Wörterbuch der westmünsterländischen Mundart
1647 Lemmas
Gaabe f. (Gaaben) Gabe, bes. in der Wendg. ne Gaabe Gotts. Van rechten Tied Jao säggen können, is ne Gaabe Gotts (z.B. vom Handel, Freien) → Gaowe
Zs.: Up-
gääl, geel. gell (Rh, Bo) gelb. Den Schlaot was ganz gääl (welk). De Löö wassen gääl van Rook (Haus ohne Schornstein). gääle Stropphossen (gelbe lange Strümpfe). gääle Grund (unfruchtbarer Sandboden, → gries, schwatt). Se was gröön un gääl van Arger. dat Gääle van't Äi (Eigelb). Dat is nich dat Gääle van't Äi (Das ist nicht die beste Lösung, → Salt)
Zs.: gold-, hell-, in-, kack-, safraon-
Gääl-, gääl(e)- auch: Geel-, Gell-, geel(e)-, gell(e)-
gääle Äierpruume f. Mirabellensorte, im Ggs. zu → roode Äierpruume. → gääle Mirabelle
gääle Foorwottel f. gelbe Möhre, Futterrübe (als Viehfutter, im Ggs. zu → Äätewottel). → Kock-, Vehwottel
gääle Galle f. Euterentzündung (führt zu dickflüssiger Milch, die die Zitzen verstopft)
gääle Göösken n. (Rh, Bo) Kuhstelze. → Gäälgöösken
gäälen Klaower m. Honigklee. → Honnigklaower
gääle Kockwottel f. Karotte, im Ggs. zu → witte Kockwottel
gääle Margritte f. Saatwucherblume (Unkraut)
gääle Mirabelle f. gelbe Mirabelle, Eierpflaume (Pflaumenart, im Ggs. zu → roode Mirabelle)
gääle Sucht f. Gelbsucht (als Heilmittel wurden Läuse eingenommen, z.B. in Pfannekuchen eingebacken). → Schaopsluus
gääle Wottel f. gelbe Möhre als Viehfutter. → gääle Foorwottel
Gäälbost(e) f., -bösteken (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Ra, Hei, Rae) Kuhstelze (Singvogel). → Goldfink, Koh-heerdeken, Roodboste
gäälbruun gelbbraun, scheckig. ne gäälbruune Koh
gäälbunt gelbscheckig. ne gäälbunte Koh
Gäälgöösken n. (Wes, Ot, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Rae). f. Kuhstelze. → Gäälboste
gäälgröön gelbgrün
Gäälkopper m. Messing. → Roodkopper
gäälik gelblich. De Appel wann. all gäälik.
Gäälnüst, -nüss n. Stelle im Heu, in der Äpfel nachreifen od. vor Frost geschützt werden; heimlicher Vorrat, Versteck für Obst. He höllt sik wat uut't Gäälnüst.
Gäälsucht f. Gelbsucht. → gääle Sucht
Gäämen → Gemen
Gaans, Gaanse- → Gans, Ganse-
gäänstrig → gänstrig
Gaape f. (Gaapen) (Wes, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Bo) Öffnung; Einstieg des Holzschuhs. ! Ruuf
gaapen (gäpp; gaapte, gaapten; gaapen) 1. klaffen, offen stehen. De Klumpe gaapt (sind zu groß, → backwied). ne gaapende Wunde (klaffende Wunde, ! Gläppe).
2. gähnen. gaapen vöör Hette (z.B. von Hühnern, Vögeln). He gäpp as ne Kräie (Er ist sehr müde). → Ääkstert, Ammeloe, Lööning, Ommen.
3. mit offenem Munde gaffen; neugierig sein. Junge, wat stehs daor achter te gaapen!
Gaaper → Gaapert
gääperig. gaoperig (Rh, Bo) zum Gähnen neigend, verschlafen, müde. Wat büs gääperig, wat häs bloß maakt? → gaaps
Gaaperij f. Gafferei; Gähnerei
Gaaper(t). Gaapats (Ge) m. 1. (offener) Mund.
2. Gaffer, neugierige, (blöde) gaffende Person; Großmaul; hinterlistige, unaufrichtige, betrügerische Person. Du Gaapert, kaas nich sehn, dat ik daor ankomm (zum Jungen auf der Straße). Gaapert, häs 'n Kiekert (Gluupert) noch nich sehn? (wenn z.B. ein Kind mit offenem Mund gafft). vull Gaapats up de Straote. → Gliewert, gröön.
Zs.: Gröön-
gaaps, gääps zum Gähnen neigend, müde. Ik bün so gaaps; wenn´k ook so paaps was, dann konn´k wa‘ ne Misse doon. → gääperig
Gaapschnuute f., -schnuuten m. neugierige Person
gaapschnuuten mit offenem Mund gaffen; neugierig gucken
Gaapschnüütken Löwenmäulchen (Sommerblume). → Japp-, Lööwenschnüütken
Gaapstengel m. (Wes, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh) neugierige Person
Gaapstüüwer, -ber m. (Wes, St, Sü, Ge) Denkzettel. Du kriggs noch ne Gaapstüüwer, dat du nich mähr upstehs! → Denk-ssettel, Gaff, Nössenstüüwer
Gaap-up m. (Wes, St, Ge) (offener) Mund, im Rätsel. ! Fänger, upgaapen
gaar 1 in Wendungen wie gaar nich (nix, kinn) (gar nicht, überhaupt nicht). Dat giff't doch gaar nich! He wuss gaar nich, wat he säggen soll (Er war überrascht, sprachlos). So'n Weer; dann is mi leewer gaar kinn Weer! Daor häff he gaar nix van wegg (Das liegt ihm nicht, → Schlagg m'n.). → ganz, Untied
gaar 2 gar, gekocht; reif. De Erpel bünt gaar as Botter (sehr weich gekocht, → botterweeke, fussen). De Koffie is gaar (fertig). He is binnen noch nich ganz gaar (unreif; dümmlich, → elsen, halwgebacken). Dat is ne ganzen Gaaren (eine ausgekochte Person, "mit allen Wassern gewaschen"). → langsaam.
Zs.: halw-, roh-, rüüter-, un-, wammen-
Gäär-, gäärn, gäärn- → Geer-, geern, geern-
Gaarleer, -läär n. Ledersorte (z.B. für Schuhriemen).
Zs.: Fett-, Kroom-
gäärne, gäärn, gerne, gern. giärn(e) (St, Sü) (leewer, leewst) gerne. Dat dööt he wat gäärne! (Das ist seine Lieblingsbeschäftigung). Usse Libbet häbbt se daor gäärne. Se häbbt sik gäärne (sind verliebt). → Besöök, Deerne, doon, graach, Lääwen.
Zs.: liedens-, un-
Gäärnegroot m. Gernegroß
Gaas, Gaase- → Gans, Ganse-
gäästrig → gänstrig
Gääte, Gäät; Gaate (Sü) f. best. Lage des Schafs- od. Ziegenknöchels beim Knöchelspiel: Er liegt mit der Höhlung nach oben. → Bickel, Gösserken
Gaate(n) → Gatt
gackersken (Wes, Ge) gackern. → kackeln
Gaddarrie, Gattvandarrie Pfui! (Ausruf, Ausdruck von Ekel, Abscheu). Gaddarrie, wat stinkt de! → Goddorrie
Gadder- auch: Garrer-
Gadderer, Garrer m. wer Kartoffeln sammelt, liest, Kartoffelernter (bes. Kinder). → Schüdder.
Zs.: Erpel-
Gadderfett n. vom Darm der Schlachtschweine gelesenes Fett. → Plückefett
gaddern, garrern auflesen, vom Boden sammeln. Erpel gaddern (Kartoffeln auflesen u. in den Korb legen). → Park, sammeln, uutbossen.
Zs.: Erpel-
Gaff m. (Wes, Ge, Bo) Denkzettel. → Gaapstüüwer
Gaffel f. (Gaffeln; Gäffelken) Astgabel; hölzerne, gegabelte Stange (wurde z.B. verwendet als Heugabel, zum Aufhängen u. Abnehmen von Wurst u. Schinken aus dem Rauchfang, zum Stechen von Flußfischen); schweres Gabelholz, das Rindern um den Hals gehängt wurde, um Ausbrechen zu verhindern. Vöör ne Gaffel, achter ne Bessem, midden ne Tunne. Raode maol, wat is dat (Rätsel: Kuh). → Gaobel, Harkenstell.
Zs.: Aol-, Ast-, Flees-, Heck(en)-, Oost-, Raab-, Schlöider-, Schüdde-, Stock-, Süüger-, Wiem-
Gaffelpost, -poss m. Gabelholz als Pfahl, auf dem der Torbalken aufliegt. → Hecke
Gaffeltack n. (Rh, Bo) Astgabel
Gaffeltand m. 1. vorstehender Zahn; Person mit vorstehenden Zähnen. → Houer.
2. zänkische Person
Gaffeltange f. 1. Ohrwurm, Ohrenkneifer (alt). → Aorknieper, Kniepworm.
2. streitsüchtige, zänkische Frau. → Tange, Truff
Gäi, Gäi- → Gee, Gee-
gäidel → gäil
gäiern wiehern; albern lachen. → frensken
Gaige f. (Gaigen) Geige. → Giege, Striekstock, Vioole.
Zs.: Düüwels-
gaigen geigen. Ik häbb em miene Meenung gaigt (die Meinung gesagt).
Gäiharke → Geeharke
gäil, gäidel 1. üppig wachsend, fruchtbar, fett. De Rogge steht gäidel. gäil Gröss (gutes Gras). gäil maaken (düngen). gäidelen Räägen (fruchtbarer Regen). ne gäidele Deerne (gesund, blühend aussehen). → wellig.
2. zu üppig gewachsen; brüchig, morsch. Wenn de Dänne gäidel is, dann springt de wall uutnander (beim Holzspalten). → wellig
Gäiligkäit f. üppiges Wachstum, Üppigkeit
Gäilpoll m. Stelle mit üppigem Graswuchs; Grasbüschel in der Weide. → Köttelpoll
Gains, Gainse- → Gans, Ganse-
Gäinten → Gänten
gais → ganz
Gais, Gaise- → Gans, Ganse-
gäißeln 1 (Vr, Bor, Rae) rennen, eilig laufen; traben (nach dem Ausbrechen, best. Gangart von Tieren). Daor gäißelt he hen.
gäißeln 2 (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Hei) geißeln, peitschen, peinigen. De kolle Wind gäißelt mi üm de Aorne (schneidender Wind).
Gäißfoot m. (Bo) Schnitzwerkzeug (in Form eines Ziegenfußes)
Gaist m. Geist, in der Wendg. den (sienen) Gaist upgewwen (sterben; kaputtgehen, unbrauchbar werden). Dat Kleed häff sienen Gaist upgewwen (ist verschlissen). Wat Löö, de ha'n nen lichten Dood, de häbbt nich vull Gaist up te gewwen (scherzh.). → Geest
Gait PN Gerd. → Gratz
Gäite, Gait f. (Gäiten; Gäitken) (Vr, Ra, Bor) Ziege.
Zs.: Praote-
Galgen, Galge m. (Galgen) 1. Galgen.
2. galgenförmiges Gerät. Galgen van'n Vöörploog (Stellvorrichtung am Pflugbaum). Galgen an't Föör (drehbare Vorrichtung seitlich am Herdfeuer, an der der Kessel über das Feuer geschwenkt werden kann). → Wennsuuse.
Zs.: Ploog-
Galgenkloss m. Auflage am Baum des Bockpfluges. → Ploogküssen
Gall-appel m. Gallapfel (mod.). → Eek-appel
Galle f. Galle. Mi kockt de Galle (löpp de Galle öwwer) (Ich bin wütend). → pratten.
Zs.: gääle
gallenbitter bitter wie Galle, sehr bitter
Gallenblaose f., -bläösken Gallenblase
Gallenkruud n. Schöllkraut. → Bullen-, Frattenkruud
Gallensteen m. Gallenstein
gällig (Wes, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae, Bo) 1. gelblich, gelb an Haut u. Gesicht (durch Krankheit wie Gelbsucht, Gallenleiden); fahl, blaß. Dat Schaop is gällig (vom Leberegel befallen). He süht gällig uut (kränklich).
2. wütend. Hellig is nich so schlecht äs gällig. → Galle
Gälligkäit f. (Wes, Vr, St, Sü, Bor, Hei, Rae). 1. Krankheit bei Schafen (Leberegel).
2. Wut, Zorn
Galopp m. 1. Galopp, Gangart bei Pferden; eilender Gang. He dööt alls in'n Galopp.
2. Tanzart (die Paare tanzen in schnellem, galoppartigem Schritt über die Tanzfläche, bevor die Musik in Walzer übergeht; letzter Teil des → Kunderdanz). → Veersprung.
Zs.: Schwiens-
galoppeern galoppieren; schnell laufen
galoppeernde Schwindsuch(t) f. Tuberkulose (akute Form, die sich schnell verschlimmert). → Tehringe
galpen (Vr, St, Sü) knarren, quietschen
Galwer-aos n. wer stöhnt od. schreit (nicht ernst zu nehmen)
Galwerbux(e) f. wer stöhnt od. schreit
Galwergatt n. wer stöhnt od. schreit
galwern 1. knarren, quietschen.
2. stöhnen, schreien, weinen, jammern; jaulen, winseln, betteln. Eerst kalwern, un dann galwern (wenn ein tobendes Kind sich weh getan hat). → fergen, galpen, gulwern, kraaken, piepen
Galwert m. Schreihals
Gamaske, Gemaske, Gamasse, Kemaske f. Gamasche, Stiefelschaftstange. He gong met schwaore Gamasken. → Ommenpiepe.
Zs.: Leer-, Wickel-
gammelig (Wes, Vr, Ra) unordentlich, angegriffen, unbehaglich
gammern (St) verfaulen, faulig werden. Dat Flees gammert.
gampeln (Wes, St, Ge, Bor, Rae) herumspielen; sich necken, sich betasten. De jungen Löö bünt an't Gampeln (schmusen). → dawweln
Gampeltreese f. (St) alberne Person
Gang m. (Gänge; Gängsken) 1. Gang, Gangart, Trab; Gehen, Botengang. ne Gang maaken (z.B. Besorgungen). Ik häbb noch 'n schwaoren Gang te maaken (z.B. Bußgang). Dann maak ik ne Gang met (z.B. Leiden, Schicksalsschläge). den lesten Gang (Beerdigung). Dütt Weer giff Gang under de Peerde (wenn man bei kaltem Wetter schnell geht). Jeeder-eene häff sienen eegenen Gang (seine Gangart). Gao du diene Gänge un kümmer di nich üm annere Löö! Wi kommt nich in de Gänge (kommen nicht zu Rande). → tegange.
2. Durchgang, Weg. ne Gang in'n Stall. den langen Gang in't Huus. → Grüppe, Löppe.
3. Arbeitsgang. Dat is eenen Gang (ein und dieselbe Arbeit).
Zs.: Af-, An-, Bodden-, Dokters-, Doske-, Farken-, Flamm-, Göören- , Heer-, In-, Jaor-, Kark-, Kohstalls-, Koller-, Krews-, Mahl-, Mäi-, Melk-, Middel-, Miss-, Öwwer-, Pass-, Peerde-, Ratten-, Ross-, Rund-, Spazeer-, Stall-, To-, Töömig-, Twass-, Üm-, Under-, Up-, Uut-, Ver-, Verseh-, Wegg-
gangbaor 1. gangbar. de Schruuwe gangbaor maaken.
2. gängig; üblich. 'n gangbaor Ding (z.B. alltäglicher Gegenstand). → gängs
Gängelband n. "Gängelband", in der Wendg. Se häff em nett an'n Gängelband (Er gehorcht ihr, ist hörig).
Gängelerij f. langsames Gehen, Schlendern. Van de Gängelerij bi de Prussioon wödds noch wall möö van.
Gängelkaore f. 1. langsame, trödelnde Person.
2. wer viel unterwegs ist, auf Besuch geht. → Gängelschüüte
gängeln 1. müßig, unnütz herumlaufen, betont langsam gehen, schlendern; trödeln. He gängelt so öwwer'n Patt (langsam, ohne Ziel). Wat liggs daor weer te gängeln!
2. viel unterwegs sein, fortgehen; zur Toilette gehen. Nao Stengel, daor kaas gudd gängeln (gute Verdauung durch Stielmus).
3. jd. bevormunden, gängeln. → düngeln.
Zs.: rund-
Gängelschüüte f. wer viel unterwegs ist, viel auf Besuch geht (z.B. mitißt, ohne eingeladen zu sein). → anloopen, Loopschüüte
Gänger m. 1. Pferd, das einen guten Gang hat.
2. Pferd, das oft ausreißt.
3. Person, die viel unterwegs ist, zu Besuch ist; unzuverlässiger Kerl.
4. "Halbstarker".
5. leichtsinniges Mädchen (das den Jungen nachläuft). → Biesterbuxe, Gängelschüüte, Lööper.
Zs.: An-, Aobend-, Blind-, Döör-, Drup-, Enkel-, Foot-, Holland, Kark-, Kost-, Mäi-, Teggen-, Töömig-, Uut-, Vöör-
gängig 1. gangbar. → gängs.
2. gängig, üblich, häufig. De gängigste Kaore was dree Toll.
Gängler(t) m. Nichtseßhafter, Tippelbruder; wer viel unterwegs ist, keine feste Arbeit hat. → Schooiert
gängs gangbar, gängig. de Fietse gängs maaken (reparieren, ölen). He häff de Klocke weer gängs bracht (in Gang gebracht, repariert). Man mutt eerst gängs weern (in Schwung kommen, z.B. nach dem Aufstehen). Du moss sehn, dat du gängs bliffs (in Bewegung bleibst). Lao we 't gängs setten (einen Anfang machen). → gangbaor, gängig, tegange
Gangwark, -werk n. Getrieberad, Gangwerk
Gans, Gaa(n)s. Goos (Wes, Ot, Ge). Gai(n)s (St, Sü, We, Ra, Bor) f. (Gaa(n)se; Gänsken) Gans. Gaase melken (unsinnige Arbeit verrichten, → Buxteruusen). • Wu män de Gaase wennt, so loopt se (von der Kindererziehung). Wenn de Goose Waater seht, willt se suupen (→ Hegge). → bööten, fett, hechten, Ostewind, plücken, prozessen, schnäätern, teggeneene.
Zs.: Wienachts-, Wild-, wilde
Ganse- auch: Gaa(n)se-, Goose-, Gööse-, Gai(n)se-
Ganse-äi n. Gänseei. → Paoter, Tappendräier
Ganseblöömken Gänseblümchen. → Marie-enblöömken
Gansebost(e) f. Gänsebrust
Gansebrao(de)n m. Gänsebraten
Gansedießel f. Gänsedistel, Kohlgänsedistel
Gansefeere, -fäär(e) f. Gänsefeder. → Gansepenne
Gansefett n. Gänseschmalz, -fett (zum Einreiben spröder Hände)
Ganseflees, -fleesk n. Gänsefleisch
Ganseflöggel m. Gänseflügel (zum Zusammenfegen von Mehl, Reinigen des Ofenrohrs usw.)
Gansegeschnaater, -geschnääter n. Gänseschnattern
Gansehals m. Gänsehals
Gansehemmel m. "Gänsehimmel", in Wendungen wie in'n Gansehemmel kommen (in Ohnmacht fallen). He mott in'n Goosehemmel terechte (von jd., der nirgendwohin gehört, Wes).
Gansehuud f. Gänsehaut. → Hohnerfell
Gansekopp m. Gänsekopf
Ganseköttel m. Gänsekot. Du büss noch schlechter as ne Gaanseköttel, de lött noch wa. äs 'n Dämpken sehn (zum Nichtraucher, → rooken).
Gansekruud n. Hirtentäschel. → Taskenkruud
Ganseküüken n. Gänseküken, -junges; Gänschen. so dumm as 'n Ganseküüken (stellt sich dumm an). dull as 'n Ganseküüken (schwindelig, z.B. nach dem Tanzen od. Karussellfahren)
Ganselääwer, -ber f. Gänseleber
Gansemelker m. (Wes, Vr, St, Sü) "Gänsemelker" in Ortsneckerei. → Lünten
Gansepenne, -pinne f. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, We, Rae) Gänsekiel, Federkiel
Gansepöötkes (Pl.) Gänsefüßchen (Anführungszeichen)
Ganseschmolt n. Gänseschmalz. Geduld un Ganseschmolt, dat schmeert de Ribben (wenn jd. ungeduldig ist).
Ganseschnaabel m. Gänseschnabel
Ganseschott n. 1. Gänsestall. → Gronau, Himpämpken.
2. Hosenschlitz. He häff 't Ganseschott loss.
Gansestall m. Gänsestall
gänstrig, gää(n)strig (Wes, Vr, St, Sü, Ra, Bor, Hei); gastrig (Ot, Rae, Rh). gastig (Hei) ranzig; gelblich verfärbt. gäänstrig Speck. Gästrigen Buuskohl, dat is dat leste uut´t Fatt. → gasterig, rääwig
Gänten (Vr, Ra, Bor, Hei). Ganten (Wes, Ot, St, Ge). Gäinten (St, Sü, We). Ganter (Vr, Rae, Rh). Gänter (Bo) m. (Gänten) Ganter, männl. Gans
ganz. gais (St, Sü, We) 1. ganz, gänzlich. ganz un gaar nich. Büs blooß de ganzen Daage an't Kocken (z.B. vor den Feiertagen). He lacht öwwer't ganze Gesicht. Ik bün de ganz van af. Dat was ganz anners. He häff dat Ganze (hat das Sagen, ist der Herr im Haus, → Gesagg).
2. sehr, besonders. 'n ganz (ganzen) Klooken (sehr klug, iron.). ne ganzen besten (ganz gudden) Dokter (sehr guter Arzt). → Geheel, Gesichte, heel, Saage, totaal
Gaobe → Gaowe
Gaobel f. (Gaobeln; Gäöbelken) Gabel (als Eß-, Koch- od. Herdgerät). met de Gaobel Suppe ääten (unsinnige Arbeit, → Draodkorw). Met de Gaobel Suppe ääten un van Frijen, daor wödds nich van satt. → Forke, Gaffel.
Zs.: Flees-, Reemen-, Woste-
Gaobelpunkt m. Gabelpunkt
Gaobeltand m. Zinke der Gabel
Gao-gau(e) m. (Vr, St) Durchfall. → flotten Hainrich, Gau
Gaogel, Gäögel n. (Gäögels) Gaumen; Kiefer, Zahnfleisch. Dat Kind häff dat Gaogel dick, et krigg Tande. Wat liggs daor up dienen Gaogel te habbeln (Was sprichst du schnell, St). He bitt up't Gaogel (Er hat keine Zähne, → Felge). → Tandeflees.
Zs.: Tand-
Gaohunger → Geehunger
gaon (geht; göng, göngen; gaone) gehen. wi göngen nao Vreene nao de Karke. Wenn du dat nich bääter döös, dann kaas gaon! (Kündigung einer Magd). Ach gao doch to! (Geh doch, ärgerlich). Se gaot up't Bedde liggen. Gao sitten! (Setz dich). Lao we lück sitten gaon (sich mit dem Besuch ins Wohnzimmer setzen). Dat geht nich (ist ungültig). Daor geht't ja män üm! (der eigentliche Grund). Daor geht't nich vöör (Besser geht es nicht, iron.). Wo geht't? (Un wu geht't süss?) (Antwort:) Wo sall't gaon (Och, et geht so. Et geht wall. Et geht weer. Et häff all schlechter gaone. Dat dröff wall so wenn.) (so leidlich, → Been, gistern, puchen, stönnen). Wu häff di dat gaone? (Wie ist es dir ergangen). So kann dat gaon! (So kann es kommen). So häff't gaone! (So war es). Man wuss nich, wat föör Waagens gingen (welche Wagen gekauft würden). De is drüm gaone (verunglückt, tot). → Buxe, Dissel, doon, gudd, Hatte, Höi, Korw, Kopp, krakeelen, liggen, loopen, pütten, rund-ümme, Sied, sölws, staon, stuuwen 1, Tied, üm.
Zs.: daale-, dood-, fehl-, frömd-, hoog(e), kaputt-, klaor-, lamm- , loss, miss-, rund-, töömig-, twass-, wegg-, wieder-
Gaorden, Gaorn. Guor(de)n (St, Sü). Gurden (Rh, Bo) m. (Gäördens; Gäördeken) Garten, Hausgarten (Stück Land am Hause, das die Frauen bearbeiteten). den Gaorden bekieken (z.B. nach dem Kaffeebesuch den Garten ansehen, ob alles gepflegt ist). → Froulöö, gröien, Hegge, Höffken, sölws, up-passen.
Zs.: Appel-, Bloomen-, Gemöös-, Häister-, Hoppen-, Kinder-, Klooster-, Vöör-
Gaorden- auch: Gaorn-, Guor(de)n-, Gurden-
Gaorden-arbäid f. Gartenarbeit
Gaordenbank(e) f. Gartenbank
Gaordenbedde n. Gartenbeet
Gaordenbloome f. Gartenblume
Gaorden-eerde, -äärde f. Gartenerde
Gäördenerij → Gäördnerij
Gaordengraawen, -ben m. Teil der Hofgräfte (zum Garten hin gelegen)
Gaordenhacke f. Hacke zum Jäten, Graben im Garten. → afleggen
Gaordenhäcker m. kleine Gartenhacke
Gaordenhegge f. Gartenhecke
Gaordenhüüsken Gartenlaube; Gartenhaus (für Geräte; mit Tisch u. Bank zum Ausruhen). → Lust-, Sommerhüüsken
Gaordenkrässer m. kleine Gartenhacke (mit Zinken)
Gaordenland n. Gartenland
Gaordenliene f. Gartenleine (mit zwei Stöcken zum Pflanzen in Reihen, Abteilen der Rabatten u'a.). → Foorliene
Gaordenpaorte, -purte f. Gartentor
Gaordenpatt m. kleiner Gartenweg. → schoofeln 1
Gaordenschööfelken kleine Gartenschaufel (bes. für Gartenwege)
Gaordenstohl m. Gartenstuhl
Gaordenstück n. Garten (ohne Zaun od. Hecke) auf dem Acker
Gaordentuun m. Gartenzaun
Gaordenwegg m. Gartenweg
Gäördner m. Gärtner
Gäördnerij, Gäördenerij f. Gärtnerei
gäördnern gärtnern
Gaorn. Guorn (St, Sü) n. (Gäörne) Garn.
Zs.: Binde-, Boomsieden-, Boomwull-, Drömmel-, Düüwels-, Flass-, Hand-, Hanf-, Kamm-, Käärtkes-, Kattuun-, Kett-, Klewwe-, Linnen-, Näi-, Pack-, Papier-, Piepen-, Rij-, Schnell-, Sieden-, Sternkes-, Stick-, Stopp-, Strick-, Woste-, Wull-
Gaorn, Gaorn- "Garten" → Gaorden, Gaorden-
Gaorn- "Garn" auch: Guorn-
Gaornboom m. Garnbaum am Webstuhl (auf dem die Kettfäden liegen)
Gaornhaspel f. Garnhaspel, Fadenwickelgerät
Gaornklanke f. Lage Garn, Maß von gehaspeltem Garn (100 g)
Gaornklüümen, -klüwwen m. Garnknäuel
Gaornrulle f. Garnrolle
Gaornschacht m. Baum mit Aufhängern für Flachsbündel. to't Flassdr öögen bobm in de Köcken
Gaornwaoge f. Garnwaage
Gaostock m. (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Bor, Rae, Rh) Spazierstock. → Daggstock
Gaowe, Gaobe f. (Gaowen) Gabe. → Gaabe
Gaowen- auch: Gaoben-
Gaowen-aobend, -aowend m. (St, Sü, Ge, Ra, Bor, Rae) Fest der Nachbarn am Tag vor der Hochzeit, wenn sie die Geschenke bringen. → Korw-weggbrengen
Gaowenbrenger, -bregger (St, Sü, Ge, Ra, Bor, Rae) m. wer die Gaben zum Hause der Brautleute bringt
gappken, gappkern hastig greifen, grapschen, einheimsen. Den Hund gappket nao dat Butt.
