narbig

vernatterig wütend, böse. → venienig

vernattert verbittert, boshaft; streitsüchtig. → luunsk

verneelen, vernielen vernichten, zerstören. Geld verneelen (verschwenden). Man soll di verneelen! (heftige Ablehnung).

vernemmen merken, bemerken; wahrnehmen, vernehmen. Se vernamm nich, dat daor eene binnenkommen was. Daor häbb ik nix van vernommen (Davon habe ich nichts gehört). He lügg, at he't sölws nich mähr vernemmt (Er lügt heftig, gewohnheitsmäßig). Häs't in de Knippe a. vernommen? (Hat es sich schon ausgezahlt). Well't 't eerste vernemmt, häff't sölws in't Hemd (de häff 't köttste bi't Hemd) (vom Furzen, → knappen). Praot´t wödd de nich van, owwer dat vernemp´m wall (Man spürt die Sorge, Unruhe). → gewahr, Strohwisk

Vernestergatt n. (St, Hei, Rae) querköpfige, eigensinnige Person (bes. Mädchen)

Vernesterkaore f. (St, Bor, Hei, Rae) querköpfiges, eigensinniges Mädchen

Vernesterken n. (St, Bor, Hei, Rae) querköpfiges, eigensinniges Mädchen

Vernien, vernienigVenien, venienig

vernijen 1. erneuern. Den Post mutt äs 'n Maol vernijt wodden.
2. verwundern, neugierig machen, in Wendungen wie Dat sall mi doch äs vernijen! (Da bin ich aber gespannt). Et sall me vernijen, wat daor noch wall uut wöss (Ich möchte gerne wissen, was daraus noch wird). Et sall mi doch äs vernijen, well nao mi will frijen (well nao mi kümp frijen) (sagten Dienstmädchen, Mägde). → nijdoon, nijen, wündern

vernimmßig (St, Bor) vernünftig, klug; alles wahrnehmend. Wat is dat Kind a. vernimmßig!vernünftig

vernööke(r)n (Vr, Ra, Bo) 1. zum Narren haben. Ik woll di blooß 'n bettken vernööken.verdummdaibeln.
2. im Stich lassen, etw. versprechen (u. nicht halten). → verlouen.
3. verlieren (aus Nachlässigkeit); vergeuden. → verklüngeln, verlöötern

vernöölen verhauen, verdreschen

Vernüll m. 1. Vernunft, Verstand. As doch nich mähr Vernüll häs! De was nich ganz bi Vernüll ("nicht bei Trost"). Se is all lück van't Vernüll (altersverwirrt). Denne kaas nich to Vernüll brengen. He häff de nix kinn Vernüll van (Er versteht nichts davon).
2. Bewußtsein, Besinnung. He was gau weer bi Vernüll.Tüll 2, Verstand.
Zs.: Un

vernüllig vernünftig, verständig. ne vernülligen Käärl.
Zs.: un-

Vernunft f. Vernunft. Nu nemm doch Vernunft an!

vernünftig vernünftig, klug. .n vernünftig Määnske. Eene mutt vernünftig bliewen! (z.B. beim Feiern). → Bischopp, vernimmßig

ver-oldert, -ollert alt geworden, altersschwach. .n ver-oldert Määske. He was noch nich ver-ollert (war noch rüstig). → Olderdoom

ver-ööwen 1 (St, Sü, Ge) zum Narren haben (z.B. in den April schicken). → ver-äppeln

ver-ööwen 2, -ben verüben

ver-ormelt morsch; vermodert. → mormelig, ormelig, vermolmert

Nver-otten, -ottkern durcheinanderbringen, verhaspeln, verwirren. → Otte 2

Ver-ottkerij f. Vergeudung, Verschwendung.
Zs.: Geld-

ver-öwweln verübeln, übelnehmen. He häff mi dat nich ver-öwwelt.öwwelnemmen, ungudd

ver-öwwern erübrigen, ersparen

verpachten verpachten

Verpachtung f. Pacht, Verpachtung. De Verpachtung is afeloopen.

verpacken verpacken, einpacken. Ik häbb dat extrao dick verpackt, dat de nix an kümp.weggpacken

verpäölen durch Pfähle abgrenzen

verpäppeln verhätscheln, verzärteln (z.B. kränkliches Kind)

verpassen verpassen; versäumen

verpesten, -pessen verpesten; stänkern

verpicht erpicht (auf). → öwwer-uut

verpiggen (Balken od. Bretter) durch Holznägel verbinden, befestigen. De Schoppe was noch verpiggt.

verpisselt (sth.s) voll von Ausschlag, nasser Hautflechte. He süht verpisselt uut.Pissel

verpissen, sik "sich verdrücken", schnell od. heimlich weggehen. Wenn de Putz (Polßai) kümp, moss di verpissen!weggpissen

verpisst verregnet, naß

verplacken 1. verhauen. In Stadtlohn up't Market, daor häbb'ke se eene verplacket, dat he in de Grund sacket (Spott auf die Mundart von St, → böcken).
2. verkuppeln, zusammenbringen. He häff siene Dochter gudd verplackt (gut untergebracht). He häff de twee metneene verplackt (hat eine Heirat vermittelt).
3. verkaufen

verplänken verbrettern. De Schüüre was halwloss un wodde verplänkt.verbrääden

verplanten verpflanzen, umpflanzen. • Ne olden Boom lött sik neet verplanten (Bo). → verpotten

verplempern verschütten, verspritzen; verschwenden, nutzlos vertun. → verpümpeln

verplex(t) "erstaunt" → perplext

verplüüstern (St, Sü) verderben; vergeuden, verschwenden

verpotten verpflanzen, umpflanzen. → verplanten

verprangen zertreten. Ihr Hünde van Blaagen, was tut ihr in mein Gröss un verprangt mir meinen Klaawer! (Spott auf Bauern, die hochdeutsch zu den Kindern sprechen, → pissen).

verpraoten 1. zerreden. De olle Naamens wodden gau verpraot (wurden schnell verballhornt).
2. verplaudern, bes. in der Wendg. sik lück de Tied verpraoten. Kaas mi de Tied lück verpraoten! (Erzähl mir etw. zum Zeitvertreib). → verküürn.
3. sik verpraoten (sich verplappern, sich verraten; etw. Falsches sagen). Daor häff he sik verpraot bi de Kommiesen.

verpröttken, -prüttken nutzlos vertun, verschwenden. Verprüttke daor nich so vull Tied met!

verprunken verprassen, verschwenden. → Prunker

verpulwern verpulvern; vergeuden

verpümpeln verschütten; verschwenden. → verplempern

verputzen 1. verputzen, glätten. Müürwark verputzen. de Felge met'n Hoobel verputzen (glätten, säubern).
2. viel essen. → verdrücken, weggputzen

verpuusten, -puußen, sik sich verschnaufen

verquänt, verquant (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae) 1. kümmerlich; mißgestaltet. verquänte Käörner (nicht ausgewachsene Körner). verquant Saod (klein, kümmerlich, vertrocknet).
2. durcheinander, verdreht; mißmutig, mürrisch. Wat kaas di verquänt häbben!

verquengeln vergeuden, (leichtfertig) vertun; verschwenden

verquinkschlaagen vergeuden, (leichtfertig) verschwenden

verquispeln (St, Ge, We, Ra, Bor, Hei, Rae) vergeuden, (leichtfertig) verschwenden

verquitten (Rh, Bo) vermeiden, zurückhalten. He konn de Träönen nich verquitten.

verquittke(r)n, -quettke(r)n (St, Sü, Ge, Bor, Hei) vergeuden, (leichtfertig) verschwenden, unnütz ausgeben

verquollen 1. geistig abwesend.
2. verärgert, verdrießlich

ver-rääken verrechnen, in Zahlung geben. Ik häbb 'n Dutzend Äier bi mi, kann'k de ver-rääken?

ver-rää(n)gen verregnen

ver-rammeln verriegeln

ver-rao(de)n verraten. de Kaarten ver-raon (vorsagen beim Kartenspiel)

ver-raost (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Bor) verwirrt, verdutzt. He is räin ver-raost. → verdattert

Ver-raosthäid f. (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Bor) Verwirrung, Aufregung. In miene Ver-raosthäid is mi dat passeert.

ver-rasst (St, Sü) überrascht, verdutzt. He is ganz ver-rasst.

ver-ratzt verloren, fort; tot. De is ver-ratzt (tot).

ver-recken verrecken, elend sterben. He leeg daor lang ver-reckend (Er ist hingefallen, hat sich lang hingelegt). He moch ver-recken in'n Päns (Er ist matt, hinfällig, Bo). Dat wo'k üm't Ver-recken nich häbben! (Das möchte ich auf keinen Fall haben). De kann'k üm't Ver-recken nich lien.

ver-renken verrenken. → Maagen

ver-rett voller Risse u. Sprünge. Dat Huus is ganz ver-rett.

ver-röhrn, -rührn, sik sich rühren, bewegen. Kaas di nich verr öhrn met sücke Piene in de Bütte.

ver-röökern verrußen; verräuchern. Et was schwatt ver-röökert in't Huus. Ver-röökern draff dat Molt nich (Malz durfte beim Dörren nicht verräuchern).

Ver-roop m. Verruf, in der Wendg. in Ver-roop kommen

ver-rotten verfaulen, vermodern; morsch werden. De Peere is verrott.

ver-rücken umstellen, verrücken. → upschicken, versetten

ver-rückt verrückt. Du büs ver-rückt, waor häbbt se di losslaoten? (Jux, St).

ver-rullen rollend bewegen, auf Rollen versetzen. ne Schoppe verrullen (auf Rollen mit Hebel versetzen)

ver-rumeneern vernichten, ruinieren, zerstören; durcheinanderbringen. → verdemoleern

ver-rustern, -roste(r)n verrosten. De Schüppe is totaal verrustert.

versääten 1 versessen. He is up't Geld versääten as de Düüwel up de Seele (Er ist sehr habgierig, geizig).

versääten 2, -setten verrenkt, steif vom Sitzen. Ik bün ganz stiew versääten.
Zs.: stiew-

versabbern, -sabbeln durch Speichel verunstalten, unansehnlich machen. He häff dat Botterram ganz versabbelt.

versacken absacken, versinken. He versackt in't Moor.weggsacken

versackt verwahrlost, dreckig, verkommen. He is ganz versackt (z.B. Trinker).

versäggen versagen, abschlagen, verbieten. de Kinder wat versäggen. Se häbbt sik alls versäggt (haben auf alles verzichtet).

versammeln, sik sich versammeln

Versammlung f. Versammlung (mod.) → Vergaaderung

versanden versanden

versäörn, -süürn verdorren, vertrocknen. → verdröögen

versauen verschmutzen, schmutzig machen. Wat häs di doch versaut, in wat föör ne Gotte häs doch läägen? Met Arbäid kaas den heelen Dagg versauen (scherzh.). → ver-äösen, versoggen

verschaalen 1 (mit Brettern) verschalen

verschaalen 2 schal werden

verschäiden unterschiedlich; etlich(e). Daor bün ik verschäiden Maol west (mehrmals, öfter). Dat kann daor verschäiden Jaor sitten (mehrere Jahre lang). → Sunndaggnaomeddagg, underscheedlik, verschieden, verschillen

Verschäll m. Streit, Unfriede. Se häbbt Verschäll (sind feindlich, unversöhnlich). De söch Verschäll (ist streitsüchtig). → schlichten, Teggenstand

verschäll verkehrt, verquer. Daor kamm kinn verschäll Waord.

verschällen in der Wendg. Dat kann mi nich verschällen (Das macht mir nichts aus).

verschännen 1. ausschimpfen. Daor häbb'ke em met verschonnen.
2. verschandeln. → Aprills

verschanzen, -schaa(n)ßen, sik sich verschanzen, verbergen. He häff sik daor achter verschanzt (hat z.B. Ausreden gebraucht).

verschatten (Ra, Bor, Hei) Hochzeitsbrauch: die Braut verabschieden; gratulieren u. feiern nach dem zweiten kirchlichen Aufgebot. → graleern, schatten, in-, uut-, weggschatten

verscheeten 1. abnehmen, mager werden. Wat is den Käärl doch verschotten!verspöllen.
2. verschießen, vergilben, ausbleichen. Dat Böis was gääl un verschotten. Dat Beld verschött. Van de Frou is noch nix verschotten (Die Frau ist noch jung u. ansehnlich, scherzh.). → verbleeken

verschicken 1. aufrücken, den Sitzplatz ändern. → upschicken.
2. versenden, verschicken

verschieden unterschiedlich. Dat göng verschieden to (wurde unterschiedlich gehandhabt). → verschäiden

