Struktur und Geschichte des Niederländischen Eine Einführung in die niederländische Sprachwissenschaft

Nord-Süd-Unterschiede

Das in Belgien gebräuchliche Niederländisch unterscheidet bzw. unterschied sich von der in den Niederlanden gängigen Variante. Dieser Text behandelt Unterschiede in Rechtschreibung, Wortschatz, Grammatik und Ausprache.

Rechtschreibung

Die offizielle Rechtschreibung ist in den Niederlanden und den niederländischsprachigen Teilen Belgiens dieselbe. Das war nicht immer so. In der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Flandern leidenschaftliche Diskussionen zwischen „integrationisten“ und „particularisten“. Während sich die „integrationisten“ für die Einführung der nordniederländischen Rechtschreibung einsetzten, plädierten die „particularisten“ für eine eigene oder selbst gar keine Norm. Die „particularisten“ lehnten die nordniederländische Norm aus nationalen und religiösen Gründen ab. Schließlich hatte sich das katholische Belgien erst 1830 vom protestantischen Norden abgespalten. Hinzu kamen Zweifel, ob die Volkssprache auch zu „höheren“ Zwecken dienen könne. Die „integrationisten“ setzten sich letztendlich gegen die flämischen Eigenbrötler durch. Seit 1850 arbeiteten Belgier und Niederländer gemeinsam am „Woordenboek der Nederlandsche Taal“. Regelmäßig fanden Sprachkongresse mit Teilnehmern aus beiden Ländern statt. Ein Ergebnis dieser Kongresse war die Rechtschreibung De Vries und Te Winkel, die 1864 in Belgien und 1883 in den Niederlanden eingeführt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg schlossen Belgien und die Niederlande ein Kulturabkommen, das u.a. die Arbeit an einer gemeinsamen Rechtschreibung beinhaltete.

WebsiteTaalunie

1980 wurde der „Taalunieverdrag“ geschlossen und eine Organisation mit dem Namen „Taalunie“ ins Leben gerufen. Die „Taalunie“ hat die Aufgabe die Niederlande und die niederländischsprachige Gemeinschaft in Belgien in Sprache und Schrift zusammenzuführen. In der Rechtschreibung gibt es also heute keine Nord-Süd-Unterschiede mehr.

Wortschatz

Der Wortschatz der beiden Länder unterscheidet sich hingegen durchaus. Selbstverständlich gibt es Unterschiede auf administrativem Gebiet. In Flandern heißt das Oberhaupt einer Provinz „gouverneur“ und in den Niederlanden „commissaris van de koningin“, ähnliche Unterschiede gibt es auch im Deutschen, beispielsweise „Landeshauptmann“ in Österreich und „Ministerpräsident“ in Deutschland. Auch Berufsbezeichnungen unterscheiden sich teilweise, z.B. Metzger: beenhouwer (B) und slager (NL) oder Feuerwehrmann: pompier (B) und brandweerman (NL). Unterschiede gibt es vor allem in der Häufigkeit oder Wortfrequenz, d.h. Worte werden im einen Gebiet häufiger benutzt als im anderen. Beispiele sind Heizung: chauffage (B) und verwarming (NL); nett, erfreulich: plezant (B) und leuk (NL) oder Regenschirm: regenscherm (B) und paraplu (NL). Seit der dreizehnten Ausgabe des maßgebenden Wörterbuches „Groot Woordenboek van het Nederlands“, werden hauptsächlich in Belgien vorkommende Worte in zwei Kategorien unterteilt: „algemeen Belgisch Nederlands“ und „Belgisch Nederlands“. In die Kategorie „algemeen Belgisch Nederlands“ fallen Worte, die zwar vor allem in Belgien vorkommen, aber als Teil der Standardsprache betrachtet werden, z.B. fruitsap (Fruchtsaft) und praline (mit Schokolade überzogene Süßigkeit). Hingegen sind Worte der Kategorie „Belgisch Nederlands“ zwar in Belgien gebräuchlich, werden aber nicht als Teil der Standardsprache akzeptiert, z.B. appelspijs (Apfelmus).