Gappkert m. wer gierig, hastig etw. ergreift, anderen etw. wegnimmt; Geizhals
garanteern garantieren, versichern. Dat garanteer ik di!
Garantie f. Garantie. Daor kann ik kinne Garantie föör öwwernemmen.
Garde f. Garde. He häff bi de Garde deent. Dat is noch de olle Garde (z.B. die alten Herren im Schützenverein).
Gardiene, Gardien, Gediene, Godiene f. (Gardienen; Gardienken) Gardine. He sitt achter de Gardienen (im Gefängnis). → achter, Wolang.
Zs.: Boosen-, Öwwerhang-
Gardienen- auch: Gedienen-, Godienen-
Gardienenmüske, -müsse f. Haus- u. Arbeitsmütze der Frau mit schwarzen, z.T. rot bestickten Bändern)
Gardienenprääke, -präädigt f. "Gardinenpredigt". Wenn he te laate van de Karke kweem, dann gaff't ne Gardienenprääke.
Gardienenprussioon(e) f. 1. Hausputz vor Ostern (Fenster u. Gardinen werden gereinigt, scherzh.).
2. Prozession am Karfreitag. Bi de Gardienenprussioon wodde mähr nao de Fensters kecken as nao't Krüüs.
Gardienenschau f. Prozession am Karfreitag (scherzh.)
Gardienenstange f. Gardinenstange
Garre f. (Garren) Gerte, Zweig, Peitsche, Rute. Du kriggs wat met de Garre, wenn nich lüsters! He schnitt sik ne Garre föör sien eegene Gatt (He bindt sik ne Garre vöör't eegene Gatt) (handelt zu seinem eigenen Nachteil, → braanen). → Heering, Roode 1 f, Wedde.
Zs.: Eeken-, Liem-
Garrer, garrern → Gadderer, gaddern
Garriet 1. PN Gerhard. → Graatz.
2. alberne Person, Tölpel; Taugenichts, Schmarotzer, Flegel. → Hinnemann.
Zs.: School-
Garste, Garsten- → Gaste 2, Gasten-
Garwe f. (Garwen) Garbe, Bündel Stroh. de leste Garwe staon laoten un up'n Klump blaosen (Erntebrauch, → Stoppelhahn). Up ne Garwe kamm twee Pund (Kornmaß: ein Kilo). He frett de Köppe van de Garwen (nimmt sich immer das Beste). → Stuuw.
Zs.: Gasten-, Haawer-, Kapp-, Kopp-, Roggengarwen.
gerwen (Wes, Bor, Rae, Rh, Bo) gerben (mod.). → lohjen. dat Fell garwen (verprügeln)
Garwen-äärs m. Unterende der Garbe. → Äärs-ende
Garwenbedde n. in einer Reihe zum Dreschen ausgebreitete Garben
Garwenforke f. Gabel für Stroh mit zwei od. drei kurzen Zinken (kürzer als die der → Höiforke). → Tweetandforke
Garwenhäcksel n. kurz geschnittenes Garbenstroh (2 cm), Häcksel von ungedroschenen Garben (bes. der Hafergarben als Pferdefutter). → Stroh-häcksel
Garwenkidde f. ungedroschenes Getreide (gestapelter Haufen in der Scheune)
Garwenlamm (Sü, Rae). Garwlamm, Garm(en)lamm (Vr, Sü, Rae) n. weibl. Jungschaf (im Ggs. zu → Bucklamm). → Lammschaop, Schaopslamm
Garwenseel n. Garbenband (aus Stroh)
Garwer. Gerwer (Wes, Bor, Rae, Rh, Bo) m. Gerber (mod.). → Küümker, Lohjer
Zs.: Loh-
Garwerij. Gerwerij (Wes, Bor, Rae, Rh, Bo) f. Gerberei. → Kuum
Garwkaamer f. (Vr, Sü, Bor, Rae, Rh, Bo) Sakristei (alt). → Sackerstij
gasken, gassen; gatsken (Ge) schnell laufen, hin- u. herlaufen, nachlaufen; herumtollen, -spielen; sich abmühen. De Hohner gasket (rennen halb fliegend weg). De Hund gasket an de Kedde (rennt herum). Ik moch maor gasken (rennen, schnell arbeiten, mich abrackern). He gasket sik de Punde van'n Liewe (verliert Gewicht durch Bewegung). → katsen.
Zs.: wegg-
Gaskert m. wer schnell läuft
Gaspel f. (Gaspels) Schnalle (z.B. am Schuh, am Pferdegeschirr).
Zs.: Buxen-, Haor-, Schoh-
Gaspelschoh m. Schnallenschuh
Gass n. Gas. Wi häbbt Gass kreggen (Gasanschluß). Gass in de Buxe (Furz)
Gass, Gasse, gassen, Gassen- → Gaste, gasten, Gasten
gassen → gasken
Gasshahn m. Gashahn
Gassheerd m. Gasherd
Gasslampe f. Gaslampe
Gasslöchte f. Gaslaterne (z.B. Straßenlaterne)
Gasslöchtenpaol m. Gaslaternenpfahl
Gast m. (Gäste) Gast; Kerl, Geselle. Dat bünt socke (mooie) Gäste (z.B. Jungen, iron.). Wat is dat ne unfatsuunliken Gast van ne Junge! → Bast, daardendaags, dräägen, froh 1, tegaste.
Zs.: Bruudlachts-
Gast "Getreidehocke" → Gaste 1
Gäst "Hefe" → Gest
Gaste 1 f. Gast m.; Gasse f., Gass m. (Rae, Rh, Bo) f. (Gäste, Gasten) Getreidehocke, ca. vier bis zehn aneinandergestellte Garben. ne Riege Gäste up't Land. Gasten stellen. Garwen an'n Gass setten (zum Trocknen aufstellen). → Dieme, Roggenpüppken, Stuuke, Stuuw, Tiel, upgasten.
Zs.: Kapp-, Roggen-, Wäiten-
Gaste 2; Gasse, Garste (Rh, Bo). Geste (Wes) f. Gerste. De Gaste is riepe. → säien.
Zs.: Brou-, Dull-, Foor-, Pelle-, Schälle-, Sommer-, Winter-
Gästebedde n. Gästebett
Gästebidder; Gästenbidder (Rae) m. Nachbar, der zur Hochzeit einlädt (geht z.B. mit geschmücktem Spazierstock od. Fahrrad zur Braut u. dann zu den Familien u. trägt das Einladungsgedicht vor). → Ansprääker, Ansägger, kontant, Nööger, Quartier
Gästedook n. besondere Tischdecke für Besuch
gasten. gassen (Rh, Bo). gesten (Wes) Getreidegarben zum Trocknen in Gruppen aufstellen. → fiemen
Gasten- auch: Gassen-, Garsten-, Gesten-
Gasten-aore f. Gerstenähre. → Gastenschnoore
Gästenbidder → Gästebidder
Gastengarwe f. Gerstengarbe
Gastenhalm m. (Rh, Bo) Gerstenhalm. → Gastenspier
Gastenjaor n. Jahr, in dem die Gerste gut gedeiht
Gastenkaff n. Gerstenspreu
Gastenkaorn, -kurn n. 1. Gerstenkorn.
2. kleines Geschwür am Auge. → Finne 1, Wäägendrieter
Gastenland n. Gerstenacker
Gastenmähl n. Gerstenmehl
Gastenschnaore f. Gerstenähre
Gastenspier m. Gerstenhalm
Gastenstoppel (Pl.) Stoppeln des Gerstenfeldes
Gastenstroh n. Gerstenstroh
Gastensuppe f. Graupensuppe. → Pellegastensuppe
Gastenstück n. Ackerstück mit Gerste
Gasten-upschlagg m. wilder Aufschlag von Gerste
gastfrij gastfreundlich
gastfröndlik gastfreundlich
Gasthuus n. 1. Gaststätte, Wirtshaus. → Angaonshuus, Wäärdschup.
2. Armenhaus, Heilig-Geist-Hospital (Vr)
gastig → gänstrig
Gastkaamer f. Gästezimmer
gastlik gastlich, gastfreundlich
gastrig → gänstrig
Gast-stommen, -stowwen m. Wirtsstube. → Wäärdstommen
gatsken → gasken
Gatt n. (Gaate(n), Gääter; Gättken) 1. Vertiefung, Öffnung, Loch. Wat häbb ik 'n groot Gatt in de Hand (eine tiefe Wunde, Wes). Et is bi de Gaate(n) (Löcker) heel (von stark geflickter Kleidung).
2. Auge, Augenöffnung, Blick, in den Wendungen in de Gaate(n) häbben (hollen) (im Blick haben, beobachten, bemerken, spüren). Dat häff he nich in de Gaaten (nicht bemerkt). De ha'n dat in de Gaate (wußten Bescheid). Wat häff he daormet in de Gaate? (Welche Absicht hat er). → Ooge.
3. After, Gesäß, Hinterteil; Rücken. Kiek de Koh män äs in't Gatt, dann wees ook, wat de met loss is (beim Kuhhandel). Usse Hohner häbbt't Gatt nao Bookelt (nao´t Dorp) staon (Die Eier werden in Bo (im Dorf) verkauft). Den Hund häff mi in't Gatt hat (hat mich gebissen). Ik bün so stiew in't Gatt (steif im Rücken). He häff't in de Rügge, dann mutt he sehn, dat he't in't Gatt krigg, dann kann he't weggbrengen (Rückenschmerzen). Wenn't in'n Buuk häs, moss sehn, dat't in't Gatt kriggs, dann kaas't uutschieten. He dräit em dat Gatt to (zeigt ihm den Rücken). • He häff 't Gatt de mooi bi inedräit (Er hat seinen Vorteil wahrgenommen, z.B. eingeheiratet, → dräi-äärßen). He häff kinn Gatt mähr in de Buxe (hat abgenommen). Kinn Gatt in de Buxe, owwer "La Paloma" flöiten (wenn jd. angibt, frech od. vorlaut redet). Man soll'n in't Gatt (in de Kunte) trään! Man steht sik de Beene in't Gatt (in'n Buuk) (Man muß lange warten). He löpp sik de Beene uut't Gatt. He löpp, as wenn em de Beene uut't Gatt stääken bünt (läuft steif, ungeschickt). Froulöö bünt dat! Hangt sik alls, wat se häbbt, an't Gatt (zu modisch gekleidet, → Belle). Sett di up't Gatt, dann krüpp di de kinne Muus drin (dann schlöppt di de Müüse kinn Kaff drin)! (Setzt dich). He häff 'n sittend Gatt (Er ist ruhig von Art). Dann sett sik de Düüwel met't Gatt drup (dann klappt es gar nicht mehr). De ligg mi immer achter't Gatt te loopen (De häs immer achter't Gatt staon) (lästig u. neugierig). He kick sik nao't Gatt üm (sieht sich vorsichtig um, was hinter ihm geschieht). Se kiekt sik met't Gatt nich mähr an (verfeindet). De is in't Gatt ekneppen (in Verlegenheit, "angeschmiert"). He häff nix an't Gatt (hat kein Geld, → Buxe, Foot). under't Gatt verkoopen (unfreiwillig). Wat hä' ih daormet an't Gatt? (Was soll das bedeuten, was für Pläne habt ihr). Dat weet mien Gatt (Das ist selbstverständlich, grob). He ha. good eene in't Gatt (Er war betrunken). He ligg in´t fuule Gatt (ist faul, schläft, schont sich). Dann stehs daor met´t bloode Gatt up de Straote. → Aapigkäit, achtern, Äi, anhäörn, bäide, Beddeplanke, bedeenen, bineenekniepen, blank, blaosen, blood, Botterfatt, Botterjaor, böwwen, breed, Buss, Buuk, Buur, Buuske, Buxe, dicke, dull, düür, fallen, fastesitten, fett, Fisk, Fleege, Föör, Fuust, Garre, Glück, Haaken, Hälfte, Hand, hangen, Hatte, Hemd, holl, Hund, kacken, kläin, kruupen, Kunte, lecken 1, lecken 2, liggen, Määse, Näägel, naakend, Naodel, naodräägen, natt, nijsgierig, olderwetswegg, Pääper, packen, Paol, plaogen, Pund, puupen, Puupert, rustern, Ruut, Schelle, schnacken, Schnee, schöiken, schöörn, Schubb, Stadt, Stohl, terechtekommen, Tuun, under, uutlehnen, verbraanen, vergääten, verschlieten, vull, Waater, Wall, Weegenstroh, witt.
Zs.: Aal(en)-, Aapen-, Äärs-, Aske-, Balken-, Bisse-, Bläär-, Buurn-, Döddel-, Döör-, Dräi-, Driet-, Drömmel-, Dull-, Föhl-, Fohr-, Foot-, Foss-, Froulöö-, Fuss-, Fussel-, Galwer-, Gotten-, Hääkel-, Hals-, Hecken-, Hohner-, Hunde-, Kääkel-, Kiek-, Klaater- , Kläpp-, Klewwe-, Klüngel-, Kniep-, Knooi-, Knoops-, Knötter-, Knüssel-, Kruup-, Luuse-, Modde-, Müggen-, Mussel-, Müür(en)-, Naffel-, Näöl-, Nössen-, Nuffel-, Oost-, Paort-, Pläite-, Plodde-, Pott-, Prütt(ke)-, Puup-, Quaater-, Räbbel-, Räödel-, Reems-, Rott-, Schlaater-, Schlacker-, Schledden-, Schleet-, Schliep-, Schlipp-, Schlöörs-, Schmeer-, Schnääter-, Schooi-, Schötten-, Schummel-, Schüngel-, Sitt-, Söidel-, Stipp, Sünnen-, Täödel-, Teem-, Träödel-, Tüntel-, Uulen-, Vernester-, Wottel-
gatt (Vr, St, Sü, Ge, Bor, Rae) offen, bes. in der Wendg. .n gatt Been (gatte Beene) (offene Krampfadern, nicht heilende Wunden an den Beinen). Dat is´n gatt Dingen (zerbrochener Gegenstand) → loss
Gattbeene (Pl.) offene Beine, Krampfadern, nicht heilende Wunden an den Beinen
Gattdeel n. "Hinterteil", z.B. Hosenboden. dat Gattdeel in de Buxe
Gatt-end(e) n. Unterende der Garbe, → Äärs-, Kunt-ende
Gatter n. (Gatters) 1. Gatter, Zaun.
2. Rahmen mit Sägeblättern. an't Gatter saagen. → Saagemölle.
Zs.: Queer-, Saage-, Vull-
Gatterbladd n. Sägeblatt in der Gattersäge
Gattersaage f. Gattersäge
Gattfleege f. (Wes, Sü, Ge, Hei, Rae, Bo) Fliegensorte am After von Kühen u. Pferden. → Aos-, Hundefleege
Gattkruuper m. Arschkriecher
Gattlecker(t) m. Schmeichler, Kriecher. → Naopraoter, Gattkruuper
Gattmölleken (Vr, St, Sü, Ge, We, Bor, Rae) Schläge, Prügel aufs Hinterteil (für kleine Kinder). Glieks, dann giff't 'n Gattmölleken! → Bassenhochtied, Mölle
Gattskäärl m., -kerlken (Wes, Sü, Ge, Bor, Rae) "Mordskerl" (anerkennend u. abw.). → Blixem
Gatt-taske, -tasse f. hintere Hosentasche
Gattvandarrie → Gaddarrie
Gau m. Durchfall.
Zs.: Gao-
gau, gawwe (gäwwer; gäwwest) schnell, eilig, flink, geschwind. so gau at't geht (sobald wie möglich). Ne Stunde is gau wegg. Kaas gau wat kriegen (z.B. Unfall, Unglück, Krankheit). De moch de gau bi wessen (mußte es flott, flink erledigen). Nu owwer gau an! Maak gau an, at weggkümms, de Mooisten bünt 't eerste wegg (zum Sohn, der zum Fest geht, iron.). • Gau un good is een Deel te vull (bei der Arbeit: entweder schnell od. gut). Gau häff sik doodloopen (wenn jd. gau sagt, z.B. zur Arbeit antreibt). He was us 'n bettken te gawwe af (zuvorgekommen). Et geht nich gawwe (Es klappt nicht). Et konn gäwwer gaon (schneller, besser). Nu maak äs gäwwer an! Wenn he nich in Huuse is, bün wi 't gäwweste weer wegg (sehr schnell). Doo du't, du kaas't am gäwwsten (beim abendlichen Beten im Sterbehaus). He lügg gäwwer as he loopen kann, → draawen). Dat sägg man noch ganz gawwe (wird schnell so hingesagt). Et is so gau an de Lucht (wenn die Wolken schnell ziehen). Nix geht gäwwer up as getällt Geld un geschnedden Brood (geklööwt Holt, → riewe). → aftällen, Buuk, draawen, genoog, Hätt
Gaudeew m. Gauner, Taschendieb. → Stähl-, Taskendeew
gaudeewen (flink) stehlen
gaumöggliks möglichst bald, schnell. Brengt mi dat gaumöggliks weer!
Gauigkäit, Gawwigkäit f. Eile, Schnelligkeit. Dat häbb'k in de Gauigkäit daone (vergääten) (in der Eile).
Gäwwe f.(Gäwwen) stattliche Frau. → kompaobel
gawwe ! gau
gäwweln (Vr) quaken; schwatzen. De Föske gäwwelt. → quaaken
Gäwweltreese f. (St) Frau, die viel redet
gäwwer, gäwwest → gau
Gawwigkäit → Gauigkäit
Ge-ääkster n. Gezänk; Stichelei
Ge-äöse n. Schmiererei; schmutzige Arbeit od. Angelegenheit
Gebääd, Gebett n. Gebet. He höllt van'n kott Gebett un 'n langen End Mettwost (Er ist nicht bes. fromm). Ik häbb em äs in't Gebääd nommen ("Ich habe ihm die Leviten gelesen").
Zs.: Aobend-, Diss-, Familljen-, Kinder-, Morgen-, Nacht-, Staffel-, Starwe-, Stoot-, Stunden-, Veertigstunden-
Gebääd(e)book n. Gebetbuch, Meßbuch. den Düüwel sien Gebäädebook (Kartenspiel, scherzh.) → afgewwen, Bäädebook, Roosenkranz
Gebaater n. (Bor, Rae, Rh, Bo) Geklopfe, Gehämmer
Gebabbel(e) n. Geschwätz, Gerede
Geback n. Gebäck. → Gebacksel.
Zs.: Halw-
gebacken, gebackt gebacken.
Zs.: eegen-, halw-, sölws-
gebackene auch: gebackte
gebackene Äier (Pl.) (Vr) Rührei. → Äierbacke
gebackene Peer(e) f. gedörrte Birne (z.B. beim Bäcker im Backofen getrocknet). He steht daor (Daor geht he hen) met siene gebackene Peeren (Pruumen) (dumm, verlegen, → Küüte). • Dat bünt nich diene gebackte Peeren (Das geht dich nichts an, Ra). → Backpeere, gedröögte Peere
gebackene Pruume f. Backpflaume. → Backpruume, gedröögte Pruume
Gebacksel n. Backwerk, Gebäck. • Alle Gebacksels un Gebrousels geraod't nich ääben good. → Backwark
Gebaffke n. Dröhnen, Klopfen
Gebäier n. Geläute der Kirchenglocken
Gebammel(e) n. herunterhängende Sachen, z.B. Schmuck, Ketten. Wat häff se sik daor weer 'n Gebammel ümehangen. → Gebummele
gebastert nicht reinrassig, von minderwertiger Rasse, gekreuzt (z.B. Hund, Huhn, Vieh). ne Gebasterten (Bastard)
Gebbe-, gebben → Gewwe-, gewwen
gebbsk → geffsk
gebenedaien in der Wendg. He häff't an't Gebenedaien (Er ist geistig verwirrt, dreht durch, phantasiert; hat religiösen Wahn, scherzh.). → fimmeln, gewährn
Gebett → Gebääd
Gebild n. Muster, z.B. in Stoff eingewebt
Gebildkorw m. (St, Sü, Ge, Bor, Rae) Korb (mit Dekor) aus geschälten Weidenruten. → Arm-, Brood-, Sunndaggskorw
Gebildwääwerij f. Weben mit Mustern, z.B. Damastweben; kunstvolle, feine Weberei. → Pellenwääwer
Gebimmel(t)e n. Geläute (z.B. Kirchenglocken, Bimmelbahn). → Gelüüde
Gebitt n. 1. Gebiß. He häff 'n nij (falsch) Gebitt.
2. Teil des Zaumzeuges. → Muulstück, uutspannen.
Zs.: Stangen-, Tande-
Gebläär(t)e, Gebleer(t)e n. Geschrei, Geheule, lautes Weinen, Rufen
Geblaose n. 1. Blasebalg (am Schmiedefeuer).
2. Angeberei. → Gepuchte
Geblecke, Geblöcke n. Gekläff, anhaltendes Gebell; Geschimpfe
Gebleer(t)e → Gebläärte
geblöömt geblümt. ne Kantenmüske met'n geblöömt Lind (Feiertagshaube)
Geblöömte n. Blühen, Blüten (alle zusammen). Et was frühr vull mähr Geblöömte. → Blöite
Gebodd n. 1. Gebot, Gesetz. öwwer't Gebodd trään (etw. Falsches tun). Passt dat wall to't veerte Gebodd? (Mutter zu frechen Kindern). → Käärßte, verstooten.
2. Gebot bei Versteigerung.
Zs.: An-, Karken-, Up-
Geböide n. Gebäude. → Geboußel
Geböidespill n. Gebäudekomplex. He häff 'n groot Geböidespill up'n Hoff staon.
Gebölk(e) n. lautes Bölken (von Rindern); anhaltendes Weinen, Schreien
Geboller, Gebolter n. Gepolter
geboorn geboren. Wenn dat Kind nich boll geboorn wädd, giff't 'n Essel (Esel trägt 12 Monate). Denne is föör de Arbäid nich geboorn (faul, ungeschickt). • Wenn arm geboorn wödds, daor kaas nix an doon, owwer wenn arm trous (hieraods), daor büs sölws met bi. Dat (Den) mutt noch geboorn weern (gibt es noch nicht). → Fräätert, Kööper 1, Telt.
Zs.: an-, dood-, nao-, nij-, un-
geböörn. gebüürn (Hei, Rae, Rh, Bo) geschehen. Et mutt wat geböörn! Nu is't geböört (zu Ende, aus). Et sall würklik geböört wenn. (soll wahr sein).
Gebou n. (Hei, Rae) Gebäude; Statur. Se was groot van Gebou. → Geboußel
Geboußel n. großes Gebäude
Gebraaske n. Lärm, lautes, polterndes Geräusch; lautes munteres Treiben; nicht ernst zu nehmendes Gerede
Gebraoßel n. Gebratenes. → Bräödsel
Gebreck n. Mangel; Gebrechen, Krankheit. Jeeden Geck häff sien Gebreck.
gebreckig (Wes, Vr, Sü, Ge, Hei, Rae, Rh); gebrecklik (Ge, Ra) mangelhaft, unvollständig, schadhaft; gebrechlich, kränklich. .n gebreckig Farken (Ferkel mit Hodenbruch, → Binnenbäär)
Gebrodd n. 1. Brut; Gelege. Ääben nao mien Gebrodd kieken! (nach meinen Kindern, scherzh.). → Bröößel, Gelegge, Naolaot.
2. Pack, Gesindel.
Gebroußel n. Gebräu. → Gebacksel
Gebrüll(e) n. Gebrüll. Wat mäck den Bullen föör'n Gebrüll!
Gebrummel n. undeutliches, nuschelndes Sprechen
Gebrünte f. (Rae, Bo) Vorbindeschürze. → Brünte
Gebruuk m. 1. Gebrauch, in der Wendg. Gebruuk maaken van (Gebrauch machen von). Von'n besten Stommen wodde nich vull Gebruuk van maakt. He weet dat wall, mon he will de kinn Gebruuk van maaken. Maak daor kinn Gebruuk van! (Erzähl das nicht weiter).
2. Brauch. Daomaols was dat so Gebruuk. → Bruuk
gebruuken gebrauchen. → Waord
Gebruuse n. lautes Brausen. Wat'n Gebruuse daor in'n Bijenkorw! → Gesuuse
Gebuffke n. Dröhnen, Klopfen
Gebummel(e) n. lose flatternde Enden (z.B. von Haarschleifen, Rock- u. Schürzenbändern). → Gebammele
Gebund n. Gebinde, Element des Fachwerkgerüstes (besteht aus einem Balken, zwei Pfosten u. zwei Kopfbändern); Raum zwischen den Gebinden; best. Menge (Stroh, Heu, Getreide). Moss 't Höi in't eerste Gebund packen. 'n Gebund Rogge. → Buck, Fack, Gefack, Veerkantwark
Gebundsbalken m. Gebindebalken, waagerechter Trägerbalken im Fachwerkbau
Gebundsfack n. Zwischenraum zwischen zwei Gebinden
Gebundspaol m. Gebindepfosten, Ständer im Fachwerkgerüst
Gebundspost, -poss m. Gebindepfosten, Ständer im Balken-, Fachwerkgerüst
Gebundswark, -werk n. Gefüge od. Gerüst beim Fachwerkbau, Gebälk des Hauses
Gebundswarkschoppe f. Fachwerkscheune
gebundswiese fachweise. Dat Höi wodde gebundswiese up-packt (pro Fach gelagert). → Kidde
Geburt f. Geburt. → Holtflöh.
Zs.: Miss-, Nao-
Geburtsbreew m. Geburtsurkunde. De häff ook sienen Geburtsbreew (Geburts-schien) verloorn (stolz, eingebildet). → Dööpbreew, heerkommen, Kollenkasten, vandann
Geburtsdagg m. Geburtstag. → Naamensdagg
Geburtsjaor n. Geburtsjahr
Geburts-schien m. Geburtsurkunde. → Geburtsbreew
Geck m. (Gecken) 1. Narr, Dummkopf. Kaas mi nich föör'n Geck häbben (hollen)! (verulken, zum Narren halten). Ik sall uh lück de Geck anstääken (verulken). Man will ähr de Geck scheern (Man will sie aufziehen, "anschmieren", verulken, → geckscheern). • Jeeden Geck is anders (Die Menschen sind verschieden). ne häbbende Geck (habgierige Person, → nemmen). → bedenken, Gebreck, klook, Loof, Schnee, wieldes.
2. Fastnachtskerl, Karnevalist.
Zs.: Allermanns-, Andermanns-, Faschlaowend-, Fleegen-, Froulöö, Hunde-, Jungs-, Kinder-, Peerde-, Schosteen-, Sommer-
geck verrückt, närrisch, geistig verwirrt; besessen, versessen, begeistert. Ik weer de geck van. He is de geck van (up, nao) (versessen auf). Daor is he räinewegg geck met (legt Wert darauf, geht z.B. vorsichtig, behutsam damit um). → donne, Nienborg, Ratte, Wessum.
Zs.: fleegen-, jungs-, staapels-
Geckenhuus n. Irrenhaus
Geckerij f. Narrheit, Unsinn, Scherz. Nu is't met de Geckerij an'n Ende (Spaß beiseite, nun wird es ernst).
Geckhäid f. Narrheit; Scherz, Witz. Dat is mon Geckhäid (nur ein Scherz). Maak de kinne Geckhäid van (Mach das nicht lächerlich, übertreib es nicht). Dat is kinn Geckhäid (Das ist kein Witz). Man kann't ääten, owwer dann häört de Geckhäid up (Es ist gerade noch erträglich).
Geckigkäit f. Narrheit, Unsinn, Scherz
geckscheern scherzen, albern. De wann'n metnander an't Geckscheern.