Verschill m. (Wes, Ot, Vr, Sü, Bor, Rae) Unterschied. → Underscheed

verschillen verschieden, etlich(e). verschillene Löö.verschäiden

verschimmeln verschimmeln

verschlaagen (Wes, St, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh) 1. von der Luft: leicht erwärmt, nicht mehr eiskalt. De Lucht was lück verschlaagen.döörschlaagen.
2. überrascht, erstaunt. Daor was he doch verschlaagen, dat se em te packen kreegen.

verschlaatern verschütten, verkleckern; vernachlässigen, verkommen lassen

verschlabbern verschütten, verkleckern. De Katte häff de Melk verschlabbert.

verschlacke(r)n verschütten; verlieren (durch Nachlässigkeit); verkommen lassen, vergeuden. → Prunker, Schlackerer

Verschlagg 1 m. Verschlag, mit Brettern abgetrennter Raum.
Zs.: Brää-, Kalwer-

Verschlagg 2 m. Fohlenrehe (Hufkrankheit bei Pferden: lahm durch Überernährung, z.B. durch zu viel Hafer). → Rehkrankhäid, rehlamm, wääterig

verschlämmt schlammig, voller Schlamm. verschlämmte Grund

verschlampen nutzlos vertun, verkommen lassen

verschlaon verschlagen, bes. in der Wendg. Dat verschloog em de Stemme (Das verschlug ihm die Stimme).

verschlaopen 1 verschlafen. He verschlöpp den halwen Dagg.

verschlaopen 2 schläfrig, verschlafen. He süht verschlaopen uut.

verschleppen, -schlöppen forttragen

Verschlett m. Verschleiß. Up Söcke loopen mochen wi nich, daor was te völle Verschlett in de Söcke.Schlette

verschletten, -schledden verschlissen. verschletten Tüüg. Komm ih te wetten, dann bün ih verschletten (weise geworden, aber auch alt). → old, verschlieten

verschlickern 1. vernaschen, Süßigkeiten essen; Geld für Süßigkeiten ausgeben.
2. verkommen lassen, vernachlässigen. As ik wegg-gong, was alls vull; als ik weerkamm, was alls verschlickert, verschlackert, verschlöört (So wurde der Ruf der Taube gedeutet, St).

verschlieten verschleißen; verbrauchen. Den Anzugg verschliet ik doch nich mähr (Ich bin schon zu alt). En Peerd was met fiewtehn Jaor verschledden. De verschlitt 'n Beck (Mund) ährer as 't Gatt (redegewandt). He is bange, dat 'n Beck ährer verschlitt as 't Gatt (ist wortkarg, stur). Daor häbb ik vull Piene an verschletten (viel daran gelitten). Man mutt de Löö so verschlieten, as se bünt (so nehmen, wie sie sind, → weggrüümen). Denne kaas föör doow verschlieten (für dumm halten). De wödd so föör füfftig verschledden (wird auf 50 Jahre geschätzt). → ansehn, Poschläin, Rock, Schlachter, Schohsolle

verschlimmern, sik sich verschlimmern. De Krankhäid häff sik verschlimmert.

verschlingen verschlingen, gierig fressen

verschloddern verkommen lassen, nachlässig behandeln

verschloffen zertrampeln, zertreten. Dat Gröss wödd verschlofft, wenn'm döör lang Gröss löpp, wat mäit weern sall.verschlöörn

verschlöörn 1. wegschleppen. → verschleppen, weggschlöörn.
2. zertrampeln, zertreten. Wenn de Kohne in't lange Gröss bünt, verschlöört se vull.verschloffen.
3. verkommen lassen, nutzlos vertun, verlieren (durch Nachlässigkeit), verkommen lassen. de Tied verschlöörn (die Zeit verpassen). → verklüngeln, verschlickern, weggschlöörn

verschlotten still, wortkarg, verschlossen

verschluuken, sik sich verschlucken

verschluuten verschließen

verschmachten verhungern. Wi bünt bes nu hento noch nich verschmacht! (Bis jetzt haben wir uns immer noch geholfen). Dat was nich gudd, wenn den Bäcker verschmachten dee.Fell

verschmeern verstreichen, verschmieren. de Müüre verschmeern (mit Mörtel abdichten). De Woste is verschmeert (Streichwurst ist aufgebraucht).

verschmelten, -schmölten verschmelzen

verschmieten umräumen, zur Seite werfen. Dat Höi ligg mi in de Wääge, dat muss mi verschmieten!

verschmörgeln verschmoren, verbraten; verrußen

verschnie(de)n 1. verschneiden, falsch zuschneiden. Se häff den Stoff verschnedden.
2. aufschneiden (Wurst, Schinken). De Schwattemaagen is verschnedden.
3. kastrieren (bes. vom Eber). → halwverschnedden, schnieden

verschnööpen, -schnoopen aufnaschen

verschnuuwen, -ben verschnaufen

verschoolen züchten (von Bäumen). verschollte Bööme (Bäume, die mehrfach mit Wurzelschnitt umgepflanzt wurden)

Verschott n. 1. Unterschied. Daor is völle Verschott in'n Tropp Farken.
2. in der Wendg. in't Verschott wenn. met (im Rückstand sein mit). Met't Braoken, daor is he met in't Verschott.Ächterbuxe.
3. in der Wendg. in't Verschott gaon (im Wechsel, abwechselnd). An Faschlaomd, daor ging't in't Verschott (wurden die Pflichten abwechselnd übernommen). Groote Bohnen in´t Verschott potten (auf Lücke pflanzen). → rundgaon

verschotts kariert (Schottenmuster) (alt). → kareert. .n verschotts Dook.Dübbelsteenken, Hahnentratt, ruuten, Schottendook, Wittlinnen

verschränken verschränken. de Beene verschränken

verschrecken erschrecken. Dat Peerd is verschrocken un schüü wodden. He verschrock sik de nich van. Wat häbb'ke mi verschreckt! (Entgegenung:) Jao, dat dööt dat schlechte Gewetten.Piere, schrecken

verschreckt, verschrickt in der Wendg. verschrickt maaken (erschrecken).

verschriewen, -ben 1. verschreiben. Lao di wat verschriewen, dat dat bääter wödd.
2. sik verschriewen (sich vertun beim Schreiben)

verschröien versengen, ansengen, verbrennen. Ik bün kott bi't Föör west, un daor bünt mi de Häöre verschröit.anschröien

verschrowwen, -schrobben verschroben, charakterlich schwierig, unangenehm. en verschrobben Käärlken

verschrumpelt verschrumpelt, faltig, runzlig. Den Appel is verschrumpelt. verschrumpelte Huud.pedderig, rimperig

verschruuwen, -ben 1. umschrauben, verstellen durch Schrauben.
2. zusammenschrauben

verschüchtern verscheuchen. → verjaagen, verschüien

verschüdden verschütten, verkleckern. Melk verschüdden.verschlaatern

verschüien, -schüün verscheuchen. → verschüchtern

verschütt in der Wendg. verschütt gaon (verlorengehen, abhanden kommen)

verschüünen zum Narren haben; an der Nase herumführen, täuschen. Verschüüns mi ja blooß! (Das ist eine fadenscheinige Ausrede). → verdummdaibeln

verschuuwen, -ben verschieben. Dat lao we män up de andere Wääke verschuuwen.upschuuwen

verschwaißen zusammenschweißen

verschweeten 1. verschwitzen. He is natt verschweet.
2. vergessen. Dat häbb ik verschweet.

verschweggen 1. schweigsam, verschwiegen; wortkarg. Dat is ne ganz Verschweggenen!
2. heimlich, unbemerkt. Se lüstern verschweggen achter de Dööre.

verschwiegen verschweigen; verheimlichen. Dat kann'k nich verschwiegen (Das mußte gesagt werden).

Versehgang m. Gang des Geistlichen zum Haus eines Schwerkranken, um die Krankensalbung zu spenden

Versehkrüüs n. Standkreuz (bei der Spendung der Krankensalbung)

versehn 1. die Krankensalbung spenden. He is versehn wodden (He is met alls versehn) (Er hat die Krankensalbung erhalten). → berichten, Sakrament.
2. versorgen. den Gaorden versehn.versorgen.
2. sik versehn (sich vertun, irren)

versetten 1. versetzen, verrücken. Dat is te schwaor, dat kann'k nich versetten (Ich kann es nicht heben, verrücken). Daor kaas ja kinn Been versetten (Da kann man sich nicht rühren, zu viel Gedränge). He is te löi, üm de Beene te versetten (um sich zu bewegen). He kann (düftig) wat versetten (Er leistet viel, verkraftet viel).
2. ändern. Daor kaas nix an versetten (Daran läßt sich nichts ändern). Ik kann de ook nix an versetten (Ich kann auch nichts daran ändern). Et häff sik alle weer versatt (Es hat sich alles geändert).
3. in der Wendg. eene versetten (schlagen, zurechtweisen, "eins auswischen"). Ik sall em wall eene versetten.

versichtigvöörsichtig

versietenvisieten

versijen 1. versiegen, vertrocknen.
2. von der Kuh: allmählich weniger Milch geben, trocken werden. De Koh versijt, wenn se bullt, wenn se up ne schlechtere Wäide kümp of anespannt wödd (wenn sie zu schlechtes Futter bekommt od. als Zugrind gebraucht wird). → oldmelk.
3. verlieren. Daor versijs nix van (Dabei verlierst du nichts).

versilwern 1. versilbern.
2. zu Geld machen, verhökern

versoggen (Ge, Ra) verschmutzen, schmutzig machen; versauen. He häff de heele Buxe versoggt.versauen

versöideln verschmutzen; verkommen lassen. He versöidelt den ganzen Hoff (wirtschaftet schlecht).

versollen 1. die Sohle verstärken; besohlen. Klumpe versollen Holzschuhe mit Leder- od. Gummistücken beschlagen). de Schoh versollen laoten.besollen, upklampen.
2. verhauen, verprügeln. Ik sall em 't Gatt versollen!

Versöök m. Versuch

versööken versuchen, probieren. Man mutt alls versööken (nichts unversucht lassen). → probeern

versöömen versäumen; vernachlässigen. Ik häbb nix versöömt (nichts verpaßt). Dat is versöömt wodden (vernachlässigt, vertan worden).

