Wörterbuch der westmünsterländischen Mundart
1960 Lemmas
P (Pe) Buchstabe P, in der Wendg. en Pe vöörsetten (einen Riegel vorschieben, sperren, verhindern). → Piek m.
paafken (Ge) schießen
Päämtickel → Perpendickel
Paape, Paap m. (Paapen; Pääpken) (Ot, Vr, St, Ge, Ra, Bor, Rae, Rh) Pfaffe, Geistlicher, Priester (alt, abw.). → Paoter. Föör Arbäid is he nich te bruuken, lao we de män 'n Pääpken van maaken. • Et geht de Paap as de Hund, he verdeent't Brood met de Mund (Muule). → Begehrlik-käit, Dögge.
Zs.: Doom-, Spörrie-
pääpen (Wes, Vr, St, Ge) piepen; schreien. De Blaagen bünt alltied an't Pääpen. → piepen, pääpern
Paapenmaagd f. Magd, Haushälterin des Pfarrers. Ostewind un Paapenmäägde, de schlaopt lange (Ostwind ruht oft nachts u. morgens; Magd des Geistlichen braucht kein Vieh zu versorgen, kein Frühstück zu machen; nüchtern zur Messe). → Pastoornmamsell
Paapensunndagg m. Montag (an dem sich die Geistlichen gesellig zum Konveniat treffen, scherzh.)
Pääper. Pepper (Wes, Ot, Ge) m. 1. Pfeffer. He häff Pääper in't Gatt (ist sehr lebhaft, → Schwuck). Pääper in't Gatt sträien (flott machen, Schwung, Tempo verleihen). Dat is starken Pääper! (allerhand! → Tabak).
2. Mund, Mundwerk. De kann 'n Pääper nich hollen. De kann noch wall gudd met'n Pääper (geschwätzige Person). → Mostert, Schnääter, Sooße, ströien, Tandepiene.
Zs.: Kanickel-, Kriegs-, Nelken-, Schwiene-, Waater-, wilden
Pääper-, pääper- auch: Pepper-, pepper-
Pääperbüsse f. 1. Pfefferstreudose. → Bocholt.
2. wer viel u. schnell redet
Pääperdööse, -doose f. 1. Pfefferstreudose (früher oft aus Zinn).
2. redefreudige, schnell redende Frau
pääperdüür sehr teuer. In den Winkel is alls pääperdüür (sind "gepfefferte" Preise).
Pääperglass n. Pfefferstreudose (aus Glas)
pääperig 1. gepfeffert. Dat Ääten was pääperig (scharf gewürzt).
2. sehr teuer. Dat was ne pääperigen Laaden. He was noch wall pääperig met de Buxe (teure Hose).
Pääperkaorn, -kurn n. Pfefferkorn
Pääperkooke(n), -kook m. Lebkuchen
Pääperkruud n. 1. Bohnenkraut. → Bohnenkruud.
2. Steingewächs
Pääperkunte f. temperamentvolle, flotte, schnell od. viel redende Frau
Pääpermölle f. Pfeffermühle. De Pääpermölle was van Iesen.
Pääpermünte f. 1. Pfefferminze. → Kruusemünte.
2. Pfefferminzbonbon; Bonbon.
Zs.: witte
Pääpermüntdöösken Dose für Pfefferminzbonbons
Pääpermüntenbömbsken Pfefferminzbonbon
Pääpermünt(en)tee, Pääpermüntstee m. Pfefferminztee (allgemeines Heilmittel)
pääpern. peppern (Wes, Ot, Ge) 1. pfeffern.
2. plappern; schnell u. viel reden. Se was eewig an't Pääpern. → pääpen, räätern, schnäätern
Pääpernötte f. Pfeffernuß (Gebäck, bes. zur Weihnachtszeit)
Pääperschnuute f. -schnuuten m. Mund, Mundwerk. Holl dien Pääperschnüütken! (zu Kindern, die viel plappern, reden).
Paaps(t) → Paopst
Paar n. (Paare; Päärken) Paar. een Paar Klumpe. → Klooster.
Zs.: Bruuds-, Juubel-, Könnings-, Un-
paar paar. .n paar (einige). Se bünt män 'n paar Jaor uutneene. Dat düürt noch 'n paar Daage. De häff 'n paar Mark füftig mähr (sind reicher).
Päärd, Päärde- → Peerd, Peerde-
Päärle, Perle f. Perle (mod.). → Kralle 2.
Zs.: Glass-
Päärl(en)- auch: → Perl(en)-
Päärlenkette, -kedde f. Perlenkette
Päärlmutt, Perlmutt n. Perlmutter
Päärlmuttknoop m., -knööpken Perlmutterknopf (z.B. drei Knöpfe am Vorhemd, anstelle einer Krawatte). → Schamiesken, Vöörhemd
paarmaol paarmal, einige Male
paarn paaren. De Duuwen knuurt un lockt; se bünt an't Paarn (Tauben geben in der Balzzeit verschiedene Laute von sich).
Pääserik (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Bor, Rh); Pääsering (Wes, Vr, Ge, Rae, Bo). Pesang (Ge). Pesserik (Ot, Vr, St, Sü, Ra, Bor, Hei, Rh, Bo) m. Ziemer, Geschlechtsteil von kastriertem Eber, Bullen (wurde im Winter als Meisenfutter in den Baum gehängt u. z.B. zum Einfetten der Sägen benutzt). Den Pesserik wodde bruukt to't Saagen-infriewen, de hing kott bi, wao se timmern. → Bullenpiss, Pissmannsklüngel, Roode 1, Ruute 2.
Zs.: Bullen-, Ossen-
Päät- auch: Pätt-
Pääte. Pätte (Rh, Bo) m. (Pääten) Pate; Patenonkel, -tante. Pääte weern (Patenschaft übernehmen). Den neggenten Deel (de Hälfte) schlaagt em van de Pääten an (wenn ein Kind anders ist als erwartet: Eigenschaften vom Paten statt von den Eltern). → recht, vertehrn.
Zs.: Dööp-, Nood-, Statt-
Päät(en)kind n. Patenkind
Päätmöi f. Patentante. → Pääte
Päät-öhm(e) m. Pate; Patenonkel, Gevatter
Pacht, Pach f. Pacht. De Pacht moch up Martini betahlt weern (Das Pachtgeld war am 11. November fällig). → Sünte-Matten-singen.
Zs.: Jaggd-, Land-
Pacht- auch: Pach-
Pachtbook n. Pachtbuch
Pachtbreew m. Pachturkunde
Pachtbuur m. Pächter eines größeren landwirtschaftlichen Anwesens (nicht zu Arbeitsleistungen verpflichtet im Ggs. zum Heuerling)
Pachtdagg m. Tag, an dem die Pacht fällig war. → Sünte-Mattensingen
pachten pachten. Den Kotten hadde twintig Morgen pacht van de Fürst un tien Morgen eegen.
Pächter m. Pächter. Den Pächter moch den Buur helpen bi't Wark. → Wönner.
Zs.: Fürsten-, Graofen-, Jaggd-
Pachtgeld n. Pachtgeld. Nao'n Krieg moch wi Veh lewwern statt Pachtgeld.
Pachtgood n. Pachtgut
Pachtgrund m. Pachtland. Eegen Land un Pachtgrund . alls metneene ne fiewtien Morgen.
Pachthäär, -herr m. Pachtherr
Pachthoff m. Pachthof, gepachteter Hof
Pachtjaor n. Pachtjahr
Pachtkotten m. gepachteter kleiner Hof. → Fürstenkotten
Pachtland n. Pachtland
Pacht-tied f. Pachtzeit
Pack m. 1 (Packen; Päcksken) Anzug, Kostüm. Wat häs 'n fienen Pack an! → Jass, sunndaagsk.
Zs.: Sunndaggs-
Pack m. 2 in der Wendg. met (in) Sack un Pack (mit allem zusammen). → Keggel 2
Pack n. Gesindel, Pöbel. Pack schlött sik un Pack verdrägg sik.• Pack höit un verdrägg sik ("Pack schlägt sich, Pack verträgt sich").
Zs.: Hacke-, Löggen-, Lumpen-
Packband → Packsband
Packe f. (Packen) (St, Bor, Rh, Bo) 1. Paket, Packen; Bündel, Sack. Wat mott he ne groote Packe schlöppen.
2. Schreibheft.
3. "Puck", Windelpaket des Säuglings. in de Packe maaken (1. "einpucken". 2. jd. "einwickeln", "fertig machen"). → Pucke.
4. heftige Niederlage (z.B. beim Fußball, Bor, → Proffe)
Packen m. (Packen; Päcksken) 1. Packen, Last, bes. Bündel, Gepäck des Hausierers (z.B. vorne auf dem Fahrrad). met'n Packen loopen (hausieren od. schmuggeln). De föhrt met'n Packen. Löö met'n Packen (Hausierer, bes. Textilhändler). Dann wodde den Packen losseblaan up de Taofel (Der Koffer des Hausierers wurde auf dem Küchentisch geöffnet, war bis um 1950 üblich). met'n Packen up'n Nacken (z.B. Schmuggelware auf dem Rücken getragen). ne Packen Tebak (60 Pfund Tabak). • Jeeder häff sien Päcksken te dräägen (seine Last, sein Leid, → Krüüs). Ik häbb 't Päcksken packt (alles geregelt vor dem Tode, z.B. Erbschaft, Sterbesakramente). → Püngel.
2. Klumpen, Haufen; viel. ne Packen Schnee (Schneehaufen; viel Schnee).
Zs.: Halwpund-, Ssuckerij-
packen (pock, pöck; pöcken; packt) 1. packen, stapeln. Schööwe an'n Hoop (an de Miete) packen (Strohbündel auf den Haufen packen). • Wi packt up eene Kaore (machen gemeinsame Sache). • He packt up de verkährte Kaore ("setzt auf das falsche Perd"). up ne andere Kaore packen (umändern; umdenken, flexibel sein). → fatten, flijen, Schluutlaoge, upstääken.
2. zupacken, anpacken, fassen, ergreifen. Pack äs ääben in de Speeken, den Waagen anschuuwen! Se hadden mi te packen (te packen kreggen) (erwischt, festgehalten). Daor packe'k mi nich föör an't Gatt (Es lohnt sich nicht, z.B. bei zu billigem Gebot eines Händlers). Dat pock eene so an't Hatte (Das ging so zu Herzen). Et häff em schlimm te packen (schwer erkrankt). Se ha'n sik te packen (streiten sich). → Bönne, fies, sacken, Schlaop.
Zs.: hacke-, vull-, wegg-
Packfatt n. Packfaß (z.B. zum Transport von Seife, Butter u'a.)
Packgaorn n. Bindfaden. → Packtou
Packlaoge f. 1. Garbenschicht auf dem Erntewagen u. in der Scheune. → Schlaoge.
2. Grundschicht, Unterbau, Fundament, Befestigung (bes. beim Straßenbau). ne Packlaoge van de Straote setten un Röhrs leggen, Grääwen schmieten (beim Bau einer Landstraße)
Packpapier, -pepier n. Packpapier, grobes Papier zum Verpacken
Packpresse f. Strohballenpresse
Pack(s)band n. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, Hei) Packtau, Bindfaden. → Packtou
Packschoppe f. große Kornscheune
Packschüüre f. große Kornscheune. ne Packschüüre up steenen Foot (auf gemauertem Sockel als Schutz vor Nässe, bes. an der Traufe). → Buck-, Fatteschoppe
Packtou n. Bindfaden. Et räängt Packtou. → Strick 1.
Zs.: Fleeger-
Packtousband n. (Vr, St, Sü, Ge, We) Bindfaden
Packvolk n. Gesindel, Pöbel
Packvolkwaage(n) m. (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Hei, Rae) unordentlicher Wagen; Wohnwagen
Packwaage(n) m. (Ra, Rh) flacher, moderner Erntewagen (mit Holzod. Gummirädern, seit den 30er Jahren)
Paddel m. (Paddels) Paddel.
Zs.: Däös-
paff, baff in Wendungen wie Daor bün'k baff! He was paff (sprachlos, erstaunt, verdutzt).
paffken, paffen "paffen", rauchen (z.B. Zigaretten ohne Lungenzug rauchen od. stark u. viel rauchen). → pluffen, schmööken
paien → paiken
päigern verenden, eingehen, sterben (von Tieren). De Koh is gepäigert. → krepeern
päiken, paien (Wes, Vr, St, Sü, Bor, Rae) tätscheln, umarmen, streicheln, schmusen; verwöhnen. Wat ligg ih daor weer te paien. Mooder is met't Kind an't Päiken. → püüseken
Pajatz, Pajass; Päjass (Rh) m. Person mit schlechtem Benehmen, Lümmel; Hanswurst, Narr. Du büs ook so ne Pajatz (kannst dich nicht benehmen). Wat häff mi den Pajass aneschmeert!
Zs.: Praote-
Pajatz-jaagen (Hei) Brauch vor Nikolaus: Als Nikolaus verkleidete Männer trieben mit Peitschen durch die Straßen, um nicht Verkleidete zu verfolgen u. zu verhauen.
Pakeet n. (Pakeete, Pakeetken) Paket.
Zs.: Halwpund-
Palaawer n. Palaver, Geschwätz; Ärger, Streit. en groot Palaawer üm nix (viel Aufhebens). Nu maak doch kinn Palaawer! → Gewält
palaawern wortreich reden, schwätzen
Palast m. Palast.
Zs.: Ies-
pall (Wes, Vr, Sü, Bor, Rae) unvermittelt, prall, direkt (bes. vom Sonnenschein). in de palle Sünne (in der prallen Sonne). He schloog mi pall in´t Gesichte. → fäil, prall
Palm m. (Palme; Pälmken) 1. Buchsbaum (um die Gartenbeete herum).
2. Buchsbaumzweig für Palmsonntag, Palmstock. kläinen Palm, grooten Palm (→ Palmstock). Achter't Krüüs kamm to Oostern Palm achter (der geweihte Palm). Wenn'n Palm drööge in't Huus kümp, kümp't Gewass ook dröög in't Huus (Wetterregel: Wenn es am Palmsonntag nicht regnet). Ik sall di den Palm wall säängen! ("Ich werde dir heimleuchten", → löchten). Palm, Palm, Paosken, laot den Kuckuck raosken, laot de Vöggelkes singen, laot den Palm springen. Häikoräi, häikoräi, at't noch eenen Sunndagg is, dann krieg wi 'n Äi (Heischelied der Kinder am Palmsonntag, Vr). → Twell.
Zs.: Ieben-
Palmboom m. 1. Buchsbaum.
2. Palmstock
Palm(boom)holt n. Buchsbaumholz (Material des Drechslers z.B. für Teile des Spinnrades, für Griffe, Schachfiguren)
Palmbuss, -busk m. Buchsbaum(zweig)
Palme f. (Palmen) 1. Palme. up de Palme brengen (wütend machen).
2. Palmstock (Ge)
Palmhegge f. Buchsbaumhecke
Palmhahn m., -hähnken (St, Sü, Ge, Bor, Hei) Palmstockgebäck in Vogelform. → Palmvoggel
Palmhegge f. Buchsbaumhecke
Palmholt → Palmboomholt
Palm-markt m'n. Markt in Vreden vor Ostern (Kram- u. Viehmarkt)
Palmpaosken, -paoßen n. Palmsonntag
Palmprussioon(e) → Palmsunndaggsprussioone
Palmradd n. (Wes, Vr, St, Sü, Bor) radförmiges Gebäck, Brezel aus Hefeteig für den Palmstock. → Kreekling, Kooken-, Stuutenradd
Palmstock m. Palmstock (meist aus Holunderholz mit Buchsbaum u., nach Orten unterschiedlich, mit einem Apfel, Gebäck in Rad- od. Vogelform, Girlanden aus Rosinen, Backpflaumen u'a. verziert für den Heischegang der zwei- bis sechsjährigen Kinder am Palmsonntag. Der geweihte Palm galt als Heilmittel bei Krankheit od. Unheil, wurde z.B. krankem Vieh ins Futter getan, bei Gewitter ins Feuer gelegt, bei der Krankensalbung u. beim Sterbefall in Weihwasser getaucht zum Segnen). → Palmstruuk, Radd
Palmstruuk m. Zweig von Buchsbaumholz. .n Appel up'n Palmstrüüksken. Et wodde en gewijt Palmstrüüksken met in't Sarg leggt.
Palmsunndagg m. Palmsonntag. → Palmpaosken
Palm(sunndaggs)prussioon(e) f. Prozession am Palmsonntag mit geweihten Palmzweigen
Palmvoggel m. (St, Sü, Ra, We, Bor, Rae, Rh, Bo) Palmstockgebäck aus gesüßtem Hefeteig in Form eines Vogels (mit Buchsbaumzweig geschmückt). → Piele-ente, Ssuckerhääsken, -vöggelken
Pals m. (Vr, Ge) nasser Schnee.
Zs.: Schnee-
palsken plantschen, Wasser stoßend bewegen. De Blaagen palsket un maakt sik döörenatt. De Froulöö bünt an't Palsken met Waater (bei der großen Wäsche). → pölsken, pulsken
Pamp m. der letzte Glockenschlag vor der Messe, in Ortsneckerei über Alstätte: Läöi, Läöi, loopt; de leste Pamp de kümp.
pampeln in der Wendg. nich hampeln un pampeln (nicht zögern, 'kurzen Prozeß machen.)
Pamps m. dicker, zäher Brei. Dat is ne Pamps wodden (z.B. Soße zu dick).
Pand n. (Pänder) 1. Pfand. .n Pand gebben (beim Pfänderspiel).
2. Feldabschnitt, langes schmales Stück; Strecke beim Kartoffelsuchen od. Garbenbinden (Bor, Hei, Rh, → Park).
3. Jagdbezirk für eine Treibjagd.
Zs.: Ächter-, Vöör-, Vöörder-, Westen-
Pänd-düüwel, -bel m. (Wes, Ot, Vr, St, Ge,Hei) Gerichtsvollzieher (scherzh.). → Knieptange
pänden pfänden. Daor kümp he weer un will Uh 't Spill pänden un 'n Kuckuck drupdoon.
Pandhuus n. Pfandhaus. Dat häbb we in't Pandhuus kofft föör'n paar Mark.
Pangsioon → Pengsioon
Pann → Panne
Pannass; Pannhass m. (Rh) Mehlwurst; Sülze aus Wurstbrühe mit Resten vom Schlachttag u. Buchweizenmehl (in Schüsseln aus Irdenware od. Steinzeug, wurde in Scheiben geschnitten u. in der Pfanne gebraten, galt als Heilmittel gegen Haarausfall, → Hohnerköttel). Pannass in de Panne braon (Namenserklärung). → Balkenbrij, Ssoppen.
Zs.: Pläddera-
Pannassensack m. Beutel zum Kochen der Mehlwürste; großer Beutel (von der billigen Wurstsorte wurden große Mengen hergestellt; scherzh.).
Pannassnatt n. Brühe der Kochwürste, die zur Herstellung von Mehlwurst gebraucht wurde. → Wostenatt
Pannasswaater n. Brühe der Kochwürste, die zur Herstellung von Mehlwurst gebraucht wurde. → Wostewaater
Panne, Pann f. (Pannen; Pänneken) 1. Pfanne, Bratpfanne. He moch gäärne wat uut de Panne (etw. Gebratenes, z.B. Bratkartoffeln, Pfannkuchen). Düftig hou wi dann alle up de Pann (Vers vom Fastnachtfeiern). • Den Pott verwiss de Panne (den Käätel), dat se (he) schwatt is. • Ne Pott un ne Panne könnt sik nix verwetten (können sich gegenseitig nichts vorwerfen, beide sind schwarz von unten). He schlött lellk an de Panne (weint od. kreischt laut, macht viel Getue). Du häs een an de Panne! ("Du spinnst", → Appel, Houe, Schlagg m.). → Faschlaobend, Össkesdagg, Pannass, Räägen, Root, Stell m.
2. Dachziegel. Pannen uphangen (Dach mit Ziegeln decken). Pannen afhangen (harunderdoon) (Dach abdecken). • He höllt kiene Pann up't Dack (wird arm, bankrott). De häff de verkährten Pannen up't Dack (rothaarig). • Et bünt te vull Pannen up't Dack! (Lauscher, Vorsicht!). • He is under de Pannen kommen (verheiratet, → Dack). • He is gudd under de Pannen (versorgt). Dat sall wall an de nijen Pannen liggen (Nachwuchs im Neubau, → Waater). → bischeern, Bladd, blaustocken, Dack, Hacke 3, holländsk, Krempe, Nösse, Öwwerdecker.
3. Schaufel, Spaten. den Mutt met de Panne uutnanderschmieten. → Pannschüppe, Schoofel, Schüppe, Spaan.
4. Beckenknochen vom Schlachtschwein.
5. Gesicht (abw.). Wat sett he föör ne Panne up (griesgrämig).
Zs.: Aflegge-, Äier-, Back-, Balleböiskes-, Bedde-, Bleck-, Blood- , Braod-, Brou-, Dack-, Fast-, Fett-, Glass-, Graawe-, Grind-, Holl-, Huus-, Kehl-, Kollen-, Kopper-, Langdack-, Modde-, Pannekooken-, Püfferkes-, roode, Saod-, Spais-, Steen-, Windfeern- , Winkel
pännekesfett, pannekenfett, pännekenfett sehr fett u. gut (vom Essen). pannekenfett maaken (spöllen) (bes. gutes Essen kochen). pännekenfett lääwen (gut essen, gut leben, z.B. nach der Hausschlachtung)
Pann(e)kooke(n), -kook m. Pfannkuchen (z.B aus Buchweizenmehl mit Speckstücken). Pannekooke backen van Bookwäitenmähl. Well sik föör ne Pannekooken höllt, de wödd de ook föör upgääten (Die anderen halten einen für das, wofür man sich selbst hält, Hei). bomm bi'n Pannekooken anfangen (die älteste Tochter zuerst heiraten, → anschnieden). Ih häbbt wall Pannekooken vöör de Dööre(Tür zu! Ra, → bööten, Telt). Du moss noch mähr Pannekooken ääten (um kräftiger zu werden). • Well di wat flöit (schitt), de backt di kinn Pannekooke (Wer dich nicht achtet, von dem ist nichts zu erwarten). daor, waor de Welt met Pannekooken tonäägelt is (am Ende der Welt, Stadtlohner über Vr). Pannekooke bi't Ball-spöllen (mit aufeinandergelegten Händen den Ball z.B. zehnmal an die Wand spielen). → Aobendräägen, Beer n., bineenehäörn, fuul, Plodden, Naoberlöö, Schmand, sicher, Vreden.
Zs.: Äier-, Appel-, Bickbääsen-, Bookwäiten-, Erpel-, Mettwost-, Pruumen-, Riewe-, Speck-, Ssiepel-, Tuffel-, Wäiten-
Pannekooken- auch: Pannkooken-
Pannekooken-ääter, -etter m. Pfannkuchenesser (in Ortsneckerei). → Vreden
Pannekooken-appel m. für Apfelpfannkuchen geeignete, dicke, lockere Apfelsorte. → Jaakobsleewe, Hasskes-, Tooms-, Wien-appel
Pannekookendeeg m. Pfannkuchenteig
Pannekookendickbuuk m. dicke Person
Pannekookengesich(t) n. breites, dickes Gesicht
Pannekooken-ieser, -n n. Pfannkuchenwender, Pfannenmesser. → Pannekookenmess
Pannekookenkorw m. Korb, mit dem die Pfannkuchen zum Acker od. zur Arbeitsstelle gebracht wurden; Einkaufskorb. → Äätens-, Fabriekskorw
Pannekookenlööpen n. Gefäß, in dem der Pfannkuchenteig angerührt wurde (früher geküfert, mit Weidenruten gebunden, später Irdenware od. Steinzeug)
Pannekookenmähl n. Pfannkuchenmehl
Pannekookenmess, -er n. Pfannkuchenwender (längliches, vorne gerundetes Messer, Griff mit Haken zum Aufhängen). → Döörwarder, Pannenmess
Pannekookenpanne f. Pfannkuchenpfanne (aus Kupfer od. Gußeisen). Ik schlao uh met de Pannekookenpanne vöör'n Kopp (Drohung). → Panne
Pannekookenschleew m. Schöpflöffel, mit dem man Pfannkuchenteig in die Pfanne gibt
Pannekookenschöttel f. Pfannkuchenteller zum Ablegen u. Aufschichten der Pfannkuchen (oft aus Weidenruten geflochten od. aus Buchenholz gedrechselt). • Völle Hande maakt lichte Warke, ook bi de Pannkookenschöttel (Wortspiel mit den Bedeutungen von → licht, St). → wedden
Pannekookenstölpe f. Deckel für den Pfannkuchenteller
Pannekookenteller m. Pfannkuchenteller (aus Holz gedrechselt, aus Weiden geflochten oder aus Email)
Pannen- auch: Pann-
Pannenbacker, -bäcker m. Ziegelbrenner, Ziegeleiarbeiter. → Steenebacker
Pannenbackerij f. Ziegelei für Dachziegel. → Steenebackerij
Pannendack n. Ziegeldach, mit Dachziegeln gedecktes Dach
Pannendeckel m. Pfannendeckel (geküfert)
Pann(en)haol n. Pfannenhalter, schmiedeeisernes Gestell für die Bratpfanne über dem Herdfeuer, im Ggs. zu → Potthaol
Pannenhütte f. (Ot, St, Sü, Ge, Bor, Hei) Ziegelei für Dachziegel
Pann(en)-ieser, -n n. 1. Pfannenhalter am Herdfeuer → Pannenhaol.
2. Pfannkuchenwender. → Pannekooken-ieser
Pannenkacker m. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Bor, Rae) Taube; Brieftaube (scherzh.)
Pannenmääker, -maaker m. Ziegelbrenner. → Pannenbacker
Pannenmaol n. (Vr, St, Sü, Ge, Bor, Rae) kurzes Zusammensein der Gehilfen u. Nachbarn mit Essen u. Schnaps nach dem Dachdecken. → Richtemaol
Pannenmess, -er n. 1. Pfannkuchenwender. → Pannekookenmess.
2. Streichkelle des Dachdeckers zum Verstreichen des Mörtels
Pannen-ommen, -owwen(t) m. Brennofen für Dachziegel; Ziegelei
Pannenschööre f. Scherbe vom Dachziegel
Pannenschööre(n)wegg m. Weg, der mit Dachziegelscherben befestigt ist
Pannenschoppe f. Scheune zum Trocknen der Ziegel; Ziegelei. → Pannenschüüre
Pann(en)schüppe f. Schaufel zum Auf- u. Abladen (z.B. von Sand, Kohle) od. zum Reinigen von Gräben, Gartenwegen. → Schoofel
Pannenschüüre f. Trockenraum zum Vortrocknen der Dachziegel nach dem Pressen; Ziegelei
Pannenstell, -en m. 1. Griff der Bratpfanne.
2. Stiel der Sandschaufel
Pannhaol → Pannenhaol
Pannhass → Pannass
Pann-ieser, -n → Pannen-ieser
pansken panschen
Pantoffel, Pantuffel m. (Pantoffels; Pantöffelken) Pantoffel (mod.). → Schloffen 1. De Kockmaschiene moch man schüürn met witt Sand un 'n ollen Pantuffel.
Zs.: Bedde-, Filz-, Plüüs-
Pantöffelken Pantoffelblume
Pantseel → Passeel
Pantuffel → Pantoffel
Pänze, Pänzen, Pänz m. Pansen (Magen der Kuh). De Koh häff't in de Pänze (krank im Pansen). Ik häbb de Pänze jao noch so vull (Ich bin noch sehr satt, derb). De kanns döör de Pänzen blaosen (sehr mager, → Vaader-unser). → Könningskopp, Wampe.
Zs.: Fett-, Frääte-
Paochel- auch: Paogel-
Paochelbröör, -brüür m. (Vr, St, Sü) nervöser, unruhiger, unkonzentrierter Mann
Paochelbüül m. (Vr, St, Sü) nervöser, unruhiger, unkonzentrierter Mann
Paochelding(en) n. (Vr, St, Sü) zappeliges, nervöses kleines Kind (das andere nervös macht). Du büs ook 'n Paochelding, nu sitt äs rüig an'n Disk!
paochelig, paogelig (Vr, St, Sü, Rh) wackelig, unstabil. Dat is ja so paochelig maakt, dat föllt doch weer üm.
Paocheljan m. (Vr, St, Sü) nervöser, unruhiger, unkonzentrierter Mann
paocheln, paogeln (Vr, St, Sü, Rae) 1. hampeln, unsichere, gefährliche Dinge tun (z.B. mit dem Stuhl schaukeln). Nu paochel nich so met den Stohl! → ümköggeln.
2. nervös, unruhig arbeiten; unkonzentriert, unfachmännisch, ungeschickt hantieren, probieren. He ligg daor weer te paocheln (z.B. ungeduldig über jd., der mit der Arbeit nicht zurechtkommt). → föttkern, häöbeln, porkeln
Paocheltriene f. (Vr, St, Sü) nervöse, unruhige, unkonzentrierte Frau
Paogel-, paogel- → Paochel-, paochel-
Paojet m. (Wes, St, Sü) unzuverlässiger Kerl. → holländsk
Paol m. (Päöle; Päölken) 1. Pfahl. Päöle un Planken (Zaun aus Brettern). De häff 'n paar Päöle unner de Mestfaalte (von stämmigen Oberschenkeln, → Pieler). He schmitt 't Gatt vöör'n Paol (will überhaupt nicht mehr heiraten).
2. Grenzpfahl, Grenze. öwwer'n Paol gaon (über die Grenze gehen, z.B. schmuggeln). Se wonnt graade achter'n Paol. → Boom, eenzig, Planke, Wäärdschup.
Zs.: Amboss-, Döören-, Dräi-, Eck-, Eeken-, Frücht-, Gasslöchten-, Gebunds-, Grenz-, Hacke-, Hänge-, Heck-, Hook-, Hossen-, Hou-, Laternen-, Lecht-, Löchten-, Lönne-, Melk-, Miege-, Pott-, Ramm-, Reckens-, Riegel-, Ritt(e)-, Schledden-, Schleeter-, Schubbe-, Schüür-, See-, Stohl-, Stütt-, Töör-, Tuun-, Wäide-, Weer-, Winde- , Wöske-
Paolbörger m. Bürger der Innenstadt, alteingesessener Bürger. → Ackerbörger, Börgerlöö
päölen 1 1. durch Pfähle abtrennen, eine Weide einfrieden. → früchten.
2. an einen Pfahl binden. de Koh päölen. → töörn
päölen 2 stiefeln, mühsam od. schnell laufen. döör't Waater päölen. döör natte Grund päölen.
Zs.: loss-, wegg-
Päölerij f. anstrengendes Gehen (z.B. einer langen, schwierigen Strecke). Wat was dat ne Päölerij!
paolfett (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, Rae, Rh) sehr fett, gemästet (von Tieren)
paolhollen aushalten, durchhalten, standhalten. Du moss män paolhollen! → standhollen
Paol-hollen (Rh, Bo) Spiel: Kinder halten sich in einer Reihe fest u. rennen im Kreis um einen Pfahl herum. → Ente-flöggeln
Paolholt n. festes Holz (z.B. Eichenholz) für Riegelpfähle. → Tuunpaol
Paolmess, -er n. Holzschuhmacherwerkzeug mit Quergriff u. langer Schneide (ist an einem Ende befestigt, dient zum Vorschneiden des Holzschuhs). → Klampen 2
Paolwottel f. Pfahlwurzel (z.B. bei Eichen). → Pinnwottel
Paopst, Paops, Paaps(t) m. Papst. Nu schlao den Jungen nich dood, he kann noch wall Paopst weern. He is nao Room west un häff 'n Paapst nich esehne (hat das Wichtigste vergessen). Nu stao'k nich mähr up, un wenn de Paapst an de Dööre kümp (abends sehr müde). → Pastoor
Paort- auch: Puort-, Purt-
Paorte. Puorte (St, Sü). Purte (Rh, Bo) f. (Paorten; Päörtken) Tor, Pforte. He häff de Paorte losslaoten (z.B. die Gartenpforte). Dann kaas de Paorte tomaaken! (Dann ist alles aus, → Napp).
Zs.: Achter-, Dräi-, Gaorden-, Gitter-, Hemmels-, Hoff-, Ieser-, Klooster-, Sieden-, Stadt-, Stankett-
paorten, päörten → paortken
Paortendrieter(t) m. (Hei) wer ein großes Mundwerk hat, im Ernstfall aber feige ist
Paortgatt n. wer ständig hinein- u. hinausgeht, die Tür offen läßt. → Kläppgatt
paort(k)en, päört(k)en. püörtken (St, Sü). purten (Rh, Bo) die Tür auf- u. zumachen, herein- u. herausrennen. De Froulöö bünt den ganzen Dagg an't Paortken. Blaagen, gefft dat Päörtken dran! → kläppen
Paortkes-appel m. Apfelsorte (grün, mitteldick)
Päörtner m. Pförtner
Paoske- auch: Paoße-
Paoske-äi n. Osterei. De Paoske-äier wodden in'n Dröögeldook of in'n Hand-dook kockt (um sie damit ins Wasser zu legen u. wieder herauszunehmen).
Paoske-aobend, -aowend m. Abend des Ostersonntags
paoskebest(e) sehr fein, festlich (von Kleidung). in't paoskebeste Tüüg (Festtagskleidung). Wat häs 'n mooi Kleed an! (Antwort:) Dat is mien paoskebeste sunndaggsnaomeddaggske Kleed! (Jux)
Paoskebloome f. Frühlingsblume (verschiedene Sorten)
Paoskedagg m. Ostertag. De Paoskedaage wödd nich vull daon.