Gedachte f. Gedanke. Ik häbb et nich in de Gedachten hat (Ich habe nicht daran gedacht). → Gedanken
Gedächtnis, Gedächnis n. Gedächtnis. He ha. dat alle noch gudd in't Gedächtnis.
gedäilik gedeihlich
Gedanken, Gedanke m. Gedanke. Moss män arbäiden (de Plaggenhacke gaon laoten), dann kümms nich up dumme Gedanken! Moss up annere Gedanken kommen! Ik göng dat so in Gedanken nao (hing meinen Gedanken nach). He is in Gedanken. He is kott van Gedanken (zerstreut, unaufmerksam). Maak di de kinne Gedanken üm (öwwer) (Mach dir deswegen keine Sorgen). He is met de Gedanken immer wieder (gauer) as met de Waorde (denkt schneller als er spricht). Et is kold. (Antwort:) Ih mött't Uh warme Gedanken maaken. → bineene, Gedachte, ranken.
Zs.: Achter-, Naogedaon(
e) bemüht, besorgt; zuvorkommend, eifrig; gierig, versessen auf. He is de ganz gedaone met (hat Achtung davor, es liegt ihm am Herzen). He is gedaon up (üm) (gefällig, freundlich, besorgt). Se wassen recht gedaon (besorgt; verwöhnt). He is so gedaon as de Pest (gierig). → andoonlik, bedaone
Gedärme n. (Rh) Därme. → Gedärmßel
Gedärmßel n. Därme, Eingeweide. Dann wodde dat Gedärmßel dr'uut nommen un schoonemaakt. ! Ingewäide
Gedeelte n. geteilter Gegenstand, Anteil; zugeteilter Bezirk
Gedeenten, Gedennten m. wer den Militärdienst geleistet hat. → Kommies, oldgedeent.
Zs.: Uut-
Gedich(t) n. Gedicht. → Riemßel
gediegen seltsam, eigenartig, undurchschaubar. Wat'n gediegen Spill. → gelungen
Gediene, Gedienen- → Gardiene, Gardienen-
Gedoo n. Durcheinander, Lärm, Unruhe; Getue, Großtuerei. So'n Gedoo häbb wi noch nooit hat! → Gedoote, Miraakel, Tramass, Upstand
Gedööns n. wertlose, überflüssige Dinge, Durcheinander, allerlei, alles zusammen; Getue, Unsinn. Wat'n Gedööns allemaal. → Hookuspookus, Spill, Ssisselaweng
Gedoote f. (Vr, Bo) Getue, Großtuerei
Gedraame → Gedramme
Gedräißel n. Gedrechseltes, Drechslerarbeit; Holzkreisel für Kinder. Gottmers Gedräißel (von Drechsler Gottmer gefertigter Kreisel, Vr). → Drill-, Hack-kloot
Gedramme (Vr, Sü, Ra, Bor, Rae). Gedraame (Bo) n. Quengelei, Gezänk
Gedrängsel n. Gedränge. → Gedrubbel
Gedretten n. Unrat, Schmutz; ungeliebte, unschöne Sache(n), z.B. mißglückte Arbeit; häßliches Tier, unansehnliche Person. Daor häs dat Gedretten liggen! (derb). → drieten
gedröögten Appel m. Backapfel
gedröögte Bloome f. Trockenblume. → Strohbloome
gedröögte Peer(e) f. gedörrte Birne. → Backpeere
gedröögte Pruume f. Backpflaume. → gebackene Pruume
Gedrubbel n. Menge; Gedränge, Menschenmenge, Trubel. up Karmis in't Gedrubbel kommen. → Gedrängsel
Gedrüüs n. (St, Ge, Bor, Bo) Durcheinander, Lärm, Tumult. → Gedoo
Geduld f. Geduld. Daor moss Geduld met (bi) häbben. Daor häört ne Kopp vull Geduld bi, bi den Tropp Blaagen! → Ganseschmolt.
Zs.: Un-
gedüldig, gedüllig geduldig. Gedüllige Schaope gaot vull in een Schott (in eenen Stall).
Zs.: unGeduudel(
t)e n. (Vr) schlechte, unangenehme Musik. ! Getuute
Gee (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei). Gäi (Vr, Sü, Ge) f. (Geen) Reihe (z.B. Heureihe, die beim Mähen entsteht, in einer Reihe aufgestellte Garbenhocken, Reihe Misthaufen, Reihe beim Rübenziehen). eene Gee mäien (einmal entlang mähen). Ik mott dat staon blewwene Gräss an de Gäie naoschnieden. Mesthööpe in de Gee setten. ne Gee Mest sträien. → Kidde, Schlaoge
gee → geewe
Gee- auch: Gäi-
geegensiedig (Vr) gegenseitig. Se häbbt sik geegensiedig upbodden (bei der Auktion überboten). ! teggensiedig
Geeharke f. (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei) breiter Rechen, mit dem Halme auf dem Stoppelfeld nachgeharkt werden (ca. 2 m breit, lange, kräftige Zinken, kräftige Querstange über dem Stiel, die zum Ziehen diente). → Aftreck-, Schleppharke
Geehunger (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Bor). Gaohunger (Ge) m. Heißhunger, plötzlicher Hunger (vorübergehende Schwäche durch Blutzuckermangel). → Heethunger
geel, Geel-, geel(e)- → gääl, Gääl-, gääl(e)-
geens-sinns (Ra) keineswegs
Geer "Dreizack" → Geere
Geer (Vr, St, Sü). Gier (Wes, Ot, Ge, We, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) n. (Geers) Euter. De Koh kann't achten of vöörne in't Geer häbben (Euterentzündung, → hatt, Schwell).
Zs.: Koh-
Geer- "Euter" auch: Gier-
Geer- "Gärung" auch: Gäär-
Geer-äörken, -ührken Gärglas (ohrenförmiges Röhrchen). → Geerglass
Geerback m. Braubottich (zum Gären der Maische)
Geerd PN Gerd. → Gratz.
Zs.: Jan-
Geere, Geer f. (Bo) (Geere) Speer, Dreizack, Gerät mit spitzen Zinken u. langem Stiel zum Stechen von Fischen, bes. Hechten u. Aalen im Fluß. → Fiske-stööter.
Zs.: Aols-
Geergewwel m. Giebel, der verschieden hohe Dächer verbindet, Giebelstreifen an einem breiteren Vorhaus, Teilgiebel am verbreiterten Wohnteil des Bauernhauses
Geerglass n. Gärglas (z.B. für selbst hergestellten Wein: gebogenes Röhrchen im Korken zum Entweichen der Gase)
Geerholler m. Euterhalter (bei durchgesacktem Euter bei älteren od. überzüchteten Kühen, damit sie sich nicht auf die Zitzen treten; aus grobem, netzartigen Gewebe, auf dem Rücken u. an den Hinterbeinen festgebunden)
Geerhook m. (Vr, St, Sü, Ra, Rae, Rh) schräg zulaufender Acker
Geerkeller m. Lagerraum für Jauche. → Aalenkeller
geern 1, gäärn (geert; goor, gooren; geert) gären. dat Moos geern laoten. Den Wien is geert (ist gegoren).
geern 2, gäärn. güürn (Ge). giern (We, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) grunzen, schreien (von Schweinen, bes. vor dem Füttern, od. von Kaninchen). De Schwiene bünt an't Geern un an't Kriesken. He güürt as 'n Farken. → göösen, gruwweln, reern
Geerpott m. Gärtopf. → Patentpott
Geerschwalwe f. Schreischwalbe, Mauersegler. → Scheerschwalwe
Geerse; Geers f. (St, Sü, Ge, We, Bor, Rae, Rh) Giersch (frühes Blattgrün, Frühgemüse, wurde als Schweinefutter gesammelt). → Heggenmoos
Geersemoos n. (St, Sü, Ge, Rae) Giersch, Frühgemüse
Geerung 1, Gäärung f. Gärung
Geerung 2 f. Gehrung, Winkel, Schräge von 45 Grad. up Geerung schnien
Geerungs-saage f. Säge für einen Winkelschnitt von 45 Grad
Gees ! Geest
Geesemänneken (St, Sü, Ra, Rae, Rh) kleiner, schmächtiger, unbedarfter Mann. → Heese-, Jööselmänneken
geesen (Wes, St) bleich, gelblich, schmächtig, kränklich. He kick de so geesen in (Er sieht blaß aus). → kaasig
geeslik → geestlik
Geest, Gees m. 1. Geist.
2. Temperament. Daor sitt noch Geest in. → Fuck, Gaist.
Zs.: Plaoge-, Quäälgees(
t)lik geistlich. ne geestliken Häär (Priester, → Häär-öhme)
Geestliker m. Geistlicher, Priester. den Geestliker haalen (z.B. zum Sterbenden).
Zs.: Welt-
Geeteklumpe(n), -klump m. alter Holzschuh als Schöpfgerät für die Bleiche. → Bleek-, Güüte-, Rappklumpen, Göite
geeten (göttt; gott, gotten; gotten) gießen; stark regnen. Et räängt, dat't gött. Ik mutt noch´n Hälfken in´n Nacken geeten (schlaon). → Binde, Halw-aort, stotten.
Zs.: vull-, wegg-
Geeter m. 1. Ausgießer, Tülle der Kanne.
2. Gießkanne (Bo). → Güüter.
Zs.: In-, Käärßten-, Kannen-, Klocken-, Melk-, Tinn-, Uut-
Geeterij f. 1. Kannengießerei; Glockengießerei.
2. starker Regen.
Zs.: Ieser-, Kannen-, Klocken-
Geetkanne f. Gießkanne, Wasserkanne. → Sprütze
Geetling m. Amsel, Schwarzdrossel. Den Geetling flöit. Wenn den Geetling so hell is, dann giff't Räägen. He häört den Geetling nich mähr flöiten (den Kuckuck nich mähr roopen) (Er erlebt das Frühjahr nicht mehr, stirbt bald). → Koue, Waatervoggel.
Zs.: Määrten-, schwatten, Waater-
Geetlingskoue f. Amselkäfig
geew(e), gee, gewwe (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, Rae) fest, kernig, kräftig; saftig, frisch, grün; zäh, kerngesund, rüstig. geew Holt. geewe Erpel. 'n geew Kläörken. geew as ne Nötte (ne gewwe Nötte) (gesunder Kerl). De olle Mann is noch ganz gudd geew. → krick
Gefack n. (Wes, Bor, Rh) Raum zwischen zwei Gebinden. → Fack, Gebund, Kidde
Gefahr n. Fuhrwerk, Pferd u. Wagen, Gefährt. Dat Gefahr stönn vöör de Nenndöör. → Fohrwark, Gefuhr.
Zs.: Peerde-
Gefall n. 1. Fall. In dit Gefall kann'k et nich bääter treffen. Üm denns Gefall will ik di morgen wall helpen (in diesem Falle). Dat was ook dat Gefall. Dat is't Gefall in'n Sseggenstall (Jux).
2. Zufall. Wat will't Gefall? → Fall
Gefallen m. Gefallen, Gefälligkeit. Dat dööt se te Gefallen (aus Gefälligkeit). Kaos mi wall 'n Gefallen doon? Van denne kaas jeeden Gefallen van kriegen (gutmütig, hilfsbereit). Den eenen Gefallen is´n annern wäärd (Eine Hand wäscht die andere). → Graawen
gefallen gefallen. Dat kann mi gefallen. So besünders gudd häff't (is't) mi nich gefallen. He häff sik wat gefallen laoten (hat viel hinnehmen müssen). Man mutt sik wat gefallen laoten, dat .m 't Gatt warm höllt (von der schweren Waldarbeit zur Brennholzgewinnung). He lött sik de wat an gefallen (Er gibt sich Mühe; muß viel arbeiten, leiden).
gefällig gefällig, hilfsbereit. Dat is ne ganz gefälligen Käärl.
Gefälligkäit f. Gefälligkeit. Uut Gefälligkäit dee se noch 'n Stündeken helpen. → Anstand, Gefallen, schandewäägens, Vulldoon
Gefangenschup, -schop f. Gefangenschaft
Gefängnis n. Gefängnis. → Back, Pietermann
Gefaor f. Gefahr. Lao we't män waogen, up de Gefaor hen, dat't deteggen geht. Nu is de Gefaor vöörbi (in de Büske) (vorüber). → Periekel.
Zs.: Lääwens-
gefäörlik gefährlich. ne gefäörlike Arbäid
Zs.: lääwens-, un-
gefa ßt "gefaßt", in der Wendg. Daor kaas di up (wat) gefaßt maaken (up'n Dunderschuur gefaßt maaken) (Drohung). → rääken
geffs(k), gebbsk freigiebig
Gefiedel(t)e n. (Vr) schlechtes, stümperhaftes Geigenspiel
Geflecht n. Geflecht. Geflecht uut Wedden
Geföhl n. Gefühl. Ik häbb so'n raar Geföhl in'n Buuk (in de Huud) (Vorahnung). Ik häbb so'n doow Geföhl in de Basse (Antwort:) Wess froh, dat du dat Geföhl noch häs (taubes Gefühl, z.B. vom Radfahren). nao Geföhl (nach Gefühl). • Hatt in de Wäörde, män week in't Geföhl (Rauhe Schale, weicher Kern). Se häff'n fien Geföhl (Feingefühl). → Engel.
Zs.: Ehr-, Met-, Vöör-
Gefrääte, -frette n. gieriges, anhaltendes Fressen
Gefreese n. Frieren. → Freeserij
Gefuhr n. (Rae, Rh, Bo) Fuhrwerk. → Gefahr
Gefummel n. nachlässige Arbeit, Pfuscharbeit (z.B. von Handarbeit); Fummelei
Geggend f. Gegend.
Zs.: Üm-
Gegalwer n. Geschrei, klägliches Bitten, Klagen, Stöhnen
Gegängel n. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae, Rh) Schlendern; Trödelei
Gehaimraod m. Geheimrat
Gehampel(e) n. Gehampel, Zappeln
Gehänge n. Bügel, Henkel, Türangel. → Hänge, Hängsel.
Zs.: Gold-
Gehäör n. Gehör. He häff 'n gudd Gehäör.
gehäörig, gehöörig gehörig; tüchtig, ordentlich, gründlich. Se häbbt sik gehäörig in de Wulle hat. He häff sik gehäörig uutelaoten (Er hat heftig geflucht).
gehäörn, sik sich gehören. Dat gehäört sik nich! (Das tut man nicht). Gudde Naobers weet't, wat sik gehäört.
Gehaspel(e) n. Getue; Schererei, Zankerei
Gehech(t) n. (Vr, Sü, Bor, Hei, Rae, Rh) Revier, Bezirk. Se bünt em in sien Gehecht kommen (in sein Revier, z.B. beim Fischen, bei der Jagd).
Geheege n. Gehege; Revier, Bezirk. in't Geheege kommen. • Met kraakende Kaoren kaas lange döör't Geheege föhrn.
Geheel n. das Ganze. in't Geheel (im ganzen, überhaupt). Dat passt in't Geheel nich bineene (ganz u. gar nicht). → ganz
Gehöffte n. Gehöft
Geholt n. Gehalt, festes Einkommen. Den Köster hä'e en kläin Geholt un'n grooten Tropp Blaagen. → Inkommen
gehöörig → gehäörig
Gehuddel n. unordentliche, nachlässige Arbeit. → Huddelij
Gehüüle n. anhaltendes Weinen
Gejaage n. (Wes, Ot, Vr) Jagen, Hetze. Wat is't 'n Gejaage rechtefaort!
Gejachte; Gejachtere (Rh). n. Umherjagen
Gejammer(e), Gejommer(e) n. Gejammer
Gejanker(e) n. Gewinsel, Gejaule
Gejööle; Gejoole (Bor, Rh, Bo) n. Geschrei, Gröhlen
Gejoule n. Gewinsel; Geschrei (in der Menge), Johlen
Gejuuche n. (Vr, St) Gejauchze
Gekääkele, Gekaakel(e) n. 1. Gackern (bes. wenn Hühner Eier gelegt haben). • Völle Gekääkel un weenig Äier (viel Aufhebens, wenig Leistung).
2. laute, angeregte Unterhaltung (bes. bei Frauen u. Kindern)
Gekääkelte n. 1. Gackern.
2. Gerede, Geschwätz, laute, angeregte Unterhaltung. Nu möö ih uh dat Gekääkelte van de Froulöö äs belüstern!
Gekäbbel n. Wortgezänk; Geschwätz. Ik will dat Gekäbbel nich mähr häbben! (zu Kindern).
Gekäffe n. Hundegebell
Gekalle n. (Bor, Rae, Bo) Gerede
Gekiewe n. (Bor, Hei, Rae) Gekeife, Geschimpfe; Streit, Gezänk. → old
Geklaater n. (Vr, Wes, Ge) Geschwätz; Gerassel; Geplätscher
Geklapper n. Geklapper
Geklüngel(e) n. Trödelei
Geknarre n. Geknarre, Knarren. → Gekraake
Geknooie n. knifflige, mühsame Arbeit (die kaum zu einem Ergebnis führt)
Geköttel n. (Rae) Gezänk, Nörgelei, Schererei
Gekraak(e) n. (Vr, Sü, Ge, Ra, Hei) 1. knarrendes Geräusch, Geknarre. De Trappe määk so'n Gekraake.
2. Ächzen, Stöhnen, Klagen. Ik kann't Gekraake nich mähr häörn!
Gekrabbel n. 1. unruhiges Durcheinander (z.B. von Kindern).
2. Gekritzel; schlechte, unleserliche Handschrift. → Gekribbel
Gekrackel n. Gekritzel. → Gekrickel
Gekräie n. Krähen, Gackern; Schreien. Wat maakt de Hohner weer 'n Gekräie!
Gekrakeel n. (Wes, Bo) Lärmen; Zänkerei. → Krakeel
Gekribbel n. 1. Gekribbel, Kitzeln.
2. Gekritzel; schlechte, unleserliche Handschrift. Kass dien Gekribbel noch wall lääsen?
Gekrickel n. Gekritzel, unleserliche Handschrift. Wat'n Gekrickel un Gekrackel!
Gekrieske n. schrilles Gekreische (z.B. von Kindern)
Gekröckel n. 1. leichter, anhaltender Husten, Hüsteln.
2. Kränkeln
Gekroose n. Durcheinander, Unordentlichkeit
Gekrööse n. Gekröse, Bauchfellfalten
Geküür(t)e, Geköierte n. Gerede. Up den sien Geküürte kaas nix up an! → Gekalle, Gepraote
geläägen. geleggen (Wes, Ot, Ge, We, Bor, Hei, Rae) gelegen; willkommen. Daor is em nix an geläägen (das interessiert ihn nicht). Dao häff he sik nich vull an geläägen laoten (nicht viel Wert darauf gelegt). Et kümp mi geläägen. • Wenn ne Junge un ne Hund sik in de Mööte kommt, un de Junge schmitt nich, un de Hund, de bleckt nich, dann is an bäide nix geläägen (sind beide nichts wert). → tepasse.
Zs.: af-, un-
Geläägen- auch: Geleggen-
Geläägenhäid f. Gelegenheit. He besüpp sik bi jeede Geläägenhäid. → unpassend
Geläägenhäids-arbäider m. Tagelöhner, Gelegenheitsarbeiter
Gelache n. Gelächter
gelährt → gelehrt
Gelait n. Geleit. Nemm 't Gelait met (an de Dööre) (Abschiedsgruß, wenn man einen Besucher nicht an die Tür geleitet).
Geländer, Gelänner n. Geländer.
Zs.: Trappen-
Gelaoge, Gelaog n. Umlage der Kosten, Abrechnung nach einem Fest. Gelaog maaken (abrechnen, z.B. nach einem Nachbarschaftsfest die Kosten aufteilen). in't Gelaog fiern (feiern mit Umlage der Kosten für alle). → Generee.
Zs.: Fest-
gelaoten gelassen, ruhig. He bleew daor ganz gelaoten bi.
Geld n. (Gelder) Geld. to Geld maaken (verkaufen). föör gudd Geld verkoopen (teuer). Geld upnemmen (leihen, borgen). En schwaor Peerd löpp ganz anners in't Geld (wird teurer). Geld äs Höi (Dreck) (viel Geld). He sitt up't Geld (Er ist geizig). Geld up'n Kopp houen (großzügig ausgeben). • Waor Geld is, daor is den Düüwel, maor wo et nich is, daor is he tweemaol. He löpp sik 't Geld in de Taske (hat die Sohlen nach innen abgelaufen). He löpp sik 't Geld uut de Taske (hat die Sohlen nach außen abgelaufen). Kriggs Geld? (Frage, wenn sich jd. die Handflächen reibt). He is an't Geld tällen (liegt im Sterben; best. krampfhafte Bewegungen der Hände, → griepen). De ligg't Geld in de Wääge (Er hat Geld im Überfluß). Wi find't dat Geld nich up de Straote (up de Schussee). Us fehlt dat kläine Geld. Den Essel, well dat Geld drieten dööt, de häbb wi nich mähr (Wir schwimmen nicht im Geld). → Advekaot, anbrengen, anschriewen, argern, bääden, baar, begraawen, betahlen, Bije, bölken, Bookwäiten, Boom, bucken, danzen, Dost, Driete, faste, finden, Frou, Gesundhäid, gewwen, glücklik, Grund, Haagebööke, Hand, Henne, kläin, Kuckuck, lääwen, leew, Luus, Mann, naotällen, Ollie, Patte 1, plaogen, plumsken, Ribbe, rieten, riewe, röhrn, satt, Schwieger 2, stinken, Täll, tällen, üm, upspringen, uutgewwen, uutlehnen, verdeenen, versääten 1, Verstand, Waare, Wegg, Welt.
Zs.: Äier-, Baar-, Böör-, Daages-, Drink-, Fangen-, Fohr-, Foor, Gesellen-, Gold-, Hand-, Hatt-, Holt-, Intritts-, Kaarte-, Karmis- , Kläin-, Klingelbüül-, Kollekten-, Koop-, Kopper-, Kost, Lehr-, Mee-, Melk-, Neeger-, Opfer-, Pacht-, Papier-, Plodder-, Poreer-, Pumpen-, Räise-, Rappel-, Reed-, Säi-, Sammel-, Schatte-, Schmeer- , School-, Schussee-, Silwer-, Spöll-, Spott-, Stand-, Statt-, Stempel-, Straoten-, Sunndaggs-, Sünden-, Tasken-, Tehr-, Trou-, Up-, Wääge-, Wessel-
Geldbüül m. Geldbeutel. Dat geht an'n Geldbüül (ist teuer). • Ne Geldbüül häng kien hunnert Jaor an eene Dööre. • Den Geldbüül un den Bäädelbüül hangt kiene hundert Jaor an een Huus. • Et häng nich hundert Jaor en Geldbüül vöör eene Döör, män ook nich hundert Jaor en Bäädelbüül (Trost für Arme). → Knippe
Geld-düüwel, -bel m. habgierige, reiche Person, wer nur an Geld denkt
gelden, gellen (gellt; gold, golden; golden) gelten. Den gellen nich (zählt nicht). Se gellt graade noch äs Börger. Dat lao ik noch gellen (laß ich noch durchgehen). Et gellt (ist gültig).
Geldeslohn m. Entgelt
Geldfleppen (Pl.) Papiergeld (wertlos, während der Inflation)
Geldgeschmack m. Geschmack nach Geld. Daor sitt (is) Geldgeschmack an (von teurem Essen u. Trinken).
Geldknapphäid f. Geldmangel
Geldknippe f. Geldbörse
Geldkrankhäid f. Geldmangel, -verlegenheit (scherzh.)
Geldlöö (Pl.) reiche Leute. Dat könnt blooß Geldlöö.
Geldmensk, -mää(n)sk m'n. wer Geld hat. Well Geld häff, is ne Geldmensk, well et nich häff, dat is ne armen Daibel.
Geldnood f. Geldnot, Geldmangel
Geldpien(e) f. Geldverlegenheit, -mangel. → Piene
Geldsaaken (Pl.) Geldangelegenheiten. Graade met Geldsaaken steck dat genau! Bi Geldsaaken, daor häört de Verwandtschup up. → Büül
Geldsack m. 1. Geldbeutel, Geldbörse.
2. reiche Person
Geldstraofe f. Geldstrafe
Geldtaske, -tasse f. Geldtasche
Geldverläägenhäid f. Geldverlegenheit
Geldver-ottkerij f. Geldverschwendung
Geldweggschmieterij f. Geldverschwendung
Gelegge n. Gelege, Brutgelege. → Bröößel, Gebrodd.
Zs.: Äi-
Geleggde, Geleggd f. Gegend, Ort, wo etw. gelegen ist, Liegenschaft. He is in allerläi Geleggden west. Nao den Klang van de Klocke funnen se de Geleggden. He wuss de Geleggden (wußte Bescheid).
Zs.: Huus-
geleggen, Geleggen- → geläägen, Geläägen-
gelehrt, gelährt 1. gelehrt, klug. Daor sitt't de Gelährten bineene! (iron.). Dat is mi te gelährt af (rätselhaft, wenig glaubhaft).
2. abgerichtet, gezähmt, dressiert. .n gelährt Peerd. Wenn de Peerde gelährt wann., dann wann. dat Arbäidspeerde. Peerde gelährt maaken (anlernen, abrichten, zähmen). Kläine Löö meeken de Kohnen gelährt to't Arbäiden un Trecken. → belehrn, kattollsk, lehrn, Pries-underscheed.
Zs.: un-
Gelehrthäid, Gelährthäid f. Gelehrtheit; Gelehrsamkeit
Gelenk n. Gelenk.
Zs.: Hand-, Knee-, Krüüs-, Schulder-, Sprung-
gelenkig biegsam, gelenkig. Föör sien Oller was he noch gelenkig. → schwack
gell, Gell-, gell(e) → gääl, Gääl-, gääl(e)-
gellen → gelden
Geloope n. Gelaufe, unruhiges Hin- u. Herlaufen. Man kann dat Geloope van de Blaagen nich mähr häbben.
Gelte 1, Gelt f. (Gelten) 1. innere Astgabel, Gabelholz (z.B. Teil des Wagens, → Schredden).
2. verwachsenes, knorriges Stück Holz
Gelte 2, Gelt f. (Gelten) 1. Geschlechtsteil der Sau. → Faasel.
2. weibl. Ferkel; bes. verschnittenes junges weibl. Schwein.
3. Mutterschwein (St, Ge, Ra, Rae; alt, → Farken, Sogge).
Zs.: Bäär-, Driewe-, Faasel-, Spörrie-
Gelück(e) → Glück
Gelüll(e) n. 1. Sabbeln (von laufendem Speichel).
2. Geschwätz, sinnloses Gerede, Lallen (z.B. von Betrunkenen)
gelungen sonderbar, eigenartig, absonderlich. He süht ganz gelungen uut. → gediegen
Gelüü → Gelüüde
Geluud n. Geräusch, Lärm, Laut; Geschrei, z.B. Wehgeschrei, schriller Schrei. Wat föör'n Geluud is dat? en Geluud maaken (z.B. komisches Geräusch von sich geben). Wat giff he 'n Geluud van sik (Wehgeschrei, Wichtigtuerei). → Schräi
Gelüü(de), Gelüüd n. Geläute. → Gebimmelte.
Zs.: Fest-
Gemaaksel n. Machwerk, Herstellung
Gemack n. Ruhe, Bequemlichkeit; Erleichterung. Gemack hollen (sich ruhig verhalten). Holl Gemack! (Bewahre die Ruhe). Doo't met Gemack! (Laß es langsam angehen). He sitt (ligg) up sien Gemack (up't Gemack) (Er hat es gemütlich, bequem).
Zs.: Un-
Gemäck → Gemäckte
gemäcklik gemächlikh, gemütlich; angenehm. Dat kaas du gemäcklik (schaffst du bestimmt). He dööt dat ganz gemäcklik (langsam).
Zs.: un-
Gemäcklik-käit f. Bequemlichkeit
Gemackstohl m. Lehnstuhl, Sessel. → Lönnstohl, Sessel
Gemäckte, Gemäck n. Gemächt, männl. Geschlechtsteil. Wat'n kott Hemdken, häs't Gemäckte noch nich äs bedeckt! → Schaamte
Gemaske, Gemasse n. Herumlaufen; Getobe (z.B. von Kindern)
Gemaske "Gamasche" → Gamaske
Gemecker(e) n. Gemecker
gemeen 1. einfach, schlicht. de gemeene Mann. 'n gemeenen End (hinteres Ende, z.B. des Ackers).