Grammatik

Der auffallendste grammatikalische Unterschied zwischen Nord und Süd ist wahrscheinlich der Gebrauch der Anredeformen jij und u. In den Niederlanden entspricht der Gebrauch ungefähr dem Deutschen Du (jij) und Sie (u). In Belgien hat sich diese Unterscheidung noch nicht überall durchgesetzt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein und dieselbe Person während eines Gespräches in beiden Formen angeredet wird. Auch unter Freunden ist die Anrede u normal, drückt aber wie erwähnt kein Verhältnis der Gesprächspartner aus. Der Grund für den wechselnden Gebrauch der beiden Formen liegt wahrscheinlich in der Neuheit des jij/u-Systems in Belgien. Bis in die Siebziger Jahre verwendete kaum jemand im Süden die beiden Formen und benutzte man die Einheitsanrede gij. Der Übergang von der Einheitsanrede in ein zweiteiliges System das ein Verhältnis zwischen den Gesprächspartnern ausdrückt, scheint vielen Sprechern Schwierigkeiten zu bereiten. In der Umgangssprache wird auch heute noch häufig gij benutzt. Für Niederländer klingt gij sehr altmodisch. Im Norden wird diese Anrede nur noch im religiösen Kontext benutzt und klingt sehr biblisch, z.B.: „Gij zult een bokje niet koken in de melk van zijn moeder“ (Du sollst das Böcklein nicht kochen in seiner Mutter Milch) 2. Mose 34, 26.
Ein weiterer Unterschied ist das Verschwinden weiblicher Pronomen im Norden. Für viele Nomen mit ursprünglich weiblichem Geschlecht werden im Norden ausschließlich männliche Pronomen (hij, hem) verwendet, z.B. für de deur (Tür), de tafel (Tisch), de straat (Straße). Dies erscheint konsequent, da ja bei den Substantiven bereits weibliches und männliches Genus zusammengefallen sind. Im Süden werden hingegen noch weitgehend die „richtigen“ Pronomen verwendet. Hierbei könnte eine Rolle spielen, dass viele Flamen neben der Standardsprache noch einen Dialekt sprechen. In vielen Dialekten wird auch bei den Substantiven noch zwischen männlich und weiblich unterschieden.

Aussprache

Belgisches Niederländisch:

Nordniederländisch:

Nordniederländisch 1945:

Die Aussprache ist sicherlich der auffallendste Unterschied zwischen den in Belgien und den Niederlanden gesprochenen Varianten. Während man sich in Flandern in Rechtschreibung, Wortschatz und Grammatik weitgehend an den Norden angepasst hat, scheint dies bei der Aussprache nicht der Fall zu sein. So gibt es für viele Werbefilme eine niederländische und eine flämische Version. Flämische Fernsehserien werden in den Niederlanden teilweise untertitelt.
Der bekannteste Ausspracheunterschied ist das g. Während man das g in den Niederlanden eher hart und kratzend ausspricht, neigt man in Flandern dazu es zu hauchen. Die unterschiedliche Aussprache hat allerdings weniger mit einer belgischen Eigenart zu tun, sondern ist vor allem die Folge von Veränderungen der Aussprache in den Niederlanden. Der Vergleich der Hörbeispiele kann dies verdeutlichen. Bis in die Dreißiger Jahre gab es keine Niederländische Standardsprache in Belgien, die Kultursprache des Landes war Französisch. Erst 1932 wurde Niederländisch die einzige offizielle Sprache in Flandern. Zwei Jahre später erschien eine Ausprachelehre, die „Praktische Uitspraakleer van de Nederlandse Taal“ des Genter Hochschullehrers Edgard Blancquaert. Diese Aussprachelehre orientierte sich an der nördlichen Norm und bekam fast offiziellen Status. Vor allem im staatlichen Rundfunk wurde penibel auf die Einhaltung der Ausspracheregeln geachtet. Bis zum heutigen Tag sieht sich der staatliche flämische Rundfunk VRT als Garant für die Norm der belgischen Variante der niederländischen Standardsprache. Die Aussprache der Standardsprache ist in Flandern bis zum heutigen Tag recht streng normiert und hat sich deshalb seit den Dreißiger Jahren viel weniger verändert als in den Niederlanden.
Ein anderer Faktor ist der unterschiedliche Gebrauch der Standardsprache in Flandern und den Niederlanden. Während in den Niederlanden fast zu allen Gelegenheiten Standardsprache gesprochen wird, gibt es in Flandern eine Trennung in informellen und formellen Sprachgebrauch. Der Sprachwissenschaftler Dirk Geeraerts verglich die Standardsprache in Flandern deshalb mit einem „Sonntagsanzug“.