Paoskefest n. Osterfest
paoskefien sehr fein, festlich (bes. von Kleidung: wie zu Ostern). Wat häs di paoskefien anetrocken! → paoskebeste, kisten-, puustefien
Paoskeföör, -füür n. Osterfeuer. .n Paoskeföör in de Naoberschup (in'n Hook) (Die Nachbarschaften od. Torgemeinschaften in der Stadt veranstalteten das Osterfeuer am Osterabend. Am Karfreitag wurde das Holz gesammelt u. aufgeschichtet). → anbööden
Paoskehaase(n) m. Osterhase
Paoskeklocke f. Narzisse
Paoskemaondagg m. Ostermontag
Paoskemorgen m. Morgen des Ostersonntags
Paosken. Paoßen (Rh, Bo) n. Ostern. witte Paoßen (Ostern im Schnee). Wenn Paosken un Pingsten up eenen Dagg föllt (niemals). Paosken hollen (Osterkommunion halten, Kirchengebot). → Äierbeck, allemann, Faschlaowend, Fasten, gröön, Oostern, pleseerig, Saoterdagg, Wienachten.
Zs.: Palm-
Paoskenach(t) f. Osternacht. Waor Paoskenacht de Wind steht, daor steht he bes Pingstern (Wetterregel).
Paoskestaaken m. Stange im Osterfeuer (wurde oben in den Holzstapel des Osterfeuers gesteckt)
Paosketied f. Osterzeit
Paoße-, Paoßen → Paoske-, Paosken
Paoter m. (Paoters; Päöterken) Pater, Ordenspriester. .n Äi is 'n Äi, sägg de Paoter (Pastoor), un dao nömm he dat Gaanse-äi (dat dickste Äi). → Paape, Weltgeestliker.
Zs.: Hexen-, Missioons-, Nicke-, Spörrie-
Päöterken 1. Haubenlerche.
2. Spielfigur (z.B. für Mensch-ärgeredich- nicht)
Paoterskappe f. -käppken (Wes, Ot, St, Sü, Ge, Rae, Bo) Gartenrotschwanz
Paoterskarke, -kerke f. (St, Ra, Sü, Ge, Hei, Rae, Bo) Klosterkirche
Paoterstohl m. behäbiger Sessel, Lehnstuhl
Papaa → Pappa
Papagai m. Papagei. as 'n besickten Papagai (armselig, wie ein begossener Pudel)
Papier, Pepier n. (Papiere(n); Papierken) 1. Papier. He häff 'n heelen Kraom up't Papier staon. to Papier brengen.
2. Urkunde. Dat mutt up't Papier (Das muß schriftlich festgelegt werden). wenn de Peerde Papiere ha'n (eingetragen waren ins Stammbuch). Dat steht up´n ander Papier (Bladd) (Ist ein anderes Thema).
Zs.: Botter-, Druck-, Flint-, Fuugen-, Lösk-, Pack-, Pott-, Sand-, Schliep-, Schmirgel-, Schriew-, Schüür-, Sieden-, Stroh-, Teeken-, Tuuten-
Papier- auch: Pepier-
Papierbloome f. Papierblume (zum Schmücken). Den Ledderwaagen wodde met Papierbloomen un Girlanden mooimaakt (zum Kinderschützenfest, Ot).
Papierdarm m. Papierdarm (für Wurst)
Papiergaorn n. aus Papier gedrehter Bindfaden (in Notzeiten)
Papiergeld n. Papiergeld.
Papierkorw m. Papierkorb
Papierkraom m. Papiersachen, z.B. Formulare; Bürokratie. Daor kicks vandaage nich mähr döör met den Papierkraom. → Schriewekraom
Papiermölle f. Papiermühle
papiern aus Papier. • Et steht up papierne Pöste (unsicher, auf Pfosten aus Papier, z.B. Hypothek auf dem Haus, Schulden).
Papier-roose f. Papierrose (z.B. zum Schmücken bei Hochzeit od. Schützenfest)
Papiersack m. Papiersack
Papiertröie f. buntes Band z.B. an der Maikrone. → Haawer, Mäikroone, Tröie
Papiertuute(n) m. Papiertüte
Papp m. (Päppken) Milchsuppe, Milchbrei, dünner Brei aus Roggenmehl (dünner als → Brij). Et gaff .s Morgens Papp, .s Aobends Papp un .s Meddaggs Melk met Mähl (dreimal am Tag, iron.). Dat kann'k .s Morgens vöör'n Papp noch wall (Kleinigkeit, halb so schlimm). He magg de wall Papp van (von einem alkoholischen Getränk, so gern trinkt er). De maakt mi 'n Papp (Drank) so dünne (verdünnt mit Wasser: das lohnt sich nicht mehr, z.B. beim Handel). • Je mehr at'm in'n Papp (Dreet) röhrt, desto hätter stinkt he. Se stünnen daor, as wann't Papp estott hadde (verwundert, bestürzt). He kick, as wenn't Papp stott häff (mißmutig, launenhaft). Ik häbb den Papp up ("Mir reicht's"). Schepp Papp up. Schepp up den Papp. Is noch Papp in'n Pott? (sangen die Drescher im Dreier-, Vierer-, Fünfertakt). → Bedde, bineenehäörn, Borken, bröckeln, Brood, haia, Heek, Koffie, Menne, Pech, Salt, schmaaken, Spind, week.
Zs.: Beer-, Beschüüten-, Brood-, Eekschällen-, Grieß-, Haawer(flocken)-, Haawergötten-, Kaarne(melks)-, Klümpken-, Klünterkes-, Klüütkes-, Knabbel-, Lämmerkes-, Mähl-, Melk-, Modde- , Morgen-, Pellegasten-, Prüümkes-, Pudding(s)-, Ries-, Roggen-, Saago-, Schlabber-, Schlicht-, Schlubber-, Schnee-, Schüüte-, Söötemelks-, Spij-, Struuw-, Stuuten-, Waater-, Wäiten-
papp in der Wendg. He kann nich mähr "papp" säggen (stumm, schweigsam, weiß nichts zu erwidern; zuviel gegessen).
Pappa, Papaa m. Papa, Vater (Kinderspr.). Wenn usse Pappa düüster keek, dann was't Tied van gaon (dann war er böse).
Papp-ääten, -etten n. erstes Frühstück mit Milchsuppe
Papp-ääter, -etter m. wer Milchsuppe ißt; wer blühend aussieht, ein rundes Gesicht hat
Pappe f. Pappe.
Zs.: Teer-
Päppel 1 (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, Hei, Rae). Pöppel (Sü, Ra, We, Bor, Hei, Rh, Bo) f. (Päppeln; Päppelken) Pappel. An de Bääke daor stonnen twee Riegen Päppeln.
Zs.: Gröön-, Klumpen-, Schwatt-, Silwer-, Witt-
Päppel 2 f. (Päppels; Päppelken) (Wes, St, Sü, Ge, We, Hei, Rae) verkümmertes Schwein; Ferkel, das aufgepäppelt wird
Päppel- auch: Pöppel-
Päppel-allee f. Pappelallee
pappelapapp Ausruf, wenn jd. dummes Zeug redet
Päppelboom m. Pappel
Päppelholt n. 1. Pappelholz (Material z.B. für Holzschuhe od. Giebelbretter). Den Voggel was uut Pöppelholt (beim Schützenfest). An't Föör dögg dat Pöppelholt nix (als Brennholz ungeeignet).
2. Pappelgehölz
Päppel-loof n. Pappellaub
pappeln zittern (wie Pappelblätter), frieren. Se is immer an't Pappeln. → böwwen
päppeln 1 gut füttern, "aufpäppeln" (z.B. ein kränkliches Kind od. Tier).
Zs.: groot-
päppeln 2 (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, Rae). pöppeln (Sü, Ra, We, Bor, Hei, Rh, Bo) aus Pappelholz. An'n Gewwel satten päppelne Brää an (Verbretterung des Giebels mit Pappelholz). ne pöppelne Doodenkiste. päppelne Beene met elsene Küüten (von sehr schlanken Mädchen, spöttisch)
pappen 1. mit breiartigem Heilmittel behandeln. De Hand wodde met Erpelschällen pappt (Verstauchung wurde mit gekochten Kartoffelschalen behandelt). in't Höisaod pappen (nicht heilende Wunden od. Frostbeulen mit warmem Heusamenbrei behandeln). → bään.
2. kleben, kleistern. He is pappen blewwen (sitzengeblieben in der Schule). → klewwen, klössen, placken
Pappendeckel m. dickes gepreßtes Papier; Karton. ne Pappendeckel in de Buxe (Vorsichtsmaßnahme der Schuljungen, wenn sie Prügel erwarteten). Dat schmeck as ne Pappendeckel (von Essen ohne Geschmack).
Pappendräier m. wer einem das Wort im Munde umdreht. Wilm, Wilm, Pappendräier häff de Bux vull gääle Äier (Spottvers).
Papp-ies n. taunasses Eis
pappig breiig, kleisterig, weich. pappige Grund (nasser Boden)
Pappkaste(n) m. Pappkarton
Pappkopp m. Dummkopf, dumm redende od. unschlüssige Person. Wat büs doch ne Pappkopp, dat nich wees, wat du wuss!
Pappköppken Milchschüssel, runder Eßnapf mit einem Henkel. → Koppschöttel
Papplääpel, -leppel m. Eßlöffel aus Holz od. Zinn, Breilöffel, Rührlöffel. → rund
Pappnäppken Breischüssel, kleiner Napf für Milchsuppe
Papp-pott m. Eisentopf, Kochtopf für Milchsuppe. → Ringpott
pappsatt übersatt, sehr satt (z.B. von der sättigenden Mehlsuppe zum Frühstück). Ik häbb 't Wark pappsatt (bin es leid).
Pappschleew m. großer Löffel zum Aufgeben von Milchsuppe, Brei. Denne moss't met'n (hölten) Pappschleew ingewwen, dann frett he't noch nich (schwer von Begriff). → Ahle, Ammeloe, Graes.
Zs.: Buurn-
Pappsooße f. Mehlschwitze. → Muddergotts-söößken
Pappspoole f. Pappspule (Baumwollspinnerei)
Papptied f. erstes Frühstück mit Brei nach dem Dreschen. Dat Dosken deen wi vöör Papptied. → Dosker, Morgenpapp
Papptrogg m. Stärketrog, Schlichtetrog der Baumwollweberei. → Schlicht-trogg
Papulle f. (Papullen) (Bor, Bo) große Murmel aus Hartgestein (etwa um ein Drittel größer als → Knicker; grün od. blau, glatt poliert). → Knicker, Maarbel
Paraabel f. (Paraabels) (Ge) Märchen
Paraadekäärl, -kerl m. bes. gut gekleideter Mann (wie zur Parade)
Paraadekuts(k)e f. gepflegte, gut ausgebaute Kutsche; Kinderwagen (scherzh.)
Paradies n. Paradies. He wonnt (lääwt) as in't Paradies.
Paradies-appel m. 1. Apfelsorte (dunkelrot, recht dick). lossen un hatten Paradies-appel.
2. Tomate (Bo).
Zs.: rooden
Paragraafen, Pattagraafen (Pl.) Paragraphen; Gesetzestext. Se häbbt em de Paragraafen vöörlääsen (Sie haben ihn zurechtgewiesen, → Kapittelsmisse).
Paraplüü, Parp´üü, Per(a)pl´ü´ü n. Regenschirm (alt). → Räägenschirm. Et giff Räägen, häs dat Paplüü metnommen? → Ploddenstaaken
Paraplüü- auch: Parplüü-
Paraplüükrücke f. Griff des Regenschirms
Paraplüümääker, -maaker m. Schirmmacher. De Parplüüstangen bünt kaputt, de mot't nao'n Parplüümääker.
Parapl´ü´üstange f. Strebe des Regenschirms
Parapl´ü´üstock m. Griff, Stock des Regenschirms
Parchem .Barchent. → Barchent
pardous, parduus pardauz, bauz! He feel pardous dedaale. Pardous, daor lagg he! → bous
pareern, poreern parieren, gehorchen (meistens von Kindern od. Pferden). He sall pareern! He pareert de wall föör (ist wohl geeignet). Dann geht't em nett as Piepers Hündeken, dann mott he poreern (Jux). → lüstern, Odder 2
parfoss → profoss
Park, Perk n. (Parks) abgestecktes Stück Feld, Abschnitt auf dem Feld, Parzelle; best. Strecke beim Kartoffelnsuchen od. Pflanzen von Runkelrüben u'ä. (wurde abgeschritten u. mit grünem Zweig gekennzeichnet); Arbeitspensum. Park gaddern (Kartoffeln suchen, war unbeliebt bei Kindern). He häff sien Perk dr'uut (ist mit seinem Pensum, seinem Leben fertig, gestorben). → Fack, Meeter, Pand, Riege, todeelen, Tuffelriege
Parplüü, Parplüü→ Paraplüü, Paraplüü-
Parßeel → Passeel
Partie f. Partie.
Zs.: Radd-, Teggen-
Paspel f. (Paspels) Paspel, Einfassung (z.B. Saum)
paspeleern einfassen (z.B. Saum)
Pass m. (Pässe) 1. Schritt, Gang.
2. Weg, den sich ein Tier bahnt (Rae, Rh, Bo).
3. Ausweispapier, Paß. de Pässe in de Hand häbben (günstige Karten in der Hand haben)
pass 1 gerade, eben, passend. de Planken pass leggen (Bretter passend, dicht schließend legen). Dat mu. wi van pass maaken (genau passend machen). Dat is nett van pass (paßt genau). Et is pass genugg (knapp genug). → tepasse
pass 2 gerade, soeben. He is pass wegg. → nett 2
passaabel (Wes, Bo, Rae) dick, fett (von Personen). .n passaabel Menske
Passbank(e) f. Werkbank des Holzschuhmachers
Passe f. (Passen) doppeltes Schulterstück an Kleidungsstücken. de Passe näien. → Patte
Passeel, Pesseel; Pantseel (Hei). Parßeel (Bo) n. (Passeels; Passeelken) 1. Parzelle. een Passeel Schlaggholt.
2. in der Wendg. He is uut't (van't) Passeel (aus der Richtung, Fassung, hat den Verstand verloren). → Bohne, Fatsuun, ratz, Streckel, Wiese.
Zs.: Feld-
passeern passieren, geschehen. Dat ha. nich passeern drofft. Kann jeeder-een passeern un de Dümmsten te-eerst (z.B. beim Verschütten von Kaffee). Well de nich met ümgeht, de kann't ook nich passeern. → belääwen, Möite
Passelatant m. (St, Bor) Zeitvertreib. Se deen dat so föör Passelatant.
Pässeling, Pässering (sth.s), Pässling m. verkrümmter, verwachsener od. langsam wachsender Baum, z.B. alte Feldtanne (Das harte u. zähe Holz wurde für Wagenachsen benutzt). → Sünnenkieker.
Zs.: Bööken-, Eeken-, Elsen-, Heggen-, Wall-
passen 1 passen, zusammenpassen. Et päss mi nich (ist mir nicht recht; kommt mir nicht aus). Dat passt sik nich! (gehört, ziemt sich nicht, → schicken). → Deckel, Gebodd, Stewwel, unpassend
passen 2 aufgeben (beim Kartenspiel). Ik passe! (Ich spiele nicht).
Pässer, Päster m. (Wes, Vr, St, Sü, Bor, Rae) Zirkel, bes. Holzzirkel (mit geraden Schenkeln) des Zimmermanns; Meßlatte z.B. des Töpfers; Längenmesser (z.B. ein Strohhalm, der auf eine best. Länge gebrochen wird zum Maßnehmen). → Maote, Maotlatte, Taster
Pässering → Pässeling
pässern, pästern abmessen, nachmessen (z.B. bei schwieriger Bastelarbeit, wenn es nicht passen will)
Passgang m. Gangart des Pferdes: mit beiden Beinen einer Seite gleichzeitig ausschreiten (bei Dressurpferden wichtig). De löpp ook Passgang (läuft mit weit ausholenden Schritten).
Pass-ieser, -n n. (Wes, Ot, Vr, St, Bor, Rae) Bügeleisen des Schneiders; Presse in der Weberei
passjunkeln, potzjunkeln, portjunkeln den Portiuncula-Ablaß gewinnen. → pessdunkeln
pässlik in der Wendg. Dat is mi te pässlik (Das ist mir zuviel, z.B. vom Essen).
Zs.: un-
Pässling → Pässeling
pass-up (Bo) 1. Warnruf: Vorsicht! Obacht!
2. Hetzruf für Hunde. → hass-up, up-passen
Päster, pästern → Pässer, pässern
Pastinak m. (Vr, Ge) Pastinak, Möhrengewächs mit weißen Wurzeln
Pastoor, Pastöör. Pastuur (Ra, Rh, Bo) m. (Pastöörs; Pastöörken) Pastor. Eene van't Huus moch de Pastoor haalen (bei Sterbenden). Mött wi de Pastoor haalen, dat du de Runde uplötts (wenn jd., der eine Runde gegeben hat, vergißt, Prost zu sagen). Den Pastoor häff ja alls daor (häff 't Gräi alle daor; de kann wall aone us anfangen) (wenn jd. zu spät zur Kirche kommt). • Wenn't up de Pastoor räängt, dröppelt't ook up de Köster (Der Küster bekommt auch was ab, im Guten u. im Schlechten). • De Pastoor dööt kinn twee Missen föör een Geld (man muß jede einzeln bezahlen, St). De konn wa. Pastoor weern. Daor is ne Pastoor an verloorne gaon (kann gut reden od. schmeicheln, → an). Pastoor häff't säggt! (Es stimmt). Dicke wat drup, Herr Pastoor, ik bün schwaor krank (z.B. dicke Brotauflage, Jux). Den kümp faorts nao de Pastoor (Paopst) (so eingebildet, hochnäsig). Pastoors Rüürs un Lährers Blaagen, dao moss di vöör wahrn! De Pastoor mott't immer können (muß immer herhalten für Witze). De kann praoten as ne Pastoor. Daor häs mähr an, as wenn di de Pastoor de Hand dööt (vom Schnapstrinken z.B. der Maurer, → bääter). → Altaor, Börger, Buusken, Jaggdhund, Käiser, recht, schlecht, verschleeten
Pastoorn- auch: Pastöörn-, Pastuurn-
Pastoornhuus n. Pastorat. → Pastraote
Pastoornpeer(e) f. Birnensorte (spät)
Pastoornmamsell f. Haushälterin des Pastors. → Paapenmaagd
Pastoorspiepe f. bes. dekorierte Pfeife (oft aus Meerschaum mit Rohrwicklung)
Pastraote f. Pastorat, Pfarrhaus. → Häär-öhms-, Kaplaons-, Pastoornhuus, Wemme
Pastraotengoorn m. Pfarrhausgarten
Pastuur, Pastuurn- → Pastoor, Pastoorn-
patent geschickt, patent, fein. Dat häff he patent emaakt. patente Kinder (saubere, nette Kinder)
Patent-asse f. best. Achse bei Kutschen (englische u. polnische Patentachse)
Patentpott m. Gärtopf. → Deckel-, Geer-, Suurmoospott
Patjack, Patjacker(t) m. Holländer (abw.). Patjacken un Muffen (Holländer u. Deutsche, abw.). → holländsk, Keeskopp, Korintenkacker, Lüüseknäpper
Patöölken, Petöölken, Po(r)töölken, Pötöölken Vorbau, Vorraum vor der Haustür, Windfang. → Vöörbou
Patrett (Wes, Ot, Vr). Patrött (Vr, St, Bor, Rh, Bo). Porträä (Rae) n. 1. Bildnis, Portrait. Wenn man dat Patrett vöör de Kellertrappe näägelt, kümp de in sewwen Jaor keene Katte in (sehr häßlich, → Gesichte).
2. in der Wendg. en eegen Patrett (eigenartige Person; Einzelgänger; eigensinnige, unangenehme Person, bes. von Frauen u. Kindern). → Patrööner, Prääke
Patriarchenbaord, -burd m. ungepflegter, langer Bart. Wat häff den doch ne Patriarchenbaord, et wodd Tied, dat he nao'n Scheerbaas kümp.
Patriese f. (Patriesen) Rebhuhn. → Trieshohn
Patroon m. Patron, Schutzheiliger. → Patrööner.
Zs.: Karken-, Schutz-
Patroone f. (Patroonen) 1. Patrone.
2. Muster, z. B. Schnittmuster. De Näister häff mi de Patroonen föör dat Jass daon.
Zs.: Nij-jaors-, Pinnekes-
Patroonentaske, -tasse f. Patronentasche des Jägers. ne Jaggdrucksack met Patroonentaske un ne Taske föör't Plattmänneken
Patrööner m. eigenartiger Mann, Schwerenöter. ne eegen Patrööner (eigenwillig). ne lästigen Patrööner (unbeliebt). ne unwiesen Patrööner (verrückt). → Patrett, Penööter.
Pats(k)e 1 f. (Patsken) 1. Klatsche, Fliegenklappe.
2. in der Wendg. Daor satt he in de Patske! (in der Klemme).
Pats(k)e 2 f. wäßriger Schnee, Schneematsch.
Zs.: Schneepats(
k)en 1. stark regnen; hörbar aufschlagen.
2. durch Schlamm od. Wasser waten
pats(k)enatt klatschnaß. → kladdernatt
Patrött → Patrett
Patse, patsen → Patske, patsken
Patt 1 m. (Pätte; Pättken) Weg, z.B. Gartenweg, kleiner Fußweg, Pfad. Dat Peerd häff Patt wuss (wußte den Weg). Se is alltied up'n (up) Patt (immer unterwegs, → Ritt 2). Wi willt us up'n Patt maaken (aufbrechen, z.B. nach einem Besuch). Büs ook all up'n Patt? Gudd, dat dat Volk up'n Patt is (Gut, daß alle weg sind). De häff 'n Patt tüsken de Beene (immer unterwegs). Se konn em nich up'n Patt kriegen (z.B. nach Hause bekommen nach einem Fest). • Usse Pättken is boll an't Ende (Wir sind alt). → löchten, quättken.
Zs.: Asken-, Biester-, Binnen-, Buuten-, Fietsen-, Foot-, Frijers- , Gaorden-, Haasen-, Heede-, Karken-, Kies-, Koll-asken-, Kommiesen-, Kungel-, Lääwens-, Luuse-, Peerde-, Radd-, Rüngel-, Säißen-, Sand-, Schmuggel-, School-, Steen-, Trampel-
Patt 2 m. Höhlung an der Schneide zwischen "Schnitt" u. "Blatt" z.B. der Sense. → Dengel, Haarpatt.
Zs.: Haar-, Säißen-
patt "aber" → ampatt
patt .durchaus. → patuu
Pätt-, Pätte → Päät-, Pääte
Pattagraafen → Paragraafen
Patte 1 f. (Patten) (Wes, Ot, Vr, St, Ge, Ra, Rae) Lache (z.B. von Wasser, Milch, Blut). ne Patte Waater (z.B. Straßenpfütze). ne Patte Geld (up de Knippe) (viel Geld).
Zs.: Piele-
Patte 2 f. (Patten) Webkante, Besatz an Kleidungsstücken (z.B. Ärmelaufschlag, Knopfleiste vorne am Hemd, an der Hose). Daor wödd ne Patte upenäit. Knoopslöcker in de Patte maaken.
Zs.: Hemds-, Piss-
Pätte "Schirmmütze" → Pette
pattekahl ganz kahl. pattekahle Jungen (junge Vögel mit Flaum)
Pattenrerk m. Knöterichart. → Rerk
Patt-ente, -ante f. (Vr, Rae, Rh) Ente, in Ortsneckereien. → Epe
pattes (Vr, Rae) trächtig, schwanger (bes. von Vieh)
pattken tollpatschig, stampfend gehen (mit dem ganzen Fuß auftretend). → puttken, quättken, stöttken
Pattker(t) m. 1. wer eine eigenartige Gangart hat (tapsig, stampfend, plattfüßig).
2. wer immer unterwegs ist, Tippelbruder, Vagabund. → Kolonist, Plark, Schooiert
Pattschoofel f., -schööfelken kleine Schaufel, Gartengerät zum Vernichten des Unkrautes auf Gartenwegen. → schööfeln
patuu, patt; patuun (Ge) durchaus, auf jeden Fall; geradezu, geradenwegs, direkt. He will patuu nao Huus! Wenn de Hahn patt up'n Hoff will, dann findt he ook dat Lock in'n Tuun. Dat Geld häff he patt nich hat!
Pau- → Pou-
Paul PN Paul. → Peeter-un-Paul
Paula PN Paula
Pech n. Unglück, Pech. • Kaas 'n Finger in'n Papp tebrääken, wenn Pech häs. • Wenn du Pech (Mallöör) sass häbben, dann kaas du de Nösse in'n Papp tebrääken. → Bäädeler, Mallöör, Ungemack
Pechvoggel m. Pechvogel
Peckel f. Pökel, Salzlake. De Schinken sitt noch in de Peckel (im Pökelfaß). Daor moss 'n bettken Peckel bi geeten (Salzlake z.B. auf einen Strauch gießen, der eingehen soll). De ligg noch in de Peckel (in't Salt) (vom "Kater" nach dem Trinken, → Timmerlöö). → Saltwaater
Peckel "Pech" → Pick n.
Peckeldraod → Pickedraod
Peckelfatt n. Pökelfaß, Gefäß zum Einsalzen von Fleisch (früher geküfertes Faß, später gemauert u. mit wasserdichtem Putz versehen). → Flees-, Saltefatt
Peckelflees, -fleesk n. Pökelfleisch (im Ggs. zu → Frissflees)
Peckelheering, -hääring m. Salzhering. He kann kinne Peckelhääring (dröögen Hääring) van'n Rööster böörn (trecken) (ist so schwach od. arm). → Heeringsbändiger
Peckelküümen, -küüwen n. Pökelfaß. Wat de Frouens nich nöödig hann., dat kweem in'n Peckelküüwen to't Insalten (kleinere Fleischteile, die nicht verwurstet werden sollten).
peckeln pökeln, einsalzen
Peckelsalt n. Pökelsalz
Peckelsünde, -sünne f. (St, Ge, Bor, Rae) kleine, "läßliche" Sünde. Mien Sönn Filius, dat häs föör diene Peckelsünden (z.B. Schmerzen).
Peckeltewwe f. Frau, die viel u. Schlechtes über andere redet. → Hääkeltewwe
peckersken (Vr). peckerseern (St, Sü) klopfen (z.B. vom Specht). De Specht is an't Peckersken.
Pedaal(e) n. (Pedaale) Pedal. Dat Pedaale van de Fietse is dr'af.
Pedde f. (Pedden) 1. Kröte. Wenn de Pedden kruupt un de Froulöö loopt, dann giff't Räägen. Wanneer de Pedden öwwer den Wegg loopt, giff't Räägen (Bo). so dick (donne) as ne Pedde (stark betrunken). • Nu is de Pedde in de Miseere (wenn eine mißliche Lage entstanden ist, Bo). Söll wi äs wetten üm'n Schääpel Pedden? Ik will se hacken, du sass se backen, ik will se met Botter beschmeern; dann söllt se di döör't Halsgatt schlöörn (Juxvers, Ra). → bruun, Kiekfosk, Legden, targen.
2. Öllämpchen aus Ton od. Eisen (in kröten- od. froschähnlicher Form, wurde z.B. für den Backofen od. Webstuhl gebraucht). → Pickelämpken
Peddenstohl m., -stöhlken Pilz. Dann wasst di de Peddenstöhle in de Aorne (so feucht u. warm). Et is so natt, dat de Buurn de Peddenstöhl uut't Gatt wasst. → Pilz, Poggenstohl
pedderig, peddig 1. faltig, verschrumpelt. So ne pedderigen Appel bruuks nümms anbeen. pedderige Huud.
2. kränklich, schlecht, schimmelig. He süht so pedderig uut. pedderig Holt (stockig). → quädderig
Peer → Peere
Peerd. Päärd (Ge). Piärd (St, Sü) n. (Peer(d)e; Peer(d)eken) Pferd. He was bi de Peerde (Kavallerie). He dee in Peerde (Pferdehandel). achter de Peerde loopen (Feld bestellen, schwere Arbeit leisten). wo he 'n Peerd bi nöödig häff (Fuhrmannsarbeit, Spanndienste). • Goode Peerde (de besten Peerde) söch man up'n Stall un Lööpers öwwerall (auch von Frauen). Se is te Peerde (aufgebracht, wütend). dat beste Peerd uut'n Stall (ein guter Freund od. eines der Kinder). • En gudd Peerd mutt immer arbäiden (Wer viel kann, muß viel arbeiten). Gudde Peerde sall'm nich wesseln (sind sehr wertvoll). •.n gewwen Peerd dröff man nich in de Muule kieken (Ge, → Peerdetand). nao de Peerde kieken ("austreten", von Männern). Vertäll mi doch kinne van't Peerd! (Erzähl mir doch keine Geschichten). • Et kümp te Peerde, un et geht te Foote (von einer Krankheit, → ümgaon). Ik mutt schweeten as 'n Peerd. Dao kaas Peerde met stählen (ein guter Freund, Kamerad). • De laot sik män nich up't hooge Peerd setten ("aufs hohe Roß", sich nichts einbilden). Teminßen dree Peerde mochen öwwer´n Sump kieken (wenn der Bräutigamm ebenbürtig sein wollte, → Kohstall). → arbäiden, bihand, Butt, Buur, Dost, draawen, Essel 1, fäärdigmaaken, flöiten, frääten, Froulöö, Froumensk, Gang, gelehrt, Haawer, hatt, hinken, hollen, ielig, Jan-Peeter, kattollsk, Kopp, leegen, lichte, Maagen, Mann, mööde, nöödig, Piepe, pissen, Puckel, Rassmann, Roosenkranz, schlaon, schüi, schwaor, sööken, Spann, stiew, suupen, trouen, uptüünen, uutlehnen, verloopen, verträäden, weggschlaon, Werth.
Zs.: Achtzig-Daaler-, Arbäids-, Foss-, Hand-, Händler-, Höi-, Hoppe-, Hotte-, Houderer-, Kaoren-, Karussell-, Koffiebohnen-, Kutsk-, Melkbuurn-, Middel-, Post-, Rasse-, Renn-, Ried-, Schlacht-, Schoukel-, Spring-, Ssigöiner-, Staots-, Wäide-
Peerde-, auch: Peere-, Päär(d)e-, Piärde-
Peerde-äärs m. unnatürlich breites Hinterteil, z.B. Kalb mit doppelten Lenden, Doppellender. → Dick-äärs
Peerdebasse, -bast f. (Ge, Ra, Rae) Doppellender
Peerdebeen n. Pferdebein
Peerdebett m., -bette f. Pferdebiß
Peerdebohne; Peerdsbohne (Bo) f. Ackerbohne, kleine braune Bohne (z.B. für Gemüsesuppe, wurde feldmäßig angebaut u. gedroschen). Peerdebohnen met Speck (Gericht während der Erntezeit). → Feld-, Puff-, Wibbelbohne
Peerdebohnenmähl n. Mehl aus gemahlenen Ackerbohnen (wurde z.B. dem Schwarzbrotteig zugesetzt, damit er beim Backen nicht zusammenfiel, gab dem Pfannkuchen einen guten Geschmack)
Peerdebrood n. dickes Stück Schwarzbrot, Reststück, harte Kante vom Schwarzbrot, für Pferde. → Peerdeknallen
Peerdedääke, -decke f. Pferdedecke
Peerdedellen m. dickes Stück Schwarzbrot für Pferde. → Peerdeknallen
Peerdedießel f. Lanzettblättrige Distel
Peerdedokter m. 1. Pferdetierarzt. Peerdedokters ha'en mähr lährt as de Vehdokters (hatten Schulung beim Militär erhalten). → Kohdokter.
2. rauher Menschenarzt
Peerde-emmer m. Eimer zum Tränken der Pferde
Peerdefell n. Pferdefell, -haut
Peerdefleege f. große Fliege (gleicht einer Ameise, mit dickem Hinterleib). → Hundefleege
Peerdeflees, -fleesk n. Pferdefleisch. Häs Peerdefleesk hat? (Frage z.B. an Kinder, die ausgelassen sind). He häff wall Peerdeflees frääten (z.B. arbeitet wie toll).
Peerdefloome f. Nierenfett, Schmalz, Pferdeflomen (wurde mit Terpentin als Heilmittel gegen Glatze verwendet)
Peerdefohr, -fuhr n. Pferdefuhrwerk
Peerdefohrwark, -fuhrwerk n. Pferdefuhrwerk. → Peerdegefahr
Peerdefoor, -fuur n. Pferdefutter
Peerdegang m. Streifen zwischen den Wagenspuren auf Feldwegen, auf dem das Pferd ging. → Fohrwegg
Peerdegeck m. Pferdenarr
Peerdegefahr n. Pferdefuhrwerk
Peerdeg(e)räi n. Pferdegeschirr insgesamt. Krieg ääben 't Peerdegräi, wi mott't anspannen.
Peerdegeschirr, -geschier n. Pferdegeschirr insgesamt. → Peerdegeräi
Peerdegespann n. Pferdegespann
Peerdehaamen m. Pferdegeschirr, das dem Pferd um den Hals geschoben wird
Peerdehaawer m. Hafer für Pferde, Pferdefutter
Peerdehals m. Pferdehals
Peerdehalter m. Pferdehalfter. → Haltestrang
Peerdehandel, -hannel m. Pferdehandel
Peerdehändler m. Pferdehändler. → Rosstüüsker
Peerdehaor n. Pferdehaar. Van Peerdehaore wodden Bössels maakt (Bürsten aus dem Haar von Mähne u. Schwanz). He häff so'n Peerdehaor up'n Kopp (dickes, kräftiges Haar, scherzh.). → strieken 2, uutstoppen
Peerdehölpe f. Hilfeleistung (auch als Entgelt) mit einem Pferd, z.B. beim Pflügen. Wi häbbt dat alls met Peerdehölpe afedennt (bezahlt, z.B. Arbeiten von Handwerkern). Eene Peerdehölpe was dree Daage Hölpe met een Mann (dree Daage Dagghüüre) (Wenn ein großer Bauer z.B. beim Heuerling mit dem Pferd pflügte, mußte dieser drei Tage bei ihm helfen).