2. böse, boshaft, gemein. Dat was en gemeen Doon.
Zs.: all-, un-
Gemeende, Gemeente f. Gemeinde, Kommune. • Wenn usse Häärgott ne Gemeente straofen will, dann schleet he den Öwwersten met Blindhäid.
Zs.: Buurn-, Dorps-
Gemeende- auch: Gemeente-
Gemeenderaod m. Gemeinderat
Gemeensbusk, -buss m. Wald im Besitz der Gemeinde
Gemeensgrund m. Gemeindegrund, Grundbesitz der Gemeinde
Gemeensholt n. Gehölz im Besitz der Gemeinde
Gemeenskotten m. kleiner Hof im Besitz der Gemeinde
Gemeenswegg m. Gemeindeweg, öffentlicher Weg, Gemarkungsweg
Gemeente, Gemeente- → Gemeende, Gemeende-
gemeenwegg einfach, schlicht. De Löö bünt gemeenwegg (sind einfach u. umgänglich). → gemeen, gewohnwegg
Gemen. Gäämen ON Gemen bei Bor. Gäämske Pottwotteln ("Pflanzwurzeln"; Ortsneckerei: Möhren werden gesät; die Gemener galten als Samenzüchter). In Gäämen häbbt se en Räddken in't Ströttken (Spott auf das Rachen-R). → Stadtlohn
Gemenge n. Gemisch, Gemenge
Gemessel n. Mauerwerk; Gebäude
Gemierte n. (Vr) schwere Arbeit miern
Gemööd n. Gemüt. Dat was em up't Gemööd schlaon.
gemöödlik, gemüütlik gemütlich. Et wödd ne gemöödliken Aobend. Fröhr was dat gemüütliker.
Gemöös n. Gemüse; Eintopf, Essensbrei (Kartoffeln mit einer Gemüseart, z.B. Grünkohl, im Ggs. zu → Dünngemöös). Dat Gemöös uut'n Gaorden haalen (wurde nicht gekauft, sondern für den eigenen Bedarf im Garten angebaut). → satt.
Zs.: Döör-, Dünn-, Fiezebohnen-, Friss-, Fröhjaors-, Kabbes-, Knollen-, Melde-, Peern-, Puupkruud-, Stengel-, Wiemen-, Wirsing-, Wottel(n)-
Gemöös(e)pott m. Gemüsetopf, Eintopf (mit Wurstende od. Speck). → Pottdöörmerkaare
Gemöösgaor(de)n, -gurden m. Gemüsegarten
Gemööskumme f. Gemüseschüssel (aus Irdenware od. Zinn)
Gemööspott → Gemöösepott
Gemöös-schöttel f. Gemüseschüssel
Gemuddel n. (Vr) Durcheinander
Gemunkel(e) n. heimliches Geflüster, Nachrede, Gerücht
Gemussel n. (sth.s) (Wes, Vr, Ge, Ra) Durcheinander. → Mussel
gemüütlik → gemöödlik
Genaade, genäädig → Gnaade, gnäädig
Genäöl(t)e n. Geschimpfe, Gequengel, nachtragendes Gerede; Gemurmel. dat Genäöle van't Roosenkraas-Bääden. → Ge-ssaankede
genau genau. Ik weet't nich genau. He frögg sik dat genau nao (erkundigt sich genau). Dat sa'k di genau säggen (erklären). genau so gudd. (→ ääwen). Dat moss nich so genau nemmen. Dat steck nich so genau (kommt nicht so genau drauf an). → krumm, küssen, probeern, seküür, Stewwel.
Zs.: un-
genauso genauso. → opfern
Generao → Generee
Generaol m. (Generäöle) General (beim Militär od. im Schützenverein). → kommandeern
Generee, Generao n. (Vr) gemeinsame Umlage der Kosten. Dat doot se in't Generee. → Gelaoge
Genick n. Genick, Nacken. de Koh dat Genick afstääken (schlachten)
genne(n). gönde(n), gönne(n) (St, Ge, We, Ra, Bor). günde(n),
günne(n) (Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) jene, jener (im Ggs. zu → düsse, dütt); jenseitig, auf der anderen Seite; dahinten, weit weg. dissen End un gennen End. Wi gaot düsse Kante uut, nich genne. He kümp van de genne Kante (van de genne Sied) (von jenseits der Grenze). dat gönne Feld (das Feld dahinten). → daor 2, gennesieds, gentert
gennekant(e), gönne-, günnekant(e) jenseits. → gennesieds
gennesied(s), gennsied, gönn-, günnsied(s) auf der anderen Seite, jenseits, im Ggs. zu → düss-, düttsieds). De Wäide ligg gennsied van de Bääke. → ander, gennen, gennekante, genter, gentsied
Gennkant(e) f. (Wes, Ot, Vr) Jenseits. → gennen, Gennsiede
gennsied → gennesieds
Gennsied(e), -siete (Vr). Gönnsied (Ra, We). Günnsied (Sü, Hei, Rae, Rh, Bo). Güntsied (Rae) f. Jenseits; Ewigkeit
genoog, noog, genugg genug. faake genugg. Dat is us düür genugg wodden. Se hä'en Äätens (Fräätens) genoog. He häff an eene Frou nich genugg (geht fremd). He konn nich gau genugg uut de Buxe. Dat geht noch gawwe genoog (zu schnell). Dat is mi doch wall wisse genoog (zuviel Arbeit). Se kommt alle froh genoog (wenn ein Älterer freit). Ik häbb van alls genoog (Ich brauche nichts mehr, sagen Alte u. Kranke). Daor bün wi hooge genugg met (Unsere Preise sind zu hoch). → blaosen, satt
Genöögen 1 n. Freude, Behagen. Daor ha. se kinn Genöögen an (Das paßt ihr nicht, → behaagen). → Vergnöögen
Genöögen 2 n. Genügsamkeit. Denne is 't Genöögen basten (Er ist habgierig). → Genöögten
genöögen genügen. Ne Schinken genöögt föör twee Daage Bruudlacht.
genööglik 1. genügsam, bescheiden, zufrieden. Dat wann. noch genööglike Löö. Se lääwen genööglik (waren mit wenig zufrieden). → beschäiden.
2. vergnüglich, genüßlich
genöögsaam, -sam genügsam, zufrieden. → genööglik
Genöögten n. Genügsamkeit. → Genöögen 2
Genott m. Genuß; Vergnügen. Dat is 'n Genott! Daor häff he kinn Genott van (keinen Spaß daran). Daor kaas noch lange Genott van häbben (z.B. Ärger, iron.).
Genöttel n. (Wes, St, Sü) Genörgel
genter(t) (Vr, Ge). gönter(t) (Wes, We, Rae). gönder (Ra). günt (Rae). günter (Bo) drüben, dahinten, jenseits (der Grenze), weit entfernt. He kümp van genter. Daor genter in't Feld, daor wonnt se (dort hinten). an de gentere Kant. → gennen
gentsied. göntsied (Ge, We, Ra). gentersied (Ge). güntsied (Rh, Bo) jenseits. → gennesieds
genugg → genoog
Geomeeter m. Landvermesser. → Feld-, Landmääter
Georgiene f. (Georgienen) Dahlie
Gepäck n. Gepäck
Gepänse, Gepäntse n. Eingeweide. → Geschlüns
Gepiepe n. Gezwitscher.
Zs.: Voggel-
Geplodder n. zerlumpte Sachen
Geplunder, Geplunner n. Durcheinander, Unordnung; Gezänk. → Pröttel
Gepööpel n. Gesindel, schlechtes Volk
Geppse. Göppse f. (St, Sü, We, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) eine Hand od. zwei Hände voll; ein Maul voll. ne Geppse vull (zwei zusammenliegende Hände voll). He häff dat noch lange nich in de Geppse (im Griff). De büs noch nich in de Geppse loopen (begegnet, → Mööte). → Greppe
geppsen- auch: göppsen-
geppsenwiese mit vollen Händen, in größeren Mengen. He schmitt 't Geld geppsenwiese wegg (sehr verschwenderisch).
Geprääke n. Gerede, "Moralpredigt". Dat ganze Geprääke, dat helpt ook nix (z.B. mit Kindern schimpfen).
Gepraolte n. Angeberei
Gepraote n. Gerede, Geschwätz, Tratsch. Dat Gepraote wodde em doch te vull (lästig). Dat is Löö Gepraote (ist ein Gerücht).
Geprömmerske; Geprömmele (Bo) n. Gemurmel, undeutliches Sprechen, flüsterndes Geschimpfe (nicht zu verstehen)
Gepuch(t)e n. Angeberei, Prahlerei
Gequaake n. 1. Quaken (von Fröschen).
2. Geschwätz, Gerede
Gequaater n. sinnloses Gerede, Geschwätz; Klagen
Gequassel n. (sth.s) unwichtiges, sinnloses Geschwätz
Gequieke n. Quieken; Geschrei
geraade, geraade- → graade, graade-
Gerack, Grack n. 1. Werkzeug, Gerät, alles, was nötig ist. He häff sien Gerack weer nich. → Geräi.
2. Anteil, Portion, Teil; was einem zusteht. Denne krigg sien Gerack wall. Wocht män, eenmaol krigg he sien Gerack ook noch (die ihm zustehende Strafe).
Geräi, Gräi; Gräie (Hei) n. Gerät, Gerätschaften (z.B. Werkzeug); Zeug, Sachen, wertlose Dinge. Krigg äs ääben 't Gräi, üm 't Peerd an te spannen (Pferdegeschirr). dat Geräi, üm Peerde te beschlaon (Werkzeug, Hufeisen). dat ganze Geräi (alles, was man gerade braucht, alles zusammen). dat junge Geräi (die jungen Leute). → kläin, sööte.
Zs.: Arbäids-, Back-, Blaagen-, Bloomen-, Buurn-, Dengel-, Dokter- , Drinkens-, Frouen-, Haar-, Handwarks-, Ieser-, Karmis-, Kläin-, Klewwe-, Knabber-, Koffiedrinkens-, Kraoms-, Kruup-, Melk-, Müggen-, Peerde-, Plodden-, Prütt-, Puppen-, Rummel-, Saod-, Scheer-, Schlicker-, Schüür-, Spinnen-, Spöll-, Stinke-, Strick-, Tüntel-, Uutputz-, Wäärd-
Geräi- auch: Gräi-
Geräikaamer f. Raum für die Geräte (z.B. für Werkzeug des Zimmermanns); Geschirrkammer
Geräischup, -schop f. (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Rae) Werkzeug, Gerätschaft. → Gereedschup
geräit (Bor, Hei) bereit (etw. zu tun); munter, frisch. → praot
gerao(de)n geraten; gelingen. De was nich so gudd gerodd (mißgestaltet). → Botterjaor, Gebacksel, missraoden, raaken
Geraose n. Raserei; Radau, Getose
gerech(t) gerecht. Gerecht Weer: entweeder arbäiden of freesen (bei kaltem Wetter).
Zs.: stamm-, un-
Gerechtigkäit f. Gerechtigkeit. → Rang
Gereedschup, -schop f. Geräte (insgesamt), Gerätschaft(en). de Gereedschup föör'n Gaorden (z.B. Schaufel, Hacke u. Harke). → Geräischup
gereegelt regelmäßig. He kamm gereegelt bi us. Alltied donne is ook 'n gereegelt Lääwen!
Gereer, Geräär, Gereerte n. Schreien (der Schweine vor dem Füttern); Geschrei, Geplärre
gereformeert, gereff(e)meert, greffmeert evangelisch, reformiert. de Gereformeerten. Dat is ne Greffmeerten! (abw.). → Fienen, Growwen, herformt, refermeert
Geribbe n. Skelett. → Knockengestell
Gericht 1 n. Gericht, Justiz. Met denne gao'k in't Gericht. Dat kümp vöör't Gericht. He schmitt dat in't Gericht. • Dat Gericht mäck klooke Köpp un kahle Röck (kostet viel Geld). → Gicht, Mispel
Gericht 2 n. zubereitete Mahlzeit, Gericht. → Maoltied.
Zs.: Vöör-
gerichtlik gerichtlich
geriewe (Wes, Ot, St, Bor) bequem, gelegen, passend. → geriewlik
geriewhändig, -hännig griffbereit, auf dem richtigen Platz. He ha't Gräi daor geriewhändig liggen. → griffhändig, handlik
geriewlik, griewlik handlich, griffgerecht, praktisch, bequem. De Stottkaore was geriewliker as 'n Waagen, daor kaos öwwerall met kommen. → griffhändig, handlik, tegreppe
Geriewschüüre f. (St, Sü, Bor) Wagenschuppen, Remise. → Loose
gerne → gäärne
Geroope n. Rufen, Ruferei
geröst ruhig, getrost; guten Gewissens. Dat könn ih geröst doon. Dat könn ih geröst vertällen. so geröst as ne Henne, de in'n Keller satt un Botter fratt (in aller Ruhe; wenn sich jd. nicht aus der Ruhe bringen läßt).
Gertrüü PN Gertrud. → Drüüke, Trüü
Gerumpel n. Gepolter
Gerümpel n. Gerümpel, Plunder
Gerüst n. Gerüst, z.B. Trockengerüst in der Töpferei. een Gerüst met Bööme (aus Rundhölzern u. Brettern). → Stäiger n.
Gerüstekellner m. Handlanger (scherzh.)
gerüümig geräumig. → rüümig
gerüümlik geräumig, weiträumig. 'n gerüümlik Hööksken. → ruum
gerwen, Gerwer → garwen, Garwer
Gesagg n. (Wes, St, Bor, Hei, Rae) das Sagen, Kommando. Se häff 't Gesagg (Sie bestimmt). → Regement
Gesägge n. (Wes, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae) Gerede; großes Wort
Gesang m. Gesang.
Zs.: Karken-
Gesangbook n. Gesangbuch, Gebetbuch. → Bäädebook
gesatt untersetzt, dick, gedrungen. Dat was so'n Kläinen, Kotten, Gesatten. → undersatt.
Geschaamte n. (Wes, Bo) Schamteil. → Gemäckte, Schaamte
Geschäft, Geschäff n. 1. Laden, Geschäft. He moch sien eegen Geschäft up de Höchte brengen. → Laaden, Winkel 2.
2. Handel. → Fingerlang, Handel, Handvull, Togg.
Zs.: Markt-
Geschäft- auch: Geschäff
geschäftlik geschäftlich; geschäftstüchtig
Geschäftswaage(n) m. Wagen eines Händlers, z.B. Bäckerwagen
geschäit klug, gescheit. Dat häff he geschäit daone (gut gemacht). Könn Ih daor noch wat Geschäits uut maaken? → nooit.
Zs.: un-
Geschenk n. Geschenk.
Zs.: Bruuds-, Bruudlachts-
Gescher. Geschker, Gesker ON Gescher. Den Geskersken Brij, de brennt (Spott auf die Glockengießerei). Geskerske Bracken met'n Pott up'n Nacken, Schleew an de Sied, suupt alltied (Ortsneckerei aus Tungerloh-Pröbsting).
Gescherr, Gescherr- → Geschirr, Geschirr-
Geschichte f. Geschichte. He konn gudd Geschichten vertällen. → Döönken, Vertällsel.
Zs.: Vöör-
Geschick n. Geschicklichkeit.
Zs.: Un-
geschickt geschickt (z.B. handwerklich begabt).
Zs.: un-
Geschirr, Gescherr, Geschier n. 1. Geschirr, Gebrauchsgegenstände, Hausrat.
2. Riemenzeug von Zugtieren, Pferdegeschirr. dat Geschirr andoon (anspannen). So at de Häär, so sien Gescherr (Wes, → Löö).
Zs.: Ächter-, Kock-, Kummet-, Kutsk-, Messler-, Peerde-, Stangen-
Geschirr- auch: Gescherr-, Geschier-
Geschirrholt n. Haken, Stock zum Aufhängen des Pferdegeschirrs
Geschirrkaamer f. Sattelkammer
Geschirrleer, -läär n. mild gegerbtes Leder für Pferdegeschirr
Geschirrspringer m. (Bor, Hei, Rae) Pferd mit best. Eigenart: springt aus dem Geschirr, wenn es einseitig gelöst ist; kann Unfall verursachen. → Lienenfänger
Geschker → Gescher
Geschlaater n. Kleckern, Verschütten von Flüssigkeit; Unordnung; unordentliche Arbeit, Pfusch
Geschlachte n. (Rh, Bo) Stück von geschlachtetem Tier
Geschlüngsel n. (Wes, Bo) Eingeweide, Abfall beim Schlachten. → Geschlüns
Geschlott n. (Wes, St, Sü, Ge, Bor, Rae) Verschluß; Verschließbares
Geschlüns n. 1. Eingeweide; Abfall beim Schlachten (Sehnen u. Eingeweide). Den Schlächter häff dat heele Geschlüns in't Fatt daone.
2. was herunterhängt, nachschleift. → Gedärmßel, Gepänse, Geschlüngsel, Gewäide, Ingewäide, Schlüngsel
Geschmack m. Geschmack. Den Koffie häff ne gudden Geschmack. Jeeden nao sienen Geschmack. → Schmaak.
Zs.: Beer-, Bi-, Geld-, Flees-, Nao-, Silwer-, Vöör-
Geschnaater, Geschnääter n. Geschnatter; Lärm, Krach; Gerede. Nu moss di dat Geschnääter äs belüstern!
Zs.: Enten-, Ganse-
Geschnäbbel n. Geschnatter; Gerede, Geschwätz. → Kääkelerij
geschniegelt geschniegelt, herausgeputzt
Geschnorke n. Geschnarche
Geschockel → Geschuckel
Geschraape, Geschrappe n. Gekratze, Geschabe
Geschräi n. Geschrei. Vull Geschräi un wennig Wulle, sägg de Düüwel, daor scheern (schrabben) he ne olle Sogge (Frou).
Geschrappe → Geschraape
geschremmte Melk f. (Wes, Sü, Ra, Bor, Rae) saure Milch, die dick wird (wie Quark). → schrödden
Geschriewsel n. Geschreibe, Geschriebenes (abw.)
Geschuckel. Geschockel (Rae) n. schlechtes, wackelndes, schaukelndes Fahren (auf schlechtem Weg)
Geschwell n. (Rae) Geschwulst. → Geschwulst
geschwiege "geschweige denn". Se häff kinn Tied, Vaader te besööken, geschwiege mi noch in de drucke Tied te helpen.
geschwind schnell, geschwind. → Nienborg
Geschwulst n. Geschwulst. De Koh häff 'n Geschwulst under'n Buuk. → Geschwell
Geselle, Gesell m. Geselle, Gehilfe.
Zs.: Frij-, Harwst-, Jung-, Klumpen-, Messler-, Old-, Wander-
Gesellenbreew m. Gesellenbrief
Gesellengeld n. Gesellenlohn
Gesellenhuus n. Kolpinghaus, Herberge, Vereinshaus für wandernde Gesellen
Gesellenlohn m. Gesellenlohn
Gesellenstück n. Gesellenstück, Arbeit für die Gesellenprüfung
Gesellenverain m. Arbeiterverein, Kolpingverein
Gesellenwark, -werk n. Gesellenarbeit
gesellig gesellig, umgänglich, lustig. 'n gesellig Määnske
Gesellschup, -schop f. Gesellschaft.
Zs.: Kindelbeer-
Gesenk n. Oberteil der Niete. → Dopper, Niet-ieser, Underdeel
Gesichte, Gesich(t) n. 1. Sehvermögen. Sien Gesichte wödd schlechter.
2. Gesicht; Miene; Aussehen. en lellk Gesichte trecken (Fratzen schneiden). Wat setts weer 'n (suur) Gesichte up! He ha 'n Gesichte drup staon (sett en Gesichte up) as sebben Daage Räägen (mißgelaunt, finstere Miene). De mäck (häff) 'n Gesicht: kaas wall Erpel up riewen (mißmutig, z.B Stirn kraus). He häff 't Gesichte immer up gudd Wäär staon (Er ist immer freundlich). Dann män binnen met usse olle Gesicht (beim Eintreten in die Kirche, in ein Haus). Se häff 'n Dood in't Gesichte staon (Em is 'n Dood in't Gesichte schrewwen) (Er ist todkrank). Ik sägg di dat in't Gesicht. He krigg wat an't Gesicht (Ohrfeige). Ik kann di't an't Gesicht afsehn. Daor häbb wi't Gesichte nich nao staon (Daran haben wir kein Interesse). Küür nich öwwer diene Famillie, du schlötts di sölws in't Gesicht (schadest dir selbst, → Finger). en lang Gesicht maaken (enttäuscht sein). Nao´t Gesichte te rääken mott dat ne Kottmann wenn´(Er sieht aus wie ein Migglied der Familie Kottmann). → düütsk, Farwe, fromm, ganz, graade, Lieden, Maontied, Mappe 2, Patrett, schnieden, stramm, Striekert, Undöchte, Unweer, Vaader-unser.
Zs.: Aapen-, Keese-, Kinder-, Muddergotts-, Pannekooken-, Vöör-
Gesichts- auch: Gesichs-
Gesichtsklööre f. Gesichtsfarbe. He häff ne gesunde Gesichtsklööre.
Gesichts-uutdruck m. Gesichtsausdruck, Miene
Gesimse n. Giebelabdeckung
Gesinde n. Bedienstete, Gesinde
Gesker → Gescher
Gesocks n. Gesinde, Pöbel. Wat'n Gesocks! → Prüttvolk, toloopen
Gesööge; Gesogge (Rh) n. Gesäuge, Zitzen (von Hunden, Katzen, Kaninchen). → Titte
Gesööke n. anhaltendes Suchen
Gesoppe n. (Wes, Ot, St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae) Trinkerei, Saufen. → Gesuupe
Gespann n. Pferdegespann (Pferd u. Wagen). Mann un Wiew bünt een Liew; Wiew un Mann een Gespann. → Dissel, Gefahr.
Zs.: Peerde-
gespannt gespannt. → Flitzeboggen
Gespenst n. Gespenst. Du sühs wall Gespenster! → Spook
Gespraddel(e) n. Gestrampel, widerspenstiges Gebärden. → Gestrampel
gesprenkelt gesprenkelt, voller Tupfer. Dat Kleed is gesprenkelt.
Gess, Gess- → Gest, Gest-
Ge-ssaanke(de) n. (Wes, Vr, St, Sü, Bor, Hei, Rae) Gewinsel; Genörgel, Quengelei, verwöhntes Reden. Dat Gessaanke kaas nich an'n Kopp häbben! → Genäölte
Ge-ssoppe n. Schmiererei. → Ssopperij
Gest, Gess m. Hefe. Haal ääben 'n Tüütken Gest! Den Gest kümp eerst in warme Melk (Ansetzen von Hefeteig). De geht up as Gess (wird dick). Daor is richtig Gest bikommen (Sie ist dick geworden). → Heefe.
Zs.: Brou-, Sommer-
Gest- .Hefe-. auch: Gess-
Gestaamer n. Stottern, Gestammel. He häff nix tesaamenkreggen as Gestaamer!
Gestank m. Gestank
Geste, Gesten- "Gerste" → Gaste 2, Gasten
Gestell n. Gestell, z.B. Pferdeeinspann. Wat'n Gestell (van ne Junge) (langer, unbeholfener Junge). → Stell n.
Zs.: Achter-, Klapper-, Knocken-, Vöör-, Waske-
gesten, Gesten- → gasten, Gasten-
Gestohlte n. (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Bor, Rae) Gestühl
Gestönn(e) n. Stöhnen, Ächzen. Dien Gestönne, dat magg'k all nich mähr häörn!
Gestrampel n. Strampeln, Treten (des Kleinkindes). → Gespraddele
gestrecken "gestrichen", in der Wendg. gestrecken vull (ein gestrichenes Maß, randvoll). He häff de Nösse gestrecken vull. → strieken
gestredden rittlings. → bestredden, strie-den 1
gestriept gestreift. 'n gestriept Kielken (Jacke für die Arbeit, den Marktgang). ne gestriepte Buxe. → Arbäidshemd, striepen
Gestuuwe n. Stauben (durch Wind od. Bewegung)
Gestwaage(n) m. Hefewagen (brachte Hefe von der Brauerei zu den Bäckern)
Gestwaoge f. Waage zum Abwiegen von Hefe
gesund gesund. Dat is ne gesunde Krankhäid (z.B. Geburt, Muskelkater). Bääter dree gesunde Kinder as een, wat krank is. Muss di män gesund schlaopen. Met gesunde Bütte is gudd rösten (Man kann ohne Schwierigkeiten wieder aufstehn). Ik magg hier nich gesund weer upstaon, wenn't nich waor is (heftige Beteuerung, → dood). Wiss du lange gesund lääwen, äät as ne Katte un drink as ne Hund. gesund Holt (das innere Holz). → Butt, geewe, hatt, Houpt, krank, Nötte, praoten.
Zs.: un-
Gesundhäid f. Gesundheit. Wu geht't Uh? (Antwort:) Och, an Gesundhäid geht't wa. gudd, an Geld konn't wall hundert Daaler bääter. Nu vertehrt et met Gesundhäid! (Äät se in Gesundhäid up) (Abschiedsgruß des Bauern, der Kartoffeln od. Äpfel gebracht hat, od. des Hausschlächters, der Nachbarn beim Schlachtfest). → iesern, schaamen
gesundhäidlik gesundheitlich. He was gesundhäidlik nich up de Höögte.
Gesundhäids-apostel m. wer ein bes. gesundes Leben führt
Gesundhäidspiepe f. Pfeife mit Rauchfilter (mit Filtereinsatz, Papierpatrone)
Gesundhäidsrooker m. wer die Pfeife mit Filtereinsatz raucht
Gesundhäits-schnäpsken n Likör für die Gesundheit. → Puup-aniesken
Gesuupe n. (St, Rh, Bo) Sauferei. → Ge-soppe
Gesuuse n. Sausen, Gedröhn. Ik häbb alltied noch dat Gesuuse in de Aorne. → Gebruuse
Getahnßel n. Mäusefraß (fein zermahlenes Holz, Papier u'a.). → Fräätsel.
Zs.: Muuse-
Getall n. Anzahl. → Tall
Getarge n. anhaltendes Ärgern, Gezänke
geteekt gezeichnet. ne van Gott Geteekten (körperbehindert). → Foss, teeknen.
Zs.: gott-
Getodde n. Schlepperei, Hin- u. Hertragen
Getrampel(e) n. Getrampel
getroost ruhig, getrost. Dann bün ik met miene Arbäid an, dann kann'k getroost Fier-aobend maaken.
getrout verheiratet. ne getrouten Käärl. → trouen.
Zs.: un-
getrüülik treu, getreulich
Getücht(e) n. Gezücht
Getüntel n. wertlose Dinge; unwichtiges Getue.
Zs.: Blaagen-
getüügen zeugen, bezeugen
Getüün n. Geflecht; Flechtwerk für Fachwerk
Getüünte n. Geflecht; eilig zusammengenähter Stoff
Getuute n. Getute, anhaltendes, unqualifiziertes Blasen auf einem Instrument, z.B. Horn. → Geduudelte
Gewaak → Gewacht
Gewääwte n. Stoff, Ware der Weberei
Gewacht, Gewach; Gewaak (Vr, St, Ge, Hei) n. in der Wendg. Gewacht (in) kriegen (sich Gehör verschaffen). Ik häbb an de Dööre kloppt un konn kinn Gewach kriegen (Es meldete sich niemand). He schlöpp so faste, daor is gaar kinn Gewacht drin te kriegen (Er schläft so fest).
gewahr in der Wendg. gewahr weern (erfahren, bemerken). Daor wödds wat Nijs gewahr (Dort erfährt man Neuigkeiten). Bi de Koffievisiete, daor wödd'm wat gewahr (Tratsch). Well nich frögg, wädd nix gewahr. Well vull frögg, wädd ook vull gewahr. De will wat gewahr weern (ist neugierig, hat nicht direkt gefragt). Wenn de Jödde nao'n bekannten Wegg frögg, dann will he wat gewahr weern. → jöcken, vernemmen
gewährn, gewehrn 1. zurecht kommen, fertig werden, umgehen mit. Et is vull te natt, kaas doch nix gewährn (von der Frühjahrsbestellung). Se konnen met dat dumme Dingen nich gewehrn (konnten das Gerät nicht bedienen). Met'n mooi Präötken un 'n fromm Gesichte kö. ih hier un daor gewährn. → reedlik.