Versöömnis f. Versäumnis

versööten versüßen

versoppen naß, versumpft, morastig. ne versoppene Wäide. Up versoppene Grund, daor wöss nix up.verbraanen, verdröögt, versuupen

versorgen versorgen, bearbeiten. Huus un Gaorden versorgen.uppassen, versehn

verspaakt stockfleckig. → spaakig, verstickt

verspinnen beim Spinnen verbrauchen. Se häff een Bind Flass verspunnen.

verspitzen, sik neugierig erwarten, erhoffen; erpicht sein (auf). Wi häbbt us all up de Hochtied verspitzt, un nu bünt se uutneeneloopen.

verspletten, -splitten zersplittern. Dat Bredd versplett.

verspöllen 1. verspielen; verlieren. Se häbbt alls verspöllt. Wi häbbt den Krieg verspöllt (verloren). Wi häbbt nix te verspöllen! (Wir haben nichts zu verlieren).
2. abnehmen, mager werden. Ik ha. twintig Pund verspöllt. He häff schlimm verspöllt (an Gewicht verloren). → verscheeten

verspöllt 1. verspielt, spiellustig.
2. abgemagert. He is hatt verspöllt.

verspöörn, -spüürn verspüren, empfinden

verspotten verspotten, verhöhnen

Versprääken n. 1. Versprechen.
2. Verlobung

versprääken 1. versprechen.
2. in der Wendg. sik (faste) versprääken met (sich verloben)

verspringen verrenken, verzerren. De Senne is versprungen.Riege

Versprung m. Vorsprung, Verzierung, Absatz (in der Mauer, im Dach). Daor is 'n Versprung in de Müüre.

ver-ssenken verzinken; in Zinklösung gerben. dat Fell in de Lohe ver-ssenken: tüsken jeede Huud kamm dat gemahlne Eek.

ver-ssiern, Ver-ssierungverziern, Verzierung

ver-ssoppen verschmutzen, besudeln

verstääken, -stecken 1. verstellen, anders einstellen. → verstöcken.
2. verstecken, wegstecken. → verstoppen

Verstand m'n. 1. Hirn, Gehirn. De Milt un dat Verstand, dat kreeg de Katte (Milz u. Hirn vom Schwein, am Schlachttag). → Hassens.
2. Vernunft, Verstand; Denkvermögen, Einsicht. Dat düürt monks, bes de to Verstand kommt (bis sie vernünftig werden). Mannslöö mütt't teminßen fiew-un-twintig Jaor wenn., vöörheer häbbt se 't Verstand nich; Froulöö könnt trouen, wenn se willt (vom Heiratsalter). Dat Verstand kümp nich vöör de Jaoren, dat kümp met de Jaorn. Lange Haore un kott Verstand! (von Frauen). Waor de Verstand wöss, daor fallt de Haore. Bäädt uh, dat usse Häärgott uh den Verstand lött (daß ihr im Kopf klar bleibt). He is gudd bi Verstand (vernünftig, klug). De häff 'n Verstand met'n Lääpel gääten (Er bildet sich ein, klug zu sein, → Schüümer). Nu bruuk doch 'n bettken Verstand! (Denk doch nach, sei doch vernünftig). Wat ih an Geld verleest, krieg ih an Verstand weer (Durch Schaden wird man klug). He häff 't Verstand versoppen (z.B. von einem Alkoholiker). He kümp nich to Verstand (Er kommt nicht zur Ruhe, zum Abschalten von der Hetze). Usse Mooder bleew 't Verstand staon (war sehr erstaunt). → Fuusel, Glück, Haor, Koh, Näiklüümen, Vernüll.
3. Kenntnis, Sachverstand; Fähigkeit, Eignung. De häff van nix kinn Verstand (Sie weiß überhaupt nicht Bescheid). He häff de kinn Schlagg Verstand van (Er ist dazu ungeeignet, unfähig). Daor is Verstand bi (Das ist mit Sachkenntnis, Überlegung getan). Daor häff he kinn Verstand van (keine Ahnung). Well kinn Geld häff, de häff ook kinn Verstand (Nur reiche Leute haben Sachverstand, iron.). Nao mien Verstand is dat nich old (Soweit ich weiß, ist das nicht alt). → Sinn, vergraawen.
4. Bewußtsein; Besinnung. He is sonder Verstand west, dann kamm he weer to sik (erwachte aus der Ohnmacht). He häff veer Wääken aone Verstand läägen (bewußtlos). bi Verstand kommen (zur Besinnung kommen). → Vermorrie.
Zs.: Mensken-, Peerde-, Un-

verständig, -stännig, verstandig, -stannig verständig, vernünftig; überlegt; verständnisvoll.
Zs.: un-, wies-

verständlik verständlich.
Zs.: un-

Verstandskaste(n) m. Kopf; Gehirn (scherzh.). Dat will in sienen Verstandskasten nich in (Er ist begriffsstutzig).

verstaon 1. verstehen, begreifen. Dat is nich te verstaon! Verstehs mi? (Nicht wahr, verstehst du). Ik verstao de Welt nich mähr! Dat versteht sik (Das ist klar. Einverstanden). → begriepen.
2. sik verstaon (sich vertragen, verstehen). De häbbt sik nich verstaon (haben sich gestritten). → Naober

Verstarw m. Nachlaß, Hinterlassenschaft. Dat is 'n Arwdeel uut Vaaders Verstarw.

verstarwen, -sterwen versterben. Dat kümp bi't Verstarwen haruut (z.B. Einsicht). → uutstarwen, verstorwen

versteenen durch Steine abgrenzen; Grenzsteine setzen. → af-, uutsteenen

versticken ersticken

verstickt; versteckt (Ge) stockig, morsch (durch Feuchtigkeit). Dat Holt is ganz verstickt.verdullt, verspaakt

verstocken verheizen. Häbb ih de Kollen alle verstockt? Nich so vull Lecht verstocken! (Mit dem Licht sparen).

verstöcken 1. verstellen (in der Höhe). De Dübbelschläägels, de konnen verstöckt weern, je nao Stärke van't Peerd (Die Zugschwengel konnten verstellt werden). ne Ploogstock to't Verstöcken van'n Buckploog (um den Tiefgang des Pfluges einzustellen). → Stockgaffel, ümstocken, verstääken.
2. mit Holznägeln versehen. dat Gebund verstöcken (Verband eines Fachwerks)

verstollen verstohlen, verlegen. He kick so verstollen uut de Sied.

verstooten verstoßen De Mooder häff ähre Blaagen verstott. teggen't Gebodd verstooten (einen Fehler begehen, einer Anordnung nicht folgen)

Verstopp n. Versteck

verstoppen 1. verstopfen, zustopfen.
2. verstecken. Dat Wild verstoppt sik. Verstoppen spöllen (met of aone Anschlagg) (Verstecken spielen; Kinderspiel). → duuken, Rieserbessem, weggstoppen.
Zs.: Piep-

verstoppt verstopft; ohne Verdauung

verstorwen 1. ausgestorben. De Stellmaakerij is 'n verstorwen Handwark.af-, uutstarwen.
2. verwaist. .n verstorwen Kind (Waise)

verstrie(de)n (Wes, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae) die Beine verrenken, verzerren

verstrieken 1. durchstreichen; erledigen; besorgen. Dat häbb'ke all verstrecken (abgehakt, bereits erledigt). Dat Wark is gawwe verstrecken (schnell getan). En paar Frouens, de verstriekt dat daor (regeln das, besorgen die Arbeit).
2. verstreichen. Nu is de Tied verstrecken.
3. glätten, vertreichen (z.B. Mörtel, Farbe)

verströien, -sträien verstreuen, zerstreuen. Stroh verströien

verströit verstreut, an verschiedenen Stellen. De Famillie sitt so verströit harüm (z.B. beim Fest: ohne Zusammenhalt).

verstummen 1. zum Schweigen bringen. → daalen, tüssen.
2. verstummen

verstuuken verstauchen, verzerren. He häff sik den Dummen verstuukt.

verstuuthaspeln (St, Sü) zurechtsetzen; zurechtstauchen. Denne häbb'ke ornlik verstuuthaspelt (Dem habe ich deutlich die Meinung gesagt).

verstuuwen 1 verstieben. Dat Mähl verstüff.Kaff 1

verstuuwen 2 verstauben, vollstauben. De Bööker wann. ganz verstowwen.

verstüüwen (Vr) ausdünnen (z.B. Schlagholz). → uutstüüwen

versünst, versüss (Vr, Ra, Bo) umsonst. Vanweegen versünst, betahlen!umsüss

versuupen 1. ertrinken, in Wasser versinken. Us bünt 'n paar Morgen versoppen (verregnet, unter Wasser). In de Bux, daor versüpp he noch in (Die Hose ist ihm viel zu groß). → verdröögen, versoppen.
2. ertränken. ne Katte versuupen.
3. vertrinken, versaufen. He häff alls versoppen, Kapp un Koggel.Fell, Kalw, söönig, Statt, verbraanen, Verstand, wonnen

versüürn, -suurn 1. sauer werden, versauern. De Wäiden wann. versüürt (sauer, zu naß).
2. eingehen (z.B. durch Einsamkeit, Langeweile). Wenn ik noch länger nix te doon häff, dann versuur ik noch.

vertällen 1. erzählen. Dat kaas drieste vertällen. Dat wi'k noch eens vertällen (Beginn einer Erzählung). Ik häbb dat van eene vertällen häört (weiß das vom Hörensagen). Well fain vertällen kann, de kann ook fain leegen. Sa'k uh wat vertällen? Kick-uut siene Gesellen, de könnt met de Nösse Erpel schällen (Spottvers). → Döönken, Geschichte, mien, wied, wiese.
2. sik vertällen (sich verzählen, falsch zählen).
Zs.: wieder-

Vertällsel n. Erzählung. → Döönken, Sooße, tamper.
Zs.: Spook-

Vertällster f. Erzählerin; Frau, die Geschichten erzählt

Vertällsterbook n. Buch mit Geschichten, Erzählungen

Vertällstück n., -stücksken Märchen, kleine Erzählung (für Kinder). → Sünt-Jansdagg

vertäödeln, -taodeln nutzlos vertun, verlieren (durch Nachlässigkeit). → verdöddeln, verklüngeln

Vertapp m. (St, Bo) Ausschank (Schnaps, Bier). ne stillen Vertapp (Ausschank ohne Konzession, → Waakeltoog).

vertappen 1. durch Zapfen verbinden, kreuzförmig verzapfen. de Spoorn in de Hilde vertappen. → verkammen.
2. falsch zapfen (z.B. Bier in Schnaps zapfen). De häff dumm Tüüg vertappt.

verteek(n)en verzeichnen

Vertehr m. Verzehr; Verbrauch an Essen u. Trinken. → Tehringe

vertehrn 1. aufessen, verzehren. Den Kooken is all weer vertehrt (wenn man z.B. nach dem Kaffeetrinken einen Spaziergang macht). De Pääten mochen betahlen, wat vertehrt wodde (bei der Tauffeier). De kinne weet te vertehrn, de weet ook kinne te verdeenen (Wer keinen Schnaps trinkt, taugt nicht, → drinken). Well lange schlöpp, de Gott ernährt, well froh upsteht, de vull vertehrt (von Langschläfern, scherzh., → froh 1). → Brood, Gesundhäid, Öwwerdaod.
2. feiern (z.B. Schützenfest, Nachbarschaftsfest). dat Schützenfest vertehrn.Schattegeld.
Zs.: Hahnen-, Karkgangs-, Kistenbodden-

vertimmern 1. verzimmern, mit Holz verschlagen. dat Huus (met Holt) vertimmern.
2. verprügeln

vertinnen verzinnen. De Kopperpanne was binnen vertinnt.Tinn

vertodden wegschleppen, wegbringen

vertollen verzollen; verzinsen

verträä(de)n 1. vertreten, (Fuß, Bein) verrenken, verstauchen. En Peerd kann sik verträän, un 'n Mensk kann sik verdoon (z.B. bei teurem Geschäft, → verloopen).
2. in der Wendg. sik (lück) de Beene verträäden (spazieren gehen).
3. vertreten, ersetzen. → Stää

vertrackt schwierig

Vertreck n. Bleibe; Wohnung; (kleines) Zimmer

vertrecken 1. umziehen; weggehen. → ümtrecken, uut-, verhüüsen.
2. sik vertrecken (sich verziehen). Natt Holt vertreckt sik.schmieten, trecken

vertröösten vertrösten. Se mochen em up laater vertröösten.

vertrouen verheiraten. Se was nich vertrout west (war unverheiratet).

vertrümmen schlagen, verprügeln

Vertruuen, -truuwen n. Vertrauen. Daor häbb'ke kinn Vertruuen to. Dat häbb'ke uh in Vertuuen vertällt.
Zs.: Gott-

vertruuen, -truuwen vertrauen

vertucken schlagen, ohrfeigen, einen Stoß versetzen. → vertuubacken

vertünteln 1. nutzlos vertun, vergeuden; Sinnloses tun. Geld vertünteln. den Dagg vertünteln.verklüngeln.
2. umsorgen; verhätscheln, verweichlichen. → betünteln, verhäägen

vertuss(k)en verheimlichen

vertuubacken schlagen, ohrfeigen, einen Stoß versetzen. de Blaagen vertuubacken (verprügeln). He häff em dr' eene vertuubackt.

vertüünen versperren, verschließen. Dat Hecke is vertüünt.

vertuuß(k)en vertauschen

vertwällen verirren. → vertwaolen

Vertwang m. (St, Sü, Ge, We, Ra, Bor, Hei, Rae) Verpflichtung; Zwang

vertwaolen, -dwaolen, sik (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, Hei, Rae, Bo) sich verirren, verlaufen. → räinewegg, verdwaddeln, vertwollen

vertwassen (Ge, Ra) verquer; bockig, widerborstig. → twassen

vertwieweln verzweifeln. Dat was to't Vertwieweln!