Peerdehoow m. Pferdehuf
Peerde-ieser, -n n. Hufeisen. → Hoow-ieser
Peerdejöchte f. (Wes, Vr, St, We, Hei, Rae) Verpflichtung, mit Pferd u. Wagen zu fahren
Peerdekääfer → Peerdeköttelskääfer
Peerdekaom m. Pferdekamm
Peerdekaore f. vom Pferd gezogene Karre
Peerdekenner m. Pferdekenner
Peerdeken-spöllen, Peerdekes-spöllen Kinderspiel (auf Händen u. Füßen laufen u. mit Zügel leiten; Reiterspiel)
Peerdeklaos m. Pferdenarr. → Vehklaos
Peerdeknallen, -knällen m. Pferdebrot, dickes Stück Schwarzbrot für Pferde (mit harter Kruste, vereinzelt eigens für Pferde mit Hafer gebacken). → Broodmacke
Peerdeknech(t) m. Pferdeknecht. → Boumester, Fohrknecht
Peerdekoliek f. Kolik beim Pferd. → Sandkoliek
Peerdekoop m. Pferdehandel
Peerdekopp m. Pferdekopf
Peerdekoppel f. eingezäunte Pferdeweide
Peerdeköttel m. Pferdemist, "Pferdeapfel". He geht ran as 'n Spatz an de Peerdeköttel (geht energisch an etw. heran, Rh). Sall ik di wat säggen? Peerdeköttels dat bünt kinne Weggen (Juxvers).
Peerde(köttels)kääfer m. Mistkäfer, schwarzer Käfer
Peerdeköttelwaater n. heißer Pferdekotaufguß (Heilmittel: Frostbeulen wurden darin gebadet). → Moos-strunkwaater
Peerdekötter m. Kleinbauer, der ein Perd besaß
Peerdekraft f. Pferdekraft
Peerdekuts(k)e f. Pferdekutsche
Peerdekuum m. Futtertrog für Pferde
Peerdelängte f. Pferdelänge. He was 'n paar Peerdelängten vööruut.
Peerdeliene f. Leine, Zügel zum Lenken der Pferde. → Bi-, Dübbel-, Krüüsliene
Peerdemaage(n) m. 1. Pferdemagen.
2. bes. unempfindlicher Magen
Peerdemääse, -merse f. breites Hinterteil; Doppellender. → Peerde-äärs
Peerdemahne, -mähne f. Pferdemähne
Peerdemarkt m'n. Pferdemarkt. → Düüstermöllen-, Klie-, Vehmarkt
Peerdemest, -mess m. Pferdemist. → Uulenspeegel
Peerdemiege f. Pferdeurin
Peerdenaame(n) m. Pferdename
Peerdenarr m. (Rae, Bo) Pferdenarr. → Peerdeklaos
Peerdepatt m. Weg zwischen den Wagenspuren; ausgetretener Pfad am Weidezaun entlang. → Peerdegang
Peerdepoll m. höher wachsendes Grasbüschel um Pferdekot in der Weide. De Kohne fräät't den Peerdepoll nich.
Peerdepoot m. Huflattich
Peerderööpe, -roope f. Pferderaufe, Heuraufe für Pferde über dem Futtertrog
Peerdesattel m. Pferdesattel
Peerdeschlächter m. Pferdeschlachter
Peerdeschmuggel m. Pferdeschmuggel
Peerdeschnää, -schnedde f. bes. dick geschnittene Schwarzbrotscheibe für Pferde. → Peerdeknallen
Peerdeschoh m. Holzschuh für Pferde bei der Arbeit im Moor. De Peerdeschoh wodden bruukt bi't Torf-af-föhrn. → Vääneschoh
Peerdesellen, -söllen m. best. Art von Pferdegeschirr. → hoogen Sellen, Kummet
Peerdesied(e), -siete f. "Pferdeseite" auf der Tenne des Bauernhauses (meistens links von der Tennentür aus gesehen, Verlängerung des Jungviehstalls). → Kohsiede
Peerdespoor, -spöör n. Streifen, auf dem das Pferd ging. → Peerdegang
Peerdestall m. Pferdestall
Peerdestallsdöör(e) f. Tür des Pferdestalls (oft mit Haken für Geschirr)
peerdestark "bärenstark". → ieserstark
Peerdestatt m. Pferdeschwanz
Peerdesump m. großer Futtertrog für Pferde (aus Bentheimer Sandstein, auf gemauertem Sockel, darüber die Heuraufe, → Peerderööpe)
Peerdetand m. Pferdezahn. Froulööhand un Peerdetand dröff nooit töömig wenn. (Vr).
Peerdetied f. Zeit, als mit Pferden gewirtschaftet wurde (vor dem Aufschwung nach dem Krieg, bis etwa 1960)
Peerdetrogg m. Futtertrog für Pferde
Peerdetuch(t) f. Pferdezucht
Peerdetüchter m. Pferdezüchter
Peerdeverstand m. Erfahrung mit Pferden
Peerdevolk n. 1. Pferdehalter, Pferdeliebhaber, -interessenten.
2. Kavallerie
Peerdewäide f. Weide für Pferde
Peerdeworm m. dicker schwarzer Käfer, Mistkäfer (fliegt, Größe eines Maikäfers)
Peerdsbohne → Peerdebohne
Peere (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Hei, Rae, Rh, Bo). Peer (We, Ra, Bor).
Beer, Bäär (Ge) f. (Peeren; Peereken) Birne. → backen, riepe.
Zs.: Back-, Blood-, Bookwäiten-, Botter-, Braod-, Froh-, gebackene, gedröögte, Grieskes-, Haawer-, Harwst-, Holt-, Honnig-, Iese-, Inmaaks-, Jobkes-, Jödden-, Juudas-, Kohfoots-, Koldefööte- , Köttel-, Lieskes-, Mähl-, Meese-, Pastoorn-, Pergamutten-, Pump- , Roggen-, Schmolt-, Speck-, Ssucker(honnings)-, Sünt-Jobkes-, Waater-, Wäiten-, Wien-, Winter-
Peere- → Peerde-
Peern- auch: Bäärn-
Peernblöie, -blöite f. Blüte des Birnbaums; Birnenblüte
Peernboom m. Birnbaum; Birnbaumholz (Material des Schreiners)
peernböömen, -boomen aus Birnbaumholz. De Bank is uut peernböömen Holt.
Peernboom-ente f. Edelreis zum Okulieren eines Birnbaumes
Peernboomholt n. Birnbaumholz
Peerngemöös n. 1. Bohnengemüse mit Birnen. → Döörgemöös.
2. Birnenkompott, eingemachte Birnen
Peernjaor n. Jahr mit guter Birnenernte
Peernkompott n. Birnenkompott
Peernkroose f. Kerngehäuse der Birne
Peernpott m. -pöttken Einmachtopf für Birnen
Peernschälle f. Birnenschale
Peernsort, -surt n. Birnensorte
Peernstuute(n) m. Weißbrot mit Birnenstücken (Als Ersatz für Korinthen wurden getrocknete Birnen klein geschnitten, in Mehl gewälzt u. in den Teig eingeknetet; Sonntagsgebäck.)
Peersick, Peers(e)ken, Persik. Piersken (Rh, Bo) m. (Peersicken) Pfirsich
Peersicken- auch: Peers(e)ken-, Piersken-
Peersickenbast, -bass m. Pfirsichhaut
Peersickenblöie, -blöite f. Blüte des Pfirsichbaums, Pfirsichblüte
Peersickenboom m. Pfirsichbaum
Peersickensteen m. Pfirsichstein
peesen stänkern, sticheln, Streit suchen, jd. ärgern; schimpfen. Schäi uut, wat büs weer an't Peesen! Daor moss doch met de Blaage immer an't Peesen wenn., dat se wat doot! → pesten
Peesenbutt n. Schulterblatt (des Schweines). Mi dööt dat Peesenbutt so weh! → Schulderbutt
Peeter PN Peter. → Piet.
Zs.: Drömmel-, falsken, Hüüle-, Jan-, Klaage-, Klüngel-, Lülle-, Luur-, Miese-, Näöle-, Nörgel-, Nülle-, Ranne-, Ssaanke-, Sseggen- , Strubbel-
Peeter-ollie n. (Wes, Vr, St, Sü, Bor, Rae, Bo) Petroleum. → Steen-ollie
Peetersellie (Vr, St, Sü, Ra, Rh); Peetersillge (Wes, Ot, Vr, St, Ge, Bor, Hei, Rae). Peetersillie (Ge, Bo) f. Petersilie. De kiek drin, as wenn ähr de Peetersillie verhaagelt is (schaut traurig). → Suppengröön
Peeter-un-Paul Peter u. Paul (29. Juni). Peeter-un-Paul bünt de Bickbääsen blau.
Peetrus m. 1. Apostel Petrus. He sall wall bi Peetrus (bi'n Düüwel) wenn. (ist gestorben). Peetrus, de giff em 'n good Plässken. → räisen.
2. Schlüssel. Doo mi den Peetrus äs hier!
Peggel m. (Vr, St, Sü, Ge, Hei) 1. Mann, Kerl; unausstehliche, widerliche, lästige, widerborstige Person; Quertreiber. ne ollen Peggel.
2. in der Wendg. den Peggel vullschlaon (sehr viel essen, grob).
Zs.: Möllen-
peggelik (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Rh) widerlich. → wedderlik
Pelle f. (Pellen; Pelleken) Pelle; Schale, Hülle (z.B. von Kartoffeln, Zwiebeln). dat Pelleken up de Melk. Denne mo. ih alltied up de Pelle sitten (Den muß man immer ermahnen, drängen). → Fell.
Zs.: Erpel-, Schmand-, Woste-
Pellegaste f. Graupen (geschälte Gerste). → Grüttenmähl, Kalwertande, Schällegaste
Pellegastenpapp m. Graupenbrei. → Göttenpapp
Pellegastensuppe f. Graupensuppe
pellen pellen, schälen; häuten. gepellte Erpel (Pellkartoffeln). dat Äi pellen. De Huud pellt (Sonnenbrand).
pellen (Wes, St, Ge, Ra, Rae, Rh, Bo) aus handgewebtem, groben Leinen mit Muster, z.B. für Tischdecken. .n pellen Dook (Tischtuch)
Pell(en)wääwer m. Hausweber, Bildweber, Tischtuchweber
Pell-er(ap)pel m. Pellkartoffel. → Schaalenkartuffel
Pellerienken Pelerine, Umhang
Pellkartoffel; Pell(kar)tuffel (Bo) f. Pellkartoffel
Pellwääwer → Pellenwääwer
pelsterig, peltserig voll von Schalenresten, Spelzen (von nicht gut gereinigten Haferflocken od. von Grütze). → bulsterig, Spijpapp
Pelz m. (Pelze) Pelz. He häff wat up'n Pelz (up't Fell) kreggen. sik Lüüse in'n Pelz setten (sich Schaden zufügen, Fehler machen, z.B. Schulden). → Blaag.
Zs.: Foss-, Leegen-,
Pelzer m. Kürschner
Pelzkappe f. Pelzmütze
Pelzkraagen m. Pelzkragen
Pelzmüske, -müsse f. Pelzmütze
Pendelploog m. Wendepflug. → Wendeploog
Pengel-anton m. Bummelzug, Zug mit Glocke der Westfälischen Landeseisenbahn. → Bimmelbahn
pengeln, pingeln klingeln, bimmeln, läuten. → bimmeln
Pengsioon, Pangsioon f. Pension
Pengsioonstied f. 1. Zeit z.B. im Internat (Bauernmädchen lernten die feinere Küche).
2. Rentnerzeit. He fäng nu met de Pengsioonstied an.
peniebel → piniebelt
Penne 1. Pennte (Ra). Pinne (Bo) f. (Pennen; Penneken) Feder, Griffel, Schreibfeder (Gänsefeder). Haal äs de Penne met den Enkerspott!
Zs.: Blij-, Ganse-, Läi-, Loot-, Pottloots-, Schriew-, Staol-
Penne 2 f. (St) Schlafstätte für Obdachlose
pennen 1. schlafen.
2. als Landstreicher umherziehen.
3. schreiben (Ot, Vr, Bo). → Penne 1
Penn-ende n. Ende der Mühlenachse. → Assenkopp
Pennenlecker(t) m. Schreiber, Büroangestellter, Bürokrat (iron.)
Penner m. Nichtseßhafter, Landstreicher (mod.). → Handwerksburschke
Penning m. (Penninge; Penningsken) Pfennig. Se häbbt met jeeden Penning rääkt (sparsam). Wi mött't de Penninge bineenehollen (sparsam sein). Se mochen jeeden Penning (fiewmaol) ümdräien (mußten sparsam sein). • Well den Penning nich ehrt, is den Daaler nich wäärd. • Jeeden Penning is dr'eene (Jedes bißchen hat seinen Wert, → Badde). • Well 'n Penning nimp, nimp ook wall ne Mark (vom Stehlen). He dögg nich vöör dree Penninge (Lümmel). → Elsbladd, Heller, Knee, Naid, ümdräien, uutgewwen.
Zs.: Drink-, Juudas-, Kopper-, Sacht-
Penningkreemer, -kräämer m. kleinliche, geizige Person. → Kläinigkäitskreemer
Penningkruud n. Pfennigkraut
Penningstück n. Pfennigstück, kleine Münze
Pennte → Penne 1
Penooria in der Wendg. He is in Penooria (in Verlegenheit, Not).
Penööter, Pernööter, Prenööter m. aufsässige, eigensinnige Person. → Patrööner
penööts(k), pernööts(k), prenööts(k) eigensinnig, aufsässig. → upstrinäötsk
Pepier → Papier
Pepper-, Pepper-, peppern → Pääper, Pääper-, pääpern
Peraplüü → Paraplüü
Pergamuttenpeer(e), Pergamutte, Permutt(enpeere), Permotte,
Berg(a)motte f. Bergamotte, Birnensorte (flach; kleine u. "doppelte" Sorte).
Zs.: Blood-
Periekel n. (St, Sü) Gefahr. Et is Periekel in de Mölle (Gefahr im Verzug). → Gefaor
Perk → Park
Perle, Perl(en)- → Päärle, Päärl(en)-
Permotte → Pergamuttenpeere
Perlmutt → Päärlmutt
Permutt(enpeere) → Pergamuttenpeere
Pernööter, pernööts(k) → Penööter, penöötsk
Perplüü → Parplüü
Perpendickel, Permtickel, Päämtickel m. Pendel der Wand- od. Standuhr. Den Permtickel dööt't nich mähr richtig (Herzbeschwerden).
perplex(t) erstaunt. → verplext
Persik → Peersick
Perrong m. (Perrongen) Bahnsteig
Persoon f. (Persoonen) Person.
Zs.: Respekts-
persöönlik persönlich. Se woll föör sik persöönlik nix häbben.
Pesang → Pääserik
pessdunkeln (Bor) nervös hin- u. herlaufen (wie beim Portiuncula- Ablaß in der kath. Kirche). → passjunkeln
Pesseel → Passeel
pessen → pesten
Pessereckel m. (Ra, Hei) 1. Geschlechtsteil vom Eber, Bullen. → Pääserik.
2. unausstehliche Person
Pesserik → Pääserik
Pest, Pess f. Pest. Et stunk as de Pest! De gönnt em de Pest an'n Hals (wünscht ihm das Schlechteste). → gedaone, Krätze.
Zs.: Hohner-, Rinder-
Pest- auch: Pess-
pesten, pessen stänkern, sticheln, Streit suchen, ärgern. Schäi uut te pesten! → äösen, peesen, targen
Pestkopp m. wer stichelt, ärgert, nörgelt, Streit sucht. ne Pestkopp van ne Käärl!
Pestkuhle f. Silo mit Sauerfutter (übelriechend)
Petimeeter m. Kleinkrämer, Kleinigkeitskrämer
petitt (Wes, Vr, St, Sü, Ra, Bor, Hei) zierlich
Petitt m. (Petitts; Petittken) (St, Sü, Ra) Distelfink. → Pütterken
Petöölken → Patöölken
Pette f., Pett m. (Petten; Pettken) Schirmmütze der Männer. en sieden Pett (Sonntagsmütze für den Kirchgang). ne Pette of 'n ollen Hood (Kopfbedeckung z.B. des Maurers bei der Arbeit). • Dao sall mi de Pette (Kippse) nich van drücken (Das soll mich nicht kümmern). • Daor is met de Pette kinn Gooien an (ist nicht erschwinglich). → Kippse
Pettsel n. (Pettsels) (Vr, St, Sü, Ge, We, Bor, Rae) warme Wollmütze mit Ohrenwärmern
petzken 1 (Vr, Sü, Bor, Hei, Rae) trinken, saufen. Dao häbb wi us een bi petzket.
petzken 2 schießen (mit Luftgewehr od. Kleinkaliber)
petzken 3 petzen. → verklappen
piaano ruhig. Doo män piaano an!
Piärd, Piärde- → Peerd, Peerde-
picheln bechern, saufen. → pööseln
Pick 1 m. (Picke; Picksken) Eiterpfropfen, Kern eines Geschwürs od. Hühnerauges. den Pick in den Liekdaorn. → Pirk 2
Pick 2 m. (Ot, St, Ge, Ra, We, Rh, Bo); Piek (Vr, St, Sü, Hei, Bor) Haß, Groll. He häff 'n Pick up mi (ist böse auf mich). ne Pick versetten (eins auswischen). → Prick
Pick n.; Peckel (Ot, Vr, Hei) Pech, z.B. Schusterpech. dat Gaorn döör't Pick trecken (Faden durch Pech ziehen, für bes. haltbare Naht des Schusters od. Sattlers)
Pickdraod → Pickedraod
Picke f. (Picken) Spitzhacke
Pick(e)draod; Peckeldraod (Ot, Hei) m. Pechdraht, mit Pech behandelter Faden (sehr stark, für Sattler, Schuster). → Hanfgaorn
Picke(draod)spleeter m. (St, Sü, Hei, Rae) Geizhals (wer Pechfäden noch spaltet, z.B. Schuster). Dat is ne Pickspleeter van ne Käärl.
pickedüüster, piekedüüster stockdunkel. Van Nachte was't so pickedüüster, dat'm kinne Hand vöör de Oogen konn sehn. He göng bi Lechte wegg un kamm in'n Pickedüüstern weer. → krickel-, pottdüüster
Pickel m. (Pickels) Eiterpfropfen, kleines Geschwür. → Pick
Pick(e)lämpken (Wes, Ot, Vr, St, We, Bor) Öllämpchen mit einem Docht aus Binsenmark. → Messing-, Ollielämpken, Pedde, Schnotternösse
Pickelmann m. (St, Sü, Ge, Hei, Rh) Polizist (früher mit Pickelhaube, scherzh.)
pickeln → picken 2
picken 1 picken (von Hühnern, Vögeln).
Zs.: Messerkes-
picken 2, bicken; pickeln (Rae) behauen, abschlagen. Steene picken (Steine vom Mörtel reinigen)
picken 3 mit Pech behaften. den Draod picken (den Faden durch Pech ziehen). → Pickedraod
pickepackevull sehr voll
Picker 1 m. Prellklotz, "Picker" (für Schlagarme des Webstuhls, Teil des Schlägers (aus roher Büffelhaut) in der Lade am Webstuhl, der den Schützen mit der Spule abfängt).
Picker 2. m. pickender Vogel.
Zs.: Feern-, Steene-
Pickerfabriek f. Pickerfabrik
pickerig klebrig, lehmig (z.B. von Boden, Erde). → Picklehm, schwaor
Pickerij f. Pickerfabrik, in der best. Teile, z.B. Picker, für den Webstuhl hergestellt wurden. He was up de Pickerij (arbeitete in der Pickerfabrik).
Pickerspindel, -spinnel f. best. Spindel am mechanischen Webstuhl. → Spille
pickesatt → piggesatt
pickeschwatt → pickschwatt
Pickespleeter → Pickedraodspleeter
pickevull sehr voll. Den Saal was pickevull van Löö.
Pickfatt n. Wasserfaß des Gerbers zum Einweichen von Sohlleder u. zum Kühlen von Pech
Pickgröss, -gräss n. Binse. Dat saore Pickgröss in'n Buss, dat kaas nich harken. → Pickrösken
Pickhaaken, -haok(en) m. (Wes, Vr, St, Bor, Rae, Rh, Bo) Mahdhaken für die Kniesense, einzinkiger Haken zum Ordnen der Halme u. Ablegen von Getreide (Zum Schärfen wurde Pech mit Sand benutzt; der Haken diente auch zum Schärfen der Sense). → Bick, Boustrick, Strickhaaken
Pickhaamer m. Spitzhammer, zweiseitiger Hammer des Zimmermanns, bes. für Ecken. → Bill-, Schaalhaamer
Pickhacke f. Spitzhacke, Pickel
Picklämpken → Pickelämpken
Picklehm m. bes. zäher, bläulicher Lehm. → pickerig
Picknaodel, -naole f. große Sacknadel (zum Stopfen der Säcke, zum Durchziehen des Bandes, mit dem der Schinken aufgehängt wird)
Pickplaoster n. Pechpflaster, Zugpflaster bei Geschwüren (Schusterpech wurde mit einem heißen Messer auf ein dünnes Stück Leder aufgetragen u. auf das Geschwür gelegt). → Treckeplaoster
Pickröske(n) f. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Bor) Binse, Teichbinse, Flatterbinse. → Hollrösken, Rösken
Pickröskenpoll m. Büschel Binsen
pickschwatt; pickeschwatt (Bo) pechschwarz. Pickschwatt Schüppen, well nich danzen kann, mott hüppen (Juxvers beim Kartenspiel).
Pickschweeter m. wer nicht gerne arbeitet od. 'keine reine Weste hat.
Picksteen m. -steenken schwarzer Naturstein, Eisenortstein, Raseneisenerz (wurde von den Äckern abgesucht u. als Bodenbelag verwendet). → Iesersteenken
Pickstrick n. Mahdhaken mit Sand-Pech-Belag zum Schärfen der Sense. → Pickhaaken
Piek m. Holznagel, Stift; in der Wendg. en Piek vöörstääken (vöörsetten) (Piek setten, St) (einen Riegel vorschieben, stoppen, sperren). → P, Pinn
Piek n. Piek (Farbe beim Kartenspiel). So druck as Piek-Sebben up Karmis (so eilig, beschäftigt, scherzh., → Faschlaowend). → Piekus-van-Borken, Schüppen
Piek "Haß, Groll" → Pick 2 m.
piekedüüster → pickedüüster
piek(e)fien sehr reinlich, gepflegt; im Festkleid, -anzug
pieken, pieksen stechen, pieksen. → pricken
piekfien → piekefien
pieksen → pieken
Piekus-van-Borken m. Pik im Kartenspiel als Fehlkarte
piel steil, gerade, pfeilgerade, aufrecht. → pielgeraade, piel-up
Piele f. (Pielen; Pieleken) 1. Ente.
2. Palmstockgebäck in Form einer Ente (Kinderspr.)
Piele-ente, -ante f., -enteken 1. Ente.
2. Gebäck für Palmstock od. Nikolaus in Entenform (Kinderspr.). → Palmvoggel
Pielepatte f. "Entenpfütze", in Ortsneckereien. → Alstätte, Epe, Legden, Südlohn
piele-piele, pille-pille Lockruf für Enten od. Gänse. → däi-däi
Pieler m. (Pielers) Pfeiler. • Unner'n gudd Mesthuus häört ook 'n paar gudde Pielers (dicke Beine, → Paol). achter'n Pieler staon (bei der Messe hinter dem Pfeiler stehen, um schnell wieder fortzugehen). → Schnappmisse.
Zs.: Eck-, Hook-, Karken-
Pielerholt n. Pfeilerholz (zum Abstützen beim Stapeln von Grubenholz, krumm, verschieden dick). Dat Pielerholt was meerstieds een Meeter fiewentwintig lang.
pielerlieke, -rech(t) → piel-lieke, -recht
Pieleworm m. Regenwurm (Kinderspr.). Practicus est multiplex, sägg de Buur, daor tröck he sik ne Pieleworm uut't Gatt un bruukt'n as Schohreemen (daor bunn he sik 'n Schoh met'n Pieleworm to, St).
pielg(e)raade pfeilgerade
pielhooge gerade hoch
piel-lieke, pielerlieke pfeilgerade
pielrech(t), pieler-rech(t) aufrecht, steil, gerade. He geht pielrecht up'n Ende (stolz, hochnäsig).
piel-up aufrecht, steil, gerade. He stonn piel-up. Piel-up! (Befehl an ein Pferd: rechtsum, Bo, → stie-up). → Koffiepiere
piel-up-nemmen vom Pferd: steigern, aufbäumen. Dat Peerd namm sik piel-up (war nicht zugfest). → stäil-up-nemmen, upböömen
Pien → Piene
Pien-appel m. (Vr, St, Sü, Bor, Rae, Rh) 1. Zapfen.
2. Turmkugel unter dem Kreuz (von best. Kirchturm)
Piene, Pien f. (Pienen) Schmerz. Piene in de Bütte (Gliederschmerzen). He kann nich liggen vöör Piene. Wees ook, wat de schlimmsten Pienen bünt? Tannpien, Mannpien un Geldpien. → Fuulhäid, Hoffaart, Juck, Tand, Tandepiene, Weh.
Zs.: Aorn-, Balge-, Bost-, Bütte-, Buuk-, Geld-, Hals-, Hatte-, Höllen-, Kopp-, Liew-, Maagen-, Mann-, Nacken-, Nüürn-, Oogen-, Rügge(n)-, Tande-, Wedde-
pienegen peinigen
Pieneger m. Peiniger
Pieneköttel m. 1. harter Stuhlgang, Verstopfung.
2. wehleidige Person
pienlik 1. schmerzhaft.
2. peinlich, ehrenrührig. → schaneerlik
Piep m. (Piepe) Pfiff
Piep "Pfeife" → Piepe
Piep-aol m., -aole f. (St, Sü) Neunauge, Schlammbeißer (Flußfisch)
Piepe, Piep f. (Piepen; Piepken) 1. Pfeife für Rauchtabak. • Eerst de Piepe uut (de Piepe an) un dann dat Peerd uut'n Graawen (immer mit der Ruhe, sich nicht aus der Fassung bringen lassen, → nöödig). Daor is em de Piepe nich äs bi uutgaon (Das hat ihn nicht aufgeregt). Piepken, Tebak, Buxe to? (Kontrolle, wenn Männer ausgehen). Dat is kinne Piepe Tebak wäärd! • He kann met Sinne de Piepe män in'n Sack doon (aufhören mit dem Kindersegen, → Fläägel). de Piepen in'n Sack hollen (1. sein Geld zurückhalten, z.B. bei unüberlegtem Kauf. 2. Trümpfe zurückhalten, mißtrauisch sein). → dran, halwlang, Harm, Köppken, lang, schmööken, steenen, uutgaon, witt.
2. Rohr, rohrartiger Gegenstand, z.B. Kaninchenbau, Hosenbein (→ Buxenpiepe); Tülle am Kessel; Rohr od. Luftkanal an der Dreschmaschine od. Mühle; Kops, Spule am Webstuhl (kam in den "Schützen" od. in das Weberschiffchen, → Wääwerspiepe), Spulenhülse in der mechanischen Weberei; Garnkötzer in der Spinnerei; Ofenrohr; Zug, Feuerkanal im Feldbrandofen (war aufgeteilt in vier, sechs, acht Kanäle). Jeede Piepe is 'n halw Meeter breed, un den Ommen is twee Meeter hooge. De Piepen häbbt acht Daage brannt.
Zs.: Aom(s)-, Bedde-, Bijen-, Blaose-, Bruuds-, Brüüms-, Buxen-, Eekel-, Ende-, Flöite-, Fohrmanns-, Gesundhäids-, Glass-, Görgel-, Haorn-, Holt-, Hou-, Huppen-, Infantrie-, Jäägers-, Kääwelers-, Kallbass-, Kannen-, Kawallerie-, Knall-, Koffie-, Lääse-, Loopgraawen-, Mark-, Meerschuum-, Mutz-, Offiziers-, Ommen-, Örgel-, Pastoors-, Poschläin-, Präi-, Reed-, Reserwisten-, Ringel- , Rook-, Roosen-, Schenne-, Schlicker-, Schmööke-, Schwaanenhals-, Schwucke-, Sprung-, Ssigarren-, Ssucker-, Stock-, Tabaks-, Traon-, Underbuxen-, Uutgangs-, Wääwers-
piep-egaal ganz egal, einerlei. → schiet-egaal
piepen (pipp, piepte, piepten; pippen) pfeifen, pfeifendes Geräusch machen; pfeifend atmen (bei Asthma). Bi't Ofschnien dann piepen he daor ääben bi, un dann sprung de Muus haruut (Ulk des Metzgers, wenn Kinder dabeistanden: er "piepte" beim Zerteilen best. Muskeln, als ob eine Maus herausspringe, → Muus). Se is so jung, de piept noch (sie ist unschuldig, zu jung zum Flirten). Et pipp (knappt) van Dröögde (knackt vor Trockenheit). Den Waagen piept (quiekt) (knarrt). → galwern, Lock, Mieke, piepsen
Piependeckel m. Verschluß des Pfeifenkopfes. De Karke is van ANNO Piependeckel (wenn man das genaue Datum nicht weiß; Vr, St).
Piependopp m. Pfeifenkopf, Behälter für Tabak an der Pfeife
Piepen-end(e) n. Stück des Ofenrohrs
Piepenfoot m. kleiner Behälter für Speichel unter dem Pfeifenkopf. → Lüllepöttken, Waatersack
Piepengaorn n. Schußgarn, Schußfaden beim Webstuhl. → Schötte
Piepengröss, -gräss n. Pfeifengras. → Seckgröss
Piepenkiste f. Kiste für Spulen in der Weberei, Kopsbehälter. → Spoolenkiste
Piepenkomfoor n. Becken für Holzkohle zum Anzünden der Tonpfeifen
Piepenkopp m. 1. Pfeifenkopf.
2. Feigling, Dummkopf
Piepenlaager n. Spulenlager (in der Weberei)
Piep(en)lämpken kleine Petroleumlampe mit rohrartiger Tülle, in die der Docht kam. → Ollieträönken
Piepenlülle f. Pfeifensud
Piepen-ommen, -owwen(t) m. Töpferofen zum Brennen von Tabakspfeifen aus hellem Pfeifenton
Piepenporger, -porrer m. Pfeifenreiniger
Piepenposchläin n. Pfeifenporzellan
Piepenprocker m. Pfeifenreiniger
Piepenreck(e) n. Brett, Gestell für Tonpfeifen
Piepenrulle f. Schußwechselautomat beim mechanischen Webstuhl. → Kopsenrulle
Piepenschmölle f. Pfeifensud
Piepenschuuwer, -ber m. Arbeiter, der die Kopse an den Webstühlen verteilte: die Kisten rutschten über den Boden
Piepenspitze f. Pfeifenspitze
Piepenstell, -en m. Pfeifenstiel
Piepentabak, -tebak m. fein geschnittener Pfeifentabak, im Ggs. zu → Prüümtabak
Pieper → Piepert
pieperig schwächlich, kränklich; zart gebaut
Pieper(t) m. schwächliche, kränkliche Person. → pareern.
Zs.: Räägen-
Piepflöite f. kleine Flöte
Piephacke f. (Wes, Vr, Sü, Ge, Bor, Rae) obere Paarhufzehe bei Huftieren; Schleimbeutelschwellung am Pferdebein
Piephand f. (Wes, Hei, Bor, Rae) Kußhand
Piepholt n. -hölleken Holz der Eberesche (od. Weide), aus dem Flöten gemacht wurden. → Flöitepiepen-, Ssappholt
Pieplämpken → Piepenlämpken
Piepkaore f. Kinderwagen (scherzh.)
Piepkooke(n), -kook m. (Wes, Vr, St, Sü, We, Bor) Neujahrskuchen (nach dem pfeifenden, zischenden Geräusch beim Backen). → Ieserkooken, Knieperken, Nij-jaorskooken
Piepmatz m. 1. kleiner Vogel.
2. schwächliches Wesen
Piepmeese f. 1. Heckenbraunelle (Meisenart). → Bijmeese.
2. Schwächling (z.B. von Ferkeln). Dat is so'n Piepmeeseken.
Piepmuus f. Spitzmaus
piepsen "piepsen", z.B. rufen beim Versteckspielen. → piepen, Piep-verstoppen
piepsig kränklich, schwächlich
Piep-verstoppen Versteckspiel, bei dem man "piep" rufen mußte, um gefunden zu werden. Et gaff Piep-verstoppen met of aone Anschlaon (Erlösen). → piepen
Piepvoggel m., -vöggelken Vogel (Kinderspr.). Stadtlohnsken Piepvoggel (Tonflöte, Tonvogel). den rooden Piepvoggel vedder Klasse (Adler als Orden, scherzh., Bor)
Piere, Pier f. (Pieren; Pierken) Regenwurm, Wurm (z.B. Spul-, Bandwurm). met Pieren infriewen (Regenwürmer wurden in einer Flasche als Heilmittel gesammelt, den Kindern wurde damit der Rücken eingerieben). He süht uut, äs wenn em de Pieren uutsoggen häbbt (mager, Ge, → Kuckuck). • Daor krüllt de Piern 't Stättken nao (z.B. nach einem Schnaps, nach gutem Essen). Daor häbbt de Pieren nix an te knabbern (magerer Toter). Daor häbbt de Pieren noch ne Gudden an (dicker Toter). De Karke is so vull as 'n Pöttken met Pieren (übervoll, beengt). He häört de Pieren hoosten (singen) (ganz vorsichtig, mißtrauisch, → Engel-land, Floh). Maak de Pieren äs bange (verschreckt) (einen Schnaps trinken, gut gegen Würmer). Dann schlaot de Pieren met de Stättkes (wenn man einen Schnaps trinkt). He was kinn maager Pierken (nicht gerade mager). Wat´n maager Pierken! → afgaon, Draodworm, Elwen, Ledder, Räägenworm, vull.