2. in der Wendg. gewährn laoten (gewähren lassen). Laot em gewährn (Laß ihn in Ruhe). Man mutt de Jungen gewährn laoten. Laot dat blooß gewehrn! (Laß das sein).
3. in der Wendg. He häff't an't Gewährn ("Er spinnt", Rae, → gebenedaien).
Gewäide n. Eingeweide, Innereien, Gedärm. → Gedärmßel, Geschlüns.
Zs.: Haasen-, In-
gewäldig, gewällig, gewöldig, gewöllig gewaltig
Gewält n. Lärm (um nichts), unnötige Aufregung, Tumult. Gewält maaken (etw. aufbauschen, Wirbel machen). Wat mäck de doch 'n Gewält! De häff 'n groot Gewält (z.B. redet laut, angeberisch). → Palaawer
Gewältmääker, -maaker m. Krachmacher, Radaumacher
Gewand n. Gewand.
Zs.: Miss-
Gewandmääker, -maaker, Gewannemaaker m. (Wes, Ot, St, Sü, Rae, Bo) Schneider. → Schnieder 1
gewandt geschickt, gewandt
Gewarf n. (Rae, Bo) Drehöse, Gelenk an der Kette. → Warf
Gewass n. Gewächs; Bepflanzung (bes. Getreide, Feldfrüchte, Kartoffeln, Gras); alles, was wächst. Schrao Gewass geht nich liggen (Getreide). Bi all 't Gewass bruuks du drööge Sommers. He häff't Gewass gudd an't Staon (Die Saat gedeiht gut). → Palm.
Zs.: Miss-, Sommer-, Wild-
geweckt wach; aufgeweckt, pfiffig. Wat'n geweckt Käärlken! → gewickst, upgeweckt
Gewehr n. Gewehr, Flinte. → ik.
Zs.: Holt-, Pinnekes-, Scheet-
Gewehrloop m. Gewehrlauf
gewehrn → gewährn
Gewehr-reemen m. Tragriemen des Gewehrs
Gewehr-richel f. Gestell für Jagdflinten. → Flintenrecke
gewennen, gewennt → gewönnen, gewönnt
Gewerbe n. Gewerbe
Gewerbesalt n. Industriesalz zum Glasieren von Steinzeug (Salzglasur). → Industriesalt
Gewetten n. Gewissen. in't Gewetten praoten. Moss wall 'n schlecht Gewetten häbben, dat morgens nich liggen kaas. • He häff 'n Gewetten as 't heele Kaspel. • He ha'n Gewetten, dao kaos di met'n Foor Höi in ümmedräien (daor kann sik 'n Haase in verloopen) (nimmt es nicht so genau, → ruum). → verschecken
gewettenhaft gewissenhaft
Gewicht, Gewich n. Gewicht. → Schwäörte.
Zs.: Gliek-, Konter-, Öwwer-, Teggen-, Under-
Gewich(t)s-steen m. Gewichtsstein der Waage. ! Pünder, Fiew-, Tweepundsteen
gewickst schlau, gewitzt, pfiffig, aufgeweckt, gewandt. → geweckt, wicksen
Gewimmel n. Gewimmel
Gewinde, Gewinne n. Gewinde. De Lährjungs mochen daor Gewinde up schnien (in schnien) (z.B. beim Wagenbeschlag).
Gewinn m'n. Gewinn. Den twidden Gewinn geht in de Taske harin (beim Kartenspiel).
Zs.: Katten-
Gewinne → Gewinde
gewinnen gewinnen. → Bloomenpott
gewiss gewiß, bestimmt. Man moch ne gewissen Vöör-raod an Holt häbben. → Schöppingen
Gewitter n. Gewitter. → Nunne, Schuur 1
Gewitterbloome f. Ehrenpreis, kleine blaue Sternchen. Mooder sagg us, wenn ich de blauen Blöömkes afplückt, dann giff't ´n Gewitter.
Gewitterwörmken Gewitterwürmchen. → Knööse
Gewöhl(e) n. Gewühl
gewohn üblich, normal, gewöhnlich. ne gewohnen Ploog (normaler Pflug). gewohne Braan-nettel (im Ggs. zu → fien). up'n gewohn fasten Plass. gewohne Löö (→ Häärnhuus).
Zs.: buuten-
gewohnwegg einfach, schlicht. Gewohnwegg is immer 't Beste. Gewohnwegg, daor holl wi van. → gemeenwegg, gewönnlikwegg
Gewölbe n. Gewölbe. ne Keller met Gewölbe. → Boggen
Gewölbekeller m. Keller mit Gewölbe
Gewold f. Gewalt. Met Gewold kaas ne Vioole an den Boom kaputtschlaon (Aufforderung, vorher ruhig zu überlegen). → ääten, langsaam
Gewölk n. Gewölk
gewölkt gewölkt, mit Wolkenmuster. De Wand is gewölkt maolt (strecken).
gewönnen, gewennen gewöhnen. → Brood, gewönnt, wennen
Gewonnhäid f. Gewohnheit.
Zs.: An-
Gewonnhäids-süüper m. Gewohnheitstrinker
gewönnlik gewöhnlich, üblich; einfach, schlicht.
Zs.: un-
gewönnlikwegg (St, Sü) schlicht, einfach. ! gewohnwegg
gewönnt, gewennt; gewonnt (Ra, We, Bor) üblich; gewohnt. De is noch nich vull gewönnt (unerfahren). • Wenn't gewönnt büs, kaas met de Nösse an'n Näägel hangen. → gewönnen, Hölle, kiddeln, natt, Tuunpaol, wönnen.
Zs.: jung-, old-, un-
Gewönnte f. Gewohnheit.
Zs.: Un-
gewwe → geewe
Gewwe- auch: Gebbe-
Gewwehochtied f. (St, Sü, Ge, Ra, We, Bor, Rae) Hochzeit, zu der man irgendwelche Geschenke mitbringt. → frij, Schinkenhochtied
Gewwel m. (Gewwels; Gewwelken) Giebel. He häff ne grooten Gewwel in't Gesichte (Nase). → päppeln.
Zs.: Achter-, Geer-, Holt-, Spitz-, Straoten-, Vöör-, Vull-
Gewwelbalken m. Giebelbalken
Gewwelbredd n. Giebelbrett, Stirnbrett der Windfeder. Gewwelbrää dranmaaken (Verbretterung des Giebels; Mauerwerk war zu schwer)
Gewweldack n. Giebeldach einer abgeschrägten Giebelspitze, Krüppelwalm
Gewwel-end(e) n. Giebelende (Dort wurden Heu, Korn u. Stroh aufbewahrt.)
Gewwelfenster, -fää(n)ster n. Giebelfenster
Gewwelkrüüs n. Giebelkreuz (Verzierung am Giebel). Dat Gewwelkrüüs was wall groot genugg (auffälliges Giebelkreuz, nicht bes. fromme Leute).
Gewwelmüür(e) f. Giebelmauer
Gewwelplanke f. Giebelbrett. → Gewwelbredd
Gewwelprofiel n. Giebelschablone aus Dachlatten (zum Ausmessen u. Zurechtsägen der Giebelbretter)
Gewwelsied(e), -siete f. Giebelseite, Stirnseite
Gewwelteeken n. Giebelzier, Verzierung des Giebels. → Gewwelkrüüs
Gewwelwand f. Giebelwand
gewwen, gebben (giff; gaff, gaffen; gewwen) 1. geben. Dat giff't doch nich! Alls wat't giff, bruukt man nich te häbben. Wat giff't? (Antwort:) Dat Gebben is uut de Welt; wat twee gefft, kann eene wall up, blooß an Schlääge nich. Dat giff sik! Ik häbb't em gewwen (die Meinung gesagt). Dann wi'k äs sehn, wat't giff (beim Abschied). He giff daor nix üm (macht sich nichts daraus). He gaff nargens wat üm (kümmerte sich um nichts, gleichgültig, gefühllos). Se gefft de nich vull mähr üm (Er ist todkrank). Ik geff dr' nix up (mache mir nichts daraus). He giff nix up sik (Er ist nachlässig, schlampig). → Blanken, fraogen, Gott, midden, misken.
2. abgeben, schenken, verschenken. Geff so, dat ih Gewwende bliewt (nicht hochmütig schenken). • Van't Gebben is noch nümms rieke wodden. • Solange, as't Geld dr' is, is 't Gewwen uut de Welt (wird nichts mehr verschenkt). → Peerd.
3. sik gewwen (1. sich begeben, anschicken. 2. sich ergeben, nachgeben). He giff sik an't Sööken. Wann't sik so giff (wenn es sich so ergibt, zutrifft). Klööwen dee wi met de schwaore Äxen, bes dat Holt sik gaff. He giff sik nich (gibt nicht auf).
3. ausrichten. He häff sienen Fiewtigsten gewwen (Er hat zu seinem 50. Geburtstag eingeladen). → uutdoon
Zs.: dran-, nij-, weer-, wegg-, wieder-,
gewwerig freigebig
giärn(e) → gäärne
gibbeln (Ot, Vr, Ra, Rae) kichern, albern lachen
Gich ! Gicht
gicheln (Wes, Ot, Vr, Sü, Ra, Hei, Rae) kichern, albern lachen; scherzen
Gichelscheese f. albernes Mädchen, das oft kichert
Gicheltriene f. albernes Mädchen, das oft lacht, nichts ernst nimmt
Gicht, Gich f. Gicht, Rheumatismus. He häff't met de Gicht te doon (gichtkrank). Gicht un Gericht bünt 'n paar lellke Dinge. → Bollen, fleegen
Gicht-, gicht- auch: → Gich-, gich-
gichtkrank an Gicht erkrankt
Gichtkruud n. Kraut gegen Gicht (wurde aufgegossen für Umschläge)
Gick, Jick m. (Gicke) Zweiradkutsche; leichter Reisewagen (mit einem Pferd u. Gabeldeichsel). ! Scheese, Schieg
giddegitt, gittegitt pfui! (Ausruf des Ekels)
Giege f. (Giegen) Geige. → Vioole.
Zs.: Blaose-
Gienius PN Eugenius
Gier f. Gier, Begierde
Gier, Gier- "Euter" ! Geer, Geer-
Gierfrääter(t) m. (Wes, St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh) wer gierig ißt; Vielfraß
gierfrääts(k), -fretts(k) gefräßig; gierig. ne gierfräätse Koh
Gierhals m. Geizhals
gierig 1. gierig, begehrlich.
2. geizig. Dat was so'n gierig Käärlken.
Zs.: nijs-
Gierigkäit f. Gierde; Geiz. Denne kann van Gierigkäit nich liekuut kieken (sehr geizig).
giern gierig sein, heftig verlangen
giern "grunzen" → geern 2
Giernapp m. (St, Bor) Geizkragen
Giesel m. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ra) Rauhreif, Glatteiskälte. Wi häbbt 'n Giesel an de Müüre sitten. He häff 'n Giesel under de Nösse sitten (Rauhreif am Schnurrbart). → Haagelkaorn, Iesel.
Zs.: Rou-
gieseln (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ra, Bor, Rae) mit Rauhreif bedecken. → grieseln, riepen 1.
Zs.: rou-
Gieselweer, -wäär n. (Wes, Ot, Vr, St, Sü) Frost, Eiseskälte
Giez m. Geiz. De ha'n Giez under (Sie ist von Geiz beherrscht).
giezig geizig. → gierig, wiese
Giezhals m. (Wes, Vr, Rh) Geizhals. → Gierhals
Gift, Giff n. 1. Gift. Dat kümp met dat Gift-sprützen, man süht kinn Ruut mähr.
2. Wut, Ärger. spijen vöör Gift. Se konn sik vöör Gift nich hollen. Se was haost vöör Gift uutneenegaon (vor Wut geplatzt). De bünt nich met Gift uutnandergaon (Sie haben sich ohne Haß getrennt). → fussen, schmacken 1, schnuuwen, Venien.
Zs.: Fleegen-, Muuse-, Ratten-
Gift- auch: Giff-
Giftbääse, -beer(e) f. giftige Beere
Giftbloome f. giftige Blume
giftig 1. giftig.
2. wütend, zornig, jähzornig; böse. giftige Gaanse (böse Gänse). → fuchtig 2, gällig, hellig, prattig, Spinne, wahnig.
Zs.: spinne-, un-
Giftkopp m. jähzornige, aufbrausende Person
Giftschlange f. 1. Giftschlange.
2. schimpfende, böse Frau
Giftstruuk m. giftiger Strauch
Giftwäite(n) m. vergiftete Weizenkörner (gegen Mäuse u. Ratten). → Muusewäiten
Gildenhäär, -heer m. (Hei) Nachbar, bei dem gefeiert wird
Gilp m., Gilpken (St, Bor) (Gilpe) Singvogelart (ausgestorben)
Gimpel m. (Gimpels; Gimpelken) Dompfaff. → Doompaape
ginn, ginn- 'kein. → kinn, kinn-
Gippelstiene f. (Ot) alberne Frau
Gips m. Gips. Se hadden 'n Engel van Gips in't Patöölken staon.
Gips-äi n. künstliches Ei fürs Hühnernest. → Nüste-äi
Gipsfiguur f. Gipsfigur (z.B. Heiligenfigur)
Gipsrulle f. Musterrolle für den Oberrand der Rahmtöpfe in der Töpferei
Girlande, Girlanne f. (Girlanden) Girlande. → Papierbloome
gistern. gissern, gissen (Ge, We, Ra, Rh) gestern. Wu geht't? (Antwort:) Gistern ging't noch! De is ook nich van gistern (fortschrittlich, nicht dumm). → laate.
Zs.: ähr-, vöör-
gittegitt → giddegitt
Gitter n. (Gitters; Gitterken) Gitter. → Gatter
Gitterpaorte, -purte f. schmiedeeisernes Tor
giwweln, giwwen winselnd betteln, jaulen, jammern. Wi wann. an't Ääten, un daor satt de Hund bi te giwweln. → gönnen 1, juwweln
Glaans, gläänßen ! Glanz, glänzen
gläänstern, gläänstrig → glänstern, glänstrig
Glaas → Glanz
Glaase → Glass
Glaasekaste, -määker → Glaasenkaste, -määker
glaasen, glaasern gläsern, aus Glas. ne glaasen (glaaserne) Kaste (Küchenschrank, Vitrine, → Glaasenkaste). → glaaserig, nijsgierig
Glaasenbije f. (Rh) Weberknecht. → Glaasenmääker
Glaase(n)kaste f. Glasschrank, Küchenschrank, Vitrine (verglaste Türen oben an der Vorderfront, Blick auf Porzellan, Glas)
Glaase(n)määker, -maaker, Glassmaaker, -määker m. 1. Glaser. Gao äs an de Sied, dien Vaader is kinn Glaasemaaker (Glaaser) (wenn jd. im Licht steht). → Anstrieker.
2. Libelle (alt); Weberknecht (Ge). → Glaasenspringer, langbeenig, Stoppnaodel, Waaterjüffer, Wääwerknecht
Glaasenschapp n. Glasschrank, Küchenschrank. → Köckenschapp
Glaasenschmieter m. 1. wer ein Fenster einwirft.
2. harter Holzkreisel (mit dem ein Fenster eingeworfen werden kann, Sü, Ge, Rh)
Glaasenspringer m. 1. Libelle (Sü, Ge, Bo). → Glaasen-määker.
2. harter Holzkreisel (Bo). → Fensterspringer, Glaasenschmieter
Glaaser m. Glaser. → Glaasenmaaker
glaaserig, glaasig 1. glasig. Verfroorne Erpel bünt glaaserig. Den Kooken is glaasig (hat Wasserstreifen). glaasige Oogen (fiebrige Augen). → verglaast.
2. aus Glas. .n glaasigen Bastert (Glasmurmel). → glaasen
glaasern → glaasen
Glaasespöite f. (St, Sü, Bor, Rae, Rh) Fensterspritze (zum Waschen der Fenster durch Abspritzen)
Glaasewösker m. (St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae) Bürste od. Quast zum Waschen von Gläsern
glaasig → glaaserig
glääßen → glänzen
gläästern, gläästrig → glänstern, glänstrig
gladd 1. glatt. Ne gladde Dänne klööwt bääter as ne nööstige Eeke (Fichtenholz ohne Astansätze). gladden Putz (glatter Putz, im Ggs. zu ! Rouputz, groff). gladden Draod (glatter Eisendraht).
2. schön, sauber, ordentlich, ebenmäßig. gladd maaken (schön herrichten, aufräumen; abrechnen). gladde Bahn maaken (aufräumen). .n gladd Käärlken (fein, hübsch, wohlgestaltet). He häff ne gladde Klööre (gesunde Gesichtsfarbe, wohlgenährt).
3. durchtrieben, schlau. He is noch ne ganzen Gladden (raffiniert, gemein).
4. glattweg. De häff mi dat gladd verkehrt esäggt! (→ gladdwegg). → afkommen, Aol, rou, Schnook, spijen.
Zs.: aol-, daibels-, rou-, speegel-
Gladdhäid f. 1. Glätte.
2. Ordnung. → Gladdigkäit
gladdhoobeln glatthobeln
Gladdigkäit, Glattigkäit f. 1. Glätte, z.B. Glatteis. Passt up, dat ih up de Gladdigkäit nich fallt!
2. Ordnung, Sauberkeit; Bereinigung. Gladdigkäit maaken (abrechnen, eine Rechnung begleichen). → Gladdhäid
Gladd-ies n. Glatteis
gladd-iese(l)n überfrieren, glatt werden
Gladd-ieser, -n n. Glätteisen. → af-glätten, Glätter
gladdmaaken 1. glätten. ! gladdstrieken.
2. aufräumen; säubern; gut herrichten, feinmachen; etw. begleichen. de Blaagen gladdmaaken (z.B. waschen u. kämmen, zum Ausgehen anziehen). → lieke-, mooimaaken
gladdstrieken glätten, glattstreichen. De Fuugen moch he met'n Sack gladdstrieken.
gladdtrecken glattziehen, geradeziehen. → Striekbredd
gladdwegg glatt, ohne weiteres, glattweg. Et is em de gladdwegg bilangs gaone (glatt daneben gegangen). → gladd
Gladioole f. (Gladioolen; Gladiöölken) Gladiole
gläi(n)sen → glänzen
gläi(n)strig → glänstrig
glänstern, glää(n)stern. gläi(n)stern (St, Sü, We) blinken, glänzen, gleißen. Dat gänstrige Speck glänstern richtig. De Straoten gläästert van Ies. → glänzen, glemmen
glänstrig, glää(n)strig. gläi(n)strig (St, Sü, We) glänzend
Glanz, Glaa(n)s m. Glanz. Nu krigg de Börger weer Glanz an'n Köttel (nach der Hausschlachtung). ! Straol.
Zs.: Af-, Kopper-
glänzen, glää(n)ßen. gläi(n)sen (St, Sü, We, Ra) glänzen. Dat gläänst van Fett. → blenken, glänstern, Gold, speegeln
Gläppe f. (Gläppen) Spalt, Kerbe, Ritze, Wunde. met de Biele ne Gläppe in'n Boom houen. He häff sik ne Gläppe in'n Finger schnedden. ne Gläppe in de Huud (rissige Haut; Schnittwunde). → Gliewe
Glasanten (Pl.) Glacehandschuhe, Lederhandschuhe. De Blaagen wääd't vandaage met Glasanten anpackt (werden zu sanft angefaßt, verwöhnt).
Glaseehans(k)en, -haa(n)sken (Pl.) Lederhandschuhe
Glass n. (Glaase; Glässken) 1. Glas; Glas zum Trinken, Einwecken. En Glass Waater kann'm nich gudd afschlaon. He häff te deepe in't Glass kecken (Er ist betrunken). in Glaase kocken (einwecken). Braodwoste uut't Glass (eingekochte Mettwurst). friss of uut't Glass (frisch od. eingeweckt).
2. Fenster. Maak 't Glass äs loss. Bloomen vöör de Glaase (Eisblumen; Topfblumen). Steck den Kopp äs döör de Glaase, wenn de dr' keene häs (wenn das nötige Geld fehlt, Bo). • Kiek äs döör't Glass, wann's kinne Kopp häs (etw. Unmögliches tun). • Dann häs't Schmieten weer in de Glaase (Ruuten) (Dann gibt es wieder Vorwürfe; jetzt ist es schief gegangen). → Fenster, Rahm, Rahmen, rammeln, Ruute 1.
Zs.: Beer-, Binde-, Blij-, Brillen-, Dääl-, Drink-, Fleegen-, Fuusel-, Geer-, Henkel-, Honnig-, Inmaaks-, Kaamer-, Lampen-, Liköör-, Loot-, Mostert-, Muddergotts-, Nenndöör-, Oogen-, Pääper- , Schnaps-, Stunden-, Uhr-, Waater-, Weck-, Weer-
Glass-appel m. Apfelsorte (grün, mittelgroß, innen glasig)
Glass-aske, -asse f. Hochofenschlacke. → Koll-askenbetong
Glassbläöser m. Glasbläser; Glashändler. De Glassbläösers, de kammen so een- of tweemaol in't Jaor. → Ssilinderkäärl
Glassdöör(e) f. Glastür
Glass-in-de-Mööte-brengen, -breggen Hochzeitsbrauch (z.B. in Ra: Wenn das Brautpaar von der Kirche kommt, bringt die älteste Magd od. eine Schwester ihm an der Haustür ein Glas Wein u. Segenswünsche in Versform entgegen. In St: Die Nachbarn kommen zum Haus der Braut u. bekommen ein Glas Sekt od. Schnaps, → schatten, uut-, verschatten).
Glasske f. Glaswand in der Kutsche zwischen Coupe u. Kutscherbock (kleines Fenster, das mit Lederriemen befestigt wird)
Glasskoggel f. Glaskugel; Tischlampe (mit Petroleum od. elektrisch, z.B. in der Schusterwerkstatt). → Lampenglass, Schuusterkoggel
Glass-ooge n. Glasauge
Glassmääker, -maaker → Glaasenmaaker
Glassmaarbel, -maarwel f. Glasmurmel
Glasspäärle f. Glasperle
Glasspanne f. 1. Dachpfanne aus Glas.
2. Schnapsflasche (bes. der Dachdecker; wenn sie einen Schnaps haben wollten, riefen sie nach einer Glasspanne).
Glasspiepe f. Tabakspfeife mit Rohr u. Pfeifenkopf aus Glas
Glassrahmen m. (Wes, Rh) Fenster
Glass-schiewe, -be f. Glasscheibe. → Ruute 1
Glass-schnieder m. 1. Libelle; Wasserläufer. ! Glaasenmääker, Schnieder 1.
2. Schneidewerkzeug des Glasers
Glass-schööre f. Glasscherbe. De Straote was vull van Glasssch öörn.
Glass-splitter m. Glassplitter
Glass-stück n. Stück Glas, Glasscherbe. .n Glass-stück, üm de Schoh uut te putzen (Schusterwerkzeug zum Polieren). → Uutputzgeräi
Glasüür f. Glasur, z.B. Salzglasur der Töpferei. Daor was de ganze Glasüür van't Gesichte af (Hautabschürfung).
glätten glätten. → gladdmaaken
Glätter m. Glätteisen, Werkzeug des Maurers zum Glattstreichen von Mörtel, Putz. → Aftrecklatte, Gladd-ieser
Glattigkäit → Gladdigkäit
Glaubersalt n. Glaubersalz (wurde dem Vieh für die Verdauung gegeben). → Klaowersalt
glemmen, glimmen (glemmt; glomm, glommen; glommen) (schwach) leuchten, glänzen, glimmen, blinken. Dat glemmt van Fett. → glimmern
Gliebe, glieben, Glieben- → Gliewe, gliewen, Gliewen-
glieden, glien (glidd; gleed, gleeden; gledden) gleiten; rutschen. Et is em van'n Späddel gledden (allzu gierig beim Essen). Dat Spill, dat glidd nich, daor mutt Fett an (z.B. beim Riegel). → Späddel
gliek gleich, einerlei. Gliek söch sik, gliek findt sik (Gleich u. gleich gesellt sich gern). Et bliff sik alls gliek, of du arm büs odder riek (Kehrvers eines Liedes). • Arm of riek, den Dood mäck us alle gliek. → egaal.
Zs.: to-, un-
Glieke, Gliek n. in der Wendg. Gliek(e) gewwen (recht geben). Daor giff ik uh kinn Gliek in!
glieken (gliekt; gleek, gleeken; glecken) gleichen, ähnlich sein. → lieken, sunder
gliekentied(s), gliekertied(s) gleichzeitig, während. → gliektiedig
Gliekgewich(t) n. Gleichgewicht
gliekgültig gleichgültig. Dat Maiken was so gliekgültig in de School-arbäiden. → lichtfäärdig
gliekmaaken gleichmachen; begleichen. → liekemaaken
gliekmäötig gleichmäßig. so gliekmäötig as 'n Uhrwark
gliekmöödig, -möötig gleichmütig
glieks gleich; bald, sofort. Bes glieks! (Bis später, Abschiedsgruß). Jüngsken, ik komm di glieks. Dat ik di glieks nich komm (Drohung, bes. zu Kindern). → faorts.
Zs.: eens-
gliektiedig gleichzeitig. → gliekentieds, togliek
glien → glieden
Glierbahn(e) f. Gleitbahn, Schlitterbahn. → Schlierbahne
glierig 1. glitschig; speckig.
2. glänzend. → gliewerig, glitskerig
gliern gleiten; schlindern. → glieden, schliern
Gliewe, Gliebe f. (Gliewen) Ritze, Spalt, Kerbe. De Dööre stonn up de Gliewe (stand einen Spalt weit offen). de Dööre up Gliewe setten (einen Spalt öffnen). He steht vöör de Gliewe te luurn. He ha 'ne Gliewe in de Huud (Wunde, → Gatt, Gläppe). De Katt-eekers up'n Stüüwen stoppt sik Nötte in de Gliewen (in die Baumritzen als Vorrat, Bo). → Boste, Käppert, luurn
gliewen, glieben lauern, heimlich durch einen Ritz zugucken od. horchen. De Jungs, de liggt daor te gliewen achter de Dööre. → lünkern
Gliewen- auch: → Glieben-
Gliewenkieker(t) m. neugierige od. mißtrauische Person; heimlicher Zuschauer, Voyeur; wer darauf lauert zu betrügen, im Stillen etw. ausheckt. → Gaapert, Gliewert
gliewerig 1. glitschig; speckig; fettig; glänzend. → glierig.
2. kerbig, spaltig
Gliewert m. wer durch die Ritzen lauert, wer darauf lauert zu betrügen. → Fielert, Gliewenkiekert, Lünkert
Gliewken neugierige Frau, die durch Fenster u. Türen neugierig zuschaut
glimmen → glemmen
glimmern glimmen; glitzern. Dat Föör glimmert blooß noch. → glemmen, glöien
Glimmkääfer m. Glühwürmchen. → Gliwweholtworm, Glöiwörmken
Glind n. (Wes, Ge) (Glinde) 1. Geländer.
2. Zaun, Weidezaun. → Tuun
Glindpost, -poss m. (Wes, Ge) Zaunpfosten. → Schledden-, Wäidepost
glits(k)en gleiten; rutschen. → glieden
glits(k)erig, glits(k)ig glitschig, glatt, schlüpfrig
Gliwwe(holt)worm m. (St, Ge) Glühwürmchen. → Glimmkääfer
Glocke f. (Glocken; Glöcksken) Glocke. → Klocke.