Kampagneplakat des VRT

Kampagneplakat des VRT

Im tagtäglichen Umgang sprechen viele Flamen noch immer Dialekt. Ein jüngeres Phänomen ist der Gebrauch der sogenannten Zwischensprache. Mit diesem Begriff wird ein vor allem von jüngeren Flamen gesprochener Substandard bezeichnet, der viele Brabanter Dialektmerkmale aufweist und vor allem im Privatfernsehen auf dem Vormarsch ist. Diese Erscheinung wird immerhin so ernst genommen, dass der staatliche Rundfunk VRT eigens eine Kampagne zur Bekämpfung der Zwischensprache lanciert hat.

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In den Niederlanden ist dem Begriff Polder-Niederländisch viel Aufmerksamkeit zuteil geworden. Der Sprachwissenschaftler Jan Stroop fasste unter diesem Begriff einige Veränderungen in der Aussprache der Standardsprache in den Niederlanden zusammen. Vor allem die Aussprache der Diphthonge ei [ei], ui [œy] und ou/au [αu] hat sich verändert. Sprecher des Polder-Niederländisch sprechen sie mit weiter geöffnetem Mund, so dass sie nun [ai], [αy] und [au] klingen.
Anders als bei der Zwischensprache ist das Polder-Niederländisch jedoch kein Substandard, sondern eine Variante der Standardsprache.

Noord

gelesen von einer Niederländerin

Australië beschermt Great Barrier Reef

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Op dit moment geniet 4,6 procent van het 345.000 vierkante kilometer tellende natuurgebied speciale bescherming tegen vervuiling door schepen en overbevissing. De belangrijkste toeristische attractie van Australië bestaat uit ongeveer 2900 koraalriffen en negenhonderd eilanden en telt 1500 soorten vis. Het Great Barrier Reef strekt zich 2000 kilometer lang uit voor de oostkust. Wetenschappers spreken over het grootste levende organisme ter wereld. De Verenigde Naties bestempelden het gebied tot werelderfgoed.

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Leeuwarder Courant (3-12-03)

Zuid

gelesen von einer Belgierin

Australië beschermt Great Barrier Reef

SYDNEY - De Australische regering heeft vandaag een plan ontvouwd om van het Great Barrier Reef het best beschermde koraalgebied ter wereld te maken. Een derde van de uitgestrekte koraalriffen is voortaan verboden gebied voor de commerciële visserij. Ook het varen door het gevoelige ecosysteem wordt beperkt.

Momenteel is maar 4,6 procent van het 345.000 vierkante kilometer tellende natuurgebied beschermd tegen vervuiling door schepen en overbevissing. Het Great Barrier Reef is de belangrijkste toeristische attractie van Australië en bestaat uit ongeveer 2.900 koraalriffen en negenhonderd eilanden en telt 1.500 soorten vis. Het Great Barrier Reef strekt zich 2.000 kilometer lang uit voor de oostkust. Wetenschappers spreken over het grootste levende organisme ter wereld. De Verenigde Naties bestempelden het gebied tot werelderfgoed.

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De Standaard (3-12-03)

In niederländischer Sprache gibt Willemyns (2003) eine gute Übersicht über die Unterschiede, außerdem de Vries e.a. (1994). Einer der ersten die sich zur Zwischensprache in Flandern äußerten war van Istendael (1993), zum Polder-Niederländisch Jan Stroop (1998). Online sind verfügbar: zur Grammatik die E-ANS, (Algemene Nederlands Spraakkunst). Die Website des staatlichen flämischen Rundfunks VRT, die über die Sprachenpolitik des Senders und die Kampagne gegen Zwischensprache informiert. Außerdem die Website Poldernederlands Poldernederlands, die teilweise auch auf englisch abrufbar ist.