Vertwiewelung f. Verzweiflung

vertwollen, -dwollen (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Ra, Rae, Bo) ziellos; durcheinander, verwirrt. He löpp so vertwollen herüm.vertwaolen

veruutvööruut

ver-üütereert (Wes, Ot, Vr) erstaunt, verblüfft; verwirrt. → veraltereert

verwäägen verwegen. ne verwäägene Käärl. He süht verwäägen uut.

verwäägen, sik sich irren beim Wiegen, falsch abwiegen

verwäärnverweern 2

verwaasemen voll von Wasserdampf werden. Maak de Dööre loss, et verwaasemt alle!

verwachten, -wochten erwarten. De Naobers verwachten, dat se Koffie kreegen bi't Föör-anbööden. Dat häbb'ke van di nich verwocht! Daor kaas nix Gudds van verwochten! (Er ist böse). Wees nich, wat di verwacht. Se verwocht (noch) wat (Sie erwartet ein Kind). → unverwacht

Verwahr m. (Wes, St, Sü, Bor) Verwahrung; Gewahrsam, Obhut. dat Geld in Verwahr nemmen

verwahrloosen verwahrlosen. → achtern

verwahrn 1. verwahren, aufbewahren. Man bruukt dat olle Gräi nich mähr, owwer man dööt't noch 'n bettken verwahrn. Olle Löö un kläine Kinner bünt am besten verwahrt in Huuse.
2. wahren. Se deen dat, üm 'n Anstand te verwahrn.

verwahrnemmen (Bor) zur Kenntnis nehmen

Verwahrschoole f. Kindergarten (um 1900). → Kindergaorden.
Zs.: Kinder-

Verwahrung f. Haft, Gefangenschaft. → Pietermann

verwäien verwehen

verwäind, Verwäindigkäitverwennd, Verwenndigkäit

Verwalter m. Verwalter; Großknecht. → Boumester, Groot-, Peerdeknecht

verwamsen, -wämsen schlagen; verprügeln. Steene verwamsen (zurechthauen)

verwandt verwandt. → wied, wiedlöftig

Verwandtenpries m. Vorzugspreis

Verwandtschup, -schop f. Verwandtschaft. → Famillie, Frende, Geldsaaken, poopelig, puckelig, weggschicken

Verwarr m. (St, Ge) Verwirrung

verwassen, sik sich verwachsen; sich verändern im Aussehen. Se häff sik knapp verwossen (hat sich schön herausgemacht, ist hübsch geworden). → Junghäid, verwossen

verweern 1 verwirren, durcheinanderbringen. De Klanke is verweert (verhaspelt). → verhaspeln, verweert, Weere

verweern 2, verwäärn verwittern, verrotten. Buuten verweert dat Höi.uutweern

verweert durcheinander, verwirrt. Se is ganz verweert (geistig verwirrt). → verweern 1

verwennen verwöhnen. Wenn Ooma de Blaagen verwennt häff, dann kaas de nich mähr met übgaon.

verwennd, verwäind 1. verwöhnt; zimperlich, anstellerisch. verwennd maaken (verwöhnen). • Wenn ih verwennde Blaagen willt sehn, mött ih nao andere Löö hen gehn! Wat'n verwennd Praoten (z.B. wehleidiges Gerede). De bünt ganz verwennd in't Ääten (Feinschmecker). → Drietert.
2. empfindlich, eigen; besorgt (um). Met de Tasken-uhr is he ganz verwennd met (mit der Taschenuhr geht er sehr vorsichtig, behutsam um). Met den Hund is he verwäinder met as met siene Frou.Buur, old, verwönnen

Verwenndigkäit, Verwäindigkäit f. Anstellerei, Verwöhntheit. De hüült van Verwäindigkäit.Aapenköster

Verwennthäit f. Verwöhntheit. Met de Beene in´n Backkasten, dat was baar Verwennthäit.

verwesselbaor, -wisselbaor verwechselbar.
Zs.: un-

verwesseln, -wisseln verwechseln

verwickelt wirr, unklar, durcheinander. → Weere

verwicksen verhauen, verprügeln. Ik sall di 't Gatt verwicksen!

verwiedern erweitern, vergrößern

Verwies m. Verweis

verwiesvöörwies

verwiesen 1. verweisen, hinweisen (auf).
2. verweisen, abweisen, vorhalten, vorwerfen. → Panne

verwildern, -willern verwildern

verwisken, -wissen verwischen; vertuschen

verwöhlen verwühlen

verwonnen durch Wohnen abnutzen

verwönnen, -wennen verwöhnen. → verhäägen, verwennd

verwöösten verwüsten

verwormt wurmstichig, verwurmt, vom Holzwurm befallen. → pierr ötterig, wormig, wormsteckig

verwossen verkrüppelt, verwachsen. ne verwossene Dänne.mietrig, verwassen

verwotteln verwurzeln. Se wann. daor verwottelt.

verwünderlik, -wünnerlik seltsam, verwunderlich. Dat is mi doch verwünderlik!

verwündern, -wünnern verwundern, wundern. Dat häff mi verwündert (hat mich gewundert).

verwünsken, -wöö(n)sken verwünschen; verteufeln

verzichten verzichten. → bichten

verziern, -ssiern verzieren. → Müüre

Verzierung, -ssierung f. Verzierung, in der Wendg. Brääk di nich de Verzierung af! (Stell dich nicht so an).

Vesiete, vesieten, Vesieten-, VesieterijVisiete, visieten, Visieten-, Visieterij

Vesper f'n. 1. Kaffeemahlzeit (gegen 16 Uhr); Vesperbrot (Brot, das zur Vespermahlzeit gegessen wird). de Vesper hollen.Veer-ühr.
2. abendliche Andacht in der Kirche. de Vesper singen. Ik häbb se nich in't Vesper sehn.

Vesper-ääten, -etten n. Vespermahlzeit; Abendessen. → Aobend-ääten

Vesperbrood n. Vesperbrot, Abendbrot

Vesperdisk, -diss m. Abendbrottisch

Vesperkorw m. Korb, in dem Brot u. Kaffee aufs Feld gebracht wurden. → Äätens-, Botterrams-, Drinkenskorw, Kruunekraane

vespern Kaffee trinken (z.B. um 16 Uhr); zu Abend essen

Vespertaske, -tasse f. Tasche, in der früher Brot u. Kaffee aufs Feld gebracht wurden. met Vespertaske un Drinkensbüsse nao't Land hen.Vesperkorw

Vespertied f. Kaffeezeit (gegen 16 Uhr). → Drinkens-, Koffiedrinkenstied

vettehn, vettien, vettigveertehn, veertig

Vetteraan m. Kriegsveteran; altes Pferd, das lange gedient hat (scherzh.)

vier, Vier-, vier-, viertigveer, Veer-, veer-, veertig

Viggeliene, Viggelien f. (Viggelienen) Geige. Up Faschlaowend, dao spöllen se met de Viggelien (aus einem Lied, → Jannaagel). → Fiedel, Vioole

Viggelienenboggen, -boogen m. Geigenbogen. → Striekstock

Viggelienenkaste(n) m. Geigenkasten

Viggelienenspöller m. Geigenspieler

Viggelienenstrieker m. Geigenspieler (scherzh.)

VigöölkenViöölken

Vikaar, Vikaarius; Vikaarges m. (Ge, Ra) Vikar

Vikaarij f. 1. Wohnung des Vikars.
2. kleine Kirchengemeinde

Viktooriapruume f. Pflaumensorte (mirabellenähnlich). → Äierpruume

villicht, villich, villichte, vlichte, vlicht vielleicht. De hadden't vlichte musselig! (Die hatten es aber unordentlich).

Vioole, Viool f. (Vioolen; Viöölken) 1. Geige, Violine; Bratsche. Nao de Vioole (Viggelien) lött sik gudd danzen, sägg de Advekaot, daor kreeg he 'n Schinken. Eene häff't an't Viöölken, ne andern an'n Striekstock (Eenmaol häff he't an de Vioole un eenmaol an'n Striekstock) (Ausflüchte; etw. fehlt immer, → Striekstock). Of et ligg an de Vioole of an'n Striekstock, mon Musiek giff't toch nich! (faule Ausreden, → Baadebuxe). → Fiedel, Gewold, Giege, Viggeliene.
2. in Wendungen wie Dat is ne mooie Vioole (ein Flittchen, leichtes Mädchen). Kriss glieks wat vöör de Vioole! (Schläge auf den Hintern). Dat is doch blooß Vioole! (z.B. Getue, Anstellerei, ein Vorwand, Angeberei).

Vioolenspöller m. Geigenspieler

Viöölken; Vigöölken, Wiegelken (Rh, Bo) 1. Veilchen.
2. Stiefmütterchen. .n dreeklöörig Viöölken (Ackerstiefmütterchen). → Steefmööderken

Visier n. Visier, bes. in der Wendg. He ha. wat in't Visier (hatte best. Absichten). → Naod

Visiete, Vesiete f. (Visieten; Visietken) Besuch; Einladung. Visiete hollen (Besuch haben). up Visiete gaon (auf Besuch gehen). Visiete brägg tweemaol Pleseer: wenn se kümp un wenn se geht. Visietkes maaken (ausgehen; feiern). Dat was ne Kahle Visiete . aone Koffie un alls. Up ne hooge Kaore met twee Brää, daor föhrn se met up Visiete (Visietenscheese). Nu is de Visiet an'n End! (Nun ist es aus, z.B. bei Streit). Ih bünt jao nich up Visiete hier! (z.B. Meister zu Lehrjungen, wenn sie zu langsam arbeiten). up Visiete gaon (Figur beim Volkstanz, → Kunderdanz: Die Tänzer schwenken einmal nach links, einmal nach rechts so herum, daß sich jeweils zwei Paare neu gegenüberstehen). Dat bünt alle socke nije Visietkes (moderne Bräuche, → Akefietkes). → Besöök, dosken, rääken, satt, veer-un-twintig.
Zs.: Ansprääks-, Besehns-, Bröödkes-, Jaggd-, Knabbel-, Koffie-, Kooken-, Kranken-, Kraom-, Melk-, Nij-jaors-, Plass-, Ruuke-, Schlachte-, Schnüffel-, Spinn-, Stipp-, Woste-

visieteern genau nachsehen, untersuchen; kontrollieren (z.B. Leibesvisitation beim Zoll). → fissenteern

Visieten- auch: Vesieten-

Visietenscheese f., -scheesken leichte Zweiradkutsche (Damit fuhr man am Sonntag auf Besuch). → Stadtkaore

visieten, vesieten, versieten Besuch machen; Besuch haben. in de Naoberschup visieten (gaon). Wi doot vesieten (verkehren miteinander).

vlicht(e)villicht

Visieterij, Vesieterij f. häufiges Besuchen (abw.)

Voggel; Vöggel (Rh) m. (Vöggel(s); Vöggelken) 1. Vogel (z.B. Singvogel, Waldvogel; Vogel aus Holz beim Schützenfest). • Dat is de Uule under de Vöggel (Er paßt nicht zu den anderen; er fällt auf). • He sitt daor as de Uule under de Vöggel (z.B. einsam). Häs wa. 'n Voggel! (Du spinnst wohl). → afscheeten, Feere, flöiten, kaputt, Koggel, Krömmel, Koue, leed, Päppelholt, spassig, stuuwen 1, twee, Uule, vergääten, Wessum, wiesen.
2. männl. Taube (St, Sü, Ge, We, Bor, Bo). (alt). → Duuwenmänneken.
3. Tonflöte in Vogelform. → Flöite, Kuckuck, Nachtigall, Voggelflöite.
4. vogelförmiger Gegenstand. .n Vöggelken an'n Palmstock (Gebäck in Vogelform, Bo). → Palmvoggel, Ssuckervöggelken.
5. Mörtelwanne, Kasten zum Rühren u. Tragen des Mörtels. → Handlanger, Spaisvoggel.
Zs.: Aos-, Dooden-, Ies-, Jung-, Kanarjen-, Kramms-, Mäi-, Nacht-, Palm-, Pech-, Piep-, Pingster-, Sing-, Sommer-, Spais-, Spass-, Spraolen-, Ssucker-, Stoot-, Sünnen-, Torf-, Waater-, Wind-, Zugg-

Voggel- auch: Vöggel-

Voggelbääse, -beer(e) f. Vogelbeere. → Flöitenholtbääse

Voggel(bääsen)boom m. Vogelbeerenbaum, Eberesche

Voggelbääsendruuw(e) f. (Bor, Bo) Vogelbeerdolde

Voggelbääsenholt n. Vogelbeerholz (Material des Schreiners). → Flöitepiepenholt

Voggelbääsenstruuk m. Vogelbeerstrauch

Voggelbeer, -bier n. (St, Sü, Ge, Rh) Schützenfest. → Schützenfest

Voggeldreet m., -driete f. Vogelkot

Voggelflinte f. Kleinkalibergewehr (6 mm)

Voggelflöite f. Tonflöte in Vogelform. → Voggel

Voggelfoor, -fuur n. Vogelfutter, Hühnerfutter. Mengsaod is gudd äs Voggelfoor.

