Wörterbuch der westmünsterländischen Mundart
14 Lemmas
afträä(de)n 1. abschreiten, schrittweise abmessen. en Passeel afträäden.
2. abtreten, weggehen; aus-, wegtreten. Wi gongen up de Dääle un häbbt us den Buuk afeträän (nach dem Essen die Beine vertreten). ääben afträän (austreten).
3. aufgeben, abtreten, abgeben. He mott den Hoff afträän. → afteeknen
anwiesen 1. zuweisen. en Passeel Schlaggholt anwiesen.
2. anzeigen. De Klocke wiss de Tied an. Wiest äs gau an, wo wied ih demet bünt (zu Schulkindern).
Bohne f. (Bohnen; Böhnken) Bohne. Ik häbb de ne Bohne mähr up daon (Antwort auf: Dat is gudden Koffie!). Häs daor ne Bohne inhangen? (dünner Kaffee, → döörscheeten). Daor kann he nich vull Bohnen met fangen (kann keine Ehre damit einlegen). • Dat bünt diene Bohnen nich, de bruuks du nich te döppen (meine Angelegenheiten, z.B. bei neugierigen Fragen). He was ratz van (totaal in) de Bohnen (ganz von Sinnen, → Passeel). → gröön, plücken.
Zs.: Brääk-, bruune, Buss-, Feld-, Fieze-, groote, kläine, Koffie- , Krüüpers-, Kuggel-, Peerde-, Potte-, Puff-, Saod-, Schlaot-, Schnibbel-, Schnie-, Speck-, Spitz-, Staake-, Stao-, Wibbel-, witte
Dübbelpasseel f. Doppelparzelle (zwei durch einen Wall getrennte Parzellen)
Fatsuun n. Form; Aussehen. Wi krigg daor kinn Fatsuun dran (keinen Grund, keine Form). Dat häff kinn Fatsuun (ist ohne Format, z.B. klobig). dat Fatsuun bewahrn (an Sitten u. Bräuchen festhalten). Dat Peerd is heel uut't Fatsuun (nicht zu bändigen, → Passeel). → achten, Fassong.
Zs.: Miss-, Un-
Feldpasseel n. Parzelle im unkultivierten Land (meist entlegene Weidefläche)
Feldstück n. Abschnitt in der Feldmark. → Feldpasseel
Pantseel → Passeel
Parßeel → Passeel
Passeel, Pesseel; Pantseel (Hei). Parßeel (Bo) n. (Passeels; Passeelken) 1. Parzelle. een Passeel Schlaggholt.
2. in der Wendg. He is uut't (van't) Passeel (aus der Richtung, Fassung, hat den Verstand verloren). → Bohne, Fatsuun, ratz, Streckel, Wiese.
Zs.: Feld-
Pesseel → Passeel
ratz ganz u. gar, gänzlich, vollständig. Et is ratz an de Sied (Es ist ganz weg). He is ratz van't Passeel (ratz van de Wiese) (Er verliert die Richtung, Vernunft; ganz aus der Fassung). → knatts, totaal
Streckel m. Strich, Linie. ne Streckel maaken (einen Strich, ein Zeichen machen). ne Streckel dedöör maaken (etw. verhindern, vereiteln, → Rääknung). • Se bünt nich up eenen Streckel (sind nicht einig). Ik häbb em up'n Streckel (Ich habe ihn im Auge, beobachte, beargwöhne ihn, → Kiekert). He is ganz van'n Streckel (ganz außer sich, → Passeel). → Strich
Wiese f. (Wiesen) 1. Weise, Art. → Aard, Moode, Wessen.
2. Weise, Melodie. He kann mooi Wiese hollen (ist sicher im Singen).
3. in der Wendg. He is ganz van de Wiese (durcheinander, verwirrt, aus der Fassung, ohne Vernunft). → Passeel.
Zs.: Lääwenswies(