Zs.: Bange-, Koffie-
pierig kränklich, schlecht, blass, elend (vom Aussehen). Wat süht he pierig uut! → pier-rötterig
piern; piergen (Ra) ärgern. Dat piert mi (Das "wurmt" mich). Dat piert so mannig-een. → knaagen
Piernkruud n. Rainfarn(kraut). Piernkruud met gääle Drüüwe (mit gelben Blüten; wurde roh gegen Würmer gegessen, bes. die Knospen). → Bandwormwottel, Faarnkruud
Piernkuhle f. Grab (scherzh.)
Piernland n. "Wurmland", Friedhof (scherzh.). He geht nao't Piernland (bankrott)
Pier-rott m. Wurmstich
pier-rötterig 1. wurmstichig, von Würmern befallen. Den Appel is pier-rötterig. De Planten bünt pier-rötterig (Kohlpflanzen mit Würmerknoten). → verwormt.
2. kränklich, elend. Denne, de süht so pier-rötterig uut. ne pier-rötterigen Aapenköster. → rotterig
Piersken, Piersken-, → Peersick, Persicken-
piesacken quälen. He was bi'n Dokter, dao häbbt se em gudd piesackt.
Piesepampel m. unangenehme, eingebildete Person
Piesewitt m. kleiner Kerl; irgendjemand. Denne dögg nix, schmiet'n man achter Piesewitts Hegge! Wat'n Piesewittken (z.B. kleiner Hund, Ge). → Pissewitt
Piet (Pietken, Pittken) PN Piet, Peter. Piet un Klaos (Pietken un Kläösken) (jedermann, → Jan). Usse Hanne, de kennt (weet van) Jan un Piet (kennt jeden, weiß über alle Bescheid). He steht daor as Pittken-doof (verlegen, Rh). → Blässe, drööge, Jan-Busseruun, Peeter.
Zs.: Föhle-, Gummi-, Schwatten
pieterig kränklich, blaß; schwächlich; klein. Dat Kleed is pieterig (sitzt zu eng). → kötterig, putterig
Pietermann, Pittermann m. 1. Arrestzelle der Polizeibehörde, Gefängnis (z.B. für aufgegriffene Landstreicher). → Back, Brummstall, fastesitten, Gardiene, Huck n., Kaschott, Kasten, Kittken, Klaowerkasper, Lock, Pott, Riegel, Prisuune, Sprützenhuus, Trallge, Verwahrung.
2. Schälmesser. → Pitterken
Pietske. Pietse (Rae, Rh, Bo) f. (Pietsken; Pietsken) Gerte, langer dünner Zweig; Peitsche z.B. für den Kreisel. met de Pietske knallen. → Dullkassjööner, Fohrmann, Karabaatske, Schötte, Schwöppe.
Zs.: Angel-, Klopp-, Nötten-, Ried-, Weddenpietsken.
pietsen (Rae, Rh, Bo) peitschen, treiben, antreiben
Pietskendopp m. (Ra) Kreisel für Mädchen. → Drillkloot, Piggendopp
Pigge f., Piggen m. (Piggen; Piggesken) hölzerner Nagel od. Stift (bes. vom Schuster u. Zimmermann benutzt: Die Stifte wurden anstelle von Eisennägeln zum Befestigen von Holzteilen verwendet, aus gespaltenem Eichenkernholz); Holzkeil; Haken z.B. für Kleider, Geräte. Häbb ih de Pigge wall up de Nenndööre? ne Pigge vöörsetten (einen Riegel vorschieben, etw. verhindern, sperren, → Piek m.). ne wiesen Piggen (Geizhals). → Hatte, Pinn, Spieker m., Stock, Toognäägel, verpiggen.
Zs.: Äiden-, Halte-, Hatt-, Holt-, Schoh-, Sicherhäids-, Töör-, Woste-
piggen Holznägel einschlagen; mit Holzstiften befestigen. Den Schohmääker is an't Piggen.
Piggenbruud f. Erbin eines Hofes, Hausbraut (Wenn kein männlicher Erbe vorhanden war, wurde sie im heiratsfähigen Alter sehr umworben; die jungen Männer der Nachbarschaft meinten, das Anrecht auf Einheirat zu haben; ein Fremder wurde lange Zeit hindurch abgelehnt). → Huusbruud
Piggendaorn m. (Ra) Weißdorn. → Haagebööke
Piggendopp m. Kreisel für Mädchen. → Pietskendopp
Pigg(en)haamer m. Hammer für Holznägel, leichter Hammer
Piggenholt n. (Ot, Ge, Ra, Rae) Spindelbaum; Pfaffenhütchen
Piggenlock n. für Holznägel vorgebohrtes Loch
piggesatt (Wes, Ot, Vr, Ge, Rae); pickesatt (St) übersatt, sehr satt. Ik bün piggesatt.
Pigghaamer → Piggenhaamer
Pij m. (Pije; Pijken) grober Baumwollstoff; Jacke od. Umhang aus Baumwolle.
Zs.: Lang-
Pijrock m. Anzug, Umhang aus Baumwollstoff. Sünte Klaos den hilligen Mann, treckt sien besten Pijrock an. → Langpij, Tabbert
Pille f. (Pillen; Pilleken) Pille, Medizin in Tablettenform. He moch ne bittere (schwaore, suure) Pille schluuken (schwierige od. unangenehme Sache).
Pillegeld n. Patengeld
Pillekind n. Patenkind
Pillen 1 m. (Pillens; Pilleken) Tonrolle, langes Tonende (aus der Tonmühle); Auffüllton im Töpferofen (als Brennhilfe, wurde mit Sand bestreut, die Ware daraufgestellt). → Schmitte
Pillen 2 m. (Pillens) (Sü, Ge, Ra, We, Rae) Patenkind
Pillendräier m. Apotheker (scherzh.)
Pilleweggen m. (St, Ge, Ra, Bor, Rae, Rh) Taufgebäck (großes Korinthenweißbrot für die Wöchnerin, Geschenk der Paten an die Eltern). → Plass 1
Piloo n. Pilot, atlasbindiges Baumwollgewebe (halb Baumwolle, halb Leinen, bes. für Hosen verwendet)
piloosk aus Pilot-Gewebe. He häff sik ne pilooske Buxe verdeent (Lohn für Heiratsvermittlung). → Stropphossen
Pilz m. (Pilze) (Bo) Pilz. → Peddenstohl.
Zs.: Äier-, Botter-, Fleegen-, Steen-
Pimmel m. männl. Glied
Pimpel m. (Vr, Ge, Bor, Bo) Holzstück, ca. 20 cm lang, an den Enden gespitzt, zum Kinderspiel, → pimpeln. → Pinkholt
pimpelig zimperlich; wählerisch beim Essen. → pingelig
Pimpel-lock n. Loch in der Erde zum Kinderspiel. → Pinklock
pimpeln (Ge, Bor, Hei, Rh, Bo) best. Kinderspiel spielen. pimpeln met ne grooten of ne kläinen Stock (In den Boden wird eine Rille gestochen, quer darüber ein etwa 20 cm langes Holzstück mit angespitzten Enden gelegt; dieses wird mit einem Stock hochgeschleudert u. von der gegnerischen Partei gefangen bzw. zurückgeschlagen; der Spieler erzielt Punkte für die Entfernung, der Gegner für geschicktes Fangen). → Pinkholt
Pimpe(r)nellen (Pl.) in der Wendg. Dao kriggs de Pimpenellen bi (Da kriegt man die Nase voll). → Miere 2
Pimpinelle f. Wiesenknopf (Gewürzkraut)
Pingelbüül 1 m. Klingelbeutel. → Klingelbüül
Pingelbüül 2 m. wer feilscht, etw. abhandeln, billiger haben will; Geizhals
Pingeler(t) m. wer feilscht; Geizhals
pingelig 1. genau; empfindlich, kleinlich; wählerisch im Essen. → pimpelig.
2. geizig
pingeln 1. mit kleinen Schritten zierlich laufen.
2. feilschen, etw. billig abhandeln
pingeln 'klingeln. → pengeln
Pinghaamer m. (St, Sü, Bor, Hei) Dengelhammer (zum Schärfen der Sensenschneide); kleiner eiserner Hammer
Pingsdagg, -maondagg, -naomeddag → Pingsterdagg, -maondagg, - naomeddag
Pingsten, Pingstern. Paistern (Rae) n. Pfingsten. → Middewinter, Paoskenacht
Pingsterbloome f. Wiesenschaumkraut
Pingsterbruud f. "Pfingstbraut" beim Brauchtum der Schulkinder zu Pfingsten (Im Anschluß an einen Heischegang, bei dem gesungen wird, wählen sie eine Braut od. ermitteln ein Brautpaar durch Scheibenwerfen, → Schiewen-schmieten, u. feiern ein Kinderfest; heute häufig vom Kinderschützenfest verdrängt). Pingsterbruud, du löie Huud, was du ährer upestaon, dann was wi di vööranegaon (Heischevers, St). → Sommergeck, uuthaalen
Pingsterbruudleed n. Lied der Schulkinder beim Heischegang zu Pfingsten (Das Lied ist in verschiedenen Varianten überliefert.)
Pingster(bruud)-spöllen "Pfingstbraut"-Spiel
Pings(ter)dagg m. erster Pfingsttag (im Ggs. zu Pfingstmontag)
Pingsterbrüüm m. "Pfingstbräutigam" beim Brauchtum. → Pingsterbruud
Pingsterfest n. Pfingstfest
Pingsterkoh f. (Ot) zu Pfingsten geschmückte Kuh (Brauchtum am 1. Pfingsttag: die schönste Kuh wurde von den Hirten u. Melkerinnen geschmückt u. durch das Dorf geführt.)
Pingstermäie f. zu Pfingsten aufgerichteter Maibaum
Pingstermann m. (Vr, St, Sü, Bor, Rae) Mann der "Pfingstbraut" beim Brauchtum. → Pingsterbrüüm
Pings(ter)maondagg m. Pfingstmontag, zweiter Pfingsttag
Pingstern → Pingsten
Pings(ter)naomeddag m. Pfingstnachmittag
Pingster-spöllen → Pingsterbruud-spöllen
Pingsterstuute(n) m. 1. Korinthenbrot.
2. grober Scherz: den anderen mit dem Knie ins Gesäß stoßen
Pingstersunndagg m. Pfingstsonntag
Pingstertied f. Pfingstzeit
Pingstervoggel m. (St, Ge, We, Bor, Hei, Rae) 1. Pirol. → Weddewall.
2. Vogel in der Borkener Maikrone. → Tremse 2
Pingstroose f. Pfingstrose, Paeonie. → Ägiptiske Tulpe, Fi-enne
piniebel(t), peniebel sorgfältig, sehr exakt, kleinlich; eitel, affig. → fienestrig
Pink m. (Pinken; Pinksken) (Ot, Vr, Sü, We, Bor, Hei) einjähriges weibliches Rind; zurückgebliebenes kleines Tier (Kalb, Ferkel u'a.). Wat woss met den Pink? Daor häs noch so'n Pink van'n Bülleken loopen (sagte z.B. der Händler zum Bauern). → jäörig
Pinkel m. (Pinkels) eitle, eingebildete Person. .n fienen Pinkel. Wat büs du van ne Pinkel! (z.B. fein angezogen). → vöörnehm
pinkeln harnen. → pissen
Pinkholt n., -hölleken (Wes, Vr, St, Sü, Hei); Pintholt (Ot) an beiden Seiten zugespitztes ca 20 cm langes Holzstück für ein Kinderspiel. → pimpeln, Prickholt
Pinklock n. Loch in der Erde für ein Kinderspiel. → pimpeln
Pinn m. (Pinne; Pinn(e)ken) 1. Nagel, bes. Holznagel; Vorsteckbolzen (Eisendorn zum Vorstecken). ieseren Pinn (Eisenbolzen). ne Pinn an't Radd (am Hinterrad des Herrenfahrrads zum Aufsteigen). en Pinneken vöörstääken (einen Riegel vorschieben, stoppen, sperren, → Piek m.). De Storm häff de Schoppe van de Pinne satt (umgeweht). van de Pinne trecken (z.B. ein Haus abbrechen, ein Schwein schlachten). He flögg van de Pinne (Er fällt um). van de Pinne suupen. up'n Pinn bliewen. → Döwwel, Foss, Holtnäägel, Hööfd, Pigge, Pinn.
2. männl. Glied, Penis.
Zs.: Driew-, Holt-, Iesklooten-, Knauser-, Kniese-, Matt-, Schaakel-, Sett-, Töör-, Wiese-
Pinn-aort m. Schusterahle (nagelartiger, austauschbarer Stift, der in den Griff, → Näiheft, eingesteckt od. eingeschraubt wird)
Pinnbross m. (Vr, St) best. Ahle. → Süwwel
Pinndopp m. (Ot, Vr, Ra, Rae) Kreisel für Jungen. → Hack-kloot
Pinne 1 f. (Pinnen; Pinneken) Holznagel, hölzerner Stift (aus Ahorn, Pappel, "Pfaffenhütchen", z.B. als Zinke der Egge, im Ggs. zu Eisendorn, → Tand). He flögg van de Pinne (fällt um). Den häbb'ke van de Pinne houen (umgeworfen, z.B. ein Bein gestellt). He häff ne Pinne in'n Kopp (ist stolz, hochmütig). → Pinn.
Zs.: Boom-, Hack-kloots-, Hüüle-, Ieser-, Kloss-, Knappse-, Scheesen-, Schoh-, Schohmääkers-, Schuuster-, Sicherhäids-, Ssucker-, Woste-
Pinne 2 f. (Pinnen) (Vr, Sü, Hei, Bo) Eiterpfropfen. → Pirk 2.
Zs.: Äiter-
Pinne "Griffel" → Penne
Pinneken Schnapsglas. → Fohrmannspott, Hüüledopp, Ribbe, Schnapsglass.
Zs.: Fuusel-
Pinneken-frääten (Ge) Jungenspiel mit einem Messer. → Landverkoopen
Pinnekesgewehr n. (Vr, St, Ge, Bor, Hei, Rae) Zündnadelgewehr für die Jagd. → Püüster
Pinnekespatroone f. (Vr, St, Ge, Bor, Hei, Rae, Bo) Patrone für das Zündnadelgewehr
pinnen. pennen (Bo) 1. Holzstifte, Schusternägel einschlagen (in die Sohle).
2. nähen, stopfen, stricken.
3. schreiben
Pinnendosker, -dösker m. Spitzdrescher. → Hääkel-, Spitz-, Stiftendosker
Pinn(en)kloot m. Kreisel für Jungen. → Driewe-, Hack-kloot
Pinnheft, -hecht m. mit Pechdraht umwickelter Griff aus Holz, in den die verschiedenen Ahlen gesteckt od. eingeschraubt werden. → Näiheft
Pinnholt n. Holz für Stifte
Pinnkloot → Pinnenkloot
Pinnmaschien(e) f. Maschine in der Schusterwerkstatt (für grobe Bergmannsschuhe)
Pinnschlott n. (Wes, St, Sü, Bor, Hei, Rae) Vorhängeschloß (wird mit einem Stift geöffnet). → Heck-, Stiftschlott
Pinnschweer n. (St, Sü, Ge, Hei, Bo) kleines Blutgeschwür mit Eiterpfropf
Pinnsüwwel, -sübbel m. 1. Pfriem.
2. Geizhals, berechnende, vorsichtige Person. Du büs ne grooten Pinnsübbel (z.B. beim Handeln).
Pinnwottel f. (Wes, Vr, Ge, Ra, Rae) Pfahlwurzel (z.B. bei Eichen). → Boompinne, Paolwottel
Pinsel m. (Pinsels; Pinselken) 1. Pinsel. met'n Pinsel ne Klacks drup maaken (einen Tupfer).
2. Dummkopf; Angeber. ne ingebellten Pinsel. ne wiesen Pinsel (Geizhals). → Quast.
Zs.: Hand-, Liem-, Scheer-, Stoff-
pinseln pinseln, anstreichen
Pinselquääler m. Anstreicher (scherzh.)
Pinselstell, -en m. Pinselstiel
Pinthöltken → Pinkholt
Pinthund m. Geizhals
Pipp → Pips
Pippi n. Urin (Kinderspr.)
Pippimänneken männl. Glied (Kinderspr.)
Pips, Pipp m. Geflügelkrankheit (Art Diphtherie, wobei z.B. Hühner niesen). Du häs 'n Pips wegg (hast dich angesteckt, erkältet).
pipsen (St, Sü, We, Rae, Bo) mit den Fingern knipsen; Knicker mit dem Finger in die Mulde schießen, "schnippsen". de Knicker in't Lock pipsen. → knipsen, Pöttkes-knickern, ticken
Pirk 1 m. (Pirke; Pirksken) Knirps, kleiner Kerl, kleinstes Tier vom Wurf. Wat'n kläinen Pirk! → Pork
Pirk 2 m. (Pirke) Eiterpfropfen (bei dicken Geschwüren). → Pinne 2, Plügge, Schweerwottel.
Zs.: Äiter-
Piskebutt m. Schulterblatt (des Schweines). → Peesenbutt
Piss m. Penis (grob).
Zs.: Bullen-, Gummi-
Pissding(en) n. nicht taugliche Sache. → Struntdingen
Pissdokter m. Heilpraktiker, der nach dem Urin diagnostiziert. → Waaterdokter
Pisse f. Urin. met Pisse uut'n Pisspott föör de Haorworm (Entzündung der Rinderklauen behandeln). → Miege.
Zs.: Müggen-
Pissel n. (sth. s) (Ot, Vr, St, Sü, Ge, Bor, Rae, Bo) feuchter Ausschlag, nasse Flechte; best. Drüsenkrankheit. → verpisselt
pissen pissen. Daor kaas bääter nao pissen äs nao ne Fussen Höi (sagen Männer beim Biertrinken). Hü, Kaore, Peerd mott pissen. Hü, Ella, piss äs ääben (anhalten, z.B. um sich eben zu unterhalten). • Pissen geht vöör Danzen (Das Notwendigste zuerst). Wenn de Blaagen met Föör spöllt, pisst se in't Bedde (Warnung an Kinder, die mit Feuer spielen). Daor will kinne Hund an pissen (heftige Ablehnung). • Se weet nich, of se pissen of kacken mott (Sie ist unschlüssig). Ihr Hünde, was tut ihr in mein Gröss? Laßt meinen Nelli pissen! Nelli piss! (Spott auf das Hochdeutsch der Bürger, → verprangen). Wat is't weer an't Pissen (von anhaltendem Regen). dat Kind pissen laoten (Brauchtum nach der Geburt eines Kindes: trinken auf die Geburt). Häff he 't Kind gudd pissen laoten? (Wurde gut spendiert? → Kind-böörn). Soll wi 't Kind äs pissen laoten (einen Schnaps ausgeben). → anstellen 1, Badde, Bessem, Dost, Feldkamps Hünneken, fien, Henne, hüülen, Kaore, krumm, leegen, miegen, öwwerleggen, Plaate, prozessen, Schohnäägel.
Zs.: wegg-
Pissen(s)tied f. in der Wendg. Fiew Minüüten vöör Pissentied, wenn kacken moss, is't hooge Tied (un süss is't glieks te laate) (wenn etw. sehr eilig ist, schnell erledigt werden muß, grob).
Pisser m. 1. wer in die Hose, ins Bett "macht". → Miegert, Saikert.
2. Dornige Hauhechel (rot blühender Strauch mit Dornen). → Hatt-, Heedhääkel, Wiewer.
Zs.: An-, Bedde-, Buxen-
Pissewitt m. 1. kleiner Junge, Knirps. → Piesewitt, Posse-, Pottewottel.
2. Juxwort. Gudden Appetit. (Antwort:) Danke, Pissewitt!
3. Ochsenziemer (Bo)
Pissflinte f. eingebildetes od. unordentliches Mädchen
Pissgotte f. Gosse im Kuhstall; bes. schmale Rinne
Pissküssen n. Matratze in der Wiege, im Kinderbett (gefüllt mit Buchweizenspreu). → Bulstersack, Kaffküssen
pisslau, -lou lau, unangenehm lau (derb). Den Koffie is pisslau, de kaas nich drinken. Dat Beer is pisslau.
Pissmann m. männl. Glied
Pissmannsklüngel m. Ziemer von Kalb, Rind. → Pääserik
Pissmargreetken Regenwetterzeit (Am Namenstag von Margarete, 20. Juli, zur Kirmes, regnet es meistens). → Asbeck
Pisspatte f. (Ot, St, Sü, Ge, Bor, Hei) Schlitz in der Hose
Pissplodde(n) m. Windel. → Kinderdook, Miegelappen
Pisspott m. Nachttopf. Wo wuss hen? (Antwort:) Hen Pisspötte backen (wenn Kinder lästig fragen). → Ammeloe, Börger-rabatten, Braodpott, Buurnrabatten, Nienborg, rund, Stadtlohn, Vreden.
Zs.: Ochtruper
Pisspöttken (Vr, Sü, Ra, Bo) Ackerwinde (mit weißen kelchförmigen Blüten). → Beerbeen, Muddergottsglässken, Trechterbloome, wilden Beerbeen
Pissrenne f. Rinne auf der Herrentoilette. → Pissgotte
Pisstöns m. Antonius der Einsiedler, in Ortsneckerei. → Ammeloe, kollen Töns, Miegetöns
pisswarm lauwarm (derb)
Pistolle f. (Pistollen) Pistole
Pitanzi → inbetangsie
Pitter m. verschnittener Eber. → Borg m., Foor m., Schnieder 2
Pitterken (Bor, Hei, Rae, Bo) Kartoffelmesser (z.B. beim Kinderspiel → Hexenpitterken benutzt). → Schällmess.
Zs.: Hexen-
Pitterken 'kleines Kind. → Pütterken
Pittermann → Pietermann
pittig (Vr, Sü, Rae) fleißig, schnell, flott. Dat was so ne Pittigen (ein flotter Kerl).
Plääken; Pläiken (Hei, Bo) (Pl.) Masern (früher verbreitete Kinderkrankheit, wurde mit Flieder-, Kamillen- od. Lindenblütentee behandelt, Bettruhe in verdunkeltem Zimmer)
Plaan 1 m. (Ot, Vr) kleine Ebene. → Plääne
Plaan 2 m. (Plääne) Plan; Verständnis, Kenntnis. He häff daor kinne Plaan van (keine Ahnung). → Beseff
Plaane f. (Plaanen) Wagentuch, Plane von Segeltuch
Plääne f. (Ot, Vr, St, Ra, Hei, Rae) Ebene, freie Fläche. Dat was alles eene Plääne, kinn Struuk un kinn Buss. → Pleer
Plaankaore f. mit Tuch bespannter Karren. → Plaanwaagen
plaanmaaken ebnen. → liekemaaken
plaanschuuwen, -ben ebnen (z.B. Erde mit dem Traktor)
Plaanwaage(n) m. mit Tuch bespannter Wagen (zum Transport von nässeempfindlichen Gütern). Mähl föör de Bäckers wodden met groote Plaanwaagens bracht. → Säidelwaagen
Pläär → Pleer
Pläärkunte f. Frau, die viel redet. → Bläär-, Pläitekunte
pläärn 1. viel reden, im Zorn reden. De pläärt sik ook wat terechte!
2. stark regnen. Et pläärt all weer vandaage! Et pläärt teggen de Fensters an. → pleern
pläästern 1. heftig regnen (z.B. vom Sturzregen).
2. hauen. Ik häbb de em eene pläästert.
Plaate f. (Plaaten; Pläätken) 1. Scheibe, Schnitte (z.B. von Weißbrot, Käse, Kartoffeln, Speck, Äpfeln). an Plaaten schnieden. en Pläätken Woste (Wurstscheibe). dünne Plaaten dicke drup leggen (Schneiden von Schinken u. Mettwurst). Bloodgood an Plaaten in de Panne braon (in Scheiben). de Plaaten in de Panne gebraoden met mooi Fett drunder (dicke Kartoffelscheiben). Pläätken van Tuffeln (z.B. Kartoffelpfannkuchen, Bor). → Placke, Schiewe.
2. Backblech. Koffiebohnen up Plaaten in'n Back-ommen braanen. Bo laate is't? (Antwort:) De Katte häff nett up de Plaate pisst, is noch nich äs weer drööge (wenn Kinder lästig fragen, Jux). de Plaate putzen (wegrennen).
3. Pfette im Fachwerkhaus, Rähm, Längsverband im Hausgerüst. De Plaate wödd an de Decke met'n Treck-anker verankert (an der Betondecke, Bo). → Foot-, Müürfette.
4. runde Steinzeugplatte, Lagerstein als Brennhilfe unten im Töpferofen. → Lääger m., Solle.
Zs.: Afdack-, Appel-, Back-, Back-ommens-, Blick-, Buuskohls-, Dackstohls-, Dreck-, Erpel-, Föör-, Foot-, Heerd-, Ieser-, Kooken- , Müür-, Schinken-
Plääte f. (Plääten) Glatze. Di knappt't ja wall in de Plääte (Es steigt dir zu Kopf, du bist wohl ganz verrückt geworden). Denne häff alles in de Plääte (weiß alles auswendig, → buutenköpps).
Plaaten (Pl.) Geld (abw). Ik ha. kinn Plaaten mähr.
plaaten (plaat; plaate, plaaten; plaaten) zu dicken Scheiben zerschneiden. ne geplaaten Schinken. geplaaten halwen Kopp (halber Schweinskopf in dicke Scheiben geschnitten). Wat liggs daor te plaaten! (wenn jd. die Kartoffeln zu dick schält). Moss de Erpel schällen, nich plaaten!
Plaatenband n. dünner Blechstreifen, Reparaturblech (bei gebrochenem hölzernen Wagenteil, z.B. Deichsel). → Band-ieser
Plaatenkooke(n), -kook m. auf dem Backblech gebackener Kuchen (z.B. Streuselkuchen, Bienenstich). → Koffie-, Ssucker-, Teekooken
Plaatenkopp m. (Wes, Rae, Rh, Bo) Glatze
plaats "anstatt" → amplass
Plaatse, Plaaße f. (Plaatsen) (Vr, Sü, Rae) Gehöft, großes Anwesen (z.B. in schöner Lage)
Placke f. (Placken; Pläcksken) Schnitte, Scheibe. ne groote Placke Stuuten. → Plaate
Placken m. (Plackens; Pläcksken) 1. Flecken. De Koh ha 'ne witten Placken up de Huud. • Ih nöömt kinne Koh bunt, of se häff ook 'n Placken (of se häff 'n Pläcksken an't Gatt) (jeder hat seine Fehler; jedes Gerücht hat einen Kern). blunden Placken (blauer Fleck). Maak di doch kinn Placken in't Hemd! (nicht so ängstlich). • Up 'n schwatten Rock sühs du gau 'n Placken (von Pastören, Ordensleuten, → Rock). → blau.
2. Fleck, Stelle. ne kahlen Placken in de Wäide (z.B. verdorrtes Gras).
3. Fläche, Stück Land. ne Placken Land. He häff daor noch ne Placken (Flack, Flacken) liggen.
4. Schlag. He krigg 'n Pläcksken (wird gehauen). → Plackert.
Zs.: Blood-, Bruuske-, Fett-, Ollie-, Ruster-, Waater-
placken 1 1. kleben. Plack dat up merkaare! → pappen.
2. klatschen. Plack in't Hänneken! (Kinderspr., → Schmeerhand). De plackt de Tellers män so up de Taofel (stellen die Teller unordentlich hin).
3. tätscheln (z.B. einem Tier sanfte Schläge geben, liebkosen, streicheln). → pläckern, püüseken.
Zs.: baas-, fast(e-)
placken 2, pläcken flecken, Flecken abgeben. Dat pläckt nich (das gibt keine Flecken).
plackerig → plackig
pläckern, pläckersken (Wes, Vr, St, Ge, Ra, Hei, Rae) 1. tätscheln, (z.B. einem Tier sanfte Schläge geben, liebkosen, streicheln). → placken 1.
2. tröpfeln, rinnen. Dat Waater pläckersket uut de Renne.
Plackert m. Ohrfeige. ne Plackert kriegen (gewwen). → Schmackert, Wappkert
plackig, plackerig, pläck(e)rig 1. fleckig, gefleckt. .n plackig Roggenland (Kornfeld mit Stellen, wo das Korn liegt). → flackig, pockerig.
2. verklebt. plackerig Höi (faulend, schimmelnd)
Plackschnee m. wäßriger Schnee. Buusewind met Plackschnee (Wind mit groben, nassen Schneeflocken). → Jach-, Waaterschnee
Pladausen m. (Rh) grobe, rauhe Person. → Ballerkopp
pladdekebaarig → plattkebaas
Pladdekebaas m. wer barfuß läuft
pladdeken 1. barfuß laufen, mit bloßen Füßen durchs Wasser laufen.
2. schwerfällig gehen. → plarken
Plädderapannass m. (Wes, St, Sü, Bor) zu dünn geratene Mehlwurst, Sülze
pladdern regnen; plätschern
pladdernatt klatschnaß. → kladdernatt
pladuss, pladous, pladuus (Vr, St, Sü, Ra, Hei, Rh) direkt, plötzlich, unversehens. Daor leep he pladuss teggen de Müüre an. Sägg em dat pladuus vöör'n Kopp (Sag ihm gerade heraus die Meinung). → platt
Plaffker(t) (Vr). Blaffkert (Wes, Ot, St, Sü, Ge, Ra, Hei, Bo) m. 1. großer Gegenstand (z.B. großer unförmiger Klumpen, großer flacher Stein, großes Geldstück, große Scheibe Brot). Wat häff de föör Plaffkers (z.B. große Schuhe od. Füße).
2. große, unbeholfene Person; Angeber
Plafong; Blafong m. (Wes, Ot) Zimmerdecke (aus Spalierlattenputz). → Pliesterdecke
Plagge f. (Plaggen; Pläggsken) abgestochenes Rasenstück, Gras-, Heidesode. Plaggen stääken (mäien) (Auf der Heide u. auf anderen bewachsenen Feldgründen wurden Soden od. Schollen gemäht, gehackt od. gestochen. Sie wurden getrocknet, in den Kuhställen verteilt u. bildeten mit dem Mist wertvollen Dünger). de Plaggen vöör de Döör weggmäien (keinen Anstand haben). • He lött sik de besten Plaggen vöör de Dööre weggmäien (dümmlich; läßt sich z.B. das Mädchen ausspannen). • Lao di de Plaggen nich uut de Faalte haalen (Laß dich nicht um deinen Vorteil bringen). → natt, Schadden, Scholle, Sträinge, Sudde 1, Tossen.
Zs.: Deck-, Gröss-, Heed-, Kuhl-, Suup-, Torf-
plaggen Soden stechen
Plaggen-esk(e), -ess m. Ackerland, das durch Plaggendüngung allmählich höher geworden ist
Plaggengatt n. "Heidesodenloch", in Ortsneckerei. → Metelen
Plaggengröss, -gräss n. auf Soden wachsendes Gras
Plaggengrund m. 1. Grund, wo Soden gestochen werden.
2. Ödland, Feldmark. → Feld-, Heedgrund
Plaggenhacke f. viereckige Hacke mit Stiel zum Stechen von Grasod. Heidesoden (als Streu für den Kuhstall). Wenn ih daor-öwwer prackeseern willt, mött ih de Plaggenhacke gaon laoten (arbeiten statt nur zu grübeln). → Gedanken
Plaggenhee(d) f. Heidefläche, auf der Soden gestochen wurden. → Heedplagge
Plaggenhoop m. Haufen von Heidesoden. Plaggenhoop met Mest detüsken (Komposthaufen, zum Düngen der Weiden)
Plaggenmäier m. Mann, der Heidesoden sticht
Plaggenmest, -mess m. Kompost (als Dünger bes. für Weiden). → Eerdmest
Plaggenrand m. Rand aus Heidesoden (z.B. zum Abdichten der Seitenwände im Kartoffelschuppen)
Plaggensaid(en) m. Sichel mit kurzem breiten Blatt zum Mähen von Heidesoden
Plaggensäiße f. Sense zum Mähen von Heidesoden. → Heedsäiße
Plaggensich(t), -siech m. (Vr, St, Sü, Bor, Rae, Bo) Kniesense zum Mähen von Heidesoden. → Heedsäiße, Sträingesicht
Plaggenspaan, -spaon m. dreieckiger Spaten zum Stechen von Heidesoden. → Sträingesicht
Plaggenstääker, -stecker m. Mann, der Soden sticht, in Ortsneckerei. → Epe
Pläi- → Pläite-
pläien → pläitern
Pläier(t). Pläiter(t) (Rh, Bo) m. wer viel redet tratscht, Schwätzer; Angeber, Prahler
Pläiseer → Pleseer
pläite pleite. → beet, boss
Pläite- auch: Pläi-
Pläitebüsse f. Frau, die viel redet u. tratscht
Pläitegatt n. Frau, die viel redet, tratscht; weinerliches Kind
Pläitekaore f. Frau, die viel redet, tratscht
Pläitekunte f. Frau, die viel redet, tratscht. → Pläärkunte, Plapperdööse
Pläitemoo(de)r f. (Vr, St, Sü, Ge) Frau, die viel redet, tratscht
pläitern, pläien, pläiten viel reden, schwatzen, tratschen; bes. laut sprechen; schreien, rufen; schimpfen
Pläitert → Pläiert
Pläiteschüüte f. Frau, die viel redet, tratscht
Plämpe, plämpern → Plempe, plempern
planeern planieren, einebnen
Planeetenkieker m. Astronom (scherzh.). → Sternenkieker
Planke f. (Planken, Plänke; Plänksken) Planke, Brett, Latte. dat Kälwken achter de Planke (achter de Dööre, achter't Bredd) setten (eine Ecke im Stall mit Brettern für das neugeborene Kalb abgrenzen). .n Plänksken öwwer de Bääke (schmale Holzbrücke, Steg). an de Planke schriewen (anschreiben, → Latte). → Holt, Paol, saagen.