Voggelfoot m. 1. Hahnenfußgewächs (Unkraut). Voggelfoot mutt in'n Räägen hackt weern (bei Nässe, damit die Wurzel freiliegt).
2. grüne Hirse, Borstenhirse (Ge, Ra, Rh)

Vöggelgepiepe n. Vogelgezwitscher

Voggelhüüsken Futterhäuschen für Vögel; Nistkasten

Voggelkasse f. (Sü, Ge) Wildkirsche

Voggelkassenboom m. wilder Kirschbaum

Voggelkaste(n) m. Brutkasten, Nistkasten für Vögel

Voggelklaos m Vogelnarr. Dat is so ne Voggelklaos.

Voggelkoue f. Vogelkäfig; Käfig für Lachtaube od. Schwarzdrossel. Eerst ne Voggelkoue, dann nen Voggel (Erst bauen, dann heiraten, → Koue).

Voggelkruud n. Vogelmiere (weiß blühendes Unkraut, Nelkengewächs)

Voggelmiere f. (Vr, St, Sü, Bor, Hei, Rae) Vogelmiere. → unwies

vöggeln die Mörtelwanne tragen. Den Handlanger mutt vöggeln.Spaisvoggel

Voggelnett n. Netz, Fangvorrichtung für den Vogelfang

Voggelnüst, -nüss n. Vogelnest. Gott weet alls, sagg de Junge, maor mien Voggelnüst, dat weet he nich.uutnemmen

Voggelrerk m. Vogelknöterich. → Rerk

Voggelroo(de) f. Vogelstange. → Voggelstange

Voggelsang m. Vogelgezwitscher

Voggel-scheeten Vogelschießen (Brauchtum, Höhepunkt beim Schützenfest). Voggel-scheeten, dat is Dingsdagg morgen. → Schützenfest, Torf-voggel

Voggelschöie f. Vogelscheuche. Breng ääben ne Voggelschöie in de Arften.Jan-Peeter

Voggelschreck m. (Vr, St, Sü, Ra, We, Bor, Hei, Bo) Vogelscheuche. → Jan-Peeter

Voggelständer, -stänner m. Ständer für die tragbare Mörtelwanne

Voggelstange f. 1. Vogelstange (Stange mit Kugelfang, an der der Holzvogel beim Schützenfest befestigt ist). ne höltene Voggelstange met den Voggel dr'up.
2. Gestell für die tragbare Mörtelwanne. Den Voggel stonn up de Voggelstange.

Voggelverdriewer m. Vogelscheuche. → Jan-Peeter

Volk n. (Völker; Völksken) 1. Gesinde, Hausgenossen; Dienstleute; Familienmitglieder. Et was vull Volk bi de Groowe (viel Verwandtschaft). • So Volk so Hund (Veh) ("Wie der Herr, so 's Gescherr", → Löö). → usse, uutnutzen.
2. Leute; viele Leute (meist abw.). Et is Volk in de Winkel (Es ist Kundschaft im Laden). Wat was de weer 'n Volk up de Karmis! To de Driewjaggd, daor bruukten de vull Volk to. Häs dat frömde Volk immer up de Döören loopen (z.B. Hausierer, Bettler). Bekiek di äs dat Volk, wat daor harümlöpp! Magisters, dat is 'n Volk föör sik! Wat'n schlecht Volk (z.B. Betrüger). → häbben, jung, laate, Löö, toloopen.
3. Schwarm von Vögeln, Insekten. .n Volk Trieshöhner (Gruppe Rebhühner). met de Völker in't Heed gaon (mit den Bienenvölkern). → Drubbel, Kette, Schwicht, Schuuwkaore.
Zs.: Bäädel-, Bijen-, Denst-, Foot-, Froulöö-, Hohner-, Iemen-, Jung-, Kräien-, Mannslöö-, Pack-, Peerde-, Praote-, Prütt- , Ratten-, Ssigöiner-, Städtkes-, Strunt-, Wark-, Wiewer-

Völkerball m. Völkerball (Kinderspiel)

Völkerfüll, -en n. (Vr) weibl. Fohlen

Völl-, völl- "voll" → Vull-, vull

völle, völl, vull (mähr; meest) 1. viele. Se häbbt völle Blaagen. •• Vull könnt bääter eene helpen äs eene vull (Viele können besser einem helfen als einer vielen). → Kind.
2. viel. Baar so vull wo'k daor nich van häbben. Et wödd em te völl (zu anstrengend, zu mühsam). Hier wodde nich völle maakt (nichts Besonderes, Erwähnenswertes). Wenn vull kaas, moss ook vull doon (Well völl kann, mutt ook völl doon). Well vull kann, kümp vull an (Wer viel kann, muß viel tun, → beste). Well völle praot, mutt völle wetten of völle leegen. Dat is lück völle säggt (Das ist wohl zu viel gesagt). Ik kann van alles nich vull (iron.). Ik wuss em a. vull te vull (Ich wußte zu gut über ihn Bescheid). Met mi is't nich mähr vull (Ich bin alt). Dat is mi nich völle wäärd. He moch'n völl te gäärne (Er trank sehr gerne Schnaps). De Ommen brennt vull te hatt.ääben 1, Beck, bettken, Driete, Foot, helpen, metbrengen, Saaks, starwen, Ümstand, up, wäärd.
3. oft. Stuuten gaff't nich völle. He kamm vull bi us.faake.
Zs.: bo-, so-, wo

völlerläi, vullerläi vielerlei

völler(t)wäägen, -weggen, vuller(t)wäägen, -weggen vielerorts, an vielen Stellen; bei vielen Leuten

völlmaols, vullmaols vielmals

völltieds, vulltieds oft, meistens

vönne, vönnstevöörne, vöörnste

vöör 1. vor. Vöör't Huus stonn ne Boom. vöör de Grund (am Boden; auf den Boden, alt, → up). De Rogge ligg flack vöör de Grund. Daor is mi 'n Lääpel vöör de Grund follen. He häff alls vöör de Grund eschmetten (zu Boden geworfen). He will dat vöör de Naobers nich wetten. He is vöör'n Dokter west (beim Arzt). de Wääke vöör Lechtmissen. vöör twee Jaor. vöör kotten (neulich, → kottens). vöör miene Tied all (vor meiner Geburt). Vöör Jaoren häbbt wi dat anders maakt. Et is fiew vöör halw (Veerdel vöör) (Uhrzeit). De Klocke was immer ne halwe Stunde vöör, nooit achter (ging um so viel vor, wie man zum Kirchgang brauchte). Dann is he mi noch vöör (Dann kommt er eher als ich). Daor geht nix vöör (Besser geht es nicht). Dann mutt ik de noch weer vöör (Dann muß ich wieder dran, z.B. an eine Arbeit). Daor stehs du vöör, daor muss ook döör (Da muß man hindurch, auch wenn es schwer ist). Dann wees nich, wuvull Daage noch vöör di häs (Ungewißheit, z.B. bei Krankheit). ächterste vöör (verkehrt herum, → ünderste). → daorvöör, devöör, Karmis, Leer 2, upstaon.
2. vorne; nach vorne. vöör in'n Ommen (am Eingang des Töpferofens). vöör un achter (vorne u. hinten). Wi häbbt 't Huus vöör un achter loss. Süss löpp't vöör un achter nich mähr (überhaupt nicht mehr). Man kann nich vöör un achter (nicht vor u. zurück). Se lääwt vöör un achter (ist sehr lebhaft). vöör un nao (ganz u. gar). → Ooge, under.
Zs.: daor-, de-, te-

vöör-af, -of vorab, voraus. Se häff wat vöör-af (Sie hat einen Vorteil). Se kriegt 'n Stücksken vöör-af (eine Extrawurst).

Vöör-ahnung f. Vorahnung

vöör-an voran, vorne; vorwärts. Gao noch 'n Endken vöör-an! (nach vorne). Dat Wark geht (löpp) gudd vöör-an (geht gut vonstatten). Met't Ääten is he alltied vöör-an, un met't Wark is he alltied achter-an. To, vöör-an! (Los, schnell). Maak vöör-an! (Beeile dich). He woll immer vöör-an driewen. He konn ähr ook nich vöör-an helpen. Se kümp nich vöör-an (langsam, ungeschickt). → Kaff 1, Tuutemann

vöör-andervöörnander

vöör-arbäiden vorarbeiten

Vöör-arbäider m. Vorarbeiter. → Under-mester

Vöör-asse f. Vorderachse

vöörbääden vorbeten. De Jüngsten mochen immer vöörbääden. ne Littenij vöörbääden

Vöörbääder m. 1. Vorbeter in der Kirche.
2. Rabbiner

Vöörbahn(e) f. Vorderteil der Kleidung. → Ächterbahne

Vöörbeen n. Vorderpfote; Vorderschenkel. Bi Peerde wodden nao de Vöörbeene kecken (beim Kauf, → vöördraawen). Gao daor wegg met diene Vöörbeene! (Nimm deine Hände da weg, scherzh.). → Vöörderbeen

Vöörbeld n. Vorbild

vöörbestellen vorbestellen

vöörbi, verbi 1. vorbei, vorüber; daneben; entlang. Lao mi ääben vöörbi! Daor geht kinn Wegg an vöörbi! Se bünt sik vöörbi loopen (Sie sind aneinander vorbei gegangen). Dat häff se vöörbi sehne (Dabei hat sie absichtlich nicht hingesehen). He lött de Jaore vöörbi strieken (erinnert sich an die Jahre). Se häff de Melk an't Pöttken vöörbi daone (gotten) (Sie hat die Milch daneben geschüttet). He greep vöörbi (griff daneben). He tradd up de Ledder vöörbi (bilangs). De Junge häff sik an de Schoole vöörbi drückt (hat die Schule geschwänzt). He druckt sik an't Wark vöörbi (ist faul). Dat Peerd floog (joog) vöörbi as ne Blitz. De bünt so vöörbi gaone, ohne Daagestied te säggen (ohne zu grüßen). Ik woll noch met em küürn, owwer he striebitzte mi de so vöörbi (Er huschte schnell vorbei). He stüttket hier alle Daage vöörbi (spaziert hier jeden Tag entlang). Komm äs weer vöörbi! (Komm zu einem kurzen Besuch). vöörbi bouen (trecken) (Endfurchen pflügen, → Vöörgewende). Bou ääben dran vöörbi! (z.B. schnell beten vor dem Essen, → delangs). Wi mochen de Säcke den heelen Wegg vöörbi schlöppen (den ganzen Weg entlang). Kaas mi ääben de Botter vöörbi reeken?meeste, schnack, Telegraafenmast, ümhen, vöörhen 1.
2. vorüber, vergangen. Nu is't uut un vöörbi! (Nun ist alles aus).

vöörbinden, -binnen vorbinden. → ümbinden

Vöörbinder, -binner m. 1. Halbschürze, Arbeitsschürze für Frauen.
2. Krawatte

Vöörbindschotte, -schötte, Vöör(binde)schotte, -schötte f. 1. Arbeitsschürze. ne Vöörbindeschotte uut düüster Blau.Brünte, Schloowe.
2. lange weiße Schürze mit losen Ärmeln zum Roggenbinden. → Bindeschotte

Vöörbladd n. Vorderschulter (bei Großvieh, Huftieren). → Vöörschuft

Vöörböideken Vorbau (am Haus). Daor häs di 'n mooi Vöörböideken hensatt.Vöörbou

Vöörbollen m. Vorderschenkel; Eisbein. → Ächterbollen

vöörböögen, -beegen 1. vorbiegen, nach vorne biegen.
2. sik vöörböögen (sich vorbeugen, hinauslehnen)

Vöörbou m. Vorbau (am Haus). Wat häff de 'n Vöörbou (in de Bluuse)! (großen Busen, → Ooge). → Patöölken

vöörbouen vorn anbauen

vöörbrengen, -breggen zum Ausdruck bringen, vorbringen; ein Anliegen vortragen. He häff dat ganz sachte vöörbracht. → Ambacht

vöörbuuten draußen. → verbuuten

Vöördack n. Vordach, Schutzdach (z.B. über der Eingangstür)

Vöördagg m. Vortag. Et gaff Suppe van'n Vöördagg.

vöördannverdann

vöördanzen, -daa(n)ßen vortanzen

Vöördänzer, -daa(n)ßer m. Vortänzer (beim Volkstanz). → Kunderdanz

vöördat bevor, ehe. → vöördeem

Vöördeel m. Vorteil, Vorzug, Nutzen. → Naodeel

Vöördeel n. Vorderteil (z.B. der Kleidung, des Rindes). → Rüggen-, Vöörderdeel

vöördeem, -dem vorher, eher. → vöördat

Vöörderbeen n. Vorderbein. De Vöörderbeene dräägt twee Daardel van't Peerd.Vöörbeen

Vöörderdeel n. Vorderteil (z.B. der Kleidung). → Rüggendeel, Vöördeel n.