Zs.: blaue, Mäi-, Schnee-
Glockengööbel m. best. vierholmiger Göpel
glöien glühen. Dat Föör was noch ääben an't Glöien. Du glöis as en leggend Henneken (rotes Gesicht, erregt vor Eifer, → Klööre). → Back-ommen, glemmen
Glöikopp m. Person mit rotem, glühenden Gesicht
glöinig, glöinig- → glöönig, glöönig-
glöirood (Bor, Hei) rotglühend. → glöönigrood
Glöiworm m., -wörmken Glühwürmchen. → Glimmkääfer
Glooben, glööben, Gloobens-, glööbig → Gloowen, glööwen, Gloowens- , glööwig
Glood f. Glut. Et is noch lück Glood up't Rööster.
gloodnij ganz neu. en gloodnij Kleed. → brand-, naagelnij
glöönig. glöinig (Ge, Ra) glühend. den glöönigen Ommen. met'n glöönig Iesen de Sennen braanen (die Sehnen am Pferdehuf behandeln). De Suppe is glöönig heet. Se ha. glöönige Oogen (funkelnd). ne Glöönigen (rothaarig, → fossig). Daor konn ih so völle van sehn as van ne glöönigen Näägel (Man kann nichts erkennen, bei schlechtem Licht). → Möllensteen, Naodel.
Zs.: dunkelrood-, rood-, witt-
glöönig- auch: glöinig-
glöönigrood rotglühend. → glöirood, roodglöönig
Glooria f. starkes Feuer. Daor häs ne gudde Glooria in, daor kaas wall ne Ossen up braon (wenn das Feuer im Ofen, Herd gut brennt).
Gloowen, Glooben m. Glaube. Den Käärl häff 'n verkehrten Gloowen (bildet sich etw. ein, glaubt etw. Unmögliches). Den Glooben kann'k di de nich bi doon (wenn jd. etw. nicht glauben will). An´n Schnäpsken, daor häen de ollen Löö ook a. Gloowen an . met Medizien dröwwt se min ich kommen!
Zs.: Aawer-, Bi-, Öwwer-, Un-
glööwen, glööben (glöff; glofft, glowwen; glofft) glauben. Dat so'k wall glööwen (schon möglich). Wenn de nich an glöffs, dann helpt't ook nich (z.B. best. Medizin). Denne, de glöff alls (leichtgläubig). Dat glöff de achterste (den hundertsten) Mann nich mähr (Das ist sehr unwahrscheinlich). •• Dat könn ih bääter glööwen as hen kieken gaon (von Glaubensfragen). Glööwen is kinn Wetten (Glööwen moss in de Karke doon, hier mutt't sicher wenn.) (Hier muß man es wissen; wenn jd. sagt Ik glööw). Wenns de Hälfte van dat glöffs, wat he sägg, dann glöffs noch te vull (Er lügt). Well dat glöff un 't Bedde verköff, de schlöpp met't Gatt up't Stroh (klare Lüge). Et mutt dran glööwen (beim Schlachten des Schweines). Eenmaol mött wi alle dran glööwen (sterben). Well't sölws nich hat häff, de kann´t nich glööwen, so ne Piene! Dat glööw ik föör di met (Das ist sicher)! → leegen, lööwen, säggen, sollen 1, Spook, vöörleegen, wied
Gloowens- auch: Gloobens-
Gloowens-saake f. Glaubenssache, -angelegenheit. In Gloowenssaaken wann. de Löö alle noch wa. seküür in.
glööwig, glööbig gläubig.
Zs.: aawer-, bi-, gudd-, licht-, öwwer-, un-
Glück, Gelück(e) n. Glück. up gudd Glück en Breewken uut'n Hood trecken (Brauchtum, → Breew). Mähr Glück as Verstand! Well Glück häff, de findt den Mest in de Buxe. Dat Glück löpp us (as 'n Straölken) nao (an'n Sträölken uut't Gatt) ("mehr Glück als Verstand", z.B. bei passendem Wetter). •• Een Loot Glück is bääter as 'n Pund Verstand (St). Glück schlaon (beim Verkauf zuschlagen). → Dooden, selten, sprääken, Sunndaggshandel, Unglück.
Zs.: Un-
glücken glücken, gelingen. Up düsse Maneere glückt di nix! → lücken, metfallen.
Zs.: miss-
gluckersken, gluckern glucksen, laut schlucken (beim Trinken); Blasen werfen (beim Kochen)
glücklik glücklich. Se könnt sik glücklik priesen. Glücklik öwwer de Gotte met bäide Beene in't Waater (Man meinte, man hätte es geschafft). Wat is dat ne glückliken Mann, well ne Frou häff, de de spoorn kann. Geld alleene mäck nich glücklik, doch et is de good met bi (Sü). Wi wonnt hier noch an´n glückliken End (günstig im Hinblick auf Klima, Erdbeben, Unwetter).
Zs.: un-
Glücksaake f. Glückssache. Benemmen is Glücksaake (un Glück häs du selten). → Metföllerken
glücksellig, -säälig glückselig, glücklich. Glücksellig (glücksäälgs, glücksääligs) Nij-jaor (Glückliches Neues Jahr! Gruß am Neujahrstag, ! Nij-jaor-wünsken). Glücksääligs Nij-jaor, usse Katte häff 'n lang Aor (Scherzvers am Neujahrstag). Glücksellgs Nij-jaor, dat gewwe Gott un maak du waor.
Glücksdagg m. Glückstag
Glücksfall m. Glücksfall
Glückshuud f. Fruchtblase. Dat Kind is in de Glückshuud geboorn (Man glaubte, das Kind habe Glück im Leben; Haut muß schnell entfernt werden, damit das Kind nicht erstickt). → Waaterblaose
Glückskind n. Glückskind
Glücksradd n. Glücksrad
glumpen glänzen. → blenken
gluppen, glüppen, gluppken, gluupen → gluupken
glupsch (Vr, St, Ge, Sü, Rae) heimtückisch, verstohlen. He kick so glupsch. → achterbacks, lubbetsk
Gluupert m. wer gafft, neugierig glotzt, neugierige, unseriöse Person. → Gaapert
gluup(k)en (Vr, St, Sü, Ge, Ra, Hei); gluppen, glüppen, gluppken (Wes, Ot, Vr, Ra) gaffen, glotzen; lauern, spionieren. He glüpp us in de Pötte. → Balkenratte, gaapen, nüchtern
Gluup-ooge n. Glotzauge
Gnaade, Genaade f. Gnade. de Gnaade Gotts
Gnaadenbeld n. Gnadenbild
gnäädig, genäädig gnädig; glimpflich. Daor is he gnäädig van af kommen. He häff ne gnäädigen Richter funnen. ne Gnäädige (von hohem Stand)
gneesen grinsen
gnienig (Bo) spottend, hämisch. He lachen mij so gnienig an.
Goddorrie, Goddoi, Gottverdorrie, Gottummie, Godoorie Pfui! (Fluch, Ausdruck des Abscheus). Goddorrie, wat'n Spill! Goddorie nochmaol, häs't all häört? (Neuigkeit). → Gaddorrie, Jandoorie, Podoorie, Roddorrie
Godiene, Godienen- → Gardiene, Gardienen
Godoorie → Goddorrie
Goffiene f. Handpostille (oft Brautgeschenk). → Handpostille
Göie f. (Göien) Aufguß (z.B. von Kaffee). De twidde Göie is föör de Maaslöö (dünner Kaffee). → Göite
Göile f. (Göilen) (Rh) Guß, Schuß Flüssigkeit. ne Göile Waater. → Göie, Gölpe
göilen (Rh) gießen. Et göilt (Es regnet in Strömen).
Goisdagg → Goosedagg
Göite f. (Göiten) 1. Gefäß zum Gießen; Gießaufsatz am Gefäß; Gußschöpfer zum Anfeuchten der Wäsche. ! Bleeklääpel, Geete-, Scheppklumpen.
2. Guß; Schuß Flüssigkeit, Aufguß (z.B. von Kaffee). He kreeg ne gudde Göite öwwer de Buxe (z.B. von der Suppe beim Auftragen). → Göie, Gölpe, Götte 1.
Zs.: Nao-
Göitekoffie m. dünner Kaffee. → Jungskoffie
Göiteklumpe(n), -klump m. (Bor) alter Holzschuh als Schöpfgerät für die Bleiche. → Geeteklumpen
Gold n. Gold. Kaas 't Gold noch te düür häbben (zu teuer einkaufen). Is nich alls Gold, wat glänzt.
Zs.: Klaater-
Gold-ammer f. Goldammer
Goldbloome f. Gartenringelblume. → Ringelbloome
golden, gollen, gülden, güllen golden. 'n golden Ring. Up Paosken to häbbt de Appels all gollene Stellkes (Daueräpfel sind im Frühjahr so selten wie Gold). Schaope häbbt nen güldenen Foot; wo de henträädt, daor wödd et good (Schafsmist ist guter Dünger). • Well en golden Stöhlken metbregg, de will dr' ook up sitten (Braut mit großer Mitgift will auch dafür geehrt werden). goldene Bruudlachte (goldene Hochzeit, → silwern)
Goldfink m. 1. Goldfink, Goldammer od. Kuhstelze (Vogel mit gelber Brust). → Gäälboste.
2. Goldfinksken (Goldmünze, goldenes Zwanzigmarkstück). → Foss
Goldfisk, -fiss m. Goldfisch
goldgääl, -geel goldgelb
Goldgehänge n. goldener Schmuck (z.B. Kette, Anhänger, Ohrringe). Dat Goldgehänge was mähr föör de Fierdaage.
Goldgeld n. Goldgeld, Goldstück als Geld. → Goldstück
Goldlack(en), -laaken m. Goldlack (Gartenblume)
Goldmüske, -müsse f. Goldkappe, Frauenhaube
Goldräägen, -räänge(n) m. Goldregen
Goldrää(n)genstruuk m. Goldregenstrauch
Goldrängsken, -rängesken n. Kapuzinerkresse. → Rängesken
Goldrand m. Goldrand (am Porzellan). dat beste Köppken met'n Goldränneken
Goldrenette f. Goldreinette (Apfelsorte)
Goldschmitt m. Goldschmied
Goldschnitt m. Goldschnitt (an Büchern). 'n Gebäädbook met Goldschnitt
Goldstück n. Goldstück. Dat is noch 'n echt Goldstücksken (z.B. Zwanzigmarkstück der Kaiserzeit). Dat sallt se doch äs sehn, wi willt't met Goldstückskes beleggen (wenn jem. unbedingt etwas kaufen will, owohl der Besitzer es nicht hergeben will → Grootsprääker). → Strump
Goldwaoge f. Goldwaage. Man dröff nich alls up de Goldwaoge leggen (nicht zu fein abwägen, übergenau nehmen).
Goldwark, -werk n. Goldschmiedearbeit; Gold. Ringe van Goldwark
Goldwarks, -werks n. Schmuck aus Gold, bes. Halsschmuck
gollen → golden
göllen wiehern (Lockruf der Hengste, wenn eine brünstige Stute in der Nähe ist); heulen, jodeln, rufen; gellen, lärmen. Wat göllt de Wind! Se staot daor buuten te göllen (machen Krach). Daor göllt dat Waater döör (vom reißenden Gebirgsbach). He göllen, dat mi't trock döör Mark un Beene. → ronneken
Gölpe. Gülpe (Ge, Ra, Hei, Rae) f. (Gölpen) 1. Guß, Schuß Flüssigkeit. He kreeg ne Gülpe Waater öwwer'n Kopp hen.
2. dünner Kaffee. → Göite
gölpen (Wes, Vr, St, Sü). gülpen (Ge, Ra, Hei, Rae) stoßweise ausströmen, sich ergießen
gönde(n) → gennen
gönder → gentert
gönnekant(e) → gennekante
gönne(n) → gennen
gönnen 1. günnen (Ra, Rh, Bo) betteln, bettelnd schauen; um Futter betteln; futterneidisch sein. Wat ligg de Hund daor te gönnen. → drönnen, giwweln
gönnen 2. günnen (Rae, Rh, Bo) 1. gönnen. Ik gönn em dat. Et is em wall te gönnen. Du gönns mi noch wat (wenn jd. z.B. das Glas nicht voll schenkt, iron.). He gönnt em dat nich (mißgünstig). Se gönnt (wünsket) sik alls, blooß nix Gudds (Sie wünschen sich das Schlechteste). De gönnt di leewer alle Jaor 'n Kind as 'n fett Farken (sebben Kinder bi de Frou un een Köiken bi de Sogge) (Sie sind sehr mißgünstig).
2. in der Wendg. sik wat gönnen (sich etw. zugute tun). Ik gönn mi noch 'n Köppken Koffie. → Balge, Fingernäägel, gudd, Hatte, Lecht, Pest, Salt, Schluck, todenken, tokommen, Waord
Gönnsied(e), gönnsied(s) → Gennsiede, gennesieds
Gons(ter)dagg → Goosedagg
gönter(t), göntsied → gentert, gentsied
Gööbel m. (Gööbels) Göpel, Antrieb aus Gußeisen, von einem Pferd od. von mehreren Pferden gezogen; Winkelgetriebe (zum Antreiben der Häckselmaschine, der Dreschmaschine, Schrotmühle od. Kreissäge, der Tonmühle des Töpfers usw.).
Zs.: Glocken-
Gööbel-dosken, -dösken Dreschen mit Göpelantrieb
gööbeln sich übergeben. Dat is den Suupsack sölwer (in) schuld, dat he gööbeln mutt. → kutsken 1, Räier
Gööbelstange f. Göpelstange, Welle, Kraftübertragung vom Göpel zur Maschine
goochem, goochum, joochum schlau, gewitzt (bes. beim Handeln). Laot den män loopen, dat is ne ganzen Goochemen.
good → gudd
Good n. (Gooderen) Gut, Besitz.
Zs.: Arw-, Blood-, Karken-, Land-, Pacht-, Roow-, Steen-
good-, Good- → gudd, Gudd-
goodenwall → gudd-un-wall
gooien; guien (Ra) werfen, wegwerfen, -schleudern, ungezielt u. heftig werfen. → Pette, schmieten
Goons(e)dagg, Goosdagg → Goosedagg
Goonst, göönstig → Gunst, günstig
Gööre, Göör f. (Göören, Göörs) Maulwurf. Wenn de Göören so nao bomm bosst, dann giff't Räägen. → Wöhle 1
Göören-äide, -ääg(e)de f. Egge zum Glätten der Maulwurfshügel. → Göörenschleppe
Göörenfalle f. Maulwurfsfalle
Göörenfell n. Maulwurfsfell. De Muff was uut Göörenfell.
Göörengang m. (Wes, Bo) Maulwurfsgang
Göörenhoop. Göörnshoop (Ge, We, Rae). Göörhoop (Wes). Göörshoop (St, Ra) m. Maulwurfshügel. In't Fröhjaor mochen we de Göörenhööpe sträien (schleppen, uutneenehouen). Daages ne golden Knoop, .s Nachens ne Göörenhoop (Rätsel: Feuer).
Göörenkniepe f. Maulwurfsfalle
Göörenlock n. Maulwurfsloch
Göörenredde → Göörenritt
Göörenrelle; Göör(n)srölle (Ra, Bor, Rae, Rh) f. Maulwurfsgang
Göörenrenne f. (Vr) Maulwurfsgang
Göörenritt; Göörenredde (Rh, Bo) f. Maulwurfsgang
Göörenschleppe, -schlöppe f. Gerät (umgedrehte Egge, Wagenreifen) zum Einebnen der Maulwurfshügel. → Äide, Kettenschleppe, Schleppe 1
Göörenschlööre f. (Vr, Sü, Bor, Rae, Rh) Gerät zum Einebnen der Maulwurfshügel
Göörhoop, Göör(n)shoop → Göörenhoop
Goos → Gans
Göösbäitel, -bäidel m. Hohlklinge, halbrundes Stemmeisen (Werkzeug z.B. des Holzschuhmachers)
Gööse f. (Göösen) 1. Kehle. → Kehle, Strotte.
2. Hohlklinge (des Holzschuhmachers). → Göösbäitel.
Zs.: Gääl-, gääle
Goose-, Gööse- → Ganse-
Goosedagg (Ot, Vr). Goisdagg (St, Sü, We, Ra). Guisdagg (Ge).
Guisedagg (St). Goons(e)dagg (Rae, Rh). Gunsdagg (Wes, Ra, Bor, Hei, Rh). Gons(ter)dagg, Wunsdagg (Bo). Wonsdagg (Ra, Bor). m. Mittwoch. → Middewääke
göösen; gööseken (Ot) leise grunzen, leicht stöhnen; hecheln, hauchen, stöhnen, winseln, wimmern; schwer atmen, japsen (z.B. nach schnellem Lauf); gurgelnd abfließen (von Wasser). De Farken gööst (grunzen zufrieden, werden ruhiger nach dem ersten Füttern, → geern 2, gruwweln). Se kann melken, dat't so gööst in'n Emmer (best. Geräusch des Milchstrahls beim Melken). De Hund lagg daor te göösen (jammerte, winselte). Se häff sik weh daone un gööst. → günseln, hechten, hiegen, schnorken, struudeln, wimmersken
Goost, gööstig → Gunst, günstig
Göppse, göppsen- → Geppse, geppsen-
Görgel, Görwel (Hei) f. Gurgel, Kehle. → Strotte
Görgelpiepe f. Luftröhre
Görwel → Görgel
gössen, gössern (sth.s) (Vr, St) gurgelnd abfließen; regnen. Dat Waater gösst män so döör'n Graawen. Et gössert (Es regnet, gießt).
Gösserken n. (Rh). Gössert m. (Bor, Hei) best. Lage des Schafsod. Ziegenknöchels: Die gewölbte Seite liegt seitlich nach oben. → Äöne, Bickel
gössern → gössen
Gössert → Gösserken
Gott m. Gott. oh Gott! (Ausruf). Gott bewahre! Gotts Welt nochmaol, wat'n Dingen! Gotts Wark (Gottes Allmacht). Hollt uh an Gott un goode Löö. He is met Gott un de Welt tefrää. Gotts Weer, Gotts Will (wenn jd. über das Wetter schimpft). Gotts Waord un Gotts Wille, gao daordöör un schwieg stille (vom Schicksal, Rh). • Wat di Gott gewwen häff, kann di de Düüwel nich nemmen. • Man kann wall lääwen van eenen Gott, apatt nich van eenen Pott (St). • He lött Gotts Waater öwwer Gotts Land loopen (Er ist gleichgültig, phlegmatisch). • Gotts Säägen is so good in't Waater as in'n Wien (Man soll anspruchslos sein, Bo). Se will van Gott un Gebodd nix wetten. Se stöört sik nich an Gott un Gebodd. Et is Gott weet wu wiet (Es ist sehr weit. Es ist sehr weit fortgeschritten). → anvertruuen, Book, Brood, Ehre, Frankriek, Füll, Gaabe, glücksellig, Kalender, leew, lohnen, Mest, Naamen, Nötte, Säängen, sinken, Schwung, todanken, Voggelnüst, Weddendeew.
Zs.: Häär-
gottbedrööwt jämmerlich, kläglich, erbärmlich. Et was daor en gottbedrööwt Spill. → gottsjämmerlik
Gott-dank Gott sei Dank! Dat häbb wi Gott-dank nich belääwt. Gottdank, dat wi weer ander Weer häbbt.
Gotte f. (Gotten) Gosse, Abflußrinne, Rinnstein; Kanal, Wasserlauf, kleiner Bach. ne Gotte trecken. Gotten uutschmieten. Mooder mott ook äs öwwer de Gotte (aus dem Haus, Auslauf oder Erholung haben). → glücklik, Grüppe, Henne, Schmurks.
Zs.: Aalen-, Dack-, Erpel-, Feld-, Jauche-, Kehl-, Lehm-, Loop-, Mest-, Piss-, Räägen-, Stall-, Straoten-, Vääne-, Waater-
Götte 1, Gotte f. (Rae, Rh) Grütze, Graupen, geschälter Hafer. Ümschlääge van Götte. → Grütte, Pellegaste.
Zs.: Haawer-
Götte 2 f. (Vr, Rh, Bo) (Götten) Guß, Aufguß. ne Götte Melk. → Göite.
Zs.: Unweers-, Up-, Waater-
götten (Ge) Gräben säubern
Götten- auch: Gotten-
gottendonne stockbetrunken
Gottengatt n. Abflußloch (des Spülsteins, offener Abfluß außerhalb des Hauses zur Gosse hin). → Afwaater, Pütt
Gottengattswaater n. Abwasser (zur Gosse)
Gottenlööper m. Einzelgänger. → Siedlööper
Göttenpapp m. Grützebrei, Gerstenbrei. → Pellegastenpapp
Gottensteen m. Spülstein; Abfluß an der Waschküche. → Pumpen-, Spöölsteen
Gott(e)slohn m. Gotteslohn. föör Gottslohn (umsonst). Dat is blooß üm Gotteslohn (billig). Schöönen Dank un Gotteslohn; dat annere kümp van söwwes (wenn man nicht bezahlen will, → Ehre)
gottgeteekt von Gott gezeichnet; hinkend, mißgestaltet, behindert. Wahr di vöör de Gottgeteekten. → geteekt
göttlik stark gießend, in Strömen. Et häff göttlik räängt.
gotts-erbärmlik (Wes, Vr, We) jämmerlich, erbärmlich
gottsjämmerlik, -jömmerlik jämmerlich, kläglich, erbärmlich. Sitt doch nich so gottsjämmerlik den ganzen Dagg te prackeseern!
Gottslohn → Gotteslohn
gotts-unmögglik ganz u. gar unmöglich
Gottsweer, -wäär n. gutes Wetter. Vandaage häbb wi abber Gottsweer! → Häärgottsweer
Gottummie, Gottverdoorie → Goddorrie
gottverlaoten gottverlassen
Gottvertruuen n. Gottvertrauen
Gott-weet-wu. Gott-weet-bo, -wo (Rh, Bo) Gott weiß wie, sehr, besonders. Gott-weet-wu vull. Dat kaos Gott-weet-wu wied häörn. Se was Gott-weet-wu verläägen un wuss sik kinn Raod. He dööt Gottweet-wu (gibt an).
Götze, Götzen m. (Götzen) Götze. Dat Geld is sienen Götzen.
Zs.: Ööl-
Graabe(n), graaben, Graabe(n)- → Graawen, graawen, Graawe(n)-
graach gerne; ruhig. Dat kaas mi graach glööwen! → drieste, gäärne
Graade PN Gerharda
graade, graad, geraade 1. gerade; entsprechend. • Nen graaden Wegg döör Krümme geht melääwen nich ümme. "Graade" sägg Krummhoff (Jux). Dat was ook all graade, wuvull Land de under de Ploog hadden (Anzahl der Pferde richtete sich nach den Morgen Ackerland).
2. gerade (noch); soeben. Se tällt de geraade noch bi. Wi bünt graade in (an) de Erpel (bei der Kartoffelernte).
3. gerade, direkt. graade haruut säggen. Ik sägg em dat graade (lieke) in't Gesichte. → platt 1.
Zs.: piel-, un-
graade- auch: geraade-
graadeböögen, -beegen geradebiegen
graadenwäägs, -weggs geradenwegs
graadestaon geradestehen; einstehen für. Wat he daor maakt häff, daor mutt he ook föör graadestaon.
graade-uut geradeaus. → liek-uut
Graane, Graan f. (Graanen) Granne (der Gerstenähre)
Graanje f. (Graanjen) Geranie (Garten-, Topf-, Balkonblume)
Graanjenpott m. Blumentopf mit Geranien
Grää(n)sebeck m. wer schadenfroh grinst, spöttisch lacht
Grää(n)sekaore f. (St, Sü, Rae) Gartengrasmücke
Grää(n)sekodde f. (Wes, St, Ge, Hei) wer spöttisch, hochmütig lacht; unangenehme Person. He is doch mon ne Grääsekodde, teggen usse Häärgott te rääken (Bor).
Grää(n)sekott(e) f. (Wes, Vr, St, Ge, Bor, Hei, Rae) 1. Gartengrasmücke.
2. querköpfige, verdrehte Person. → Gräänsekodde
grää(n)sen (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, Ra) grinsen, spöttisch lachen. → grimmlachen
Grää(n)sert m. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge) wer grinst, spöttisch lacht
Grää(n)ß-, grää(n)ß-, Grää(n)ße, grää(n)ßen → Grenz-, grenz-, Grenze, grenzen
Graapen m. (Graapens) Dreifußtopf, Kochtopf aus Gußeisen. → Dreefoot
Grääse-, grääsen, Grääsert → Gräänse-, gräänsen, Gräänstert
grääsig ärgerlich, böse, zornig; mißgelaunt, verstimmt. so grääsig as ne Foss
Grääße, grääßen → Grenze, grenzen
Graatz, Gräätzken → Gratz
Graawen, Graawe, Graaben m. (Grääwen, Grääwens; Grääweken) Graben. Grääwen uutmaaken (rüümen) (säubern). Ik sall di äs weer in'n Graawen stooten (Ik stoot di äs weer in'n Graawen) (werde dir eine Gefälligkeit erwidern; wenn man sich für einen Gefallen bedankt, → dräien, Gefallen, iesern, lääwen, lüüsen). • Wenn een in'n Graawen ligg, dann hackt alle Raaben drup. Entweeder bomm in de Bööme of under in'n Graaben (himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt, → Broodschapp). Wi häbbt em holpen Erpel graawen (ausmachem, → stääken, uutmaaken). → Raawe, Rohr, Schlaoge.
Zs.: Bleek-, Feld-, Flööt-, Gaorden-, Loop-, Modde-, Scheed-, Schloot-, Schussee-, Stadt-, Straoten, Twass-, Waater-
graawen, graaben (graawt; groow, groowen; graawen) graben. Potteerde graawen (Ton graben, der Spaten wurde in Wasser eingetaucht).
Zs.: wegg-, winter-
Graawe(n)- auch: Graaben-
Graawenkant(e) f. Grabenkante, -seite
Graawenkluute(n) m. Grabenauswurf
Graawensäiße f. kurze Sensenart zum Säubern der Gräben
Graawepanne f. (St, Sü, Ge, Bor, Rh) Schaufel, Spaten. met de Graawepanne de näächste Foore afleggen
Grääwer → Graff
Graaweschüppe f. Spaten. met de Graaweschüppe den Gaorn üm-maaken
Grabbe-Grabbe f. (Vr) ungeordnete Menge, Volk. → Grubbel-Grabbel
grabbeln (Wes, We, Bor, Hei, Rae) greifen, raffen; fummeln, mit den Händen wühlen. Wat bünt se in't Sand an't Grabbeln. → grappken, grubbeln
Grack → Gerack
graddeliern → graleern
Graes. Graos ON Graes bei Ahaus. Graose Markt (Markt in Graes). de Gräösken (Leute aus Graes). Gräöse Pappschleewe (Ortsneckerei). In Graos, daor saggen se: 'n Eed of 'n Dreet (Spott aus dem Kleigebiet auf die Mundart von Graes). Gräöske Venndüüwels (Spott auf das Graeser Venn). Gräöske Ssiepelbuurn. Graos, dat stinkt as 'n Aos (Ortsneckerei aus Ahaus). dat häidniske Graos (Ahaus, Vr). Graoske Kabbesköppe (Vr). He häff 'n Gräösken Middag maakt (z.B. Mittagessen nach 13 Uhr). → Ahle
Graff n. (Grääwer) Grab. He steht met een Been all in't Graff (stirbt bald). Du breggs mi noch in't Graff. → Lock, Kuhle, Miete
Graffkrüüs n. Grabkreuz
Graffstää f. Grabstätte
Graffsteen m. Grabstein
Gräffte f. Graben um Haus, Hof; Stadtgraben, Schloßgraben
Gräi(e), Gräi- → Geräi, Geräi-
graleern, graddeliern (Rh, Bo) 1. gratulieren. ! Engel.