Zs.: Afdeck-, Bedde-, Bi-, Bostboom-, Eeken-, Fluur-, Footbodden-, Gewwel-, Kaoren-, Loop-, Schuuwkaoren-, Sied(en)-, Solder-, Stäiger-, Striek-, Sünte-Klaos-, Wette-
plänken mit Brettern belegen
Plankenbrügge f. Brücke aus Brettern. → Funder
Plankenholt n. Kernholz. → Breddholt
Plankensaage f. Säge für Bretter, Latten. → Boom-, Brää-, Kuhlsaage
Plankentuun m. Zaun aus Brettern, Latten
Plante f. (Planten; Pläntken) Pflanze (z.B. Kohl, Rüben). Planten potten achter'n Ploog. ne Plante, waor de Worm in was (verwurmte Runkelpflanze).
Zs.: Gröss-, Kabbes-, Kohl-, Kolleraawen-, Moos-, Rööwen-, Runkel- , Schlaot-, Tabaks-, Waater-
planten pflanzen. Runkeln planten. Moos planten. → potten
Planten-ooge n. Knospe. → Knoppe
Plänter m. (Wes, Ot, Vr, Ge, Rae) großer Setzling, Steckling (z.B. von Pappeln, Weiden). De Plänters bünt angaon. → Potte
Plants(k)er m. wer mit Wasser planscht.
Zs.: Jordaan-
Plaoge f. Plage. He häff de monks siene Plaoge met (seine liebe Not).
Zs.: Fleegen-, Kanienen-, Muuse-
Plaogegeest m. Quälgeist. Well egaal vöördann drammt, dat is ne Plaogegeest. → Quäälgeest
plaogen 1. plagen, quälen, ärgern. en geplaogt Määnske (arm, gequält). Denne plaogt 't Geld (Der hat zuviel Geld). Du plaogs mi mähr as all mien Geld (wer oft u. viel verlangt). → Welldaage.
2. sik plaogen (sich anstrengen, abmühen). Wat häbb wi us daor doch an plaogt! Plaogt uh nich mähr so hatt! (Arbeitet nicht mehr so lange; bes. am Feierabend). Ik magg mi daor van Aobend nich mähr an plaogen. He kümp to nix, wann he sik ook noch so plaogt; wat he met de Hande fäärdig mäck (upsett), dat stött he met't Gatt weer ümme (ungeschickt).
Plaogerij f. Plagerei
Plaoster n. (Plaosters; Pläösterken) Wundpflaster. en Plaoster drupdaon. → Lappen.
Zs.: Klewwe-, Pick-, Treck(e)-
Pläösterken → Plässken
Plapperbüsse f. wer viel redet, plappert
Plapperdööse, -doose f. wer viel redet, plappert
plapperig, blabberig viel plappernd, schwatzhaft
Plapperkopp m. schwatzhafte Person. → Pläärkunte
Plappermuule f. Plappermaul
plappern, blabbern plappern, reden
Plapperschnuute f., -schnuuten m. Plappermaul
Plappertaske, -tasse f. Plappermaul
Plark, Plarker(t) m. 1. großer Fuß, Erwachsenenfuß.
2. wer nachlässig, tolpatschig geht, z.B. auf Beete u. Rabatten trampelt.
3. Landstreicher; unnützer Kerl; Sonderling. de Plarkers van de Kolonie (Tippelbrüder). → Pattkert, Quante
plarken, plärken schwerfällig, ungeschickt gehen, stampfen, trampeln. Daor plarkt se mi weer met schmeerige Beene döör de Köcken (z.B. durch die frisch gewischte Küche). met witt geschüürte Klumpe dat Suurmoos in de Pötte plarken (Sauerkraut stampfen). → pladdeken
Plarker(t) → Plark
plärrn heulen, schreien
Pläseer → Pleseer
plasken. plassen (Rh, Bo) mit Wasser plantschen, arbeiten (z.B. beim Wäschewaschen). → platsken
Plass 1 m. (Plässe) Taufgebäck, großes, bes. gutes Weißbrot mit Rosinen (flach, ovale od. runde Form, schenken die verheirateten Geschwister der Mutter zur Taufe). → Kraom-, Korintenstuuten, Küssentogg, Pilleweggen
Plass 2 m. (Plässe; Plässken) Platz. Daor is kinn Plass föör twee (z.B. auf dem Hof ist kein Platz für zwei Bauern). • Well sik behelpen will, findt immer Plass. Upstaon, den Plass vergaon (Kindervers, man besetzt den frei gewordenen Platz). → Dübbelken, Grund, mannig, riegesnao, sööken.
Zs.: Bolz-, Bou-, Ehrn-, Fest-, Hoff-, Holt-, Huus-, Karken-, Karmis-, Laade-, Markt-, Melk-, Mutt-, Rummel-, School-, Schrott-, Schutt-, Schützen-, Spöll-, Waasen-, Wälter-
plass "anstatt" → amplass
Plassbrood m. (St, Sü, Ge, Bor, Rae) flaches, rundes Taufgebäck. → Plass 1
plässeerlik → pleseerig
plassen → plasken
Plässken (Vr, Ge, Ra); Plästerken (St, Sü, Ge, Rh). Pläösterken (Bo) n. Steinzeugriegel (längliches gebranntes Steinchen als Stapelhilfe im Töpferofen, danach als Bodenbelag in Lehm verlegt). → Esterken
Plassräägen, -räänge(n) m. Platzregen
Plassvisiete, -vesiete f. Besuch nach Geburt od. Taufe, zu der ein Taufgebäck mitgebracht wird. De Pääten kommt nächste Wääke to de Plassvisiete. → Plass 1
Plästerken → Plässken
platsken platschen; durch Wasser laufen; aufs Wasser schlagen. → plasken
plätskern plätschern
Platt n. Dialekt, Plattdeutsch. Schännen, dann geht dat up Platt am besten (vom Schimpfen).
Zs.: Kläi-, Sand-
platt 1 1. flach, platt. He lagg sik platt dedaale (legte sich flach hin). dat platte Land (Flachland; Bauernland, Provinz, → flack 1). Ik kenn en Ding, dat is rund un platt, dat häff veer Oogen un keenen Statt (Rätsel: Pfannkuchen, Bor). De Fietse was platt (Loch im Fahrradschlauch).
2. direkt. Ik häbb ähr de Waorhäid platt (lieke) vöör'n Kopp säggt (direkt ins Gesicht). → flack, pladuss.
3. erstaunt. Wi wann. platt!
platt 2 plattdeutsch. Wat könn ih doch gudd platt küürn! nen düütsken (hoogdüütsken) Pott met'n platten Deckel (wenn jd. Hochdeutsch mit Platt vermischt, Wortspiel mit platt 1 u. 2). Dat wödd so in'n platten Mund sprocken (plattdeutsch ausgedrückt). ne platten Naamen (Beiname, → Binaamen)
Platt-aort m. best. Ahle, Schuhmacherwerkzeug
Platt-appel m. harter Dauerapfel (grün, flache Form). → Plattnösse
plattdüüts(k) plattdeutsch. Se häff alltied plattdüütsk met mi küürt. → platt 2
Platte f. (Platten; Plättken) Platte, Fliese. Platten an de Müüre (Wandfliesen). → Stadtlohn.
Zs.: Arbäids-, Diss-, Fluur-, Footbodden-, Müsken-, Schäämel-, Ssenk-, Staapel-
Platten m. Reifenpanne, platter Reifen. Daor häff he up Maol ne Platten.
platten platt machen
plätten bügeln (mod.). → strieken
Plattenlegger m. Fliesenleger
Plattentruufel m. Kelle des Flieselegers. → Kattentunge
Plätter in der Wendg. an Hätter un Plätter kaputt (ganz u. gar kaputt). → Hätter
Plattfoot m. 1. Plattfuß.
2. platter Reifen
Plattfuuge f. voll ausgefüllte, mit dem Stein bündige Fuge im Ggs. zu → Schniefuuge
Platthoobel m. mittelgroßer Hobel, Glätthobel. → Putz-, Schlichthoobel
plattkebaas, plattkebaar, plattkebaawes, plattkebalwes,
plattkedacks, pladdekebaarig barfuß. He löpp plattkebaas harüm.
Plättken sichtbarer, äußerer Boden der Mütze, Frauenhaube (oft bestickt). Dat gestickte Plättken häbb wi fäärig kofft un dat blaue Band ook.
Plattkopp m. 1. Nagel für Holzschuhleder.
2. kleiner Aal. → Quappaol
Plattmann m., -männeken "Flachmann", flache Schnapsflasche (für die Brusttasche, 1/4 l, Tagesration)
Plattnösse f. (Ra) harter Dauerapfel. → Platt-appel
platz "anstatt" amplass
platzen platzen. Mi platzt den Buuk. → basten
Plätzken n. (Wes, Ra, Rae, Bo) Plätzchen, Kleingebäck. → Moppen, Ssuckerbankette.
Zs.: Tuffel-
Pleer, Pläär f. große Ebene, große Fläche. He häff daor ne grooten Pleer liggen (z.B. am Hof, im Feld). → Flacken
pleern, pläärn hauen, schlagen; schleudern. Ik pleer di glieks eene! → schmacken.
Zs.: daale-, fast(e)-
Plempe 1 f. 1. schmutziges Wasser; schlechtes Getränk.
2. große, unordentliche Menge
Plempe 2 f. (Plempen) (Ot, Ge, Bor, Rae) langes Schwert, Säbel; alte lange Flinte (Vorderlader)
Plempe 3 f. (Plempen) alte Kuh. → Ploute
Plemperkaore f. wer etw. verschüttet, viel Wasser verbraucht. → Schlaaterkunte
plempern Flüssigkeiten verschütten, verkleckern. → flatsen, schampsken, schlämpern
plemplem verrückt
Plenter m. (Ot, Ra, Rh, Rae, Bo) Kot, Fladen vom Rind, Kuhdung; angespritzter Fleck. → Splenter.
Zs.: Koh-
plentern Wasser verspritzen. → splentern
Pleseer, Pläseer; Pläsier (Ra). Plisäär (Bor). Pläsier (Bo) m'n. Vergnügen, Freude, Spaß. Se häbbt de vull Pleseer an (Es macht Spaß). • A. ih Pleseer willt häbben, mao. ih uh sölwes kiddeln. Well alltied lacht, häff nooit kinn Pleseer (von unechtem Lachen, übertriebener Freundlichkeit). Met denne kaas noch wall Pleseer kriegen (häbben, maaken) (z.B. Schwierigkeiten, iron.). Vull Pleeseer! Doot't met Pleseer! (Abschiedsgruß am Morgen). He dööt dat us te Pleseer (um uns eine Freude zu machen). Dat is nich baar Pleseer ("nicht eitel Sonnenschein"). Ik will uh dat met aller Pleseer wiesen (mit größtem Vergnügen). Wi bünt de vöör Pläseer west (nur zum Vergnügen, z.B. auf einer Reise). dat Pleeseerken met de Frou in't Bedde (ehelicher Verkehr). Den Pläseer is dr'af (der Reiz des Neuen, → Nijlaot). → Fröide, Grappe, suupen, Vergnöögen, wahne, wältern.
Zs.: Extrao-
pleseerig, pläseerlik, plässeerlik; pläsierlik (Ra). pläsierig (Rh, Bo) vergnügt, munter, lustig, in Stimmung; vergnüglich, gemütlich. Pleseerige Paosken! (Frohe Ostern, alt). Pleseerlike Karmis! (Vergnügtes Fest). pleeseerig un stillekeswegg (stillvergnügt)
plesseern "bestoßen, verletzen" → blesseern
Plicht, Plich f. Pflicht. He häff siene Plicht daone.
Pliesterdecke f. Zimmerdecke aus Spalierlattengerüst od. Röhrichtmatten u. Kalkbewurf. → Plafong, Schwienehaor, Spalierlattenputz, Strübbe
Pliesterlatte f. dünne, schmale Latte zum Verputzen von Balkendecken
pliestern mit Latten od. Röhricht einem Kalkputz Halt geben
Pliesterwand f. Wand aus Spalierlatten od. Röhrichtmatten mit Lehm- od. Kalkbewurf (z.B. am Rauchfang)
Pliesterwark, -werk n. Untergrund für Putzdecke
Plisäär → Pleseer
Plissee f. (Plissee-en; Plisseeken) kleine Falte (z.B. im Plisseerock od. in Haubenrüschen)
Plisseerock m. Faltenrock. → Foolenrock
plisseert in kleine Falten gebügelt
Plock m. (Plöcke; Plöcksken) (St, Sü, Rae) Häufchen, Bündel, Büschel
Plockwost(e) f. Plockwurst, Wurst aus Schweine- u. Rindfleisch, grob gewürfelt, lufttrockene Dauerwurst
Ploddegatt n. wer unordentlich arbeitet, keine Qualität erbringt. Dat is so'n Ploddegatt, de van old Ieser wat Nijs mäck.
Plöddekes-schräötsel n. Stoffabfälle
Ploddemann m. unordentlicher Mann, Arbeiter. Dat is Ploddemanns Wark (nachlässige, halb fertige Arbeit, Unordnung bei der Arbeit). → Ploddenmann
Plodden, Plodde m. (Plodden; Plöddeken) Fetzen, Stück Stoff, Lumpen, z.B. alte Kleidung (scherzh. od. abw.). en Plöddeken ümdoon (als Verband). Häs en schlimm Plöddeken (Läppken) (Wunde mit Verband, scherzh.). en Plöddeken in de Pannekooke backen (Zeichen dafür, daß der Freier der Tochter ungern gesehen war, → Kötte 2). • Dat bliff di nich in de Plodden hangen (bleibt nicht nur außen an der Kleidung haften, hinterläßt Spuren). He häng in de Plodden (mager geworden, Kleidung zu groß). He süht uut, as wenn he en Kind van Plodden krigg (ist benommen, verwirrt, seltsam). En Kind mott se häbben, un wenn't män een van Plodden is (kindstolle Frau). ne Plodden van ne Käärl (krank, hinfällig). de Plodden bineeneschmieten (gemeinsame Sache machen, heiraten). → Belle, Käärl, Luus, Plotten, Prüllen, Ramsdorf.
Zs.: Piss-, Putz-, Schnotter-, Ssucker-, Taofel-
plodden (unordentlich) flicken. → lappen
Ploddenball m. aus Stoffresten genähter Ball
Ploddending(en) m. wertloses Ding, z.B. verschlissenes Kleid
Ploddeng(e)räi n. Lumpen, alte Sachen (bes. Textilien). De Ploddenkäärls sochen Ploddengräi un old Ieser.
Ploddenhook m. -hööksken wertloses Stückchen Land (das z.B. klein u. schlecht zu beackern war)
Ploddenjan m. Lumpenhändler. → Ploddenkäärl
Ploddenkaamer f. Nähstube, Schneiderwerkstatt
Ploddenkäärl, -kerl m. 1. Lumpenhändler, -sammler, Althändler (oft mit Hundekarre). → Klüngelskäärl, Old-ieserkäärl, Schrotthändler.
2. Vogelscheuche. → Jan-Peeter, Schöie
Ploddenkiepe f. Kiepe des Textil- od. Lumpenhändlers, im Kindervers. een Mann met de Ploddenkiepe (Rh)
Ploddenkreemer, -kräämer m. 1. Lumpen-, Schrotthändler, Textilhausierer, Bekleidungshändler. → Ramsdorf.
2. unordentliche Person
Ploddenlaa(de) f. Schublade für Stoffreste, Flicklappen (meist die unterste Lade)
Ploddenlaaden m. Textilgeschäft (scherzh.). → Tüüglaaden
Ploddenlock n. "Lumpenloch", in Ortsneckerei. → Stadtlohn
Ploddenmann m. Lumpenhändler
Ploddenmarkt m'n. großer Zeugmarkt, Krammarkt für Kleidung u. Stoffe (z.B. am Kirmesmontag). → Kraom-, Prüllenmarkt
Ploddenpuppe f. aus Stoffresten genähte Puppe, mit gestickten Augen
Ploddensack m. Beutel für Stoffreste, Lumpensack
Ploddenschnieder m. Flickschneider, unordentlicher Schneider. → Flick-, Lappenschnieder
Ploddenstaaken m. 1. Regenschirm (scherzh.). Doo mi äs 'n Ploddenstaaken, et räängt mi te nucks (Bo). → Paraplüü.
2. Vogelscheuche (scherzh.)
Ploddenstadt f. "Lumpenstadt" in Ortneckerei. → Ramsdorf
Ploddergeld n. wertloses Papiergeld, Inflationsgeld
plodderig, ploddig unordentlich; in Fetzen, zerrissen. Wat'n plodderig Foor! (nicht ordentlich gepacktes Fuder). plodderig Tüüg. ne plodderige Buxe. Et häng em plodderig üm't Liew (zu weit). ne plodderige Schinkenbrügge (reichlich mit Schinken belegtes Butterbrot). → fisken, fludderig, lodderig, pollshuusig, schladderig
Plodderij f. 1. Unordnung, unordentliche Sachen. Wat ligg daor doch ne Plodderij up de Grund!
2. schlechte, nachlässige Arbeit. Wat den meek, dat was ne groote Plodderij. Dat is kinne Plodderij (gut gelungen, fachmännisch).
Plodderwams n. (Ra) Person mit unordentlicher Kleidung
ploddig → plodderig
Plöie f. (Plöien) (St, Sü, Bo) Falte in der Kleidung. → Foole
plomp plötzlich, unversehens. Dat kamm te plomp!
Ploog m. (Plööge; Plöögsken) 1. Pflug. under de Ploog nemmen (pflügen). He häff hundert Morgen under'n Ploog (Ackerland). De Klöökste giff nao, sägg den Ossen, daor tröck he de Ploog. → bouen, Foore, sölws, Waagen.
2. Nuthobel, bes. langer (pflugartiger) Hobel. → Kopp-arbäid, Roubanke.
Zs.: Anbou-, Anhöögens-, Aor-, Bestrieks-, Bou-, Braok-, Breed-, Buck-, Damp-, Deep-, Drill-, Erpel-, Grund-, Hack-, Kipp-, Pendel- , Riools-, Rund-, Saod-, Schääl-, Schöör-, Spitz-, Statt-, Stöcke- , Striek-, Tuffel-, Tweeschaar-, Undergrund-, Veerschaar-, Vöör-, Wende-
Ploog-asse f. Pflugachse; Achse z.B. für kleinen Handkarren. .n Handkäörken met twee Raa un ne Ploog-asse drunder
Ploogbalken m. Pflugbaum
Ploogboom m. Pflugbaum, an dem die Pflugschar sitzt
Ploogbuck m. Schlitten zum Transportieren des Pfluges. → Ploogkaore
Ploogdriewer m. (Wes, St, Ge, Hei, Rae, Rh, Bo) Bachstelze (alt). → Boumann, Quickstatt
plöögen pflügen. Ik häbb Buurn sehn, de sik under't Plöögen de Piepe anstööken (von erfahrenen Pflügern mit leichtgängigem Pflug). → bouen, braoken, floot, Tiel.
Zs.: saod-
Plööger m. Pflüger
Ploogfoor(e), -fuur(e) f. Furche, die beim Pflügen entsteht
Ploog-galge(n) m. Teil des Vorderpfluges mit dem → Ploogküssen, das man höher od. tiefer stellen kann
Plooghaamer m. großer Hammer (des Schmiedes)
Ploogholt n. Pflugbaum. → Ploogboom
Ploog-ieser, -n n. Pflugschar. → Ploogschaar, Vöör-ieser
Ploogkaore f., -käörken zweirädrige Karre für den Transport des Eisenpfluges (im Ggs. zu → Schloffen 2 für den Bockpflug)
Ploogkette, -kedde f. Pflugkette
Ploogklaaben, -klaawen m. Eisenteil am Pflugbaum, das mit zwei Ketten den Vorderpflug mit dem Pflugbaum verbindet
Ploogküssen n. Holzteil, auf dem der Pflugbaum liegt. → Galgenkloss, Küssenholt, Ploogwaoge
Ploogliene f. Pflugleine, bes. lange Leine zum Steuern der Pferde vor dem Pflug. → Bi-, Dübbel-, Krüüsliene
Ploogmess, -er n. Pflugschar. → Ploog-ieser
Ploognaaben m. Pflugnabe (wurde von Hand gedrechselt u. gebohrt).
Ploogradd n. Pflugrad. dat kläine un dat groote Ploogradd (zwei verschieden große Räder am Pflug, z.B. 20 u. 24 Zoll Durchmesser). De Ploograa hadden Felgen van dreeveerdel Toll, breeder wollen se de nich häbben. Dat groote Ploogradd leep immer döör de Foore.
Ploogreester, -räister n. Streichbrett am Pflug, mit dem die Erdschollen gewendet werden. Dat Ploogreester schmitt de Foore üm. → Striekebredd
Ploogschääler m. Pflugmesser, Pflugschar. → Ploogschaar, Schäälploog
Ploogschaar n. Pflugschar, Spitze des Pfluges. → Mest-inlegger, Schöör-ieser, Vöörschaar
Ploogschleppe, -schlöppe f. Schlitten zum Transportieren des Pfluges. → Ploogkaore
Ploogstatt m. Haltegriff am Pflug. ne eenfacken of ne dübbelten Ploogstatt. De Buur häff den Ploogstatt in de linke Hand, he moch ja döör de Foore loopen. De kann di met'n Ploogstatt de Wegg wiesen (von starkem Mann). → Statt
Ploogstatthaol n. Eisennagel am Holzgriff des Pfluges
Ploogstattkette, -kedde f. Kette, Verbindung vom Haltegriff des Pfluges zum Pflugbaum
Ploogstell n. Vorderpflug mit zwei Rädern. → Buckploog
Ploogstock m. 1. gabelförmiger Handstock zum Entfernen von aufgeschobener Erde beim Pflügen.
2. Eisendorn, mit dem der Tiefgang des Pfluges verstellt werden kann. → verstöcken
Ploogstramp(en) m. gabelförmiger Handstock am Pflug zum Entfernen von aufgeschobener Erde beim Pflügen
Ploogwaage(n) m. Vorderpflug mit zwei Rädern. → Ploogstell, Vöörploog, Vöörstell
Ploogwaoge f. Holzteil, auf dem der Pflugbaum liegt. → Ploogküssen
Plotten (Pl.) (Rh) nutzloses, dummes Zeug; Unsinn. He häff Plotten in'n Kopp. → Plodden
Ploute, Ploutse f. (Plouten) minderwertige Kuh. → Plempe 3
Plück-appel m. Pflückapfel, im Ggs. zu → Fall-appel
Plück(e)fett n. Fett des Dünndarms (vom Darm des Schlachtschweins, -rindes gelesenes Fett). → Gadderfett, Seers
plücken 1. pflücken; ernten. Bloomen plücken. Dänn-appels plücken (als Saatgut).
2. rupfen, Federn zupfen von geschlachtetem Federvieh. Gaase plücken bi't Bohnen-potten un Bohnen-blöien (Regel: Brustfedern der Gänse im März u. Juli rupfen). Se plückt di, wo se könnt (nehmen dir Geld ab, wo sie können). → Bloome, Maone
Plücker m. 1. Gerät zum Obstpflücken.
2. Obstpflücker.
Zs.: Appel-, Rööwen-
Plückfett → Plückefett
Plück-korw m. Korb zum Obstpflücken
Plückmüüse (Pl.) (Sü) neue, nachgewachsene Frühkartoffeln. Plückmüüse de wossen nao. → Muus
plückriep(e) pflückreif
Plückschlaot m. Pflücksalat. → Schnieschlaot
pluddern flattern. → fluddersken
Pluffbääse, -beer(e) f. 1. Vogelbeere, Beere der Eberesche od. des Faulbeerbaums (wurde zum Schießen mit dem Kinderspielzeug, → Pluffe, gebraucht).
2. "Knallbeere", Beere vom Schneeballstrauch. → Düüwels-spije, Knack-, Schneebääse
Pluffbüsse f. Schießrohr aus Holunderholz
Pluffe f. (Pluffen; Plüffeken) 1. Kinderspielzeug aus Holunder zum Schießen von Kügelchen. → Büsse 2, Knall-, Knapp-, Pluff-, Proffebüsse.
2. Bolzenschußapparat (z.B. des Hausschlachters); Gewehr, Flinte.
3. Bettwärmer von Holz mit Eisenbolzen. → Beddejuffer.
4. Lehrerin, dickliche Frau (abw.).
Zs.: Fett-, Ollie-
pluffen, plüffken, plüffkern rauchen (Tabak), paffen. → Jüffken-Püffken, paffen, schmööken
Pluffhaawer m. (Ot, Vr) Windhafer (Unkraut). → Flugghaawer
Pluffholt n. Holunder (zum Herstellen des Kinderspielzeugs, → Pluffe, benutzt). → Fleer, Holunder, Proffholt
pluffken, plüffkern → pluffen
Plugge f. (Pluggen) (Ra) Flocke. Pluggen in de Melk (Flocken in der Milch, von Euterentzündung)
Plügge f. (Plüggen) (Bo) Eiterpfropfen. → Pirk 2
Pluggehook m. (Ge) kleine Werkstatt. → Pruggenhook
pluggen (Ge) basteln, tüfteln. → pröttken
plüggig (Bo) flockig
Plümmel → Plüümel
plump plump, schwerfällig
plümpen; plümpeln (St, Ra). plümpern (Hei). plünsken (Vr) 1. Flüssigkeit verschütten; überschwappen.
2. plätschern.
3. Erde wegspülen mit Hilfe von Wasser. → plempern, plümpken
Plümperkunte f. wer etw. verschüttet
Plumpert m. grober Kerl
plümpken, plümsken 1. kirnen (mit dem Stock in der Stoßkirne). → kaarnen.
2. Flüssigkeit verschütten. → plümpen
plumps plumps! (Geräusch des Aufschlagens auf Wasser). Daor feel he plumps in't Waater.
Plumpsack n. "Plumpsack", Kinderspiel im Kreis. Dräi di nich üm, den Plumpsack geht harüm. We's di ümdräis odder lachs, dann wödd di 'n Puckel blau emaakt. → Klümpken-rebben, Tüffelken-mell-di
plumsken, plumpsen mit Geräusch fallen, z.B. aufs Wasser aufschlagen. Knicker in'n Emmer plumpsen laoten (best. Geräusch). • Kaas 't Geld faort in de Bääke schmieten, dann kaas 't Plumpsen noch häörn (Geldverschwendung, → Bookwäiten).
plümsken, plünsken → plümpen
Plunder, Plunner m. Plunder, wertloses Zeug. → Pröttel
Plunder-, plunder- auch: Plunner-, plunner-
Plunderbuude f. unordentliches Zimmer
Plunderhook m. Ecke für Gerümpel
plunderig geronnen, dicksauer (von Milch)
Plunderlaa(de) f. Schranklade mit wertlosen Sachen
Plundermelk f. Dickmilch, geronnene Milch (wurde z.B. zu Buchweizenpfannkuchen gegessen). → indanderloopen
Plundermelksbecken n. Napf für Dickmilch
plundern 1. sauer, dick werden, gerinnen (von Milch). Wenn de Melk plundert was, kamm de in de Botterkaarne.
2. unordentlich machen, durcheinander bringen
Plunderspill n. Gerümpel
Plüümel, Plümmel m.; Pluume f. (Ge) (Plüümels; Plüümelken) 1. Anhängsel, "Bommel", z.B. an der Mütze, Quaste. Ümschlaggdook met Plümmelkes. Pluume an de Dissdecke (Ge). → Troddel.
2. Schwanz des Hasen, "Blume"
Plüümelmüske, -müsse f. Zipfelmütze, Strickmütze mit "Bommel". → Puudelmüske
plüümerant schwindelig, unwohl
Pluus m. Kinnbart
Plüüs n. Plüsch
Plüüsbiese f. Plüschlitze (z.B. am Kleid)
Plüüse f. (Plüüsen) Fluse. Du häs Plüüsen up't Tüüg sitten. → Fluuse
plüüsen flusen, ausfasern
Pluusentööte f. (Wes) Grasmücke
plüüserig flusig, ausfasernd
Plüüspantoffel m. Plüschpantoffel
Plüüs-sessel m. Plüschsessel
Pluusterbacken (Pl.) Pausbacken, dicke Backen
Pluusterböis n. (St) wer schnell, unüberlegt handelt, Unsinn redet
pluusterig (St) unüberlegt, überstürzt handelnd, Unsinn redend. → pluuterig
plüüsterig 1. aufgeplustert (z.B. von einer Glucke). .n plüüsterigen Schruuthahn. → rürskig.
2. stürmisch. plüüsterig Weer. → rüüsterig
plüüstern 1. jagen, verscheuchen (von Hühnern od. Vögeln, z.B. mit Händen od. durch Rufen). → schüchtern.
2. sik plüüstern (sich aufplustern). Dat Hohn plüüstert sik. Den Käärl plüüstert sik (von eitlem Mann). → upblaosen.
Zs.: wegg-
Pluuterböis n. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ra) wer unüberlegt, hastig arbeitet, Unsinn redet
Pluuterfroumensk, -mää(n)sk n. Frau, die viel redet
pluuterig (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ra, Rae) überstürzt handelnd, Unsinn redend, ohne nachzudenken. De öwwerlegg nich, de is te pluuterig.
Pluuterjan m. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ra, Rae) Mann, der schnell, unüberlegt handelt u. redet, Unsinn schwatzt
Pluuterkaore f. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ra) Frau, die unüberlegt u. schnell handelt, schnell spricht od. Unsinn redet
Pluuterkunte f. (Vr, St, Sü, Ra, Rae) Person, die unüberlegt u. schnell handelt, schnell spricht, Unsinn redet
pluutern unüberlegt reden, schwatzen
Pluutertaske, -tasse f. (Vr, St, Sü, Ra, Rae) Person, die unüberlegt u. schnell handelt, arbeitet, schnell spricht od. Unsinn redet, schimpft
Pluuto m. (Vr, Sü) barsche, schimpfende Person. Dat is ook so ne Pluuto! → Dragooner
Pocke 1 f. (Pocken; Pöcksken) 1. Pocke. He hadde de Pocken. Pocken enten (gegen Pocken impfen).
2. Narbe der Pockenimpfung.
Zs.: Ente-, Hette-, Koh-, Steen-
Pocke 2 f., Pockert m. in Wendungen wie ne Pocke setten (etw. in Angriff nehmen, z.B. schnell u. schwer arbeiten). Nu häbb ik em ne gudde Pocke satt (Nun habe ich ein gutes Stück Arbeit geschafft). ne Pockert versetten (gut arbeiten; einen Denkzettel verpassen)
pock-enten, pocken-enten schutzimpfen gegen Pocken
Pock-entenkleedken Kleid zum Anlaß, den Säugling auf dem Oberarm zu impfen
Pockert → Pocke 2
pockerig voller Pockennarben, runzlig, pickelig, vernarbt. Aale up't Erpel-land giff pockerige Erpel (auf den Kartoffelacker aufgebrachte Jauche führt zu schorfigen Kartoffeln).
Pockholt n. sehr hartes, schweres Holz, Eisenholz (Material des Schreiners; keine einheimische Holzart). Keggelball uut Pockholt (Kegel aus schwerem Holz)
Poddegraaf m. Photograph
poddegrafeern photographieren. → foddegrafeern
Poddegrafij f. Photographie. → Foddegrafij
Podoorie, Pottdummie, Pottvandaale, Pott(s)verdoorie Donnerwetter! (Ausruf des Erstaunens; Kraftausdruck, Fluch). Podoorie noch as an! → Goddorrie
Pogge f. (Poggen; Pöggsken) (Ra) Frosch. → Kiekfosk
Poggenstohl m. (Ra) Pilz. → Peddenstohl
Pohäi, Bohäi, Bohee m. n. Lärm, Krach, Geschrei; Trubel, Aufsehen, Getue. Maak nich so vull Pohäi! (Umstände, Aufregung um Kleinigkeiten). → Spektaakel
pohäien, bohäien lärmen; angeben. → blaosen
Pohäimääker, -maaker, Bohäimääker m. wer Lärm, Krach macht
Pöidel m. (Wes, Ot, St, Ra, Rae) 1. etw. Baumelndes. He häff de Buxe äs so'n Pöidel üm de Beene hangen (St).
2. in Wendungen wie Daor is noch ne Pöidel in de Fläske (nur noch wenig). He häff 'n Pöidel natt van binnen un buuten (Er ist ganz durchnäßt, z.B. vom Regen). He häff den Pöidel vull (ist betrunken). → Böidel
pöideln → böideln
pöitenvull 1. sehr voll, ganz voll. → hööpenvull.
2. betrunken
Pöiter(t) m. Hintern, Popo. He lagg up'n Pöitert. Se häff 'n Pöiter vull (betrunken, → pöitenvull). → Puupert
Polder- auch: Poller-
Polderkäärl, -kerl m. Kultivierarbeiter, Notstandsarbeiter (1933- 1938; bes. Holländer mußten bei Kultivierungsarbeiten helfen.)
poldern kultivieren, urbar machen. He kamm bi us to't Poldern. Büs an't Poldern? (von Arbeit mit Schaufel u. Spaten, scherzh.).
Polderschüppe f. bes. großer Spaten
Polderschuuwkaore f. große Schubkarre (aus Eisenblech, wurde beim Kultivieren gebraucht)
Polderwiew n. plumpe Frau
poleern polieren. den Puckel poleern (verhauen)
Polier m. Obergeselle der Maurer
Politiek f. Politik. Suup di vull un fräät di dick, un holl de Muul van Politiek.
politieken über Politik diskutieren. Se höölen de Hande öwwer't Föör un wann. an't Politieken.
Polinte f. Polizei. → Putz 2
Polinten (Pl.) (Vr, St, Sü, Hei, Rae) Habseligkeiten. Soss diene Polinten bääter wahrn!
Polka f. Polka, Tanz
Poll m. (Pollen; Pölleken) kleine Erhöhung im sumpfigen Gelände, bes. mit einem Büschel Binsen od. Gras bewachsene Stelle (z.B. höher wachsendes Grasbüschel um einen Kuhfladen in der Weide).