Vöörderhand f. 1. Vorderhuf (des Pferdes).
2. Vorderhand (beim Kartenspiel: wer links vom Gebenden sitzt). → Vöörhand

Vöörderpand; Vöörpand (Bor, Hei, Rae) n. 1. vorderes Stück Stoff am Kleid, bes. Einsatz von billigerem Stoff vorne, wo der Rock von der Schürze verdeckt wird. → Maaksachte.
2. aufgeschnittener Sack, der als Schürze vorgebunden wurde (Bor)

Vöördersied(e), -siete f. (Bo) Vorderseite, Frontseite. → Vöörsiede

vöörderstevöörnste

Vöörderveerdel n. Vorderviertel (z.B. des Rindes); Vorderteil (eines Kleidungsstückes). → Achter-, Vöörveerdel

vöördessenvöördüssen

Vöördochter f. Tochter aus erster Ehe; voreheliche Tochter

Vöördook m'n. Schürze zum Umbinden (z.B. für die Festtagstracht). Klumpen uut un ääben nen Vöördook vöördoon (sich schnell umkleiden, wenn man z.B. einkaufen muß). → Ballschotte, Brünte, Lichte, Vöör-rock

vöördoon vortun; umbinden. ne Schloowe vöördoon. dat Peerd vöördoon (anspannen)

vöördöör (Ra, Hei) draußen. → verbuuten

Vöördöör(e) f. Haustür (am vorderen Ende des Bauernhauses). → Bommdööre

vöördöppen vormeißeln (vor dem Bohren, beim Holzschuhmacher, Wagenbauer). met'n Doppbäitel vöördöppen

vöördräägen vortragen. föör Sünte Klaos 'n Gedicht vöördräägen.upsäggen

vöördraawen, -ben vortraben. dat Peerd vöördraawen laoten un genau bekieken, wu't de Beene schloog of weggschoot (vortraben lassen zur Prüfung der Gangart, beim Verkauf). He moch vöördraawen (mußte zur Musterung, scherzh., → mustern).

Vöördragg m. Vortrag

vöördrücken, sik sich vordrängeln

vöördüssen; verdessen, vöördessen (Rh, Bo) zuvor, ehemals, vordem. Wu häff mien Vaader dat vöördüssen daone?ährdaggs

vöör-eenevöörneene

Vöör-end(e) n. vorderer Teil. dat Vöör-end van't Huus

Vöörfääken, -fäcken n. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, Hei) vorderes Brett am Kastenwagen. → Achterfääken

Vöörfack n. (St, Rae, Rh, Bo) Angelrute (das dünne Unterende der Angel). → Angelpietske

Vöörfall m. Vorfall, Ereignis

vöörfallen vorkommen, geschehen. Dat feel bi us nich vöör. In de Famillie, daor is wat vöörfallen (etw. Ehrenrühriges vorgefallen).

Vöörfier f. Vorfeier. De Vöörfier van de Bruudlacht

vöörfiern vorfeiern. Wi doot de Karmis vöörfiern.anstääken

vöörfinden, -finnen vorfinden; antreffen

Vöörfloot m. Vorfluter (tiefer liegender Wasserlauf, der ein Acker- od. Weidestück entwässert)

vöörföhlen vorfühlen

vöörföhrn 1, -führn vorfahren, vorausfahren

vöörföhrn 2, -führn vorführen

Vöörfoot m. Vorderbein, Vorderfuß

Vöörgänger m. Vorgänger

vöörgaon 1. vorausgehen, vorgehen. → vöör-an, vööruut.
2. vorgehen, zu schnell gehen (von der Uhr).
3. Vorrang haben. De Arbäid göng vöör (rangierte höher, wurde zuerst erledigt).

Vöörgaor(de)n, -gurden m. Vorgarten, Anlagen vor dem Haus (mod.). → Vöörhöffken

vöörgevöörig

Vöörgeföhl n. Vorgefühl, Vorahnung

Vöörgekienten m. voreheliches Kind. → vöörkienen, Vöörkind

Vöörgelegge, -geleege n. Übersetzung für Maschinenantrieb

Vöörgerich(t) n. Vorspeise

Vöörgesatten m. 1. Vorfahr.
2. Vorgesetzter

Vöörgeschicht(e) f. Vorgeschichte

Vöörgeschmack m. Vorgeschmack. → Vöörschmaak

Vöörgesicht n. Vorahnung, Vorerscheinung im Zweiten Gesicht; Prophezeiung. He häff 't Vöörgesicht hat, he häff sien Bröör met't Kissfatt up de Dääle staon sehn.Spöökenkieker

VöörgestellVöörstell

Vöörgewende f. (Ot, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae) Pflugwendestelle vor dem Acker. → Aanewende, Vöörhöfft, Wendehook

Vöörgewwel m. Vordergiebel

vöörgewwen, -gebben geben, reichen. Ik häbb de Beeste de Runkel vöörgebben (habe den Kühen Rüben verfüttert).

vöörgistern, -gissern vorgestern. → ährgistern

vöörgriepen vorgreifen

VöörhaamerVöörschlaggshaamer

vöörhäbben vorhaben, beabsichtigen. Wat häs dann vöör?

Vöörhand f. Vorhand (beim Kartenspiel). an de Vöörhand sitten (de Vöörhand häbben) (die erste Karte ausspielen). → Vöörderhand

vöörhangen vorhängen. en Dööksken vöörhangen (die Blöße bedecken)

Vöörhangeschlott n. Vorhängeschloß

vöörheer vorher; früher, zuvor. Dat was twee Jaor vöörheer.verledden, Verstand, vöörnao

vöörheer voraus, im voraus. de Tokümste vöörheer säggen. Nümms kann dat vöörheer wetten.vööruut, waorsäggen

Vöörhemd n. gestärkte Hemdbrust, Hemdeinsatz, der ein Oberhemd vortäuscht. → Schamiesken

vöörhen 1 1. daneben, davor. Se dee de Schötte vöörhen (Sie legte die Schürze ab). He spannt de Peerde vöörhen (spannt die Pferde aus). Nu doo de Peerde de mon vöörhen! (Hör mit der Arbeit auf, mach Feierabend). → vöörbi.
2. in Wendungen wie vöörhen strieken (stöcken) (aufgeben). Nu häff he ganz vöörhen strecken. He stöckt vöörhen (Er macht das nicht mehr mit).

vöörhen 2 vorhin, vor kurzem (mod.). → vanheer

Vöörhöffken Vorgarten, Anlagen vor dem Haus (alt). → Vöörgaorden

Vöörhöfft n. (Wes, Vr, St, Bor, Rh) Pflugwendestelle vor dem Acker. → Vöörgewende, Wendehook

Vöörhöi n. Heu der ersten Mahd; erster Grasschnitt

vöörhollen 1. davorhalten; darreichen. He moch de Löö in de Karke den Stääkhaamer vöörhollen (den Klingelbeutel vorhalten, reichen).
2. dauern; ausreichen, (lange) vorhalten. Et höllt noch wall lück vöör (Es dauert noch). Wat höllt dat Wark doch vöör! (von langwieriger Arbeit). Den Klampen Höi höllt noch wall vöör (Es dauert, bis der Heuhaufen aufgebraucht ist). Dat Ääten höllt nich lange vöör (sättigt nicht).
3. vorwerfen, vorhalten. Se höllt em immer noch vöör, dat he soppen häff (ist nachtragend). → Sündenregister

Vöörhuus n. Vorderhaus (vorderer Wohnteil eines Bauernhauses, z.B. moderner Anbau)

vöör-ielig voreilig. Muss nich so vöör-ielig wenn.!

Vöör-ieser, -n n. Vorschneidemesser vor der Pflugschar zum Aufschneiden der Grasnarbe. → Ploog-, Schöör-ieser

vöörig, vöör(i)ge vorig(e). vöörig Jaor. vöörige Wääke. vöörige Daage.vergangen

Vöörjaor n. 1. Frühjahr. In't Vöörjaor wäddt de Balkens läög (gehen die Vorräte zur Neige). → Fröhjaor, Mäi.
2. das Jahr davor. Dat was in't Vöörjaor (voriges Jahr).

vöörjaors vom vorigen Jahr, vorjährig. Den Schinken is vöörjaors. → öwwerjäörig

Vöörjaorsbloome f. Frühlingsblume (z.B. Schneeglöckchen)

Vöörkaamer f. 1. vorderes Zimmer, Wohnzimmer.
2. Vorbau am Haus, vorgebautes Zimmer. → Ächterkaamer, Vöörstommen

Vöörkieker(t) m. Hellseher, Geisterseher. → Spöökenkieker, Vöörgesicht

vöörkienen vorkeimen. Pott-erpel mött't eerst vöörkienen (Pflanzkartoffeln müssen erst vorkeimen). Se häff a. vöörkient (Sie ist vor der Heirat schwanger). → Vöörgekienten

Vöörkind n. Kind aus erster Ehe; voreheliches Kind. → un-ehrlik

vöörknööpen, -knöppen, sik "sich vorknöpfen", zur Rede stellen. Denne häbb ik mi äs düftig vöörknöppt (zur Rechenschaft gezogen). → Knoop, Strotte

Vöörköcke(n) f. große Küche, Vorderküche des Bauernhauses (Diele, Eingangsraum, hier wurde hauptsächlich gekocht, → groot), im Ggs. zu → Ächterköcken

vöörkocken vorkochen. Den Kock moch 'n Dagg vöör de Bruudlachte vöörkocken.

vöörkohlen vorgaukeln, vortäuschen. De häff em wat vöörkohlt.

Vöörkommen n. großer Busen; dicker Bauch (scherzh.). De häff 'n gudd Vöörkommen (ist beleibt). De häff mähr Vöörkommen as Naokommen (hat einen üppigen Busen, aber wenig Kinder, Wortspiel). → Tittelatuur, Vöörscheppsel

vöörkommen 1. hervorkommen, nach vorne kommen.
2. vorkommen, sich ereignen. Dat kweem fröhr fääker vöör. He konn alle Arbäiden doon, de vöörkammen.Wenn'm vöörkommende Dinge wetten konn, dann konn'm met ne Penning döör de Welt kommen.
3. vorkommen, erscheinen. So kläin kümp mi de nich vöör.spaanisk.

vöörkommend zukünftig. Wenn du vöörkommende Dinge wuss, kaos du met ne Penning rieke weern.

vöörköögeln, -köcheln vorgaukeln, (etw.) vormachen. He will mi wat vöörköögeln!

vöörkopps quer davor. Dat Röhrschleet was 'n Schleet met'n Bredd vöörkopps to't Ümröhrn van Aale (zum Umrühren der Jauche).

vöörkouen 1. vorkauen.
2. bis ins Einzelne erklären

vöörkriegen 1. hervorholen, nennen.
2. "vorknöpfen", zur Rede stellen. → vöörknööpen

vöörkruupen hervorkriechen; sich vordrängen

vöörküllen vorgaukeln, vortäuschen

Vöörkümste f. Ereignis

vöörküürn, -köiern vorreden; einreden

vöörlaa(de)n vorladen

vöörlääsen vorlesen. In de Fasten wodde nao't Ääten vöörlääsen uut'n dick Book.

vöörlääwen, -ben vorleben; ein Vorbild geben

vöörlaoten vorlassen, nach vorne lassen

vöörleegen vorlügen. Wenn dat nich glöffs, dann leeg ik di wat anders vöör (iron.).

vöörleer "zum Vorschein" → Leer 2

vöörleew vorlieb, in der Wendg. vöörleew nemmen (met) (vorliebnehmen, sich begnügen mit)

vöörleggen vorlegen. He häff 'n mooi Gesellenstück vöörleggt.

