Struktur und Geschichte des Niederländischen Eine Einführung in die niederländische Sprachwissenschaft

Themenübersicht

Einleitung

Die Niederlande und Flandern
Flagge: Bdijkstra (1.0)

Niederländisch, Holländisch, Flämisch: da kann man schon mal durcheinander geraten. Und woher kommt eigentlich das englische Wort 'Dutch'? Eine kurze Erklärung der verschiedenen Bezeichnungen für die niederländische Sprache gibt Aufschluss.
Wer Sprachgeschichte sagt, sagt auch Sprachwandel. Im Kapitel Sprachwandel erfahren Sie mehr darüber. Auf diesen Seiten werden sowohl die interne als auch die externe Sprachgeschichte behandelt.

Vorgeschichte: von Indoeuropäisch zu Niederländisch

Die germanischen Sprachen
Karte: Hunef (1.0)

Der Anfang der niederländischen Sprache wird von Sprachforschern um das Jahr 700 n.Chr. angesiedelt. Aber was war vor dieser Zeit? Der historische Hintergrund sowie die Entwicklung der germanischen Sprachfamilie, zu der das Niederländische gehört, sind hierbei wichtig.


Gotisch

Seite aus dem Codex Argenteus
Abbildung: Marczali Henrik (1.0)

Als älteste schriftlich überlieferte germanische Sprache ist Gotisch eine wichtige Quelle für die Rekonstruktion der früheren gemeingermanischen Sprachphase, aus der auch das Niederländische hervorgegangen ist. Die Forschungsgrundlage für die wichtigsten Merkmale des Gotischen bildet die Bibelübersetzung von Bischof Wulfila (um 350 n.Chr.). Der Text Atta unsar ("Vaterunser") vermittelt einen Eindruck der inzwischen ausgestorbenen ostgermanischen Sprache.

Altniederländisch (vor 1150)

Utrechtsches Taufversprechen
Abbildung: Unbekannt (1.0)

Für die Erforschung der ältesten Sprachphase des Niederländischen stehen nur sehr wenige überlieferte Texte zur Verfügung. Dennoch können wir auf ihrer Grundlage die wichtigsten Sprachmerkmale, die das Altniederländische von der folgenden mittelniederländischen Phase unterscheiden, bestimmen. Die Entwicklungen auf sprachlichem Gebiet müssen natürlich vor dem historischen Hintergrund der Niederlande im Mittelalter betrachtet werden.

Middelniederländisch (ca. 1150 - 1500)

Malerei aus dem Mittelalter:
Rogier van der Weyden
Abbildung: Unbekannt (1.0)

Aus dem Mittelalter sind uns zahlreiche Texte überliefert, die uns einen Eindruck von der Vielfalt des Mittelniederländischen, der Rechtschreibung und der vermutlichen Aussprache der Wörter und der Entwicklung der Verneinung geben. Das Material gibt außerdem Einblicke in das Kasussystem und andere grammatische Aspekte wie beispielsweise die Eigenschaften des Verbs oder der Wortstellung. In dieser Zeit, in der übrigens ein großer Einfluss des Lateinischen und Französischen auf das Niederländische wahrzunehmen ist, entstehen auch die ersten Wörterbücher.

Das 16. und 17. Jahrhundert

Simon Stevin
Abbildung: Unbekannt (1.0)

Im 16. Jahrhundert siedeln wir den Übergang vom Mittelniederländischen zum Neuniederländischen an. Die historischen Entwicklungen im 16. und 17. Jahrhundert sind dabei von großer Bedeutung. Von Holland aus breitet sich die Diphthongierung aus, während die Schriftsprache weiterhin unter lateinischem Einfluss bleibt (siehe Lateinische Konstruktionen). Die vor allem durch die "rederijkers" unterstützte Verherrlichung des Niederländischen und die damit eng zusammenhängenden Versuche eines Sprachpurismus dienen als Impulse für die Entwicklung der niederländischen Standardsprache. Großen Einfluss auf die Standardisierung haben die Bibelübersetzung aus dem Jahr 1637, die erste niederländische Grammatik, die Twe-spraack, und Wörterbücher.

Vom 18. zum 20. Jahrhundert

Het Groene Boekje (Das grüne Büchlein)
Abbildung: Unbekannt
(CC BY-SA 3.0)

Im 18. Jahrhundert entsteht ein wahrer Kult um die geschriebene niederländische Standardsprache. Die "Sprachbaumeister" bemühen sich um eine Schriftsprache, aber der Widerstand gegen deren künstlichen Charakter nimmt zu und führt im 19. Jahrhundert zu einer Vereinfachung der Sprache. Aus der wachsenden Aufmerksamkeit für die gesprochene Sprache entwickelt sich das Algemeen Beschaafd Nederlands (ABN, "Standardniederländisch"). Unterschiedliche Grammatiken und Wörterbücher beschreiben das Neuniederländische, welches sich durch verschiedene Sprachwandelprozesse von der vorhergehenden Periode unterscheidet. Die Lexikographie wird im 20. Jahrhundert weiterentwickelt. Die niederländische Rechtschreibung ist nach diversen Reformen weiterhin ein heikles Thema.

Niederländisch in Belgien

Die Sprachgrenze in Belgien
Abbildung: Vascer, Knorck
(CC BY-SA 3.0)

Das Niederländische in Belgien weist eine eigene Entwicklung auf. An dieser Stelle wird auf den historischen Hintergrund eingegangen, und es wird der Sprachenstreit, der für das Niederländische in einem lange Zeit durch die französiche Sprache dominierten Gebiet geführt wurde, näher erläutert. Spezielle Aufmerksamkeit verdient die Standardisierung des Niederländischen in Belgien.

 

Niederländisch im 21. Jahrhundert

Wird das Niederländische durch das Englische verdrängt? Verschwinden die Dialekte? Entwickeln sich das Niederländische in den Niederlanden und das Niederländische in Belgien auseinander? Ist das 'ABN' dem Tode geweiht? Diese Fragen kommen auf, wenn wir über die Zukunft des Niederländischen nachdenken.

Verwandte Sprachen

Für diejenigen, die die Geschichte der niederländischen Sprache studieren, sind auch eng verwandte Sprachen wie etwa Friesisch und Afrikaans sehr interessant. Friesisch ist kein niederländischer Dialekt, sondern eine selbstständige westgermanische Sprache, die sich parallel zum Niederländischen entwickelt hat. Afrikaans ist aus dem Niederländischen des 17. Jahrhunderts entstanden und erst im Laufe der vergangenen drei Jahrhunderte eine selbstständige Sprache geworden.

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