Zs.: Driet(e)-, Gäil-, Hunde-, Köttel-, Peerde-, Pickrösken-, Rösken-, Schiet-, Speck-
Pöll n. (Pöllen) Doppelkissen, Pfühl, breites Federkissen am Kopfende eines Doppelbettes (darüber kamen zwei kleinere Kissen). • Wo twee (Mann) schlaopt up eenen Pöll, daor weet't se bäide ääben völl (z.B. von Eheleuten u. Vertrauten, → Koppküssen). Dumme Jung, du häs't Bedde met'n Pöll an, un dann früss di noch! (wenn jd. dick eingemummt ist u. trotzdem friert). → Küssen.
Zs.: Bedde-
Pollakai, Pollachai f. Polen; abgelegene, ferne Gegend. → Wallachai
Pollacke m. Pole (abw.)
Pollackenfrou → Pollacksfrou
Pollackenwiew n. Polin; geschmacklos gekleidete Frau
Pollacksfrou, Pollackenfrou f. Polin; geschmacklos od. grellbunt angezogene Frau. Rood, blau, Pollacksfrou! → ääksterbunt
pöllen (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, Rae) bestocken, Seitentriebe bilden. De Rogge pöllt (sik) met Aprill. → Hatte, stöhlen
pollshuus(ig) (Vr, St, Sü, Rae) unordentlich; aufgedonnert. De ha. so'n pollshuusig Spill. Se bünt pollshuus anetrocken (z.B. von weiter, flatternder, nicht maßgeschneiderter Kleidung). → Bollhuus, plodderig
polnisch polnisch, in der Wendg. ne polnische Wirtschaft (Unordnung, Durcheinander, → Moskau)
polnischen Verband m. best. Mauerverband, Läuferverband (abwechselnd Streck- u. Kopfverband)
Poloneese f. Polonaise, Tanzart. .S Aobends gaff't ne Poloneese (Schützenfest).
pölsken plantschen. De Blaagen sitt't den ganzen Dagg in dat Waater te pölsken. → palsken, pulsken
Polßäi, Polzai, Pulßäi, Pulzäi f. 1. Polizei, Ortspolizei. De Polßäi was ook daor (ein Polizist od. mehrere). → Klappspaon.
2. Amt in der Nachbarschaft (in Notzeiten).
3. Eichelhäher (Polizist des Waldes).
Zs.: Buurn-, Karken-, Stadt-
pol ßanten (Vr) groß sprechen, prahlen. → puwianten
Polßist m. Polizist. → Börgermester
Polter, Pölter m. (Polters; Pölterken) Schlafanzug, Nachthemd.
Zs.: Hemd-, Nacht-
polterig ungepflegt, unordentlich. → bülterig
Polterij f. Gepolter
poltern Krach machen, poltern; schimpfen. De Blaagen poltert up de Trappe. → bullern, kaputt
Polzai → Polßäi
Pompaduur n. kleines Damentäschchen, Perlen- od. Seidenbeutel. De bääteren Löö ha'n ne Pompaduur to't beste Kleed. →→ Exküüsietäsken
Ponni m. (Ponnis) 1. Pony, Pferd. → selten.
2. best. Schnitt des Stirnhaares. Se lött sik nen Ponni schnien.
Zs.: Dübbel-, Russen-
Ponnihengs(t) m. Ponyhengst
Ponnischnitt n. best. Schnitt des Stirnhaares (Frisur der Jungen im Schulalter in den 30iger Jahren; später auch bei Mädchen)
Pööpel n. Gesindel, Pöbel, schlechtes Volk
poopelig wertlos; häßlich, unansehnlich. de ganze poopelige Verwandtschup (scherzh.). → puckelig
Poose f. (Poosen; Pöösken) 1. Pause, kurze Weile. .n kläin Pöösken maaken (Nickerchen). Se bünt män 'n kläin Pöösken wegg (sind eben erst weg).
2. Abschnitt beim Läuten, Läutedauer (z.B. beim Verläuten eines Toten). in dree Poosen lüüden. → bäiern, Tuur, verlüüden
pööseln (Vr, Sü, Rae, Bo) trinken, süffeln. → picheln
Poosemuckel, Pussemuckel entlegene Gegend. Dat ligg in Poosemuckel (weit weg). Gao nao Poosemuckel! (Hau ab). → Buxteruusen, Wallachai
poosen Pause machen
Poot m., Poote f. (Pooten; Pöötkes) Pfote (von Schwein, Hund, Katze). Pöötkes van't Schwien (Eisbein). He krigg wat öwwer de Pooten (Schläge auf die Arme od. Hände). Laot de Pooten daor af! (Bleib mit den Händen davon). He kamm met hangende Pöötkes (reumütig, niedergeschlagen). Et geht em as ne Katte, he mäck sik nich gerne de Pooten natt. den Poot van'n Diss (Tischbein). → Staalen, Stollen.
Zs.: Achter-, Dick-, Diss-, Dreck-, Dree-, Farken-, Haasen-, Ies-, Katten-, Lang-, Links-, Luchs-, Peerde-, Puggen-, Rechts-, Schmacke-, Schwiene-, Vöör-
Pöppel, Pöppel-, pöppeln → Päppel 1, Päppel-, pöppeln
Poreer m. (Vr, St, Sü, Ge) 1. Barriere, Sperre, Schlagbaum.
2. Wegezoll, Wegegeld. Poreer betahlen (Früher mußte für Fuhrwerke zur Instandhaltung der Chaussee eine Gebühr entrichtet werden). → Schusseekrässer
Poreerboom m. (Vr, St, Sü, Ge) Schlagbaum, Schranke, Zollstelle (für Wegegeld). → Barrieere, Schlaggboom, Schusseegeld
Poreergeld n. (Vr, St, Sü, Ge) Wegegeld. → Straotengeld, Wäägegeld 1
poreern → pareern
porgen, porren stochern, bohren. in't Kanienenlock porgen (verbotenes Jungenspiel). • Well in't Füür porret, is nix bääter as den, well et Füür anbött (Streit beginnen u. schüren). Eerst prockeln un porgen, un dann an't Lamenteern. → prockeln, stocken 1
Porger m. Pfeifenputzer.
Zs.: Piepen-
Porg-ieser, -n.; Porr-iesen (St, Ra) n. Schüreisen, Feuereisen. .n glöönig Porgieser (glühender Schürhaken). → Pröcker, Stöck-ieser, tobraanen, Weerte
Pork m. (Pörke; Pörksken) kleines Tier; kleines Kind, Knirps. Wat'n kläinen Pork! → Dott, Pirk.
Zs.: I-
porkeln (Wes, Vr, St, Sü) 1. stochern. → prockeln.
2. tüfteln, basteln. → pröttken
porren → porgen
portjunkeln → passjunkeln
Portöölken → Patöölken
Portemanee → Pottmanee
Porträä → Patrett
Portsioon → Possioon
Portwien m. Portwein. De Engländer drünken vull Portwien. → Süüdwien
Poschläin, Possläin, Puschlain n. Porzellan. Schmiet't män drieste kaputt, dat Poschläin, verschlieten dööt't ja doch nich! (wenn etw. hinfällt u. zerbricht, scherzh.).
Zs.: Piepen-
poschläin, possläin aus Porzellan. He häff poschläine Klumpe an (wer ungeschickt läuft). → nijsgierig
Poschläin- auch: Possläin-
Poschläinpiepe f. Porzellanpfeife
Poschläinpuppe f. Puppe mit Porzellankopf
Positüür, Posituur "großes Ding" → Bestüür 1
Poss .Pfosten. → Post m.
Possem, Possen, Poss m. (Vr, Sü, Ge) Gagelstrauch (Strauch mit gelben Kätzchen; wurde gegen Flöhe ins Bettstroh gegeben; Pferde wurden damit gegen Insekten eingestäubt). Waor Possen wöss, is gudde Grund. → Flöienkruud
Possenbuss, -busk m. Gagelstrauch
Possenstruuk m. Gagelstrauch
Possewottel f. (sth.s) (Ge) kleines Kind. → Pissewitt
Possioon, Portsioon, Potzioon m'f. Portion, Anteil. He was 'n Possioon kläiner. ne gudde Possioon Flees
Possläin → Poschläin
Posstousend potztausend! (Ausruf des Erstaunens). Posstousend, wat is dat fäin emaakt!
Post m., Poss (Pöste; Pöstken) Pfahl, Pfosten; Ständer. Jeedereene will ne Post häbben, waor he sik an schubben kann. He schubbt sik an'n verkährten Post (Er gerät an den Falschen). üm de Pöste strieken (herumlungern). Kraakende Pöste staot faste (z.B. vom Stöhnen, → Kaore, quacken). binnen de Pöste (drinnen, im Haus). •• Bääter ne Post in de Köcken as ne Tante in't Huus: üm den Post kaas ümhen gaon (unverheiratete Tante auf dem Hof, iron.). Loop nich an de Pöste! (Rat an einen Dickkopf). Dat sitt in de Pöste (Et ligg in de Pöste) (z.B. best. Krankheit, Eigenschaft, die in diesem Hause, in der Familie liegt). ne Post lieke in de Grund setten (jm. zurechtweisen). → Katte, papiern, Uprechten.
Zs.: Bedde-, Buurn-, Döören-, Eck-, Eeken-, Frücht-, Gebunds-, Glind-, Heck(en)-, Hook-, Huus-, Pütten-, Reck-, Schledden-, Schleet(e)-, Schleetgatts-, Schubbe-, Stütt-, Trappen-, Tuun-, Wäide-, Worm-
Post f. Post
Postament n. Podium, Pfosten. Up so'n Postment steht ne groote Antooniusfiguur.
Postbodde m. Briefträger. → Breewbodde
Postdiek m. breiter Fuhrweg für Postkutschen. → Postwegg
posteern, sik anhalten, sich ausruhen. → stillehollen
Posten m. (Posten; Pöstken) 1. Amt, Stelle. He häff ook 'n Pöstken (z.B. Amt in einem Verein). He häff 'n fainen Posten kreggen (gute Stelle). He is van'n Posten afekommen (entlassen worden). → Baan.
2. in Wendungen wie He is up'n Posten ("auf Draht"). He is nich up'n Posten (nicht auf der Höhe, gesundheitlich od. geistig, → Damm).
Zs.: Reh-
Postenaoten (Pl.) dummes Zeug; Streiterei. → Kaskenaoten
Postenaotenmääker, -maaker m. wer meckert, nörgelt
Posthaorn, -hurn n. Posthorn
Postille f. Erbauungsbuch, Postille.
Zs.: Hand-
Postkaarte f. Postkarte
Postkaste(n) m. 1. Briefschlitz in der Haustür.
2. Briefkasten
Postmester m. Postmeister
Postpeerd n. 1. Postpferd, kräftiges Pferd. so möö as 'n Postpeerd (sehr müde).
2. kräftige, dicke, plumpe, grobe Person. Wat häff he sik daor 'n Postpeerd nommen (bes. dicke Frau). → Höipeerd
Postüür, postüürlik "gewaltig" → Bestüür, bestüürlik
Postwegg m. alter breiter Fuhrweg der Postkutschen, Fahrdamm
posumentiern (Bo) ausklügeln, -tüfteln. → musseln 1
Potöölken, Pötöölken → Patöölken
Pott m. (Pötte; Pöttken) 1. Topf (Steinzeugtopf, Eisentopf, Kochtopf; Nachttopf). Pötte maaken (töpfern). de Pötte uut-trecken (aus dem Brennofen holen). Pötte schüürn (Kochtöpfe reinigen, die vom Herdfeuer verrußt waren). nao de Pötte kieken (das Kochen besorgen). Seh to, dat wat in de Pötte kriggs! (Aufforderung, Essen zu kochen). Se könnt sik in de Pötte kieken (wohnen nahe zusammen). • Se kockt nu in eenen Pott (halten zusammen; haben geheiratet). • Daor mött't andere (nije) Pötte bi't Föör ("Man muß andere Saiten aufziehen", strenger werden, etw. neu regeln, → Häär). • Kläine Pötte kockt lichte öwwer (Kinder plaudern gern). • Kläine Pötte häbbt ook Aorne (Kinder dürfen nicht alles hören). • Läöge Pötte, dulle Köppe (Armut führt zum Streit). Denne häs stäörig up de Pötte loopen (Der kommt oft zu Besuch). He is ganz van de Pötte (überrascht, verwirrt). te Potte kommen (etw. schaffen). Et giff gudd Wäär, wenn de Pötte löög bünt. Wat schloogen se an'n Pott (Getue, Lärm, Geschrei). Dann hout (schlaot) se an'n Pott, as wenn se't Messer in'n Hals häbbt sitten (schreien laut). Daor bliff kinn old Wiew up'n Pott (bei Festen). Ik sall di äas up´n Pott böörn (Ich werde dir nachhelfen, wenn du nicht willst, wie du sollst). .n Pöttken (Sechzehntel Liter, Bo, → Aort 2). → Äärs, anbraanen, bange, böörn, braanen, Büül, Deckel, drieten, fallen, Foss, Gescher, Gott, Käätel, Katte, Knolle, Mooder, Panne, Papp, Piere, platt 2, prötteln, rammeln, Salt, schwatt, stille, spoorn, Struuk, ünderste, verdräien, vull, Witz.
2. Vertiefung in der Erde, Mulde. in't Pöttken knickern. den Pott winnen (beim Knickerspiel in der "Kuhle", → Pott-erlöösen, Kühlkes-knickern). Ne Jääger schött ne Haasen nich in'n Pott (im Lager, Liegeplatz des Hasen, nicht weidgerecht, → Bou, Lääger n., Sasse). De Eeke wodd uut'n Pott ehouen (best. Art, eine Eiche zu fällen: die schweren Wurzeln werden mit der Schaufel bloßgelegt u. mit der Axt abgeschlagen, → Grund, schwatt, stammgerecht).
3. Geldbeutel, Kasse, Geld. Et kümp alles uut eenen Pott (Büül) (aus einer Tasche, einem Etat). alls in eenen Pott schmieten (unterschiedslos, → Knolle).
4. ein Stück, ein wenig. .n Pöttken frijen. en Pöttken kaarten. Wi häbbt 'n mooi Pöttken Kaarten daon.
5. Gefängnis (Hei). → Pietermann.
Zs.: Ääkster-, Äätens-, Äöse-, Arger-, Asken-, Binnen-, Blood-, Bloomen-, Botter-, Braod-, Brij-, Brou-, Brumm-, Buuk-, Buuskohls-, Deckel-, Dinten-, Dissel-, Döörgemöös-, Doow-, Dramm-, Dreefoot-, Drömmel-, Dummen-, Enk(ers)-, Erpel-, Essel-, Farks-, Farwen-, Fett-, Flees-, Föhle-, Fohrmanns-, Föör-, Füftiglitter-, Fuusel-, Geer-, Gemöös(e)-, Gräwwel-, Grumm-, Guss-, Haasen-, Henkel-, Hinkel-, Honnig-, Hüül- , Ieser-, Inmaaks-, Kaase-, Kautabaks-, Kimmel-, Klaater-, Kladde-, Kläi-, Kläister-, Klüngel-, Knall-, Knätter-, Knester-, Knicker-, Knocken-, Knodde-, Knooi-, Knöör-, Knötter-, Knuure-, Kocke-, Kodden-, Koffie-, Koffiebohnen-, Koh-, Kollen-, Kosse-, Kraom-, Lampen-, Liem-, Litter-, Lülle-, Mähl-, Maische-, Mantel-, Maschienen-, Meddaggs-, Melk-, Moor-, Moos-, Mostert-, Nacht-, Nörgel-, Noster-, Nülle-, Ollie-, Papp-, Patent-, Peern-, Piss-, Pruumen-, Prüümtabaks-, Puggen-, Quassel-, Raom-, Ring-, Röhr-, Rum-, Rummel-, Rump-, Salt-, Salwen-, Scheer-, Schiewen-, Schlicker-, Schlobbe-, Schmand-, Schmeer-, Schmeerseepen-, Schmolt-, Schnääter-, Sogge-, Sooßen-, Spij-, Spitz-, Spoor-, Ssäör-, Ssilinder-, Ssucker-, Steen-, Stell-, Stippnatts-, Stommen-, Stönne-, Suur-, Suurdeeg-, Suurmoos-, Tabaks-, Targe-, Tienlitter-, Toon-, Traon-, Trecke-, Tüntel-, Ungel-, Veh-, Venüüs-, Waater-, Waske-, Waskedooks-, Weck-, Weer-, Wijwaater(s)- , Wöske-
Pott-äärde → Pott-eerde
Pottaasie f. (St, Rae) 1. Gemüse (durcheinander gekocht). → Döörgemöös.
2. Durcheinander, Handgemenge
Pott-aske, -asse f. Pottasche (wurde zum Waschen benötigt). → büüken
Pottbank(e) → Pottebanke
Pottbessem, -n m. Bürste zum Reinigen von Töpfen. → Fattbessem, Heedschrübber, Wösker
Pottbloome f. Topfblume (jede Art, jedoch meist Geranien vor dem Fenster)
Pottbrood n. (Wes, St, Sü, Ge, Bor, Rae) unter einem Topf in der offenen Feuerstelle gebackenes Brot
Pottdeckel m. Topfdeckel. De Ratten mött't wi met Pottdeckels verdriewen (mit Lärm). ne halwen Pottdeckel ("Halbstarker", abw.). → Patentpott, Stölpe 1
Pottdöörmerkaare m'n. Eintopf. → Döörgemöös, Gemööspott
Pottdöörneene m'n. Eintopf
Pottdräier m. Töpfer
Pottdummie → Podoorie
pottdunker sehr dunkel
pottdüüster (Ot, Vr, Hei) sehr dunkel, "stockdunkel". → picke-, raaben-, sack-, stockdüüster
Potte f. (Potten) Setzling, Baumpflanze (z.B. kleine Kiefer, Fichte). Potten trecken. → Plänter
Pottebacker, -bäcker m. Töpfer. → Pöttker
Pottebackerij f. Töpferei.
Pott(e)bank(e), Pöttebank(e) f. 1. Topfbank, Gestell, Regal für Töpfe (im Milchkeller, in der Küche).
2. Abstellbrett für frisch gedrehte Gefäße in der Töpferei.
3. Sitzplatz des Töpfers
Pottebohne f. Pflanzbohne
Pottebredd n. Brett zum Bohnenpflanzen. → Bohnenpötter
Pott-eerde, -äärde f. Lehm, Ton, Rohton (für Töpferei, im Ggs. zu Ziegelton, → Lehm). Pott-eerde haruutdoon (Ton graben). → Eerde, Mouke 2, spitten, Toon 1
pott-eerden, -äärden irden, aus Ton gebrannt. en pott-eerden Krüüs (Steinzeugkreuz). pott-eerdene Kummen uut Stadtlohne föör Gemöös. pott-eerden Piepken (Tabakspfeife aus Ton). → Steengood
Pott-eerdenkidde f. Stapel drehfähigen Tons im feuchten Kellerraum der Töpferei
Pott-(eerden)kuhle f. Lehm-, Tonkuhle, durch Abgraben von Ton entstandene Grube (Darin wurde Abwurf des Töpfers gelagert). → Toonfeld
Pott-eerdensteen m. 1. alter Brennofenstein (z.B. als Beeteinfassung im Vorgarten benutzt, → Grottensteen).
2. Lehmziegel zum Bau der Ofensohle u. des Töpferofengewölbes
Pottegrao n. (Sü) Gicht, Ischias
Pöttekäärl, -kerl m. 1. Topfhändler.
2. Töpfer. → Pottebäcker
Pöttekieker → Pottkieker
Potteknolle f. Pflanzknolle der Runkelrübe. Potteknollen, üm Saod daovan te trecken. He is jao män so ne Potteknolle (ist sehr klein).
Pottelock n. Pflanzloch (in das eine Planze gesetzt wird)
potten, pötten pflanzen. achter'n Ploog potten (z.B. Runkelrüben, Kartoffeln pflanzen). in Riegen potten un met't Erpelplöögsken dedöör trecken (Kartoffeln in Reihen pflanzen). Holt potten (Bäume pflanzen; aufforsten). • Böömkes potten un Hüüser bouen, dat dööt man föör annere Löö. → Buuskohl, groote Bohne, Hegge
Pötter 1, Potter m. 1. Pflanzholz (mit dicken Holzzähnen). → Pottebredd.
2. Pflanzer (im Forst). • Bünt de Bööme groot, is den Pötter dood (Erst der Sohn genießt, was der Vater durch Fleiß erworben hat, Bo).
3. Pflanzkartoffel. Bi de Erpel bünt mooie Pötters bi. → Pott-erappel, Sort.
Zs.: Bohnen-, Boom-, Dännen-, Erpel-, Fiezebohnen-, Runkel-
Pötter 2 m. Töpfer. → Pöttker
Pott-er(ap)pel m. Pflanzkartoffel, kleine Kartoffel. → Wennewick
Potterij f. Töpferei.
Zs.: Fucke-
Pöttering m., Pötterken n. Zeisig
Pott-erlöösen (Ra, Bor, Rae, Rh, Bo) best. Versteckspiel (Gefangene Kinder kommen in einen Kreis, Pott, u. können hier von Mitspielern erlöst werden.)
pöttersken herumarbeiten, tüfteln, nicht vorankommen. → föttken, pröttken
Pötteschenne f. Töpferschiene (Werkzeug des Töpfers zum Glätten der Außenwand von Gefäßen)
Pötte-uphaalen (Vr) Hochzeitsbrauch: aus der Nachbarschaft wurden Kochtöpfe für das Hochzeitsessen zusammengeholt. → Venüüspott
Pöttewaage(n) m. Töpferwagen; Wagen des Tofhändlers. → Hundewaagen
Pottewottel f. (St, Sü, Ge, Rh) 1. Samenwurzel, Knolle. → Gemen.
2. kleines Kind. → Pissewitt, Possewottel
Pottfickel m. schmutzige Person (bes. Kind, Junge)
Pottfinger m. (schmutziger) Finger. He mott doch öwwerall met siene Pottfinger in sitten te röhrn. Bliew daor met diene Pottfinger van af! → Fottfinger
Pottgatt n. Vertiefung im Herdfeuer. → Raake
Potthaaken, -haok(en) m. 1. Herdgerät.
2. schlechte Schrift, Unterschrift. Wat häff he daor ne Potthaaken (Potthaakens) undersatt! → Froulööhandschrift, Hahn, Kloue
Potthaol n. Kesselhalter (im Ggs. zu → Pannenhaol)
Potthasten, -hassen, -hast m. verschiedene Fleischstücke vom frisch geschlachteten Schwein (frische Mettwurst, Braten, Speck, Blut- u. Leberwurst, erhielten die Verwandten u. Nachbarn als Lohn für die Hilfe beim Wursten, Schlachtgeschenk z.B. für den Pastor od. Lehrer). → Friss, Kollassen
Pottkaamer f. Raum des Bauernhauses, in dem der Viehkessel stand (wo das Schweinefutter gekocht wurde; Waschküche; Abstellraum). → Schwiene-, Vehköcken, Venüüspottkaamer
pottkaorn (Wes, Vr, Sü, Rae) unfachmännisch kochen (z.B. wenn der Mann die Frau am Herd vertreten u. als Aushilfe kochen muß). → pottköstern
Pott(kar)tuffel f. Pflanzkartoffel. → Pott-erappel
pöttkenvull (Hei) übervoll. → pöitenvull
pöttken in die Mulde treffen (beim Knickerspiel)
Pöttken-scheeten → Pöttkes-scheeten
Pöttker m. Töpfer. → Pottebacker, Pötter 2, Stadtlohn
Pöttkes-knickern Spiel mit Knickern (Die Murmeln werden in Richtung auf eine Mulde geworfen; der Reihe nach werden die Knicker, die noch nicht in die Mulde gerollt sind, mit dem Finger "hineingeschnippst", → pipsen, ticken. Wer die letzte Murmel ins Loch bringt, darf alle behalten). → Kühlkes-, Riegen-scheeten
Pöttkes-scheeten, Pöttken-scheeten best. Spiel mit Murmeln. → fuul
Pottkieker, Pöttekieker m. Topfgucker, wer neugierig in Kochtöpfe guckt, sich um Angelegenheiten anderer kümmert. Pottkiekers kommt nich in'n Hemmel (wurde zu Nachbarinnen u. Männern gesagt; neugierige Nachbarfrauen kamen gerne am späten Vormittag.)
pottkocken das Essen kochen
Pottkönni(n)gin f. (St, Bor, Rae) Brauchtum: neben dem Schützenfest ermitteln die Frauen eine Königin durch "Topfschlagen" mit verbundenen Augen. → Pott-schlaagen, Runkelkönning
Pottkooke(n), -kook m. Napfkuchen (in einer runden Form gebacken). → Napp-, Rodonkooken
pottköstern unfachmännisch kochen (z.B. von Männern). → pottkaorn
Pottkuhle → Pott-eerdenkuhle
Pottlappen m. Topflappen
Pottlecker(t) m. wer den Topf ausleckt, auskratzt (von Kindern). → Pottschrääper
Pottlehm m. Töpferton. → Steenlehm
Pottloot n. 1. Ofenschwärze, Graphit, Ruß (wurde als Putzmittel benutzt). → Ommenroot.
2. Bleistift. → Blijpenne
Pottlootspenne f. (Wes, Ot, Ge, Rae, Bo) Bleifeder, Bleistift
Pottmanee, Portemanee n. Portemonnaie. → Büül, Knippe
Pottnatt n. 1. Suppe, z.B. Rest des Kochwassers beim Wursten.
2. Einerlei, alles Gleiche; was zusammen paßt.
3. Gesindel, Pöbel; Klüngel, verschworene Gemeinschaft. Dat is een Pottnatt!
pottnatt völlig durchnäßt
pottnostern herunterleiern (vgl. Pater noster); (über das Essen) nörgeln
Pott-ommen, -owwen(t) m. 1. Brennofen der Töpferei (gewöhnlich mit einer Feuerung, gelegentlich mit mehreren). → Kehl-ommen, Laoge, Schlunge, Stadtlohn, uutköhlen, uutschmeern.
2. Kochofen
Pottpaol m. Topfuntersatz, runder Klotz, auf den der Topf gesetzt wird
Pottsau f. "Drecksau", schmutzige Person. Wat ne olle Pottsau!
Pottschaord m. Topfscherbe
Pott-schlaagen (Bor, Rae) Brauch in Bor-Gemen: mit verbundenen Augen die → Pottkönningin ermitteln
Pottschleew m. Breilöffel, Schöpfkelle. → Pappschleew
Pottschmitt(sel), -schmüttsel n. fettiger Ruß (an Topf u. Pfanne, im Ggs. zu Ruß im Schornstein). → Root
Pottschnitt m. Kinderfrisur (sieht aus, als hätte man an einem aufgestülpten Topf entlang geschnitten)
Pottschööre f. Tonscherbe, Topfscherbe, Fehlbrandware (in Lehm gedrückt als Fußboden od. zur Befestigung von Ufern u. Wegen verwendet).
Pottschraaper, -schrapper m. wer den letzten Rest aus dem Topf herauskratzt. Pottschrääpers kommt nich in'n Hemmel (sagte man zu Kindern). → Pottleckert, Stadtlohn
Pottschraapsel n. Herausgekratztes, z.B. Teig, Pudding. → naoschraapen
pottschwatt sehr schwarz
Pottstaalen m. (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Ra) Fuß, Bein eines eisernen Kochtopfes. Dat is ne Pottstaalen van ne Käärl (1. hoch aufgeschossen. 2. umständlich, verdreht, eigensinnig).
Pottstall m. (Wes, Vr, St, Sü) Tiefstall. → Deepstall
Pottsteen m. (Wes, Ge, Rae, Bo) 1. Steinzeugklinker. → Esterken.
2. Feldstein für das Sauerkrautfaß. → Käi, Suurmoos-steen
Pottstruuw(en) m. Brei, best. Mehlspeise (aus Buchweizenmehl od. Grützmehl mit heißer Milch u. ausgelassener Butter)
Pottstück n. (Wes, Ot, Vr, St, Sü, Ge, Bor, Ra) Beet im Garten zum Pflanzen od. Setzen z. B. von Kohlpflanzen
Pottsverdoorie → Podoorie
Pott-tied f. Pflanzzeit (Frühjahr)
Pott-tuffel → Pottkartuffel
Pott-uutschrääper m. (Wes, Vr, St, Sü, Rae) 1. Topfkratzer. → Pottschrääper.
2. Flußmuschel
Pottvandaale, Pottverdoorie → Podoorie
Pottweggen m. runder Korinthenstuten (evtl. im Topf gebacken)
Potzioon → Possioon
potzjunkeln → passjunkeln
Pou- auch: Pau-
Pouenfeere, -fäär(e) f. Pfauenfeder
Pouen-ooge n. Pfauenauge (Schmetterling)
Pouhahn m. Pfau
Pouhenne f. Pfauhenne
Pouhohn n. Pfauhuhn
Pouschwänzken Ziertaubenart (mit hochstehendem Schwanz wie beim Pfau)
Prääke; Präädigt (Bor). Praik(e) (We, Ra, Bor, Rae). Präädige (Bo) f. (Prääken) Predigt. Ne goode Präädige is nett as 'n good Patrett, et kick uh an, waor ih uh ook hensetten willt (Bo). • Well met de Nösse an de Karke lönnt (wonnt), kümp äs lesten nao de Präädigt (kümp faaken te laate). Prääke bi't Richten (Richtspruch).
Zs.: Daibel-un-Dooria-, Fasten-, Fest-, Gardienen-, Ollejaors-, Straof-
Prääk(e)- auch: Praik(e)-
Prääkebook n. Predigtbuch
Prääkebröör, -brüür m. klatschsüchtige, schwatzhafte Person; wer viel redet, erzählt, sich gern reden hört. → Praotebüül
Prääkebüül m. klatschsüchtige, schwatzhafte Person
Prääkekäärl, -kerl m. klatschsüchtiger, schwatzhafter Mann
Prääkemester m. schwatzhafte Person. Dat was ook ne mooien Prääkemester (erzählte z.B. gern Geschichten).
prääken 1. predigen.
2. reden, erzählen, schwatzen. Wat kann denne prääken! → Buuße, lüüden
Prääker(t) m. Schwätzer, wer viel redet, erzählt
Prääkstohl m. Predigtstuhl, Kanzel. Se bünt van'n Prääkstohl follen (se wödd van'n Prääkstohl schmetten) (sagte man, wenn das Brautpaar von der Kanzel aus aufgeboten wurde). → Altaor, Buxennemmen, graleern, Kanzel, Upgebott, vöörnemmen
Praame f. (Praamen) 1. Presse (Arbeitsgerät des Holzhandwerkers, z.B. des Wagenbauers u. des Holzschuhmachers zum Festkeilen der Rohlinge, eine Art Werkbank); Sattlerzange. Den Naaben kamm in de Praame. de Klumpe in de Praame fastklossen (einklemmen). → Driewpinn, losskielen, Presse.
2. eigensinnige, trotzige Person, haßerfüllter, boshafter, gemeiner Kerl. → Praamert.
Zs.: Bohr-, Honning-, Schnie-
praamen 1. pressen, drücken.
2. schmollen, beleidigt sein, meckern, brummen. He is an't Praamen (spielt den Beleidigten). → bramsen.
Zs.: fast(e)-
Praamenkiel m. Keil an der Werkzeugbank des Holzschuhmachers
Praamer(t) m. (Vr, St) beleidigter, eigensinniger, unumgänglicher Mann. → Knötterpott
Praamholt n. Füllholz, Keil an der Werkzeugbank des Holzschuhmachers zum Festkeilen der Rohlinge. → Füllholt
Pracht, Prach f. Pracht, in Ortsneckerei. → Vreden.
Zs.: Blöien-
Pracht- auch: → Prach-
prächtig; prachtig (Bo) prächtig. Et was prächtig Weer.
Prachtkäärl, -kerl m. "Prachtkerl" (iron.)
Prachtköttel m. "Prachtkerl", tüchtige od. eingebildete Person (iron.)
Pracke f. (Pracken) (Wes, Ot, Vr, Sü, Rae) Spazierstock, Stab. Dao satt he de Pracke bi de Masse daale (Da legte er den Stock zum Tragekorb: er ist alt, er kann nicht mehr). Sass eentieds ook noch de Pracke (Krücken) daalesetten (sterben). → Dagg-, Handstock
Pracker m. Habenichts, Bettler
prackern betteln. → bäädeln
Prackesaazie f. (Ot, Vr, Sü) Nachdenklichkeit
prackeseer-achtig nachdenklich
prackeseern; prackesiern (Rh). praggeseern (St, Sü, Ge, Ra) ausprobieren, herausfinden, tüfteln; sich ausdenken, nachdenken, überlegen, sich den Kopf zerbrechen. Dao mo'k as öwwer prackeseern. De prackeseern jao up nix as up Undöchte (z.B. von Jungen, Studenten). De prackeseert nich wieder as van de Hand in'n Tand (denkt nicht an morgen). • Prackeseern geht owwer Studeern. Prackeseern is de halwe Arbäid. He kümp vöör Prackeseern (vöör Öwwerlegg) nich an't Arbäiden (ist zu vorsichtig, umsichtig). → löi, musseln 1, Plaggenhacke
pradden → pratten
pradderig (Ge) sperrig. pradderig Holt. → spradderig
pradderig "brummig" → prattig
praggeln (Rh) sich zanken, streiten
praggeseern → prackeseern
Präi; Bräi (St, Sü, Ge) n. Porree. lück Präi kottschnien un in'n Pott doon (als Suppengewürz)
Praik(e), Praik(e)- → Prääke, Prääk(e)-
Präipiepe f. 1. Porreestange.
2. langweiliges Mädchen
Präiwottel f. Porreewurzel (wurde als Mittel gegen Asthma benutzt)
prall prall (bes. vom Sonnenschein). in de pralle Sünne. Den Büül is prall vull. → fäil 1, pall
prallen prallen
prangen; prängen (Wes) festtreten, breittreten, -trampeln. Brooddeeg prangen (den Brotteig mit den Füßen kneten).
Zs.: daale-, fast(e)-
Pranger(t) m. wer etw. festtritt.