Vöörlegger m. 1. kleiner Teppich, Matte.
2. Schöpflöffel, großer Löffel; Suppenkelle. ne Vöörlegger van Kopper.Schleew

vöörlest(e) vorletzte. → eenejüngste, eene-, twiddeleste

vöörlöchten voranleuchten

Vöörloop m. Schnaps, der als erster aus dem Kühlfaß kommt. → Vöörlöppsel

vöörloopen vorauslaufen

Vöörlööper m. 1. Vorläufer; Voranzeichen. Schwatten Haamerschlagg is 'n Vöörlööper van Räägen.
2. Späher, Vorausläufer (beim Schmuggeln).
3. voreheliches Kind. → Vöörkind

Vöörlöppsel n. (St, Sü, Ge, Hei, Bo) Schnaps, der als erster aus dem Kühlfaß läuft. → Vöörloop

vöörlüü(de)n läuten vor Gottesdienstbeginn

vöörmaaken vormachen; vortäuschen; beschwindeln. Denne kaas nich wat vöörmaaken (Denne kaas nix vöörmaaken) (Er ist nicht dumm, weiß Bescheid). Dat kaas de Katte vöörmaaken (wiesmaaken)! (Das glaube ich nicht). De maakt em nix vöör (Die sind nicht besser als er). → vöörwies

Vöörmann m. Vordermann

vöörmarken, -merken vormerken

Vöörmeddagg, -middagg m. Vormittag.
Zs.: Sunndagg-

vöörmeddaggs, -middaggs vormittags

Vöörmelk f. erste Milch nach dem Kalben. → Biestemelk

vöörmelken die erste Milch abmelken; zum ersten Mal nach dem Kalben melken. → daale-, neerlaoten

vöörmerkaar(e) (Vr, St, Sü, Ge, Bor, Rae) zustande, bes. in den Wendungen vöörmerkaare kriegen (zustande bekommen, schaffen, erreichen). vöörmerkaare häbben (geschafft haben). Ik häbb't met em vöörmerkaare (habe es mit ihm abgemacht). Dat häs noch lange nich vöörmerkaare! (Das ist noch nicht in Ordnung). → vöörneene

Vöörmess, -er n. Vorschneidemesser vor der Pflugschar. → Schöörmess, Vöör-ieser

Vöörmund m. Vormund

Vöörmundschup, -schop f. Vormundschaft

Vöörnaame(n) m. Vorname. → Achter-, Bi-, Tonaamen

vöörnaf, -of in der Wendg. vöörnaf häbben (vorhaben)

Vöörnahmst(e), Vernahmst(e) n. in der Wendg. Dat is't Vöörnahmste! (Das ist die Hauptsache). → Houpt

vöör(n)ander voreinander

vöörnao (Rh) vorher. → vöörheer

vöörne, vönne vorn. Den Waagen moch vöörne leeger wenn. as achtern. Wenn de Fracht tevull nao vönne ligg, mutt dat Peerd tevull dräägen. nao vönne gaon (nach vorne, z.B. von der Tenne in den Wohnbereich gehen). Is 'n Baas vöörne? (Ist der Hausherr auf der Tenne). De sitt immer vöörne in de Karke (tut fromm). van vöörne (von der Vorderseite). van de vöörne (vorher). Dat häbbt se van de vönne all wetten. in't vöörne (im voraus). Du wees in't Vönne nich, wo't gudd vöör is. He kick all wied in't Vönne (blickt weit voraus). He häörn de Prääke van vöörne bes achtern (von Anfang bis Ende). He is van achtern un vöörne beschlaon (sehr gerissen). Vöörne! (Ruf der Treiber, → Haas-up). → Brood, Dagg, haruutschmieten, Kaff 1, lääwen, verfreesen, vööruut

vöörne-an vorne, nach vorne; voran. De willt immer vöörne-an sitten. Moss dienen Willen nich ait vöörne-an setten!

vöör(n)eene voreinander, bes. in der Wendg. vöörneene kriegen (schaffen, erreichen). He krigg't nich vöörneene (Er bewältigt es nicht). → vöörmerkaare

vöörnehm vornehm. Wat ne vöörnehmen Pinkel!bääter, fien

vöörnemmen 1. vornehmen. Ik sall em äs vöörnemmen ("Ich werde ihn mir vorknöpfen"). → vöörknööpen.
2. sik vöörnemmen (sich vornehmen). Wat se sik vöörnemmt, dat kriegt se ook praot.
3. in der Wendg. Ik graleer di met't Vöörnemmen! (Formel zum Gratulieren, wenn das Brautpaar von der Kanzel verkündet wird, Wes, Bor, St, Sü, Ge, Hei). → Prääkstohl

vöörne-uut vorneheraus

vöörnste, vöörste, vönnste; vöörderste (Bo) vorderste; erste. vöörnste Tande (Schneidezähne, → Vöörtand). vöörnste Brügge (Brustbaum am mechanischen Webstuhl). dat vöörnste Veerdel (Vorderviertel, z.B. eines Rindes, → Vöörveerdel). vöörnsten End (vorderer Teil, z.B. Wohnbereich des Bauernhauses). → ächterste

vöörntied kürzlich, vor einiger Zeit. Vöörntied häbb ik em noch troffen.kottens, verlängst

Vöör-ölders (Pl.) 1. Großeltern (alt). → Groot-ölders.
2. Ahnen, Vorfahren

vööröwwer vornüber; nach vorne. vööröwwer fallen. He geht vööröwwer (vornüber gebeugt, gebückt).

VöörpandVöörderpand

Vöörpink m. (Ot, Vr, St, Sü, Hei, Rae) das erste Schwein, das zu Beginn des Winters geschlachtet wird (200-250 Pfund schwer)

Vöörpoot m., -poote f. Vorderbein, Vorderpfote

Vöörploog m. vorderer Teil des Pfluges. → Galgen, Ploogwaagen

vöörpraoten vorreden, einreden; überreden. Well häff di dat dann vöörpraot?

vöör-rääken vorrechnen

vöör-ofvöör-af

Vöör-radd n. Vorderrad (z.B. des Wagens, Fahrrades). De Vöör-raa wassen dree Toll kläiner as de Achter-raa.

Vöör-rang m. Vorrang

Vöör-raod m. Vorrat. Du mochs an alle Sorten Holt ne Vöör-raod häbben (beim Schreiner). Van dat Spill häbb wi nich vull Vöör-raod van. in Vöör-raod (auf Vorrat). Süügergaffeln föör de Kopperpumpen wodden in Vöör-raod schmedd in'n Winter.

vöör-räödig vorrätig

vöör-rennen, -rannen vorausrennen

vöör-rie(de)n 1. vorreiten, vorführend reiten.
2. vorausreiten

Vöör-rieder m. 1. Vorreiter.
2. Vorausreiter

Vöör-rock m. (Bo) Schürze. → Vöördook

vöör-röökern vorräuchern (beim Heizen des Brennofens)

Vöör-ruum m. Vorraum

vöörsäggen vorsagen, zuflüstern (in der Schule)

Vöörsänger m. Vorsänger (in der Kirche). → Vöörsinger

Vöörsatz m. Vorsatz. gudde Vöörsätze häbben

Vöörschääler m. Vorschneidemesser vor der Pflugschar. → Vöör-ieser

Vöörschäämel m. Querstück über der vorderen Wagenachse

Vöörschaar f. Vorschneidemesser vor der Pflugschar. → Mestinlegger, Vöör-ieser, -strieker

vöörscheern vorstechen (beim Torfstich)

vöörscheeten 1. schnell vorrücken.
2. "vorschießen", borgen. Geld vöörscheeten

vöörschicken vorausschicken. He söch ne Dummen, well he vöörschicken kann.

Vöörschien, Voorschien m. Vorschein, in der Wendg. to'n Vöörschien kommen (zum Vorschein kommen). Uut alle Hööke un Löcker kammen de Müüse to'n Vöörschien.Leer 2

Vöörschinken m. Vorderschinken

Vöörschlagg m. 1. Vorschlag, Anregung.
2. verstärkter Teil an der Peitschenschnur. ne Schwöppe met Vöörschlagg un Schnüürken.Kassjoone

Vöör(schlaggs)haamer m. Vorschlaghammer, großer schwerer Hammer für beide Hände (z.B. zum Einrammen von Pfählen). → Schlaagen

vöörschlaon vorschlagen, einen Vorschlag machen

vöörschliepen vorschleifen. Dat Mess moch'm vöörschliepen, wenn't tackelig was.

Vöörschlottflinte f. Vorderlader (Jagdflinte)

Vöörschmaak m. Vorgeschmack

vöörschmieten 1. vorwerfen, hinwerfen. de Koh Klaower vöörschmieten.
2. vorläufig bewerfen. De Wände wodden vöörschmetten met wääterigen Putz (wurden zuerst mit sehr nassem Putz beworfen).
3. zum Vorwurf machen. Wi laot't us dat nich vöörschmieten!

vöörschnie(de)n vorschneiden; vorher zerschneiden

Vöörschnieder m. (Ot, St, Ge, Ra, We, Bor, Rae) Vorschneidemesser vor der Pflugschar. → Schöör-, Vöör-ieser

Vöörschoppe f., -schöppken kleiner Vorbau, Anbau an der Scheune. → Schöppsel

Vöörschöppsel, -scheppsel n. (Vr, Ge, Ra, Bor, Bo) 1. Vorbau, kleiner Anbau an der Scheune: Raum vor dem zurückliegenden Tennentor. → Schöppsel.
2. großer Busen; dicker Bauch (scherzh.). → Vöörkommen

Vöörschotte, -schötteVöörbindeschotte

vöörschriewen, -ben vorschreiben; anordnen, fordern

Vöörschrift, Voorschrift f. Vorschrift. → Naamen

Vöörschuft m. (Ge, We, Ra, Hei, Rae) Vorderschulter (bei Pferd, Rind, Schwein). → Vöörbladd

Vöörschüürßel n. Vordach über der Tennentür des Bauernhauses

vöörschuuwen, -ben 1. nach vorne schieben; davorschieben. .n Lidd vöörschuuwen.
2. vorgeben

vöörsehn 1. vorsorgen; planen.
2. sik vöörsehn (sich vorsehen, in Acht nehmen)

vöörsetten 1. davorsetzen. De häbbt sik ne veerkanten Kasten vöörsatt (z.B. einen Neubau). → P, Pigge.
2. auftischen, vorsetzen, anbieten. → präsenteern, upsetten

Vöörsettinge f. (Wes, St, Sü, Ge, Bor) Fenstergitter, Gardinenersatz (Gardine aus Stoff od. Blech, die vor das Fenster gestellt wurde)

Vöörsich(t) f. Vorsicht. Vöörsicht, dat Peerd schleet achter-uut!

vöörsichtig, vesichtig vorsichtig. Daor muss ganz vesichtig met wenn!
Zs.: un-

Vöörsied(e), -siete f. Vorderseite, Frontseite. → Vöördersiede

vöörsingen vorsingen

Vöörsinger m. Vorsänger. → Vöörsänger

Vöörsitt m. Vorsitz

vöörsitten vorsitzen, den Vorsitz haben

Vöörsitter m. Vorsitzender

Vöörsommer m. Frühsommer (z.B. warmes Wetter im Mai)

Vöörsönn m. Sohn aus erster Ehe; vorehelicher Sohn

vöörsorgen vorsorgen. De Löö ha'en gudd vöörsorgt.

vöörsorglik 1. vorsorglich.
2. fürsorglich

Vöörspann m'n. 1. Vorspann (Teil der Drehstellung am Wagenrad vor den Speichen, Vorlauf an den Wagenachsen). → Öwwerspann.
2. Gespann

vöörspannen vorspannen (vor den Wagen). De Naobers mochen vöörspannen, wenn de eene fastesatt (zusätzlich Pferde vorspannen; Nachbarschaftshilfe).