2. das kirchliche Aufgebot feiern (Hochzeitsbrauch: Feier für die Nachbarn drei Wochen vor der Hochzeit). → Buxen-nemmen, fangen, Prääkstohl, schatten, vöörnemmen
Graleernsfier f. kirchliches Aufgebot; Feier vor der Hochzeit
grall (Wes, St, Sü, Ge, Rae) grell
grallen (Wes, St) lachen
Gramietert m. (Wes, Vr) Griesgram, Nörgler, finsterer Bursche
grammig zänkisch, streitsüchtig
grämsterig (St, Ge) heiser; hüstelnd. Ik bün so grämsterig in'n Halse.
grämstern (St, Ge) hüsteln. Ik häbb so'n Grämstern in'n Halse (Kratzen im Hals). → heest, Kickfosk, kröckeln, Krömmel
Grand m. (Vr, St, Ge, Hei) grober Sand, grobkörniger Sand (fand sich im Mehl bei frisch geschärften Mühlsteinen, bes. unangenehm im Buchweizenpfannkuchen). Daor was Grand in de Pannekooke. → Grindsand
grandig, gräntig 1. grobkörnig, kiesig.
2. geronnen. De Melk is ganz gräntig. → schrödden.
Grantemuule f. (Ot, St, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh) nörgelnde, meckernde Person
Graod m. (Gräöde) Grad. He is kinn Graod (Haor) bääter!
Graof m. (Graofen) Graf. Se wonnden under'n Graof (als Pächter). Ih bünt ja kinne Herrn un Graofen (normale, einfache Leute). → Häärenhuus, prozessen
Graofen- auch: Graowen-
Graofendochter f. Tochter des Grafen
Graofenpächter m. wer vom Grafen den Hof gepachtet hat
Graofengrund m. Grundbesitz des Grafen
Gräöfin f. Gräfin
gräöflik gräflich; außergewöhnlich. Dat was gräöflik!
gräölen gröhlen, schreien, lärmen (z.B. laut lachen u. singen). He gräölt döör de Büürte hen.
Graos → Graes
gräösen grasen, weiden. De Koh is an't Gräösen.
Gräöser → Gröss
Gräöserken n. (Wes, Vr, St, Rae) 1. wer zu viel Grünzeug ißt. → Gröss.
2. nörgelnde, meckernde Person
Graot m. (Gräöte, Gräötken) Grat; Schärfe, Schnitt (von Messer, Sense); Hohlkehle (z.B. an der Leiste, am Dach). Daor is kinn Graot mähr an de Säiße. den Graot dr'uut fielen (von der Gratleiste)
Gräöte f. (Gräöten) Fischgräte.
Zs.: Fiske-
Graothoobel m. Grathobel (zum Hobeln von Nuten für Gratleisten)
Graotlatte f. Latte am Krüppelwalm zum Befestigen der Firstziegel
Graotlieste f. Gratleiste (zum Verbinden von Brettern z.B. der Tischplatte, wird leicht konisch gehobelt, damit sie nachgestellt werden kann)
Graotsaage f. Gratsäge
Grappe f. (Grappen; Gräppken) Spaß, Scherz; lustige Erzählung, Witz. Daor kaas wall Grappe an häbben (Spaß, Vergnügen). An denne kaas nich völl Grappe an häbben (Der ist humorlos, launig). Dat bünt kahle Grappen (ein schlechter Scherz, z.B. unschöner Streich, Betrug). → Pleseer, tamper, Witz
grappen → grappken
Grappenmääker, -maaker m. Witzbold
grappig 1, grapperig spaßig, lustig; witzig, komisch; eigenartig. .n grappig Käärlken
grappig 2 (Rae) geizig. → rappig
grapp(k)en zusammenraffen, rasch ergreifen, gierig zupacken. He grappket de Erpel in den Korw (beim Kartoffelnsuchen). → grapsen, gruppken, raffken, schraapen
grapsen (We, Bo) zusammenraffen, bes. beim Spiel mit Schafsknöcheln (die vier Knöchel mit einer Hand greifen u. den Ball schnappen, → Bickel)
Gräss, Gräss- → Gröss, Gröss-
grässerig (sth.s) gräulich, grau meliert. De Wöske wödd all grässerig. → grieslik
grässlik gräßlich
Gratz, Graatz, Gräätzken; Grötze (Bo) PN Gerhard. → Gait, Garriet, Geerd
grau grau (mod.) → gries
Graudrossel f. Graudrossel
Grauschimmel m. Grauschimmel
Gräwwel m. (Gräwwels; Gräwwelken) 1. Dachs (alt). → Dass.
2. mürrischer Hund, Kläffer (der schrill jault); mürrische, mißmutige, unzufriedene, eigensinnige, barsche Person. De spijt as 'n Gräwwel. De olde Gräwwel is dood, un de junge is noch nich groot (vom Hoferben). → Prewwel
gräwwelig, gräwwelik mißgelaunt, brummig; reizbar, gereizt. Wat'n gräwwelig Aos! (z.B. Pferd, das ausschlägt). → nöötlik, prewwelig
gräwweln, grawweln meckern, nörgeln, quengeln. Olle Löö bünt ook faake an't Gräwweln. → prötteln
Gräwwelpott m. mürrische Person. → Drammert
Greepe, Greep f. (Greepen) Gabel, Forke (mit zwei bis vier Zinken); Mist-, Heugabel. Denne häbbt se met de Greepe van'n Hoff jaggt. Den soll man an de Greepe stääken (heftige Ablehnung). ne Greepe (nen Stock) achter de Dööre setten (Tür verriegeln mit schräg gestelltem Gabelstiel). Dat süht uut, as wenn't met de Greepe dr'an schmetten is (unordentlich). He geht so stiew up'n Foot, as wenn he ne Greepe schlocken häff (laüft ungeschickt, → Bohnenstange). Denne kaas met ne Greepe nich anpacken (1. ist unsauber, unordentlich. 2. schlecht gelaunt, reizbar, böse). → Veertandske.
Zs.: Dreetand-, Erpel-, Kaff-, Kollen-, Mest-, Modde-, Mutt-, Rööwen-, Runkel-, Spaon-, Steene-, Tuffel-
greepen ausstechen (bes. von Kartoffeln). Erpel greepen in'n Gaorden. → loss-stääken, uutbouen
Greepen-arbäid f. Arbeit mit der Mistgabel
Greepenstell, -en m. Stiel der Heu-, Mistgabel
Greepentand m. Zinke der Mistgabel
Greete f. PN Margarete. Nett as Greetken sägg, wenn't kriegen wiss, is't wegg (Jux). → Margreet.
Zs.: fuule-
greffmeert → gereformeert
Grens → Grenze
Grentel → Gründel
Grenz-, grenz- auch: Grää(n)ß-,grää(n)ß-
Grenzball m. Grenzball, Spiel mit zwei Parteien
Grenze, Grens, Grää(n)ße f. (Grenzen) Grenze. an de Büürske Gräänße (Grenze von Buurse, NL).
Zs.: Acker-, Feld-, Land-
grenzen, grää(n)ßen grenzen, angrenzen
grenzenloss grenzenlos
Grenzfoor(e), -fuur(e) f. Grenzfurche, Furche zwischen zwei Äckern. De Grenzfoore te deep uutbouen, dat gaff wall Verschell. → Scheedfoore
Grenzland n. Grenzland
Grenzpaol m. Grenzpfahl
Grenzsteen m. Grenzstein, Stein, der die Landesgrenze od. Grenze eines Ackers markiert. Grenzsteene versetten, dat dööt'm nich. → Scheedsteen
Grenzstriepen m. Grenzstreifen
Grenzstück n. Grenzstück
Grenzwönner m. Grenzbewohner
Greppe f. Griff, Zugriff. in de Greppe häbben. ne Greppe maaken (einen Griff tun). → Geppse, Griff, Heft 1
grepps(k) → griepsk
Grewwel, grewwelig → Gräwwel, gräwwelig
Gribbel-Grabbel f. (Bor) ungeordnete Menge, Volk. → Grubbel-Grabbel
grienen weinen, heulen. He grinnt Träönen van Lachen. Se dööt nix as grienen (weinerliche Person). Wenn ih morgens so froh singt, bün ih aobends an't Grienen! (zu Kindern). → lachen
grienensmaote weinerlich zumute. → hüülensmaote
Griepe f. (Griepen) Griff zum Anfassen, z.B. Henkel. → Anpäcker, Griff, Hantel.
Zs.: Hand-
Griepedoll m., -dölleken wer alles anfaßt. → Griepstüüwer
griepen (gripp; greep, greepen; greppen) greifen, fassen. Den Hund häff mi in de Buxe greppen (gebissen). De will alls griepen un fangen (ist habgierig). So gripp een in't annere. Dat is 'n schlecht Teeken, wenn se so an't Föhlen un Griepen bünt (von krampfenden Fingerbewegungen des Sterbenden, → Geld).
Zs.: wegg-
griepensmaote zum Greifen nahe
Grieper m. Greifer. He is ne geweckten Grieper (ein geschickter Fänger von Fischen am Ufer).
Grieperij f. "Greiferei" (z.B. schwere Arbeit mit den Armen; Hetze). Höi maaken in'n Räägen, dat was so ne Grieperij.
grieps(k); grepps(k) (Bo) habgierig, "grapschig"
Griepspaon m. (St) Geizhals, wer alles mitnimmt, bes. in dem Spottvers Griepspaon, Labbedaon, dröff nich mähr up Straote gaon; mutt iärst hen bichten, wat büs doch ne Hinnemann!
Griepstüüwer, -ber m. (Vr, Hei, Rae) wer alles anfaßt (bes. unruhiges Kleinkind, das gerade laufen kann u. nach allem greift)
gries grau. gries äs ne Uule. griesen Stuuten (Buurnstuuten) (Brot aus gesiebtem Roggenmehl, → groff; im Ggs. zu Weißbrot, → witt). gries Linnen (graues Leinen). griese Schotte (Arbeitsschürze, → griese Brünte). griesen Grund (Feldgrund) (Sandboden, magerer, trockener Boden, → gääl, schwatt). Wi hadden griesen Estrich in de Köcken, nich äs rooden (zementgrau, nicht gefärbter Zement). Wenn't Schnee gewwen will, dann is griese Lucht. Wenn´t gries froorne häff, dann räängt nao dree Daageof dree Stunde (Wetterregel, St.). gries weern (grauhaarig, alt werden). den Griesen (der Grauhaarige, der Alte). Denne, de bregg us noch griese Haore (Sorgen, Unglück). → Duuwe, frech, grieslik, Mix, Nacht, Older
griese Arfte f. graue Erbse, im Ggs. zu → Feld-, Mark-arfte
griese Brünte f. grobe Sackschürze (für den Stall, im Ggs. zu → blaue Brünte). → bääter, Griesen 2
griese Büülwost(e) f. helle, im Leinenbeutel gekochte Wurst mit Weizen u. Buchweizen. ! Grützwoste, hell, Pannass
griese Renette f. Apfelsorte (klein, grau, lagerfähig). → Rabauappel, rooden Stern
griese Wiewken (Rh) Spukgestalt. → witte Wiewken
grieseln (Vr, Ge, Ra) Eis regnen, fein schneien. Et grieselt vandaage. → gieseln, grisseln
Griesen 1 m. (Ge, Ra) Reif, Frost
Griesen 2 m. Sackschürze, grobe Vorbindschürze. → griese Brünte
Griesgraam m. Griesgram
griesgräämig griesgrämig. Se keek lück griesgräämig uut.
grieshäörig, -haorig grauhaarig
Grieskes-appel m. (Rae) Apfelsorte (saftig, süß)
Grieskespeer(e) f. Birnensorte (klein, sehr weich, grau, saftig, wohlschmeckend)
grieslik gräulich, vergilbt. grieslik Tüüg. Wat häff se grieslike Wöske up'n Draod (nicht gut gewaschen). → grässerig, gries
Griesrock m. "Graurock", Wolf
Grieß m. Grieß
Grießklöösken Grießklößchen (Suppeneinlage)
Grießmähl n. Grieß
Grießmähl(s)pudding m. Grießpudding (z.B. Nachspeise am Sonntag)
Grießpapp m. Grießbrei
Grießsuppe f. Grießsuppe, Milchsuppe mit Grieß
griewlik → geriewlik
Griff m. (Griffe) Griff, Henkel. Is daor 'n Griff dran to't Weggschmieten? (von wertlosen Sachen, scherzh.). → Däägen, Greppe
Griffel m. (Griffels; Griffelken) Griffel, Schieferstift zum Schreiben auf der Tafel. → Läipenne
Griffeldööse, -doose f. Griffelkasten (für Schulkinder)
griffhändig, -hännig handlich, passend, rasch zur Hand, bequem. → geriewhändig
Grillen (Pl.) "Grillen", in Wendungen wie He häff Grillen (Launen, Ärger; dumme Einfälle). Den Kopp sitt vull Grillen.
grilletöönen (Vr, St, Sü, We) grübeln, sinnieren. Wat sitts daor weer te grilletöönen.
Grimm(e)lache f. spöttische, hämische Lache
grimm(e)lachen grinsen, schelmisch, spöttisch, schadenfroh lachen. → gräänsen
grimmen zürnen, leicht schimpfen
Grimmlache, grimmlachen → Grimmelache, grimmelachen
Grimmpanne → Grindpanne
Grind m. (Vr, St, Sü, Ge, We, Ra, Bor, Hei, Bo) 1. Grind, pilzige, hartnäckige Hauterkrankung (bes. Räude bei Rindern, stellenweise Haarausfall). Grind up de Huud (krustige, unreine Stellen).
2. Straßensplitt
Grindmähl n. Mehl mit Rückständen (Zwischenprodukt zwischen Kleie u. Mehl, nur bei Weizen u. Roggen)
Grindpanne, Grintepanne, Grimmpanne f. (St, Sü, Ge, Bor, Rae) Schaufel- od. Spatenart (z.B. für Straßenbau). → Batze, Schoofel, Schüppe
Grindsand m. (Vr, St, Sü, Ge, Bor, Rae) Kiessand. → Grand
Grindsteen m. (St, Sü, Ge, Bor, Rae) Kieselstein. Grindsteene deen se up'n hatten Wegg, dat de Buurn daor kinne Spöörs in föhrn (zur Straßenbefestigung).
Grintepanne → Grindpanne
Grippe f. Grippe. Ik häbb de Grippe in de Huud.
grippen an Grippe erkrankt sein
Grips m. "Grips", Verstand. He hadde Grips in sienen Kopp.
grisseln (sth.s) (Wes, St, Sü, Ge, We, Ra, Bor, Hei, Rae, Bo) fein regnen. → fisseln, grieseln
grobbe(n) → groff
Groenlo. Grolle ON Groenlo, NL. hä' ih Grolle all sehn (Ik sall di Grolle wiesen) (wenn man Kinder mit beiden Händen am Kopf hochhebt, → Köln). → bolle, Borken
groff, growwe(n), grobbe(n) (gröwwer; gröffst) grob. growwe Äide (Egge für Kartoffellaub). growwe Flasshääkel (grobe Hechel). grobben Sand (grobkörnig, → Grand). He ha. so growwe Klumpen up'n Fost, dann ko. ih'n häörn kommen. growwen Putz (rauher Putz, → Rouputz). growwe Späöne (große Späne von scharfer Axt). growwen Stuuten (Mischbrot aus Roggen-,u. Weizenmehl, → gries, witt). He häff growwe Knocken (Bütte) (schwere Knochen). He is noch wall groff van Bütte (grobknochig). groff Haor (widerspenstiges Haar). .n groff Sewwe (grobmaschiges Sieb, Durchschlag). • He häff de 'n groff Sewwe in (redet grob, ordinär, direkt). Dat is ne Growwen in'n Beck (redet grob). Et was 'n lellken Groffen in't Praoten (Küürn). In't Growwe un in't Fiene, dat is em alls eendoon (gleichgültig, ob grob od. vornehm). Se kann't in't Growwe un in't Fiene (Mädchen, das alles gelernt hat). He dee't uut't growwe un uut't fiene Book (kann grob reden u. vornehm sein). Et geht van't growwe Bredd (uut't growwe Book) (Er redet ordinär, → ünderste). He is groff uutefollen (hat sich schlecht benommen, geschimpft, ist grob geworden). Et is uut't Gröffste dr'uut (aus der schlimmsten Kindheit). → Blijpenne, Bohnenstroh, fien, rou
Groff-arbäid f. grobe Vorarbeit
Groffbacker, -bäcker m. gewerblicher Brotbäcker (bes. für Schwarzbrot, im Ggs. zu → Fienbacker). → Broodbacker
groffbüttig grobknochig; knochig, mager; grob, plump
groffdännen aus Kiefernholz
groff-frääterig, -fretterig (St, Sü, Ge, Hei, Rae) nicht wählerisch im Essen, nicht verwöhnt. → gruusfrääterig
Groffhäid f. Grobheit
Groffigkäit, Growwigkäit f. Grobheit, Unfreundlichkeit. He häff mi ne Groffigkäit an'n Kopp säggt.
groffkäörnig, -kürnig grobkörnig
Groffschmitt m. Schmied, Hufschmied. → Beschlagg-, Hoowschmitt
Groffschnuute f., -schnuuten m. Großmaul
Groffstellmaaker, -määker m. Grobstellmacher, Ackerwagenbauer (benutzte keinen Leim, im Ggs. zum → Fienstellmaaker). Ne Groffstellmaaker hout alls met Macht ineene. → Raamääker
Groffstellmaakerij, -määkerij f. Grobstellmacherei; Wagenbauerei für Ackerwagen (ohne Verwendung von Leim)
Gröi n. Wuchskraft, Wachsen, Gedeihen; Entwicklung. Daor sitt kinn Gröi in (Es gedeiht nicht). He is an'n Gröi (wächst). → Gröite
gröien wachsen; gedeihen; zunehmen (an Größe u. Gewicht, sich entwickeln). Et gröit all düftig (wächst gut an). Alls gröit un blöit. Dat Farken gröit gudd. De Lämmer gröit as Kohl in'n Gaorden. He föhlt sik gröien (wird stolz, eingebildet). → anwinnen, arten, Fettpott, Rogge
Gröit(e) f. (Wes, St, Rae) Wachstum, Wuchskraft. → Aard, Gröi
Groll m. Haß, Groll. → Gruute
Grolle → Groenlo
Gronau. Groonau, Gronau ON Gronau. Gronauske Draodnäägels (Ortsneckerei aus Graes). Ih Gronauske Metten häbbt nix te fretten (Spott aus Epe). Daor moss nett doon, as se in de Groonau doot (Frage: Wu? Antwort:) Daor doot se nett, as se am besten könnt. Groonau is ne Stadt, Ääp is noch wat, Nienborg is 'n Schlott, Heek is 'n Gaaseschott (Spott aus Ahaus).
Gröön n. Grünzeug, Grünfutter (z.B. Klee). Dat Gröön föör de Puggen wodde in'n Foorlaaken nao Huus hen dräägen. → Stüüwe.
Zs.: Dännen-, Fröhjaors-, Immer-, Jüfferken-in't-, Kalk-, Mäi, Runkel-,Suppen-,Wottel-
gröön 1. grün. so gröön as Gröss. gröönen Wegg (Feldweg mit Grasnarbe). Ne gröönen Kott is nich so schlimm as ne natten (Klumpen von frisch gemähtem Gras, → Grösskott). gröönen Uutschlagg up't Moos (Schimmel, → Kaom 2). Grööne Wienachten, witte Paoßen (Wetterregel). • Ne olle Ssegge (Nen ollen Ssick) magg ook noch gäärne 'n gröön Bladd. de gröönen Kommiesen (Grenzbeamte). → Buck, gääl, Hegge, nüüdlik, Rock.
2. unreif; roh, ungar, ungekocht; nicht ausgewachsen. gröön Holt (frisches, nicht abgelagertes Holz). grööne Bohnen (ungeröstete Kaffeebohnen). Braod-erpel van grööne Erpels (aus rohen Kartoffeln). gröön Flees (ungares Fleisch). gröön Speck (ungeräucherter Speck). gröönen Fisk (ungeräuchert, z.B. Hering). grööne Äier (rohe, geschlagene Eier, für Kranke). He is nich völle grööne Äier mähr wäärd (stirbt bald). Häs grööne Äier hat? Wat büs helder in'n Hals (wenn jd. laut spricht). gröönen Kalk (frisch gebrochener Kalk). grööne Schööre (ungebrannte Töpferware). gröönen Gaapert (Grünschnabel, → Grööngaapert). • Maak di nich gröön, süss frett't di de Schaope (Mach dich nicht zum Hampelmann, Wortspiel mit Bed. 1 u. 2). Den eenen is mi gröön leewer as den annern dreemaol gekockt (Vergleich von zwei Personen).
Zs.: gääl-, gröss-, hell-, in-, spaan-, ssenk-
grööne Renette f. Apfelsorte (klein, grün)
grööne Seepe f. Schmierseife (Heilmittel bei Frost in den Händen). → bruune, sachte, Schmeerseepe, Seepe, Steen-ollie
Groonau → Gronau
Gröönbeck m. Grünschnabel
Grööndunderdagg, -dunnerdagg m. Gründonnerstag. Grööndunderdagg met't Aalenfättken in'n Gaorden (Am Gründonnerstag düngten die Bürger ihre Gärten). → stillen Frijdagg
gröönen grünen. De Blaa gröönt in'n Winter (sprießen).
Gröönfoor, -fuur n. Grünfutter, z.B. Stoppelrübenblätter, Gras
Grööngaapert m. Grünschnabel
Gröönhegge f. Feldrain
Gröönkaamer f. Futterküche (Raum für die Häckselmaschine). → Foorkaamer
Gröönkohl m. Grünkohl (mod.). → Moos
gröönlik grünlich
Gröönpäppel, -pöppel f. Pappelart, im Ggs. zu → Schwatt-, Wittpäppel
Gröönspaan m. Grünspan. so'n koppern Wostehäörnken met Gröönspaan
Gröönspecht m. Grünspecht. → Bunt-, Schwattspecht
groot (grötter, gröttst) 1. groß. de groote Dääle (Tenne). de groote Köcken (Diele, Eingangsraum, früher die Küche, → Vöörköcken). Erpel up't groote Land (Spätkartoffeln vom Acker im Ggs. zu frühen aus dem Garten). ne grooten Buur (reicher Bauer). Met fiewtehn Kohne, dat wassen de gröttsten Buurn. groote Löö (Erwachsene, → Äärs). groote Jungs (met leerne Buxen) (große Bohnen, scherzh., ! groote Bohne). groot weern (wachsen; aufwachsen). Wat is den Jungen groot wodden! Se wodden nich alle groot (Kindersterblichkeit). Daor bünt se owwer groot wodden (haben aufgetrumpft). .n grooten Beck (großes Mundwerk). en groot Waord häbben (→ Grooten). De groote Tande bünt met fiew Jaor weer daor (bei Pferden). öwwer den grooten Tehn loopen (Füße nach innen gestellt).
2. tüchtig, ordentlich, viel. Ik weet dr' nich groot van (weiß nichts Besonderes dazu zu sagen). Dat wodde nich groot schrewwen (tat man nicht oft, nicht gerne, war ohne Bedeutung). Daor häff wi doch groot un breed öwwer praot (Das wurde ausführlich besprochen). Wat wiss daor groots föör nemmen (nicht viel wert beim Handel). → Boosem, Buur, dood, flott, Gräwwel, Hoop, kläin, Klocke, Maagd, Nixdoon, Schubb, Sünte Klaos.
Zs.: arften-, halw-, manns-, middel-, öwwer-, riesen-
grootbecken großmäulig reden, angben
groote Bohne f. große Bohne, dicke Bohne, im Ggs. zu → kläine Bohne. In't Sünt Jobke gaff't meddaggs groote Bohnen. Häs du groote Bohnen in de Aorne? (wenn ein Kind nicht hören will). Daor kaas wall groote Bohnen in potten (wenn ein Kind sich die Ohren nicht gewaschen hat).
Groote-Bohnen-Bedde n. Beet mit großen Bohnen
Groote-Bohnen-Rabatte f., -Rabatt n. Beet mit großen Bohnen
Groote-Bohnen-Sewwe n. (Rh) "Großebohnensieb" (nicht existierender Gegenstand, Aprilscherz). → Näinaodelsaod, Wottelsewwe
Groote-Bohnen-Tied f. Zeit, zu der die großen Bohnen reif sind
groote Stoothaawk(e) m. Bussard; Habicht (im Ggs. zu ! kläine Stoothaawke)
groote Wöske f. große Wäsche (Waschtag, meist montags). → büüken, Kölsche Wisch
Grootbeck m. Großmaul, Angeber
grootdoon sich aufspielen, angeben. → dickedoon
Grooten m. Großtuer. De häbbt 'n Grooten (in'n Kopp) (Die sind eingebildet).
grootendeels großenteils. → gröttstendeels
Grootfink m. Schnösel, schlecht erzogener Junge
grootfoorn, -fuurn großfüttern; aufziehen. → upfoorn
Grootknech(t) m. Knecht, der schon lange auf dem Hof dient. → Boumester
Grootmaagd f. Magd, die schon lange auf dem Hof dient. → Oldmaagd
grootmaaken großziehen, aufziehen. Se häff fiew Blaagen grootmaakt.
grootmächtig groß, großartig; sehr, besonders. Ik kann mi daor nich grootmächtig öwwer upreegen.
groot(manneerlik) großtuerisch. De sett´t dat grootmaneerlik in de Tiedung (z.B. Geburtsanzeige).
Grootmoo(de)r f. Großmutter (mod.). → Bessmooder.
Zs.: Uur-
Grootmuule f. Großmaul
grootmuulig großmäulig
Groot-öhm(e) m. Großonkel
Groot-ölders (Pl.) Großeltern (mod.). → Vöör-ölders
Groot-onkel m. Großonkel
grootpäppeln großfüttern, aufpäppeln
Groot-Reeken → Reken
grööts → gröötsk
Grootschnuute f., -schnuuten m. Großmaul; scharfzüngige Person
grootschnuutig großschnäuzig
Gröötsigkäit, Gröttsigkäit f. Stolz, Hochmut; Einbildung, Angeberei. → Gröötskehäid
grööts(k) eingebildet; angeberisch, stolz, hochmütig, überheblich. so grööts vöör't Gatt (sehr angeberisch). Wat ne gröötsken Buur! → splienig
Gröötskehäid f. Einbildung, Stolz. → Gröötsigkäit
Grootsprääker(t) m. Großtuer; Großmaul
Groot-tante f. Großtante
groot-trecken großziehen, aufziehen. → grootmaaken
Grootvaa(de)r m. Großvater (mod.). → Bessvaader.
Zs.: Uur-
Grootveh n. Großvieh (Rind, Pferd)
Grootvehmarkt m'n. Großviehmarkt
Groowe f. (Groowen) 1. Grube, z.B. Tongrube des Töpfers (zum Einweichen der zerschlagenen Tonbrocken, → Eerdekidde).
2. Begräbnis; Beerdigungsfeier, Leichenmahl. ne groote Groowe (großes Begräbnis einer bedeutenden Persönlichkeit). Föör Groowen kö. ih kinn Karken bouen (Dorfkirchen sind bei Beerdigungen immer zu klein). • Bi de Groowe un bi de Bruudlachte draffs nich bi de Eersten wenn. (vöör-an wenn.) (nicht zu den nächsten Verwandten gehören). Spass mutt de wenn., un wenn't up de Groowe is (Spaß muß sein). → ansäggen, Doodenbeer, naofolgen.