Zs.: Rabatten-
Pranke f. (Pranken) große, kräftige Hand. wat häff den Schmitt föör Pranken!
Praol-aobend → Praot-aobend
praolen prahlen, angeben. Du praols di wat terechte! (nicht ernst zu nehmen, Angeberei). Puchen, praolen un in ne Buxe drieten, dat könnt kläine Kinner all (könnt minne Dinge doon) (zu Angebern). → Bäärnken-van-Gaolen, puchen
Praol-end(e) n. Ackerstück am Weg, das bes. gut gedüngt wurde, damit es gut aussah. → Schamiesken
Praoler(t) m. Prahler, Angeber, Wichtigtuer (z.B. mit feiner Kleidung, Aufmachung). → Pucher
praolig angeberisch, wichtigtuerisch
Praolkunte f. angeberische, wichtigtuende Person
Praot m. (Präötken) Unterhaltung, Gespräch. → Schlaop.
Zs.: Schmeer-
praot parat, bereit, fertig. de Rabatten praot maaken (Beete fertig machen). praot hollen (bereit halten). Dat Ääten mott praot staon. Daor mott ih immer föör praot staon (zur Verfügung, zu Diensten stehen, bereit sein). Ik bün weer praot (in Ordnung). → terechte
praot-achtig redefreudig, schwatzhaft
Praote, Praot f. (Praoten; Präötken) Sprache, Rede; Gespräch, Geplauder, Schwätzchen; Erzählung, Redensart, Gerücht. Ih könnt an de Praote häörn, dat he van Vreene kümp (an der Art zu sprechen). Dao kaas nich met an de Praote (an de Wäörde) bliewen (kaas't Präötken nich met tegange hollen) (Er redet ungern). Daor is kien Praote van west (keine Rede). en Präötken maaken (hollen) (plaudern). Wi häbbt 'n mooi Präötken maakt. Wat'n mooi Präötken! (Was für eine nette Geschichte; das hört sich gut an). De Steene bünt met'n (mooi) Präötken noch nich uplaaden (Das sind schwere Steine, es ist nicht so einfach). • Dat is met'n Präötken noch nich edaone. Daor bün wi met'n Präötken noch nich van af (Es ist mit Reden allein nicht getan, es gibt noch Schwierigkeiten). Dat bünt alle socke Präötkes (Erzählungen, Redensarten). So kommt de Präötkes in de Welt! (Van Praoten kommt Präötkes) (So entstehen Gerüchte). → Aor 1, gewährn, Schlaop.
Zs.: Koffie-, Löggen-, Nao-
Praote-aobend, -aowend; Praol-aobend (Ra, Hei) m. Erzählabend, Gesprächsabend
Praoteböis n. schwatzhafte, klatschsüchtige Person
Praotebüül m. schwatzhafte, klatschsüchtige Person. De häff 't Praotebüülken met (wenn jd. z.B. Freunde trifft, viel redet u. nicht wiederkommt). → Prääkebröör
Praotebuxe f. "Schwatzhose", in der Wendg. de Praotebuxe anhäbben (viel reden, schwatzen)
Praotegait f. schwatzhafte, klatschsüchtige Person
Praotekaamer → Prattkaamer
Praoteköppken Tasse Kaffee beim Schwätzchen. → Drulle 1
Praotekunte f. schwatzhafte, klatschsüchtige Person
praoten sprechen, reden; plaudern. Du praots te vull un döös te wennig. schmaakelik praoten (mooi praoten, nao'n Mund praoten) (schmeicheln, → sööte). He was kien Käärl van Praoten (wortkarg). Wenn nich praoten kaas, dann driet, dann weet'm wennigstens, dat. lääws (zu jd., der wenig redet). He praot di van'n Stohl un sett sik sölws drup (sehr redegewandt). Dao kaas met praoten (verständig). Praot de nich van! (Davon will ich nichts hören). Nu praot du, mi träönt de Oogen (Ausdruck des Erstaunens). • Doo wat wiss, de Löö praot't (küürt) doch (Die Leute reden doch schlecht über jd.). Well so praot, de is noch gesund (vom Furzen). Praot nich drüm harüm (Keine Ausflüchte)! → achtern, Arwe n., Beddekaste, Düüwel, Kopp, küürn, Praote, Räägen, schwiegen, stimmen, Tuun, tweeklöörig, ümheer, ümhen, Vääne, völle, wies.
Zs.: breed-, daale-, fast(e)-
Praotepajatz, -pajass m. alberner Schwätzer
Praoter m. Redner, Sprecher; Schwätzer. → öwwerhaalen.
Zs.: Mooi-, Nao-, Schmee-
Praoterij f. Gerede, Schwätzerei; Erzählung (am Abend). Van Praoterij van olle Löö weet ik dat. Dat kann wall blooß Praoterij wenn. (Gerücht). Maak mi daor kinn Praoterij van de Deerne (Bring mir das Mädchen nicht ins Gerede).
Zs.: Mooi-, Nao-
Praot(e)sack m. Plappermaul, Schwätzer
Praotevolk n. Leute, Familien, die viel reden (z.B. Besuch, der viel erzählt, mit dem man sich unterhält)
Praotewaater n. Schnaps. → Küür-, Spraokwaater
Praothook → Pratthook
Praotkaamer → Prattekaamer
Präötkesmääker, -maaker m. Schwätzer, wer gern erzählt
praots gesprächig, redegewandt. He was nich besünners praots (wortkarg). → quasselig, sprääks
Praotsack → Praotesack
praotsellig, -säälig redselig
Praotwaater → Praotewaater
Präsent n. (Präsente) Geschenk
präsenteern präsentieren; auftischen, anbieten. Upgesatt (Hengesatt) is präsenteert (Was auf dem Tisch steht, kann auch gegessen werden). → up-, vöörsetten
präsies → prezies
prasseln prasseln. Dat Föör was an't Prasseln. → knistern
prassen prassen, verschwenden. → upmaaken
Prattboom m. (St, Ge, Hei, Rae) Baum, der auf der Grenze zweier Parzellen steht
Prattekaamer; Praotekaamer (Ge) f. Schmollraum; Gefängnis. In de Prattekaamer dao kaas di uutpraoten (Worterklärung).
pratten, pradden 1. schmollen; schlecht gelaunt sein, trotzig, dickköpfig, verärgert sein, grimmig vor sich hin brüten. Wat is he an't Pratten!
2. eingesperrt sein (als Strafe für Kinder). He mott pratten (im Gefängnis sitzen).
Pratthook m. Schmollwinkel. He sitt in'n Pratthook. Komm uut dienen Pratthook haruut! → Kattenhook
prattig, pradderig brummig, mürrisch (bes. vom Hund), böse, schlecht gelaunt. Büs du prattig, täll bes dattig; büs du giftig, täll bes füftig, äät ne Schnää Brood, dann is alls weer good (Rat, wie man sich im Zorn besänftigen soll, Bor). → frädderig, prättsk
Prattkopp m. schmollendes, trotziges Kind; jähzornige Person
Prattmuule f. "Heulsuse", Mädchen, das schmollt od. quengelt. → Hange-, Prütt-, Schlaotlippe
prätts(k); pratts(k) (Hei, Rae) eigensinnig, querköpfig; trotzig, giftig, bissig. Dat Hündeken is prätts. → prattig
präziss → prezies
Prebbel → Prewwel
predaol, bredaol (Vr, Rae) in der Wendg. nix te predaol (nichts Besonderes). De häbb 't nich te bredaol (sind arm).
Preegen .Thymusdrüse., "Bregen" → Bräägen
Prellbuck m. Prellbock am Ende der Schiene (für Eisenbahnwagen); Schlagarmpuffer am mechanischen Webstuhl
Premmel → Prewwel
Prengel m. (Prengels) 1. Knüppel, Stück Holz.
2. verkrüppelter Baum; verkrüppeltes Tier.
3. ungezogener Junge, Bengel. → Bengel, Büngel, Rengel, Rüngel
Prenööter, prenööts → Penööter, penöötsk
press-ääten, -etten (St, Ge, Hei, Rae) viel, übermäßig essen
Pressballen m. gepreßter Strohballen (seit der Einführung der Strohpresse u. des Mähdreschers um 1960)
Presse f. (Pressen) Presse (z.B. Strohpresse, Honigpresse). → Praame.
Zs.: Buusken-, Holt-, Honnig-, Ollie-, Pack-
pressen pressen
Presskooke(n), -kook m. Rückstände der Ölgewinnung als Viehfutter. → Lien-, Olliekooken
Presswost(e) f. Preßwurst
prettsk → prättsk
Prewwel, Premmel, Prebbel m. (Prewwels) (Ot, Vr, St, Sü, Hei) mißgelaunte, nörgelnde, brummige od. schimpfende Person. → Gräwwel
prewwelig eigensinnig, querköpfig. → gräwwelig, pröttelig
prewweln nörgeln, schimpfen, stöhnen. → prötteln
prezies, präsies, präziss genau, gleich
Prick m. in der Wendg. nen Prick häbben up (Wut, Zorn auf jd.). → Pick 2 m.
prick; prück (Hei) sehr sauber, reinlich, ordentlich, adrett (bes. im Haushalt, in der Kleidung). en prick Büürken. → propper
Pricke f. (Pricken; Pricksken) (Wes, Vr, St, Sü, Ge, Rae) spitzer Stock; Stock mit Nagelspitze (zum Abstoßen des Schlittens auf dem Eis, war immer ein Paar, → Rossmölle). Fiew Hättkes, fiew Stättkes met ne Pricke in't Gatt. Rao mien Häär, wat is dat? (Antwort: Mispel).
Prickel 1 m. ( Prickels; Prickelken) (Vr, St, Sü, Bor, Rae, Rh, Bo) Nagelstock zum Abstoßen des Schlittens. → Prickstock, - schledden
Prickel 2 m. (Prickels) Kot von Schafen u. Rehen. Prickels un Muuseköttels.
Zs.: Muuse-
Prickeldraod m. Stacheldraht. → scharp, Stachel-, Tackendraod
prickeln prickeln, jucken, leicht stechen
pricken stechen, pieksen. met Naolen pricken. De Müggen pricken em dood. bi't Drillen pricken (war Hilfsarbeit beim Säen mit der Maschine). → pieken
Prickholt n. -hölleken (Vr, Sü, Hei, Rae) an beiden Seiten zugespitztes ca. 20 cm langes Holzstück für ein Kinderspiel. → pimpeln, Pinkholt
Prickschledden m. Schlitten für eine Person, der mit Nagelstöcken bewegt wird. → Prickstock, Ies-, Schneeschledden
Prickstock m. spitzer Stock; Spazierstock mit Eisennagel; Stock zum Reinigen der Ausläufe der Sämaschine; Stock mit Nagelspitze zum Abstoßen des Schlittens auf dem Eis. → Pricke
Priemel f. (Bo) (Priemels, Priemelken) Primel.
Zs.: Richelkes-
Pries m. (Priese) Preis. Is den Pries nich wat hooge? Daor weet ik kinn Pries van (Ich weiß nicht, was es kostet). → houen, öwwer.
Zs.: Apteekers-, Holt-, Koop-, Laaden-, Roggen-, Schwiene-, Tax-, Tuffel-, Verwandten-
Priese f. (Priesen) Prise (z.B. Schnupftabak)
priesen (priest; prees, preesen; preesen) preisen. Se könnt sik glücklik priesen, dat se Vaader un Mooder noch häbbt.
Zs.: fett-
Prieslieste f. Preisliste
Pries-underscheed, -unnerscheed m. Preisunterschied. Daor was ne Pries-underscheed tüsken gelährte un ungelährte Peerde.
prinßepaol (Wes, Vr, Sü, Ge) aus Prinzip; hauptsächlich
Prinßiep n. Prinzip. uut Prinßiep (grundsätzlich)
Printe f. (Printen) Gebäck aus Lebkuchenteig (Aachener Printen). → Moppen
Prinz m. (Prinzen; Prinzken) Prinz
Prinzess f. (Prinzessen; Prinzessken) Prinzessin; verwöhntes, empfindliches Mädchen
Prinzessenkasse f. große Kirschensorte
Prisuune, Prisunne, Prissunne, Prisonne, Prosunne, Prusunne,
Prusuune f. (Vr, St, Sü, Rae) 1. Gefängnis, → Pietermann.
2. in Wendungen wie De sitt lellk in ne Prisunne (in der Klemme). Ik sitt hier in ne Prisunne (Ich sitze hier fest, z.B. wegen schlechten Wetters, Krankheit u'ä.).
3. in der Wendg. to Prisuune brengen (zur Vernunft bringen)
Probaals-sack m. dicker, grober Sack, sehr schwerer Jutesack (für Kraftfutter, Sojamehl). → Baalisack
Probeerbuck m. Gestell für Stuten, die zum Hengst sollen. → Hengstebuur
Probeermester m. wer das Amt des Kellners in der Nachbarschaft innehatte. → Tunnenmester
probeern probieren; z.B. Essen kosten. Probeern is't Genaueste (Bor). Probeern is't Näöchste (Erst probieren, ehe man sich bindet). → Waakelbääsentee
prockeln, pröckeln, pröckern 1. stochern; bohren (z.B. in der Nase).
2. schüren; aufhetzen. He prockelt so lange, bes he dat Föör an't Braanen häff (uut häff).
3. meckern, stänkern (Bor). → porgen
Pröcker m. (Ra, Hei) Schüreisen, Feuereisen. → Porg-ieser
pröckern → prockeln
Prock-ieser n. (Hei) Schüreisen. → Pröcker
prockstattig (St, Sü, Ge, Bor) spöttisch
Profeet m. (Profeeten) Prophet. → Mooses.
Zs.: Brood-, Woste-
Professer m. Professor. He was vergetts as ne Professer.
profeßijn → prowesijn
Professioon f. (St, Sü, Ra, Bor, Hei, Rae) Beruf
profeteern profitieren. He profeteert devan, dat sien Vaader dat Pöstken häff.
Proffe f. (Proffen) (Rh, Bo) heftige Niederlage. He häff ne Proffe kreggen (z.B. beim Fußball). → Packe
Proff(e)büsse (St, Sü, Ge, Hei, Rh, Bo); Proppbüsse (Bor) f. Luftbüchse aus Holunderholz (Spielzeug). → Knallbüsse, Pluffe
Proffebüssenholt n. Holunderholz
Proffen 1, Proffe m. (Proffen; Pröffken) 1. Flaschenkorken, - verschluß. • He häff ne Proffen drupdaon. → Proppen 1, Stoppen.
2. feuchte Papierkugel, Wergkugel (als Patrone für das Kinderspielzeug, → Brosse, Fribbel, Kötte 2). Pröffkes (gepreßtes Trockenfutter). → Pröffkesfoor.
Zs.: Holt-, Schwiene-
Proffen 2 m. (Proffen; Pröffken) dicke, plumpe, gesetzte, langweilige od. stille Person. so'n dick Pröffken (klein u. rund). ne dröögen Proffen (wortkarg). ne wiesen Proffen (geizig). → Proppen 2
proffen, proffken (voll) stopfen. Gaase proffen (Gänse stopfen). He profft, wat he kann (stopft sich den Mund immer wieder voll).
Zs.: vull-, wegg
proffe(n)vull, pröffkesvull, proppenvull sehr voll, bis oben hin voll, vollgestopft. De Karke was proffenvull. Up Karmis was't pröffkesvull. → tebaste
Proffholt n. Holunder(strauch). → Pluffholt
Proffkaste(n) m. Füllkasten in der Baumwollspinnerei
proffken → proffen
Pröffkesfoor, -fuur n. gepreßtes Kraftfutter, Trockenfutter (in best. Form). → Schwienepröffken
pröffkesvull → proffenvull
Profiel n. Profil.
Zs.: Gewwel-
Profielbredd n. Profilbrett. → Staffbreddken
Profielhoobel m. Profilhobel (für verschiedene Arten von Profilen an Möbeln, das Messer wurde je nach Bedarf zurechtgeschliffen)
Profiet m. (Profieten) Nutzen, Gewinn, Profit. Daor häbb'ke Profieten met hat. Gudden Apptiet! Met-ääten is kinn Profiet (wenn jd. beim Essen hereinkommt, scherzh.). → uutkielen
profietlik gewinnbringend. Et was profietlik, de Arbäid anders in te deelen.
profoss, parfoss kräftig, forsch. Wat'n profoss Peerd!
Proggelhook, proggen → Pruggenhook, pruggen
Pröike, Prüüke; Prücke (Ot, Rh, Bo) f. (Pröiken) Perücke; Frisur; Haarknoten; Kopfschmuck, Haube, Mütze. Wi sett't de Bruud de Prüüke up (die Haube, → Newwelkappe). Se häff de Pröike up'n Kopp staon, as wenn se graade uut't Bedde kroppen is. Se häff de Pröike up'n End staon (die Haare zu Berge stehn). Wat häff he de Pröike staon (unordentliche Frisur). De häff em de Pröike richtig terechtesatt (Er hat ihm die Meinung gesagt).
Pröiken, Prüüken n. (Rh, Bo) Fohlen. → Füll
Pröiker m. Perückenmacher; Friseur (alt). → Scheerbaas
Pröim, pröimen, Pröimer → Prüüm, prüümen, Prüümer
Pröimänneken (Bo) Fohlen
Pröivolk → Prüttvolk
promantlik, promandig manierlich, gesittet, hoheitsvoll, ordentlich; bequem. He sett de sik promantlik vöör (z.B. an den gedeckten Tisch). De ett so promantlik (ißt manierlich).
Promäöterken n. Nachttopf
Promillewaater n. (Wes, St, Sü, Ge, Hei) alkoholisches Getränk
Prömmel m. (Prömmelken) kleines bißchen, wenig (bes. Essen). Dat was män blooß so'n Prömmel. → Krömmel
Prömmelbux(e) f. wer undeutlich, leise spricht
Prömmeler(t) m. wer undeutlich, leise spricht
prömmelig brummig
prömmeln, prömmersken murmeln, leise, undeutlich sprechen, unverständlich schimpfen. Wat prömmels (brumms) di daor weer in'n Baord? Ik will ähr nich immer detüsken prömmeln (dazwischenreden, kritisieren). He prömmerskete so wat, wat nich jeeder-een wetten soll.
prompt sofort
Pronk → Prunk
Proost Prost! Proost Nij-jaor! (beim Anstoßen der Gläser)
Proostemaoltied f. .Prost Mahlzeit!. (Ausruf, wenn es z.B. spät od. teuer wird). Et wödd ne laate (düüre) Proostemaoltied!
proosten mit den Gläsern anstoßen, bevor man trinkt
Prööwe; Proowe (Ot) f. (Prööwen) Probe. ne Prööwe nemmen (ein wenig probieren, z.B. Essen abschmecken, am Schnaps nippen). Doo mi äs ne Prööwe (Laß mich mal probieren).
prööwen 1. probieren; kosten, (ab)schmecken. Denne kann fien prööwen (Feinschmecker, → Prööwert).
2. Schnaps trinken. Se ha'n den ganzen Morgen ook all lellk eprööwt. Röir un pröiw, wo söit dat is (Rühre u. probiere, wie süß das ist; Spottvers auf die Mundart von Alstätte, wo röir usw. statt röhr, prööw, sööt gesagt wird).
Proowenoster m. (Bor) älterer Eigenbrötler
Prööwer(t) m. Feinschmecker. → prööwen.
Zs.: Fien-
Prööweschaord m. Probierscherbe (wurde zur Probe aus dem Töpferofen gezogen, vor Einführung des Segerkegels)
Proppbüsse → Proffebüsse
Proppen 1 m. (Proppen; Pröppken) Flaschenkorken, -verschluß. → Proffen 1, Stoppen.
2. gepreßtes Trockenfutter
Proppen 2 m. (Proppen) dicke Person. Wat ne Proppen van'n Käärl. → Proffen 2
proppenvull → proffenvull
propper 1. sauber, gepflegt. en propper Schöttken vöördoon. nen propper Maiken. Wann´n de Klumpe nich propper wonn´, dann sagg Mooder: Van nijs debie, Klumpe schüürn! Se wolle fröhr ook a´propper van´n (vöör´n) Dagg kommen (vom Chic der alten Tracht). → prick.
2. genau. He is de propper met (Er nimmt es genau, Bo). → seküür
Propperitäät f. Sauberkeit
Prosse f. 1. Schlamm, Morast. Wat ne Prosse up'n Hoff! → Modde.
2. Gemenge, Brei (z.B. Mischtorf). ne stiewe Prosse.
3. Schweinefressen, breiiges Essen, durcheinandergemischtes Essen. ne Prosse van Bloodbrood an Schnibbels schnedden un met Appelstückskes in de Panne
Prosse-emmer m. Abfalleimer (für Essensreste als Schweinefutter). → Farken-, Foor-emmer
Prossen m. dreckige. unordentliche Person
prossen im Dreck, Schlamm stochern, spielen, wühlen. → modden
Proßess → Prozess
Prozessweer n. best. Wetterlage im Januar: Wenn es bis 11 Uhr nicht regnet, gibt es keinen Regen mehr.
prossig dreckig, schmutzig, schlammig. ne prossigen Wegg (Dreckweg)
Prossioone → Prussioone
Prosunne → Prisuune
protesteern protestieren. Wi protesteert deteggen.
Protokollbook n. Buch mit den Statuten der Nachbarschaft. → Naaober-recht
Pröttel m. 1. wertloses Zeug, Plunder, Schutt; Durcheinander; alle Sachen zusammen. Wat'n ollen Pröttel! Schmiet den Pröttel doch wegg! Dann häs 'n Pröttel tegange! • Wi schmiet't ussen Pröttel tesaamen (wollen heiraten, → Hütte). → Bais, Geplunder, Krempel, Mussel, Plodden, Prüllen, Spill, Warks.
2. Gesindel, schlechte Leute. → Prüttvolk.
3. "Regel" der Frau
Pröttelbreew m. (Vr, St, Sü, Ge, Hei) Mahnbrief
Pröttelbüül m. Nörgler
Prötteler m. Nörgler
pröttelig mürrisch, brummig, ärgerlich. → knötterig, nöttelig, prewwelig
Pröttelkaore f. mürrische, nörgelnde od. schimpfende Person
Pröttelkopp m. schimpfende, mürrische Person
Pröttelkunte f. mürrische, schimpfende Frau
prötteln 1. brodeln, mit leisem Geräusch zu kochen beginnen. • Daor (Van't Bääden alleene) kann de Pott nich van prötteln! (z.B. vom Nichtstun, → töömig, trecken). → köckeln, wellen 2.
2. zum Kochen bringen, brutzeln. Suurmoos prötteln (Sauerkraut kochen).
3. brummen; murren, meckern, schimpfen, unzufrieden sein. an'n Kopp prötteln (schimpfen). → ääkstern, grüwweln, knöttern, nostern, prewweln
pröttken, pröttkern (Wes, Ot, Vr, St, Ge, Sü, Ra); prüttken (Vr, We, Hei, Bo) basteln, tüfteln; schnitzen; Flickarbeiten machen. Wat is he in de Köcken an't Pröttken! He is an't Pröttkern un an't Prützen. → musseln 1, pöttersken, prouen, pruggen, prützen, terechte
Pröttker(t) m. wer nörgelt, meckert, Streit sucht
prouen (Wes) basteln, tüfteln (unfachmännisch) in der Werkstatt arbeiten. → pröttken
prowesijn, profeßijn vorhersagen. He häff prowesijt, dat't ne mooien Sommer giff. → vöörheer, waorsäggen
Prowinzbuss, -busk m. Wald im Besitz des Landschaftsverbandes (als Rechtsnachfolger der Provinz Westfalen)
Prowinzgrund m. Grund im Besitz der Provinz
Prowinzholt n. Holz aus den Waldungen der Provinz
Prozess; Proßess (Bo) m. Prozeß. → Ringelduuwe
prozessen, prozesseern prozessieren, einen Prozeß führen. • Wenn de Buur üm de Koh prozesst, dann melkt se de Advekaot. • He is noch met de Gaanse an't Prozessen: He weet noch nich, of he Fäärn an'n Baord krigg of Haor (Ra). • Teggen rieke Löö prozessen un teggen de Wind an pissen (pinkeln), dat krigg ih immer an de Buxe. • Teggen den Wind pinkeln un teggen de Häärens (rieke Herrn, 'n Käiser, de Graof) prozessen, geht di ümschlieks an de Buxe (dat flögg di alltied (meerstieds) an de Buxe) (Gegen einflußreiche Leute ist man ziemlich machtlos).
prück → prick
Prücke → Pröike
Prüeerholt n. Bruyèreholz (Wurzelholz der Baumheide; Holz für Pfeifen). → Holtpiepe, Wäikselholt
Pruggehook → Pruggenhook
Pruggekaamer f. (Vr, St, Sü, Hei) kleine Werkstatt, in der man basteln, tüfteln kann
pruggen, prüggen, proggen (Wes, Vr, Sü, Hei, Rae) basteln, vor sich hin arbeiten, tüfteln; sich zu schaffen machen. → pröttken
Prugge(n)hook, Proggelhook m. (Vr, St, Sü, Hei) kleine Werkstatt. → Pluggehook, Pruggekaamer
Prüllen (Pl.) alte, wertlose Sachen, Plunder; allerlei Gelump, "Siebensachen". → Plodden, Wüllen
Prüllenkraom m. wertloses Zeug
Prüllenmarkt m'n. Krammarkt, Textilmarkt, z.B. am Kirmesmontag. → Kraom-, Ploddenmarkt
Prüllerij f. Durcheinander (unordentliche Sachen)
Prunk, Pronk m. Prunk, Angeberei, vornehmes Getue. Wat ha'en de ne Prunk in't Huus! Wat was daor ne Prunk! (Aufwand). → Ammeloe, Strunt
Prunker m. Prasser; Angeber. Ne Schlackerer kann mähr verschlackern as ne Prunker verprunken kann (Ein Schlampiger kann mehr verkommen lassen als ein Prasser verprassen kann).
Prunkstatt m. Angeber, z.B. elegante Frau. Bääter ne Prunkstatt as ne Schlackerbast! (Besser eine übertrieben feine als eine schlampige Frau, St).
Prussioon(e), Prossioone f. (Bo) Umzug, Prozession. Groote Prussioone (Feldprozession). Se gongen in Prussioonen nao't Vääne (scharenweise). → Epe, Ümgang.
Zs.: Appel-, Bidd-, Brand-, Foot-, Froonlieknams-, Gardienen-, Haagel-, Marie-en-, Muddergotts-, Palm(sunndaggs)-, Radd-, Schutzengel-
Prussioons-, auch: Prossioons-
Prussioonsdooden m. (Vr, St, Sü) Verstorbener, der in einer Prozession zum Friedhof gebracht wird
Prussioonskoffie m. schlichter Kaffee.
Zs.: Kääweler
Prussiooskruud n. Prachtspiere (Sommerblume)
Prussioonswegg m. Prozessionsweg (für die große Feldprozession)
Prusunne, Prusuune → Prisuune
Prütt m. 1. wertlose Sachen; wertlose Arbeit. → Prüllen.
2. Kaffeesatz. Den Prütt häff graade dat Geld kost (wenn jd. über Kaffeesatz in der Tasse klagt).
3. Gesindel, Pack. → Jannaagel, Prüttvolk.
Zs.: Koffie(bohnen)-
Prüttgatt → Prüttkegatt
Prüttg(e)räi n. wertloses Zeug, schlechte Sachen
Prüttke-äärs m. langsame, schwerfällige Person
Prütt(ke)gatt n. langsame, schwerfällige, ruhige Person (z.B. Kind, das trödelt)
prüttken → pröttken
Prüttköppken in der Tasse aufgegossener Kaffee
Prüttlippe f. Schmollmund. → Schlaotlippe
Prüttmähre, -mehre f. wertloses Pferd (z.B. lahm, alt)
Prüttvolk, Pröivolk n. Gesindel, Pack. → Gesocks, Struntvolk, toloopen, ünderste
Prüttwaater n. schlechter Kaffee (scherzh.)
Prütz m. (Vr, St, Sü, Rae) Tüftelei, Bastelei. Dat is 'n heelen Prütz (z.B. von schwieriger Reparatur).
Prützding(en) n. wertloses Ding
prützen (Vr, St). prutzen (Bo) basteln, tüfteln; unfachmännisch reparieren, flicken. → pröttken
Prützerij f. langweilige, sinnlose Arbeit
Prüügel m. (Prüügels) verwachsener Baum.
Zs.: Sünnen-, Wall-
Prüüke, Prüüken → Pröike, Pröiken
Prüüm; Pröim (Ge, Ra, Hei, Rae, Rh). Pröime (Bo) m. (Prüümen; Prüümken) Priem, Prise Kautabak. in'n hollen Tand 'n Stücksken Prüüm (Mittel gegen Zahnschmerzen bei Männern, Betäubung). He häff 'n gudden Prüüm achter de Kiewe (priemt, kaut Tabak). • Dat is 'n Prüüm, daor könn ih noch lange schwatt van spijen (ein dicker Brocken, schwer zu verdauen). van'n Pröim spijen (verärgert sein; die Meinung sagen). → Waater
Prüüm- auch: Pröim-
Prüümdööse, -doose f. Kautabakdose
Pruume f. (Pruumen; Prüümken) Pflaume, Zwetsche. • Tiedliks ne Pruume, häff män lange wat van'n Pund (häs länger wat an'n Pund, → Fiege) (Ermahnung zur Sparsamkeit, St). • Well bi de Appel geht, geht ook bi de Pruumen. → Ries m.
Zs.: Äier-, Back-, gebackene, gedröögte, Inmaaks-, Moos-, Schleh-, Viktooria-, Waater-, Wichter-, wilde, Winter-
Prüümel m. (Prüümels; Prüümelken) (Hei) kleinliche, spießige Person
pruumen; prüümen (Ot, Vr, Ge). pröimen (St, Sü, Bor, Ra, Hei, Bo) priemen, Tabak kauen (Früher priemten fast alle Männer; Bauern priemten trockenen Tabak, andere fertig aufgerollten Kautabak. Der beißende Saft half gegen Zahnschmerzen. In den meisten Häusern standen Spucknäpfe). → stiften 4
Pruumenboom m. Pflaumenbaum. He lött sik (nich) üm'n Pruumenboom leenen (harümleenen, leggen) (Er läßt sich (nicht) anschmieren, betrügen, hintergehen).
Pruumen(boom)holt n. Holz des Pflaumenbaums (Material des Schreiners, Furnierholz)
Pruumenbuur m. Besitzer eines kleinen Hofes (→ Pruumenkötter), in Ortsneckereien. → Asbeck, Wennewick
Pruumendrööger m. Pflaumendarre → Hotte f.
Pruumenholt → Pruumenboomholt
Pruumenjaor n. Jahr mit reicher Pflaumenernte
Pruumenkompott n. Pflaumenkompott
Pruumenkooke(n), -kook m. Pflaumenkuchen
Pruumenkotten m. kleiner Bauernhof. → Inwönnerskotten
Pruumenkötter m. Besitzer eines kleinen Hofes (mußte zusätzlich Arbeit annehmen). Dat wann. män so Pruumenkötters ("kleine Leute").
Pruumenmarmelaade f. Pflaumenmarmelade
Pruumenmoos n. Zwetschenmus (als Brotaufstrich). → uutschlaagen
Pruumenpann(e)kooke(n) m. Pflaumenpfannkuchen (Weizenpfannkuchen mit eingebackenen Pflaumenhälften, mit Zucker bestreut)
Pruumenpott m. -pöttken Topf zum Einmachen von Pflaumen. → Inmaakspott
Pruumensteen m. Kern, Stein der Pflaume
Pruumentied f. Zeit, wenn die Pflaumen reif sind (September- Oktober)
Pruumenwäide f. Obstgarten, Weide mit Pflaumenbäumen
Prüümer(t); Pröimer (Ge, Hei, Rae, Rh) m. 1. wer Tabak kaut.
2. unangenehme Person; Schalk. ne dröögen Prüümert (wortkarg).
Zs.: Drööge-
Prüümkespapp m. Milchsuppe mit Rosinen
Prüümkespott → Prüümtebakspott
Prüümkes-stuute(n) m. Korinthenbrot
Prüümtabak, -tebak m. Kautabak. → Stift
Prüümtabakspott, Prüümkespott m. Steinzeugtopf für Kautabak. → Tabakspott
prüüß, prüüßens 1. preußisch. prüüß blöien (in den preußischen Farben: schwarz u. weiß). prüüß Spoor (Spurweite für Karren von 136,5 cm, → holländsk).
2. zehenweit, mit den Zehen nach außen, xbeinig (wie ein preußischer Soldat steht). He häff de Beene prüüßens under staon. De lichten Peerde gingen gäärne lück prüüß. → teckeln, uutneene
Prüüße m. (Prüüßen) Preuße. He is bi de Prüüßen (beim Militär). Daomaols kamm de Prüüße hier. De Prüüßen bünt so söönig, daor kaas met de Fietse van eene Korinte nao de andere föhrn (sagten die Holländer vom Korinthenbrot in Deutschland).
pruußen → pruusten
prüüßens → prüüß
pruusten, pruußen prusten; niesen; schnauben (vom Pferd). → rood
Psalm m. (Psalmen; Psälmken) 1. Psalm.