Vöörspannung f. (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae) best. Speichenstand in den Wagenrädern. Ne Waagen mott lichte loopen, un deswäägen mochen de Raa Vöörspannung häbben.

vöörspeegeln vorspiegeln, etw. vormachen, täuschen

Vöörspöll n. Vorspiel

vöörspöllen vorspielen; etw. vormachen

vöörsprääken vorsprechen; ein Anliegen vortragen

vöörspringen hervorragen, vorspringen. Den Müürsteen sprung vöör.

Vöörsprung m. 1. hervorragender, vorspringender Teil.
2. Vorsprung; Vorteil

Vöörstaalen m. (St, Sü, Ra) vorderes Bein (vom Stuhl, Tisch, gußeisernen Kochtopf)

vöörstampen vorstanzen. ne Haamer to't Vöörstampen (Schmiedewerkzeug)

Vöörstand m. Vorstand.
Zs.: Karken-

vöörstaon 1. vorstehen, an der Spitze stehen; überstehen, vorspringen. Dat Ploogholt mott de Länge nao vöörstaon (überstehen).
2. bevorstehen.
3. vorschweben, in Erinnerung sein. Et steht mi noch so good äs vandaage vöör (Ich erinnere mich noch genau daran). Daor steht mi nix van vöör (Davon weiß ich nichts). Mi steht't faste vöör (Ich weiß es sicher).

vöörstevöörnste

Vöörsteher m. Vorsitzender. Vöörsteher van de Gemeende (Gemeindevorsteher)

Vöörstell; Vöörgestell (Wes, Ot, Vr) n. 1. Vorderwagen mit Achse u. zwei Rädern. → Ächterstell, Schredden.
2. Vorderteil des Pfluges mit zwei Rädern

vöörstellen 1. darstellen; aussehen (nach). Bi de nijmoodske Kunst, dann wees monks nich, wat't vöörstellen soll. Dat Dierken stellt nix vöör (ist klein, unansehnlich, → stellen 1). He stellt noch wat vöör (stellt etw. dar; sieht gut aus).
2. vorstellen, bekannt machen. sik vöörstellen bi de nije Warkstää (sich vorstellen bei der neuen Arbeitsstelle).
3. sik vöörstellen (sich vorstellen, ausdenken). Ik kann't mi nich mooier vöörstellen.

Vöörstollen m. (St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) Vorderbein (von Stuhl, Tisch u'a.). → Vöörstaalen

Vöörstommen, -stowwen m. 1. vorderes Zimmer; Wohnzimmer.
2. Vorbau am Haus, vorgebautes Zimmer. → Vöörkaamer

vöörstooten vorstoßen; nach vorn stoßen; vordringen. den Foot vöörstooten

Vöörstrich m. vordere Zitze am Euter (paarig)

Vöörstrieker m. (Wes, Ot, St, Sü, Ge, We, Bor, Hei) Vorschneidemesser am Pflug. → Schöör-, Vöör-ieser

Vöörströöper m. (Rh) wer für sein Alter gut entwickelt ist

vöörtällen vorzählen

Vöörtand m. Schneidezahn. → Schnietand, vöörnste

Vöörtange f. vorderer Schraubstock an der Hobelbank

Vöörteeken n. Vorzeichen

vöörteek(n)en vorzeichnen, -ritzen. vöörteeken met un aone Schabloone

Vöörtied f. Urzeit, Vorzeit

vöörtieden, vöörtieten damals, früher. → daortieds

vöörtiedig vorzeitig

Vöörtogg m. Vorzug, Vorteil. Well de gröttste Muule häff, de häff immer den Vöörtogg ("Frechheit siegt").

vöörträä(de)n vortreten; hervortreten

vöörtrecken 1. nach vorne ziehen; hervorziehen. Den Staapel an de Siete was lück vöörtrocken.
2. bevorzugen

vöörup vorauf, voraus. Ik gao all vöörup. Lao we mon vöörup loopen. Den Bouknecht mäit vöörup, dat stönn deto (Der Großknecht mäht vor, das war üblich). dat Peerd vöörup nemmen (das Pferd steigern, → stäigern 1). → achter-up, blij, vöör-af, vööruut

vööruut, veruut 1. vorwärts; voraus, voran. vööruut gaon (vorwärtsgehen; vorangehen). He draawt mi vööruut (läuft mir voraus). Dat Peerd häff ne wieden Tratt, et schött düftig vööruut. He schleet wied vööruut (holt weit aus, beim Gehen, → mäihacken). He was met siene lange Beene immer ne Tratt vööruut. Daormet häff he 'n heelen Tratt vööruut daone (Daormet is he ne heelen Tratt vööruut kommen) (einen großen Schritt weitergekommen). Met'n Hoff bün wi vööruut kommen (Mit dem Hof haben wir uns verbessert). ne Buur vööruut schicken (beim Kartenspiel). He schmitt 'n Buuk vööruut (gibt an, macht sich wichtig). Dat is vööruut te sehn (vorhersehbar). Well kann dat vööruut säggen? (voraussagen). Praot nich alltied in vööruut! (Greif nicht immer vor). He moch dat vööruut (in't Vööruut) betahlen. Du kaas wall Geld vööruut (in't Vööruut) kriegen (auf Vorschuß). → Hemmel, Tehn, vermooden, vööran, vöörne

Vöörveerdel n. Vorderviertel (z.B. des Rindes). → Vöörderveerdel, vöörnste

Vöörwaage(n) m. vorderer Wagen

vöörwäärds vorwärts

Vöörwand m. (Rh) Vorwand, Grund. → Anmaake, Erntken

Vöörwand f. vordere Wand

vöörwaogen, sik sich vorwagen

vöörwasken, -wassen vorwaschen → suddewasken

vöörwegg vornweg, voraus. He is immer met de Muule vöörwegg.

vöörwiesen vorzeigen; vorweisen

vöörwies, verwies in der Wendg. vöörwies maaken (weismachen, etw. vormachen). Kaas de Löö macklik wat vöörwies maaken (man kann die Leute leicht zum Narren halten). Dat kaas mi nich verwies maaken! He lött sik nix vöörwies maaken (Er ist klug). Maakt uh nix vöörwies! (Täuscht euch nicht). → vöör-, wiesmaaken

Vöörwinter m. Winteranfang (bis Weihnachten)

vöörwitzig vorwitzig, voreilig

vöörwörmen vorwärmen

Vreden. Vreeden, Vreene, Vrääne ON Vreden. uut't (van't) Vreenske (aus Vreden). Up't Vreenske häbbt se dat Ammelske Modell (In Vreden gilt das Holzschuhmodell von Ammeloe). Vreenske Karmis (1. Sonntag im September). Vreenske Apatten (Spott auf die Vredener). Vreedenske Draodnäägels (Lönnepäölkes, Pisspötte, Sandhaasen, Suuplappens) (Ortsneckereien aus St, Sü). Vreenske Torfstääkers (Spott aus Oeding). Vreedenske Pannekooken-ääters (Wes). In Vreeden is de Welt met Pannekooke tonäägelt (St). De Vreedenske Wind un de Auske Pracht, die hat der Daibel zu Lande gebracht (Spott aus Ahaus). In Vreden bünt se daor, daor spannt se de Sseggen vöör de Kaor (Wortspiel mit daor 1 u. daor 2, St). Alles, wat van Vreene kümp, dat süpp, dat süpp, dat süpp, un alles wat van Stadtlohn kümp, dat frett, dat frett, dat frett (Ahaus). Vreeden is Ieser un Staol, Stadtlohn mutt nao Huus hen gaon (wurde am Ende einer Hochzeitsfeier gesungen). → Bimmel-bammel, Deerne

vull, völle 1. vollständig, ganz. vulle Maone (Vollmond, → lecht, Vullmaone). en vull Mess (best. Rasiermesser, im Ggs. zu → halwholl, holl). vullen Kettboom (geschlichteter Kettbaum, in der Weberei). vullen Staot (vollständige Sonntagskleidung).
2. voll. ne Lääpel vull. Et is so vull äs 'n Pöttken met Pieren (Es ist sehr voll). Dat Kind häff 'n Dook vull (hat die Windeln voll). Häs du de Oogen noch nich vull? (wenn man sich zu viel Essen auftut, bes. zu Kindern, → Buuk). Nemm 'n Beck nich te vull! (Nimm den Mund nicht zu voll, Vorsicht, mit dem, was du sagst). De kann de Muule nich vull kriegen (ist habgierig). Denne kaas ruhig föör vull rääken (Er ist nicht dumm). Se nemmt em nich vöör vull. Ik bün nich vull un ganz semmzig. He is neggensemmzig vull (ist 79 Jahre alt geworden, ist im 80. Lebensjahr). He is in 'n Fiewtigsten vull wodden (hatte den 51. Geburtstag). He häff alltied vöör vulle Pötte sääten (kennt keine Armut). De häff mi 't Gatt düftig vull schafuutert.Froulöö, Hatte, hundert, Lippe, Nösse, stoppen, Wampe.
3. selbstbewußt, streng; barsch, böse. De was noch wall so vull ("Die war nicht ohne").
4. betrunken (derb). Wat is he weer vull west! Wat helpt di 't mooiste Gatt, wenn't nich vull is! •• Bääter unwies as vull!dull, Hacke 1, Määse, Säidel.
Zs.: bastens-, böidel-, driete-, flöppen-, hoog(e)-, hööpe(n)-, lieke-, öppern-, öwwer-, picke-, picke-packe-, pöiten-, pöttken-, proffe(n)-, rammel-, rand-, sternhaagel-, stinke-, stöppen-, strieke-, töiten

vull "viel" → völle

Vullbaord m. Vollbart

Vullbröör, -brüür m. Vollbruder

Vullbuuks-aobend, -aowend m. Silvesterabend (Es wurde viel gegessen, scherzh.). → Nij-jaors-aobend

Vulldoon n. in der Wendg. (so) föör't Vulldoon (nur anstandshalber, aus Höflichkeit, weil es nicht anders geht). Se drünk föör't Vulldoon noch 'n Köppken Koffie met (z.B. wegen der Gesellschaft). → Anstand, anstandshalwer, Gefälligkäit, nettvull, schandewäägens

vullerläi, vuller(t)wäägen,-weggenvöllerläi, völlertwäägen

Vullgatter n. Vollgatter, parallel angeordnete Sägen (die sich auf u. ab bewegen), im Ggs. zu → Flacksaage

vullgeeten vollgießen. dat Glass vullgeeten (einschenken)

Vullgewwer, -gebber m. "wer viel gibt", in der Wendg. Dat is kinne Vullgewwer (Er ist geizig).

vullhollen aushalten, ertragen, verkraften. • Dat höllt dat beste Peerd nich vull! He kann dat nich vullhollen (Er kann das z.B. finanziell od. gesundheitlich nicht verkraften). → uuthollen

vulljäörig, -jaorig 1. volljährig.
2. einen runden Geburtstag habend. He wödd vulljäörig (wird z.B. 50 od. 60 Jahre alt).

vullkommen vollkommen (mod.). → vullmaakt. Nix is vullkommen!

vullmaaken vollmachen, füllen

vullmaakt vollkommen (alt). → vullkommen. Dat is nich vullmaakt.

vullmaolsvöllmaols

Vullmaone m. Vollmond (mod.) → lecht, vull

vullpacken vollpacken, voll beladen

vullproff(k)en vollstopfen (bes. mit Essen)

Vullsaod n. (Ge, Bor, Rae, Rh) Vollsaat (im Forst)

vullschlaon vollschlagen. Se schloogen sik den Buuk düftig vull (aßen tüchtig). → Peggel

vullschmieten vollwerfen, bes. in der Wendg. Muss em nich noch 'n Hals vullschmieten! (nicht noch obendrein etw. schenken).

vullschriewen, -ben vollschreiben

vullständig, -stännig vollständig. Se kreeg ne vullständige Uutstüür.

vullstoppen vollstopfen. He häff sik de Tasken vullstoppt.

vullstuuwen, -ben vollstauben

vullsuugen vollsaugen. De Bijen häbbt sik vullsoggen met Honnig.

vulltiedsvölltieds

vull-up vollauf, gänzlich. Dat was vull-up noog west.

vullwassen(d) ganz ausgewachsen; erwachsen. .n vullwassend Mensk.halw-wassend

Elisabeth Piirainen & Wilhelm Elling: Wörterbuch der westmünsterländischen Mundart. (Beiträge des Heimatvereins Vreden zur Landes- und Volkskunde, 40). Vreden, 1992.
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