Zs.: Dooden-
Groowenbeer, -bier n. Leichenschmaus, Leichenfeier
Groowenbodde m. wer zur Beerdigung einlädt. → Dooden-ansägger, - bodde, Groowen-nööger
Groowen-bodden zur Beerdigung einladen
Groowendagg m. Tag der Beerdigung. → Schlopp
Groowenfamillje f. entfernte Verwandtschaft
Groowenfrende (Pl.) weitläufige Verwandte (zur Beerdigung wurde auch entferntere Verwandtschaft eingeladen)
Groowenkoffie m. Kaffeetrinken nach der Beerdigung
Groowenkooke(n), -kook m. Beerdigungskuchen, Streuselkuchen (wurde beim Beerdigungskaffee gereicht). → Koffie, Ströiselkooken
Groowenland n. Friedhof. → Doodenkarkhoff
Groowen-nöögen zur Beerdigung einladen. → Liek-bodden
Groowen-nööger m. wer zur Beerdigung einlädt. → Dooden-, Groowen, Leed-, Liekenbodde
Groowenwegg m. Leichenweg; Weg zum Friedhof. → Dooden-, Liekwegg
Grosken. Grossen (Bor, Rae, Rh, Bo) m. (Grosken; Grösken) Groschen, Zehnpfennigstück. Wi hä'en monks nich äs fiew Grosken in't Huus. Wenn ne Koh verkofft wodde, kreeg wi fiew Grosken. He ha. ne Grosken an'n Pund (hat gut verdient). föör een Grossen Bröödekes (Spott auf die Mundart von Bor). ne schlechten Grosken (falscher Kerl). → Knee, Mark 2 f., mosken, Penning, Tienpenningstück.
Zs.: Nickel-, Opfer-, Silwer-
Grosken-, grosken- auch: Grossen-, grossen-
Groskenstuute(n) m. Weißbrot für 10 Pfennig
groskenwiese groschenweise. He betahlt blooß groskenwiese.
Gröss. Gräss (Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) n. (Gräöser; Gräöserken) Gras. Gröss schnieden. Gröss mäien. Dat Gröss wöss ähr in'n Beck (von Kühen auf üppiger Weide). Wann de Hunde Gröss fräät't, dann giff't Räägen (→ Recke). Daor häff eene in't Gröss betten (Dort ist jd. gestorben, sagte man beim Totengeläut). → Gräöserken, henträäden, Höi, Madd.
Zs.: Band-, Böww(e)-, Buss-, Dou-, Höi-, Honnig-, Kamm-, Knall-, Mäi-, Meddel-, Mieg-ampen-, Näägel-, Natt-, Picke-, Piepen-, Quecken-, Rij-, Schüür-, Seck-, Sielo-, Sogge-, Tiemotee-, Vääne-, Waater-, Wäide-, Wild-, Wull-, Zitter-
Gröss- auch: Gräss-
Gröss-arf m. Grasnarbe
Grössböcker, -bocker m. Hagelkorn, Hagel. → Haagelkaorn
Grössdrees m. Grasland; Brachland, das vorübergehend Grünland ist; Graseinsaat auf Ackerland (kann dreimal im Jahr gemäht werden). → Nij-angesäite
Grössement(en) → Grüüsementen
Grossen, Grossen-, grossen- → Grosken, Grosken-, grosken-
Grössfilette, -flette f. Grasnelke, weiße Nelke
grössgröön grasgrün. ne grössgrööne Peere (unreife Birne)
Grössgrund m. Grasland, Wiese, Weide
Grösshalm m. Grashalm
Grösshegge f. Wegrain, Grasstreifen als Wendestelle vor dem Acker. → Aanewende
Grösshoop m. Grashaufen
Gröss-ieser, -n n. Sense. → Säiße, Schwaaden
Gröss-ieserstaaken m. Sensenbaum
Grösskant(e) f. Grasrain (zu beiden Seiten des Weges)
Grösskidde f. Graslage nach dem Schnitt; Heureihe. → Grössschwaade
Grösskott m. Grasklumpen, Klumpen aus Gras. In dat Höi satt noch ne (natten) Grösskott in (feuchte Stelle, schimmelte, wurde heiß, Gefahr der Selbstentzündung).
Grössland n. Grasland; Wiese, Weide
Grössmäier m. Grasmäher; Tagelöhner während der Heuernte
Grössmäierken Schnapsglas ohne Fuß. → Fuuselglass, Hüüledopp
Grössmaschien(e) f. Mähmaschine
Grössmeddel n. (Vr) trockenes, langes Sumpfgras. → Meddel-, Seckgröss
Grössnarwe f. Grasnarbe, Sode, Wachstumsschicht. → Arf
Grössnelke f. Grasnelke. → Grössfilette
Gröss-öpperken kleiner Haufen Gras. → Grösshoop, Höi-opper
Grössplagge f. Rasenstück, Stück Grasnarbe
Grössplante f. Gras, Grasart
Grössriete f. Wegerain, Grasstreifen am Wegesrand
Gröss-säiße f. Sensenart (ohne Haken u. Bügel). de Gröss-säiße trecken
Gröss-saod n. Grassamen. He häff 't Land met Gröss-saod insäit (Acker mit Gras eingesät).
Gröss-schwaade f. (Vr) Lage von geschnittenem Gras, Heureihe. → Grösskidde
Gröss-schwaa(den) m. (Rh, Bo) Sensenart
Gröss-sielo n. Silo von Gras
Gröss-spier m. Grashalm
Gröss-striepen m. Grasstreifen (z.B. zu beiden Seiten des Weges; es wurden Kühe darauf gehütet.)
Gröss-stück n. mit Gras bewachsenes Stück Land
Grösstosse(n), -toss m. (Wes, St, Bor, Hei) schweres, abgestochenes Stück Erde mit Gras, großer Grasbüschel mit Wurzelwerk u. Erde. → Grössplagge
Grötte f. Größe, z.B. Körpergröße. van alle Grötten so lück. → Dott.
Zs.: Klumpen-, Lääwens-, Schoh-, Schööler-
Grötte "Grütze" → Grütte
Grottensteen m. Ofenstein (ausgebrannte Steine aus den Feuerkanälen des Töpferofens, mit Glasur auf der einen Seite; wurden für Grotten, Nischen für Lourdesmadonna gebraucht). → Potteerdensteen
grötter → groot
Gröttsigkäit → Gröötsigkäit
gröttsmögglik größtmöglich
gröttst → groot
gröttstendeels größtenteils. → grootendeels
Grötze → Gratz
growwe → groff
growwe Dänne f. Kiefer, im Ggs. zur Fichte, → fiene Dänne
growwen Haagel m. Schrot, grobe Schrotkugel. → fienen Haagel, Rehposten
growwe Hee(d) f. Besenheide. → Bessemheed
growwen Schnieder m. Flickschneider (im Ggs. zu → fienen Schnieder)
growwen Schräiner m. Bauschreiner. → Timmermann
Growwen (Pl.) Kalvinisten, je nach Strenge der Lehre im Ggs. zu → Fienen
growwen, gröwwer → groff
Growwigkäit !Vr) Unrat; ungeordnete Menge. in de Grubbe schmieten (wegwerfen, zum Müll tun). → Grubbe-Grabbe
Grubbe-Grabbe f. (Vr) Unrat; ungeordnete Menge. in de Grubbe-Grabbe schmieten (wegwerfen)
Grubbel m. (Wes, St, Bor, Rae) Menge; Volk. in'n Grubbel schmieten (unters Volk werfen). → Drubbel, Gekrabbel, Grubbel-Grabbel
Grubbel-Grabbel f. (Bor) Menge; Menge von Leuten, Volk. in de Grubbel-Grabbel schmieten (unters Volks werfen)
grubbeln, gruwweln wühlen. Erpel uut de Grund grubbeln. He gruwwelt in Geld. → grabbeln, bossen
Grummel m. (Grummels) Donner. → Blixem, Dunderschuur
grummeln (in der Ferne) donnern; poltern, lärmen. • Wann't grummelt, dann kümp 'n Stottschuur nao (un dann is 'n Dreck ook weer wegg uut de Lucht) (wenn jd. schnupfte). De is mi uutekneppen, sagg de Junge, dao grummeln't em in de Buxe. → Holt n.
Grummelschuur n. leichtes Gewitter (zieht vorbei, nur der Donner ist zu hören). Du kriggs gliek 'n Grummelschuur (wirst ausgeschimpft). → Schuur 1
Grummeltaorn m. Gewitterwolke. De Grummeltäörne blöit. Grummeltäörne up't Beer (Gärschaum beim Bierbrauen). → Buller-, Dundertaorn
grummen knurren; nörgeln, meckern, schimpfen. He kreeg wat te grummen (wurde beschimpft).
Grummpott m. wer nörgelt, meckert, schimpft. → Brummpott
Grund m. (Gründen; Gründken) Grund; Acker, Land; Boden, Erdreich, Fußboden. Wi häbbt Grund verkofft. He was riek an Grund un arm an Geld (hatte unkultivierte Parzellen u. Schulden). Usse Grünnen laggen achter'n Buss (unsere Äcker). Dat Ies is bes an de Grund froorne (→ Grund-ies). dat Saod an de Grund brengen (säen). Nu mott alls an de Grund (Aussaat im Frühjahr). Dat Saod is in de Grund. Et wöss weer in de Grund (Saat gedeiht nicht). Dat Saod ligg in (an) de Grund (nach Regen u. Sturm). De Erpel häbbt de Grund binnen (haben dichtes Laub gebildet, → bedecken). ne Boom uut de Grund trecken (houen) (Bäume fällen, → Pott). Holt an de Grund maaken (Holz hauen). Et ligg vöör de Grund. He schmitt et vöör de Grund (zu Boden). Et is up de Grund follen. He was an de Grund gaon (geraon) (gestürzt, hat sich hingelegt). De Peerde wältern sik an de Grund. Loopt (Trääd) dat Gröss nich an de Grund (zertrampelt das Gras nicht). De Lucht häng bes up de Grund (diesiges Wetter). Daor kann man van de Grund ääten (vom Fußboden, sehr sauber). He steht met bäide Beene up de Grund (ist tüchtig, solide). eegen Grund (sehr schmutzige Haut, scherzh.). De kann Bööme uut de Grund trecken (Er ist sehr stark). under de Grund brengen (beerdigen). Man kann näöchste Wääke all under de Grund liggen (tot sein). Se stoppt em under (in) de Grund (wenn die Totenglocken läuten; auch von Vieh, das verendet ist). ne gudden Hund under de Grund (keine Qualität, sollte unter die Erde). Dat Fuul wodde in de Grund stoppt (vergraben). • Nix wödd so gau vergääten, as wat under de Grund is. • He ha. so vull Grund, un an't leste mutt he met'n kläin Plässken tefrää wenn. (Grab). Krieg ih de weer Grund in? (z.B. beim Saubermachen). → Acker, Been, dull, faste, Fett, gääl, gries, Huud, Kohstatt, Land, schwaor, schwatt, stiew.
Zs.: Aor-, Börger-, Bou-, Böwwer-, Buurn-, Feld-, Fürsten-, Gemeens-, Graofen-, Gröss-, Häärn-, Hattens-, Heed-, Ieser-, Kalk- , Karken-, Kläi-, Klaower-, Klüün-, Lehm-, Margel-, Marken, Ocker- , Plaggen-, Prowinz-, Sand-, Schöör-, Schulten-, Stadts-, Un-, Under-, Vääne-, Wäide-, Wild-
grund-ehrlik, -ährlik grundehrlich. ne grund-ährliken Käärl. → dood-ehrlik
Gründel, Grentel (Wes) m. (Gründels) 1. Riegel (z.B. an der Tennentür, am Pflug). De Sied-dööre was nich up Gründel satt (war nicht verschlossen, → Schlott). ! Krappe, Riegel.
2. Figur beim Tanzen. → Kunderdanz
Grundfarwe f. Grundfarbe; unterste Anstrichfarbe
grundhattlik herzhaft, sehr herzlich. De kann so grundhattlik lachen (von innen heraus, zufrieden).
Grundholt n. Unterholz (wertloses Holz). He is totaal an't Grundholt (ist fast pleite, → Dalleskäärl). → Grundschlagg
Grund-ies n. Grundeis, bis auf den Boden gefrorenes Wasser; Eis, unter dem kein Wasser ist. Dat Grund-ies geht (Es friert tüchtig). Daor fröss 't Grund-ies (sehr kalter Wintertag). Mij gung de Buxe met Grund-ies (Ich hatte große Angst, Bo).
gründlik gründlich
Gründling m. Gründling (Flußfisch, Karpfenart)
grundloos, -loss morastig. ne grundloosen Wegg (unbefestigter Weg mit Schlaglöchern). → modderig
Grundmänneken Odermännchen (staudiges Rosengewächs). → Lääwerkruud
Grundmess, -er n. Schnitzmesser (zum Vorschneiden, Werkzeug z.B. des Holzschuhmachers)
Grundmüür(e) f. Grundmauer
Grundnaober m. Grundstücksnachbar. → Landnaober
Grundploog m. (St) Pflug zum tiefen Pflügen. → Aorploog
Grundquecke, -queckwe f. Quecke, Pfeifengras, Bandgras. → Bandgröss, Meddel
Grundratte f. Wühlmaus. → Scheermuus
Grundschlagg m. Erdoberfläche, Bodenoberfläche
Grundschmaak m. erdiger, modriger Geschmack. An den Fisk is Grundschmaak an.
Grundsteen m. Grundstein
Grundstück n. Grundstück.
Zs.: Bou-
Grundverdeelung f. Landaufteilung, Markenteilung. → Feldverdeelung
grundverkehrt, -verkährt (Vr) grundverkehrt, grundfalsch. → äärsverkatt
Grundwaater n. Grundwasser
Grünte f. (Grünten; Grüntken) kleiner Flußfisch (wurde als Köder beim Angeln benutzt)
grunzeln, grunßen grunzen (vom Schwein). → geern, göösen, gruwweln
Grüppe f. (Grüppen; Grüppken) schmaler Graben, z.B. Trenngraben zwischen Wiesen; Rinne, Gosse zwischen den alten Bürgerhäusern, Abwassergraben. → Gang, Gotte, Löppe
gruppken (Wes, Ot, Vr, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae) raffen. → grappken
Gruss (Wes, Vr, St, Rae, Rh, Bo). Grüss (Rh, Bo) m. feiner Koks, Kohleabfall; Stückkohlen (ohne Teer).
Zs.: Steene-
Gruss- auch: Grüss-
Gruss-aske, -asse f. (Wes, St, Rae, Rh, Bo) Asche von Stückkohle, Steinkohle; Glasasche (wird für Drainagen verwendet)
Grussback m. (Wes, St, Rae, Rh, Bo) Kohlengefäß, -kasten
grusselik (Wes, St, Ge, Ra, Bor, Rae) bröckelig
Grüssemutt → Grüüsementen
Grütt n. (Wes, Ot, Vr, Sü, Bor, Hei, Rae) kleine Steine, Brocken; Schutt, feiner Bauschutt; kleine Stücke, Dinge. in Grütt kaputthouen. Et was an Grütt kaputtfollen (war ganz kaputt). → Grüüsementen.
Zs.: Kalk-, Kollen-, Näägel-, Steene-
Grütte. Grötte (Bo) f. Grütze. → Götte 1.
Zs.: Haawer-
Grütte(n)- auch: Grötte(n)-
Grütte(n)mähl n. (Vr, St, Sü, We, Hei) Grützmehl, Buchweizenmehl (z.B. für Pfannkuchen) od. Gerstenmehl (sehr grobes, geschrotetes Mehl). → Gotte 2, Pellegaste, Struuwpapp
Grütze f. Grütze. → Grütte.
Zs.: roode
Grützwost(e) f. Grützwurst (im Beutel gekochte Wurst, die Buchweizenmehl enhält). → Braodwoste, griese Büülwoste
Gruubenholt n. Grubenholz
grüülen (Wes, St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae) ängstigen, gruseln. → grüwweln
grüülik grauenhaft; gruselig. → grüwwelik
gruusaam, -sam grausam
Gruusel m. Gruseln, kalter Schauer (über den Rücken laufend). Et geht mi 'n Gruusel döör alle Bütte. → gruusen, Grüwwel
gruuselig, gruuslik gruselig, gespenstig
gruuseln, sik sich gruseln, grauen. → gruusen
Grüüsement(en), Grössement(en), Grüssemutt, Kruusementen in der Wendg. an Grüüsement(en) kaputt (ganz u. gar kaputt, in Scherben). Se häbbt so lange met den Stellpott espöllt, bes he an Grüüsementen kaputt was. → Hätter
gruusen, sik sich grausen, gruseln. Ik kreeg daor dat kolle Gruusen. → gruuseln
gruusfrääterig, -fretterig (Wes, Bor, Rae) nicht wählerisch im Essen, nicht verwöhnt. → groff-frääterig
gruusken knirschen; Geräusch verursahhen. Appels gruusken (hörbar abbeißen). Moss di wasken, dat de Huud gruusket (bis keine Seife mehr an der Haut ist).
gruuslik → gruuselig
Gruute f. (Vr) Groll, Zorn. Dat is olle Gruute (aus altem Streit herrührender Groll).
Grüwwel m. Gruseln, Grauen; Furcht. Ik sall di wall 'n Grüwwel verdriewen (wenn der junge Mann das Mädchen abends nach Hause bringen möchte).
Zs.: Kocks-
grüwwelik greulich, entsetzlich, abscheulich; gruselig. Dat Unglück was grüwwelik üm te bekieken. Du sühs grüwwelik uut met de kaputten Schoh. → grüülik
gruwweln grunzen, laut, unzufrieden quieken (von Schweinen vor der Fütterung). → geern 2
gruwweln "wühlen" → grubbeln
grüwweln ängstigen, gruseln. Mi grüwwelt, wo se dat so vertällen. Daor grüwwelt't em vöör. → äiseln
Guaano m. Guano, Vogeldung, -mist (wurde gehandelt). Doo di Guaano in de Klumpen, dann wöss du gäwwer! (zu Kindern, St).
Guaanosack m. Sack mit Vogeldung
gudd (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, We, Ra, Bor, Hei). good (Vr, Sü, We, Bor, Rae, Rh, Bo) (bääter, best) 1. gut. ne gudde Wäide (fruchtbar, wüchsig). gudde Grund (Löß-, Mergelboden). gudde Rogge (schwerer Roggen, 600 Pfund pro 1000 Quadratmeter). gudden Koffie ('n gudd Köppken) (guter, starker Kaffee). gudde Botter (Butter, im Ggs. zu Margarine, → Botter). en gudd Määnske (gutmütig, liebevoll, warmherzig). Daor ha. de Buur ne (ganzen) Gudden an (fleißig, gute Arbeitskraft). Of wi't vandaage gudd kriegt? (z.B. gutes Wetter, Heuernte). Wenn't so bliff, is't wa. gudd (vom Wetter). Ih mennt't gudd met us (Ihr seid großzügig). De kann sik noch wall gudd met de Pastoor (steht sich gut mit ihm). Denne kaas nix gudd (genoog) maaken. Häff se't dann gudd daone? (z.B. finanziell gut getroffen bei der Heirat). He is noch ganz gudd bi (gesund, rüstig). He konn nicht mähr gudd (fühlte sich schlecht, krank). He häff't nich ganz good (ist krank). Du häs't wall nich good (bist verrückt). Häs du't dann noch wall ganz gudd? Wenn't gudd is, mott't gudd bliewen (nichts ändern). Dat is alls gudd un schöön, owwer (einschränkend). Dann häff se sik gudd hat (etw. angestellt, eine Dummheit gemacht). De häbbt sik gudd hollen (sind zwar alt, aber noch rüstig). Et is de wall gudd üm west (Einmal musste es doch sein, z.B. bei tödlicher Krankheit). De Buurn, dat bünt kinne Gudden (sind boshaft, unehrlich). Et sall wall gudd gaon! (→ Schelm). Dat häff alle sien Gudde un sien Schlechte. Moss't nemmen met't Gudde un 't Schlechte, so at't kümp. Waor is dat gudd föör? (Wozu nützt das). He is de wall gudd vöör (bürgt mit gutem Namen). Dann loop, waor gudd föör büs! ("Geh zum Henker"). • Gudde Löö bünt alltied de, de wied wegg bünt. He häff't nich gudd edaon (hat einen schweren Fehltritt begangen). up'n gudden Dagg (eenes gudden Daggs) (eines Tages). Gudden Dagg! Gudden Morgen! (→ Bookwäiten, Fohrmann, Haawerkaff). 'n gudd Wark doon. Wat Gudds säggen is lichter as wat Gudds doon. Gudden Dank! (Gott sei Dank). Gudde Nacht! Gudd gaon! Laot di't gudd gaon! (Abschiedsgruß, Antwort:) Meen't ook so (Ook so, → drieten). → bliewen, doon, Dreet, egaal, Frönde, gäärne, gau, Geld, golden, gönnen 2, Gott, gudd-un-wall, Haor, hollen, Peerd, schlecht, sprääken, staon, Stock, te-gudder-lest, terechte, Wanze, verwachten, wall, Waord, Wegg.
2. genug, reichlich; sehr. Nu is't gudd ewest (mooi ewest) (Es reicht, z.B. beim Feiern). Wenn´t daormet gudd is (Wenn das als Gegenleistung reicht). Ik häbb't gudd daon föör vandaage (genug gearbeitet). Wi häbbt de gudd Stroh under daon (viel Stroh). Wi häbbt en good Schnäpsken drunken (mehrere Schnäpse). He is gudd krank (sehr krank). He häff't gudd wegg (z.B. tüchtig erkältet, → dicke). Geld is de gudd met bi (nicht zu verachten).
Zs.: best-, dood-, un-
Gudd-, gudd- auch: Good-, good-
Gudden-Dagg-Stock m. (Rae) Spazierstock. → Daggstock
guddenwall → gudd-un-wall
guddglööwig, -big gutgläubig
Guddhäid f. Güte, Gutheit. Se was de Guddhäid sölws. Guddhäid is Dummhäid.
guddhetten, -heeten gutheißen
Guddigkäit, Goodigkäit f. Gutheit, Güte
guddkattolls(k) fromm, christlich. Dat bünt noch guddkattollske Löö. → kristkattollsk
guddkoop billig, wohlfeil. → Crosewick
guddluuns(k) gut gelaunt
guddmaaken begleichen, vergelten. Wi söllt't uh äs weer guddmaaken.
guddmöödig, -möötig gutmütig. → fromm
Guddmöödigkäit, -möötigkäit f. Gutmütigkeit. Dat ligg alleen an siene Guddmöödigkäit.
guddmoods bei Verstand, bei vollem Bewußtsein. He gong guddmoods dood.
guddschriewen, -ben gutschreiben
guddsäggen bestätigen, bürgen, bezeugen. He häff föör em guddesäggt.
gudd-un-wall, guddenwall, goodenwall gerade, soeben. He was de guddenwall weer (gerade wieder zurück). He was goodenwall hier, daor moss he all wegg. Dat was daomaols, wo he gudd-un-wall uut de Schoole was. → nett 2, pass 2
guddwillig gutwillig
guien → gooien
Guis(e)dagg → Goosedagg
Gülden, Gulden m. (Guldens) Gulden (nl. Münze). De häbbt mähr Gülden as ik Zenten.
gülden → golden
Güldenring, Gülderling m. Apfelsorte (hoher Baum, Frucht mit roter Backe)
gulfersken → gulwern
Gülle f. Jauche, Kot u. Urin (mod.). → Aale
Güllefatt n. Jauchefaß
Güllekaore f. Karre zum Transport von Jauche
Güllekeller m. Jauchekeller
güllen → golden
Gülpe, gülpen → Gölpe, gölpen
gülsig (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Bor) gierig, begierig. gülsig ääten (das Essen verschlingen). Nao frisk Brood, daor wann. de Blaagen so gülsig nao (das aßen sie gern). De Koh is gülsig (hat Blähungen durch zu hastiges Fressen). → begehrlik, gierig, inhaalig
gültig gültig.
Zs.: gliek-
gulwern, gulfersken (Wes, St, Ge) jammern, kläglich bitten, betteln. → galwern
gülwern, gulwern (Vr, St, Sü, Ge, Rae, Rh) gluckern, glucksendes Geräusch machen; rauschen (von Wasser)
Gummi n. (Gummis) Gummi; Radiergummi
Gummiband n. Gummiband
Gummi(fall)kraagen m. best. Herrenkragen (aus abwaschbarem Material statt des gestärkten Leinenkragens)
Gummikaore f. gummibereifter Wagen, im Ggs. zu → Holtkaore
Gummipiet m. Gummiknüppel
Gummipiss m. Gummiknüppel
Gummiradd n. Rad mit Gummibereifung. De Waagens hadden all Gummiraa (Luftbereifung).
Gummistewwel n. Gummistiefel. → Klumpstewwel
Gummiwaage(n) m. landwirtschaftlicher Wagen, Ackerwagen mit Luftbereifung (moderner als → Buurnwaagen)
günde(n), günne(n) → gennen
günnekant(e) → gennekante
günnen → gönnen
Günnsied, günnsied(s) → Gennsiede, gennesieds
Gunsdagg → Goosedagg
günseln (Sü, Ge, We, Ra, Bor, Rae) winseln, jammern, stöhnen. → göösen
Gunst, Goo(n)st f. Gunst.
Zs.: Aawer-, Af-, Miss-
günstig, göö(n)stig günstig.
Zs.: aawer-, af-, miss-
günt(er), Güntsied, güntsied → gentert, Gennsiede, gentsied
Guorden, Guorden- → Gaorden, Gaorden-
Guorn, Guorn- "Garn" → Gaorn, Gaorn-
Guorn, Guorn- "Garten" → Gaorden, Gaorden-
Gurden, Gurden- → Gaorden, Gaorden-
Gurke f. (Gurken; Gürksken) Gurke.
Zs.: Äätig-, Dill-, Salt-, Ssucker-, Suur-
Gurkenbedde n. Gurkenbeet
Gurkenjaor n. Jahr, in dem die Gurken gut wachsen
Gurkenschlaot m. Gurkensalat
Gurkentied f. Zeit, zu der die Gurken reifen u. eingelegt werden
gurren girren (von der Taube)
güss → güst
gussen gußeisern. → gussene Pöttkes
Guss-ieser, -n n. Gußeisen, im Ggs. zu → Schmedde-ieser
guss-iesern gußeisern. guss-ieserne Rahmens (Fensterrahmen aus Eisen, → Gussrahmen). → gussen
Guss-ommen, -owwen(t) m. gußeiserner Ofen. → Blick-ommen
Gusspott m. gußeiserner Topf. Koffie deen wi in'n Gusspott up de Maschiene rösten.
Gussrahmen m. Fenster aus Gußeisen
güst, güss 1. nicht tragend, unfruchtbar (bes. von der Kuh, die keine Milch gibt). güst Veh. De Koh is bi west, maor se is güst blewwen. • Wenn eenen Buck sik up'n andern verlött, dann bliff de Ssegge güst. en güst Kindelbeer (Brauchtum: Fest der Nachbarn, z.B. wenn ein Ehepaar lange kinderlos ist u. nicht zur Taufe einladen kann; Tauffeier ohne Kind). ne güste Hochtied (Fest der Nachbarn, wenn ein Junggeselle zu lange mit dem Heiraten wartet).
2. trocken, ohne Flüssigkeit; leer, unergiebig. Den Pütt was bolle güst. De Koffiekanne is güss (kein Kaffee mehr da). De Knippe is güst (kein Geld). Dat bünt güste Kaarten (Fehlstich beim Skat, → Ooge). → Koste
Güste f. (Güsten) trockenstehende, unfruchtbare, nicht tragende Kuh
Güstenstall m. Stall für nicht tragende, unfruchtbare Kühe; Jungviehstall. → Jungvehstall
Güstenwäide f. Weide für nicht tragende Kühe, Jungvieh. → Jungveh- , Kalwer-, Starkenwäide
Gütze, Gütz f. (Gützen) Rundmeißel, Schnitzmesser (Werkzeug z.B. des Drechslers, Radmachers). He häff de Speeken met'n Gütz afhouen. → Doppbäitel
güürn → geern
Güüter m. (Wes, Ot, Vr, Bo) 1. Ausguß, Gießer, Kannenschnabel, Tülle.
2. kleine Kanne, z.B. Milchkanne. ne Koffiekanne met ne Güüter debi. → Geeter, Melkgüüter, Tülle, Uutgeeter.
Zs.: Melk-, Uut-
Güütklumpe(n), -klump m. (Wes, St, Sü, Hei, Rae) alter Holzschuh als Schöpflöffel für die Bleiche. → Geeteklumpen