2. langweiliges Gerede
psalmen langweilig reden
Puche- auch: Puchte-
Puchebaas m. Angeber
Puchebröör, -brüür m. Angeber
Puchebüül m. Angeber
Puchebüülerij f. Angeberei, Prahlerei
Puchemöi f. Frau, die gern prahlt
puchen. puchten (Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) loben; angeben, prahlen. Se pucht de nich hatt up (Man lobt es nicht besonders, mag es nicht leiden). Et kann kien Puchen lieden (Es ist nicht besonders, hat kein Lob verdient). Wo geht't? (Antwort:) Puchen kann't nich lieden (nicht besonders). → Bäärnken-van-Gaolen, Kunst f., Nood, praolen
puchenswäärd lobenswert
Pucher. Puchter (Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) m. Angeber, Prahler. • Puchers häbbt kien Brood, un Kraakers (Kläägers, Stönners) häbbt kien Nood (Mißtrauen gegen jd., der viel prahlt od. klagt, Bor). Puchers un Blaosers (Praolers) bünt unsen leewen Häär siene Mattelaars (von Leuten, die sich vergeblich anstrengen, sich etw. vormachen, Ge, Ra). → Bläöser, Stönner, Strunzer, Windmääker
Puchetante f. Angeberin
puchig (Wes, St, Sü, Ge, Ra). puchtig (Rae) angeberisch
Puchte-, puchten, Puchter, puchtig → Puche-, puchen, Pucher, puchig
pück → püük
Pucke f. (Pucken; Pücksken) 1. kleiner Sack, z.B. für Backmehl). en Pücksken Mähl (ein Beutel voll, eine Portion). He bregg ne Pucke Mähl nao'n Bäcker. → Püngel.
2. Windelpaket für Säuglinge; Taufgarnitur. dat Kind in de Pucke maaken. → Packe, pucken, Steckband, Wand n., Wickel
Puckel, Buckel m. (Puckels; Pückelken) Rücken, Schultern; Buckel; kleiner Hügel. Ik häbb den Puckel natt kreggen (bin naß geworden). He krigg ne Puckel vull Schlääge. He häff 'n Puckel vull Schulden. Dat Wark (Warken) is föör de Dummen un 'n Puckel föör de Krummen. He häff all 'n paar Jäörkes up'n Puckel (ist schon älter). Immer sachte met de jungen Peerde, spann den Ollen maor an, den häff den Puckel doch a. krumm (wenn der Sohn nicht bei der Arbeit helfen will, → allreeds). → Buuk, dicke, jöcken, Kriegskasse, Tasse, Uutstüür.
Zs.: Katten-, Schwiene-, Ssucker-
puckelig buckelig, uneben. Nu bün ik de ganze puckelige Verwandtschup weer quiet (nach dem Fest, scherzh.). → poopelig
Puckelmänneken 1. buckeliges Männlein.
2.Windaufsatz auf dem Schornstein. → Schosteengeck
puckeln schleppen, schwer tragen (auf dem Rücken); einen Sack auf den Rücken schwingen. Daor mutt he nucks an puckeln (z.B. an Schulden, an einem Schicksalsschlag, Ra). → püngeln
Puckel-staon sich als "Räuberleiter" benutzen lassen. → buckstaon
pucken Säugling in Tücher einschlagen (mit Mullwindeln, Baumwollu. Moltontuch fest einwickeln)
Puck-kind n. Windelkind, Wickelkind, Säugling
Pudding m. Pudding, süße Nachspeise (war letzter Gang des Hochzeitsessens, → Bruudlachts-ääten). Dann giff't Pudding in de Ruuse (ein Durcheinander).
Zs.: Grießmähl(s)-
Puddingsaft m. Saftkonzentrat aus Beeren (unverdünnt zum Pudding). → Saftwaater
Pudding(s)papp m. dünner Vanillepudding od. Brei aus Sago (oft mit Eischnee, gab es z.B. am Karfreitag zusammen mit Ölgebäck)
Puddings-ssapp m. Puddingsaft
Puff m. (Puffs) Stoß, Puff. → Knuff, Stötte
puff 1. puff! (Geräusch z.B. beim Schießen).
2. Ausruf beim Fangenspielen, wenn jd. gefangen hat
Puffbohne f. dicke Bohne. → Peerdebohne
puffen stoßen, puffen
Puffer m., Püfferken best. Ölgebäck (für Karfreitag). → Balleböisken, Erpel-, Olliekrabben, Riewepannekooken.
Zs.: Bookwäiten-, Nij-jaors-, Ollie-
Püfferkes-ieser, -n n. pfannenartiges Gerät mit Vertiefungen zum Backen von Ölgebäck. → Balleböiskespanne
Püfferkespanne f. pfannenartiges Gerät zum Backen von Ölgebäck
puffig locker, mit Hohlräumen. Van te vull Plaggen wödd dat Land te puffig (Wasser versickert, Gewächs vertrocknet).
Puffmoue f. weiter Ärmel (z.B. an Ärmelschürze). → Schinkenmoue
Puffstuute(n) m. holländisches Weißbrot (wenig sättigend; man kann es zusammendrücken.)
Pugge f. (St, Sü, Ge, Bor, Hei, Rae); Pugge n. (Rh, Bo) (Puggen; Püggsken) Ferkel; Schwein. • Scheer du nich de Puggen un laot de andern de Schaope (wer sich für geringen Lohn plagt u. andern einträglichere Arbeit überläßt, Bor). → Blaag, Borken, Häärgott, Killefietken, Kodde, Lankern, Schwien.
Zs.: Mäste-, Mett-, Schlacht-
Puggenbäär, -beer m. verschnittener Eber
Puggenback m. Schweinetrog
Puggenbeen n. Schweinebein, -pfote
Puggenbeenken (Rh, Bo) Schwertlilie, Iris. → Löösbloome
Puggenblaose f. Schweineblase
Puggenbunge f. Transportkasten für Schweine
Puggendraod m. Draht für Schweinegehege
Puggendudd(en) m. (Rae) Kelle für Schweinefressen. → Farkendudden
Puggendullkruud n. Bilsenkraut
Puggen-er(ap)pel f. Schweinekartoffel (kleine, beschädigte od. grüne Kartoffeln, die beim Sortieren auffallen u. gekocht als Schweinefutter verwendet werden)
Puggen-fangen Hilfe bei der Geburt der Ferkel. Denne is ook nich gudd to't Puggen-fangen (O-Beine).
Puggenfänger m. 1. wer beim Ferkeln hilft.
2. krummbeinige, Obeinige Person (iron.). → Farkenbeen
Puggenfett n. Schweinefett
Puggenfleeger m. Papierdrachen für kleine Kinder (abw.)
Puggenflees, -fleesk n. Schweinefleisch
Puggenfuur n. Schweinefutter
Puggenhaor n. Schweineborste. → Strübbe
Puggenhuus n. Schweinehaus
Puggenjunge m. Schweinehirt
Puggenkaste(n) m. Kasten zum Transportieren von Schweinen
Puggen(kar)tuffel f. Schweinekartoffel. → Puggen-erappel
Puggenklamme(r) f. Nasenklammer für Schweine
Puggenkopp m. Schweinekopf. → halwen Kopp
Puggenköttel m. Schweinekot
Puggenkoue f. Transportbehälter für Schweine
Puggenkunte f. Hinterteil des Schweines. en Stück van ne Puggenkunte (Schinken, scherzh.)
Puggenküümen, -küüwen n. Gefäß für das gekochte Scheinefutter
Puggenleer, -läär n. Schweinsleder
Puggenloop m. Auslauf für Schweine. → Puggen-uutloop
Puggenlui m. (St) Schweineknecht
Puggenmästerij f. Schweinemast
Puggenmest, -mess m. Schweinemist (gilt als wertlos)
Puggenmiege f. Schweinejauche, -urin
Puggenpöötken Eisbein. → Schwienepoote
Puggenpott m. Schweinetopf, Kessel zum Kochen von Viehfutter (bes. für Schweinekartoffeln). → Venüüspott
Puggenschiete f. Kot vom Schwein
Puggenschlächter, -schlachter m. Hausschlachter
Puggenschmolt n. Schweineschmalz
Puggenschott n. Schweinestall
Puggenschnuute f. Schweineschnauze
Puggenspieker m'n. Schweinehaus, eigenes Gebäude mit Schweineställen (wegen des Gestanks). → Farken-, Kodden-, Schwienehuus
Puggenstall m. Schweinestall
Puggenstatt m., -stättken Schweineschwänzchen
Puggenstrübbe, -strubbe f. Schweineborste (wurde für Pinsel u. Bürsten verwendet)
Puggensump m. Behälter für Schweinefressen
Puggentrogg m. Schweinetrog
Puggentuffel → Puggenkartuffel
Puggentuun m. Schweineauslauf
Puggen-uutloop, -uutlööper m. Schweineauslauf zum Wühlen u. Suhlen
Puggen-wahrn wachen, wenn die Sau ferkelt. → Schwiene-fangen
Puggenwäide f. Schweineweide
puh Ausruf der Verwunderung, des Abscheus. Puh, wat'n Räägen!
Pulle f. (Pullen; Pülleken) Flasche. en Pülleken Fuusel of Beer. He is an de Pulle (ist ein Trinker) → Fläske, schieten, schmeern, Titte, to.
Zs.: Anstands-, Fuusel-, Kinder-, Korw-, Medzien(s)-, Melk-, Schnaps-, Suur-, Waater-, Wijwaater(s)-
Pullebeenken nacktes Beinchen vom Kleinkind (Kinderspr.)
Pullefatt n. Badewanne (Kinderspr.)
pülleken trinken; sich betrinken
pulle-pulle Geräusch von plätscherndem Wasser (Kinderspr.). pullepulle maaken (plantschen, baden)
Pullewanne f. Badewanne, Plantschbecken (Kinderspr.)
Puls, Püls m. (Pulse) Stößer, Stampfer, z.B. in der Butterkirne (mit durchlöchertem Brett, wurde auf- u. niederbewegt beim Kirnen). → Botterfatt, Pulsker.
Zs.: Botter-, Kaarne-
Püls m. 1. kleiner Rest (z.B. von Flüssigkeit). ne Püls Waater. Daor is män 'n Püls mähr in (nur noch sehr wenig). Moss sehn, dat an de Bloomen ne gudden Püls dran bliff (daß an der Setzpflanze genug Erde, Wurzelballen bleibt). → Schlacks 2.
2. Standfläche (eines Gefäßes). ne Püls under ´n Kümmeken. → Stand
pulsken, pülsken, pulßen 1. stoßen (z.B. beim Kirnen).
2. plantschen, Wasser mit Armen u. Beinen in Bewegung bringen, etw. ins Wasser fallend aufspritzen lassen. de Fiske pulsken (die Fische aufscheuchen, um sie zu fangen). → flatsken, palsken, tossen
Pulsker. Pulßer (Rh, Bo) m. 1. Stößer in der Kirne. → Puls.
2. Stock zum Aufwirbeln des Wassers beim Fischen. met'n Pulskert in de Kribben stooten bi't Fisken met'n Nett. → Pulskestock.
3. Treiber beim Fischen, der das Wasser aufwirbelt zum Greifen der Fische. de Pulskers in de Bääke. → Tosser
Pulskestock m. Stock, mit dem das Wasser an den Uferböschungen aufgewirbelt wurde, um Fische ins Netz zu treiben. → Fiskestaff, Stööter
Pulßäi → Polßäi
pulßen, Pulßer → pulsken, Pulsker
Puls-schlagg m. Pulsschlag. den Puls-schlagg föhlen
Pulster n. Polster
Pulswörmer m. Pulswärmer
Pult n. (Pulte) Pult.
Zs.: Lääse-, Schriew-
Pultdack n. Pultdach
Pulwer n. (Pulwers; Pülwerken) Pulver, bes. Schießpulver. Denne is noch kinne Schötte Pulwer wäärd. Et brennt as Pulwer (brennt sehr gut, wie Zunder). .n Pülwerken (Medizin). met Pulwer uutbraanen (Klauenkrankheit behandeln). → erfinden, Kruud.
Zs.: Back-, Juck-, Motten-, Scheet-, Seepen-, Tand-, Wask-
Pulwerdamp m. Pulverdampf
pulwerdröög(e) sehr trocken, ganz trocken
Pulwerfatt n. Pulverfaß. Wat is dat doch 'n Pulwerfatt (ist brenzlich, riskant).
Pulwerholt n. Holz des Faulbaumes. → Spraakelholt
Pulwerkopp m. behäbiger, ruhiger Mensch (im Ggs. zu → Bruusekopp)
Pulwerschnee m. Pulverschnee
Pulzai → Polßäi
Pummel m. (Pümmels; Pümmelken) dicke, rundliche Person. ne gooden dicken Pummel. 'n kläin Pümmelken (kleinwüchsige, untersetzte Person)
Pümmel m. (Pümmels) Klöppel in der Glocke. → Klöppel
pummelig, pümmelig rundlich, dicklich
Pump m. Geborgtes. up Pump lääwen (von geliehenem Geld leben)
Pumpbux(e) f. weite Hose, Pumphose (städtische Herrenmode in den 20er Jahren)
Pumpe f. (Pumpen) Pumpe; Wasserpumpe, Saugpumpe. morgens nao de Pumpe to't Wasken.
Zs.: Aale-, Dübbel-, Jauche-, Kopper-, Ollie-, Ramm-, Schlott-, Waater-
Pümpelbüsse f. Gerät zum Wasser suchen; Rohr mit unterer Klappe, die nach innen aufgeht und sich schließt wenn das Rohr mit Sand gefüllt ist und angehoben wird.
Pümpeler(t) m. wer Flüssigkeit verschüttet, vorbeigießt (z.B. beim Einschenken)
Pümpelmeese f. zittrige Person
pümpeln 1. Flüssigkeit verschütten. Pümpel nich so met dien Glass! He pümpelt den Koffie uut't Kümmeken. → plempern, schlaatern, spöitern.
2. trinken.
3. kirnen.
Zs.: wegg-
Pümpelwaater n. verschüttetes od. schmutziges Wasser. Soss Bier drinken un nich dat olle Pümpelwaater (von Mineralwasser).
pumpen 1. Wasser pumpen, Wasserpumpe bedienen.
2. hebeln, den Hebel z.B. beim Aufladen von Bäumen auf- u. niederbewegen.
3. (Geld) leihen. Kaas mi ääben tien Mark pumpen?
Pumpenbladd n. (Ot, Vr, St, Ge, Rae) Rote Pestwurz (Pflanze an nassen Stellen). → Kuckucksbloome, wilden Rabarber
Pumpengeld n. (Bo) Unkosten od. Beitrag der Nachbarschaft zur Gemeinschaftspumpe
Pumpenhalsmaaker, -määker m. Installateur
Pumpenkraan m. Kran zum Öffnen der Pumpe, Wasserhahn. → Waaterkraan
Pumpenmester m. wer für die Pumpe in der Nachbarschaft sorgte (mußte sie z.B. winterfest machen)
Pumpenrohr, -röhr, -rühr n. Pumpenrohr
Pumpenschläägel, -schleggel m. Pumpenschwengel, Griff der Pumpe. An de ollen Pumpenschläägels satt under ne dicken Knoop an.
Pumpenschlott n. Ventil der Saugpumpe, Teil des Pumpenkolbens (war aus Erlenholz, wurde im Winter herausgenommen)
Pumpenschwengel m. 1. Pumpenschwengel. De Pigge wodde hoogestocken, dann konn se sik hangen laoten an den Pumpenschwengel. Et geht immer up un daale, sä. de Kräie, daor satt se up'n Pumpenschwengel (St).
2. Griff am Hebel (z.B. zum Aufladen von Bäumen; daran wurde nach oben bzw. nach unten gedrückt). → Hosse, Kracke 1
Pumpensteen m. Wasserbecken unter der Pumpe (ursprünglich ein Naturstein, später Terrazzo). → Gottensteen
Pumpensüüger m. Kolben u. Ventil der Saugpumpe
Pumpensüügerstange f. Stange des Saugpumpenventils
Pumpernickel n. Pumpernickel (mod.). → Brood, Schwattbrood
Pump-peer(e), Pundpeer(e) f. Birnensorte (bauchig, grün, süß, zum Einmachen geeignet). → Wienpeere
Pumpwottel f. (St, Sü, Ge, Ra, Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) frühe, wohlschmeckende Möhre
Pund n. (Punde; Pündken) Pfund. een Pund Koffie. ne Waagen-asse van neggenzig Pund. bi Punde haalen (koopen) (abgewogen, "von der Waage" kaufen). He häff de Punde nich van nix (nich van de Wind anewäit). • Jeedet Pündeken geht döör't Mündeken (vom Dickwerden). Du häs noch 'n gudd Pund in de Buxe (bist stabil, stark, schwer, Ge). ne Käärl as 'n Pund Woste. De häff kinn Pund te vull (mager). Dat häff Punde anebrach (hat sich gelohnt). Dat häff noch Punde in't Gatt (wenn etw. schwer ist). De häff wall siene Punde (dick). • Dat is kinn Pund Suurmoos (nicht so billig). Se is noch kinn Pund egröit (hat noch nichts zugenommen). Pund up Pund (beim Kochen od. Backen: alle Zutaten zu gleichen Teilen). → gasken, Glück, Grosken, Pruume, Spint 1, wäärd, Zentner.
Zs.: Halw-, Stüww(e)-, Tien-
Pundbeere → Pumpbeere
Pünder, Pünner m. Gewicht (z.B. der Waage, an der Häckselmaschine, am Webstuhl, an der Uhr). ne Klocke met twee Pünders (Ortsneckerei auf Bo, → Werth). → Gewichts-steen.
Zs.: Dree-, Klocken-, Tien-, Uhr-
Pünderhääwel, -bel m. Bremshebel am mechanischen Webstuhl
pündern (Bo) wiegen, das Gewicht schätzen durch Hochheben; lasten (z.B. von dickem Holz)
Pundsteen m. Gewichtstein von einem Pfund
Pundstück n. Gewichtstück von einem Pfund
Punds-tuute(n) m. Tüte für ein Pfund. nen Punds-tuuten Tebak
pund(s)wiese pfundweise. → uutpunden
Püngel m. (Püngel; Püngelken) Beutel, Sack; in einem Sack aufbewahrte Menge, Traglast, Quantum. ne Püngel Rogge nao de Mölle brengen. met ne Püngel Saod nao de Mölle gaon (best. Maß, kleiner Sack voll, den man am Stock schultern konnte). met 'n Püngel up'n Nacken (Hausierer zogen mit einem Bündel voll Kleinkram über Land, auch beim Schmuggeln, → Packen). ne dicken (mooien) Püngel (dicke Person). → Büngel, Packen, Pucke.
Zs.: Ende-, Heggen-, Köcken-, Uhr-
Püngel "Schaukel" → Büngel
püngeln schleppen, schwer tragen (z.B. Säcke zur Mühle). → puckeln
Punkt m. (Punkte; Pünktsken) Punkt. Punkt twelw Ühr was't alle (war Schluß, z.B. bei einem Fest, → Klocke). Nu maak ne Punkt! (Jetzt reicht's).
Zs.: Dräi-, Gaobel-
Pünte 1 f. (Pünten; Püntken) (Vr, St, Sü, Ge) 1. Punkt. ne Pünte maaken (den Punkt der Kleider- od. Lebensmittelkarte markieren).
2. Spitze. De Pünte van de Naole is afbrocken.
3. tiefe Stelle im Fluß.
4. spitz zulaufender Kahn, bes. auf der Berkel.
Zs.: Naodel-
Pünte 2 f. (Pünten) Taufstein. öwwer de Pünte hollen (taufen). → Fünte
Puorte, Puorte-, püörtken → Paorte, Paorte-, päörtken
Puppe f. (Puppen; Püppken) 1. Puppe. de Puppen danßen laoten. Nu häs de Puppen an't Danßen (Nun ist der Streit da). Püppken (hübsche, nette Person; Spielfigur, -stein).
2. Garbe. de Puppen binden met'n Kottband. → Gaste 1.
3. in der Wendg. bes in de Puppen schlaopen (sehr lange schlafen).
Zs.: Haawer-, Karmis-, Plodden-, Poschläin-, Roggen-, Ssucker-, Uutschnie(de)-
Puppenband n. Band zum Binden von Garben. → Stuukband
Puppenbedde n. Puppenbett
Puppeng(e)räi n. Puppensachen
Puppenhuus n. Puppenhaus, Puppenstube
Puppenkaste f. Puppenschrank
Puppenkleedken Puppenkleid
Puppenkraom m. Puppensachen
puppenlicht(e) sehr leicht, einfach. → kinderlichte
puppenlustig sehr vergnügt, quicklebendig. → quickfideel
Puppenspöll n. Puppenspiel
Puppenspöller m. Puppenspieler
Puppenspöllerij f. Puppenspiel
Puppenstiene f. feine Person. so fien as Puppenstiene (sehr fein, bewundernd)
Puppenstommen, -stowwen m. Puppenstube
Puppenwaage(n) m. Puppenwagen
Puppenweel n. (Ot, Vr, Sü, Ge, Ra, Hei, Rae) Spinnradtyp. → Wipperken
puppig zierlich, sehr leicht gebaut. • De puppigsten Froulöö gefft de schlackerigsten Wiewer (die zierlichsten Frauen werden die unordentlichsten Ehefrauen, Rh).
purk (Vr) in der Wendg. Wi maakt dat purk in de Ruuse (nicht gründlich, oberflächlich).
Purte, Purte-, purten → Paorte, Paorte-, paorten
Puschlain → Poschläin
puss-af (Bo) erschöpft. Nao dat Holt-uplaan wassen wi ganz pussaf.
pusseern poussieren, flirten
Pusseerläppken Ziertaschentuch vorne in der oberen Außentasche des Herrenjacketts. → Strunzdook
Pusseerschöttken Zierschürze. → Zierschöttken
Pusselboom m. (Vr) Purzelbaum. → Koppsdebolter
pusselig 1. dicklich, rundlich. → pummelig.
2. bummelnd (von best. Gangart). He häff ne pusseligen Gang.
Pussemuckel → Poosemuckel
pussen hin- u. herbewegen, schwingen, schaukeln. → schutsken, weegen
pusse-passe im Kindervers: Pusse-passe, kotte Jasse, lange Baord, löpp Pusspass so met faort (auf dem Schoß wiegend gesungen). He geht so pusse-passe (gehbehindert durch Hüftleiden)
pussepassen hin- u. herrennen; hin- u. herwiegen (auf den Knien). → püüseken
pussjankeln (St, Sü, Ge, Bor) stöhnen, klagen
Pusspass → pusse-passe
Putt m. (Bo) in der Wendg. in'n Putt gaon (schwächer, geringer werden). → putterig
Pütt m. Pütte f. (Bor, Hei, Rae, Rh, Bo) (Pütten; Püttken) gemauerter Brunnen. dat Waater met'n Emmer uut'n Pütt haalen. Se häbbt kinn Waater mehr in de Pütte. Dat Kind kümp uut'n Pütt, un dat Kalw kümp uut de Bääke (uut'n Kolk, Suupkolk), dat is ja noch ganz natt (Erklärung der Geburt für Kinder). • Dat is ne schlechten Pütt, wao män dat Waater in dräägen mutt (Ra). Wenn de Pütte (dat Gottengatt, dat Hüüsken) stinkt, giff't Räägen. • Wenn 't Kind verdrunken is, wödd de Pütt todeckt. Wenn 't Kind in de Pütte follen is, wödd he tomaakt (wenn das Unglück passiert ist; durch Schaden wird man klug). Uut´n löögen Pütt is schwaor Waater scheppen (unmögliches Vorhaben). → uutschlaon.
Zs.: Boom-, Kollen-, Spais-, Treck-, Waater-
Pütt-appel m. Apfelsorte (gelb, früh, hell)
Püttboom m. Schwenkhebel am Ziehbrunnen
Püttdeckel m. Brunnendeckel
Pütte → Pütt
pütten aus dem Brunnen schöpfen. Gao sitten, Koffie (Waater) kockt forts, ääben pütten. Ik häbb de Koffie so fäärig, blooß noch ääben pütten (zu Besuch, scherzh.).
Pütten-emmer m. Brunneneimer
Pütt(en)haaken, -haok(en) m. eiserner Haken für den Eimer am Hebel des Ziehbrunnens
Püttenhaspel f. Brunnenaufbau mit Winde, Rolle mit Kette u. Kurbel
Püttenland n. oberster Brunnenring (oberirdisch, aus Sandstein, Ziegelstein, Brettern od. Torf)
Püttenmester m. Amt in der Nachbarschaft. → Pumpmester
Püttenpost, -poss m. Teil des Hebels am Ziehbrunnen, gabelförmiger Pfosten, in dem sich der Hebel des Ziehbrunnens dreht. → Püttenwippe
Püttenrand m. Brunnenrand
Püttenring m. Brunnenring. → verblijen
Püttenrohr, -röhr, -rühr n. Brunnenrohr
Püttenscheere f. Teil des Hebels am Ziehbrunnen. → Püttenpost, - wippe
Pütt(en)schwengel m. Hebebaum des Ziehbrunnens (Daran ist der Haken befestigt, mit dem der Eimer nach oben gezogen wird.)
Pütt(en)staaken m. Hebebaum des Ziehbrunnens, mit dem der Eimer nach oben gezogen wird. → Püttenschwengel
Püttensteen m. Brunnenziegel (trapezförmiger Sandstein, Ziegelstein zum Mauern von Brunnenringen). Gao daomet nao'n Püttensteen (wenn das Messer nicht mehr scharf war, Ra).
Pütt(en)suus, -wennsuus(e) f. (Wes, Bor, Rae) Hebel am Ziehbrunnen, mit dem der Eimer nach oben gezogen wird. → Püttenschwengel
Pütt(en)wippe f. Hebel am Ziehbrunnen, mit dem der Eimer nach oben gezogen wird. → Holtwippe, Treckpütt
putterig, puttkig schwächlich, zurückgeblieben in der Entwicklung. ne putterige Katte. → Putt, spüttrig
Pütterken, Pitterken n. 1. kleines Tier, kleines Kind; winzige Person. → Puute.
2. Distelfink. → Dießelfink, Petitt.
Zs.: Heggen-
Pütthaaken → Püttenhaaken
puttken, püttken, puttkern langsam gehen, laufenlernen (von Kleinkindern); stapfen, stiefeln. Dat Kind föng an te puttken (Ra). Laot't män puttken (Nur zu, laß die Sache nur laufen). → pattken
püttkern, püttken sabbeln; bechern. → pööseln
puttkewarm (Ge) mollig warm. → faske-, tuttkewarm
puttkig → putterig
putt-putt Lockruf für Enten od. Hühner. → piele-piele
Puttsack m. kleiner pummeliger Junge, der gerade laufen kann. so ne Puttsack van ne Junge. → Dicksack
Püttschwengel, -staaken, -suus, -wippe → Püttenschwengel, - staaken, -suus, -wippe
Putz 1 m. Verputz am Mauerwerk. up'n Putz houen ("auf den Putz hauen", auftrumpfen).
Zs.: Beesen-, Binnen-, Buuten-, Fien-, Kalk-, Kellen-, Keller-, Lehm-, Rapp-, Rou-, Schlämm-, Spalierlatten-, Sprütz-, Ssement-, Truufel-
Putz 2, Putze m. (Putzen) Schutzmann, Polizist. Wenn de Putz kümp, moss du weggloopen. → Polinte
Putzbahn(e) f. Mörtelbahn; Speisbahn (senkrecht od. waagerecht). → Spaisbahne, -wanne
Putzbredd n. Werkzeug zum Verputzen von Mauerwerk. Spais uptrecken met'n Putzbredd. → Holtbredd
Putze f. (Putzen) (Bo) spaßige Erzählung. → Döönken
Putze .Schutzmann. → Putz 2
putzen 1. verputzen (Mauerwerk mit Mörtel).
2. reinigen, putzen. Peerde putzen (striegeln). Schoh putzen. Putzen döör'n Hals, dat helpt bääter (Gutes Futter ist wichtiger als Pferdepflege). → Backe, Plaate.
Zs.: wegg-
Putzfimmel m. übertriebene Sauberkeit, Reinlichkeit
Putzfrou f. Putzfrau
Putzhaaken, -haok(en) m. Gerät des Maurers zum Verputzen der Wände
Putzhoobel m. Feinhobel (zum feinen Nacharbeiten, Nachglätten). → Platthoobel
Putzhook m. Schmutzecke, Winkel, den man schlecht putzen kann. → Dreckhook
putzig (Bo) spaßig, drollig
Putzlatte f. Hilfe beim Verputzen, Richtlatte
Putzleere f. Richtlatte, Putzstreifen an der Wand als Hilfe beim Verputzen, als Richtmaß für zweilagigen Wandputz. → Putz-, Richtlatte
Putzplodde(n) m. Putzlappen
Putztruufel m. viereckige Kelle zum Verputzen
Putzwulle f. Putzwolle, feines Schleifmittel, Stahlwolle (zum Entfernen von festem Schmutz)
Puudel m. (Puudels; Püüdelken) 1. Pudel (Hunderasse). Ne ollen Puudel lernt ginne nijen Künste mehr ("Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr", Bo). → afschüddeln, besicken.
2. Fehler, Dummheit. De häff ne Puudel maakt. Daor weerd Püüdelkes maakt. → Fuudel, Satz
puudelig ungepflegt, ungeordnet. Se häff de Haore so puudelig döörneene.
Puudelmüske, -müsse f. Pudelmütze (mod.). → Plüümelmüske
puudeln abwaschen (mit dem Schwamm). Ik sall di äs ääben puudeln! (werde dich zurechtweisen).
Puuder n. (Püüderken) Puder. • Puuder in de Haor un Lüüse in de Plodden (nach außen elegant aber im Wesen schlampig, → Strunt).
Puuderdööse, -doose f. Puderdose
puudern pudern
Puuder-ssucker m. Puderzucker
püük, pück in der Wendg. nich (ganz) püük (nicht in Ordnung; nicht frisch; unfest, unsicher; unzuverlässig). Denne is nich ganz püük. De häff't ook nich ganz püük. Se häff't nich püük (z.B. schwanger). → nutts, Stich, süüwer, wisse
puulen heraussuchen (z.B. Rosinen aus dem Kuchen); von der Schale trennen (z.B. Erbsen, dicke Bohnen); wühlen im Schmutz. Liggs daor weer te puulen.
Puup m. (Puupe; Püüpken) Furz. uut'n Püüpken (ne Dreet) 'n Dunderschlagg maaken (etw. aufbauschen, "aus einer Mücke einen Elefanten machen").
Puup-aniesken Anisschnaps (gut für die Verdauung). → Aniesdröppken
Puup-appel m. (St, Sü) Zwiebel (scherzh.)
Puupe f. Kot. He giff de Puupe (Er stirbt, grob, → kniepen, Köttel).
puupen furzen. • Puup (kack) äs, wenn kien Gatt (Lock) häs (von einer aussichtslosen Sache, z.B. kaufen, wenn man kein Geld hat, → wann). Vaader Jansen kann puupen un danzen, kann rooken as ne Häär, kann frääten as ne Bäär (Juxvers, Vr).
Puupert m. 1. Popo. → Gatt, Pöitert.
2. kleines dralles Kind
Puupgatt n. 1. Popo.
2. kleines dralles Kind, Mädchen
Puupkruud n. Schnittlauch. → Biss-, Jans-, Schmal-, Schnielook
Puupkruudgemöös n. Schnittlauchgemüse
Puupsack m. schwatzhaftes Kind; kleines dickliches Kind. → Puttsack
Puuptöns m. kleines, dralles Kind
puur lauter, rein. uut puure Verläägenhäid. → schier
Puure f. (Puuren) Sockel für die Pfosten. Vöör't Richten mochen de Puuren staon.
Püüs(e)ken n. kleine Liebkosung (z.B. über die Wange streicheln). Giff mi äs 'n Püüseken (sagt man zu kleinen Kindern). ääben 'n Püüseken! → Aardigkäit, Schmücksken
püüs(e)ken, püüßen, püüsekern schmusen, streicheln, liebkosen. Se is met de Katte an't Püüseken. an't Püüseken un an't Päiken (z.B. um ein Kind einzuschläfern, es auf den Knien wiegen). → püüseken, püüseken, pläck-pläck-pläck (leichtes Tätscheln z.B. zwischen Mutter u. Kind, Ra). → disseken-dasseken, pussepassen, schmuusen
Püüs(e)kerij, Püüßerij f. Streicheln, Liebkosung. Dat was kinne Püüskerij! (Da wurde jd. verprügelt).
püüsekern → püüseken
Püüsken, püüsken → Püüseken, püüseken
Puuße, Puuße-, puußen → Puuste, Puuste-, puusten
püüßen → püüseken; puusten
Püüßer, püüßig → Püüster, püüsterig
Puuste, Puuße f. Atem. He kümp ganz uut de Puuste (kurzatmig). He häff kinne Puuste mähr.
Puuste- auch: Puuße-
Puustebacken (Pl.) Pausbacken
Puustebloome f. "Pusteblume", Löwenzahn mit schirmartigen Fruchtständen, die man abpusten kann. → Kettenbloome
puustefien, puußefien sehr fein (angezogen), chic. Wat häs di weer puustefien anetrocken! → ainzig-, paoskefien
puusten, puußen, püüßen pusten, blasen; keuchen; wehen. Häff dien Mooder di dann kien Puußen lährt? (wenn die Suppe zu heiß ist, → Wind). Ik doo gau puußen (schnell pusten als Ablenkung des Kindes bei Verletzung). • He leet sik frisken Wind üm de Nösse puußen. → Brand, nippen.
Zs.: wegg-
Püüsten (Pl.) Blasebalg. Trää in de Püüsten! He moch de Köster helpen bi't Püüsten-trään.
Püüstenträäder, Püüsterträäder m. Blasebalgtreter an der Orgel, Calcant. → Windmääker
Püüster, Püüßer m. 1. Blasrohr zum Feueranfachen. → Föörpüüster, Blaosepiepe.
2. Flinte, Jagdgewehr. → Pinnekesgewehr.
3. Blasebalg der Orgel. → Blaosebalg.
Zs.: Asken-, Föör-, Knall-, Wind-
püüsterig, puusterig; püüßig (Ra) kurzatmig, außer Atem; asthmatisch; aufgeblasenes Gefühl im Magen habend (z.B. zu viel gegessen, daher unwohl). → äömig, dämpig
Püüsterigkäit f. Atemnot
Püüsterträäder → Püüstenträäder
Puute, Püüte f. (Puuten; Püüte(r)ken) kleines Kind, das nicht wächst; niedliches Kind). → Dorp (ON), Pütterken
puwianten (Ge) groß sprechen, prahlen. He ligg daor weer te puwianten! → polßanten